Die Zwitter
Medien Offensive™ geht weiter!
Nach einigen Beispielen
generell bekloppter Berichterstattung sowie einem krassen Fall von
Medizynerpropaganda diesmal ein Hinweis auf 2 gelungene Artikel von
"ExpertInnen", die sich in Sachen Zwitter nicht zum ersten Mal kompetent zu
Wort melden, gefolgt von Artikeln, die ebenfalls positiv aus der aktuellen
Tragödie herausstechen.
Bereits am 26.8.09 erschien auf Freitag.de von Oliver Tolmein eine
lesenswerte Zusammenfassung des aktuellen Stands der Dinge betreffend
Geschlechter-Richtlinien im Sport, inkl. einer Besprechung von 2 Publikationen
dazu aus ethischer Perspektive von Alice Dreger (ISNA) und Claudia Wiesemann
(federführend beim
Netzwerk-Ethikpapier): >>> Geschlecht
kann man nicht testen
Von
Kathrin Zehnder erschien in der Wochenzeitung vom 10.9.09 ein lesenswerter
Beitrag aus Genderperspektive, der ebenfalls Klartext bringt (zum Lesen ins
Bild links klicken, danach ev. nochmals in den Artikelscan klicken, bis er in
Originalgrösse erscheint). Leider hält es die WoZ genau gleich wie die im
Artikel (zu Recht) kritisierte Boulevardpresse: Erst jetzt anlässlich der
unsäglichen Spekulationen über das "Geschlecht" von Caster Semenya wird
"Intersexualität" plötzlich ein Thema, während auch der WoZ sämtliche
Protestaktionen von Zwitterorganisationen in den letzten 2 Jahren keine einzige
Zeile wert waren – in krassem Gegensatz zu manch bürgerlichem CH-Kommerzmedium
(vgl. etwa den Medienspiegel zur
Aktion vor dem Inselspital vom 16.8.09).
Ein Aspekt fehlt mir weiter, wenn – wie im vorliegenden Text – die Probleme
der Gesellschaft mit den Zwittern schlicht unter "Homophobie" rubrifiziert
werden. Dies nicht etwa, weil der Homophobievorwurf nicht zutreffend wäre.
Sondern, weil der Ausdruck suggeriert, LGBT-Menschen hätten solche Vorurteile
gegenüber Zwittern nicht. Was leider nicht immer zutrifft: Auch von Lesben
werden lesbische Zwitter oft diskriminiert und nicht für voll behandelt, etwa,
weil ihre Scheide blind endet und sich keine Gebärmutter tasten lässt (wie
Betroffene berichten). Und auch schwule Zwitter mit einem Mikropenis dürften es
nicht immer leicht haben (auch wenn mir persönlich hierzu keine Berichte
bekannt sind). Wird mangelnde Akzeptanz von Zwittern ausschliesslich mit
"Homophobie" erklärt (was bei weitem nicht nur im vorliegenden Artikel der Fall
ist), so erfährt der Begriff demzufolge eine Erweiterung, die in
schwul-lesbischen Kreisen wohl noch nicht überall wirklich reflektiert wurde
...
PS: Sehr schön auch: "Sie erfahren durch Zufall, wer
sie sind" – hm, hab ich doch irgendwo
schon mal gehört?
Nachträge 14-17.9.09: Nach wie vor werden weltweit
stündlich neue Pressemeldungen veröffentlicht über Caster Semenyas
entwürdigende Behandlung – allein in den letzten 16 Stunden über 70! Noch dazu
erfreulicherweise je länger auch desto solidarisch-kritischere. Einige
Beispiele:
>>> Katholischer
Sportverband DJK verurteilt Vorgehen um Caster Semenya "Es
widerspricht allen Regeln der menschlichen Würde, Vermutungen um eine
eventuelle Intersexualität der jungen Frau öffentlich zu diskutieren."
Warum stehen nicht mehr Verbände offensiv ein für die Menschenrechte von Caster
Semenya und anderen verunglimpften Sportlerinnen?
Englische Berichte:
>>> The IAAF Rape of
Caster Semenya (Streaming und mp3-Download) Gelungener englischer
Radiobeitrag aus feministischer Perspektive von KPFA Women's Magazine auf
Indybay. Klartext und O-Töne für einmal nicht nur aus der nördlichen Halbkugel,
kurz und auf den Punkt gebracht in 2:25 (plus vorher Anmonderation der ganzen
Sendung bis 0:29).
>>> Meet Genderizer--If You
Want to Compete, Drop Your Pants! Insgesamt gelungener englischer
Artikel der Perspektive einer gelernten Krankenschwester von Rebekah Price auf
americanchronicle.com. Erwähnt "wahrscheinliche
Menschenrechtsvetzungen" und bringt Klartext, worüber die meisten Artikel
schweigen: "Wäre dies [einer Sportlerin aus] den Vereinigten Staaten
passiert, wäre bereits ein Heer von Anwälten involviert und zu allermindestens
eine Klage fällig wegen Verletzung der Privatsphäre."
