Wednesday, November 14 2012

LIVEBLOG Senatssitzung zu kosmetischen Genitaloperationen an der Goethe-Universität FFM, 14.11.12 ab 14h

Friedliche Aktion + Offener Brief (PDF) Uniklinikum Frankfurt, 11.11.2012

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Zwischengeschlecht.org on Facebook

Im Rahmen der Intersex Aktionswoche in FFM wurde für die heutige Senatssitzung ein Antrag auf Aufarbeitung kosmetischer Genital-OPs in der Lehre der Goethe-Uni und in ihren Kliniken eingereicht (>>> Antrag als PDF (202 kb).
Dieser Blog berichtet live aus der Senatssitzung!

19:22  Der AstA wird heute noch eine >>> Pressemitteilung rauslassen. Weiter steht morgen vor der Diskussionsveranstaltung im KOZ ein Interviewtermin mit einer überregionalen Zeitung an.

18:09  Nach Gesprächen mit den StudierendenvertreterInnen und aufgeschlossenen Senatsmitgliedern zeichnet sich trotzdem ab, dass das Ansinnen der Medizyner, jegliche Diskussion innerhalb der Uni zum Thema zu verunmöglichen, bei der sie nicht die absolute Hoheit haben, nicht von Dauer sein wird.

17:36  Der Antrag auf eine Kommission "Intersex", die Richtlinien zum Umgang erarbeiten und insbesondere auch Betroffene anhören soll, wird abgelehnt. Der von einem Senatsmitglied eingebrachte Alternativantrag, das Ganze im Sinne der Medizyner an ihre "Experten-Ethikkommission" zu überweisen, zum Glück wegen zu vieler Enthaltungen ebenfalls. Das hätte ihnen so gepasst ... Mit formalen Winkelzügen blocken die Medizyner im Weiteren ab, dass über die Resolution auf Aufarbeitung der historischen und gegenwärtigen Praxis überhaupt erst abgestimmt werden kann ... Offensichtlich fürchten sie, dass unappetitliche Details wie z.B. Klitorisamputationen öffentlich bekannt werden könnten. Damit herrschen wenigstens klare Verhältnisse.

17:32  Der Seantor aus der Medizynischen Fakultät Ulrich Brandt fegt eine weitere Debatte über den studentischen Antrag mit einem Ordnungsantrag vom Tisch mit der Begründung, hier seien die betreffenden Medizyner die Experten, weshalb die Medizynethische Kommission allein kompetent sei, ausserdem würden in Frankfurt keinerlei medizinisch nicht notwendige Eingriffe durchgeführt, das habe ihm der Leiter der Kinderchirurgie, Prof. Rolle, persönlich bestätigt. Deshalb sollen an der heutigen Sitzung Betroffene und Betroffenenvertreter_innen gar nicht erst angehört werden. Wen wundert's ...

17:17  TOP 11a steht an, der studentische Senator Dirk Reheis bringt den Antrag ein.

16:44  Das Interview ist vorbei, die Sitzung steht aktuell bei TOP 9.

16:06  Die Sitzung zieht sich immer noch hin, wir werden aber gegen 16:30 schon mal ein Interview machen mit Radio X, dem unabhängigen Stadtradio (mit Online-Stream hier).

15:29  Aktuell wird TOP 4 behandelt, es schaut nicht aus, als käme unser TOP 11a vor 17 oder gar 18h.

14:20  Die Sitzung ist eröffnet. Der Präsident schlägt Zustimmung für Zusatzpunkt der Tagesordnung vor. Keine Gegenstimmen, der Antrag wird heute beraten! Er ist TOP 11a, es kann also noch etwas dauern, bis es soweit ist.

14:09  Die Senatsmitglieder treffen ein. Wegen eines Formfehlers ist der Antrag (noch) nicht auf der Tagesordnung, es wird jedoch bei Sitzungsbeginn einen Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung geben.

>>> Aktionswoche FFM  >>> Senats-Antrag (PDF)  >>> Offener Brief Uni-Klinik (PDF) 

HEUTE FFM: "Intersexuelle fordern Positionierung von Uni" - Neues Deutschland, 14.11.12

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>>> Intersex Aktionswoche 8.-14.11.    >>> Offener Brief an Uni-Klinikum (PDF)  

Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Hinweis auf die heutige Senatssitzung der Goethe Universität, an der ein Antrag auf Arbeitung und Positionierung betreffend kosmetischen Gentitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen ansteht. Danke!

>>> Hinweis DKP queer  >>> Senats-Antrag als PDF (202 kb 

>>> LIVE Senatssitzung ab 14him 10 Stock des Juridicums

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Tagesschau-Beiträge zur "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE - SF, 9.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Die Tagesschau-Beiträge zur >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE zum online nachgucken, jewils mit Archivbildmaterial von unseren Protesten zum Jahreskongress der Europäischen Kinderurologen ESPU 2012, sowie in der 19:30h Ausgabe mit einem Statement von Daniela "Nella" Truffer. Danke! Die Beiträge sind gelungen – mal abgesehen von der eher bescheuerten animierten Eingangsgrafik im Abendbeitrag und den dito bekloppten rosa-blauen Puppen.

Auf der SF-Homepage gibts zudem auch eine >>> Seite mit der sda-Meldung, auf der nebst der Mittags-Tagesschau auch nochmal das Video der legendären Club-Diskussion zum Thema verlinkt ist (>>> hier mit hochdeutschen Untertiteln).

12:45h Ausgabe

19:30h Ausgabe

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

"Ethikkommission fordert Selbstbestimmungsrecht für Intersexuelle" - sda, 9.11.12

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Gelungene Meldung der Nachrichtenagentur sda zur Präsentation der >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE in praktisch allen deutschschweizer Zeitungen inkl. Homepages, jeweils mit leicht verändertem Titel und verschiedenen Bildern dazu. Danke!

Natürlich dauerte es nicht lange, bis einE RedaktorIn ein Bild der obligaten Marmorstatuen ausgrub, aber immerhin zur Abwechslung mal in einer "genitalkorrigierten" Variante.

Nachfolgend 3 Online-Beispiele:

Thurgauer Zeitung

Basler Zeitung

Aargauer Zeitung

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Monday, November 12 2012

"Intersexuelle fordern mehr Rechte: «Sex tut weh – oder man spürt nichts»" - Blick am Abend, 9.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Boulevard-Artikel von Christof Vuille       >>> Scan Printausgabe  
Aus Anlass der >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE,
inkl. interessanten Online-Kommentaren, Danke!     

