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Thursday, March 13 2008

Zwitter in aller Munde

Michel Reiter und Heike Bödeker waren 1996 der Urknall, Elisabeth Müller, Katrin Ann Kunze, Claudia Kreuzer-Clüsserath, Ins A. Kromminga, Alex Jürgen und viele andere trugen die Flamme unermüdlich weiter, und mit dem sensationellen Prozesserfolg von Christiane Völling wurde 2008 aus dem Tabu-Thema "Zwitter und ihre unmenschliche 'Behandlung' durch die Gesellschaft und insbesondere die Mediziner-Zunft" endlich ein veritabler Flächenbrand (weiter angefacht auch durch diverse Pressemitteilungen dieses Blogs, *selbstschulterklopf*). Besser noch, die Zwitter-Öffentlichkeits-Offensive geht ungebrochen weiter und weiter ...

Noch eine positive Folge, "Intersexualität" bleibt weiterhin verschärft Gegenstand von Schul- und Semesterarbeiten etc. Ein weiteres Beispiel dieses Trends ging vor wenigen Tagen online.

Zwar wird darin nach wie vor m.E. zu sehr und nicht immer gerade super-kritisch auf Mediziner-Statements z.B. aus dem Netzwerk abgestellt, zur Behandlungsunzufriedenheit wird allein aus einer Studie (ausgerechnet) aus dem Johns Hopkins zitiert, während die aktuellere und einiges eindeutiger ausfallende Hamburger Netzwerkstudie anscheinend unterhalb des Radars blieb, ebenso die die Zusammenhänge zwischen Gendertheorie und Zwangsoperationen, in der Linkliste fungiert (ausgerechnet) die dgti einmal mehr vor dem Verein Intersexuelle Menschen e.V., es bleibt unerwähnt, dass Zwitter (theoretisch) ihr zwangszugewiesenes Geschlecht per Personenstandsgesetz ändern können (und lediglich Mediziner und Kassen-Beamte aus durchsichtigen Gründen regelmässig nichts unversucht lassen, sie stattdessen in die Trans*schiene zu zwingen) usw., doch alles in allem, die Tendenz würd ich doch mal als eindeutig positiv bezeichnen (ganz zu schweigen im Vergleich zu noch so manchem Medienprodudukt).

Dann hoffen wir doch, dass es auch künftig in diese Richtung weitergeht ... mit Zwitter-Power und solidarischem Echo überall!

Thursday, February 7 2008

Sieg für Christiane Völling!!!



Christiane und ihr Anwalt Georg Groth, 6.2.08

Strahlende Gesichter, klingelnde Handys, endlose Interviews -- ein grosser Tag für alle Zwischengeschlechtlichen! Erst recht für Christiane Völling und die wenigen Unentwegten, die sich gestern früh im Landgericht Köln eingefunden hatten, ihr solidarisch beizustehen. Und immer wieder ungläubiges Staunen, Es-gar-noch-nicht-richtig-fassen-können.


Die Kamerateams beginnen Christiane und die UnterstützerInnen zu umschwärmen.

Auch wenn die Höhe des zu zahlenden Schmerzensgeldes noch in einem Schlussurteil festgelegt wird, das Wesentliche hielt Richter Dietmar Reiprich gleich zu Beginn fest: "Die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt." (>> vollständiges Gerichtsurteil)

JA!

Weniger Spass hatte der Anwalt der Gegenseite, der erst verspätet in den Saal platzte, als die Urteilsverkündung bereits in vollem Gange war. Kein Spass auch für all die unbeirrbaren Mediziner, die hofften, nach dem Prozess nach ihrem (für sie) "bewährten" Schema F einfach weiterschnibbeln zu können: Zwitter? Na, dann erstmal die inneren Geschlechtsorgane raus! Ganz egal, ob diese gesund sind oder krank, männlich, weiblich oder gemischtgeschlechtlich, Hauptsache raus + Zwangsgeschlechtszuweisung, nach unserem Gusto selbstverständlich, Punkt, der/die/das Nächste. Bleibt zu hoffen, dass der selbstherrliche Chirurg (seine Mittäter konnten aus Verjährungsgründen leider nicht mehr mitbelangt werden) empfindlich tief in die Tasche greifen muss, was sich dann bei seinen Kollegen und Kolleginnen von selbst herumsprechen wird.

Dabei hatte die Gegenseite wenig unversucht gelassen, Christiane zu verunglimpfen, "therapeutische Gründe" vorzuschieben, die Verantwortung auf andere abzuschieben, Tatsachen zu verdrehen, und fand sich dabei tatkräftig unterstützt durch die (wie so oft) zu einem Grossteil "verloren gegangenen" bzw. "nicht mehr auffindbaren" medizinischen Akten -- im Gegensatz zu nachträglich erstellten, für sie (wie so oft) wesentlich günstigeren Dokumenten.


Die RichterInnen betreten den Saal. In der Mitte der Vorsitzende Dietmar Reipisch.

Doch das Gericht hatte offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht, sich kompetent in die Materie eingearbeit und zerpflückte die vorgeschobenen Einwände souverän: "Der Kläger hat in die Operation durch den Beklagten nicht wirksam eingewilligt."

JA!

Dass der unbeirrbare Mediziner höchstwahrscheinlich in die Berufung gehen wird, tut dem ganzen keinen Abbruch: Ein wichtiger Nebenpunkt dieses Prozesses ist, dass dabei erstmals die Leiden und die unsägliche, an Greueltaten aus dem 3. Reich und anderen unmenschlichen Regimen gemahnende Situation nahezu aller Zwischengschlechtlichen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dabei kann jeder weitere Prozess nur weiterhelfen, auch eine etwaige Berufungsverhandlung, ebenso wie die hoffentlich noch folgenden Anklagen weiterer Zwischengeschlechtlicher.

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pressespiegel zu Christianes Sieg

Hierzu ist positiv zu vermelden, dass zumindest in Deutschland nahezu alle Pressemeldungen berücksichtigten, dass es sich beim vorliegenden "Zwitter-Prozess" (Express) nicht bloss um einen individuellen Einzelfall, sondern um ein grundsätzliches Verfahren handelt. Am ausgewogensten und ausführlichsten war einmal mehr die Agenturmeldung der Associated Press, nachzulesen z.B. hier:

Des Zwitters Sieg (Stern)

Gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie gewisse Medien den Unterschied zwischen (falsch) "Geschlechtsumwandlung" und (korrekt) "Geschlechtszwangszuweisung" immer noch nicht kapiert haben, und somit der Vertuschungstaktik der Mediziner in die Arme arbeiten. Bezeichnend auch, dass sich der letzte Satz der Agenturmeldung beim Stern nicht findet, im Gegensatz z.B. zur Basler Zeitung (die ebenfalls auf "Geschlechtsumwandlung im Titel nicht verzichten kann :-( ):

Die 48-Jährige selbst hat in den nächsten Monaten noch viel vor: Seit 18 Monaten versucht sie nach eigenem Bekunden bereits ihren männlichen Vornamen auch offiziell in Christiane umzuwandeln. «Noch bin ich gegen verschlossene Türen gerannt, aber ich gebe nicht auf - jetzt erst recht nicht.»

Sehr erfreulich auch, dass das Urteil jetzt schon politische Konsequenzen zu zeigen beginnt, wie z.B. in der folgen Pressemeldung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

Umgang mit Intersexuellen prüfen

Sehr guter Bericht auch vom WDR:

Klägerin siegt im "Zwitterprozess"-- "Das tut so gut für die Seele" (WDR-Panorama)

Dito im Kölner Stadt-Anzeiger:

Etappensieg auf langem Leidensweg
(Kölner Stadt-Anzeiger)

Im direkten Vergleich mit der ap-Meldung und zu WDR und KStA abfallend die KollegInnen von der Deutschen Depeschenagentur und vom Deutschen Depeschendienst (nachfolgender erster Titel ein Beispiel für eine weitere beliebte Ablenkungsschiene: es wird versucht, den Konflikt scheinbar auf eine Auseinandersetzung innerhalb der Medizinerhierarchie zu reduzieren nach dem Motto "Untergebene gegen Chef", obwohl Christiane als Patientin und Zwischengeschlechtliche klagt und nicht als "Kankenpflegerin". :-( ):

Kölner "Zwitterprozess": Krankenpflegerin siegt gegen Chirurgen (Der Westen)

Nachtrag: Der Westen legte zudem einen Artikel nach, der ein sehr zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Einmal mehr wird offensichtlich versucht, den Unterschied zwischen Trans*menschen und Zwischengeschlechtlichen zu verwischen:

Nicht Fisch, nicht Fleisch ... (Der Westen)

Dass es titelmässig auch korrekt geht, demonstriert die FAZ, deren Artikel ebenfalls auf der dpa-Meldung basiert :-) :

Intersexualität: Chirurg muss für Entfernung von Geschlechtsorganen zahlen (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Beim Titel der folgenden ddp-Meldung hattens die zuständigen RedaktorInnen ebenfalls gerafft. :-) :

Intersexuelle Frau mit Schmerzensgeldklage erfolgreich  (PR inside)

Noch n besserer Titel der selben ddp-Meldung auf koeln.de (na bitte, geht doch :-) ):

Intersexuelle Frau bekommt Schmerzensgeld nach Entfernung ihrer Geschlechtsteile (koeln.de)

Ein weiterer Artikel aus der lokalen Zeitung Express (etwas abfallend im Vergleich zu den Artikeln im selben Blatt vor -- eins / zwei -- und nach dem 1. Prozesstag):

Kölner Zwitterprozess: Christiane/Thomas kriegt Schmerzensgeld (Express)

In einigen Blättern gabs übrigens schon tags zuvor eine Ankündigung:

Intersexuelle Christiane will Gerechtigkeit (Aachener Zeitung)

Dito bereits 3 Tage vor dem Prozess (einmla mehr mit der Spital-Hierarchie-Ablenkungs-Schiene :-( ):

Pflegerin verklagt Chirurg: Urteil im «Zwitterprozess» möglich (Aachener Zeitung)

[Dass ein adäquater Titel keine Hexerei wäre, machte demgegenüber z.B. die HAZ schon nach dem ersten Prozesstag klar:

Intersexuelle Frau klagt wegen Entfernung ihrer Geschlechtsorgane
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)]

Auch die Agentur Agence France-Presse machte eine kurze Meldung über den 2. Prozesstag, die jedoch der Tragweite des Urteils kaum gerecht wird (immerhin ist hier der Titel korrekt):

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch (afp.google.com)

war  nachtrag: Offensichtlich war die afp-meldung bei google stark gekürzt! (Wie auch die ap-meldung z.B. bei Stern, siehe oben.) In "Die Welt" fand ich nun eine längere Version, da sieht's (abgesehen vom irreführenden Titel, Variante "Geschlechtsumwandlung" :-( ) doch schon wesentlich besser aus. Besonders gefallen hatte uns latürnich der bei afp.google weggekürzte, u.a. in der Welt aber enthaltene letzte Satz:

Am Rande des Prozesses forderte eine kleine Gruppe von Demonstranten mehr Rechte für Intersexuelle. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Menschenrechte auch für Zwitter".

Arzt machte Frau illegal zum Mann (Die Welt)

Dieselbe Agenturmeldung ebenfalls ungekürzt und mit adäquatem Titel :-) :

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch
(123recht.net)

Eher sosolala ein Artikel in der Auslandzeitung Amerika-Woche (inkl. unpassendem Titel :-( ):

Krankenplegerin siegte im "Zwitterprozess" gegen Chirurgen
(Amerika Woche)

Dito von der Bild-Zeitung (einmal mehr auf der Umwandlungs-Schiene sowie unter Ausklammerung der prinzipiellen Problematik :-( ):

Klinik-Pfusch: Arzt machte SIE zum MANN (Bild)

Auch weniger toll der Glossar-Kasten zum Artikel. Einmal mehr wird als Anlaufstelle für Betroffene allein (ausgerechnet) die dgti genannt, Selbsthilfeorganisationen von Betroffenen hingegen vornehm verschwiegen. Typisch! :-(

Das sind Intersexuelle (Bild)

In der Süddeutschen hinterlässt die Berichterstattung einen sehr zwiespältigen Eindruck: Während der Artikel nicht schlecht gemacht ist, ist der Titel definitiv unter aller Sau, wenn nicht das Schlusslicht überhaupt. :-( Nix kapiert, sechs, nachsitzen, setzen!

Erzwungenes Leben in der falschen Haut: Gerichtsprozess um Transsexualität (Süddeutsche Zeitung)

Das Schlusslicht unter den Agenturmeldungen bildet klar die Schweizerische Depeschenagentur: Hier wird immer noch versucht, den Prozess als individuellen Einzelfall darzustellen, die eigentliche Tragweite wird konsequent zu leugnen versucht Immerhin stimmt in folgendem Beispiel der Titel, doch ansonsten: Pfui, nachsitzen, setzen!

Intersexuelle klagt erfolgreich gegen Chirurg (nachrichten.ch)

Dass nicht nur viele RedaktorInnen, sondern auch "Otto NormalverbraucherInnen" nach wie vor ein riesiges Informationsdefizit betreffend Zwangsoperationen usw. haben, illustrieren die teilweise sehr "geistreichen" Kommentare hier:

Sieg für Kläger(in) im Kölner Zwitterprozess  (shortnews.de)

Speziell gefreut haben wir uns hingegen über folgenden Link (und das ist nicht ironisch gemeint):

Intersexuelle gewinnt Prozess (gay.ch)

Auch The Gay Dissenter bloggte über Christianes Sieg:

Der Kölner Zwitterfall


Allen Bemühungen z.B. von sda und SZ zum Trotz: Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen! 2008 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem Zwischengeschlechtliche -- nach Jahrzente währendem, zunächst erfolglosem Kampf -- endlich erfolgreich begannen, ihre Menschenrechte einzuklagen!

Danke, Christiane!

Nella & Seelenlos

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010

Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.

Buchbesprechung von Nella: Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Zwitterprozess: Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Zwangsoperateur gibt sich geschlagen – 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration! 
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII   

Tuesday, February 5 2008

Wegen Zwitter-Prozess: Druck auf Ärzte wächst

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pünktlich zur Fortführung im "Zwitterprozess" am 6.2. gegen den Chirurgen, der Christiane Völling verstümmelte, erscheint im schweizer Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2008 nebst einem Artikel zum Prozess ein Interview mit Karin Plattner, der Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Präsidentin der schweizerischen Eltern-Selbsthilfegruppe. Darin schildert sie, wie es Eltern und Kind nach der Geburt erging:

Nach drei Wochen sagten uns die Ärzte, von den Chromosomen her sei es ein Knabe, aus dem eher weiblichen Genitale könne man aber nie einen Buben machen. Darum sei eine Geschlechtsanpassung zum Mädchen angesagt.

Als erstes "entnahmen" die Mediziner "einen Monat nach Geburt die Geschlechtsdrüsen [...], die für die Hormonproduktion im Körper verantwortlich sind, weil es hiess, sie sei entartungsgefährdet". Ausser in Ausnahmefällen zwar nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit als z.B. Prostata und Brüste bei normalen Männern und Frauen auch. Bloss kriegen das Eltern und Betroffene von Chirurgen nach gängiger Praxis nie gesagt.

das Verrückte war, dass uns die Ärzte lieb zuredeten, das sei operativ kein Problem, man könne da gut ein Mädchen daraus machen, und mit der entsprechenden Erziehung werde alles gut.

