Die anderen

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Wednesday, April 30 2008

Christiane Völling ist nicht mehr Thomas!!

Nun ist es also endlich offiziell: "Der Amtsrichter - der 4.! - hatte endlich ein Einsehen!! Es geschehen noch Zeichen und Wunder!!" So schrieb Christiane Völling vor wenigen Wochen überglücklich an die Selbsthilfegruppe der XY-Frauen.

Nachdem das Amtsgerichts Kleve mit Schreiben vom 4. März 2008 Christiane mitgeteilt hatte, dass ihre Gerichtsakte im Universitätsklinikum Essen "verloren gegangen" und trotz "intensiver Suche (...) nicht mehr auffindbar" sei, und sich eine erneute Verzögerung abzuzeichnen schien, hat das Amtsgericht Kleve am 28. März 2008 nun endlich durch den Richter Laux beschlossen:

Die Eintragung Nr. (...) im Geburtenbuch des Standesamtes (...) ist gem. § 47 Abs. 1 Personenstandsgesetz durch Beischreibung der folgenden Vermerke zu berechtigen:
1. Das Geschlecht des Kindes ist weiblich.
2. Das Kind führt nicht den Vornamen Thomas. Der Vorname des Kindes lautet richtig: Christiane.

Die Hinhaltetaktik, mit der das Amtsgericht Kleve in Kooperation mit dem MDK-Gutachter in Köln, Dr. med. Hans-Günter Pichlo, versuchte, Christiane Völling zu einer Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz zu drängen, schien nun - nach bald zwei Jahren! - endlich ein Ende gefunden zu haben. "Dieses Urteil, bzw. diese Urkunde ist meine Existenzgrundlage, die Basis für mein neues Leben!!!! Ich spüre die innere Befreiung!" schrieb Christiane voller Zuversicht.

Christiane wollte aber aufgrund ihrer Erfahrungen mit der "Verzögerungstaktik" von Krankenkasse und Amtsgericht vor der Veröffentlichung dieser frohen Botschaft das Ende der Beschwerdefrist gegen den Beschluss abwarten - wie sich heraustellen sollte, aus guten Gründen:

Als Christiane auch nach Ablauf der Beschwerdefrist am 7. April 2008 sowie auf ihre zwei diesbezüglichen schriftlichen Anfragen vom Amtsgericht Kleve weder eine Auskunft noch den rechtskräftigen Beschluss erhielt, rief ich im Namen des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. beim Amtsgericht Kleve an.

Den Herrn Laux konnte ich leider nicht erreichen, auch nicht über die direkte Nummer. Am Nachmittag versuchte ich es dann anderweitig. Nach dem x-ten Verbundenwerden (da sind Sie bei mir aber falsch und so weiter) und tüdelidü Saxophonmusik landete ich schliesslich bei der zuständigen "Justizbeschäftigten" Frau Pestka.

Frau Pestka erklärte, dass die Beschwerdefrist neu erst am 15.4. abgelaufen sei, und nicht am 7.4. wie ursprünglich vorgesehen, denn:

Der Beschluss, den das Amtsgericht Kleve an den Kreis gesandt hat, ist wohl nicht angekommen (nicht schon wieder) und deshalb musste der Beschluss dem Kreis nochmals zugestellt werden: der Kreis hat den Beschluss also verspätet erhalten und deshalb wurde die Beschwerdefrist klammheimlich bis 15.4. verlängert.

Frau Pestka bestätigte den Eingang von Christianes zwei Schreiben, aber auf meine Bemerkung, dass Christiane darauf keine Antwort erhalten habe, ging sie nicht weiter ein ausser irgendwie von wegen dass es keinen Sinn gemacht hätte, weil sie ja auch warten mussten, blabla ...

Sie sagte dann, dass die Post an Christiane raus ist und ich wollte wissen, an welchem Tag genau, weshalb Frau Pestka nachschauen ging (obwohl die Akte, wie sie sagte, jetzt geschlossen ist).

Am 25.4. sei der Beschluss samt Stempel an Christiane versandt worden. Sie sollte ihn also noch diese Woche erhalten ... wenn er denn nicht verloren gegangen ist ... aber dann gäbe es richtig Stunk!

"Wir sind froh, dass das endlich abgeschlossen ist", meinte Frau Pestka.

"DA SIND SIE NICHT DIE EINZIGEN!!", erwiderte ich.

Fazit: Akte geschlossen, Beschluss mit Stempel unterwegs zu Christiane ... Der Sekt ist kalt gestellt, noch warten wir aber gespannt auf Christianes Anruf und fragen uns zwischendurch, wie lange ein Brief von Kleve nach Düsseldorf hat ...

Nachtrag: Heute, 2.5., rief mich Christiane an und teilte mir mit, dass der rechtskräftige Beschluss nun endlich angekommen sei! Zwar wurde er nicht, wie behauptet, am 25.4. versandt, sondern erst am 30.4. und das beigelegte Schreiben war auf den 28.4. datiert ...

Wird Zeit, dass der MDK-Gutachter und Transsexuellen-Experte Dr. med. Hans-Günter Pichlo mit der Kostengutsprache für die "Reorrektur-OP" nun auch endlich mal vorwärts macht.