>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Heute 18h: “Intersex-Genitalverstümmelungen – Geschichte und Gegenwart”, Afe-Turm Raum 2901 (Aktionswoche FFM)

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>>> Intersex-Aktionswoche FFM 8.-15.11.     >>> Flyer mit allen Terminen (PDF)

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

 

Mo 12.11.2012 18h - Vortrag im Afe-Turm im 29 OG, Raum 2901

Etwa jedes 1000. Kind wird mit „atypischen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (Zwitter, Hermaphroditen, Intersexe). Bis heute werden 90% aller Betroffenen als Kinder ohne medizinische Notwendigkeit oft mehrfach kosmetisch genitaloperiert, mehr als die Hälfte davon in den ersten 3 Lebensjahren. Bis in die 1980er Jahre wurde eine „zu große“ Klitoris kurzerhand amputiert, laut den Medizinern angeblich ohne Auswirkungen auf das sexuelle Empfinden. Auch nach mittlerweile 60 Jahren gibt es immer noch keine Evidenz dafür, dass diese massiven Eingriffe für die Betroffenen selbst irgendwelche Vorteile hätten, oder nur schon seriöse Langzeitstudien, die beweisen würden, dass die Behandlungen halten, was die Mediziner den Eltern versprechen.

Seit 20 Jahren klagen Betroffene die massiven physischen und psychischen Folgen dieser Operationen an, die sie als Genitalverstümmelungen und Folter empfinden, und fordern ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Mittlerweile anerkennen auch Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes, Amnesty International und das UN-Komitee gegen Folter das Unrecht der „Genitalkorrekturen“. Trotzdem wird weiteroperiert. Jeden Tag landet allein in Deutschland ein wehrloses Kind in einer Kinderklinik auf dem OP-Tisch – auch in Frankfurt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, bestehend aus Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern, kämpft seit 5 Jahren gegen kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken.

Markus Bauer ist Kampagnenverantwortlicher bei Zwischengeschlecht.org und Redakteur des Weblogs Zwischengeschlecht.info. Daniela Truffer ist Gründungsmitglied von Zwischengeschlecht.org und selber Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter. Beide informieren über Ursachen, Geschichte und Auswirkungen dieses „dunklen Kapitels der Medizingeschichte“, und über den Kampf der Betroffenen um dessen Beendigung.

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Sunday, November 11 2012

Intersex-Aktionswoche Frankfurt am Main 8.-15. November

Friedliche Aktion + Offener Brief (PDF) Uniklinikum Frankfurt, 11.11.2012

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>>> Offener Brief an Uni-Klinikum     >>> Flyer mit allen Terminen     >>> Demo-Flugi 

Menschenrechte auch für Zwitter!

Zwischengeschlecht.org on Facebook Info + Aktionen zur Aufarbeitung von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität und ihren Kliniken, in Zusammenarbeit mit dem autonomen Schwulenreferat (Frankfurter SchWule), dem autonomen FrauenLesbenreferat (AFLR), dem AStA und anderen Hochschulgruppen der Goethe-Universität:

 

    Do 8.11. 20h: Info Intersex @ Queerer Barabend, mit Film "Das verordnete Geschlecht"
    So 11.11. 12h-15h: Friedlicher Protest + Offener Brief, Universitätsklinikum Frankfurt,
    Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, beim Haupteingang
    Mo 12.11. 18h: Vortrag “Intersex-Genitalverstümmelungen – Geschichte und Gegenwart”,
    mit Markus Bauer und Daniela Truffer (Zwischengeschlecht.org), Queere Ringvorlesung,
    Afe-Turm im 29 OG, Raum 2901
    Mi 14.11. 14h: Senatsantrag zum gegenwärtigen und historischen Umgang mit Intersex
    an der JWGU und ihren Kliniken.   >>> Bericht LIVE aus dem Senat    >>> Antrag (PDF)
    >>> Pressemitteilung des AStA zur Senatssitzung
    Do 15.11. 18h: Diskussionsveranstaltung
    “Projektion oder Solidarität? Vereinnahmung von Intersexen durch LGBTQs”
    Cafe KOZ, Mertonstrasse 26-28, Unicampus Bockenheim

 

Helft mit, die TäterInnen daran zu erinnern, dass wehrlose Kinder zu verstümmeln NICHT OK ist!

Unabhängig von der Aktionswoche gab es weiter eine >>> Anfrage der "Mediziner_innen für Menschenrechte" (PDF) an die Medizinische Fakultät der JWGU und die Leitung des Universitätsklinikums.

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen
>>> 16.04.2012: Senat der Philipps-Universität Marburg beschliesst Aufarbeitung
>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an  

Friday, November 9 2012

LIVEBLOG: Pressekonferenz zur Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktion von Zwischengeschlecht.org, 6.2.2011 (Bild: NZZ Format)

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>>> NEK-CNE Stellungnahme Nr. 20/2012 online als PDF (Deutsch, 206 kb)
        >>> Français (PDF)    >>> Italiano (PDF)    >>> English (PDF) 

>>> Statement zur Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Es ist soweit! Heute wird an einer Medienkonferenz die Intersex-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK-CNE) der Öffentlichkeit vorgestellt, inkl. einem Beitrag von Daniela "Nella" Truffer / Zwischengeschlecht.org.

Dieser Blog berichtete live von der Pressekonferenz: 

12:54  Inzwischen ist auch die Abschlussfragerunde überstanden, für die ich wiederum unterbrechen musste, irgendwo habe ich noch ein paar Notizen dazu, die ich hoffentlich bald nachtragen kann. Katrin Zehnder und Michael Groneberg haben uns versprochen, ihre gelungenen Beiträge zuzusenden (mittlerweile unten verlinkt - Danke!). Jetzt geht der Apero hier zu Ende und wir müssen weiter, Nella hat noch ein weiteres Interview ob mit TeleBärn. Update zur Medienberichterstattung in Vorbereitung.

11:36  Kathrin Zehnder, ebenfalls Mitherausgeberin und -autorin des Buches "Intersex – Geschlechtsanpassung zum Wohl des Kindes?", sowie der Dissertation "Zwitter beim Namen nennen", begrüsst die Stellungnahme als "in den Überlegungen insgesamt äusserst progressiv und vorbildlich". Es handle sich mehr um ein gesellschaftliches als um ein medizinisches Problem. Erwähnt als weiteres Problem bei Schadenersatzklagen fehlende "nicht auffindbare" Akten. Es brauche keinen eigenen Straftatbestand, sondern Anerkennung der Strafbarkeit aufgrund bestehender Gesetze. Ein weiteres Problem bei Forschungen: es muss sichergestellt werden, dass Betroffene nicht retraumatisiert werden.
>>> Langversion von Karin Zehnders Beitrags als PDF (85 kb)

11:23  Michael Groneberg, Mitherausgeber und -autor des Buches "Intersex – Geschlechtsanpassung zum Wohl des Kindes?", lobt die Stellungnahme als "sehr gut argumentiert, eine Klarheit, die man selten findet", Trotz der Kürze sei sie sehr detailliert. "Wenn die Eltern nicht gut informiert sind oder eigeninteressen haben, muss das Gesetz das Kind schützen." Trotz OPs blieben die Problematik, wie das Kind erzogen werden soll. Ein 3. Geschlecht könne diskriminierend sein, erleichterte Änderung des Geschlechtseintrages wie vorgeschlagen sei gut. Statt interdisziplinäre Teams befürwortet er transdisziplinäre, betroffene Erwachsene sollen auch dazu gehören.
>>> Deutsche Version von Michael Gronebergs Beitrag (PDF, 103 kb)

 

10:57  Ich muss bald mit Nella aufs Podium, kann deshalb vorerst nicht mehr berichten. Nellas Statement könnt ihr hier nachlesen.

