Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Vor zwei Monaten wurde ich von einer der VeranstalterInnen des 11. Schwullesbischen Filmfestivals PINK APPLE in Zürich zu einer Diskussionsrunde zu Melanie Jilgs Film "Die Katze wäre eher ein Vogel" eingeladen (So 04.05. 18:30h Kino Movie). Im Film werden mehrere Zwischengeschlechtliche portraitiert, die ich persönlich kenne, der Film ist seit langem hier in der Blogroll verlinkt.

Neben der Regisseurin und einer Person aus dem Film würde man sich auch über "jemanden aus der Intersexcomunity der Schweiz" freuen, so die VeranstalterInnen. Kontext der Diskussion ("maximal 1/2 Std.") sei das "Thema der Intersexualität und deren Problematik in unserer engen rechtlichen Struktur" ...

In meiner Antwort-Mail kritisierte ich eine Praxis, die mir schon 2006 unangenehm aufgefallen war, als "Tintenfischalarm" mit Alex Jürgen in Zürich lief: Im Programm werden seit 2004 Filme jeweils mit "Geschlechtssymbolen" markiert. Dabei wird einmal mehr frech unser Zwittersymbol von LGBTs instrumentalisiert, wobei der Missbrauch zahlenmässig jedes Jahr zunimmt. Schaut mensch sich etwas im Programm um, kommt das Zwittersymbol in folgenden Konstellationen vor:
 

'Schwule Zwitterfilme' gay   

Beyond Vanilla gay zeigt und erklärt die harten Seiten der Sexualität. Interviews und handfeste «How-to-do»-Instruktionen führen den Zuschauer in die weite, fantasievolle Welt von Fetisch und S/M.

A Different War (Milhama a'heret) gay Die Rolle von König David wird beim Schultheater mit Noni besetzt – doch dieser würde viel lieber die Prinzessin spielen.

Paper Dolls – Bubot Niyar gay fünf transsexuelle Philippinos, welche in der Betreuung von betagten jüdischen Senioren Einsatz finden.


'Lesbische Zwitterfilme' lesb

Boy I Am lesb Frau-zu-Mann-Umwandlungen erleben in den USA zurzeit einen richtiggehenden Boom.

Working on it lesb ein Film über Geschlecht und Identität [nicht schon wieder ...] queere Strategien im weiten Feld sexueller Politiken

Queer Sisters in the Brotherhood lesb Eine kleine Hommage an die Handwerkerlesben

'Schwullesbische Zwitterfilme' gay lesb       

Gay ... et après? gay lesb Willkommen im Zeitalter der Post-Gay-Bewegung!

Be like others gay lesb Patientinnen und Patienten einer Umwandlungsklinik in Teheran

Out im Kino gay lesb Mit ihrem lesbisch-schwulen Filmlexikon «Out im Kino» haben Manuela Kay und Axel Schock ein für Europa einmaliges Nachschlagewerk geschaffen.


'Zwittrige Zwitterfilme' bzw. 'Nur Zwitterfilme'

Football under Cover Freundschaftsspiel zwischen der iranischen Frauen-Nationalmannschaft und dem Berliner Frauenbezirksteam Al-Dersimspor

F Scott Fitzgerald Slept Here Paul ist ein Transmann, der die Grenzen seines neuen Geschlechts auslotet wie andere den Tacho ihres neuen Autos.

Offerte Speciali Eine transsexuelle Kundin findet im Früchteregal etwas, das ihre kühnsten Vorstellungen übertrifft.
 

Auf meine Kritik an diesem Missbrauch wurde gerade mal mit einem ausweichenden Satz am Schluss der Mail reagiert:

Die Diskussion welche Zeichen welche Gender bezeichnen, wäre ja dann vielleicht eine die an diesem Filmabend geführt werden könnte....

Zugleich wurde versichert:

Dabei ist es uns sehr wohl bewusst dass, Transsexualität und Intersexualität nicht die gleiche Sache ist, wir haben in unserer Programmation auch immer sehr darauf geachtet diese 2 Themen nicht zu vermischen.

Na, klar, keine Vermischung – siehe die Beispiele oben ... – und noch dazu als Vorfilm zu Die Katze wäre eher ein Vogel ein weiterer 'Lesbischer Zwitterfilm' lesb , der einmal mehr mit Zwittern nix zu tun hat? Vielen Dank auch!

Und meine Bitte, "dieses Zeichen in Zukunft nur noch für Filme über Zwitter/Hermaphroditen/'Intersexuelle' zu verwenden", wurde natürlich ignoriert, wie das mittlerweile online gegangene Programm 2008 beweist.


Liebe Leute von Pink Apple!

Ihr habt dieses Jahr am 4. Mai in Zürich mit den Beiträgen

Die Katze wäre eher ein Vogel Vier intersexuelle Menschen erzählen von ihren Erfahrungen.

