Saturday, January 26 2013

Zürich: Aufarbeitung über Gewalt in Kinderheimen gefordert, Betroffene als Versuchskaninchen für die Pharmaindustrie (1)

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Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Laut einem >>> Artikel im Tages-Anzeiger vom 24.1.13 fordern die SP-Kantonsräte Susanna Rusca Speck, Rolf Steiner und Ursina Egli eine Aufarbeitung über "Missstände" in Kinderheimen, der Kantonsrat soll dazu eine Studie in Auftrag geben. Bereits letztes Jahr wurde im Kanton Luzern eine Studie über die Situation in Kinderheimen zwischen 1930 ud 1970 publiziert, die (einmal mehr) >>> "Gewaltexzesse und sexuellen Missbrauch" bestätigte. In Zürich hat sich der Kanton bis heute nie bei den Bteroffenen entschuldigt. Auf Gemeindeebene gab es zwar in Zürich und Winterthur individuelle "symbolische Wiedergutmachungen", doch das war's dann. Laut dem Artikel ist aktuell auch im Kanton Schwyz ist ein Vorstoss zur Aufarbeitung der Geschichte von Heim- und Verdingkindern hängig, und auf Bundesebene soll ein Ende letztes Jahr ernannter "Delegierter für Opfer fürsorgerischer Massnahmen" ebenfalls die Aufarbeitung vorantreiben.

Im Artikel kommt auch der Betroffene Armin Meier zu Wort, dessen einziges "Verbrechen" es war, als uneheliches Kind geboren zu sein:

«Viele Opfer sind inzwischen alt, schaffen es nicht mehr, über das Unrecht zu sprechen.» Er hofft, dass die Anfrage im Kantonsrat verhindert, dass in den Heimen Akten verschwinden. «Sie sind der einzige Beweis für das, was sich abgespielt hat.»

Der Historiker Thomas Huonker verweist auf mehrere «Fälle, in denen rücksichtslose Täter als grosse Erzieher gefeiert wurden», und konstatiert: «Alle haben sich gegenseitig gedeckt, die Jugendanwaltschaft, der Justizapparat, Ärzte, Pfarrer und Psychiater.»

Interessant weiter die >>> Kommentarseite mit mehreren Wortmeldungen Betroffener, z.B. diese (25.01.2013, 09:29): "Wir 4 Mischler-Buben waren alle in der selben Situation. Nur 2 von uns haben die Kraft sich damit auseinander zu setzen."

Heimkinder als Versuchskaninchen für Pharmaexperimente

Ende 2012 wurde zudem die Anschuldigungen des Betroffenen Peter Nowak bestätigt, dass er und viele andere im Kinderheim Fischingen eingesperrte in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen über Jahrzehnte als >>> Versuchskaninchen für Psychopharmaka missbraucht wurde. Ein >>> Nachfolgeartikel vom 18.1.13 weist anhand noch vorhandener Akten nach, dass Betroffene seit 1950 in Münsterlingen für Experimente herhalten mussten, wofür die Klinik von den betreffenden Pharmaunternehmen grosszügige Spenden erhielt.

Siehe auch:
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Wednesday, January 23 2013

NS-Medizyner und Bundesverdienstkreuzträger Prof. Hans Christian Naujoks über die "biologische Minderwertigkeit" von Intersexen

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Anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" (publiziert 1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“
Quelle: Hans Christian Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB)  

Prof. Dr. med. Hans Christian Naujoks war zwischen 1934 und 1959 Uni-Klinikdirektor in Köln, Marburg und Frankfurt.

Vor 1945 u.a. Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt und an über 1'000 Sterilisationen beteiligt. Naujoks' "bahnbrechende" Intersex-"Klitorisamputation mit Stumpfbildung" in Verbindung mit einer experimentellen hormonellen Fertilisierungsbehandlung von 1933 wurde noch 1996 in einer medizinischen Dissertation hervorgehoben.

Nach 1945 u.a. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGGG), die heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen propagiert. Verfasste im Auftrag der Bundesärztekammer einen "Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung", der den Grundstein legte zu den heute noch üblichen Spätabtreibungen bei "Intersex-Diagnosen""auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen des Fetus (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)".

>>> Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider  
        mit "lückenloser" Karriere und Wirkung vor und nach 1945  

>>> NS-Diagnose "Intersex-Typus (Schizoid)" - Prof. Dr. Wilhem Weibel (1944)   

>>> "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten" (2003)   

Saturday, January 19 2013

Intersex: Bundesregierung angeblich "keine Meinung" zu Genitalverstümmelungen, 10-Jährige für Aufbewahrung ihrer Krankenakten selbst verantwortlich

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgFriedliche Aktion vor der Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook Wenn's um Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geht, verhält sich die Bundesregierung bekanntlich seit mittlerweile 17 Jahren stets so, wie wir das von hartgesottene Kriminellen aus Filmen kennen, wenn diese im Verhör oder vor Gericht stets zu Protokoll geben: "Nichts gesehen, nichts gewusst, nichts gehört, kenne niemand, die andern waren's, usw." – und falls zwischendurch doch mal etwas eingestanden wird, dann ausschliesslich und nur das, was einem unmittelbar vorher eindeutig nachgewiesen wurde. Damit macht sich die Bundesregierung seit 17 Jahren zur Komplizin der MedizynerInnen. Wobei es bezeichnenderweise keine Rolle spielt, welche Koalition gerade an der Macht ist.

Dies zeigt sich deutlich einmal mehr in der >>> Antwort Drucks. 17/11855 (PDF) im Namen der Bundesregierung (verfasst vom Bundesministerium für Gesundheit) auf die Kleine Anfrage 17/11624 der Grünen/Bündnis 90 (UnterzeichnerInnen: Birgitt Bender, Maria Klein-Schmeink, Monika Lazar, Dr. Harald Terpe, Elisabeth Scharfenberg, Ingrid Hönlinger, Memet Kilic, Sven-Christian Kindler, Dr. Konstantin von Notz, Josef Philip Winkler), ebenso in der dazugehörigen >>> Pressemitteilung.

Leider muss vorab angemerkt werden, dass schon die Anfrage die Richtung vorgab: Statt Klartext zu bringen über die medizynischen Verbrechen an Zwittern, geht es um "Verbesserung der medizinischen Betreuung", statt um Recht auf körperliche Unversehrtheit auch für Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen mal wieder genderfixiert-schwammig um "Menschen, die weder eindeutig dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können" – bei den notorisch täterInnenfreundlichen Grünen leider nix neues.

Die Bundesregierung nutzt diese Steilvorlage in der Folge gerne für Persilscheine in eigener Sache: "insbesondere die medizinische Versorgung" sei Ländersache (S. 2 usw.) – und verweist ansonsten widersprüchlicherweise auf die vom Bund (mit-)finanzierte TäterInnenforschung von "Netzwerk Intersexualität/DSD" ("Eine bundesweite Erfassung von Behandlungszentren bestimmter Erkrankungsgruppen gibt es nicht. Ausgehend von einem in der Vergangenheit durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „Störungen der somatosexuellen Differenzierung und Intersexualität“ wurde jedoch Expertise an den Standorten Lübeck, Magdeburg, Heidelberg, Kiel, Münster und Berlin gebündelt.", S. 3) bis "EuroDSD" ("das Projekt EURODSD (Investigation of the molecular pathogenesis and pathophysiology of Disorders of Sex Development – DSD), das eine zentrale Forschungsdatenbank beinhaltet", S. 8). 