10:45  Die Fragerunde ist eröffnet. Als erstes gibt Jean Martin Auskunft zur Häufigkeit. Er sagt, die in der Stellungnahme genannte Inzidenz ergebe 20-30 Fälle jährlich, da seien aber wohl die "leichten Fälle" nicht alle mit drin. Yes!

 

10:30  Jean Martin referiert die rechtsethischen Empfehlungen, beginnend mit der Feststellung, dass der Verfassungsgrundsatz, dass niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert werden darf, auch für Menschen gilt, deren Geschlecht nicht eindeutig bestimmt werden kann. Und kommt nun zur entscheidenden Empfehlung 12. "Die Haftungsfolgen von rechtswidrigen Eingriffen im Kindesalter sowie in diesem Zusammenhang die Verjährungsfristen sollten juristisch überprüft werden. Strafrechtliche Fragen, wie die Anwendbarkeit der Körperverletzungsdelikte, Art. 122f. StGB, sowie des Verbots der Genitalverstümmelung, Art. 124 StGB, sind zu untersuchen." Weiter kritisiert er "paternalistische" und "autoritäre" Entscheidungen über die betroffenen Kinder.

10:17  Judit Pòk, Gynäkologin am Unispital Zürich und Mitglied der Ethikkommission, erläutert die medizinethischen Empfehlungen und benutzt gleich zu Beginn alle zentralen Begiffe wie Kindeswohl, Recht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung, nicht lebensnotwendige Eingriffe aufschieben, kostenfreie, kontinuierliche psychosoziale Begleitung für die Eltern und die ganze Familie ... 

10:09  Da die Stellungnahme nun offiziell aufliegt und die Sperrfrist abgelaufen ist, kann ich endlich die Katze aus dem Sack lassen: Was die NEK-CNE abgeliefert hat, ist der Hammer! Wie Nella der Kommission in ihrer Statement ein Kränzlein winden wird, wurden die Bteroffenen endlich einmal ernst genommen und es wurde pragmatisch und praktisch auf ihre Bedürfnisse eingegangen.
>>> Die Stellungnahme online als PDF (206 kb) 

10:03  Es geht los. Jean Martin macht die Einführung, Otfried Höffe ist krank.

09:49  Es sind u.a. MedienvertreterInnen hier, die Berichte angekündigt haben: SF Tagesschau 12:45h, SF Tagesschau 19:30h, Radio DRS Rendezvous, sda-agenturmeldung, Tages-Anzeiger, blick.ch / Blick am Abend, Keystone/AWP Video (20min.ch, tagesanzeiger.ch, baslerzeitung.ch, blick.ch etc.).

09:36  Hier schon mal das Programm der heutigen NEK-CNE Medienkonferenz:

10.00 Uhr  Begrüssung und Einführung: Prof. Otfried Höffe Präsident NEK-CNE
10.15 Uhr  Medizinethische Empfehlungen: Dr. Judit Pòk Mitglied NEK-CNE
10.30 Uhr  Rechtsethische Empfehlungen: PD Dr. Jean Martin Mitglied NEK-CNE
10.45 Uhr  Fragerunde  Moderation: Susanne Brauer, PhD
11.05 Uhr  Kommentar aus Sicht einer Betroffenen: Daniela Truffer Zwischengeschlecht.org
11.15 Uhr  Kommentar aus Sicht aus der Philosophie: PD Dr. Michael Groneberg Université de Fribourg
11.25 Uhr  Kommentar aus Sicht aus der Soziologie: Dr. Kathrin Zehnder Universität Zürich
11.35 Uhr  Fragen und Diskussion Moderation: Susanne Brauer, PhD

>>> Einladung Medienkonferenz NEK-CNE (PDF, 84 kb)

>>> Intersex-Anhörungen Nationale Ethikkommission (NEK-CEK) 2011-2012 
>>> Redebeitrag von Daniela Truffer zur NEK-Anhörung vom 15.12.11
>>> Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org (PDF, 460 kb)

Daniela Truffer (Zwischengeschlecht.org) zur Intersex-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE, Bern 9.11.12

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>>> NEK-CNE Stellungnahme Nr. 20/2012 online als PDF (Deutsch, 206 kb)
        >>> Français (PDF)    >>> Italiano (PDF)    >>> English (PDF)

Redebeitrag von Daniela "Nella" Truffer an der NEK-CNE Medienkonferenz:  

Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Mitzwitter, verehrte Anwesende

Im Namen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen möchte ich der Nationalen Ethikkommission danken, für die nun vorliegende Stellungnahme und auch dafür, dass ich hier dazu etwas sagen darf.

Ich finde die Stellungnahme sehr gut, sie ist pragmatisch, konkret und orientiert sich an den praktischen Problemen und Bedürfnissen der Betroffenen. Es ist das allererste Mal, dass eine offizielle Stelle die Betroffenen ernst nimmt, auf ihre Anliegen hörte und sie in konkrete Empfehlungen umsetzte. Dies ist für uns ein grosser Tag und ein ganz wichtiger erster Schritt in eine bessere Zukunft.

Der Ball liegt jetzt bei der Politik, entsprechende juristische und versicherungstechnische Rahmenbedingungen zu schaffen. Und bei den ärztlichen Gesellschaften und den Spitälern, ein entsprechendes Behandlungsangebot auf die Beine zu stellen.

Auf ein paar Punkte der Stellungnahme möchte ich genauer eingehen:

Aus Sicht der Betroffenen ist es zentral, dass rechtliche Rahmenbedingungen definiert werden, um endlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Kinder mit „atypischen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen durchzusetzen.

Betroffene Kinder sind keine Gegenstände, mit denen Ärzte oder auch Eltern nach Gutdünken verfahren dürfen. Es kann nicht sein, dass medizinisch nicht notwendige Eingriffe an gesunden Kindergenitalien zu Recht strafbar und explizit verboten sind, wenn es sich dabei um "afrikanische Bräuche" handelt, aber andererseits praktisch dieselben Eingriffe in der westlichen Medizin toleriert werden als das gute Recht von Behandlern und Eltern.

Der Staat hat den betroffenen Kindern gegenüber eine Schutzpflicht, und offensichtlich geht es ohne verbindliche rechtliche Regelungen leider nicht.

Wie viele Betroffene habe ich lange gedacht, wenn wir den Ärzten nur erklären könnten, was sie anrichten, würde sich alles bald ändern. Wie die mittlerweile 20-jährige Geschichte solcher Bestrebungen zeigt, und wie ich selber seit 10 Jahren im Kontakt mit oft vornehm gesagt beratungsresistenten Medizinern wieder und wieder erfahren musste, ist das leider eine Illusion.

