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Wednesday, May 27 2015

CH > Kosmetische Klitorisamputationen an Intersex-Kindern: Kinderspital Zürich beginnt Aufarbeitung von IGM-Praktiken

>>> Pressemitteilung 01.06.2015: Intersex-Aufarbeitung – Kispi-Ball-Protest ausgesetzt


1. Zwitterdemo vor dem Kinderspital Zürich, 06.07.2008
>>>
Tagesschau-Video  >>> Transkript  >>> Demo-Bericht

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Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Am 27.05.2015 erschien ein >>> NZZ-Artikel von Alan Niederer (Redaktion Wissenschaft) über einen vom Kispi in Auftrag gegebenen Bericht "Historische Evaluation der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung", beruhend auf archivierten Krankenakten von betroffenen Kindern mit Diagnose AGS/CAH.

Dieser >>> Kispi-Bericht (PDF) (welcher der Öffentlichkeit und auch diesem Blog bisher nicht vorlag) bestätigt offiziell, was Zwischengeschlecht.org und dieser Blog seit 2012 anhand verschiedener Fachpublikationen aus dem Kispi wiederholt belegten: Kosmetische Klitorisamputationen an Zwitterkindern waren im Kispi ZH (wie auch sonst in Uni-Kinderkliniken nicht nur in der Schweiz) jahrzehntelang unhinterfragte Praxis.

Soweit, so sensationell – doch es kommt noch besser: Beim besagten Bericht handelt es sich lediglich um einen ersten Schritt für eine grundlegende historische Aufarbeitung von IGM-Praktiken, bei der künftig auch Betroffene und ihre Organisationen miteinbezogen werden sollen. Dem Vernehmen nach seien dazu beim Kispi bereits konkrete Pläne auch zur Weiterfinanzierung in der Pipeline.

Dieser Blog gratuliert dem Kispi und allen vor und hinter den Kulissen Beteiligten ganz herzlich zu diesem konstruktiven Schritt in eine bessere Zukunft!

Mit der angekündigten öffentlichen Aufarbeitung, in welchem Umfang und bis wann Klitorisamputationen und weitere medizinisch nicht notwendige Eingriffe mit "psychosozialer Indikation" (NEK-CNE) an Kindern mit Varianten der Geschlechtsanatomie praktiziert wurden, setzt das Kinderspital Zürich einen wichtigen Meilenstein.

Es wäre wünschenswert, dass nun auch der Kanton Zürich und die Universität Zürich diesbezüglich ihre Mitverantwortung endlich wahrnehmen – und dass diese historische Pioniertat des Kispi ZH künftig weiteren betroffenen Universitätskliniken und verantwortlichen Behörden als Beispiel dient ...

Gleichzeitig wollen wir heute daran erinnern, dass auch diese positive Entwicklung einmal mehr nicht "vom Himmel fiel", sondern vielmehr das Resultat von entschiedener und hartnäckiger Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit von Betroffenen und ihren Unterstützer_innen war.

Deshalb nachfolgend ein kurzer Rückblick auf 7 Jahre Kampf um Aufarbeitung von IGM-Praktiken im Kinderspital Zürich:

>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich, 6.7.08   (Bild: Dominik Huber>>> Video

Am 6. Juli 2008 organisierte Zwischengeschlecht.org zum ersten Mal einen friedlichen Protest vor dem Kispi, um auf das gesellschaftliche Tabu zu Intersex und IGM-Praktiken aufmerksam zu machen. In einem Offenen Brief wurde auf die Unhaltbarkeit und Menschenrechtswidrigkeit aller Intersex-"Genitakorrekturen" hingewiesen. Das Medienecho war erfreulich: Die Tageschau berichtete in der Hauptausgabe (Video), weiter der Landbote, der Tages-Anzeiger, 20 Minuten, Tachles und die NZZ am Sonntag.