XXY [Sorry, "Thema Zweigeschlechtlichkeit"??? Und der "befreundete Chirurg" war einfach so "zu Besuch"??? Wart ihr im richtigen Film?]

gleich zwei 'Zwitterfilme' im Programm, die von vielen Zwischengeschlechtlichen geschätzt und begrüsst werden. Dies ist für uns ein Grund zu grosser Freude und dafür möchte ich mich herzlich bei euch bedanken!

Wenig Grund zur Freude ist hingegen die missverständliche Verwendung des Zwittersymbols in euren Programmen als Kennzeichnung für eine  Reihe von weiteren Filmen, die klar keine 'Zwitterfilme' sind (siehe oben).

Möglicherweise liegt dem eine Verwechslung der Begriffe "Intersexualität" und "Transgender" bzw. der dazugehörigen Symbole zu Grunde?
http://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender

Leider stiessen meine bisherigen Hinweise auf diese Problematik per Mail auf wenig Echo. Deshalb möchte ich euch auf diesem Wege freundlich bitten, die Verwendung der "Gendersymbole" in euren Programmen zu überprüfen.

Das Zwittersymbol® (biologisches Symbol für Zwitter) gehört den Zwischengeschlechtlichen / Zwittern / Hermaphroditen / "Intersexuellen"!

Wenn ihr es für "Transgender" annektiert mit der Begründung, "unter diesem Begriff das Thema Gender und Geschlecht in seinen diversen Erscheinungen thematisieren und sehr offen behandeln" zu wollen, reiht ihr euch ein in die lange Tradition der Zwitter-Instrumentalisierung und trägt aktiv zur Unsichtbarmachung von Zwittern bei, die das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst.

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden.

In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Das Zwittersymbol wird missbraucht, zu einem beliebig anwendbaren Abzeichen degradiert – je nach momentaner Genderattitüde oder Geschlechtslaune. Oder kann mir jemand sagen, was (zwangsoperierte) Zwitter mit Fussball spielenden Frauen oder sehnsüchtig wartenden Männern in "Umwandlungskliniken" gemeinsam haben?

Wir appellieren an eure Solidarität!

Nella


--> Dokumentation meiner Korrespondenz mit "Pink Apple"


Fortsetzung:


>> 2. Offener Brief an "Pink Apple"
>> Zwittersymbol-Klau: "Pink Apple" verweigert Dialog und lädt Betroffene von "Diskussion" aus ...  
>> "Pink Apple" - unser Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008 
>> Zwittersymbol: Pink Apple lenkt ein


Siehe auch:

- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002 (>> "Kolonialisierungskaskaden") 
- Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell
- Helma Katrin Alter – transsexuell oder intersexuell?
- Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...
- Wikipedia vs. Zwitter
- Laura Armani – intersexuell oder transsexuell?
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"
- Hurra, es ist da – das neue Transschända
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"



XXY auf zwischengeschlecht.info:
      

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst

Comments

1. On Sunday, April 27 2008, 21:54 by nella

In einem Mail vom 18.4. (siehe unten) wirft mir Pink Apple vor, ich hätte Zitate aus unserem Mailverkehr "extrapoliert[...]" und "aus dem Zusammenhang" genommen. Damit jede_r sich selber überzeugen kann, dass dies nicht zutrifft, dokumentiere ich im Folgenden (in anonymisierter Form) den Mailverkehr zwischen Pink Apple und mir:

Am 12.02.2008 fragte mich Pink Apple an, ob ich an einer Diskussionsrunde anlässlich des Films "Die Katze wäre eher ein Vogel" teilnehmen möchte:

Von: [...]_at_bluewin.ch
Betreff: Email an das Infointersex Team
Datum: 12. Februar 2008 15:11
An: kontakt_at_infointersex.ch

guten tag frau truffer schon zum elften mal findet in zürich das schwullesbische filmfestival pinkapple statt. 2006 haben wir den film tintenfischalarm gezeigt, ein toller film, über ein wichtiges thema. auch dieses jahr werden wir filme zum thema intersexualität zeigen, darunter auch der film: "die katze wäre eher ein vogel" ein film von melanie jilg ( 5 (kamera-)einstellungen zum thema intersex. im rahmen dieser filmvorführung werden wir auch eine kleine diskussionsrunde veranstalten, es wird zum einen eine_r betroffene_r aus dem film anwesend sein, sowie die filmemacherin, wir freuen uns, wenn auch sie an der diskussionsrunde teilnehmen würden. die veranstaltung findet entweder sa- 3. oder so.nachmittag 4. mai statt. ich freue mich von ihnen zu lesen freundliche grüsse [...]


