Die anderen

Entries feed - Comments feed

Tuesday, September 2 2008

Einige können jederzeit zurück

In der letzten Ausgabe der Samstagsbeilage "Das Magazin" NR 35 vom 30.08.2008 ist ein sehr interessanter Artikel über die Geschichte der schwarzen Amerikaner, ihren langen Weg "von der Sklaverei bis zum schwarzen Präsidentschaftskandidaten": "Black America, 1" (Teil 2 erscheint in der nächsten Ausgabe).

Eine Passage hat mich besonders berührt, wo es um die Identität der Schwarzen geht, und um die Frage, ob ein Weisser jemals überhaupt erahnen kann, was diese Identität ausmacht, was es heisst, Rassismus zu erfahren und damit zu leben:

"Es ist eine komplexe Welt, diese Welt der Identität, voller Fragen, die sich einem Weissen nie stellen. (...) Es war wohl Absicht, dass mir Toland vor dem Abschied vom Experiment eines Mannes berichtete, der sich die Haut gefärbt und ein halbes Jahr als Schwarzer gelebt habe, um am eigenen Leib zu erfahren, was Rassismus ist. So gehe das nicht, meinte er, und blickte mich mit grossen, wässrigen Augen an: 'Er wusste, dass er jederzeit zurück konnte.'"

Ich bin nicht schwarz und will mir auch keine ungebührlichen Vergleiche anmassen. Und dennoch: Auch mein Leben ist durch eine Art Rassismus geprägt, auch ich muss mich mit Leuten auseinandersetzen, die sich mit mir identifizieren und meinen, sie sässen im selben Boot.

Diese Menschen werden jedoch nie nachfühlen können, wie das ist, wenn man im Kindesalter ohne seine Einwilligung an seinen Genitalien zwangsoperiert wird und sein Leben lang mit den psychischen und physischen Folgen fertig werden muss.

Wir können unsere Identität nicht ausziehen und in den Schrank hängen.

Nella

Saturday, August 23 2008

Warum Nicht-Biozwitter allesamt privilegiert sind

Hm, warum denn bloss? Nun, aus einem sehr einfachen Grund:

Weil Nicht-Biozwitter (wie ich auch) allesamt das Privileg hatten, mit einem intakten Körper aufzuwachsen -- ohne Medizyner, die uns unsere gesunden Genitalien und Reproduktionsorgane ohne unsere Einwilligung nach Lust und Laune zurechtschnibbelten, amputierten und herausrissen -- wie sie das bei Biozwittern bekanntlich systematisch tun. Inkl. aller Folgen wie z.B. Traumatisierung und lebenslange Hormonersatztherapie.

Und jedeR Nicht-Biozwitter, der sich nur mal kurz ehrlich überlegt, was sowas bedeutet im Gegensatz zu den eigenen Nicht-Privilegien, was dies für ihn/sie ganz konkret bedeuten würde, merkt schnell einmal -- dass die an Zwittern heute noch täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einer ganz anderen Liga spielen als all unsere eigenen, im Vergleich kleinen Unrechtserfahrungen und "Diskriminierungsgefahr[en]".

Mit ganz wenigen Ausnahmen, wie z.B. Folteropfer oder Opfer von sexuellem Kindsmissbrauch.

Öhm, und offensichtlich auch mit Ausnahme aller "phänotypisch freiwilligen" Transgender-Möchtegern-Biozwitter & Co., aber die merken's aus gewissen Gründen (die wiederum mit der Verdrängung ihres Privilegiert-Seins als Nicht-Zwitter zusammenhängen) einfach nicht so schnell ...

Siehe auch:
- "Vom Nutzen unseres Ärgers" (Von der Frauenbewegung lernen)
- Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind  

Tuesday, August 19 2008

Queer / Zwangsoperateur

Queer

Guckt zu wie
Zwitter weiter
zwangsoperiert
werden.
Diskutiert dabei
ganz angeregt
über "Gender".


Zwangsoperateur

Halleluja
freuet euch, die neuen
schändaoptimierten
Operationsmethoden
tun nur noch halb so weh
höchstens, ehrlich!

Sunday, August 17 2008

Von der Frauenbewegung lernen (1)

"Vom Nutzen unseres Ärgers" - Audre Lorde

Als schwarze Feministin war Audre Lorde (Biographie) öfters damit konfrontiert, von ihren weissen Mitstreiterinnen marginalisiert und 'mitgemeint' zu werden. Statt die Faust im Sack zu machen, verstand sie es, ihren daraus resultierenden Ärger konstruktiv umzusetzen und veränderte dadurch die Frauenbewegung.  Ihre starke Rede von 1981 (auf Deutsch in Gigi 11) zählt zu Recht "zum Wichtigsten, was je über Rassismus und Sexismus gesagt wurde". Ein Ausschnitt:

Ärger ist eine angemessene Reaktion auf rassistische Einstellungen, genauso wie ausgesprochene Wut, wenn die daraus resultierenden Handlungen sich nicht ändern. Die Frauen unter euch, die den Ärger Farbiger Frauen mehr fürchten als ihre eigenen unhinterfragten rassistischen Haltungen, frage ich: Ist unser Ärger wirklich bedrohlicher als der Frauenhaß, der alle Bereiche unseres Lebens überschattet? [...]

