Thursday, October 15 2015

«Viele Eltern von intersexuellen Kindern schämen sich» + coole LeserInnenbriefe, Tages-Anzeiger / Bund / BaZ 10. + 14.10.2015

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Durchzogenes Interview in mehreren deutschsprachigen CH-Tageszeitungen sowie online (>>> Tages-Anzeiger | Bund | Basler Zeitung) mit Otfried Höffe, ehemaliger Ethikprofessor u.a. in Tübingen, und seit 2009 Präsident der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK-CNE), deren Intersex-Stellungnahme von Betroffenenorganisationen weltweit gelobt wurde.

Aufhänger des Interviews war das kürzliche UN Intersex Expert Meeting, an dem Höffe ebenfalls teilnahm.

Meine 2 Cent: Nebst guten Ansätzen blieb Otfried Höffe leider im Interview wiederholt deutlich hinter der NEK-Stellungnahme zurück.

Gleich in der 1. Antwort wirft z.B. die Behauptung "Der Deutsche Ethik­rat [hat] die [NEK-]Empfehlungen zustimmend aufgenommen" doch einige Fragen auf – der Dt. Ethikrat hatte im Gegensatz zur NEK-Stellungnahme die allermeisten IGM-Praktiken als zulässig erklärt mit seinem perfiden Konstrukt einer Pseudo-Unterscheidung zwischen "geschlechtszuordnenden" vs. "geschlechtsvereindeutigenden" Verstümmelungen (weshalb sich auch CH-Kliniken bis heute oft und gern auf die Ethikrat-Stellungnahme berufen und die NEK-Stellungnahme geflissentlich ignorieren), und (im Gegensatz zu NEK-CNE) stattdessen stigmatisierende Personenstandspolitik favorisiert.

In ganau dieselbe Kerbe schlägt Höffe auch in Antwort 3 mit der stereoptypen Überbetonung der "Toilettenfrage" ("In welche Garderobe soll es im Sportunterricht gehen, welche Toilette soll es benutzen?"). Auch von dem (von Höffe favorisierten) Begiff "Intersexualität" hatte sich die NEK-Stellungnahme zu Recht distanziert.

Vielsagend auch Höffes ausweichende 6. Antwort, ob man auf medizinisch unnötige Operationen an Kindern verzichten könne: "So scheint es zu sein."

Komplett an Höffe vorbeigegangen zu sein scheinen dagegen die bahnbrechenden Rügen des UN-Kinderrechtsausschusses und des Ausschusses gegen Folter an die Schweiz, die beide Verstümmelungen deutlich kritisierten.

Zum Glück druckte der Tages-Anzeiger in der Folge 2 gelungene LeserInnenbriefe ab (Danke!!), die ich euch nicht vorenthalten will:

Vergrössern: Reinklicken!

Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-CRC verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Wednesday, October 14 2015

22.10.2015 > 2. Verhandlungstag im Nürnberger Zwitterprozess mit Weltpremiere: Intersex-GenitalabschneiderInnen vor Gericht!

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitätenBild: Großes Medieninteresse zum 1. Prozesstag am 26. Januar 2015, LG Nürnberg-Fürth

>>> UPDATE 17.10.2015

 

 

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Donnerstagmittag den 22. Oktober  findet im Justizpalast Nürnberg-Fürth (dem Austragungsort der Nürnberger Prozesse!) der zweite Verhandlungstag in Sachen Schmerzensgeldklage von Michaela "Micha" Raab gegen den sie seinerzeit verstümmelnden Chirurgen und den Tatort Friedrich-Alexander-Universitätsklinik Erlangen statt. Zum allerersten Mal überhaupt sind dabei beteiligte IGM-TäterInnen persönlich vorgeladen und müssen vor Gericht aussagen!

Zwischengeschlecht.org hat (wie schon zum 1. Prozesstag) vor der Verhandlung einen friedlichen Soli-Protest angemeldet. Mehr dazu in Kürze! Wir sehn uns, wo die Action ist!

Continue reading...

Monday, October 12 2015

Chile > UN-Kinderrechtsausschuss kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen erneut als "Schädliche Praxis"

Foto: Aktion von Zwischengeschlecht.org zum UNHRC UPR #14, UNO Genf 20.10.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookWie dieser Blog berichtete, hatte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) Chile im Rahmen der Staatenüberprüfung auf Einhaltung der Kinderrechtskonvention mehrfach zu IGM-Praktiken befragt, nachdem NGOs und die Nationale Menschenrechtsinstitution das Thema aufwarfen.

Die Regierung ihrerseits vermochte nur ausweichende Antworten zu liefern betreffend ihrer Verpflichtung, Intersex-Kinder wirksam vor unnötigen, nicht eingwilligten und verstümmelnden Genitaloperationen a.k.a. IGM-Praktiken zu schützen.

Nun hat der Ausschuss seine verbindlichen "Abschließenden Bemerkungen" für Chile veröffentlicht, die – wie erhofftdeutliche Worte zu IGM-Praktiken enthalten. Erneut stufte der Ausschuss IGM als "schädliche Praxis" ein, und forderte "wirksame Rechtshilfe für Opfer, einschließlich Wiedergutmachung und angemessener Entschädigung"!

Dafür von diesem Blog von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Nachfolgend eine inoffizielle Übersetzung der Abschnitte zu IGM-Praktiken:

>>> Original (englisch): CRC/C/CHL/CO/4-5, Advance Unedited Version, paras 48–49

Schädliche Praktiken

48.  Während er die vorgeschlagene Entwicklung eines Protokolls für die medizinische Betreung von intersex-Säuglingen und Kindern vermerkt, ist der Ausschuss ernsthaft besorgt über Fälle von medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen Operationen sowie weiteren Behandlungen an Intersex-Kindern ohne deren informierte Zustimmung, welche schweres Leiden verursachen können, sowie über den Mangel an Rechtszugang und Entschädigung in solchen Fällen.

49.  Im Licht des Gemeinsamen Allgemeinen Kommentars Nr. 18 (2014) und Nr. 31 des Ausschusses für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau empfielt der Ausschuss, dass der Vertragsstaat die Entwicklung und Umsetzung eines Rechte-basierten Protokolls für die medizinische Behandlung von Intersex-Kindern vorantreibt, welches Prozeduren und Schritte festlegt, denen medizinische Teams folgen müssen, und die sicherstellen, dass niemand während der Kindheit oder Jugend unnötigen Operationen oder sonstigen Behandlungen unterworfen wird, und welche die Rechte der betroffenen Kinder auf körerliche und geistige Unversehrtheit, Autonomie und Selbstbestimmung schützen, sowie Intersex-Kinder und ihre Familien Zugang zu angemessene Beratungs- und Unterstützungsangeboten gewähren, einschließlich Selbsthilfegruppen, sowie wirksame Rechtshilfe für Opfer, einschließlich Wiedergutmachung und angemessener Entschädigung sicherzustellen.

Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-CRC verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Monday, September 28 2015

UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) befragt Chile zu IGM-Praktiken

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookNach seiner bahnbrechenden diesjährigen Einstufung von IGM als schädliche Praxis hat der UN-Kinderrechtsausschuss das Thema letzte Woche während der Staatenüberprüfung Chiles erneut aufgegriffen.