Deshalb braucht es nun von Seiten des Gesetzgebers endlich deutliche Signale straf- und haftungsrechtlicher Natur, wie das auch die Stellungnahme anregt. Zentral ist dabei weiter die ebenfalls angesprochene Frage der Verjährungsfristen. Wie bei sexualisierter Gewalt an Kindern kann es auch bei medizinisch nicht notwendigen Eingriffen an Kindergenitalien nicht sein, dass alles längst verjährt ist, bevor Betroffene überhaupt die Möglichkeit haben, eine juristische Beurteilung zu verlangen.

Damit ist es natürlich noch nicht getan. Sondern es muss, wie das die Ethikkommission empfiehlt, flankierend auch den Eltern in erster Linie und von Anfang an ein spezialisiertes psychosoziales Begleitungsangebot offenstehen, sowie unbedingt auch Zugang zu Selbsthilfegruppen.

Kurz, es bräuchte eine echte interdisziplinäre Betreuung für Eltern und Betroffene, die diesen Namen auch verdient, und bei der nicht mehr länger Chirurgen und Endokrinologen das Sagen haben und psychosoziale Unterstützung höchstens als Zugabe erhältlich ist, sofern Eltern zuerst in kosmetische Operationen einwilligen.

Leider ist das aktuell in der Schweiz bisher noch nirgends der Fall, auch aus versicherungstechnischen Gründen. Deshalb sind die in der Stellungnahme vorgeschlagenen versicherungsrechtlichen Anpassungen so wichtig, ebenso, dass Angebote nicht wie die bisher vorhandenen bei der IV im 20. Lebensjahr einer Altersguillotine unterliegen, wodurch Eltern und Betroffene zusätzlich unter Druck gesetzt werden.

Und dies muss auch für den Fall gelten, wenn erwachsene Betroffene sich selbstbestimmt und informiert für kosmetische Eingriffe entscheiden. Es kann nicht sein, dass Betroffene dann gezwungen werden, sich versicherungstechnisch als Transsexuelle auszugeben.

Ebenso wenig kann es sein, dass Betroffene sich zivilrechtlich als Transsexuelle ausgeben müssen, wenn der ihnen zugeschriebene Geschlechtseintrag nicht ihrem Empfinden entspricht. Wir begrüssen ausdrücklich die diesbezüglichen pragmatischen und sachbezogenen Empfehlungen der Nationalen Ethikkommission.

Die Stellungnahme unterstreicht zu Recht die fehlende Evidenz der bisherigen Behandlungen und regt repräsentative Langzeitstudien an, wie sie auch von Betroffenenorganisationen gefordert werden.

Entscheidend ist dabei aus unserer Sicht, dass sichergestellt wird, dass dabei nicht einfach auf unsere Kosten und über unsere Köpfe hinweg weiter an uns herumexperimentiert wird. Leider lehren uns Erfahrungen der letzten 15 Jahre u.a. in Deutschland, dass unter dem Vorwand repräsentativer Outcomestudien letztlich primär zweifelhafte Experimente veranstaltet werden, wobei für die Betroffenen zentrale Forschungsbedürfnisse, wie sie auch die Stellungnahme formuliert, wenn überhaupt, dann höchstens am Rande eine Rolle spielen.

Betroffene fordern deshalb, in Studienplanungen angemessen miteinbezogen zu werden, und weiter, dass in erster Linie nicht die bisherigen Täter allein die Studiengelder erhalten, sondern dass auch hier psychosozial und auch soziologisch interdisziplinär vorgegangen wird.

Die 1. Empfehlung der Nationalen Ethikkommission fordert ausdrücklich, das Leid der Betroffenen gesellschaftlich anzuerkennen. Dies kann ihr nicht hoch genug angerechnet werden.

Für uns Betroffenenorganisationen gehört dazu auch eine umfassende Aufarbeitung der bisherigen und heutigen Praxis kosmetischer „Genitalkorrekturen“ an Kindern. Es  muss umfassend aufgeklärt und offengelegt werden, wie hier die ethische Selbstregulierung der Medizin, aber auch die Aufsichts- und Schutzpflicht des Staates so schmählich versagen konnten, und es müssen öffentlich Lehren daraus gezogen werden.

Wer ist sich hierzulande z.B. bewusst, dass kosmetische Klitorisamputationen an Kindern in der westlichen Medizin als „Therapie“ gegen „Hysterie“ und gegen Masturbation vor allem im 19. Jahrhundert verbreitet waren, dann aber aufgegeben wurden, während der gleiche kosmetische Eingriff als „Therapie“ gegen „vergrößerte Clitoris“ ab 1950 erst recht massiv zunahm? Wer weiss, dass solche kosmetische Klitorisamputationen in schweizer Universitäten bis in die 1970er Jahre offiziell gelehrt, und in Kinderspitälern zum Teil bis in die 1980er Jahre praktiziert wurden, und dass die Schweiz bei der weltweiten Verbreitung dieser systematischen Klitorisamputationen mit den gleichen haarsträubenden Begründungen, wie sie heute noch bei kosmetischen „Genitalkorrekturen“ üblich sind, ab 1950 eine entscheidende Rolle spielte?

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org versucht seit längerem verantwortliche Institutionen zu Aufarbeitung anzuhalten. Doch auch hier passiert offensichtlich nichts ohne vorgängigen und erheblichen öffentlichen Druck. Zum Beispiel auf unsere Anfrage um Aufarbeitung an Universität, Kinderspital und Regierungsrat Zürich vom letzten Frühling erhielten wir bis heute nicht einmal eine Antwort.

Die Nationale Ethikkommission unterstreicht zu Recht die Fragwürdigkeit, mit einer psychosozialen Indikation medizinisch nicht notwendige „Genitalkorrekturen“ an Kindern zu rechtfertigen.

Betroffene fordern schon lange, alle entsprechenden „Genitalkorrekturen“ an Kindern zu überprüfen und aufzuarbeiten, und kritisieren insbesondere die oftmalige Ausklammerung sog. „vermännlichender“ Genitaloperationen, inkl. „Hypospadiekorrekturen“. Zwischengeschlecht.org veröffentlichte in diesem Zusammenhang eine kommentierte Liste von 13 Indikationen aus der IV-Liste der Geburtsgebrechen.

Auch sonst ist es wichtig, dass bei historischen Aufarbeitungen die Betroffenen und ihre Organsiationen angemessen miteinbezogen werden.

Wie gesagt ist die vorliegende Stellungnahme ein wichtiger erster Schritt. Jetzt müssen weitere folgen.

