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Tuesday, October 24 2017

Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken - eine Genealogie

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[ Reloaded zum Intersex Awareness Day 2017 – leider immer noch aktuell ... ]

«Ah, ein Zwitter! Da müssen wir gleich ein paar lebenserhaltende Massnahmen ... öhm ... ABSCHNEIDEN!!!»

>>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations (IGM)" (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGER!!! ]
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150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Fakten und Zahlen
 

John Money & Co. - der Mythos vom Einzeltäter 


      INHALT
      1.  John Money als Sündenbock heutiger SeriengenitalverstümmlerInnen
      2.  Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in westlichen Kinderkliniken
           – eine Genealogie der TäterInnen
                     a) NS-Medizin
                     b) Urologie
                     c) Gynäkologie
                     d) Endokrinologie
                     e) Genetik und Eugenik
      3.  "Eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte"
     

1. John Money als Sündenbock heutiger SeriengenitalverstümmlerInnen

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zur Untermauerung ihrer >>> Medizyner-Märchenpropaganda, in heutigen Kinderkliniken seien chirurgische (Intersex-)Genitalverstümmelungen längst passé, bemühen heutige ZwangsoperateurInnen & Konsorten regelmässig den Namen eines 2006 verstorbenen Vorzeige-Sündenbockes.

Im >>> "Infobrief 02/10" (PDF --> S. 7) des Deutschen Ethikrates liest sich das dann beispielsweise so:

Kritisch betrachtete Richter-Appelt die früheren Behandlungsmaßstäbe, die besonders durch den amerikanischen Psychologen John Money in den 1950er-Jahren geprägt worden waren. Money hatte die These vertreten, dass [...] man intersexuellen Kindern [...] mit einer operativen Angleichung der Genitalien [...] ein eindeutiges Geschlecht klar zuweisen könne.
Ethikrat "Infobrief 02/10" (PDF --> S. 7)

Keine Frage, der noch 2002 in Berlin von der "Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)" passend mit der "Magnus-Hirschfeld-Medaille" geehrte Vorzeige-Sexologe John Money (1921-2006) war ein unbarmherziger, gewissenlos agierender Serientäter, der mit seinen unmenschlichen "Zwillingsexperimenten" grosses Leid über zahllose Menschen brachte. Und der seine pseudowissenschaftliche Theorie zur Rechtfertigung der systematischen Genitalverstümmelungen von Kleinkindern mit "uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen" bis zu seinem Tode ungebrochen weltweit propagierte. Leider scheiterte 1997 eine Klage von David Reimer gegen den "Butcher of Baltimore" (Betsy Driver) wegen Verjährung.

Seit langen Jahren fordern zwangsoperierte Zwitter öffentlich die kritische Aufarbeitung von John Moneys medizinischen Verbrechen. Wenn die heutigen Täterinnen mittlerweile öfter John Moneys Namen nennen, ist ihr Anliegen allerdings ein anderes: Die MedizynerInnen benutzen den Verstorbenen vielmehr als Vorzeige-Sündenbock und Bauernopfer, um die durch vermehrte Medienberichte über überlebende Zwangsoperierte geweckte, kritische öffentliche Aufmerksamkeit abzulenken und zu binden – und gleichzeitig den Deckel auf dem eigentlichen Problem der auch in Deutschland fortdauernden, systematischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern zu halten.
 

2. Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in westlichen Kinderkliniken
    – eine Genealogie der TäterInnen

Auch Im Ethikrat Infobrief 02/10 (PDF --> S. 7) wurde der Verbrecher John Money von der "Netzwerk Intersexualität/DSD"-"Expertin" Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt konsequent als überholter Einzeltäter dargestellt.

Tasache ist jedoch, dass die in westlichen Kinderkliniken nach wie vor gängige Praxis der chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kidern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (Intersexe/Hermaphroditen/Zwitter) ihre Wurzeln in mehreren medizynischen Disziplinen hat und weder mit John Money begann, noch mit ihm endete:

Sinti- und Roma-Zwillinge
als Versuchskaninchen in Auschwitz.

a) NS-Medizin

Sogar John Money's berüchtigtstes "Zwillingsexperiment" wurde von Josef Mengele (1911-1979) vorweggenommen, der in Auschwitz damit experimentierte, bei Zwillingen das "Geschlecht" chirurgisch zu "ändern"  (vgl. Edwin Black: War against the Weak, S. 358, 494. Siehe auch das Interview mit dem Auschwitz-Überlebenden Hugo Höllenreiner im Spiegel, 2007).

Zu den "besonderen" Menschen, die Mengele (ausser den mittlerweile allseits bekannten Zwillingen und LilliputanerInnen) in Auschwitz bei der Selektion an der Rampe beiseite nehmen liess für "medizinische Experimente", gehörten auch "Hermaphroditen" (vgl. Yehuda Koren, Eilat Negev: In Our Hearts We Were Giants: The Remarkable Story of the Lilliput Troupe - A Dwarf Family's Survival of the Holocaust, Aufl. 2009, S. 77, sowie Auszüge aus der erweiterten Ausgabe von 2013 in Daily Mail und Guardian; weiter Robert J. Lifton: The Nazi Doctors: Medical Killing and the Psychology of Genocide, 1986, S. 360 / Deutsche Ausgabe 1998, S. 411).

Theoretischer Hintergrund für Mengeles medizinische Verbrechen an Zwittern war wohl die NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution", wonach Zwitter als "minderwertige Spezies" infolge von "Rassenvermischung" unter "Juden" besonders häufig seien; in diesem Sinne hielt Mengele am 1. September 1944 in Auschwitz auch einen Vortrag "Beispiele anthropologisch erbbiologischer Arbeiten im KL Auschwitz" (Gerald Posner/John Ware: Mengele. The Complete Story, Ausgabe 2000, S. 55 / Deutsche Ausgabe 1993: S. 79; Yehuda Koren, Eilat Negev: In Our Hearts We Were Giants: The Remarkable Story of the Lilliput Troupe - A Dwarf Family's Survival of the Holocaust, Aufl. 2009, S. 138, sowie Auszüge aus der erweiterten Ausgabe von 2013 in Daily Mail und Guardian). Mengele behauptete noch 1977 gegenüber seinem Sohn, er habe wissenschaftliche "Beweise" für die Minderwertigkeit u.a. der "jüdischen Rasse" (Gerald Posner/John Ware: Mengele. The Complete Story, Ausgabe 2000, S. 51 / Deutsche Ausgabe 1993, S. 75).

Diese ursprünglich auf den "jüdischen" Genetiker Richard Goldschmidt (1878–1958) zurückgehende "Lehre von der Intersexualität" (Naujoks 1934, "Zf. f. Geb. u. Gyn." S. 138, Downloadlink hier) wurde 1924 von dem österreichischen Gynäkologen Paul Mathes (1871-1923) und seinem Schweizer Kollegen Hans Guggisberg (1880-1977) unter dem Titel "Die Konstitutionstypen des Weibes, insbesondere der intersexuelle Typus" (In: Josef Halban, Ludwig Seitz: Biologie und Pathologie des Weibes. Bd.3, 1924) als eigenständige "völkische Diagnose" publiziert – und in der Folge von zahlreichen prominenten NS-Medizinern und "Rassenhygienikern" bis in die 1950er-Jahre propagiert (zur anfänglichen Rezeption vgl. Helga Satzinger: "Rasse, Gene und Geschlecht. Zur Konstituierung zentraler biologischer Begriffe bei Richard Goldschmidt und Fritz Lenz, 1916–1936". Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Ergebnisse 15, 2004 >>> PDF). Nebst Josef Mengele (1911-1979, siehe oben) umfasst die dieser Liste einschlägiger NS-MedizinerInnen bisher Fritz Lenz (1887-1976), Wilhelm Weibel (1876-1945), Otto Flößner (1895-1948), Walther Stoeckel (1871-1961), Lothar Gottlieb Tirala (1866-1974), Robert Stigler (1878-1975), Otmar Freiherr von Verschuer (1896-1969, siehe unten), Adolf Butenandt (1903-1995, siehe unten), Hans Christian Naujoks (1892-1959, siehe unten) und Luise Kimm (>>> mehr).