Ansonsten liefert die Bundesregierung insbesondere zu den Genitalverstümmelungen wie gehabt bloss unverbindliches Wortgeklingel à la:

Die Bundesregierung stimmt mit dem Deutschen Ethikrat überein, dass es sich bei der Entscheidung über die Vornahme eines operativen nicht reversiblen Eingriffs, der die (zukünftige) Fortpflanzungsfähigkeit und/oder die sexuelle Empfindungsfähigkeit möglicherweise irreversibel beeinträchtigt, um eine schwerwiegende Entscheidung handelt, die einen gravierenden Eingriff in die Rechte des Kindes darstellt und auf die gesamte weitere Entwicklung des Kindes bleibenden Einfluss hat. Auch nach Auffassung der Bundesregierung muss deshalb der Wille des Kindes, wenn dieses selbst nicht einwilligungsfähig ist und die Entscheidung daher von den Sorgeberechtigten getroffen werden muss, angemessen berücksichtigt werden. (S. 5)

In der Sache selbst bzw. wenn die Bundesregierung konkret werden müsste, kommen dann – Überraschung! – bloss die altbekannten Ausflüchte bzw. man hat mal wieder "noch keine Meinung":

Die Meinungsbildung innerhalb der Bundesregierung zu diesen Fragen ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass die medizinische Diskussion zur Intersexualität noch im Fluss ist und auch die juristische Debatte noch am Anfang steht, noch nicht abgeschlossen. (S. 5)

Dito betreffend Entschädigung für Verstümmelte (Pardon: "Geschlechtszugewiesene oder Geschlechtsangeglichene"):

Die Prüfung der Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zu Intersexualität durch die Bundesregierung ist noch nicht abgeschlossen. Dazu gehört auch die Prüfung von Entschädigungsregelungen für Langzeit- und Spätfolgen einer frühkindlichen operativen Geschlechtszuweisung oder Geschlechtsangleichung. Dabei werden die Ergebnisse der Anhörung im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages zu Intersexualität vom 25. Juni 2012 einbezogen. (S. 7)

Auf welcher Seite die Bundesregierung steht, nämlich derjenigen der TäterInnen und NICHT der Opfer, verdeutlicht dagegen ihr Standpunkt betreffend Aktenaufbewahrungsfristen – dort hat sie dann plötzlich eine "Meinung":

Eine besondere Regelung für die Aufbewahrung der Dokumentationen über Behandlungen von intersexuellen Menschen ist nicht geplant. [...] Im Übrigen können betroffene Patientinnen und Patienten von ihrem Anspruch auf Einsichtnahme in die Dokumentation und Herausgabe von Kopien dieser Dokumentation (§ 630g BGB) Gebrauch machen. Auf diese Weise können mündige Patientinnen und Patienten eine zeitlich unbegrenzte Aufbewahrung der Dokumentation ihrer Patientenakte sicherstellen. (S. 6)

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die meisten Betroffenen im Alter von 0-3 Jahren und ohne medizinische Notwendigkeit kosmetisch genitalverstümmelt werden, und z.B. bei sog. "Hypospadiekorrekturen", dem häufigsten kosmetischen Genitaleingriff bei Kindern, die Operation ebenfalls vor dem 3. Lebensjahr emfohlen wird und die Anschlussuntersuchung 2 Jahre später angesetzt wird (nicht zuletzt, um die chronisch hohen Komplikationsraten, die oft erst später auftreten, "niedrig" zu halten), wird schnell klar, worum es der Bundesregierung (und den TäterInnen) wirklich geht.

Kommt dazu, dass die meisten Betroffenen stark traumatisiert sind und in der Regel erst im Alter von 30-40 Jahren das ihnen Angetane soweit verarbeitet haben, dass es ihnen möglich wird, Nachforschungen anzustellen.

So ist es alles andere als verwunderlich, dass die wenigsten Betroffenen je ihre Akten erhalten – und es nach dem Willen von TäterInnen ud PolitikerInnen auch künftig so bleiben soll. Nicht zuletzt jetzt, wo die Forderung nach Entschädigung langsam lauter wird (siehe oben)  ...

Auffällig zudem, wie schnell die Bundesregierung eine Meinung hat, wenn es darum geht, TäterInnen zu schützen (vgl. Knabenbeschneidung) – und wie lange sie sich damit zurückhält, wenn es um die Opfer geht (siehe oben und auch sonst bei Gewalt an Kindern) ...

>>> Faule Eier für "die Bundesregierung"!
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen" 

Sunday, January 13 2013

Fulda, Di 15.1.13 19:30h: "Intersex-Genitalverstümmelungen - Geschichte und Gegenwart" - Vortrag & Diskussion mit Markus Bauer

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

19:30 Uhr im Café Chaos, Marquardstraße 35, 36039 Fulda

Etwa jedes 1000. Kind wird mit „atypischen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (Zwitter, Hermaphroditen, Intersexe). Bis heute werden 90% aller Betroffenen als Kinder ohne medizinische Notwendigkeit oft mehrfach kosmetisch genitaloperiert, mehr als die Hälfte davon in den ersten 3 Lebensjahren. Bis in die 1980er Jahre wurde eine „zu große“ Klitoris kurzerhand amputiert, laut den Medizinern angeblich ohne Auswirkungen auf das sexuelle Empfinden. Auch nach mittlerweile 60 Jahren gibt es immer noch keine Evidenz dafür, dass diese massiven Eingriffe für die Betroffenen selbst irgendwelche Vorteile hätten, oder nur schon seriöse Langzeitstudien, die beweisen würden, dass die Behandlungen halten, was die Mediziner den Eltern versprechen.

Seit 20 Jahren klagen Betroffene die massiven physischen und psychischen Folgen dieser Operationen an, die sie als Genitalverstümmelungen und Folter empfinden, und fordern ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Mittlerweile anerkennen auch Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes, Amnesty International und das UN-Komittee gegen Folter das Unrecht der „Genitalkorrekturen“. Trotzdem wird weiteroperiert. Jeden Tag landet allein in Deutschland ein wehrloses Kind in einer Kinderklinik auf dem OP-Tisch – auch in Fulda.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, bestehend aus Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern, kämpft seit 5 Jahren gegen kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken.

Markus Bauer ist Kampagnenverantwortlicher, Redakteur des Weblogs Zwischengeschlecht.info und Partner einer Betroffenen. Er informiert über Ursachen, Geschichte und Ausmaß dieses „dunklen Kapitels der Medizingeschichte“, und über den Kampf der Betroffenen um dessen Beendigung.

Danke an die Organisierenden vom AStA der Uni Fulda!   facebook-Veranstaltungshinweis

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Tuesday, January 8 2013

2013

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Leider war ich nach Stockholm (mehr dazu später) nicht mehr ganz fit – das 4. Mal im letzten halben Jahr, und das 2. Mal, dass ich nicht mal mehr gradaus laufen konnte, plus kurz vor einer Lungenentzündung. Nach Antibiotika und 2 Wochen Bettruhe ging es mir immerhin gut genug für die nächste Staffel Bronchialimpfung. Die mich allerdings gleich wieder von den Socken haute. Irgendwann kann der Körper halt einfach nicht mehr dann gibt's die Quittung.

Dies als Erklärung für die lange Sendepause hier (falls es überhaupt wer gemerkt hat) und diverse unbeantwortete Mails.

Letzte Woche waren wir 6 Tage in den Bergen (siehe oben), und das erste Mal seit ich weiss nicht mehr wann hab ich dort gar nix arbeitsmässig gemacht, war sogar nicht einmal online. (2012 waren wir ein einziges Mal knappe 4 Tage dort – es war das Wochenende vor der Club-Diskussion, und es war nur Terror mit denen, wir konnten uns nicht mal in Ruhe vorbereiten, geschweige denn nach draussen laufen gehen.)

