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Wednesday, August 26 2009

"Intersexuelle in der Geschichte und heute: Ausschluss und Misshandlungen des Dritten Geschlechts" - suite101.de, 13.7.09

Gratuliere, es ist sein Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener und interessanter Artikel von Jennifer Gregorian. Beleuchtet das Thema aus philosophisch-feministischer Perspektive.

Greift eine Feststellung aus einem früheren Artikel derselben Autorin "Menschenrechtsverletzungen an Zwittern: Zwangsoperationen bei Intersexuellen" wieder auf:

Allein die Existenz Intersexueller und erst recht ihre volle Akzeptanz als Teil der Gesellschaft würde das patriarchale Paradigma zum Einsturz bringen.

Und bringt sie zum logischen Abschluss:

So stellen Zwitter, ohne erst diesbezüglich aktiv zu werden, eine Systembedrohung dar.

Daher hat die Unterstützung des Widerstandes zweigeschlechtlicher Menschen sowohl aufgrund der an ihnen verübten Verbrechen, als für die Gleichberechtigung höchste Priorität.

Kommentar: Nun brauchte sich nur noch das scheinbare Paradox weit genug herumzusprechen, dass die "volle Akzeptanz" der Zwitter "als Teil der Gesellschaft" sich realpolitisch am schnellsten verwirklichen lässt unter Berufung auf die jetzt schon mehrheits-fähigen – auch von Jennifer Gregorian explizit erwähnten – Grundrechte "auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde" – während ihre Durchsetzung im Namen von "Gender", "Identität" usw. realpolitisch von vornherein zum scheitern verurteilt ist ...  

"Direitos humanos também para os hermafroditas - Não às operações genitais forçadas!" - Do topo dos Alpes, 19.8.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!


Interessanter Artikel (soweit ich Portugiesisch verstehe) auf dem >>> Blog des brasilianischen Journalisten Alexander Thoele (hier ohne Anmeldung) über die Aktion vor dem Inselspital in Bern und weitere Proteste. Der dann via OII Brasilien schwupps auf den ersten Transsexuellen Kantonsrat der Schweiz umschwenkt. Wie's halt manchmal so läuft "in den Medien" ...

>>> Hermafroditas exigem fim das operações obrigatórias de sexo (hier brauchts Anmeldung) 

(Der Titel dieses Posts ist aus der Bildlegende des Artikels, die portugiesische Übersetzung der 2 Parolen auf dem Schild – Danke!)

Monday, August 24 2009

"intersex" - flegeljahre einer königin, 30.9.07

Gratuliere, es ist sein Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Gelungener persönlicher Blogpost von Monique Chantal Huber über Alex Jürgen und den Film "Tintenfischalarm", publiziert zur selben Zeit, als dieser Blog seine Eierschalen abstreifte.

Mit provokanten Erkenntnissen zur "psychosomatische[n] durchschlagskraft" der Begriffe "KASTRATION", "HYSTEREKTOMIE" und "GENITALVERSTÜMMELUNG" ("sollte wenigstens bei einem viertel der anwesenden eine deutliche äußerung des körperlichen unbehagens bewirken").

>>> http://geleeroyale.twoday.net/stories/4306646/

Friday, August 21 2009

"das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit"

Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Aus Nellas allererstem Interview von 2002 für die Lesbenzeitschrift Die, nachgedruckt im Megafon und in der Fabrikzeitung:

Was fordern Selbsthilfeorganisationen für Intersexuelle?

Sie fordern das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit. Intersexualität soll nicht mehr als Krankheit definiert, sondern die Menschen sollen mit ihrer individuellen Körperlichkeit jenseits von starren Geschlechtszuweisungen wahrgenommen werden. Sie setzen sich für die Aufklärung der Öffentlichkeit über das Thema und seine Enttabuisierung ein.

Das ganze Interview im megafon-Archiv:
>>> «Wir erfahren durch Zufall, wer wir sind»
Megafon Nr. 255, Januar 2003

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Recht auf körperliche Unversehrtheit)    

Thursday, August 20 2009

Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I)

Kann ein Zwitter Sünde sein?Unabhängig davon, ob die siegreiche südafrikanische Sportlerin intersexuell ist oder nicht – die aktuelle Medienberichterstattung um den "Geschlechtstest" offenbart einmal mehr, dass noch ne ganze Menge Aufklärungsarbeit zu leisten bleibt – sowohl über Zwitter selbst, als auch über ihren Status in der Welt des Sports.

>>> Diskussion auf dem Hermaphroditforum

Nachfolgend einige wenige Blüten mit Kommentar – es gäbe bestimmt hunderte weitere:

Continue reading...

Tuesday, August 18 2009

Inselspital Bern: Aktion gegen genitale Zwangsoperationen 16.8.2009

(Bild: Ärger)

Am 16.8.2009 protestierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor dem Inselspital Bern. In einem Offenen Brief (PDF) wurden Verantwortliche kritisiert und die sofortige Beendigung der Zwangseingriffe gefordert. Auch wenn es dazu konkret noch ne ganze Menge mehr Druck braucht, wehte den Zwangsoperateure darauf aus den Medien eine ziemlich steife Brise entgegen ...

Nachdem leitende Ärzte aus dem Inselspital in den Medien verschiedentlich Zwangsoperationen öffentlich verharmlosten und propagierten, war nach der letztjährigen Sauregurkensonntagsaktion vor dem Kinderspital Zürich die Wahl diesmal auf die Bundeshauptstadt gefallen. Das Inselspital ist möglicherweise die grösste Zwangsoperationsklinik der Schweiz. Auch Nella war im Inselspital mit 2 1/2 Monaten zwangskastriert und mit 7 Jahren genital zwangsoperiert worden.

Erneut waren mehrere Demoteilnehmer_innen zum Teil einiges angereist, wie vor der UNO in Genf beteiligte sich auch ein solidarischer Kinderarzt. Dazu hatte uns eine stattliche lokale Solidelegation vor dem Spital erwartet. Fettes Dankeschön an alle!

Das französisch-schweizerische Fernsehen drehte für einen längeren Beitrag, mehrere Agenturen und Medien waren vor Ort, mehrere grosse Tageszeitungen brachten zusätzlich vorgängig gegebene Interviews. Durch die Vielzahl von Pressemeldungen erfuhren zahlreiche weitere Menschen im ganzen Land von den Menschenrechtsverletzungen an Zwittern und zeigten sich empört. Auch von SpitalbesucherInnen erhielten wir beim Flugblätter verteilen vielfach aufmunternde Kommentare.

Unsere Präsenz am Insel war nicht nur vor Ort weitherum unverkennbar. Der nächste Sauregurkensonntag kommt bestimmt! Zwangsoperateure passt bloss auf!!!