Nicht der Ärger anderer Frauen wird uns zerstören, sondern unsere Weigerung, anzuhalten, auf seinen Rhythmus zu hören, in ihn einzutauchen, um aus ihm zu lernen, über seine Erscheinungsformen hinaus zu seiner Substanz vorzudringen und uns diesen Ärger als wichtige Quelle unseres Stärker- und Mächtigerwerdens zu erschließen.

Ich kann meinen Ärger nicht verbergen, um euch Schuldgefühle, Verletztheit oder ärgerliche Gegenreaktionen zu ersparen, denn damit würden all unsere Bemühungen herabgesetzt und trivialisiert. Schuldgefühle sind keine Antwort auf Ärger - sie sind eine Antwort auf unser eigenes Handeln oder Nichthandeln. Führen sie zur Veränderung, so können sie nützlich sein, da sie dann keine Schuldgefühle mehr sind, sondern beginnendes Wissen. Doch allzu oft sind Schuldgefühle nur ein anderer Ausdruck für Impotenz, für eine Verteidigungshaltung, an der jegliche Kommunikationen zerbricht. Sie werden zum Kunstgriff, um die eigene Ignoranz zu schützen, um die Dinge so zu lassen, wie sie sind; sie werden zum äußersten Schutzschild gegen jegliche Veränderung.


Auch andere Stellen in dieser Rede sind mir wie aus dem Herzen gesprochen. Und ein gutes Beispiel, wie wir Zwitter von früheren Befreiungsbewegungen, von ihren Erfahrungen und Strategien lernen könnten.


>>> Die ganze Rede als PDF-Download (1.4 MB). Die ganze Gigi-Nummer 11 ist übrigens noch für Euro 2,50 + 0.85 Porto lieferbar (nur noch wenige Hefte) und enthält weitere interessante Beiträge von Michel Reiter und über Del LaGrace Volcano.

Siehe auch:
- Stockholm under Water 
- Warum Nicht-Biozwitter allesamt privilegiert sind 
- Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind
- Genitalverstümmelungen an Zwittern als "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems? (Von der Frauenbewegung lernen 2) 

Friday, August 15 2008

Segregation

"Segregation" ist im englischen ein schmutziges Wort für einen Zustand, dessen siegreiche Überwindung trotzdem immer wieder gerne gedenkfeiert wird (und sei's auch nur, um vom heutigen Weiterbestehen abzulenken).

"Rassentrennung" hiess das mal auf deutsch (im heutigen öffentlichen Sprachgebrauch bezeichnenderweise oft "Apartheid": Hauptsache weit weg).

Modernere, aktuell real existierende Formen von Segregation (und ihre Folgen) sind global ein öffentliches Tabu. Ausnahmen bestätigen die Regel (und unterlassen es bezeichnenderweise meist, 'Feinheiten' wie z.B. unterschiedliche Lebenserwartung konkret anzuprangern).

Segregation kann aber, sofern sie auf freiwilliger Basis erfolgt, auch legitim sein und sich gar positiv auswirken.

Wie bei den "geschlechtsangleichenden Operationen" usw. liegt das eigentliche Problem darin, dass auch Segregation im wirklichen Leben meist unfreiwillig geschieht, aufgezwungen wird, uneingewilligt durchgesetzt wird. Dass sie ebenfalls zusätzlich mit einem öffentlichen Tabu belegt ist. Und dass den Täter_innen hier wie da meist jedes Schuldbewusstsein zu fehlen scheint.

Alle diese Faktoren verstärken sich zudem gegenseitig. Gern wird auch verdrängt, dass alle Menschen zumindest bis zu einem gewissen Grad täglich nicht nur Opfer, sondern auch Täter in real existierenden Segregationssystemen sind. Ganz nach dem allseits bewährten Motto, "Nu ja, mag ja schon was dran sein (aber ich doch nicht!)"

Absolute Formen von Segregation, auch wenn sie freiwillig sind, finde ich persönlich meist ebenfalls problematisch, weil dabei Menschen zwangsläufig nicht an ihren individuellen Taten gemessen werden, sondern aufgrund irgend einer "Gruppenzugehörigkeit".

Ein aktuelles Beispiel aus der "Zwitter-Community": Automatische Ausschlüsse und Löschungen von Trans*-Usern, wie sie momentan auf dem Hermaphrodit-Forum praktiziert werden. Ich habe volles Verständnis, wenn nach einer Reihe unangenehmer Erfahrungen mit Usern, die nichts Konstruktives beizutragen haben, ein Forum beschliesst: Nee, danke, nicht mehr. Dies an der "Gruppenzugehörigkeit" der Trolle festzumachen statt am trolligen Verhalten rührt aber m.E. an den Unterschied zwischen legitimer Abgrenzung und problematischer Ausgrenzung. Und letztere ist m.E. (nicht nur) für Zwitter prinzipiell schlecht. (Trotzdem halte ich die real existierende prinzipielle Segregationspolitik des Hermaphrodit-Forums aktuell nicht für ein gravierendes Problem -- zumindest solange die Entwicklung weiter fallbezogen elastisch bleibt und nicht versteinert.)

