Thursday, June 14 2012

Offene Rückantwort an Rosa von Praunheim Re: Hirschfeld als Zwitter-Genitalverstümmler

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Am vom 05.06.2012 mailte Nella im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org eine
>>> Offene Anfrage an Rosa von Praunheim betreffend der berüchtigten Szene in Rosas Hirschfeld-Filmbiographie "Der Einstein des Sex", worin Dr. Magnus Hirschfelds einem Zwitter auf Geheiss dessen Eltern (und gegen fürstliche Bezahlung) kurzerhand und blutig das Lustorgan amputiert (siehe Bild).

Noch am gleichen Tag erreichte uns eine kurze >>> Antwort von Rosa von Praunheim. Darin bestätigte Rosa unsere Vermutung, dass er sich der Zusammenhänge gar nicht bewusst war und ist, welche sich in besagter Szene aus der Perspektive heutiger genitalverstümmelter Zwitter auftun.

Nachfolgend dokumentiert dieser Blog die Rückantwort von Zwischengeschlecht.org an Rosa von Praunheim – in der Hoffnung, dass es gelegentlich doch mal noch zu einer möglichst breiten, sachbezogenen Aufarbeitung kommen möge über die Folgen von Hirschfelds Werk und Vermächtnis für heutige, mittlerweile zu 90% im Kindesalter genitalverstümmelte "Intersexuelle":

Liebe Rosa von Praunheim

Vielen Dank für deine rasche Antwort!

Als Menschenrechtsgruppe haben wir große Achtung vor Hirschfelds Errungenschaften im Kampf für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transvestiten (wie er sie nannte). Es ist nicht unsere Absicht, diese Errungenschaften schmälern zu wollen.

Unsere Kritik richtet sich auch nicht gegen das, was du Hirschfelds "rein Biologistischen Ansatz" nennst.

Unser Kritikpunkt ist, dass Hirschfeld (wie schon Ulrichs) die Zwitter dabei als Mittel zum Zweck benutzte, offensichtlich ohne sich zu überlegen, was das für diese für Auswirkungen haben könnte bis auf den heutigen Tag, und dass Hirschfeld sich dabei unkritisch mit einigen historischen Vorläufern der bis auf den heutigen Tag andauernden, systematischen Genitalverstümmelungen zusammentat sowie die meisten späteren Täter beeinflusste und in diesem Zusammenhang letztlich selbst zum Täter wurde, wie du das in deinem Film ja buchstäblich und drastisch in Szene setztest (ironischerweise ohne diese Zusammenhänge bewusst zu merken, wie wir deinem Mail entnehmen).

Weiter kritisieren wir, dass die Schwulenbewegung bis heute diese Zusammenhänge ausblendet. Und sehen dies als typisch für Menschen, die selber nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien fürchten mussten, und sich deshalb oft schwer tun, sich in die Lage derer zu versetzen, für die mit unverstümmelten Genitalien aufzuwachsen bis heute keine Selbstverständlichkeit ist – woran unserer Analyse nach Hirschfelds Werk und Wirkung wie erwähnt nicht unbeteiligt sind.

Wir können verstehen, dass du für deine eigenen Projekte lebst und wenig Zeit hast. Trotzdem möchten wir dich einladen, diesen Aspekten der Geschichte der Schwulenbewegung und von Hirschfelds Wirkung gelegentlich etwas mehr kritische Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Bestimmt wirst du dann schnell selbst bemerken, dass deine Klassifizierung von Hirschfelds zeitgebundenen politischen Ansichten aus heutiger Sicht als "lächerlich" der Tragik insbesondere ihrer realen Auswirkungen bis heute keinesfalls gerecht wird.

Liebe Grüße

Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer

>>> Magnus Hirschfeld – bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Dr. Magnus Hirschfeld führt Genitalverstümmelung an Zwitter durch
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"  

Monday, June 11 2012

"JLU arbeitet Praxis der kosmetischen Genital-OPs auf" - Gießener Anzeiger, 9.6.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Artikel in der Samstagsausgabe des Anzeigers über die
>>> Senatsverhandlung vom letzten Mittwoch
an der Justus-Liebig-Universität.

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.04.-06.06.2012
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

"Kosmetische Genitaloperationen: Uni-Senat plädiert für historische Aufarbeitung" - Gießener Allgemeine, 9.6.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Artikel in der Samstagsausgabe der Allgemeinen über die
>>> Senatsverhandlung vom letzten Mittwoch
an der Justus-Liebig-Universität.

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.04.-06.06.2012
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Klitorisamputation: "Ich wollte verzweifelt die vollständigen Krankenhausakten bekommen, um zu erfahren, wer meine Klitoris operativ entfernt hatte, und warum" - Cheryl Chase (1995)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Einige Ausschnitte aus einem >>> autobiographischen Text von Cheryl Chase, Begründerin der Intersex Society of North America (ISNA), auf Deutsch seinerzeit auf der AGGPG-Homepage:

Die Geschichte meiner Kindheit ist eine Lüge. Ich weiß jetzt, daß meine Eltern nach der Klitorektomie dem ärztlichen Ratschlag gefolgt sind, indem sie jeden noch so kleinen Beweis, daß Charlie jemals existierte, vernichteten.

Wofür sind Genitalien? Meiner Auffassung nach sind meine Genitalien für mein Vergnügen.