Leider werden die GenitalabschneiderInnen auch 2013 nicht  von allein und freiwillig mit dem Verstümmeln aufhören – im Gegenteil, aktuell holen sie nicht nur in Europa zum organisierten Gegenschlag aus (mehr dazu hoffentlich bald), und rotten sich auch sonst zusammen wie gehabt (siehe Vorschau hier zu unterst).

Seit wir mit diesem Blog und dem Rest anfingen, haben Nella und ich beide das Studium aufgegeben, wie praktisch alles andre auch, was wir früher sonst noch taten. Mein Kumpel und ich hatten einen Kleinverlag, 2012 haben wir unsere wichtigsten Buchrechte verloren, weil ich das einfach nicht auch noch schaffte. Dass wir chronisch kein Geld haben und kaum mehr die wichtigsten Rechnungen bezahlen können, hilft auch nicht unbedingt. Dass ich nicht mal mehr für minimalste Fitness noch Zeit habe, ebenfalls nicht. Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Wie es Nella geht, hat sie ja an anderer Stelle ja schon ausgeführt.

Und jetzt muss ich malochen gehn, bevor ich schon wieder zu spät bin. The Show must go on ...

Friday, December 14 2012

12.12.2012: Schwarzer Tag für die Kinderrechte

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Hände weg von Kindergenitalien!Am letzten echten Schnapszahlendatum dieses Jahrtausends gab der Deutsche Bundestag passend und erwartungsgemäss mit 434:100 Stimmen (46 Enthaltungen, 40 nicht abgegebene) per Sonder-Schnellgesetz die Geschlechtsteile aller neugeborenen Knaben zur medizinisch nicht notwendigen Verstümmelung – Pardon: Beschneidung – frei. Die endgültige Gutheissung erfolgte ebenso erwartungsgemäss heute Freitag durch den Deutschen Bundesrat.

Eine >>> Pressemitteilung von Terre des Femmes nahm den Entscheid schon vor dem Abstimmungresultat vorweg:

„Das ist ein schwarzer Tag für die Kinderrechte“, [...] denn „ausgerechnet in dem Gesetz, das im Jahre 2000 unter Rot-Grün das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung verankert hat, soll nun Eltern erlaubt werden – aus welchem Grund auch immer - ihren männlichen Kindern die Vorhaut entfernen zu lassen. Damit werde das Recht auf Unversehrtheit des Kinderkörpers massiv eingeschränkt.“

Und man wird nicht einmal sagen können, Betroffene seien dabei gar nicht angehört worden: Wenige Stunden vor der Abstimmung durfte in einer Anhörung des Familienausschusses wenigstens ein einziger, der 23-jährige Alexander Bachl, eine >>> lesenswerte Stellungnahme abgeben. Darin kritisierte er mehrfach auch die Ausblendung der Betroffenen:

Es ist noch früh am Tag, aber es ist gleichzeitig schon sehr spät. Jetzt, wo die Beschneidungsdebatte in Deutschland eigentlich gerade begonnen hat, soll sie schon wieder zuende sein. Und jetzt, kurz vor Toresschluss, darf ich zumindest zu Ihnen hier doch noch sprechen. [...] Ich bitte Sie jetzt nicht darum, den einen oder den anderen Gesetzesentwurf zu unterstützen. Es ist anscheinend gelaufen. Die Täter haben vorerst wieder einmal gewonnen. Der alternative Gesetzesentwurf geht mir persönlich eigentlich nicht weit genug, aber als Kompromiss kann ich ihn zumindest mittragen, weil er uns Betroffenen die Würde zurückgibt, die uns der Regierungsentwurf definitiv nehmen wird.

Und strafte eindrücklich auch die üblichen "nur ein kleiner Eingriff – tut nicht weh"-Ausreden der BefürworterInnen Lügen:

Die für mich größte Einschränkung, die durch die Amputation der Vorhaut entsteht, ist der Verlust der sexuellen Empfindsamkeit. Das ist es, was mich auf ewig verfolgen wird. Viele im Erwachsenenalter Beschnittene berichten ebenfalls von diesen Einschränkungen. Der Aufklärungsbogen zur Zirkumzision bei einer Phimose sagt dazu auch: "Keine Komplikation, sondern die notwendige Folge einer kompletten Beschneidung ist die bleibende Beeinträchtigung der Gefühlsempfindung beim Geschlechtsverkehr". Rühmen sich viele junge Männer vielleicht noch, dass sie "länger können" als andere, so ist vielen vielleicht nicht klar, dass dies mit einem enormen Verlust an Empfindsamkeit einhergeht. Diese Gefühlslosigkeit führt bei nicht wenigen Männern später bis zur Impotenz, eine Sorge, die auch mich verfolgt.

Alexander Bachl war auch in einem >>> gelungenen heute-Beitrag vertreten. Von Önder Özgeday, einem Betroffenen aus Bochum, erschien ein ebenfalls >>> lesenwertes Interview.

Während der Abstimmung gab es an Brandenburger Tor eine >>> solidarische Protestkundgebung inkl. nachhörbaren Redebeiträgen, u.a. von Alexander Bachl  (Betroffener, siehe oben), Ali Utlu (Betroffener und Menschenrechtsaktivist in der Piratenpartei, >>> lesenswertes Interview bei siegessäule.de), Rolf Stöckel (Deutsche Kinderhilfe), Irmgard Schewe-Gerigk (Terre des Femmes), Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Moslime), Christian Bahls (MOGiS), Rechtsanwalt Walter Otte  (AK Kinderrechte Giordano Bruno Stiftung).

ZDF heute brachte einen Bericht auch mit >>> Bildern der Protestkundgebung inkl. öffentlichkeitwirksamer Aktion:

In einer >>> gemeinsamen Pressemitteilung von Terre des Femmes und MOGIS e.V. wird u.a. Irmingard Schewe-Gerigk weiter zitiert:

“Kindern wurde das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit genommen. Menschenrechte von Kindern können jetzt legal im wahrsten Sinne des Wortes beschnitten werden.”

Sowie der Betroffene Alexander Bachl (siehe oben):

“Dieses Gesetz raubt mir meine Würde ein weiteres Mal. Das Gesetz verneint ja nicht nur eine Strafbarkeit der Beschneidung ohne therapeutischen Nutzen, sondern stellt die Betroffenen auch zivilrechtlich gegenüber ihren Eltern komplett rechtlos. Mein Leiden und das vieler andere negativ Betroffener wird ignoriert. So wie Betroffene auch schon im ganzen Gesetzgebungsprozess konsequent ignoriert wurden. Von Anfang an stand fest, dass Beschneidung erlaubt werden soll, eine Debatte über die nicht-therapeutische Vorhautamputation und ihre tatsächlichen Folgen fand gar nicht richtig und vor allem in der Abwesenheit der davon negativ Betroffenen statt.”

NetzwerkB hatte im Vorfeld in einer >>> exzellenten Stellungnahme an den Rechtsausschuss sowie einer >>> Pressemitteilung dargelegt, warum beide dem Bundestag vorliegenden Varianten den Menschenrechten nicht Genüge tun:

Wir in netzwerkB sehen bei Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, die Einwilligungsfähigkeit für diesen medizinischen Eingriff nicht für gegeben an. Die Einsichtsfähigkeit liegt noch nicht im vollen Umfang vor. Bei Kindern ist völlig absehbar, dass sie dem sozialen Druck durch Familie und Umfeld grundsätzlich nicht gewachsen sind.

Auch diverse >>> LeserInnenkommentare auf netzerkB nehmen kein Blatt vor den Mund.

Immerhin liegt ja die Stimmabgabe der Abgeordneten namentlich vor. Bleibt zu hoffen, dass sich WählerInnen, denen Kinderrechte noch nicht ganz am Arsch vorbeigehen, sich folgende Listen gut aufbewahren werden ...