Statistisch gibt es 10x mehr Zwischengeschlechtliche als Transsexuelle. Die Abbildung im öffentlichen Bewusstsein ist aber gerade spiegelverkehrt.

Der fast schon singuläre Grad der systematischen Menschenrechtsverletzungen und medizinischen Verbrechen an Zwittern in den "westlichen Zivilisationen" ist klar eine andere Kategorie "gesellschaftliche[r] und institutionelle[r] Gewalt" als etwa die (auch) von QueerGrün Berlin oft und gern beschworene "Diskriminierungsgefahr", der Transsexuelle u.a. auf "Auslandsreisen" ausgesetzt sind -- bei wiederum spiegelverkehrter öffentlicher Wahrnehmung.

Kein Wunder: Seit Jahr und Tag (Tendenz steigend) werden "Intersexuelle" und ihre Anliegen (nicht nur) von "Ohne Grün kein Queer" Berlin permanent, penetrant und öffentlichkeitswirksam zu blossen Anhängseln der eigenen Trans* / "Identitäts" / "Gender" Agenda reduziert (meist in der obligaten scheinbar 'gottgegebenen' Reihenfolge als lediglich 'mitgemeintes' Schlusslicht). Selbstverständlich (einmal mehr) "nur mit den besten Absichten".

Und die Zwitter -- schweigen dazu. Die nicht schon tot sind (mindestens jeder 3. zwangsoperierte Zwitter bringt sich um) haben meist mit den körperlichen und seelischen Folgen der traumatisierenden Zwangsoperationen, "prophylaktischen" Kastrationen, ungesunden lebenslangen Hormonersatztherapien usw. bereits alle Hände voll zu tun und keine Kraft, geschweige denn Ressourcen für einen zusätzlichen Kampf gegen Windmühlen.

Dies alles muss sich dringend ändern, die genitalen Zwangsoperationen an Zwittern müssen jetzt gestoppt werden, dies alles hat keine Zeit bis zur allgemeinen Abschaffung der Geschlechter (würde dazu aber hilfreich sein)!

Meine 2 Cents: Es wäre nichts als billig, wenn alle Kräfte, die dauernd behaupten, mit Zwittern solidarisch zu sein, endlich mal ernsthaft beginnen, die Anliegen und Forderungen der Zwitter als eigenen, angemessenen Punkt der Agenda in die öffentlichen Debatte mit einzubringen (und NICHT wieder bloss als 'Anhängsel' zu Yogyakarta, TSG, usw.).

Wer das nicht begreifen kann oder will, ist m.E. (nicht nur) nicht solidarisch mit Zwischengeschlechtlichen, sondern instrumentalisiert sie (auch) .

PS: Dieses Posting wurde von einer Moderatorin des Hermaphrodit-Forums sogleich aufgegriffen und öffentlich zur Diskussion gestellt (m.E. schon mal ein weiteres gutes Zeiten).
PS2:
Um Missverständnisse auszuschliessen, nochmals: Ich empfinde die aktuelle Politik des Hermaphrodit-Forums NICHT als "rassistisch" und verstehe sie auch NICHT als Segregation im Sinne einer (erzwungenen) "Rassentrennung". Zwitter haben m.E. ein legitimes Bedürfnis, sich abzugrenzen, erst recht angesichts der bald 150 Jahre andauernden Vereinnahmungen durch LGBT & Church of Sexology (siehe auch hier und hier). (Trotzdem finde ich es wichtig, auch vor der eigenen Tür und im eigenen Lager immer wieder kritisch zu reflektieren, wo legitime Abgrenzung aufhört und problematische Ausgrenzung anfängt.)

Alle Menschen sind Bio-Zwitter!

Die meisten von uns aber bloss in den ersten sieben Schwangerschaftswochen.

Danach für den Rest des Lebens nicht mehr.

(Auch wenn sich das in Transschändrien offensichtlich immer noch nicht ganz überall herumgesprochen hat.)

Thursday, August 14 2008

"Was würdet ihr tun, wenn euer Kind mit is. Symptomen geboren & Ärzte gleich eine OP vorschlagen?"

Interessanter Thread in einem CH-Studi-Forum, der einerseits schön zeigt, wie die Zwitter Medien Offensive langsam zum Selbstläufer wird. Andrerseits dann nichtsdestotrotz nach wie vor dieses erschreckendende Umfrageergebnis: Zwei Drittel der Abstimmenden würde sein/ihr Kind zwangsoperieren lassen! Offensichtlich bleibt noch ne Menge Öffentlichkeits- und Überzeugungsarbeit zu leisten ...