Erfreulicherweise äussern sich auch internationale Menschenrechtsgremien zunehmend zum Thema, so z.B. letztes Jahr das UN-Komitee gegen Folter, und die WHO erarbeitet aktuell eine Stellungnahme zu erzwungenen Sterilisationen, die explizit auch medizinisch nicht notwendige Behandlungen bei Intersexen berücksichtigt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Klitorisamputationen an Kindern - Aufarbeitung tut Not!" Offener Brief an Uni ZH

Wednesday, November 7 2012

"Intersexualität: Was, wenn das Kind weder Junge noch Mädchen ist?" - Basellandschaftliche Zeitung, 7.11.12

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

>>> Interessantes Interview von Pascale Hofmeier mit dem Genetiker Hansjakob Müller (Universitätskinderspital beider Basel), aus Anlass der Diskussionsveranstaltung "Wie gehen Kirche und Medizin heute mit Intersexualität um?" in der Dorfkirche Riehen, an der ausserdem die Mutter eines betroffenen Kinders sowie Jürg Streuli (Medizinethiker, Zürich) und Ruth Hess (Theologin, Bremen) mitmachten. Danke!

Die Angabe im Lead von 40 betroffenen Neugeborenen jährlich in der Schweiz geht ebenfalls schon mal in die richtige Richtung, auch wenn da kosmetische "Hypospadiekorrekturen" klar noch nicht alle mit drin sind – und bekanntlich werden "Kinder mit Hypospadien" auch im Basler Universitätsspital "meist im Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr entsprechend den derzeit gültigen Empfehlungen operativ behandelt", vgl. die >>> Antwort 10.5018.02 (PDF) des Regierungsrats des Kantons Basel-Stadt vom 13.04.2010 auf die >>> Anfrage von Martina Saner vom 20.02.2010.

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Klitorisamputationen an Kindern - Aufarbeitung tut Not!" Offener Brief an Uni ZH 

Sunday, November 4 2012

Intersex: Alle 4 Portraits + Kommentar aus der sonntaz vom 27.10.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Zum  9. Intersex Awareness Day 2012 hatte die taz bereits ein Portrait und den dazugehörigen Kommentar online als Vorabdruck gebracht (dieser Blog berichtete). In der sonntaz vom Wochenende darauf folgten die Printversion mit allen 4 Portraits. Danke!

Diese sind nun inzwischen alle (wenn auch ohne die Fotos) via Printarchiv öffentlich online zugänglich:

>>> Jessika-Katharina Möller-Langmaack
>>> Lucie Veith
>>> Diana Hartmann
>>> Simon
>>> Kommentar von Waltraud Schwab  

Nachfolgend dokumentiert dieser Blog zusätzliche den Aufhänger auf der taz-Titelseite mit einer bemerkenswerten Bildunterschrift (zum Vergrössern reinklicken):

Wer weiss, vielleicht bringt die taz ja künftig gar mal noch Klartext über die nach wie vor andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen vor der Haustüre ihrer Redaktionen in Berlin, Hamburg und Bremen?

Und leistet einen Beitrag zur historischen Aufarbeitung kosmetischer Klitorisamputationen ebendort, oder zur Verbindung solcher Praktiken mit NS-MedizinerInnen?

Oder wär das dann doch zuviel Mut verlangt?

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Bundestag: Intersex-Fachgespräch - Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) bringt Klartext

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Am 24.10.2012 fand im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (im Anschluss an die öffentliche Anhörung vom 25.06.2012) ein "Fachgespräch auf Berichterstatterebene zum Thema 'Empfehlungen internationaler Gremien zu den Menschenrechten intersexueller Menschen'" statt.

Als einzige Expertin war Prof. Dr. Beate Rudolf geladen, die neue Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Mittlerweile ist das >>> Protokoll (PDF) dieses Fachgesprächs verfügbar – und dieses hat es in sich! Anders als ihre Vorgängerin, die sich gerne in "Geschlechtsidentitätsfragen" verlor und Intersex-Genitalverstümmelungen kaum konkret kritisierte, spricht Beate Rudolf Klartext. Danke!!

Nachfolgend einige Highlights aus ihrem Vortrag und der Fragenbeantwortung:

Die Bestimmung des Kindeswohls obliege also nicht allein Dritten, also z. B. den Eltern oder dem Staat, sondern es handele sich um eine Entscheidung, die gerade auch im Lichte der Einschätzung des Kindes getroffen werden müsse. [...] Daraus ergebe sich ihre Einschätzung, dass Operationen an Säuglingen und an Kindern, die sich noch nicht in einer verständlichen Weise ausdrücken könnten. unzulässig seien, es sei denn, es gehe um Lebensrettung. Aus der medizinischen Literatur seien ihr keine Fälle bekannt, in denen Operationen zur Lebensrettung notwendig gewesen seien. Abgesehen vom Fall der Lebensrettung seien nach Artikel 12 der Kinderrechtskonvention medizinische Eingriffe erst dann vorzunehmen, wenn Kinder auch an der Entscheidung wirksam mitwirken und angehört werden könnten.

In diesem Kontext sei bei der Bestimmung des Kindeswohls die Frage hervorzuheben, ob Kinder möglicherweise in der Gesellschaft diskriminiert würden, weil sie intersexuell seien. Zwar sei die Diskriminierung eine beachtenswerte Problematik, jedoch dürfe die Bekämpfung von Diskriminierung nicht durch einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit erfolgen. [...] (S. 3)

Zu der vom Anti-Folter-Ausschuss geforderten Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen durch Operationen in der Vergangenheit und zu der im Zusammenhang damit geforderten Verbesserung des Rechtsschutzes wolle sie besonders darauf hinweisen, dass Betroffene berichtet hätten, sie hätten sehr spät erfahren, dass und weshalb sie als Kind operiert worden seien. Häufig seien ihnen falsche Diagnosen genannt worden. Eine Schwierigkeit bestehe in der Frage der Zugäng- lichkeit von Patientenakten und auch in der Problematik der Aufbewahrungsfristen sowie der Verjäh- rung. Dies führe zu großen Beweisschwierigkeiten, so dass man aus ihrer Sicht darüber nachdenken müsse, welche alternativen Möglichkeiten es gebe, eine wirksame Entschädigung für erlittenes Un- recht zu gewähren. Bei der Frage der Entschädigung gehe es nicht allein um Geld, sondern auch darum, dass Entschädigungszahlungen die begangene Rechtsverletzung anerkennen würden. Die Genugtuungsfunktion sei auch sonst im Zivilrecht, etwa beim Schmerzensgeld, bekannt. Bei der Frage der Entschädigung gehe es um eine im Kern menschenrechtliche Frage. [...] (S. 4)