>>> Namentliche Abstimmung Gesetzesantrag (PDF):
Total: Ja 434; Nein 100; Enthaltung 46; Nicht abgeg. 40.
CDU/CSU: Ja 215; Nein 3; Enthaltung 3; Nicht abgeg. 16.
SPD: Ja 89; Nein 32; Enthaltung 16; Nicht abgeg. 9.
FDP: Ja 79; Nein 5; Enthaltung 2; Nicht abgeg. 7.
Linke: Ja 17; Nein 44; Enthaltung 10; Nicht abgeg. 5.
Grüne: Ja 34; Nein 16; Enthaltung 15; Nicht abgeg. 3.

>>> Namentliche Abstimmung Gegenvorschlag (PDF) (>>> dieser Blog berichtete):
Total: Ja 91; Nein 461; Enthaltung 31; Nicht abgeg. 37.
CDU/CSU: Ja 2; Nein 219; Enthaltung 1; Nicht abgeg. 15.
SPD: Ja 32; Nein 92; Enthaltung 13; Nicht abgeg. 9.
FDP: Ja 0; Nein 86; Enthaltung 2; Nicht abgeg. 5.
Linke: Ja 44; Nein 20; Enthaltung 7; Nicht abgeg. 5.
Grüne: Ja 13; Nein 44; Enthaltung 8; Nicht abgeg. 3.

Und zum Schluss noch ein Wort an alle MedizynerInnen, die sich betreffend Knabenbeschneidung in der Öffentlichkeit lautstark gegen "religiöse Rituale" aussprachen (wie sie dies bekanntlich auch bei "weiblicher Genitalverstümmelung" gerne tun), die aber gleichzeitig zu den täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen schweigen (oder gar noch fleissig mitverstümmeln): HeuchlerInnen! Euch geht's nicht um Kinderrechte, sondern um eure Standesmacht und um eure Pfründe.

>>> Unversehrtheit von Kindern: Kosmetische GenitalOPs u. Knabenbeschneidungen
>>> Helsinki-Deklaration des Rechts auf genitale Autonomie 2012
>>> Landgericht Köln: Knabenbeschneidung ist "Körperverletzung"
>>> Bevölkerung für Vebot - Bundesregierung will per Schnellgesetz legalisieren
>>> Ethikrat guckt Beschneidungs- u. Ohrstech-Videos, Zuschauerin fällt in Ohnmacht

Friday, December 7 2012

Intersex-Genitalverstümmelungen in der Universitätskinderklinik Ulm ("DSD-Symposium" 7.12.12 - Clothilde Leriche, Martin Wabitsch)

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Ausgeliefert!Seit dem Zuzug der Genitalabschneiderin Dr. med. Clothilde Leriche (vormals Klinikum Nürnberg Süd) wird im Universitätsklinikum Ulm derzeit das Angebot an menschenrechtswidrigen, medizinisch nicht notwendigen kosmetischen Genitaloperationen an "DSD"-Kindern offenbar massiv ausgebaut:

• Seit dem 15. November 2012 wird auf dem Internetauftritt des "Zentrums für seltene Erkrankungen" (sic!) der Uniklinik ein >>> neuer "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und -Differenzierung (DSD)" aktiv beworben (s. unten). 

• Zwecks öffentlicher Bekanntmachung des neuen "Verstümmlerbereichs" ist auf heute 07.12.2012 ein "Symposium Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung Disorders of Sex Development (DSD)" angekündigt (s. nachf.).  >>> Flyer (PDF)  >>> Pressemitteilung

• Auf 2013 sucht das Uniklinikum Ulm einE zusätzliche KinderchirurgIn ... 
>>> Ausschreibung PDF 

"Genitalkorrekturen am besten zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat"

Zwar behauptet der Ankündigungsflyer zum heutigen "DSD-Symposium" vollmundig: "Unser Symposium [...] nimmt Bezug auf die Stellungnahme des deutschen Ethikrates." Einen Vortragspunkt zu ethischen Aspekten kosmetischer Genitaloperationen an Kindern sucht mensch im Programm allerdings vergebens.

Vielsagend dagegen der Titel des Beitrages von Chef-Kinderchirurgin Clothilde Leriche, "Die Rekonstruktion des Genitale: Das Vorgehen und der beste Zeitpunkt hinsichtlich eines optimales Ergebnisses", der das Fazit schon vorwegnimmt: Medizinisch nicht notwendige, kosmetische "Genitalrekonstruktionen" müssen in Ulm Betroffenen trotz erwiesener negativer Folgen weiterhin buchstäblich um jeden Preis aufgezwungen werden. Zur Debatte steht einzig der (möglichst frühe) Zeitpunkt – laut Dr. Leriche bekanntlich "am besten zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat" (siehe unten). 

"schon 500 AGS-Mädchen operiert"

Bei einem anderen Vortrag im Herbst 2012 vor Eltern brüstete sich Dr. Leriche, bisher schon "500 AGS-Mädchen operiert" zu haben, sowie "170 andere Kinder". ('Ordinäre' "Hypospadiekorrekturen" sind da offensichtlich gar nicht erst mit eingerechnet.)

Einen Beitrag zu menschenrechtlichen Aspekten solcher medizinisch nicht notwendiger Genitalverstümmelungen sucht mensch am Ulmer "DSD-Symposium" wenig überraschend ebenfalls vergebens – obwohl vor noch nicht mal einem Jahr das UN-Komitee gegen Folter die BRD wegen Intersex-Genitalverstümmelungen rügte (CAT/C/DEU/CO/5).

Stattdessen darf – Überraschung! – als einziger "Gastreferent" der Lübecker Promiverstümmler Prof. Dr. Olaf Hiort ("Netzwerk Intersexualität/DSD", "EuroDSD", "I-DSD", "DSD-Life", usw.) die Werbetrommel für seine TäterInnenforschungsprojekte rühren.

Prinzipiell fällt auf, dass am "DSD-Symposium" zu den Themen "Versorgungssituation" (Prof. Dr. med. Olaf Hiort), "Praktisches Vorgehen" (Dr. med. Friedericke Denzer) und "Die interdisziplinäre Hochschulambulanz für DSD" (Prof. Dr. med. Martin Wabitsch) einzig und allein KinderendokrinologInnen zu Wort kommen. Ganz entsprechend der Tatsache, dass – laut Erhebungen der TäterInnen selbst – statt echten "multidisziplinären Teams" auch in Deutschland weiterhin zu 90% KinderendokrinologInnen die Eltern "beraten" – und diese darauf zu 90% ihre Kinder genitalverstümmeln lassen ...

"Betroffene müssen leider draussen bleiben"

Diejenigen, um die es eigentlich geht, nämlich die Betroffenen, sind dagegen auch beim Ulmer "DSD-Symposium" einmal mehr ausdrücklich nicht erwünscht – vorsorglich hält die Pressemitteilung dazu abschliessend fest:

"Das Symposium ist eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Journalisten. Journalisten sind nach kurzer formloser Anmeldung in der Pressestelle herzlich zur Teilnahme eingeladen. Gerne vermitteln wir Ihnen auch Gesprächspartner. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keinen Kontakt zu Betroffenen vermitteln können."

Uniklinik Ulm: Menschenrechte, Psychosoziale Betreuung, Ethik? Aber nicht mit uns!

Wie überall, wo statt adäquater Unterstützung von Eltern und Kindern mit "atypischen" Genitalien vielmehr Genitalverstümmeln "auf Teufel komm raus" propagiert wird, sind auch im Universitätsklinikum Ulm im "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und –Differenzierung (DSD)" ein "altbewährtes" sog. Pseudo-"Multidisziplinäres Team", bestehend ausschliesslich aus KinderendokrinologInnenen + KinderchirurgInnen + Genetiker für die "Behandlung" zuständig – psychosoziale Unterstützung wird laut Homepage nicht einmal der Form halber wenigstens alibimässig angeboten.

