Monday, May 11 2009

"Zwitter-Prozess - Arzt will nicht zahlen" - Express, 23.3.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Christiane Völlings 3. Prozesstag naht: Am Mi 20.5.09 ist es soweit, inkl. Kundgebung vor dem Landgericht um 14h.

Der mittlerweile rechtskräftig verurteilte Zwangsoperateur Prof. Dr. L. verweigert den Medien gegenüber jegliche Auskunft.
Der >>> "Express", der den Prozess von Anfang an verfolgt hatte, konnte trotzdem in Erfahrung bringen:

"Der Arzt will partout nicht zahlen. Er ließ das Gericht wissen, dass er aus damaliger medizinischer Sicht alles richtig gemacht habe. Und deshalb in keinem Fall bereit sei zu zahlen."

Meine 2 cent: Unsportlich, unsauber, unfair. Nach dem letztinstanzlichen Urteil, er habe Christiane Völling "nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt" (5 U 51/08), macht Prof. Dr. L. nun auf Hinhaltetaktik. – Handkehrum, wen überrascht sowas bei einem Arzt, der Zwitter zwangsoperiert und nachher behauptet, alles wäre rechtens gewesen?

>>> ganzer Artikel auf express.de

Saturday, May 9 2009

"Gratuliere, es ist ein Zwitter!" - Jungle World 7.5.09

Die Zwitter Medien Offensive™ lässt grüssen!

Jungle World war neben Gigi meines Wissens nach die zweitwichtigste Zeitschrift, die Michel Reiters Texten und Aktivitäten zugunsten der Zwitter schon zu AGGPG-Zeiten mehrfach Raum und Unterstützung gab. Anlässlich der Anhörung vor der Bürgerschaft in HH vom 29.04.09 greift nun auch >>> Jungle World mit einem gelungenen Artikel von Ron Steinke diese noble Tradition wieder auf (wie schon Gigi zu Christianes Prozess) und bringt Klartext:

Eine dringende medizinische Notwendigkeit für »geschlechtszuweisende« Eingriffe gebe es nie, erläuterte der Lübecker Medizinprofessor [und "EuroDSD"-Chef] Olaf Hiort. Weil viele Eltern in Sorge um ihr Kind annehmen, dass es für die Operation im Säuglings­alter dennoch zumindest eine soziale Notwendigkeit gibt, setzen Ärzte trotzdem noch immer in vier von fünf Fällen das Skalpell an. Dies ergab eine aktuelle Studie der Universität Lübeck.

Ausführlicher geht der Bericht ein auf die schon in der taz erwähnten Bestrebungen zur Änderung des Personenstandsrecht zu Gunsten von Zwittern:

Die Bezeichnung »Zwitter« war in Deutschland einst sogar in amtlichen Dokumenten zu finden. Einigen In­tersexuellen schwebt Ähnliches für die Zukunft vor. Anders als heute stellte es im preußischen Recht des 19. Jahrhunderts nämlich kein Problem dar, ins Geburtenregister nicht »männlich« oder »weiblich«, sondern etwas Drittes eintragen zu lassen. Die Hamburger SPD-Politikerin Anja Domres etwa erwog, ob nicht das Personenstandsrecht wieder in dieser Weise geöffnet werden könnte. Das würde zwar die Situation verunsicherter Eltern nicht einfacher machen. Denn nicht die Ämter sind es, die Eltern und Ärzte dazu zwingen, die Kinder schmerzhaften Operationen zu unterziehen (die Behörden zwingen sie »nur« dazu, die Frage nach dem Geschlecht in bestimmter Wei­se zu beantworten). Eher sind es die vorherrschenden Vorstellungen von Geschlecht.

Ganz unbeeinflusst von rechtlichen Vorschriften sind diese aber vielleicht auch nicht, weshalb die offizielle Anerkennung eines »dritten Geschlechts« etwa auch zu den Forderungen des Vereins Intersexuelle Menschen gehört. Dem Anliegen von Queer- und Transgender-Gruppen, die behördliche Registrierung von Geschlechtern abzuschaffen, läuft das natürlich zuwider. Aber zumindest, so der Gedanke, braucht ein Kind, das ein anerkanntes Geschlecht hat, keines mehr auf dem OP-Tisch »zugewiesen« zu bekommen.

Dass anerkannt wird, dass ein 3. Geschlecht für Zwitter für diese positiv wäre und auch die Zwangsoperateure zusätzlich unter Druck setzen würde, während gleichzeitig die beliebte Medizyner-Ausrede "Die Personenstandseintragung zwingt uns zum zwangsoperieren" zurückgewiesen wird, find ich doch schon mal voll Klasse. Hipp, hipp!!

Ob jedoch die IMeV-Forderung nach einem "optionalen 3. Geschlechtseintrag für Zwitter" (vgl. 5.) dem Anliegen, die Geschlechter gelegentlich ganz abzuschaffen, wirklich zuwiderläuft, wage ich zu bezweifeln.

Meine 2 cent:

Bemerkenswert, dass sowohl das neu gegründete "Netzwerk Intersexualität/DSD" wie auch die Nachfolgeorganisation "Euro-DSD" Trotz zugegebenerweile fehlender medizinischer Indikation krampfhaft an den kosmetischen Zwangsoperationen an Zwitterkindern festhalten.

Ein optionales 3. Geschlecht nur für Zwitter hat aktuell die grössten realpolitischen Chancen und wäre zugleich der wohl durchschlagendste Beitrag zur schnellstmöglichen Abschaffung der Geschlechter überhaupt. Oder sagt mir wer n besseren konkreten Vorschlag, dem "unsinkbaren" 2-Geschlechtersystem so richtig einen Eisberg vor den Bug zu setzen, als durch die offizielle Einführung eines optionalen 3. Geschlechtseintrags für Zwitter – sowie durch gesetzliche Massnahmen zur Beendigung der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern?