Als Reaktion auf den Offenen Brief kam es zu mehreren konstruktiven Gesprächen zwischen Kispi-ÄrztInnen, Zwischengeschlecht.org und der Eltern-Selbsthilfe. Daraus resultierte wiederum eine weltweit beachtete explorative Studie u.a. von Yvonne Cavicchia-Balmer und Jürg Streuli zum Thema Auswirkungen von medikalisierender Elternberatung durch MedizinerInnen mit verblüffenden Resultaten (vgl. nachfolgende Grafik, mehr dazu englisch | deutsch).

Streuli JC, Vayena E, Cavicchia-Balmer Y, and Huber J. Shaping parents: Impact of contrasting professional counseling on parents' decision making for children with disorders of sex development. J Sex Med 2013;10:1953–1960.

Zum Intersex Awareness Day 2009 initiierte Zwischengeschlecht.org eine historische Anfrage im Kantonsrat Zürich zum Thema IGM-Praktiken im Kispi, inkl. Medienecho u.a. im Tages-Anzeiger:

(Diesem ersten politischen Vorstoss zum Thema Intersex und IGM-Praktiken in der Schweiz überhaupt folgten 2010 drei weitere kantonale Anfragen meist aufgrund von gewaltfreien Intersex-Protesten (Bern / Luzern / Basel Stadt), sowie 2011 zwei im Nationalrat. Aufgrund letzterer erfolgte der Auftrag des Bundesrats an die Nationale Ethikkommission (NEK-CNE), welche 2012 ihre weltweit beachtete Stellungnahme ablieferte.)

Friedlicher Protest + Offener Brief 10.05.2012    >>> 10vor10-Video zu den Protesten

Am 10. Mai 2012 doppelte Zwischengeschlecht.org anlässlich einer Aktion zu einer Kinderurologenkonferenz in Zürich mit einem erneuten Offenen Brief an das Kispi, die Universität Zürich und die kantonale Bildungsdirektorin nach, worin erstmals Klitorisamputationen im Kispi nachgewiesen wurden, und explizit eine historische Aufarbeitung eingefordert wurde. Zwar erhielten wir nie eine offizielle Antwort, doch aus informellen Gesprächen wurde deutlich, dass die historischen Tatsachen im Kispi bisher kaum bekannt waren und ÄrztInnen zum Teil betroffen machten. 2013 bekräftigten wir diese Forderung nach Aufarbeitung anlässlich von 2 Veranstaltungen u.a. an der Uni im Zusammenhang mit den NEK-Empfehlungen (die ebenfalls Aufarbeitung fordern).

>>> "Club"-Video    >>> Hochdt. Untertitel .srt    >>> Video-Download (386 MB)

Am 22. Mai 2012 kam es im Zusammenhang mit dem Intersex-CH-Tatort "Skalpell" zu einer denkwürdigen "Club"-TV-Diskussion zu Intersex und IGM-Praktiken. Im Studio waren u.a. Daniela "Nella" Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), Karin Plattner (Elternselbsthilfe SI-Global) und auf ÄrztInnenseite Kinderchirurgin Rita Gobet (Kispi ZH) und der Pädiater Christian Kind (damaliger Chef CH-Pädiatergesellschaft, SAMW-Ethikkommission und des Ostschweizer Kinderspitals). Vor allem Nellas "durchschlagende" Diskussionsbeiträge (ab der 13. Sendungsminute) dürften nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Aufarbeitung im Kispi weiter zunahm ...

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

2013 veröffentlichte Zwischengeschlecht.org eine Dokumentation zu "Kosmetische Klitorisamputationen" (PDF) in Kispi Zürich und Insel Bern – mit Belegen aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bisher vor jeglicher Verantwortung drücken.

