Vorbereitung Aktion
Kinderspital Zürich, 6.7.08 (Bild: Dominik Huber)
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Teil 1: Eine neue Zwitterbewegung!
--> Teil 2: Folgt ...
Der 2008 neu entfachte öffentliche und politische Druck im Namen von
"Menschenrechte auch für Zwitter!" brachte die üblichen
TrittbrettfahrerInnen auf den Plan.
Nach altbewährtem Muster begannen sie im Namen von
"Gender", "Trans*" und
"Queer" das den Zwittern angetane Unrecht für ihre
eigenen Partikularinteressen zu instrumentalisieren. Einmal
mehr erklärten sie die die Zwitter zu einer angeblich
marginalen Randgruppe innerhalb des Transgenderspektrums, reduzierten die
massiven und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern zu blossem
"empirischen Material" zur "Abstützung" von "Transgender
oder queere[n] Identitäten oder Politiken". Auf der politischen Bühne
behaupten sie, die an Zwittern systematisch begangenen medizinischen Verbrechen
seien mit ihren eigenen Problemen "gleichzusetzen", und versuchen so
ihrerseits aus den Schlagworten "Zwangskastrationen" und
"Zwangsoperationen" so viel Kapital zu schlagen wie möglich. Alles
seit Jahrzehnten erprobte, klassische Formen der
Vereinnahmung von Zwittern durch LGBTQ. Nach wie vor kriechen dem noch so
manche Zwitter ebenfalls auf den Leim – oder schweigen zumindest dazu.
Als Folge kristallisieren sich zur Zeit innerhalb der
"Zwitterbewegung" einmal mehr zwei Fraktionen heraus. Diese
Fraktionen, die ich hier "Menschenrechtsfraktion" und "Transgenderfraktion"
nennen möchte, reden zwar beide im Namen von Zwittern, sind aber verschieden
zusammengesetzt und haben dementsprechend verschiedene Forderungen und
Prioritäten:
Die "Transgenderfraktion" (oder
"Geschlechtsidentitätsfraktion" bzw. "Genderfraktion") besteht traditionell
vornehmlich aus "Gender-TheoretikerInnen" und nur zu einem kleinen Teil aus
Zwittern, die sich meist gleichzeitig als Transgender definieren, ist vorrangig
am "Genderproblem" interessiert, benutzt die Menschenrechtsverletzungen an
Zwittern als Mittel zum Zweck für die zentrale Transgender-Forderung nach
Abschaffung/Dekonstruktion/"Hinterfragung von Geschlechtsstereotypen"
sowie konkret politisch zur Revision/Abschaffung von Transsexuellengesetz und
Personenstandsgesetz (Freie Wahl/Abschaffung des Gechlechtereintrags). Die
zentrale Zwitter-Forderung überhaupt, sofortige Beendigung der Zwangseingriffe
an Zwittern,
bleibt oft unerwähnt, geschweige denn wird sie als eigener Punkt in der
Agenda vorangestellt. Generell sind Zwitter in der "Transgenderfraktion" meist
bloss "mitgemeint"; zwitterspezifische Aliegen, sofern überhaupt konkret
eingebracht, werden bei LGBTQ in der gottgegebenen Reihenfolge zu hinterst
angestellt. Die konkreten Probleme und Forderungen der Zwitter werden vertagt
auf "nach der Abschaffung der Geschlechter", die bekanntlich in ferner Zeit der
gesamten Menschheit das Heil bringen wird, weshalb die "undankbaren
Zwitter" sich bis dahin mal nicht so anstellen sollen.
Aktuelle Beispiele:
TransGenderNetzwerk Berlin (TGNB),
Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti),
TransInterGenderSex
(TIGS), TransInterQueer (TrIQ),
Feministe,
QueerGrün, Yogyakarta,
IVIM
(Nachtrag 5.4.09: Inzwischen hat IVIM in der Forderungsliste
das
"Recht auf körperliche Unversehrtheit" an 1. Stelle gesetzt – vgl.
auch unten "Prognose 2009" ...),
Pink Apple Zürich,
Liminalis
Die "Menschenrechtsfraktion" (oder "Selbstbestimmungsfraktion")
besteht demgegenüber zur Zeit fast ausschliesslich aus zwangsoperierten
Zwittern und ihren PartnerInnen, stellt den Kampf gegen die medizinischen
Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen an Zwittern unmissverständlich ins
Zentrum durch konkrete Aktionen/Kampagnen gegen Zwangsoperateure und Politiker,
fordert an erster Stelle die
sofortige Beendigung der Zwangsoperationen, offizielle Anerkennung des
Jahrzehnte lang begangenen Unrechts sowie Entschädigung für zwangsoperierte
Zwitter. Sie formiert sich als eigenständige Zwitterbewegung ausserhalb von
LGBTQ, will mit niemandem verwechselt noch von irgendwem instrumentalisiert
werden, sondern möglichst wirkungsvoll praktisch für Zwitter und gegen
Medizyner eintreten. Punktuelle politische Zusammenarbeit/gegenseitige
Unterstützung mit anderen Gruppierungen/Kampagnen inkl. LGBTQ ist erwünscht,
jedoch nicht um jeden Preis, sondern nur soweit möglich nach dem Motto
"getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen". Vorrangiges Ziel ist die
Schaffung einer schlagkräftigen, eigenständigen Lobbyorganisation – gegen
Zwangsoperationen und für "Menschenrechte auch für Zwitter!"
