Thursday, October 2 2008

"Intersexualität: Aus der Rolle gefallen" - Zeit v. 18.09.2008 + Nachtrag

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Interessanter Artikel von Eike Bruhin, der einerseits aufzeigt, dass sich im in den letzten Jahren dank Protesten von Zwittern einiges getan hat, aber andererseits (meist unfreiwillig) auch demonstriert, dass es sich dabei faktisch erst um schüchterne Anfänge handelt, und nicht längst überwundenes Unrecht, wie der Artikel schon zu Beginn (und auch später wiederholt) vollmundig behauptet:

"Eines von 5000 Kindern kommt nicht als Junge oder Mädchen zur Welt. Es sind Intersexuelle. Früher wurden sie oft vorschnell operiert und auf ein Geschlecht festgelegt. Heute lassen Eltern und Ärzte ihnen Zeit."

Typisch ebenfalls, wie mit 1:5000 auch die Zahl der real existierenden Zwitter in bekannter Manier heruntergespielt wird -- wie mittlerweile jedesmal, wenn's um die Folgen der menschenrechtswidrigen Zwangseingriffe geht. (Geht es hingegen um den 'Zugang' der Medizyner zur "Patientengruppe", nennen sie auch heute noch 1:1000.)

Auch die altbekannte, von den menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen ablenkende Reduktion des Themas auf "Gender" bzw. "Rollenverhalten" darf im Titel einmal mehr nicht fehlen ...

Korrekt hingegen, dass der Artikel den Schwerpunkt auf die positive Geschichte eines am äusseren Genitale unoperierten jungen Zwitters legt und einmal mehr plausibel aufzeigt, dass all die "Riesenprobleme", von denen die Medizyner jeweils fabulieren, die angeblich "nur durch frühzeitige Operationen" vermieden werden könnten, klar aus der Luft gegriffen sind -- zumindest solange die Eltern den Medizynern nicht auf den Leim kriechen und die wirklich gravierenden Probleme durch Lügen, Versteckspielen und Einwilligung in Zwangsbehandlungen erst hervorbringen. Positiv auch, dass "Intersex-Aktivisten", die z.B. "»Zwangskastrationen«" anprangern, zumindest mehrmals erwähnt werden, beginnend mit Michel Reiter, über den (und andere) die Zeit ja schon 2000 zum ersten Mal berichtete. Auch "XXY" und Christianes Prozess werden angeschnitten.

Wesentlich mehr Raum als die "Intersex-Aktivisten" erhalten selbstverständlich "ExpertInnen" vom Netzwerk, die -- Überraschung! -- unablässig betonen, heute sei mittlerweile natürlich alles "gaanz anders". Obwohl die Erfahrungen der Selbsthilfegruppen nach wie vor regelmässig das Gegenteil beweisen. Einmal mehr dürfen die "ExpertInnen" auch unwidersprochen die ewiggleiche Mär verbreiten, Zwangsoperationen seien hilfreich, wenn "die Eltern [...] Zweifel" hätten, ob ihr Kind mit den "Hänseleien" in "Kita oder Schule" "selbstbewusst umgehen" könnte, dann seien "kosmetische Operationen" nämlich notwendig, weil das Kind sich nur operiert "geborgen fühle", und das sei doch das "Entscheidend[e]", so zumindest Ute Thyen. In die gleiche Kerbe haut einmal mehr auch Knut Werner-Rosen: "Es geht nicht um die Operationen, es geht um die Eltern-Kind-Beziehung"  (Nachtrag: und stellt obendrein in einem Nebensatz "Aktivisten" frech mit "Ärzte[n]" gleich, die "den Familien die »richtige« Behandlung vorschreiben", was sie aber "Niemand dürfe", sprich offensichtlich auch nicht Menschenrechte oder das Strafgesetzbuch).

Als ob Eltern, die ihr Kind anlügen, es genitalen Zwangsoperationen unterwerfen und zum versteckspielen zwingen, jemals eine positive Beziehung zu ihrem "intersexuellen" Kind aufbauen könnten -- geschweige denn umgekehrt ...

In einer auf den Artikel folgenden Korrespondenz bemängelten auch Claudia und Frances Kreuzer, in Tat und Wahrheit habe sich "gar nichts geändert, nur die medizinischen Versprechen sind erneuert, modifiziert worden", und wiesen auch auf die unzähligen "zerbrochenen Familien" hin -- eben als Folge davon, dass Eltern, die ihre Kinder zwangsoperieren lassen, ihnen damit nie die von den "ExpertInnen" immer behaupteten "lebendige[n] Beziehungen" mit "Wertschätzung und Anerkennung" bieten können, weil sie ihnen damit immer nur zu verstehen geben, dass sie eben nicht willkommen und auch nicht geachtet und respektiert sind ...

Aber Hauptsache, den zwangsoperationsgeilen Medizynern geht auch weiterhin die gutbezahlte "Arbeit" nicht aus ...

Nachtrag: Leser_innenbrief von Claudia und Frances Kreuzer

Sunday, September 14 2008

"XXY" in Südafrika als "Kinderpornographie" verboten!

Das südafrikanische "Film and Publication Board" hat dem schwullesbischen Filmfestival "Out in Africa", das aktuell in Johannesburg und Kapstadt läuft, die Aufführung von XXY verboten: Der Film "laufe auf Kinderpornographie heraus" ... Das Festival hält demgegenüber fest, in Südafrika seien schon Filme mit expliziteren Sexszenen zwischen "normalen" Jugendlichen problemlos in Mainstream-Kinos gelaufen seien, z.B. Larry Clarks "Ken Park". Das Festival will wenn möglich mit Hilfe des "Freedom of Expression Institute" rekurrieren.

