Sunday, November 4 2012

Bundestag: Intersex-Fachgespräch - Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) bringt Klartext

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Am 24.10.2012 fand im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (im Anschluss an die öffentliche Anhörung vom 25.06.2012) ein "Fachgespräch auf Berichterstatterebene zum Thema 'Empfehlungen internationaler Gremien zu den Menschenrechten intersexueller Menschen'" statt.

Als einzige Expertin war Prof. Dr. Beate Rudolf geladen, die neue Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Mittlerweile ist das >>> Protokoll (PDF) dieses Fachgesprächs verfügbar – und dieses hat es in sich! Anders als ihre Vorgängerin, die sich gerne in "Geschlechtsidentitätsfragen" verlor und Intersex-Genitalverstümmelungen kaum konkret kritisierte, spricht Beate Rudolf Klartext. Danke!!

Nachfolgend einige Highlights aus ihrem Vortrag und der Fragenbeantwortung:

Die Bestimmung des Kindeswohls obliege also nicht allein Dritten, also z. B. den Eltern oder dem Staat, sondern es handele sich um eine Entscheidung, die gerade auch im Lichte der Einschätzung des Kindes getroffen werden müsse. [...] Daraus ergebe sich ihre Einschätzung, dass Operationen an Säuglingen und an Kindern, die sich noch nicht in einer verständlichen Weise ausdrücken könnten. unzulässig seien, es sei denn, es gehe um Lebensrettung. Aus der medizinischen Literatur seien ihr keine Fälle bekannt, in denen Operationen zur Lebensrettung notwendig gewesen seien. Abgesehen vom Fall der Lebensrettung seien nach Artikel 12 der Kinderrechtskonvention medizinische Eingriffe erst dann vorzunehmen, wenn Kinder auch an der Entscheidung wirksam mitwirken und angehört werden könnten.

In diesem Kontext sei bei der Bestimmung des Kindeswohls die Frage hervorzuheben, ob Kinder möglicherweise in der Gesellschaft diskriminiert würden, weil sie intersexuell seien. Zwar sei die Diskriminierung eine beachtenswerte Problematik, jedoch dürfe die Bekämpfung von Diskriminierung nicht durch einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit erfolgen. [...] (S. 3)

Zu der vom Anti-Folter-Ausschuss geforderten Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen durch Operationen in der Vergangenheit und zu der im Zusammenhang damit geforderten Verbesserung des Rechtsschutzes wolle sie besonders darauf hinweisen, dass Betroffene berichtet hätten, sie hätten sehr spät erfahren, dass und weshalb sie als Kind operiert worden seien. Häufig seien ihnen falsche Diagnosen genannt worden. Eine Schwierigkeit bestehe in der Frage der Zugäng- lichkeit von Patientenakten und auch in der Problematik der Aufbewahrungsfristen sowie der Verjäh- rung. Dies führe zu großen Beweisschwierigkeiten, so dass man aus ihrer Sicht darüber nachdenken müsse, welche alternativen Möglichkeiten es gebe, eine wirksame Entschädigung für erlittenes Un- recht zu gewähren. Bei der Frage der Entschädigung gehe es nicht allein um Geld, sondern auch darum, dass Entschädigungszahlungen die begangene Rechtsverletzung anerkennen würden. Die Genugtuungsfunktion sei auch sonst im Zivilrecht, etwa beim Schmerzensgeld, bekannt. Bei der Frage der Entschädigung gehe es um eine im Kern menschenrechtliche Frage. [...] (S. 4)

Operationen von intersexuellen Kindern ohne wirksame Einwilligung dürften nicht stattfinden, es sei denn, es liege eine lebensbedroh- liche Situation vor. Sie halte eine Formulierung, wonach das Verbot bis zum Erreichen des Alters der Geschäftsfähigkeit bestehe, nicht für zielführend. Ihr gehe es ebenso wie den internationalen Gremien um eine schnelle Regelung, dass derartige Operationen ohne eine sog. voll informierte Einwilligung nach Maßgabe der Kinderrechtskonvention nicht stattfinden dürften. Es erscheine ihr als vorrangig, hier rechtlich klarstellend tätig zu werden. Daneben müssten Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen vorangetrieben werden. Das Recht werde nur dann richtig angewendet und geschützt, wenn diejenigen, die Operationen vornähmen, die Eltern korrekt über die Folgen aufklärten. [...] (S. 8)

Die internationalen Gremien arbeiteten nicht mit der Unterscheidung zwischen geschlechtszuweisenden und geschlechtsangleichenden [*] Operationen. Sie stellten auf die Auswirkungen für die betroffene Person, nämlich auf die Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit, ab. Dies sei mit der Wahrnehmung verbunden, dass es bei intersexuellen Menschen um Menschen gehe, die man zwar als intersexuell kategorisieren könne, die man aber nicht defizitorientiert betrachte. Der Begriff Geschlechtsangleichung suggeriere aber das Vorhandensein eines Defizits. Hierbei werde unterstellt, dass ein Mensch eigentlich ein Geschlecht habe, dieses aber nicht richtig ausgeprägt sei und deshalb angeglichen werden müsse. [...] (S. 9)

[* In der Ethikratstellungnahme selbst ist die Rede von "geschlechtszuordnenden" vs. "geschlechtvereindeutigenden" OPs]

>>> Öffentl. Anhörung 25.06.2012: Schriftliche Stellungnahmen
>>>
Öffentl. Anhörung 25.06.2012: Protokoll und Video + Medienspiegel

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Saturday, November 3 2012

Französischssprachiger Artikel zur UNO-Aktion auf 360°, 25.10.12

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Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Gelungener solidarischer Artikel zum UPR auf der Homepage der LGBT-Zeitschrift 360° aus der welschen Schweiz, mit einem Foto der Aktionen zur CEDAW-Session von 2009, an denen auch eine Soli-Vetretung von 360° mit dabei war. Danke! 

 

>>> Intersex-Verstümmelungen vor UN-Menschenrechtsrat
>>> OHCHR kritisiert "medizinisch nicht notwendige OPs"
>>>
Intersex-ZwangsOps: Typische Diagnosen und Eingriffe

 

Friday, November 2 2012

Intersex: SPD Berlin "lehnt geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab" - will aber konkret nichts dagegen unternehmen ...

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Am Landesparteitag der SPD Berlin standen verschiedene Anträge zu Intersex auf der Traktandenliste (>>> Antragsbuch, PDF). Der sehr gute Antrag 45/II/2012 der Abt. 13 | Pankow forderte etwa konkret und fortschrittlich im Sinne der Betroffenen:

"Die Sozialdemokratische Partei Deutschland spricht sich gegen Geschlechtszuweisende Operationen bei Kindern aus und tritt für ein sofortiges Verbot dieser Operationen ein."