Monday, April 28 2008

zwitter-tabu und medizyner-macht

zwitter und ihr schicksal sind in unserer gesellschaft derart 'unsichtbar' und mit einem traumatisierungs-bann belegt, dass in der öffentlichen wahrnehmung an ihrer stelle eine art vakuum entstand, das z.b. von trans*bewegungen aufgefüllt wird. wodurch zwitter einmal mehr noch 'unsichtbarer' (gemacht) werden. was der medizyner-zunft wiederum zu noch mehr macht über ihre angeblich "gestörten" körper verhilft. usf.

ich bin davon überzeugt, so lange zwitter im öffentlichen bewusstsein bzw. in den medien weiterhin entweder gar nicht oder bloss als "irgendwie transsexuelle" vorkommen, werden sie keine grundlegende verbesserung ihrer situation erfahren .

im gegenteil: erst wenn die breite öffentlichkeit endlich aufgeklärt wird bzw. von den genitalen zwangsoperation und all den anderen den menschenrechtwidrigen, nicht eingewilligten medizinischen zwangseingriffen erfährt, wird sich wirklich etwas zum besseren ändern -- denn noch ist folter an wehrlosen kleinkindern in der hiesigen wahlberechtigten bevölkerung nicht mehrheitsfähig (zum glück!). sprich sobald es gelingt, das gesellschaftliche tabu über zwitter und wie die medizyn sie "behandelt" wirkungsvoll zu durchbrechen, wächst der druck auf politiker und medizyner derart, dass die interessen der zwangsoperierten und zukünftigen zwitter eine realistische chance haben gegen die handfesten und erprobten interessen der ihre pfründe verteidigenden medizyner-zunft.

und ja, auf einen groben klotz gehört m.e. ein grober keil, sprich wie claudia sagt, mit satire allein kommt man gegen das realexistierende zwitter-tabu und die medizyner-zunft leider (!) allzuoft nur unzureichend an.  --> mehr

Tuesday, April 1 2008

Christiane Völlings Gerichtsakte "verloren gegangen"!!

Wie bereits berichtet, muss die zwischengeschlechtliche Christiane Völling, die ihren ehemaligen Chirurgen wegen schwerer Körperverletzung anzeigte und am 6. Februar 2008 den "Zwitterprozess" in erster Instanz gewann, weiter kämpfen - und zwar wie bisher an mehreren Fronten. Denn anlässlich eines Treffens am Wochenende erfuhren wir von Christiane Unfassbares: Die Gerichtsakte des Amtsgerichts Kleve betreffend Personenstandsänderung wurde an den Gutachter Prof. Dr. Herbert Rübben vom Universitätsklinikum Essen weiter gereicht und ist dort "verloren gegangen"!!

Das Amtsgericht Kleve, bei dem sich Christianes Personenstandsänderung mittlerweile seit 20 Monaten hinzieht, schreibt nämlich an "Herr Völling!":

Der mit der Erstellung des Gutachtens beauftragte Sachverständige Prof. Dr. Rübben liess mitteilen, dass die Gerichtsakte im Universitätsklinikum Essen verloren gegangen sei. Trotz intensiver Suche sei die Akte nicht mehr auffinddbar. Aus diesem Grunde wurde kein Gutachten erstattet.

Angesichts der eindeutigen Feststellungen, welche das Landgericht Köln in seinem Grundurteil vom 12.12.2007 (...) getroffen hat, beabsichtige ich, über Ihren Antrag nunmehr ohne Einholung eines Gutachtens zu entscheiden. Hierführ ist es jedoch erforderlich, dass zunächst die Gerichtsakte rekonstruiert wird. Ohne genaue Kenntnis deren Inhalts ist mir eine Entscheidung in der Sache selbstredend nicht möglich.

Akte verschwunden und nicht mehr auffindbar? Wie passend! (Nachtrag: Schon in Christianes Strafprozess war praktischerweise u.a. der zentrale OP-Bericht "nicht mehr auffindbar" – im Gegensatz zu nachträglich angefertigten, für den fehlbaren Chirurgen günstigeren Dokumenten.) Das Amtsgericht Kleve schickt Prof. Dr. Rübben die Gerichtsakte ins Universitätsklinikum, wo diese spurlos verschwindet. Richter Laux, der 4. in der Folge, will "nunmehr ohne Einholung eines Gutachtens entscheiden". Jedoch sei dafür - wer hätte das gedacht - die Rekonstruktion der Gerichtsakte erforderlich.

Bleibt zu hoffen, dass Amtsrichter Laux das Verfahren nunmehr zügig vorantreibt und innert nützlicher Frist zu einem Abschluss bringt, statt einfach wieder in den altbewährten bürokratischen Teufelskreis zurückzufallen. Zumal es in seiner Verantwortung lag, dem offensichtlich alles andere als gewissenhaften und zuverlässigen Prof. Dr. Rübben Original-Gerichtsakten anzuvertrauen statt einer Kopie. Jede weitere Hinauszögerung wäre deshalb ein nicht wieder gutzumachender Skandal!

Dasselbe gilt auch für die ebenfalls endlos sich hinziehende "Behandlung" des Antrags auf Kostengutsprache für die "Rekorrektur OP" durch den MDK-Gutachter in Köln, Dr. med. Hans-Günter Pichlo ...

Fortsetzung folgt ...

Nachtrag: Wie wir unterdessen erfuhren, waren Christianes durch Dr. Hübben "nicht mehr auffindbare" Akten kein Einzelfall ...

"Ich möchte ein Zwitter sein"

Neulich postete ich unter der Überschrift "Zwitter-Neid" über Menschen, die Zwischengeschlechtliche als (fiktives) Ideal verherrlichen, während sie gleichzeitig reale Zwitter missachten. Hier ein (ironischer) Nachtrag in ihr Stammbuch, der mir auf dem Weg an die Uni so durch den Kopf ging (zu summen nach der Medodie von ihr-wisst-schon):

Ich möchte ein Zwitter sein
Im kalten Spital
Dann dürfte ich nie mehr schrein
Alles wär normal
Zwitter dürfen nie weinen
Zwitter dürfen nie weinen

Tuesday, March 25 2008

PRESSEMITTEILUNG - Christiane: Der Kampf geht weiter


Christiane in einem von vielen Interviews nach dem Urteil im Langericht Köln, 6.2.08

Die zwischengeschlechtliche Christiane Völling, die ihren ehemaligen Chirurgen wegen schwerer Körperverletzung anzeigte und am 6. Februar 2008 den "Zwitterprozess" in erster Instanz gewann, muss weiter kämpfen: der fehlbare Chirurg weigert sich, das Schmerzensgeld zu zahlen, und geht in Berufung.