Wieder einmal typisch zudem ein "Ausrutscher" in der englischen Originalmeldung von Mail & Guardian, als der Film zusammengefasst wird: Der Chirurg, der Alex einer Genitaloperation unterziehen will, wolle der "Jugendlichen helfen, sich für eine Geschlechtsidentität zu entscheiden". Na, vielen Dank auch. Sowas kann wohl nur von nem privilegierten "Normalo"-Journi stammen, der/die nie im Leben Gefahr lief, solcherart "Hilfe" unterzogen zu werden ...

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Wednesday, September 10 2008

Von Zwangsoperateur "schuldhaft in Selbstbestimmungsrecht verletzt" - "Zwitterprozess"-Pressespiegel OLG 4.9.08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Vollständiges Gerichtsurteil (5 U 51/08)

Christianes glanzvoller definitiver Sieg auch vor dem OLG vom 3.9.2008 vermochte wieder mehr Medienecho zu generieren als als die provisorische Rückweisung zuvor. Erneute Steigerung verspricht die nächste Prozessphase, wenn über die Höhe des Schmerzensgeldes entschieden wird.

Das gute Dutzend Berichte, das ich bisher auf dem Netz fand (Ergänzungen willkommen) deckt einmal mehr ein grosses Spektrum ab von mehr oder weniger engagierten, sauber recherchierten Berichten bis hin zu grotesken Verzerrungen offensichtlich überforderter bis mutwilliger RedakteurInnen.

(Bild: Der Westen)

Positiv ist m.E. zu werten, dass es einmal mehr bei der überwiegenden Mehrzahl der Berichte klar um einen "Zwitterprozess" geht, in dem ein Zwitter wegen einer uneingewilligten OP klagt und gewinnt, weil "Der Chirurg [...] die Patientin vor der Operation nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt" hatte, wie das OLG in seinem nicht mehr anfechtbaren Urteil unmissverständlich festhielt, sowie (meine Hervorhebungen):

"Nach den Angaben in der Behandlungsdokumentation der Medizinischen Klinik über die der Klägerin zuteil gewordene Aufklärung bedarf es keiner näheren Erörterung, dass das Selbstbestimmungsrecht der Klägerin in ganz erheblichem Maße verletzt worden ist. Damit fehlte es an einer wirksamen Einwilligung der Klägerin in die Operation, so dass sie ohne Zweifel rechtswidrig war." (5 U 51/08)

Christianes Prozess hat das Wort "Zwitter" als positive Bezeichnung für Zwischengeschlechtliche und ihre Forderung nach Selbstbestimmung im Nachrichten-Mainstream durchgesetzt!

Die Bezeichnung "Intersexuell" ist demgegenüber in der Berichterstattung rückgängig, aber immer noch verbreitet. Trotzdem tun sich die deutschen Medien nach wie vor schwer, beispielsweise Zwangskastrationen oder genitale Zwangsoperationen an Zwittern deutsch und deutlich unmissverständlich anzuprangern -- das Ausmass der Ignoranz und chronischen Verdrängung der ganzen Wahrheit ist (wie auch in anderen Fällen) allem Erreichten zum Trotz nach wie vor erschreckend hoch.

Gerne verzichten könnte ich z.B. auf die ständigen Versuche, den eigentlichen Sachverhalt auf die Konstellation "Krankenpflegerin gegen Arzt" zu reduzieren und damit quasi als interne Standesangelegenheit zu entsorgen, oder mittels der typischen Trans*-Berichterstattungs-Terminologie wie "Geschlechtsumwandlung", "weibliche Geschlechtsorgane" usw. das eigentliche Kernthema einmal mehr aussen vor zu lassen -- verhängnisvolle Tendenzen, wie sie in den allermeisten Berichten zumindest durchscheinen. Handkehrum steht das Wort "Zwitter" noch in den peinlichsten Meldungen mindestens einmal.

Diese z.T. gegenläufigen Tendenzen finden sich alle bereits in der ursprünglichen Pressemitteilung des OLG vom 4. September unter dem Titel Kölner »Zwitterprozess«: Krankenpflegerin obsiegt auch in 2. Instanz (auch als PDF-Download 16 kb), mit Ausnahme der "Geschlechtsumwandlung" sind alle obigen Zitate dort bereits mehr oder weniger prominent versammelt. Dass das OLG sich überhaupt bemüssigt sah, eine Pressemitteilung zu verschicken (was es nur sehr unregelmässig tut), bekräftigt einmal mehr das öffentliche Interesse am "Zwitterprozess". (Nachtrag: Inzwischen ist auch das vollständige Urteil online.)

Auch der Kölner Stadtanzeiger schreibt sowohl von einem "beispiellosen" Zwitterprozess und "Selbstbestimmungsrecht verletzt", die Schlagzeile lautet jedoch einmal mehr Krankenpflegerin siegt gegen Chirurgen, oder zumindest ist die Rubrik "Zwitterprozess" in deutlich kleinerer Schrift wiedergegeben.

Später Sieg im "Zwitterprozess" heissts bei der Kölner Rundschau, sinnigerweise in der Rubrik »Kriminalität«!

"Zwitterprozess": Krankenpflegerin siegt erneut gegen Chirurgen berichtet Der Westen in einem korrekten Artikel. Prominent werden einmal mehr auch die Demo und die Forderung "Menschenrechte auch für Zwitter" bildlich in Erinnerung gebracht (siehe Bild oben). Danke!

"Zwitterprozess": Krankenpflegerin siegt erneut gegen Chirurgen titelte auch die Ibbenbürener Volkszeitung.

Mit "Zwitterprozess: Christiane/Thomas V. bekommt wieder Recht hat der Express offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass Christiane unterdessen nicht mehr Thomas ist. Cool hingegen, dass bildlich einmal mehr die Demo und das klassische Transparent "Menschenrechte auch für Zwitter" rezykliert werden.