Das NS-"Rassenhygiene-Standardwerk" Baur-Fischer-Lenz listete in der 4. Auflage von 1936 in Bd. 1 unter "Dritter Abschntt: Die krankhaften Erbanlagen" auf S. 402-404 selbstverständlich hintereinander: "Hypospadie", "Scheinzwittertum", "Intersexualität", "Kryptorchismus", "Epispadie".

1949-1966 betrug in der Kinderklinik Köln die Patientensterblichkeit von Kindern mit Intersex-Diagnose "AGS/CAH" 33%, z.T. wurden die meist "genitalkorrigierten" verstorbenen Kinder zu Forschungszwecken seziert für eine Dissertation von Manutscheher Mohtaschemi unter der Leitung des NS-Mediziners Carl Bennholdt-Thomsen (1903–1971), Kinderklinikdirektor und Präsident der "Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)". Wie erst 2002 bekannt wurde, war der Bennholdt-Thomsen ab 1942 eine zentrale Figur der "Kindereuthanasie" im damaligen "Protektorat Böhmen und Mähren" (vgl. Michal Simunek: „Getarnt – Verwischt – Vergessen. Die Lebensgänge von Prof. Dr. Franz Xaver Lucksch und von Prof. Dr. med. Carl Gottlieb Bennholdt-Thomsen im Kontext der auf dem Gebiet des Protektorates Böhmen und Mähren durchgeführten NS-Euthanasie.“ In: Bayer / Sparong / Woelk (Hrsg.): Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit, 2004, S. 125–146, hier S. 142-145).(>>> mehr)

b) Urologie

Zur Serienreife gebracht waren chirurgische "Umwandlungs"-Techniken a.k.a. "Genitalkorrekturen" für Heraphroditen schon in den 1920er und 1930er-Jahren durch den "Vater der Urologie" Hugh Hampton Young (1875-1945) von der Johns Hopkins University in Baltimore (USA), wo nach dem 2. Weltkrieg dann u.a. Lawson Wilkins (siehe unten) und Money "wirkten" (und wo nochmals später wohl nicht ganz zufällig Judith Butler ihre erste Professur erhielt). Hugh H. Young publizierte seine chirurgischen "Experimente" in seinem Buch Genital Abnormalities, Hermaphroditism, and Related Adrenal Diseases (Baltimore, 1937; Auszüge hier).

Hugh Hampton Young wiederum hatte zuvor wohl die chirurgischen "Geschlechtsumwandlungs-Experimente" im Umfeld von Magnus Hirschfeld (1868-1935)  verfolgt, zumindest zitierte er Hirschfeld in seinem 1937 publizierten "Standardwerk", das von seinen Nachfolgern an der "Johns Hopkins University School of Medicine" bis 1971 in überarbeiteter Form neu aufgelegt wurde, wiederum inkl. Hirschfeld-Verweis (vgl. Hugh Hampton Young: Genital Abnormalities, Hermaphroditism, and Related Adrenal Diseases, S. 19f., 1937; Howard W. Jones / William Wallace Scott: Hermaphroditism, Genital Abnormalies, and Related Endocrine Disorders. Second Edition, S. 7, 1971; die erste Johnes/Scott-Ausgabe von 1958 enthielt zudem ein Vorwort von Lawson Wilkins).

Die erste moderne Buchpublikation zum Thema "Hermaphroditen und Chirurgie" stammte aus Argentien, verfasst von Carlos Lagos García (1880-1928): Las deformidades de la sexualidad humana (Buenos Aires, 1925; Auszüge hier). Lagos García setzte den Standard für alle weiteren Publikaten, im Speziellen betr. medizinische Zurschaustellung, "Trophy Shots" amputierter gesunder Lustorgane, und kosmetische Genitaloperationen bereits an Kindern.

Der wichtigste europäische Vorkriegs-Chirurg war Louis Ombrédanne (1871-1956), der für die nächsten 50 Jahre den Standard für "Hypospadie-Korrekturen" setzte. Ombrédannes einschlägige Buchveröffentlichung Les Hermaphrodites et la Chirurgie (Paris, 1939; Auszüge hier) wurde weltweit rezipiert.

Bei Ombrédanne in die Lehre ging u.a. der beaknnte Schweizer Kinderchirurg Max Grob (1901-1976). Grobs Lehrbuch der Kinderchirurgie (Stuttgart, 1957; Abb. rechts, mehr hier) enthielt ausführliche Kapitel sowohl über "verweiblichende" (Klitorisamputation plus "Vaginalplastik") wie auch "vermännlichende" ("Hypospadie-OPs") "Genitalkorrekturen" und wurde laut Kinderspital Zürich in sechs Sprachen übersetzt.

c) Gynäkologie

Der historische Ursprung westlicher serienmässiger Intersex-Genitalverstümmelungs- "Experimente" dürfte jedoch in der Gynäkologie liegen:

Spätestens im 19. Jahrhundert waren in der "westlichen Medizin" medizinisch nicht notwendige Klitorisamputationen auch an Kindern als "Therapie" gegen a) Masturbation, b) Hysterie c) "zu grosse Klitoris" verbreitet. Doch während Amputationen wegen a) und b) in der Medizin rasch umstritten waren, z.T. deutlich kritisiert wurden und spätestens nach 1945 kaum mehr nachzuweisen sind, verzeichneten kosmetische Amputationen wegen c) ab 1950 einen scharfen Anstieg und wurden bald weltweit systematisch und flächendeckend propagiert und praktiziert bis in die 1980er-Jahre (vgl. Abb rechts; zu J. Bierich siehe unten ).

Schon 1763 hatte der schlesisch-deutsche Arzt Gottfried Heinrich Burghart (1705-1776) dazu geraten, "das Abschneiden" einer "widernatürlich vegrößerten" Klitoris schon möglichst früh im Kindes- oder Jugendalter vorzunehmen, "zu mahl da nicht sonderlich starcke Blutgefäße, oder ansehnliche Nervenäste zu befürchten gewesen", und hatte die Klitorisentfernung mit der Amputation "überflüßiger Gliedmaßen" wie etwa eines sechsten Fingers verglichen. (Burghart: Gründliche Nachricht an seinen Freund *** von einem neuerlich gesehenen Hermaphroditen, Breslau/Leipzig 1763, S. 18; zit. n. Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst, S. 215f.)

1825 beschrieb ein von Carl Ferdinand von Graefe (1887-1840) verbürgter, anonymer Bericht über eine erfolgreiche "Heilung eines vieljährigen Blödsinnes, durch Ausrottung der Clitoris" bei einem 14-jährigen Mädchen; der zu dieser Zeit in Berlin in der Charité tätige von Graefe hatte auch die "Operation" durchgeführt. (Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 107ff.)

Im 1831 erschienenen Handbuch der Chirurgie, herausgegeben vom damaligen Direktor der Chirurgischen Kliniken der Charité, Johann Nepomuk Rust (1775-1840), wird ein "übergrosser Kitzler" bei "jungen Mädchen" indirekt als legitime Indikation zum "wegschneiden" angeführt. (Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung, 2002)

In den 1840ern führte James Marion Sims (1813-1883), der "Vater der Gynäkologie", zahllose "chirurgischen Experimente" an schwarzen Sklavinnen durch, ohne Betäubung, oft mit tödlichem Ausgang, bis zu 30 "Experimente" an derselben Person. (Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 113) Sims, der während des US-Bürgerkrieges hauptsächlich in London und Paris praktizierte, führte auch dort vielfach "erfolgreiche" Klitorisamputationen durch.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurden in Europa und Nordamerika auch von anderen Medizynern uneingewilligte chirurgische Klitorisamputationen ("Klitorektomie") und weitere chirurgische Beschneidungen an Frauen vielfach propagiert und durchgeführt als "Heilmittel" gegen "Masturbation", "Lesbianismus", "Vaginismus", "Hysterie" und "Manien", u.a. in den 1860ern vom englischen Gynäkologen Isaac Baker Brown (1811–1873) sowie vom Wiener Gynäkologen Gustav Braun (1829-1911). (Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 91ff., S. 116ff.)

