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Sunday, January 10 2010

Zwitter im Sport: IOC leugnet Verantwortung

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>>> Open Letter to IOC      >>> Background Report      >>> Stop Genital Surgery

IOC-Protest, Lausanne 19.11.2009 (Photo: Ärger)

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Die Behandlung von zwischengeschlechtlich geborenen Athletinnen / "Intersexuellen" / Hermaphroditen (oder als solche Verdächtigte) durch die internationalen Sportverbände und ihre lokalen Sektionen ist eine lange Geschichte von Willkür, Diskriminierungen und sonstigen Verletzungen der Persönlichkeits- und Menschenrechte der Betroffenen.

In einer Antwort auf einen Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org streitet das Internationale Olympische Komitee IOC rundweg alle Verantwortung ab und verweigert anlässlich eines Mediziner-Symposiums vom 15.-17. Januar jeglichen Dialog mit Betroffenen und ihren Organisationen. [1]

INHALT
1. Zwitter an internationalen Wettkämpfen: Willkür und Erpressung
2. Unfaire und intransparente "Richtlinien"
3. Sportverbände propagieren Zwangsoperationen
4. IOC verweigert Dialog
5. Quellen


1. ZWITTER AN INTERNATIONALEN WETTKÄMPFEN: WILLKÜR UND ERPRESSUNG

1999 schaffte das IOC offiziell die obligatorischen Geschlechtstests bei Frauenwettkämpfen ab – und ersetzte sie durch selektive Tests "auf Verdacht" bzw. auf Denunziation hin. Diese werden hinter verschlossenen Türen und ohne jegliche Kontrolle durchgeführt. Dadurch hat sich die Situation für alle zwischengeschlechtlichen (bzw. als solche verdächtigten) Sportlerinnen massiv verschlechtert:

"Verdächtige" Athletinnen werden von den internationalen Sportverbänden und ihren lokalen Sektionen verstärkt widerrechtlich erpresst nach dem bekannten Muster: Entweder die "Verdächtigten" willigen ein, Verletzungen vorzutäuschen und "freiwillig" stillschweigend zurückzutreten, oder sie werden zur Strafe durch gezielte Indiskretionen als "Betrüger" und "Geschlechtstest-Versager" den Medien zum Frass vorgeworfen. Athletinnen aus "Entwicklungsländern", die sich mangels (finanzieller) Möglichkeiten schlecht wehren können, werden dabei regelmässig besonders unfair behandelt.

Das beschämende Vorgehen der internationalen Sportverbände u.a. gegen María José Martínez-Patiño (1985) [2], Santhi Soundarajan (2006) [3] und Caster Semenya (2009) [4] bestätigt dieses Muster.

2. UNFAIRE UND INTRANSPARENTE "RICHTLINIEN"

Bis heute gibt es für die Teilnahme zwischengeschlechtlicher Sportlerinnen an internationalen Wettkämpfen keinerlei verbindliche, transparente und faire Regeln. Zwar stellte das Internationale Olympischen Komitee IOC 2003 erstmals offizielle "Richtlinien bei Geschlechtsumwandlung" [1] vor, die auch der Athletikweltverband IAAF offiziell übernahm. Diese "Richtlinien bei Geschlechtsumwandlung" sind jedoch (wie schon ihr Name sagt) in erster Linie auf Transsexuelle zugeschnitten.

Weiter sind die IOC-"Richtlinien bei Geschlechtsumwandlung" international nicht verbindlich und werden deshalb von jedem (Unter-)Verband willkürlich nach eigenem Gutdünken ausgelegt. Es gibt insbesondere für als Zwitter verdächtigte Athletinnen nach wie vor keinerlei verbindliches, faires und transparentes Verfahren, und es fehlen nach wie vor verbindliche Rekursmöglichkeiten.

3. SPORTVERBÄNDE PROPAGIEREN ZWANGSOPERATIONEN

Besonders stossend für Betroffene und ihre Organsiationen ist zudem, dass die internationalen Sportverbände "verdächtigen" Athletinnen regelmässig menschenrechtswidrige genitale Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und sonstige medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen vorschreiben wollen, wie sie von gewissenlosen Medizinern auch sonst seit Jahrzehnten an Zwitterkindern systematisch praktiziert werden.

(Vgl. dazu u.a. diverse Medienberichte [5] , wonach der IAAF Caster Semenya wegen angeblicher "Sorge" wegen "Krebsgefahr" eine sofortige Kastration dringend empfiehlt und ihr grosszügig gar eine Gratis-Genitaloperation offeriert. Auch Zwitterkinder werden von gewissenlosen Medizinern oft systematisch kastriert unter Vorspiegelung eines generellen "Krebsrisikos von 30%", obwohl diese pauschale Behauptung nicht haltbar ist. 2009 kritisierte u.a. das UN-Komitee CEDAW die Bundesrepublik Deutschland wegen Duldens dieser Zwangsoperationen. Ebenfalls 2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg wegen einer medizinisch nicht notwendigen Zwangskastration rechtskräftig verurteilt.)

4. IOC VERWEIGERT DIALOG

Vom 15.-17. Januar 2010 veranstaltet das IOC anlässlich eines Medizinerkongresses in Miami Beach ein Symposium, um die alten "Richtlinien" neu zu überprüfen. Dabei berücksichtigt das IOC wie gewohnt lediglich die dort tagende Medizinerfraktion – Betroffene und ihre Organisationen werden nicht konsultiert.

Deshalb forderte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org das IOC am 19.11.2009 bei einer Protestaktion in Lausanne [6] in einem Offenen Brief [1]u.a. dazu auf, dabei auch die betroffenen Menschen und ihre Organisationen angemessen zu berücksichtigen. Dazu gäbe es u.a in Afrika, Europa und in den U.S.A. genügend qualifizierte und erfahrene Personen und Lobbyorganisationen.

In einer inzwischen vorliegenden offiziellen Antwort [1] auf den Offenen Brief ging das IOC auf dieses Anliegen demonstrativ gar nicht erst ein.

Ein weiteres Anliegen betraf das Schicksal der durch die IOC-Partnerorganisation Olympic Council of Asia OCA massiv geschädigte indische Athletin Santhi Soundarajan. Auch hier leugnete das IOC in seinem Antwortschreiben pauschal jegliche Mitverantwortung.

Diese demonstrative Dialogverweigerung lässt befürchten, dass weitere "Skandale" um als Zwitter verdächtigte, diskriminierte und massiv geschädigte Athletinnen vorprogrammiert sind. Offensichtlich braucht es zuerst öffentlichen Druck und nicht zuletzt wohl saftige Strafklagen von Geschädigten, bevor sowohl IOC wie auch IAAF endlich aufwachen und ihre Verantwortung wahrnehmen.

5. QUELLEN

Hintergrundinformationen: http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates:  http://zwischengeschlecht.info

[1] Eine Zusammenfassung und Quellenlinks zum Offenen Brief, zur Antwort des IOC, zur Ankündigung des Symposiums, zum Medizynerkongress, bei dem sich das IOC-Symposium anhängt, sowie zu den sog. IOC-"Richtlinien bei Geschlechtsumwandlung" inkl. "Erklärungen zu den Richtlinien":
 https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/01/06/Diskriminierung-von-Zwittern-im-Sport%3A-IOC-streitet-Verantwortung-ab-und-schliesst-Betroffene-aus

[2] (englisch)  http://www.aissg.org/PDFs/Patino-Tried-Tested-Lancet-2005.pdf

[3]  http://de.indymedia.org/2009/11/265347.shtml

[4]  https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2009/09/17/%22Caster-Semenya-wird-als-Zwitter-verheizt%22-Tages-Anzeiger%2C-16.9.09

[5]  https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2009/12/14/IAAF-offeriert-Caster-Semenya-%22Gratis-Genitaloperation%22

[6]  https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2009/11/20/Protest-gegen-Diskriminierung-von-Zwittern-im-Sport%2C-IOC-19.11.09

Wednesday, December 30 2009

"So leiden Intersexuelle" - Blick.ch 30.12.09

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Gratuliere, es ist sein Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Gelungener >>> Online-Artikel des CH-Boulevardblattes "Blick" in der Rubrik "Danias Sexkiste", verfasst von Gastautorin und Sexologin Christa Gubler Gabban und der "Sexkiste-Expertin" und Sexualtherapeutin Dania Schiftan.

Die Autorinnen Christa Gubler und Dania Schiftan bringen Klartext! Einige Schmankerl:

Noch heute werden mittels fragwürdiger Operationen die Geschlechtsorgane solcher Kinder verändert.

Dass durch diese Operationen das spätere sexuelle Empfinden massiv vermindert oder gar verunmöglicht werden kann, scheint für die Ärzte das kleinere Übel.

Viele Intersexuelle werden traurigerweise nicht über die Ursachen ihrer Andersartigkeit aufgeklärt.

Es mutet schon fast zynisch an, dass diese Mediziner davon ausgehen, ihren PatientInnen mit diesen Methoden zu einem problemlosen Leben verhelfen zu können!

Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft die Genitalverstümmelungen an Intersexuellen aufhören und dass es für Ärzte selbstverständlich sein wird, ihre intersexuellen Patienten und deren Eltern aufzuklären und selber entscheiden zu lassen. Und ihnen ausserdem den Kontakt zu anderen Betroffenen zu ermöglichen. Auf diese Weise könnte viel Leid verhindert werden.