(Bild: Express)

Chirurg muss intersexueller Frau Schmerzensgeld zahlen, betiteln die Aachener Nachrichten die ddp-Meldung.

Intersexuelle setzt Klage gegen Arzt wegen OP durch, die Agentur afp bleibt als einzige komplett am alten medizinischen Begriff kleben und lässt "Zwitter" aussen vor.

Super erfreulich m.E. hingegen, wie über das Urteil auf Branchenwebsites berichtet wird, so z.B. auf gesundheitsnews.imedo.de, www.anwalt.de/rechtstipps, anwaltmagazin.de, www.juraforum.de, www.jurion.de, juris.de! Respekt!

Nachtrag: Auch die Ärzte Zeitung vermeldet unter der Rubrik "Praxis & Wirtschaft" die dpa-Meldung: "Zwitterprozess": Chirurg muss Krankenpflegerin entschädigen.

Ebenso die Frankfurter Rundschau unter dem Titel "Zwitterprozess": Abermals Sieg gegen Chirurgen.

Titelmässig definitiv auf dem absteigenden Ast ist Focus mit Köln: Schmerzensgeld für ungewollte OP (interessant auch die Kommentare dort).

Von wegen Kommentare: Interessant auch, wie auf de.indymedia.org einmal mehr Kommentare stehen bleiben à la "Jedoch kann ich mir auch nicht so recht vorstellen das ein Arzt z.B. bei jemanden einbricht, die Persin mit Gas beteubt und dann eine Geschlechtsentfernung durchführt." oder "was war der arzt denn für einer, dass er 100.000 € bezahlen muss. hat der überhaupt soviel geld?", während Kritik daran versteckt wird (aber mitunter trotzdem wirkt).

Gleich mit zwei Titeln für denselben Bericht operiert topnews.de -- leider alle beide von der unsichtbarmachenden und verleugnenden Art: Schmerzengeld wegen Entfernung weiblicher Geschlechtorgane rechtens & Schmerzengeld wegen Entfernung weiblicher Geschlechtorgane bestätigt

Das Schlusslicht der Berichte bildet diesmal wohl die net-tribune.de mit Schmerzensgeld für Geschlechtsumwandlung ohne Zustimmung.

Letzterer Artikel wurde zu Recht auch im Hermaphroditforum kritisiert (06.09.2008 11:30). Ihn jedoch zugleich als Referenz für die "Medienresonanzen" zu erklären und den Prozess wie scheints im OII-Forum deshalb als Ganzes gleich in Frage zu stellen halte ich für wenig sinnvoll, siehe auch Nellas Kommentar (08.09.2008 22:13) und die sonstige Diskussion. Und die ebenfalls von Michel im selben Thread auszugsweise zitierte Dissertation (05.09.2008 17:49) verpasst m.E. vor lauter Fixierung auf die (eigene) (Trans-)Gender-Thematik (einmal mehr) komplett, worums eigentlich geht (wie auch schon "Liminalis"), und spiegelt dadurch (einmal mehr) bloss die üblichen Vereinnahmungsmechanismen. Umgekehrt waren an der Demo zum 1. Prozesstag auch einige solidarische Transgender vertreten, die vormachten, dass es auch anders geht ...

PS: So nebenbei -- hätten Nella und ich die Pressearbeit "unseren Transgenderfreunden" überlassen oder uns an deren Kategorien angelehnt, hätte es die Presseresonanz entweder gar nicht gegeben, oder sie wäre von Stichworten wie "Geschlechtsidentität", "sexuelle Minderheiten", "(Trans-)Gender" usw. usf. geprägt geworden ... wie ja auch in einzelnen Fällen versucht wurde, Christiane als "(Trans-)Genderkämpferin" vor den eigenen Karren zu spannen.

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Internationale Artikelübersicht auf OII

- Zwitterprozess: 3. Prozesstag 20.5.09 – "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken  

Sunday, August 31 2008

Nachtrag zu RTL2-Sendung "Explosiv" vom 28.8.08

Auf Anfrage teilte Anja Kumst mit, dass die Produktionsfirma Motivi sie erst 30 Stunden vor der Ausstrahlung des Beitrags darüber informierte, dass sie nicht in der Sendung dabei sein werde. Die faule Ausrede: Man wolle sich auf drei Protagonisten/Geschichten beschränken. Entschieden wurde das Ganze wohl schon viel früher, nämlich beim Schneiden. Anjas Eindruck: "Ich war denen wohl zu normal." Dass sie wie erwähnt gegenüber RTL2 offensiv die politische Forderung nach einem dritten Geschlecht vertreten hatte (wie z.B. auch schon bei ihrem Auftritt bei Polylux), war wohl auch nicht gerade förderlich ...

Siehe auch:
- Diskussion im öffentlichen Bereich des IS-Menschen-Forums
- Besprechung "Nicht Frau, nicht Mann! - Mein Leben als Zwitter" - RTL2 28.8.08
- Fatale "Explosiv"-Ankündigung: RTL krebst zurück

Friday, August 29 2008

"Nicht Frau, nicht Mann! - Mein Leben als Zwitter" - RTL2 28.8.08

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

Nach mehreren Verschiebungen endlich auf RTL2 zu gewohnt später Stunde 23:10-00:10 der "Explosiv"-Beitrag mit Christiane Völling, A*** und Frances und Claudia Kreuzer-Clüsserath!

Die haarsträubende Ankündigung des Films auf der RTL-Homepage von Mitte Juli liess schon Befürchtungen entstehen, dass der Beitrag dem Thema "Intersexualität" nicht wirklich gerecht werden würde. Leider haben sich diese Befürchtungen bestätigt.