Der Prozess, der am 12. Dezember 2007 am Landgericht Köln in die erste Runde ging, und die vom Verein Inters**uelle Menschen e.V. organisierte Demo brachten eine noch nie da gewesene Resonanz in der Öffentlichkeit zum Thema der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern – und für die langjährigen Forderungen Zwischengeschlechtlicher: Recht auf körperliche Integrität, optionalen 3. Geschlechtseintrag, Entschädigungen für Zwangsoperierte sowie generell "Menschenrechte auch für Zwitter". Christiane Völling klagte ihren damaligen Operateur an: dieser hatte der damals 18-Jährigen ohne ihre Einwilligung die gesunden inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane entfernt.

Knapp zwei Monate später kam es am Landgericht Köln zur Urteilsverkündung: Christiane Völling siegte in erster Instanz gegen den Mediziner. Der 6. Februar 2008 wurde zum historischen Tag für Zwischengeschlechtliche und ihren Kampf um körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde. Das Urteil wird als Präzedenzfall in die Geschichte der Bewegung zwischengeschlechtlicher Menschen in Europa eingehen.

Wie zu erwarten war, geht der Beklagte nun in Berufung. Dazu Christiane Völling:

"Der Prozess geht also in die nächste Runde - wie ich mir bereits gedacht habe, denn welcher Mediziner gesteht schon gerne Fehler ein. (...) Erneuter Presserummel usw., weitere Aufmerksamkeit für uns, aber für mich ein weiterer Gang durch die seelische Hölle."

In der Tat muss Christiane Völling, nachdem ein gewissenloser Mediziner ihr Leben zerstört hat, nun auf dem Rechtsweg mit weiteren jahrelangen Schikanen rechnen. Der Beklagte hält an seinen in der Urteilsurkunde festgehaltenen Behauptungen fest: Christiane Völlings Organe seien "hochgradig verkümmert" gewesen und er habe sich "als Chirurg auf die Diagnose der vorbehandelnden Fachärzte der Medizinischen Klinik" verlassen dürfen. Tatsache ist, dass bei der Operation "eine normale weibliche Anatomie mit präpuberalem Uterus, normal grossen Ovarien" aufgefunden wurde. Zudem war Christiane Völlings weiblicher Chromosomensatz bekannt. Trotzdem schreckte der Chirurg vor diesem irreversiblen Eingriff nicht zurück und entfernte seiner nicht aufgeklärten Patientin kurzerhand sämtliche inneren weiblichen Geschlechtsorgane.

Unwürdig behandelt wird Christiane Völling auch beim Amtsgericht Kleve, das versucht, sie zu einer Personenstandsänderung nach dem Transs**uellengesetz zu drängen. Dieselbe Taktik verfolgt auch der Gutachter des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) Köln, der ebenfalls mit allen Mitteln versucht, Christiane entgegen allen Fakten Völling Transs**ualität - die offiziell als "psychische Störung" gilt - unterzuschieben, um Schmerzensgeldforderungen infolge einer Fehlbehandlung zu verhindern und den Ärtztepfusch zu vertuschen.

Christiane Völlings Schicksal ist kein Einzelfall. Allein in Deutschland leben mehr als 100'000 Zwischengeschlechtliche, mit wenigen Ausnahmen alle zwangsoperiert. Der beklagte Mediziner erreicht mit seinem Vorgehen genau das, was auch seine Berufskollegen begrüssen: weitere Zwitter davor abschrecken, Christiane Völlings Beispiel zu folgen. Denn ein sich über Jahre hinweg ziehender Prozess wäre wohl für die meisten traumatisierten Zwitter ein unwürdiger und Kräfte zehrender Zustand. Es ist längst überfällig, sämtliche Zwangsoperierten für das ihnen zugefügte Leid kollektiv zu entschädigen -- wie dies Zwischengeschlechtliche schon seit Jahr und Tag fordern (siehe z.B. hier unter "Agenda", 3. oder hier unter "Forderungen": "Opferentschädigungszahlungen").

Christianes Kampf um Gerechtigkeit ist noch lange nicht ausgefochten. Die Menschenrechte von Zwischengeschlechtlichen werden nach wie vor mit Füssen getreten. Wir werden zusammen mit Christiane weiterhin für die Rechte eines jeden zwischengeschlechtlichen Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde kämpfen!

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Internationale Artikelübersicht auf OII


Thursday, March 13 2008

Zwitter in aller Munde

Michel Reiter und Heike Bödeker waren 1996 der Urknall, Elisabeth Müller, Katrin Ann Kunze, Claudia Kreuzer-Clüsserath, Ins A. Kromminga, Alex Jürgen und viele andere trugen die Flamme unermüdlich weiter, und mit dem sensationellen Prozesserfolg von Christiane Völling wurde 2008 aus dem Tabu-Thema "Zwitter und ihre unmenschliche 'Behandlung' durch die Gesellschaft und insbesondere die Mediziner-Zunft" endlich ein veritabler Flächenbrand (weiter angefacht auch durch diverse Pressemitteilungen dieses Blogs, *selbstschulterklopf*). Besser noch, die Zwitter-Öffentlichkeits-Offensive geht ungebrochen weiter und weiter ...

Noch eine positive Folge, "Intersexualität" bleibt weiterhin verschärft Gegenstand von Schul- und Semesterarbeiten etc. Ein weiteres Beispiel dieses Trends ging vor wenigen Tagen online.