Kommentar:

Was sich auf den ersten Blick als klassisches Rezept für ein ausgemachtes pathologisierendes Desaster anhört (Boulevardblatt + Sexologin + Sexualtherapeutin), entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als klasse Artikel, an dem die Zwangsoperateure einmal mehr wenig Freude haben werden.

Zwar hätte ich z.B. auf den Einschub über die "klare Identität" gerne verzichtet, doch alles in allem demonstrieren die Autorinnen Christa Gubler und Dania Schiftan einmal mehr, dass das Problem vieler armseliger Veröffentlichungen zum Thema nicht bei der Gattung "Boulevard" an und für sich liegt. Sondern an der Unfähigkeit und dem mangelnden guten Willen der betreffenden AutorInnen und ihrer faulen Ausreden von "Sachzwängen" und "würde ja gerne, aber muss" (wie in anderen Medien und Sparten auch). Danke!

Tuesday, December 29 2009

Gerüchte um Millionenklage von Caster Semenya: Deutsche Medien ziehen nach

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Gut eine Woche, nachdem dieser Blog über >>> Spekulationen in schwedischen Medien berichtete, wonach Mokgadi Caster Semenya den Weltathletikverband IAAF auf 120 Mio $ und den Südafrikanischen Verband ASA auf 18 Mio $ verklage, werden die anonymen Behauptungen nun international und auch in deutschssprachigen Medien recycelt – allerdings ohne Verweis auf die schwedische Originalquelle ... Semenyas Anwalt Greg Nott wird derweil in südafrikanischen Medien zitiert, die Meldung sei "absoluter Unsinn".

PS: Im Verlaufe des Nachmittags wurden diese Dementis von verschiedenen internationalen Presseagenturen aufgenommen, u.a. auch von DPA und SID.

>>> mehr hier im —> Nachtrag 29.12.09

Thursday, December 24 2009

"Give Peace a Chance" – Stop Genozid

In den "westlichen Zivilisationen" sind die genitalen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch die genitalen Zwangsoperatioenen wegen der langen Dauer, der Schwere der Verletzungen, der Anzahl der Opfer und der systematischen Durchführung wohl die gravierendsten Menschenrechtsverletzungen seit dem 2. Weltkrieg. In "unterentwickelten Ländern" kümmern sich die selben "zivilisierten Nationen" allerdings oft noch weit weniger um menschenrechtliche oder ethische Bedenken. Ein weiterer Blick (zumindest teilweise) über den "eigenen" Tellerrand hinaus:


George Maciunas: "U.S.A. Surpasses All The Genocide Records!"
["Die vereinigten Staaten übertreffen alle Völkermordrekorde!"]
Offset auf weißem Papier, 54 × 88 cm (1968)

Folgendes aktuelles Zitat fiel mir gleich wieder ein, als ich neulich zum ersten Mal das obige, 41 Jahre alte, als Protest gegen den Vietnamkrieg entstandene Plakat sah:

Zu den wichtigsten, in kommerziellen Medien zensurierten Nachrichten des letzten Jahrzehnts muss wohl jene gehören, dass durch die militärische Invasion und Besetzung des Iraks durch die USA über eine Million Menschen starben. Dies selbstverständlich ohne die Todesopfer des 1. Golfkriegs und den nachfolgenden Sanktionen, die zusammen [schon einmal] fast eine Million Tote forderten. [...] Es handelt sich bei diesen Zahlen um zusätzliche zivile Tote im vergleich zur normalen Zivilistentodesrate unter dem vorherigen Regime [von Saddam Hussein]. [...] Es wurden [ab 2003] mehr Tonnen Bomben über dem Irak abgeworfen als während des gesamten 2. Weltkrieges. [...]
(englische Quelle mit Belegen – ironischerweise u.a. Publikationen aus der Johns Hopkins University ...)

Durch die massenhafte Anwendung von Munition aus "abgereichertem Uran" in beiden Irakkriegen sowie in Palästina und Afghanistan werden zudem noch zahllose weitere Opfer folgen (ebenso wie in Vietnam als "Spätfolgen" des dioxinhaltigen "Entlaubungsmittels" Agent Orange).

Wie praktisch ist es doch da, dass in den "westlichen Zvilisationen" das Thema Genozid gerne zeitlich und geographisch streng beschränkt auf Nazideutschland 1933-1945 abgehandelt wird! (Ausnahmen wie z.B. Ruanda 1994 bestätigen die Regel.)

Es würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, nur schon einen groben Überblick über weitere Ausnahmen bringen zu wollen. Ebenso, dass die Nazi-Gräuel weder ein singuläre Ausnahme darstellten, die nach 1945 ein abruptes Ende fand  – die ganzen letzten 500 Jahre Kolonisationsgeschichte inkl. den heutigen "ökonomischen Kriegen" ist eigentlich eine Geschichte von nach wie vor verdrängten, ungesühnten Genoziden, mit einem durchgängigen Mythos vom "natürlichen Aussterben niedrigerer Rassen" (mehr darüber in Enzo Traverso: Moderne und Gewalt. Eine europäische Genealogie des Naziterrors, 2003 – der italienische Originaltitel lautete treffender: "Nazigewalt. Eine Genealogie").

Auch waren weder Eugenik noch "Rassengesetze" eine spezifisch deutsche Erfindung, noch die Naziideologie eine reinrassig Deutsche Angelegenheit, gefördert und finanziert allein von Deutschen – im Gegenteil. Neben u.a. Henry Ford, Andrew Carnegie und John D. Rockefeller gehörte auch George W. Bushs Grossvater zu Hitlers Förderern und Unterstützern. (Mehr dazu u.a.: Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten, 1997; Stefan Kühl: The Nazi Connection, 1994; Edwin Black: IBM und der Holocaust, 2001; Edwin Black: Nazi Nexus, 2009; Edwin Black: War against the Weak, 2003.)

(Mit Ernst Rüdin war übrigens auch ein Schweizer als prominenter Nazi grundlegend beteiligt, auch er kam nie vor Gericht.)

Sinti- und Roma-Zwillinge
als Versuchskaninchen in Auschwitz.

Zwar wurde John Money's berüchtigtes "Zwillingsexperiment" wohl tatsächlich bis zu einem gewissen Grad von Josef Mengele vorweggenommen, da auch dieser in Auschwitz bereits versuchte, bei Zwillingen das Geschlecht chirurgisch zu ändern (mehrere Quellen dazu bei Edwin Black: War against the Weak, S. 358, 494). Zur Serienreife gebracht waren entsprechende chirurgische Techniken aber schon vorher durch Hugh Hampton Young von der Johns Hopkins University in Baltimore, wo auch Money nach dem 2. Weltkieg "wirkte" (und wo wohl nicht ganz zufällig auch Judith Butler nochmals später ihre erste Professur bekam). Hugh Hampton Young wiederum hatte zuvor mit ziemlicher Sicherheit die chirurgischen "Geschlechtsumwandlungsexperimente" im Umfeld von Magnus Hirschfeld genauer verfolgt.

Die Grundlagenarbeit zur "kontrollierten" Herbeiführung der Pubertät durch künstliche "Geschlechtshormone" hatte in Nazideutschland Adolf Butenandt geleistet – der spätere Präsident der Max Planck Gesellschaft, dessen Sohn Otfried Butenandt ebenfalls eine medizynische Karriere einschlug und noch in den 1980er Jahren in München Zwitter zwangsbehandelte (darunter auch Michel Reiter). Vorarbeit für Butenandt hatte zuvor der Österreicher Eugen Steinach geleistet, der wiederum mit Magnus Hirschfeld zusammenarbeitete. (Hirschfeld war seinerseits ebenfalls Anhänger der Eugenik sowie Mitglied in der "Gesellschaft für Rassenhygiene".)

Butenandt war auch Hauptverantwortlicher der Nachkriegs-Rehabilitation seines verehrten Kollegen, Nazi-Eugenikers und Mengele-Doktorvaters Othmar Freiherr von Verschuer, der (wie auch seine Kollegen in Amerika) sein Fach nach 1945 von "Eugenik" einfach flugs in "Genetik" umbenannte und unbeirrbar weitermachte. Sowohl in Amerika (u.a. beim CIA) wie auch in Deutschlands Medizynerkaste nach 1945 konnten praktisch alle einschlägigen Nazi-Medizyner ihre nur kurz unterbrochene Karriere mehr oder weniger nahtlos weiterführen. Nicht einmal Josef Mengele selbst wurde nach dem Krieg je zur Rechenschaft gezogen ...

Die Rolle all dieser honorigen (Nazi-)Medizyner bei der Etablierung der systematischen menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwittern wird allerdings heute sowohl auf dem Netz wie auch in offiziellen Biographien regelmässig ausgeklammert – sogar dort, wo sie (wie z.B. bei Hugh Hampton Young) wohldokumentiert sind. Auch hier werden die an Zwittern heute noch täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sofern sie in der öffentlichen Diskussion überhaupt behandelt werden, bequemerweise stets zeitlich und personell streng beschränkt auf das Wirken John Moneys.