Auch die Pressemitteilung zum "DSD-Symposium" (siehe oben) lässt durchblicken, dass psychosziale Unterstützung – statt wie von Betroffenen und EthikerInnen seit Jahrzehnten gefordert – in Ulm wenn überhaupt, dann (wie auch in anderen Kliniken) höchstens als "Zugabe" zu verstümmelnden OPs angeboten wird:

"Alle Pa­ti­en­ten wer­den ge­mein­sam von Ärz­ten der Sek­ti­on Kin­der­chir­ur­gie (Lei­tung: Dr. Clo­thil­de Le­ri­che; Kli­nik für All­ge­mein- und Vis­zer­al­chir­ur­ge) und der Sek­ti­on Päd­ia­tri­sche En­do­kri­no­lo­gie und Dia­be­to­lo­gie (Lei­tung: Prof. Dr. Mar­tin Wa­b­itsch) be­treut. Bei Be­darf wer­den Ärzte an­de­rer Fach­rich­tun­gen und Psy­cho­lo­gen hin­zu­ge­zo­gen."

Vorausgesetzt, die Eltern lassen erstmal die "Genitalkorrektur" zu ...

"normales Aussehen beruhigt"Clothilde Leriche (Leiterin Kinderchirurgie)

Dass ein unverstümmeltes Aufwachsen in Würde für betroffene Kinder keinesfalls erfolgen darf, dafür bürgt auch die Anstellung der berüchtigten Serienverstümmlerin Dr. med. Clothilde Leriche als Leiterin der "Sektion Kinderchirurgie" in Ulm (und Co-Verantwortliche des "DSD-Symposiums"), von der Uniklinik als "Intersex-Referenz-Chirurgin in Deutschland" gefeiert (>>> PDF, S. 1) – wohl in Anspielung auf ihren "Leistungsausweis" von 500 Genitalverstümmeungen an "AGS-Mädchen" plus 170 Genitalverstümmelungen an sonstigen "intersex"-Kindern (siehe oben). 

Wie Clothilde Leriche auch auf ihrer >>> persönlichen Internetseite der Uniklinik anführt, ist sie Mitglied beim "Intersex Netzwerk Lübeck" (korrekt: "Netzwerk Intersexualität/DSD").

In diesem Zusammenhang hob Leriche in einer Publikation in >>> "Kinderärztliche Praxis 74 / 2005 (PDF) gemeinsam mit dem Lübecker "Netzwerk-"Verstümmlerkollegen PD Dr. med. Lutz Wünsch betreffend "Genitalkorrekturen" in einem Kasten hervor: 

"Bei Mädchen mit adrenogenitalem Syndrom bei ausgeprägter Klitorishypertrophie wie auch bei Patienten mit 46,XY-Karyotyp und unvollständiger Virilisierung sollte eine Genitalkorrektur früh durchgeführt werden - am besten gegen Ende des ersten Lebensjahres."

Und führte dazu im Text weiter aus:

"Weibliche Genitalkorrektur
Nach unserer Einschätzung sollte [...] eine Genitalkorrektur früh durchgeführt werden, da es Hinweise darauf gibt, daß „normales Aussehen beruhigt“ und die Identifikation mit der eigenen Geschlechtsrolle gefördert wird. Wir favorisieren den Zeitpunkt zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat, gesicherte Daten für eine solche Empfehlung fehlen aber. Ab dem Alter von zwei Jahren sind diese Kinder in Klinik und Praxis schwerer zu führen und zu untersuchen und erleben Behandlungssituationen als sehr traumatisch. [...] Bei der Operation erfolgt eine Verkleinerung des Phallus im Sinne einer Klitorisplastik [...]. Die Glans wird teilreseziert und remodelliert. [...] In gleicher Sitzung erfolgt eine Introitusplastik [...]." 

Dito bezüglich Genitalkorrekturen" bei Hypospadie:

"Männliche Genitalkorrektur
[...] Auch für diese Patienten ist der günstigste Operationszeitpunkt zum Ende des ersten Lebensjahres gegeben. Wir bevorzugen eine Technik, bei der die Begradigung des Penisschaftes, die Neubildung der Harnröhre und die Korrektur der penoskrotalen Transposition in einem einzigen Operationsschritt durchgeführt wird."

Aus einer "Planetopia"-TV-Sendung vom 18.03.2007 ist weiter folgendes denkwürdiges Zitat von Clothilde Leriche überliefert:

"... es ist einfacher ein Kind zu operieren, als es mühsam mit Hilfe von Psychologen in die Gesellschaft als Intersex zu integrieren"

"erhebliche psychosoziale Belastung der Eltern und der Familie" – Martin Wabitsch (Leiter Kinderendokrinologie)

Prof. Dr. med. Martin Wabitsch ist über seine Rolle im Universitätsklinikum Ulm im "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und –Differenzierung (DSD)" und als Hauptorgansiator des "DSD-Symposiums" seit langem prominent in Fachgesellschaften vertreten, die seit Jahrzehnten und bis heute systematische kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kindern propagieren und anordnen. Seit 2008 ist er Sprecher bzw. Präsident der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) bzw. deren Nachfolgeorganisation Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED), die für die aktuelle AWMF-Verstümmler-Leitline 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ verantwortlich zeichnet, und für deren Überprüfung Prof. Wabitsch namentlich mitverantwortlich ist.

Diese Leitlinie rechtfertigt unter dem Strich Genitalverstümmelungen und negiert die Menschenrechte der betroffenen Kinder nach dem üblichen Muster:

"Ein uneindeutiges Genitale kann eine erhebliche psychosoziale Belastung der Eltern und der Familie bedeuten [...]. Rechtlich steht letztlich den Eltern die Entscheidung zu."

Betreffend des Zeitpunktes von "Feminisierungsoperation[en] (Vulvaplastik, Klitorisreduktionsplastik, Labienplastik, Vaginalplastik)" bezieht sich die Leitlinie u.a. auf die europäische (bei der Wabitsch ebenfalls Mitglied ist) sowie auf die US-amerikanische KinderendokrinologInnengesellschaft: 

"Das AGS- Konsensusstatement der ESPE und der LWPES empfiehlt eine frühzeitige einzeitige Operation (2. – 6. Lebensmonat) [...]"  

>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Friday, November 30 2012

Radio-Beiträge zur Intersex-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE - DRS + Radio Zürisee, 9.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) 3 Radio-Beiträge anlässlich >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE zum online nachhören:

1. "Mitspracherecht für intersexuelle Kinder" - Rendez-vous, 09.11.2012 12:30h Gelungener Beitrag von Wissenschafts-Redaktorin Katharina Bochsler mit Konserven-Soundbite von Daniela "Nella" Truffer und Kommentaren von NEK-Präsident Otfried Höffe. Erwähnt "Körperverletzung" und "Genitalverstümmelung", Wermutstropfen: Als Statistik wird die Medizyner-Beschönigung "1 von 5000 Kindern" zitiert. Ebenfalls auf DRS mit Link auf die Sendung: Die Agenturmeldung zur NEK-Stellungnahme.

2. "Mehr Selbstbestimmung für Intersexuelle" - Wissenschaft DRS, 10.11.2012 14:36h Gelungenes Interview mit Katharina Bochsler, Klitorisverkleinerungen und Hodenentfernungen werden erwähnt, es wird von "Unrecht" gesprochen, Verlängerung der Verjährungsfristen, Körperverletzung und Genitalverstümmelung wird angesprochen.