Ähnlich wie im Spiegel-TV-Beitrag vom 1.4. auf VOX, in dem Christiane und Andrea genauso sympathisch und berührend mitwirkten und ebenfalls Klartext redeten, wird durch die unsinnigen Aussagen der Kommentatoren das Bild vermittelt, es gehe bei Intersexualität in erster Linie darum, dass mit einer nochmaligen Geschlechtsangleichung eine 'falsche' Zwangszuweisung wieder gut gemacht werden kann.

Was soll zwitter denn von so rigiden Aussagen halten wie "Frausein heisst auch, sich wie eine Frau anzuziehen", "Sie muss lernen als Frau zu leben, sich weiblich zu schminken", "eine richtige Frau" und "verheiratet als Mann und Frau"? Solche Statements gründen ja gerade auf Vorstellungen von Geschlechtsidentität, die letztendlich zur operative Angleichung an Zwittern führen! Warum nicht ein: Jeder intersexuelle Mensch soll selber entscheiden können, wie er als Zwitter, Mann oder Frau leben will. Eine solche Aussage wäre wohl zu 'explosiv' gewesen.

Die Folgen der Zwangsoperationen werden nur am Rande erwähnt. Die Botschaft, dass Zwischengeschlechtliche selber darüber entscheiden dürfen sollen, in welchem Geschlecht sie leben wollen, kommt nur am Rande rüber. Der Fokus ist darauf gerichtet, wie man doch noch eine "richtige Frau" oder ein "richtiger Mann" werden kann.

Die Leiden aufgrund von Zwangsoperationen ohne Einwilligung lassen sich mit ein bisschen shoppen gehen weder beheben noch filmisch darstellen. Bei dieser Art der Darstellung lassen sie sich höchstens erahnen. Obwohl ich eher der Überzeugung bin, dass die meisten ZuschauerInnen wieder einmal denken werden, es handle sich bei Intersexualität um eine besondere Form von Transsexualität.

Aber vielleicht spiegelt der Beitrag auch ganz einfach wider, dass viele Zwitter 'ganz normale' Männer oder Frauen sein möchten? Der Darstellung des Umstands, dass sie aber selber darüber entscheiden möchten, und was passiert, wenn sie das nicht tun können, hätte jedoch etwas mehr Rechnung getragen werden können.

Ich frage mich bloss, warum Anja Kumst, die in den Interviews offensiv die politische Forderung nach einem dritten Geschlecht vertreten hatte, obwohl angekündigt, im Beitrag letztendlich nicht vorkam.

Nella

Siehe auch:
-
Nachtrag zu RTL2-Sendung "Explosiv" vom 28.8.08
-
Fatale "Explosiv"-Ankündigung: RTL krebst zurück

Tuesday, August 26 2008

"Geschlechterfahnder und Gerüchte" - FAZ 25.8.08 über Sarah Gronert und Diskrimierung von Zwittern im Sport

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

>>> Artikel von Oliver Tolmein in der gestrigen Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Danke!

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Sarah Gronert
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Sunday, August 24 2008

"Zwangsoperiert - Jetzt fordern Zwitter Selbstbestimmung" - Surprise 22.08.08

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

Im Strassenmagazin "Surprise" Nr. 183 vom 22. August 2008 ist ein Portrait über mich Titelgeschichte:

"Frann oder Mau? - Bloss nichts Zweideutiges: Um klare Verhältnisse zu schaffen, werden Zwitter bereits im Kleinkindalter zwangsoperiert. Ob Mädchen oder Bube, darüber entscheiden Ärzte und Eltern, nicht aber die Betroffenen."

Dank an die Verfasserin Ivana Leiseder für den Artikel, der unsere wichtigsten Anliegen auf den Punkt bringt! Und auch den GrafikerInnen für das aufrüttelnde Titelbild, das die schockierende Thematik treffend umsetzt.

Ebenfalls erfreulich, dass auch Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfegruppe mit einem guten Zitat zu Wort kommt:

"Die Ärzte wollten so rasch wie möglich operieren. Man versuchte uns einzureden, andernfalls drohe das soziale Aus von uns respektive unserem Kind." Die Plattners gehören zu den wenigen Eltern, die sich gegen eine Operation entschieden haben. Heute sind sie froh darum: "Warum hätten wir unser Kind operieren lassen sollen? Es ist ja völlig gesund. Ausserdem hat, entgegen der Ankündigung der Ärzte, niemand Probleme mit der Intersexualität unseres Kindes, im Gegenteil." Später soll es einmal selbst entscheiden können, ob es Frau, Mann oder beides sein möchte. "Dies wird in unserem Umfeld sehr gut akzeptiert."

Entlarvend einmal mehr die Aussagen der Mediziner (die sich den CH-Medien neuerdings konsequent verweigern), die - allen schönen Lippenbekenntnissen zum Trotz - letztlich den Zwangsoperierten wie üblich knallhart jegliches Recht über ihren eigenen Körper absprechen:

"Die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff liegt bei den Eltern." Man bemühe sich heute, die Eltern zu betreuen und sie, soweit möglich, über ihr Kind zu informieren. Gleichzeitig würden medizinische und soziale Abklärungen veranlasst, aufgrund derer ein Spezialistenteam ein möglichst individuelles therapeutisches Vorgehen für das jeweilige Kind suchen. Dass sich Eltern bei der Geburt ihres Kindes für nicht mehr umkehrbare Operationen entscheiden müssten, sei kaum mehr der Fall. "Die Option abzuwarten wird immer häufiger auch von ärztlicher Seite befürwortet." Allerdings räumt Weber unverhohlen ein: "Das Schweizer Gesetz verlangt, dass jedem Kind ein Geschlecht zugeordnet wird."