>>> http://jungle-world.com/artikel/2009/19/34441.html

(gefunden via Intersex-Feed)

Siehe auch:
- Für eine schlagkräftige Zwitter-Lobby JETZT!
- Oliver Tolmein: Bericht von der Anhörung auf FAZ-Online
- Vorabbericht zur Anhörung taz hamburg
- Hamburg: Erneut historische Grosse Zwitter-Anfrage!!
- Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen

Friday, May 8 2009

"Sag es keinem anderen" - dradio 29.04.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Leider schon vorbei, aber im Netz noch nachzulesen:

>>> http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/957311

Interessante Sendung von Kirstine Schwenger, ein Überblick zur Geschichte der Situation von Zwittern in Medizin und Gesellschaft, sogar mit Ansätzen zu solidarisch-kritischer Aufarbeitung der Berührungspunkte zwischen der Geschichte Zwangsoperationen und der Geschichte des Feminismus (bekanntlich eine Urforderung dieses Blogs).

Bis zum Beginn der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts bewahrten die Chirurgen im großen und ganzen Ruhe, wenn ein hermaphroditisches Kind geboren wurde. Sie empfahlen abzuwarten, welche Wünsche es in Bezug auf sein Geschlecht nach der Pubertät äußern würde. Operiert wurde meist nur, wenn die Ärzte fürchteten, dass die im Bauchraum lagernden, unvollständigen Keimdrüsen zu Tumoren entarten würden. [Anmerkung: nach wie vor beliebte Medizynermythe.] Oder wenn die Eltern auf den Operationen - meist waren mehrere nötig - bestanden. Es waren übrigens gar nicht so selten die Eltern, die Ärzte zum Eingreifen veranlassten, weil sie fürchteten, dass ihre Kinder verspottet und gemieden würden, und sie waren ganz sicher auch selbst verunsichert und hatten Angst davor tagtäglich mit einem Kind umzugehen, von dem sie nicht wussten ob es ein Junge oder ein Mädchen war. [...]

Bis weit in die 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts blieb das frühe Operieren, gefolgt von immer wiederkehrenden Begutachtungen der Kinder die Regel. Ihre Leidensgeschichten füllen Bände wissenschaftlicher und zunehmend kritischer Veröffentlichungen, und es entbehrt nicht der Ironie, dass die Theorie von der frühkindlichen Prägung nicht nur dazu führte, dass hermaphroditische Kinder schon als Säuglinge operiert wurden, um ihnen frühzeitig eine weibliche oder männliche Geschlechtsrolle zuzuweisen - auch die Frauenbewegung der 1960er-Jahre berief sich auf genau diese Theorie, um zu beweisen, dass kleine Mädchen durch erzieherischen "Geschlechtsrollendrill" in die Frauenrolle gedrängt würden.

Magnus Hirschfeld wird demgegenüber einmal mehr unkritisch als reiner Philantrop und Zwitter-Wohltäter dargestellt. Definitiv unerträglich dann, wie die Medizyner in der Sendung einmal mehr nicht nur die Mehrzahl der zu Wort Kommenden stellen, sondern – Überraschung! – wie stets unhinterfragt und kritiklos wegkommen, während mit den Zwangsoperationen nicht Zufriedene wie gehabt als "sogenannte[...] Intersex-Aktivisten" diffamiert werden (beides vgl. z.B. auch taz Hamburg):

Ganz verzichten wollen die Mediziner, und übrigens auch viele Eltern und die Intersexuellen aber nicht auf die korrigierenden Operationen, denn es gibt Untersuchungen, die belegen, dass nicht wenige Intersexuelle mit den medizinischen Behandlungen zufrieden sind, und nicht auf sie hätten verzichten wollen. In diesem Punkt gibt es deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den sogenannten Intersex-Aktivisten, die frühzeitige Operationen generell ablehnen und sie als Menschenrechtsverletzungen ansehen.

Dass eben die angesprochenen "Untersuchungen" deutlich zeigen, dass die Mehrzahl der Zwangsoperierten nicht nur NICHT zufrieden ist, sondern den Rest des Lebens unter schweren Traumatisierungen und zum Teil massiven körperlichen Schäden leidet, verschweigt auch das Deutschlandradio. Ebenso, dass auch der UN-Ausschuss CEDAW den mangelnden Schutz der Menschenrechte der Zwitter hervorhob und rügte. Bezeichnend auch, wie juristische und ethische Komplikationen zwar immerhin angesprochen werden, einmal mehr aber weder Jurist_innen noch Ethiker_innen zu Wort kommen.

Es ist noch ein weiter Weg ...

>>> http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/957311

Siehe auch:
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren   
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 

Sunday, May 3 2009

Oliver Tolmein berichtet von der Bürgerschaftsanhörung HH 29.4.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Blog Biopolitik auf FAZ.net: "Gesundheitsausschuss hört Intersexuelle an: Was muss sich alles ändern?"

Siehe auch:
- Vorabbericht zur Anhörung taz hamburg
- Hamburg: Erneut historische Grosse Zwitter-Anfrage!!
- Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen

Saturday, May 2 2009

"Das dritte Geschlecht" - SPUREN Nr. 74 (2004)

Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

"Wenn man die Bundesverfassung beherzigen würde, dürfte kein Arzt mehr ungestraft eine Zwangsoperation durchführen"

>>> Spuren – Magazin für neues Bewusstsein  Gelungener Artikel unter Mitwirkung von Karin Plattner und der schweizerischen Elternselbsthilfe Intersexualität. Der Autor Claude Jaermann lässt sie Klartext reden und tut es selber auch (meine Hervorhebungen). (Nachtrag: Auch das Grundgesetz verbietet Zwangsoperationen, vgl. unten.)