Aufmerksam auf das eingangs abgebildete Plakat von George Maciunas aus dem Jahre 1968 wurde ich übrigens durch obige Aufnahme, die prominent vorkommt im empfehlenswerten Dokfilm "The U.S. vs. John Lennon" (englischer Bericht eines der Regisseure). Dieser erzählt, wie der sonst so unbeugsame und politisch aktive Ex-Beatle in den frühen 1970ern aus politischen Gründen u.a. durch das FBI erfolgreich eingeschüchtert und letztlich für Jahre zum Verstummen gebracht wird – wie noch so mancher Aktivist vor und nach ihm –, was sowohl die Regierungen Reagan, Bush Sen. und Clinton streng geheim halten wollten (englisch). Erst nach 14 Jahren Gerichtsprozessen gelang es dem Geschichtsprofessor Jon Wiener, einen Grossteil der Akten herauszubekommen. 

Unter anderem dokumentiert "The US vs. John Lennon" auch eindrücklich die Entstehung der berühmten Friedenshymne "Give Peace a Chance", die Lennon anlässlich einer "Bettdemo" am 1. Juni 1969 in Toronto aufnahm – nur eines von zahlreichen Lehrstücken in Sachen wirksamer Öffentlichkeitsarbeit. Leider ist der Film, der sich übrigens auch gut im Adventsprogramm machen würde, bisher auf Deutsch "zufälligerweise" nie erschienen.

Der >>> Clip zu "Give Peace a Chance" ist jedoch im Netz frei erhältlich.

(Photo: Gerry Deiter/AFP/Getty Images/Guardian)
Die "Give Peace a Chance"-Session:
Hinten, v.l.n.r.: Tommy Smothers, John Lennon, Yoko Ono.
Im Vordergrund: Rosemary Leary, Timothy Leary.
>>> Galerie mit weiteren 7 Photos

Auch Allen Ginsberg und Al Capp waren neben vielen weiteren mehr bei der Aufnahme mit dabei. Durch weitere Autrtitte und Interviews in "The US vs. John Lennon" u.a. von und mit Bobby Seale, Angela Davis, Jerry Rubin, Abbie Hoffmann, Tariq Ali und Gore Vidal wird ein Stück heute oft verdrängter Zeitgeschichte wieder lebendig.

Am "Vietnam Moratorium Day", einer monatlichen Antikriegsdemo, wurde "Give Peace a Chance" später 1969 in Washington von 250'000 Menschen gesungen. Ein Stück Besinnlichkeit und Unschuld, wie sie aus "unserer" globalisierten und durchökonomisierten Welt längst entschwunden scheint ...

Video: ins Bild klicken!

Siehe auch: 
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig  
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!" 
- "Monsanto – mit Gift und Genen"    
- Von der Frauenbewegung lernen  
- Genitale Zwangsoperationen: "Mengeles globaler Schatten" 
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren

Sunday, December 20 2009

Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII)

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>>> IOC Rally 19.11.09      >>> Background Report     >>> Open Letter to IOC

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Laut einer unbestätigten schwedischen Meldung auf expressen.se (>>> deutsche Maschinenübersetzung) verklagt Mokgadi Caster Semenya mit Hilfe ihres Anwalts Greg Nott (von der Advokatur Dewey & LeBoeuf) den Leichtathletik-Weltverband "International Association of Athletics Federation (IAAF)" auf 120 Millionen US-Dollar, sowie den südafrikanischen Athletikverband ASA auf 18 Millionen Dollar. Der Bericht bezieht sich auf eine anonyme Quelle, die den Klagen gute Erfolgschancen einräumt. IAAF sei aktuell in Gesprächen mit Caster Semenya über das Testresultat.

Der Artikel wärmt frühere Berichte wieder auf, wonach IAAF Caster eine Gratis Genitaloperation offeriere, die nötig sei, damit sie wieder als Frau starten dürfe, die auf die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr vorgesehen sei. Ebenfalls wieder aufgewärmt wird die Story von der angeblich grossen Krebsgefahr. Weiter müsse sich Caster Semenya anschliessend einer "Hormontherapie" unterziehen, bevor sie frühestens nach 6 Monaten und spätestens nach 2 Jahren erneut zum "Geschlechtstest" antreten müsse.

ASA-Interim-Chef Ray Mali wird zitiert, er wisse nichts von einer entsprechenden Vorladung, allerdings wäre ASA kaum im Stande, den verlangten Betrag auftreiben zu können. Greg Nott habe dem schwedischen Sportmedium telefonisch eine Auskunft in Aussicht gestellt, sei darauf aber nicht mehr erreichbar gewesen.

Kommentar: Die öffentlichen Spekulationen um das IAAF-Verfahren um Caster Semenya gehen in eine neue Runde. Zur Abwechslung dürften aber diese neuesten Gerüchte vor allen der IAAF, die sich bisher stets durch unsägliche "Indiskretionen" am Laufenden Band über Caster Semenyas vertrauliche medizinische Informationen, angebliche Diagnosen und weitere Beleidigungen hervorgetan hatte, für einmal wenig Freude bereiten. Hoffentlich kommt es wirklich zu entsprechenden Prozessen und die Verbände werden zu empfindlichen Geldstrafen verurteilt. Denn von sich aus werden sie wohl nie lernen, dass auch zwischengeschlechtliche Athletinnen (bzw. als solche verdächtigte) Menschenrechte haben – sogar, wenn sie dunkelhäutig sind und aus armen Verhältnissen stammen ...

Nachtrag 29.12.09: Eine Woche nach dem obigen Post beginnt die "News" auch in deutschsprachige sowie internationalen Medien aufzutauchen, siehe z.B. Süddeutsche Zeitung, Bild, Rheinische Post, Hamburger Abendblatt, Krone.at und dieStandard, Inside the Games, sport24.co.za und Examiner – wie in der (mehr oder weniger) "seriösen Presse" anscheinend üblich allerdings ganz ohne Hinweis auf die schwedische Originalquelle ...

Semenyas Anwalt Greg Nott dementierte unterdessen die Meldungen in in der >>> südafrikanischen Zeitung "Sowetan": "Es ist absoluter Unsinn, es gibt nichts dergleichen." Gleichzeitig wird er in Bezug auf eine laut "Sowetan" "sich abzeichnende rechtliche Auseinandersetzung" zitiert: "Es läuft sehr gut und wir sind gut auf Kurs." Laut weiteren Quellen befinde sich der Fall "in der Abschlussphase". Über die konkrete Natur des Verfahrens gab es jedoch keine weiteren Angaben.

Auch auf der >>> Frontseite der heutigen Ausgabe der "Pretoria News" wird Greg Notts ähnlich zitiert. Ebenso Jeffrey Kessler, ein weiterer mit dem Fall betrauter Anwalt der Kanzlei Dewey & LeBoeuf: "Ich habe keine Ahnung, woher das kommt."

Am frühen Nachmittag folgte eine >>> englischsprachige Meldung der südafrikanischen Presseagentur SAPA mit Notts Dementis. Diese wurde kurz darauf von der DPA auch in Deutschland aufgenommen und verbreitet, z.B. in der Süddeutschen Zeitung, desgleichen vonm SID z.B. in der Frankfurter Rundschau. Eine >>> Meldung der englischen Agentur UKPA wies als erstes kommerzielles Medium auf den oben verlinkten, ursprünglichen schwedischen Bericht hin.

Siehe auch:
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09 
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Tuesday, December 15 2009

Niedrig und Kuhnt "Nicht Fisch, nicht Fleisch" (11.12.09) vs. Law & Order: New York "Identität" (2005)

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Am letzten Freitag, 11.12.2009, 17:30h, wurde in der Krimi-Serie "Niedrig und Kuhnt" auf Sat1 das Thema John Money/David Reimer behandelt. Die Sendung kann >>> hier ausgewählt und online angeschaut werden. (Erstausstrahlung war 8.10.08.)

In Anlehnung an eine unter Zwittern berühmte Folge der US-Serie "Law & Order: New York" / Originaltitel: "Law & Order: Special Victims Unit" (>>> englische Besprechung) wird bei "Niedrig und Kuhnt" erneut auf dem Bildschirm eine an John Money angelehnte Medizynerfigur von einem an David Reimer gemahnenden Opfer in einem blutigen Racheakt umgebracht, was in Deutschland einzelne Zwitter gleich empört aufschreien liess. (Mehr zur "Law & Order"-Folge im Anhang.)

Niedrig und Kuhnt: "Nicht Fisch, nicht Fleisch" – Die Story kurz zusammengefasst:

Der junge Kim Grabitz erschiesst seinen Psychiater Wegener und seinen Vater in Wegeners Praxis und richtet sich später selbst. Kim war seit seiner Kindheit beim ermordeten Wegener in Behandlung, weil er sich gemäss seiner Schwester wie ein Mädchen fühlte und benahm. Bald erfährt man, dass mit Kims Genitalien irgend etwas nicht stimmt. Zwischendurch wird ein zweiter Psychiater, Henning Brandt, verdächtigt, der seinen ermordeten Kollegen aufgrund dessen Forschungen an Hermaphroditen und "abstrus(en) und haarsträubend(en)" Theorien stets scharf kritisierte. Nach dem Mord zeigte Kim dem Psychiater Brandt seine Genitalien, um seine Verzweiflung zu unterstreichen:

"Das haben sie mir angetan. Für ein paar lausige Euro."

Nach Kims Selbstmord wird in Wegeners Tresor ein Brief von Kim gefunden, der einen Teil der grauenvolle Wahrheit offenbart: "Ihr habt mein Leben kaputt gemacht. (...) Und ich habe denen gezeigt, wie es ist, wenn man gezwungen wird, eine Frau zu sein."