3. Zürisee Info, 09.11.2012 17:35 Gelungener Dialekt-Beitrag von David Nadig, mit Interview-Beitrag von Yvonne Gilli (Grüne Nationalrätin, St. Gallen), die ebenfalls auf die entscheidende Rolle der Betroffenen und ihren Organisationen hinweist, dass es überhaupt zur Stellungnahme kam, und Stellungnahme der Patientenschützerin Margrit Kessler, die sich erneut für das "Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen" stark macht, und Beitrag von Judit Pók Lundquist (Gynäkologin, Mitglied NEK-CNE) zum Thema "3. Geschlecht".

>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen" 

Saturday, November 24 2012

"Ein Mensch unter vielen – Intersexualität" - Riehener Zeitung, 14.11.12

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Interessanter Artikel von Toprak Yerguz über die Diskussionsveranstaltung "Wie gehen Kirche und Medizin heute mit Intersexualität um?" in der Dorfkirche Riehen am 7.11. (dieser Blog berichtete), u.a. mit Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, Jürg Streuli (Medizinethiker, Zürich) und Ruth Hess (Theologin, Bremen), mit eine zusätzlichen Kasten zur Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE.
Danke!

Zum Vergrössern ins Bild klicken!

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen" 

Thursday, November 22 2012

Intersex: Nordrhein-Westfalen unterstreicht "Recht auf körperliche Unversehrtheit" und will "nicht indizierte OPs vermeiden"

«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeUK Aachen (NRW), 30.05.2011: Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(Krefeld/NRW, im Bild rechts hinten)

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Zum Welttag der Kinderrechte nur gute Nachrichten (3):

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen beschloss am 30.10.2012 einen „Aktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt - gegen Homo- und Transphobie“, bei dem Intersexe für einmal nicht nur Anhängsel und Kanonenfutter für Anliegen Dritter sind, sondern in dem medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Kindern explizit thematisiert und das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Betroffenen hochgehalten wird. Danke! 
>>> Aktionsplan als PDF (530 kb)
>>>
Homepage Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA)
>>> Pressemitteilung MGEPA 31.10.2012 

So hält die MGEPA-Homepage zum Aktionsplan fest: "Schutz vor Diskriminierung und Gewalt: [...] Dringlich ist auch, nicht indizierte geschlechtsangleichende Operationen bei intersexuellen Kindern zu vermeiden."

Einen fast gleichlautenden Passus enthält auch die Pressemitteilung der Ministerin Barbara Steffens (es heisst lediglich "Notwendig" anstelle von "Dringlich").

Im eigentlichen Aktionsplan heisst es dann unter "HF 11: Intersexualität" auf S. 49:

"Betroffenenorganisationen machten in den letzten Jahren immer wieder darauf aufmerksam, dass auch heute noch ohne Not prophylaktisches Entfernen und Verändern von Genitalorganen bei intersexuellen Kindern vorgenommen wird. Das große Leid, das die Betroffenen ihr Leben lang begleitet, spiegelt der Bericht des Deutschen Ethikrates eindrücklich wider. Ein operativ und sozial verordnetes Geschlecht ist ein fundamentaler Eingriff in das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Persönlichkeitsrecht und in die Menschenrechte."

Sowie auf S. 51 betreffend der konkreten Umsetzung:

Ziel:
2. Vermeidung nicht indizierter geschlechtsangleichender Operationen

Maßnahme:
1. Die einschlägige Behandlungs-Leitlinie wird durch die medizinische Fachgesellschaft überarbeitet
2. Einleitung des Prozesses in Nordrhein-Westfalen durch Umfrage bei den Kliniken

Zuständigkeit:
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter

Stand:
In der Umsetzung

Und auf S. 49 weiter:

"Die Landesregierung hat erste Kontakte zu Vertretungen der nordrhein-westfälischen Selbsthilfe, zu wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen geknüpft, um die Handlungsoptionen im eigenen Land zu nutzen. Sie wird sich auch auf Bundesebene für eine Verbesserung der Lebenssituation von Intersexuellen einsetzen."

Meine 2 Cent: Leider sind unreflektierte Ausdrücke aus der TäterInnensprache wie "nicht indizierte geschlechtsangleichende Operationen" und "prophylaktisches Entfernen und Verändern von Genitalorganen bei intersexuellen Kindern" auch hier alles andere als zielführend, solange dabei nirgends klargestellt wird, dass damit ALLE kosmetischen Eingriffe an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen gemeint sind, die nicht aus strikt medizinischer Notwendigkeit erfolgen, sondern mit sog. "psychosozialer Indikation" (z.B. "Mädchen bekommen durch eine 'zu grosse' Klitoris psychische Probleme", "Frauen mit Hoden im Bauchraum müssen diese entfernt werden", "ein Junge muss im Stehen pinkeln können" usw. usf.).

Wie insbesondere die diesbezüglichen Ausflüchte und Verbiegungen des Deutschen Ethikrates klarmachten, wird die unreflektierte Verwendung solcher Ausdrücke im Gegenteil noch dazu benutzt, die allermeisten verstümmelnden GenitalOPS an Kindern nicht etwa zu "vermeiden", sondern vielmehr noch zu rechtfertigen und zu perpetuieren.

Bekanntlich befinden sich unter den "wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen" in Nordrhein-Westfalen gleich mehrere besonders üble GenitalabschneiderInnen-Hochburgen (z.B. in Krefeld und Essen).

Und mit den seit Jahren offensichtlich unbeirrbaren Verstümmlerinnen Susanne Krege (Krefeld) und Annette Richter-Unruh (Bochum) sind gleich 2 prominente NRW-Medizynerinnen an der wenig Gutes versprechenden Überarbeitung der berüchtigten AWMF-Verstümmler-Leitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" federführend beteiligt. (Die Überarbeitung zielt offensichtlich darauf ab, Betroffene nicht nur auch künftig weiterhin möglichst früh zu verstümmeln, sondern Unzufriedene obendrein noch zusätzlich zu zwangspsychiatrisieren – seit längerem ein Steckenpferd sowohl von Krege wie auch Richter-Unruh.)

Mal schauen, wie weit TäterInnen in Nordrhein-Westfalen sich von diesem Aktionsplan werden beindrucken lassen – und ob im beabsichtigten Sinne ...

Fortsetzung folgt ...

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Tuesday, November 20 2012

Intersex: Berliner Linke und Piraten wollen Mediziner "ermuntern" auf OPs an Kindern zu verzichten, fordern Verbot auf Bundesebene

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Zum heutigen Welttag der Kinderrechte nur gute Nachrichten (2):

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

In Berlin haben Die Linke zusammen mit den Piraten mit Datum vom 14.11.2012 beim Berliner Senat einen >>> Antrag "Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt 2.0“ (ISV 2.0)" (Drucks. 17/0652, PDF) eingereicht, bei dem es ausnahmsweise mal nicht nur um Genderkacke und Vereinnahmung geht, sondern im Gegenteil medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Intersex-Kindern explizit angesprochen werden. Danke!

Einziger Wermutstropfen: Leider immer noch ohne explizite Herausstreichung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung der Betroffenen, und letztlich werden die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken immer noch nur verklausuliert und obendrein in der TäterInnensprache abgehandelt, wenn etwa lediglich von "geschlechtsangleichenden Maßnahmen" die Rede ist, aber dabei nirgends klargestellt wird, dass damit ALLE kosmetischen Eingriffe an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen gemeint sind, die nicht aus strikt medizinischer Notwendigkeit erfolgen, sondern mit sog. "psychosozialer Indikation" (z.B. "Mädchen bekommen durch eine 'zu grosse' Klitoris psychische Probleme", "Frauen mit Hoden im Bauchraum müssen diese entfernt werden", "ein Junge muss im Stehen pinkeln können" usw. usf.).