Anlässlich eines Interviews mit Daniela Truffer für Al Jazeera kam es am 31.10.2013 zu einem weiteren friedlichen Intersex-Protest vor dem Universitäts-Kinderspital Zürich:

"Alle Jahre wieder": Friedlicher Protest vor dem Kispi ZH, 31.10.2013

Dabei wurde ein Flugblatt (PDF) verteilt, das einmal mehr eine historische Aufarbeitung von kosmetischen Klitorisamputationen und weiteren IGM-Praktiken einforderte:

Als Kispi-Direktor Markus Malagoli bei einem Augenschein realisierte, dass es sich um einen Intersex-Protest handelte, kommentierte er trocken: "Alle Jahre wieder." Trotzdem schien auch er nicht ganz unbeindruckt von unserem Flugblatt resp. Anliegen:

Am 4. Februar 2015 kritisierte schliesslich der UN-Kinderrechtsausschuss CRC aufgrund eines Schattenberichts u.a von Zwischengeschlecht.org die Schweiz wegen Intersex-Genitalverstümmelungen, welche der Auschuss unter Verweis u.a. auf die Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE) explizit als "schädliche Praxis" und "Gewalt an Kindern" klassifizierte.

20min-Report zum UN-Kinderrechtsausschuss - Vergrössern: reinklicken!

Dieser historische Beschluss des UN-Kinderrechtsausschusses verpflichtet die Schweiz, nicht nur endlich gesetzgeberische Massnahmen gegen IGM-Praktiken an die Hand zu nehmen, sondern auch eine ganzheitige Strategie zu ihrer Eliminierung, einschliesslich Datenerfassung, Monitoring, Aufarbeitung, öffentliche Entschuldigung sowie angemessene Entschädigung aller Überlebenden, unter Einbezug der betroffenen Kliniken, medizinischer Standesorganisationen und des Staates, der seine Schutzpflicht gegenüber betroffenen Kindern viel zu lange auf die leichte Schulter nahm, und heute noch nimmt.

Wie weit sich dies alles wie vom Kispi in der heutigen NZZ angekündigt mit einem auf Februar 2016 angesetzten Abschlussbericht bewältigen lässt, scheint eher fraglich. Das Bewusstsein, dass IGM-Praktiken eine Menschenrechtsverletzung und insbesondere eine schädliche Praxis darstellen, und was dies konkret bedeutet, steckt vielerorts noch immer in den Kinderschuhen. Fortsetzung folgt ...

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>> Table of Contents

IGM as a Harmful Practice: 2015 UN-CRC Briefing
• IGM: A Survivor's Perspective • Intersex Movement History
• What are IGM Practices? • What are Variations of Sex Anatomy?
• IGM and Human Rights • Conclusion: IGM as a Harmful Practice
>>> Download PDF (3.14 MB)     >>> Table of Contents

Friday, May 31 2013

Intersex, Recht und Ethik - 2 Veranstaltungen zeigen Handlungsbedarf

Aktion + Offener Brief Kinderspital Zürich, 06.07.2008 (Bild: Ärger)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

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Gestern fanden in Zürich 2 öffentliche Intersex-Veranstaltungen statt, morgens an der juristischen Fakultät der Uni sowie abends eine Podiumsdiskussion der Paulus-Akademie. Anlass für beide war die weltweit viel gelobte >>> Stellungnahme "Varianten der Geschlechtsentwicklung" der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE). Zwischengeschlecht.org sorgte an beiden Versanstaltungen dafür, dass nicht vergessen wurde, dass kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen heute noch gemacht werden, und dass gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht.

Die 1. Veranstaltung "Öffentlicher Workshop: Intersexualität" im "Kompetenzzentrum Medizin - Ethik - Recht Helvetiae (MERH)" der Uni Zürich war ist auf deren >>> Homepage transparent dokumentiert: Alle Präsentationen konnten können dort heruntergeladen werden. [Dieser Blog stellt die Präsentationen deshalb zu Doumentationszwecken untenstehend zum Download bereit.] Zum drängendsten Problem der andauernden Genitalverstümmelungen war in der Ankündigung immerhin festgehalten, Betroffene müssten "vor medizinischen Fehlentwicklungen und Diskriminierung in der Gesellschaft geschützt" werden. Organisiert wurde das Ganze von Prof. Dr. Brigitte Tag (Mitglied NEK-CNE und der dortigen Arbeitsgruppe "Varianten der Geschlechtsentwicklung"). Als Ergänzung zu den Referate-Downloads nachfolgend einige Highlights auch aus der Diskussion anhand des >>> Veranstaltungs-Protokolls von Nella (PDF):