Die Mutter bricht in der Folge zusammen und die ganze Wahrheit kommt ans Licht:

Mutter: "Der Herr Wegener, der hat eine junge Familie gesucht, mit zwei Kindern, einen Jungen und ein Mädchen unter zwei Jahre. Und wir haben uns gemeldet, und er hat uns dann auch ausgewählt für dieses Experiment. (...) Zu der Zeit hatte er an einer These geforscht, dass man einen Jungen wie ein Mädchen erziehen kann und dass es nicht geschlechtsbedingt ist, sondern erziehungsbedingt ist, was aus einem jungen Menschen wird. (...) Wegener hat uns vorgeschrieben, wie wir Kim erziehen sollten. Wir haben ihm dann Mädchenkleider angezogen und die Haare mädchenhaft so gekämmt und ihm auch Hormone gegeben."

Kommissarin: "Wieviel hat Ihnen Professor Wegener denn für die Kastration Ihres Kindes bezahlt?"

Mutter: "Dafür hat er nichts gezahlt, das musste sein, weil als der Kim elf war, da hat er ganz schlimme Depressionen bekommen und Selbstmordgedanken und da haben wir den Herrn Wegener angerufen und ihn um Hilfe gebeten und da hat er gesagt, dass ..."

Kommissar: "... dass es besser ist, wenn man ihm den Penis abschneidet."

Mutter: "Er hat gesagt, dass der Penis das einzige ist, was Kim am Glücklichsein hindert und ..."

Kommissar: "Ist Ihnen eigentlich überhaupt klar, was Sie Ihrem Jungen da angetan haben?"

Für Insider ist die Anlehnung an den Fall Reimer und John Moneys gescheitertem Experiment offensichtlich: Zwar handelt es sich bei "Niedrig und Kuhnt" nicht um ein Zwillingsexperiment wie beim traurigen Fall der Gebrüder Reimer, aber ein Schwester-Bruder-Experiment.

Besonders makaber, dass Kim bei "Niedrig und Kuhnt" nicht durch einen OP-Unfall seinen Penis verliert und zum Mädchen gemacht wird, sondern vom Arzt mittels Mädchen-Erziehung, Hormonabgabe und zuletzt Penisamputation (das einzige, das seinem "Glücklichsein" noch im Wege steht).

Und: Die Eltern machen all die Jahre mit, weil sie kräftig dafür abkassieren - 100'000 Euro! Und: Die Mutter kann für ihre niedrigen Beweggründe nicht mehr belangt werden: "Wegen Verjährung wird es nicht mehr zu einem Strafverfahren gegen sie kommen."

"Niedrig und Kuhnt" nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund, wie solche Zwangsbehandlungen einzuordnen sind. Hier das aussagekräftige Statement des Psychiaters Brandt und scharfen Kritikers des ermordeten Wegeners, das meiner Ansicht nach nichts zu wünschen übrig lässt:

 

"Ein Kind im Alter von zwei Jahren aufgrund einer angeblich geschlechtlichen Störung zu behandeln. Das ist ja wohl das Bescheuertste, was sie jemals gehört haben, oder nicht?! (...) Also, das muss man nun wirklich nicht besonders bewandert sein, um zu erkennen, dass das totaler Schwachsinn ist. Ich kenne den Fall Grabitz. Der tolle Professor von und zu Wegener verhilft einem Kind mit schwerer sexueller Störung zu einem normalen und glücklichen Leben. Das ich nicht lache! Sie sehen ja, wie glücklich der Junge ist. (...) Sicher, völlig selbstlos hat er den Jungen vor dem sicheren Tod bewahrt. Der Wegener war doch bekannt für seine neurotische Ader, der Mann hat doch eine handfeste Profilneurose gehabt! Und der Fall Grabitz sollte wahrscheinlich sein letzter grosser Feldzug werden. (...) So, wie der mit seinen Patienten umgegangen ist. Da kann man ja schon von Versuchskaninchen sprechen. Ist doch kein Wunder, wenn sich so einer mal rächt."

 


Kommentar: Angst vor der eigenen Wut

Zugebenermassen eine ziemlich schräge Adaption des Falls Reimers, bei der die Eltern ziemlich schlecht wegkommen. Doch ob Menschen, die von Zwittern, geschweige denn John Money und David Reimer jemals etwas gehört haben, den Wink in Richtung Zwangsoperationen an Zwittern verstehen werden, ist fraglich.

Dennoch wird in der Serie klar Stellung gegen Zwangsoperationen bezogen, wenn auch nicht in direktem Zusammenhang mit Zwittern.

Und der Plot zeigt überdies, dass das Thema "Verletzung des Selbstbestimmungsrechts wehrloser Kinder durch gewissenlose Medizyner" wieder einmal irgendwo angekommen ist. Mir gefällt die inhärente Botschaft: Zwitter zwangsoperieren ist genauso krank wie biologische Jungen zu Mädchen machen, um irgendeine abstruse Theorie zu beweisen. In beiden Fällen klare Menschenrechtsverletzungen und deren Verurteilung.

Sat1 kriegt nun trotzdem nicht die Goldmedaille für Aufklärungsarbeit über Menschenrechtsverletzungen an Zwittern. Dazu ist die Vermischung verschiedener 'Ingredienzen' zu boulevardig, der explizite Bezug auf Zwitter zu wenig vorhanden. Dafür ist wohl auch das Sendegefäss das Falsche. Dennoch wird immerhin klar gegen genitale Zwangsoperationen zwecks Geschlechtszuweisung Stellung bezogen. Die Zwangsoperateure dürften einmal mehr gar keine Freude gehabt haben ...

Ganz anders aber sieht das ein Vorstandsmitglied des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. sowie dessen Partner_in, welche ob der Sendung derart aus der Fassung gerieten, dass sie sich genötigt sahen, sich offiziell im Namen des "Bundesverband(es) «Intersexuelle Menschen e.V.», Sektion Schwerbehinderung" in einem >>> Offenen Brief der Sat1-Redaktion über die Sendung zu beschweren.

Der Titel der Serie "Nicht Fisch, nicht Fleisch" sei ausgrenzend, Eltern von Zwittern würden als geldgierige Individuen dargestellt, "die wissentlich die Genitalorgane und das Lebensglück ihrer Kinder" für Geld an Medizyner verkaufen. Insbesondere wird auch kritisiert, dass Zwitter als "bewaffnete psychopathische Menschen oder Amokläufer" dargestellt werden.

Obwohl es im Beitrag notabene eben nicht um Zwitter geht. Die unmenschliche Behandlung von Zwittern wird jedoch dargestellt, wenn auch 'verfremdet' und auf einer 'anderen Bühne', die reale Wut mancher Zwangsoperierter über das ihnen angetane Unrecht wird überspitzt fiktiv dargestellt.

Ich verstehe deshalb die Aufregung nicht. Oder eben doch: Ein Medizyner und ein mittäterischer Vater, die ein wehrloses Kind zwangsoperieren lassen, werden vom Zwangsoperierten aus Rache abgemurkst – da reicht schon diese Allusion und mancher Zwitter kriegt Angst – womöglich nicht zuletzt vor seiner eigenen unterdrückten Wut.

Wohl der Hauptgrund, dass sich viele Zwitter – auch solche in verantwortungsvollen Positionen – sofern sie überhaupt offiziell aktiv werden, bevorzugt auf Nebenschauplätzen aufhalten, statt zum Beispiel mal einigen Medizynern öffentlich kräftig in den Arsch zu treten.

Nella

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!


Anhang (von Seelenlos):
Law & Order: New York, 6. Staffel, Folge 128: "Identität" (Deutsche Erstausstrahlung 30.8.2007). Originaltitel: Law & Order: Special Victims Unit, Season 6,  Episode 128: "Identity" (18.1.2005)

Wohl das mehr oder minder heimliche Vorbild für obige "Niedrig und Kuhnt"-Folge. "Law & Order" hielt sich einiges genauer ans reale Vorbild John Money und sein infames "Zwillingsexperiment" mit den Reimer-Brüdern und wurde noch zu Moneys Lebzeiten ausgestrahlt – wohl der Grund, warum der übliche Disclaimer "Jede Ähnlichkeit mit realen Personen rein zufällig usw." in dieser Folge zumindest auf der englischen DVD markant prominenter platziert war als bei allen anderen Folgen ...

Zum Plot: Die Geschwister Lindsey und Logan, die im Zusammenhang mit einem anderen Mord (der sich als Notwehr herausstellt) ins Visier der Kommissare geraten, sind wie Brian und David Reimer eineiige Zwillinge, wobei Lindsey wie David Reimer wegen eines Unfalls bei der Beschneidung den Penis verlor. Die Eltern vertrauen sich danach einem gewissen Dr. Blair an, der sie überzeugt, das Beste sei es, den Knaben zu einem Mädchen zu machen und es über sein wahres Geschlecht zu belügen. Dr. Blair in der Sendung entpuppt sich als vergleichbar arrogant und uneinsichtig wie sein reales Vorbild, seine Aussagen wie auch die der Eltern und der "Versuchskaninchen" bringen die Geschichte prägnant auf den Punkt. Wie Kim bei "Niedrig und Kuhnt" erfährt Lindsey schliesslich doch die Wahrheit, wie David Reimer entschliesst sie sich, wieder in der männlichen Rolle zu leben. Kurz darauf wird Dr. Blair in seinem Büro mit einer Staue erschlagen. Bilder einer Überwachungskamera zeigen eine Person, die sowohl Logan wie auch Lindsey – mittlerweile Luke – sein könnte; DNS-Spuren am Tatort kommen zum selben Resultat. Wegen identischer DNS kann der Täter aber nicht überführt werden, denn die Brüder halten dicht, weil sie sich viel zu nahe stehen, um umzufallen, wie der Kommissar relativ schnell abschliessend festhält: "Sie haben ein perfektes Verbrechen hingekriegt." Die letzte Szene zeigt Logan und Luke in ihren Zellen, nun mit ähnlichem Haarschnitt und ähnlicher Kleidung, wie sie je auf ihrer Seite der gemeinsamen Zellenwand ihre Hände übereinander legen.