Am 27.02.2008 antwortete ich auf die Anfrage und machte auf die missbräuchliche Verwendung des Zwittersymbols im Programm von Pink Apple aufmerksam:

Von: kontakt_at_infointersex.ch
Betreff: Re: Email an das Infointersex Team
Datum: 27. Februar 2008 20:35:51 GMT+01:00
An: [...]_at_bluewin.ch

hallo [...]

vielen dank für deine mail. tut mir leid, dass ich nicht früher geantwortet habe. ich könnte mir grundsätzlich vorstellen, an einer solchen diskussionsrunde teilzunehmen. es käme jedoch auf den kontext und den rahmen an, in welchem das thema 'intersexualität' behandelt werden soll.

hier noch ein anliegen in eigener sache: ich habe beim durchstöbern des archivs festgestellt, dass ihr die filme jeweils mit geschlechtssymbolen markiert. was ich gelinde gesagt nicht in ordnung finde ist die tatsache, dass ihr mit dem zeichen für zwitter ( siehe auch wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualit%C3%A4t )

einerseits zurecht den film "tintenfischalarm" ( http://www.pinkapple.ch/2006/movies/tintenfischalarm/ ) über den 'intersexuellen' alex jürgen markiert, mit dem zwitterzeichen dann aber auch filme kennzeichnet, in denen es um transsexuelle geht, zum beispiel:

http://www.pinkapple.ch/2007/php/detail.php?id=34&ort=zuerich

ihr markiert sogar filme, in denen sich ein schwuler aus irgendwelchen gründen als frau verkleidet, neben dem homo-zeichen für schwule zusätzlich mit dem zwitter-symbol, wie folgendes beispiel zeigt:

http://www.pinkapple.ch/2007/php/detail.php?id=15&ort=zuerich

damit wird einmal mehr zu einer unsichtbarmachung von zwittern beigetragen, unser symbol wird auch für transsexuelle und transvestiten verwendet. wir werden immer wieder mit trans... in einen topf geworfen, obwohl das zwei ganz verschiedene paar schuhe sind. welche probleme wir durch diese ewige vermischung zu den schon bestehenden kriegen, zeigt das beispiel von christiane völling, die ja übrigens von melanie jilg zum pink apple-festival eingeladen wurde:

https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2008/01/28/Warum-Christiane-Volling-zur-Transsexuellen-gemacht-werden-soll

auf meinem blog http://zwischengeschlecht.info berichte ich auch in anderen posts ausführlich darüber.

ich bitte euch sehr, dieses zeichen in zukunft nur noch für filme über zwitter/hermaphroditen/'intersexuelle' zu verwenden.

vielen dank und herzliche grüsse

nella
http://zwischengeschlecht.info


Am 03.03.2008 antwortete Pink Apple mit folgender Mail auf meine Kritik:


Von: [...]_at_bluewin.ch
Betreff: AW: Re: Email an das Infointersex Team
Datum: 3. März 2008 12:24:49 GMT+01:00
An: kontakt_at_infointersex.ch

Hallo Nella
Danke für deine Antwort. Also der Kontext der Diskussion ist das Thema der Intersexualität und deren Problematik in unserer engen rechtlichen Struktur. Anhand des Filmes "die katze wäre eher ein vogel" wollen wir einmal mehr auf die Schwierigkeiten von Intersexuellen Menschen aufmerksam machen. Wie du bereits weisst werden wir die Filmemacherin Melanie Jilg und eine Protagonistin aus Ihrem Film an unser Festival einladen Ich dachte mir, dass es gut wäre auch jemanden aus der Intersexcomunity der Schweiz dabei zu haben um die Probleme hier aufzuzeigen, weshalb wir uns sehr freuen würden wenn du daran teilnehmen würdest. Die Diskussion wird maximal 1/2 Std. im anschluss an den Film dauern.
Was unsere Filmbezeichnungen in unserem Programmheft anbetrifft, haben wir den Übertitel Transgender gewählt, weil wir unter diesem Begriff das Thema Gender und Geschlecht in seinen diversen Erscheinungen thematisieren und sehr offen behandeln möchten. Dabei ist es uns sehr wohl bewusst dass, Transsexualität und Intersexualität nicht die gleiche Sache ist, wir haben in unserer Programmation auch immer sehr darauf geachtet diese 2 Themen nicht zu vermischen. Die Diskussion welche Zeichen welche Gender bezeichnen, wäre ja dann vielleicht eine die an diesem Filmabend geführt werden könnte....

Ich freue mich auf einen bladigen Bescheid

herzlich [...]


Am 11.03.2008 wies ich erneut auf die Problematik hin, da meiner Meinung nach nicht wirklich inhaltlich auf meine Kritik eingegangen worden war:

Von: kontakt_at_infointersex.ch
Betreff: Re: AW: Re: Email an das Infointersex Team
Datum: 11. März 2008 20:14:26 GMT+01:00
An: [...]_at_bluewin.ch

hallo [...]

