Intersex-Genitalverstümmelungen: Warum wir gegen das "8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" protestieren
By seelenlos on Tuesday, April 16 2013, 04:54 - Die Mediziner - Permalink
>>> Interview Radio Dreyeckland >>> Flyer zum heutigen Protest (PDF)
Bild: Aktion zur Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012
>>> Infoveranstaltung: Do 18.4. 19h >>> 3 Friedliche Proteste: Fr + Sa 19.-20.4.
Diese Woche findet an der Friedrichstraße das "8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" statt.
Schon das "3. Symposium" von 1998 war Schauplatz eines der ersten Intersex-Proteste gegen "genitale Verstümmelungen" und für "Menschenrechte für Intersexuelle".
Auch das "5. Symposium" von 2005 führte zu Protesten.
Intersex-Genitalverstümmelungen in Berlin & anderswo:
Etwas Kontext (ausgehend von 2013):
- Seit mindestens 240 Jahren fordern deutsche Medizyner möglichst frühzeitige "Genitalkorrekturen", namentlich "das Abschneiden" einer "widernatürlich vegrößerten" Klitoris (Burghart), und benutzen Betroffene als Versuchskaninchen für menschenrechtswidrige Humanexperimente hauptsächlich chirurgischer und hormoneller Art.
- Seit mindestens 188 Jahren werden in der Charité medizinisch nicht notwendige Klitorisamputationen an Minderjährigen durchgeführt ("Ausrottung der Clitoris", Graefe); seit mindestens 182 Jahren wird von der Charité das kosmetische "wegschneiden" von "übergroßen Kitzlern" an Kindern öffentlich propagiert (Rust).
- Seit 89 Jahren werden Betroffene von deutschsprachigen Medizynern als eugenisch minderwertig diagnostiziert.
- Seit mindestens 63 Jahren werden Kinder mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen systematisch chirurgisch "genitalkorrigiert", seit etwa 50 Jahren flächendeckend in allen Staaten der "ersten Welt".
- Seit 20 Jahren beklagen Überlebende von kosmetischen Genitaloperationen öffentlich die verheerenden Folgen dieser medizinisch nicht notwendigen Eingriffe etwa für die sexuelle Empfindungsfähigkeit, und bezeichnen sie als Verletzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit, als Genitalverstümmelung, Folter, Traumatisierung und eine Form von Genozid.
- Seit 17 Jahren verleugnet die Bundesregierung die Betroffenen entweder rundheraus (1996-2010) oder hat noch immer "keine Meinung" (2011-2013).
- Seit 15 Jahren gehen Betroffene in Deutschland friedlich auf die Straße und konfrontieren die TäterInnen mit den Folgen: Am Protest gegen das "3. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" (1998) kritisierte die AGGPG die "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen", "genitale Verstümmelung", "Co-Traumatisierung der Eltern", hohe Selbstmordraten, und forderte "Menschenrechte für Intersexuelle".
- Seit 9 Jahren kritisieren Terre des Femmes Deutschland und seit 4 Jahren Terre des Femmes Schweiz Intersex-"Genitalkorrekturen".
- In den letzten 4 Jahren kritisierten u.a. die UN-Ausschüsse zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW), gegen Folter (CAT) sowie der UN-Sonderbeauftragte über Folter (SRT) medizinisch nicht notwendige kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen und fordern gesetzgeberische Maßnahmen.
- Seit 3 Jahren kritisieren Amnesty Schweiz und Amnesty Deutschland kosmetische Genitaloperationen als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte".
- Seit 3 Jahren leugnet der Berliner Senat Intersex-Genitalverstümmelungen in Berlin rundheraus.
- Seit 1 Jahr anerkennt der Deutsche Ethikrat das den Betroffenen angetane Leid, kritisiert zu kurze Verjährungsfristen, welche Klagen Betroffener verunmöglichen, und fordert Entschädigung; ebenso kritisiert die schweizerische Nationale Ethikkommission (NEK-CNE) medizinisch nicht notwendige Behandlungen aus psychosozialen Indikationen und fordert eine gesetzgeberische Überprüfung entsprechender Praktiken, und wo erforderlich straf- und zivilrechtliche Anpassungen vorzunehmen
2013: Die TäterInnen machen unbeirrt weiter
Auch am "8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie 2013" sind hauptsächlich Universitäts-Kinderkliniken und Forschungsprojekte prominent vertreten, die medizinisch nicht notwendige kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen propagieren und praktizieren, darunter die Kinderkliniken Charité (Berlin), Erlangen, Kiel und Dortmund, sowie die aktuellen Täter-Forschungsprojekte "I-DSD" und "DSD-Life" (Nachfolger von "EuroDSD" rsp. "Netzwerk Intersexualität/DSD"). Betroffene sind wiederum nicht geladen.
Freitag + Samstag stehen "Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD)" beim "8. Symposium" gleich mehrfach auf dem "Wissenschaftlichen Programm" (PDF) , zudem "Genitale Fehlbildungen", "Vermehrte Behaarung von Mädchen" und diverse einschlägige Einzeldiagnosen. Menschenrechte und Ethik sind dabei nicht vorgesehen.
Wir wollen bei den täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!
Helft mit, die TäterInnen daran zu erinnern, dass wehrlose Kinder zu verstümmeln NICHT OK ist!
• Do 18.4. 19:00h INFO Haus der Demokratie und Menschenrechte
"50 Jahre systematische Klitorisamputationen, Kastrationen und andere 'Genitalkorrekturen' in Kinderkliniken – 20 Jahre Proteste Betroffener"
mit Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org)
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin, Veranstaltungsraum VH2 (Vorderhaus, 2. Stock)
M4 + Bus 142 u. 200: Am Friedrichshain
3 FRIEDLICHE PROTESTE + OFFENER BRIEF „KJG 2013“ FR + SA
• Fr 19.4. 07:45-10:00h + 15:00-19:00h • Sa 20.4. 08:00-13:15h
"8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie"
Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur, Friedrichstraße 176-179, 10117 Berlin
U2 + U6: Stadtmitte, U6: Französische Straße
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