So schon mal halb weichgeklopft, sollen die Eltern als nächstes der Zwangszuweisung zustimmen. Doch für einmal kam es anders:

Kurz danach sagte man uns, bald folge der nächste Eingriff am Genitale, um ein richtiges Mädchen aus dem Kind zu machen. Da begann ich Fragen zu stellen. Was heisst das? Gibt es vergleichbare Fälle?

Als ich herausfand, dass es nach der Operation des äusseren Genitales vielleicht nie Gefühle oder Lust empfinden kann, sagte ich, ja hallo, das geht zu weit. Wenn alles nur eine kosmetische Sache ist, kann ich nicht dahinter stehen. Dann soll mein Kind bleiben, wie es ist. Medizinisch ist das in unserem Fall absolut problemlos. Und später kann es selber entscheiden, ob es eine Geschlechtsanpassung machen lassen will oder nicht. [...] Hauptsache, sie fühlt sich wohl!

Auch heute noch haben neugeborene Zwischengeschlechtliche meist weit weniger Glück, sprich werden nach wie vor möglichst rasch dem "gesamten Programm" unterzogen. Und wenn jemals, wie z.B. jetzt vor dem 2. Prozesstag in Köln, in der Öffentlichkeit die Kritik an Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen an Zwischengeschlechtlichen etwas lauter wird, beeilen sich die Mediziner zu versichern, mittlerweile sei das "alles ganz anders", diese grausligen Praktiken längst Vergangenheit. Heute würden die Mediziner nämlich ausnahmsweise auch mal 5 gerade bzw. ein uneindeutiges Genital unoperiert stehen lassen.

Noch ist man von der Anerkennung eines «dritten Geschlechts» weit entfernt. Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen, wenn es sich medizinisch vertreten lässt». Das Magazin 36/2007

Sprich gerade mal dann und nur dann, wenn ausserdem die Elten sich absolut quer und noch dazu auf den Kopf stellen. Und sonst nicht. Menschenrechte? Auch für solche? Wäre ja gelacht!

Kinderpsychiater Dieter Bürgin: «Ein intersexuelles Kind erschreckt uns, weil es unser Weltbild in Frage stellt. Darum besteht das Bedürfnis, möglichst bald eine klare Situation zu schaffen.» Komme hinzu, dass Kinderärzte entsprechende Operationen «als chirurgische Herausforderung sehen».

Eine "Herausforderung", der offensichtlich noch so mancher Mediziner nur allzugern erliegt (sofern es sich nicht um sein eigenes Genital handelt, versteht sich). Immerhin, während Mediziner Schwöbel in der "Rundschau" noch fromm von der "Naturgewolltheit" der Zwangszuweisungen phantasierte, beginnt er mittlerweile verdächtig zurückhaltend zu formulieren -- auffallend eifrig drauf bedacht, den Schwarzen Peter sogleich weiterzureichen:

Marcus Schwöbel, Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik Luzern, der bei rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen beteiligt war, bestätigt dies. «Die Herausforderung ist aber nicht der chirurgische Akt an sich, sondern der Anspruch, für das Kind und seine Eltern den bestmöglichen Weg zu finden.» Es seien meist die Eltern, die dringend wünschten, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen, er dränge niemals dazu.

Als ob Eltern generell befugt wären, ihren Kindern nach Belieben Körperteile ab- oder umschneiden zu lassen. "Hallo, Herr Doktor, ich hätte eigentlich lieber ein Kind ohne Arme und Stimmbänder!" -- "Kein Problem, erledigen wir sofort! Endlich mal wieder eine Herausforderung!"

Immerhin, den Pfusch an Christiane Völling finden auch Schweizer Mediziner krass:

Primus Mullis, Professor für Endokrinologie am Inselspital Bern begrüsst den Prozess in Köln: «Es ist eine Katastrophe, was diesem Menschen angetan wurde».

Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustüre. Hauptsache, der Fall ist nur ein Einzelfall und es geht nicht ums Prinzip.

Dabei liegt die Menschrechtswidrigkeit der Zwangsoperationen klar auf der Hand und wird kaum zufällig von RechtsprofessorInnen und EthikerInnen seit Jahr und Tag immer wieder betont. Auch in der Schweiz. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, einmal mehr:

«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig.»

Der Abschaffung dieser menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen könnte nun Christiane Völlings Prozess endlich zum Durchbruch verhelfen. Besonders Chirurgen mit 50, 100, oder gar 200 oder noch mehr Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen auf ihrem Gewissen dürften sich im Geist die Rechnung schon mal gemacht haben, was sie ihre gesammelten Sünden in Franken und Euro vor Gericht so etwa kosten könnten ...

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Nämlich, wie Schwöbel schon in der "Rundschau" verriet, dann müsste er sich in Zukunft zwei mal überlegen, ob eine solche Operation an einem Kind auch wirklich 30 Jahre lang "wasserdicht" sei. D.h. bis die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Auf gut Deutsch: Erst, wenn die Mediziner damit rechnen müssen, dafür gerichtlich belangt und verurteilt zu werden, werden sie keine Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen mehr durchführen. Vorher nicht. Dass die Verstümmelten meist ein Leben lang an den Zwangseingriffen leiden, kümmert sie in der Regel offensichtlich nicht -- oder zumindest zu wenig. In diesem Zusammenhang weiter auffällig, dass bei Zwangsoperationen die im Medizinerbetrieb sonst üblichen Nachuntersuchungen inkl. Erfassung der Sterblichkeit 5, 10, 20 Jahre usw. nach dem Eingriff traditionell ausbleiben. Anders wäre die "eklatant hohe" Behandlungsunzufriedenheit der Zwangsoperierten schon längst publik geworden.

Aktuell gibt es ein einziges Land auf der ganzen Welt, in dem Zwangoperationen für Zwischengeschlechtliche endgültig der Vergangenheit angehören. In Kolumbien beschloss 1998 das oberste Gericht, Zwangszuweisungen seien strafrechtlich zu verfolgen, mit dem Ziel, "Eltern zu zwingen, die Interessen ihrer Kinder über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen" (zit. n. Milton Diamond, unveröff. Manuskr., Forum 30.1.08).

Umso wichtiger wäre es, dass der Kölner Richter standhaft bleibt und dem Drängen der Mediziner-Lobby hinter den Kulissen nicht nachgibt. Auch wenn zu befürchten ist, dass er vor den Implikationen einer Verurteilung zurückschreckt und deshalb die Menschenrechte aller Zwangsoperierten auch der Zukunft einmal mehr mit Füssen tritt. Und so aus letztlich finanziellen Gründen ein kolossales Unrecht weiterbestehen lässt, das allein in Deutschland täglich ein weiteres Opfer fordert.

nachtrag:
--> Das ganze Interview jetzt online
--> "Intersexueller [sic!] klagt seinen ehemaligen Arzt an"

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Sunday, February 3 2008

2. Interdisziplinäres Forum zur Intersexualität 30.1. in Hamburg

Kann ein Zwitter Sünde sein?Am 30. Januar 2008 fand am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf UKE in Hamburg das 2. Interdisziplinäre Forum zur Intersexualität (öhm Disorders of Sex Development, DSD) statt. Die Leiterin der Hamburger Forschergruppe Intersexualität, Frau Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt, lud zusammen mit ihrem Team zu einem spannenden Nachmittag und Abend im Festsaal des Erikahauses ein. Neben Medizinern waren mehrere prominente Rednerinnen und Redner zu Gast, die sich seit Jahren für das Wohl Zwischengeschlechtlicher einsetzen. Wir freuten uns insbesondere über die Anwesenheit von Milton Diamond, der aus Hawaii angereist war. Auch Betroffene und Angehörige nahmen am Forum teil. Wir waren auch vor Ort und verteilten Flugblätter für die Demo am 6.2. in Köln.


MEDIZIN

Neben Hertha Richter-Appelt, die sich klar und fortschrittlich für die Bedürfnisse von Betroffenen aussprach, schlugen auch Mediziner positive Töne an. Dr. Gernot Sinnecker betonte beispielsweise die Selbstbestimmung Zwischengeschlechtlicher, machte diese jedoch letztendlich von der Akzeptanz der Eltern abhängig. Die Tatsache, dass er bei seinen Ausführungen bevorzugterweise "sollte" statt "muss" verwendete, hinterliess einen - altbekannten - zwiespältigen Eindruck.


RECHT

Die rechtlichen und ethischen Fragestellungen bei geschlechtszuweisenden Operationen im frühen Kindesalter betonte RA Dr. Oliver Tolmein, der bereits Michel Reiter in seinem Kampf um einen optionalen 3. Geschlechtseintrag für Zwischengeschlechtliche unterstützt hatte. Er wies unter anderem (wie auch schon die Moderatorin Konstanze Plett z.B. 2001) einmal mehr darauf hin, dass das Einwilligungsrecht der Eltern für Kastrationen nicht gegeben ist und kritisierte ihr "Bemühen um Normalitätswahrung als verdeckte Motivation" für operative Zwangszuweisungen. Und wies auf die Diskrepanz hin, wenn Ärzte vor Gericht als Experten aussagen, obwohl ein anderer Arzt angeklagt wird wie z.B. im von Christiane Völling angestrengten "Zwitterprozess".


BETROFFENE

Die zwischengeschlechtliche Claudia Kreuzer zeigte eindrücklich auf, mit welchen gesundheitlichen Problemen Zwischengeschlechtliche aufgrund psychischer Traumatisierung, Kastration und contrachromosaler Hormonersatztherapie leben müssen.

Und welche Steine ihnen zusätzlich in den Weg gelegt werden, wenn sie beispielsweise eine Lebensversicherung abschliessen wollen:



MILTON DIAMOND



Bewegender Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Auszeichnung Milton Diamonds durch den Verein Intersexuelle Menschen e.V. für sein Jahrzehnte langes Engagement zum Wohle Zwischengeschlechtlicher. >>> mehr dazu hier


Milton Diamond referierte anschliessend über seine von Menschlichkeit und Respekt geprägte Arbeit. Im Gegensatz zu den Referaten von Dr. Sinnecker und Dr. Holterhus trugen die von Milton Diamond mit ihrer Zustimmung fotografierten Individuen keinen schwarzen Balken über den Augen, sondern schauten als würdevolle Menschen in die Kamera.
Diamond erwähnte auch Christiane Völling und ihren Prozess als bedeutendes Ereignis für die zwischengeschlechtlichen Menschen in Europa.

Diamond plädierte für eine Umbenennung von DSD in "Variations of Sex Development (VSD)" und schloss mit den Worten: "Nature loves variety but society hates it. Cherish diversity!"


Die Zeit, die für die abschliessende Podiumsdiskussion übrig blieb, war leider knapp und reichte für ein kurzes Statement zu den zwei wichtigsten Punkten betreffend Behandlung Zwischengeschlechtlicher durch jede Referentin und jeden Referenten. Die Mutter eines vierzehnjährigen zwischengeschlechtlichen Menschen hielt eine bewegende Rede, die leider zeigte, dass Ärzte immer noch Eltern ein "Reden Sie mit niemandem darüber!" mit auf den Weg geben.

"Wir sitzen alle im selben Boot", meinte Hertha Richter-Appelt am Ende der Veranstaltung. "Wir aber sind angekettet", so der lapidare Kommentar einer Geschlechtsgenossin. Die geäusserten Überlegungen lassen zwar auf ein Umdenken hoffen. Dass beispielsweise auf eine Kritik an contrachromosomalen Hormonersatztherapien nicht eingegangen wird, obwohl z.B. AIS-Betroffene fast ausnahmslos von einer Verbesserung ihres Befindens nach Umstellung auf Testosteron oder eine Mischung aus Testosteron und Östrogen berichten, zeigt jedoch: Es ist noch ein weiter Weg, bis wirklich nachhaltige Veränderungen in der Behandlung zwischengeschlechtlicher Menschen Realität werden. So weigern sich z.B. Ärzte und Kassen meist nach wie vor, korrekte Rezepte für nicht-contrachromosomale Hormonersatztherapien auszustellen bzw. die Kosten dafür zu übernehmen.

Christiane Völlings Kampf um Gerechtigkeit am 6.2. vor dem Landgericht Köln ist ein erster Schritt in diese Richtung ...



nachtrag: Zeitungsartikel mit Ankündigung des Forums im Hamburger Abendblatt v. 28.01.08:

Was tun, wenn Menschen Merkmale beider Geschlechter haben?

Tuesday, January 29 2008

Flugblatt zur Demo Köln 6.2.08 08:30h

Pünktlich zum "Interdisziplinären Forum zur Intersexualität" morgen in Hamburg: Das Flugblatt des Vereins "Intersexuelle Menschen e.V." zur Demo eine Woche später am Mittwoch 06.02.2008 um 08:30h vor dem Landgericht in Köln!

Als pdf zum downloaden, lesen, zu Hause oder im Kopierladen ausdrucken, verteilen, auflegen ... Dank an alle, die sich für Christiane und gegen Zwangsoperationen einsetzen!

Nella & Seelenlos


https://blog.zwischengeschlecht.info/public/Flugi_Koeln_6-2-08.pdf


Ausschnitte aus dem Flugi-Text:


Lebenslanges Leiden an genitalen Zwangsoperationen

Jedes 2000. Kind wird als Intersex geboren, d.h. es weist Merkmale beider Geschlechter auf. Diese Kinder werden in der Regel vor dem 2. Lebensjahr ohne ihre Einwilligung an ihren uneindeutigen Genitalien zwangsoperiert und danach systematisch angelogen. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden. [...]


Warum Christiane Völling vor Gericht geht

[...] Erst mit 16 entdeckten die Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist. Sie wurde darauf  gedemütigt, angelogen und unter Druck gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. [...] Hätten die Ärzte mit Christiane geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie heute glücklich sein und sogar Kinder bekommen. Der Chirurg, der mit seinem Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper unwiderruflich verstümmelt hat, steht nun wegen Körperverletzung vor Gericht.
--> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten


Schikanen nach Strafanzeige

Christiane Völling fordert nicht nur Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr mittels Skalpell aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und gemäss ihrem biologischen Geschlecht als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geburtsgeschlechts. Theoretisch in beiden Fällen eine Formsache. Beide Anliegen stossen jedoch bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand. [...]
--> ausführlicher Bericht dazu


Zwischengeschlechtliche wehren sich!

Die Tabuisierung von zwischengeschlechtlichen Menschen hat das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Betroffene lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor zwischengeschlechtliche Kinder und Erwachsene stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit entstehen kann. Zwischengeschlechtliche fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der betroffenen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.

[...]

Monday, January 28 2008

Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll


Christiane und ihr Rechtsanwalt Georg Groth im Landgericht, 12.12.07 (Bild: Ruhr Nachrichten)

Christiane Völling fordert nicht nur im Aufsehen erregenden "Zwitterprozess" Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und in Zukunft als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung nach § 47 Personenstandsgesetz und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geschlechts.