Monday, August 11 2008

QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne

Über den Verteiler der Selbsthilfegruppe XY-Frauen erhielt ich eine Einladung von [JMS]*),  [damalige] "Sprecher_in der Abteilung Queergrün" im Landesverband Berlin von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Treffen betreffend Reform des Transsexuellengesetzes TSG. Im Anhang mit dabei ein Flyer, auf dem diverse Geschlechtssymbole prangen. Einmal mehr zuoberst die Zwittersymbole (biologisches Zwittersymbol und Merkursymbol).
[*) Nachtrag 25.5.09: Auf Wunsch durchgehend anonymisiert sowie Links auf nicht mehr bestehende Homepage entfernt, ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs.]

Der Flyer befindet sich auch online auf ihrer Homepage:


Ich schrieb ihr darauf folgende Mail:

Liebe [JMS]

Über den Verteiler der XY-Frauen habe ich deine Einladung mit Flyer zur Sitzung zur Änderung des Transsexuellengesetzes TSG erhalten. Auch ich finde das TSG gelinde gesagt reformbedürftig, insbesondere den Zwang zu Operationen, um eine Personenstandsänderung zu erhalten.

Ziemlich schockiert war ich allerdings über deinen Missbrauch der Zwittersymbole gleich zuoberst auf dem Flyer. Wir zwischengeschlechtlichen Menschen leiden regelmässig darunter, dass wir und unsere Symbole von Transsexuellen und Transgendern instrumentalisiert werden (auch durch Subsumierung unter Transgender, obwohl unsere spezifische Problematik eine ganz andere ist).

Ich frage mich deshalb, was du mit der Verwendung unserer Symbole bezweckst? Schliesslich haben Transgender und Transsexuelle eigene Symbole (siehe beispielsweise Wikipedia). Weshalb müsst ihr also immer unsere Symbole verwenden?

Ich würde mich sehr freuen, wenn du dieses Anliegen bei künftigen Flyer berücksichtigen könntest.

Mit solidarischen Grüssen

Daniela Truffer
1. Vorsitzende Intersexuelle Menschen e.V.


Fortsetzung folgt (siehe auch untenstehende Kommentare) ...

Friday, August 8 2008

Diskriminierung intersexueller Sportlerinnen weltweit

Pressemitteilung von Intersexuelle Menschen e.V. zum Thema mit Fallbeispielen und Links:

https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Diskriminierung-intersexueller-Sportlerinnen-weltweit


Siehe auch:

- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- Sarah Gronert
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Tuesday, July 22 2008

Intersexuelle Menschen e.V. bei der UNO - Schattenbericht eingereicht

>>> Weiterere Berichte aus NY  >> eins  >> zwei  >> drei  >> vier
>>> english: http://intersex.shadowreport.org

Delegations-Mitglied Sarah Luzia Hassel-Reusing berichtet:

New York, 21.07.2008. Heute hat der UNO-Frauenrechtsausschuss CEDAW eine 9-köpfige NGO-Delegation von 25 Frauenrechtsorganisationen empfangen. Es wurden 3 Schattenberichte eingereicht.

Der gemeinsame Bericht der Allianz wurde präsentiert von Katrin Adams (KOK e.V., Berlin). Intersexuelle Menschen e. V. wurde vertreten durch Lucie Veith, Sarah Luzia Hassel-Reusing und Volker Reusing. Besondere Beachtung fand der Schattenbericht des Dachverbandes Intersexuelle Menschen e.V. und der Selbsthilfegruppe XY-Frauen, der auf die Lebenssituation und auf die Menschenrechtsverletzungen an den 80.000 bis 120.000 intersexuellen Menschen in Deutschland hinweist, von denen 85% dem weiblichen Geschlecht zugewiesen sind.

Die Frauenrechtskonvention der Vereinten Nationen CEDAW wendet sich in ihrem Art. 1 gegen jegliche Diskriminierung auf Grund des Geschlechts, insbesondere bzgl. der Menschenrechte aus CEDAW, in Verbindung mit Art. 3 CEDAW auch der anderen Menschenrechtsvertraege der Uno.
Art. 2 CEDAW verpflichtet die Mitgliedsstaaten, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen zur Beendigung dieser Diskriminierungen.

Der Schattenbericht ist zu finden unter http://intersex.schattenbericht.org. Dem Schattenbericht beigelegt waren die Forderungen von Intersexuelle Menschen e.V.

Die Präsentation vor dem UN-Frauenrechtsausschuss hat grosse Beachtung gefunden.
Die Anwesenden waren sichtlich bewegt.

Bleibt (einmal mehr) zu hoffen, dass nun auch in Deutschland Bundestag und Bundesregierung endlich die Tragweite der systematischen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern erkennen und entsprechend handeln ...

Saturday, July 12 2008

Zwitter-Protest Kinderspital Zürich 6.7.08 - Bilder Ärger

Alle Bilder © Ärger

 http://PigBrother.tv Danke!

--> Infos zum Protest

  
                                            
Alle Bilder © Ärger http://PigBrother.tv Danke!
--> Infos zum Protest

Wednesday, July 9 2008

Solidarit-ähm, na ja, Hauptsache 'mitgemeint' ...