Ich erinnere mich an mich als einen zurückgezogenen, depressiven Jugendlichen, immer versuchend einen Blick auf weibliche Genitalien werfen zu können. Sehen sie so aus wie meine? Ich hatte niemals eine nackte Frau aus der Nähe gesehen. Ich hatte keine Ahnung davon, daß an meinen Genitalien Teile fehlten. Eigentlich kann man die Unterschiede zwischen meinen Genitalien und denen von irgendeiner anderen Frau, ohne die äußeren Schamlippen zu öffnen, nicht erkennen. Ich erinnere mich, wie ich in einem Buch das Phänomen der Masturbation entdeckte. Ich konnte jedoch den Mittelpunkt der lustbringenden Empfindungen in meinen Genitalien nicht lokalisieren, konnte den Trick nicht zustande bringen, über den ich gelesen hatte. Ich war nicht in der Lage, dieses Versagen mit dem Geheimnis über die vergrößerte Klitoris, die entfernt wurde, in Verbindung zu bringen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß mir jemand eine solche unwiderrufliche Sache angetan hatte, besonders nicht Erwachsene, die für mein Wohl verantwortlich sind. Oft weckten mich Alpträume, in denen mein Leben in Gefahr, mein Geschlecht fraglich und meine Genitalien deformiert waren und aus mir so wie Organe heraus schwappten. Als junge Erwachsene, gelang es mir, eine Verbindung zwischen der Entfernung meiner Klitoris und meiner schwachen sexuellen Reaktion, der Unfähigkeit einen Orgasmus zu erleben, zu erkennen.

Es war nicht leicht die intensiven Schamgefühle zu überwinden. Als Frau bin ich weniger als vollständig – ich habe eine geheime Vergangenheit, mir fehlen wichtige Teile meiner Genitalien und sexuellen Reaktionen. Eine medizinische Anomalie, so zusammengeflickt wie es der Chirurg am besten bewältigen konnte. Wenn eine Geliebte mit ihrer Hand das erste Mal meine Genitalien berührt, wird der Mangel sofort offensichtlich für sie. Ich wurde brutal verstümmelt, zurückgelassen voller Fragen, und auf der Suche nach der Wahrheit befand ich mich in völliger Stille und Isolation.

>>> Ganzer Text: Cheryl Chase, "Beleidigende Vernunft (Affronting Reason)" 

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische Klitorisamputationen in Uni-Kinderkliniken - Aufklärung tut not! 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
 

Thursday, June 7 2012

Gießen: Senat der Justus-Liebig-Universität regt einstimmig historische Aufarbeitung an!

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Nachdem es schon verdächtig aussah, als würde TOP 19 erneut vertagt, da der designierte Delegierte des Dekanats FB11 Medizin der JLU unauffindbar blieb, auch nachdem alle übrigen TOPs längst vorgezogen und abgehandelt waren, und die MedienvertreterInnen den Saal bereits verlassen hatten, zum Schluss buchstäblich in letzter Minute eine eigentliche kleine Sensation:

Nach reger Diskussion überwies der Senat zuletzt EINSTIMMIG einen Kompromissvorschlag von Uni-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee, das Dekanat solle zusammen mit dem Institut für Medizingeschichte eine historische Aufarbeitung kosmetischer Genitaloperationen erwägen. Danke!

Aufarbeitung ist der erste Schritt zu einer gesellschaftlichen Aussöhnung. Dieser Blog freut sich riesig, dass nach der Philipps-Universität Marburg nun auch die JLU die Problematik innerhalb ihres Geltungsbereichs proaktiv interdisziplinär angehen will – und somit einen wichtigen Beitrag leistet zur Beendigung eines gesellschaftlichen Tabus, das bekanntlich generationenlang erhebliches Leid über die Betroffenen brachte. Die JLU ist dazu fachlich gut aufgestellt. Nun sind Taten gefragt! Fortsetzung folgt ...

>>> Post Schwulen-Trans*-Queer-Referat 8.6.12   
>>> Bericht Gießener Anzeiger 9.6.12   
>>> Bericht Gießener Allgemeine 9.6.12

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.04.-06.06.2012
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Wednesday, June 6 2012

Gießen: Klitorisamputationen und andere chirurgische "Genitalkorrekturen" - Uni-Senat debattiert heute über Aufarbeitung in JLU und UKGM

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an! 

 

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Seit 60 Jahren werden mit "atypischen" oder "uneindeutigen" Genitalien geborene Kinder systematisch und möglichst früh medizinisch nicht notwendigen Genitaloperationen unterworfen – bis in die 1980er-Jahre wurde dabei eine "zu große Klitoris" rsp. ein "zu kurzer Penis" kurzerhand amputiert. Wie aktuelle offizielle Fallzahlen, Behandlungsangebote und wissenschaftliche Publikationen aus Gießen mehrfach belegen, werden solche kosmetischen "Genitalkorrekturen" an Kindern auch im Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) sowie im Lehrangebot der Justus-Liebig-Universität Gießen heute noch propagiert, angeboten und auch durchgeführt.

 

Aufgrund eines >>> studentischen Antrags (PDF) berät heute der Senat der JLU u.a. über eine Aufarbeitung dieser fragwürdigen Praxis, die Anfang Jahr auch der Deutsche Ethikrat in einer Stellungnahme deutlich kritisierte. >>> Sitzung 6. Juni, TOP 19 (PDF) 

Professoren leugnen "Genitalkorrekturen" - die sie persönlich publizierten

Offensichtlich ist den verantwortlichen Professoren wie auch der UKGM GmbH das erwachte öffentliche Interesse an den umstrittenen, medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen chirurgischen Eingriffen an Kindergenitalien alles andere als genehm – erst recht, nachdem die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org in einem >>> Offenen Brief an UKGM und JLU (PDF, S. 2) offizielle OP-Zahlen aus dem UKGM-Qualitätsbericht sowie "Behandlungs"angebote und -zahlen auf der UKGM-Homepage publik machte.