Als ob für einen Geschlechtseintrag zuerst eine Zwangs-OP nötig wäre ...

Leider handelt es sich nicht mehr ganz um den von Ivana Leiseder (freie Mitarbeiterin bei "Surprise") geschriebenen und von mir autorisierten Text. Die zuständige "Suprise"-Redakteurin hat nachträglich Aussagen gestrichen oder stark gekürzt, die meines Erachtens wichtig gewesen wären, beispielsweise meine Beschreibung der Folgen von Zwangskastrationen.

Besonders bedenklich: Offenbar ist es bei "Surprise" Brauch, sogar autorisierte Zitate nach Gutdünken zu verändern. Aus meiner ursprünglichen Aussage:

„Auch heute noch geschehen massive Menschenrechtsverletzungen, werden Intersexuelle ohne Einwilligung und ohne eingehende Aufklärung genitalen Zwangsoperationen unterzogen - und das muss aufhören“, meint Truffer, die inzwischen eine Selbsthilfegruppe für intersexuelle Menschen gegründet hat.

wurde kurzerhand:

"Zwar werden die Eltern heute informiert, aber noch immer werden Intersexuelle ohne ihre Einwilligung und ohne eingehende Aufklärung Zwangsoperationen unterzogen. Das muss aufhören", fordert Truffer.

Mein Hinweis auf Menschenrechtsverletzungen wird weggelassen und durch eine Aussage über informierte Eltern ersetzt, die ich in dieser Form nie gemacht habe.

Und das ausgerechnet beim Strassenmagazin "Surprise", das ich für seinen sozialen Anspruch sehr schätze!

Nella

Siehe auch: Vorschau "Surprise"

>>> Surprise-Homepage         >>> Vorschau auf die aktuelle Nummer

Friday, August 22 2008

Vorschau "Surprise"

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der heute erschienenen Nummer des CH-Strassenmagazins "Surprise" ist ein Interview mit Nella Titelgeschichte:

Zwangsoperiert. Jetzt fordern Zwitter Selbstbestimmung.

Tabu Intersexualität:

Zwitter haben in unserer Gesellschaft keine Chance. Um klare Verhältnisse zu schaffen, werden sie im Kleinkindalter zwangsoperiert. Ihr neues Geschlecht bestimmen Ärzte und Eltern - damit leben müssen die Betroffenen.

Mehr demnächst ...

>>> Surprise-Homepage         >>> Vorschau auf die aktuelle Nummer

Saturday, August 16 2008

"Ein Flickwerk, geschaffen von Medizinern" - BAZ 12.08.08

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

Gelungener Artikel über Nella von Barbara Lauber in der Basler Zeitung vom 12.8.08 (--> zum Lesen hier oder ins Bild klicken + je nach Browser ev. Bild dann nochmals (doppel-)klicken, damits ca. bildschirmbreit und lesbar wird):

Ok, er ist ziemlich melodramatisch und boulevardig aufgemacht, ABER: Die Message stimmt! Und je mehr Menschen von den Verbrechen der Mediziner an Zwittern erfahren, desto schneller werden diese damit aufhören müssen ...

Auch der Hinweis am Schluss auf eine Diskussion im Anschluss an eine Aufführung von "XXY" am nächsten Tag hatte Wirkung gezeigt: Das Kino war proppenvoll, und als Nella dann noch Karin Plattner von der schweizerischen Elternselbsthilfegruppe mit aufs Podium holte, ging die Post so richtig ab!

Danke!

Thursday, August 14 2008

"zunehmend selbstbewussteres Auftreten von Zwittern"

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Interessanter Artikel von Oliver Tolmein in der FAZ zu den Bestrebungen der Grünen zur TSG-Reform sowie eine interessante Ergänzung von Claudia im öffentlichen Bereich des Hermaphrodit-Forums. Bezeichnend auch, wie das zwar gut gemeinte, m.E. aber etwas unbedachte Anhängen der Zwitterbelange am Schluss des FAZ-Artikels (bis zu einem gewissen Grad ähnlich der offiziellen Position auf der Grünen-Homepage) prompt teils ziemlich abgründige FAZ-Leserreaktionen provoziert.

Siehe auch: QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne

Wednesday, July 30 2008

Nella auf TeleZüri heute 30.7. ab 18h und morgen auf DRS3

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

Bereits letzte Woche hätte in der Sendung "Züri News" ein kurzer Beitrag mit Nella ausgestrahlt werden sollen. Da TeleZüri unbedingt auch ein Statement eines Mediziners wollte, das Kispi sich aktuell jedoch verweigert und TeleZüri auch den Rest der Schweiz tagelang vergeblich abklapperte, wurde das Interview zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Der Beitrag wird nun heute erstmals um 18h ausgestrahlt und danach während 24h stündlich wiederholt. Nachtrag: Der Beitrag kam ganz gut rüber mit der Forderung nach Selbstbestimmungsrecht als zentraler Inhalt, trotz der Beschönigungen der Endokrinologin. Danke! Der Beitrag jetzt online (--> Zum Film).

Zum morgigen CH-Kinostart von "XXY" gibts auf Radio DRS3 (mit Streamingmöglichkeit) ebenfalls ein kurzes Interview mit Nella. À propos "XXY": Im Kult.Kino in Basel gibts am Mi 13. August im Anschluss an die 19h Vorstellung eine ca. halbstündige Diskussion u.a. mit Daniela Truffer, Kathrin Zehnder und Dominique Grisard. Und à propos "XXY" zum zweiten: eine coole Filmrezension aus dem Tages-Anzeiger (wenn mensch mal von Titel absieht, der einmal mehr mit der Unterscheidung von Zwei- und Zwischengeschlechtlichkeit etwas Mühe bekundet). Nachtrag zum dritten: Sehr korrekte Filmbesprechung in der Neuen Zürcher Zeitung. Sowie (als Nachzügler zum Deutschlandstart) Gutes auch in der Thüringischen Landeszeitung. Danke!