Kommentar: "Law & Order" ist um Klassen besser als der "Niedrig und Kuhnt"-Rip Off, sowohl von der Story wie auch von der Produktion her, aber auch, was die Darstellung der Opfer des "Zwillingsexperiments" betrifft. Zur Frage ihrer möglichen Funktion als (schluck!) Rollenvorbilder bringt's Emi Koyama von IDPX in den Abschlussätzen ihrer >>> englischen Besprechung der Sendung gut auf den Punkt, so dass ich sie hier auf Deutsch wiedergeben und der verräterisch panischen Reaktion der "Sektion Schwerbehinderung" des "Bundesverbandes Intersexuelle Menschen e.V." gegenüberstellen möchte:

Wir von der Intersex Initiative rächen uns auf unsere Art am Unrecht, das uns und unseren Freund_innen angetan wurde, nämlich durch unseren Aktivismus (also macht auch mit!). Trotzdem, Ärzte passt auf: Obwohl wir Gewalt nicht als Lösung befürworten, sind Logan und Luke nicht die einzigen, die schon den Drang verspürten, ihren Ärzten körperlichen Schaden zuzufügen.

Siehe auch:
- Stockholm under Water
- "Vom Nutzen unseres Ärgers" (Von der Frauenbewegung lernen) 
- Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind

Monday, December 14 2009

IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI)

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>>> IOC Rally 19.11.09      >>> Background Report     >>> Open Letter to IOC

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Laut einer >>> englischsprachigen Pressemeldung vom 13.12.09 im britischen "Telegraph", die bald darauf von Agenturen weltweit weiterverbreitet wurde, hat der Leichtathletik-Weltverband "International Association of Athletics Federation" laut einer (schon wieder ...) Indiskretion durch einen anonymen "IAAF Insider" der südafrikanischen Läuferin Mokgadi Caster Semenya eine Gratis "Gender-Operation" angeboten für den Fall, dass sie definitv "beim Geschlechtstest durchfallen" sollte. (Gemeint ist wohl konkret eine Kastration bzw. chirurgische Entfernung der angeblich "im Bauchraum verborgenen Hoden".)

Einmal mehr wird im Artikel auch reisserisch die Krebslüge propagiert (mensch beachte die "gesuchte" Formulierung – Hauptsache, das Wort "Hoden" zwei mal im selben Satz untergebracht, oder was?): 

[Seitens der IAAF] bestehen aber auch Sorgen um die Gesundheit der Athletin, da Hoden im Bauchraum ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs in sich tragen.

(Anmerkung: Laut aktuellen Studien [--> 4.] beträgt z.B. bei CAIS-Zwittern das Krebsrisiko von Hoden im Bauchraum 0.8%–2% – im Vergleich zum Brustkrebsrisiko bei "normalen" Frauen von über 10% ...)

Einmal mehr versucht der Artikel zudem die Schuld für den rechtswidrigen Umgang mit Caster Semenya durch den IAAF auf den südafrikanischen Athletikverband ASA abzuwälzen:

IAAF habe ASA grosszügig angeboten, Caster Semenya vor Berlin prophylaktisch vom Rennen auszuschliessen, wozu ASA aber nicht eingewilligt habe, weshalb ASA verantwortlich sei für die nachfolgende globale Medienhetze gegen Caster Semenya – die allerdings (wie auch der vorliegende Artikel) stets auf IAAF-"Indiskretionen" beruhten.

Zwar verhielt sich auch ASA gegenüber Caster Semenya widerrechtlich, indem er sie ebenfalls ohne ihr Wissen einem demzufolge nicht-eingewilligten Geschlechtstest unterzog. Im Vergleich zu den Machenschaften des IAAF und seinen ständigen Versuchen, als Zwitter verdächtigte Athletinnen stillschweigend prophylaktisch auszuschliessen und andernfalls durch "Indiskretionen" zu bestrafen, ist ASA allerdings ein kleiner Fisch. Prompt wurde bisher erst die ASA-Führung zunächst suspendiert und dann abgesetzt, während IAAF weiter ungestraft Caster Semenyas Persönlichkeitsrechte verletzen und als Zwitter verdächtigte Athletinnen weiterhin willkürlich ausschliessen darf ...

Siehe auch:
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09 
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Schon wieder: Stern verbreitet Medizyner-Märchen (Teil 2)

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Menschenrechte auch für Zwitter!2 Tage nach einem ziemlich armseligen Artikel "So entstehen Männer, Frauen und alles dazwischen" folgt schon der nächste, nicht minder armselige Streich, diesmal in der Rubrik "Gesundheit" aus der Tastatur von Nicole Bongart und unter dem Titel >>> "Intersexualität: Junge oder Mädchen? Oder beides?"

Auch dieser Artikel handelt das Thema wiederum ausschliesslich vom Gender- und Medizynerstandpunkt aus ab:

Erneut ist über 5 Seiten wild durcheinander die Rede von "Störungsbildern", "Transsexuellen", "Sexualhormonen", "Gendefekten", "Hermaphroditismus verus", "Korrektur der untypischen Geschlechtsentwicklung", "Operateure [mit] ausreichende[r] Erfahrung", "Geschlechterrollen", "psychischen Erkrankungen" usw.

Auch dieser Artikel stellt die genitalen Zwangsoperationen ausschliesslich als heute nicht mehr relevante Vergangenheit dar:

Lange Zeit empfahlen Ärzte eine rasche Entscheidung für eines der beiden Geschlechter und eine frühzeitige Operation. Bis in die 80er Jahre war es üblich, dass intersexuelle Menschen im Kindes- und Jugendalter Operationen im Genitalbereich hatten, ohne ausreichend in diesen Entscheidungsprozess mit einbezogen zu werden. Dieser entmündigende Umgang wurde in den letzten 20 Jahren von Betroffenen und Medizinern kritisiert, es kam zu einem Umdenken. (S. 1)

Gleichzeitig werden schamlos Zwangsops und weitere Zwangsbehandlungen propagiert:

So unterschiedlich die Ursachen von Intersexualität sind, so vielfältig ist auch die Herangehensweise an Zeitpunkt und Art der Korrektur der untypischen Geschlechtsentwicklung. Als medizinischen Behandlungsmöglichkeiten bietet sich eine Hormontherapie ebenso an wie eine Operation. Häufig werden auch beide Therapien kombiniert. (S. 4

Erneut ist im ganzen Artikel kein einziges Mal die Rede von (missachteten) Menschenrechten oder (nicht vorhandener) Ethik!

Tüpfelchen auf dem i: Auf einer zusätzlichen Seite "Hilfreiche Adressen: Sexualberatung und Selbsthilfegruppen" sind auf 2 Seiten in dieser Reihenfolge abschliessend aufgeführt: Familienplanung.de, schwanger-info.de, Pro Familia, Deutsche AIDS-Hilfe, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Schwul-lesbisches Jugendnetzwerk Lambda, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), Lesbenring, Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, Selbsthilfegruppe für Menschen mit abweichender Geschlechtsidentität VIVA TS München, Schwangerschaftsberatung Deutscher Caritasverband, AWO Arbeiterwohlfahrt (Abt. Schwangerschaftberatung), Deutsches Rotes Kreuz (Abt. Schwangerschaftsberatung), Kontaktstelle gegen sexuelle Gewalt tamar ruhrgebiet, Verein zur Abschaffung von sexuellem Missbrauch und sexueller Gewalt AMYNA, Verein gegen sexuellen Missbrauch Wildwasser – aber keine einzige Zwitter-Selbsthilfe- oder Lobbygruppe!

Fazit zum 2.: Erneut ein Machwerk, das letztlich unter "Medizyner Medien Offensivchen möchte gern zurückschlagen" abgelegt werden muss. Und das als Warnung dienen sollte, dass "positive Medienresonanz" keine Selbstverständlichkeit darstellt, sondern durch harte Lobbyarbeit jedes Mal von neuem erkämpft werden muss – und die Medizyner schlafen nicht ...  

Nachtrag 10.2.10: Soeben wurde das Machwerk auch auf dem Hermaphroditforum "entdeckt".

Siehe auch:
- Stern verbreitet Medizyner-Märchen (I)  

Saturday, December 12 2009

Stern verbreitet Medizyner-Märchen (I)

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Auf Stern.de erschien in der Rubrik "Wissen" von Brigitte Herden ein längerer Artikel >>> "So entstehen Männer, Frauen und alles dazwischen".