Die Ärzte [...] pochten weiterhin auf eine Operation: zu grosse Klitoris verkleinern, Schamlippen anpassen und in der Pubertät die Vagina erstellen – es musste ein Mädchen werden. Auf Jolandas Frage, ob ihr Kind denn mit einer solchen Operation überhaupt einmal Empfindungen haben könne beim Lieben, drucksten die Ärzte herum. Die Chancen stünden gut, aber so genau wisse man das halt nicht. Was Jolanda noch heute fast vom Stuhl haut, war die Aussage eines Arztes, dass es für einen Mann schlimmer sei, nicht im Stehen pinkeln zu können, als es für eine Frau sei, beim Geschlechtsverkehr nichts zu verspüren. Eine Frau könne damit besser umgehen…

Fassungslos notiere ich mir das eben Gesagte. Jolanda bekam es vor fünf Jahren [1999] von einem Arzt in der Schweiz zu hören. Ich wähne mich im Mittelalter – muss mich jedoch umgehend korrigieren. Im Mittelalter waren intersexuelle Kinder besser dran als heute. Sie durften so aufwachsen, wie sie waren. [...]

Jolanda fragte die Ärzte, ob es denn aus rein medizinischer Sicht einen Grund gebe, ihr Kind operieren zu lassen. Das wurde verneint. Auch Jolandas Mann, der bis dahin eher Befürworter einer Operation war, beschlichen langsam Zweifel. Jolandas Vater begann im Internet zu suchen und fand unter dem Begriff Hermaphrodit Informationen, welche die Eltern dankbar aufnahmen. Sie wussten plötzlich, dass ihr Kind intersexuell ist und dass es Selbsthilfegruppen gab. Umgehend nahmen sie Kontakt auf mit «XY-Frauen», einer Organisation in Deutschland, die aus intersexuellen Betroffenen besteht. Sie gingen an ein Treffen und erfuhren von den tragischen Schicksalen, von unzähligen Operationen, von Schmerzen, von der Suche nach der Geschlechtszugehörigkeit. Von diesem Abend an war auch für Jolandas Mann klar: Unser Kind wird auf keinen Fall operiert. Wenige Tage vor dem geplanten Operationstermin sagten sie den verdutzten Ärzten ab. Noch heute wollen die Mediziner das Kind alle Jahre sehen und vor allem untersuchen, was die Eltern jedoch nicht zulassen. «Reden, ja,» meint Jolanda, «aber keine Beobachtung oder gar Untersuchung der Genitalien.» [...]

Wenn man den 10. Artikel der Schweizer Bundesverfassung, Abschnitt 2 beherzigen würde, dürfte kein Arzt unbestraft eine Operation mehr durchführen. Denn dort steht geschrieben: Jeder Mensch hat das Recht auf persönliche Freiheit, insbesondere auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Dem ist nichts hinzuzufügen.

[ Nachtrag >>> Deutsches Grundgesetz (Art. 1.1, 2.1, 2.2 und 2.3). In Österreich ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit zwar "anerkanntes höchstrangiges öffentliches Interesse", aber "kein explizites Grundrecht" ]

>>> http://spuren.ch/content/magazin/single-ansicht-nachrichten/datum////das-dritte-geschlecht.html


Die zum Schluss des Artikels erwähnte, von Kathrin Zehnder organisierte Interdisziplinäre Tagung an der Universität Freiburg/CH bildete übrigens den Ausgangspunkt für eine empfehlenswerte Buchveröffentlichung: Michael Groneberg / Kathrin Zehnder (Hrsg.): «Intersex» - Geschlechtsanpassung zum Wohl des Kindes? Erfahrungen und Analysen.

>>> Rezi bei Kitty      >>> Page des Verlages

Thursday, April 30 2009

"Intersexualität: Identität unterm Skalpell" - taz hamburg 28.4.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Vorabbericht zur Anhörung von gestern vor dem Gesundheitsausschuss der hamburgischen Bürgerschaft.

Kommentar: Nach wie vor ist jeder Artikel, der die genitalen Zwangsoperationen und weiteren Menschenrechtsverletzungen an "Intersexuellen" überhaupt thematisiert, erstmal ein guter Artikel.

Erst recht, wenn er konkrete Fakten prominent herausstreicht, z.B.:

"Betroffene berichten von entwürdigenden und schmerzhaften Behandlungsmethoden, schildern, wie sie als medizinische Versuchsobjekte dienten und im Glauben aufwuchsen, sie seien verabscheuungswürdige Monster, ohne jemals den Grund für die Torturen zu erfahren.

Eine Studie des Hamburger Instituts für Sexualforschung aus dem Jahr 2007 bewies, dass die es bei Intersexuellen doppelt so oft zu selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord kommt wie bei der Normalbevölkerung."

(Naja, mal abgesehen vom m.E. eher unüberlegten Einsatz des Begriffs "Normalbevölkerung". Wie dito von "Identität" im Titel – hallo, Eiken Bruhn: Bitte mal die eigene Brille einen Moment ablegen. Danke.) 

Lucie Veith, die Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V., darf eine Lanze brechen für das Recht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde – auch für junge Zwitter:

"Regelmäßig, erzählt die 53-Jährige, habe sie als Beraterin ihres Selbsthilfevereins Kontakt zu verzweifelten Eltern oder Jugendlichen, die zu ihr kämen, wenn die Operation und die Hormongaben nicht mehr rückgängig gemacht werden können. "Das sind Menschenrechtsverletzungen", sagt sie und verweist auf einen Bericht der Vereinten Nationen vom Februar, der die Bundesregierung auffordert, die Menschenrechte von Intersexuellen besser zu schützen. "

Die "SPD-Gesundheitspolitikerin" Anja Domres, Verfasserin einer der historischen Grossen Anfragen in der Bürgerschaft, relativiert bei der ersten Nennung sogleich, dass die Bürgerschaft den "Ärzten keine Vorschriften machen könnten. Sie hoffe aber, "eine breite Diskussion" anzustoßen" und propagiert "eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Personenstandrechts [...], das eine Festlegung auf eins von zwei Geschlechtern vorschreibt". Der Artikel lässt allerdings offen, worin die "Änderung des Personenstandrechts" konkret bestehen soll. Ein optionales 3. Geschlecht für Zwitter fordert aktuell Intersexuelle Menschen e.V., schon Michel Reiter klagte dieses Recht 2000 vor Gericht ein, unterlag jedoch in den beiden ersten Instanzen.