Dieser fortschrittliche und konkrete Antrag wurde jedoch von den Berliner Delegierten nicht gutgeheissen. Angenommen wurde stattdessen der Antrag 44/II/2012 der AG Schwusos Berlin (>>> Beschlussbuch, PDF). Dieser fordert als einzige konkrete Massnahme – Überraschung! – in typisch vereinnahmender Weise:

"Die Bundestagsfraktion wird dazu aufgefordert, sich für die Einführung der Geschlechtskategorie „anderes“ im Personenstandsregister einzusetzen, die es intersexuellen Menschen ermöglicht, sich nicht den Kategorien „weiblich“ oder „männlich“ zuordnen zu müssen.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Auch die Bundeskonferenz AG Lesben und Schwule in der SPD hatte übrigens am 6./7. Oktober 2012 in Leipzig ursprünglich auch über einen zweigeteilten, fortschrittlichen Alternativ-Antrag der Antragskommission beraten, dieser sah vor (>>> Antragsbuch, PDF):

"Daher lehnt die SPD geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Offenbar fand auch dieser konkrete Antrag kein Gehör ...

Kommt dazu, dass die in allen Anträgen verwendete Formulierung "Geschlechtszuweisende Operationen" ebenfalls wenig zielführend ist: Nicht nur entstammt sie der TäterInnensprache und lenkt ab vom eigentlichen Problem medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an wehrlosen Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (und zwar sämtlicher entsprechenden Eingriffe jenseits allen "Geschlechterbrimboriums", sprich inkl. "Hypospadiekorrekturen" sowie "Klitorisreduktionen" bei AGS/CAH usw.), sondern öffnet weiter menschenrechtlich unhaltbaren "Unterscheidungen" der TäterInnen zwischen "geschlechtszuweisenden" und "geschlechtsvereindeutigenden" Eingriffen Tür und Tor, wie bekanntlich schon die die Ethikrat-Stellungnahme aufzeigte.

Kommt weiter dazu, dass der SPD-dominierte Berliner Senat seit Jahr und Tag die systematischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich leugnet, und dass die Berliner Charité unter der Wache ebendieses SPD-Senates im letzten Jahr das Verstümmlerangebot massiv ausbaute, während die Charité gleichzeitig die Verstümmelungen weiterhin rundheraus abstreitet.

Und nicht zuletzt, dass Betroffene aktuell wegen der Verjährungsfristen keine Chance haben, gegen das ihnen Angetane juristisch vorzugehen, was auch die TäterInnen nur zu genau wissen und schamlos ausnützen.

Meine 2 Cent: Offensichtlich ist der Berliner SPD Schwulen-, Geschlechtsidentitäts- und Genderpolitik weiterhin wichtiger als das Recht auf körperliche Unversehrtheit wehrloser Kinder – womöglich, wei sie von letzterem Anliegen persönlich nicht (mit-)profitieren?

Würde den betreffenden Delegierten selber mal ungefragt kometisch etwas an den eigenen Genitalien rumgeschnippelt, würden sich ihre Prioritäten wohl ziemlich rasch ändern – wetten?!

>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in der Berliner Charité 2012
>>> Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> PD. Dr. Heiko Krude (Charité): Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez (Charité): "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Birgit Köhler (Charité): Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich (Charité) als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Claire Nihoul-Fékété (Charité): Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berliner Senat leugnet "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der Charité  
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"
>>> Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut!  

Wednesday, October 31 2012

"Ich bin ein Zwitter" - Radio 105, 13.10.12 + online

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Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> 40-minütige Talk-Sendung von Michi Sahli auf dem CH-Jugendsender One-O-Five, mit Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer, jetzt auch zum online nachhören. Danke!

Es geht natürlich um unsere Arbeit, aber auch um Persönliches. Die Sendung ist auf Schwyzertütsch.

>>> Nellas Geschichte(n) auf diesem Blog

Saturday, October 27 2012

"Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wirkt bei Intersexuellen wie ausgehebelt" - taz, 26.10.12

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Pünktlich zum gestrigen 9. Intersex Awareness Day 2012 gabs in der taz ein >>> gelungenes Portrait von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) sowie einen ebenso
>>> gelungenen Kommentar von Waltraud Schwab, der es endlich mal auf den Punkt bringt:

"Ohrlöcherstechen bei Kindern wird juristisch hoch gehängt, Verstümmelung an intersexuellen Kindern jedoch nicht."   Danke!

>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>>
Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"

Friday, October 26 2012

9. Intersex Awareness Day 2012: UN-Menschenrechtsrat verhandelt Zwitter-Genitalverstümmelungen + zig weitere Termine

Foto: Friedlicher Intersex Protest zum UPR #14, Genf 29.10.2012

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 26. Oktober 2012:

Heute ist es genau 16 Jahre her, dass Betroffene und Unterstützer_innen zum ersten Mal gegen ignorante GenitalabschneiderInnen auf die Straße gingen (siehe Bild --> Quelle).

Seit 2004 wird der 26. Oktober weltweit als "Intersex Awareness Day" begangen, um an den Beginn des politischen Widerstandes gegen die Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken zu erinnern.

Auch 2012 ist dieser Kampf leider noch lange nicht zu Ende. Doch wohl noch nie gab es es so viele Aktionen und Veranstaltungen zum Thema auf einmal wie dieses Jahr in den kommenden Tagen in Luxemburg, Deutschland und der Schweiz (vollständige Auflistung siehe "Aktuelles & Termine" auf Zwischengeschlecht.org).

     INHALT:
     1.  Genf, Mo 29.10. 08-10h: Friedliche Mahnwache vor der UNO
     2.  Stellungnahme Nationale Ethikkommission (NEK-CNE)
     3.  Veranstaltungen von Gleichstellungs-Fachstellen in Luxemburg, Zürich und Dresden
     4.  Intersex-Aktionswoche Frankfurt a. M. 08.-15.11. - Studierende fordern Aufarbeitung!

1.  Genf, Mo 29.10. 08-10h: Friedliche Mahnwache vor der UNO

Nächste Woche wird in Genf der UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) im Rahmen des Universellen periodischen Überprüfungsverfahrens (UPR) der Schweiz am Montag den 29.10. von 09-12:30h und Mittwoch 31.10. von 10-11:30 Uhr zum 1. Mal über Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken beraten

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird zum Beginn der Überprüfung der Schweiz am Montag den 29.10. von 08-10 Uhr auf der Place des Nations (direkt gegenüber dem Sitz des Menschenrechtsrats) eine friedliche Mahnwache abhalten unter dem Motto "Stop aux mutilations génitales!".