Einmal mehr wird dort das Thema ausschliesslich nach Gender- und Medizynerstandpunkten abgehandelt. So ist im über 5 Seiten verteilten Text wild durcheinander die Rede von "Chromosomen", "Geschlecht", "Typisch wirkende Verhaltensweisen", "Stereotypen", "Abweichungen", "Geschlechtsidentitätsstörung", es geht um "Transsexuelle", "Schwule", "Lesben" und, äh, "Intersexuelle", sowie um "Geschlechtshormone", die "schon im ungeborenen Kind wirken und die Entwicklung des Gehirns beeinflussen" inkl. "die Geschlechtsidentität"

Zwar werden auf der 3. Seite unter Hinweis auf den "John/Joan-Fall" kurz einige scheinbar kritische Töne angeschlagen – streng nach dem altbewährten Medizyner-Motto "Früher sind uns vielleicht paar wenige Irrtümer unterlaufen, aber das ist schon lange her, also reden wir nicht weiter davon, heute haben wir alles todsicher im Griff":

Lange Zeit dachten Ärzte, es sei gut für solche intersexuellen Kinder, wenn möglichst rasch über das Geschlecht entschieden werde. Und da es leichter ist, durch eine Operation eine Vagina zu formen als einen Penis, wurden Menschen mit Intersex-Syndrom in der Vergangenheit häufig zu Mädchen umoperiert und ihnen dies verschwiegen. Inzwischen weiß man aber, dass das Gefühl für die eigene Geschlechtsidentität auf sehr komplexe Weise entsteht und zu einem Teil schon von Geburt an im Gehirn verankert sein kann. Durch eine Operation kann man es nicht ohne weiteres festlegen.

Sprich, einzig wegen inzwischen veralteter Forschungsergebnisse gabs zwar mal einige Schlaglöcher auf dem Weg. Aber heute sind unsere guten Mannen und Frauen von "Netzwerk Intersexualität/DSD", "Euro-DSD" usw. ja schon sooo viel weiter, ganz nach ihrem ureigenen Motto "Vom Gen zur Geschlechtsidentität" werden heute "gender-optimierte" Zwangsanpassungen perfektioniert, und auch die Zwangsoperationsmethoden sind heute ja mittlerweile einsame Spitze (was die Medizyner in 20 Jahren dann auch todsicher beweisen werden können).

Dementsprechend nichts als logisch: Im ganzen Artikel ist kein einziges Mal die Rede von (missachteten) Menschenrechten oder (nicht vorhandener) Ethik!

Fazit: Trotz vereinzelter Ansätze ein Machwerk, das letztlich unter "Medizyner Medien Offensivchen möchte gern zurückschlagen" abgelegt werden muss. Und das als Warnung dienen sollte, dass "positive Medienresonanz" keine Selbstverständlichkeit darstellt, sondern durch harte Lobbyarbeit jedes Mal von neuem erkämpft werden muss – und die Medizyner schlafen nicht ...

Siehe auch:
- Schon wieder: Stern verbreitet Medizyner-Märchen (Teil 2) 

Friday, December 11 2009

Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")

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Zum gestrigen Tag der Menschenrechte (10. Dezember):

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Seit dem Beginn der Zwitterbewegung in den 1990ern war einer ihrer wesentlichen Kritikpunkte, dass FeministInnen zwar gegen weibliche Genitalverstümmelung (hauptsächlich in fernen Kulturkreisen) protestieren und lobbyieren, aber gleichzeitig die Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern vor der eigenen Haustüre (z.T. aus rassistischen Motiven heraus) mutwillig ausblenden
(>>> mehr) – obwohl, worauf Michel Reiter schon 1998 hinwies, die dadurch entstehenden Schäden durchaus vergleichbar sind und auch die weibliche Genitalverstümmelung z.T. damit begründet wird, Klitoris und Schamlippen seien "überflüssige" oder gar schädliche "männliche Anteile" und müssten deshalb bei Frauen entfernt werden, um sie zu "richtigen Frauen" zu machen (umgekehrte Argumentation wird z.T. auch als Begründung für männliche Beschneidung vorgebracht):

"[...] so glaubt man, daß jede Person mit einer maskulinen und einer femininen 'Seele' ausgestattet ist. Diese 'Seelen' enthüllen ihre jeweiligen physiologischen Merkmale in den und durch die Fortpflanzungsorgane. Auf diese Weise ist die weibliche 'Seele' eines Mannes, so wird behauptet, in der Vorhaut lokalisiert, während die männliche 'Seele' der Frau in der Klitoris sitzt. Dies bedeutet: Wenn der junge Mann heranwächst und schließlich in die männliche Gesellschaft aufgenommen wird, muß er sich seiner weiblichen Merkmale entledigen. (...) Dasselbe gilt für ein junges Mädchen (...), indem man ihre Klitoris oder Klitoris und Schamlippen entfernt. Nur so beschnitten kann das Mädchen behaupten, eine vollständige Frau zu sein, und ein entsprechendes Sexualleben führen." (Lightfoot-Klein: "Das grausame Ritual" (1992), S. 45, zitiert hier.)

In neuen Jahrtausend beginnt sich das nun ansatzweise zu ändern! 2009 äusserste sich in der Schweiz Terre des Femmes – meines Wissens nach gar zum allerersten Mal – in einer politischen Diskussion nachdrücklich auch gegen die genitalen Zwangsoperationen an Zwittern und kritisierte explizit, dass diese in einen Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung nicht aufgenommen wurden.

Einen wichtigen Beitrag zu diesem Wandel leistete wohl die "Beschneidungs-Expertin" Hanny Lightfoot-Klein, die sich seit den 1980ern intensiv mit Genitalverstümmelungen befasst und Öffentlichkeitsarbeit zu ihrer Beendigung leistet (>>> englische Homepage).

Im abschliessenden Band ihrer Buchtrilogie zum Thema, auf Deutsch 2003 erschienen unter dem Titel "Der Beschneidungsskandal", zog Hanny Lightfoot-Klein meines Wissens nach zum ersten Mal auch die genitalen Zwangsoperationen an Zwitterkindern umfassend mit ein. Damit kam sie einer Urforderung der Zwitterbewegung nach und leistete einen entscheidenden Beitrag zur Bekanntwerdung dieses Tabuthemas in feministischen Kreisen. Weiter setzt das Buch weibliche Genitalverstümmelungen und Zwangsoperationen an Zwittern in einen weiteren Zusammenhang mit den in westlichen Ländern bis in die Hälfte des 20. Jahrhunderts praktizierten Klitorektomien auch bei "normalen Frauen", sowie mit der (in den Folgen vergleichsweise harmloseren) männlichen Beschneidung. (>>> gelungene Zusammenfassung/Besprechung auf Akifra.org)

In "Der Beschneidungsskandal" redet Hanny Lightfoot-Klein von Anfang an Klartext über die Zwangsoperationen an Zwittern, so z.B. im Vorwort unter expliziter Erwähnung der "Intersex-Operationen" von der "Selbstverständlichkeit, dass jede Art von genitalen Schnitzereien ein alptraumartiges Ereignis für ein Kind darstellt, wobei der schlimmste Alptraum von der Realität übertroffen wird." (S. 9)

Und im 2. Kapitel in einem ersten Abschnitt "»Korrigierende« Genitalchirurgie an intersexuellen Kindern": "Leider konnte bis heute kein Beweis erbracht werden, dass durch diese Art der Intervention tatsächlich irgendwelche Probleme gelöst wurden." (S. 40)

Im 3. Kapitel, das auch persönliche Geschichten enthält von der ISNA-Begründerin Cheryl Chase a.k.a. Bo Laurent und von Howard Devore, hält Lightfoot-Klein explizit fest: "Willkürliche Eingriffe an den Genitalien von nicht einwilligungsfähigen Minderjährigen, die das Kind, an dem sie begangen werden, sowohl physisch als auch psychisch gefärden können und die aus rein »kosmetischen« Gründen durchgeführt werden, müssen endlich klar als unethisch definiert werden." (S. 49)

In Bezug auf "Intersexchirurgie" spricht Lightfoot-Klein in einem Abschnittstitel gar von der "»Heimatfront«" im Kampf gegen Genitalverstümmelung weltweit (S. 173).

Aufschlussreich auch, wie viele afrikanische AktivistInnen, die Lightfoot-Klein durchgehend zu Wort kommen lässt, immer wieder die Menschenrechtswidrigkeit der Genitalverstümmelungen betonen:

"Wir glauben, dass die genitale Verstümmelung von Mädchen in aller erster Linie einen Akt von Kindesmissbrauch sowie eine Menschenrechtsverletzung darstellt, und dies sollte von den internationalen Medien, den Menschenrechtsaktivisten und allen, die mit der Gesundheit von Frauen und KIndern befasst sind, bedacht werden." (Aus einem Rundschreiben von AktivistInnen aus Ghana, Nigeria, Somalia, Sudan und Senegal, S. 139)

"Genitalverstümmelung muss aufhören, damit Frauen ihre grundlegenden Menschenrechte geniessen können." (Rogaia M. Abusharaf, S. 142)

Klartext redet Lightfoot-Klein auch über den Preis für den Kampf gegen diese Menschenrechtsverletzungen: "Ich habe für mich festgestellt, dass niemand, der seine oder ihre Kraft und Energie in diese Sache steckt, ganz ungeschoren davonkommt. Jeder und jede von uns [...] zahlt einen persönlichen Preis, und für einige von uns war es ein hoher Preis. Auf die eine oder andere Art haben wir alle gelitten." (S. 140-41)