Hochgradig unerträglich wird der Artikel, wo er Medizynerlügen und -Verdrehungen unwidersprochen lässt, wenn z.B. Olaf Hirt (1. Vorsitzender "Netzwerk DSD/Intersexualität" und "Projektleiter" von "Euro-DSD") unhinterfragt behaupten darf, dass genitale Zwangsoperationen an wehrlosen Kindern doch "durchaus im Interesse der Betroffenen sein können": "Schließlich, das hat die Hamburger Intersex-Studie ergeben, gibt es erwachsene Intersexuelle, die mit ihrer damaligen Behandlung zufrieden sind." Dass diese Zufriedenen auch laut der von "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort ins Feld geführten Hamburger Studie klar die Minderheit sind, während die grosse Mehrheit nicht nur NICHT zufrieden ist, sondern vielfach zudem körperlich und seelisch massiv geschädigt oder längst tot, davon schweigt Olaf Hiort vornehm – und auch die taz.

Oder wenn der Netzwerk-Psychologe Knut Werner-Rosen (einmal mehr) unhinterfragt "Intersex-AktivistInnen" mit Zwangsoperateuren gleichsetzen darf: "Knut Werner-Rosen warnt [...] davor, den Betroffenen jetzt mit umgekehrtem Vorzeichen vorzuschreiben, was richtig für sie sei." Sprich, die "Intersex-AktivistInnen" (Medizynerdeutsch = erwachsene zwangsoperierte Zwitter) sollen bloss den "Betroffenen" (Medizynerdeutsch = die Eltern der zu operierenden Kinder) nicht dreinreden können, wenn sie ihre Kleinkinder ohne deren Einwilligung genital zwangsoperieren lassen wollen. Obwohl die grosse Mehrzahl der Zwangsoperierten hinterher ein Leben lang nicht nur körperlich geschädigt, sondern auch massiv traumatiert sind, mit ähnlichen schweren Folgeschäden wie nach Kindesmisshandlung oder Folter. Aber davon schweigt Knut Werner-Rosen vornehm – und auch die taz hakt nicht nach.

Es ist noch ein weiter Weg ...

>>> http://www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/identitaet-unterm-skalpell/

[PS In eigener Sache: Aus verschiedenen Gründen kriegte ich leider die Kurve nicht zur Anhörung in Hamburg, weshalb aus dem angekündigten Bericht vor Ort nichts wird, sorry.]

Monday, April 20 2009

Zwangskastrierte Zwitter müssen Ersatzhormone selber bezahlen

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 20.04.2009

>>> https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Zwangskastrierte-Zwitter-mussen-Ersatzhormone-selber-bezahlen

Monday, April 6 2009

Rita Gobet, Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen nur "ganz selten"

"Das Magazin", die Wochenendbeilage des "Tages-Anzeigers" und weiterer Blätter desselben Konzerns bringt traditionellerweise auf der letzten redaktionellen Seite ein Portrait unter dem Titel "Ein Tag im Leben von". In der Ausgabe 14/09 erzählt dort PD Dr. Rita Gobet, die Leiterin der urologischen Abteilung des Kinderspitals Zürich.

Schon im ersten Abschnitt outet sie sich als Ausführende bei Zwangsoperationen an Zwittern, in ihren Worten:

"Meine Aufgabe ist es zum Beispiel, einen Katheter zu legen, wenn die Blase wegen eines Tumors nicht mehr entleert werden kann, oder, was ganz selten vorkommt, undefinierte Geschlechter operativ zu korrigieren."

Um dann im zweitletzten Abschnitt den Bogen zu schliessen, wo sie das Thema "seltene Operation[en]" (das ansonsten nirgends mehr angesprochen wird) zum Abschluss bringt wie folgt:

"Auch abends, wenn ich zu Hause bin, kann ich meine Gedanken nicht einfach abschalten. Vor allem, wenn etwas Spezielles passiert ist. Ein Kind gestorben ist oder eine seltene Operation besonders gut gelungen ist."

>>> Ganzes Portrait lesen: hier oder ins Bild klicken (und dann ev. nochmals klicken, um den Artikel aufzuklappen)

Meine 2 Cent:

Über die etwas weniger "besonders gut gelungen[en]" "seltenen Operation[en]" sagt Rita Gobet wohlweislich nichts. Laut aktuellen Studien ist gerade bei zwangsoperierten Zwittern "Die Behandlungsunzufriedenheit [...] eklatant hoch", und auch die Eltern beurteilen "die behandelnden Ärzte/Ärztinnen schlechter als Eltern von Kindern mit anderen chronischen Erkrankungen" [sic!]. Auch ethische (PDF), juristische oder gar menschenrechtliche Bedenken bleiben bei Rita Gobet nach wie vor konsequent aussen vor.

Der obige Artikel ist meines Wissens nach das erste Mal seit über einem Dreivierteljahr, dass MitarbeiterInnen des Kinderspitals Zürich das "heikle" Thema genitale Zwangsoperationen an Zwittern – Pardon: "undefinierte Geschlechter operativ [...] korrigieren" – in der Öffentlichkeit überhaupt anschneiden. Seit der Protestaktion vor dem Kinderspital vom 7.6.08 in Verbindung mit der für die Zwangsoperateure wenig erfreulich verlaufenden Zwitter Medien Offensive galt intern trotz vieler Anfragen den Medien gegenüber absolutes Redeverbot.

Offensichtlich hält man in der Kinderchirurgie die Zeit nun reif für eine kleine Medizyner-Charme-Gegenoffensive. Ob sich dadurch das Rad der Zeit zurückdrehen lässt bzw. der für die Medizyner so lästige Ruf nach Menschenrechte, Selbstbestimmung und Recht auf informierte Zustimmung auch für Zwitter damit wieder zum Verstummen gebracht werden kann, wage ich mal zu bezweifeln. Ebenso, dass im Kinderspital Zürich oder sonstwo die Verantwortlichen je von sich aus Einsicht zeigen und mit den genitalen Zwangsoperationen freiwillig aufhören werden – jetzt, da sie noch die Möglichkeit dazu hätten ...