Sarah Gronert: Diskriminierung von Zwittern im Sport

Ein neulich erschienener Artikel über die Angriffe auf die zwischengeschlechtlich geborene Tennisspielerin Sarah Gronert (Welt Online -- siehe auch Bild.de und Der Westen sowie die ursprüngliche Pressemitteilung von Sarah Gronert) wirft ein herbes Schlaglicht auf die vielfältigen, haarsträubenden Diskriminierungen von Zwittern, wie sie im Sport nach wie vor üblich sind. Ein ganz und gar unwürdiges Kapitel, das hoffentlich auch bald einmal ins Visier von Menschenrechtsorganisationen und ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik gerät! Weil auch im Sport wird sich ohne entsprechenden öffentlichen, juristischen und politischen Druck so schnell nichts zum Besseren ändern, im Gegenteil ...

Aktuelle englische Artikel über Diskriminierung von Zwittern an der Olympiade 2008 (inkl. historischen Rückblicken):   >>> Guardian 30.7.08   >>> New York Times 30.7.08  

>>> The Australian 27.7.   >>> OII Press Release 28.7.  

Mehr auf Deutsch:   >>> Spiegel Online 4.08   >>> FAZ 25.8.

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Friday, July 25 2008

FAZ über Schattenbericht

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

Gelungener Artikel von Oliver Tolmein im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.7.08 auf S. 42 (unter dem eher besch...euerten Titel "Wo Rechte gegen Männer durchgesetzt werden, sind auch wir gemeint: Ein Bericht zur Lage der Intersexuellen in Deutschland", der allerdings nicht von Tolmein stammt, sondern von der FAZ Redaktion).

Sowie online auf Oliver Tolmeins Homepage unter dem ursprünglichen Titel:

>>> "Schattenbericht im Rampenlicht: Intersexuelle on air!"

(Bisher die einzige Meldung zum Schattenbericht in kommerziellen deutschen Medien. Danke!)

Thursday, July 24 2008

Angela Kolbe in "Liminalis" - Aus Transschändrien nix neues ...

"Liminalis - Zeitschrift für geschlechtliche Emanzipation", Ausgabe 08_02 -- weiteres aktuelles Beispiel für Vereinnahmung:

Teil 1: Die Theorie

aus: "die standard.at"

Webtipp: "Liminalis" ist ein Projekt des Wissenschaftlichen Beirates des Transgender Netzwerkes Berlin (TGNB).

[...] begleitet Ziele der Transgender- und Intersex-Bewegungen wissenschaftlich [...]

[...] umfasst wissenschaftliche Beiträge zum Überthema [!] "Pathologisierung und Emanzipation". Darin werden akademische, essayistische und künstlerische Versionen einer Auseinandersetzung mit möglichen Formen der Emanzipation vorgestellt. [...]

"LIMINALIS" 2008_02, aus dem Editorial:

Ausgangspunkt dieser Ausgabe der Liminalis sind Erfahrungen vieler Intersex- und Transgendermenschen mit Pathologisierung durch den medizinischen und rechtlichen Apparat in unserer Gesellschaft [...].

Wir freuen uns in dieser Ausgabe nicht nur dekonstruktivistischen Ansätzen einen Raum geben zu können, sondern auch konkreten Vorschlägen, wie eine andere, nicht-pathologisierende, nicht-exotisierende Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen aussehen könnte.

Teil 2: Die Praxis

"LIMINALIS" 2008_02, Artikel:

"Empowerment durch Recht? Intersexualität im juristischen Diskurs"
von Angela Kolbe  >>> PDF-Download 180kb

"LIMINALIS" 2008_02, "Empowerment ...", aus dem Abstract:

Dieser Artikel untersucht das Thema Emanzipation im Hinblick auf das Verhältnis von Intersexualität und Recht. Er gibt einen Überblick über die Rechtslage und die parlamentarischen Aktivitäten im Zusammenhang mit Intersexualität in Deutschland [...].

Angesichts eines langsamen Umdenkens deutscher Gerichte in Fragen der sexuellen Identität wird deutlich, dass es sich dabei nicht nur um Wunschdenken handelt. Besonders die neueren Entwicklungen in Bezug auf Transsexualität lassen hoffen, dass sich diese auch positiv auf die rechtliche Situation intersexueller Menschen auswirken werden.

Kommentar zum Artikel "Empowerment ...":

Soviel vorweg, die Beschreibungen der konkreten Vorgänge wie Michel Reiters Gerichtsverfahren um Anerkennung eines "dritten Geschlechtseintrags" oder der Umgang von Bundestag und Regierung mit dem Thema sind auch für Laien kurzweilig zu lesen und mit vielen interessanten Details gespickt. Sobald sich die Perspektive aber von der konkreten Ereignisebene ablöst, wird der Artikel schnell mal ärgerlich bis voll peinlich -- wie schon die im Abstract zu Markte getragene, in Transgender-Kreisen offensichtlich nach wie vor handelsübliche 'Verwechslung' von "Intersexualität" mit (um nicht zu sagen Unterordnung unter das "Überthema") "Fragen der sexuellen Identität" und "Entwicklungen in Bezug auf Transsexualität".

Prompt wird von Angela Kolbe als einziges Beispiel aus dem "nicht-parlamentarischen Bereich" der olle "Transgender-Gesetzesentwurf" von TGNB-Mitglied dgti aus dem vorletzten Jahrtausend noch einmal ausgegraben, den schon Michel Reiter in "Gigi" so treffend entlarvte: Hurra, es ist da – das neue Transschända.