Diese Entwicklung ist umso willkommener, als der Staatenbericht Intersex gar nicht erwähnte, und auch ein >>> 7-seitiger NGO-Bericht "Situation of Trans and Intersex Children in Chile" (PDF, englisch) von Observatorio de Derechos Humanos – Chile (Andrés Rivera Duarte) und International Gay and Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC) IGM-Praktiken nur kurz innerhalb eines Satzes anschnitt (Übersetzung und Hervorhebung durch diesem Blog):

Mangelnder Schutz von Intersex-Kindern
Intersex-Kinder (die mit beiden stereotypischen “männlichen” und “weiblichen” anatomischen Merkmalen geboren werden, oder deren äußere Genitalien von Medizinern als “uneindeutig” eingestuft werden) haben in Chile keinen gesetzlichen Schutz. Mediziner bestimmen willkürlich ob Intersex-Kinder unnötigen und irreversible Operationen unterzogen werden um “normalen” männlichen oder weiblichen Körpern ähnlich zu sehen.
(S. 5)

Leider versäumte es der NGO-Bericht die bestehende Praxis in Chile zu dokumentieren, obwohl nur schon eine oberflächliche Internetsuche fürs erste genügend Beweismaterial geliefert hätte für die 3 häufigsten Prozeduren, d.h. IGM 1: "Hypospadiekrorrektur" (eins (englisch) / zwei --> poster 29 (spanisch) / drei (englisch)); IGM 2: "Verweiblichende Genitalkorrekturen" (PDF (englisch)); IGM 3: Kastration oder "Gonadektomie" (eins (englisch) / PDF (spanisch)).

Glücklicherweise griff der Ausschuss – offenbar sensibilisiert durch die kürzliche Behandlung – trotzdem IGM-Praktiken in seiner >>> List of Issues (LOI) mit Fragen an die Chilenische Regierung (englisch) auf (meine Übersetzung):

8.  [...] Bitte geben Sie Auskunft über ergriffene Maßnahmen zur Sicherstellung des Schutzes von Intersex-Kindern vor unnötigen Operationen ohne ihre Einwilligung. (Abs. 8)

Wenig überraschend war die >>> Antwort der Chilenischen Regierung (PDF, spanisch) ausweichend (meine Übersetzung):

19.  In Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Fachgesellschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen haben wir begonnen, Protokolle zur Gesundheit von Intersex-Kindern auszuarbeiten, welche Schritte und Verfahren für Gesundheitsanbieter schaffen, mit deren Rechten im Fokus. (Abs. 19)

Verdankenswerterweise scheint sich der Ausschuss bisher nicht von solch vagen, unverbindlichen Übertreibungen blenden zu lassen. Sondern Jorge Cardona Llorens, Ausschuss-Experte und Länder-Ko-Rapporteur für Chile, wiederholte die Frage ausdrücklich während der Staatenüberprüfung am 24.-25. September, wie eine >>> UN-Nachrichtenmeldung dokumentiert (Hervorhebung im Original, meine Übersetzung):

Eine weitere Frage betraf vom Vertragsstaat ergriffene Maßnahmen zur Sicherstellung des Schutzes von Intersex-Kindern vor unnötigen Operationen ohne ihre Einwilligung.

Die Tatsache, dass die UN-Meldung keine Antwort zu dieser spezifischen Frage erwähnt könnte nicht zum 1. Mal darauf hindeuten, dass der Vertragsstaat während der Anhörung erneut ähnlich vage und inhaltslos antwortete wie zuvor ...

Wir hoffen deshalb auf deutliche Abschließende Bemerkungen des Kinderrechtsausschusses zu IGM-Praktiken in Chile, die am 2. Oktober veröffentlicht werden.

Siehe auch:
- "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-CRC verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Sunday, September 27 2015

Zwitter im "finsteren" Mittelalter: Gesellschaftlich und rechtlich anerkannt, pragmatisches Privileg der Geschlechtswahl

«Alle Menschen sind Männer, oder Frauen, oder Hermaphroditen.» intersex.hypotheses.org

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookErst kürzlich wurde es an der bahnbrechenden historischen Tagung "Männlich-weiblich-zwischen 2015" von ExpertInnen mehrfach bestätigt und bekräftigt: Während deutlich mehr als tausend Jahren war die Existenz von Hermaphroditen als natürliche Variation bei Mensch und Vieh in der Gesellschaft anerkannt. Ebenso im kanonischen Kirchenrecht und im bürgerlichen Zivilrecht, das Betroffenen (vor allen "Normalos"!) obendrein das pragmatische Privileg zugestand, vor Volljährigkeit selbst entscheiden zu dürfen, ob sie als Männer oder als Frauen leben wollten (und dabei eine frühere Entscheidung ihrer Eltern gegebenenfalls auch umzustoßen).

Erst das "Licht der Aufklärung", im speziellen die "moderne" Biologie und Medizin, führte zunächst zur gesellschaftlichen Unsichtbarmachung von Intersexen, und ab 1950 schießlich zur medizinischen Auslöschung mittels systematischer Intersex-Genitalverstümmelungen.

Christof Rolker hat nun verdankenswerterweise auf seinem Blog einige >>> wichtige Quellen zur Situation im Kirchenrecht von 1140-1889 zusammengetragen. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Friday, September 25 2015

UN-Hochkommissariat für Menschenrechte: "Ein Schritt vorwärts für Intersex-Sichtbarkeit und -Menschenrechte", 25.09.2015

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

V.l.n.r.: Daniela Truffer (Zwischengeschlecht.org / StopIGM.org), Morgan Carpenter (OII Australien), Julius Kaggwa (SIPD Uganda), Mauro Cabral (Justicia Intersex Argentinien), UN-Hochkommissar für Menschenrechte Zeid Ra’ad Al Hussein, Hiker Chiu (OII Taiwan), Kimberly Zieselman (AIC USA), Dan Ghattas (OII Deutschland). Foto: UN OHCHR.

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) publizierte heute eine >>> Nachrichtenmeldung (englisch) über das UN Expert Meeting zu Intersex-Menschenrechten letzte Woche in Genf.

Der Report enhält u.a. Zitate von Daniela "Nella" Truffer, erwähnt explizit die Forderung nach einem "gesetzlichen Verbot" von Intersex-Verstümmelungen sowie die Einstufung von IGM als "schädliche Praxis" und "unmenschliche Behandlung" durch UN-Ausschüsse, und zitiert aus der >>> Eröffnungsrede (englisch) des UN-Hochkommissars für Menschenrechte Zeid Ra’ad Al Hussein u.a.:

“Solche Menschenrechtsverletzungen werden selten diskutiert und noch seltener untersucht oder verfolgt”, sagte Zeid. “Das Resultat ist Straflosigkeit für die TäterInnen; fehlende Widergutmachung für Opfer; und ein sich endlos fortsetzender Kreislauf von Unwissenheit und Misshandlung.”

Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Siehe auch:
- UN Intersex Expert Meeting: IGM – Die Straflosigkeit der TäterInnen beenden!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Saturday, September 19 2015

Neue Intersex-"Sensation": Genitalverstümmler tötet Reh-Zwick für "Forschung" - ahnungslose Medien zelebrieren "Entdeckung"

xxx[ Reloaded]

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Nach den Falschmeldungen über den angeblichen "3. Geschlechtseintrag in Deutschland" werden schon wieder Zwitter in den Medien vereinnahmt:

"Intersexuelles Reh entdeckt""Sensation!" – Intersexe überall – jetzt auch "in freier Wildbahn" – gar als Rehe im Deutschen Wald! Unglaublich! Nit möööglich!! Noch niiie dagewesen!!!

Was weniger weltfremden Mitmenschen längst bekannt ist – darüber geraten Intersex-VerstümmlerInnen und Schända-fixierte JournalistInnen geradezu in Ekstase (vgl. Netz, Presse, Funk und Fernsehen).

Doch vor lauter Aufregung, Profilneurose und Geschlächzbegeisterung über diesen sensationellen "Fall von 'Geschlechterumkehr' (sex reversal)" (derstandard.at) blieben in der aktuellen Berichterstattung prompt grundlegende Fakten einmal mehr auf der Strecke:

Zwicke: Früher Alltag, heute nicht nur als Nutztiere bald ausgerottet.
(Landbote, 29.07.2009 - Zum Vergrössern Reinklicken!)

Nirgends wurde in all den "Intersex-Reh"-Meldungen z.B. erwähnt, dass der allenthalben als heroischer "Entdecker" gefeierte Intersex-Forscher sowie Kurositäten- und Freizeitjäger Prof. Dr. Jörg T. Epplen, der sich auch in seinem Humangenetiker-Alltag "mit Intersexualität befasst, allerdings nur beim Menschen" (wdr.de), dies dort wohl anhand von meist mehrfach genitalverstümmelten "Versuchskaninchen" tut, und dass sein Arbeitsplatz Ruhr-Universität Bochum eine notorische VerstümmerInnen-Institution darstellt, eingebunden u.a. ins "multidisziplinäre Forschungsnetzwerk DSD/Intersexualität" usw.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

 Im Endokrinologikum Ruhr in Bochum fand 2007 auch die Jahresversammlung des "Netzwerk D$D/Intersexualität" statt, die exemplarisch zeigt, wie wie VerstümmlerInnen reagieren, wenn Betroffene sie in Form einer "ruhige[n], nicht anklagende[n] Präsentation bundesrepublikanischen Rechtes" auf Menschenrechte und Gesetz ansprechen wollen:

"Dieser Vortrag führte zu tumultähnlichen Szenen des sowieso halbleeren Saals. Ein bekannter Mediziner und ordentliches Mitglied des Vereins, der nach eigenem Bekunden mehr als 25 Jahre intergeschlechtliche Genitale operiert hat, geriet außer Fassung und verließ pöbelnder weise mit Gefolge den Saal, ein sonst ruhiger Psychologe und ordentliches Mitglied des Netzwerk-IS, der für Projekte des Netzwerk-IS arbeitet fährt mit Getöse Betroffenen ins Wort und will ihnen das Wort abschneiden. Es kommt zu Wortgefechten, die nicht unterbunden werden. So der Kommentar: Ob den Betroffenen nicht klar ist, dass solche Vorträge diejenigen, die helfen wollen, demotivieren. [...]"

Vielsagend in diesem Zusammenhang auch Prof. Dr. Jörg T. Epplens Vorlesung 4 im Sommersemester 2013 mit dem Titel "Geschlechts-Determination /-Entwicklung und Infertilität" (PDF 2.3 MB) [ TRIGGERWARNUNG!!! ], vgl. etwa die Folien 11, 31 u. 32:

Ebenso blieb in der aktuellen Medienberichterstattung unbemerkt, dass Verstümmler-Prof. Dr. Jörg T. Epplen mit dem "Intersex-Reh" nicht zum ersten Mal durch Abschüsse von "Kuriositäten" zu Forschungszwecken und entsprechende, tief blicken lassende Publikationen auffällt, vgl. z.B. den Bericht über einen "Halbkastraten-Basthirsch" (Pirsch Nr. 22/2011, S. 27; siehe auch zuunterst Homepage Humangenetik Ruhr-Universität [inzwischen gelöscht, archiviert hier]):

Weiter wurde (nicht nur) in der Medienberichterstattung gänzlich unterschlagen, dass Intersexe logischerweise bei allen Säugetieren (aber auch bei Fischen, Vögeln usw.) genau gleich natürlich vorkommen wie beim Menschen – was bei aufgeklärteren Zeitgenoss_innen seit jeher bekannt war und ist.

So gibt's im Voralpenraum (Süddeutschland, Deutschschweiz und Österreich-Vorarlberg) den althergebrachten, spezifischen Ausdruck "Zwick (Zwitter)", vgl. z.B. Ernst Tappolet, "Die alemannischen Lehnwörter in den Mundarten der französischen Schweiz" (Basel, 1913), z.B. S. 7, 9 u. 29: 

Und worüber Intersex-VerstümmlerInnen ebenso wie PersonenstandsfetischistInnen wohl komplett aus dem Häuschen geraten wären (und sich bestimmt wochenlang nicht mehr einkriegt hätten):

Wie die Dissertation von Hans Friedich Büchi "Untersuchungen über das verschobene Geschlechtsverhältnis, die Intersexualität und die Fruchtbarkeit bei der Milchziege" (1957) (PDF) auf S. 13 enthüllt, wurden in den 1950er-Jahren in schweizerischen Ziegenzuchtgenossenschaften im "Formular 6a: Sprung-, Geburts- u. Markierungskarte für Ziegen" nebst "männlichen" und "weiblichen Gitzi" offiziell auch "Zwitter" erfasst:

(ganzes Formular: reinklicken!)

"Kühe sind auch nur Menschen": Wie die realexistierende "Zwick-Kuh" Astor (siehe oben) aus der CH-Fensehserie "Alpenfestung - Leben im Réduit"  am eigenen Leib erfahren musste, schützt offizielle Anerkennung als "Zwitter" nicht unbedingt vor Stigmatisierung.

Eigens für die Dreharbeiten über das bäuerliche Leben im 2. Weltkriege vom Heimathof herangeschafft und mit einer kleinen Herde "richtiger Kühe" zusammengepfercht, wurde "Zwick" Astor von diesen "nicht akzeptiert", sondern tätlich misshandelt (und für die restlichen Folgen umgehend durch einen kastrierten Ochsen ersetzt) ...

Von fremden Kühen misshandelter Zwick mit "Schrammen"
– zu Hause hatte Astor es besser!

Welche menschenverachtenden Schlüsse GenitalabschneiderInnen sowie Bauchnabel-fixierte Geschlächz-JournalistInnen aus dieser Episode ziehen würden – 3x dürft ihr raten ...

Doch immerhin, in den LeserInnen-Kommentaren zum "sensationellen Intersex-Reh" gab's vereinzelt Lichtblicke:

Fazit: Wenn Dummheit so richtig weh tät, würden in den hiesigen Kinderklinken wohl schlagartig keine Intersex-Kinder mehr verstümmelt – und in den Medien weniger unreflektierte Geschlächz-&-Schända-Fantasien über Intersexe abgelassen.

Leider sind wir davon noch ziemlich weit entfernt ...

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Friday, September 18 2015

IGM: Die Straflosigkeit der TäterInnen beenden!