So hatte sich etwa Prof. Stefan Wudy sich im "Gießener Anzeiger" vom 22.04.2008 öffentlich damit gebrüstet, im UKGM Gießen würden "über 100 Betreute, vorwiegend Kinder und Jugendliche" mit Diagnose Adrenogenitales Syndrom (AGS) behandelt, seit 2000 werde "diese[r] Schwerpunkt kontinuierlich ausgebaut" – als operative Therapie bei AGS empfiehlt die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE)" in ihrer Leitlinie 027/047 bekanntlich unverändert eine chirurgisch-kosmetische "Klitorisreduktionsplastik [...] im ersten Lebensjahr" (Vorstandsmitglied der APE zur Zeit der Publikation: Prof. Stefan Wudy). Ebenso werden kosmetische Genitaloperationen an Kindern bis heute unverändert propagiert in der APE-Leitlinie 027/022 (Mitverfasser: Prof. Stefan Wudy).

Auch ein >>> Beiblatt Genitalstatus (PDF) aus dem UKGM illustriert, dass "Genitalmalformationen" in Gießen durchaus behandelt werden – wie jüngst eine BMBF-geförderte Studie zu Tage förderte, werden Menschen mit "auffälligen" Genitalien in Deutschland unverändert zu 90% im Kindesalter kosmetisch genitaloperiert.

Oder in der Fachzeitschrift "Hormones in Pediatrics" Vol. 74, No. 1, 2010 erschien ein Artikel "Difficulties in Diagnosis and Treatment of 5α-Reductase Type 2 Deficiency in a Newborn with 46,XY DSD", mitverfasst von Prof. Stefan Wudy, darin wird von einer "vermännlichenden" kosmetischen Genitaloperation an einem Kind berichtet ("masculinization operation"). Ein typisches Beispiel für "vermännlichende" Genitaloperationen sind so genannte "Hypospadiekorrekturen", in der offizielle OPS-Systematik "5-645 Plastische Rekonstruktion bei männlicher Hypospadie"genannt. Laut klinikeigenem obligatorischem Qualitätsbericht werden solche "Korrekturen" in Gießen 15 mal pro Jahr durchgeführt.

Doch statt in einen konstruktiven Dialog zu treten, wie dies an vielen anderen Kliniken problemlos möglich war, leugnen die verantwortlichen JLU-Professoren seit Wochen entgegen allen bekanntgewordenen Tatsachen (und ihren eigenen Publikationen!) die kosmetischen Genitaloperationen rundheraus. Und versuchen stattdessen Betroffene von solchen "Korrekturen" im Kindesalter, die eine Aufarbeitung fordern, schamlos zu verunglimpfen und zu diffamieren, so zum Beispiel in einer im April im Senat verlesenen, offiziellen >>> UKGM-Erklärung (PDF).

Aufarbeitung tut not!

Bereits in der Senatssitzung vom 25.04.2012 war das Thema "kosmetische Genitaloperationen im Universitätsklinikum Gießen / Marburg an Kindern und Jugendlichen" auf der Tagesordnung gestanden. Jedoch hatten die (ausser dem Dekan abwesenden) angesprochenen Medizin-Professoren der JLU versucht, mit der an der Sitzung vom Rektor mündlich verlesenen "UKGM-Erklärung" eine eigentliche Debatte zum Thema zu verhindern – wenn auch ohne Erfolg.

An der heutigen Sitzung vom 06.06.2012 stehen das Thema sowie ausdrücklich auch eine Debatte erneut auf der Tagesordnung. Zur Beratung steht dabei u.a. an, ob auch die JLU Gießen eine öffentlich zugänglich zu machende historische Aufarbeitung einschlägiger kosmetischer "Genitalkorrekturen" an Kindern bewirken will. Betroffene fordern schon lange, die bis in die 1980er-Jahre regelmäßig durchgeführten, medizinisch nicht notwendigen Klitorisamputationen an betroffenen Kindern aufzuarbeiten. Bereits im April hatte der Senat der Philipps-Universität Marburg eine solche Aufarbeitung beschlossen. Auch der Justus-Liebig Universität Gießen würde ein solcher Beschluss gut anstehen ...

Wir danken allen ganz herzlich, die sich vor Ort für die Rechte der von uneingewilligten, medizinisch nicht notwendigen Eingriffen bedrohten Kinder einsetzen, speziell dem Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referat im AStA der JLU Gießen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat im AStA der Universität Marburg!

>>> Nachtrag: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an! 

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.04.-06.06.2012
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012

Tuesday, June 5 2012

Offener Brief von NetzwerkB mit Fakten zu Traumatisierung - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (4)

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

>>> Exzellenter Offener Brief von NetzwerkB an den "Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs" Johannes-Wilhelm Rörig, der auch für den Kampf von als Kinder genital Zwangsoperierten um Gerechtkeit in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung ist.

Einerseits, weil das darin geschilderte Vorschieben des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) statt echten Schutzes und Entschädigung auch Zwittern blühen kann (wie auch die anderen Methoden, mit denen Opfer von sexualisierter Gewalt und ehemalige Heimkinder immer wieder von PolitikerInnen auseinanderdividiert und zum Schweigen gebracht werden). 

Zum andern, weil der Offene Brief hochinteressante Fakten und Quellen zu Hauf referiert (siehe auch Anhang), die auch für manche Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter nicht unbekannt sein werden.

Drittens, weil der Kampf um die Aufhebung der Verjährungsfristen auch im Kampf gegen die Genitalverstümmler in den Kinderkliniken von zentraler Bedeutung ist – auch sie werden erst aufhören, wenn sie ernsthafte, d.h. juristische und finanzielle Konsequenzen zu befürchten haben.