• Prof. Dr. Ulrich Meyer (Bundesrichter, Präsident der sozialrechtlichen Abteilung) >>> Präsentation (PDF): In der Schweiz werden Intersex-Behandlungen über die Invalidenversicherung (IV) abgerechnet (dieser Blog berichtete / Relevante Ziffern in der "Liste der Geburtsgebrechen"). Dies stellt einen höheren Versicherungsanspruch dar als bei den Krankenversicherungen (unbedingter Anspruch auf direkte Übernahme der Behandlungskosten, keinerlei Selbstbehalt). Die IV übernimmt aber nur Behandlungen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr (Ausnahme: Komplikationen durch frühere Behandlungen). Auf Hinweis von Zwischengeschlecht.org hatte die NEK-CNE deshalb angeregt, die Versorgung auch darüberhinaus sicherzustellen, um kontraproduktiven Druck auf Betroffene und Eltern zu verhindern und gleichzeitig sicherzustellen, dass einwilligungsfähige Betroffene, die Operationen wollen, diese auch umstandslos bezahlt kriegen. Laut Meyer sei eine entsprechende Gesetzesänderung nicht ohne weiteres möglich (obwohl, worauf aus dem Publikum Dr. Monika Gsell hinwies, die IV dadurch insgesamt Kosten sparen könnte!), weshalb Meyer riet, gleichzeitig flankierende Massnahmen beim Leistungskatalog der Krankenkassen anzustreben. Weiter demontierte Meyer im Vorbeigehen den beliebten Mythos, die sog. "interdisziplinären Behandlungsteams" (inkl. psychosozialer Unterstützung auch für die Eltern) seien heute schon üblich: Aktuell sei nämlich kontinuierliche Beratung und Unterstützung der Eltern via Invalidenversicherung NICHT gedeckt, es bestehe hier versicherungstechnisch eine Leistungslücke, die evtl. in der IV durch die Rechtsfigur der Austauschbefugnis angegangen werden könne, jedoch nicht bei der Krankenversicherung, hier bestehe Handlungsbedarf.

Prof. Dr Michelle Cottier (Uni Basel, Rechtssoziologie / Zivilgesetz)>>> Präsentation (PDF): Stützte sich auf ihre Stellungnahme z.Hd. NEK-CNE (zusammen mit Prof. Dr. Andrea Büchler, Uni Zürich). Eltern hätten kein Recht, für ihre Kinder in medizinisch nicht notwendige Behandlungen einzuwilligen, dies sei vielmehr das höchstpersönliche Recht der Betroffenen selbst, und aus privatrechtlicher Sicht eine Persönlichkeitsverletzung. Das Recht des Kindes auf Sebstbestimmung über den eigenen Körper überwiegt immer das Interesse der Eltern an einem äusserlich „unauffälligen“ Kind. Hier bestehe gesetzgeberischer Handlungsbedarf zum Schutze des Wohls der betroffener Kinder, aber auch zur Entlastung von Ärzten und Eltern. Zwar gebe es heute schon die Möglichkeit der Intervention der Kindesschutzbehörde, aber nur auf Anzeige hin und höchstens in Einzelfällen. Auf meine Fragen hin räumte Cottier in der Diskussion weiter ein, in der Schweiz sei die juristische Diskussion betr. Anwendung des Sterilisationsgesetzes auf Intersex-GenitalOPs noch ganz am Anfang, ebenso, ab wann ein Kind eine informierte Entscheidung treffen könne über einen Eingriff, der das Risko der Verminderung oder des Verlusts der sexuellen Empfindungsfähigkeit mit sich bringt.