1875 amputierte ein Dr. Berendes in Deutschland einem 4-jährigen "Mädchen [...] auf Wunsch der Eltern [...] die angeblich hypertrophische Clitoris". (Franz Ludwig von Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 282)

Im zwischen 1874 und 1896 in vier Auflagen erscheinenen Lehrbuch Die operative Gynäkologie propagierte der "Begründer der operativen Gynäkologie in Deutschland" und Mitherausgeber Alfred Hegar (1830-1914) "Abtragung der Clitoris. Clitoridectomia" u.a. bei "gewohnheitsmässiger Onanie", "Nymphomanie" sowie bei als "Raçeneigentümlichkeit" angeborener Vergrösserung. (Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, 128ff.)

1892 "schnitt" Henri Albert Hartmann (1860-1952) in Paris "bei einem 7jähr. Mädchen, welches hartnäckig masturbierte, auf Wunsch der Mutter hin die hypertrophische Klitoris ab". (Franz Ludwig von Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 234)

Ein weiterer bekannter Propagandist und Täter von Klitorisamputationen war in den 1890ern der amerikanische Gynäkologe A. J. Block (manchmal auch Bloch)aus New Orleans, 1894 führte er eine Klitorektomie an einer 9-Jährigen durch (vgl. u.a. John Duffy: "Clitoridectomy").

In Deutschland wurde die chirurgische Klitorisamputation bei "jugendlichen weiblichen Individuen" von der deutschen Medizynerin Maria Pütz noch 1923 in einer Dissertation offensiv propagiert (vgl. Wikpedia); die Empfehlung zur Kauterisation der Klitoris (= Behandlung mit Brenneisen) als "Heilmittel" gegen Masturbation wurden noch in der 1936er Ausgabe des Stadardwerks "Diseases of Infancy and Childhood" des US-Pädiaters Luther Emmett Holt (1855-1924) gedruckt (vgl. Jayme Waxman: "Masturbation in the Victorian Age").

Der prominente NS-Mediziner Hans Christian Naujoks (1892-1959) führte 1933 in Marburg erstmals eine kosmetische Genitalamputation "mit Stumpfbildung" an einem Zwitter durch (Dominik Leitsch: "Die Intersexualität – Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht”, Dissertation 1996, S. 47), kombiniert mit Teilkastration und einer experimentellen hormonellen Fertilisierungsbehandlung ("Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2 1934, S. 135-161, Downloadlink hier). An der 23. Jahrestagung der "Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie" (Vorläuferin der heutigen DGGG) von 1933 wurden Naujoks' Genitalamputationen gelobt als "geradezu prädestiniert für quantitative Bestimmungen der sog. „weiblichen“ und „männlichen“ Sexualhormone" ("Archiv für Gynäkologie" Nr. 1156/1-2, 1934, S. 11-99, hier S. 99, Downloadlink hier). In Köln war Naujoks 1934-1945 als Leiter der Universitäts-Frauenklinik an über 1'000 Zwangssterilisationen beteiligt. Er setzte aktiv ein für die "eugenische Indikation" zum Schwangerschaftsabbruch bei "erbkranken" Patientinnen. Als die Deutsche Ärztekammer 1972 Feten mit "Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierungen, Pseudohermaphroditismus)" bei "AGS/CAH" offiziell zur selektiven Spätabtreibung freigab (heute noch in Kraft), würdigte der Leitfaden ausdrücklich Naujoks' Vorarbeit vor und nach 1945. Nach 1945 war Prof. Dr. Naujoks u.a. Präsident der heute noch Zwitter-Genitalverstümmelungen propagierenden Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie Träger des Großen Verdienstkreuzes der BRD.

d) Endokrinologie

Die Grundlagenarbeit zur "kontrollierten" Herbeiführung der Pubertät durch synthetisierte "Geschlechtshormone" bei kastrierten Zwittern hatte in den 1930ern und 1940ern in Nazideutschland Adolf Butenandt (1903-1995) geleistet, der spätere Präsident der "Kaiser Wilhelm Institut"-Nachfolgeorgansiation "Max Planck Gesellschaft", dessen Sohn Otfried Butenandt eine medizynische Karriere einschlug und bis in die späten 1990er Jahren in München Zwitter zwangsbehandelte (darunter auch Michel Reiter).

Adolf Butenandt versuchte in den 1930ern nebst "männlichen" und "weiblichen" Hormonen auch ein "Zwitterhormon" zu isolieren (Adolf Butenandt: "Chemische Konstitution und physiologische Wirkung bei Keindrüsenhormonen: die Herstellung eines bisexuellen Prägungsstoffes", in: Forschungen und Fortschitte Nr. 12, 1936, siehe auch: Jean Paul Gaudillière: "La fabrique moléculaire de genre", in: Löwy/Rouch: La distinction entre sexe et genre, S. 68). Butenandt Sr. betrieb dazu in Berlin noch in den 1940ern Forschungen "bei Hermaphroditen – sowohl bei Tieren als auch bei Menschen" (Jean Paul Gaudillière: "Biochemie und Industrie", in: Schnieder/Trunk (Hrsg.): Adolf Butenandt und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, S. 213; Hans Friedrich-Freksa, Adolf Butenandt: "Experimentelle Beiträge zur Frage nach der Möglichkeit des Vorkommens bisexuell wirksamer Hormone bei Zwittern", in: Biologisches Zentralblatt Nr. 62, 1942). Butenadt erhielt 1939 (gemeinsam mit Leopold Ruzicka, Zürich) den Nobelpreis für Chemie für die Identifizierung der Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Androsteron, den anzunehmen er jedoch verweigerte als Gunstbeweis für die Nazis. Sein Nachlass bei der "Max Planck Gesellschaft" wurde sorgfältig von allen womöglich kompromittierenden Dokumenten aus der Nazi-Zeit "gesäubert" (vgl. Robert N. Proctor: Adolf Butenandt (1903–1995). Nobelpreisträger, Nationalsozialist und MPG-Präsident. Ein erster Blick in den Nachlass, Berlin 2000)

Der nach dem 2. Weltkrieg im Johns Hopkins Spital als Leiter der Endokrinologie tätige Lawson Wilkins (1894-1963), der "Vater der pädiatrischen Endokrinologie", muss als der eigentliche "Erfinder" der systematischen chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern angesprochen werden, die er dort 1950 wohl erstmals publizierte (vgl. Alison Redick: American History XY, S. 238) – nicht zuletzt, weil erwachsene Zwitter (worüber schon Hugh H. Young klagte) sich regelmässig gegen die "Behandlungen" sträubten (vgl. Elizabeth Reis: Bodies in Doubt, S. 113). Wilkins' Buchpublikation The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence (Springfield, 1950; Abb. rechts, mehr hier) dokumentiert u.a., dass in Baltimore am der Johns Hopkins University Hopsital spätestens seit 1950 sämtliche als "genital abnormal" diagnostizierten Kinder systematisch kosmetischen Genitaloperationen unterworfen wurden, je nach sozialer Geschlechtszuweisung entweder in "verweiblichende" oder "vermännlichende" Richtung.