Operationen von intersexuellen Kindern ohne wirksame Einwilligung dürften nicht stattfinden, es sei denn, es liege eine lebensbedroh- liche Situation vor. Sie halte eine Formulierung, wonach das Verbot bis zum Erreichen des Alters der Geschäftsfähigkeit bestehe, nicht für zielführend. Ihr gehe es ebenso wie den internationalen Gremien um eine schnelle Regelung, dass derartige Operationen ohne eine sog. voll informierte Einwilligung nach Maßgabe der Kinderrechtskonvention nicht stattfinden dürften. Es erscheine ihr als vorrangig, hier rechtlich klarstellend tätig zu werden. Daneben müssten Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen vorangetrieben werden. Das Recht werde nur dann richtig angewendet und geschützt, wenn diejenigen, die Operationen vornähmen, die Eltern korrekt über die Folgen aufklärten. [...] (S. 8)

Die internationalen Gremien arbeiteten nicht mit der Unterscheidung zwischen geschlechtszuweisenden und geschlechtsangleichenden [*] Operationen. Sie stellten auf die Auswirkungen für die betroffene Person, nämlich auf die Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit, ab. Dies sei mit der Wahrnehmung verbunden, dass es bei intersexuellen Menschen um Menschen gehe, die man zwar als intersexuell kategorisieren könne, die man aber nicht defizitorientiert betrachte. Der Begriff Geschlechtsangleichung suggeriere aber das Vorhandensein eines Defizits. Hierbei werde unterstellt, dass ein Mensch eigentlich ein Geschlecht habe, dieses aber nicht richtig ausgeprägt sei und deshalb angeglichen werden müsse. [...] (S. 9)

[* In der Ethikratstellungnahme selbst ist die Rede von "geschlechtszuordnenden" vs. "geschlechtvereindeutigenden" OPs]

>>> Öffentl. Anhörung 25.06.2012: Schriftliche Stellungnahmen
>>>
Öffentl. Anhörung 25.06.2012: Protokoll und Video + Medienspiegel

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Saturday, November 3 2012

Französischssprachiger Artikel zur UNO-Aktion auf 360°, 25.10.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Gelungener solidarischer Artikel zum UPR auf der Homepage der LGBT-Zeitschrift 360° aus der welschen Schweiz, mit einem Foto der Aktionen zur CEDAW-Session von 2009, an denen auch eine Soli-Vetretung von 360° mit dabei war. Danke! 

 

>>> Intersex-Verstümmelungen vor UN-Menschenrechtsrat
>>> OHCHR kritisiert "medizinisch nicht notwendige OPs"
>>>
Intersex-ZwangsOps: Typische Diagnosen und Eingriffe

 

Friday, November 2 2012

Intersex: SPD Berlin "lehnt geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab" - will aber konkret nichts dagegen unternehmen ...

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Am Landesparteitag der SPD Berlin standen verschiedene Anträge zu Intersex auf der Traktandenliste (>>> Antragsbuch, PDF). Der sehr gute Antrag 45/II/2012 der Abt. 13 | Pankow forderte etwa konkret und fortschrittlich im Sinne der Betroffenen:

"Die Sozialdemokratische Partei Deutschland spricht sich gegen Geschlechtszuweisende Operationen bei Kindern aus und tritt für ein sofortiges Verbot dieser Operationen ein."

Dieser fortschrittliche und konkrete Antrag wurde jedoch von den Berliner Delegierten nicht gutgeheissen. Angenommen wurde stattdessen der Antrag 44/II/2012 der AG Schwusos Berlin (>>> Beschlussbuch, PDF). Dieser fordert als einzige konkrete Massnahme – Überraschung! – in typisch vereinnahmender Weise:

"Die Bundestagsfraktion wird dazu aufgefordert, sich für die Einführung der Geschlechtskategorie „anderes“ im Personenstandsregister einzusetzen, die es intersexuellen Menschen ermöglicht, sich nicht den Kategorien „weiblich“ oder „männlich“ zuordnen zu müssen.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Auch die Bundeskonferenz AG Lesben und Schwule in der SPD hatte übrigens am 6./7. Oktober 2012 in Leipzig ursprünglich auch über einen zweigeteilten, fortschrittlichen Alternativ-Antrag der Antragskommission beraten, dieser sah vor (>>> Antragsbuch, PDF):

"Daher lehnt die SPD geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Offenbar fand auch dieser konkrete Antrag kein Gehör ...

Kommt dazu, dass die in allen Anträgen verwendete Formulierung "Geschlechtszuweisende Operationen" ebenfalls wenig zielführend ist: Nicht nur entstammt sie der TäterInnensprache und lenkt ab vom eigentlichen Problem medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an wehrlosen Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (und zwar sämtlicher entsprechenden Eingriffe jenseits allen "Geschlechterbrimboriums", sprich inkl. "Hypospadiekorrekturen" sowie "Klitorisreduktionen" bei AGS/CAH usw.), sondern öffnet weiter menschenrechtlich unhaltbaren "Unterscheidungen" der TäterInnen zwischen "geschlechtszuweisenden" und "geschlechtsvereindeutigenden" Eingriffen Tür und Tor, wie bekanntlich schon die die Ethikrat-Stellungnahme aufzeigte.

Kommt weiter dazu, dass der SPD-dominierte Berliner Senat seit Jahr und Tag die systematischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich leugnet, und dass die Berliner Charité unter der Wache ebendieses SPD-Senates im letzten Jahr das Verstümmlerangebot massiv ausbaute, während die Charité gleichzeitig die Verstümmelungen weiterhin rundheraus abstreitet.

Und nicht zuletzt, dass Betroffene aktuell wegen der Verjährungsfristen keine Chance haben, gegen das ihnen Angetane juristisch vorzugehen, was auch die TäterInnen nur zu genau wissen und schamlos ausnützen.

Meine 2 Cent: Offensichtlich ist der Berliner SPD Schwulen-, Geschlechtsidentitäts- und Genderpolitik weiterhin wichtiger als das Recht auf körperliche Unversehrtheit wehrloser Kinder – womöglich, wei sie von letzterem Anliegen persönlich nicht (mit-)profitieren?

Würde den betreffenden Delegierten selber mal ungefragt kometisch etwas an den eigenen Genitalien rumgeschnippelt, würden sich ihre Prioritäten wohl ziemlich rasch ändern – wetten?!

>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in der Berliner Charité 2012
>>> Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> PD. Dr. Heiko Krude (Charité): Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez (Charité): "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Birgit Köhler (Charité): Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich (Charité) als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Claire Nihoul-Fékété (Charité): Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berliner Senat leugnet "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der Charité  
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"
>>> Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut!  

Wednesday, October 31 2012

"Ich bin ein Zwitter" - Radio 105, 13.10.12 + online

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> 40-minütige Talk-Sendung von Michi Sahli auf dem CH-Jugendsender One-O-Five, mit Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer, jetzt auch zum online nachhören. Danke!

Es geht natürlich um unsere Arbeit, aber auch um Persönliches. Die Sendung ist auf Schwyzertütsch.