Beide Anliegen stossen bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand:

Seit 18 Monaten zieht sich nun die Personenstandsänderung beim Amtsgericht hin. Christiane Völling ist immer noch als Thomas Völling eingetragen. Trotz "eingereichter Unterlagen" und "deutlich formulierten Erklärungen über Intersexualität" versucht der Amtsrichter, Christiane Völling als Transsexuelle darzustellen, sie zu einer Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz zu drängen und den entsprechenden Begutachtungsprozess durchlaufen zu lassen.

Dieselbe Taktik verfolgt auch der MDK-Gutachter in Köln. Dr. med. Hans-Günter Pichlo, Transsexuellen-Gutachter der MDK Nordrhein, versucht mit allen Mitteln, Christiane Völling Transsexualität unterzuschieben, obwohl die vorhandenen medizinischen Unterlagen Klartext reden. Er verlangt ständig nach neuen Unterlagen, um das Ganze zu verzögern und zu keinem Urteil kommen zu müssen.

Dieses Vorgehen hat System und ist den meisten Zwischengeschlechtlichen bekannt, die nach einer Zwangsgeschlechtszuweisung eine Wiedergutmachung fordern: Mediziner schieben gerne eine 'Identitätsstörung' vor, um Zwangsoperationen vertuschen zu können. Da Transsexualität medizinisch auch heute noch als 'psychische Störung' gilt, schlägt diese Ausflucht zwei Fliegen mit einer Klappe.

Es geht – wie so oft – um Geld: Gelingt es dem MDK-Gutachter nicht, Christiane Völling eine 'psychische Störung' unterzujubeln, müsste er eine Fehlbehandlung eingestehen. Dies ist aber nicht erwünscht: Die Indikation 'Rehabilitation nach Fehlbehandlung' würde eine Schmerzensgeldforderung rechtfertigen. Damit würde es sich der MDK-Gutachter mit seinen Kollegen und den Haftpflichtversicherern verscherzen. Erst recht, da beim Landgericht Köln zur Zeit Christianes Strafanzeige hängig ist.

Deshalb bedienen sich das Amtsgericht und der MDK-Gutachter einer bewährten Vertuschungs- und Hinhaltetaktik: Der MDK-Gutachter verlangt von Christiane Völling vorgängig die geänderte Personenstandsurkunde. Damit stehen beide Verfahren still, "denn ohne Urkunde keine Empfehlung des Gutachters", ohne Empfehlung keine Kostenzusage der Krankenkasse, ohne Kostenzusage keine "Rekorrektur-OP", ohne Operation keine geänderte Personenstandsurkunde. Ein ausgeklügelter bürokratischer Teufelskreis mit dem Ziel, ein Mediziner-Opfer abermals über den Tisch zu ziehen und mundtot zu machen!

Christiane Völling wird dafür bestraft, dass sie in Köln vor Gericht geht und ihren damaligen Operateur wegen schwerer Körperverletzung anzeigt. Nicht Gerechtigkeit soll das begangene Unrecht wieder gut machen, sondern neue Ungerechtigkeit das begangene Unrecht vertuschen!

"Dies ist ein Skandal für diesen 'Rechts'-Staat!" meint Christiane Völling.

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Wednesday, January 9 2008

Termine & Updates



Photo: Lutz Burkhardt


2. Zwitter Demo Landgericht Köln Mi 6.2.08

Wie Christiane Völling mitteilt, weiss sie momentan die genaue Uhrzeit und den Saal des 2. Prozesstages noch nicht. Wir hoffen, demnächst genaueres zu wissen, und werden dann die Details der Demo so schnell wie möglich organisieren und bekannt geben. Es wird wiederum ein Flugblatt geben, das diesmal etwas früher zum Download zur Verfügung stehen wird. Wer's noch nicht getan hat, soll sich schon mal den Tag fett im Kalender anstreichen und nach Möglichkeit den Weg nach Köln vorplanen. Alternativ wären je nach Lust und Laune auch zeitgleiche Aktionen in anderen Städten gefragt, falls ihr (auch sonst) Ideen habt, bitte melden! Solidarität ist gefragt! (Auch finanziell!)


2. Interdisziplinäres Forum zur Intersexualität (ähm, DSD), Hamburg Mi 30.1.08

Obwohl vom Netzwerk organisiert, bietet der Anlass ein interessantes Programm, und ist mit 30 Mäusen Eintritt (Studis 15.--) auch für Normalverbraucher zugänglich. Mit Richter-Appelt, Konstanze Plett und Milton Diamond (!!!) ist der fortschrittliche Flügel Nicht-Betroffener Fachleute prominent vertreten und hoffentlich tonangebend! Wiederum sollen auch Betroffene zu Wort kommen. Zudem ist als Abschluss eine Podiumsdiskussion vorgesehen, an der wiederum auch Betroffene und Angehörige zu Wort kommen sollen. (Wo dann die Aufgeschlosseneren wohl definitiv unter sich sein werden, da die "Experten" des Mediziner-Flügels gemäss seit Jahren bewährter Hasenfuss-Taktik spätestens dann reissaus nehmen.) Da der Anlass genau eine Woche vor dem 2. Prozesstag von Christiane Völling stattfindet, werdet ihr uns (und hoffentlich viele andere auch!) dort u.a. beim Flugi-Verteilen antreffen ...


Diskussion über Wikipedia, Geschlecht "Zwitter" vs. gar kein Geschlecht, Instrumentalisierung usw.

In den Kommentaren zu «Die Rede von der "psychischen Intersexualität"» hat sich in den letzten Wochen eine  Diskussion mit mehreren ausführlichen und substanziellen Beiträgen entwickelt, mit einem relevanten Post auch auf dem GenderFreeBlog. Aktuell läuft in den Kommentaren mehr als an hier auf der Startseite! Viele der behandelten Themen werden sicher früher oder später in eigenen Posts wieder aufgegriffen werden, bis es soweit ist, können sie dort schon brandaktuell gelesen und weiterdiskutiert werden. Danke an alle, die bisher mitmischten!


XXY = Klinefelter -- oder eben doch nicht oder was?!

Der Post zum Spielfilm "XXY" der argentinischen Regisseurin Lucía Puenzo hat dank einigen Hinweisen und Forenbeiträgen einen ausführlichen Nachtrag erhalten. Wer nur die ursprüngliche Version kannte, ist eingeladen, nochmals reinzugucken.


Bücher über "Intersexualität"

Ein weiteres Projekt von uns ist die Erstellung einer möglichst vollständigen Liste und Bibliothek aller (zumindest teil-)relevanten Bücher zum Thema. Eben hab ich bei Ktty XY wieder was entdeckt, das ich noch nicht kannte. Und nicht nur dort: Bekanntlich hatten wir ja die (alte!) genderwunderland.de Seite wegen der Verwendung des Zwitter-Logos kritisiert, da es dort nur am Rande um Zwitter geht (was wir natürlich aufrecht erhalten). Die Seite hat inzwischen anscheinend den Besitzer und den gesamten Inhalt gewechstelt, die ursprüngliche Seite ist nur dank archive.org trotzdem nicht verloren gegangen. Immerhin sei aber zugestanden, dass die Sparte "Bücher über Intersexualität" ebendort (im Gegensatz zu etwa der deshalb ebenfalls kritisierten Seite mehr-geschlechter.de) auch tatsächlich solche enthält, und noch dazu mehr als bloss die üblichen Verdächtigen (d.h. die 2 obligaten Sachbücher, den obligaten Roman, der Zwischengeschlecht im Titel trägt, aber nur als Nebenhandlung bringt und das Buch, das nur zum kleinsten Teil von Foucault selber stammt). Ich hab auf alle Fälle grad nochmals die eine und andre Onlinebestellung aufgegeben. Falls jemand von euch sich auch für welche interessiert und nicht auf Anhieb fündig wird, die Tipps dort, wie mensch vergriffene Bücher möglichst günstig finden kann, sind ebenfalls empfehlenswert. Zum Schluss ne Kleinanzeige in eigener Sache: Wenn wer deutsche Übersetzung John Colapinto: "Der Junge, der als Mädchen aufwuchs", das Suhramp-TB Michel Serres: "Der Hermaphrodit" oder die Schinegger-Autobiographie "Mein Sieg über mich" zu Hause hat, sie nicht mehr braucht und uns zu bezahlbaren Konditionen überlassen kann, wär toll!


Nella & Seelenlos

Friday, January 4 2008

Praktische Solidarität mit Christiane Völling

Spendenaufruf des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. für Christiane Völling:

Wir rufen zur Solidarität mit Christiane Völling auf, die mit diesem Schritt ein hohes persönliches Risiko, auch ein finanzielles eingegangen ist. Um ihren Anwalt zu bezahlen, musste sie einen Kredit aufnehmen.

Wer Christiane Völling unterstützen möchte, kann dies mit einer Überweisung auf das Vereinskonto tun. Es kommt nicht auf die Höhe an, auch die Anzahl der Spenden setzt ein Zeichen:

Intersexuelle Menschen e.V.
Konto 0963128202
Postbank Hamburg
BLZ 200 100 20
Verwendungszweck: Solidarität mit Christiane

Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Für Beträge unter 100 € genügen der Einzahlungsbeleg und der Kontoauszug. Für Zuwendungen über 100 € stellt der Verein Spendenbescheinigungen aus.

quelle: http://www.intersexuelle-menschen.net/aktuelles.html

PS: Spenden sind auch nach dem vorläufig positiven Prozessausgang weiterhin hochwillkommen! Falls Christiane definitiv gewinnt und das Schmerzensgeld bekommt, geht das gesammelte Geld in einen Fonds und wird für weitere Fälle verwendet.

--> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten

--> Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll

Thursday, December 20 2007

Pressespiegel 12.12.07

Bild: Die Linkszeitung

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Prozess und die Demo in Köln brachten eine noch nie dagewesene Resonanz in der Öffentlichkeit zum Thema genitale Zwangsoperationen an Zwittern. Bleibt zu hoffen, dass dies (nach dem Kampf von Michel Reiter um Anerkennung des Geschlechts "Zwitter" in München, der Ausstellung 101-intersex in Berlin und einigen Dok-Filmen aus D und A, z.B.  "Tintenfischlarm") lediglich der Anfang war ...

AUSGEWÄHLTE ARTIKEL PRINT / ONLINE:


Totaloperation ohne Einwilligung? Patientin verklagt Operateur

"Warum der Operateur Völlings Eierstöcke und Gebärmutter damals in 1977 in einer Kölner Klinik entfernte, anstatt die offensichtliche Fehldiagnose auf entartete Hoden in Frage zu stellen und Völling vom Fluch der irrtümlichen Zwangszuweisung zum männlichen Geschlecht zu befreien, ist unklar. Der Beklagte war beim Verhandlungstermin nicht anwesend. Laut seinem Anwalt kann er sich nicht mehr an den damaligen Vorgang erinnern, die Akte mit dem OP-Bericht ist verschwunden."

"Die fehlende Aufklärung und die folgerichtig ebenfalls fehlende schriftliche Einwilligung Völlings in die OP sind die zentralen Punkte der Klage, die Richter Reiprich nun beschäftigt, und die möglicherweise einen Präzendenzfall schafft."

"„Hier wurde ein Volljähriger ohne Wissen und ohne Aufklärung verstümmelt“, bringt er die Tatsachen auf den für die Gegenseite wunden Punkt, an dem es kein Vorbei gibt, und hebt den „entscheidenden Hinweis des Vorsitzenden Richters“ hervor, dass „schon die Verletzung der Aufklärungspflicht urteilsrelevant“ sei."

"Umso drängender fordern die Betroffenen, von denen einige am 12. Dezember vor dem Landgericht demonstrierten, dazu auf, mit der gängigen Praxis der zwanghaften, oft chirurgisch unterstützten Geschlechtszuweisung Schluss zu machen."

Die Linkszeitung, 16. Dezember 2007



Intersexuelle kämpft für Selbstbestimmung

"Für die Klägerin sowie für die schätzungsweise zwischen 80 000 und 100 000 in Deutschland lebenden Intersexuellen geht es jedoch darum, dass nicht andere, wie etwa Hebammen, Ärzte oder Eltern, die Entscheidung zwischen A und B fällen. Sondern dass Selbstbestimmtheit möglich wird, sofern es die gesundheitliche Situation zulässt; dass der Mensch selbst entscheidet, ob er Mann, Frau oder Zwitter sein möchte."

Der Westen, 12. Dezember 2007



Intersexualität - was heißt das?

"Nach Schätzungen leben in Deutschland bis zu 100000 Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit uneindeutigem Geschlecht oder abweichender Geschlechtsidentität. Mediziner und Selbsthilfegruppen sprechen von einem sehr komplexen Phänomen und einer Vielzahl von Varianten und Erscheinungsformen."

"Intersexualität hat nichts zu tun mit Transsexualität oder Transvestiten. Transsexuelle haben eindeutige Geschlechtsmerkmale, wollen aber ihr Geschlecht ändern. Transvestiten fühlen sich in der Kleidung des anderen Geschlechts wohl."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007



Prozess ohne Beispiel

"Viele medizinische Fehler. Rechtsanwalt Georg Groth sagte, der beklagte Chirurg sei nicht der alleinVerantwortliche für das Schicksal seiner Mandantin. Von Geburt an habe es eine Reihe von medizinischen Fehlern gegeben. „Aber der Beklagte ist ein wesentliches Glied in der Kette und hat das gefährliche OP-Besteck geführt“, betonte Groth. Wegen der Verjährungsfristen könne nur noch der Chirurg belangt werden, der den Eingriff im Jahr 1977 vorgenommen habe."

"Es müsse geklärt werden, ob die damals 18-Jährige ausreichend aufgeklärt und über Alternativen zur OPinformiert worden sei. Ihr sei „bewusst verschwiegen worden“, dass sie vom Chromosomensatz her eindeutig weiblich sei."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007

[Obige 2 Artikel basieren auf einer dpa-Pressemeldung, die in Dutzenden von Zeitungen abgedruckt wurde.]



Durch OP zum Mann gemacht: Krankenpflegerin verklagt Arzt

"Nach einem jahrelangen Leidensweg als Zwitter und einem unfreiwilligen Leben als Mann hat eine Krankenpflegerin einen Chirurgen in Köln verklagt. In dem bundesweit beispiellosen Fall verlangt die 48 Jahre alte Klägerin 100.000 Euro Schmerzensgeld, da der Arzt ihr vor 30 Jahren intakte Eierstöcke und Gebärmutter ohne vorherige Aufklärung entfernt habe. Das warf die Frau dem ehemaligen Mediziner einer Kölner Klinik zu Beginn des aufsehenerregenden Zivilprozesses vor dem Kölner Landgericht vor. Das Gericht sprach von einem besonders schwierigen und problematischen Fall."

n-tv, 12. Dezember 2007



Das verordnete Geschlecht  [ähm, eigentlich der Titel eines Dok-Films über Michel Reiter und Elisabeth Müller 2001]

"Sie wurde als Junge erzogen, und erst 17 Jahre später stellten die Ärzte fest, dass sie zwei X-Chromosomen hat, also weiblich ist. Trotzdem entnahm man ihr ein Jahr später Gebärmutter und Eierstöcke. Und man gab ihr Hormone, damit sie weiter zum Mann wurde."