Der schweizer Endokrinologe Andrea Prader (1919-2001), Erfinder der "Prader-Skala" und späterer Direktor des Kinderspitals Zürich, hospitierte 1950 bei Wilkins und trug wesentlich bei zur Etablierung der systematischen frühkindlichen Verstümmelungen in Europa (vgl. Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst, S. 348). Ebenfalls bei Wilkins in die Lehre ging 1958 der Hamburger Kinderendokrinologe Jürgen Bierich (1921-1994), der mindestens bis 1971 unbeirrbar predigte: "Die Orgasmusfähigkeit leidet durch die Klitorisentfernung nicht."  Prader und Bierich waren zudem beide Gründungsmitglieder der "European Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)", und in beider Namen werden heute noch jährlich wissenschaftliche Preise vergeben, nämlich der "Andrea Prader Prize" von der "ESPE" und der "Jürgen Bierich Preis" von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)".

Experimentelle Vorarbeit für Butenandt, Wilkins, Prader und Bierich hatte in den 1920ern der Österreicher Eugen Steinach (1861-1944) geleistet durch chirurgische Tier- und Menschenexperimente mit Hoden- und Eierstocktransplantationen, u.a. auch zwecks "Heilung" von Homosexualität. Steinach wurde dabei praktisch und publizistisch unterstützt von Magnus Hirschfeld (1868-1935), seinerseits Anhänger der Eugenik sowie Mitglied in der "Gesellschaft für Rassenhygiene".

In Amerika hatte der Gefängnischirurg Leo Stanley (1886-1976) von 1913-1951 im Gefängnis San Quentin zahllose ähnliche Menschenexperimente an Insassen praktiziert, ebenso "eugenische Experimente" und Zwangssterilisationen.

1944 experimentierte der dänische SS-Medizyner Carl Værnet (1893-1965) im KZ Buchenwald mit einer chirurgisch-mechanischen Depotabgabe von Testosteron, quasi die experimentelle Synthese der Forschungen von Steinach und Butenandt (Davidsen-Nielsen/Høiby/Danielsen/Rubin: Carl Værnet, S. 183f.).

e) Genetik und Eugenik

Der Begiff "Intersex" geht ursprünglich zurück auf den "jüdischen" Genetiker Richard Goldschmidt (1878–1958) (siehe oben NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution").

"Zwillingsexperimente" à la John Money waren seit dem 19. Jahrhundert das Steckenpferd organisierter EugenikerInnen nicht nur in der deutschen "Gesellschaft für Rassenhygiene", sondern in der gesamten "westlichen Zivilisation". "Eugenische Forschungen" zwecks besserer Erkennung sowie anschliessender Vernichtung von Zwittern, bei schon Geborenen durch hormonelle und chirurgische Verstümmelungen sowie in Deutschland ab 1972 auch pränatal durch (Spät-)Abtreibungsindikationen (vgl.auch Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst, S. 470), wurden von (NS-)Medizinern auch nach dem 2. Weltkrieg ungebrochen weitergeführt, bei vermuteten "AGS-Mädchen" zusätzlich auch mittels experimenteller pränataler Dexamethason-"Therapien".

Oft mit Hilfe altbewährter NS-Seilschaften: Hormonforscher Adolf Butenandt war nach 1945 beispielsweise auch treibende Kraft hinter der Rehabilitation seines verehrten Kollegen, des Nazi-Eugenikers und Mengele-Doktorvaters Otmar Freiherr von Verschuer (1896-1969), der (wie auch seine Kollegen in Amerika) sein Fach nach 1945 einfach flugs von "Eugenik" zu "Genetik" umbenannte und unbeirrbar und ungehindert weiter"forschte", u.a. über "Pseudohermaphroditismus als eigenständige pathologische Erbanlage" bzw. "Genetische Grundlagen der Sexualkonstitution" (1956).

Sowohl in Amerika (u.a. beim CIA) wie auch in Deutschlands Medizynerkaste nach 1945 konnten bekanntlich praktisch alle einschlägigen Nazi-Medizyner ihre nur kurz unterbrochene Karriere mehr oder weniger nahtlos weiterführen. Nicht einmal Josef Mengele (1911-1979) wurde nach dem Krieg je zur Rechenschaft gezogen.

Heute sind die meisten D$D-Millionen-TäterInnen-"Forschungs"projekte Genetik-zentriert, z.B. EuroDSD und DSDnet, und von den heutigen "vorgeburtlichen Aussonderungsraten" von "Feten mit D$D" konnten seinerzeitige NS-RassenfanatikerInnen nur träumen ...

 

3. "Eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte"

Die Rolle all dieser honorigen (NS-)Mediziner bei der Etablierung der systematischen menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwittern wird auch heute noch im öffentlichen Diskurs wie auch in offiziellen Biographien regelmässig ausgeklammert – sogar dort, wo sie (wie z.B. bei Adolf Butenandt, Hugh Hampton Young, Lawson Wilkins und Andrea Prader) wohldokumentierter und zentraler Bestandteil ihrer akademischen Karriere sind. Noch 2011 zensierte der Deutsche Ethikrat die Nennung entsprechender Namen und Quellen, und leugnete "Verbindungslinien" zur NS-Medizin.

Offensichtlich will sich keinE akademischeR ForscherIn die Finger verbrennen mit einer systematischen Aufarbeitung der Intersex-Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken, obwohl – oder eben weil – sie "zu den dunkelsten Kapiteln der Medizingeschichte" zählen (Apotheken-Umschau 1.6.2011, S. 3), und zwar gleich im doppelten Sinn. Statt die Verbrechen endlich als solche anzuerkennen und aufzuarbeiten, wird lieber zum x-ten Mal die "Geschichte der Entstehung von Geschlecht (Gender)" erzählt, und die medizynischen Verbrechen an Zwittern grad noch einmal schamlos als "Rohmaterial" für akademische Forschung und Theoriebildung missbraucht, diesmal einfach vorgeblich "kritisch" im Namen von "Gender",

Ungebrochen wird im öffentlichen "Intersex"-Diskurs der Mythos vom Einzeltäter John Money hochgehalten (vgl. das eingangs vom Deutschen Ethikrat zitierte Beispiel), und von den Medizyner-LeugnerInnen werden die heute noch täglich an Zwittern begangenen medizinischen Verbrechen – sofern sie überhaupt eingeräumt werden –, nach bekanntem Muster bequemerweise stets zeitlich und personell streng beschränkt auf das Wirken John Moneys.

Während gleichzeitig auf politischer Ebenen John Moneys alter und neuer "Gender"-Fanclub (inkl. Judith Butler und Alice Schwarzer) mehr und mehr öffentlich verkündet, Moneys Name sei zu Unrecht zum Synonym seiner medizynischen Verbrechen (nicht nur) an Zwittern geworden, eigentlich habe Money nämlich recht gehabt und sei so schlimm auch gar nicht gewesen, und überhaupt, statt dauernd über körperliche Unversehrtheit und die täglichen Genitalverstümmelungen sollten wir jetzt doch gescheiter alle zusammen mal über die wirklich zentralen Dinge im Leben privilegierter Nicht-Verstümmelter reden, nämlich z.B. über Geschlechtsidentität, Geschlechtsidentität, Personenstand, Personenstand, sexuelle Identität, sexuelle Identität und, äh, sexuelle Identität.

Die SeriengenitalverstümmlerInnen dankenund operieren unkontrolliert weiter ...

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)

BMBF-finanzierte "Lübecker Studie" (mit Schweizer und Österreichischer Beteiligung) und 434 Proband_innen
Quelle: Martina Jürgensen: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität:
Zentrale Ergebnisse", Vortrag Berlin 27.05.2009, Folie 6.