>>> Nellas Geschichte(n) auf diesem Blog

Saturday, October 27 2012

"Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wirkt bei Intersexuellen wie ausgehebelt" - taz, 26.10.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Pünktlich zum gestrigen 9. Intersex Awareness Day 2012 gabs in der taz ein >>> gelungenes Portrait von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) sowie einen ebenso
>>> gelungenen Kommentar von Waltraud Schwab, der es endlich mal auf den Punkt bringt:

"Ohrlöcherstechen bei Kindern wird juristisch hoch gehängt, Verstümmelung an intersexuellen Kindern jedoch nicht."   Danke!

>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>>
Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Friday, October 26 2012

9. Intersex Awareness Day 2012: UN-Menschenrechtsrat verhandelt Zwitter-Genitalverstümmelungen + zig weitere Termine

Foto: Friedlicher Intersex Protest zum UPR #14, Genf 29.10.2012

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 26. Oktober 2012:

Heute ist es genau 16 Jahre her, dass Betroffene und Unterstützer_innen zum ersten Mal gegen ignorante GenitalabschneiderInnen auf die Straße gingen (siehe Bild --> Quelle).

Seit 2004 wird der 26. Oktober weltweit als "Intersex Awareness Day" begangen, um an den Beginn des politischen Widerstandes gegen die Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken zu erinnern.

Auch 2012 ist dieser Kampf leider noch lange nicht zu Ende. Doch wohl noch nie gab es es so viele Aktionen und Veranstaltungen zum Thema auf einmal wie dieses Jahr in den kommenden Tagen in Luxemburg, Deutschland und der Schweiz (vollständige Auflistung siehe "Aktuelles & Termine" auf Zwischengeschlecht.org).

     INHALT:
     1.  Genf, Mo 29.10. 08-10h: Friedliche Mahnwache vor der UNO
     2.  Stellungnahme Nationale Ethikkommission (NEK-CNE)
     3.  Veranstaltungen von Gleichstellungs-Fachstellen in Luxemburg, Zürich und Dresden
     4.  Intersex-Aktionswoche Frankfurt a. M. 08.-15.11. - Studierende fordern Aufarbeitung!

1.  Genf, Mo 29.10. 08-10h: Friedliche Mahnwache vor der UNO

Nächste Woche wird in Genf der UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) im Rahmen des Universellen periodischen Überprüfungsverfahrens (UPR) der Schweiz am Montag den 29.10. von 09-12:30h und Mittwoch 31.10. von 10-11:30 Uhr zum 1. Mal über Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken beraten

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird zum Beginn der Überprüfung der Schweiz am Montag den 29.10. von 08-10 Uhr auf der Place des Nations (direkt gegenüber dem Sitz des Menschenrechtsrats) eine friedliche Mahnwache abhalten unter dem Motto "Stop aux mutilations génitales!".

Im Anschluss an die Überprüfung werden Daniela Truffer und Markus Bauer von Zwischengeschlecht.org am Montag 29.10. ab 12:30 am Mediencorner der NGO-Koalition anwesend sein.

Am Mittwoch den 31.10. von 10-11:30 Uhr findet die Übernahme des Berichts durch den UNHRC statt.

Konkreter Anlass zur erstmaligen Thematisierung von Intersex-Genitalverstümmelungen im Menschenrechtsrat ist ein von Zwischengeschlecht.org eingebrachter Punkt im UPR-Schattenbericht der Schweizer NGO-Koalition (S. 9):

18. Kosmetische Genitaloperationen an Kindern

Etwa jedes 1000. Kind kommt mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt (sog. Zwitter, Hermaphroditen, Intersexe, Disorders of Sex Development DSD). Diese werden sehr häufig im Kleinkindalter aus „kosmetischen“ Gründen operiert. Betroffene klagen diese nicht eingewilligten Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit und Evidenz als massiven Verstoss gegen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung an.

Empfehlung
Die Schweiz wird aufgefordert, eine Kommission ins Leben zu rufen, welche sich mit den Vorwürfen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen unvoreingenommen und fair auseinandersetzt und Vorschläge für eine Änderung der Praxis erarbeitet.

Erst im September 2012 hatte sich das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in der Publikation "Born Free and Equal" (HR/PUB/12/06) zum ersten Mal konkret und deutlich zu "medizinisch nicht notwendigen Operationen an Intersex-Kindern" geäußert (S. 51).

2011 hatte das UN-Komitee gegen Folter (CAT) "kosmetische Operationen an den Fortpflanzungsorganen von intersexuellen Kindern" kritisiert sowie "das Fehlen gesetzlicher Bestimmungen zu Rechtsschutzmöglichkeiten und Entschädigungen in solchen Fällen" (CAT/C/DEU/CO/5, S. 6-7, Abschn. 20. "Intersex people").

2009 hatte das UN-Komitee für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) dazu aufgefordert "ein besseres Verständnis für die Anliegen von Intersex-Menschen zu erlangen und wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen" (CEDAW/C/DEU/CO/6, Abschn. 4, 61, 62, 67).

2.  Stellungnahme Nationale Ethikkommission (NEK-CNE)

Im Anschluss an von Zwischengeschlecht.org initiierte Interpellationen im Nationalrat hatte der Bundesrat die Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) mit einer Stellungnahme zum Thema kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen beauftragt. Diese liegt inzwischen vor und soll in den nächsten Tagen auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Bereits im Februar 2012 hatte der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme publiziert, die ausdrücklich das den Betroffenen angetane Leid anerkennt und Entschädigungen fordert.

3.  Veranstaltungen von Gleichstellungs-Fachstellen in Luxemburg, Zürich und Dresden 26.10.-8.11.

Heute 26.10. findet in Luxemburg ein Workshop zum Thema medizinische Interventionen an Intersex-Menschen statt – die letzte Veranstaltung einer Konferenz mit insgesamt 13 Workshops und Vorträgen unter der Schirmherrschaft des Luxemburgischen Gesundheitsministers und unter Beteiligung des Luxemburgischen Zentrums für Gleichbehandlung (CET). Dabei sind heute wie auch bei früheren Terminen auch Betroffene beteiligt, u.a. von Intersexuelle Menschen e.V.

Am kommenden Di 30.10. findet in Zürich eine Diskussion statt zum Thema "Genitalverstümmelung im Spiegel von Schönheitsoperationen und Intersex-Chirurgie", veranstaltet von der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich und der Universität Zürich, mit einem Impulsreferat von Marion Hulverscheidt, die bereits 2000 in ihrer Dissertation festhielt: "In der aktuellen Debatte um die weibliche Genitalverstümmelung bei afrikanischen Ethnien wird erwähnt, dass es auch in der westlichen Welt eine Form von Genitalverstümmelung gibt, die starke Ähnlichkeit mit der Verstümmelung afrikanischer Mädchen und Frauen hat: die chirurgisch-plastische Korrektur der Genitalorgane bei Menschen mit einem nicht eindeutig zu bestimmenden Geschlecht, den Intersexuellen. Die an diesen Kindern in frühester Kindheit durchgeführten Operationen und Eingriffe wie Dilatationen einer "zu engen Vagina" wirken hochtraumatisierend auf diese Menschen." (M. Hulverscheidt: "Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum", 2000, S. 19)

Am Do 08.11. findet in Dresden eine weitere Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema statt, veranstaltet von der Gleichstellungsbeauftragten für Mann und Frau der Landeshauptstadt Dresden, u.a. mit Beteiligung eines Betroffenenvertreters von OII Deutschland.