Zwar wird darin nach wie vor m.E. zu sehr und nicht immer gerade super-kritisch auf Mediziner-Statements z.B. aus dem Netzwerk abgestellt, zur Behandlungsunzufriedenheit wird allein aus einer Studie (ausgerechnet) aus dem Johns Hopkins zitiert, während die aktuellere und einiges eindeutiger ausfallende Hamburger Netzwerkstudie anscheinend unterhalb des Radars blieb, ebenso die die Zusammenhänge zwischen Gendertheorie und Zwangsoperationen, in der Linkliste fungiert (ausgerechnet) die dgti einmal mehr vor dem Verein Intersexuelle Menschen e.V., es bleibt unerwähnt, dass Zwitter (theoretisch) ihr zwangszugewiesenes Geschlecht per Personenstandsgesetz ändern können (und lediglich Mediziner und Kassen-Beamte aus durchsichtigen Gründen regelmässig nichts unversucht lassen, sie stattdessen in die Trans*schiene zu zwingen) usw., doch alles in allem, die Tendenz würd ich doch mal als eindeutig positiv bezeichnen (ganz zu schweigen im Vergleich zu noch so manchem Medienprodudukt).

Dann hoffen wir doch, dass es auch künftig in diese Richtung weitergeht ... mit Zwitter-Power und solidarischem Echo überall!

Monday, March 3 2008

"Trans* vs Inter*"

Interessanter Beitrag auf Lukas' Transmission-Blog.

Einmal mehr Danke & Respekt!

Friday, February 22 2008

Zwitter als Kampfflieger! Wenn das der Führer wüsste ...

Und auch als der Führer schon lange tot war, durfte es immer noch niemand erfahren, zahlte der 18-fache Luftkampfsieger Dietrich "Dieter" Weinitschke (1920-2008) lieber jahrelang einer Erpresserin Lösegeld, damit sein wahres Geschlecht nicht bekannt würde. Erst nach seinem Tod sollte es die Öffentlichkeit erfahren ...

Heisst's zumindest in diesem etwas schwammigen & reisserischen Tagesspiegel-Nachruf.

Typisch, wie im Tagesspiegel einmal mehr die Zwangsoperationsproblematik ausgelassen – und im Gegenteil suggeriert wird, mit der heutigen Medizin inkl. Zwangszuweisung wäre der ehemalige "Eismeerjäger" besser gefahren:

Damals kannte die Medizin noch keine Hormonbehandlung, und in ihren Lehrbüchern stand nichts über Intersexualität.

Typisch auch der Rückgriff auf die "zwittrige Seele", während die körperliche Befindlichkeit durch die Umschreibung "bei diesem Chromosomensatz" und "vom Knochenbau ein Mann, mit schönen Frauenbeinen, leichtem Brustansatz" lediglich vage angedeutet wird. Immerhin wird der Verstorbene auf die Frage, "ob er denn lieber eine Frau geworden wäre", wie folgt zitiert: „Ich bin beides!“

Schluck, was werden nun all seine Fliegerfreunde und Bewunderer sagen?! Geschweige denn ihm via Email-Link schreiben (anschliessend ins Foto klicken)? Oder die KollegInnen der Vereinigung Gartenbauschule Berlin e.V., wo er Vorsitzender und Ehrenmitglied war?

Fazit: Es gibt mehr Zwitter als du denkst! (Und: Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!)


Auf ebay vorgestern für Euro 42,50 versteigert: "Motiv: Jagdflieger Dieter Weinitschke. 19 bestätigte Abschüsse [sonst heisst's überall 18] vor seinem Jagdflugzeug! Flugzeugführerabzeichen, Frontflugspange und EK 1. Klasse sichtbar."

Nachtrag: Wie z.B. ein Kommentar des Verwandten Peter Weinitschke vom 24.02.2008 unter dem Tagespiegel-Nachruf zeigt, hätten wohl viele seiner Bekannten mit Dietrich Weinitschkes wirklichem Geschlecht gar keine Probleme gehabt ...

Sunday, February 17 2008

"Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Seit 1996 protestierte Michel Reiter immer wieder dagegen, dass Initiativen gegen rituelle Genitalverstümmelungen an Frauen wie zum Beipiel "Terre des Femmes" seltsamerweise Zwangsoperationen an Zwischengeschlechtlichen stets kategorisch ausklammerten -- aus offensichtlichen Gründen.

"Die Zusammenarbeit mit Anti-FGM-Aktivisten ist schlechter als mit allen anderen Gruppen, sogar schlechter als mit Ärzten." (pers. Mitteilung von Cheryl Chase, GründerIn der Intersex Society of North America ISNA an Michel Reiter)

Heute noch ist dieses Thema ein 'blinder Fleck' bei FeministInnen. Einzige Ausnahme dieser beschämenden Regel war Antke Engel, die sich 1997 in einem Artikel mit Michels Anliegen solidarisierte -- ihre Kritik verhallte bezeichnenderweise ungehört:

Deutlich ist jedenfalls, dass sich feministische Medien für Genitalverstümmelungen als alltäglicher medizinischer Praxis in modernen westlichen Gesellschaften nicht interessieren, während - häufig rassistisch gefärbte - Beiträge über "unzivilisierte" Praktiken der Klitorisbeschneidung und Verstümmelung in einigen afrikanischen Staaten durchaus zum bewährten Repertoire zählen.

Nachträge: 2003 schloss immerhin die internationale "Beschneidungs-Expertin" Hanny Lightfoot-Klein in ihrer 3. Buchveröffentlichung "Der Beschneidungsskandal" nebst weiteren, von der Frauenbewegung oft ausgeklammerten Formen von Beschneidung, auch genitale Zwangsoperationen an Zwittern mit ein (Rezension bei Querelles / Doppelrezension auch über Marion Hulverscheidts Buch über 'medizinische Beschneidungen' an Frauen in Europa im 19. Jahrhundert). In der Zeitschrift von Terre des Femmes "Menschenrechte für die Frau" 3/4 (2004) erschien ebenfalls von Marion Hulverschmidt ein Artikel "Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und Intersexuellen".