>>> Alle Folien als PDF)

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
 
Siehe auch:

- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Deutschen Kinderkliniken
- Intersex-Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Krebslüge und Zwangskastrationen an Zwittern
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Ulrichs-Hirschfeld-Money-Butler
- "Who killed David Reimer?"
- David Reimer: Klage gegen John Money – erfolglos wegen Verjährung
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – "kein Handlungsbedarf" bei Genitalverstümmelung?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Saturday, May 3 2014

Österreich, Ursprungsland der NS-Diagnose "Intersex-Typus (Schizoid)"

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>>> Innsbruck 6.–10. Mai 2014: Intersex-Info + Proteste vs. "25th ESPU" + Med. Uni

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Österreich, Ursprungsland der rassistischen und späteren
>>> NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution", die in den 1920ern in der Gynäkologie den Begriff "Intersex" in die Humanmedizin einführte – und den medizinischen Diskurs von Intersex als "entartet", "krankhaft" und "minderwertig" bis heute mitprägt. Namensgeber war ein international angesehener Professor aus Innsbruck. AUFARBEITUNG TUT NOT!

>>> IGMs: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Thursday, May 23 2013

Köln: NS-Diagnose "Intersex-Typus" - 1949-66: 30% Patienten-sterblichkeit - seziert für "Kindereuthanasie"-Prof. Bennholdt-Thomsen

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>>> NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution"
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Naujoks 1933: "Intersex-Genitalamputation prädestiniert für Hormon-Forschung"
>>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations" (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGER!!! ]
>>>
Öffentliche Veranstaltungen heute in Köln (Flyer PDF)

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 23.05.2013:

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine AussöhnungDass heute über konkrete Verflechtungen
zwischen NS-Medizin und Intersex- "Genitalkorrekturen" in Kölner Kliniken mehr bekannt ist als z.B. über solche in Berlin, liegt nicht zuletzt an der Fülle der 2011 im "Online-Diskurs" des Deutschen Ethikrates öffentlich gemachten relevanten Namen, Fakten und Auszügen aus Publikationen.

ETEKAR, eine Betroffene von kosmetischen "Genitalkorrekturen" im Kindesalter, hatte die Früchte jahrelanger Recherchen beigetragen:

• Zum Beispiel Carl Bennholdt-Thomsen (1903–1971), DGKJ-Präsident 1963 und Leiter der Kölner Universitäts-Kinderklinik:

"Woran starb Elvira Fr.?" Ein besonders verstörendes Kölner Beispiel betrifft eine Dissertation von 1966 unter der Leitung von Bennholdt-Thomsen, laut welcher 1949-1966 ein Drittel aller mit der Intersex-Diagnose "AGS/CAH" in Köln behandelten Kinder verstarben und z.T. anschließend für die Dissertation seziert wurden, obwohl AGS mit Salzverlust seit spätestens 1950 bekannterweise therapierbar ist.

Bennholdt-Thomsen war ein Meister im Vertuschen medizinischer Verbrechen: Erst lange nach seinem Tod wurde 2002 öffentlich bekannt, dass er in der "Kindereuthanasie" in "Böhmen und Mähren" eine zentrale Rolle inne hatte (vgl. Michal Simunek: „Getarnt – Verwischt – Vergessen. Die Lebensgänge von Prof. Dr. Franz Xaver Lucksch und von Prof. Dr. med. Carl Gottlieb Bennholdt-Thomsen im Kontext der auf dem Gebiet des Protektorates Böhmen und Mähren durchgeführten NS-Euthanasie.“ In: Bayer / Sparong / Woelk (Hrsg.): Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit, 2004, S. 125–146, hier S. 142-145)

Dem Deutschen Ethikrat war das Thema zu heiß: In einer Nacht- und Nebelaktion wurden praktisch alle Beiträge mit Quellen zum Thema gelöscht. O-Ton Ethikrat: Die "von besagtem Nutzer [ETEKAR] gezogene Verbindungslinie" von NS-Verbrechen an Zwittern "zur heute gängigen Praxis" sei "unzulässig". Weitere Kommentare wurden gar nicht mehr freigeschaltet, die Betroffene wurde faktisch gesperrt. >>> Alle gelöschten Kommentare sind seither auf Zwischengeschlecht.info dokumentiert.

“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet” 
(Quelle: Gelöschter Kommentar auf Ethikrat-"Onlinediskurs", 24.6.11)

Die >>> NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" definiert Zwitter als "minderwertige Spezies" infolge von "Rassenvermischung", die unter "Juden" besonders häufig sei und mit "Geisteskrankheiten" korreliere, Betroffene müssten "vom Fortpflanzungsbetrieb sicher und endgültig ausgeschlossen" werden.

Vom Ethikrat zensierte Kommentare verweisen u.a. auf Quellen von Wilhelm Weibel (1876-1945), Josef Mengele (1911-1971), Otto Flößner (1895-1948), Fritz Lenz (1887-1976), Otmar Freiherr von Verschuer (1896-1969), Paul Mathes (1871-1923), Robert Stigler (1878-1975), Walther Stoeckel (1871-1961), Lothar Gottlieb Tirala (1866-1974), Adolf Butenandt (1903-1995), Otfried Butenandt und Luise Kimm.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org freut sich sehr, dass – entgegen der Absicht des Deutschen Ethikrates – heute in Köln das Thema "NS-Medizin und Intersex-Genitalverstümmelungen" öffentlich zur Debatte steht an mehreren Veranstaltungen u.a. in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum und der Heinrich-Böll-Stiftung NRW

Ebenso, dass Intersexuelle Menschen e.V., welche die Zensur-Aktion des Ethikrates tatenlos und schweigend hinnahmen, das Thema heute ebenfalls als relevant und wichtig erachtet.

Und hofft, dass zusätzlich zu den bereits bekannten Namen und Fakten heute weitere öffentlich aufgearbeitet werden.

• Zum Beispiel >>> Hans Christian Naujoks (1892-1959), DGGG-Präsident 1951, Leiter der Kölner Universitäts-Frauenklinik 1934-1945:

"Fortpflanzung dieses Wesens nicht allzu wünschenswert ... In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden" (H. Naujoks: "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", 1934 >>> PDF (5 MB)

Naujoks' kosmetische "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (Dominik Leitsch) sowie "Hodenentfernung" an einem "Zwitterwesen" mit "besonders interessantem Genitalbefund" in Verbindung mit hormoneller "verweiblichender" Fertilisierungsbehandlung, letztere aus "eugenischen" Gründen rein zu Forschungszwecken, wurde noch 1996 ehrend erwähnt in der Kölner kinderchirurgischen Dissertation von Dominik Leitsch: "Die Intersexualität, Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht".

Naujoks berief sich 1934 auf "die Lehre von der Intersexualität" und propagierte "Korrekturen am äußeren und inneren Genitale" mit "funktionalen" Ansprüchen und Begründungen, wie sie laut Ethikrat-Expertin Hertha Richter-Appelt angeblich erst 1955 in Baltimore "erfunden" wurden.

In Köln war Naujoks 1934-1945 als Leiter der Universitäts-Frauenklinik an über 1'000 Zwangssterilisationen beteiligt. Er setzte aktiv ein für die "eugenische Indikation" zum Schwangerschaftsabbruch bei "erbkranken" Patientinnen. Als die Deutsche Ärztekammer 1972 Feten mit "Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierungen, Pseudohermaphroditismus)" bei "AGS/CAH" offiziell zur selektiven Spätabtreibung freigab (heute noch in Kraft), würdigte der Leitfaden ausdrücklich Naujoks' Vorarbeit vor und nach 1945.

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Solidarischer Post auf DasEndeDesSex. Danke!
>>> DGGG 1933: Intersex-Genitalamputation "prädestiniert für Forschung" (Hans Naujoks)

Nachtrag: Der einzige Pressebericht zur Veranstaltung auf >>> report-k.de getraute sich nicht einmal, Namen zu nennen, sondern verschwieg die Identität der Täter. Die einzige abschließende Erwähnung der konkreten Verbrechen verbleibt bei allgemeinen Andeutungen über "Umgang mit und die Verbrechen an Intersexuellen durch Ärzte während des NS-Regimes. Die Opfer hätten dafür nach Ende der NS-Zeit keine Entschädigung erhalten. Auch wurde der Werdegang einiger regimenaher Ärzte nach Kriegsende aufgezeigt."