"Selbsthilfegruppen sehen den Prozess nun als Präzedenzfall. Auch anderen wurde ein Geschlecht zugeteilt, das ihnen ein Leben lang fremd blieb."

Süddeutsche, 12. Dezember 2007



Ein Leben lang im falschen Körper

"Allerdings gibt es da noch einen Brief vom 5. Juni 1979, in dem der Chirurg sich an die Musterungsstelle der Bundeswehr wandte – mit der Bitte, Völling nicht einzuziehen, weil dieser "genotypisch weiblich ist". "Völling", so schrieb der Arzt damals weiter, "ist aber über das Ausmaß der Erkrankung noch nicht vollständig informiert worden". Die Diagnose solle dem Patienten deshalb "auf keinen Fall mitgeteilt werden"."

Wiener Zeitung, 12. Dezember 2007



Frau erwachte nach OP als Mann

"In einem Zivilprozess fordert eine 48-jährige Krankenpflegerin, die bei ihrer Geburt fälschlicherweise als Junge eingestuft wurde und auch so aufgewachsen war, von einem Chirurgen Schmerzensgeld in Höhe von 100 000 Euro. Der Mediziner hatte 1977 der damals 18-Jährigen Eierstöcke und Gebärmutter entfernt. Die Klägerin wirft ihm vor, sie nicht umfassend über die Folgen des Eingriffs und alternative Möglichkeiten aufgeklärt zu haben, wie Justizsprecher Dirk Esser mitteilte."

20minuten (Schweiz), 13. Dezember 2007

[Artikel basiert auf einer AP-Pressemeldung, die in mehreren Zeitungen abgedruckt wurde.]



FERNSEHEN / CLIPS:


"Weder Mann - noch Frau"
WDR, 12. Dezember 2007

"Zum Mann operiert"
Planetopia, Sat1, 16. Dezember 2007

"Das dritte Geschlecht: Intersexuelle klagen vor Gericht"
Rundschau, SF1, 19. Dezember 2007




RADIO:


WDR5 Leonardo




DIE ORIGINELLSTEN SCHLAGZEILEN:


Zwitter-Demo: „Schluss mit genitalen Zwangsoperationen“
Express

Kölner Prozess lenkt Blick auf Zwitter
Amerika Woche

Geschlecht: Fragezeichen
Focus

Zwitter-Prozess: Ärzte operierten mich gegen meinen Willen zum Mann
Bild



AUSLÄNDISCHE MEDIEN:


Spiegel-Bericht vom 19.11.2007 auf polnisch:
I Bóg stworzył trzecią płeć...
onet.pl [inzwischen offline] [Kopie hier]


Deutsche Welle Bericht vom 12.12.2007 auf englisch:
German Gender-Assignment Case Has Intersexuals Hopeful
Deutsche Welle


Bericht auf chinesisch:
德國雙性人打贏性別官司
chinesenewsnet.com



nella & seelenlos


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Tuesday, December 18 2007

Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia"

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Am Mittwoch, 19.12.2007 um 20:50 Uhr kommt in der Sendung "Rundschau" im Schweizer Fernsehen 1 ("Weder Mann noch Frau") (>>> Video: hier oder ins Bild klicken) eine ausführliche Reportage über den Prozess und die Demo am 12.12.2007 in Köln.

Nachtrag: Obwohl der Beitrag ohne reisserische Elemente und informativ daher kommt, wurde typischerweise jeder Hinweis auf Betroffenengruppen systematisch ausgeklammert, obwohl z.B. der Verein Intersexuelle Menschen e.V. die Demo organisiert hatte, und die Rundschau überhaupt erst auf Nella aufmerksam wurde durch eine von ihr unterzeichnete hochoffizielle Pressemitteilung. Auch für kommerzielle Medien gilt offensichtlich: Macht wird nicht gerne aus den Händen gegeben, schon gar nicht an Betroffene ... >>> mehr

Bereits am letzten Sonntag gab es in der Sendung Planetopia auf Sat1 einen Bericht. Die Sendung kann theoretisch online angeschaut werden (praktisch funktioniert's auf meinem Computer aber leider nicht?! Nachtrag: benötigt Windows Media Player Plug-in). Ausserdem gibt's den Film auch als Homepage zum Lesen.

Nachtrag:
Auch bei Planetopia kommen Betroffenenorganisationen – wenn überhaupt – dann an letzter Stelle. So ist unter "Internettipps" einzig die AGS-Selbsthilfegruppe aufgefürt, jedoch nicht Intersexuelle Menschen e.V., welche z.B. die Demo organisierten, und auch die AGS-Selbsthilfe bezeichnenderweise an allerletzter Stelle nach (ausgerechnet!) der Hamburger Intersex-Forschergruppe und der Deutschen Gesellschaft für Transsexualität und äh Intersexualität DGTI e.V. ...

Siehe auch:
- Rundschau: Unsichtbarmachung von Zwischengeschlechtlichen wie gehabt 

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII   

Thursday, December 13 2007

«Menschenrechte auch für Zwitter!» - 1. Prozesstag Christiane Völling, Landgericht Köln 12.12.07

     
Bild: ddp / Ruhr Nachrichten

auf der fahrt zurück nach zürich ... v. und ich stossen mit einem bier auf den heutigen tag an.

christianes prozess und die kundgebung vor dem landgericht köln sind vorbei. ein dutzend leute waren dort, um ihre solidarität kundzutun. hätten etwas mehr sein können, aber dass es nicht viele sein würden, war zu erwarten: mittwoch morgen, kalt und grau, menschenrechte für – zwitter ... ? zumindest noch amnesty international köln hätte uns solidarisch zur seite stehen können, zumal am 10.12. gar menschenrechtstag war. immerhin war tanguy pinxteren von amnesty international belgien vor ort.

die medienpräsenz war gross. unsere kleine gruppe war permanent damit beschäftigt, in mikrophone zu sprechen. wir werden also sehr viele menschen mit unserer botschaft erreichen.

die heutigen nachrichten haben die meisten von uns wohl verpasst. aber am sonntag um 22:30 uhr wird auf SAT1 die sendung PLANETOPIA ausgestrahlt.

der prozess dauerte ungefähr eine halbe stunde. der gerichtssaal war voll. die besucherplätze waren alle besetzt. zu beginn durfte die medien kurz reinkommen, christiane sass mit ihrem anwalt an einem tisch. die blitzlichter regneten auf sie ein, etwa sieben bis acht leute mit kamera.

der prozess verlief nicht so, wie man sich einen prozess vorstellt. keine zeugenaussagen, kein urteil (das wird erst im februar verkündet). der richter zeigte zwar verständnis, fasste den sachverhalt gut zusammen und wies zum beispiel darauf hin, dass die mediziner bei christiane die informationspflicht unterlassen haben: die patientin/der patient muss vor der operation über die risiken und folgen derselben informiert werden.

befremden kam auf, als er darüber sprach, dass ein experte hinzugezogen werden müsse. er habe diesbezüglich im internet recherchiert und einen älteren pädiater gefunden. ich kann mir schon lebhaft vorstellen, was dieser "ältere pädiater" für eine einstellung haben wird. und der anwalt des beklagten meinte zuletzt, dass es heutzutage noch leute gebe, die sich einer geschlechtsumwandlung unterziehen wollen und meinte damit offensichtlich transsexuelle. ungläubiges kopfschütteln, lachen und murmeln im publikum.

als der richter zum schlusswort ansetzte, standen wir alle auf, mit einem klebstreifen auf der brust "wessen körper ist das?" und standen bis zum schluss der verhandlung solidarisch mit christiane.

nach der verhandlung wiederum mikrophone, kameras, blitzlichter, interviews. und draussen standen wir dann noch fast eine stunde mit dem transparent "menscherechte auch für zwitter", verteilten flyer, wurden fotografiert und befragt.


bild: WDR

kurz vor dem erfrieren ging's dann ins café ecco, essen, trinken, abschiedsrunde. umarmungen, küsse, ein paar tränen, dann zurück ins hotel gepäck holen und auf den zug.

was für ein grosser tag für uns zwischengeschlechtliche! christiane hat mit ihrem mut eine bresche geschlagen. wir sind mitgegangen und nun gilt es, diese zu nutzen, bevor alles wieder zugeschüttet wird!

kämpferische grüsse gegen die "allianz von messer und lüge" (plakat nadja) von

nella

>>> Pressespiegel zum 1. Prozesstag

Christianes Prozess auf diesem Blog:

- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
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- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
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Tuesday, December 11 2007

48 Jahre im „falschen Leben“

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Weiterer Zwitter Medien Offensive-Artikel zu Christiane Völling und dem Prozess im Kölner Stadt-Anzeiger:

http://www.ksta.de/html/artikel/1195816921913.shtml

Einmal mehr nicht schlecht recherchiert (ok, mit Ausnahme des "Schweizer Vorbilds"), bleibt zu hoffen, dass dem Operateur & co. auch vor Gericht eine steife Brise um die Ohren weht ...

>>> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten hier

MENSCHENRECHTE AUCH FüR ZWITTER

SCHLUSS MIT GENITALEN ZWANGSOPERATIONEN!
DEMO Mittwoch 12.12.07, 09:30h Landgericht Köln, Luxemburger Strasse 101, 50939 Köln

Das ganze Flugblatt zum 12. 12. als pdf zum herunterladen


>>> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten

Warum Christiane Völling vor Gericht geht

Menschen mit Andrenogenitalem Syndrom
(AGS) sind chromosomal weiblich (XX) und haben
Eierstöcke und Gebärmutter. Es handelt sich um
eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung,
bei der es infolge eines Enzymdefektes zu einer
Überproduktion von männlichen Hormonen in der
Nebennierenrinde kommt, was zu einer mehr oder
weniger starken Vermännlichung des äusseren
Genitales führt. So auch bei Christiane, deren AGS
bei der Geburt nicht erkannt wurde und die als
Junge aufgezogen wurde. Erst mit 16 entdeckten die
Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist.
Sie wurde in der Folge gedemütigt und unter Druck
gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter
wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. Durch die
Abgabe von Testosteron vermännlichte Christianes
Körper noch mehr. Hätten die Ärzte mit Christiane
geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie
heute glücklich sein. Der Chirurg, der mit seinem
Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper
unwiderruflich verstümmelt hat, steht heute vor
Gericht.


>>> Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten

Saturday, November 24 2007

Archiv verletzender, beleidigender oder nicht themenbezogener Kommentare

Verletzende, beleidigende oder nicht themenbezogene Artikel sind auf diesem Blog nicht erwünscht und werden zu Dokumentationszwecken direkt hierhin verschoben. Mehr zu den Moderationskriterien hier.

Danke für euer Verständnis.

Nella


(Es folgen die verschobenen Kommentare in chronologischer Reihenfolge.)

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2. On Wednesday 12 December 2007, 23:37 by Uschi

in 30 Jahren keine Beziehung? Keine Liebe? Du leidest..mag sein...überleg mal wie ich mich fühle...7 Jahre belogen und betrogen.

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2. On Friday 14 December 2007, 22:57 by Anja [a.k.a. Kim] (Menschenrechte auch für Zwitter 2)

Ehrlich gesagt, ich finde es gut, dass intersexuelle Menschen endlich einmal die Chance haben, in den Medien auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Was mich dennoch ärgert ist, dass trotzdem - aus welchem Grund auch immer - hierbei Menschen, die von Transsexualität betroffen sind permanent von Intersexuellen ins Spiel gebracht werden (auch hier auf dieser Seite), um sich von ihnen abzugrenzen. Sicher, eine Abgrenzung ist hier bitter nötig - andererseits, und das ist das worüber ich mich ärgere, werden Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die den Geburtsgeschlecht entgegenstehen (nichts weiteres ist aus meiner Sicht Transsexualität), in einem Licht dargestellt, als hätte Transsexualität etwas mit Lifestyle, Geschlechtswechelfantasien o.ä. zu tun. Menschen, die von Transsexualität betroffen sind, sind Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs mit Gebärmutter. Das fatale ist nun, dass sie genau dies bis dato rechtlich in Deutschland nicht anerkannt bekommen - ja, man tut so, als gäbe es sie nicht. Wie böse ist Ignoranz? Wie schlimm ist das, wenn Menschen, die selbst genau darunter am meisten zu leiden haben, dass man über ihren Kopf hinweg entscheidet, selbst andere Gruppen mit Verachtung strafen? Ich wünsche mir hier bitte ein bisschen weniger Missbrauch - durch wen auch immer. Vielen Dank.

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2. On Friday 14 December 2007, 23:25 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Instrumentalisierung von Intersexen durch Homosexuelle, Transsexuelle und Feministinnen

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper systematisch als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Die Instrumentalisierung und Vereinnahmung von Intersexen durch andere (Rand-)Gruppen durch das Konstrukt der „psychischen Intersexualität“ reicht von den Anfängen der Homosexuellenbewegung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur aktuellen Politik des Gender Mainstreaming. Als Folge hat sich die Situation von zwischengeschlechtlichen Menschen in den letzten 100 Jahren massiv verschlechtert: konnten sie im 19. Jahrhundert mit 18 noch selbst bestimmen, welchem Geschlecht sie angehören wollten, wird ihnen heute bald nach der Geburt ohne ihre Einwilligung unwiderruflich operativ ein Geschlecht zugewiesen, und ihre Menschenrechte werden mit Füssen getreten."

Ich möchte ebenso nicht von einem Verein, der die interessen intersexueller Menschen vetritt, für dessen Interessen zwangsinstrumentalisiert werden. Für die eigenen Interessen sich einzusetzen, ja das ist gut, wenn aber hier die Existenz von Menschen ignoriert wird, die mit gegengeschlechtlichen Körpermekmalen geboren werden und so getan wird als gäbe es sie nicht (basierend auf geistigen Irrtümern der Sexologie der letzten 20-30 Jahre), dann finde ich das weniger gut. Vielen Dank.

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4. On Saturday 15 December 2007, 12:55 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Ja, jede dieser Gruppen instrumentalisiert uns und unsere Interessen." Sagen sie dies einmal einem dreijährigen Kind, wenn es weiss, dass es mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurde. Dieses Kind wird wöglicherweise noch nicht einmal wissen, dass es zu der Gruppe gehört, die sie hier auch meinen - geschweige den irgendein Interesse daran haben hier irgendwen zu instrumentalisieren. Es will leben. Wie jeder andere Mensch auch.