Die jahrelange, hartnäckige Arbeit von Norbert Denef und NetzwerkB bleibt inspirierend und Mal für Mal ein Aufsteller!

>>> Petition Aufhebung der Verjährungsfrist für "sexuellen Missbrauch" im Zivilrecht

>>> NetzwerkB Positionspapiere 

Siehe auch:
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Magnus Hirschfeld als Zwitter-Genitalabschneider - Offene Anfrage an Rosa von Praunheim

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Offene Anfrage von Zwischengeschlecht.org vom 05.06.2012

Liebe Rosa von Praunheim

Wir möchten die heutige Vorführung von "Der Einstein des Sex" im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2012 zum Anlass nehmen, uns mit einigen Fragen zum Film an dich zu wenden, die uns schon länger beschäftigen.

Wir sind eine Menschenrechtsgruppe, bestehend aus Zwittern und solidarischen Nicht-Zwittern, die sich für ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen einsetzt (wie sie auch in Berlin u.a. an der Charité mit dem Segen des Senates immer noch regelmäßig und seit letztem Jahr noch verstärkt stattfinden), sowie für "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Aus dieser Perspektive machte uns die Szene in "Der Einstein des Sex" besonders betroffen, in der Magnus Hirschfeld nach anfänglichem Zögern einem wehrlosen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern das "uneindeutige" Lustorgan kurzerhand amputiert, um mit der Schatztruhe, die Hirschfeld als Honorar für diese Genitalverstümmelung erhält, in der nächsten Szene das "Institut für Sexualwissenschaft" zu gründen. Und erschien uns als enorm treffsicheres Sinnbild für bestimmte problematische Aspekte in Hirschfelds Werk und Vermächtnis, die bis heute im Allgemeinen und offensichtlich auch innerhalb der Hirschfeld-Tage 2012 im Besonderen nach wie vor ausgeblendet bleiben.

Dass nämlich für heutige "Intersexuelle", und damit zu 90% Überlebende uneingewilligter medizinischer "Genitalkorrekturen" im Kindes- und Jugendalter,  Hirschfeld und sein historisches Erbe nicht als ein Teil der Lösung erscheint, sondern als ein Teil des Problems (im Gegensatz wohl zu allen anderen so genannten "Minderheiten" und "Randgruppen", die auch im Rahmen der Hirschfeld-Tage 2012 mit Hirschfeld in Verbindung gebracht werden).

Und dass das von Hirschfeld seinerzeit populär gemachte Benutzen von Zwittern als Mittel zum Zweck sowohl in der von ihm mitbegründeten politischen Schwulenbewegung wie auch in der durch ihn mitbegründeten Sexologie heute noch Schule macht und dazu beiträgt, dass auch 2012 immer noch 90% aller Zwitterkinder möglichst rasch genitalverstümmelt werden – während gleichzeitig alle wegschauen bzw. noch auf dem Buckel der Opfer "Identitäts-" und "Antidiskriminierungspolitik" für dritte Interessengruppen betreiben.

Nun können wir uns aber schlecht vorstellen, dass dies seinerzeit deine Perspektive und die deiner Drehbuch-Mitautoren war, als ihr mit Beratung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft den Film und damit auch diese unseres Wissens nach historisch nicht belegte Szene entworfen hattet.

Deshalb interessiert uns schon lange: Wie kamt ihr auf diese Szene? Was war der Hintergrund, woher die Inspiration? Und was wollt ihr damit ausdrücken?

Über einige erhellende Zeilen würden wir uns sehr freuen.

Liebe Grüße

Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Antwort von Rosa von Prauheim   >>> Rückantwort
>>> Magnus Hirschfeld – bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit

Posts zu "Der Einstein des Sex" und Magnus Hirschfeld:
- https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/01/02/Dr.-Magnus-Hirschfeld-f%C3%BChrt-genitale-Zwangsoperation-an-Zwitter-durch
- https://blog.zwischengeschlecht.info/?q=hirschfeld

Monday, June 4 2012

«Wir laufen ja auch nicht nackt herum» - Interview mit Daniela "Nella" Truffer, Der Landbote 4.6.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Ganzseitiges Interview von Elisabetta Antonelli mit Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org über den "Intersex"-Tatort "Skalpell" und mehr, erschienen auf S. 3 der Printausgabe. Danke!

Nella redet einmal mehr Klartext, auch über die unaufgearbeitete Praxis der Klitorisamputationen und über politische Vereinnahmung.

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH

Gießen: UKGM-Professoren leugnen kosmetische Genitaloperationen an Kindern und verhöhnen Opfer - Senatsdebatte Mi 6.6.12

Vor dem Universitätsklinikum Gießen, 22.4.12 Friedlicher Protest + Offener Brief Universitätsklinikum Gießen, 22.04.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

In der Senatssitzung vom 25.04.2012 der Justus-Liebig-Universität Gießen war das Thema "kosmetische Genitaloperationen im Universitätsklinikum Gießen / Marburg an Kindern und Jugendlichen" bereits Tagesordnungspunkt. Prompt hatten die (ausser dem Dekan abwesenden) angesprochenen Medizin-Professoren der JLU versucht, mit einer an der Sitzung vom Rektor mündlich verlesenen "Erklärung" eine eigentliche Debatte zum Thema zu verhindern – wenn auch ohne Erfolg.