Auch die Übersetzerin von "Der Beschneidungsskandal", Dr. Sabine Müller redet in ihrem Vorwort Klartext: "Wie groß darf in einem westlichen Land eine Klitoris sein, bevor sie dem Kinderchirurgen anheimfällt? In Europa sind es Hebammen, Fachärzte und -ärztinnen, die einem Neugeborenen das Geschlecht zuweisen, und wehe da stimmt etwas nicht. Jedes Jahr werden in Deutschland 350 Intersex-Kinder geboren, und keines entgeht dem Messer." (S. 7)

In einem weiteren Zitat im Buchinnern nimmt Dr. Sabine Müller auch selbstkritisch Stellung zur schweigenden Komplizenschaft der gesamten Medizinerzunft, wenn angehende ÄrtInnen etwa in ihrer Ausbildung mit den menschenrechtswidrigen genitalen Zwangsoperationen konfrontiert werden: "Ich kann mich nicht erinnern, dass von uns Studierenden auch nur eine/r nachfragte, geschweige denn protestierte. Wir sassen mit offenen Mündern da und betrachteten die 'Horrorshow' der Diasammlung des Professors. Kürzlich erschien in Der Spiegel (45/2002) unter dem Titel 'Ihre Tochter ist ein Sohn' ein Artikel, der anschaulich schildert, dass dies noch immer die gängige Praxis ist." (S. 42) 

Werden die 2010er Jahre das Jahrzehnt, in dem sich das endlich grundlegend ändert, und sowohl die KämpferInnen gegen weibliche Genitalverstümmelung weltweit endlich umfassend die Konsequenzen ziehen, wie auch (angehende) MedizynerInnen?

Siehe auch:
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ... 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive  

Wednesday, December 9 2009

Intersex Protest @ IOC 19.11.09 – Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

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>>> English Notes      >>> IOC Rally 16.11.09      >>> Background Report

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Portfolio von Fabrice Coffrini für AFP/Getty Images vom Protest der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.info gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport. -> Zum Vergrössern jeweils reinklicken!

(Photo: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

(Photo: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

(Photo: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

(Photo: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

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(Photo: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

>>> English Notes      >>> IOC Rally 16.11.09      >>> Background Report

Kommentar: Boa, sahen wir alt aus in Genf so früh am feuchtkalten Morgen! Trotzdem finde ich die Bilder von Fabrice Coffrini von den gelungensten der Schnappschüsse der zahlreich anwesenden Agenturfotografen. Sind sie doch die einzigen, auf denen auch Zwitter-Protest-Veteranin Baiba zumindest zwei mal angemessen mit drauf ist (und noch am frischesten dreinguckt). Ausserdem scheint Fabrice Coffrini auch über eine gute Portion Humor zu verfügen, bzw. die Bilder sind nicht alle so bierenst inszeniert wie die der Konkurrenzagenturen (mehr davon später). Das 3. Bild schaffte es sogar in die New York Times (allerdings wurde dort Nella in der Bildunterschrift bald einmal zur blossen "Frau" reduziert ... :-( ), sowie das Letzte mit der schicken Statue dauf in das Online-Magazin Jezebel.

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Zwitter-Demo gegen IOC und IAAF, 19.11.09, 09h
- "Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi 

Friday, December 4 2009

Bundesrat: Kein Schutz "sexueller Identität" im Grundgesetz – VereinnahmerInnen machen unbeirrt weiter wie gehabt

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Wie unlängst auf diesem Blog berichtet, forderten Berlin, Hamburg und Bremen in einer Standesinitiative unter dem Motto "Homo-Schutz ins Grundgesetz" neu auch, "sexuelle Identität" ("in der Rechtssprache" laut Wikipedia gleichbedeutend mit "sexuelle Orientierung") ins Grundgesetz Art. 3.3 aufzunehmen. Dabei wurde in Medienberichten von Seiten der Initianten auch "Intersexuelle" in altbekannter, vereinnahmender Manier als obligates, lediglich "mitgemeintes" Schlusslicht ins Feld geführt.

Am Freitag letzter Woche erteilte nun der Bundesrat (nach der Yogyakarta-Ablehnung im Bundestag nicht besonders überraschend) der Initiative eine Abfuhr.

Kommentar:

Ein schwarzer Tag für die Gleichstellung von LGBT, und nicht nur für den LSVD "enttäuschend".

Trotzdem (theoretisch) auch eine Gelegenheit, die realpolitisch untaugliche (und vereinnahmende) Methode einmal zu überdenken, die auch in Deutschland immer noch täglich begangenen, massiven Menschenrechtsverletzungen gegen Zwitter lediglich auf "Diskriminierungsebene" und "bei LGBT 'mitgemeint'" auf die lange Bank zu schieben und die genitalen Zwangsoperationen an Zwittern auf blosse "Anfeindungen und Benachteiligungen" zu reduzieren, unter denen LGBT nach eigenen Aussagen leiden. Statt die massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern nach dem Vorbild des LSVD endlich als eigenständigen Punkt auf die politische Agenda zu hieven als das, was sie sind: nämlich krasse Verstösse insbesondere gegen das elementare Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Auf diese Weise eingebracht wäre die zentrale Forderung der Zwitterbewegung nach Abschaffung der Zwangsoperationen erst noch realpolitisch innert nützlicher Frist durchsetzbar.

Leider stehen die Zeichen dafür nach wie vor schlecht: Die üblichen VereinnahmerInnen machen wohl unbeirrbar weiter wie gehabt (schliesslich werden ja auch sie persönlich und ihre Klientel nicht genital zwangsoperiert – nach wie vor in Deutschland JEDEN TAG EIN WEHRLOSES ZWITTERKIND, sowie in Österreich und in der Schweiz jede Woche eines). 

So reichten am Tag der Ablehnung im Bundesrat (wohl in Hoffnung auf eine Annahme) die wohl unverbesserlichen VereinnahmerInnen der Grünen um Volker Beck vollmundig einen Gesetzesentwurf (PDF) ein, in dem "Intersexuelle" einmal mehr in der unsäglichen, scheinbar gottgewollten Reihenfolge lediglich "mitgemeint" und ihre Leiden verharmlost werden, ohne dass die nur an Zwittern üblichen, massiven Verstösse insbesondere gegen das Menscherecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung je adäquat angesprochen werden.

Auch die SPD, die (ebenso wie die Grünen) bisher noch nie auch nur einen einzigen konkreten Vorstoss zu Gunsten von Zwittern unternahm, will nach dem Nein des Bundesrats laut Medienberichten ebenfalls einen entsprechenden Gesetzesvorschlag in den Bundestag einringen. Dabei werden – Überraschung! – "Intersexuelle" (mit der wörtlich gleichen Formulierung wie bei den Grünen!) als obligates Schlusslich bloss "mitgemeint". Auch von der SPD also lediglich Vereinnahmung pur.

Fazit: "Mitgemeint" ist nicht gut genug – im Gegenteil! Und:

Würden von den versammelten VereinnahmerInnen mal nur schon ein paar an den eigenen Geschlechtsteilen genital zwangsoperiert, hätten sie bestimmt ziemlich schnell andere Parolen – wetten?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität"

Thursday, November 26 2009

Karin Plattner @ Aeschbacher 26.11.09 22:20h SF1

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UPDATE: >>> Teiltranskript Erik Schinegger u. Claudia Wiesemann @ SternTV 25.11.

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Heute ist Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe zu Gast in der bekannten Talksendung Aeschbacher.

Als letzte von 4 Studiogästen redet Karin Plattner im knappen Rahmen der Sendung einmal mehr Klartext darüber, wie die Medizyner ihr zwischengeschlechtlich geborenes Kind unbedingt genital zwangsoperieren wollten.

Was für ein Kampf es heute noch ist, weil alle Medizyner ihm bei jeder "normalen" Untersuchung unbedingt auch noch zwischen die Beine schauen wollen.

Dass die Horrorszenarien der Zwangsoperateure, wonach jedem unoperierte Kind sogleich und unwiderruflich das "soziale Aus" drohe, gar nicht wahr werden, solange offen und offensiv darüber Klartext geredet wird (statt das medizynisch verordnete Schweigebot zu befolgen).

Kommentar: Nella und ich waren bei der Aufzeichnung im Publikum mit dabei, und es war einmal mehr eindrücklich zu fühlen, auf welcher Seite Herr und Frau DurchschnittsbürgerIn stehen betreffend "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern Ja oder Nein?"

Nämlich auf der Seite der Zwitter und der Menschenrechte und GEGEN die Zwangsoperateure! Bring it on!

Die Sendung ist jetzt auch als >>> Online-Video verfügbar.

Siehe auch:
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video)
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ TalkTäglich TeleZüri 20.10.09 (Video)
- besonders gelungenes Interview mit Karin Plattner in "Spuren" (2004)
- aktuelles Interview mit Karin Plattner auf Tagesanzeiger.ch 27.10.09 
- Alle Posts über Karin Plattner auf diesem Blog

Friday, November 20 2009

Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

   >>> Open Letter to IOC      >>> Press Release 16.11.09      >>> Background Report

 

IOC Hauptsitz in Lausanne, 19.11.09 (Bild: Ärger)

 

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Mitglieder der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org demonstrierten am 19. November 2009 vor dem Sitz des Internationalen Olympischen Komitees IOC in Lausanne. Sie forderten "Stopp der Diskriminierung intersexueller Sportlerinnen!" und Respektierung ihrer Privatsphäre.