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Kurze Präsentation von Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org) an einem 2-tägigen UN Expert Meeting zu Intersex Menschenrechten in Genf, erkundet Möglichkeiten zur Beendigung von IGM-Praktiken durch Haftbarmachung der TäterInnen.

>>> PDF (englisch, 831kb)

(Bild: Intersex Proteste vs. 1st D$Dnet Training School' @ Universität Gent, Belgien 10.06.2015)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Sunday, September 13 2015

Die rassistischen Wurzeln von IGM > Päpstlicher Gesandter und Medizyner: FGM "notwendig bei Hermaphroditen u. zu großer Klitoris"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Spätestens seit der Aufklärung war es unhinterfragtes, "selbstverständliches Wissen" unter "westlichen" Medizynern (Medizynerinnen gab's damals noch nicht), dass "(Pseudo-)Hermaphroditen" eine Gattung von "Untermenschen" darstellen, die unter "primitiveren, südlichen und asiatischen Rassen" (inkl. "Jüdinnen") ebenso selbstredend häufiger auftreten würden als bei "zivilisierteren, hellhäutigeren Rassen", wie u.a. Einträge zu "Hermaphrodit" in praktisch allen Enzyklopädien der Aufklärung belegen, sowie im 19. Jahrhundert und bis nach dem 2. Weltkrieg unzählige (vor-)moderne medizinische Publikationen.

Ebenso, dass bei solchen "Untermenschen" Prozeduren, die bei "normalen", "richtigen" Menschen selbstredend unzulässig sind (wie z.B. Klitorisamputationen a.k.a. "Mädchenbeschneidungen"), bei Hermaphroditen nicht nur zulässig sind, sondern schlichtwegs "notwendig".

Kleines Quellenbeispiel gefällig? Bitte sehr:

Die Clitoris ist in südlichen Zonen grösser, als in den gemässigten und kalten Breiten. Bei den Abyssinierinnen [Äthiopierinnen und Eritreerinnen], den Mandingos und Ibbos, so wie bei hermaphroditischen Frauen (Androgynae) , ist ihre Grösse bedeutend, und erfordert bei ersteren ebenfalls die Beschneidung als volksthümliche Operation. Als bei der Bekehrung der Abyssinier zum Christenthum (im 16. Jahrhundert) die Missionäre die weibliche Beschneidung als Ueberrest des Heidenthums abstellten, machten die Männer Revolution, die nicht früher beigelegt wurde, als bis ein von der Propaganda in Rom abgesandter Wundarzt die Nothwendigkeit des alten Brauches feststellte.Zum Vergrößern: draufklicken!
Quelle: Joseph Hyrtl: Lehrbuch der Anatomie des Menschen, mit Rücksicht auf physiologische Begründung
und praktische Anwendung. Wien: Wilhelm Braumüller, 2. Aufl. 1850, S. 533.  archive.org

Josef Hyrtl (1810-1894) war Anatomieprofessor in Prag und Wien, "und sein Lehrbuch der Anatomie des Menschen, das in viele Sprachen übersetzt wurde, erlangte[] Weltruf." (Österreichisches Biographisches Lexikon) In der 20. Auflage von 1889 ergänzte Hyrtl zusätzlich (meine Hervorhebungen): "Bei den Androgynen und lasciven Frauen überhaupt, nimmt ihre Grösse zu, und kann so stattlich werden, dass die Kunsthilfe einschreiten muss, um das Ueberflüssige zu beseitigen." (S. 844)

Obige Stelle wurde u.a. im Lehrbuch des polnischen Anatomen Edward Loth (1884-1944), dem Verfasser einschlägiger Werke wie z.B. "Beiträge zur Anthropologie der Negerweichteile" (1912), in seinem 1931 auf französisch erschienenen Buch "Anthropologie des parties molles" (Paris: Masson 1931, S. 342) vollständig zitiert, wobei Loth das "Erfordernis der volkstümlichen Operation" noch weiter ausbuchstabierte (meine Übersetzung): "ohne wäre die Penetration des Penis in die Vagina schwierig."

Loths Zitat wurde wiederum ausführlich zitiert von Louis Ombrédanne (1871-1956) in "Les Hermaphrodites et la Chirurgie" (Paris: Masson 1939, S. 143), eine der 3 IGM-Hauptmonographien der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (vgl. CRC-Schattenbericht, PDF S. 83).

>>> "Männlich-Weiblich-Zwischen", Historische Tagung 16.-19.09.2015

Siehe auch:
- IGM – eine Genealogie der TäterInnen
- NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution"
- Nazi-"Erbkrankheiten": Intersex, "Rassenmischung", Hermaphroditen, Hypospadie, etc.
- Naujoks 1933: "Intersex-Genitalamputation prädestiniert für Hormon-Forschung"
- Köln 1949-66: Intersex-Sterblichkeit 30% – seziert für "Kindereuthanasie"-Prof.

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

UN > Intersex-Menschenrechte: Cooles neues OHCHR Fact Sheet

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

UNFE Intersex Factsheet ENGLISH Zwischengeschlecht.org on Facebook "Free & Equal" (englisch), die UNO-Kampagne für LGBTI-Gleichstellung unter dem Patronat des Büros des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) in Genf, hat ein herausragendes neues >>> "Fact Sheet Intersex" (PDF, englisch) veröffentlicht, das (alle englisch) zu Recht rund um den Globus gelobt wurde.

Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org):

Ich begrüße insbesondere, wie das Fact Sheet ausdrücklich "unmenschliche Behandlung" und "schädliche Praktiken" ausbuchstabiert, zwei entscheidende und äußerst mächtige Menschenrechtskonzepte, die leider in der Diskussion um Intersex-Menschenrechte immer noch viel zu häufig 'übersehen' werden, ebenso wie "Zugang zu effektiven Rechtsmitteln, einschließlich Wiedergutmachung und Entschädigung", was im Fact Sheet unter konkret zu treffende Maßnahmen (Action Points) enthalten ist.

“Kommt dann noch "TäterInnen" obendrauf, ist mein Tag gerettet.” :-)

“Gemeinsam mit dem ähnlich brillianten Intersex-Flyer von QueerAmnesty Deutschland ist das Fact Sheet die neue Messlatte dafür, wie Intersex aus einer LGBTQ-Perspektive heraus angemessen angegangen werden kann, und unter  erfolgreicher Vermeidung der Fallstricke der Intersex-Vereinnahmung.

“Gut gemacht! Und nun – wer kommt als Nächste_R?”

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Saturday, September 12 2015

CH > Amnesty-Magazin berichtet über Intersex und IGM-Praktiken

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Als Daniela Truffer zur Welt kam, wussten die Ärzte nicht, ob sie ein Mädchen oder einen Knaben vor sich hatten. Sie wurde zum Mädchen gemacht und leidet noch immer unter den Folgen. Heute führt die Aktivistin eine provokante Kampagne, weil sie anderen Menschen dasselbe Leid ersparen will.