>>> Medienspiegel & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.2009

Sunday, August 16 2009

«Menschenrechte auch für Zwitter» - Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.09

(Bild: Peter Schneider / Keystone / Berner Zeitung)

>>> Offener Brief an das Inselspital Bern (PDF)

>>> Hintergrund: Genitale Zwangsoperationen im Inselspital  
>>> Bericht über die Aktion
 

Fettes Dankeschön an alle, die kamen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

PRESSESPIEGEL

>>> «Menschenrechte auch für Zwitter»: Gelungene sda-Agenturmeldung (mit Kommentaren) zur Aktion im Inselspital. Auch die Alternativtitel lassen sich sehen, z.B. "Zwitter fordern Ende von Zwangsoperationen" (Tagesschau.sf.tv, mit Kommentaren – siehe auch Wiler Zeitung, mit anderem Bild, und viele andere mehr). Ebenso die slogantaugliche Kurzform "Zwitter gegen Zwangsoperationen" (vgl. weitere Treffer).

Gelungener Artikel von Christine D’Anna-Huber im Multipack:
>>>
Zwitter wie sie sollen nicht «zurecht gestutzt» werden
(Tages-Anzeiger Printausgabe 17.8.09 S. 2, online mit Kommentaren)
>>> «Zur Frau umgebastelt» (Der Bund, Printausgabe vom 17.8., Stadt & Region Bern)
>>>
Als Zwitter geboren: «Kastriert hat man mich»
(online an weiteren Orten).

Gelungener ganzseitiger Artikel von Andrea Sommer mit Kästen & Interview:
>>> Intersexualität: Das verwaltete Geschlecht
(Berner Zeitung; Printausgabe 17.8., S. 19)
>>> «Betroffene sollen wählen»
Aufsehen erregendes Interview mit der Chefärztin der Kinderklinik Biel.

Gelungener französischer Artikel von Vincent Donzé:
>>>
Opérations forcées: «on m'a castrée»
(Le Matin Printausgabe 18.8.09, S. 10, sowie online mit Kommentaren).

Gelungener Artikel von Clare O'Dea auf englisch, französisch, portugiesisch und chinesisch:
>>> Kampf der Zwitter gegen Genitaloperationen (dt. Teilübersetzung)
>>>
Doctors "playing God with children's sex"
>>>
Le combat des hermaphrodites contre les opérations forcées
>>> Hermafroditas lutam pelo direito de decidir sexo

>>> 医生“主宰”着儿童的性别

Interessanter portugiesischer Artikel von Alexander Thoele:
>>> Hermafroditas exigem fim das operações obrigatórias de sexo 

Hintergrundartikel von Nella & Seelenlos (Megafon 335, September 2009, S. 7-9):
>>> Geschlecht: Zwangsoperiert

Gelungener französischer Tagesschau-Bericht (TSR, 11.10.09):
>>> Le droit de choisir 

Französischer Dokfilm u.a. mit Nella und über die Aktion (TSR, 29.10.09):
>>> «Entre deux sexes»

Video mit Nella zum politischen Vorstoss betr. Inselspital (TeleBärn, 18.3.10):
>>> "Zwangsoperiert wird schon lange nicht mehr" - Inselspital lügt wie gehabt ...

Siehe auch:
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08 
-
Politischer Vorstoss gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital
- Rede 5. Treffen Netzwerk Intersexualität Kiel 6.9.2008  

Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern

Menschenrechte auch für Zwitter!

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden

Wie in Basel, Lausanne, Luzern, Genf, St. Gallen und Zürich werden die Zwangsbehandlungen auch im Inselspital experimentell durchgeführt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Prof. Dr. med. Primus Mullis, Abteilungsleiter für pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Medizinische Universitäts-Kinderklinik Bern, liess 2007 noch gönnerhaft durchblicken, "unter den Ärzten [wachse] die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen" (Das Magazin 36/2007).

Zacharias Zachariou, Direktor der Kinderchirurgie des Inselspitals, betonte demgegenüber, wie wichtig es sei, "möglichst in den ersten zwei Jahren nach der Geburt zu einer Entscheidung zu kommen" – gefolgt von der klassischen 'Begründung': "Stellen Sie sich einmal den psychischen Druck für ein Kind vor, das nicht weiss, ob es ein Knabe oder Mädchen ist. Oder wenn es mit den Jungs in die Umkleidekabine geht und die anderen sehen, dass es keinen Penis hat!" (NZZaS 13.07.2008)

Aufgeschreckt durch die zunehmende Medienpräsenz unzufriedener Zwangsoperierter schwenkte Primus Mullis wenige Monate später gänzlich um und behauptete plötzlich: "Hier werden keine Zwangsoperationen durchgeführt." Um dann im selben Atemzug als "Ausnahme in kosmetischer Hinsicht" diejenigen "Mädchen" zu nennen, die mit dem so genannten adrenogenitalen Syndrom geboren werden: "Die oft vergrösserte Klitoris werde wegen des sozialen Stigmas verkleinert." Bezeichnenderweise handelt es sich bei der "Ausnahme" AGS-"Mädchen" um die zahlenmässig grösste "Patientengruppe". (Der Bund 15.11.2008)

Fazit: Wie überall in der Schweiz werden auch im Inselspital nach wie vor wehrlose Zwitterkinder genital zwangsoperiert!

>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.2009

Friday, August 14 2009

«Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Artikel über Elisabeth "Ich bin keine Frau, ich bin ein Hermaphrodit" Müller von Isabelle Wiedemeier mit einem Foto von Katrin Ann Kunze, das zuerst auf diesem Blog erschien.

Zwitter Eli redet erneut Klartext – über Lügen, genitale Zwangsoperationen, Zwangshormonbehandlungen, gewissenlose Medizyner und Politiker! Danke!

Wednesday, August 12 2009

Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation

3. Zwitter-Demo vor dem Landgericht Köln, 20.5.09

Christiane siegt zum 3. Mal in Folge gegen ihren ehemaligen Zwangsoperateur! Wie schon am Montag angekündigt, fällte das LG Köln heute sein Urteil über die Höhe des Schmerzensgeldes. Und folgte dabei vollumfänglich dem Antrag von Christiane Völling und ihrem Anwalt Georg Groth! (Az: 25 O 179/07) (Nachtrag: Schlussurteil LG zur Entschädigungshöhe)

Obwohl in der Sache schon nach dem OLG-Entscheid vor einem Jahr keine Chance mehr besteht, wird der Zwangsoperateur, der "partout nicht zahlen" will, höchstwahrscheinlich auch gegen dieses Urteil erneut Berufung einlegen – wohl nicht zuletzt aufgrund des Drucks seiner versammelten MedizynerkollegInnen, die an einem abgeschlossenen Verfahren aus nahe liegenden Gründen absolut kein Interesse haben.

Auch hofft der erneut verurteilte Chirurg womöglich, dem Opfer seines Zwangseingriffs würde ob der nun schon 2 Jahre dauernden Prozessiererei gelegentlich der Schnauf ausgehen. Christiane zu diesem Versuch einer Zermürbungstaktik: "Da ist er an die Falsche geraten!"

Wenigstens kommt der Zwangsoperateur diesmal nicht mehr so billig davon wie bisher: Um weiter prozessieren zu können, muss er dem Gericht ab sofort erstmal den gesamten Streitwert hinterlegen.

Wir gratulieren Christiane zu diesem erneut grossartigen Sieg! Ein weiterer Meilenstein im Kampf gegen Zwangsoperationen und für Selbstbestimmung für alle zwischengeschlechtlichen Menschen!