Prof. Dr. med. Anna Lauber-Biason (Endokrinologin, Freiburg)>>> Präsentation (PDF): Gab eine Überblick aus medizinischer Sicht, inkl. den übliche Diagrammen und Diagnosen. Peer Support war leider in ihrem "multidisziplinären Team" noch kein Bestandteil. Immerhin verwies Lauber-Biason darauf, dass (mit wenigen Ausnahmen, z.B. Cortisol-Substitution bei "AGS-CAH" mit Salzverlust) kein medizinischer Notfall vorliegt, und dass es immer noch "keine evidenzbasierten allgemeine Leitlinien" gibt. Wohl wegen unserer Anwesenheit verwies sie auf die Internetpräsenz von Zwischengeschlecht.org, diese sei zwar "parteiisch, aber informiert sehr gut". In der Diskussion betonte sie noch einmal, es gebe keine physischen oder medizinischen Gründe, Genitaloperationen nicht solange zu verschieben, bis die Betroffenen selbst entscheiden können.

Dr. Judith Pók Lundquist (Gynäkologin Unispital Zürich, Mitglied NEK-CNE, Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Varianten der Geschlechtsentwicklung")>>> Präsentation (PDF): Hob eingangs hervor, dass von Seiten der Mediziner-Akademie SAMW der Handlungsbedarf verkannt wurde (dieser Blog berichtete, vgl. auch Eingabe an NEK-CNE) und räumte in einem bewegenden Statement ein, auch sie selbst habe erst während der Anhörungen der NEK-CNE zum ersten Mal begriffen, was für grosses Leid den Betroffenen angetan wurde, weil einfach so über sie verfügt wurde, und dass es nicht darum geht, ob sie das "richtige Geschlecht" haben oder nicht, sondern dass über ihre Körper verfügt wurde, dass sie nicht selber entscheiden durften, mit Folgen für das ganze Leben (vgl. Statement von Daniela "Nella" Truffer). Pók plädierte, die SAMW solle spezielle und verbindliche Leitlinien erstellen.

Erfreulich war weiter, dass während der Diskussionen mehrfach auch aus dem Publikum (u.a. Dr. Kathrin Zehnder) darauf hingewiesen wurde, dass das Unrecht der Zwangsbehandlungen beendet werden muss. Als quasi inoffizielles Schlusswort wies ich nochmals darauf hin, dass auch die Aufarbeitung des begangenen Unrechts nach wie vor ganz am Anfang steht, und verwies dazu auf unseren (nach wie vor unbeantworteten) >>> Offenen Brief an Unispital und Universität Zürich, den wir zusammen mit der >>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations" [WARNUNG!!!] eingangs verteilt hatten.

Die 2. Veranstaltung "Weder Bub noch Mädchen - Varianten der Geschlechtsentwicklung" war organisiert von der Paulus Akademie Zürich und ebenfalls gut besucht. Der Arzt und Medizinethiker Dr. Jürg Streuli ("Schweizer Netzwerk für Intersex und Varianten der Geschlechtsentwicklung SNIV" – eines der raren nicht-pathologisierenden Projekte, das zudem Peer Support und Betroffene ernst nimmt) gab ein Einführungsreferat zum Thema inkl. interessanten Einblicken in seine aktuelles Forschungsprojekt "Interdisziplinäre Betreuung von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD / Intersexualität)", u.a. dazu, wie sich pathologisierende vs. nicht pathologisierende Beratung von Eltern auswirkt auf deren Bereitschaft, kosmetische GenitalOPs an ihren Kindern durchführen zu lassen (rot) oder nicht (blau):

(Abb. aus der lesenswerten Psychologie-Bachelorarbeit von Yvonne Cavicchia-Balmer "Information, Aufklärung und Entscheidungsfindung von Eltern bei der Geburt eines Kindes mit uneindeutigem Geschlecht" (November 2010),
einem Bestandteil des Forschungsprojekts; die zugrunde liegende Fokusgruppe kam zustande im Anschluss an
eine viel beachtete Aktion von Zwischengeschlecht.org vor dem Kinderspital Zürich.)