>Dabei ist es uns sehr wohl bewusst dass, Transsexualität und Intersexualität
>nicht die gleiche Sache ist, wir haben in unserer Programmation auch immer
>sehr darauf geachtet diese 2 Themen nicht zu vermischen.

und zugleich markiert ihr TS- und IS-filme mit demselben biologischen zeichen, was ziemlich widersprüchlich ist.

kann leider noch nicht sicher sagen, ob ich an der diskussion dabei sein kann, melde mich.

beste grüsse

daniela


Da ich auf meine Mail vom 11.03.2008 keine Antwort erhielt, schrieb ich darauf am 16.04.2008 den offenen Brief (siehe auch oben, zweite Hälfte Blogpost):


Von: presse_at_zwischengeschlecht.info
Betreff: Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 16.4.2008 7:41 Uhr
An: medien_at_pinkapple.ch, info_at_pinkapple.ch, programmation_at_pinkapple.ch, frauenfeld_at_pinkapple.ch, technik_at_pinkapple.ch, grafik_at_pinkapple.ch + zwischengeschlecht.org-Verteiler

O F F E N E R B R I E F

der schweizerischen Selbsthilfegruppe
zwischengeschlecht.org

an das

Schwullesbische Filmfestival PINK APPLE


Liebe Leute von Pink Apple!

Ihr habt dieses Jahr am 4. Mai in Zürich mit den Beiträgen Die Katze wäre eher ein Vogel und XXY gleich zwei 'Zwitterfilme' im Programm, die von vielen Zwischengeschlechtlichen geschätzt und begrüsst werden. Dies ist für uns ein Grund zu grosser Freude und dafür möchte ich mich herzlich bei euch bedanken!

Wenig Grund zur Freude ist hingegen die missverständliche Verwendung des Zwittersymbols in euren Programmen als Kennzeichnung für eine Reihe von weiteren Filmen, die klar keine 'Zwitterfilme' sind (siehe oben).

Möglicherweise liegt dem eine Verwechslung der Begriffe "Intersexualität" und "Transgender" bzw. der dazugehörigen Symbole zu Grunde?
http://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender

Leider stiessen meine bisherigen Hinweise auf diese Problematik per Mail auf wenig Echo. Deshalb möchte ich euch auf diesem Wege freundlich bitten, die Verwendung der "Gendersymbole" in euren Programmen zu überprüfen.

Das Zwittersymbol® (biologisches Symbol für Zwitter) gehört den Zwischengeschlechtlichen / Zwittern / Hermaphroditen / "Intersexuellen"!

Wenn ihr es für "Transgender" annektiert mit der Begründung, "unter diesem Begriff das Thema Gender und Geschlecht in seinen diversen Erscheinungen thematisieren und sehr offen behandeln" zu wollen, reiht ihr euch ein in die lange Tradition der Zwitter-Instrumentalisierung und trägt aktiv zur Unsichtbarmachung von Zwittern bei, die das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst.

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden.

In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Das Zwittersymbol wird missbraucht, zu einem beliebig anwendbaren Abzeichen degradiert – je nach momentaner Genderattitüde oder Geschlechtslaune. Oder kann mir jemand sagen, was (zwangsoperierte) Zwitter mit Fussball spielenden Frauen oder sehnsüchtig wartenden Männern in "Umwandlungskliniken" gemeinsam haben?

Wir appellieren an eure Solidarität!

n e l l a
Daniela Truffer
+41 (0)76 398 06 50
Schweizerische Selbsthilfegruppe
zwischengeschlecht.org

Mitglied xy-frauen.de
1. Vorsitzende Inters**uelle Menschen e.V. (in persönlicher Eigenschaft)

Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info



Am 18.04.2008 antwortete Pink Apple auf meinen offenen Brief mit folgender Mail:

Von: [...] programmation_at_pinkapple.ch
Betreff: Re: Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 18.4.2008 16:40 Uhr
An: presse_at_zwischengeschlecht.info

Hallo Nella
Wir haben Deinen offenen Brief erhalten und – wie schon unserem Mail vom 3. März zu entnehmen war – die von Dir (bereits in einem Mail vom 27. 2.) vorgebrachten Fakten und Monierungen zur Kenntnis genommen.

Was uns etwas befremdlich stimmt, ist, dass wir seit dem 3. März nichts mehr von Dir gehört haben – und damit weder auf unsere Sichtweise, noch auf unsere Einladung zur Diskussion im Anschluss an den Film eine Antwort erhalten haben, noch auf den Vorschlag, eben genau dieses in Deinem Brief Vorgebrachte dort zu diskutieren.

Ebenfalls befremdet uns, dass wir nun dieselben Dinge, die Du schon im Mail vom 27. Februar aufführst, in einem Offenen Brief wiederfinden. Mit zum Teil extrapoliertem Text aus unserem Mail vom 3. März, wo wir ausführlich auf Deine Argumente eingegangen sind. Es ist unseres Erachtens nicht korrekt, Zitate aus diesem Zusammenhang zu nehmen und – im Dienst der eigenen Argumentation – einem offenen Forum zu unterbreiten

Nicht in Ordnung finden wir ausserdem, dass der Offene Brief an uns unbekannte Empfänger verschickt wurde – wo wir selbst keine Möglichkeit und Zugriff haben, um Dinge, die uns vorgeworfen werden, richtigzustellen.