In einem Offenen Brief appellierten sie an das IOC, sich für die indische Athletin Santhi Soundarajan einzusetzen, der aufgrund eines willkürlichen Geschlechtstest eine Silbermedaille aberkannt und die in den Medien als "Mann" und "Betrügerin" verunglimpft wurde.

Weiter forderte Zwischengeschlecht.org das IOC auf, endlich transparente, faire und allgemein verbindliche Regeln zur Teilnahme von zwischengeschlechtlichen Menschen / Hermaphroditen / Zwittern / Inters*xuellen an Sportwettkämpfen zu erarbeiten und dabei auch Betroffene und ihre Organisationen angemessen zu beteiligen.

Eine Delegierte des IOC versprach, diese Anliegen zu prüfen und stellte  eine Antwort auf den Offenen Brief in Aussicht.

Zwischengeschlecht.org begrüsst ausserdem den gleichentags publizierten Entscheid des Internationalen Athletikverbandes IAAF, wonach  Caster Semenya ihren Weltmeistertitel behalten darf. Ebenso, dass der IAAF von der Veröffentlichung weiterer vertraulicher medizinischer Informationen über die südafrikanische Sportlerin absehen und sich für die Möglichkeit einer Weiterführung ihrer sportlichen Karriere einsetzen will.

Zwischengeschlecht.org hofft, dass der IAAF und die mit ihm zusammen arbeitenden Mediziner dabei ethische Grundsätze gebührend beachten und Caster Semenya insbesondere keine medizinisch nicht notwendigen Operationen aufzwingen wollen.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von genitalen Zwangsoperationen an zwischengeschlechtlichen Menschen und "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Siehe auch:
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: IOC streitet Verantwortung ab und schliesst Betroffene aus 
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Zwitter-Demo gegen IOC und IAAF, 19.11.09, 09h
- Intersex Protest @ IOC 19.11.09 – Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images 
- "Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi

Wednesday, November 18 2009

"Lausanne: Les hermaphrodites suisses s’attaquent au CIO" - 20min.ch 17.11.09

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> http://www.20min.ch/ro/news/vaud/story/24801531

Vorabbericht von Raphaël Pomey zum morgigen Zwitterprotest vor dem Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees IOC gegen die unwürdige und menschenrechtswidrige Behandlung von als Zwitter verdächtigten Sportlerinnen wie z.B. Santhi Soundarajan und Caster Semenya durch das IOC und den Internationalen Athletikverband IAAF.

Wie der Artikel verdeutlicht, hat auch im Lausanner Kantonsspital mindestens ein Sportmedizyner in Sachen Zwitter noch ne ganze Menge dazuzulernen ...

Siehe auch:
- Bericht zum Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" 
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" - Zwitter-Demo gegen IOC und IAAF, 19.11.09, 09h

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi Soundarajan

"Sexuelle Identität", "psychosexuell Entwicklungsgestörte", "Sexualstraftäter" und, äh, "Intersexuelle" - Tagung in Göttingen 20.11.09

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Kann ein Zwitter Sünde sein?>>> "Weiblich, männlich, intersexuell?" Pressemeldung zur Veranstaltung
>>> Ankündigung Homepage Zentrum für Medizinrecht
>>> Offizielles Programm (doc)  

Kommentar: Natürlich ist vermehrte (auch wissenschaftliche) Aufarbeitung der aktuellen Rechtssituation zwischengeschlechtlicher Menschen dringend notwendig. Insbesondere, wie Zwittern elementarste Grundrechte nach wie vor vorenthalten werden, wie auch das Strafrecht als Garant ihrer Menschenrechte z.B. auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung bisher stets sträflich versagte, und was dagegen künftig dringend zu tun wäre. Ausserdem beginnt das Thema "Intersexualität und Recht" langsam aber sicher auch eine (meist schockierte und empörte) breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

Letzteres hat offensichtlich auch schon die Uni Göttingen bemerkt und deshalb das Stichwort "intersexuell" prominent in den Titel ihrer Medienmitteilung eingebaut. Im Kleingedruckten zum "Workshop" ("Zielgruppe: Journalisten, Wissenschaftler") sieht's dann allerdings weniger erfreulich aus: Unter den im Programm und Ankündigungen versammelten Stichworten (für eine Auswahl vgl. den Titel dieses Posts) wird kaum Relevantes dazu herauskommen.

Zu befürchten ist im Gegenteil eine Veranstaltung nach den Bedürfnissen bzw. zur Rechtfertigung der Täterinnen, sprich Zwangsoperateure plus Zulieferer aus Sexologie, Endokrinolgie und Psychiatrie, sowie nicht zu vergessen die Eugenik-Nachfolgedisziplin Humangenetik, wohl kaum zufällig Co-Veranstalterin dieses Workshops – obwohl einzelne Referentinnen schon positiver auffielen (Konstanze Plett - PDF, Katinka Schweizer).

Dass die TäterInnen allerdings in letzter Zeit spürbar erhöhten Rechfertigungsbedarf haben, ist demgegenüber ja nun wirklich nur positiv zu bewerten ...

Nachfolgend dokumentieren wir Pressemitteilung, Ankündigung und Programm:

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Tuesday, November 3 2009

Karin Plattner @ Aeschbacher SF1, 26.11.09 22:20h

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> dieser Post ist umgezogen!

Am neuen Ort inkl. Kurzbesprechung der Sendung + Links zu den Onlinevideos.

Siehe auch:
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video)
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ TalkTäglich TeleZüri 20.10.09 (Video)
- besonders gelungenes Interview mit Karin Plattner in "Spuren" (2004)
- aktuelles Interview mit Karin Plattner auf Tagesanzeiger.ch 27.10.09 
- Alle Posts über Karin Plattner auf diesem Blog

Friday, October 30 2009

«Entre deux sexes» - Temps Présent, TSR1 29.10.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!


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Der letzte Woche angekündigte Dokfilm für das Fernsehen der französischsprachigen Schweiz von François Cesalli und Florence Farion, u.a. mit Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und ihrer Schwester (gefilmt anlässlich der Aktion vor dem Inselspital Bern), Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe (Archivaufnahmen aus der Rundschau-Doku >>> ganzes Video), den Zwischengeschlechtlichen Dany-Salomé Gillis und Philippe, sowie als ExpertInnen u.a. Ariane Giacobino, Blaise Meyrat und François Ansermet, ist >>> jetzt online!

Wiederholungen auf TSR2: Mo 2.11. 10:10h und 14:15

Kann ein Zwitter Sünde sein?Kommentar: Zum Glück noch knapp ohne die in den Medien stets beliebten Schmink- & Stylingszenen. Und einmal mehr werden alle Zwischengeschlechtlichen bloss als Privatpersonen genannt, die Namen ihrer Organisationen hingegen unterschlagen. Vor allem Nella kämpferisch wie eh und je, die genannten ExpertInnen verständnisvoll, wenn auch wie stets ohne ein wirklich klares Bekenntnis auf einen Verzicht auf kosmetische Genitaloperationen an Kindern ...

Alles in allem einmal mehr schlechte Nachrichten für alle unverbesserlichen Zwangsoperateure - auch auf dem >>> Forum zur Sendung sind die Meinungen klar, wem eigentlich das Recht zur Entscheidung "OPs ja oder nein, und wenn ja, wann welche" zugestanden werden müsste – nämlich allein den Betroffenen selbst! Und in der Anmoderation gar ein Hinweis auf den aktuellen politischen Vorstoss im Kanton Zürich. Allen Beteiligten Danke!

Siehe auch:
- Nella @ Tagesschau TSR1 11.10.09 (Video) 
- Nella @ Tagesschau SF1 6.7.08 (Video DEUTSCH) 
- Nella @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video DEUTSCH)

Tuesday, October 27 2009

Interview mit Karin Plattner von der Schweizer Elternselbsthilfe - tagesanzeiger.ch, 27.10.09

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

"Wir haben zu essen, ein Dach über dem Kopf und ein gesundes Kind. Was will ich mehr?" Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe redet einmal mehr Klartext! Danke!

>>> http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Wenn-sie-eines-Tages-ein-Junge-sein-will-ist-das-auch-gut/story/20636368

Nach dem gestrigen >>> Artikel über den historischen 1. Zwitter-Vorstoss pünktlich zum
>>> "Intersex Awareness Day 2009" und einem dazugehörigen >>> Interview mit Nella ein weiterer gelungener Artikel von Felix Schindler auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz.

Siehe auch:
- Karin Plattner @ Spuren (2004)
- Karin Plattner @ Tages-Anzeiger 5.2.08
- Nella & Karin Plattner @ TalkTäglich Di 20.10.09 18:30h
- Nella & Karin Plattner @ Radio 24 News, 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h

Sunday, October 25 2009

Daniela "Nella" Truffer & Karin Plattner @ Radio 24 News, heute 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe reden im Radio 24 News Bulletin Klartext, zusammen mit der Kantonsrätin Barbara Bussmann (SP, Volketswil), Erstunterzeichnerin des historischen ersten politischen Vorstosses in der Schweiz zu Gunsten von "Menschenrechte auch für Zwitter", den sie am Montag zusammen mit weiteren ParlamentarierInnen von SP und Grüne einreichen wird (mehr dazu in Kürze).

Aufdatierte Wiederholungen morgen in den Newsbulletins von 6-8h.

>>> Das Ganze kann via radio24.ch jeweils auch online live angehört sowie kurz danach auch heruntergeladen werden.

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