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7. On Sunday 16 December 2007, 18:06 by Tina (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

Wundert mich ja nicht, dass hier auf uns Transsexuellen herumgehackt wird - sind wir ja gewohnt. Und solch idiotische Zitate, wie "Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006" sind wohl an Schwachsinn und Unverschämtheit kaum noch zu übertreffen. Ist ja auch kein Problem, wenn man selbst als Intersexuelle/r anerkannt ist und nicht um medizinische Maßnahmen kämpfen muss, sich dann als etwas Besseres zu fühlen und uns schlecht zu machen.
Wir freuen uns doch immer wieder, wenn ungebildete Menschen Vorurteile über uns verbreiten, seltsame Autoren zitieren, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben... das erinnert doch schwer an die Rassenvorurteile des 3. Reiches. Dort wurden auch bewusst Falschaussagen von sogenennten Wissenden verbreitet, um mit ihrer Hilfe gegen alles "Andersartige" vorgehen und sie in den Schmutz ziehen zu können.
Aber, scheint ja ok zu sein, hier in diesem Blog...

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9. On Monday 17 December 2007, 12:29 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Uns könnte der Kampf um Würde und Selbstbestimmung verbinden". Ja, könnte er, kann er. Nämlich dann, wenn der Wille um Verständnis vorhanden ist. Wer weiss, dass transsexuelle Menschen ebenfalls um körperliche Normalität bitten (das Wissen um ihre körperliche Abweichung ist ihnen meist schon als Kind bewusst), ihnen aber bis heute - auf Grund mangelnder Diagnostik - immer wieder gesagt wird, dass schon alles in Ordnung ist bei ihnen, ja wenn ihnen seit ihrer Kindheit erzählt wird, sie würden sich ihr Selbstwissen nur einbilden, wenn ihnen ein Medizinsystem bis heute verwehrt, als das behandelt zu werden, als was sie geboren sind, wenn sie Demütigungen erleben müssen, die selbst oft in sexuellem Missbrauch durch psychologische Gutachter wiederverfährt (ich kenne selbst ein paar dieser Menschen persönlich), ja, wenn ihnen Motive unterstellt werden, die sie nicht haben (nämlich zum Beispiel das Geschlecht zu wechseln), wenn sie demnach in ihrer Existenz geleugnet werden, in dem man z.B. aus transsexuellen Frauen (Mädchen, die mit einem Penis geboren werden), Männer macht und nicht ablässt davon sie immer wieder spüren zu lassen, dass sie - auf Grund eben der mangelnden Diagnostik - in dieser Welt kein Gehör finden... wenn man all dies zusammennimmt, dann kann ich, als selbst Betroffene, tatsächlich nachvollziehen warum der Kommentar von Tina derart ausgefallen ist, wie er ausgefallen ist (unabhängig davon, dass die äussere Form auch auf mich ersteinmal sehr heftig wirkt). Ich habe eine Frage: Wenn ein transsexuelles Mädchen weiss, dass es als Mädchen geboren wurde und ihm gesagt wird "Du hast einen Penis, also bist du ein Junge", was würden sie diesem Kind sagen? Dass es ein Junge ist? Genau hier fängt bei mir der Begriff "Respekt" an. Wenn er ehrlich gemeint ist, dann muss ich berücksichtigen, dass dieser Mensch womöglich Recht haben kann. Wenn dann so getan wird, als könnte das alles nicht sein (weil es nicht sein darf), und sogar jegliche wissenschaftlichen Ansätze (wie zum Beispiel der Möglichkeit, dass ein transsexuelles Kind tatsächlich davon betroffen ist, dass sich das Gehirn bereits vorgeburtlich beispielsweise weiblich entwickelt hat und die Genitalien "männlich" - was ja dann manche hirnorganische Intersexualität nennen) schlecht mache, die helfen könnten, diesem Menschen mehr Argumente in die Hand zu geben (und womöglich sogar noch argumentiere, diejenigen transsexuellen Menschen, die hier diesen Strohhalm ergreifen, ganz andere bösartigen Gründe hätten), dann frag ich mich: Ist die Respektbekundung wirklich ernst gemeint?

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13. On Sunday 23 December 2007, 16:44 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Hört auf, auf diesem Blog zwischengeschlechtliche Menschen zu verletzen und zu beleidigen!"

Wenn du aufhörst zu behaupten, dass hier eine Beleidigung stattfand (im übrigen zieht sich diese Unterstellung scheinbar von anfang an durch das Thema). Beleidigt sein und beledigt werden ist ein kleiner, manchmal aber entscheidender Unterschied. Sollte in Zukunft weiterhin behauptet werden, transsexuelle Menschen "wollen ihr Geschlecht wechseln" oder ihnen ihre Existenz abstrittig gemacht werden (indem man sie zu etwas erklärt, was sie nicht sind und ihnen Aussagen unterstellt, die sie nicht getätigt haben), werde ich mich auch in Zukunft dagegen wehren. Verprochen. Auch ich habe ein Existenzrecht. So wie die vielen anderen Menschen, die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden (und bei denen auch ich, auch wenn mir solche Aussenbezeichnungen eigentlich völlig schnuppe sind, nachvollziehen kann, wenn manche von ihnen sagen, auch sie wären "zwischen den Geschlechtern". Denn wenn man Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs, die mit einer Gebärmutter auf die Welt kommen, so bezeichnen will, dann hat das auch eine gewisse Logik). Insofern... überlegt einmal wer hier zwischengeschlechtliche Menschen beleidigt. Das ist kein Angriff, ehrlich... sondern ein gutgemeinter Rat, einmal zu reflektieren und zu erkennen. Ja, uns gibt's tatsächlich. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Vielen lieben Dank...

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1. On Wednesday 26 December 2007, 15:28 by Kim (Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...)

Das schlimmste ist, wie sich Menschen damit beschäftigen, die Existenz anderer Menschen zu widerlegen. Es ist eine Eigenschaft, die ich als abgrundtief böse empfinde.

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12. On Saturday 5 January 2008, 14:47 by SarahR (Christianes Geschichte)

Also Hauptsache noch eine Gruppe finden, gegen die man sich Abgrenzen und auf die man herabsehen kann? Wer verstümmelt wurde, der ist etwas besseres als wer Behindert geboren wird, und muss sich gegen die mögliche Unterstellung abgrenzen?

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8. On Sunday 13 January 2008, 22:00 by Kim

Es ist ein befremdliches Gefühl, Dinge zu äussern, die dann von Aussenstehenden um 180 Grad verdreht werden und für die Interpretation angegriffen zu werden, die der Betrachter aufgestellt hat, mit dem eigentlichen Inhalt aber nichts zu tun hat. Vielleicht ist es genau das, warum ich den letzten Beitrag geschreiben habe? Weil genau das symptomatisch ist für die Fehlzuordnung (auch die geschlechtliche) von Menschen? Diese Aussenzuordnungen, die nicht mit dem eigenen Selbst zu tun haben, scheint mir eins der Knackpunkte zu sein, wenn es darum geht gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten: In der Zuschreibung von Aussen, anstatt genau hinzusehen und das zu verstehen, was da eigentlich ist - nicht das, was daraus gemacht wird, weil es irgendwie besser ins Konzept passt.

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2. On Sunday 17 August 2008, 14:23 by Kim

Sehr geehrte Frau Lauber,

es ist sicherlich gut und wichtig, dass die Medien endlich einmal kritisch über die Definitionen und Verfahrensweisen in Sachen Intersexualität berichten, Zwangsoperationen und
geschlechtliche Fehlzuweisungen sind mitunter eine der grössten menschlichen Vebrechen, die bislang stattfinden konnten, weil hier unkritisch Medizinermeinung übernommen
wurde. Dennoch würde ich mir wünschen, dass dies im Zusammenhang mit "Transsexualität" ebenso passiert - doch leider ist vielmals hier das dulden von Vebrechen und
Fehlzuordnungen bzw. das Übernehmen medizinischen Unsinns noch weit verbreitet.

So schreiben sie über Transsexualität:

Transsexuelle... sind "körperlich eindeutig Mann oder Frau, fühlen sich jedoch als Angehörige des anderen Geschlechts".

Zwar mag dies so offizielle Mediziniermeinung sein, dennoch hat dies mit den Tatsachen relativ wenig zu tun. Transsexuelle Menschen sind...

Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden
Jungs, die mit Vagina und Gebärmutter auf die Welt kommen

Sie fühlen sich ihrem EIGENEN Geschlecht zugehörig. Nicht mehr und nicht weniger.

Gerade transsexuelle Frauen haben unter diesen Fehlzuordnungen zu leiden, die Auswirkungen sind fatal: So gehören nach wie vor Verletzungen der psychischen Gesundheit durch
Mediziner (durch eine permanente geschlechtliche Fehlzuordnung), öffentliche DIskriminierungen durch Fehlbehauptungen in den Medien, bis hin zu körperlichen Angriffen aus Medizin
und Gesellschaft (jedes Jahr sind insbesondere transsexuelle Frauen Opfer von Gewalttaten) zum allgemein gesellschaftlichen Konsens. Dabei haben unkritisch von der Medizin
übernommene Formulierungen eine dirkete Auswirkung auf das gesellschaftliche Bild... wer behauptet, dass z.B. transsexuelle Frauen Männer wären, der wird durch diese
geschlechtliche Fehlzuordnung dafür sorgen, dass Vebrecher und Gewalttäter eine öffentliche Legitimation für ihre Taten erhalten. Im Sinne des Schutzes der Opfer würde ich mir
daher wünschen, wenn hier in Zukunft ein wenig kritischer an die Thematik herangegangen werden würde.

Schauen sie sich doch einmal folgenden auf der Seite des UNHCR aufgeführten Berichtes an, dann wissen sie, inwiefern die Auswirkungen einer geschlechtlichen Fehlzuordnung
tatsächlich ganz konkrete Opfer fordert. Darüber gesprochen wird leider bis heute nicht. Schade eigentlich, denn genau dies wäre doch an sich auch eine Aufgabe der Medien. Meinen
sie nicht?

Hier der Link:

http://www2.ohchr.org/english/bodie...

Ein kurzes Statement ihrerseits wäre schön.

Kim Schicklang
Menschenrecht und Transsexualität
Brandäckerweg 7
D - 89079 Ulm
0049-731-44873

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3. On Saturday 6 September 2008, 19:46 by anti

ihr habt sie nicht alle. armseelige denunziation. glaubt mal nicht, dass ihr so wichtig wärt. gutachten macht nun mal niemand gern. gehört halt zur professorenpflicht. machen die iü nie selbst, sondern immer deren assis. aber hauptsache hier die verfolgten spielen.
medizinisch betrachtet spielt sich eure argumentation ohnehin zur hälfte im bereich der phantasie ab.

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1. On Thursday 11 September 2008, 13:00 by lamatusch

2cm is der klein GRÜPPEL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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4. On Friday 12 September 2008, 10:05 by fieu

leider seid ihr krasse verschwörungstheoretiker

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1. On Tuesday 16 September 2008, 15:19 by werwilldaswissen

Eines haben sie schon gemeinsam, sie sind alle - und das haben auch alle gemeinsam - arschlöcher, ich kann das durch aus sagen, weil ich ja von euch als riesenarschloch gesehen werde!!!

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2. On Wednesday 19 August 2009, 10:59 by Kim

Wir leben schon in einer verrücken Welt - eine, in der Menschen immer noch meinen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen eindimensional ist. Interessant, dass diese Eindimensionalität im Denken zu allerlei Missverständnisen führen kann. So gibt es Menschen, die in den letzten Jahrzehnten versucht haben, biologische Geschlechtsbesonderheiten umzudeuten und sie ideologisch aufzuladen. Dass z.B. immer noch verbreitet wird, dass transsexuelle Menschen Menschen wären, die wie das "Gegengeschlecht" fühlen, ist eine dieser Ideologien. Völlig unbeachtet bleibt dabei, dass transsexuelle Menschen in dieser Form nicht existieren. Kein Mensch auf dieser Welt kann sich wie das "Gegengeschlecht" fühlen. Somit ist klar, dass die Schublade, in die sogenannte transsexuelle Menschen gesteckt werden, meist eine ist, in der sich eigentlich undiagnostizierte intersexuelle Menschen wieder finden. Die eigentliche Trennung von Geschlechtsidentität und biologischen Tatsachen hat also dazu geführt, dass intersexuelle Menschen als Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung etikettiert werden. Wer genau hinsieht, wird erkennen, dass hier nicht die "Transsexuellen" die Bösen sind, sondern die Schubladen, in die Menschen gesteckt werden, die mit geschlechtlichen Uneindeutigkeiten (die eben nicht immer an den Genitalien zu erkennen sind) geboren wurden. Transsexuelle Menschen als "Geschlechtswechsler" gibt es nicht, da sich das Geschlecht eines Menschen niemals durch genitale Operationen ändern lässt (was auch der Grund ist, warum Operationen bei uneindeutigem Genitale niemals als Geschlechtszuordnung funktionieren können).

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2. On Friday 28 August 2009, 16:36 by Kim

Wisst ihr, dass das, was IHR macht, Menschen in den Tod treiben kann?


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4. On Monday 6 December 2010, 11:49 by Manuela

Als erstes sollte man oder muß man Überprüfen ob es wirklich die Autorin des Buches Transidentität ist!

Als zweites kann ich nur sagen, dass ich diese Veröffentlichung nicht glauben kann, da die Autorin kenne!

Ansonsten ist zu bedenken, das durch den Block einige mehr sich mit der Thematik beschäftigen als zu vor!

Nach Rücksprache mit N.N. Rothenbächer weiß ich das Strafanzeige gestellt wurde gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft, zum einen um den Block zu löschen zum anderen um die Person ausfindig zu machen, welchen Ihren Namen nutzte!

Es wird allzu oft viel zu schnell jemand Verurteilt, welcher mit diesen Geschehnissen nichts am Hut hat!

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6. On Monday 4 July 2011, 20:44 by Sabrina Schwanczar

Ich habe nicht die Absicht, die Aufgaben und Ziele, die sich dieser Block gesetzt hat - und die ich voll unterstütze - nämlich insbesondere die uneingewilligte Genitaloperation (treffender als Verstümmelung zu bezeichnen) und/oder Gonadenentfernung zu kritisieren und zu erreichen, dass das in Zukunft unterbleibt, zu erweitern.

Ich möchte nur nicht, dass man der Transsexuellenlüge auf den Leim geht. Es gibt schlicht keine Transsexuellen. es gibt auch keine Transsexuellen, die hirnorganische Zwitter seien. Es sind schlicht und einfach Zwitter, deren Zwittrigkeit nicht so offensichtlich sichtbar ausgeprägt ist, wie bei Zwittern mit intersexuellem Genitale.

So werden beispielsweise Personen mit sogenanntem Mikropenis, die in der Kindheit nicht in die Hände der Zwitterverstümmler geraten sind, für "transsexuell" erklärt, um dann mit Hilfe einer aufgezwungenen sogenannten Psychotherapie die Genitaloperation durchzusetzen im Sinne einer eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit durch Einheit von Genital-Op und Hormontherapie. Sind diese nicht in die Genital-Op zu drängen, werden sie für "Transvestiten" erklärt und dann auch die Hormontherapie verweigert.