Der Senat beschloss vielmehr, an der nächsten Sitzung vom kommenden Mittwoch 06.06.2012 das Thema sowie ausdrücklich auch eine Debatte erneut auf die Tagesordnung zu setzen (vgl. TOP 19). Zur Beratung steht dabei u.a. an, ob auch die JLU Gießen eine öffentlich zugänglich zu machende historische Aufarbeitung enschlägiger kosmetischer "Genitalkorrekturen" an Kindern bewirken will. Betroffene fordern schon lange die bis in die 1980er-Jahre regelmäßig durchgeführten, medizinisch nicht notwendigen Klitorisamputationen an betroffenen Kindern aufzuarbeiten.

Mittlerweile liegt die >>> „UKGM‐Erklärung in Abstimmung mit den Professoren Burkhard Brosig, Winfried Padberg, Hans‐Rudolf Tinneberg, Wolfgang Weidner, Stefan Wudy und Klaus-Peter Zimmer zur Demonstration der Initiative 'Zwischengeschlecht' am 22. April 2012 in Gießen“ (PDF) auch schriftlich vor.

Die UKGM-Mediziner und JLU-Professoren leugnen darin jegliche kosmetische Genitaloperationen an Minderjährigen pauschal und rundheraus – entgegen der im >>> Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 22.04.2012 angesprochenen Faktenlage (belegt u.a. durch OP-Zahlen aus dem UKGM-Qualitätsbericht sowie "Behandlungs"angebote und -zahlen auf der UKGM-Homepage), wonach medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Minderjährigen Operationen auch am Standort Gießen des UKGM nach wie vor angeboten, durchgeführt und in Publikationen für Kleinkinder "im ersten Lebensjahr" propagiert werden – allen schönen Dementis zum Trotz..

Die im UKGM für diese Eingriffe an Kindern verantwortlichen Professoren scheuten in der "Erklärung" weiter auch nicht davor zurück, Überlebende medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen, die sich über das ihnen angetane Unrecht beklagen und Aufarbeitung fordern, als "unsachliche und unsensible", angeblich von allen Betroffenenorganisationen ausgegrenzte Einzelfälle zu diffamieren – auch hier ohne jegliche Belege und entgegen der bekannten Faktenlage.

Der (mit Belegen versehene) studentische Antrag S-12-05-061T zur kommenden Senatssitzung vom 06.06.2012 hält dazu ebenfalls fest:

"Auch für weitere pauschale Behauptungen, etwa dass der Offene Brief „nicht zwischen den verschiedenen Formen von DSD [differenzieren]“ würde und dass „[v]iele Menschen mit DSD und ihre Familien […] sich von dieser Interessengruppe [distanzieren]“ würden, vermag die „Erklärung“ keine Belege beizubringen. Demgegenüber stehen öffentliche Stellungnahmen von Betroffenen- wie Menschenrechtsorganisationen, dass die Menschenrechte und insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit, welche kosmetische Genitaloperationen an Kindern untersagen, unteilbar sind und nicht je nach Diagnose und Ermessen von Dritten eigenmächtig suspendiert werden dürfen. (13) Ebenso fordern  deutschsprachige Betroffenenvertretungen unmissverständlich ein Verbot kosmetischer Genitaloperationen an Kindern beziehungsweise eine Beschränkung des Rechts der Eltern, im Namen ihrer Kinder kosmetischen Genitaloperationen zuzustimmen, und verurteilen diese Eingriffe als „Genitalverstümmelung“. (14)"

Dieser Blog dankt allen Beteiligten ganz herzlich, speziell dem Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referat im AStA der JLU Gießen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat im AStA der Universität Marburg!

Fortsetzung folgt ...

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.-25.04.2012
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 

Sunday, June 3 2012

"Kosmetische Eingriffe grundsätzlich bis zum Erreichen der Volljährigkeit verbieten" - Ulrike Klöppel (Klartext in Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahmen 5)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Auch nach der Veröffentlichung der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates (Friedliche Aktion von Zwischengeschlecht.org vom 23.2.12) präsentiert dieser Blog weitere Highlights aus den vom Ethikrat eingeholten, öffentlich zugänglichen "Stellungnahmen von Sachverständigen".

Ulrike Klöppel verfasste ihre Doktorarbeit "XX0XY ungelöst" über "Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin", ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Mitglied bei TGNB/TrIQ/IVIM und schreibt u.a. für die Magnus Hirschfeld Gesellschaft und die Jungle World.

In der Vergangenheit hatte dieser Blog Publikationen rsp. Auftritte Ulrike Klöppel schon konkret kritisiert, wenn wir fanden, Überlebende von kosmetische Genitaloperationen an Kindern würden darin als blosses Mittel zum Gendertheorie-Zweck erneut missbraucht, Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken lediglich in Tätersprache abgehandelt und ihr tägliches Fortdauern (nicht nur) in Deutschland im Allgemeinen und in der Charité im Besonderen sträflich ausgeblendet.

Umso mehr freut es, dass Ulrike Klöppel in ihrer >>> schriftlichen Stellungnahme an den Deutschen Ethikrat (PDF) Klartext bringt und mit klaren Aussagen nicht spart (die der Ethikrat bekanntlich lieber nicht hören wollte). Danke!

Einige relevante Ausschnitte:

Meiner Meinung nach müsste folgende Regelung getroffen werden:

Sämtliche genitalplastischen Eingriffe sowie Sexualhormonbehandlungen, die keiner "zwingenden medizinischen Indikation" unterliegen, sondern kosmetischen Zwecken der Angleichung an ein weibliches oder männliches Idealbild dienen (im Nachfolgenden als "geschlechtsverändernde Eingriffe" bezeichnet), sind grundsätzlich bis zum Erreichen der Volljährigkeit verboten. Darunter fallen auch Klitorisresektionen (egal bei welcher "Größenabweichung" und welcher chirurgischen Technik) sowie Gonadenentfernungen, die nicht auf der Grundlage eines signifikanten Entartungsrisikos erfolgen. Ebenso müssen jegliche kosmetischen Eingriffe bei AGS, inklusive der angeblich minimalinvasiven "Introitusplastiken", verboten werden.