>>>
"Leichtathlet des Jahrhunderts" Carl Lewis solidarisiert sich mit Caster
Semenya "Dies vor der ganzen Welt herauszuposaunen, ich bin
sehr enttäuscht über [den südafrikanischen Athletikverband ASA], weil ich
finde, sie wird ungerecht behandelt. Ihr ganzes Leben wird sie gezeichnet
sein." Warum gibt es diese Meldung nirgends auf Deutsch?
Nachtrag: Die
Berliner Morgenpost war am schnellsten.
Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
>>> AFI to monitor
Semenya's gender test to make out Santhi's case Der Indische
Athletikverband AFI beobachtet laut seinem Generalsekretär Lalit Bhanot das
Verfahren um Caster Semenya und erwägt eine Beschwerde gegen den Olympic
Council of Asia, welcher der Mittelstreckenläuferin 2006 im Anschluss an einem
Gentest inkl. Medien-Schlammschlacht eine Silbermedaille
aberkannte.
>>> Gender and
Athletics: India's Own Caster Semenya "Ich würde gerne wieder rennen,
aber ich weiss, dass es nicht mehr möglich ist. Ich bin körperlich und geistig
am Boden zerstört. Aber für Caster Semenya ist es noch nicht zu spät."
Santhi Soundarajan redet Klartext und solidarisert sich mit Caster Semenya!
>>> Santhi 'medal should be
returned' Santhi Soundarajan klagt an: "Aufgrund meiner finanziellen
Verhältnisse habe ich nicht die Kraft, einen einsamen Kampf zu führen. [...]
Ich wurde im Stich gelassen, meine Sportkarriere ruiniert und all meine Träume
für immer zerstört, wegen diskriminierender Ansichten der
Sportfunktionäre." Lalit Bhanot, Generalsekretär des Indischen
Leichtathletikverbandes AFI zeigt sich kampfwillig, falls Caster Semenya ihre
Medaille behalten dürfe.
>>>
Semenya and Santhi: A study in contrast Gedanken von Dr.
Ashok Ahuja, ehemals Chef der Abteilung Sportmedizin Nationales Sportinstitut
Netaji Subhash.
>>>
Let Semenya run, says India's sex test case "Ich bete, dass
sie Semenya nicht vom Laufen abhalten können. Es tut mir Leid für sie. Sie
sollte dagegen ankämpfen. Ich bin sicher, sie hat die Kraft, zu überwinden, was
mit ihr geschieht. Ich hoffe, sie wird weiterhin rennen und gewinnen. Meine
Gebete werden sie immer begleiten."
>>> India
athlete makes plea for Semenya Santhi über die Aberkennung ihrer
Medaille: "Es war der grösste Schock meines Lebens. Und der Schock ist
immer noch in mir drin. Es war geistige Folter." Über die daraus
resultierende Ausgrenzung: "Jeder dachte, ich wäre eine schlechte
Sportlerin. Es war, als hätte ich ein Verbrechen verübt." Über Caster
Semeya: "Ich bin immer noch traurig. Deshalb will ich, dass Semenya
ehrenvoll behandelt wird. Sie ist eine gute Athletin. Nehmt ihr die Medaille
nicht weg. Sie sollte weiterhin als Frau starten dürfen."
>>>
Indian runner knows about gender-test backlash Santhi
Soundarajan redet Klartext, wie sie dem Selbstmord nahe war, wünscht Caster
Semenya Kraft und fordert Gerechtigkeit! Wir drücken alle Daumen!
Medienkritische Berichte aus Südafrika
>>> Semenya: the blame game
Beleuchtet die Kontroverse aus medienethischer Perpektive – was auch in
"westlichen" Redaktionen mal nicht schaden könnte ...
>>> Media is failig
Semenya Weiterer herausragender Artikel aus Südafrika und aus
medienethischer Perspektive.
>>>
We're proud of you, Semenya Und noch einer.
>>> Casting
Stones at Semenya Und noch einer.
>>>
A terrible Invasion of Privacy Und noch einer.
>>>
Ashamed to be Part of the Media ... Und noch einer.
>>> Let human decency be
first Und noch einer.
>>>
Expedient outrage and the Semenya tests Und noch einer, mit
Analyse des Artikels mit der ursprünglichen Indiskretion.
>>> Why Semenya case will change
sport forever Und noch einer, mit einer objektiven Analyse der
Verantwortlichkeiten im südafrikanischen Sportverband ASA. Auch hiervon könnten
sich speziell in den letzten Tagen noch manche "westlichen" Redaktionen ne
Scheibe abschneiden ...
>>> It's time
intersexual people were protected by law Diese Veröffentlichung aus Kenia
fordert tatsächlich rechtlichen Schutz für Zwitter! Wie kommt es, dass
"nördliche" Redaktionen das Offensichtliche nicht sehen, geschweige denn
drucken können?
>>> Diverse englische
Sportmeldungen aus Südafrika Kommerzielle Sportberichterstattung
auf news24.com. Könnte noch so manche Redaktion in der nördlichen Hemisphäre
davon lernen ...
Siehe auch:
-
Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
-
Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya
(I)
-
Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de"
propagieren Genitalverstümmelungen
-
"Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09
(IV)
-
Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
-
IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI)
-
Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar?
(VII)
-
Sarah Gronert
-
Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
-
Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC
19.11.09
>>>
Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and
Caster