Last but not least: Als eines der wenigen Festivals, dass dem Thema Transgender, Transsexualität, Intersexualität einen bedeutenden Platz einräumt, finden wir diesen Umgang nicht wirklich angemessen. Eine Änderung von Symbolen und Bezeichnungen (die wir immerhin schon seit fünf Jahren verwenden, ohne dass Entsprechendes bisher beanstandet worden wäre), können wir nicht ohne weiteres und im Handumdrehen vornehmen. Eine mögliche Lösung hoffen wir, im direkten Dialog zu finden – zum Beispiel bei einem Gespräch am Filmfestival?

mit bestem Gruss
[...] / Programmation Pink Apple


Am 22.04.2008 schrieb ich Pink Apple eine erste kurze Antwort:


Von: presse_at_zwischengeschlecht.info
Betreff: Re: Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 22.4.2008 23:04 Uhr
An: [...] programmation_at_pinkapple.ch
CC: [...]_at_bluewin.ch

Liebe [...]
Liebes Pink Apple-Team

Vielen Dank für eure Mail. Es tut mir leid, wenn ich euch mit meinem offenen Brief vor den Kopf gestossen habe. Mein Ziel ist es, für die angesprochene Problematik mit euch zusammen eine transparente, konstruktive Lösung zu finden, die den berechtigten Anliegen aller Gruppen Rechnung trägt und nicht in der Öffentlichkeit ein falsches Bild erzeugt.

Gerne nehme ich deshalb an der Diskussion am 4. Mai teil.

Aus Zeitgründen war es mir leider noch nicht möglich, ausführlich auf eure Mail einzugehen. Ich werde dies so rasch als möglich nachholen.

Beste Grüsse

Daniela


Am 27.04.2008 antwortete ich Pink Apple ausführlich mit einem zweiten offenen Brief.

Auf meinen 2. Offenen Brief vom 28.4. antwortete mir Pink Apple am 29.4. mit folgender Mail:

Von: programmation_at_pinkapple.ch
Betreff: 2. Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 29.4.2008 23:11 Uhr
An: presse_at_zwischengeschlecht.info

Liebe Daniela
die Diskussion im Anschluss an den Film ist der Problematik der Intersexualität in unserer Gesellschaft gewidmet. Dass es dabei nicht in erster Linie um Symbole und Zeichen gehen kann, versteht sich von selbst. Das Publikum soll Gelegenheit haben mit unseren Gästen zu diskutieren – ihnen gehört diese Plattform.
Für alles weitere haben wir Deine Argumente zur Kenntnis genommen und werden sie für eine nächste Festivalausgabe in Betracht ziehen.
mit bestem Gruss
[...]


Pink Apple verzichtet also vorläufig einmal mehr auf die von mir auch im 2. Offenen Brief erbetene "inhaltliche, konkrete Stellungnahme zu meinem Anliegen". Und beweist damit: Es ist gar nicht so einfach, ein stichhaltiges Argument für die Verwendung des Zwittersymbols durch Transgender zu finden!

Immerhin stellt Pink Apple in Aussicht, unsere Argumente nicht nur "zur Kenntnis" zu nehmen, sondern sie auch "für eine nächste Festivalausgabe in Betracht" zu ziehen. Wir werden diese Angelegenheit im Auge behalten und hoffen das Beste ...


Am 01.05.2008 antwortete ich Pink Apple:

Von: presse_at_zwischengeschlecht.info
Betreff: Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 1.5.2008 21:50 Uhr
An: programmation_at_pinkapple.ch, medien_at_pinkapple.ch, info_at_pinkapple.ch, frauenfeld_at_pinkapple.ch, technik_at_pinkapple.ch, grafik_at_pinkapple.ch

Liebe [...]
Liebe Pink Apples

Vielen Dank für Deine Antwort. Es freut mich sehr, dass Ihr nunmehr meine Argumente für eine nächste Festivalsausgabe in Betracht ziehen wollt. Ich hoffe nach wie vor, es wird sich bis dann eine transparente, konstruktive Lösung finden, die den berechtigten Anliegen aller Gruppen Rechnung trägt.

Dass das Zwittersymbol nicht der alleinige Gegenstand der Diskussion vom kommenden Sonntag sein soll, und dass ich dort auch nicht der einzige Gast bin, ist mir sehr wohl bewusst.

Herzliche Grüsse

Daniela


Als Antwort wurde ich von "Pink Apple" kurzerhand von der "Diskussion" ausgeladen:

Von: programmation_at_pinkapple.ch
Betreff: Re: 2. Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 2.5.2008 9:19 Uhr
An: presse_at_zwischengeschlecht.info

liebe daniela
auf unsere erste anfrage anfang februar bzgl. deiner teilnahme an einer diskussion haben wir leider über wochen keine antwort erhalten und auf ein weiteres mail auch bis mitte märz keine definitive zusage deinerseits bekommen. infolgedessen sahen wir uns gezwungen, umzudisponieren und haben die geplante diskussion auf ein filmgespräch mit den mitwirkenden von "die katze wäre lieber..." beschränkt. wie das in unserem programm auch so aufgeführt wird.
selbstverständlich kannst du als kinobesucherin am gespräch zwischen publikum und unseren gästen teilnehmen.
mit bestem gruss
[...]