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Das "Amnesty Magazin für Menschenrechte" Nr. 83 ist eine LGBTI-Schwerpunktnummer unter dem Titel "Gleiche Rechte für alle". Zwar hat's Intersex dabei (noch) nicht in den Untertitel geschafft, dieser listet lediglich "Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität". Doch nach dem diesjährigen Beschluss von Amnesty Schweiz, die Menschenrechtsarbeit zu Intersex zu intensivieren und dabei Betroffene von intersex-spezifischen Menschenrechtsverletzungen miteinzubeziehen (dieser Blog berichtete), hat's immerhin einen >>> ausführlichen Beitrag zum Thema von Carole Scheidegger drin (auch >>> auf französisch). Danke! 

Siehe auch:
- Cooler Intersex-Info-Flyer von Amnesty Deutschland

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Friday, September 11 2015

D > Neue AWMF-Intersex-Leitlinie 174/001 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" stillschweigend auf 2016 vertagt

Offener Brief zu AWMF-Leitlinien mit 227 Unterschriften, "Ja-Ped 2014" Leipzig 08.11.2014

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Heidi Walcutt: 'STOP Intersex Genital Mutilation!' (1997)Seit 2012 in Arbeit, schon x-mal hinausgezögert, zuletzt wiederholt auf Ende August angekündigt – und nun laut AWMF-Homepage wiederum nachträglich verschoben auf 1. April 2016.

Meine 2 Cent: Das verantwortliche GenitalabschneiderInnen-Konsortium, bestehend aus KinderendkrinologInnen (DGKCH), KinderchirurgInnen (DGKCH) und UrologInnen (DGU), tut sich unverändert schwer mit dem Leitlinien-Vorhaben Nr. 174/001.

Kein Wunder angesichts der selbstgestellten, wahrhaft titanischen Aufgabe, nämlich auf Intersex-Genitalverstümmelungen zwar weiterhin nicht zu verzichten, diese aber künftig angeblich menschenrechtskonform durchzuführen zu wollen – eigentlich ein klarer Widerspruch in sich, oder?

Pikantes Detail: Zwar hatten die 3 Leitlinien-Verantwortlichen nach öffentlicher Kritik Ende 2014 treuherzig angekündigt, die geplante Leitlinie heiße mittlerweile nicht mehr "Störungen", sondern neu "Varianten der Geschlechtsentwicklung". Auf der AWMF-Homepage heißt das Vorhaben aber auch mit dem neuen Verfalldatum unverändert "Störungen".

Wie dem auch sei, eins ist sicher: Fortsetzung folgt ... ;-)

Siehe auch:
- Friedliche Proteste + Offener Brief mit 227 Unterschriften zu AWMF-Intersex-DSD-Leitlinien
- Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
- Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
- DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
- AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Sunday, September 6 2015

Tagung "Männlich-Weiblich-Zwischen", Hannover 16.-19.09.2015

xxx

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookFür das interdisziplinäre Symposion "Männlich-weiblich-zwischen: Auf dem Weg zu einer langen Geschichte uneindeutiger Körper", organisert vom Historiker Christof Rolker, ist nun das >>> vollständige Programm online, mit Links zu >>> (fast) allen Abstracts, sowie einem >>> Hinweis auf einen (leider unverändert aktuellen) Input von Daniela "Nella" Truffer. Von Markus Bauer gibt's an der Tagung einen >>> Beitrag zur Menschenrechtsperpektive.

Christof Rolkers Projekt einer "langen Geschichte" des gesellschaftlichen Umgangs mit sog. "atypischen" oder "uneindeutigen" Körpern (dieser Blog berichtete) ist eine willkommene Abwechslung zur sonst üblichen (leider meist vereinnahmenden) "wissenschaftlichen Betrachtung" des Themas. Umso bedauernswerter, dass (soweit sich das aus den Abstracts ersehen lässt) trotz einiger positiver Highlights immer noch erschreckend viele Beiträge nichtsdestotrotz genau einer solchen vereinnahmenden "Tunnelperspektive" zu huldigen scheinen, inkl. der üblichen Verklärung bekannter medizinischer und/oder sexologischer TäterInnen. Es ist noch ein weiter Weg ...

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Intersex-Vereinnahmung
>>> Intersex: 150 Jahre "Wissenschaft" ohne Ethik und Gewissen
>>> Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie 
>>> NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution"
>>> Nazi-"Erbkrankheiten": Intersex, "Rassenmischung", Hypospadie, etc.
>>> Naujoks 1933: "Intersex-Genitalamputation prädestiniert für Hormon-Forschung"
>>>
Köln 1949-66: Intersex-Sterblichkeit 30% – seziert für "Kindereuthanasie"-Prof.
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe

Sunday, August 30 2015

CCPR120 > UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in der Schweiz

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

'STOP Intersex Genital Mutilation!' - UNHRC Geneva 20.10.2012

2017: UN-Menschenrechtsausschuss verurteilt IGM in der Schweiz als Genitalverstümmelung, Folter und nicht-eingewilligte medizinische Experimente! (CCPR/C/CHE/CO/4, paras 24-25)
Für die vollständigen Intersex-Empfehlungen auf Deutsch siehe unten "Vierte UN-Rüge für IGM in der Schweiz!" (UPDATE August 2017).

Chronologie CCPR Schweiz 2014-2017

'Human Rights For Hermaphrodites, Too!' - 2015 CRPD NGO Report

2014: Aufgrund eines ersten >>> Thematischen Intersex NGO-Berichts (PDF 1.66 MB, englisch) von Zwischengeschlecht.org  / StopIGM.org, Intersex.ch und SI Selbsthilfe Intersexualität untersucht der UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) als UN-Kontrollorgan zur Umsetzung des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (CCPR) zum allerersten Mal Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Menschen. In seiner List of Issues Prior to Reporting (LoIPR) ruft der Ausschuss nun die Schweiz dazu auf, Zahlen zu Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) offenzulegen (CCPR/C/CHE/QPR/4, siehe unten).

Der Schweizer Staatenbericht zur Beantwortung der Fragen in der LoIPR ist auf November 2015 fällig.

Zwischengeschlecht.org begrüßt aufs Herzlichste die Fragen des HRCttee zu Intersex in der LoIPR und erwartet die weitere Staatenüberprüfung der Schweiz mit großen Interesse.

Wie auch die bahnbrechenden diesjährigen verbindlichen Empfehlungen des UN-Kinderrechtsausschusses (CRC), des Ausschusses gegen Folter (CAT) und des Behindertenrechtsausschusses (CRPD) ist dies ein weiterer wichtiger Sieg der Intersex-Bewegung – und Zwischengeschlecht.org war einmal mehr an vorderster Front dabei! Fortsetzung folgt ...