Nachträge (Forts.): Im Amnesty-Journal 03/2008 kritisierte Konstanze Plett beiläufig das Schweigen der westlichen BeschneidungskritikerInnen zum Thema "Genitalverstümmelung intersexuell geborener Kinder" vor der eigenen Haustüre (für Amnesty International selbst nach wie vor kein Thema). Frühjahr 2009 nahmen die Schweizer Sektionen von Terre des Femmes und Amnesty International anlässlich einer Vernehmlassung zu einer parlamentarischen Initiative gegen "weibliche Genitalverstümmelung" zum ersten Mal Stellung gegen das Auslassen Zwangsoperationen an Zwittern, Amnesty allerdings mit vereinnahmenden Untertönen (als Organisationen haben beide weiterhin keine offizielle Position zum Thema, jedoch streben sie eine solche seit 2010 immerhin aktiv an).

Schon 1998 hatte Michel Reiter rituelle Genitalverstümmelungen und genitale Zwangsoperationen gemeinsam mit "Genitale[n] 'Korrekturen' an Frauen als Schönheitsmaßnahme" (-> gleichnamiger Abschnitt) in einen weiteren Zusammenhang gestellt.

Nachträge: Im ZgT Bulletin 28 (2005, via archive.org) wurde diese Sichtweise von Vanessa Nino-Kern wieder aufgegriffen im Beitrag "Unversehrte Genitalien sind keine Selbstverständlichkeit" (PDF-Download). Ab 2005 werden diese OPs auch in Mainstreamedien zunehmend kritisiert – allerdings ohne einen Zusammenhang mit den Zwangsoperationen an Zwittern herzustellen.

Auch heute noch haben Blog-Artikel von Nicht-Zwischengeschlechtlichen, die solche Zusammenhänge thematisieren, Seltenheitswert. Umso schöner, auf eine weitere Ausnahme zu stossen (aus der auch der Titel dieses Posts stammt):

http://michas-ernährungsinfo.de/index.php?/archives/37-Verstuemmelnde-Operationen.html
(Link kopieren und oben in Browser einfügen, sonst klappt's leider nicht!)

Danke!

Siehe auch:
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ... 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive    
 

Friday, February 15 2008

Wir sind alle anders


heute war eine liebe karte mit büchergutschein in meinem briefkasten. vor ein paar wochen war ich beim jugendheim schenkung dapples in zürich zu besuch und durfte dort anlässlich einer projektwoche zu sexualität über intersexualität erzählen.

die schenkung dapples ist ein offenes erziehungsheim für "verhaltensauffällige" jugendliche. ich sass also fünf 'schweren' jungs und zwei sozialarbeiterInnen gegenüber und erzählte frisch von der leber über 'intersexualität', zum beispiel über - ahem die entsprechung zwischen hodensack und äusseren schamlippen, über chromosome und hormone oder was es bedeutet, wenn man 'da unten' nichts mehr spürt, wie es einigen zwischengeschlechtlichen geht, die ich kenne.

die jungen männer waren aufmerksam und interessiert, schauten mich offen und neugierig an. es war eine sehr gute atmosphäre, getragen von gegenseitigem respekt. ich fühlte mich sehr wohl in dieser runde und konnte deshalb auch ehrlich und offen sein, was auch geschätzt wurde.

nicht zum ersten mal dachte ich: die medizyner als vertreter des bipolaren geschlechtersystems sind einfach feige und gehen - auf unsere kosten - den weg des geringsten widerstandes. die menschen, vor allem kinder und jugendliche, gehen viel offener mit 'intersexualität' um, als uns die 'experten' weis machen wollen! denn anderssein ist in unserer heutigen gesellschaft, die sich immer mehr der konformität verschreibt (arbeiten, konsumieren, hirn und herz ausschalten), für immer mehr menschen ein thema.

was den medizynern nicht in den kopf will, war für die jungs der schenkung dapples selbstverständlich: dass ein zwischengeschlechtlicher mensch selber über seinen körper bestimmen darf! und dass es voll scheisse ist, wenn man durch diese elende behandlung keine freude mehr am sex haben kann!

würden die erwachsenen kinder und jugendlichen mehr respektieren und ernst nehmen, dann hätten sie vielleicht auch mit uns zwittern nicht so ein problem respektive kämen nicht auf die idee, gegen unsere einwilligung unsere körper und seelen zu verändern.

danke und alles gute euch!

nella

Thursday, February 14 2008

Half Jack

interessanter, gut dokumentierter clip (auf englisch):


in d ist's übrigens ca. 1 kind jeden tag, und in ch etwa 1 jede woche.

... zufällig gefunden auf einem transblog beim googeln nach "intersexualität" -- und siehe da, kitty war auch schon dort ;-)

--> 5 weitere clips, u.a. über david reimer

Thursday, February 7 2008

Sieg für Christiane Völling!!!



Christiane und ihr Anwalt Georg Groth, 6.2.08

Strahlende Gesichter, klingelnde Handys, endlose Interviews -- ein grosser Tag für alle Zwischengeschlechtlichen! Erst recht für Christiane Völling und die wenigen Unentwegten, die sich gestern früh im Landgericht Köln eingefunden hatten, ihr solidarisch beizustehen. Und immer wieder ungläubiges Staunen, Es-gar-noch-nicht-richtig-fassen-können.


Die Kamerateams beginnen Christiane und die UnterstützerInnen zu umschwärmen.

Auch wenn die Höhe des zu zahlenden Schmerzensgeldes noch in einem Schlussurteil festgelegt wird, das Wesentliche hielt Richter Dietmar Reiprich gleich zu Beginn fest: "Die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt." (>> vollständiges Gerichtsurteil)

JA!