Erwartungsgemäss beschreibt auch das mit "III. Resümee und Ausblick" betitelte Abschlusskapitel ausschliesslich die "aktuell[en] Bemühungen das sog. Transsexuellengesetz zu reformieren", welche im Detail à la "Varianten [!!!] von Geschlecht [...] wie zum Beispiel eine Frau mit Penis oder auch ein Vater mit Vagina" eine Seite lang ausgebreitet werden, um dann im Schlussabschnitt zu gipfeln: "Noch ist ein solches Gesetz nicht beschlossen, wie Grünberger gehe ich aber davon aus, dass auf die geschlechtsanpassende Operation für Transsexuelle künftig verzichtet wird (Grünberger 2007). Es bleibt zu hoffen, dass sich dies auch auf Intersexuelle und deren rechtliche und gesellschaftliche Emanzipation positiv auswirken wird." 

Ebenfalls bezeichnend, dass der wahre Motor der stets wieder betonten "kleinen Änderungen" in Gerichts- und Bundesregierungspraxis im ganzen Artikel zu 100% unterschlagen wurde: Nämlich die Aktivitäten und Publikationen von Michel Reiter, der als einziger jahrelang kontinuierlich für die Sache der Zwitter lobbyierte. Ohne Michel Reiter hätte es keine parlamentarischen Anfragen im Bundestag gegeben, paradoxerweise verdankt sogar das "Netzwerk Intersexualität a.k.a. DSD (Störungen, äh, Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung)" letztlich ihm seine Existenz (wie so nebenbei auch der hier kritisierte Artikel zu über 90%). Auch Stimmen, die andere, d.h. nicht am "sog. Transsexuellengesetz" angelehnte, rechtliche Möglichkeiten für Zwitter favorisieren, wie z.B. Konstanze Plett in ihrem bahnbrechenden Vortrag (Bericht / Text - PDF), wonach die bei Zwittern ohne ihre Einwilligung üblichen "prophylaktischen" Kastrationen nach deutschen Recht strafbar sind, fehlen ganz.

Und die gute Nachricht ist: Das Verfalldatum dieses "brandakuellen" Artikels von Angela Kolbe war identisch mit dem Zeitpunkt seiner Niederschrift im Oktober letzten Jahres. Seither hat sich so einiges getan, das nicht nur "Liminalis" sich nicht zu träumen wagte, und das klar zeigt, wo die Zukunft der Zwitter-Emanzipation liegt: eins / zwei / drei / vier / fünf Aufwachen, TGNB! Fortsetzung folgt ...

Tuesday, July 15 2008

"Das dritte Geschlecht" - NZZ am Sonntag 13.7.08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Artikel von Lena Stallmach, angeregt durch den Kispi-Protest
>>> jetzt online hier.

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Kommentar: Leider war der Artikel von Anfang an vor allem darauf angelegt, den unter Beschuss geratenen Medizinern eine Plattform zur Beschönigung zu bieten. Zudem sind auch die Infos zu "Intersexualität" – pardon: DSD – grösstenteils eher verwirrend als fachgerecht. (Bezeichenderweise fehlt auch die "Info-Box" in der Onlineversion.) Aus diesen Gründen entschloss sich Nella nach einigem fruchtlosen hin und her, für ihre meist verfälscht wiedergegebenen Statements keine Autorisierung zu geben. Deshalb wird sie im Artikel nun lediglich in indirekter Rede "zitiert". Trotzdem konnte es die Redaktion nicht lassen, in der Printversion zusätzlich ein eingekauftes Archivfoto von Nella einzufügen. Ein kleines Beispiel für die Verdrehungen: Liebe NZZaS, Nella hatte nie "erklärt, dass viele Intersexuelle psychische Probleme haben, weil sie mit ihrem Geschlecht unzufrieden sind", sondern vom Leiden am "zugewiesenen Geschlecht" gesprochen.

Naja, immerhin wurden nach einem geharnischten Mail mit Kopie an die Ressortleiterin Wissen u.a. die Stichworte "Menschenrechtsverletzung" und "Zwangskastration" nachträglich noch eingefügt. Und es kommt allen Beschönigungen und Ausreden zum Trotz klar heraus, dass die Zwangseingriffe auch in Schweizer Spitälern nach wie vor der Normalfall sind.

Typisch hingegen, wie z.B. das Kinderspital unhinterfragt argumentieren darf, "Die Forderungen der Selbsthilfegruppe seien aber zum Teil veraltet. Heute nehme man bei der Androgenresistenz die Hoden nicht mehr nach der Geburt einfach heraus [...]". Wo doch im Offenen Brief das Gegenteil gleich zu Beginn an aktuellen Zitaten und Behandlungsrichtlinien aus dem Kinderspital belegt wird ... Bloss, dass die Artikelschreiberin den Offenen Brief, der den Anlass zu diesem Artikel bildete, nach eigenem Bekunden gar nicht erst gelesen hatte ...

Ebenfalls typisch, wie seitens des Kinderspitals Zürich und des Inselspitals Bern einmal mehr frech zugegeben wird, dass die Menschenrechte der betroffenen Kinder für die Mediziner nichts zählen, da die genitalen Zwangsoperationen in der Regel ohne die Einwilligung der Kinder gemacht werden, sondern nach dem Gutdünken der Eltern sowie nach dem "kulturellen und sozialen Hintergrund der Familien". Und wie diese gravierenden Menschenrechtsverletzungen an wehrlosen Kindern nach sattsam bekanntem Strickmuster einmal mehr noch als Tugend verkauft werden ...