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
 

Wednesday, January 23 2013

NS-Medizyner und Bundesverdienstkreuzträger Prof. Hans Christian Naujoks über die "biologische Minderwertigkeit" von Intersexen

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Anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" (publiziert 1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“
Quelle: Hans Christian Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB)  

Prof. Dr. med. Hans Christian Naujoks war zwischen 1934 und 1959 Uni-Klinikdirektor in Köln, Marburg und Frankfurt.

Vor 1945 u.a. Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt und an über 1'000 Sterilisationen beteiligt. Naujoks' "bahnbrechende" Intersex-"Klitorisamputation mit Stumpfbildung" in Verbindung mit einer experimentellen hormonellen Fertilisierungsbehandlung von 1933 wurde noch 1996 in einer medizinischen Dissertation hervorgehoben.

Nach 1945 u.a. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGGG), die heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen propagiert. Verfasste im Auftrag der Bundesärztekammer einen "Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung", der den Grundstein legte zu den heute noch üblichen Spätabtreibungen bei "Intersex-Diagnosen""auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen des Fetus (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)".

>>> Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider  
        mit "lückenloser" Karriere und Wirkung vor und nach 1945  

>>> NS-Diagnose "Intersex-Typus (Schizoid)" - Prof. Dr. Wilhem Weibel (1944)   

>>> "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten" (2003)   

Thursday, June 21 2012

NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" - Wilhelm Weibel: "Intersex-Typus (Mannweib, Schizoid)" (Lehrbuch Frauenheilkunde, Wien/Berlin 1944) - Paul Mathes, Robert Stigler, Hans Guggisberg, Fritz Lenz, Otto Flößner, Hans Naujoks, Walther Stoeckel u.v.a.m.

>>> Innsbruck 6.–10. Mai 2014: Intersex-Info + Proteste vs. "25th ESPU" + Med. Uni

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“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet”  (Quelle: Gelöschter Kommentar Nr. 129 von ETEKAR, 24.6.11)

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Aufarbeitung tut not! Am 14.7.11 zensierte der Deutschen Ethikrat in seinem Online"diskurs" obigen mit Quellenanagebe belegten Hinweis auf den im "Lehrbuch der Frauenheilkunde" von Wilhelm Weibel (7. Aufl., Berlin/Wien 1944 S. 647f.) propagierten sog. "intersexuellen Konstitutionstypus":
 

Unzensierte Version: draufklicken (WARNUNG!!!)

Der sog. "Intersexuelle Konstitutionstypus" war eine seit den 1920-er Jahren verbreitete "völkische Diagnose", welche (in Anlehnung an Richard Goldschmidt) Zwitter als "minderwertige Spezies" infolge von "Rassenvermischung" definierte, die angeblich in der "jüdischen Rasse" gehäuft auftrete.

Diese rassistische "Lehre" war auch der theoretische Hintergrund für die verbrecherischen "Experimente" an Zwittern in Auschwitz durch Josef Mengele (1911-1971).

Das Aufkommen der völkischen Diagnose "Intersexueller Konstitutionstypus" in den 1920ern in der Gynäkologie in Österreich als eigenständige "völkische Diagnose", 1924 erstmals publiziert vom österreichischen Gynäkologen Paul Mathes (1871-1923) und dem Schweizer Gynäkologen und Zwangssteriliserer Hans Guggisberg (1880-1977) ("Die Konstitutionstypen des Weibes, insbesondere der intersexuelle Typus", in: Josef Halban, Ludwig Seitz: Biologie und Pathologie des Weibes. Bd.3, 1924) war gleichzeitig die Einführung des Begriffs "Intersex" in die Humanmedizin. Diese rassistische Definition von "Intersex" als "entartet", "krankhaft" und "minderwertig" wurde in der Folge von zahlreichen prominenten NS-Medizinern und "Rassenhygienikern" bis in die 1950er-Jahre propagiert, und wirkt unterschwellig bis ins 21. Jahrhundert fort (vgl. z.B. "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten", 2003, "therapeutische" Spätabtreibungen bei "Intersex-Gefahr").

Weitere prominente völkische und NS-Propagandisten dieser rassistischen "Theorie" waren nebst den bereit erwähnten Wilhelm Weibel (Wien, Prag 1876-1945) (--> PDF S. 316 / S. 314 laut Seitennummerierung) und Josef Mengele u.a. der Namensgeber des "Intersexuellen Konstitutionstypus" Paul Mathes (Innsbruck, Wien, Graz 1871-1923), Robert Stigler (Steyr, Wien, Graz, Bern 1878-1975) (PDF 45.3 MB, Jg 1919-1920, S. 6-9, bes. S. 7, = S. 166-9 rsp. 167 Gesamt-PDF), Lothar Gottlieb Tirala (Wien, München 1866-1974), Fritz Lenz (München, Göttingen 1887-1976), Hans Günther (Freiburg i.Br. 1891-1968)  (--> PDF 44 MB S. 274f. / im Buch S. 272f.), Theodor Fritsch (Markkleeberg b. Leipzig 1852-1933) (--> PDF 226 MB S. 33, im Buch S. 31)  Hans Christian Naujoks (Marburg, Köln, Frankfurt a.M. 1892-1959), Arno Schickedanz (Berlin 1892-1945), Otto Herschan (Breslau/Wrocław *1895), Otto Flößner (Berlin 1895-1948) und Walther Stoeckel (Berlin 1871-1961).

Weitere aus dem Ethikrat-"Diskurs" herauszensierte NS-Quellen zu "Intersex" betreffen u.a. Ausführungen zur Eheunfähigkeit (Luise Kimm: “Über Pseudohermaphroditismus masculinus und die Indikationsstellung für die operative Bildung einer künstlichen Vagina”, 1935), Überlegungen zu Häufung von "Intersexualität" unter Juden durch "Bastardisierung und Rassenkreuzung" (Otto Flößner: Rassenphysiologie, in: Johannes Schottky (Hrsg.): "Rasse und Krankheit", 1937, S. 42) und die "biologische Minderwertigkeit" von Hermaphroditen (Hans Christian Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", 1934).

Wilhelm Weibel (Mitte) 1917 als "Lieblingsschüler"
des Wiener Gynäkologen Ernst Wertheim
(links).

Eine historische Aufarbeitung der medizinischen Verbrechen an Zwittern steht in allen deutschsprachigen Ländern nach wie vor aus – sowohl für die NS-Zeit wie auch für die Zeit nach 1950, als die systematischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern überhand nahmen. Obwohl es mittlerweile Ansätze zu einer Aufarbeitung gibt (z.B. in Österreich Überlegungen zur Rückgängigmachung von Straßenbenennungen, etwa bei Robert Stigler in Steyr und Wilhelm Weibel in Wien), und praktisch alle oben Erwähnten eigentlich längst als Nazigrößen, NS-Medizyner und Rassenhygieniker öffentlich bekannt sind, ist ihre Rolle in den systematischen medizinischen Verbrechen an Intersexen bis heute in der Öffentlichkeit kein Thema.

Aktuelle akademische Publikationen aus der Geschlechterforschung, die sich (auch) mit dem Schicksal von "Intersexuellen" im "3. Reich" beschäftigen, behaupten regelmäßig, es hätte unter den Nazis angeblich keine Verfolgung von Zwittern gegeben, und verweisen dabei darauf, es liessen sich keine spezifischen NS-"Zwittergesetze" oder -Erlasse nachweisen (vgl. z.B. die preisekrönte Dissertation von Angela Kolbe: "Intersexualität, Zweigeschlechtlichkeit und Verfassungsrecht"; vgl. weiter den vollständigen Mangel an konkreten Erkenntnissen zu "Inter*geschichte" im Workshop „Lebenssituationen und Repressionen von [...] Intersexuellen im Nationalsozialismus“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld vom 01.02.2013).