Daraufhin antwortete ich "Pink Apple" am 04.05.2008:


Von: Selbsthilfe Intersexualität Schweiz kontakt_at_intersex.ch
Betreff: Re: 2. Offener Brief an "Pink Apple"
Datum: 4. Mai 2008 00:35:39 GMT+02:00
An: [...] programmation_at_pinkapple.ch, info_at_pinkapple.ch, medien_at_pinkapple.ch, sponsoring_at_pinkapple.ch, frauenfeld_at_pinkapple.ch, technik_at_pinkapple.ch, grafik_at_pinkapple.ch, [...]_at_bluewin.ch
CC: privater Verteiler


Liebe [...]
Liebe Pink Apples

Ich bedaure sehr, dass Ihr die Anliegen und Bedenken von uns 'Intersexuellen' nicht wahrnehmen wollt, obwohl Euch bisher vier Betroffene aus der Schweiz und aus Deutschland (darunter Mitglieder der Selbsthilfegruppen XY-Frauen und Zwischengeschlecht.org und des Dachverbandes Intersexuelle Menschen e.V. und zwei Protagonist_innen aus "Die Katze ...") wiederholt persönlich darum gebeten haben.

Ebenso bedaure ich sehr, dass Ihr offenbar davon auszugehen scheint, mittels Dialogverweigerung liessen sich wir Zwitter, unser reales Dasein und unsere berechtigten Anliegen aus der Welt schaffen.

In der Hoffnung, dass eventuell zu einem späteren Zeitpunkt ein konstruktiver Dialog möglich sein wird

Beste Grüsse

Daniela


Am 04.05.2008 schrieb "Pink Apple":

Von: [...] programmation_at_pinkapple.ch
Betreff: Re: 2. Offener Brief an "Pink Apple" / Antwort
Datum: 4. Mai 2008 08:03:41 GMT+02:00
An: Selbsthilfe Intersexualität Schweiz kontakt_at_intersex.ch
CC: privater Verteiler

Liebe von Daniela Angeschriebene

Wir haben Daniela Anfang Februar für eine Diskussion im Rahmen von Pink Apple angeschrieben – bis Ende Februar keine Antwort erhalten, noch einmal nachgefragt und auch bis Mitte März keine verbindliche Antwort bekommen.

In der Folge haben wir unser Konzept für eine Podiumsdiskussion geändert und auf ein schlichtes Gespräch mit Mitwirkenden des Films "Die Katze wäre eher ...", verbunden mit der Gelegenheit für das Publikum, Fragen zu stellen.

Erst vor ein paar Tagen hat sich Daniela Truffer als Gast zur Verfügung gestellt. Wir haben sie davon in Kenntnis gesetzt, dass wir sie gerne im Publikum als Teilnehmende an der Diskussion begrüssen, es aber keine Podiumsdiskussion geben wird – sondern ein Filmgespräch mit den Mitwirkenden des Films, und diese Plattform für eine Diskussion ihnen gehört.

Es geht also keinesfalls um eine Ausladung, da die Einladung ja gar nie angenommen wurde und wir aufgrunddessen unser Programm umgestellt haben.

Die Frage zum Zwittersymbol (das wir übrigens bereits seit 5 Jahren als Symbol verwenden) wurde von uns ebenfalls bereits in Mails vom März und April dahingehend beantwortet, dass wir diese Problematik zur Kenntnis genommen haben und für das nächste Jahr eine Lösung suchen.

Wir sind in den letzten Wochen in ein Kreuzfeuer von offenen Briefen und Anschuldigungen geraten, das wir, ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen können. Wir haben nie den Dialog verweigert. Wir haben uns in den vergangenen Jahren verschiedentlich differenziert dem Thema Intersexualität gewidmet, und mit Gästen und in Diskussionen uns mit den Anliegen von intersexuellen Menschen solidarisiert.

Die Anschuldigungen sind für uns völlig aus der Luft gegriffen und diffamierend.

Wir bedauern auch, dass so viel Energie in dieser Auseinandersetzung verloren ging, die besser hätte genutzt werden können. Z.B. für einen konstruktiven Dialog im Rahmen und ausgehend von der im Pink Apple stattfindenden Filmveranstaltung. Insbesondere zugunsten der Anliegen von intersexuellen Menschen.