Siehe auch: Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08

Sunday, March 22 2009

"Menschenrechte auch für Zwitter!" - vorwärts 20.2.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Nach den Protesten vor der UNO in Genf wurden wir vom "Vorwärts", der Zeitung der schweizer "Partei der Arbei (PdA)", um einen Hintergrundartikel angefragt. Eine Bitte, der wir gern entsprachen.

Da das Rad nicht jedesmal neu erfunden werden muss, hielten wir uns hauptsächlich an den Grundsatztext auf der Solipage dieses Blogs, seinerseits grösstenteils eine Kompilation von Flugblättern, Pressemitteilungen usw., die schon öfters auszugsweise auch in anderen Texten, politischen Vorstössen usw. Verwendung fand. Am 20. Februar wurde der Artikel dann, leicht bearbeitet und ergänzt um die Blogmeldung zur schriftlichen CEDAW-Rüge, als ganzseitiger Beitrag veröffentlicht. Danke!!

Zum Betrachten hier oder in das Foto klicken (jpg 480kb) und je nach Browser zusätzlich reinklicken zum aufklappen.

Nachfolgend die unbearbeitete Version des Artikels als Text:

Continue reading...

Wednesday, March 18 2009

Wikipedia fest in MedizynerInnen-Hand

Innerhalb der letzten Wochen wurden bei allen betreffenden Wiki-Einträgen scheints alle seit längerem aufgeführten Selbsthilfe-Weblinks entfernt. Dies mit der Begründung, bei Wikipedia seien Links zu Selbsthilfegruppen bei "medizinischen Artikeln" laut den Richtlinien der Wiki-Medizinredaktion "nicht erwünscht", bzw. auch laut allgemeinen Wiki-Richtlinien "unerwünscht".

Diese Argumentation schien mir fragwürdig, handelt es sich bei "Intersexualität" usw. doch keineswegs um ein "rein medizinisches" Thema, sondern (auch) um einen öffentlichen, politischen und kulturellen Diskurs, in dem die Mediziner zur Zeit vermehrt unter Druck stehen und deshalb lediglich einen einseitigen Parteienstandpunkt repräsentieren und nicht die ganze Sache. Zudem erlauben zumindest die allgemeinen Wiki-Richtlinien auch bei strikt medizinischen Einträgen ausdrücklich Links z.B. auf "Selbsthilfegruppen, die bei der Erstellung von anerkannten Leitlinien mitgewirkt haben und die gleichzeitig auch den Qualitätskriterien entsprechen." Dies trifft auf mehrere Zwitter-Selbsthilfegruppen klar zu, z.B. in Deutschland auf Intersexuelle Menschen e.V. und auf XY-Frauen, aber auch auf die AGS-Initiative.

Ich habe deshalb auf der Wiki-Diskussionsseite des Artikels "Intersexualität" einen Eintrag zum Thema gestartet, worin ich versuchte, meine Argumente möglichst unaufgeregt anzubringen. Darauf kam es zu einem ersten Austausch, auch wurde der Link auf den Verein von einem dritten Wiki-Benutzer vorerst wieder eingesetzt. Mal schauen, wie es weitergeht ...

Wer auch bei Wiki User_in ist (oder es werden will) und weitere konkrete Argumente oder Belege hat, weshalb welche Selbsthilfegruppen wo genau bei Wiki wieder reinsollten, ist herzlich eingeladen mitzuhelfen ...

Nachtrag 2010: Nach wie vor ist Wikipedia fest in der Hand der MedizynerInnen und wird "Intersexualität" ausschliesslich als "medizinische Krankheit" abgehandelt ...

Tuesday, March 10 2009

"Intersexualität: Das dritte Geschlecht" - Focus 9.3.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Nach 3 Artikeln über "Intersexualität" im Jahre 2007 (ein kurzer über Genetikforschung an "XY-Frauen", gefolgt von einem Bericht zu Christianes 1. Prozesstag mit einem längeren Hintergrundartikel), legt Focus heuer nochmals deutlich einen oben drauf! Auch im Vereinsforum gab es gute Noten.

Nicht nur ist der Artikel länger als die vorherigen drei zusammen: Es kommen mehr Betroffene zu Wort, und nie zuvor standen die Folgen der Zwangsoperationen sowie auch die Kritik an den Zwangs"behandlungen" derart im Zentrum!

Abgerundet wird das Ganze u.a. durch einen Hinweis auf den Schattenbericht inkl. URL und die offensiven Forderung nach einem optionalen 3. Geschlechtseintrag.

Zwar hat es lokal immer noch ziemliche Schnitzer, wie z.B. "„Disorders of Sexual Identity“ (DSI)" (als wäre DSD nicht schon doof genug!), das immer wieder beliebte "Androgenitale Syndrom" (danke an sky für den Hinweis – Medinzinerdeutsch korrekt wäre "adrenogenital"), eine Betroffene spricht laut dem Artikel gar selbst von "meine Krankheit", Frauenbeschneidungen werden mit "islamischen Kulturen" in Verbindung gebracht (aber immerhin im Zusammenhang mit Zwangsoperationen überhaupt erwähnt!), es kann bemängelt werden, dass nur schon der Aufbau des Artikels immer noch stark von medizinischen Schubladen bestimmt ist, doch alles in allem, die Message stimmt!

Dieser Artikel bedeutet einmal mehr schlechte Nachrichten für die Zwangsoperateure und all ihre Komplizen in der Politik, die uns nach wie vor weismachen wollen, man hätte "all das halt nicht gewusst" ...

Danke allen Beteiligten!!!

>>> Focus: "Intersexualität: Das dritte Geschlecht"

(Danke an Hänselodergretel für den Hinweis.)

Monday, March 9 2009

Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab

In derselben Sitzung, in der auch die CEDAW-Empfehlungen (nicht-)behandelt wurden, kam es zur Abstimmung über den Yogyakarta-Antrag der Grünen.