Auf dieser Grundlage können Ausnahmen gestattet werden, um das sexuelle Selbstbestimmungsrecht Jugendlicher zu gewährleisten, sofern sichergestellt ist:

  • Einwilligungsfähigkeit des_r Jugendlichen;
  • umfassende Information über mögliche körperliche und psychische kurz- und langfristigen Folgen der Eingriffe sowie über Alternativen zu geschlechtsverändernden Eingriffen;
  • peer-to-peer counselling durch erwachsene intergeschlechtliche Menschen;
  • von der medizinischen Betreuung unabhängige, psychologische Beratung des Kindes und der Erziehungsberechtigten.

Begründung:

1. Geschlechtsverändernde Eingriffe ohne informed consent verstoßen gegen das Menschenrecht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Somit verbieten sich solche Eingriffe eigentlich von selbst. Dennoch hat sich an der Behandlungspraxis bei Intergeschlechtlichkeit bislang nicht viel verändert: Sanktioniert durch das Consensus Statement on 21-Hydroxylase Deficiency von 20021 werden bei AGS weiterhin Klitorisreduktionen und Introitusplastiken im Kindesalter durchgeführt, so z.B. an der Berliner Charité. AGS ist das häufigste intergeschlechtliche Erscheinungsbild, somit kann keineswegs davon ausgegangen werden, dass in der medizinischen Betreuungspraxis bereits ein wirkliches Umdenken eingesetzt hätte. [...] Nur ein Verbot wird m.E. eine wirksame Änderung der Situation herbeiführen können: Der Normalfall muss sein, dass geschlechtsverändernde Eingriffe ohne informed consent des Betroffenen keine Option sind. Auf dieser Grundlage sind allerdings Ausnahmeregelungen nötig, die der Wahrung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts des Heranwachsenden dienen.

2. AGS muss genauso wie andere Erscheinungsbilder von Intersexualität betrachtet und vor medizinischen Eingriffen im Kindesalter geschützt werden. [...]

4. Geschlechtsverändernde Sexualhormonbehandlungen gehören genauso verboten wie chirurgische Eingriffe, da sie ebenfalls irreversible körperliche Transformationen bewirken können. [...]

8. Psychischen und sozialen Schwierigkeiten des Kindes und der Erziehungsberechtigten im Umgang mit der Intergeschlechtlichkeit kann und muss mit anderen Mitteln begegnet werden als mit geschlechtsverändernden Eingriffen. [...] [S. 1-3]

Die Frage der "Zufriedenheit mit der Geschlechtsidentität" ist m.E. irrelevant für die Bewertung des bisherigen Behandlungsvorgehens. Maßstab muss – neben der Behandlungszufriedenheit resp. -unzufriedenheit – in erster Linie die Lebensqualität, wie sie die befragte Person selbst einschätzt, sein. Die Lebensqualität eines Menschen bestimmt sich nicht in erster Linie durch seine "Zufriedenheit mit der Geschlechtsidentität"; vielmehr können körperliche, soziale, psychische oder sexuelle Probleme unabhängig davon auftreten. Die Geschlechtsidentität sagt also nichts aus über die Lebensqualität und darf somit nicht der Maßstab des Behandlungsvorgehens sein. [S. 5f.]

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt (1)
>>> "Es muss sich grundsätzlich etwas ändern" - Deutscher Hebammenverband (2)
>>>
"Verjährungsvorschriften sind dringend zu überarbeiten" - Konstanze Plett (3)
>>> "Eltern dürfen nicht einwilligen" - Oliver Tolmein (4) 
>>>
Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet"
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 

Saturday, June 2 2012

"Als ich 7 war, operierte man mein Genital" - Intersex-TV-Diskussion mit hochdeutschen Untertiteln

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Die denkwürdige "Club"-Diskussion von 22.05.2012 mit Titel "Das dritte Geschlecht" gibt's nun >>> mit hochdeutschen Untertiteln zum online nachgegucken.
Dazu die >>> Teletext-Live-Untertitelungsdatei, zusammen mit dem >>> downloadbaren Original-Video zum offline nachgucken.

Danke!

Nachfolgend (ab ca. der 13. Minute) Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org) mit Aussagen, wie sie Medizynern vorher noch selten jemand öffentlich um die Ohren haute, geschweige denn in der Glotze ...

Als ich 7 war, operierte man mein Genital.

Man hat den Mikropenis auseinandergesäbelt, viel weggeschnitten.

Der Rest dieser Streifen wurde um die Eichel gelegt und vernäht.

Gemäss Krankenakte ist das Resultat eine sehr kleine Klitoris.

Hätte man mich zu einem Jungen gemacht,

wäre es genauso schlimm herausgekommen.

Dann hätte man eine Hypospadie-Korrektur gemacht.

Ich kenne Menschen, die zu einem Jungen operiert wurden,

die eine taube Eichel haben.

Ich kenne Betroffene, die an diesen runtergenommenen und angenähten Hoden

so starke Schmerzen haben, dass sie nicht joggen gehen können.

>>> "Club"-TV-Diskussion 22.5.12  
>>> Kinderchirurgen wollen "Tatort" verbieten   >>> Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH  

Thursday, May 31 2012

"Hände weg von kindlichen Genitalien!" - frei-denken.ch, 23.5.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

"Die Obsession von Erwachsenen mit kindlichen Genitalien muss überall benannt und bekämpft werden, egal ob sie als Pädophilie, Initiation oder medizinische Hilfe auftritt!"
>>> Interessanter Post der Freidenker-Vereinigung der Schweiz zur "Intersex"-Diskussion im "Club". Danke!