[...] / Pink Apple


In meiner Mail vom 06.05.2008 nahm ich zu den Aussagen von "Pink Apple" wie folgt Stellung:


Von: Selbsthilfe Intersexualität Schweiz kontakt_at_intersex.ch
Betreff: Re: 2. Offener Brief an "Pink Apple" / Antwort
Datum: 6. Mai 2008 23:12:17 GMT+02:00
An: [...] programmation_at_pinkapple.ch, info_at_pinkapple.ch, medien_at_pinkapple.ch, sponsoring_at_pinkapple.ch, frauenfeld_at_pinkapple.ch, technik_at_pinkapple.ch, grafik_at_pinkapple.ch, [...]_at_bluewin.ch
CC: privater Verteiler


Richtigstellung

Tatsache ist, dass Pink Apple nicht "noch einmal nachgefragt" hat, sondern auf meine Mail vom 11.3., in der ich eine mögliche Teilnahme in Aussicht stellte, nicht mehr geantwortet hat. Ich ging deshalb davon aus, dass meine Teilnahme durchaus noch erwünscht ist. Am 22.4.2008 habe ich mich dann definitiv als Gast zur Verfügung gestellt. Pink Apple hatte mich darauf jedoch erst am 2.5.2008, also zehn Tage nach meiner definitiven Anmeldung und zwei Tage vor der Filmvorführung, darüber informiert, dass ich aufgrund meiner Unentschlossenheit bereits seit Mitte März als Diskussionspartnerin nicht mehr in Frage komme. (Ich hätte durchaus Verständnis dafür gehabt, wäre es mir zeitnah mitgeteilt worden, zumindest nach meiner definitiven Zusage.)

Auf meine Anfrage um eine konkrete und inhaltliche Stellungnahme zum Gebrauch des Zwittersymbols als Zeichen für "Transgender" wurde bisher nie eingegangen. Das einzige vorgebrachte "Argument", das Zeichen würde schon "seit 5 Jahren" verwendet (bzw. laut Pink Apple Archiv seit 2004, also seit 4 Jahren), ist meines Erachtens keine inhaltliche Stellungnahme. Ein "zur Kenntnis nehmen" ist für mich ebenfalls keine inhaltliche Antwort. Ein Dialog ist meines Erachtens nicht zustande gekommen. Dass Pink Apple meine Argumente für die nächste Festivalausgabe "in Betracht ziehen" werde, wurde mir erst als Antwort auf den 2. offenen Brief mit Mail vom 29.4.2008 mitgeteilt. Dass Pink Apple gar "für das nächste Jahr eine Lösung suchen" will (worüber ich mich sehr freue), vernahm ich das erste Mal in untenstehendem Mail vom 4.5.2008.

(Ich habe meine Korrespondenz mit Pink Apple anonymisiert offen gelegt. Dadurch sind die Behauptungen von Pink Apple ebenso überprüfbar wie meine auch.)

Wie dem auch sei: Die Diskussion um das Zwittersymbol mag Pink Apple sinnlos und übertrieben erscheinen (was mir auch mündlich bestätigt wurde) -- für uns Betroffene ist sie es nicht. Die Bereitschaft, wirklich darüber nachzudenken und Stellung zu nehmen, war aus meiner Sicht zu keinem Zeitpunkt vorhanden. Dass bei einem kurzen Gespräch unmittelbar vor der Vorführung, das aus meiner Sicht nichts neues brachte, mein Angebot, das Ganze zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in Ruhe zu diskutieren, von der Pink Apple-Delegierten abgelehnt wurde, ist aus meiner Sicht ebenfalls bezeichnend. Die Sensibilität für unsere Anliegen in der Gesellschaft ist sehr spärlich, auch bei denen, die sich aus ihrer Sicht "zugunsten der Anliegen von intersexuellen Menschen" solidarisieren.

Die von uns von Anfang an kritisierte Wahl des Vorfilms zu "Die Katze wäre eher ein Vogel" spricht in diesem Zusammenhang Bände: "Le sexe des Dominiques" (Programmtext: "Stellt euch eine Welt vor, in der es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt" -- der Film ist im Programm nebst dem Lesbensymbol ebenfalls mit einem Zwittersymbol gekennzeichnet) ist eine typische "Genderfantasie" zur Frage: "Was wäre, wenn alle Menschen Hermaphroditen wären?" mit ausschliesslich weiblichen Darstellerinnen, in die die Realität von uns Zwittern und unsere spezifischen Anliegen einmal mehr komplett ausgeblendet werden und dafür einmal mehr alle Probleme auf die "Genderfrage" reduziert werden. Daran anschliessend die erschütternden Erzählungen von realen Zwittern des 21. Jahrhunderts zu Missbrauch, Lügen und Demütigungen. Was für uns zumindest an Zynismus grenzt, finden andere offensichtlich unproblematisch und sogar lustig. Und genau das ist das Problem.

Auch ich habe Fehler gemacht, das will ich nicht abstreiten. Z.B. hätte ich viel früher verbindlich zur Diskussion zu- oder aber absagen sollen. Trotz allem hoffe ich, dass Pink Apple Wort hält und für nächstes Jahr für das Transgendersymbol "eine Lösung" findet, die auch uns Zwittern und unseren berechtigten Anliegen, auch auf öffentliche Sichtbarmachung, gerecht wird. Ebenso, dass zu einem späteren Zeitpunkt einmal eine inhaltliche Diskussion über unsere berechtigte (wenn auch zugegebenerweise nicht immer zurückhaltend vorgetragene) Kritik möglich sein wird.