Intersexuelle waren in diesem Antrag bekanntlich als obligates Schlusslicht zu den "Schwulen, Lesben, Bisexuelle[n], Transgendern" einmal mehr bloss "mitgemeint". Konkret wurden sie in der Einleitung zwar noch in einem (nicht mal nur schlechten) Abschnitt erwähnt, im zentralen Teil des Papiers, den konkreten Forderungen, kamen sie jedoch gar nicht mehr erst vor – wie schon in den Yogyakarta-Prinzipen selbst. In der vorherigen Bundestagsdebatte zum Antrag benutzte zwar ein Abgeordneter 2x das Wort "Intersexuelle", meinte aber damit bezeichnenderweise Menschen, die in wegen "ihrer sexuellen Orientierung" verfolgt und diskriminiert werden in weit entfernten "Staaten [...], die eine andere Lebensweise haben", wie z.b. "Usbekistan und Turkmenistan" – und niemand, auch die antragstellenden Grünen nicht, fand es nötig, das richtig zu stellen.

Wie im Sitzungsprotokoll (>>> PDF-Download) auf S. 85 nachzulesen ist, wurde der Antrag nun im Bundestag am 5.3.08 in der 208. Sitzung ohne weitere Diskussion abgelehnt. 

Der Bundestag folgte damit einer Empfehlung des "Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe". Am 13.2.09, demselben Tag, an dem die schriftlichen CEDAW-Empfehlungen veröffentlicht wurden (sowie die beschämende Antwort des Hamburger Senats auf die historische erste Grosse Zwitter-Anfrage), war der Yoyakarta-Antrag dort Diskussionspunkt gewesen (>>> PDF-Protokoll). Schon dort wurden Zwitter ebenfalls gar nicht mehr erwähnt, sowie ging es einmal mehr lediglich um das "schlimme Ausland". Der Ablehnungsantrag wurde damit begründet, die Bundesregierung würde "dieses Thema" eh bereits kontinuierlich "unterstütz[en]", weshalb es dazu nicht noch einmal einen eigentlichen Beschluss brauche ...

Die Presseresonanz zur Ablehnung war gleich NULL- zumindest habe ich auf dem Web nichts gefunden.

Kommentar: Die Ausreden im (Nachtrag: auch sonst durch Mittäterschaft am unnötigen Fortdauern der Genitalverstümmelungen an Zwittern profilierten) "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" und überhaupt die gesamten Yogyakarta-Debatten zeigen einmal mehr, dass Zwittern mit solchen "Mitgemeint-LGBT-Vorstössen" prinzipiell schlecht gedient ist. Erstens gehen sie dort regelmässig unter bzw. werden für etwas ganz anderes gehalten. Weiter haben es solche Vorstösse in der aktuell realexistierenden politischen Landschaft schwer bzw. eine Mehrheit schon mal gegen sich (übrigens auch international, wie einschlägige UNO-Debatten zeigen). Wie andrerseits u.a. die im Vergleich dazu positiv ausgefallene CEDAW-Debatte illustriert, helfen den Zwittern Vorstösse, in denen es (statt um "Geschlechtsidentität" oder "sexuelle Orientierung") konkreter um die Zwangsoperationen als Menschenrechtsverletzungen geht, schon eher – obwohl es auch dort noch ein weiter Weg ist ...

Siehe auch:
- Bundestag / CEDAW: "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" will nix kapiert haben ...
-
- Yogyakarta-Debatte im Bundestag: "Intersexualität" = sexuelle Orientierung??!
- Lauter leere Versprechungen: Fachgespräch der Grünen 27.5.09
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert – Grüne wollen nix gemerkt haben
- Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen: Yogyakarta untaugliches Instrument
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"     

Monday, March 2 2009

Pressemitteilung zu den Hamburger Anfragen

>>> http://zwischengeschlecht.info/pages/Genitale-Zwangsoperationen:-Hamburger-Senat-nicht-gewachsen

Thursday, February 26 2009

"Intersexualität" = sexuelle Identität??!

Nach dem Positivbeispiel für eine gelungene "XXY"-Rezension aus "zeitzeichen" leider wieder ein aktuelles Negativ-Beispiel aus der "WochenZeitung" unter dem Titel "Filmen im Dazwischen" (in der Print-Version zudem prominent mit einem Szenenfoto aus "XXY" aufgemacht). Martin Büsser, der es eigentlich besser wissen könnte, sieht krampfhaft alles nur durch die Queer-Brille und behauptet allen Ernstes, das zentrale Thema von "Intersexualität" bzw. "XXY" drehe sich um "sexuelle Identität":

Die Regisseurin nutzt das Motiv der Intersexualität, um weit über herkömmliche queere Filme hinaus klarzumachen, dass es auch ein Recht auf offene sexuelle Identität gibt, die weder an ein binäres Geschlechtermodell noch an Zuweisungen wie «schwul/lesbisch» oder «bi» gebunden sein muss.

Dass es – was im Film "XXY" übrigens sehr wohl thematisiert wird – für "Intersexuelle" hauptsächlich eher um banale Dinge gehen könnte wie z.B. um die Durchsetzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit (für Büsser, Queer & Co. wohl ein zu selbstverständliches Privileg, um sich erst damit aufzuhalten) als um "sexuelle Identität" (im BRD Amts-Sprachgebrauch letztlich synonym mit "sexuelle Orientierung") scheint sich in queeren Kreisen nach wie vor noch nicht herumgesprochen zu haben – wozu auch? Hauptsache, die "Intersexuellen" werden weiter "[ge/be]nutzt" um "als Ratschlag an das queere Kino" die Entwicklung des "New Queer Cinema" erfolgreich voranzutreiben ... Wie's den realen Zwittern dabei ergeht – wen interessiert das schon?

Prädikat: Setzen, 6, nachsitzen!