Auch dass die Berliner Charité in den letzten 18 Monaten ihr Angebot an medizinisch nicht notwendigen, verstümmelnden GenitalOPs an Kindern massiv ausgebaut hat, wird leider immer noch nicht angesprochen.

Aber immerhin heisst's etwa auf S. 3: "Insbesondere Eltern und Mediziner*innen werden dazu ermuntert, keine Operationen im frühkindlichen Alter vor der Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen durchzuführen."

Sowie auf S. 12: "Der Berliner Senat setzt sich auf Bundesebene dafür ein, dass [...] d) ein Verbot geschlechtsangleichender Maßnahmen vor der Einwilligungsfähigkeit der betroffenen intersexuellen Menschen etabliert wird".

Und auf S. 16f.: "Viele Eltern sind mit der Situation überfordert, die die Geburt eines intersexuellen Kindes bedeutet. Es erscheint vielen Eltern zunächst durchaus plausibel, dass ihr Kind nicht ein Leben zwischen den Geschlechtern führen soll. Die Tragweite der frühkindlichen Operationen, der z. T. zahlreichen Folgeoperationen und der lebenslangen Hormontherapie für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder ist ihnen in der Situation kaum bewusst. Deshalb fordern inzwischen viele Expertinnen und Experten ein Verbot solcher Operationen vor der Erreichung der Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen. Berlin bekennt sich dazu undsorgt durch Aufklärungs- und Unterstützungsangebote dafür, dass die Rechte intersexueller Menschen gewahrt werden und Angehörige sowie Behörden und medizinisches Personal mit den damit verbundenen Herausforderungen souverän umzugehen in der Lage sind."

Und auf S. 40 wird nochmals bekräftigt: "Unter Sachverständigen herrscht inzwischen Einigkeit darüber, dass frühkindliche geschlechtsangleichende Operationen vor dem einwilligungsfähigen Alter eine gravierende Verletzung der Menschenrechte von Intersexuellen darstellen (vgl. hierzu auch oben, Nr. 2.). Der Berliner Senat muss sich daher auf Bundesebene dafür engagieren, dass ein Verbot solcher geschlechtsangleichender Maßnahmen eingeführt wird."

Werden wir es noch erleben, dass es mit den oben erwähnten, zentralen noch fehlenden Punkten auch in Berlin irgendwann noch was wird – oder werden (wie bisher stets) einmal mehr alle positiven Ansätze mit faulen Ausreden garniert bald wieder im Sande verlaufen?

Auf dieser Internetseite des Abgeordnetenhauses kann verfolgt werden, was mit dem Antrag weiter geschieht. Fortsetzung folgt ...

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in der Berliner Charité 2012
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> PD. Dr. Heiko Krude (Charité): Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez (Charité): "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Birgit Köhler (Charité): Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich (Charité) als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Claire Nihoul-Fékété (Charité): Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berliner Senat leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen in der Charité  
>>> Berlin: Charité leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen, verbittet sich Kritik
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

Knabenbeschneidung im Bundestag: Gegenvorschlag stützt Kinderrechte

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Zum heutigen Welttag der Kinderrechte nur gute Nachrichten (1):

Hände weg von Kindergenitalien!Wie u.a. nach dem Willen vieler BundestagspolitikerInnen das wehrloser Knaben auf körperliche Unversehrtheit nicht einen Pfifferling wert oder höchstens als politische Manövriermasse (Hallo, Volker Beck & Co.!) gefragt ist, hat dieser Blog schon verschiedentlich mitverfolgt (eins/zwei/drei).

Am 22. Nov. soll im Bundestag die Beratung zur umgehenden Beschneidungslegalisierung losgehn, auf den 26.11. ab 12h ist zudem eine "Expertenanhörung" vor dem Rechtsausschuss geplant mit – Überraschung! – ziemlich einseitiger Zusammensetzung.

Doch seit längerem gibt es auch eine Gegenbewegung, die unmissverständlich die Rechte der betroffenen Kinder hochhält, insbesondere deren Recht auf körperliche Unversehrtheit, und ExponentInnen davon – federführend sind mehrheitlich Frauen, Erstunterzeichnerinnen sind: Marlene Rupprecht (SPD), Diana Golze (Linke) und Katja Dörner (Grüne) – haben nun einen >>> Gegenvorschlag (PDF) eingebracht, der sich sehen lässt. Danke!

Dieser Gegenvorschlag setzt zum unter BerufspolitikerInnen offenbar vorherrschenden Terror – Pardon: Tenor – nach dem Motto "Kinder sind Gegenstände mit weniger Schutz als Haustiere, Eltern können mit ihnen tun, was immer sie wollen" einen bemerkenswerten Kontrapunkt. Obwohl auch dieser Blog den sich an der Religionsmündigkeit orientierenden und insofern taktisch sinnvollen Vorschlag einer Altersgrenze von 14 Jahren bestenfalls als das kleinere Übel betrachtet.

Mehr Lesenswertes und Interessantes dazu in >>> Kommentaren auf netzwerkB, im
>>> Beschneidungsforum, auf >>> diesseits.de, in der >>> ÄrzteZeitung, in der
>>> Jüdischen Allgemeinen und in >>> Deutsch Türkisches Journal.

(Letzteres hat verdankenswerterweise alle Mitunterzeichnenden nach Parteien aufgeschlüsselt – könnte bei den nächsten Wahlen praktisch kommen ... Ebenso bleibt zu hoffen, dass namentlich abgestimmt wird – und jedeR PolitikerIn, die gegen diesen Gegenvorschlag stimmt, sollte künftig keine Stimme kriegen, sofern den Wählenden irgend etwas an Kinderrechten liegt ... Und à propos: Werden wir es noch erleben, dass Monika Lazar auch für Zwitterkinder dieselben Mindeststandards hochhält, wie sie es hier verdankenswerterweise für "richtige" Knaben tut?)

>>> Unversehrtheit von Kindern: Kosmetische GenitalOPs u. Knabenbeschneidungen
>>> Helsinki-Deklaration des Rechts auf genitale Autonomie 2012
>>> Landgericht Köln: Knabenbeschneidung ist "Körperverletzung"
>>> Knabenbeschneidung: Bundesregierung will per Schnellgesetz legalisieren
>>> Ethikrat guckt Beschneidungs- u. Ohrstech-Videos, Zuschauerin fällt in Ohnmacht

Monday, November 19 2012

Intersex: "Einfach eine Spielart der Natur" - Kreuzer 11/2012

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Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Interview von Miriam Schultze (PDF, 436kb) mit Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer, mit Fotos von Andreas Manecke in der November-Ausgabe des Leipziger Stadtmagazins Kreuzer. Anlass waren die friedlichen Proteste gegen die Genitalverstümmlerkongresse "ESPE 2012" und "DGU 2012", die beide im Kongresscentrum Leipzig stattfanden. Danke!

Das Inteview bringt 1 1/2 Seiten Klartext über die wichtigsten Themenbereiche (auch wenn ich mich nicht erinnern kann, dass Nella den Begriff "geschlechtsangleichende Operationen" benutzte – wir reden bewusst jeweils von "medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen"), zusätzlich gab's nen Teaser im Inhaltsverzeichnis.

Das ganze gescannte Interview als PDF - unten ins Bild klicken!

>>> Offener Brief Unikinderklinik Leipzig   >>> Info-Flyer (PDF)
>>> Abmahnungen    >>> Radio Mephisto    >>> Volkszeitung    >>> SWR
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Sunday, November 18 2012

"Tabu Intersexualität - jetzt spricht eine Mutter" - SonntagsBlick, 18.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Interview von Sarah Weber mit Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, aus Anlass der  >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE, sowohl online inkl. interessanten Kommentaren, als auch in der heutigen Printausgabe der Boulevardzeitung SonntagsBlick.