Beste Grüsse

Daniela Truffer

2. On Sunday, May 4 2008, 20:29 by Beni

Sorry Daniela, Du verdrehst aber auch alles! Laut dem Brief wurdest Du nicht ausgeladen! Sondern Du hast Dich nicht gemeldet über Wochen... Ich finde deine Argumentation echt nicht fair! Vor allem wegen einem Symbol so ein Theater aufzuführen. Sei doch überhaupt froh, dass ein Film gezeigt wird wo die Thematik behandelt wird!

3. On Tuesday, May 6 2008, 22:40 by nella & seelenlos

hallo beni, danke für deinen kommentar. mich dünkt, du bist etwas parteiisch. ich habe oben meine korrespondenz mit pink apple anonymisiert offengelegt. hättest du dich darin etwas umgesehen, hättest du bemerkt, dass die sache so einfach, wie du sie darstellst, bei weitem nicht ist. und wenn du dich zum thema real existierende zwitter mal etwas schlau machen würdest, kämest du schon noch darauf, aus welchen guten gründen wir es für angebracht halten, "wegen einem Symbol so ein Theater aufzuführen". ebenso, dass du denselben fehler gleich nochmals wiederholst, wenn du als aussenstehender den betroffenen sagst, sie sollen gefälligst "doch überhaupt froh" sein, wenn sie zu erklären versuchen, warum sie dies eben gerade nicht sein können. ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich derart zuviel verlangt ist, das alles zu begreifen? aber wer weiss, vielleicht ein ander mal?

4. On Friday, May 9 2008, 22:29 by lebende

Hallo,

ich bin grade durch Zufall auf diese Seite gestoßen und muss sagen, dass ich es sehr gut verstehen kann, wenn ihr euch aufregt! Ich finde die Hinhalte- und Ausflüchte-Strategie von Pink-Apple respektlos.

Ich hatte vorher schon ein wenig über Intersexualität gehört und war entsetzt über die Zwangsoperationen und darüber, dass diese so häufig und weitestgehend unbeachtet, sogar teilweise gelobt(!), stattfinden können. Eine der wenigen Menschenrechtsverletzungen, die in "zivilisierten" Landen noch so häufig und so unwidersprochen stattfinden.

Die Frage der Verreinnahmung von Zwittern bzw dem Zwittersymbol für andere Themen macht mich nachdenklich...

bis später mal

5. On Saturday, May 10 2008, 19:17 by seelenlos

hallo lebende, danke für deine aufmunternden kommentare und herzlich willkommen, auch im namen von nella!

ja, auch ich denke, die zwangsoperationen sind eine der zum glück relativ seltenen WIRKLICH GRAVIERENDEN menschenrechtsverletzungen, die auch heutzutage nicht (wie z.b. folter zur geständniserpressung) einfach "ausgelagert" werden, sondern wirklich im "zivilisierten westen" täglich geschehen, und auch ich als "aussenstehender" war darüber sehr schockiert, als ich durch nella davon erfuhr. auch wenn das zahlenmässige und z.t. auch das qualitative ausmass bestimmt nicht direkt vergleichbar sind, mir kam es vor, als gäbe es direkt vor unserer aller haustür immer noch kleine mediziner-mini-kzs -- und auch in diesem falle wolle niemand davon wissen ... schlimmer noch, wenn sie überhaupt erwähnt werden, dann meist nicht etwa um entschieden dagegen anzugehen, sondern vielmehr um stattdessen rasch die eigene agenda "wir leiden doch alle an unseren aufgezwungenen geschlechterrollen" in den vordergrund zu schieben ...

6. On Sunday, June 22 2008, 12:49 by nn

auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen unterdrückten gruppen sind nichts neues. ein stück weit kommt es mir vor, als würde der druck der von "oben" kommt, untereinander ausgetragen.
transgender und ähnliche oberbegriffe hatten eigentlich mal das ziel, unterschiedliche unterdrückte gruppen zum zweck des gemeinsamen kampfes zusammen zu bringen. in der praxis funktioniert das aber nur ungenügend, weil diese gruppen ganz unterschiedlichen/unterschiedlich heftigen problematiken ausgesetzt sind. homosexuelle und transgender können sich den luxus erlauben, das thema intersexualität auf "genderdiskussionen" zu reduzieren und manchmal auch zu instrumentalisieren. sie sind hier und heute nicht (mehr) in der gleichen weise menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. rein zahlenmässig gibt es aber wesentlich mehr lesbische, schwule und transgender menschen als intersexuelle. sie dominieren also die sichtweise auf das thema in einem solchen kontext.
aber lesbisch-schwule, queere und frauen filmfestivals sind einer der wenigen orte, wo intersexuelle filme gehäuft gezeigt werden. darum ist diese diskussion so wichtig.
es geht nicht nur um das symbol, sondern auch darum, sich wirklich ernsthaft mit dem thema intersexualität auseinander zusetzen.
und rein pragmatisch könnte man fragen, welches andere symbol im nächsten jahr für die transgender filme eingesetzt werden könnte- ein thema für einen wettbewerb?