Siehe auch:
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung??! 
-  
- "Intersexualität" = "sexuelle Identität und Lebensweise"??! – Grüne VereinnahmerInnen immer noch nichts gelernt 

Saturday, February 21 2009

"Das Geschlecht der Engel" – zeitzeichen 10/08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Zeitschrift "zeitzeichen – Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft" (Druckauflage: 13'000) erschien in der letztjährigen Oktober-Ausgabe ein auch online einsehbarer, gelungener Artikel der Theologin Inge Kirsner. Ausgehend von einer Filmbesprechung von "XXY" schlägt der Artikel einen Bogen u.a. von der Problematik von "Intersexualität" im Sport (eins / zwei / drei) über den Galaterbrief 3,28, den Roman "Orlando" von Virginia Woolf aus dem Jahre 1928 (1992 verfilmt von Sally Potter mit Tilda Swinton in der Hauptrolle) zur berühmten Stelle in Genesis 1,27 (vgl. dazu auch den bahnbrechenden englischen Artikel "Intersexuality and Scripture" von Sally Gross).

Der Artikel ist ein engagiertes Plädoyer für einen menschlichen, vorurteilsfreien Umgang mit Zwittern auch von Seiten der Kirche und macht Mut – sowie Appetit auf mehr!

(Danke an Michel Reiter für den Hinweis. >>> Leserbrief)

Friday, February 20 2009

Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Auf FAZ-Online ist seit heute eine differenzierte Analyse von Oliver Tolmein zu den CEDAW-Empfehlungen aufgeschaltet (vgl. auch früherer Bericht auf FAZ-Online über CEDAW und die Genfer Zwitter-Proteste).

Darin kommt Oliver Tolmein ebenfalls zum Schluss, das "bei genauer Lektüre recht brisante Papier" des CEDAW-Committees mit der Forderung, die Bundesregierung solle künftig "effektive Anstrengungen zu unternehmen", "die Menschenrechte" der "Intersexuellen" "zu schützen", sei "eine im diplomatischen Kontext deutliche und unmissverständliche Aussage, die Konsequenzen haben sollte".

Gleichzeitig weist Oliver Tolmein auf die Probleme hin, "dass es aber doch einen ziemlich langen Atem braucht, um den langen Weg von einer ersten Erwähnung zu dann irgendwann einmal konkreten Verbesserungen zu schaffen", und dass "den Geschädigten oft nur der Weg vor die Zivilgerichte [bleibt] um dort in mühseligen, aufwändigen und oft auch kostspieligen Verfahren individuell Schadensersatz und Schmerzensgeld einzufordern - erschwert durch (mitunter wohl absichtsvoll) verschollene Behandlungsunterlagen, im Kampf gegen Verjährungsvorschriften, Beweislastverteilungen und schlechtes Erinnerungsvermögen der beteiligten Ärzte, die auch selten nur verstehen wollen, dass das, was sie dereinst für eine normale Heilbehandlung gehalten haben, für die Patienten im Ergebnis eine schwere Menschenrechtsverletzung war" – inkl. Hinweis auf das (bisher einzige) Positivbeispiel von Christianes Prozesssieg!

Hochinteressant auch die Parallelen, die Oliver Tolmein zu den Versäumnissen der Bundesregierung betreffend dem inzwischen von der Bundesrepublik ratifizierten Übereinkommen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zieht. Ein brisantes Thema, das auch von LGBT regelmässig aussen vor gelassen wird.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang auch, dass z.B. in der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener organisierte betroffene Menschen sich ebenfalls wiederholt konkret über die Mittäterschaft von Menschenrechtsorgansiationen beklagen und z.T. aktiv dagegen protestieren ...

>>> Der Artikel auf FAZ-Online: "Deutschland gerügt: Menschenrechte von Zwittern nicht geschützt"

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Friday, February 13 2009

CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung

>>> Mahnwache vor der UNO, Genf 2.2.2009   (Bild: Ärger)    

Nach langem Warten gingen heute die Empfehlungen des CEDAW-Committees online (CEDAW/C/DEU/CO/6):
>>> PDF-Download    >>> PDF deutsche Übersetzung BMFSFJ
>>> PDF deutsche Übersetzung Frauenrat

>>> UN-Seite zur 43. CEDAW-Session mit weiteren Downloads
>>> CEDAW-Seite Deutscher Juristinnenbund (djb)
>>> CEDAW-Seite Deutscher Frauenrat
>>> CEDAW Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.

Leider krebste das Komitee im Vergleich zum mündlichen Examen mit den VertreterInnen der Bundesregierung merklich zurück:

Weder wurde das Problem der fehlenden informierten Zustimmung und das Recht auch der Zwitter darauf erneut konkret thematisiert, noch wurde die Bundesregierung erneut explizit kritisiert für ihre (auch sonst übliche) Verweigerung, überhaupt inhaltlich auf das Thema einzutreten.

Trotzdem wurde die Bundesregierung erneut gerügt, wiederum für ihr mangelndes Eintreten für die Menschenrechte der Zwitter sowie für die bisherige Weigerung der Bundesregierung, mit den Organisationen der Zwitter endlich in einen Dialog zu treten, um ihre Menschenrechte künftig zu schützen.

Weiter verknurrte das CEDAW-Committee die Bundesregierung dazu, innerhalb von 2 Jahren in einem Follow-up-Bericht über diesbezüglich neu unternommene Massnahmen Rechenschaft abzulegen (Fettschreibung nachfolgend auch im englischen Original – die nachfolgend benutzte, offizielle deutsche Übersetzung des BMFSFJ weicht teilweise vom Original ab):

4. Der Ausschuss [...] bedauert jedoch, dass diese [Nichtregierungsorganisationen] bei der Erstellung des
Staatenberichts nicht hinzugezogen wurden.

Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen

61. [...]  Der Ausschuss bedauert jedoch, dass die Forderung nach einem Dialog, die von Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen [...] Menschen erhoben wurde, vom Vertragsstaat nicht positiv aufgegriffen worden ist.

62. Der Ausschuss fordert den Vertragsstaat auf, in einen Dialog mit Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen [...] Menschen einzutreten, um ein besseres Verständnis für deren Anliegen zu erlangen und wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen.