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" - Offener Brief an Kinderspital und Universität Zürich 2012 

Wednesday, May 30 2012

Intersex: "Zwischen den Beinen nicht ganz so wie die meisten anderen" - Interview mit Daniela Truffer, Neue Luzerner Zeitung 26.5.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Ganzseitiges Interview von Robert Bossard (PDF, 142 kb) mit Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org in der Samstagsausgabe des Innerschweizer Lokalzeitungsverbundes (Neue Luzerner Zeitung, Neue Urner Zeitung,  Neue Schwyzer Zeitung, Neue Obwaldner Zeitung, Neue Nidwaldner Zeitung, Neue Zuger Zeitung), aus Anlass der TV-Premiere "Intersex"-Tatorts "Skalpell" am 28.5.12. Danke!

Nella redet einmal mehr öffentlich Klartext und macht sich stark für das Recht auf körperliche Unversehrtheit der betroffenen Kinder, damit sie es einmal besser haben. Besonders eindrücklich, weil auch für Nicht-SpezialistInnen kurz und bündig auf den Punkt gebracht, fand ich folgenden Satz, der von der Redaktion auch als Bildunterschrift verwendet wurde: «Es gibt Menschen, die sehen zwischen den Beinen nicht ganz so aus wie die meisten anderen.» 

>>> Luzern: Historischer überparteilicher Vorstoss gegen kosmetische GenitalOPs

>>> "Club"-TV-Diskussion 22.5.12    >>> Tatort ARD (20-06h)    >>> Tatort SF (20-06h)
>>> Kinderchirurgen wollten "Tatort" verbieten   >>> Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH

Tuesday, May 29 2012

"Intersex"-Tatort "Skalpell" online nachgucken

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Hochdeutsch ARD Mediathek (20-06h)    >>> CH-Version SF-Videoportal (20-06h)

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Ja, wir gebens zu: Auch Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a Markus Bauer waren von der Sendung zwischendurch stark gerührt – und die Nachbarn dachten wohl das eine oder andre Mal, die Fussballweltmeisterschaften fänden heuer etwas früh statt ...

>>> Weitere Infos + Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

Und gekugelt haben wir uns über die Homepage in der 48. Minute (siehe Screenshot). O-Ton Kommissarin Liz Ritschard: "Der ist ein Hardliner ... wirft dem Chirurgen heftiges Zeugs vor ... z.B. Zwangskastrationen, Menschenrechtsverletzungen ..."  Boa, ey ...

(zum Vergrössern reinklicken)

Bleibt als einziger wirklicher Kritikpunkt am Plot, dass es der Tatort leider immer noch nicht kapiert, dass die meisten Betroffenen sich über die Folgen der chirurgischen "Genitalkorrekturen" beklagen wie z.B. Verminderung oder Zerstörung des sexuellen Empfinden und weniger über "falsche Geschlechtswahl" - auch eine aufgezwungene "Korrektur" in die "richtige Richtung" ist schädlich und verstösst gegen die Menschenrechte!

>>> NEU: Interview mit Daniela "Nella" Truffer über den Tatort 

>>> "Club"-TV-Diskussion 22.5.12    >>> Tatort ARD (20-06h)    >>> Tatort SF (20-06h)
>>> Kinderspital wollte "Tatort" verbieten   >>>
Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Monday, May 28 2012

"Abb. 679. Penisartige Vergrößerung der Clitoris bei angeborenem adrenogenitalen Syndrom. (7jähriges Mädchen.) a) Vor, b) nach Exstirpation der Clitoris." - Max Grob: "Lehrbuch der Kinderchirurgie", 1957 (3)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> "Aufarbeitung tut not!" - Offener Brief 10.05.2012 
>>> "Die Amputation der Clitoris ist sicher gerechtfertigt" - Kinderspital Zürich 1957 (1)
>>> "Wir belassen gewöhnlich einen ganz kurzen Clitorisstumpf" - Kispi Zürich 1957 (2)

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

>>> WARNUNG!!! Scan S. 587 Lehrbuch 

Meine 2 Cent: Die wenigsten Menschen wissen, dass in westlichen Kinderkliniken "Klitorisamputationen" an Kindern mit "auffälligen" Genitalien z.T. bis in die 1980er-Jahre zum (kaum je hinterfragten) Standard gehörten – beispielsweise an der Universität Bern wurde "Amputation der Klitoris" noch in einem Lehrbuch von 1975 empfohlen (Marcel Bettex, François Kuffer, Alois Schärli: "Wesentliches über die Kindrchirurgie", S. 255). Die von Max Grob oben beschriebene "Amputation mit Stumpfbildung" war eine verbreitete Technik, die etwa der NS-Mediziner Prof. Dr. Hans Naujoks bereits 1933-1934 in Publikationen beschrieben hatte. Andere ÄrztInnen war noch das zu wenig, sie beharrten – wie z.B. in einer Kölner Dissertation von 1967 – ihrerseits: "Die Clitoris muss exstirpiert werden, da nach Amputation die Erektion des Stumpfes störende Sensationen bewirkt" (Manutschehr Mohtaschemi: "Adrenogenitales Syndrom (AGS) und Salzverlustsyndrom (SVS). 15 Beobachtungen in der Univesritäts-Kinderklinik Köln von 1944 bis 1966", S. 83, vgl. dazu weiter z.B. Prof. Jürgen W. Bierich).