Podiumsdiskussion zum Christopher Street Day in Leipzig

Mittwoch, 9. Juli 2008 [...]

Im Ramen des Programms lädt die Grüne Jugend Leipzig heute eine Podiumsdiskussion. Unter dem Motto "Medien machen Menschen?" soll über  die Darstellung von Homo-, Trans- und Intersexuellen in den Massenmedien gesprochen werden.

Podiumsgäste sind Dr. Kurt Seikowski, der als psychologischer Gutachter für Transidentität arbeitet und aufgrund diverser Auftritte im Fernsehen vielfältige Erfahrungen im Umgang mit Medien hat, sowie Katharina Spiel, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend und Expertin für Medienkultur.

Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Beginn ist um 20 Uhr im Neuen Rathaus, Raum 270 [...]

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Siehe auch: Bundestag: Grüne fordern Menschenrechte für Zwitter!

Monday, July 7 2008

Zwitter-Protest Kinderspital Zürich 6.7.08 - Bilder Dominik Huber

Alle Bilder © Dominik Huber

http://dominikphoto.com Danke!

--> Infos zum Protest

                                

Alle Bilder © Dominik Huber http://dominikphoto.com Danke!
--> Infos zum Protest

"Bitte um etwas differenziertere Betrachtung"

Interessanter Kommentar zum Schwöbel-Post auf de.indy von einem aufgeschlossenen Medizinstudi. Mein Senf zu seinem Vorwurf, Zwitter-"AktivistInnen" würden "verallgemeinern" und "undifferenzierte" Kritik üben, z.B. an flächendeckenden "prophylaktischen" Gonadektomien wegen angeblichem Krebsrisiko:

--> "soziale verantwortung klingt gut"

Tuesday, June 24 2008

"Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen: Yogyakarta untaugliches Instrument"

Der Vorstoss der Grünen vom 19.6. im Bundestag stiess bei den Zwischengeschlechtlichen auf grosses Interesse. Die Absicht, die Menschenrechte der Zwitter politisch einzuklagen, wurde einhellig begrüsst, jedoch war die Art und Weise, wie die "Intersexuellen" konkret in die Forderungen eingebracht wurden (bzw. eben nicht) gleichzeitig der Anlass zu Enttäuschung und grosser Besorgnis.

Prompt wurden die "Intersexuellen" dann auch in der offiziellen Tagesordnung des Bundestags stillschweigend unterschlagen – und ebenso prompt hielt der einzige Abgeordnete, der "Intersexuelle" in seinem Redebeitrag überhaupt erwähnte, diese für Menschen, die in weit entfernten Ländern wegen "ihrer sexuellen Orientierung" verfolgt und diskriminiert würden ...

Intersexuelle Menschen e.V. (die Dachorganisation der Selbsthilfegruppen) hat inzwischen reagiert und allen Mitgliedern des Bundestags sowie den Medien eine offizielle Stellungnahme zukommen lassen.

Sunday, June 22 2008

Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender-Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ...

In der vom "Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen" innerhalb der Senatsverwaltung Berlin herausgegebenen Zeitschrift "Zusammen leben in Berlin. Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation Nr. 22" vom November 2006 unter dem Titel "Trans- und Intergeschlechtlichkeit" (pdf-Download) stehen auf Seite 161 die "Positionen des Transgender-Netzwerks Berlin", die eingeleitet werden mit den Worten:

Der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit stellte anlässlich der Fachtagung "Trans- und Intergeschlechtlichkeit" folgendes Positionspapier vor

Unter "A. Rechtliche Forderungen" werden 5 Punkte aufgezählt. Nirgends steht irgend etwas über Zwangsoperationen an Zwittern. Von "Operationen" ist lediglich im ersten Punkt im Zusammenhang mit der Reform des Transsexuellengesetzes (TSG) die Rede:

Abschaffung der "geschlechtsangleichenden" Operation und der Fortpflanzungsunfähigkeit als zwingende Voraussetzungen zur Personenstandsänderung.

Und weiter geht's dann ausschliesslich um "TSG", "Transsexuelle" und "Entpathologisierung von Transgender", "Erweiterung des Namens- und Personenstandsrechts", blablabla ...

Bei den rechtlichen Forderungen werden Zwitter gar nicht erwähnt, unter "B. Gesellschaftspolitische Forderungen" immerhin zwei Mal, jedoch wie üblich lediglich als unkommentiertes Anhängsel von Transgender:

1. Aufnahme der Transgender/Intersex-Thematik in die Lehrpläne der Schulen und pädagogisch-psychologischen Ausbildungen,
(...)
3. Förderung einer Infrastruktur für Transgender- und Intersex-Personen, wie z.B. Beratungs- und Informationsstellen, Transgenderzentren und ähnliches.