Im Anschluss an die Überprüfung werden Daniela Truffer und Markus Bauer von Zwischengeschlecht.org am Montag 29.10. ab 12:30 am Mediencorner der NGO-Koalition anwesend sein.

Am Mittwoch den 31.10. von 10-11:30 Uhr findet die Übernahme des Berichts durch den UNHRC statt.

Konkreter Anlass zur erstmaligen Thematisierung von Intersex-Genitalverstümmelungen im Menschenrechtsrat ist ein von Zwischengeschlecht.org eingebrachter Punkt im UPR-Schattenbericht der Schweizer NGO-Koalition (S. 9):

18. Kosmetische Genitaloperationen an Kindern

Etwa jedes 1000. Kind kommt mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt (sog. Zwitter, Hermaphroditen, Intersexe, Disorders of Sex Development DSD). Diese werden sehr häufig im Kleinkindalter aus „kosmetischen“ Gründen operiert. Betroffene klagen diese nicht eingewilligten Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit und Evidenz als massiven Verstoss gegen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung an.

Empfehlung
Die Schweiz wird aufgefordert, eine Kommission ins Leben zu rufen, welche sich mit den Vorwürfen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen unvoreingenommen und fair auseinandersetzt und Vorschläge für eine Änderung der Praxis erarbeitet.

Erst im September 2012 hatte sich das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in der Publikation "Born Free and Equal" (HR/PUB/12/06) zum ersten Mal konkret und deutlich zu "medizinisch nicht notwendigen Operationen an Intersex-Kindern" geäußert (S. 51).

2011 hatte das UN-Komitee gegen Folter (CAT) "kosmetische Operationen an den Fortpflanzungsorganen von intersexuellen Kindern" kritisiert sowie "das Fehlen gesetzlicher Bestimmungen zu Rechtsschutzmöglichkeiten und Entschädigungen in solchen Fällen" (CAT/C/DEU/CO/5, S. 6-7, Abschn. 20. "Intersex people").

2009 hatte das UN-Komitee für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) dazu aufgefordert "ein besseres Verständnis für die Anliegen von Intersex-Menschen zu erlangen und wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen" (CEDAW/C/DEU/CO/6, Abschn. 4, 61, 62, 67).

2.  Stellungnahme Nationale Ethikkommission (NEK-CNE)

Im Anschluss an von Zwischengeschlecht.org initiierte Interpellationen im Nationalrat hatte der Bundesrat die Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) mit einer Stellungnahme zum Thema kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen beauftragt. Diese liegt inzwischen vor und soll in den nächsten Tagen auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Bereits im Februar 2012 hatte der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme publiziert, die ausdrücklich das den Betroffenen angetane Leid anerkennt und Entschädigungen fordert.

3.  Veranstaltungen von Gleichstellungs-Fachstellen in Luxemburg, Zürich und Dresden 26.10.-8.11.

Heute 26.10. findet in Luxemburg ein Workshop zum Thema medizinische Interventionen an Intersex-Menschen statt – die letzte Veranstaltung einer Konferenz mit insgesamt 13 Workshops und Vorträgen unter der Schirmherrschaft des Luxemburgischen Gesundheitsministers und unter Beteiligung des Luxemburgischen Zentrums für Gleichbehandlung (CET). Dabei sind heute wie auch bei früheren Terminen auch Betroffene beteiligt, u.a. von Intersexuelle Menschen e.V.

Am kommenden Di 30.10. findet in Zürich eine Diskussion statt zum Thema "Genitalverstümmelung im Spiegel von Schönheitsoperationen und Intersex-Chirurgie", veranstaltet von der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich und der Universität Zürich, mit einem Impulsreferat von Marion Hulverscheidt, die bereits 2000 in ihrer Dissertation festhielt: "In der aktuellen Debatte um die weibliche Genitalverstümmelung bei afrikanischen Ethnien wird erwähnt, dass es auch in der westlichen Welt eine Form von Genitalverstümmelung gibt, die starke Ähnlichkeit mit der Verstümmelung afrikanischer Mädchen und Frauen hat: die chirurgisch-plastische Korrektur der Genitalorgane bei Menschen mit einem nicht eindeutig zu bestimmenden Geschlecht, den Intersexuellen. Die an diesen Kindern in frühester Kindheit durchgeführten Operationen und Eingriffe wie Dilatationen einer "zu engen Vagina" wirken hochtraumatisierend auf diese Menschen." (M. Hulverscheidt: "Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum", 2000, S. 19)

Am Do 08.11. findet in Dresden eine weitere Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema statt, veranstaltet von der Gleichstellungsbeauftragten für Mann und Frau der Landeshauptstadt Dresden, u.a. mit Beteiligung eines Betroffenenvertreters von OII Deutschland.

4.  Intersex-Aktionswoche Frankfurt a. M. 08.-15.11. - Studierende fordern Aufarbeitung!

Die Aufarbeitung der Geschichte der systematischen Intersex-Genitalverstümmelungen ist nach wie vor ein großes Tabu – kein Wunder, wurden doch von "aufgeklärten westlichen MedizinerInnen" u.a. kosmetische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern bis in die 1980er-Jahre unter den abstrusesten Vorwänden propagiert, und waren insbesondere Universitäten und Universitätskliniken bei der Verbreitung und Durchsetzung der Verstümmelungen führend:

So behaupteten heute noch hoch geehrte schweizer und deutsche Pädiatrie-Koryphäen unbeirrbar, medizinisch nicht notwendige Klitorisamputationen seien "sicher gerechtfertigt" (Max Grob und Andrea Prader), und es sei "erwiesen, dass die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisenfernung nicht leidet" (Jürgen Bierich).

Auch Hinweise auf Verflechtungen zur NS-Medizin wurden und werden kategorisch geleugnet, obwohl z.B. das Wort "Intersex" auf eine auch von "Rassehygienikern" wie Fritz Lenz favorisierten Theorie zurückgeht, welche die "Aufweichung der Geschlechterunterschiede" als Folge von "Rassenvermischung" definierte (und in ihrer "völkischen" Ausprägung zusätzlich mit Geisteskrankheiten korrelierte), und der NS-Mediziner Hans Christian Naujoks bereits 1933 mit "genitalkorrigierenden" Klitorisamputationen in Verbindung mit hormonellen Fertilisierungsversuchen experimentierte.

Auf Anregung von Zwischengeschlecht.org hatten im Frühjahr 2012 Studierende der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen in den Uni-Senaten efolgreich Anträge auf historische Aufarbeitung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen eingebracht – auch wenn bisher die praktische Umsetzung dieser Beschlüsse nach wie vor auf sich warten lässt.

Auf Initiative des Autonomen AStA-Schwulenreferats der Johann Wolfgang Goethe Universität wird nun auch in Frankfurt ein entsprechender Senats-Antrag eingebracht, umrahmt von einer Aktionswoche vom 08.-15.11. u.a. mit Infoveranstaltungen und friedlichen Aktionen.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
press_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen
>>> 16.04.2012: Senat der Philipps-Universität Marburg beschliesst Aufarbeitung
>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an 

UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte kritisiert "medizinisch nicht notwendige Operationen an Intersex-Kindern"

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Zum Auftakt des heutigen "Intersex Awareness Day" gleich mal eine gute Nachricht:

In einer englischsprachigen Publikation des Büros des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) vom September 2012  >>> "Born Free and Equal" (HR/PUB/12/06, PDF 1.7 MB) werden auf S. 51 explizit und unmissverständlich auch Intersex-Genitalverstümmelungen angesprochen (Übersetzung durch diesen Blog):

"Zusätzlich werden Intersex-Kinder, die mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, oft Diskriminierung und medizinisch nicht notwendigen Operationen unterworfen, die ohne ihre Einwilligung durchgeführt werden, oder diejenige ihrer Eltern, als Versuch, ihr körperliches Geschlecht zu korrigieren."

(Englischer Originaltext: "In addition, intersex children, who are born with atypical sex characteristics, are often subjected to discrimination and medically unnecessary surgery, performed without their informed consent, or that of their parents, in an attempt to fix their sex.")

Wow! Zwar sind von den übrigen 13 Erwähnungen von "Intersex" im Rest der Publikation wiederum 12 immer noch lediglich das obligate "mitgemeinte" Schlusslicht hinter LGBT, wenn auch wenigstes als eigenständiges ausgeschriebenes Wort statt als blosses Buchstabenanhängsel (die einzige weitere Ausnahme ist die erste Erwähnung in einer Fussnote mit der gleichen korrekten Definition wie im obigen Text). Und – wie könnte es anders sein? – auch im obigen Satz stehen die OPs immer noch erst an 2. Stelle nach "Diskriminierung", doch immerhin trifft er dann den Nagel auf den Kopf!  Dafür von diesem Blog an alle Beteiligten ein ganz fettes Dankeschön!

À Propos: In der Fussnote zum obigen Satz verweist das OHCHR übrigens auf die CEDAW Session #49 und damit indirekt auf einen gelungenen Schattenbericht aus Costa Rica (engl.).

(Danke auch an Anne Tamar-Mattis von der US-Zwitter-Lobbyorganisation Advocates for Informed Choice (AIC) für den Hinweis.)

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Tuesday, October 23 2012

DRINGEND Aufruf zur Unterstützung UNHRC-Anhörung zu Intersex-Genitalverstümmelungen 29.10.12

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Nächste Woche wird in Genf der UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) zum 1. Mal über Intersex-Genitalverstümmelungen beraten.

Es eilt! Wir lobbyieren die UN Missionen und brauchen eure Unterstützung.

>>> Bitte helft mit die Intersex-Genital-
        verstümmelungen zu stoppen! 
Danke!

>>> intersex.schattenbericht.org       >>> Fact Sheet "Western Genital Mutilation" (PDF) 

Sunday, October 21 2012

Halle Di 6.11. 17h: Podiumsdiskussion zu Intersexualität + live auf Radio Corax

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

>>> Diskussion bei Radio Corax, die sowohl vor Ort wie auch über den Äther live verfolgt werden kann, organisert von que(e)r_einsteigen, einem Arbeitskreis des Studierendenrates der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Danke!

Von Betroffenenseite sind Michaela aus Halle und Dan Christian Ghattas (IVIM) auf dem Podium, als Experte Maximilian Schochow (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin MLU, Spezialgebiet: Hermaphroditen im 16.-19. Jh) und als Diskussionsleiterin Viola Schubert Lehnhardt (Rosa-Luxemburg-Stiftung, ehemalige Mitarbeiterin Institut für Geschichte und Ethik der Medizin MLU).

Bleibt zu hoffen, dass nebst der konkreten >>> heutigen Praxis kosmetischer Genitaloperationen an Kindern im Universitätsklinikum Halle sowie dito in Lehre und Forschung der MLU auch deren historische Verantwortung angemessen in der Diskussion berücksichtigt werden, und damit einhergehend die aktuelle >>> Forderung nach Aufarbeitung.

Damit es letztlich nicht nur einfach bei einer weiteren Runde unverbindlicher Statements zum Thema bleibt ...

>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen
>>> Offener Brief an das Universitätsklinikum Halle, 25.09.2012
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> 16.04.2012: Senat der Philipps-Universität Marburg beschliesst Aufarbeitung
>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an  

Intersex-Genitalverstümmelungen: Offener Brief an das Universitätsklinikum Halle

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an das Uiversitätsklinikum, Halle 25.09.2012

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"Weiter sind wir bestürzt über teils über Jahrzehnte zurückreichende medizinische Publikationen, welche belegen, dass auch in der ehemaligen DDR fragwürdige medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern praktiziert wurden (1). Ebenso sind erschreckende Berichte betroffener Menschen öffentlich bekannt (2) (3). Und obwohl die Opfer dieser Eingriffe zum Teil heute noch unter uns leben und an dem ihnen Angetanen leiden, ignorieren das Universitätsklinikum ebenso wie die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg offenbar diesen Teil ihrer Geschichte geflissentlich, statt ihn endlich umfassend aufzuarbeiten, sich bei den Opfern öffentlich zu entschuldigen und sie – sofern noch möglich – zu entschädigen."

"Auch im von zwei Medizinern des Universitätsklinikums Halle, Sven-Olaf Höhne und Rainer Finke, herausgegebenen Fachbuch "Intersexualität bei Kindern" (7), welches zurückgeht auf ein im Universitätsklinikum abgehaltenen Symposium (8), wird die ganze Bandbreite medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an Kindern offensiv angepriesen und gerechtfertigt."

>>> Flugblatt zur Aktion (PDF)  >>> Beitrag Radio Corax  >>> Alle Aktionen 19.-30.9.
>>>
Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen

Nachfolgend der ganze Offene Brief im Wortlaut:        >>> Der Offene Brief als PDF

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"Aktionen gegen Genitalverstümmelungen von Zwischengeschlecht.org" - bbz-lebensart.de, Halle

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Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Eintrag auf der Homepage des Begegnungs- und Beratungs Zentrum "lebensart" e.V. aus Anlass der September-Proteste u.a. vor dem Universitätsklinikum Halle, inkl. einem PDF mit den Hintergrundinfos aus der seinerzeitigen Prssemitteilung. Ein Vertreter des BBZ war seinerzeit auch bei der Infoveranstaltung anwesend. Danke! Weiter plant das BBZ im nächsten Jahr eine öffentliche Veranstaltung zum Thema.

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen

Wednesday, October 17 2012

"Über die medizinische Korrektur von Intersexuellen" - Amnesty Magazin, Radio Corax Halle 10.10. - WH: rdl 17.10. 16h

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

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>>> 60-Min. Beitrag zu den Protesten in Halle von der Amnesty-Redaktion der AI-Hochschulgruppe Halle, u.a. mit Daniela Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer, inkl. einem Teilmitschnitt der Infoveranstaltung. Danke!

Wegen Gema leider nicht als Podcast downloadbar, aber die Wiederholung kann bei >>> Radio Dreyeckland gestreamt werden. >>> Folien zur Infoveranstaltung (PDF 3.3 MB)

>>> Offener Brief an das Universitätsklinikum Halle   >>> Flugblatt zur Aktion (PDF)

Saturday, October 13 2012

Helsinki-Deklaration des Rechts auf genitale Autonomie 2012

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Hände weg von Kindergenitalien!Am "12th International Symposium on Law, Genital Autonomy and Children's Rights" wurde am 3.10. die "Helsinki Deklaration des Rechts auf genitale Autonomie" verabschiedet. Danke!
>>> Engl. Original online   >>> PDF

Nachtrag: Inzwischen liegt eine >>> gelungene deutsche Übersetzung durch den Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V. vor.

Die vom Humanistischen Pressedienst publizierte >>> ursprüngliche deutsche Übersetzung durch den "Arbeitskreis Kinderrechte" war leider noch ins Fettnäpfchen getreten, "genital" mit "geschlechtlich" einzudeutschen, was fraglos den bekannten Verwechslungen und Vereinnahmungen mit bzw. durch Anliegen betr. sexueller Identität, Orientierung usw. Vorschub leistet und somit der Sache womöglich mehr schadet als nützt.

Schade, denn in der im Original beabsichtigen (und in der neuen Übersetzung korrekt eingedeutschten) Lesart ist die Erklärung sehr positiv zu werten, wie auch sonst die diesbezüglichen Aktivitäten der dahinter stehenden Organisationen, die regelmässig Kinderrechte und das Recht auf körperliche Unversehrtheit für ALLE Kinder ins Zentrum rücken – wovon sich manche politischen VereinnahmerInnen ruhig mal ne Scheibe abschneiden könnten ...

Weiter bügelt die "Helsinki Erklärung 2012" die Defizite der seinerzeitigen "Declaration"  zum 1. Symposium von 1989 in Anaheim/Kalifornien (>>> engl.) aus, welche noch stark auf männliche wie weibliche Beschneidungen fixiert war, und explizit z.B zwar Vorhaut, Klitoris und Schamlippen für schützenswert erklärten, jedoch nicht Penisse, und somit diesbezügliche medizinisch nicht notwendige Eingriffe wie z.B. "Hypospadiekorrekturen" schlicht aussen vor liess.

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Monday, October 8 2012

Intersex: Baltimore, 1950 - Beginn der systematischen Auslöschung von Zwittern (Lawson Wilkins, John Hopkins University Hospital)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Aufarbeitung tut not! Der verlinkte >>> Scan (WARNUNG!) der S. 238 aus dem Lehrbuch "The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence" (Springfield, 1950) des heute noch weltweit hoch angesehenen und verehrten Pädiaters und Endokrinologen Lawson Wilkins (1894-1963), Professor für Pädiatrie am Johns Hopkins University Hospital (Baltimore), dem "Vater der Pädiatrischen Endokrinologie" und Lehrmeister u.a. von Andrea Prader (Zürich) und Jürgen Bierich (Hamburg / Tübingen), belegt vier Dinge:

1) Die systematische chirurgische und hormonelle Auslöschung von Zwittern war 1950 am Johns Hopkins University Hospital in Baltimore bereits etablierte Praxis.

2) Es war der Pädiater und Endokrinologe Lawson Wilkins, der die systematischen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen bereits 1950 auch über Baltimore hinaus salonfähig machte (und der auch in Baltimore die Intersex-Behandlungen leitete), und NICHT der Sexologe und Psychiater John Money, der erst 5 Jahre später mit seiner "Optimal Gender [!] Policy" (1955) eine "wissenschaftliche" theoretische "Begründung" dafür nachlieferte, aber im Klinikalltag die Behandlungen NICHT leitete (vgl. dazu auch: Alison Redick, "American History XY: The Medical Treatment of Intersex, 1916-1955", Dissertation 2004, S. 238f.)

3) Modell und Ausgangspunkt für die systematischen Verstümmelungen war die "Behandlung" von Kindern mit der Diagnose AGS/CAH, was den Medizynern gelegen kam, um eine "medizinische Dringlichkeit" zu postulieren, da AGS in seinen "schweren Formen" mit Salzverlust ohne umgehende Cortisol-Substitution tatsächlich lebensbedrohlich sein kann. (Die in diesem Fall medizinisch notwendige Cortisol-Substitution bedingt allerdings KEINE zusätzlichen, medizinisch NICHT notwendigen kosmetischen Genitaloperationen, was die Medizyner jedoch bis heute gerne unterschlagen.)

4) Klitorisamputationen und "Hypospadiekorrekturen" sind für die Medizyner austauschbare Eingriffe, je nachdem, welches soziale Geschlecht einem Kind zugewiesen wird; die heutige Behauptung der Medizyner, kosmetische "Hypospadiekorrekturen" seien etwas "ganz anderes" und hätten aber auch rein gar nichts mit kosmetischen "Klitorisreduktionen" gemeinsam, ist sachlich wie historisch unzutreffend und eine reine Schutzbehauptung aus eigennützigen Gründen ("Hypospadiekorrekuren" sind heute die häufigsten und damit auch finanziell lukrativsten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen).

Bild: Legenden zu den 5 Illustrationen. Aus: Lawson Wilkins (1950), "The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence", S. 238

Die mit dem Titel "CONGENITAL ADRENAL HYPERPLASIA–FEMALE PSEUDOHERMAPHRODITISM" überschriebene Seite 238 von Lawson Wilkins' Lehrbuch zeigt in Bild und Text eine Gegenüberstellung von 1 Kind "Normal, Alter 9 Jahre" auf der linken Seite und 4 Kindern im Alter von von 2 Jahren 11 Monaten bis 9 Jahren mit der Diagnose "Adrenogenitales Syndrom (AGS) / Congenital Adrenal Hyperplasia (CAH)" auf der rechten Seite (gekennzeichnet A–D).