Auch die Ursachen sind im wesentlichen dieselben wie bei Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale. Z.B. sind für etwa 67% der Zwitter, die zu angeblichen Homosexuellen oder zu angeblichen "Transsexuelle" erklärt wurden oder sich selbst dafür halten, weil sie es nicht besser wissen, Störungen der 21-Hydroxylase bzw. der 3betaHydroxySteroidDehydrogenase verantwortlich.
(Lindner, 1996), Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/948413921)
Interessant ist dabei, dass diese Größenordnung daran erinnert, dass für etwa 67% der Fälle von Zwittrigkeit mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale Störungen der 21-Hydroxylase verantwortlich sind. Der kleine Unterschied in der Ursache ist, dass bei letzteren das StrukturGen des betreffenden Stoffwechselprozesses gestört ist, bei ersteren in den meisten Fällen nur das sogenannte PseudoGen, das - wie man seit ein paar Jahren weiß - eben kein Pseudogen ist, sondern die Aktivität des Strukturgens regelt.

Daneben ist ja der Versuch, Christiane Völling zur Transsexuellen zu machen, ein Beispiel, welches offenlegt, dass das mit der "Transsexualität" eine Lüge ist, um Menschenrechte von Zwittern zu verletzen.

Es werden Menschen zu "Transsexuellen" erklärt, um eine Entschädigung durch die Verursacher der Zwittrigkeit zu verhindern. Zwei Beispiele:

"Breckwoldt: In Amerika wurde die Diethylstilbestrol-Behandlung sehr großzügig zu Behandlung des Abortus imminens eingesetzt.
Später konnte festgestellt werden, dass die Töchter, die aus diesen Schwangerschaften hervorgegangen sind, überdurchschnittlich häufig ein Klarzellkarzinom der Scheide entwickelten.
Interessant ist, dass man auch die sexuelle Identität dieser Kinder untersuchte und bei Knaben bestimmte Abweichungen gesehen hat."

Quelle: Breckwoldt, Meinert [Hrsg.]: Diagnostik und Therapie von Androgenisierungserscheinungen bei der Frau. 1992, S. 174
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/920115489

"In Tierversuchen zeigte sich, dass Medikamente, welche die Gehirnkonzentration des Neurotransmitters Dopamin erniedrigen, praktisch immer zu einer geringeren Ausprägung männlichen Sexualverhaltens führen (Hull et al. 1984).
Die Medizin spricht bei solchen Arzneimitteln von Dopaminantagonisten.
Trotzdem werden auch heute noch diese Arzneimittel, welche ja die Dopaminwirkung beim fötus aufheben, regelmäßig schwangeren Frauen verabreicht. Dazu gehören Medikamente:
- Gegen Übelkeit und Erbrechen: Gastronerton, Gastrosil, MCP-ratiopharm, Metoclopramid, Paspertin.
- Gegen Verstimmungszustände, Angst, Unruhe und Schmerzen: ...
- Gegen zu hohen Blutdruck: ...
- Migränemittel: ...
- Bei Blutungen und zur Gebärmutterunterstützung."

Quelle: Kaplan, Leon: Das Mona-Lisa-Syndrom : Männer, die wie Frauen fühlen. 1990, Seite 81-82
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/900166495

Meine Mutter hat während meiner Schwangerschaft Medikamente gegen Erbrechen genommen. Dafür darf ich mich jetzt als "transsexuell" beleidigen lassen.
Und Schadensersatzansprüche ? - die 30-jährige Verjährungsfrist ist seit langem abgelaufen - und die Aufbewahrungsfrist für die Behandlungsunterlagen erst recht.

Eine sexuelle Identität ist - um den Transgenderunsinn auch noch aufzugreifen - auch keine gesellschaftliche Geschlechtsrollenidentität, sondern ist die Gefühlswelt, in welcher HAUT man heimisch ist, welche man mit Leben ausfüllen kann. Die sexuelle Identität ist streng zu unterscheiden von der Richtung, in die man sich verliebt. Allerdings bilden die sexuelle Orientierung des einen und die sexuelle Identität des Gegenübers eine Einheit, die dazu führt, dass Menschen sich ineinander verlieben können. Diese beiden Dinge sind notwendigerweise körperlich festgelegt und nicht sozial konstruiert, und zwar bei allen Menschen. Andernfalls wären sie übrigens statistisch gleich haufig bei einem gemetischen Geschlecht anzutreffen.

Also - die für transsexuell erklärten Personen sind definitiv Zwitter. Sie haben es gegenüber Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale leichter, als dass sie rechtlich einwilligungsfähig sind und formal die Möglichkeit haben, NEIN zu einer Genital-Op zu sagen. Praktisch werden sie einer Zwangspsychotherapie unterworfen, um deren Widerstand gegen die Genital-Op zu brechen, also damit eine selbstbestimmte Entscheidung zu verhindern.

Auf der anderen Seite haben sie es deutlich schwerer, als Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale, die in der Kindheit ohne rechtliche Einwilligungsverweigerungsmöglichkeit operiert wurden. Während bei letzteren das Unrecht noch erkennbar ist, ist es bei ersteren nahezu aussichtslos, die Sache zu durchschauen. Die meisten glauben, dass sie "transsexuell" seien und erfahren nie in ihrem Leben die Wahrheit und sind aufgrund dieser Verleumdung zudem noch Vorbehalten ausgesetzt, die real zu einem Urteil werden. Vielleicht ist ja auch deshalb dieses eine Verfahren in zwei Instanzen verloren gegangen. Und wenn sie dann durch Zufall die Wahrheit über Ihre Zwittrigkeit erfahren dann ist - ihr ahnt es sicher schon - in der Regel die 30-jährige Verjährungsfrist abgelaufen. Bei Frau Völling hätte es ja auch fast geklappt. Ohne diese Studie hätte sie möglicherweise eines Tages auch den "transsexuellen" Weg beschritten, weil man ihr einfach keine andere Möglichkeit gelassen hätte.

So ist das. Und ich wünsche mir, dass sich Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellem Genitale nicht mehr dazu verleiten lassen, die Lüge von der "Transsexualität" mitzutragen.

Viele Grüße, Sabrina


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7. On Monday 4 July 2011, 22:12 by Sabrina Schwanczar

Ich bin über angegebene Links im Forum gelandet und dabei auf folgenden Post von CJKC gestoßen:

claudia
am: Januar 11, 2010

"Vor 7 Jahren stellte Richter-Appelt die Frage:
Zitat
“Ich frage mich, ob man mit Hilfe der Intersexualität nicht etwas mehr von der Transsexualität versteht.”(Zitat aus "Ulla Fröhling: "Leben zwischen den Geschlechtern", Seite 108)"

Umgekehrt wird ein Schuh draus:

Es werden Zwitter für transsexuell erklärt, um sie für sexual- und sozialwissenschaftliche Forschung zu mißbrauchen. Auch dass ist es, was es mit der angeblichen Transsexualität auf sich hat.

Das ist deswegen interessant, weil auch das Gehirn einer sexuellen Differenzierung in männlich und weiblich unterliegt.
Diese Erforschung geschlechtsspezifischer psychischer Unterschiede dient mitnichten der Beantwortung der Frage, ob eine sexuelle Identität körperlich festgelegt ist (das ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich gesichert), sondern spioniert darüber hinausgehende geschlechtliche Unterschiede in der Psyche aus, um sie letztlich einer Verwertung - also Menschenführung/Ausbeutung nutzbar zu machen.

Im übrigen betreibt man derartige Forschung spätestens seit John Money.
Auch da war ja das Leugnen der Tatsache, dass die sexuelle Identität körperlich festgelegt ist, der Freibrief für die Experimente am Menschen, die man willkürlich in ein Geschlecht zuwies. Da konnte man dann - übrigens unabhängig davon ob eine Genital-Op vorgenommen wurde, forschen, welche Probleme es gibt, wenn die Geschlechtszuweisung nicht mit der sexuellen Identität übereinstimmt. Beispiel: David Reimer. Die Genital-Op war dabei letztlich nur durchgeführt worden, damit David Reimer nicht wußte, dass er äußerlich körperlich als junge zur Welt gekommen ist.

Auch deshalb ist es alles andere als fortschrittlich, zu bestreiten, dass die grundlegenden im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehenden Empfindungen körperlich festgelegt sind.
Dieses Bestreiten ist eine der "fachlichen" Grundlagen dafür, dass die Forschungen und Experimente, die Genitalverstümmelungen an Kindern fortgesetzt werden. Und die Geschlechtszuweisung kann dann auch nie falsch sein - auf Basis dieses Bestreitens im Grunde noch nicht einmal wirklich die Genital-Op und Gonadenentfernung. Lediglich der Zeitpunkt könnte nach hinten verschoben werden und die Einwilligung des Kindes dann eingeholt werden, aber "fachlich" sind diese Eingriffe nicht falsch, solange man bestreiten kann, dass die sexuelle Identität wie alle anderen sexuellen Dinge körperlich festgelegt ist.

Sie sind lediglich rechtlich rechtswidrige Körperverletzung, die aber aus "fachlicher" Sicht eigentlich keine Körperverletzung sind, weil man ja den Körper des Kindes nur in Ordnung bringen will.

So kann man argumentieren, solange man die körperliche Festlegung der sexuellen Identität leugnen kann.

Und vor allem spricht man mit diesem Bestreiten der körperlichen Festgelegtheit der sexuellen Identität, den Menschen das Recht auf eine eigene Identität ab. Sie können nach dieser Weltsicht doch die Identität annehmen, die dem zugewiesenen Geschlecht entspricht.

Und so entpuppt sich eine vermeintlich fortschrittliche Weltsicht, die übrigens die von John Moneyx ist, als in den Folgen gegen die Menschenrechte gerichtet.

Wollt Ihr das wirklich?

Viele Grüße, Sabrina


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8. On Wednesday 6 July 2011, 14:47 by seelenlos

hi sabrina, sorry für verzug, aber wie gesagt, dieser blog richtet sich gegen genitalverstümmelungen an kindern und minderjährigen mit atypischen äusseren oder inneren genitalien bzw. sonstigen "auffälligen" körperlichen geschlechtsmerkmalen, hier auch genannt zwitter oder "intersexuelle", und ist deshalb nicht der ort für diskussionen darüber, dass zwitter eigentlich auch sog. "transsexuelle" mit einschliesse oder sonstige gruppen, die von genitalverstümmelungen in kinderkliniken nicht betroffen sind. ich hoffe, du kannst das verstehen und bist mir deinerseits ebenfalls nicht böse. herzliche grüsse, seelenlos

ps: die claudia im hermaphroditforum ist eine andere als claudia kreuzer-clüsserath

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Sunday, November 18 2007

Artikel über Intersexualität in DER SPIEGEL vom 19.11.2007

Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ beginnt!

In der morgigen Ausgabe des Spiegels (Montag, 19. November 2007) erscheint ein Artikel über Intersexualität, der unter anderem auch Christiane Völlings Prozess behandelt. Nachtrag: Enthält zwar einige Schnitzer, auch werden z.T. menschenverachtende ExponentInnen aus Medizyn und Forschung einmal mehr als "neutrale ExperInnen" dargestellt, doch: Ein wichtiger Anfang ist gemacht!

Inzwischen ist der der Artikel auch (wieder) umsonst online!

Saturday, November 17 2007

Demo gegen genitale Zwangsoperationen am 12.12.2007 vor Kölner Landgericht

Intersexuelle setzen sich zur Wehr!

Die Tabuisierung von Intersexualität hat das Leben von Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Intersexuelle lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor intersexuelle Kinder stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Intersexualität entstehen kann. Intersexuelle Menschen fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der intersexuellen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.


Demo 12.12.07 09:30 vor dem Landgericht Köln

Es geht um Menschenrechte, für die wir uns am 12. Dezember 2007 in Köln einsetzen werden, zusammen mit Christiane Völling, die ihren Arzt wegen Körperverletzung anklagt. Sie wurde ihrer gesunden inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane beraubt und leidet bis heute an der ihr aufgezwungenen männlichen Rolle, wurde wie viele intersexuelle Menschen angelogen, gedemütigt und in ihrer Würde verletzt.

Wir besammeln uns am 12.12. um 09:30 Uhr vor dem Landgericht an der Luxemburger Strasse 101 in 50939 Köln. Kommt alle und setzt ein Zeichen im Namen der Menschlichkeit, unterstützt uns in unserem Kampf gegen genitale Zwangsoperationen!

Nella


Ausführlicher Demoaufruf auf:
de.indymedia.org
at.indymedia.org
ch.indymedia.org
intersex.ch

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation  



Christiane Völlings Geschichte

(Bild: Express)
 

Kurzbiografie: Intersexualität bei Adrenogenitalem Syndrom

 
Von Christiane Völling,

 
die ihren ehemaligen Chirurgen im "Zwitterprozess" wegen Körperverletzung anzeigte und einen für alle Zwischengeschlechtlichen wegweisenden Sieg errang.

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010

Nachtrag 25.9.10: Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.

Buchbesprechung von Nella: Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

  
Meine Erkrankung AGS mit 21-Hydroxylasedefekt, XX-chromosomales Geschlecht, wurde bei meiner Geburt nicht erkannt. Ich sage "Erkrankung", da AGS nicht heilbar ist und ich lebenslang vom Kortison abhängig sein werde, ist lebensnotwendig für mich, lasse ich es weg versterbe ich (so kann ich mich auch selbst töten).

Die Hebamme meinte ich könnte auch ein Mädchen sein. Aber es wurde dann doch entschieden ich sei ein Junge (die vergrößerte Klitoris hielt man für einen Mikropenis). Ich wurde also als Junge, obwohl keine Hoden vorhanden, beim Standesamt angemeldet und entsprechend erzogen. Als Kleinkind sagte ich öfter ich sei ein Mädchen, aber meine Eltern hielten das wohl für das übliche Kindergerede, konnten mit meinen Äußerungen nichts weiter anfangen.

Mit 3-4 Jahren rutschte ich in die vorgezogene Pubertät mit allen Folgen (beim unerkannten AGS produziert die Nebenniere zuviel Androgene, diese lösen beim unerkannten AGS die vorgezogene Pubertät aus). Ich litt unter fürchterlichen Bauchschmerzen, Größenwachstum setzte ein (ich war der Größte in der Grundschule, einfach schrecklich!! Die anderen Kinder haben mich gemieden wie die Pest, ich war immer alleine, fand keine Freunde) mit vorzeitigem Wachstumsstop (ich bin jetzt so "groß" wie mit ca. 12 Jahren), "da unten" ebenfalls Wachstum ohne Ende. Das alles hat aber niemanden interessiert, weder meine Eltern noch dem Haus-"arzt". Ich habe jeden Tag geweint vor Entsetzen und Angst, Schmerzen und Hilflosigkeit. Hat aber auch niemanden interessiert. Ich wurde nicht weiter wahrgenommen oder registriert. Ich blieb allein. Ich war ständig krank und kränkelnd, habe (fast) jeden Tag instinktiv Salz gegessen, tat mir immer gut. Hat auch niemanden interessiert. Andere Kinder essen Süßigkeiten, ich aß Salz. Wußte da natürlich nicht, daß dies mein "Leben" retten würde. Ich war nur irritiert, gefühlsmäßig durcheinander, denn ich fühlte mich doch eher als Mädchen, konnte nicht viel mit den üblichen Jungenspielen anfangen, bekam aber nie Erklärungen für mein Anderssein und meine "gegengeschlechtlichen" Gefühle. Aber da ich eher einem Jungen ähnelte und einen männlichen Vornamen hatte (immer noch habe!) glaubte ich mit der Zeit ich sei dann doch eher ein Junge und versuchte meine kindlich-mädchenhaften Gefühle zu unterdrücken, auch um nicht den Verstand zu verlieren und um zu überleben mußte ich mich anpassen.