Aktuelle Beispiele: Dieser Blog,
Christianes Prozess, Die Zwitter Medien
Offensive™, Intersexuelle
Menschen e.V.,
Forderungsliste, CEDAW-Schattenbericht
Elisabeth "Kann
ein Zwitter Sünde sein?" Müller,
Landgericht Köln 12.12.07
Zwitter in Bewegung – und auf der Bremse
Durch die verstärkten Aktivitäten vor allem der "Menschenrechtsfraktion" im
vergangenen Jahr brachen innerhalb der "Zwitterbewegung" entlang der Fraktionen
neue Gräben auf bzw. bestehende wurden plötzlich unübersehbar. Dies ist ein
schmerzhafter Prozess, der zu starken inneren Spannungen führt, die auszuhalten
schwer fällt. Trotzdem ist er wohl unumgänglich, um die Zwitter endlich
als eigenständige politische Kraft zu etablieren. Auch wenn manche
Zwitter es vorziehehen würden, der Geist liesse sich wieder in die Flasche
sperren und die Zwitter würden als Gattung wieder wie früher im Schatten und
unsichtbar bleiben: Dafür ist es zu spät – das Zwitter-Tabu hat Löcher
bekommen und wankt.
Der vorherige Platzhirsch, die "Transgenderfraktion", ist aus nahe
liegenden Gründen "not amused". Statt inhaltlich auf die
seit Jahren vorgebrachte Kritik der "Menschenrechtsfraktion" einzugehen,
antwortete die "Transgenderfraktion" 2008 in der Regel mit Pauschalvorwürfen
wie "Hass", "persönliche Aversionen",
"Diskriminierung", "Ausgrenzung" usw. Die
"Menschenrechtsfraktion" nahm dies zum Anlass, die Kritik an der
Zwitter-Instrumentalisierung im Allgemeinen und am Ausnutzen des realen
Zwitterleids für eigenen Zwecke im Besonderen laufend zu konkretisieren.
Auf den 2008 zunehmend öffentlich werdenden Vorwurf der
Instrumentalisierung reagierte die "Transgenderfraktion" mit der
Gründung neuer, angeblich zwittersperzifischer Organisationen wie z.B. IVIM,
die in Wahrheit aber aus denselben
altbekannten ExponentInnen aus TransGenderNetzwerkBerlin (TGNB),
TransInterQueer (TrIQ) und TransInterGenderSex (TIGS) besteht. Die
Menschenrechtsforderung nach Beendigung der Zwangsoperationen steht nach wie
vor klar nicht im Zentrum, wurde aber immerhin akzentuiert. Parallel geht die
"Transgenderfraktion" dazu über, Exponent_Innen der "Menschenrechtsfraktion"
kurzerhand zu unerwünschten Personen zu erklären, von Veranstaltungen so weit
wie möglich auszuschliessen und generell möglichst auszublenden (so z.B. durch
Ulrike Klöppel von Charité/TGNB/IVIM, die anlässlich des Ethik-Seminars mit
angehenden Medizinern im Januar 2009 Teilnehmer_innen aus der
"Menschenrechtsfraktion" nicht nur vom Podium, sondern auch als Gäste im
Publikum kategorisch ausschloss).
Solidarische Nicht-Zwitter unterwegs zum
Kinderspital, 6.7.08 (Bild: Dominik
Huber)
Prognose 2009
Die "Menschenrechtsfraktion" wird weiter Tempo machen,
nicht zuletzt dank der anhaltenden Zwitter
Medien Offensive™ ihren Bekanntheitsgrad erneut deutlich steigern und
erste politische Erfolge feiern. Dadurch werden sich zusehends auch
Nicht-Zwitter aller Schichten und Lager, die erst jetzt von
den medizinischen Verbrechen an Zwittern erfahren, konkret solidarisieren und
als Verbündete aktiv zur Beendigung der Zwangsoperationen mit beitragen.
Nicht-vereinnahmende LGBTQs werden sich solidarisch
organisieren. Die "Transgenderfraktion" wird
Menschenrechtsverletzungen an Zwittern erneut akzentuieren und ihre Aktivitäten
verstärken. Die "Zwitterbewegung" als Ganzes wird von der neu
entstandenen Dynamik weiter profitieren. Zwangsoperateure
werden einmal mehr wenig zu lachen haben (allen Lippenbekenntnissen zum Trotz).
Dass Christiane endlich ihr Schmerzensgeld erhält, wird die
übernächste Welle von Prozessen auslösen. Die nächsten
Schattenberichte werden auf weniger passiven Widerstand stossen als
der erste, doch die UNO wird sich weiterhin auf den Standpunkt
stellen, die Zwangsoperationenen seien doch gar nicht so schlimm, die Zwitter
sollen sich nicht so anstellen und erst mal weiter bei LGBTQ zu hinterst
anstehen. Die Bundesregierung spielt weiter auf Zeit.
Die Schmerzgrenze ist noch längst nicht erreicht ...
--> Teil 1: Eine neue Zwitterbewegung!
--> Teil 2: Folgt ...
Siehe auch:
-
Zwitter, Transsexuelle und Transgender
-
Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche
Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern
Vereinnahmung