Weniger Spass hatte der Anwalt der Gegenseite, der erst verspätet in den Saal platzte, als die Urteilsverkündung bereits in vollem Gange war. Kein Spass auch für all die unbeirrbaren Mediziner, die hofften, nach dem Prozess nach ihrem (für sie) "bewährten" Schema F einfach weiterschnibbeln zu können: Zwitter? Na, dann erstmal die inneren Geschlechtsorgane raus! Ganz egal, ob diese gesund sind oder krank, männlich, weiblich oder gemischtgeschlechtlich, Hauptsache raus + Zwangsgeschlechtszuweisung, nach unserem Gusto selbstverständlich, Punkt, der/die/das Nächste. Bleibt zu hoffen, dass der selbstherrliche Chirurg (seine Mittäter konnten aus Verjährungsgründen leider nicht mehr mitbelangt werden) empfindlich tief in die Tasche greifen muss, was sich dann bei seinen Kollegen und Kolleginnen von selbst herumsprechen wird.

Dabei hatte die Gegenseite wenig unversucht gelassen, Christiane zu verunglimpfen, "therapeutische Gründe" vorzuschieben, die Verantwortung auf andere abzuschieben, Tatsachen zu verdrehen, und fand sich dabei tatkräftig unterstützt durch die (wie so oft) zu einem Grossteil "verloren gegangenen" bzw. "nicht mehr auffindbaren" medizinischen Akten -- im Gegensatz zu nachträglich erstellten, für sie (wie so oft) wesentlich günstigeren Dokumenten.


Die RichterInnen betreten den Saal. In der Mitte der Vorsitzende Dietmar Reipisch.

Doch das Gericht hatte offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht, sich kompetent in die Materie eingearbeit und zerpflückte die vorgeschobenen Einwände souverän: "Der Kläger hat in die Operation durch den Beklagten nicht wirksam eingewilligt."

JA!

Dass der unbeirrbare Mediziner höchstwahrscheinlich in die Berufung gehen wird, tut dem ganzen keinen Abbruch: Ein wichtiger Nebenpunkt dieses Prozesses ist, dass dabei erstmals die Leiden und die unsägliche, an Greueltaten aus dem 3. Reich und anderen unmenschlichen Regimen gemahnende Situation nahezu aller Zwischengschlechtlichen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dabei kann jeder weitere Prozess nur weiterhelfen, auch eine etwaige Berufungsverhandlung, ebenso wie die hoffentlich noch folgenden Anklagen weiterer Zwischengeschlechtlicher.

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pressespiegel zu Christianes Sieg

Hierzu ist positiv zu vermelden, dass zumindest in Deutschland nahezu alle Pressemeldungen berücksichtigten, dass es sich beim vorliegenden "Zwitter-Prozess" (Express) nicht bloss um einen individuellen Einzelfall, sondern um ein grundsätzliches Verfahren handelt. Am ausgewogensten und ausführlichsten war einmal mehr die Agenturmeldung der Associated Press, nachzulesen z.B. hier:

Des Zwitters Sieg (Stern)

Gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie gewisse Medien den Unterschied zwischen (falsch) "Geschlechtsumwandlung" und (korrekt) "Geschlechtszwangszuweisung" immer noch nicht kapiert haben, und somit der Vertuschungstaktik der Mediziner in die Arme arbeiten. Bezeichnend auch, dass sich der letzte Satz der Agenturmeldung beim Stern nicht findet, im Gegensatz z.B. zur Basler Zeitung (die ebenfalls auf "Geschlechtsumwandlung im Titel nicht verzichten kann :-( ):

Die 48-Jährige selbst hat in den nächsten Monaten noch viel vor: Seit 18 Monaten versucht sie nach eigenem Bekunden bereits ihren männlichen Vornamen auch offiziell in Christiane umzuwandeln. «Noch bin ich gegen verschlossene Türen gerannt, aber ich gebe nicht auf - jetzt erst recht nicht.»

Sehr erfreulich auch, dass das Urteil jetzt schon politische Konsequenzen zu zeigen beginnt, wie z.B. in der folgen Pressemeldung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

Umgang mit Intersexuellen prüfen

Sehr guter Bericht auch vom WDR:

Klägerin siegt im "Zwitterprozess"-- "Das tut so gut für die Seele" (WDR-Panorama)

Dito im Kölner Stadt-Anzeiger:

Etappensieg auf langem Leidensweg
(Kölner Stadt-Anzeiger)

Im direkten Vergleich mit der ap-Meldung und zu WDR und KStA abfallend die KollegInnen von der Deutschen Depeschenagentur und vom Deutschen Depeschendienst (nachfolgender erster Titel ein Beispiel für eine weitere beliebte Ablenkungsschiene: es wird versucht, den Konflikt scheinbar auf eine Auseinandersetzung innerhalb der Medizinerhierarchie zu reduzieren nach dem Motto "Untergebene gegen Chef", obwohl Christiane als Patientin und Zwischengeschlechtliche klagt und nicht als "Kankenpflegerin". :-( ):

Kölner "Zwitterprozess": Krankenpflegerin siegt gegen Chirurgen (Der Westen)

Nachtrag: Der Westen legte zudem einen Artikel nach, der ein sehr zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Einmal mehr wird offensichtlich versucht, den Unterschied zwischen Trans*menschen und Zwischengeschlechtlichen zu verwischen:

Nicht Fisch, nicht Fleisch ... (Der Westen)

Dass es titelmässig auch korrekt geht, demonstriert die FAZ, deren Artikel ebenfalls auf der dpa-Meldung basiert :-) :

Intersexualität: Chirurg muss für Entfernung von Geschlechtsorganen zahlen (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Beim Titel der folgenden ddp-Meldung hattens die zuständigen RedaktorInnen ebenfalls gerafft. :-) :

Intersexuelle Frau mit Schmerzensgeldklage erfolgreich  (PR inside)

Noch n besserer Titel der selben ddp-Meldung auf koeln.de (na bitte, geht doch :-) ):

Intersexuelle Frau bekommt Schmerzensgeld nach Entfernung ihrer Geschlechtsteile (koeln.de)

