Foto: Friedliche Aktion von Zwischengeschlecht.org zum UNHRC UPR #14, UNO Genf 20.10.2012
Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.10.2015 – UPDATE:
Die Stadtpolizei will keine Bewilligung erteilen für eine friedliche Mahnwache zum "Intersex Awareness Day" vor dem Zürcher Rathaus, wo die Intersex-NGO Zwischengeschlecht.org nächsten Montag während der Kantonsratsitzung auf die historische und gegenwärtige Mitverantwortung des Kantons an Intersex-Genitalverstümmelungen aufmerksam machen will.
Markus Bauer, Gründungsmitglied und Kampagnenverantwortlicher Zwischengeschlecht.org:
«Der UN-Kinderrechtsausschuss sowie der Ausschuss gegen Folter verurteilten 2015 beide Intersex-Genitalverstümmelungen als "schädliche Praxis" respektive "unmenschliche Behandlung", und rügten beide die Schweiz insbesondere wegen fehlendem Zugang zur Justiz für Überlebende.
Wir bedauern, dass die Stadt Zürich uns nicht erlauben will, vor dem Rathaus friedlich auf unser berechtigtes Anliegen aufmerksam zu machen.
Wir halten an unserem Gesuch fest und werden uns nicht mundtot machen lassen. Mit oder ohne Bewilligung: Wir werden in jedem Fall vor dem Rathaus sein und gewaltfrei und unübersehbar auf die Mittäterschaft des Kantons bei Intersex-Genitalverstümmelungen aufmerksam machen. Notfalls auch mittels zivilem Ungehorsam und gewaltlosem Widerstand.
Wir hoffen auf einen Sieg der Menschlichkeit und der Vernunft, und werden weiter kämpfen für körperliche Unversehrtheit und Menschenrechte auch für Zwitter.»
Hintergrund
Am 26. Oktober 2015 feiern zum 12. Mal Intersex-Menschen, IGM-Überlebende, Partner, Familien, Freunde und Verbündete rund um den Globus den "Intersex Awareness Day" in Erinnerung an den allerersten gewaltfreien Intersex-Protest am 26.10.1996 vor einem Medizinerkongress in Boston.
In Zürich will hat die Stadtpolizei das Polizeidepartement eine friedliche Intersex-Mahnwache vor dem Rathaus "aus Sicherheitsgründen" nicht bewilligen offiziell"untersagt" (PDF):
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org hat in den letzten 8 Jahren über 100 friedliche Proteste in 7 Ländern durchgeführt, um über Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) aufzuklären und TäterInnen öffentlich zu konfrontieren. Sie berichtet aktuell dem UN-Menschenrechtsausschuss zum Thema.
Am Montag, den 26 Oktober 2015 wird es genau 6 Jahre her sein, dass im Kantonsrat Zürich der 1. Intersex-Vorstoss der Schweiz eingereicht wurde, welcher u.a. Rechenschaft über vergangene und gegenwärtige IGM-Praktiken im kantonalen Universitäts-Kinderspital Zürich einforderte. Weitere strategische Vorstösse, begleitet durch Medienpräsenz und gewaltfreie Proteste, führten schliesslich zur bahnbrechenden Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE von 2012, auf welche wiederum die diesjährigen IGM-Rügen des UN-Kinderrechtsausschusses ("schädliche Praxis") und des Ausschusses gegen Folter ("unmenschliche Behandlung") explizit verwiesen.
Zusätzlich hat das Kispi Zürich dieses Jahr eine beispiellose historische Aufarbeitung von IGM-Praktiken inkl. Klitorisamputationen in die Wege geleitet.
Nur der Kanton steht weiterhin abseits. Deshalb wird Zwischengeschlecht.org während der Sitzungen des Kantonrats vom 26. Oktober von 07:30-15:00h eine friedliche Mahnwache vor dem Rathaus abhalten (Bew. einger.)
>>> Mehr zu den Vorstössen und dem friedlichen Protest
Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".
Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
Freundliche Grüße
Markus Bauer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Mobile +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info
http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info
>>> Intersex Awareness Day 26.10.2015: Friedliche Mahnwache vor Rathaus Zürich
>>> Watson.ch 22.10.2015 >>> 20Minuten.ch 21.10.2015 Danke!!!
>>> PM 20.10.2015 > Zürich: Polizeichef will Intersex-Mahnwache verbieten
Pressemitteilung 20.10.2015 > Zürich: Polizeichef will Intersex-Mahnwache verbieten
Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
• Intersex Awareness Day 2009
• Intersex Awareness Day 2011
• Intersex Awareness Day 2012
• Intersex Awareness Day 2013
• Intersex Awareness Day 2014
Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
• IGM-Überlebende – Danielas Geschichte
• Historischer Überblick:
"Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
• Was ist Intersex? • Was sind IGM-Praktiken?
• IGM in Hannover • Kritik von Betroffenen • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)
>>> Kosmetische Klitorisamputationen (PDF)
am Kispi Zürich und Insel Bern – Belege aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bis heute vor jeglicher Verantwortung drücken.
Wie lange noch?!
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen