Saturday, April 5 2008

Helma Katrin Alter – transsexuell oder intersexuell?

Helma Katrin Alter (Bild: dgti) entdeckt 2008 plötzlich ihre "Intersexualität" ...

Die Galionsfigur der Transsexuellenbewegung ist erste Vorsitzende der von ihr gegründeten "Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti)". Dass "Intersexualität" dabei am Schluss steht, ist kein Zufall, sondern Programm.
 
(Dass der Zusatz "Intersexualität" überhaupt angefügt wurde, ist der Verdienst der zwischengeschlechtlichen Claudia Kreuzer-Clüsserath, die der dgti aber bald enttäuscht den Rücken kehrte.)

Die heute 62-jährige Alter lebte 46 Jahre lang als Ernst Helmar Alter "im falschen Körper" und zeugte als Mann zwei Kinder. Im Juli 1994 "outete" sie sich: "Zehn Tage später stand mein neuer Name im Ausweis." Ihr (Nachtrag: u.a. der "Church of Sexology" abgelauschtes, mehr dazu z.B. hier und hier) Credo, das sie auch im Namen der dgti predigt:

Transgender muss als Sammelbegriff für alle Menschen verstanden werden, die nicht in eine starr polarisierte Vorgabe von Mann oder Frau passen.

Transsexualität [ist] nur eine Sonderform der Intersexualität [...], [die] hirnorganisch bedingt [ist].

Einmal mehr: "Intersexualität" wird lediglich als Mittel zum Zweck herangezogen, um die von vielen Transsexuellen erwünschten geschlechtsangleichenden Operationen zu begründen.

Folgerichtig heisst dann der erste Satz der Präambel unter "Aufgaben der dgti":

Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken.

Der Begriff "Intersexualität" kommt auch sonst unter "Aufgaben der dgti" kein einziges Mal vor, sondern wird stillschweigend unter "Lobby für Transgender" 'mitgemeint'.

Im selben Geist entstand auch der Vorschlag der dgti für ein "Transgendergesetz" (als Ablösung für das bisherige Transsexuellengesetz). Einmal mehr wurden darin "Intersexuelle" unter Transgender subsummiert, einmal mehr stehen ihnen lediglich die Optionen "Mann" oder "Frau" offen, getreu dem dgti-Motto: "Es geht nicht um ein '3. Geschlecht'". Zwischengeschlechtliche waren bei der Ausarbeitung des "Transgendergesetzes" trotz gegenteiliger Behauptungen seitens der dgti nicht beteiligt, im Gegenteil: ihre kritischen Einwände wurden in den Wind geschlagen:

Nein, dem TrGG geht es nicht um eine Situationsverbesserung intersexueller Kinder, sondern es schlagen sich zwei gesellschaftliche Tendenzen darin nieder: Auch Zwitter soll eine Sondergesetzgebung mit Sonderbehandlung erfassen (als ob wir von T4 nichts gelernt hätten) und die Grenzen zwischen Trans- und Intersexuellen sollen verschwimmen. Davon haben fast alle etwas: Mediziner, Psychiater und Transsexuelle. Erstere beide können ihre Klientel ausdehnen und letztere haben endlich eine somatische Begründung für ihre Geistesstörung, als die der Wunsch nach einer Geschlechtsredefinition bis heute gesehen wird. Nicht etwa die Emanzipation vom Gesundheitswesen und die Einforderung einer voraussetzungslosen körperlichen Veränderung ist das Ziel, ebensowenig die Infragestellung polarisierter Geschlechtermuster, sondern schlicht eine Ausweitung des ohnehin durchweg pathologisierten Terrains. (Michel Reiter: "Hurra, es ist da – das neue Transchända")

Soweit so schlecht. Doch es kommt noch "besser":

Am 6. Februar 2008, dem Tag des historischen Sieges der zwischengeschlechtlichen Christiane Völling vor dem Kölner Landesgericht, nach einer bisher nie da gewesenen Medienpräsenz des Themas "Intersexualität", entdeckt Katrin Alter nun plötzlich in einem Zeitungsinterview ihre "Intersexualität": Sie hätte "äußerlich nur über verkümmerte Merkmale eines Jungen" verfügt, offenbart sie dem Journalisten Dagobert Ernst von "Der Westen":

der Penis war winzig und die Hoden waren nicht sichtbar. [...] Ein Schicksal, das schätzungsweise 80 000 Menschen in Deutschland teilen: Ihr Geschlecht lässt sich nicht eindeutig zuordnen, das Rechtssystem aber kennt keinen Zwitter-Status. Um Eindeutigkeit herzustellen werden deshalb sogar schon Babys umoperiert.

Eine bewährte Vereinnahmungstaktik, die vor ihr u.a. schon die Schweizerin Laura Armani perfektionierte ...

In der Tat sind die Parallelen verblüffend: Auch Laura Armani trat zunächst lange als Transsexuelle öffentlich in Erscheinung. Auch sie hat aus einer Ehe vor ihrer Transition zwei Kinder, von denen sie zunächst behauptete, sie selber gezeugt zu haben, obwohl ihr Genital im selben Artikel beschrieben wird: "Ein versteckter Stummel, [...] der Hodensack darunter leer."

Offensichtlich gedenkt Katrin Alter auf dieser Vereinnahmungsschiene weiter zu reiten: Aktuell ist beim Deutschlandfunk eine auf Anfang Mai geplante Sendung der Journalistin Thekla Jahn über das Thema "Intersexualität und Transsexualität" in Vorbereitung. Einmal mehr wurden die Zwischengeschlechtlichen als letzte angefragt: Das Interview mit der "Transsexuellen-Vertreterin" ist schon im Kasten, die Termine mit den Netzwerkmedizinern sind vereinbart, und zum Schluss wird nun noch eine "Intersexuellen-Vertreterin" gesucht, die aber nicht zu weit weg wohnen darf, sonst passt sie nicht mehr ins Budget. Die "Transsexuellen-Vertreterin" ist Helma Katrin Alter von der dgti. Laut Thekla Jahn äusserte sich Alter im Interview wiederum dahin gehend, dass es bei ihr irgendwie nicht so klar sei, dass sie möglicherweise eben doch "intersexuell" sei.

Die meisten Zwischengeschlechtlichen haben nicht die Wahl, von Fall zu Fall, ganz nach Bedarf und Publizitätslage "irgendwie" und "möglicherweise" auch zwischengeschlechtlich zu sein, sondern werden von den Medizinern ungefragt durch die (meist auch operative und/oder hormonelle) Zwangszuweisungsmaschinerie gedreht – inklusive der bekannten (auch psychischen) Folgen. Unter diesen Vorzeichen mutet das Gebahren von Laura Armani und auch Katrin Alter zumindest doch sehr mutwillig an, und es stellt sich weiterhin die Frage: Helma Katrin Alter – transsexuell oder intersexuell?

Nella & Seelenlos

Siehe auch: Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
Siehe auch: Die Rede von der psychischen Intersexualität
Siehe auch: Laura Armani – intersexuell oder transsexuell?

Nachtrag: Schiebung! Wie die dgti den "Intersex"-Eintrag auf Wikipedia manipuliert & verfälscht

Wednesday, April 2 2008

Spiegel TV hat's nicht kapiert ...

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Mit viel Spannung erwartet, flimmerte gestern spät die Sendung mit Christiane Völling, A*** und "Dusty" Karim Merah über die Mattscheibe. Leider hatten sich die Befürchtungen angesichts der ziemlich bescheuerten Ankündigung weit gehend bestätigt. [Wer "Eindeutig zweideutig! Hermaphroditen, Zwitter und Intersexuelle" (sic!) verpasste: Einen kurzen Einblick ermöglicht der Trailer. Wie bei Siegel TV üblich, ist die Sendung ansonsten nicht umsonst online anzugucken.]

Zwar vermochten die interviewten Zwischengeschlechtlichen deutlich zu schildern, was für eine Tortur es ist, von einer zwangsgeschlechtzuweisungsgeilen Gesellschaft hilflos der Macht gewissenloser Mediziner überantwortet zu werden (was wohl erklärt, weshalb die Sendung erst nach 23 Uhr angesetzt war). All das Leid bei den zahllosen Untersuchungen (wo es vor allem darum zu gehen scheint, wie oft und wie heftig die amtierenden "Ärzte" wieviele Finger in zwittrige Genitalöffnungen rammen können), gefolgt von menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen und ebensolchen Hormontherapien. Alles mit dem Ziel, nach Belieben ein eindeutiges Geschlecht herzustellen. Ob dies den Betroffenen nun passt oder nicht ist dabei Nebensache.

In was für ein Schema diese erschütternden Interviews jedoch von den verantwortlichen RedaktorInnen gepresst wurden, unterstützt durch den grösstenteils selten hanebüchenen Kommentar, ist eindeutig unter aller Sau und kommt m.E. einer nochmaligen Vergewaltigung der Portraitierten gleich. Selten habe ich eine derart undifferenzierte und unsensible Berichterstattung gesehen (und mensch ist sich bei diesem "Tabuthema" ja einiges gewohnt).

Ein kleines Beispiel, was ich unter "selten hanebüchenen Kommentar" verstehe:

Kastrationen im Kindesalter lassen sich nur schwer rückgängig machen.

Ich meine, sorry, aber so ne Scheisse kann nur jemand rauslassen, der 1) das Privileg hat, mit intakten Geschlechtsorganen aufgewachsen zu sein, und zudem 2) von der Materie keinen blassen Schimmer. Hallo, dummer Spiegel: Der "Witz" einer Kastration besteht ja gerade darin, dass sie nicht mehr rückgängig zu machen ist!

Am meisten tat jedoch weh, wie die Redaktion dauernd alles tat, die Zwischengeschlechtlichen (nach bekanntem Muster) quasi "transsexualisiert" darzustellen. Nämlich als wäre es das einzige bzw. eigentliche Problem, dass alle Interviewten zunächst irrtümlich dem "falschen" Geschlecht zwangszugewiesen wurden, doch nun mit einer nachträglichen (so "gut" das überhaupt noch geht) nochmaligen "Geschlechtsangleichung" wäre dann alles in Butter. So nach dem Motto, endlich alles richtig verortet im (nie hinterfragten) Raster von "echten Weiblein" und "richtigen Männern", und alles wird gut. Dass dieses blindwütige Bloss-nicht-über-dieses-"gottgegebene"-Raster-hinausdenken-wollen das ganze Leid erst produziert (auch heute noch), davon hat die bescheuerte Spiegel-TV-Redaktion (im Gegensatz zur Printredaktion) offensichtlich nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung (oder gar Einsicht), sondern ist im Gegenteil offensichtlich gar noch stolz auf die eigene Dummheit! Pfui, 6 minus, nachsitzen, setzen!

Schade, die mutigen und bewegenden Aussagen der Zwischengeschlechtlichen, die ihnen bestimmt nicht leicht gefallen sind (und auch die ihrer Angehörigen, Nachbarinnen und Freunde, die ebenfalls kein Blatt vor den Mund nahmen, ebenso die von Christianes Anwalt Georg Groth und ihrem jetzigen Arzt), wären definitiv einer intelligenteren Sendung würdig gewesen. So bleibt lediglich der Trost, dass diese gründlich missratene "Reportage" allem redaktionellen Humbug zum Trotz wiederum mehr Menschen mit dem Unsinn der frühkindlichen Zwangsoperationen und sonstigen zwangszuweisenden Praktiken konfrontierte und sie somit hoffentlich für diese in der Öffentlichkeit nach wie vor zu wenig bekannten Menschenrechtsverletzungen sensibilisierte. Dafür allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön!

Thursday, March 27 2008

Zwitter @ Spiegel TV Di 1.4.08 23:05h Vox

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Mit dabei sind unter anderen Christiane (Bild: Spiegel TV), Chappi und Dusty!

Leider klingt die Ankündigung alles andere als berauschend. Nur schon der Titel ist ziemlich peinlich: "Eindeutig zweideutig! Hermaphroditen, Zwitter und Intersexuelle". Ähm, würde bitte mal jemand dem Spiegel ein Wörterbuch schenken? Vielleicht merken sie dann, dass diese Ausdrücke alle dasselbe bedeuten ...

Als nächstes wird dann die Zahl Zwischengeschlechtlicher in Deutschland unten angesetzt: Spiegel TV schreibt von 80'000, alle anderen Quellen nennen 80-100'000 (ok, mit Ausnahme "der [noch inkompetenteren] Bundesregierung"). Immerhin, die Zahl von 1-2 neugeborenen Zwischengeschlechtlichen täglich ist korrekt.

Mit der folgenden "Definition" schiesst die Spiegel-Redaktion den Vogel dann vollends ab:

sogenannte Intersexuelle mit sowohl weiblichem als auch männlichem Chromosomensatz

Würde bitte irgendwer mal etwas für öffentliche Aufklärung sorgen? Von Spiegel TV ist das offensichtlich zuviel verlangt ...

Im selben Stil geht's dann weiter: Von "schockierten jungen Eltern" ist die Rede, welche "Das Wort 'Zwitter' [...] als herabwürdigend [empfinden]". Auf die Empfindungen der darauf Zwangsoperierten wird hingegen nicht eingegangen (noch wird überhaupt gesagt, dass die Operationen ohne Einwilligung der Betroffenen erfolgen), einmal mehr werden Zwischengeschlechtliche dafür pathologisierend dargestellt: "viele Intersexuelle [neigen] in ihrer weiteren Entwicklung zu depressivem und selbstverletzendem Verhalten".

Entlarvend auch der Abschlussatz: "SPIEGEL TV begleitet Betroffene bei Arztbesuchen, Kleiderkauf, Rechtsberatung, Familientreffen und ihrer Identitätsfindung." Fürs Filmen beim Schminken und in der Badewanne haben sich die Betroffenen wohl nicht hergeben wollen ...

Bleibt zu hoffen, dass das Niveau des Beitrags nicht dem dieser bedenklichen Ankündigung entspricht, bzw. dass die darin portraitierten Zwischengeschlechtlichen mit ihren Statements das Steuer herumreissen können!

Fortsetzung: Spiegel TV hat's nicht kapiert (Kritik zur Sendung)

Friday, March 21 2008

"Intersex" als legales 3. Geschlecht in Südafrika

Menschenrechte auch für Zwitter!Annette Brömdal:
Intersex – A Challenge for Human Rights and Citizenship Rights.
Political Science, Master’s Thesis Spring Session 2006, Södertörn University College

S. 65 (im pdf auf S. 73):

South Africa is the ‘only’ country in the world, at the time of writing, that has
included Intersex as a sex in its legal system.

http://www.diva-portal.org/diva/getDocument?urn_nbn_se_sh_diva-890-1__fulltext.pdf

Nachtrag: Siehe auch >>> Cape Times 1.12.04 (englisch), u.a. mit Statements der "South African Human Rights Commission" und von Sally Gross, Gründerin der "Intersex Society of South Africa".

Thursday, March 20 2008

"Gigi"-Editorial über Christiane und diesen Blog

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gigi ist die einzige Zeitschrift, die zwischen 1999 und 2001 Michel Reiter kontinuierlich eine Plattform bot, um auf die unwürdige Situation Zwischengeschlechtlicher aufmerksam zu machen. Die Nummer 8 (siehe Bild) trug gar das Motto "Intersexualität – Überleben zwischen den Geschlechtern". Dies macht die vom wissenschaftlich-humanitären komitee whk herausgegebene Zeitschrift für sexuelle Emanzipation (so der Untertitel) zur sprichwörtlichen Ausnahme unter den (falls das Thema überhaupt angesprochen wird) sonst eher von der üblichen Zwitter-Vereinnahmung geprägten Veröffentlichungen aus der "lesbisch-schwulen Presselandschaft".

Umso mehr freut es, dass Gigi das Editorial der aktuellen Nr. 54 unter der Überschrift "Chirurgie" voll und ganz Christiane Völling und ihrem Prozess widmet und dabei m.e. trotz der gebotenen Kürze alle wichtigen Punkte anspricht. Und ja, Sätze wie der folgende gehen uns latürnich erst recht runter wie Honig:

Die Berichterstattung der Mainstream-Medien wäre sicher unscheinbarer ausgefallen, hätte Zwischengeschlecht.info den Prozeß in Kooperation mit der Klägerin nicht minutiös begleitet und dokumentiert.

Wir sagen Danke und hoffen, dass Gigi Christianes Kampf und andere Vorstösse von Zwischengeschlechtlichen um ein menschenwürdiges Dasein weiterhin solidarisch, wohlwollend und kritisch begleiten wird.

Monday, March 17 2008

"Zwitter-Neid": Zwischengeschlechtliche als (fiktives) Ideal

Es ist ein altes Lied, dass viele, vor allem Trans*menschen und "Gender"-EnthusiastInnen, "Bio-Zwitter" als (fiktives) Ideal verherrlichen -- während sie gleichzeitig die realen, zwangsoperierten Zwischengeschlechtlichen systematisch aus ihrer Wahrnehmung ausblenden bzw. für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren und damit deren berechtigte Anliegen mit Füssen treten. Im besten Fall sind solche Menschen wohl einfach naiv und wissen schlicht von nix (obwohl's schon komisch dünkt, wie mensch sich so wenig für etwas interessieren und davon wissen kann, das mensch dauernd im Mund führt und als "Beweis" für seine Theorien hinzuzieht).

Solche Menschen sagen dann oft, sie wären gerne Zwitter, oder sie würden Zwitter gar um ihr Schicksal beneiden. In einem neueren [inzwischen gelöschten] Kommentar von User supernovist zur Polylux-Sendung letzten Donnerstag hat's just mal wieder so ein Statement (zu den früheren Kommentare siehe unter PS):

Ich fände es eher einen Segen mit beiden geschlechtern ausgestattet zu sein. Und ich beneide, jene die dies Glück haben.

Wobei ich jetzt mal eher bezweifle, dass der Betreffende unbedingt zur zwangsoperationsgeilen Fraktion gehört (die "Intersexuelle" aus diesem Grund beneiden) ... Trotzdem, wie jemand als Kommentar zu einer Sendung, in der auch die Zwangsoperationsproblematik wiederholt angesprochen wurden, sowas rauslassen kann, werd ich wohl nie begreifen. Zum Glück hat Interlife in anderem Zusammenhang zu diesem Thema schon vor bald drei Jahren wohl alles wesentliche gesagt, so dass ich hier einfach mal ein Zitat daraus anfüge:

Wie kann sich ein transidenter Mensch wünschen intersexuell zu sein?
Läßt man sich den gerne befummeln, operieren und genitalverstümmeln? Nimmt man gerne sein Leben lang Medikamente? Macht es Spaß nicht fortpflanzunsfähig zu sein (Ok, es gibt Ausnahmen)?

Offensichtlich besteht grad in der "Gender"-Szene, die sich (wie z.B. supernovist) moralisch ja so meilenweit über den "blösen [sic!] Kleinbürger Hirn[en]" fühlt, ein erheblicher Aufklärungsnachholbedarf -- womöglich noch mehr als bei den SpiesserInnen-Normalos, die schlicht über gar keine Informationen zum Thema verfügen.

Und vom mangelnden Willen, sich mit den berechtigten Anliegen der Zwischengeschlechtlichen praktisch zu solidarisieren, fang ich heut wohl besser gar nicht erst an ...

Friday, March 14 2008

Zwitter @ Polylux -– jetzt zum anschaun! Yipyip!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Ist ja voll cool geworden! Gratulation den beiden! Ganz schön frech & Nagel auf den Kopf! Yipyip!

Auch auf dem Genderfreeblog kommentiert Nikanj das Resultat zufrieden wie folgt:

Ganz schön geworden, etwas vereinfacht und leicht schräg dargestellt, aber bei der Kürze transportiert der Beitrag schon die richtige Message!

PS: Definitiv weniger doll sind hingegen die (bisher 2) Kommentare unten auf der Polylog-Page: Halt der Niederschlag der üblichen Mediziner-Lügen von wegen "heute sind wir schon längst nicht mehr so zwangsoperationsgeil (ab und zu, wenn die Eltern sich absolut quer stellen und mit dem Anwalt drohen, machen wir nämlich auch ne, öhm, Ausnahme)" + "innere Zwitter-Geschlechtsteile müssen sowieso in jedem Fall sofort raus wegen Krebsgefahr (wie übrigens jede Normalo-Prostata, Brust und Gebärmutter auch, bloss hindert uns hier bisher leider das Familienministerium dran)". Offensichtlich bleibt da noch ne Menge Öffentlichkeitsarbeit zu leisten ...

Zur Dokumentation hier noch der [ergänzte] Ankündigungs-Text von der Polylux-Homepage:

Sendung vom 13.03.2008

Thema: Intersexuelle - das dritte Geschlecht

Claudia Bäckmann
Christina Zoller
[mit Ins A. Kromminga und Anja Kumst (1. Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V.)]

Sie sind weder Mann noch Frau und haben damit kein Problem. Intersexuelle fordern ihren Platz in der Gesellschaft.

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Vor vier Wochen machte europaweit ein einmaliger Prozess Schlagzeilen: Ein Arzt wurde verurteilt, weil er der 48jährigen Christiane Völling bei einer Blinddarmoperation Gebärmutter und Eierstöcke heraus operiert hatte. Ohne sie vorher zu fragen. Der Grund: Christiane Völling ist intersexuell, hat somit auch die männlichen Geschlechtsorgane. Der Arzt wollte mit seinem Eingriff also nur Ordnung schaffen, ein gängige Praxis in Deutschland. Denn es darf nur entweder oder geben. Mann oder Frau. Und damit Basta. Warum eigentlich?

Monday, March 10 2008

Zwitter @ Polylux Do 13.3.08 23:45h

Wie Kitty berichtet, wird die Zwitter Medien Offensive bereits am nächsten Donnerstag auf ARD fortgesetzt. Weitere TV-Beiträge sind übrigens schon in Vorbereitung, u.a. bei Spiegel-TV, Beckmann und 37° ... Sind also schon mal gespannt wie Flitzbögen -- und gratulieren allen Beteiligten ebenfalls für ihren Mut! Und sagen Danke!

Nachtrag 2: Mittlerweile ist auf der Polylux-Homepage der Beitrag online:

Thema: Intersexuelle – das dritte Geschlecht

Sie sind weder Mann noch Frau und haben damit kein Problem. Intersexuelle fordern ihren Platz in der Gesellschaft.

Klingt doch schon mal gut ... :-)

Tuesday, February 26 2008

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

Die Dorfjugend führt Ungutes im Schilde ...

Vor einer Woche wurde ich vom Schweizer Verleiher Xenix zur Pressevorführung des Spielfilms "XXY" der argentinischen Regisseurin Lucía Puenzo eingeladen. Seelenlos und Nadja, eine Geschlechtsgenossin, waren auch dabei.


Inhalt

Die fünfzehnjährige Alex ist 'intersexuell' und wohnt mit ihren Eltern inmitten der Natur, verbunden mit dem Meer, dem Sand, dem Wetter. Ihre Eltern sind aus Buenos Aires in den abgelegenen Ort an der Küste Uruguays gezogen, um Alex vor dem Geschwätz der Leute und dem Drängen der Mediziner zu schützen. Doch auch in diesem abgeschiedenen Paradies finden sie keine Ruhe, es kommt bald zu Gerüchten. Alex geht nicht mehr in die Schule, zieht sich mehr und mehr zurück.

Die besorgte Mutter wendet sich an einen befreundeten Chirurgen. Dieser soll helfen, soll Alex operieren, noch ist es nicht zu spät. Weder Alex noch ihr Vater sind vorerst eingeweiht. Mit der Ankunft des Chirurgen, der mit seiner Frau und seinem Sohn anreist, entspinnt sich ein Beziehungsgeflecht, dass durch eine beklemmende Atmosphäre bestimmt wird: Alex' Mutter bespricht sich mit dem Chirurgen, schiebt das Gespräch mit ihrem Mann und Alex jedoch vor sich hin. Der Chirurg beobachtet indessen Alex, die aber meistens draussen in der Natur ist - mit Alvaro, dem Sohn des Chirurgen, in den sie sich verliebt, was wiederum ihren Vater beunruhigt. Als Alex endlich den wahren Grund des Besuches erfährt und bald darauf von Jungen aus dem Dorf belästigt wird, bricht die ganze Kulisse aus Vedrängung und Verstecken auseinander. Zurück bleiben Menschen, die alle irgendwie erwachsener geworden sind (abgesehen vom Chirurgen und dessen Frau). Der Schluss lässt alles offen. Eines ist jedoch klar: Alex soll selber über ihren Körper und ihre Zukunft entscheiden. Der Chirurg reist unverrichteter Dinge wieder ab.


Bedrohte Natur

Der Film geht von Anfang an unter die Haut. Ob es einem Nicht-Zwitter auch so ergeht, kann ich nicht sagen. Ein beklemmendes Gefühl macht sich gleich zu Beginn breit, es ist dieses altbekannte Gefühl, etwas Bedrohliches liegt in der Luft, obwohl alles so harmlos aussieht - auf den ersten Blick. Alex' natürliches Paradies ist bedroht, denn in diese Welt kommt nun etwas, vor dem die Familie vor Jahren geflohen ist: die Definitionsmacht der Unnatur, Gender, sozusagen.

Ein dumpfes Gefühl macht sich in der Magengegend breit, wenn beispielsweise der Chirurg (ein gutaussehender schleimiger Typ mit hellen, arroganten Augen - wie gehabt) zu Beginn des Films auf der Überfahrt mit einem Buch und irgendwelchen Unterlagen über Alex beschäftigt ist. Verstohlen schiebt er ein Foto von Alex zurück zwischen die Unterlagen, als er den neugierigen Blick seines Sohnes bemerkt. Da kommt wohl jedem Zwitter die Galle hoch, falls ihn nicht das Grausen packt: Bevor der Chirurg den jungen Menschen Alex überhaupt kennengelernt hat, ist dieser schon fotografiert und dokumentiert: der zu behandelnde Zwitter. Dass ausser Alex' Mutter niemand den wahren Grund seines Besuches kennt, macht das Ganze noch perverser. Da hat jeder Begrüssungskuss zu Beginn des Films etwas Klebriges und Verlogenes an sich.


Verrat

Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins drückt sich auch in einer Szene aus, als der Chirurg in der Küche steht und Fleisch in Scheiben schneidet. Alex kommt, nur mit Shirt und Slip bekleidet, in die Küche, fischt den Milchkarton aus dem Kühlschrank und trinkt daraus, ein Tropfen Milch rinnt ihr am Kinn runter. Alex nimmt sich ein Stück vom geschnittenen Fleisch, kaut es, fragt den Chirurgen herausfordernd, ob er gerne Körper aufschneide. Na ja, ziemlich klischeebeladen das Ganze, aber hinter jedem Klischee steckt ja bekanntlich mindestens ein Körnchen Wahrheit. Auch wenn oder vielleicht gerade weil Alex hier selbstbewusst und stark wirkt: Gefühle des Ekels und der Scham kommen bei dieser Szene in mir auf, denn es ist eine Missbrauchsszene, Alex ist das Opfer. Denn die wollen ihr ihre Stärke nehmen. Bestandteil praktisch jeder Zwitter-Biografie. Auf der einen Seite der Chirurg, der über Alex und ihren Körper Bescheid weiss und deshalb zu Besuch ist; auf der anderen Seite Alex, jung, verspielt, halb nackt und - ahnungslos.

Zwar bedient sich der Film so manchen Klischees und Lucía Puenzo nimmt es biologisch nicht so genau (und unterstützt damit diffuse Vorstellungen über 'Intersexualität', wie dies leider auch beim Filmtitel der Fall ist, was wir dank der Kooperation des Schweizers Verleihers Xenix jedoch wieder etwas 'ausbügeln' konnten). Dennoch ist es der Regisseurin gelungen, auf emotionaler Ebene umzusetzen, wie es einem zwischengeschlechtlichen Menschen ergeht, der belogen wird und Gefahr läuft, um seine Selbstbestimmung betrogen zu werden (endlich mal ein Film, wo ich mich so richtig mit der Hauptdarstellerin identifizieren kann und mich zusätzlich mit ihr freuen kann, dass sie davon kommt). Der Film löst schmerzliche Gefühle aus, die auch mein Leben massgebend beeinflusst haben. Andererseits erinnern mich Szenen im Film an andere Filmszenen: wenn beispielsweise jemand über einen anderen Macht hat, weil er mehr weiss über den anderen, als der andere über sich selber. Was macht also aus "XXY" einen Film über Zwitter? Der Zwitter, der den Film anschaut?


Vertrauen

Vielleicht ist es auch ein Film über Zwitter für alle: ein Film, der in einer einfachen Sprache zentrale menschliche Werte, die zwischengeschlechtliche Menschen in besonderem Masse vermissen mussten, in ruhige Bilder umsetzt: Respekt, Ehrlichkeit, Würde, Freiheit - und Selbstbestimmung: die zentrale Botschaft des Films. "XXY" ist letztendlich aber ein Film über die stille Kraft der bejahenden Liebe, über alle Hindernisse hinweg. Wenn Alex ihren Vater fragt, warum er ihr nicht gesagt habe, dass der Chirurg ihretwegen da sei, und der Vater ihr antwortet: Weil ich es nicht gewusst habe. Wenn sich darauf Alex' Gesicht verändert, als würde die Sonne darauf aufgehen. Dann kommen einem schon die Tränen, weil man das eigentlich auch immer gewollt hat: geliebt und akzeptiert werden als das, was man ist. Von den Eltern, von der Gesellschaft.

In einer weiteren, sehr bewegenden Szene erfährt Alex' Vater von einem anderen zwischengeschlechtlichen Menschen dessen Lebensgeschichte. Dieser hatte weniger Glück als Alex, musste als Kleinkind die ganzen unwürdigen medizinischen Begutachtungen und mehrere Zwangsoperationen wehrlos über sich ergehen lassen und fasst zusammen: "Das ist das Schlimmste: Dass sie einem als Kind Angst machen vor dem eigenen Körper."

Es ist zu hoffen, dass das Publikum und insbesondere (zukünftige) Eltern von zwischengeschlechtlichen Kindern diese Botschaft mit nach Hause nehmen und Menschlichkeit walten lassen.

Nella


Trailer mit deutschen Untertiteln

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst 

Berichte zum Deutschlandstart von "XXY"

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell

Wednesday, February 20 2008

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst



In einem früheren Post haben wir über den Spielfilm "XXY" berichtet, der von einem jungen intersexuellen Menschen erzählt. Wir haben darauf hingewiesen, dass der Titel des Films höchst problematisch, da missverständlich und irreführend ist, weil XXY auf das Klinefelter-Syndrom hinweist, die Protagonistin im Film jedoch das Adrenogenitale Syndrom (AGS) hat. Wir haben diesbezüglich unter anderem mit dem Schweizer Verleiher Xenix Kontakt aufgenommen.

In der Zwischenzeit hat sich der Schweizer Verleiher wieder bei mir gemeldet und mir angeboten, für die Pressemappe zum Film ein kleines Glossar zu verfassen, das auf die Folgen einer Verwechslung der beiden Symptome hinweisen soll.

Untenstehend das nun der Pressemappe beigefügte Glossar, das ich in Koordination mit der Klinefelter-Selbsthilfe Schweiz und Deutschland verfasst habe:


"XXY": Medizinisch problematischer Filmtitel

Die Protagonistin im Film XXY wurde mit dem Adrenogenitalen Syndrom (AGS) geboren und nicht, wie der Filmtitel fälschlicherweise suggeriert, mit dem Klinefelter Syndrom.

Klinefelter Syndrom (XXY)
Bei Klinefelter kommt unter anderem der Chromosomensatz XXY vor. Kinder mit Klinefelter werden als Knaben geboren, sind jedoch aufgrund einer reduzierten Testosteronproduktion nicht zeugungsfähig. In der Pubertät wird der bestehende Hormonmangel durch die Gabe von Hormonpräparaten ausgeglichen. Bei Menschen mit Klinefelter liegen normale männliche Genitalien vor. Es werden somit keine genitalen Zwangsoperationen durchgeführt.

Adrenogenitales Syndrom (AGS)
Menschen mit AGS haben einen weiblichen Chromosomensatz (XX), Eierstöcke und Gebärmutter. Das äussere Genital vermännlicht jedoch bereits im Mutterleib aufgrund einer Überproduktion von Testosteron in der Nebennierenrinde. Kinder mit AGS werden in der Regel leider immer noch massiv an ihrem Genital zwangsoperiert, was auch im Film "XXY" thematisiert wird.

Diese beiden real existierenden Diagnosen unterscheiden sich also gravierend. Bei Klinefelter kann definitionsgemäss nicht einmal von Intersexualität gesprochen werden. Eine Verwechslung kann sich für Betroffene fatal auswirken: werdende Eltern eines 'XXY'-Kindes könnten den Eindruck gewinnen, dass ihr Kind die im Film dargestellten Syndrome entwickeln wird, was zu Verunsicherung und schwerwiegenden Fehlentscheidungen führen könnte.

Weitere Informationen:
http://zwischengeschlecht.info
http://klinefelter.ch
Daniela Truffer (kontakt_at_intersex.ch)

Betroffene und ihre Organisationen appellieren an die Medien, ihre Verantwortung wahrzunehmen und auf obige Fakten hinzuweisen.


Und – wie schon im ursprünglichen Post nachgetragen: Auf der Xenix-Homepage steht nun erfreulicherweise auch nicht mehr der fragwürdige Satz:

Alex ist fünfzehn – und aufgrund des seltenen Chromosomensatzes XXY ist sie beides: Junge und Mädchen.

Dieser wurde abgeändert zu:

Alex ist fünfzehn – und trägt ein grosses Geheimnis in sich.
Aufgrund einer seltenen Laune der Natur ist sie beides: Junge und Mädchen.

Ein herzliches Dankeschön dem Schweizer Verleih Xenix!

Bleibt zu hoffen, dass der auch angeschriebene Deutsche Verleih ebenfalls einsichtig reagiert ...

Nachtrag: Kool Film hat inzwischen ebenfalls den geänderte Werbetext übernommen, und sogar noch einen Link auf die Selbsthilfegruppe zwischengeschlecht.org. Dazu gibt es eine weitere Seite "Background", welche die Unterschiede zwischen AGS und dem Klinefelter Syndrom erklärt, inkl. Links auf (mehrheitlich) "intersexuelle" Selbsthilfegruppen.

Dafür ebenfalls schon mal herzlichen Dank an den Deutschen Verleiher Kool Film!


XXY auf zwischengeschlecht.info:      

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen

Berichte zum Deutschlandstart von "XXY"

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell

Tuesday, February 5 2008

Wegen Zwitter-Prozess: Druck auf Ärzte wächst

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pünktlich zur Fortführung im "Zwitterprozess" am 6.2. gegen den Chirurgen, der Christiane Völling verstümmelte, erscheint im schweizer Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2008 nebst einem Artikel zum Prozess ein Interview mit Karin Plattner, der Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Präsidentin der schweizerischen Eltern-Selbsthilfegruppe. Darin schildert sie, wie es Eltern und Kind nach der Geburt erging:

Nach drei Wochen sagten uns die Ärzte, von den Chromosomen her sei es ein Knabe, aus dem eher weiblichen Genitale könne man aber nie einen Buben machen. Darum sei eine Geschlechtsanpassung zum Mädchen angesagt.

Als erstes "entnahmen" die Mediziner "einen Monat nach Geburt die Geschlechtsdrüsen [...], die für die Hormonproduktion im Körper verantwortlich sind, weil es hiess, sie sei entartungsgefährdet". Ausser in Ausnahmefällen zwar nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit als z.B. Prostata und Brüste bei normalen Männern und Frauen auch. Bloss kriegen das Eltern und Betroffene von Chirurgen nach gängiger Praxis nie gesagt.

das Verrückte war, dass uns die Ärzte lieb zuredeten, das sei operativ kein Problem, man könne da gut ein Mädchen daraus machen, und mit der entsprechenden Erziehung werde alles gut.

So schon mal halb weichgeklopft, sollen die Eltern als nächstes der Zwangszuweisung zustimmen. Doch für einmal kam es anders:

Kurz danach sagte man uns, bald folge der nächste Eingriff am Genitale, um ein richtiges Mädchen aus dem Kind zu machen. Da begann ich Fragen zu stellen. Was heisst das? Gibt es vergleichbare Fälle?

Als ich herausfand, dass es nach der Operation des äusseren Genitales vielleicht nie Gefühle oder Lust empfinden kann, sagte ich, ja hallo, das geht zu weit. Wenn alles nur eine kosmetische Sache ist, kann ich nicht dahinter stehen. Dann soll mein Kind bleiben, wie es ist. Medizinisch ist das in unserem Fall absolut problemlos. Und später kann es selber entscheiden, ob es eine Geschlechtsanpassung machen lassen will oder nicht. [...] Hauptsache, sie fühlt sich wohl!

Auch heute noch haben neugeborene Zwischengeschlechtliche meist weit weniger Glück, sprich werden nach wie vor möglichst rasch dem "gesamten Programm" unterzogen. Und wenn jemals, wie z.B. jetzt vor dem 2. Prozesstag in Köln, in der Öffentlichkeit die Kritik an Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen an Zwischengeschlechtlichen etwas lauter wird, beeilen sich die Mediziner zu versichern, mittlerweile sei das "alles ganz anders", diese grausligen Praktiken längst Vergangenheit. Heute würden die Mediziner nämlich ausnahmsweise auch mal 5 gerade bzw. ein uneindeutiges Genital unoperiert stehen lassen.

Noch ist man von der Anerkennung eines «dritten Geschlechts» weit entfernt. Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen, wenn es sich medizinisch vertreten lässt». Das Magazin 36/2007

Sprich gerade mal dann und nur dann, wenn ausserdem die Elten sich absolut quer und noch dazu auf den Kopf stellen. Und sonst nicht. Menschenrechte? Auch für solche? Wäre ja gelacht!

Kinderpsychiater Dieter Bürgin: «Ein intersexuelles Kind erschreckt uns, weil es unser Weltbild in Frage stellt. Darum besteht das Bedürfnis, möglichst bald eine klare Situation zu schaffen.» Komme hinzu, dass Kinderärzte entsprechende Operationen «als chirurgische Herausforderung sehen».

Eine "Herausforderung", der offensichtlich noch so mancher Mediziner nur allzugern erliegt (sofern es sich nicht um sein eigenes Genital handelt, versteht sich). Immerhin, während Mediziner Schwöbel in der "Rundschau" noch fromm von der "Naturgewolltheit" der Zwangszuweisungen phantasierte, beginnt er mittlerweile verdächtig zurückhaltend zu formulieren -- auffallend eifrig drauf bedacht, den Schwarzen Peter sogleich weiterzureichen:

Marcus Schwöbel, Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik Luzern, der bei rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen beteiligt war, bestätigt dies. «Die Herausforderung ist aber nicht der chirurgische Akt an sich, sondern der Anspruch, für das Kind und seine Eltern den bestmöglichen Weg zu finden.» Es seien meist die Eltern, die dringend wünschten, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen, er dränge niemals dazu.

Als ob Eltern generell befugt wären, ihren Kindern nach Belieben Körperteile ab- oder umschneiden zu lassen. "Hallo, Herr Doktor, ich hätte eigentlich lieber ein Kind ohne Arme und Stimmbänder!" -- "Kein Problem, erledigen wir sofort! Endlich mal wieder eine Herausforderung!"

Immerhin, den Pfusch an Christiane Völling finden auch Schweizer Mediziner krass:

Primus Mullis, Professor für Endokrinologie am Inselspital Bern begrüsst den Prozess in Köln: «Es ist eine Katastrophe, was diesem Menschen angetan wurde».

Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustüre. Hauptsache, der Fall ist nur ein Einzelfall und es geht nicht ums Prinzip.

Dabei liegt die Menschrechtswidrigkeit der Zwangsoperationen klar auf der Hand und wird kaum zufällig von RechtsprofessorInnen und EthikerInnen seit Jahr und Tag immer wieder betont. Auch in der Schweiz. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, einmal mehr:

«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig.»

Der Abschaffung dieser menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen könnte nun Christiane Völlings Prozess endlich zum Durchbruch verhelfen. Besonders Chirurgen mit 50, 100, oder gar 200 oder noch mehr Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen auf ihrem Gewissen dürften sich im Geist die Rechnung schon mal gemacht haben, was sie ihre gesammelten Sünden in Franken und Euro vor Gericht so etwa kosten könnten ...

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Nämlich, wie Schwöbel schon in der "Rundschau" verriet, dann müsste er sich in Zukunft zwei mal überlegen, ob eine solche Operation an einem Kind auch wirklich 30 Jahre lang "wasserdicht" sei. D.h. bis die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Auf gut Deutsch: Erst, wenn die Mediziner damit rechnen müssen, dafür gerichtlich belangt und verurteilt zu werden, werden sie keine Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen mehr durchführen. Vorher nicht. Dass die Verstümmelten meist ein Leben lang an den Zwangseingriffen leiden, kümmert sie in der Regel offensichtlich nicht -- oder zumindest zu wenig. In diesem Zusammenhang weiter auffällig, dass bei Zwangsoperationen die im Medizinerbetrieb sonst üblichen Nachuntersuchungen inkl. Erfassung der Sterblichkeit 5, 10, 20 Jahre usw. nach dem Eingriff traditionell ausbleiben. Anders wäre die "eklatant hohe" Behandlungsunzufriedenheit der Zwangsoperierten schon längst publik geworden.

Aktuell gibt es ein einziges Land auf der ganzen Welt, in dem Zwangoperationen für Zwischengeschlechtliche endgültig der Vergangenheit angehören. In Kolumbien beschloss 1998 das oberste Gericht, Zwangszuweisungen seien strafrechtlich zu verfolgen, mit dem Ziel, "Eltern zu zwingen, die Interessen ihrer Kinder über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen" (zit. n. Milton Diamond, unveröff. Manuskr., Forum 30.1.08).

Umso wichtiger wäre es, dass der Kölner Richter standhaft bleibt und dem Drängen der Mediziner-Lobby hinter den Kulissen nicht nachgibt. Auch wenn zu befürchten ist, dass er vor den Implikationen einer Verurteilung zurückschreckt und deshalb die Menschenrechte aller Zwangsoperierten auch der Zukunft einmal mehr mit Füssen tritt. Und so aus letztlich finanziellen Gründen ein kolossales Unrecht weiterbestehen lässt, das allein in Deutschland täglich ein weiteres Opfer fordert.

nachtrag:
--> Das ganze Interview jetzt online
--> "Intersexueller [sic!] klagt seinen ehemaligen Arzt an"

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Monday, February 4 2008

Neuer Artikel über Christiane und den Prozess ...

... in TERZ, der autonomen Stattzeitung für Politik und Kultur in Düsseldorf:

http://www.terz.org/texte/texte_0802/intersexualitaet.html

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Danke!

Tuesday, January 15 2008

Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

sie können das instrumentalisieren von zwischengeschlechtlichen einfach nicht lassen: statt (endlich!) die konsequenzen aus der begründeten kritik zu ziehen, versuchts das "wikipedia portal transgender & intersexualität" unbeirrt einmal mehr nach dem motto "alter wein in neuen schläuchen".

der jüngste trick: die portalnamensdiskussion wird (nunmehr zum 3. mal!) einfach wieder von null auf neu lanciert mit 14 "offiziellen" vorschlägen, ohne auch nur einen einsamen link auf die vorangegangene diskussion und kritik! "aussenstehende" zweiter klasse wie etwa zwischengeschlechtliche haben sich mit ev. weiteren vorschlägen am "katzentisch" abseits bzw. unten einzureihen.

von den 14 "neuen" vorschlägen instrumentalisieren -- überraschung! -- insgesamt 8, d.h. mehr als die hälfte, zwischengeschlechtliche menschen wie gehabt. zieht mensch zusätzlich in betracht, dass das stichwort "intergender" den portalbetreibern wohl in erster linie als feigenblatt dienen soll, einmal mehr unverändert die gleiche instrumentalisierungsschiene zu fahren, sind's sogar 9. (drei mal dürft ihr raten, unter welcher kathegorie die von den portalbetreibern bisher favorisierten zu suchen sind? na? richtig.)

dies (und -- überraschung! -- auch alle einschlägigen wikipedia-einträge zum "themenkomplex intersexualität", an denen die portalbetreiberInnen -- überraschung! -- ebenfalls mitbeteiligt sind) zeigen einmal mehr deutlich ihren homosexismus & transsexismus, d.h. ihre fixiertheit auf eine (ausschliesslich) homosexuelle & trans* perspektive unter gleichzeitiger ausblendung/negierung/verleugnung/instrumentalisierung z.b. eines zwischengeschlechtlichen standpunkts.

sämtliche stellungnahmen zwischengeschlechtlicher zu diesem vorgehen sind eindeutig, werden von den portalbetreibern jedoch geflissentlich ignoriert, verspottet oder mit persönlichen angriffen/diffamierungen bedacht.

läuft die diskussion nicht in die vom portal-zk gewünschte richtung, wird sie flugs einfach wieder von neuem bei null begonnen, nunmehr zum 3. mal in folge. wird die kritik an der instrumentalisierung darauf gezwungenermassen erneut angebracht, folgt mit 100%iger gewissheit einmal mehr das "logische" totschlag-argument: IHR wiederholt euch dauernd und stört dadurch UNSERE friedliche diskussion.

soviel zum angeblichen "Anspruch wissenschaftlich vorzugehen", "NPOV"  & "Themen möglichst objektiv [...] behandeln" ...


ich nenne das: homo- & transsexismus.

--> Wiki-Diskussion bei Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

--> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: soeben konnten sie's mal wieder nicht lassen und haben erneut einen diskussionsbeitrag von zwischengeschlecht auf der wiki-diskussionsseite gelöscht (nachtrag: zum 5.  6.  7. mal): http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portal_Diskussion:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t&diff=41239135&oldid=41236626

nachtrag: immerhin wurde als reaktion auf diesen post und die diskussion in den kommentaren der anderen betreffenden posts hier (eins / zwei) am 15./16.01.08 der wikipedia-eintrag "drittes geschlecht" von fg68at umfassend überarbeitet und dabei  mehrere kritisierte punkte weitgehend korrigiert. danke!

nachtrag: am 18.10.08 durften wir eine erste korrektur im eintrag "drittes geschlecht" vornehmen. harzte zunächst leicht, klappte dann aber doch. danke!

nachtrag: am 21.01.08 wurde das "Portal Transgender & Intersexualität" umbenannt in "Portal Geschlecht und (Geschlechts-)identität". gratulation & danke!!!

Siehe auch: Nachtrag April '08: Schiebung! Wie die dgti den "Intersex"-Eintrag auf Wikipedia manipuliert & verfälscht

Friday, January 11 2008

Wikipedia vs. Zwitter

selbsterklärender disclaimer: ich bin ein "normaler" XY, meine freundin nella ist der zwitter*). ich habe von "intersexualität" überhaupt erst durch sie erfahren und war gelinde gesagt etwas geschockt, obwohl ich mich schon länger z.b. mit polizeigewalt und zensur auseinandersetze, und möchte deshalb zwischengeschlechtliche anliegen und ihre durchsetzung möglichst unterstützen.

*) umstritten!!! massgeblichen wikipedia-definitionsmacht-strategen zufolge wohl allerhöchstens ein alibizwitter!! wikipedia schreibt zwingend vor: zwangsoperierte pseudohermaphroditen dürfen sich nicht zwitter nennen!!!!! (und hermaphroditen sich nicht intersexuell!!!!!) jedoch müssen sich alle vorgenannten widerspruchlos und nach belieben mit "transgender" usw. jederzeit willig im selben topf verbraten lassen (wobei von anfang an nie auch nur der allergeringste zweifel offen bleibt, welcher stellenwert ihnen dabei jeweils zwangszugeordnet wird: so sicher wie das amen in der kirche -- auschliesslich, immer und stets -- das schlusslicht).

siehe z.b:

In einigen Definitionen werden pauschal alle intersexuellen Menschen, also Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht eindeutig ist, unter Transgender subsumiert. Andere Definitionen betrachten nur diejenigen Intersexuellen als Transgender, die ihre Geschlechtzuweisung in irgendeiner Form als problematisch empfinden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender#Intersexuelle
so nebenbei: zwangsgeschlechtzuweisungen im kindesalter sind prinzipiell problematisch. doch wozu sich lange mit solchem pseudozwitterzeugs aufhalten ... [nachtrag: da bekanntlich praktisch alle zwischengeschlechtlichen ihre zwangszuweisung gelinde gesagt "in irgend einer Form als problematisch" auffassen, gehören somit nach wiki-instrumentalisierungs-"logik" auch nach der 2. definition automatisch alle nicht zum zwischengeschlecht sondern zu "transgender". ganz schön clever ...]

Die Individuen selbst werden als Hermaphroditen oder Zwitter bezeichnet. Bei (meist unvollständig) doppelgeschlechtlichen Individuen von Arten, bei denen die Getrenntgeschlechtlichkeit der Regelfall ist, spricht man dagegen von Pseudohermaphroditismus oder Intersexualität, wobei letzterer Begriff heute vornehmlich beim Menschen verwendet wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermaphroditismus

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Bezeichnung Drittes Geschlecht geläufig für Menschen, die von heteronormativen Regeln abwichen. Darunter wurden also jene Menschen gefasst, welche heute als Schwule und Lesben, Transgender und/oder Intersexuelle bezeichnet werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Geschlecht
nachtrag: eine detaillierte kritik zum eintrag siehe hier (ab "Die Wikipedia kann nicht _nur _ euren Standpunkt einnehmen [...]). am 16.1.08 wurde der eintrag darauf von fg68at überarbeitet/ergänzt. dabei wurden einige der angesprochenen mängel behoben, jedoch leider nicht der oben zitierte.

und, wer hätte das gedacht, na so ein zufall: auch auf wikipedia der obligate logo-klau.
zwittersymbol = für transgender ja, aber nicht für "intersexuelle"
, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:A_intergender_and_transgender_symbol_bg-color-FFEEDD.svg
[nachtrag: am 12.1. umbenannt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Another_hermaphrodite_symbol_bg-color-FFEEDD.svg
danke!]

nicht dass kritik an wikipedia durch zwischengeschlechtlichen auf diesem blog erfunden worden wäre, siehe zum beispiel der fast ein jahr alte thread im forum des netzwerks zum 'heissgeliebten' stichwort dsd: http://www.netzwerk-is.uk-sh.de/forumIS/viewtopic.php?p=722&sid=6bdd1dd1db7d1b84d08af18534ccbe6c
fazit: du wolle was wisse über dsd, du gucke besser dort -- auf wiki auch heute noch nix.

siehe ebenfalls die aktuelle, unpolemische, detaillierte kritik im genderfreeblog mit spannenden schlussfolgerungen -- und wie ein gewisser wiki-"transgender"-portalbetreuer darauf reagiert (kommentar 10. Jan, 06:00):
http://gfn.twoday.net/stories/4573127/

nachtrag: siehe auch die kritik zu wikipedia auf dem lichterkoenigin-blog:
http://lichterkoenigin.twoday.net/stories/4608189/
http://lichterkoenigin.twoday.net/stories/4609087/
http://lichterkoenigin.twoday.net/stories/4601938/

bezeichnenderweise sind die für zwischengeschlechtliche verletzenden vermischungen auf denjenigen wiki-seiten am schlimmsten, die fest im griff der wikipedia-"transgender"-lobby sind (vergleiche als kontrast den biologie-eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Hermaphroditismus, der nach dem erwähnten tiefpunkt zufälligerweise gleich ganz zu beginn in der einleitung -- ein schelm, der schlechtes dabei denkt --, meiner meinung nach ansonsten wesentlich seriöser daherkommt.)

"von selbst" wird sich an den himmelschreienden zuständen auf den wiki-"intersex"-seiten wohl nie was ändern -- auch hier gilt die eiserne mediziner-regel: (definitions-)macht niemals freiwillig abgegeben -- und schon gar nicht an betroffene.

leider beteiligen sich kaum zwischengeschlechtliche an den artikeln und auf den diskussionsseiten der problematischen einträge. kontinuierliches lobbying könnte (wie an anderen orten auch) mittelfristig bestimmt einiges bewirken. obwohl irgendwo auch einleuchtend ist, warum zwischengeschlechtliche sich stattdessen mit vorliebe in geschlossenen foren aufhalten -- ziemlich unerträglich, wie sie (nicht nur) auf wikipedia nach der immer gleichen leier als "nur einige wenige", "nur pseudo-hermaphroditen", "nur ein vereinchen" usw. einmal mehr einfach beiseite geschoben werden. typische beispiele gefällig? bitte sehr:

im verlauf der "diskussion" wurde nella u.a. einmal mehr vorgeworfen, sie dürfe sich nicht zwitter nennen, denn "intersexuelle" seien keine zwitter, "sondern [...] „nur“ Pseudohermaphroditen bzw. Scheinzwitter"
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal_Diskussion:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t#Portalname:_mit_.22Intersexualit.C3.A4t.22

das anliegen des vereins intersexuelle menschen e.v., transgender und "intersexualität" bitte nicht zu ungunsten der zwischengeschlechtlichen zu vermischen, wurde hämisch damit abgetan, es handle sich dabei lediglich um die ansichten einer „Bewegung einiger  intersexueller Menschen“ (hervorhebung im original. gehts hingegen jeweils um transgender oder lgbt, wird bezeichnenderweise nie in dieser oder einer ähnlichen form relativiert. zufälle am laufenden band sozusagen.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal_Diskussion:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t#Bitte_ohne_.22intersexuell.22_und_auch_ohne_.22drittes_Geschlecht.22

konsequenterweise wird der verein intersexuelle menschen e.v. in der folge durchgehend als "irgendein Vereinchen" verspottet, kein einziges mal wird er korrekt benannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal_Diskussion:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t#Bitte_ohne_.22intersexuell.22_und_auch_ohne_.22drittes_Geschlecht.22

und soeben wurde mal wieder ein diskussionsbeitrag von nella und mir vom immer gleichen  wikipedia-"transgender"-portalbetreuer nicht nur verschoben und editiert, sondern gleich gelöscht (!!) -- wie üblich ohne die eingriffe zu kennzeichen (!!!). und das beste: diese art von umgang mit unliebsamer kritik wird von sämtlichen betreibern des portals stillschweigend oder gar explizit mitgetragen ...

schade! bis vor kurzem hatte ich ein überwiegend positives verhältnis zu wikipedia, doch nach diesen vorfällen habe ich meine de.wiki-toolbar bis auf weiteres gelöscht.

ok, nicht alle einträge auf wikipedia sind so krass wie oben zitierten zu "intersex", und wohl auch nicht alle beteiligten derart uneinsichtig und hoffnungslos 'definitionsmachtgeil eingestellt und sonst gar nichts'. und wer weiss, vielleicht ändert sich an diesem untragbaren verhalten/zustand irgendwann sogar mal was grundlegendes. ich möchte die hoffnung noch nicht ganz begraben, doch vorerst ist's, wie's ist:

wikipedia ist inkompetent und reformunfähig. wikipedia diskriminiert und zensiert. wikipedia trampelt auf betroffenen herum und macht sich über sie lustig. danke, wikipedia. sehr lustig. hahaha.

ps: ich kann das mangels konkreter beispiele nicht aus erster hand beurteilen, aber es gibt zwischengeschlechtliche, die schreiben, ausschlüsse (und anscheinend auch löschungen) auf IS-foren seien im fall auch nicht immer über alle zweifel erhaben ... wo das zutrifft: finde ich ebensowenig korrekt.

 
--> Und nun lasst uns alle unsere Hausaufgaben machen ... :-o


--> Wiki-Diskussion bei Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

 
fortsetzung: --> Homo- und Transsexismus bei Wikipedia, reloaded

Nachtrag April '08: Schiebung! Wie die dgti den "Intersex"-Eintrag auf Wikipedia manipuliert & verfälscht

(wo nicht anders vermerkt, alle links stand 10.01.08)


Tuesday, January 8 2008

Transinter ... galaktisch?



Foto: Tele Züri

Frau Arma Laurani, äh, Laura Armani versetzt mich immer wieder in Erstaunen. So ein 'zwittriges' Wesen ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Einmal so und dann wieder so! Im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu fassen ...

Drei Tage nach dem im Magazin erschienenen Artikel über ihr Leben sitzt die Gute dem Moderator Hugo Bigi in der Sendung Talktäglich auf Tele Züri, einem Schweizer Lokalsender, gegenüber. Bigi spricht einführend von einem Tabuthema, das in ähnlicher Form in der Sendung schon behandelt wurde, und meint damit - wen wundert's - den Auftritt von Nadia Brönimann, der bekanntesten Schweizer Transsexuellen (gemäss Leuten vom "Transensyndikat" Bigis Lieblingsthema).

"Ich bin als Hermaphroditin geboren" sagt Frau Armani zu Bigi, und zeitgleich wird "Laura Armani, Transsexuelle" eingeblendet. Huuuch! Bei dieser Synthese muss ja das Herz einer jeden Transsexuellen (von der Sorte, die auf diesem Blog schon gepostet haben) höher schlagen! Endlich! DIE Transsexuelle der Zukunft: man weiss nicht, ob sie ein Zwitter ist oder nur so tut. Das Vorbild aller "Frauen, die mit einem Penis geboren wurden"!

Wie in der Folge des Interviews zum Ausdruck kommt, scheint Frau Armani immer wieder mal massgebliche Details ihrer Geschichte zu verändern (die beispielsweise dazu dienen würden festzustellen, ob sie nun eine Transsexuelle, sprich als 'normaler' Mann geboren, oder wirklich eine Intersexuelle ist). Nachdem ein Foto eingeblendet wird, auf dem Laura Armani (noch in der Männerrolle) mit zwei Kindern zu sehen ist, entspinnt sich nämlich folgender Dialog:

Bigi: "Das ist, da sind zwei Kinder. Sind das deine Kinder?"
Armani: "Ja, also, äh, von meinem Herzen her sind es meine und ich habe sie sehr, sehr gerne."
Bigi: "Ja, aber es sind die Kinder deiner Exfrau."
Armani: "Ja, sie sind von meiner Exfrau, richtig, sie sind von meiner Exfrau, ihre leiblichen Kinder. (...) Ich habe sie einfach mit der Erziehung unterstützt. (...) Auch wenn es nicht, äh, man kann sich vorstellen, wieso sie nicht meine leiblichen Kinder sein können."
Bigi: "Das hast du vorher erklärt."
Armani: "Ja, mit den Hoden, die im Bauch sind, aber es sind trotzdem meine Kinder.

Wie bitte? Im Magazin sprach Frau Armani nämlich noch von den gemeinsamen Kindern mit ihrer damaligen Ehefrau: "Sie schafften es, zwei Kinder zu zeugen, die einzige Lösung waren artifizielle Hilfsmittel, und die Familie im weit entfernten Basel war zufrieden." Was mich schon damals stutzig gemacht hat, sind doch Zwitter unfruchtbar (was Frau Armani als Ärztin doch wissen müsste).

Sehr, sehr eigenartig. Aber das ist offenbar kein Problem, denn weder scheint es den Verfasser des Magazin-Artikels zu stören, noch hat Herr Bigi Frau Armani gefragt, warum sie denn im Magazin noch zeugungsfähig war. Wahrscheinlich hat er das Magazin nicht einmal gelesen oder einfach nicht begriffen, um was es geht, was ja irgendwie verständlich ist bei dem Durcheinander, das die gute Frau Armani da veranstaltet. Glaubwürdiger wird diese Story dadurch sicher nicht. Aber das interessiert die Medien heutzutage eh nicht.

To be continued ...

(Nella 'privat': Dass Frau Armani ihre Kinder - ob nun leibliche oder von Herzen - nicht mehr sehen darf, ist sehr traurig und tut mir leid. Für die Kinder ist es sicher auch sehr schwer, ihre zweite Mutter/ihren Papi nicht mehr zu haben.)

Friday, January 4 2008

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen



XXY, der erste Spielfilm der argentinischen Regisseurin Lucía Puenzo erzählt die Geschichte der fünfzehnjährigen Alex (dargestellt von der Schauspielerin Inés Efron), die anscheinend mit der Diagnose AGS geboren wurde (und nicht mit dem Klinefelter-Syndrom, wie der Filmtitel vermuten lässt und auch wir zuerst irrtümlich angenommen hatten, siehe unten Nachträge). Ihre Eltern haben sich bisher dem Druck zur geschlechtsangleichenden Operation nicht gebeugt. Alex verliebt sich ausgerechnet in den Sohn des Chirurgen, der sie operieren will. Der Film hat in Cannes einen Preis gewonnen und ist in Frankreich, Italien und Spanien bereits letztes Jahr angelaufen. Am 9. Januar 2008 läuft er in der französischsprachigen Schweiz an, am 20. März 2008 (neu: 31. Juli) in der deutschsprachigen Schweiz und am 10. Juli 2008 in Deutschland, wo er schon im November 2007 in Münster am Queerstreifen-Festival lief und im Juni 2008 zudem am Filmfest München zu sehen sein wird.

Wir sind schon mal gespannt auf den Film. Bleibt zu hoffen, dass das Thema "Intersexualität" und die damit verbundenen Anliegen durch diesen Film im öffentlichen Bewusstsein an Bedeutung gewinnen, bzw. dass wir nicht stattdessen dauernd wieder nur Dinge lesen müssen wie "[die Regisseurin] nimmt es dabei aber zum Glück medizinisch nicht allzu genau": "Es geht um Gender"

Trailer mit deutschen Untertiteln

Filmkritiken von SchülerInnen

Homepage der Regisseurin

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell

Nella & Seelenlos


Nachträge: Wie eingangs ergänzt, fielen auch wir prompt auf den irreführenden Titel herein und gingen zunächst davon aus, der Film handle von einem Menschen mit dem Chromosomensatz XXY (Klinefelter Syndrom). Deshalb zuerst unser Erstaunen, da Menschen mit Klinefelter in der Regel als Jungen erzogen werden, sprich Operationen sind kaum ein Thema, im Gegensatz zu den im Film ebenfalls angesprochenen Hormonverschreibungen.

Beim Klinefelter-Syndrom handelt es sich gemäss medizinischer Definition nicht um eine Form der Intersexualität, "da keine Diskrepanz zwischen dem Erscheinungsbild der Genitalien und dem (männlichen) Chromosomensatz besteht", siehe http://www.intersex-forschung.de/glossar.html. (Obwohl ich persönlich mehrere Menschen mit Klinefelter kenne, die sich selbst sehr wohl als intersexuell verstehen.)

Des Rätsels Lösung:

Auf der Homepage der Regisseurin steht im spanischen und französischen Teil (nicht aber im englischen) der offensichtlich erst nachträglich angebrachte Hinweis, Alex' Diagnose sei AGS. (Danke an skywalker für den Hinweis.) Wie eine Internet-Recherche xxy+puenzo+klinefelter zeigt, ein Irrtum, dem noch einige andere mehr ebenfalls aufsitzen ...

Prompt wurde die Titelwahl bereits von der italienischen Klinefelter-SHG Unione Italiana Sindrome di Klinefelter (Unitask) in einer Stellungnahme als irreführend kritisiert, auch wenn Unitask generell die Botschaft des Filmes gutheisst (Teil-Übersetzung aus dem Italienischen):

UNITASK teilt die Botschaft des Films, der sich gegen jegliche Form von sexueller Diskriminierung oder Vorurteile wendet. Obwohl das wissenschaftliche Komitee hervorhebt, dass Puenzo mit grosser Sensibilität die Probleme beschreibt, die für einen Hermaphroditen und dessen Familien entstehen können, ist das wissenschaftliche Komitee der Ansicht, dass der Titel "XXY, Männer, Frauen oder beides?" total irreführend sei und eine schwerwiegende Verzerrung der medizinischen Realität von Klinefelter-Menschen darstelle, in dem der Film einen Kausalzusammenhang zwischen zwei Syndromen herstellt, der auf der biologischen Ebene absolut nicht existiert und auf der psychologischen Ebene für Patienten, ihre Familien und vor allem die Jugendlichen und Schwangeren mit Pränataldiagnose XXY sehr gefährlich ist.

Die obigen kurzen wissenschaftlichen Betrachtungen erlauben es, die komplette Widersprüchlichkeit dessen aufzuzeigen, die durch den Film suggeriert wird. Umso schlimmer und schädigender für die Würde und die Charakterisierung einer Person mit Klinefelter, zumal die Regisseurin sich in den Interviews auf eine medizinisch-wissenschaftliche Dokumentation bezieht, die besagt, dass "Intersexualität (worunter das Klinefelter-Syndrom bekannt ist) eine mutmassliche genetische Anomalie ist, bei der männliche Gene (XY) und weibliche Gene (XX) sich verbinden, was dazu führt, dass es zu einer gleichzeitigen Bildung von männlichen und weiblichen äusseren Geschlechtsorganen bei derselben Person kommt ...".

Offenbar hat die Regisseurin trotz guter Absichten zum Teil ihre Hausaufgaben nicht oder nur mangelhaft gemacht. Auch auf deutschsprachigen IS-Foren heissts:

Wie im anderen Forum schon gesagt, ist der Titel missverständlich. Er versucht wohl auf provokante Weise die Symbole XX=Frau/XY=Mann zu verbinden und meint nicht das Klinefeltersyndrom. (claudia auf dem xy-forum)

Es wäre daher wünschenswert, dass die deutschsprachigen Vertriebe des Films in ihrer Pressearbeit zum Filmstart auf diese Diskrepanzen hinweisen bzw. sie richtig stellen, damit Betroffene keinen Schaden erleiden und die offenbar an sich positive Botschaft des Films wirklich zum Tragen kommt.

Bisher siehts damit jedoch mau aus. Auf der Website des deutsch-CH-Vertriebs trotz Hinweis etwa heisst's nach wie vor (Stand 10.1.08):

Alex ist fünfzehn – und aufgrund des seltenen Chromosomensatzes XXY ist sie beides: Junge und Mädchen.

Aua. Höchste Zeit, dass die Verleiher und Medien allerorts ihre Verantwortung wahrnehmen. Bevor einmal mehr Betroffene leiden müssen -- für einen Werbegag. Bitte nicht. Marketing auf Kosten Betroffener liegt nicht drin. Auch wenn der Film selber gute Intentionen und Anliegen hat. Noch ist es nicht zu spät.

Nachtrag: Wir haben unterdessen die Verleiher in der Deutschschweiz und in D angeschrieben (siehe Kommentare unten). Die Zuständigen sind aber aktuell unterwegs oder waren in den Ferien und hatten noch keine Zeit ... Ebenso deutschsprachige Klinenfelter-Syndrom- und AGS-Selbsthilfegruppen. Die Deutsche Klinefelter-Syndrom Vereinigung e.V. hat sich bereits mit dem deutschen Verleiher in Verbindung gesetzt, wie der 1. Vorsitzende in einer E-Mail vom 20.1.2008 schreibt. Auch der Verein Klinefelter-Syndrom Schweiz hat sich des Problems angenommen: http://www.klinefelter.ch/aktuell_.html. Desgleichen die österreichische SHG: http://klinefelter.at/aktuell.htm. Wir beiben in Kontakt.


XXY auf zwischengeschlecht.info:
      

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst

Berichte zum Deutschlandstart von "XXY"

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell



Nachtrag 10.2.08: Der CH-Verleih Xenix-Film hat inzwischen reagiert und den oben zitierten fragwürdigen Text auf der Homepage abgeändert zu:

Alex ist fünfzehn – und trägt ein grosses Geheimnis in sich.
Aufgrund einer seltenen Laune der Natur ist sie beides: Junge und Mädchen.

Zudem erstellten wir in Koordination mit den Klinefelter-SHGs ein Glossar, das die Diskrepanzen des Filmtitels erläutert und richtig stellt, dieses ist nun Bestandteil der Pressemappe (mehr dazu im Update hier). Danke!

Nachtrag 29.2.08: Nachdem der CH-Filmstart in der Zwischenzeit auf den 10. April 2008 verschoben wurde, ist er nun erneut verschoben worden, und zwar auf den 31. Juli 2008.

--> Fortsetzung ...


Wednesday, January 2 2008

Rundschau: Unsichtbarmachung von Zwischengeschlechtlichen wie gehabt

Die Zwitter Medien Offensive™ wird trotzdem siegen!

Video angucken: Beitrag "Weder Mann noch Frau"


Der Beitrag der Schweizer Rundschau vom 19. Dezember 2007 über das Thema "Intersexualität" zeichnet sich durch eine Berichterstattung aus, die ohne reisserische Elemente über "Intersexualität" informiert. Durch den Einbezug der Perspektive nicht nur von Zwischengeschlechtlichen, sondern auch von Eltern mit einem "intersexuellen" Kind sowie Medizinern und Juristinnen wurde der gesellschaftlichen und insbesondere der ethischen Relevanz der Thematik Rechnung getragen.

Dennoch trägt dieser Beitrag letztendlich einmal mehr zur Unsichtbarmachung von uns Zwischengeschlechtlichen bei, da das zentrale Element, nämlich Hinweise auf die Selbsthilfegruppen und Organisationen der Betroffenen,  (bewusst?) ausgeklammert wurden. Obwohl die Journalistin mir mündlich versprochen hatte, dass dies wichtiger Bestandteil des Beitrags sein werde.

Konkret:

Trotz mündlicher Vereinbarung mit der Rundschau wurde keinerlei Hinweis (weder gesprochen noch als Aufnahme) auf meine seit Jahren bestehende Internetpräsenz und Anlaufstelle für intersexuelle Menschen in der Schweiz intersex.ch gemacht, was es interessierten Menschen ermöglicht hätte, sich zu informieren und in Kontakt zu treten.

Unerwähnt blieb auch die Tatsache, dass die im Beitrag auftretenden zwischengeschlechtlichen Menschen seit mehreren Jahren in Selbsthilfegruppen organisiert sind (xy-frauen.de, intersex.ch, intersex.at) und dass vor einigen Jahren als Dachverband der Verein Intersexuelle Menschen e.V. gegründet wurde, dem auch ich angehöre.

Es wurde zwar die Demonstration vom 12.12.2007 vor dem Landgericht Köln gefilmt. Dass ich die Demo im Namen des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. organisiert habe, wurde jedoch nicht erwähnt. (Auch "Planetopia" auf Sat1 verschwieg übrigens den Verein als Organisatorin der Demo. Immerhin steht auf der Homepage ein Link zur AGS-Selbsthilfegruppe - bezeichnenderweise an letzter Stelle nach der Hamburger Intersex-Forschergruppe und der Deutschen Gesellschaft für Transsexualität und äh Intersexualität DGTI e.V.)

Der Auslöser der ganzen Geschichte bzw. der Anlass für die Rundschau, überhaupt mit mir Kontakt aufzunehmen, war notabene eine Pressemitteilung, die ich im Namen der Selbsthilfegruppe intersex.ch und als Mitglied von Intersexuelle Menschen e.V. und XY-Frauen an die Medien versandt hatte.

Speziell hintergangen fühle ich mich durch die Tatsache, dass das Interesse an der Darstellung meiner Öffentlichkeitsarbeit und an den Selbsthilfegruppen durch wiederholte Aufnahmen davon während des Drehs suggeriert und durch Versprechungen bekräftigt wurde, letztendlich jedoch absolut nichts von diesem Material Bestandteil des Beitrages war. Dabei hatte ich meinerseits verschiedentlich Zugeständnisse gemacht und mich ihren Wünschen angepasst, z.B. Kindheitsfotos, Nennung meines vollen Namens.

(Auch meine Mitstreiterin Nadja outete sich lediglich mit vollem Namen, weil sie ebenfalls davon ausging, dass unsere Organisationen und Selbsthilfegruppen genannt werden, und fühlt sich deshalb auch hintergangen.)

Auch meine Bitte, diese Organisationen wenigstens nachträglich auf der Rundschau-Homepage zur Reportage zu erwähnen, wurde abschlägig beurteilt.

Ich frage mich, ob dieser "Lapsus" auch passiert wäre, wenn die Demo von der Schweizerischen Schwulenorganisation PINK CROSS, einer Gewerkschaft, Feministinnen oder der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft organisiert worden wäre ... aber eben ...

Saturday, December 22 2007

Teledoktor redet Klartext

Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Auf dem Hermaphroditforum entdeckt: Teledoktor Aart Gisolf erklärt anschaulich, was "Intersexualität" ist und gibt den Eltern vernünftige Tipps. Und das ist jetzt für einmal nicht ironisch gemeint. Der Beitrag ist streckenweise angestrengt didaktisch, aber die Botschaft (einziger Tiefpunkt: die "Fehlentwicklung") könnte sich so mancher Medizyner als Leitmotiv hinter die Ohren schreiben.


Sendung auf ARD Buffet vom 15.06.2007.

Hier auch als Text.

Thursday, December 20 2007

Pressespiegel 12.12.07

Bild: Die Linkszeitung

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Prozess und die Demo in Köln brachten eine noch nie dagewesene Resonanz in der Öffentlichkeit zum Thema genitale Zwangsoperationen an Zwittern. Bleibt zu hoffen, dass dies (nach dem Kampf von Michel Reiter um Anerkennung des Geschlechts "Zwitter" in München, der Ausstellung 101-intersex in Berlin und einigen Dok-Filmen aus D und A, z.B.  "Tintenfischlarm") lediglich der Anfang war ...

AUSGEWÄHLTE ARTIKEL PRINT / ONLINE:


Totaloperation ohne Einwilligung? Patientin verklagt Operateur

"Warum der Operateur Völlings Eierstöcke und Gebärmutter damals in 1977 in einer Kölner Klinik entfernte, anstatt die offensichtliche Fehldiagnose auf entartete Hoden in Frage zu stellen und Völling vom Fluch der irrtümlichen Zwangszuweisung zum männlichen Geschlecht zu befreien, ist unklar. Der Beklagte war beim Verhandlungstermin nicht anwesend. Laut seinem Anwalt kann er sich nicht mehr an den damaligen Vorgang erinnern, die Akte mit dem OP-Bericht ist verschwunden."

"Die fehlende Aufklärung und die folgerichtig ebenfalls fehlende schriftliche Einwilligung Völlings in die OP sind die zentralen Punkte der Klage, die Richter Reiprich nun beschäftigt, und die möglicherweise einen Präzendenzfall schafft."

"„Hier wurde ein Volljähriger ohne Wissen und ohne Aufklärung verstümmelt“, bringt er die Tatsachen auf den für die Gegenseite wunden Punkt, an dem es kein Vorbei gibt, und hebt den „entscheidenden Hinweis des Vorsitzenden Richters“ hervor, dass „schon die Verletzung der Aufklärungspflicht urteilsrelevant“ sei."

"Umso drängender fordern die Betroffenen, von denen einige am 12. Dezember vor dem Landgericht demonstrierten, dazu auf, mit der gängigen Praxis der zwanghaften, oft chirurgisch unterstützten Geschlechtszuweisung Schluss zu machen."

Die Linkszeitung, 16. Dezember 2007



Intersexuelle kämpft für Selbstbestimmung

"Für die Klägerin sowie für die schätzungsweise zwischen 80 000 und 100 000 in Deutschland lebenden Intersexuellen geht es jedoch darum, dass nicht andere, wie etwa Hebammen, Ärzte oder Eltern, die Entscheidung zwischen A und B fällen. Sondern dass Selbstbestimmtheit möglich wird, sofern es die gesundheitliche Situation zulässt; dass der Mensch selbst entscheidet, ob er Mann, Frau oder Zwitter sein möchte."

Der Westen, 12. Dezember 2007



Intersexualität - was heißt das?

"Nach Schätzungen leben in Deutschland bis zu 100000 Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit uneindeutigem Geschlecht oder abweichender Geschlechtsidentität. Mediziner und Selbsthilfegruppen sprechen von einem sehr komplexen Phänomen und einer Vielzahl von Varianten und Erscheinungsformen."

"Intersexualität hat nichts zu tun mit Transsexualität oder Transvestiten. Transsexuelle haben eindeutige Geschlechtsmerkmale, wollen aber ihr Geschlecht ändern. Transvestiten fühlen sich in der Kleidung des anderen Geschlechts wohl."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007



Prozess ohne Beispiel

"Viele medizinische Fehler. Rechtsanwalt Georg Groth sagte, der beklagte Chirurg sei nicht der alleinVerantwortliche für das Schicksal seiner Mandantin. Von Geburt an habe es eine Reihe von medizinischen Fehlern gegeben. „Aber der Beklagte ist ein wesentliches Glied in der Kette und hat das gefährliche OP-Besteck geführt“, betonte Groth. Wegen der Verjährungsfristen könne nur noch der Chirurg belangt werden, der den Eingriff im Jahr 1977 vorgenommen habe."

"Es müsse geklärt werden, ob die damals 18-Jährige ausreichend aufgeklärt und über Alternativen zur OPinformiert worden sei. Ihr sei „bewusst verschwiegen worden“, dass sie vom Chromosomensatz her eindeutig weiblich sei."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007

[Obige 2 Artikel basieren auf einer dpa-Pressemeldung, die in Dutzenden von Zeitungen abgedruckt wurde.]



Durch OP zum Mann gemacht: Krankenpflegerin verklagt Arzt

"Nach einem jahrelangen Leidensweg als Zwitter und einem unfreiwilligen Leben als Mann hat eine Krankenpflegerin einen Chirurgen in Köln verklagt. In dem bundesweit beispiellosen Fall verlangt die 48 Jahre alte Klägerin 100.000 Euro Schmerzensgeld, da der Arzt ihr vor 30 Jahren intakte Eierstöcke und Gebärmutter ohne vorherige Aufklärung entfernt habe. Das warf die Frau dem ehemaligen Mediziner einer Kölner Klinik zu Beginn des aufsehenerregenden Zivilprozesses vor dem Kölner Landgericht vor. Das Gericht sprach von einem besonders schwierigen und problematischen Fall."

n-tv, 12. Dezember 2007



Das verordnete Geschlecht  [ähm, eigentlich der Titel eines Dok-Films über Michel Reiter und Elisabeth Müller 2001]

"Sie wurde als Junge erzogen, und erst 17 Jahre später stellten die Ärzte fest, dass sie zwei X-Chromosomen hat, also weiblich ist. Trotzdem entnahm man ihr ein Jahr später Gebärmutter und Eierstöcke. Und man gab ihr Hormone, damit sie weiter zum Mann wurde."

"Selbsthilfegruppen sehen den Prozess nun als Präzedenzfall. Auch anderen wurde ein Geschlecht zugeteilt, das ihnen ein Leben lang fremd blieb."

Süddeutsche, 12. Dezember 2007



Ein Leben lang im falschen Körper

"Allerdings gibt es da noch einen Brief vom 5. Juni 1979, in dem der Chirurg sich an die Musterungsstelle der Bundeswehr wandte – mit der Bitte, Völling nicht einzuziehen, weil dieser "genotypisch weiblich ist". "Völling", so schrieb der Arzt damals weiter, "ist aber über das Ausmaß der Erkrankung noch nicht vollständig informiert worden". Die Diagnose solle dem Patienten deshalb "auf keinen Fall mitgeteilt werden"."

Wiener Zeitung, 12. Dezember 2007



Frau erwachte nach OP als Mann

"In einem Zivilprozess fordert eine 48-jährige Krankenpflegerin, die bei ihrer Geburt fälschlicherweise als Junge eingestuft wurde und auch so aufgewachsen war, von einem Chirurgen Schmerzensgeld in Höhe von 100 000 Euro. Der Mediziner hatte 1977 der damals 18-Jährigen Eierstöcke und Gebärmutter entfernt. Die Klägerin wirft ihm vor, sie nicht umfassend über die Folgen des Eingriffs und alternative Möglichkeiten aufgeklärt zu haben, wie Justizsprecher Dirk Esser mitteilte."

20minuten (Schweiz), 13. Dezember 2007

[Artikel basiert auf einer AP-Pressemeldung, die in mehreren Zeitungen abgedruckt wurde.]



FERNSEHEN / CLIPS:


"Weder Mann - noch Frau"
WDR, 12. Dezember 2007

"Zum Mann operiert"
Planetopia, Sat1, 16. Dezember 2007

"Das dritte Geschlecht: Intersexuelle klagen vor Gericht"
Rundschau, SF1, 19. Dezember 2007




RADIO:


WDR5 Leonardo




DIE ORIGINELLSTEN SCHLAGZEILEN:


Zwitter-Demo: „Schluss mit genitalen Zwangsoperationen“
Express

Kölner Prozess lenkt Blick auf Zwitter
Amerika Woche

Geschlecht: Fragezeichen
Focus

Zwitter-Prozess: Ärzte operierten mich gegen meinen Willen zum Mann
Bild



AUSLÄNDISCHE MEDIEN:


Spiegel-Bericht vom 19.11.2007 auf polnisch:
I Bóg stworzył trzecią płeć...
onet.pl [inzwischen offline] [Kopie hier]


Deutsche Welle Bericht vom 12.12.2007 auf englisch:
German Gender-Assignment Case Has Intersexuals Hopeful
Deutsche Welle


Bericht auf chinesisch:
德國雙性人打贏性別官司
chinesenewsnet.com



nella & seelenlos


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Tuesday, December 18 2007

Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia"

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Am Mittwoch, 19.12.2007 um 20:50 Uhr kommt in der Sendung "Rundschau" im Schweizer Fernsehen 1 ("Weder Mann noch Frau") (>>> Video: hier oder ins Bild klicken) eine ausführliche Reportage über den Prozess und die Demo am 12.12.2007 in Köln.

Nachtrag: Obwohl der Beitrag ohne reisserische Elemente und informativ daher kommt, wurde typischerweise jeder Hinweis auf Betroffenengruppen systematisch ausgeklammert, obwohl z.B. der Verein Intersexuelle Menschen e.V. die Demo organisiert hatte, und die Rundschau überhaupt erst auf Nella aufmerksam wurde durch eine von ihr unterzeichnete hochoffizielle Pressemitteilung. Auch für kommerzielle Medien gilt offensichtlich: Macht wird nicht gerne aus den Händen gegeben, schon gar nicht an Betroffene ... >>> mehr

Bereits am letzten Sonntag gab es in der Sendung Planetopia auf Sat1 einen Bericht. Die Sendung kann theoretisch online angeschaut werden (praktisch funktioniert's auf meinem Computer aber leider nicht?! Nachtrag: benötigt Windows Media Player Plug-in). Ausserdem gibt's den Film auch als Homepage zum Lesen.

Nachtrag:
Auch bei Planetopia kommen Betroffenenorganisationen – wenn überhaupt – dann an letzter Stelle. So ist unter "Internettipps" einzig die AGS-Selbsthilfegruppe aufgefürt, jedoch nicht Intersexuelle Menschen e.V., welche z.B. die Demo organisierten, und auch die AGS-Selbsthilfe bezeichnenderweise an allerletzter Stelle nach (ausgerechnet!) der Hamburger Intersex-Forschergruppe und der Deutschen Gesellschaft für Transsexualität und äh Intersexualität DGTI e.V. ...

Siehe auch:
- Rundschau: Unsichtbarmachung von Zwischengeschlechtlichen wie gehabt 

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII   

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