Ein weiterer Artikel aus der lokalen Zeitung Express (etwas abfallend im Vergleich zu den Artikeln im selben Blatt vor -- eins / zwei -- und nach dem 1. Prozesstag):

Kölner Zwitterprozess: Christiane/Thomas kriegt Schmerzensgeld (Express)

In einigen Blättern gabs übrigens schon tags zuvor eine Ankündigung:

Intersexuelle Christiane will Gerechtigkeit (Aachener Zeitung)

Dito bereits 3 Tage vor dem Prozess (einmla mehr mit der Spital-Hierarchie-Ablenkungs-Schiene :-( ):

Pflegerin verklagt Chirurg: Urteil im «Zwitterprozess» möglich (Aachener Zeitung)

[Dass ein adäquater Titel keine Hexerei wäre, machte demgegenüber z.B. die HAZ schon nach dem ersten Prozesstag klar:

Intersexuelle Frau klagt wegen Entfernung ihrer Geschlechtsorgane
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)]

Auch die Agentur Agence France-Presse machte eine kurze Meldung über den 2. Prozesstag, die jedoch der Tragweite des Urteils kaum gerecht wird (immerhin ist hier der Titel korrekt):

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch (afp.google.com)

war  nachtrag: Offensichtlich war die afp-meldung bei google stark gekürzt! (Wie auch die ap-meldung z.B. bei Stern, siehe oben.) In "Die Welt" fand ich nun eine längere Version, da sieht's (abgesehen vom irreführenden Titel, Variante "Geschlechtsumwandlung" :-( ) doch schon wesentlich besser aus. Besonders gefallen hatte uns latürnich der bei afp.google weggekürzte, u.a. in der Welt aber enthaltene letzte Satz:

Am Rande des Prozesses forderte eine kleine Gruppe von Demonstranten mehr Rechte für Intersexuelle. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Menschenrechte auch für Zwitter".

Arzt machte Frau illegal zum Mann (Die Welt)

Dieselbe Agenturmeldung ebenfalls ungekürzt und mit adäquatem Titel :-) :

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch
(123recht.net)

Eher sosolala ein Artikel in der Auslandzeitung Amerika-Woche (inkl. unpassendem Titel :-( ):

Krankenplegerin siegte im "Zwitterprozess" gegen Chirurgen
(Amerika Woche)

Dito von der Bild-Zeitung (einmal mehr auf der Umwandlungs-Schiene sowie unter Ausklammerung der prinzipiellen Problematik :-( ):

Klinik-Pfusch: Arzt machte SIE zum MANN (Bild)

Auch weniger toll der Glossar-Kasten zum Artikel. Einmal mehr wird als Anlaufstelle für Betroffene allein (ausgerechnet) die dgti genannt, Selbsthilfeorganisationen von Betroffenen hingegen vornehm verschwiegen. Typisch! :-(

Das sind Intersexuelle (Bild)

In der Süddeutschen hinterlässt die Berichterstattung einen sehr zwiespältigen Eindruck: Während der Artikel nicht schlecht gemacht ist, ist der Titel definitiv unter aller Sau, wenn nicht das Schlusslicht überhaupt. :-( Nix kapiert, sechs, nachsitzen, setzen!

Erzwungenes Leben in der falschen Haut: Gerichtsprozess um Transsexualität (Süddeutsche Zeitung)

Das Schlusslicht unter den Agenturmeldungen bildet klar die Schweizerische Depeschenagentur: Hier wird immer noch versucht, den Prozess als individuellen Einzelfall darzustellen, die eigentliche Tragweite wird konsequent zu leugnen versucht Immerhin stimmt in folgendem Beispiel der Titel, doch ansonsten: Pfui, nachsitzen, setzen!

Intersexuelle klagt erfolgreich gegen Chirurg (nachrichten.ch)

Dass nicht nur viele RedaktorInnen, sondern auch "Otto NormalverbraucherInnen" nach wie vor ein riesiges Informationsdefizit betreffend Zwangsoperationen usw. haben, illustrieren die teilweise sehr "geistreichen" Kommentare hier:

Sieg für Kläger(in) im Kölner Zwitterprozess  (shortnews.de)

Speziell gefreut haben wir uns hingegen über folgenden Link (und das ist nicht ironisch gemeint):

Intersexuelle gewinnt Prozess (gay.ch)

Auch The Gay Dissenter bloggte über Christianes Sieg:

Der Kölner Zwitterfall


Allen Bemühungen z.B. von sda und SZ zum Trotz: Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen! 2008 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem Zwischengeschlechtliche -- nach Jahrzente währendem, zunächst erfolglosem Kampf -- endlich erfolgreich begannen, ihre Menschenrechte einzuklagen!

Danke, Christiane!

Nella & Seelenlos

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010

Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.

Buchbesprechung von Nella: Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Zwitterprozess: Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Zwangsoperateur gibt sich geschlagen – 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration! 
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII   

Tuesday, February 5 2008

Zwitter-Shirts zum selber machen (lassen)


1A Blickfang: Nella mit Shirt am 2. interdisziplinären Forum, 30.1.08

Da wir mehrfach gefragt wurden, wo's denn unsere schicken Shirts zu kaufen gäbe, hier nochmals wie's geht:
https://blog.zwischengeschlecht.info/public/K_ln_shirts_06_02_07.pdf

--> Obiges pdf bietet aktuell 6 verschiedene Slogans (weitere Vorschläge gefragt!), die nach Bedarf gewählt werden können. Das Dokument hat die Grösse A4, die hohe Auflösung erlaubt aber problemloses aufblasen auf A3, damit der Aufdruck gross genug wird. Auch in deiner Nähe gibts bestimmt einen Kopierladen, der bezahlbaren Shirt-Druck anbietet, meist mit sehr kurzen Wartezeiten (ca. 1h)! Denk dran, das zu bedruckende Shirt gross genug zu wählen, um wenn nötig draussen auch einen Pullover oder eine Jacke darunter tragen zu können.