Der Mensch oben auf dem Bild bei Weibel hat zudem offenbar eine etwa handbreite frische Operationsnarbe vom Bauchnabel abwärts, wie sie für auch nach dem 2. Welltkrieg verbreitete "chirurgische Explorationen" zur Feststellung der Gonaden (Eierstöcke, Bauchhoden und/oder Mischgewebe) typisch ist.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Welches typische Los Intersex-Menschen, die von prominenten NS-Medizynern als von vornherein "schizoide Abartige" und "Untermenschen" klassifiziert wurden, in Nazi-Deutschland und -Österreich sonst noch drohte – 3x dürft ihr raten!

Kommt noch dazu, dass auch Weibels Handbuch noch 1947 diesbezüglich inhaltlich unverändert neu aufgelegt wurde ...

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

>>> Innsbruck 6.–10. Mai 2014: Intersex-Info + Proteste vs. "25th ESPU" + Med. Uni
>>> IGM in Österreich (1): Wien, Linz, Innsbruck

>>> Intersexe "biologische minderwertig" (Prof. Dr. Hans Christian Naujoks, 1934)

>>>
Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" 
>>> IGMs: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 

Thursday, July 21 2011

Prof. Dr. Hans Naujoks: "Seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen" (Dt. Ethikrat, 19.7.11) (V)

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Prof. Dr. Hans Christian Naujoks über die
"biologische Minderwertigkeit" von Intersexen
anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“ 
Quelle:
Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, 1934, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB) 
 

«Als gesichert kann hingegen gelten, dass Hans Naujoks seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen vorgenommen hat.»    >>> Deutscher Ethikrat (19.7.11)

 

  STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks –
deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung
vor und nach 1945

 
a) vor 1945

1925 Privatdozent Universität Königsberg
1925 Buchpublikation: "Das Problem der temporären Sterilisierung der Frau"
1926 Oberarzt Philipps-Universität Marburg
1929 außerordentlicher Professor Philipps-Universität Marburg
1933 Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitglied NS-Dozentenbund, usw.
1933 erste "rassistisch motivierte" (Ethikrat) kosmetische "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (Leitsch) an "intersexuellem Menschen" in Marburg, kombiniert mit experimenteller hormoneller Fertilisierungsbehandlung
1933 Publikation: "Operative und hormonale Therapie bei Hermaphroditismus verus", in: "Archiv für Gynäkologie" Nr. 1156/1-2, S. 93-99
1934 Publikation: "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 >>> PDF (5 MB)
1934 Publikation: "Die Aufgaben des Frauenarztes bei den neuen bevölkerungspolitischen Bestrebungen", in: Ziel und Weg Nr. 12 (Zeitschrift des NS-Ärztebundes). "Wir sind als Hüter und Förderer der Volksgesundheit verpflichtet, die Überschwemmung mit kranken Erbanlagen zu verhindern."
1934 ordentlicher Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe Universität Köln, Leiter Uni-Frauenklinik
1934 Buchpublikation (zusammen mit Hans Werner Boeminghaus): "Die Technik der Sterilisierung und Kastration"
1934 Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt, Beteiligung an mehr als 1'000 Zwangssterilisationen
1936 Schriftleiter Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1939 Herausgeber "Geburtshilfe und Frauenheilkunde" (Publikation der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie = die heutige DGGG)

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129
• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Irene Franken, Daniel Schäfer: "Professionelles Handeln in der Diktatur. Hans Christian Naujoks und die deutsche Frauenheilkunde während des „Dritten Reiches“", in: Groß/Karenberg/Kaiser/Antweiler (Hrsg): "Medizingeschichte in Schlaglichtern Beiträge des „Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker“" 
PDF (4 MB) 
• Dominik Leitsch: “Die Intersexualität – Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht”, Diss. Köln 1996, S. 47
• Deutscher Ethikrat: "Stellungnahme zur Pressemitteilung von „zwischengeschlecht.org“ vom 19.07.2011"

 

 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «Verbindungslinie zur heute gängigen Praxis in der Bundesrepublik unzulässig»

 

Probe aufs Exempel:

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung

b) nach 1945

1945 Ordinarius Philipps-Universität Marburg (1946 wegen seiner politischen Belastung von den alliierten Militärbehörden entlassen)
1945 Persilschein Nr. 1: "Er hat, wie viele Akademiker, einen hemmenden Einfluß auf die radikalen Pläne und Wünsche gewisser Parteistellen und Parteimitglieder ausgeübt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1946 Persilschein Nr. 2: "Die Kölner Medizinische Fakultät hat im 3. Reich die alte akademische Tradition vollkommen aufrecht erhalten und nur nach sachlichen Gesichtspunkten gehandelt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1947 Ordinarius Universität Frankfurt a.M.
1951 Präsident Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1951 von der Bundesärztekammer beauftragt, einen »Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung« zu verfassen (publiziert 1954), die überarbeitete Neuauflage von 1972 ist bis heute die Grundlage für Spätabtreibungen bei "AGS/CAH"
1957 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1959 Der Genitalamputierer stirbt, seine "Errungenschaft" lebt weiter: Bis in die 1980er Jahre werden in allen Kliniken, in denen Naujoks "wirkte", wehrlose Zwitterkinder genitalamputiert – "modernere" Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit "auffälligen" Genitalien sind in ganz Deutschland in Kinderkliniken auch heute noch tägliche Realität, ebenso Fertilisierungsexperimente
1972 überarbeitete Neuauflage des von Naujoks im Auftrag der Bundesärzekammer publizierten 'Schwangerschaftsunterbrechungs-Leitfadens' von 1954 (siehe oben): W. Ahrens (Hrsg.): "Medizinische Indikation zum therapeutischen Schwangerschaftsabbruch" – als "absolute Indikation" ist darin u.a. aufgeführt "Das angeborene adrenogenitale Syndrom [...] auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)" sowie weitere "Diagnosen" mit "Gefahr einer intersexuellen Mißbildung des Fetus".
1996 ehrende Erwähnung von Naujoks historischer "Genitalamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" von 1933 in der Dissertation von Dominik Leitsch: "Die Intersexualität, Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht" (Universität Köln)
2006 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) übernimmt die AWMF-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" (niedrigste Evidenzstufe S1), die ungebrochen Genitalverstümmelungen an "gestörten" Kleinkindern propagiert
2011 zensuriert der Deutsche Ethikrat auf re-traumatisierende Art und Weise sämtliche Hinweise auf Naujoks Karriere und Wirkung in sämtlichen Kommentaren von ETEKAR, einer Betroffene der von Naujoks 1934 in Deutschland eingeführten "rassistischen Intersex-Behandlungsmethode"
2012 Als erste Uni überhaupt beschließt die Philipps-Universität Marburg eine öffentliche Aufarbeitung medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen 

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129

• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282 u. 318f.
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Nicola Wenge: "Kölner Kliniken in der NS-Zeit – Zur tödlichen Dynamik im lokalen Gesundheitswesen 1933-1945", in: Monika Frank/Fritz Moll (Hrsg.): Kölner Krankenhausgeschichten. Festschrift zum 200-jährigen Gründungsjahr der Kliniken der Stadt Köln, Köln 2006, S. 545-569 PDF (1 MB)
• Aumüller u.a. (Hrsg.): "Die Marburger Medizinische Fakultät im 'Dritten Reich'", S. 548-552. 
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «bislang kein registrierter Nutzer und schon gar keine „Benutzergruppe“ ausgeschlossen»