4.  Intersex-Aktionswoche Frankfurt a. M. 08.-15.11. - Studierende fordern Aufarbeitung!

Die Aufarbeitung der Geschichte der systematischen Intersex-Genitalverstümmelungen ist nach wie vor ein großes Tabu – kein Wunder, wurden doch von "aufgeklärten westlichen MedizinerInnen" u.a. kosmetische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern bis in die 1980er-Jahre unter den abstrusesten Vorwänden propagiert, und waren insbesondere Universitäten und Universitätskliniken bei der Verbreitung und Durchsetzung der Verstümmelungen führend:

So behaupteten heute noch hoch geehrte schweizer und deutsche Pädiatrie-Koryphäen unbeirrbar, medizinisch nicht notwendige Klitorisamputationen seien "sicher gerechtfertigt" (Max Grob und Andrea Prader), und es sei "erwiesen, dass die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisenfernung nicht leidet" (Jürgen Bierich).

Auch Hinweise auf Verflechtungen zur NS-Medizin wurden und werden kategorisch geleugnet, obwohl z.B. das Wort "Intersex" auf eine auch von "Rassehygienikern" wie Fritz Lenz favorisierten Theorie zurückgeht, welche die "Aufweichung der Geschlechterunterschiede" als Folge von "Rassenvermischung" definierte (und in ihrer "völkischen" Ausprägung zusätzlich mit Geisteskrankheiten korrelierte), und der NS-Mediziner Hans Christian Naujoks bereits 1933 mit "genitalkorrigierenden" Klitorisamputationen in Verbindung mit hormonellen Fertilisierungsversuchen experimentierte.

Auf Anregung von Zwischengeschlecht.org hatten im Frühjahr 2012 Studierende der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen in den Uni-Senaten efolgreich Anträge auf historische Aufarbeitung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen eingebracht – auch wenn bisher die praktische Umsetzung dieser Beschlüsse nach wie vor auf sich warten lässt.

Auf Initiative des Autonomen AStA-Schwulenreferats der Johann Wolfgang Goethe Universität wird nun auch in Frankfurt ein entsprechender Senats-Antrag eingebracht, umrahmt von einer Aktionswoche vom 08.-15.11. u.a. mit Infoveranstaltungen und friedlichen Aktionen.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
press_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen
>>> 16.04.2012: Senat der Philipps-Universität Marburg beschliesst Aufarbeitung
>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an 

UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte kritisiert "medizinisch nicht notwendige Operationen an Intersex-Kindern"

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Zum Auftakt des heutigen "Intersex Awareness Day" gleich mal eine gute Nachricht:

In einer englischsprachigen Publikation des Büros des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) vom September 2012  >>> "Born Free and Equal" (HR/PUB/12/06, PDF 1.7 MB) werden auf S. 51 explizit und unmissverständlich auch Intersex-Genitalverstümmelungen angesprochen (Übersetzung durch diesen Blog):

"Zusätzlich werden Intersex-Kinder, die mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, oft Diskriminierung und medizinisch nicht notwendigen Operationen unterworfen, die ohne ihre Einwilligung durchgeführt werden, oder diejenige ihrer Eltern, als Versuch, ihr körperliches Geschlecht zu korrigieren."

(Englischer Originaltext: "In addition, intersex children, who are born with atypical sex characteristics, are often subjected to discrimination and medically unnecessary surgery, performed without their informed consent, or that of their parents, in an attempt to fix their sex.")

Wow! Zwar sind von den übrigen 13 Erwähnungen von "Intersex" im Rest der Publikation wiederum 12 immer noch lediglich das obligate "mitgemeinte" Schlusslicht hinter LGBT, wenn auch wenigstes als eigenständiges ausgeschriebenes Wort statt als blosses Buchstabenanhängsel (die einzige weitere Ausnahme ist die erste Erwähnung in einer Fussnote mit der gleichen korrekten Definition wie im obigen Text). Und – wie könnte es anders sein? – auch im obigen Satz stehen die OPs immer noch erst an 2. Stelle nach "Diskriminierung", doch immerhin trifft er dann den Nagel auf den Kopf!  Dafür von diesem Blog an alle Beteiligten ein ganz fettes Dankeschön!

À Propos: In der Fussnote zum obigen Satz verweist das OHCHR übrigens auf die CEDAW Session #49 und damit indirekt auf einen gelungenen Schattenbericht aus Costa Rica (engl.).

(Danke auch an Anne Tamar-Mattis von der US-Zwitter-Lobbyorganisation Advocates for Informed Choice (AIC) für den Hinweis.)

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Tuesday, October 23 2012

DRINGEND Aufruf zur Unterstützung UNHRC-Anhörung zu Intersex-Genitalverstümmelungen 29.10.12

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Nächste Woche wird in Genf der UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) zum 1. Mal über Intersex-Genitalverstümmelungen beraten.

Es eilt! Wir lobbyieren die UN Missionen und brauchen eure Unterstützung.

>>> Bitte helft mit die Intersex-Genital-
        verstümmelungen zu stoppen! 
Danke!

>>> intersex.schattenbericht.org       >>> Fact Sheet "Western Genital Mutilation" (PDF) 

Sunday, October 21 2012

Halle Di 6.11. 17h: Podiumsdiskussion zu Intersexualität + live auf Radio Corax

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

>>> Diskussion bei Radio Corax, die sowohl vor Ort wie auch über den Äther live verfolgt werden kann, organisert von que(e)r_einsteigen, einem Arbeitskreis des Studierendenrates der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Danke!

Von Betroffenenseite sind Michaela aus Halle und Dan Christian Ghattas (IVIM) auf dem Podium, als Experte Maximilian Schochow (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin MLU, Spezialgebiet: Hermaphroditen im 16.-19. Jh) und als Diskussionsleiterin Viola Schubert Lehnhardt (Rosa-Luxemburg-Stiftung, ehemalige Mitarbeiterin Institut für Geschichte und Ethik der Medizin MLU).

Bleibt zu hoffen, dass nebst der konkreten >>> heutigen Praxis kosmetischer Genitaloperationen an Kindern im Universitätsklinikum Halle sowie dito in Lehre und Forschung der MLU auch deren historische Verantwortung angemessen in der Diskussion berücksichtigt werden, und damit einhergehend die aktuelle >>> Forderung nach Aufarbeitung.

Damit es letztlich nicht nur einfach bei einer weiteren Runde unverbindlicher Statements zum Thema bleibt ...

>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen
>>> Offener Brief an das Universitätsklinikum Halle, 25.09.2012
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> 16.04.2012: Senat der Philipps-Universität Marburg beschliesst Aufarbeitung
>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an  

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