Einmal mehr erscheint "intersexuell" (oder in diesem Fall "intergeschlechtlich") nur im Titel als Angelhaken für die eigenen spezifischen Interessen und notabene in der 'gottgegebenen Reihenfolge' als Schlusslicht hinter "Trans-" (entsprechend der bewährten Vereinnahmungstaktik der dgti, die übrigens zum TGNB dazu gehört). In den Forderungen selbst bleiben Zwischengeschlechtliche jedoch wie üblich unerwähnt.

Fazit: Einmal mehr werden zwangsoperierte Zwischengeschlechtliche von Transgender-Kreisen zur Erreichung ihrer eigenen politischen Ziele instrumentalisiert und missbraucht!

Siehe auch:
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- "Who killed David Reimer?"
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne

Friday, June 20 2008

Bundestag: Grüne fordern Menschenrechte für Zwitter!

Gestern 19.06.2008 beriet der Bundestag in erster Lesung über einen Antrag der Grünen (pdf-Download), der (in der scheinbar gottgegebenen Reihenfolge) "Verstärktes Engagement Deutschlands für die Anerkennung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen" fordert. Der 18-Punkte-Antrag bezieht sich auf die Yogyakarta-Prinzipien, einem "Katalog von Richtlinien zur Wahrung der Menschenrechte von Menschen mit einer anderen als der heterogenen Geschlechtsidentität"  (mehr Infos / pdf-Download auf Deutsch).

Ein Abschnitt in der Einleitung befasst sich exklusiv mit den medizinischen Verbrechen an Zwittern:

Die Menschenrechte von Intersexuellen (Menschen, die von der Medizin als geschlechtsuneindeutig eingestuft werden) werden durch die rechtlich erzwungene Zuordnung männlich/weiblich verletzt. Dies führt in vielen Ländern – so auch in Deutschland - sofort nach der Geburt zu medizinisch nicht notwendigen Eingriffen an gesunden Körpern. Diese sozialen Präventionsmaßnahmen, die dazu dienen sollen, Intersexuellen die Erfüllung einer geschlechtlichen Rolle zu erleichtern, stehen in keinem Verhältnis zu den dadurch auftretenden Traumata und zur Zerstörung der persönlichen und körperlichen Identität.

Geschlechtsidentitätsfixiertheit der Antragsteller hin oder her: Da sag ich doch Danke!!! -- und mach gleich noch was auf ... :-) :-) :-)

Und hoffe erst recht, dass der Antrag gutgeheissen wird -- und ihm auch konkrete Taten folgen!

Denn "die Bundesregierung" (die in Sachen "Menschenrechte auch für Zwitter" bisher ausnahmslos durch ignorante und inkompetente bis grob verletzende Statements unangenehm auffiel!) hatte nämlich schon am 23.01.2008 in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion zu den Yogyakarta-Prinzipien u.a. frech behauptet:

Die Bundesregierung, die nach eigener Aussage auf internationaler Ebene seit Jahren konsequent gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten eintritt, betrachtet die Yogyakarta-Prinzipien als einen wichtigen Beitrag der Zivilgesellschaft.

Liebe Bundesregierung: Nun habt ihr ja die Gelegenheit, diesen schönen Worten auch Taten folgen zu lassen! Denn wie heisst's: Schön reden kost nix -- aber Taten sprechen lauter als Worte!!

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Nachtrag: Siehe auch die Diskussionen hier in den Blog-Kommentaren, im öffentlichen Bereich des IS-Menschen Forums und im geschlossenen Bereich des Hermaphroditforums.

Nachtrag 23.6.: Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. hat inzwischen reagiert und eine Stellungnahme an den Bundestag und die Öffentlichkeit versandt.

Nachtrag 9.3.09: Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab

Sunday, June 8 2008

Grüne Jugend BW fordert "umfassende Gleichstellung intersexueller Menschen"

Am vergangenen Wochenende tagte die Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen des Landes Baden-Württemberg und verabschiedete einstimmig ihre Resolution "Vielfalt bereichert! - Zusammenleben in einer freien Gesellschaft".

"Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie es ihr gelingt, den Menschen, die in ihr ein leben, ein freies und selbstbestimmtes Leben in einer solidarischen Gemeinschaft zu ermöglichen. Unsere Gesellschaft ist noch weit von diesem Ziel entfernt", so der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand [...].

"[M]it vielen, konkreten Verbesserungsvorschlägen" fordert die Grüne Jugend BW u.a. "eine umfassende Gleichstellung von homo-, bi-, trans- und intersexuellen Menschen, die deren Lebenssituation anerkennt und respektiert."

Wir freuen uns riesig und sagen Danke!!!

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Friday, May 16 2008

"À qui appartiennent nos corps?" - Vereinnahmung auf Französisch

Am 8. Mai 2008 fand am Zentrum für Gender Studies an der Universität Lausanne ein thematischer Abend zu Intersexualität statt, zu dem ich freundlicherweise eingeladen wurde. Die bedeutende, 1981 unter anderem von Simone de Beauvoir gegründete Zeitschrift "Nouvelles Questions Féministes" lud anlässlich ihrer neuesten Ausgabe mit dem Titel "À qui appartiennent nos corps? Féminisme et luttes intersexes" (Wem gehören unsere Körper? Feminismus und Intersexbewegung) zu einem Podiumsgespräch ein.