Nachfolgend ein erster Überblick über das ansehnliche Medienecho, aktuell werden es immer noch stündlich mehr Meldungen! (Google listet aktuell für das Stichwort "Zwitterprozess" 62'600 Einträge!)

Auch inhaltlich sieht es nicht schlecht aus – trotz nach wie vor eingestreuten einzelnen Peinlichkeiten, die unterstreichen, dass in Sachen "Menschenrechte auch für Zwitter!" noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden muss.

Immerhin ist (fast) überall durch, dass es sich um eine "intersexuelle Patientin" handelt, die "als Zwitter geboren" und durch einen Eingriff "ohne vorherige Aufklärung" "in ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt" wurde, und dass "das Aufsehen erregende Verfahren [...] bundesweit als Präzedenzfall und Musterprozess bewertet wird".

- Frankfurter Rundschau
- WDR 2
- Oberösterreichische Nachrichten
- Express
- Die Zeit
- Die Presse
- Badisches Tagblatt

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII

Monday, August 10 2009

Schmerzensgeld im „Zwitterprozess“ - dpa-Meldung 10.8.09

Christiane im LG Köln, 20.5.09. Rechts ihr Anwalt Georg Groth. (Bild: Melanie Jilg)

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Heute erschien eine >>> gelungene dpa-Vorausmeldung zum kommenden Urteil betreffend der Höhe von Christiane Völlings Schmerzensgeld mit dem vollständigen Titel: "Urteil erwartet: Schmerzengeld im 'Zwitterprozess'" (siehe u.a. auch Ruhr NachrichtenMünstersche Zeitung usw.). Die Meldung spricht im ersten Abschnitt von der "intersexuelle[n] Klägerin", erwähnt korrekt das vorherige "Grundsatzurteil" des Landgerichts gegen Christianes Zwangsoperateur "vom Februar 2008 wegen seines 'rechtswidrigen Eingriffs'" sowie das Oberlandesgerichtsurteil vom September 2008, "der Chirurg habe die Klägerin mit der OP 'schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt'". Und weiter:

Christiane V. fühlt sich als Frau, war aber mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen als Zwitter geboren und als Junge „Thomas“ großgezogen worden. [...] Der Anwalt der Klägerin, Georg Groth, zeigte sich am Montag optimistisch. Er sehe gute Chancen für seine Mandantin, ihre Forderung durchzusetzen sagte er der dpa. Möglich sei auch eine lebenslange Schmerzensgeld-Rente. Das von Christiane V. angestrengte Verfahren war als Präzedenzfall und Musterprozess bewertet worden.

Laut dpa wurde das Urteil heute gefällt – in der Verhandlung hatte es aber seinerzeit geheissen, dies werde erst am kommenden Mittwoch, den 12. August 2009, der Fall sein. Fortsetzung folgt ...

(Gefunden via Intersex-Feed)

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII

Thursday, August 6 2009

Lady Gagas "kleiner Penis"

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungene Medienschau auf Bildblog.de

>>> Diskussion auf dem Hermaphroditforum

Thursday, July 30 2009

"Intersexualität: Betroffene extrem belastet" - Hamburger Abendblatt 30.7.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Weiterer gelungener Artikel im Hamburger Abendblatt über Elisabeth "Hermaphrodit Müller, bitte, ich bin keine Fau!" von Angela Grosse mit dem vollständigen Titel "Intersexualität: Betroffene extrem belastet - Ein Leben zwischen den Geschlechtern". Einziges Manko: Einmal mehr wird von den Zwangsoperationen quasi nur in der Vergangenheit gesprochen, als wären sie heute scheints nicht mehr üblich – schön wär's!

Eine Woche nach "Ich wurde belogen und verstümmelt" redet Zwitter Eli im Abendblatt erneut Klartext. Auch Hertha Richter-Appelt steuert klare Statements bei über die "Hamburger Studie". Danke!

Thursday, July 23 2009

"Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Portrait von Hermaphrodit Elisabeth Müller plus >>> Infokasten aus der Feder von Rainer Burmeister mit dem vollständigen Titel: "Kirchenmusikerin wurde als Zwitter geboren: 'Ich wurde belogen und verstümmelt'". Zwitter Eli redet einmal mehr Klartext.

Aus der Sicht dieses Blogs weiter positiv zu vermerken, dass die von der Zwitter Medien Offensive seit Beginn geforderte Tendenz nach "eindeutigen" und "griffigen" Titeln, die von Anfang an unmissverständlich auf die menschenrechtswidrige Unterdrückung und Schädigung der Zwitter hinweisen, einmal mehr markant fortgeführt wird.

Einziger Wermutstropfen: Es fehlt noch der kleinste Hinweis, dass die meisten Zwitter schon als Kleinkinder auch an ihren Genitalien zwangsoperiert bzw. verstümmelt werden, mit allen bekannten Folgen, und nicht erst nach der Pubertät "nur" zwangskastriert wie u.a. Elisabeth Müller. Doch ansonsten Gratulation und Danke an Eli wie auch an den Autor!

>>> http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article1107250/Ich-wurde-belogen-und-verstuemmelt.html

>>> http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article1107251/Zwangsoperationen-verletzen-die-Menschenrechte.html

Thursday, July 16 2009

"Wie Zwitter um Anerkennung kämpfen" @ Stern-TV 15.7.09 22:15

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Leider erst allzu spät machten die Protagonist_innen auf diese Sendung aufmerksam mit dem vollständigen Titel: "Weder Mann noch Frau: Wie Zwitter um Anerkennung kämpfen".

Laut dem >>> Eintrag zur Sendung auf der Stern-TV Homepage (>>> alte Version) inkl. einem Glossar ist die Sendung gelungen – abgesehen von kleinen Schnitzern, z.B. "Jedes Jahr kommen in Deutschland rund 120 Zwitterkinder zur Welt" (noch Netzwerk-Chef Olaf Hiort geht laut der Hamburger Anhörung von mindestens 160 aus, vgl. Protokoll S. 18 – s. a. Die grosse "Intersex"-Statistiklüge). Auch diese Sendung bedeutet einmal mehr klar schlechte Nachrichten für alle Zwangsoperateure und wird weitere Menschen auf die Menschenrechtsverletzungen durch die genitalen Zwangsoperationen aufmerksam machen! Hipp, Hipp!! 

Sunday, June 21 2009

"Baustelle Intimbereich" - SonntagsZeitung 14.6.2009


Genitaloperationen:

Eingriffe haben sich in vier Jahren verdoppelt

Schönheitsoperationen unter der Gürtellinie nehmen zu. Ärzte warnen vor den Risiken

Von Achim Wüsthof

Im Wartezimmer einer Zürcher Frauenarztpraxis taucht auf einem grossen Flachbildschirm in regelmässigen Abständen ein auf Hochglanz polierter Apfel vor einem nackten weiblichen Hinterteil auf. Darunter prangt der Hinweis, dass Enthaarung wichtig für die Berührung sei. Das Video rät weiter zur Straffung der Brust, um das Selbstbewusstsein der Frau zu stärken. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn demnächst dort auch noch die operativen Korrekturmöglichkeiten im Intimbereich beworben würden.

Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt dazu, dass Frauen und Männer zunehmend die Hilfe von Chirurgen in Anspruch nehmen. Und zwar nicht nur um Falten, Tränensäcke oder Fettpolster loszuwerden, sondern um auch «unten herum» vermeintlich normaler oder schöner zu werden. Nicht zuletzt durch die voll- oder teilrasierte Scham merken manche Frauen überhaupt erst, dass zum Beispiel ihre kleinen Schamlippen weiter hervorstehen als bei anderen. Die kleine Abweichung von der Norm wird schnell als störend empfunden, auch wenn es sich dabei meist um eine Variante der Natur handelt.

Der auch von den Medien geschürte Leidensdruck treibt dann verunsicherte Frauen in die Arme von Chirurgen, die nicht nur Schamlippen verkleinern (siehe Grafik) oder vergrössern, sondern auch die Scheide verengen, Fett am Schamhügel absaugen, die Klitorisvorhaut reduzieren, Kollagen unter den G-Punkt spritzen und das Jungfernhäutchen rekonstruieren. Dabei rechtfertigen sich Patientinnen und Ärzte gleichermassen, es gehe ihnen nicht nur ums Aussehen, sondern um eine Verbesserung der Sexualität.

Resultat der Operation waren zerstückelte Schamlippen

Gemäss der amerikanischen Gesellschaft für plastische Chirurgie liegt die jährliche Steigerungsrate bei diesen Eingriffen bei etwa 30 Prozent. In Deutschland werden jährlich mindestens 1000 Schamlippenstraffungen aus kosmetischen Gründen durchgeführt, Tendenz ebenfalls steigend. Selbst im staatlichen englischen National Health Service hat sich die Zahl dieses Eingriffs innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Da die Mehrzahl dieser Operationen wahrscheinlich in Privatkliniken stattfindet, dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher liegen.

Für die Schweiz liegen keine genauen Zahlen vor. Immerhin: Das unabhängige Beratungszentrum für Plastische Chirurgie Acredis hatte 2007 noch keine Anfragen zu diesem Thema, im vergangenen Jahr waren es 31, und dieses Jahr scheint sich die Zahl der Ratsuchenden zu verdoppeln. Auch immer häufiger lassen sich Männer den Penis operativ verlängern. Die Website eines plastischen Chirurgen wirbt damit, dass die sichtbare Penisvergrösserung zu mehr «Selbstsicherheit, Zufriedenheit und Lebensglück» führt.

So ähnlich hatte sich auch Sandra T. die Auswirkung einer Genitaloperation vorgestellt. Seit ihrer Jugend schämt sie sich wegen ihrer ausgeprägten Schamlippen, die sie beim Tragen eines Bikinis oder in engen Jeans stören. Jahrelang traut sie sich nicht, das Problem bei ihrem Frauenarzt anzusprechen. Als sie dann schliesslich bei einer Vertretungsärztin den Mut fasst, sich über ihre «überdimensional grossen Lappen» zu beklagen, wird sie umgehend zu einem Spezialisten überwiesen.

Doch sie landet in einer Klinik, in der die Ärzte wenig Erfahrung mit den Operationstechniken haben. Der Eingriff misslingt. Die Studentin hat hinterher zerstückelte und sogar durchlöcherte Schamlippen, sodass nachoperiert werden muss. Abgesehen von der damit verbundenen Aufregung ist auch das kosmetische Ergebnis unbefriedigend, eine weitere plastische Operation steht noch an. In ihrem Bericht, den das Fachblatt «Frauenheilkunde Aktuell» abdruckt, schreibt Sandra T.: «Ich würde mich sehr freuen, wenn ich helfen kann, dass mein Fall sich nicht so oft wiederholen wird.»

In den Kliniken, die sich auf die vaginale Schönheitschirurgie spezialisiert haben, werden die Risiken naturgemäss heruntergespielt. Die Angst vor Komplikationen könnte sich geschäftsschädigend auswirken. An einer Schamlippenkorrektur lässt sich gut verdienen - der Eingriff kostet zwischen 4500 und 6000 Franken.

Auf der Homepage der Frauenärztin Martine Fankhauser in Lausanne beispielsweise erfahren potenzielle Kundinnen lediglich, dass die Eingriffe zu einem Bluterguss und in seltenen Fällen zu einer Infektion, einer Gewebsschädigung oder einem asymmetrischen Ergebnis führen können.

Viele hoffen, sexuelle Probleme liessen sich wegoperieren

Doch häufig sind es Narben und Verwachsungen, die im sensiblen Bereich Probleme machen können - auch später bei der Geburt eines Kindes. «Wir haben schon Patientinnen mit chronischen Schmerzen nach einer solchen Operation gesehen; auch Nervenschädigungen sind möglich, sodass es zu Taubheitsgefühlen und damit verbundenen sexuellen Funktionsstörungen kommen kann», sagt Daniel Fink, Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie am Universitätsspital Zürich. Er findet, dass Operationen an den Genitalien eigentlich nur beim Vorliegen eines Tumors oder bei Verletzungen gerechtfertigt sind. Auch die Fachgesellschaft der nordamerikanischen Frauenärzte warnte bereits 2007 in einer Veröffentlichung vor ästhetischen Eingriffen im Genitalbereich, da es keine soliden wissenschaftlichen Daten über deren Effektivität und Sicherheit gebe.

Wieso wollen aber viele Patientinnen so etwas gar nicht hören und lassen an sich herumschnippeln, teilweise auch noch von gering qualifizierten Ärzten? «Viele Menschen hoffen, dass sich ihre sexuellen und seelischen Probleme einfach wegoperieren lassen und so das grosse Glück beginnen kann», sagt Ada Borkenhagen von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie der Universität Leipzig. In unserer Gesellschaft sei der Erwartungsdruck sehr gross, beim Sex stets einen Orgasmus zu erreichen.

Wenn das nicht so funktioniert, werden zum Teil die Geschlechtsorgane dafür verantwortlich gemacht. In der Regel ist dies ein Trugschluss, denn die Beschaffenheit der Genitalien hat mit sexueller Lust meist rein gar nichts zu tun. Genauso wenig wie die Penisgrösse mit Erektionsstörungen oder vorzeitigem Samenerguss. Auch das Einspritzen von Kollagen in der Region des G-Punktes - um die Orgasmusfähigkeit zu steigern - ist mehr als umstritten.

Frauen schieben oft praktische Gründe bei Operationen vor

Aus kulturell-religiösen Gründen wiederum hat das Jungfernhäutchen eine besondere Bedeutung, da hauptsächlich von muslimischen Frauen erwartet wird, dass sie «rein» ihre Ehe beginnen. Wenn sie allerdings schon sexuelle Erfahrungen hatten, dann können Ärzte ihre Gewissensnöte durchaus mithilfe von Nahtmaterial heilen.

Auch bei den anderen Genitaloperationen schieben Frauen oft praktische Gründe vor, weshalb sie etwa ihre üppigen Schamlippen loswerden wollen. Für die Psychologin Borkenhagen offenbart sich hier ein Geschlechterunterschied: «Kein Mann würde auf die Idee kommen, seinen Penis operativ verkleinern zu lassen, nur weil er beim Velofahren drückt.»