Karin Plattner nimmt wie gewohnt kein Blatt vor den Mund und redet Klartext, zeigt auf, dass es letztlich die von den Medizynern verordnete Geheimnistuerei ist, welche für betroffene Familien zur Belastung wird, und nicht die Besonderheit der Kinder. Danke!

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Französischsprachige Tagesschau-Beiträge zur "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE - RTS, 9.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Französischsprachige Tagesschau-Beiträge zur >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE zum online nachgucken, in der 12:45h-Ausgabe zusätzlich mit einem ausführlichen Statement von Jean Martin, Mitglied der NEK-CNE, sowie in der Abendausgabe mit Statements von Daniela "Nella" Truffer und Jean Martin, aufgenommen vor Ort in Bern (vgl. deutschsprachige Tagesschau-Berichte), sowie mit einem weiteren Statement der Genfer Genetikerin Ariane Giacobino. Danke! Die Beiträge sind (wie schon die deutschsprachigen) gelungen – mal abgesehen von den schon bekannten, bekloppten rosa-blauen Puppen in der Abendausgabe.

12:45 Uhr Ausgabe

19:30 Uhr Ausgabe

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Italienischsprachige Tagesschau-Beiträge zur "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE - RSI, 9.11.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Italienischsprachige Tagesschau-Beiträge zur >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE zum online nachgucken, im Hauptbeitrag zusätzlich mit einem Statement der Genfer Genetikerin Ariane Giacobino, sowie ein zusätzlicher Beitrag mit einem Statement von Daniela "Nella" Truffer, aufgenommen zum deutschsprachigen 10vor10-Beitrag anlässlich der friedlichen Proteste zur ESPU2012. Danke! Die Beiträge sind (wie schon die deutschsprachigen) gelungen – mal abgesehen von den schon aus der deutschschweizer Tagesschau bekannten, bekloppten rosa-blauen Puppen.

Hauptbeitrag "maschio o femmina?"

Beitrag "la testimonianza"

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Thursday, November 15 2012

"Intersex-Diskussion abgeblockt" - Pressemitteilung AStA Goethe-Uni FFM zur Senatssitzung 14.11.12

Friedliche Aktion + Offener Brief (PDF) Uniklinikum Frankfurt, 11.11.2012

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>>> Die AStA-Pressemitteilung als PDF        >>> LIVEBLOG aus der Senatssitzung

Menschenrechte auch für Zwitter!

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Intersex-Diskussion abgeblockt –
Aktivist*innen empört über Ignoranz des Uni-Senats

Auf der Sitzung am Mittwoch, den 14. November 2012, behandelte der Senat der Universität Frankfurt am Main einen Antrag zum Thema Intersexualität und ihre Behandlung an der Hochschule und ihren Kliniken – oder viel mehr: Er entzog sich der Verhandlung. Studentische Vertreter*innen hatten die Einrichtung einer Kommission beantragt, darüber hinaus die Aufarbeitung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit „atypischen“ Geschlechtsmerkmalen und die Infragestellung solcher Praktiken an der Goethe-Universität.

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"Schutz der körperlichen Unversehrtheit von Kindern am Beispiel von kosmetischen Genitaloperationen und Knabenbeschneidungen" - Interpellation von Jacqueline Fehr, 28.9.12

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> Wirklich exzellente Kleine Anfrage 12.3920 im Schweizer Nationalrat, die Klartext bringt, eingereicht von der SP-Abgeordneten und Präsidentin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, Jacqueline Fehr.
Danke!!!

>>> Wir müssen lernen, dass Kinder sich selbst gehören" - Interview Jacqueline Fehr

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Klitorisamputationen an Kindern - Aufarbeitung tut Not!" Offener Brief an Uni ZH

"Projektion oder Solidarität? Vereinnahmung von Intersexen durch LGBTQs" - Diskussion im Café KOZ (Intersex Aktionswoche FFM)

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>>> Intersex Aktionswoche 8.-15.11.    >>> Offener Brief an Uni-Klinikum (PDF) 

 

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Do 15.11.2012 18h - Vortrag + Diskussion im Cafe KOZ
Mertonstrasse 26-28, Unicampus Bockenheim.
Das KOZ befindet sich im Erdgeschoß des Studierendenhauses.

“Dass sich gerade [Transsexuelle sowie Lesben und Schwule] dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d. h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[*]bewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt.” (Georg Klauda, 2002)

Vermehrt Beachtung finden Intersexe vor allem bei Gruppierungen, die das Zweigeschlechtersystem in Frage stellen, so u.a. seit dem 19. Jahrhundert bei Schwulenbewegungen sowie seit 50 Jahren bei feministischen Frauenbewegungen. Diese richten jedoch ihren Blick in der Regel nicht auf die realen, genitalverstümmelten Zwitterkörper, sondern auf ein fiktives Ideal, das ihre eigenen Wunschvorstellungen verkörpert. Dabei setzen sie unhinterfragt voraus, dass alle Zwitter auf Grund ihrer quasi körpergewordenen Aufhebung des Zweigeschlechtersystems ihre Ziele teilen würden, oder adoptieren sie gleich ungefragt als eine Unterabteilung ihrer eigenen Gruppe. Wo sie die Leiden der Zwitter überhaupt behandeln, propagieren sie als Heilmittel wiederum einzig ihr eigenes Anliegen, z.B. die Abschaffung der Geschlechter oder Kampf gegen sexuelle Diskriminierung.

Die meisten Zwitter jedoch verorten sich selbst, ihre Körper, ihr Schicksal, ihr Leiden und ihren Kampf in radikal anderen Diskursen. Sie erleben und verstehen sich als Opfer medizinischer Gewalt, die sie als Menschenrechtsverletzung und Folter erfahren. Den Zwangsoperierten geht es nicht um Identitätspolitiken und Gender-Theorien, ihnen geht es um elementarste, ihnen immer noch vorenthaltene Grundrechte, namentlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Seit Beginn der Zwitterbewegungen in den 1990ern ist deshalb die Behinderung ihres Befreiungskampfes durch Vereinnahmungen dritter Interessengruppen immer wieder ein Thema, und ein weiterer Kritikpunkt die historische Verflechtung und gegenseitige Befruchtung der Diskurse zur Befreiung von LGBT mit den Rechtfertigungs-Diskursen der Zwitter-VerstümmlerInnen.

Der Vortrag will die 150-jährige Geschichte der vereinnahmenden Blicke auf Zwitter durch LGBT aufzeigen und in einer anschließenden Diskussion Möglichkeiten zu praktischer Solidarität einfordern.

Markus Bauer ist Kampagnenverantwortlicher bei Zwischengeschlecht.org und Redakteur des Weblogs Zwischengeschlecht.info. Daniela Truffer ist Gründungsmitglied von Zwischengeschlecht.org und selber Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter.

Nachtrag: Auf Wunsch neu auf Zwischengeschlecht.org unter >>> Downloads:

FOLIEN zur Diskussion: "PROJEKTION ODER SOLIDARITÄT? VEREINNAHMUNG VON INTERSEXEN DURCH LGBTQ", Frankfurt 15.11.2012

>>> Download Folien (PDF, 2.1 MB)

© Zwischengeschlecht.org; keine Weitergabe und keine Benutzung von Bildmaterial ohne vorherige Genehmigung!

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
>>>
Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 
>>>
"Theoretisch intersexuell" - Joke Janssen, 2006/2008 
>>>
Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002 (Georg Klauda)  

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

"Intersexualität: «OPs an Zwittern sind kein Problem von gestern»" - 20 Minuten, 10.11.12

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>>> Gelungener Artikel von Simon Hehli aus Anlass der >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE, inkl. zahlreichen interessanten Online-Kommentaren. Danke!     

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
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