Neben mir waren zwei Zwischengeschlechtliche aus Frankreich anwesend. Wir sassen zu dritt vor einer interessierten StudentInnenschar und erzählten aus unserem Leben und unserer Arbeit als 'intersexuelle' Aktivisten. Zu gegebenem Anlass thematisierte ich wieder einmal die leidige Vereinnahmung von 'Intersexuellen' durch Transgender, Transsexuelle und LGTB und schlug betreffend der offenbar angenommenen Übereinstimmungen zwischen Feminismus und Intersexbewegung kritische Töne an, sah als "convergence" in erster Linie John Moneys Gendertheorie, die für Frauen die Befreiung bedeutete, auf deren Grundlage jedoch Zwitter bis heute zwangsoperiert werden. Wider Erwarten stiess ich auf wenig Einwände, im Gegenteil. Was mich hoffen liess, dass die Instrumentalisierung von Zwischengeschlechtlichen in Frankreich und der französischen Schweiz offenbar weniger gravierend ist. Leider hatte ich erst nach der Veranstaltung die Gelegenheit, die 168 Seiten umfassende Zeitschrift durchzublättern, sonst hätte ich nämlich feststellen können, dass auch bei den Frankophonen die Vereinnahmung von Zwittern an der Tagesordnung ist.

Im Editorial (pdf-Download) zur Zeitschrift wird von einem "gemeinsamen Kampf von Feministinnen, Trans' und Intersexuellen" gegen "les inégalités, les discriminations, les violences et les normes hétérocentristes du système de genre" (die Ungleichheiten, die Diskriminierungen, die Gewalt und die heterozentristischen Normen des Geschlechtersystems) ausgegangen, der nicht nur auf den gemeinsamen Feind zurück zu führen sei, sondern auch darauf, dass die "Übereinstimmung unserer Kämpfe" eine "Geschichte" habe. Und diese "geteilte Geschichte" wird zum Beispiel in der "medizinischen Betreuung" und der "Verschränkung der Pathologien" gesehen: der weibliche Körper sei seit der Antike bis zur heutigen modernen Sexualbiologie ein kranker Körper und "sein unvollendetes Geschlecht der Grund allen Übels und seiner natürliche Minderwertigkeit". Medizinisch gesehen werde auch der intersexuelle Körper als geschlechtlich unvollendet definiert. Und die Tendenz der Mediziner, den Zwitterkörper meistens zum Frauenkörper zu vollenden, offenbare auf "doppelte Weise" den "Androzentrismus". Das böse Patriarchat. Ein Schelm, der da noch von kleinlichen Menschenrechtsverletzungen reden will ...

Und wo Feministinnen an zwangsoperierte zwischengeschlechtliche Körper gelehnt ihre eigene Identität reflektieren, sind leider auch Transgender und Transsexuelle nicht weit, wie auch diese Publikation zeigt. Wenig tröstlich ist da der Umstand, dass es sich gemäss den verantwortlichen Genderfrauen bei vorliegender Zeitschrift um die erste wissenschaftliche Publikation in französischer Sprache handle, deren Autoren mehrheitlich 'intersexuell' seien. Denn einmal mehr werden Zwischengeschlechtliche von Gruppierungen vereinnahmt, die die Auflösung von Geschlechtergrenzen befürworten.

Exemplarisch lässt sich dies an einem längeren Artikel einer FTM-Transsexuellen zeigen (wo 'intersex' drauf steht, ist bei näherem Hinsehen oft eben doch wieder 'trans' drin). Unter dem Titel "Die Neuerfindung der Sexualität bei den Intersexuellen" geht es wie üblich natürlich nicht um die Anliegen von 'Intersexuellen' (Zwangsoperationen und Menschenrechtsverletzungen sind einmal mehr kein Thema), sondern um die sexuelle Identität einer transsexuellen Person, die ihren Körper freiwillig mittels Testosteroneinnahme verändert hat und detailliert darüber berichtet, wie sich die Form und Grösse ihrer Klitoris veränderte, erektions- und sogar penetrationsfähig wurde, wie sich die Lust veränderte und wuchs, wie sie ihre Masturbationstechniken dem wachsenden Lustorgan anpassen musste, und so weiter und so fort. Und - wer hätte das gedacht: Die Quintessenz des Artikels ist natürlich die Frage, welchen Stellenwert die männliche Penetration in unserer Gesellschaft hat und ob eine Penetration auch mit einem Mikropenis – quatsch: einer Klitoris möglich ist, die unter Einfluss von Testosteron erheblich gewachsen ist. Auflösung von Geschlechtergrenzen eben.