(Wie der UN-Menschenrechtsmechanismus der Periodischen Überprüfung von Vertragsstaaten funktioniert: Vertragsstaaten als Unterzeichnerinnen von UN-Konventionen müssen sich einer regelmäßigen, periodischen Überprüfung ihner Verpflichtungen aufgrund jeder ratifizierten Konvention unterziehen. Im neuen sog. "Vereinfachten Berichtsverfahren" ("Simplified Reporting Procedure"), das für die oben erwähnte CCPR-Überprüfung der Schweiz zum Zug kommt, übermittelt das zuständige UN-Kontrollorgan dem Vertragsstaat zu Beginn eine sog. "List of Issues Prior to Reporting (LoIPR)" (etwa: "Liste offener Fragen vor der Berichterstattung"); aufgrund der darin enthaltenen Fragen erstellt der Vertragssatat dann seinen periodischen Bericht, worauf direkt Staatenüberprüfung während der Session des Kontrollausschusses folgt; anschließend veröffentlcht der Ausschuss die sog. "Abschließende Bemerkungen", welche bindende Empfelungen an den Vetragsstaat beinhalten. Beim althergebrachten sog. "ordentlichen Verfahren" reicht der Vertragsstaat zu Beginn einen periodischen Bericht ein, darauf folgt eine "Liste offener Fragen" ("List of Issues (LoI)") des Kontrollausschusses, gefolgt von den Antworten des Vertragssaates auf die LoI, worauf die Staatenüberprüfung während der Session und danach die Abschließenden Bemerkungen erfolgen. An verschiedenen Stellen des Verfahrens können NGOs oder Zivilgesellschaftliche Organisationen (CSOs) dem zuständigen UN-Organ ihrerseits berichten (sog. Schattenberichte). Jeder Vertragsstaat muss etwa alle 5-7 Jahre eine periodische Überprüfung für jede ratifzierte Konvention durchlaufen.)

2014: In seiner List of Issues Prior to Reporting (LoIPR) thematisierte der UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) zum allerersten Mal IGM-Praktiken, unter Verweis auf  Art. 7 (Verhütung von Folter und nicht-eingewillligte medizinische Experimente) und Art. 24 (Kinderschutz) des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (CCPR) (schon vor den 2015er Beschlüssen des UN-Kinderrechtsausschusses (CRC) und des Ausschusses gegen Folter (CAT)). Nachfolgend eine inoffizielle deutsche Übersetzung des relevanten Abschnittes:

Un-Menschenrechtsausschuss:
Liste offener Fragen vor dem vierten periodischen Bericht der Schweiz

(25 November 2014, CCPR/C/CHE/QPR/4, Abs. 21, S. 5 >>> Download)

Kinderrechte (Art. 7 und 24)

[...]

22.  Bitte nehmen Sie Stellung zu den Berichten über frühzeitige Operationen und weitere mediznische Behandlungen an Intersex-Kindern. Bitte geben Sie Zahlen an betreffend Intersex-Kindern, die während des Berichtzeitraums geschlechtszuweisenden Eingriffen unterworfen wurden.

2016: Der verspätet eingereichte Staatenbericht der Schweiz (CCPR/C/CHE/4, para 188) beantwortete die LOIPR-Frage zu Intersex wie folgt (inoffizielle Übersetzung):

Beantwortung der Fragen in Absatz 22

188. Chirurgische Eingriffe wurden auf politischer Ebene sowohl vom Parlament und vom Bundesrat als auch von der Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin in der Stellungnahme Nr. 20/2012 zum Umgang mit Varianten in der Geschlechtsentwicklung und ethischen Fragen zur Intersexualität angeprangert. Der Bundesrat ist im Begriff, auf die Stellungnahme der Kommission zu antworten. Die aktuelle Situation war auch Gegenstand einer offiziellen Mitteilung des Bundesamtes für den Personenstand vom 1. Februar 2014. In der Schweiz werden für ein bis drei Kinder pro Geburtsjahr medizinische Massnahmen [von der IV] übernommen.

Juni 2017: Ein zweiter >>> Thematischer Intersex NGO-Bericht (für die Session) (PDF 809 kb, englisch) von Zwischengeschlecht.org  / StopIGM.org, Intersex.ch und SI Selbsthilfe Intersexualität belegt mit neuen Beweisen, dass alle gängigen IGM-Formen nach wie vor in der Schweiz praktiziert werden (S. 7-11), bezahlt von der IV, und widerlegt so die nirgends substantiierten Behauptungen der Schweizer Regierung, heute würde angeblicht nicht mehr operiert oder höchstens noch "drei Kinder pro Geburtsjahr" (S. 15-16). Der Bericht zeigt auf, wie ohne ein explizites (strafrechtliches) Verbots inkl. angepassten (verlängerter/aufgehobener) Verjährungsfristen bis heute Überlebende von IGM im Kleinkindesalter vom Rechtszugang ausgeschlossen bleiben (S. 14-15), wie das Kinderspital Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, dem Schweizerischen Nationalfonds und dem Staatsarchiv des Kanton Zürichs eine "Aufarbeitung" historischer Praxis dazu benutzten, die meisten IGM-Akten des Kispi zu vernichten (S. 16). Dies alles in krasser Verletzung der unabdingbaren Schutzpflichten unter dem UN-Zivilpakt CCPR (S. 11-14).

Juli 2017: An einer Anhörung des UN-Menschenrechtsausschusses mit NGOs in Genf bezeugte Daniela Truffer (StopIGM.org) als IGM-Überlebende die verheerenden Folgen von nicht-eingewilligten Genitaloperationen etc. an Intersex-Kindern sowie die Jahr für Jahr immer wieder abgespulten, ewig-gleichen Ausreden der TäterInnen – vom Bundesrat bis hinunter in die Universitäten und Kinderkliniken, inkl. Aktenvernichtung im Kispi Zürich. >>> ganzes Statement (englisch) 

UN-CCPR 120th Session @ Palais Wilson, Geneva 03.07.2017, 14:55h: Bald geht's los ...
Vorne links: CCPR Experte Hr. Christof Heyns, der die 1. Frage zu Intersex stellte.
Hinten rechts (gleich vor dem Podiums): Hr. Yuval Shany, der die 2. Frage stellte.

3.-4. Juli 2017: An seiner 120. Session befragt der UN-Menschenrechtsausschuss die Schweiz, auch zu Intersex und IGM. Die Schweiz schwurbelte etwas von "gehen davon aus heute keine unnötigen Operationen mehr" und bog dann schnel ab in Richtung "Personenstand", "Personenstandseintrag", "Änderung des Personensatnandseintrags" ... Als der Ausschuss am 2. Tag nachhakte inkl. betreffend psychosoziale Unterstützung, Rehabilitation und Rechtszugang für IGM-Überlebende, schwurbelte die Schweiz noch etwas weiter, liess die erstgenannten Fragen kurzerhand aus und antwortete auf die letzte "uns ist nichts bekannt". >>> vollständiges Transkript  und Video (englisch) 

Vierte UN-Rüge für IGM in der Schweiz!

UPDATE August 2017: Der UN-Menschenrechtsausschuss verurteilt IGM in der Schweiz als Genitalverstümmelung, Folter und nicht-eingewilligte medizinische Experimente (CCPR/C/CHE/CO/4, paras 24-25) – und spricht mehrere verbindliche Empfehlungen aus (inoffizielle deutsche Übersetzung):

Intersex-Menschen

24.   Der Ausschuss nimmt Kenntnis von den Arbeiten der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin und von der Presseerklärung des Bundesrates vom 6. Juli 2016. Sie ist jedoch nach wie vor besorgt darüber, dass die Durchführung chirurgischer Eingriffe an Intersex-Kindern, die körperliches und geistiges Leid verursachen, immer noch nicht strikt geregelt ist. Sie möchte auch ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass die Durchführung von Operationen ohne Einwilligung bisher noch zu keiner Untersuchung, Sanktion oder Wiedergutmachung geführt hat (Art. 3, 7, 24 und 26).