Wie der Bildlegende (siehe oben) zu entnehmen ist, sind alle "abnormalen" Kinder ausnahmslos kosmetisch genitaloperiert, und zwar entsprechend ihrer sozialen Zuweisung: Bei den weiblich zugewiesenen wurde eine Klitorisamputation (1x, A) rsp. Klitorisexcisionen (2x, C und D) durchgeführt, beim männlich zugewiesenen Kind "plastische Operationen am hypospadischen Penis" (1x, B). Das 2-jährige Kind (A) hat zudem wohl eine Narbe am Bauch, die darauf schliessen lässt, dass "explorativ" nachgeschaut wurde, ob im Bauchraum Hoden oder Uterus und Eierstöcke vorhanden sind, um dann entsprechend dem Ergebnis die soziale Zuweisung sowie die "Genitalkorrektur" vorzunehmen.

Fazit: Lawson Wilkins' Buch und seine Behandlungen seit spätestens 1950 waren die Blaupause und der Ursprung der heute noch üblichen, systematischen Intersex-Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken; via Zürich (Andrea Prader, ab 1950) und Hamburg/Tübingen (Jürgen Bierich, ab 1958) breitete sich die systematische Praxis dann auch in Europa aus (obwohl die Methode der "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" in Verbindung mit Hormongaben zur "Zwitterbehandlung" als solche in Europa schon vorher etabliert war, vgl. z.B. den NS-Medizyner Hans Christian Naujoks ab 1933/1934).

Die "Chicago Consensus Conference 2005" und als deren Resultat das "DSD Consensus Statement 2006", auf welches sich u.a. auch die aktuelle AWMF-Leitline 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ bezieht, wurden gemeinsam organisiert bzw. herausgegeben von der "Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society (LWPES)" und der "European Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)".

Andrea Prader und Jürgen Bierich waren beide Gründungsmitglieder der "European Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)", und in beider Namen werden heute noch jährlich wissenschaftliche Preise vergeben, nämlich der "Andrea Prader Prize" von der "ESPE" und der "Jürgen Bierich Preis" von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)" (vgl. Offener Brief "ESPE 2012").

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden "Prader-Stadien" ("zu grosse Klitoris") und "Hypospadie-Grade" heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für "DSD" nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / Formular PDF):

Vergrössern: Reinklicken!

Und bis heute drücken sich sämtliche involvierten Universitäten, Kliniken und Fachgesellschaften vor einer angemessenen Aufarbeitung ...

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Intersex-Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Wer sind die Täter? 
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Saturday, October 6 2012

Intersex: "Operiertes Geschlechtsteil extrem berührungsempfindlich, bei Erregung starke Schmerzen" - Was im Beobachter-Interview mit Erich Marti alles fehlte

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Menschenrechte auch für Zwitter!

In der >>> Beobachter-Titelgeschichte zum Thema "Intersex" war auch ein Interview mit einem Betroffenen mit dabei, das als einziges auf der Beobachter-Homepage öffentlich zugänglich ist – allerdings nur in arg verstümmelter Form, die z.T. mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert (so auch z.B. >>> auf dem Hermaphrodit Forum). Im Gegenzug enthält sie Falschinformationen (Erich Marti lebte nie "in einem Heim").

Das autorisierte Interview gibt einen Einblick in die Lebenswelt von "in Richtung männlich" operierten Betroffenen ("Hypospadiekorrekturen") – in der Zeit, als dies mit Erich Marti gemacht wurde, die grosse Ausnahme (vgl. dazu auch die Biographie des Betroffenen Enst Bilke). Dieser Blog dokumentiert deshalb nachfolgend die ursprüngliche, von Erich Marti gegengelesene Version des Artikels. Einige zentrale ausgelassene Passagen sind dabei fett markiert. (Die gekürzte Version wurde, wie auch anderes im Hauptartikel, vom "Beobachter" ohne das OK des Betroffenen publiziert.)

Erich Marti* ist anders als die meisten anderen. Bestätigen wollte ihm das niemand. 70 Jahre lang behaupteten Ärzte, Verwandte und Eltern er sei ganz normal. 70 Jahre lang fühlte Marti, dass das nicht stimmen konnte.

Marti steht in seinem Arbeitszimmer. Die Wände sind bis zur Decke mit Büchern und Ordnern gefüllt. Der Wissenschaftler, der an den besten Universitäten dieser Welt studiert und später gearbeitet hatte, suchte sein Leben lang nach einer Antwort. Nach einem Mediziner, der ihm erklärt, dass er sich nicht getäuscht, sich diese Andersartigkeit nicht eingebildet hatte.

Als der damals 14-Jährige zum ersten Mal mit anderen Jungen duschte, bemerkte er, dass er anders gebaut war. Wo die anderen eine Wölbung hatten, ging es bei ihm einfach flach hinunter. Seine Mitschüler lachten ihn aus und riefen ihm Fräulein hinterher. Als der Bart bei den anderen Buben allmählich begann zu spriessen, blieb Martis Gesicht fein wie das eines Mädchens. Während die Kumpanen einen definierten Bizeps entwickelten, fuhr Marti immer noch zum halben Preis Bus, weil er so kindlich aussah. Mit seinen Eltern konnte er darüber nicht sprechen. Der Arzt, den Marti um Hilfe bat, behauptete, alle sei gut und verschrieb ihm Vitamin E zur Ankurbelung der Testosteronproduktion. Genützt hatte es nichts.

Allmählich wurde der Grünschnabel flügge. Mit Mädchen verstand sich Marti immer glänzend. Doch kaum kamen sie sich näher, stiess Marti an seine Grenzen. „Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass ein Mann mit seinem Penis in eine Frau eindringen muss, damit ein Kind entsteht. Ich schaute mich an und fragte mich, wie zum Teufel das funktionieren sollte“, erklärt Marti. Auch als er wie die anderen Knaben einmal heimlich Kondome kaufte, war er hinterher mehr verwirrt als aufgeklärt. Dennoch hat er sich deswegen nie abnormal gefühlt. „Sex war ein Tabu. Wir hatten keine Ahnung, was normal ist und was nicht. Ich konnte mir deshalb auch nicht wirklich einen Reim darauf machen, was nun wie sehr mit mir nicht stimmte“, erinnert sich Marti.

Es war am Tag vor seiner Hochzeit als Martis Mutter nach 30 Jahren endlich ihr Schweigen brach. „Du bist operiert“, warnte sie mich. „In der Hochzeitsnacht wird nicht alles funktionieren“, erklärte sie weiter. Marti verwirft die Hände. Noch heute wird er wütend, wenn er sich daran zurückerinnert. „All die Jahre liess sie mich im Ungewissen und dann, als ich endlich eine Frau gefunden hatte, belastete sie mich damit“, entfährt es dem 70-Jährigen. Zwei Jahre nach dieser Offenbarung verstarb Martis Mutter. Was genau mit ihm nach der Geburt geschehen war, sollte sie für immer für sich behalten. In Martis Ehe wurde seine Besonderheit bald zur Belastung. Kam dazu, dass sein operiertes Geschlechtsteil extrem berührungsempfindlich war und bei Erregung stark schmerzte. Seine Frau bestand schnell einmal auf getrennten Schlafzimmern.

In Martis Familie und deren Bekanntenkreis gab es mehrere Ärzte. Marti ging von einem zum anderen, wollte wissen, was mit ihm gemacht wurde. Jeder winkte ab: alles gut, alles normal. Seine lange Suche nach einer Antwort führte ihn sogar zu einer erotischen Masseurin. Er bat sie, sein Glied mit dem anderer Kunden zu vergleichen und zu erklären, worin es sich unterscheidet. „Sie sagte mir, dass er ganz anders aussieht. Dass da gar nichts sei und bei mir bestimmt etwas verkehrt gelaufen ist“, erinnert sich Marti. Er hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als er zufällig ein Gespräch zweier mit ihm bekannter Ärzte mitverfolgte, die vergessen hatten, die Behandlungszimmertüre zu schliessen: „Hast du gesehen, der hat keinen Penis. Das ist ein Intersexueller.“ Als Marti zurück in den Behandlungsraum ging, stellte er den Arzt zur Rede. Doch wieder nichts.

Allmählich kam das Internet auf und damit der Zugang zu einer unglaublichen Fülle an Informationen. Informationen, die man ihm so viele Jahre verwehrt hatte. Er sah sich Bilder an, las Erfahrungsberichte, kontaktierte eine Selbsthilfegruppe. „Ich bin Wissenschaftler. Für mich ist etwas erst sicher, wenn es bewiesen ist. Ich wollte einen Beweis.“

Also ging er an seinem 70. Geburtstag zum Kinderarzt Primus Mullis im Inselspital Bern. Aus Dokus und Berichten wusste er, dass Mullis mit intersexuellen Kindern zu tun hatte und nun wollte auch er eine Antwort von ihm.

Und er bekam sie. Nach einer kurzen Untersuchung, stellte der Erwachsenen-Endokrinologe Emanuel Christ die Diagnose: Marti hat einen Mikropenis und wurden wegen einer Hypospadie – die Harnröhre mündet unterhalb der Penisspitze – kurz nach der Geburt operiert. Er habe Glück gehabt, dass er nicht wie die meisten zum Mädchen umoperiert worden sei. Tests haben ergeben, dass Marti wahrscheinlich unter einer partiellen Gonadendysgenesie, einer Fehlentwicklung der Keimdrüsen, leidet, welche die Entwicklung seines männliches Genitals verhinderte. Ein Sonderfall. Bisher kaum erforscht. Umso grösser das Interesse der Ärzte. Unterdessen wurde Martis Erbgut zu Forschungszwecken Mäusen eingepflanzt. „Den Forschungstrieb verliert man auch nach der Pension nicht. Ich möchte unbedingt mehr darüber erfahren. Vor allem interessiert es mich, inwieweit dieser Defekt vererbbar ist“. Denn: Marti hat einen Sohn. Obschon die meisten Betroffenen partieller Gonadendysgenesien unfruchtbar sind, hatte Marti diesbezüglich Glück. Ein Hoden war funktionstüchtig und ermöglichte es ihm, mittels künstlicher Befruchtung ein gesundes Kind zu zeugen.

Doch Martis Sohn, weiss bis heute nichts von der Besonderheit seines Vaters. „Ich wollte ihn nicht mit Vermutungen verwirren. Nun, da ich weiss, was mit mir los ist, werde ich es ihm erzählen.“

Heute mit 70 Jahren sieht Marti seine ewige Suche nach einer Antwort gelassen. „Mir geht es gut. Ich hatte ein schönes Leben, trotz dieser Ungewissheit“, erklärt Marti. Er schaut zum Fenster hinaus, klappt ein Buch über Intersexualität zu und sagt: „Dennoch wäre es irgendwie schön gewesen, zu wissen, was ich bin und weshalb ich so bin. Es hätte einige Entscheidungen vereinfacht. Doch ich bin dankbar dafür, dass ich nach all diese Jahren, nun endlich all die Antworten bekomme, nach denen ich mein Leben lang gesucht habe.“

Nachtrag 2018:

Als Kinderspital und Universität Zürich 2016 bekanntgaben, im Rahmen des Nationalfonds-Projekts Nr. 169575 die Behandlung von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD) im Kispi aufzuarbeiten und den Betroffenen ihre Krankenakten im Staatsarchiv Zürich zugänglich zu machen, schöpfte Erich Marti neue Hoffnung, nun endlich zu erfahren, was als Kind mit ihm ggemacht wurde – nur um erneut schändlich betrogen und bitter enttäuscht zu werden.

Denn trotz Protesten von Betroffenen liessen Kispi und Uni vorgängig ca. 80% aller relevanten Krankenakten vernichten – offensichtlich auch diejenige von Erich Marti. Denn als er mit Unterstützung der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org beim Staatsarchiv um Einsicht anfragte, war seine Akte nicht mehr da – lediglich ein Registereintrag war noch übrig, der allerdings bestätigte, dass Erich Marti 1945 und 1946 zweimal im Kispi in der kinderchirurgischen Abteilung operiert worden war! >>> mehr

>>> Intersex-"Genitalkorrekturen": Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- "Schädliche medizinische Praxis": UNO, COE, ACHPR, IACHR verurteilen IGM 
- 36 UN Rügen für Intersex-Genitalverstümmelungen
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- "Schädliche Praxis" zum Zweiten: UN-Frauenrechtsausschuss (CEDAW) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee/CCPR) verurteilt IGM-Praktiken
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) verurteilt IGM-Straflosigkeit in Deutschland

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

"KOSMETISCHE KLITORISAMPUTATIONEN AN INTERSEX-KINDERN IN ZÜRICH UND BERN"
Dokumentation mit Belegen aus Publikationen aus dem Kispi Zürich und Insel Bern [OHNE OP / Genitalbilder].

 >>> Download Folien (PDF, 700 KB)

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Thursday, October 4 2012

Intersex: «Entsetzt über das, was ich tat» - Dr. med. Jörg Woweries, Beobachter 20/2012

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«Wenn Ärzte oder Eltern ihre Vorstellungen über richtige Genitalien durchsetzen, sind Menschenrechte verletzt.» Jörg Woweries, ArztDie schweizer Zeitschrift "Beobachter" hat eine langjährige Tradition im Aufdecken von (Behörden-)Unrecht, am bekanntesten sind wohl ihre Enthüllungen von 1972 über die Kinderwegnahmen bei jenischen und Romafamilien und zu Sterilisationen und Verdingkindern. Mittlerweile gehört die Zeitschrift dem Axel-Springer-Verlag, erreicht aber immer noch über eine Million LeserInnen.