Publiziert am 14.06.2009

© SonntagsZeitung

Siehe auch:
- Medien: Warnung vor (weiblichen) Genitaloperationen

Monday, June 15 2009

Medien: Warnung vor (weiblichen) Genitaloperationen

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Wie ein Artikel "Baustelle Intimbereich" im aktuellen "Wissen"-Bund der SonntagsZeitung aufzeigt, ist Kritik an kosmetischen VaginalOPs mittlerweile Bestandteil der medialen Saure-Gurken-Recyclings-Schleife – während gleichzeitig immer mehr Frauen in solche OPs einwilligen, "um auch «unten herum» vermeintlich normaler oder schöner zu werden. [...] Die kleine Abweichung von der Norm wird schnell als störend empfunden, auch wenn es sich dabei meist um eine Variante der Natur handelt."

Einmal mehr sind die berechtigten Kritikpunkte schlechte bzw. mangelnde Aufklärung, schlechte Ergebnisse sowie mangelnde Qualitätskontrolle bzw. keine gesichterten Erkenntnisse über positive Effekte – bekanntlich die Dauerbrenner auch wenns um (ungleich schwerwiegendere, weil nicht-eingewilligte und meist auch das Lustorgan direkt betreffende) genitale Zwangsoperationen an Zwittern geht. Diese werden jedoch, wie in Mainstreammedien und Medizinerfachzeitschriften obligat, einmal mehr stillschweigend ausgelassen.

Ein kleiner Medien-Überblick:

Bereits 1998 hatte Michel Reiter "Genitale 'Korrekturen' an Frauen als Schönheitsmaßnahme" kritisiert (und Parallelen sowie Unterschiede zur weiblichen Beschneidung und genitalen Zwangsoperationen an Zwittern aufgezeigt).

2005 konnte Stern.de in gleich 2 (bei vordergründiger Verdammung der 'perversen Amerikaner' eher marktschreierischen) Artikeln "Intimchirurgie: Delikate Operation" und "Dr. Frauenglück" trotz angeblich heissem Bemühn nichts objektiv Negatives ausfindig machen – lediglich das "Ethik-Komitee der Amerikanischen Vereinigung der Gynäkologen und Geburtshelfer" sei "beunruhigt" und "die Feministinnen" würden sich "empören".

Erst 2007 fand das Thema 'weibliche' kosmetische Genitaloperationen, ausgehend von einem im gleichen Jahr publizierten Artikel von Lih Mei Liao und Sarah M. Creighton im "British Medical Journal" (Extract), in deutschsprachigen Medien zunehmend kritische Beachtung, so z.B. auf 20min.ch: "Die perfekte Vagina", Spiegel.de: "Warnung vor dem Schnitt im Schritt".

Anfang 2008 folgte ein Bericht in Frauenheilkunde-aktuell.ch (PDF): "Designer Vagina" (mit einem Fallbericht, der auch in der SonntagsZeitung als aktuell rezykliert wird, sowie einem Überblick über die verschiedenen OP-Methoden).

Detail am Rande: Laut 20min wird laut dem BMJ-Artikel von Frauen, die eine operative Verkleinerung der inneren Schamlippen wollen, übrigens sinngemäss das gleiche "Argument" vorgebracht, wie 2008 in Kiel von der Delegation der "AGS Eltern und Patienteninitiative" für Zwangsoperationen ("Klitorisreduktion") an Zwitterkindern: Weil's sonst "beim Radfahren Probleme" gäbe.  

2009 folgten bisher Ärtzteblatt.de: "Intimchirurgie: Ein gefährlicher Trend" , die FaZ: "Schönheitschirurgie: Riskante Manipulationen" sowie die eingangs erwähnte SonntagsZeitung.

Wann wird das Zwitter-Tabu und sämtliche damit verbundene Doppelmoral in der Öffentlichkeit endlich ein Ende haben und Zwittern endlich öffentlich und praktisch die gleichen Menschenrechte zugestanden wie Frauen und Männern auch?

Siehe auch:
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"   

Sunday, June 7 2009

Zwitter: Akzeptieren statt zwangsoperieren! – Oliver Tolmein (2002)

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Oliver Tolmein:

Hermaphroditen: Akzeptieren statt therapieren

Dr. med. Mabuse 137, 2002

>>> http://www.tolmein.de/bioethik,recht,82,hermaphroditen.html

Gelungener, leider beklemmend aktuell gebliebener Artikel ... Oliver Tolmein ist Anwalt, Journalist, FAZ-Blogger und Co-Regisseur von "Das verordnete Geschlecht" (2001) und gehörte mit der Rechtsprofessorin Konstanze Plett zu den ersten Nicht-Zwittern, die öffentlich konkrete gesetzliche Massnahmen zum Schutz der Menschenrechte inkl. körperliche Unversehrtheit auch der Zwitter forderten. Durch die verstärkten Zwitter-Lobbyoffensiven der letzen 2 Jahre, das zuvor nie dagewesene Medienecho und die Rüge des UN-Ausschusses CEDAW erhält diese langjährige, wichtige Forderung aktuell neuen Aufwind (vgl. z.B. die Beiträge der beiden an der parlamentarischen Anhörung in Hamburg). Einige Ausschnitte aus dem Artikel (meine Hervorhebungen):

[...] Der Diskurs um die Behandlung von Zwittern gewinnt vielmehr gerade im Kontext der bioethischen Debatte, in deren Zentrum die Frage nach dem Verständnis von Mensch-Sein und die Akzeptanz von Differenzen steht, an Bedeutung. [...] Anders nämlich als viele menschliche Abweichungen vom Normalbild, die als Behinderungen qualifiziert werden, lässt sich Zwittertum unsichtbar machen und, nach den Vorstellungen zumindest der Medizin und der Jurisprudenz, heilen. [...]

Der fehlende Bedarf steht in krassem Gegensatz zur Invasivität der Eingriffe, die von den Betroffenen oft genug als Verstümmelung wahrgenommen werden: Die Verkleinerung der Klitoris oder gar deren Amputation, das Einsetzen einer Neovagina, die Entfernung von Hoden oder die Verlegung der Harnröhre. Da die Eingriffe im Kleinkindalter vorgenommen werden, können die Patienten in diese irreversiblen und folgenreichen Behandlungen nicht selbst einwilligen. Rechtsgrundlage für die folgenreichen Eingriffe, die meist mit Hormontherapien kombiniert werden, die Vermännlichung oder Verweiblichung verhindern sollen, ist deswegen das elterliche Sorgerecht aus § 1626 BGB. Das Sorgerecht ist allerdings nicht Ausdruck der elterlichen Macht über das Kind, sondern soll dem Bedürfnis der Kinder nach Schutz und Hilfe Rechnung tragen und ihnen helfen, sich zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten innerhalb der sozialen Gemeinschaft zu entwickeln. Folglich findet das elterliche Sorgerecht seine Grenzen dort, wo es zweifelhaft erscheint, ob es dem Kind nützt. Für medizinische Maßnahmen gibt es beispielsweise § 1631c BGB als Ausnahme, der die Sterilisation des Kindes verbietet, weil sich, wie aus den Gesetzgebungsunterlagen hervorgeht, die Erforderlichkeit und die Auswirkungen der Sterilisation bei Minderjährigen schwer beurteilen lassen (BT-Drucksache 11/4528)