25.   Der Vertragsstaat soll: a) alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass kein Kind einer unnötigen Operation zur Zuordnung des Geschlechts unterzogen wird; b) dafür sorgen, dass die Krankenakten zugänglich sind und dass Untersuchungen in Fällen eingeleitet werden, in denen Intersex-Menschen ohne ihre wirksame Zustimmung einer Behandlung oder einem chirurgischen Eingriff unterzogen werden; und c) dafür sorgen, dass psychologische Hilfe und Wiedergutmachung, einschliesslich Entschädigung, für Opfer unnötiger chirurgischer Eingriffe gewährleistet werden.

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Genitalverstümmler – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- "Schädliche medizinische Praxis": UNO, COE, ACHPR, IACHR verurteilen IGM 
- 38 UN Rügen für Intersex-Genitalverstümmelungen
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- "Schädliche Praxis" zum Zweiten: UN-Frauenrechtsausschuss (CEDAW) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee/CCPR) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) verurteilt IGM-Straflosigkeit in Deutschland

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

"KOSMETISCHE KLITORISAMPUTATIONEN AN INTERSEX-KINDERN IN ZÜRICH UND BERN"
Dokumentation mit Belegen aus Publikationen aus dem Kispi Zürich und Insel Bern [OHNE OP / Genitalbilder].

 >>> Download Folien (PDF, 700 KB)

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Friday, August 21 2015

"Es ist eine Menschenrechtsverletzung!" - Daniela Truffer, Narrative Inquiry in Bioethics 20.08.2015

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Bewegender Beitrag von Daniela "Nella" Truffer (PDF, englisch) in der aktuellen Ausgabe von Narrative Inquiry in Bioethics, zusammen mit weiteren 19 Intersex-Zeugnissen, u.a. von Pidgeon Pagonis, Hida Viloria, Lynnell Stephani Long und Kimberly Zieselmann, and 4 Kommentaren, u.a. von Lih-Mei Liao und Katrina Karkazis, herausgegeben von Georgiann Davis und Ellen Feder (NIB vol. 5 no. 2 (2015), S. 87-150 + online). Danke!

Thursday, August 20 2015

Intersex: "Unnötige medizinische und chirurgische Eingriffe ohne Einwilligung unterbinden" - humanrights.ch zu CAT-Empfehlungen

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Die Info-Plattform humanrights.ch hebt in ihrem aktuellen
>>> Report zur CAT-Staatenüberprüfung der Schweiz (dieser Blog berichtete) die Empfehlungen zu Intersex hervor. Danke!

Nachfolgend der relevante Abschnitt:

Ein neues Thema hat der Ausschuss aufgegriffen: Er empfiehlt der Schweiz, den Schutz der Integrität und der Selbstbestimmung von Menschen mit Geschlechtsvarianten (sog. Intersex-Menschen) zu gewährleisten und unnötige medizinische und chirurgische Eingriffen ohne Einwilligung der Betroffenen zu unterbinden. Die Schweiz habe Beratung und Begleitung der Betroffenen und deren Eltern sicherzustellen und Fälle von widerrechtlich erfolgten Eingriffen zu untersuchen und den Opfern Wiedergutmachung und adäquate Entschädigung zu leisten.

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org zu den CAT-Empfehlungen (14.8.)
>>> 2015: UN-Ausschuss gegen Folter diskutiert Intersex-Genitalverstümmelungen

>>>
"Nur die Angst v. d. Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"

2015 NGO Report an das UN-Komitee gegen Folter (CAT)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
>>> Download PDF (3.46 MB)

>>> CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Monday, August 17 2015

Cooler Intersex-Info-Flyer von Amnesty Deutschland

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Amnesty Deutschland und Amnesty Schweiz hatten dieses Jahr beide neue, über weite Strecken gleichlautende Anträge zu Intersex verabschiedet, die sowohl den Dachverband Amnesty International in London, wie auch die jeweilige Sektion auffordern, zum Thema IGM-Praktiken (auch öffentlich) aktiver zu werden (dieser Blog berichtete).

Amnesty Deutschland hat nun dazu einen coolen, von Queeramnesty Hamburg erstellten Info-Flyer veröffentlicht (>>> PDF-Download hier und hier), der exemplarisch vormacht, wie aus einer Queer-Perspektive heraus das Thema effektiv (und ohne Intersex-Vereinnahmung!) angegangen werden kann.

Dafür von diesem Blog an alle Beteiligten ein ganz, ganz herzliches Dankeschön! 

Auch bei Amnesty Schweiz ist übrigens schon etwas im Tun, um das Thema auch innerhalb der Sektion bekannter zu machen. Fortsetzung folgt ... 

Nachfolgend 2 Auszüge aus dem Flyer von Amnesty Deutschland:

WELCHE HAUPTFORDERUNGEN STELLT AMNESTY?

Staaten müssen gewährleisten, dass intersexuelle Säuglinge und Kinder vor irreversiblen, medizinisch nicht notwendigen Genital­ operationen, sterilisierenden Eingriffen und Hormonbehandlun­ gen geschützt werden. Jeder nicht notwendige Eingriff muss aufgeschoben werden, bis die Person selbst in der Lage ist, eine Einwilligung nach erfolgter Aufklärung abzugeben. Eltern und Erziehungsberechtigte müssen Zugang zu nicht­pathologisieren­ der psychosozialer Unterstützung und Selbsthilfe erhalten. [...]

WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?

RECHT AUF KÖRPERLICHE UNVERSEHRTHEIT UND SCHUTZ VOR MEDIZINISCHER MISSHANDLUNG

Die irreversiblen chirurgischen Eingriffe einer frühen ‚Ge­schlechtszuweisung‘ führen in sehr vielen Fällen zu massiven physischen und psychischen Schäden, unter denen intersexu­ elle Menschen ein Leben lang zu leiden haben. Dazu gehören oft lebenslänglich notwendige Hormonbehandlungen mit gesundheitlichen Folgen, Verlust der Fruchtbarkeit, Verlust der sexuellen Empfindsamkeit sowie Harnwegsleiden.

Chirurgische Eingriffe, die an nicht einwilligungsfähigen Kindern oder auch an Erwachsenen ohne vorherige umfassende Aufklärung durchgeführt werden, stellen eine Verletzung des Rechts auf Schutz vor medizinischem Missbrauch dar, wenn solche Behandlungen nur deshalb erfolgen, um Menschen die Standardkategorien ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘ aufzuzwingen. Unumkehrbare chirurgische oder medikamentöse Behandlungen von Kindern verstoßen darüberhinaus gegen den Grundsatz des Kindeswohls. [...]

