UN-Auschuss gegen Folter kritisiert Österreich wegen Intersex-Genitalverstümmelungen - Offizielle Rüge in Kürze

>>> UPDATE: UN-Ausschuss gegen Folter rügt Österreich, DK, HK, CN wegen IGM!

Bild: 1. Friedliche Intersex-Mahnwache vs. "25th ESPU 2014", Congress Innsbruck 07.05.2014

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 08.12.2015:

Am Anfang stand ein thematischer NGO-Bericht vom Verein Intersexueller Menschen in Österreich VIMÖ und der internationalen Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, der die Menschenrechtsverletzungen der gegenwärtigen medizinischen Praxis an Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung in Österreich anhand konkreter Beispiele und Fallgeschichten nachwies.  >>> Download

Der UN-Ausschuss gegen Folter befragte darauf während seiner 56. Session in Genf Österreich wiederholt und kundig zu Intersex-Genitalverstümmelungen einschließlich "vermännlichende" und "verweiblichende Genitalkorrekturen" sowie sterilisierende Eingriffe, und hob das durch diese "schädlichen Praktiken" verursachte Leid hervor. Die Antworten der Österreichischen Staatendelegation waren wenig überzeugend und widersprüchlich.  >>> Transkript

Intersex-Genitalverstümmelungen in Österreich:
"Problematik auf Ministeriumsebene nicht bekannt"

Das Ministerium für Gesundheit stritt in Genf sowohl die wohlbelegten und andauernden IGM-Praktiken hauptsächlich in Österreichischen Universitäts-Kinderkliniken rundheraus ab, wie auch jegliche Verantwortung des Staates für die Missachtung seiner Schutzpflicht gegenüber den betroffenen Kindern – ausgerechnet unter Berufung auf eine "Transgender-Leitlinie", die allerdings mit Intersex nachweislich nichts zu tun hat. Andererseits behauptete das Ministerium wahlweise, Eingriffe an Intersex-Säuglingen würden entweder "nach einer Bestimmung im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch" sowieso nicht durchgeführt, und ansonsten seien die "Patienten in einer aufgeklärten Welt schlussendlich auch durch Doktor Google beeinflusst" und deshalb "mehr in der Lage [...], Ärzten die Stirn zu bieten" (vgl. Transkript).

IGM-Praktiken seit 2011 als "unmenschliche Behandlung" eingestuft

Der UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) hatte Intersex-Genitalverstümmelungen wiederholt kritisiert als "unmenschliche Behandlung", die unter das Folter- und Misshandlungsverbot fällt, und Länder entsprechend gerügt (so z.B. Deutschland und die Schweiz). Dabei forderte der Ausschuss jedes Mal konkrete gesetzgeberische Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen, unabhängige Untersuchung aller Fälle sowie angemessene Wiedergutmachung für Opfer.

Auch der UN-Sonderberichterstatter über Folter hatte 2013 deutlich zum Thema Stellung bezogen. Ebenso 2014 die Weltgesundheitsorganisation WHO, UNICEF und zahlreiche weitere Menschenrechtsorgane. 2015 stufte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) IGM als "schädliche Praxis", und damit als vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung ein.

In Österreich kritisieren juristische Sachverständige (z.B. Dr. Eva Matt) die gegenwärtige Praxis ebenfalls seit langem als unhaltbar, und die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs veröffentlichten 2015 ein klares Positionspapier, das ebenfalls ein gesetzliches Verbot fordert.

Deutliche Rüge für Österreich erwartet

In der Vergangenheit hat sich mehrfach gezeigt, dass blindwütiges Abstreiten von IGM-Praktiken für betroffene Staaten in der Regel eher zu verstärkten Rügen durch UN-Ausschüsse führt. Zwischengeschlecht.org erwartet daher deutliche Worte zu Intersex und Intersex-Genitalverstümmelungen in den verbindlichen "abschließenden Bemerkungen" des Ausschusses gegen Folter an Österreich, welche voraussichtlich ab Donnerstag, den 9. Dezember auf der CAT-Homepage zur 56. Session veröffentlich werden.

>>> UPDATE: UN-Ausschuss gegen Folter rügt Österreich, DK, HK, CN wegen IGM!

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüsse

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder NGO Zwischengeschlecht.org / StopIGM.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info

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>>> Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs fordern IGM-Verbot 

IGM in Österreich (1): Wien, Linz, Innsbruck
IGM in Österreich (2): Innsbruck
Österreich, Ursprungsland der NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution"
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Radiodoktor: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"
Österreich: "Jedes Verbrechen hinterlässt Spuren" 
Genitalverstümmler Prof. Radmayr (Innsbruck) und Prof. Riccabona (Linz)
"Der medizinische Umgang mit Intersexualität" - Suspect 17 / 2009
"Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt, 8.11.2006

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
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Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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