Bislang sind in der deutschen juristischen und medizinischen Fachliteratur die im Zuge der Geschlechtszuweisung vorgenommenen Eingriffe nicht grundlegend problematisiert worden. [...] Selbst die Einschränkung der ärztlichen Aufklärungspflicht über den Anlaß und das Ausmaß der Behandlung gegenüber älteren, zumindest teilweise einsichtsfähigen Kindern oder Jugendlichen wie sie sich in der medizinischen Literatur findet, wird von Juristen kommentarlos akzeptiert: "Es wäre verfehlt sie (Patienten mit sog. testikulärer Feminisierung, Anm. O.T.) über die Art ihrer Anomalie aufzuklären, weil man dann aus einem gesunden Menschen einen kranken, von Zweifeln gequälten machen würde. Sie ist lediglich über ihre ... unwiderrufliche Sterilität zu unterrichten, welche man am besten mit dem Fehlen des Uterus begründen kan. Damit finden sie sich meist ab." (Kern, Gynäkologie)

Angesichts der Schwere und der Irreversibilität der Eingriffe im Zuge der Geschlechtszuweisung ist diese Zurückhaltung schwer verständlich: Wenn bei Kindern die Sterilisation, die zwar folgenreich, die aber zugleich ein vergleichsweise leicht durchzuführender, einmaliger Eingriff ist, verboten wird, ist nicht einzusehen, wieso die vollständige oder teilweise Entfernung der Klitoris, oder die mit zahlreichen, psychisch erheblich belastenden Folgeeingriffen verbundene Einsetzung einer künstlichen Vagina erlaubt sein soll, wenn nur die Eltern zustimmen. [...] Das Urteil des Amtsgerichts München, das sich mit Michel Reiters Antrag auf Zuerkennung des Geschlechts "Zwitter" beschäftigt hat, zeigte sich über die medizinische Behandlungspraxis ebenfalls besorgt und plädierte in einer für die Entscheidung von Reiters Antrags allerdings nicht unmittelbar bedeutsamen, Passage für ein Verbot der geschlechtszuweisenden Eingriffe im Kleinkindalter analog dem Sterilisationsverbot des § 1631c BGB. Dieser Weg wird auch in anderen Rechtskulturen beschritten. [...]

Möglicherweise als Reaktion auf diese Ansätze, das Thema verstärkt auf politischem und rechtlichem Terrain zu diskutieren, macht sich nun künftig auch die Wissenschaft verstärkt Gedanken über Zwitter. [...] Professor Olaf Hiort, der Sprecher der Forschergruppe ["Netzwerk DSD / Intersexualität"], will herausfinden, wie die Genitalentwicklung im Detail abläuft [...]. Dass sich durch eine gesellschaftliche Anerkennung von Zwittern auch die Situation für die Medizin grundsätzlich verändern könnte, dass aus Patienten dann Menschen ohne Behandlungsbedarf würden, kann sich Hiort nicht vorstellen.

[...] [M]anche Zwitter [stehen] dem Interesse der Wissenschaft an ihnen skeptisch gegenüber. Denn die Forschung, die sich darauf konzentriert die hormonellen und genetischen Mechanismen im Detail zu erkunden, kann für eine auf Anerkennung und gegen Diskriminierung gerichtete Strategie durchaus kontraproduktiv sein. [...]

Aber der Diskurs über Zwitter gerät nicht nur in Konflikt mit einem medizinischen Diskurs, der Abweichungen schnell als Krankheit begreift, die behandelt werden muß. Auch mit anderen Debatten beispielsweise um Transsexualität oder die Konstruktion von Geschlechtern, wie sie im Gender-Bereich heute gängig sind, läuft das Engagement von Zwittern um ihre Anerkennung nicht selbstverständlich parallel: Sie beharren ja nicht nur darauf, dass die herrschenden Vorstellungen von Geschlecht hinterfragt werden müssen, für sie ist Geschlecht gleichzeitig nicht nur eine Frage von Konstruktionen, sondern durchaus auch eine biologische Wirklichkeit, die allerdings nicht in das strikt duale Schema paßt, in die sie derzeit gerastert wird. Werden Zwitter also als dereinst als Zwitter anerkannt, müssen wahrscheinlich nicht nur die Bewahrer konservativer Vorstellungen von Mann und Frau umdenken, sondern auch etliche ihrer Kritiker.

>>> http://www.tolmein.de/bioethik,recht,82,hermaphroditen.html

Siehe auch:
- Sonja Rothärmel: "Rechtsfragen der medizinischen Intervention bei Intersexualität" (PDF)   

Friday, June 5 2009

Gender Studies und Zwitterkampf

Kathrin Zehnder (Co-Herausgeberin eines empfehlenswerten Buches zum Thema sowie Klartext redende Expertin und Autorin in den Medien, z.B. hier, hier und hier) hielt im Wintersemester 2008/2009 am Zentrum für Gender Studies der Unversität Basel ein Seminar zum Thema "Intersexualität". Für die Abschlussitzung lud sie Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe und mich zu einer Diskussionsrunde ein. Dazu hatten die StudentInnen Fragen vorbereitet. Ich konnte eine Woche nach dem 3. Prozesstag von Christiane Völling leider nicht schon wieder auf der Arbeit fehlen und frei nehmen, um an eine Veranstaltung zu gehen. Zusammen mit Seelenlos habe ich aber die Fragen der Studis schriftlich beantwortet:
  • Wie beurteilst du momentan die Situation der Intersex-Bewegung im deutschsprachigen Raum? Welche Erfolge und Rückschläge gibt es zu verzeichnen? Wie viele Menschen stehen hinter "Intersexuelle Menschen e.V." und was sind die kurzfristigen und langfristigen Zielsetzungen? Gibt es eine internationale Vernetzung?

Die deutschsprachige Intersex-Bewegung steht auch nach 13 Jahren (Gründung der AGGPG 1996) immer noch am Anfang. Zwar ist die Ausgangslage in Deutschland mittlerweile besser dank den kontinuierlichen Anfragen im Bundestag durch Die Linke, woraus auch die wegweisenden jüngsten Evaluationsstudien resultierten ("Hamburger Studie" sowie "Lübecker Studie", vgl. https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2008/12/04/Weltweit-grosste-Zwitter-Studie-straft-Bundesregierung-Lugen). Auch Michel Reiters Prozesse um Anerkennung eines 3. Geschlechtseintrags für Zwitter brachten trotz mangelndem direkten Erfolg einiges in Bewegung. Jüngste Erfolge sind die vermehrte Beachtung Intersexueller und ihrer Proteste gegen die Zwangsoperationen in den Medien und natürlich Christianes sensationeller Prozessieg gegen ihren ehemaligen Zwangsoperateur, ebenso die Rüge an die Bundesrepublik durch den UN-Ausschuss CEDAW. Der Wahlprüfstein Nr. 9 des LSVD zur kommenden Bundestagswahl in Deutschland ist ebenfalls ein Meilenstein. Auch die Anfragen und die parlamentarische Anhörung in Hamburg sowie die aktuellen kleinen Anfragen im Bundestag sind Erfolge der verstärkten Lobbyarbeit der letzten Jahre. Als Reaktion auf unseren Protest vor dem Kinderspital finden nun mit den Ärzten Gespräche statt, über deren Inhalt aber vorläufiges Stillschweigen vereinbart wurde. Unser wichtigstes Ziel ist die sofortige Beendigung der genitalen Zwangsoperationen.  Noch immer stehen viel zu wenige solidarische Nicht-Zwitter hinter diesem Ziel. Zwar drücken sich viele Mediziner inzwischen öffentlich z.T. vorsichtiger aus, praktisch wird jedoch allen Lippenbekenntnissen zum Trotz munter weiter zwangsoperiert. Mangels Kapazitäten ist es mit der internationalen Vernetzung insbesondere mit nicht-deutschsprachigen Ländern noch nicht weit her.