PS: Dass es auch die NZZ am Sonntag besser könnte, beweist sie selbst mit diesem Artikel von 2002 (pdf-Download).

--> Infos zum Protest & Pressepiegel

Saturday, July 12 2008

"Kampf gegen Zwangsoperation" - Tachles 28/2008

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gelungener Artikel (leider kostenpflichtig) von Joel Hoffmann in der jüdischen Wochenzeitschrift Tachles.

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Nachfolgend einige Ausschnitte aus dem Artikel:

Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen werden als Kleinkinder operativ einem Geschlecht zugewiesen, ohne Einwilligung der Betroffenen. Doch der Widerstand gegen Zwangsgeschlechtszuweisung und Kastration wird lauter.

[...]

Massive Schäden an Körper und Seele 

Diese Kastration hat eine lebenslange Substitution mit körperfremden Hormonen zur Folge. Für die meisten Zwangsoperierten sind massive psychische und physische Schäden, unter denen sie ein Leben lang leiden, die Folge dieser Praxis. Obwohl wissenschaftliche Studien dies belegen, halten Ärzte und Politiker an dieser Praxis der Geschlechtszuweisung fest.

[...]

Nachrichten von barbarischen Beschneidungen respektive von genitalen Verstümmelungen an kleinen Mädchen schockieren und rufen Politiker von rechts bis links auf den Plan, zu Recht. Über die qualvollen Eingriffe bei Zwittern hingegen wird nach wie vor geschwiegen.

Aus: tachles, Nr. 28 vom 11. Juli 2008

Wednesday, July 9 2008

"Zwitter protestieren gegen das Kinderspital" - Tages-Anzeiger 7.7.08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Artikel von Daniel Schneebeli:

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Hm, vielleicht doch ein kleiner Kommentar nötig ...

Erstens, lieber Tagi, niemand hier hat etwas gegen das Kinderspital. Wir haben nur was gegen uneingewilligte Zwangseingriffe. Ein Schelm, der vorgibt, den Unterschied nicht zu kapieren.

Zweitens, liebes Kispi, "psychologisch gut begründet[e]" Kastrationen an Säuglingen, "Eltern entscheiden", pipapo ... Falls das wirklich O-Ton ist: Fällt Euch dabei rein gar nichts auf?!

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Tuesday, July 8 2008

"Zwangsoperation für Zwitter: «Massive Menschenrechtsverletzungen»" - 20 Minuten 8.7.08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Klartext auch auf 20 Minuten Online von Anja Grünenfelder -- naja, mit Ausnahme der 'konservativen' Netzwerk-Schätzung von "2 von 10 000". (Titel inzwischen gekürzt zu "Zwangs-OP für Zwitter: «Eine Menschenrechtsverletzung»").

Nach heutiger Praxis werden Zwitter nach der Geburt einfach umoperiert, ohne dass sie selbst über ihr zukünftiges Geschlecht bestimmen können. Nun protestierten Betroffene vor dem Kinderspital Zürich gegen diese verordneten Genitalkorrekturen.

[...] «Eine Reaktion vom Kispi haben wir noch nicht erhalten», bedauert Truffer. Das soll sich demnächst ändern, wie Martin Meuli, Direktor der Chirurgischen Abteilung des Kinderspitals Zürich gegenüber 20 Minuten Online versichert. «Die Anliegen sind berechtigt und müssen diskutiert werden», so Meuli. In den nächsten Wochen soll zwischen ausgewählten Ärzten des Kinderspitals und der Selbsthilfegruppe ein Gespräch stattfinden.

Auch Bruno Wermuth, diplomierter Sozialpädagoge und Fachmann für sexuelle und reproduktive Gesundheit PLANeS, ist überzeugt, dass Sensibilisierungsarbeit wichtig ist. «Die Thematik muss gerade auch im Bildungsbereich angesprochen werden», sagt er. [...]

--> Ganzer Artikel auf 20min.ch

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"Zwitter-Demo vor dem Kinderspital" - Landbote 7.7.08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gelungener Artikel von Katharina Baumann:

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Wednesday, July 2 2008

"Zwischen den Geschlechtern"

Die Zwitter Medien Offensive geht weiter!

In der aktuellen Nummer 239 des Schweizer Gay Magazins "Kontakt" erhielt ich die Gelegenheit, zum bevorstehenden CH-Filmstart von "XXY" einmal mehr ausführlich Klartext reden zu dürfen über menschenrechtswidrige Zwangsoperationen, Christianes Prozess und Vereinnahmung. Leider ist das Interview online nicht einsehbar, ich finde es aber gelungen. Ein herzliches Dankeschön an den Interviewer Nathan Schocher!

Hier ein Auszug:

Was hältst du im Nachhinein von diesen Operationen?

Für mich sind solche Zwangsoperationen menschenrechtswidrig, da sie ohne Einwilligung der Patienten erfolgen und medizinisch nicht notwendig, also rein kosmetischer Natur sind. Das Leiden unter gesellschaftlichen Vorurteilen wird als grösser eingestuft als das Leiden unter derartigen Operationen und deren Folgen.

(...)

Die Medizin hat, seit du Kind warst, doch einige Fortschritte gemacht. Ist der heutige medizinische Umgang mit Intersexualität nicht humaner?

Intersexuelle Kinder werden auch heute noch ohne ihre Einwilligung systematisch kastriert, und die Ärzte raten zu Genitaloperationen. Diese werden immer noch möglichst früh gemacht, da man annimmt, dass sich die Kinder so nicht daran erinnern und nicht darunter leiden. Die Eltern sind einerseits aufgeklärter, andererseits erzählt man ihnen sicher nichts von den gesundheitlichen Folgen einer Kastration oder den Risiken einer Genitaloperation.

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