Ich konnte mich gefühlsmäßig und körperlich nicht weiterentwickeln. Die vorgezogene Pubertät hat sehr viel an meinem "Leben" unwiederbringlich zerstört. Ich nehme heute noch meine kindlich-naiven-mädchenhaften Gefühle wahr, das kleine angstvolle, leidgeplagte, schutz- und hilflose, auf der Treppe sitzende, weinende Mädchen tief in mir.

Die normale Pubertät wie viele sie wohl kennen und erfahren, durchlebt haben, kenne ich nicht. Ich weiß nicht welche geheimnisvollen Bande da betätigt werden, daß "Mann" und "Frau" zueinander finden, sich ineinander verlieben (können) usw. Ich kenne diese und andere Gefühle nicht. Ich blieb (und bleibe) ein Außenseiter und allein.

Die anderen wachsen - ich nicht. Interessiert auch niemanden, nur mich. Jetzt war ich auf einmal der Kleinste (Hauptschule/Gymnasium). Wieder nur Hohn und Spott von den anderen Kindern, auch vom Lehrer. Ich wurde weiter gemieden, warum auch nicht?! Ich mußte mich schon früh daran gewöhnen ständig beleidigt und verspottet zu werden, wurde als Grundschulkind ja schon überall gedemütigt, auch von den Nachbarn. Es war das reinste Spießrutenlaufen der Weg zur Schule und zurück. Oft schlug mir der blanke Haß entgegen, wenn es erlaubt gewesen wäre hätten mich auch die Erwachsenen geschlagen. Ein Erwachsener hat es mal getan, schlug mir auf meinen krummen Rücken (ich bekam aufgrund des beschleunigten Längenwachstums einen runden Buckel, wie die alten Hexen in den Märchen).

Bin stehengeblieben, hab den nur angeschaut. Hat er nicht lange aushalten können, er verschwand  dann wortlos in sein Haus. Hat er nie wieder getan, nur weiter mit Worten geschlagen. Seinen haßerfüllten kalten Blick werde ich nicht vergessen. Ich ging öfter über Schleichwege um denen zu entkommen. Hat nicht immer funktioniert. Manche Kinder verfolgten mich mit dem Rad, ich bin stur geradeaus gegangen, bloß keine Angst zeigen, sonst wird alles nur noch schlimmer! Hat auch geholfen, irgendwann war ich denen zu langweilig geworden, weil ich darauf nicht reagiert habe. Hat zu Hause aber auch niemanden interessiert. Ich war auf mich allein gestellt, angewiesen, irgendwie überleben, innerlich.  Da war ich ca. 6 - 10 Jahre alt. Jugendzeit/Pubertät habe ich nicht gehabt, kenne ich nicht, ich mußte als Kind sofort erwachsen werden um überleben zu können. Mit 16 dann auf einmal "Leistenhoden" (Haus-"arzt"). Ich ab in die Urologie des nächsten Ortes (ich wuchs in ländlicher Umgebung auf). Diese finden aber Ovarien, entnehmen Histologie. Pathologe sagt: "Nebenhodengewebe und Ovarien" und bleibt dabei. Also bin ich ein Zwitter. Wurde mir auf menschenverachtende Weise mitgeteilt. Haus-"arzt":

"Du bist kein Mann! Du bist auch keine Frau! Du bist ein Zwitter! So Menschen wie dich hat man früher auf dem Jahrmarkt ausgestellt und damit Geld verdient! Das kannst du ja auch mal ausprobieren, da bist du eine Kuriosität, eine Sensation!" Er lachte dabei.  Meine Eltern waren da nicht bei mir. Ich war und blieb allein.

Durch diese demütigende Art der Mitteilung rutschte ich in einen Schockzustand. Ich wollte mich auf der Stelle umbringen. Den psychischen und körperlichen Schock hat niemand erkannt. Der Psychologe erklärte es mir im vergangenen Jahr, habe 30 Jahre nicht gewußt, daß ich dadurch einen Schock erlitten hatte. Dieser grauenvolle Zustand hielt tagelang an, ich konnte nicht sprechen und war fast unfähig zur Schule zu gehen, traue mich seitdem kaum noch unter Menschen. Ich war und blieb allein. Da war niemand, der mich irgendwie aufgefangen oder getröstet hätte. Ich mußte allein damit fertig werden, versuchen das zu verkraften. Durch diese Art der Mitteilung Entstehung meines "Monstergefühls" (Anderssein-Gefühl seit ich denken kann) und Vertiefung meiner inneren Isolation. Ist bis heute geblieben. Ich verkroch mich jede Nacht in unseren finsteren kalten Keller, ein Untier, ein klauenbewehrtes, schwarzes, klumpiges Monster eben. Dort Ausarbeitung meines Suizidplanes. Meine ältere Schwester brachte mich kurz vor Ausführung des Suizids (hätte ich getan!) in die Uni Köln. Irgendwie bin ich beim Endokrinologen hängengeblieben (Chirurgie, Gynäkologie, Plastische Chirurgie). Die übliche, für uns Intersexe normale Tortur begann (da wußte ich das aber noch nicht, daß dieser Umgang als "Normal" betrachtet wird, seitens der Mediziner, wird bis heute gemacht, interessiert aber niemanden!!!!), einschließlich der gegen meinen ausdrücklichen Willen gemachten GANZKÖRPERNACKTAUFNAHMEN mit PORTRAITS meines intersexuellen GENITALES!!! Ich wurde vom Stationsarzt GENÖTIGT!! Mit knapp 17 Jahren wurde ich von einer FRAU! NACKT FOTOGRAFIERT!!, mußte mich vor ihr AUSZIEHEN!! Ich habe mich zu TODE GESCHÄMT! Dabei GEZITTERT und GEWEINT, dabei HOHN und SPOTT: " Wir gehen mit Ihren Fotos nicht hausieren, nicht von zu Tür zu Tür um sie zu verkaufen...!" Sie LACHTEN dabei!! Ich bin innerlich endgültig zerbrochen. Das habe ich bis heute NICHT VERKRAFTET!!!  Im OP-Saal wurde ich ebenfalls GEGEN MEINEN WILLEN FOTOGRAFIERT!! Interessiert auch NIEMANDEN!! Verstöße gegen die GG, Menschenrechte usw. Interessiert NIEMANDEN!!!

Studentenvorführungen mit Streaptease-Einlagen! Selbstverständlich OHNE vorherige Aufklärung oder meine Einwilligung! Die haben sich benommen wie...!!! Unmögliches, grauenhaftes "Benehmen"!! Nur Gekicher und voyeuristisches Gegaffe! Kein bißchen Anstand! Ich glaube, die kannten das Wort überhaupt nicht! Ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo! Nein, schlimmer! Denn dieses wird menschlich behandelt! Ich war eben ein Untier, ein Monster, eine Kuriosität!! Absichtliche Einschüchterungen seitens des behandelnden Arztes: " Warum kommen Sie jetzt erst!!!? Was denken Sie denn, was ich jetzt noch für Sie tun soll!!!? Wie haben Sie sich das gedacht!!!? Seien Sie froh, wenn ich noch einen Arzt finde, der Sie noch operiert, das wird alles im Kindesalter gemacht!!!"  Körpervermessungen - wozu benötigen die meinen Kopf- und Beckenumfang, Arm- und Beinlängen?? Absichtliche Falsch- und oberflächliche Aufklärung, unterlassene Hilfeleistung, die haben GEWUßT!!!, daß ich höchstgradigst SUIZIDGEFÄHRDET!! und ALLEINE!! war und haben NICHTS UNTERNOMMEN!! KEINE HILFEANGEBOTE!!!

Falsche Diagnosen: Gonadendysgenesie, wahrer Hermaphroditismus, Pseudohermaphroditismus, Turnersyndrom, Klinefeltersyndrom, AGS und wieder wahrer Hermaphroditismus. Angeblich "der einzige Fall in ganz Deutschland mit dieser Konstellation" und ob es mich nochmal gibt auf dieser Welt: "Ja, das wissen wir nicht so genau, aber denken können wir uns das schon, daß es Sie mit dieser Konstellation noch mal gibt...". Na, wenn man sich da nicht einsam und gottverlassen fühlt auf dieser Welt und tief verzweifelt ist...

Unterlassene Hilfeleistung auch von seiten des Psychosomatikers: " Nach Beendigung aller Behandlungen sind wir an einem weiteren Gespräch sehr interessiert." Das sagt alles: auch für ihn war ich nur ein Experiment!! Ausleuchtung meiner sexuellen Orientierung. Ich mußte ihm meine intimsten Dinge erzählen!! Er hat diese brühwarm an Dritte weitergegeben!!
Dieses ....!!! INTELLIGENZTEST!!! WOFÜR????????? Sind Zwitter und Pseudozwitter geistig behindert!?? Manche "Ärzte" vermuten dies bis heute!!! Er bescheinigte mir eine "gut ausgebildete Intelligenz"!! Ist doch auch schon mal was - oder???

Alles unter Zwang und Drohungen: " Wenn Sie meinen Sie bräuchten nicht mitmachen oder Sie könnten mich täuschen, haben Sie sich geirrt!! Ich werde das sofort merken!! Ich kann auch anders!!!" Ich dachte der sperrt mich für immer weg! Also tue ich was er von mir verlangt! Wenn ich wüßte, daß er noch lebt und wo er wohnt - ich würde ihn besuchen und ihm gehörig den Kopf waschen, er ist ja an einem weiteren Gespräch sehr!! interessiert!! Bietet mir KEINE HILFE!! an!! War für ihn wohl normal, daß ich als Zwitter unfruchtbar bin und kastriert werden soll und ich mit meinen 17 Jahren mit allem alleine fertig werde!! Der wußte BESTENS!! über mich Bescheid, selbst meinen Chromosomensatz (steht in seinem Begleitbrief!)!!

Ich landete dann als "echter Zwitter" auf dem OP-Tisch und wurde geschlechtsumgewandelt in einen kastrierten Pseudohermaphrodit ( "... normale weibliche Anatomie... Entfernung aller intraabdominell gelegenen weiblichen Organe...").

Selbstverständlich OHNE MEINE EINWILLIGUNG!!! und OHNE ENTSPRECHENDE AUFKLÄRUNG!!! Wozu auch??? 
Der ausschlaggebende Grund für meine OP-Einwilligung war das mir gegenüber erwähnte evtl. Entartungsrisiko meiner angeblich unterentwickelten, "nicht richtigen Eierstöcke und des verkümmerten Hodengewebes", diese sind entstanden durch meine "nicht richtigen Chromosomen, diese bestehen aus abgebrochenen Chromosomenstücken, die sich falsch zusammengefügt haben. "

Ob ich XX oder XY habe?: "das wissen wir nicht so genau, vermutlich beides. Fragen Sie in einem halben Jahr nochmal nach, vielleicht wissen wir dann mehr. Das ist eine hochkomplizierte und sehr teure Untersuchung!" "Aufklärung", die ich erhielt!!!

Unterschrieben hatte ich "nur" für eine "Laparotomie". Ist das, nennt "Arzt" DAS eine "korrekte, vollständige Aufklärung"!!!!??? Meine NORMALEN!! WEIBLICHEN!! XX- Chromosomen waren den Ärzten bestens!!! und bereits seit MONATEN!! VOR meiner ZWANGSKASTRATION!! BEKANNT!!!
Obwohl der Operateur meine "normale weibliche Anatomie" erkannt hat, hat er weitergemacht!! und mich KASTRIERT!! Anstatt das Messer wegzulegen und weitere Diagnostik zu betreiben!! ÄRZTEPFUSCH und ZWANGSKASTRATION!!

SCHWERE und GEFÄHRLICHE KÖRPERVERLETZUNG!!! Verstoß gegen § 226 STGB!! Darauf steht Freiheitsentzug, KNAST!! für mehrere Jahre! Leider VERJÄHRT!! Da hat der "Arzt" Glück gehabt!! Ich wurde kastriert, weil ich angeblich ein "echter Zwitter" war!! Darum hat er weitergemacht! Sonst hätte er aufgehört und mich wieder zugenäht, mir meine GESUNDEN!! WEIBLICHEN GESCHLECHTSORGANE!! gelassen!! Die haben falsche Diagnosen gestellt!!! Aber der "Arzt" hat TROTZDEM weiter operiert!!!

Ich wurde absichtlich NICHT AUFGEKLÄRT!!! "Die obig genannten Diagnosen dürfen ihm auf keinen Fall mitgeteilt werden...",

Schreiben aus dem Jahre 1979!! ZWEI!! Jahre nach meiner von mir NICHT GENEHMIGTEN!!! Kastration war ich immer noch nicht aufgeklärt, auch nicht über die bereits damals mögliche operative Angleichung an das weibliche Genitale!!! Mir wurde dann gesagt ich habe AGS und benötige lebenslang Kortison. Ist das eine "VOLLSTÄNDIGE, KORREKTE AUFKLÄRUNG"???
Ich dachte ich spinne wegen meiner "gegengeschlechtlichen" Gefühle, also halte ich meinen Mund und tue so als ob ich ein "richtiger Mann" bin, bevor ich wieder zu dem Psycho muß. Da hatte ich echt Angst vor, ich dachte, der läßt mich nicht mehr laufen.

Ich wollte dann nur noch einigermaßen "normal" aussehen "da unten", also bieten die mir eine Harnröhre an (ich hatte keine richtige, Wasserlassen war und ist bis heute eine Qual). Laß ich dann auch machen. ZWEI!! Jahre später bekomme ich dann ENDLICH! Kortison und Testosteron (!) gegen Osteoporose (!), weil ich ja keine Gonaden mehr habe, die ein Hormon produzieren, das meine Knochen zusammenhält (Aufklärung, die ich erhielt). Obwohl die Ärzte bereits seit ZWEI!! JAHREN!! meine Erkrankung/Diagnose kannten!!! Die - NICHT ICH!!! Die haben mir das für mich lebensnotwendige Kortison ABSICHTLICH!! vorenthalten!! Ich nenne das MORDVERSUCH!! Ich hatte mehrere Jahre!! alle Wechseljahresbeschwerden einer Frau (Hitzewallungen, Kälteschauer, Schwächeanfälle, Kreislaufbeschwerden, Entfremdungsgefühle, Benommenheitszustände), wußten die Ärzte. ICH wußte aber nicht!!, daß dies u.a. Wechseljahresbeschwerden sind.
Woher soll ich das auch wissen?! Ich habe gelitten wie Hund, auch wegen Kortisonmangel Beschwerden. Diese machen nur "Hormonanalysen" und schicken mich wieder nach Hause. Durch Testosteron weitere Vermännlichung (Stirnglatze, Bartwuchs, männlicher Behaarungstyp, tiefere Stimme u.sw.). Das Chaos tobt in mir, Entfremdungsgefühle verstärken sich, furchtbare Identitätskrisen, ich erkenne mich im Spiegel nicht wieder ("das da, das bin ich nicht!", das darf ich keinem Psychiater erzählen!!), zeitweise hatte ich echte Panik den Verstand zu verlieren, dachte immer wieder an Selbstmord.