Weiter auf dem Podium: Dr. Susanne Brauer (Paulusakademie, vormals NEK-CNE) als Gesprächsleiterin, Dr. Judith Pók Lundquist (Gynäkologin Unispital Zürich, Mitglied NEK-CNE, Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Varianten der Geschlechtsentwicklung", siehe auch oben), Karin Plattner (Elternselbsthilfe, Mutter eines betroffenen Kindes) und Dr. Kathrin Zehnder (Ethnologin Uni Zürich, Dissertation "Zwitter beim Namen nennen", Co-Herausgeberin und -Autorin "Intersex – Geschlechtsanpassung zum Wohl des Kindes?").

Betroffene waren auf dem Podium nicht vorgesehen, und auch die Medizyner-Märchen-Formulierung auf dem Flyer "Bis vor kurzem wies man ihnen durch Operation und Hormongaben ein Geschlecht zu. Diese Praxis hat sich geändert" bot ebenfalls Anlass zu Besorgnis. Letztlich kam es trotzdem gut: Immerhin hatte es mehrere Betroffene und Verbündete im Publikum, und wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, liessen Nella und your's truly keine Zweifel daran aufkommen, dass die menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen leider heute noch andauern, und dass es deshalb nebst echtem "multidisziplinärem" Unterstützungsangebot für Eltern und Betroffene weiter gesetzgeberische Leitplanken, verbindliche Leitlinien und Aufarbeitung braucht – was auch vom Podium herab durchaus bestätigt und bekräftigt wurde.

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-"Genitalkorrekturen": Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> Das Medizyner-Märchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben" 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen

Saturday, November 24 2012

"Ein Mensch unter vielen – Intersexualität" - Riehener Zeitung, 14.11.12

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Interessanter Artikel von Toprak Yerguz über die Diskussionsveranstaltung "Wie gehen Kirche und Medizin heute mit Intersexualität um?" in der Dorfkirche Riehen am 7.11. (dieser Blog berichtete), u.a. mit Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, Jürg Streuli (Medizinethiker, Zürich) und Ruth Hess (Theologin, Bremen), mit eine zusätzlichen Kasten zur Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE.
Danke!

Zum Vergrössern ins Bild klicken!

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen" 

Sunday, November 18 2012

"Tabu Intersexualität - jetzt spricht eine Mutter" - SonntagsBlick, 18.11.12

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>>> Gelungenes Interview von Sarah Weber mit Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, aus Anlass der  >>> "Intersex"-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE, sowohl online inkl. interessanten Kommentaren, als auch in der heutigen Printausgabe der Boulevardzeitung SonntagsBlick.

Karin Plattner nimmt wie gewohnt kein Blatt vor den Mund und redet Klartext, zeigt auf, dass es letztlich die von den Medizynern verordnete Geheimnistuerei ist, welche für betroffene Familien zur Belastung wird, und nicht die Besonderheit der Kinder. Danke!

>>> Stellungnahme "Intersexualität" der Nationalen Ethikkommission NEK-CNE
>>> Statement zur NEK-Stellungnahme von Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Monday, May 21 2012

Jetzt online: "Intersex"-TV-Diskussion mit Daniela "Nella" Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) - "Das dritte Geschlecht"

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>>> Online mit hochdeutschen Untertiteln    >>> Untertitel .srt      >>> Screenshots 
>>> Meine 2 Cent (s. unten)    >>> CH-Version nachgucken    >>> Download (386 MB) 

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

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Weiter mit von der Partie sind Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, die "Tertium-non-datur"-Philosophin Maria Bernasconi, die Kinderurologin und Chefchirurgin des Kinderspitals Zürich Rita Gobet und der Chef der CH-Pädiatergesellschaft, der SAMW-Ethikkommission und des Ostschweizer Kinderspitals Christian Kind.