Seit längerem versuchte Zwischengeschlecht.org den "Beobachter" für das Thema kosmetische Genitaloperationen an Kindern zu interessieren, doch erst im Anschluss an die >>> denkwürdige "Club"-TV-Diskussion vom letzten Mai ging konkret etwas: In der Ausgabe 20/2012 ist nun "Intersex" Titelgeschichte. Dazu gab's nebst einem Editorial und dem eigentlichen Artikel auch ein Dialekt-Video-Interview mit dem Medizinethiker Jürg Streuli und einem (in entscheidenden Passagen massiv gekürzten) Interview mit dem Betroffenen Erich Marti.

Sowie als krönenden Abschluss ein Interview mit dem Kinderarzt Jörg Woweries, in welchem er deutlich Klartext redet, und das wir nachfolgend als ersten Beobachter-Beitrag online stellen. Jörg Woweries und allen Beteiligten ein ganz herzliches Dankeschön!

>>> Zum Vergrössern ins Bild klicken
danach ggf. nochmals reinlicken zum
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>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen

Sunday, September 30 2012

Podcast: "Umgang von Medizin und Gesellschaft mit intersexuellen Menschen" - von Michaela, Ärztin aus Halle

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Aus Anlass der "DGKJ 2012"-Proteste in Hamburg wurde auf der AG Queerstudies-Homepage nun der >>> Podcast dieses gelungenen Vortrags von Anfang Jahr freigeschaltet.

Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön! 

>>> Offener Brief an Hamburger Universitätskinderkliniken UKE und AKK
>>>
"Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Saturday, September 29 2012

Intersex-Protest: Offener Brief an Verstümmler-Kongress "DGU 2012"

>>> Radio Mephisto  >>> Offener Brief Uniklinik Leipzig   >>> Open Letter "ESPU 2012"

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an die "DGU 2012", Leipzig 28.09.2012

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Zwischengeschlecht.org on Facebook

"Auch am diesjährigen 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) sind menschenrechtliche, juristische und ethische Fragestellungen zu kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen bezeichnenderweise einmal mehr kein Thema; einzig betreffend Zirkumzision werden auch "juristische Aspekte" behandelt.

Demgegenüber werden weiterhin kosmetische Eingriffe an Kindern propagiert.

Erwachsene Betroffene von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Korrektureingriffen im Kindesalter verurteilen diese seit Jahrzehnten öffentlich.

Trotzdem ignorieren die DGU wie auch ihre Mitglieder sowie die beteiligten Universitäten und Kinderkliniken diese Klagen geflissentlich, statt diesen Teil ihrer Geschichte endlich umfassend aufzuarbeiten, sich bei den Opfern öffentlich zu entschuldigen und sie – sofern noch möglich – zu entschädigen, wie dies bekanntlich unter anderem auch vom Deutschen Ethikrat (5) und vom UN-Komitee gegen Folter (6) gefordert wird.

Der Deutsche Ethikrat betonte zudem den Vorrang des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und des Rechts auf eine offene Zukunft der Betroffenen (21), und forderte dazu auf, die Verjährung auszusetzen analog den bereits bestehenden Gesetzen betreffend sexualisierte Gewalt an Kindern und Schutzbefohlenen. (23)"

>>> Beitrag Radio Mephisto   >>> Offener Brief Unikinderklinik Leipzig   >>> Info-Flyer
>>>
Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen

Nachfolgend der ganze Offene Brief im Wortlaut:         >>> Der Offene Brief als PDF 

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Thursday, September 27 2012

Intersex-Protest: Offener Brief an Universitätsklinik Leipzig, 21.9.12

>>> PROTESTE 2014: Leipzig Fr 7. - Sa 8.11. + Jena So 9.11.   >>> Unterschreiben!
>>> Kreuzer    >>> Radio Mephisto    >>> Info-Flyer
    >>> Proteste Leipzig 2012

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an die Universitätskinderklinik Leipzig, 21.09.2012

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Intersex: STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

"Auf der Homepage der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie wird nach wie vor das gesamte Sortiment medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen öffentlich feilgeboten."

"Erwachsene, die als Kinder kosmetischen Genitaloperationen unterzogen wurden, beklagen seit den 1990er-Jahren öffentlich die "Zerstörung des sexuellen Empfindens" und der "körperlichen Unversehrtheit" durch diese Eingriffe, welche sie als "Genitalverstümmelung" erfahren."

"Wir betroffene Menschen bitten Sie deshalb [...] fragwürdige Praktiken an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen zu überprüfen, und [...] eine umfassende und verantwortungsvolle Aufarbeitung der Vergangenheit in Angriff zu nehmen [...]."

Nachfolgend der ganze Offene Brief im Wortlaut:          >>> Der Offene Brief als PDF

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"Eine Frage des Geschlechts?" - Radio Mephisto 97.6, 25.9.12 + online

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)>>> Gelungene 3-teilige Schwerpunktsendung des Leipziger Studierendenradios Mephisto 97.6 aus Anlass der >>> Intersex-Proteste in Leipzig zur "ESPE 2012", vor der Unikinderklinik und zur "DGU 2012" (noch bis Samstag!), zum online nachören und herunterladen, herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!

Inkl. einem Studiogespräch mit Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer, und einem supertypischen Statement von Prof. Dr. med. Roland Pfäffle, seines Zeichens Kinderendokrinologe der Lepiziger Universitäts- kinderklinik (gleich zu Beginn des 3. Teils):

"Ich denke in der Mehrzahl der Fälle lässt sich für den Patienten eine eindeutige Diagnose stellen, und auch eine Geschlechtsfestlegung zumindest vorschlagen, die später kaum in Zweifel gezogen werden kann. Es bleiben Grenzfälle vorhanden und in diesen Grenzfällen stellt dies dritte Geschlecht eine Möglichkeit dar. Dennoch glaube ich bleibt es ein Provisorium, weil die allgemeine Akzeptanz eines dritten Geschlechtes in dem Sinne ist noch schwierig meiner Einschätzung nach."

Fazit: Egal wie sehr am Thema vorbei und an den Haaren herbeigezogen – Hauptsache eine gute Ausrede zum ungehemmt weiterverstümmeln ...

>>> Bericht & Interview im Kreuzer 
>>> Offener Brief Uniklinik Leipzig  
>>> Info-Flyer (PDF)     >>> Open Letter "ESPU 2012"
>>>
Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen

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