Mittlerweile wird eine "zu grosse" Klitoris in westlichen Kinderkliniken statt kurzerhand amputiert in der Regel mit einer "Reduktionsplastik" sog. "nervschonend verkürzt" – obwohl sowohl Betroffene wie auch medizinische Studien immer wieder darauf hinweisen, dass auch mit dieser Operationsmethode das sexuelle Empfinden keinesfalls erhalten, sondern ebenfalls oft stark beinträchtigt oder gänzlich zerstört wird. Trotzdem – und obwohl es nach wie vor keine Evidenz dafür gibt, dass die Betrofenen letztlich Vorteile von diesen "Korrekturen" hätten – beharren die meisten ChirurgInnen unbeirrbar darauf, "noch etwas weiter zu experimentieren".

Prof. Dr. Max Grob, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich 1939-71, erster Schweizer Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie, unter Bezug auf Prof. Dr. Andrea Prader, Kispi-Direktor 1962-86, und dessen 1954 etablierte „Praderstufen“, die heute noch weltweit verwendet werden um eine Klitoris als „zu gross“ und damit „korrekturwürdig“ einzustufen.

Max Grobs „Lehrbuch der Kinderchirurgie“ (Stuttgart: Thieme, 1957; unter Mitwirkung von Dr. Margrit Stockmann, Spezialärztin für Kinderchirurgie, Luzern, und Dr. Marcel Bettex, Chirurgischer Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik Zürich, später Professor und Direktor der Chirurgischen Universitäts-Kinderklinik Inselspital Bern), wurde weltweit rezipiert und laut "Forschungsmagazin Nr. 3 / 2009" des Kinderspitals Zürich (S. 19) in sechs Sprachen übersetzt.

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Monday, May 21 2012

Jetzt online: "Intersex"-TV-Diskussion mit Daniela "Nella" Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) - "Das dritte Geschlecht"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Online mit hochdeutschen Untertiteln    >>> Untertitel .srt      >>> Screenshots 
>>> Meine 2 Cent (s. unten)    >>> CH-Version nachgucken    >>> Download (386 MB) 

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Weiter mit von der Partie sind Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, die "Tertium-non-datur"-Philosophin Maria Bernasconi, die Kinderurologin und Chefchirurgin des Kinderspitals Zürich Rita Gobet und der Chef der CH-Pädiatergesellschaft, der SAMW-Ethikkommission und des Ostschweizer Kinderspitals Christian Kind.

Der "Club" (vormals "Zischtigsclub") ist eine bekannte wöchentliche Diskussionssendung des Schweizer Fernsehens mit hochdeutschen Untertiteln via Teletext.

Die >>> Ankündigung zur Sendung bringt die obligate Medizynerstatistik ("pro 5000 Geburten ein Baby mit nicht eindeutig ausgebildeten Geschlechtsorgangen") und stellt "langjährige psychische Konflikte bei den Betroffenen" als Folge der "teilweise zweifelhaften Eingriffe" in den Vordergrund. Anlass der Sendung ist der >>> "Intersex"-Tatort "Skalpell" vom kommenden Pfingsmontag.

Meine 2 Cent: Die Sendung fängt langsam an, es sieht eine Weile bös nach irgend einer dieser üblichen "ExpertInnenrunden" aus – doch nach bald 13 Minuten holt Nella tief Luft und erzählt ihre Geschichte als gäbe es kein Morgen, und von dem Moment an kommt etwas ins Rollen, von dem ich hier mal ganz unbescheiden behaupte, sowas gab es auf der Mattscheibe zu diesem Thema bisher noch nie... Auch Karin Plattner sehr souverän und auf den Punkt, sobald das Eis gebrochen war. Fettes Danke an alle Beteiligten, auch den MedizinerInnen, die sich immerhin diesem Gespräch stellten (wovon sich noch so manche ihrer KollegInnen ruhig mal ne Scheibe, öhm, abschneiden könnten)!

 

>>> "Club" online mit Untertiteln    >>> Tatort ARD (20-06h)    >>> Tatort SF (20-06h)
>>> Kinderchirurgen wollten "Tatort" verbieten   >>> Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

 

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Thursday, May 17 2012

"ESPU 2012": Bilder der 1. Friedlichen Mahnwache, 9.5.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> VIDEO 10vor10   >>> "Aufarbeitung tut not!" - Proteste 9.-12.5.   >>> Offener Brief UZH

Fettes Dankeschön an alle, die kamen!  

Continue reading...

Wednesday, May 16 2012

"Tatort"-Regisseur Ineichen: "Das Skalpell im Titel ist nicht nur die Mordwaffe, es ist auch ein Symbol für das, was die intersexuellen Kinder erleiden müssen."

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Starke Worte von Tobias Ineichen, dem Regisseur des nächsten CH-"Tatorts" (TV-Premiere am Pfingstmontag 28.5.12), in einem Interview mit Persoenlich.com. Danke!

SF.tv hat zudem einen ersten Teaser-Ausschnitt mit dem toten Chirurgen online.

>>> Weitere Infos + Vorabberichte zu "Skalpell" 

Tuesday, May 15 2012

Heute 15.5.12: "Intersex-Exploration" mit Diana Hartmann in Hamburg, "Das verordnete Geschlecht" mit Elisabeth Müller in Jena, "Intersex"-Tatort Premiere in Luzern

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Hamburg 12h: "Intersex Exploration" mit Diana Hartmann  

Jena 19h: "Das verordnete Geschlecht" mit Elisabeth Müller 

Luzern 20:15h: "Tatort"-Premiere um ermordeten Verstümmler

>>> "Intersex"-Veranstaltungen an Unis - Aufruf zu Solidarität!
>>> "Intersex"-Tatort "Skalpell" um ermordeten Kinderchirurgen

- page 28 of 68 -