Der "Club" (vormals "Zischtigsclub") ist eine bekannte wöchentliche Diskussionssendung des Schweizer Fernsehens mit hochdeutschen Untertiteln via Teletext.

Die >>> Ankündigung zur Sendung bringt die obligate Medizynerstatistik ("pro 5000 Geburten ein Baby mit nicht eindeutig ausgebildeten Geschlechtsorgangen") und stellt "langjährige psychische Konflikte bei den Betroffenen" als Folge der "teilweise zweifelhaften Eingriffe" in den Vordergrund. Anlass der Sendung ist der >>> "Intersex"-Tatort "Skalpell" vom kommenden Pfingsmontag.

Meine 2 Cent: Die Sendung fängt langsam an, es sieht eine Weile bös nach irgend einer dieser üblichen "ExpertInnenrunden" aus – doch nach bald 13 Minuten holt Nella tief Luft und erzählt ihre Geschichte als gäbe es kein Morgen, und von dem Moment an kommt etwas ins Rollen, von dem ich hier mal ganz unbescheiden behaupte, sowas gab es auf der Mattscheibe zu diesem Thema bisher noch nie... Auch Karin Plattner sehr souverän und auf den Punkt, sobald das Eis gebrochen war. Fettes Danke an alle Beteiligten, auch den MedizinerInnen, die sich immerhin diesem Gespräch stellten (wovon sich noch so manche ihrer KollegInnen ruhig mal ne Scheibe, öhm, abschneiden könnten)!

 

>>> "Club" online mit Untertiteln    >>> Tatort ARD (20-06h)    >>> Tatort SF (20-06h)
>>> Kinderchirurgen wollten "Tatort" verbieten   >>> Vorabberichte + Rezis zu "Skalpell"

 

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Saturday, March 3 2012

TV-Tipp HEUTE: NZZ-Intersex-Doku, 3.3.12 18:30h 3Sat

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Halbstündige Dokumentation von Annette Frei Berthoud, mit bewegenden Beiträgen u.a. von Daniela "Nella" Truffer, Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe und dem Vater eines unversehrten Kindes, gegen welche anzukommen die zahlreichen MedizynerInnen sichtlich Mühe haben. Danke!

Eine der ersten, wenn nicht die 1. kommerzielle TV-Doku überhaupt, in der die Forderungen nach körperlicher Unversehrtheit und nach einem Verbot der Genitalverstümmelungen unmissverständlich dagestellt und ausgesprochen wurden, und die auch sonst zeigt, was in Sachen Pressearbeit möglich ist – nicht umsonst wurde die Doku von Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern in Kommentaren auf diesem Blog und im Hermaphroditforum gelobt als eine der Besten bisher überhaupt!

Und das alles wohlbemerkt trotz des "üblichen" Titels ("Zwischen Mann und Frau") und obwohl Nellas unverblümte Aussage über ihre Genitalverstümmelung ("das bedeutet, dass mein Penis auseinandergesäbelt wurde, der Rest wurde in mich hineingestopft und dann wurde alles vernäht"), die im Transkript noch vollständig zu finden ist, in der Sendung selbst auf krude Art, öhm, herausgeschnitten wurde, und auch Nellas Aussagen über die Folgen der Verstümmelungen bei ihr und anderen nur abgeschwächt Eingang fanden. 

Zum ersten (und bis auf weiteres wohl auch einzigen) Mal werden übrigens in der 3Sat-Ausstrahlung die Dialekt-Passagen von Karin Plattner hochdeutsch untertitelt sein (alle anderen Interviews sind hochdeutsch). Aufnehmen & angucken!