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen

Friday, August 14 2015

"Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen, fordert gesetzgeberische Massnahmen

Foto: Aktion von Zwischengeschlecht.org zum UNHRC UPR #14, UNO Genf 20.10.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 14.08.2015:

Heidi Walcutt (1997): 'STOP Intersex Genital Mutilation'

Zwischengeschlecht.org begrüsst aufs herzlichste die heute am 14.08.2015 veröffentlichten, historischen "Abschliessenden Bemerkungen" des UN-Ausschusses gegen Folter an die Schweiz, welche IGM-Praktiken als "unmenschliche, grausame oder erniedrigende Behandlung (CIDT)" einstufen (Art. 16 CAT).
>>> PDF, französisch, zu Intersex S. 7, Abs. 20

Wir anerkennen besonders, dass der Ausschuss explizit"gesetzgeberische, administrative und weitere Massnahmen" fordert, sowohl zur Beendigung dieser Praxis, wie auch zur Gewährleistung von Wiedergutmachung und Entschädigung, und sich dabei explizit auf die Empfehlungen der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE) bezieht (welche die Notwendigkeit gesetzgeberischer Überprüfung inklusive Haftung, Strafrecht und Verjährungsfristen unterstreichen) sowie auf die jüngsten Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes an die Schweiz (welche IGM als "schädlichen Praktiken" klassifizieren und ebenfalls gesetzgeberische Massnahmen fordern).

Und wir freuen uns sehr, dass der Ausschuss weiter ausdrücklich eine Untersuchung und Aufarbeitung der bisherigen, auch in schweizer Kinderspitälern nach wie vor andauernden Praxis fordert (bisher hat erst das Kinderspital Zürich eine historische Aufrabeitung eingeleitet, bisher ohne staatliche Förderung), sowie last but not least angemessene psychosoziale Unterstützung für Eltern und Betoffene statt nicht-eingewilligter, verstümmelnder Genitaloperationen an wehrlosen Kindern.

Nun sind Bundesrat und Parlament gefordert, endlich mit dem Herumlavieren aufzuhören, und – in Absprache mit den Betroffenen und ihren Organisationen – rasch angemessene gesetzgeberische Massnahmen an die Hand zu nehmen, wie sie die Nationale Ethikkommission schon 2012 forderte.

Der Kampf von Intersex-Menschen und ihren Organisationen für "körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung" und um die Eliminierung von IGM-Praktiken ist leider noch lange nicht zu Ende. Die Abschließenden Bemerkungen des UN-Ausschusses gegen Folter sind jedoch ein wichtiger und hochwillkommenen Schritt dazu – und ein Zeichen der Hoffnung für Intersex-Kinder überall!

>>> 04.08.2015: UN-Ausschuss gegen Folter kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen!

Inoffizielle Übersetzung (PDF, französisch, zu Intersex S. 7, Abs. 20):

Intersex-Menschen

20.    Das Komitee begrüsst den Entscheid des Bundesrates, Ende 2015 zu den Empfehlungen Stellung zu nehmen, welche die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin bezüglich nicht notwendiger und manchmal irreversibler chirurgischer Eingriffe gemacht hat, die an Intersex-Menschen (Menschen mit Variationen der Geschlechtsanatomie) ohne die wirksame und informierte Einwilligung der betroffenen Personen, durchgeführt werden. Jedoch stellt das Komitee mit Besorgnis fest, dass diese Eingriffe, die physisches und psychisches Leiden verursachen, noch zu keinerlei Untersuchung, Sanktion oder Wiedergutmachung führten (Art. 2, 12, 14 und 16).

Das Komitee empfiehlt dem Vertragsstaat angesichts des anstehenden Beschlusses des Bundesrates:

a)    gesetzgeberische, administrative und andere notwendige Massnahmen zu ergreifen, um die Einhaltung der körperlichen Unversehrtheit von Intersex-Menschen zu gewährleisten, und sicherzustellen, dass niemand während seiner Kindheit medizinischen oder chirurgischen Behandlungen unterzogen wird, die zum Ziel haben, das Geschlecht eines Kindes festzulegen, die keinerlei medizinische Dringlichkeit darstellen, wie dies auch von der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin und dem Komitee für die Rechte des Kindes (CRC/C/CHECO/2-4, par. 43 b)) empfohlen wurde;

b)    ein kostenloses psychosoziales Beratungs- und Begleitungsangebot zu gewährleisten für betroffene Personen und deren Eltern sowie diese über die Möglichkeit zu informieren, jegliche Entscheidungen betreffend nicht notwendigen Behandlungen aufzuschieben, bis sich die betroffene Person selber dazu äussern kann;

c)    eine Untersuchung über Fälle von medizinischen oder chirurgischen Behandlungen durchzuführen, welche Intersex-Menschen erdulden mussten, ohne ihre wirksame Einwilligung gegeben zu haben, und gesetzgeberische Massnahmen zu ergreifen, um Wiedergutmachung für alle Opfer zu gewährleisten, inklusive angemessene Entschädigung.

 
Intersex: Schluss mit straflos Kinder verstümmeln!Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüsse

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder NGO Zwischengeschlecht.org / StopIGM.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> 2015: UN-Ausschuss gegen Folter diskutiert Intersex-Genitalverstümmelungen
>>>
>>>
"Nur die Angst v. d. Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"

2015 NGO Report an das UN-Komitee gegen Folter (CAT)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
>>> Download PDF (3.46 MB)

>>> CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Wednesday, August 12 2015

IGM als Folter oder CIDT: 2015 UN-CAT Briefing, Genf 30.07.2015

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

IGM as Torture or CIDT: 2015 UN-CAT Briefing
 1.  Personal Testimony – A Survivor's Perspective
 2.  IGM Practices as Torture or CIDT
 3.  Recommendations
>>> Download PDF (1.7 MB)   >>> Text only DOC 

Zwischengeschlecht.org on FacebookAm NGO-Meeting zur Staatenüberprüfung der Schweiz erhielt Zwischengeschlecht.org 5 Minuten Zeit, um den UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) über Intersex und IGM-Praktiken zu unterrichten, und insbesondere darzulegen, warum IGM-Praktiken Folter oder unmenschliche, grausame oder erniedrigende Behandlung (CIDT) konstituieren.

Unsere Präsentation lief recht gut und ist nun in der englischen Originalversion zum Download erhältlich (siehe oben). Zwar stellte das Komitee im Anschluss keine Ergänzungsfragen, doch insbesondere Danielas Zeugnis beindruckte die UN-ExpertInnen sichtlich, und unser thematischer Intersex-Schattenbericht (Download PDF (englisch) | mehr Info) wurde von einer der BerichterstatterInnen zur Schweiz hervorgehoben und als sehr informativ gelobt. Zusätzlich stellte die Berichterstatterin in Ausicht, unseren Bedenken während der Staatenüberprüfung zu brücksichtigen (vgl. Live-Report – DANKE!)

Wir hoffen nun auf starke Abschließende Bemerkungen zum Thema, voraussichtlich am 14. August. Drückt uns die Daumen!

>>> 2015: UN-Ausschuss gegen Folter kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen!
>>> "Nur die Angst v. d. Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Monday, August 10 2015

WDH 27.08.2015 18:50h > ARD-Mediziner-Soap thematisiert Intersex-Schweigegebot nach dem Nürnberger Zwitterprozess

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Erstausstrahlung war am gleichen Tag wie der Nürnberger Zwitterprozess: Die 5. Folge der ARD-Serie "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" mit dem Episodentitel "Ehrlichkeit" dreht sich um das Betroffenen von der Medizyn aufgezwungene, verhängnisvolle "Zwitter-Schweigegebot".

[ Nach dem Break ]   In der >>> ARD-Sendungsankündigung liest sich das folgendermaßen:

Continue reading...

- page 9 of 68 -