  • Du forderst die Möglichkeit eines optionalen 3. Geschlechtseintrags für Zwitter im Rechtssystem. Ist es denkbar, dass dieser Eintrag auch für Menschen mit biologisch eindeutigen Geschlechtskörpern eine Option wäre?

Die Forderung nach einem optionalen 3. Geschlecht nur für Zwitter verfolgt 2 Ziele: Sichtbarmachung von und Schutzmöglichkeiten spezifisch für Zwitter. Aus diesen Gründen wäre eine Ausweitung durch Einschluss z.B. auch von Transgendern klar kontraproduktiv. Wenn schon, brauchte es für diese eine eigene, klar getrennte Eintragsmöglichkeit, was aber politisch aktuell absolut chancenlos ist. Deshalb wollen sie sich ja auch immer bei den Zwittern mit dranhängen, obwohl nur sie allein davon profitieren und den Zwittern im Gegenteil schaden, weil die Zwitter dadurch einmal mehr unsichtbar gemacht und ihnen spezifischer Schutz verunmöglicht wird.

  • Siehst du auch Überschneidungen in den jeweiligen Anliegen von Trans- und Intersexualität? Worin besteht die Problematik einer gemeinsamen Politik von Intersexuellen, Transsexuellen und anderen Gruppierungen?

Aus Sicht der Zwitter gibt es kaum konkrete Überschneidungen: Transsexuelle wollen OPs und beneiden uns oft dafür, dass wir sie aus ihrer Sicht "nachgeworfen bekommen", während Zwitter sich gegen die Zwangsops wehren. Zwar leiden auch Transsexuelle unter Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen, jedoch in einem klar geringeren Masse als zwangsoperierte Zwitter. Die meisten Transsexuelle sind offensichtlich gar nicht fähig, sich in unsere spezifische Problematik hineinzuversetzen (gilt wohl auch umgekehrt). Da zudem in der Öffentlichkeit Zwitter nach wie vor meist mit Transsexuellen verwechselt bzw. in einen Topf geworfen werden, wäre ein gemeinsamer Auftritt ebenfalls kontraproduktiv bzw. würde nur den Transsexuellen nützen und den Zwittern schaden. Es ist kein Zufall, dass zumeist Transsexuelle eine Zusammenarbeit wollen oder sich als Intersexuelle ausgeben, umgekehrt jedoch praktisch nie. Trotzdem haben wir gemeinsame Feinde. Aktuell ist jedoch die einzige sinnvolle Politik gegenseitige Solidarität bei spezifischen Anliegen, z.B. Beendigung der Zwangsoperationen an Zwittern einerseits sowie Reform/Abschaffung des TSG andrerseits, jedoch nicht gemeinsam vereint, sondern nach dem Motto "Getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen".

  • Du grenzt dich auch von den Gender Studies ab – was kritisierst du? Siehst du auch gemeinsames Potential von wissenschaftlicher Auseinandersetzung (z.B. die Dissertation von Kathrin Zehnder) und Intersex-Bewegung? Hast du Wünsche an die Geschlechterforschung (z.B. an der Universität Basel)?

Die meisten Zwitter haben erstmal keine Probleme mit Gender und Identität, sondern mit massiven Menschenrechtsverletzungen durch genitale Zwangsoperationen und sonstige nicht-eingewilligte Zwangseingriffe, die in ihren Auswirkungen vergleichbar sind mit denen von Folter und sexuellem Kindesmissbrauch, was aber bei Gender Studies regelmässig unter den Tisch fällt. Gender Studies haben deshalb bei Zwittern den in der Regel verdient schlechten Ruf, dass sie Zwitter lediglich als Kanonenfutter und Versuchskaninchen missbrauchen zum Aufzeigen der Konstruiertheit von Geschlecht etc., sprich für ihren eigenen Forschungsgegenstand, wobei in der Regel die konkreten Schicksale und Lebensbedingungen und politischen Kämpfe der Zwitter ebenso  ausgeblendet werden wie ethische und menschrechtliche Aspekte. Es gibt nur sehr wenige ExponentInnen der Gender Studies, die den Kampf der Zwitter (auch) konkret unterstützen, obwohl da wohl ein grosses Potential bestünde. Kathrin Zehnders Engagement ist leider die Ausnahme und nicht die Regel. Obwohl diesbezügliche konkrete Forderungen von Zwittern seit Jahren bestehen, vgl. z.B.:
Emi Koyama / Lisa Weasel: "Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern." In: Die Philosophin Nr. 28, Tübingen: Edition Diskord, 2003, S. 79-89.
Weitere Forderungen an die Gender Studies sind die Aufarbeitung der eigenen Geschichte: Feminismus und Gender Studies sind wesentlich von genau den Theorien John Moneys geprägt, die den Zwittern soviel Leid brachten und immer noch bringen. Hier ist eine kritische Aufarbeitung nach wie vor ausstehend, vgl. auch "Die Rede von der psychischen Intersexualität": https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2007/12/11/Die-Rede-von-der-psychischen-Intersexualitat, sowie: Gabriele Dietze: "The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells."  a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus." In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers. Genealogie und Grenzen einer Kategorie." Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2006, S. 46-68.

Auch in Basel werden genitale Zwangsoperationen an Zwittern durchgeführt und in wissenschaftlichen Werken und Institutionen propagiert. Wie wär's mal (auch) mit öffentlicher Denunziation dieser menschenrechtswidrigen Praktiken und mit praktischen politischen Vorstössen (z.B. kleine Anfragen bei den politisch verantwortlichen Stellen) oder konkreten Aktionen vor Ort statt immer nur Genderdebatten?

  • Was würdet ihr euch für ein Verständnis von Intersexualität in der Medizin wünschen?