Und es bleibt wieder einmal nichts mehr hinzu zu fügen, wenn in einer feministischen Publikation über Intersexualität allen Ernstes (in der üblichen Reihenfolge) von den Verstümmelungen und der Pathologisierung "der Transsexuellen und der Intersexuellen" gesprochen wird, und davon, dass sich diese "in der Gewalt und Stigmatisierung gegenüber Schwulen, Lesben oder Bisexuellen, aber auch in der Gewalt von Frauen sich selber gegenüber (Enthaarung, plastische Chirurgie und so weiter) widerspiegelt". Und danach wird gerne auch über den angeblich gemeinsamen Wunsch theoretisiert, "le sexe ou les identités de genre" (Geschlecht oder Geschlechtsidentitäten) zu "denaturalisieren".

Zu dieser unreflektierten Sicht durch die eigene Brille passt auch das letzte Kapitel von "À qui appartiennent nos corps? Féminisme et luttes intersexes", in dem die Ausgangsfrage der Zeitschrift beantwortet wird, jedoch nicht von denen, um die es in dieser Publikation vordergründig geht und die vor allem am meisten Grund hätten, diese Frage zu stellen. Nein, der Abschluss bildet bezeichnenderweise ein "Manifeste Trans': Notre corps nous appartient", das mit den Worten beginnt: "In Frankreich fangen jedes Jahr Hunderte von Trans'-Menschen eine Hormontherapie an und/oder erleiden einen chirurgischen Eingriff." Und bezeichnenderweise steht jetzt 'Körper' im Singular, und von 'Intersexuellen' ist gar nicht mehr erst die Rede ...

Nella

Thursday, May 15 2008

"Wem gehört das Zwittersymbol?" - Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008

Wem gehört das Zwittersymbol?>>> Wem gehört das Zwittersymbol? (Pressemitteilung 4.5.08)

>>> Flugblatt inkl. Statement (PDF)

Folgendes Statement wollte ich am letzten Sonntag an der Filmvorführung von "Die Katze wäre eher ein Vogel" am Schwullesbischen Filmfestival "Pink Apple" abgeben - was aber kategorisch abgelehnt wurde:

Ich freue mich darüber, dass Pink Apple Filmen über Intersexualität eine Plattform bietet. Dafür sind wir Betroffenen sehr dankbar.

Leider werden wir Intersexuellen aber immer wieder von Gruppierungen, die eine Auflösung der Geschlechtergrenzen befürworten, vereinnahmt.

Diese Vereinnahmung drückt sich auch darin aus, dass Pink Apple in seinem Filmprogramm das Zwittersymbol als Zeichen für „Transgender“ verwendet. Ich freue mich in diesem Zusammenhang darüber, dass Pink Apple sich nun bereit erklärt hat, die seit 2004 geübte Praxis zu hinterfragen und nach einer besseren Lösung zu suchen

Die Auseinandersetzung mit dem Zwittersymbol und dessen Verwendung mag vielleicht auf den ersten Blick übertrieben scheinen. Für uns Betroffene ist sie jedoch wichtig.

Die öffentliche Wahrnehmung unserer Belange ist dürftig. Vermischungen von Trans- und Zwischengeschlechtlichkeit, die uns Intersexuellen nicht gerecht werden, sind an der Tagesordnung. Für uns Betroffene ist es sehr wichtig, dass dies sich bessert. Denn Sprache, auch Zeichensprache, schafft Fakten. Dies gilt insbesondere für den Bedeutungsgehalt von Symbolen.

Unser Dasein wird regelmässig auf die Genderfrage reduziert, massive Menschenrechtsverletzungen, operative und hormonelle Zwangseingriffe werden dabei ausgeblendet. Oder höchstens dazu benutzt, um die Aufmerksamkeit auf die spezifischen Anliegen von Transgender, Queer und LGBT zu lenken, obwohl die eigentliche Problematik aus Sicht der Betroffenen in erster Linie in den menschenrechtswidrigen genitalen Zwangsoperationen liegt.

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, die im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Wenn ihr unser Dasein und unser Symbol auf eine Gender-/Identitäsproblematik reduziert und für eure eigenen Anliegen instrumentalisiert, dann trägt ihr dazu bei, dass wir und unsere berechtigten Anliegen in dieser Gesellschaft weiterhin unsichtbar bleiben und die menschenrechtswidrige Praxis der Zwangsoperationen an Zwittern weiterhin andauern.

Um dies zu ändern bitten wir um eure Mithilfe. Danke!

Daniela Truffer (Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Zwischengeschlecht.org, Mitglied XY-Frauen, 1. Vorsitzende Intersexuelle Menschen e.V.)

Na ja, ich habe den Bogen wohl überspannt. Als Zwitter sollte ich doch froh sein, dass überhaupt Filme über 'Intersexualität' gezeigt werden, und nicht so ein "Theater" wegen dem Kontext machen ...

Nella

Hier der an der Filmvorführung verteilte Flyer als pdf (in Bild klicken):


Image


Mehr Info:

>> Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol
>> 2. Offener Brief an "Pink Apple"
>> Zwittersymbol-Klau: "Pink Apple" verweigert Dialog und lädt Betroffene von "Diskussion" aus ...  
>> "Pink Apple" - unser Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008 
>> Zwittersymbol: Pink Apple lenkt ein

- page 10 of 12 -