Follow-up zu den abschließenden Bemerkungen

67. Der Ausschuss fordert den Vertragsstaat auf, innerhalb von zwei Jahren einen schriftlichen Bericht über die Maßnahmen vorzulegen, die zur Umsetzung der in den Absätzen 40 und 62 enthaltenden Empfehlungen ergriffen wurden.


( 4. The Committee [...] regrets that they [non-governmental human rights and women’s organizations] were not consulted in the preparation of the State party’s report.

Cooperation with non-governmental organizations

61. [...] The Committee regrets, however, that the call for dialogue by non-governmental organizations of intersexual [...] people has not been favourably entertained by the State party.

62. The Committee request the State party to enter into dialogue with non-governmental organizations of intersexual [...] people in order to better understand their claims and to take effective action to protect their human rights.

Follow-up to concluding observations 

67. The Committee requests the State party to provide, within two years, written information on the steps undertaken to implement the recommendations contained in paragraphs 40 and 62. )

Kommentar: Damit haben die Zwitter-NGOs trotz dem vergleichsweise vagen und unverbindlichen Wortlaut einen ersten bedeutenden Sieg errungen. Es wird der Bundesregierung künftig fühlbar schwerer fallen, die berechtigten Forderungen der Zwitter nach sofortiger Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und sonstigen nicht-eingewilligten Zwangsbehandlungen sowie nach Entschädigung der Zwangsoperierten wie bisher gehandhabt einfach stillschweigend zu ignorieren und stattdessen die Zwangsbehandlungen unter Vorspiegelung falscher Tatsachenbehauptungen aktiv zu propagieren. Der Ball liegt damit nicht zuletzt bei den Zwitter-NGOs, mit der Bundesregierung hart und konsequent zu verhandeln und sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen ...

Nachtrag: In der Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu den abschliessenden Bemerkungen des Committees finden sich ausschliesslich Lobhudeleien in eigener Sache. Menschenrechtsverletzungen an Zwittern und das von CEDAW gerügte Dialogdefizit der Bundesregierung u.a. mit den Zwitter-NGOs beiben – Überraschung! – von Anfang bis Schluss vornehm unter dem Teppich ... Ohne zusätzlichen, kontinuierlichen Druck in der Öffentlichkeit und im Parlament ist jetzt schon absehbar, dass es von Seiten der Bundesregierung kaum je zu mehr als einer Alibiübung kommen wird ... Nachtrag 20.2.: Oliver Tolmein berichtet auf FAZ Online.

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Fortsetzung folgt ...

Thursday, February 12 2009

"Transgender und Intersexuelle sind insofern veschieden von schwulen, lesbischen und bisexuellen Gemeinschaften, dass T und I gewöhnlich medizinische Eingriffe benötigen ..."

Bei LGBT "mitgemeint" und die Folgen a.k.a. trans = inter ??!! Teil 8'735'291'732 a.k.a. "neue Erkenntnisse" aus (ausgerechnet) Australien zum Thema "Der Sinn hinter der GLBTQI Buchstabensuppe" (englischer Original-Artikel auf starobserver.com.au):

"Transsgender und Intersexuelle sind insofern veschieden von schwulen, lesbischen und bisexuellen Gemeinschaften, dass T und I gewöhnlich medizinische Eingriffe benötigen, die wiederum eine Reihe von Türhütern erfordern, die Geschlechtsidentität entsprechend den medizinischen und juristischen Begriffen definieren", erklärte eine Sprecherin des Gender Zentrums.

Kommentar: Gegenseitige Solidarität wär ja ne feine Sache – Vereinnahmung hingegen stinkt ... Passt hervorragend auch zu den Bestrebungen auch in Deutschland, die Zwitter klammheimlich in die TSG-Reform a.k.a. "Transgendergesetz (TrGG)" zu integrieren (eins / zwei / drei)...

(Gefunden via Intersex-Feed)

Siehe auch:
- Australien erwägt 3. Geschlecht "Intersex" - für Transsexuelle und Transgender, nicht für Zwitter
- Dem OP-Tisch ist es egal, ob du Zwitter bist oder Trans - Dir wenn du draufgeschnallt wirst nicht!

Friday, February 6 2009

Tagesspiegel-Artikel jetzt auch auf Zeit-Online

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der ursprünglich im Tagesspiegel vom 4.2. gedruckte, gelungene Artikel von Adelheid Müller-Lissner ist jetzt auch auf Zeit-Online abrufbar

(Gefunden via Intersex-Feed)

Tuesday, February 3 2009

Weitere Medienberichte zu Genf

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zusätzlich zu den bereits erwähnten, gelungenen französischen Berichten in Le Matin Bleu, Le Temps, Le Matin und 360° erschienen inzwischen weitere in La Tribune de Genève (wenn auch mit einigen deutlichen Ausrissen à la "nur Gender wird euch alle frei machen") und wieder voll korrekt (na ja, vielleicht mit Ausnahme der konsequent durchgehaltenen Anrede "Madame") in Le Courrier.

Zudem erschien bereits letzte Woche über die Demo vom 26.1. ein ebenfalls gelungener spanischer Clip auf der kolumbianischen Seite El Tiempo (unten ins Bild klicken):

Ebenfalls gelungen ein Bericht von Oliver Tolmein auf Frankfurter Allgemeine Online. Zwar vordergründig nicht im Zusammenhang mit Genf, dafür aber brandaktuell (wenn auch z.T. eher durchzogen) ein Artikel im deutschen Tagesspiegel.

Immerhin, noch die nicht rundum gelungenen Artikel machen klar Stimmung gegen die Zwangsoperationen und gegen das Zwittertabu. Ignorante PolitikerInnen, Zwangsoperateure & Medizynerkonsorten, zieht euch besser warm an – 2009 wird erneut NICHT euer Jahr! 

Nachtrag: Der Tribune-Artikel ist inzwischen auch auf der Homepage des Genfer Ärzteverbandes.

Nachtrag 2: "Menschenrechte auch für Zwitter!" - vorwärts 20.2.09

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

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