Seit über 13 Jahren fordern Zwitter die Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und (stattdessen) insbesondere psychologische Unterstützung sowie Peer Support für Zwitter und Eltern. Bisher hat sich die Medizin stets nur unter Druck bewegt, jedoch nie wesentlich, sondern immer nur mit schön klingenden Statements und unverbindlichen Zusagen, während unverdrossen weiter zwangsoperiert wird (vgl. z.B. die Aussagen von Prof. Mullis, es würden in der Schweiz keine Zwangsoperationen mehr durchgeführt, wobei er sich anschliessend gleich selbst einen Lügner straft – was den meisten LeserInnen scheints aber gar nicht auffällt). Oder es werden wie in Deutschland wohlklingende ethische Richtlinien verfasst, die aber faktisch nicht befolgt und lediglich als Feigenblatt benutzt werden, um ungestört weiter zu zwangsoperieren. Nach wie vor ist psychologischer Support die Ausnahme und nicht die Regel, und verweigern die Mediziner den Eltern und den Betroffenen Hinweise auf Selbsthilfegruppen. Die Medizin müsste sich endlich den ethischen und rechtlichen Tatsachen stellen und konkrete Taten folgen lassen sowie ihre Verfehlungen aufarbeiten. Dies würde einschliessen, dass es sich bei Zwittern um biologische Varianten der Natur handelt und nicht um "gestörte" Menschen. Zwangsoperateure müssen arbeitslos werden, was Eingriffe an Zwitterkindern anbelangt. Dazu werden sie sich freiwillig jedoch nie durchringen, nicht zuletzt, weil es um ihre Pfründe geht. Stattdessen müssen nach wie vor viele Zwangskastrierte adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche bezahlen.

  • Auf www.zwischengeschlecht.info wird kritisiert, dass zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Antidiskriminierungsstellen zu den gewaltsamen Operationen an intersexuellen Menschen schweigen. Wie könnte man politisch Vorgehen, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erregen? Welche Unterstützung wäre dafür nötig?

Es braucht Druck in der Öffentlichkeit, in der Politik und vor Gericht. Den Verantwortlichen auf allen Ebenen muss ständig das Leben schwer gemacht und das zwangsoperieren vermiest und sie selbst öffentlich geoutet, angeprangert und wo immer möglich juristisch belangt werden. Es braucht konkrete Gesetzesvorschläge zur Beendigung der Zwangsoperationen und zur Entschädigung der Opfer. Diese Forderungen müssen in alle Parteien hineingetragen werden. Hier sind (auch) solidarische Nicht-Zwittern gefragt!

  • Ihr habt beide eine eigene Gruppierung gegründet, um Euch für die Anliegen intersexueller Menschen stark zu machen. Welche gemeinsamen Perspektiven habt ihr und inwiefern arbeitet ihr zusammen?

Auf der Selbsthilfeebene ist die eine Gruppe für die Eltern zuständig und die andere für die Zwitter selbst. Politisch haben beide dieselben Ziele und arbeiten zusammen, z.B. bei Verhandlungen mit Ärzten oder in der Öffentlichkeit. Inzwischen entstand aus der Betroffenenselbsthilfe mit Zwischengeschlecht.org eine 3. Gruppe, die sich als Menschenrechtsgruppe definiert (und nicht als Selbsthilfegruppe) und die auch solidarischen Nich-Zwittern offen steht.

  • Was muss sich in der Gesellschaft ändern, damit intersexuelle Menschen darin ein "gutes Leben" führen können?

Die Zwangsoperationen müssen abgeschafft und politisch und juristisch geächtet und die Zwitter rechtlich anerkannt werden. Opfer müssen entschädigt werden.

Siehe auch:
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgender- und Queer-Agenda?
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"     

Tuesday, June 2 2009

Interview mit "Both"-Regisseurin Lisset Barcellos - lespress 11/05

(Bild: lespress)

Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Auch ich war davon ausgegangen, "XXY" (2007) sei der wohl erste Spielfilm über Zwitter. Aufgrund von Hinweisen und Empfehlungen von Michel Reiter (--> 06.05.2009) musste ich mich aber eines Besseren belehren lassen: Diese Ehre gebürt "Both" (2005) der peruanisch-amerikanischen Filmemacherin Lisset Barcellos!

"Both" erzählt die Geschichte der Stuntfrau Rebecca Duarte und wie sie aus dem Netz aus Lügen ihrer Kindheit ausbricht und die Wahrheit über sich selbst herausfindet. 
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Rezi auf Filmsuche.de
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englische Zusammenfassung auf intersexinitiative.org
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englischer Thread auf "Bodies like ours" 

Lisset Barcellos ist selber zwischengeschlechtlich und engagiert. U.a. schrieb sie einen Beitrag zur Eingabe von ISNA an das kolumbianische Bundesgericht in jenem historischen Fall, der dazu führte, dass Kolumbien als erstes Land der Erde genitale Zwangsoperationen an Zwitterkindern zumindest einschränkte. In Ihrem Bericht beschrieb sie "vermindertes sexuelles Empfinden, chronische Reizungen und Blutungen und abnormales optisches Aussehen" ihres Genitales nach der Zwangsoperation im Alter von 12 Jahren.

In der >>> Novemberausgabe 2005 der Zeitschrift lespress (Downloadübersicht) findet sich ein Interview mit Lisset Barcellos, in dem sie Klartext redet über "Lügen" und genitale "Zwangsoperationen":

Die Erfahrungen, die man als Intersexuelle macht, hinterlassen viele Wunden. Wenn man entdeckt, was einem passiert ist, und man entdeckt, dass die Eltern einen angelogen haben, dass die Ärzte gelogen haben, dass man in einer Welt voller Schamgefühle und Geheimnisse aufgewachsen ist, einem Leben mit ungewollter Operation zur Geschlechtsangleichung, hormoneller und psychologischer Behandlung, ist man sehr wütend. Man ist enttäuscht von den Leuten, die einen eigentlich beschützen sollten. Wenn deine Eltern und deine Ärzte dich in der Kindheit nicht beschützen, wen hat man denn sonst, dem man vertrauen kann? Das ist eine Erfahrung, die viele Intersexuelle teilen und die nicht alle verwinden können. Ich kenne viele intersexuelle Menschen, die Selbstmord begangen haben oder mit schweren Depressionen leben. [...]

Meine Geschichte ist aber nicht die des Films. Ich hatte eine andere medizinische Indikationen und auch die Konsequenzen der Operation waren für mich nicht so gravierend wie bei der Filmfigur. Bei mir haben sie Teile meiner Geschlechtsorgane intakt gelassen und ich kann einen Orgasmus haben. Aber definitiv ist die Intensität der Gefühle verringert und sie haben die Form der Genitalien verändert, was total überflüssig war. [...]

Für mich ist es im Moment am Wichtigsten, dabei zu helfen, die erzwungenen Geschlechtsangleichungen zu stoppen. Mein Ziel ist es, Zwangsoperationen zu illegalisieren, zu verhindern, das Krankenkassen diese Operationen bezahlen und den Patienten das Recht zu geben, die Ärzte, die ohne ihre Einwilligung operieren, zu verklagen, was wir in Kolumbien gerade erreicht haben. In Kolumbien zählt es zu den Menschrechten, dass keine Zwangs-Geschlechtsangleichungen an Kindern mehr vorgenommen werden dürfen, es sei denn, ihr Leben wäre akut bedroht. Und das Aussehen der Genitalien zu ändern zählt nicht dazu, Leben zu retten.

>>> Das ganze Interwiew als PDF (S. 32-34)

>>> Die ganze lespress 11/2005 als PDF

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