Verstärkung des Monstergefühls, Vertiefung der inneren Isolation und Einsamkeit, ich weiß nicht wer und was ich bin ( "Ich bin ein Dazwischen-Wesen" - so habe ich mich selbst bezeichnet, das Wort Intersexualität war mir bis Dezember 2005 unbekannt, nie gehört oder gelesen und dann bin ich "der einzige Fall in ganz Deutschland"). Haß gegen mich selbst: " es wäre besser gewesen, wenn ich als Kind gestorben wäre", "dieses Leben war es nicht wert gelebt zu werden", "ich bin lebensunwertes Leben", zu diesen meinen über mich selbst gemachten Aussagen stehe ich weiter!!

Jahre später die Erkenntnis: ich bin eine verstümmelte, zwangskastrierte Frau in einem vermännlichten Körper, es wurde ALLES FALSCH!! gemacht!!! und da stecke ich nun drin und finde nicht mehr heraus.

WARUM hat mich niemand ÜBER MICH SELBST AUFGEKLÄRT!!?? WARUM hat niemand gesagt, was MIT MIR WIRKLICH LOS IST!!!?? WARUM bekam ich KEINE HILFE!!?? WARUM hat man(n) ÜBER MICH GEREDET und nicht MIT MIR!!!? Warum ließen mich die Ärzte in meinem ELEND ALLEIN!!!? WARUM bekam ich KEINE ENTSCHEIDUNGSHILFEN!!!? WARUM bekam ich KEINE AUFKLÄRUNG!!!??? WARUM haben die Ärzte meine AÜßERUNGEN ABSICHTLICH! IGNORIERT!!!???? - meine FRAGEN ÜBERHÖRT!!!????  Ich schaffe es nicht aus meiner INNEREN ISOLATION, denn ICH BIN EIN MONSTER!!! und GANZ ALLEIN AUF DIESER WELT!!! Habe ich echt GEGLAUBT bis Dezember 2005!!! Jetzt ENDLICH!!! nach 30!!! JAHREN!!! Isolationsfoltereinzelkerkerhaft, aufgebrummt bekommen durch das unverantwortliche Handeln der Ärzte, bekomme ich HILFE!!! und AUFKLÄRUNG!!! brauche die "Mann"- Rolle für die Umwelt und vor mir selbst! nicht mehr spielen, darf ENDLICH ZU MIR SELBST FINDEN!!! Psychologe sagt ich habe eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt aufgrund der damaligen menschenverachtenden Ereignisse, bin jetzt auf Tiefenpsychologie, die kramt mächtig in meiner Seele rum, der ganze unverarbeitete Mist, der mir zugefügte Schmerz seit meiner frühen Kindheit, alles, bzw. vieles wird wieder aktuell, die vielen ungeweinten Tränen wollen endlich geweint werden, das muß ich alles noch lernen, ich will ihr aber auch nicht ständig was vorheulen, also schlucke ich sie wieder herunter - wie damals und versuche wieder zu "vergessen" - wie damals, geht aber nicht mehr, Psychologe sagt ich habe nur verdrängt. Ja, das stimmt, die Ereignisse begleiten mich auf Schritt und Tritt.

Letztes Jahr Antrag (2006) gestellt für die "chirurgische Wiederherstellung meines Geschlechtes im Sinne von AGS -weiblich". Und Antrag beim Amtsgericht wegen Personenstands- und Vornamensänderung. Jetzt sitzt mir der MdK-Gutachter im Nacken, verlangt von mir die geänderte Personenstandsurkunde, denn ohne Urkunde keine Empfehlung des Gutachters, keine Empfehlung - keine Kostenzusage meiner Krankenkasse - keine Kostenzusage - keine "Rekorrektur-OP" - keine "Rekorrektur-OP" - keine geänderte Personenstandsurkunde. Oder ich laufe über das Trans-Verfahren, genau DA!!! WILL MICH DER GUTACHTER HINEINZWINGEN!!!! ABER DAS LASSE ICH NICHT ZU!!!!!!!!!!!!!!!!!! LIEBER BRINGE ICH MICH UM!!!!!!!!!! ICH BIN NICHT TRANSSEXUELL!!!!! Deshalb jetzt auch noch der Kampf mit dem Amtsgericht wegen meiner Urkunde, diese ist MEINE EXISTENZGRUNDLAGE!!!! FÜR MEIN NEUES LEBEN!!!! Der Amtsrichter und diverse andere Beamte versuchen ebenfalls  - wie der selbstherrliche Gutachter!! -  mich mit den Transsexuellen in einen Topf zu werfen, trotz eingereichter Unterlagen und deutlich formulierten Erklärungen über Intersexualität, also über mich. Überall stoße ich auf Ignoranz, Inkompetenz, Zynismus, Arroganz und abgrundtiefe Menschenverachtung! Ich fühle mich um mein Leben BETROGEN! ICH WILL ES WIEDERHABEN!!  30!! Jahre!! Zwangsisolationsfoltereinzelkerkerhaft mit allen psychischen Folgen. Darunter leide ich bis an mein Lebensende, ganz zu schweigen von den körperlichen Folgen der Geschlechtsumwandlungs-OP`s (die haben mir eine Geschlechtsumwandlung untergeschoben und ich habe es erst letztes Jahr kapiert!!!!), 27 Jahre Falschbehandlung mit gegengeschlechtlichem Hormon Testosteron "gegen Osteoporose" (!!!???)!!!

Ich MUßTE!!! dieses Hormon gleichzeitig mit dem Beginn meiner Kortisontherapie erhalten, damit ich NICHT!!!!!! VERWEIBLICHEN!!! konnte!!! Denn, als ich ENDLICH!!! Kortison erhielt, wurde dadurch mein Nebennieren-Defekt aufgehoben, die Nebenniere hört dann auf, Androgene zu produzieren, ich kann NICHT WEITER VERMÄNNLICHEN!!, sondern mein Körper beginnt zu VERWEIBLICHEN!! Das ist mit ein Grund, warum die kleinen AGS-Mädchen Kortison erhalten - damit diese nicht weiter vermännlichen können!! Abgesehen von der Unterbindung der Salzverlustkrisen, die zum Tode führen können, ist ein willkommener Nebeneffekt, das mit der Unterbindung der Vermännlichung durch Kortisongabe bei AGS. Mit dieser "Aufklärung" konnten mir die Ärzte dieses Hormon unterjubeln!!!Seit wann bekommen FRAUEN TESTOSTERON GEGEN OSTEOPOROSE!!!???? Ganz abgesehen davon war ich mit Anfang 20 bestimmt noch NICHT!! osteoporosegefährdet!!!

Ich möchte nicht wissen, welche nicht mehr zu korrigierende Schäden mein weiblich angelegter Körper dadurch erlitten hat!!

Nehme jetzt Östrogen. Den ganzen Weg jetzt noch mal gehen, das steckt mein verstümmelter, zerschnittener und zerschundener Körper nicht so leicht weg!! Das alles geht echt an die Substanz und ständig rennen mir die damaligen Ereignisse hinterher, ich habe die Sätze wieder im Kopf, die Szenen spulen sich ab wie im Film.

Ich bin ein psychisches Wrack, ein medizinische Katastrophe und eine menschliche Tragödie, aber bestimmt NICHT!! "der einzige Fall in ganz Deutschland"!! "Danke" an die Ärzte!!! Jetzt auch noch Tinnitus, der zerrt sehr an den Nerven. Nur wenn ich arbeite habe ich etwas Ablenkung, oder ich fahre mit Bus und Bahn ziellos durch Düsseldorf, irgendwohin, hauptsache weg. 30 Jahre und länger Allein-Gelassen-Sein - 30 Jahre ganz allein, jeder Tag ein Überlebenskampf, ich finde keine Kontakte, bin innerlich immer noch isoliert, ich finde da nicht heraus, muß mich an Menschen erst wieder gewöhnen. 30 Jahre hatte ich niemanden zum Reden, erst letztes Jahr bei euch in Bad Orb (2006). 30 Jahre "der einzige Fall in ganz Deutschland"... habe ich echt geglaubt, verfluchte Isolation innen und außen.

Inzwischen ist in DER SPIEGEL ein Artikel über Intersexualität erschienen, der unter anderem über Christiane und den Prozess am 12.12.2007 am Kölner Landgericht berichtet, in dem Christiane ihren damaligen Arzt wegen Körperverletzung anklagt.

Nachtrag 25.9.10: Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.
Buchbesprechung von Nella:Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler  
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Zwitterprozess: Zwangsoperateur gibt sich geschlagen und bezahlt! 
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII    

Thursday, October 18 2007

"Medicine goes gender"

In der Schweizerischen Ärztezeitung 47/2006 erschienen folgende 3 Beiträge zum Thema Ethik und Umgang mit Intersexualität (pdf-downloads):

1. Das ethische Dilemma bei Geschlechtszuweisungen (Anonym/Redaktion Ethik)

2. Medicine goes gender (Kathrin Zehnder)

3. Ethik: Zum Umgang mit Intersexualität (Nikola Biller-Andorno)


Kommentar in 3 Teilen:


Das Individuum

Im beschriebenen Fall werden zwei Lösungsmöglichkeiten erläutert, die einschneidende operative Eingriffe mit sich bringen. Einem Kind sollen gesunde Ovarien und ein funktionsfähiger Uterus entfernt bzw. ein Penis zu einer Klitoris "reduziert" werden. (2.)

Einmal mehr: Ein sechsjähriges Kind wird bevormundet und entmündigt, wird nicht zu seinen Gefühlen und Gedanken befragt. Offizielle Begründung:

Das kindliche Alter des Patienten bedingt, dass der aktuell 6jährige gar nicht recht mitentscheiden kann, dass also Eltern und beteiligte Ärzte für sein späteres Wohl entscheiden müssen (Konzept der Beneficience). (1.)

Was zum Beispiel für die Soziologin Kathrin Zehnder selbstverständlich ist, findet in die Überlegungen der Mediziner keinen Eingang: dem Kind wird jegliche Fähigkeit zu verstehen oder zu entscheiden von Vornherein abgesprochen. Obwohl die Operationen aufgeschoben werden können, wird arrogant und selbstherrlich über seinen Kopf hinweg entschieden - ein und für allemal. Kathrin Zehnder:

Die Geschlechtsoperationen stellen keine Notfallmassnahmen dar, sind also aufschiebbar, jedoch nicht rückgängig zu machen. Es scheint auf den ersten Blick unerklärlich, warum überhaupt darüber nachgedacht wird, solche Eingriffe bei einem Fünfjährigen vorzunehmen. (2.)

Auch Dr. med. Nikola Biller-Andorno, Professorin für Biomedizinische Ethik an der Universität Zürich, plädiert "angesichts des relativ geringen Schadens/Risikos" dafür, den "schwerwiegende[n] medizinische[n] Eingriff" aufzuschieben:

Dem Kind könnte derzeit durch Hormongaben eine Weiterentwicklung in der Knabenrolle ermöglicht werden, ohne durch eine Operation bereits irreversible Fakten zu schaffen. (...) Insbesondere könnte der "Junge" später selbst entscheiden, wie er seine geschlechtliche Identität gestalten möchte. (3.)

Doch mit solchen Kinkerlitzchen hielten sich die anonym bleibenden "behandelnden Mediziner" auch im vorliegenden Fall nicht lange auf: Das Kind wird kurzerhand als "krank" bezeichnet. Definitionsmacht der Medizin ... Und Macht wird nicht gerne aus der Hand gegeben – schon gar nicht in Kinderhände:

Der Knabe (sic!) selbst konnte bisher nur bedingt über seine Krankheit orientiert werden. Er weiss, dass er an der gleichen Hormonstörung leidet wie seine Schwester und dass (wie bei ihr bereits geschehen) gelegentlich eine Operation durchgeführt werden muss (Korrektur der Hypospadie, gleichzeitig auch Hysterektomie [?] (im Original) und Ovariektomie oder Korrektur des äusseren Genitales). (1.)

Dafür soll "er" anschliessend "langfristig" kinderpsychiatrisch begleitet werden. Das nennt man dann wohl Arbeitsbeschaffung.


Die Gesellschaft

Ein drittes Geschlecht ist bei uns derzeit nicht "gesellschaftsfähig", wie es die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie zu Störungen der sexuellen Differenzierung (1999) formuliert. (3.)

Der Entscheid, das Kind als Junge aufwachsen zu lassen, was eine Entfernung der inneren weiblichen Geschlechtsorgane und eine lebenslange Substitution mit männlichen Hormonen zur Folge hat, stützt sich darauf, "dass das Kind als einziger Knabe in seiner Familie eine besondere Stellung als männlicher Nachkomme" hat, "die ihm auch nach Aufklärung der Eltern über die chromosomale und anatomische Situation erhalten" bleiben wird. Die "mögliche Umwandlung des Kindes zu einem Mädchen und damit die Erhaltung der Fortpflanzungsfähigkeit" wird von den Eltern sowieso "eindeutig weniger stark gewichtet". Denn aufgrund des muslimischen Glaubens würde der Knabe "wegen der wichtigen männlichen Rolle in seiner Gesellschaft auch als 'unvollständiger Mann' seine 'Wertigkeit' behalten".

Zudem geht die Herkunft der Eltern aus dem moslemischen Land mit einer sehr schicksalsergebenen Haltung und einer Passivität im Entscheidungsprozess einher, so dass der Entscheid fast vollständig dem behandelnden Arzt übergeben wird. (1.)

Nicht das betroffene Individuum entscheidet also über seinen eigenen Körper, sondern die kulturbedingte Geschlechterrolle, die Eltern, die Religion. Oder deren selbsternannte Vertretung: die Mediziner.

Ethik-Expertin Nikola Biller-Andorno resigniert:

Gleichwohl erwähnen Leitlinien wie auch medizinische Literatur inzwischen zumeist die Forderung kritischer Stimmen, Geschlechtszuordnungen bis zur Einwilligungsfähigkeit zurückzustellen und Intersex als drittes Geschlecht anzuerkennen, wenn auch der Verweis auf diese Position in der weiteren Argumentation in der Regel folgenlos bleibt. (3.)


Theorie und Praxis

Theoretisch könnte die Entscheidung der operativen Korrektur vertagt und der Knabe im Alter von etwa 15 Jahren in den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden. (1.)

Praktisch findet am 12. Dezember 2007 in einer Stadt in Deutschland ein Prozess statt, in dem ein Arzt wegen Körperverletzung angeklagt wird. Von einem zwischengeschlechtlichen Menschen, dessen AGS wie im vorliegenden Fall erst spät erkannt wurde, der seiner inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane beraubt wurde und an der ihm aufgezwungenen männlichen Rolle bis heute leidet.

Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Zwischen Spekulation und Nachfragen. Zwischen Bevormundung und Autonomie.

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Berichterstattung 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Berichterstattung und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG


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