Tuesday, January 29 2008

Flugblatt zur Demo Köln 6.2.08 08:30h

Pünktlich zum "Interdisziplinären Forum zur Intersexualität" morgen in Hamburg: Das Flugblatt des Vereins "Intersexuelle Menschen e.V." zur Demo eine Woche später am Mittwoch 06.02.2008 um 08:30h vor dem Landgericht in Köln!

Als pdf zum downloaden, lesen, zu Hause oder im Kopierladen ausdrucken, verteilen, auflegen ... Dank an alle, die sich für Christiane und gegen Zwangsoperationen einsetzen!

Nella & Seelenlos


https://blog.zwischengeschlecht.info/public/Flugi_Koeln_6-2-08.pdf


Ausschnitte aus dem Flugi-Text:


Lebenslanges Leiden an genitalen Zwangsoperationen

Jedes 2000. Kind wird als Intersex geboren, d.h. es weist Merkmale beider Geschlechter auf. Diese Kinder werden in der Regel vor dem 2. Lebensjahr ohne ihre Einwilligung an ihren uneindeutigen Genitalien zwangsoperiert und danach systematisch angelogen. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden. [...]


Warum Christiane Völling vor Gericht geht

[...] Erst mit 16 entdeckten die Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist. Sie wurde darauf  gedemütigt, angelogen und unter Druck gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. [...] Hätten die Ärzte mit Christiane geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie heute glücklich sein und sogar Kinder bekommen. Der Chirurg, der mit seinem Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper unwiderruflich verstümmelt hat, steht nun wegen Körperverletzung vor Gericht.
--> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten


Schikanen nach Strafanzeige

Christiane Völling fordert nicht nur Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr mittels Skalpell aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und gemäss ihrem biologischen Geschlecht als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geburtsgeschlechts. Theoretisch in beiden Fällen eine Formsache. Beide Anliegen stossen jedoch bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand. [...]
--> ausführlicher Bericht dazu


Zwischengeschlechtliche wehren sich!

Die Tabuisierung von zwischengeschlechtlichen Menschen hat das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Betroffene lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor zwischengeschlechtliche Kinder und Erwachsene stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit entstehen kann. Zwischengeschlechtliche fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der betroffenen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.

[...]

Tuesday, January 22 2008

BILD: "Chirurg von Zwangsoperierten entführt!"

Sei mehr als nur Zeuge ...

Neu in der Blogroll

Homepage von Karim Merah "Dusty"

"Ich bin am 27.03.1951 in einem kleinen Nest in der Oberlausitz als "Hermaphrodit" zur Welt gekommen.Als Junge geboren und als Mädchen aufgewachsen. Man gab mir den Namen: Karin..."

geht hin und sagt hallo im gästebuch ...

Sunday, January 20 2008

Gender für Zwitter


Geschlechtsidentität:

o männlich
o weiblich
x zwangsoperiert

Friday, January 18 2008

guerilla marketing für zwangsoperierte

... die nicht länger aussen vor bleiben wollen:

nur wer selber schweigt, kann totgeschwiegen werden!

wer laut und unbequem genug ist, wird gehört!

UND WIE!!!

Provokation als die Waffe der Schwachen

http://de.wikipedia.org/wiki/Polemik
http://de.wikipedia.org/wiki/Provokation

siehe auch: sloganworkshop köln 6.2.

Thursday, January 17 2008

TV-Tipp: Zwitter Elisabeth Müller im MDR Fr 18.1. 22:45 h / So 20.1. 14:00

Elisabeth an der Zwitter-Demo, Köln 12.12.07 (Bild: Katrin Ann Kunze)

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Spiegel nannte sie "Hermaphrodit Müller", sie selber nennt sich auch Zwitter Eli. Sie ist aktives Mitglied im Verein Intersexuelle Menschen e.V., Gründungsmitglied bei den XY-Frauen und setzt sich seit langem für die Belange von zwischengeschlechtlichen Menschen ein. Zusammen mit Michel Reiter trat sie im Film "Das verordnete Geschlecht" auf. Sie ist heute noch eine eingagierte Kämpferin für ein optionales "Drittes Geschlecht" für Zwischengeschlechtliche.

Elisabeth Müller ist morgen Freitag von 22:45 bis 24:00 Uhr in der Sendung "Unter uns" zu Gast und erzählt darüber, wie es sich als Hermaphrodit lebt. Wiederholung So 14:00 bis 15:15.

>>> Podcast der gelungenen Sendung mit Elisabeth (mp3 15.1 MB)

Elisabeth im Deutschlandradio

Das verordnete Geschlecht

MDR Homepage zur Sendung: Seite über Elisabeth (leider inzwischen offline)

Tuesday, January 15 2008

Demo Landgericht Köln 6.2. 8:30 Uhr!



Foto: Katrin Ann Kunze

Nach langem Hin und Her steht der Termin nun endlich fest. Der Gerichtstermin ist um 9:00 Uhr, wir treffen uns alle eine halbe Stunde vorher vor dem Landgericht zur Demo!

Der Gerichtstermin wird sehr wahrscheinlich nur kurz dauern. Entweder kommt es zu einer Urteilsverkündung (hoffentlich zugunsten von Christiane!) oder der Richter verfügt eine Beweisanordnung oder eine Aufforderung zu weiterer Einlassung der Parteien. Anschliessend demonstrieren wir weiter vor dem Landgericht.

Der Termin ist noch früher angesetzt als letztes Mal. Kommt trotzdem zahlreich, steht uns solidarisch zur Seite und demonstriert für die Menschenrechte, unterstützt uns in unserem Kampf gegen genitale Zwangsoperationen!

Alle sind willkommen! Kommt dunkel gekleidet. Kein Pink, kein Lila!

Landgericht Köln
Luxemburger Strasse 101
50939 Köln

Mehr im Forum für intersexuelle Menschen

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