Kommentare von Nutzer_innen dazu:

"Es gibt wohl nur wenige Menschen, die überhaupt nach solchen (Gewalt)Erfahrungen und nachdem man ihnen ständig das Selbstwertgefühl genommen hat, noch zu sich selbst stehen können. Geschweige denn [...] mit Selbstbewusstsein, Humor und Fantasie die Rolle auf sich nehmen, in der Gesellschaft das Schweigen sichtbar und als Erste zu durchbrechen… [...] Zum Sichtbarer werden gehört auch, dass die stille Scham erst in Wut umschlagen kann. [...]" (Kommentar Nr. 284 von Simon Zobel, 15.7.2011)

"Wenn Sie Betroffene, dies sind die Einzigen, die wirklich Bescheid wissen, in den Hintergrund drängen und ihnen nicht genügend zuhören, machen sie den entscheidenden Fehler! [...] Analog zum Thema Mißbrauch bei Kindern hat man leider den Eindruck, dass bei allen Beteuerungen die körperlich geschädigten Betroffenen nicht im Vordergrund stehen! [...] Die Betroffenen (statt Professoren und Ärzten) in den Mittelpunkt zu stellen, das würde ich als ethisch geboten ansehen." (Kommentar Nr. 288 von ab, 16.7.2011)

"Es wird nichts nutzen, wenn hier wütende und verzweifelte Postings zu löschen, denn es sind viele Menschen auf dem Weg und werden die Wahrheit aufarbeiten. Ich bitte den Ehtikrat die Forderung nach der Aufarbeitung der Wahrheit über die den Irrweg, den die Bundesrepublik hier zugelassen hat, zu beenden." (Kommentar Nr. 289 von Lucie G. Veith, 16.7.2011)
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11):«Auf der Seite des Online-Diskurs’ finden keine willkürlichen Ausschlüsse und auch keine Zensur statt.»

Proben aufs Exempel:

a) Willkür:

Beispiel 1:

3x protestierte Daniela "Nella" Truffer dagegen, dass mit ETEKAR eine Betroffene von Genitalverstümmelung im Kleinkindalter, die laut sagte, was viele andere nur verschämt denken, im Ethikrat-Online-"Diskurs" als "Benutzer zweiter Klasse" gedemütigt und ETEKAR das direkte Kommentieren verweigert wurde, und beantragte, aus Solidarität mit ETEKAR ebenfalls das Recht auf direktes Kommentieren entzogen zu bekommen (Kommentar Nr. 223 vom 8.7.11 / Kommentar Nr. 227 vom 9.7.11 / Kommentar Nr. 228 vom 9.7.11).
Die Ethikrats-Redaktion entgegnete darauf, dies sei nicht möglich, "da Sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen haben". (Kommentar Nr. 232 vom 9.7.11)

Als Daniela "Nella" Truffer dieselbe Forderung mit identischem Wortlaut "Benutzer zweiter Klasse" ein 4. Mal stellte (Kommentar Nr. 236 vom 10.7.11), nimmt die Ethikrat-Redaktion dies als Anlass, ihr genau dieselben Worte ab sofort rückwirkend als "wiederholter Verstoß gegen die Allgemeinen Nutzungsbedingungen" vorzuwerfen sowie als "beleidigend" (Kommentar Nr. 247 vom 11.7.11). Klassischer geht's wohl kaum ... Dass die Redaktion obendrein mit dieser Floskel eine rückwirkende Löschung praktisch aller Kommentare der betreffenden Nutzer_innen ankündigt, hat sie bekanntlich schon am Beispiel ETEKARs vorexerziert.

Beispiel 2:

Anmerkung der Redaktion des Deutschen Ethikrates vom 11.7.11: "Sollten weitere Fragen zum redaktionellen Vorgehen bestehen, bitten wir diese an die Redaktion persönlich zu schicken."
Dementi Deutscher Ethikrat vom 19.7.11: "Auf weitere Nachrichten des Nutzers an die Redaktion wurde seither nicht mehr reagiert." Öhm, ausser natürlich mit umgehender Löschung praktisch aller Kommentare ...

Beispiel 3:

Dementi-Lüge Deutscher Ethikrat, 19.7.11: "Der Nutzer selbst hat [...] mitgeteilt, dass er sich nicht weiter am Dialog beteiligen wollte und dies auch im Online-Diskurs durch einen entsprechenden Kommentar dokumentiert."
Tatsächlich wehrte sich ETEKAR in ihrem letzten Kommentar Nr. 218 auf dem Ethikrat-"Diskurs" explizit gegen die (Vor-)Zensur durch den Ethikrat. Und in ihrem zweitletzten, vom Ethikrat spurlos zensierten Kommentar Nr. 217 wehrte sie sich ebenfalls gegen das Unrecht, von der Ethikrat-Redaktion "als Kind" behandelt zu werden.
In mehreren diesem Blog vorliegenden Mails an den Ethikrat (= die vom Ethikrat "unbeantwortet" gebliebenen "Nachrichten" aus obigem Beispiel 2) beschwerte sich ETEKAR wiederholt gegen die Zensur, monierte explizit die Missachtung ihres Rechts auf freie Meinungsäusserung und verlangte jedes Mal ihr gutes Recht auf zensurfreies, ungehindertes kommentieren. (Worauf der Ethikrat ungehend rückwirkend praktisch alle Kommentare von ETEKAR löschte.) Dass der Ethikrat öffentlich das Gegenteil behauptet im Wissen, dass seine Lügen dank Zensur und mangelnder Quellenangabe im Dunkeln bleiben, sagt wohl alles ...

Beispiel 4:

"@Redaktion : [...] Es steht Ihnen nicht zu bei intersexuellen Genitalien von Fehlbildungen zu sprechen. Sie disqualifizieren sich als neutrale Vermittler. So geht es nicht! [...] Wenn Sie wert auf einen Dialog legen, sollten Sie ihre Vorgehensweise dringend überdenken. Sie müssen sich nicht wundern, wenn hier die Menschen nicht mehr schreiben mögen." (Kommentar Nr. 258 von Lucie G. Veith, 12.7.2011)

b) Zensur:

Beispiel 1:

Am 14.7.11 vom Ethikrat zensurierter Hinweis auf Beschreibung des "intersexuellen Konstitutionstypus" im "Lehrbuch der Frauenheilkunde" (Wilhelm Weibel, 7. Aufl., Berlin/Wien 1944 S. 647f.):

“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet”

(Quelle: Zensurierter Kommentar Nr. 129 von ETEKAR, 24.6.11)

Beispiele 2-17: 

>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11)

Sonst noch Fragen?

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.07.2011  

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11) (IV)  

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Siehe auch:
- Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 

Saturday, November 8 2008

Transsexuelle verklagt Ärzte wegen uneingewilligter Penisamputation

Sabrina Schwanczar war wie alle Transsexuellen in Deutschland damit konfrontiert, dass sie als Bedingung für die Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags das Gutachterverfahren durchlaufen und eine "Geschlechtsangleichungs-OP" durchmachen musste. Bei letzterer wurde ihr der Penis ohne informierte Einwilligung kurzerhand amputiert (wie auch vielen Zwittern das "uneindeutige" Lustorgan); von den Ärzten wurde ihr gegenüber dazu behauptet, die Auslösung des Orgasmus sei problemlos auch über Harnröhrenmündung möglich. Aktuell hat Sabrina Schwanczar nun ein Ärztehaftungsverfahren angestrengt, das wir im Folgenden auszugsweise dokumentieren.

Auch wenn wir durchaus nicht mit allen Ansichten und Meinungen von Sabrina Schwanczar einverstanden sind (vgl. z.B. hier), finden wir ihren Prozess wichtig und möchten sie auf diese Weise solidarisch unterstützen.

--> Fortsetzung / Zur Dokumentation

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