>>> Ankündigung + Transkript auf nzzformat.ch    >>> Teaser-Trailer auf YouTube

Sunday, December 18 2011

Schweiz: Anhörungen der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) zum Thema "Intersexualität/DSD"

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>>> Öffentliche Vorstellung NEK-Stellungnahme in Bern, 09.11.2012
>>> Die Stellungnahme online als PDF (206 kb) 

Als Reaktion auf 2 von Zwischengeschlecht.org initiierte parlamentarische Anfragen im Frühjahr 2011 führt aktuell die schweizerische Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) im Auftrag des Bundesrates nicht-öffentliche Anhörungen zum Thema "Intersexualität/DSD" durch. Dabei steht zuerst jeweils einen 10-15 minütiger Redebeitrag eines geladenen Sachverständigen auf dem Programm, gefolgt von einer weiteren Viertelstunde Befragung durch die Mitglieder der Nationalen Ethikkommission.

Den Auftakt machte Nella im Namen der Betroffenen, bei der Befragung unterstützt durch yours truly a.k.a. Markus Bauer. Die beiden unmittelbar folgenden Anhörungen waren betroffenen Eltern gewidmet, darunter Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe.

Die weiteren von der Nationalen Ethikkommission angefragten Sachverständigen bleiben geheim, auch die (anonymisierten) Protokolle der Befragungen sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich hatte deshalb am Schluss der Befragung im Namen von Zwischengeschlecht.org die Ethikkommission auf den hohen öffentlichen Aufklärungsbedarf über dieses Tabuthema hingewiesen und die Mitglieder gebeten, als Beitrag dazu ausnahmsweise die anonymisierten Protokolle aller Anhörungen öffentlich zugänglich zu machen. Dieser Blog wird seinerseits das ihm mögliche tun, um Transparenz herzustellen:

>>> Nellas Redebeitrag zur NEK-Anhörung vom 15.12.11

>>> Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org (PDF, 460 kb)
>>>
Fehlende Einsicht der Täter - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)  
>>> Verstoss gegen die Menschenrechte - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)  

Sunday, November 27 2011

"Das dritte Geschlecht" - Welt am Sonntag, 27.11.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ verkehrt sich in ihr Gegenteil?!

Kann ein Zwitter Sünde sein?>>> Schlecht recherchierter und typisch vereinnahmender Artikel von Judith Luig, die bestimmt noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien fürchten musste, dafür aber offensichtlich unter einer Überdosis Vereinnahmung a.k.a. "persönliche Geschlechtsidentitätsuche" leidet sowie unter einer Überdosis "heimliche Sympathien für GenitalverstümmlerInnen in Kinderkliniken". Passend dazu wurde das Ganze von der Welt veröffentlicht in der Rubrik "Lifestyle".

(Nachtrag: Die >>> ursprüngliche Version des Onlineartikels von 06:22h kam noch mit oben zitiertem kurzem Titel und ohne Bilder daher. Die >>> spätere Version von 17:58h trägt neu den "passend" ausgebauten Titel "Identität: Das dritte Geschlecht – männlich, weiblich, intersexuell" und strotzt vor voyeuristischen Bildstrecken mit transsexuellen Models, "Frauen in Männerkleidung", "Marmorfigur eines schlafenden Hermaphroditen im Pariser Louvre", "Das Geheimnis des weiblichen Sexualorgans", "Variationen der [weiblichen] Schamhaarfrisuren" usw. – ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...)

(Nachtrag 2: In der "Welt"-Onlineredaktion geht es offenbar her und zu wie im Zwangsoperationssaal: Mittlerweile hat's der Artikel schon auf eine dritte "nachgebesserte" Version gebracht mit dem Titel "Geschlechtsidentität: Männlich, weiblich – und bald auch intersexuell?" – und kurz darauf gar schon auf die >>> vierte, nochmals "nachkorrigierte" Version von 19:09h mit nochmals "vereindeutigtem" Titel "Das dritte Geschlecht: Männlich, weiblich – und bald auch intersexuell?")

Stichwort "schlecht recherchiert":

• Zitat Welt: "Der Mediziner Olaf Hiort, der sich seit Längeren mit "geschlechtsangleichenden Operationen" beschäftigt, spricht von "mehreren Tausend", Vertreter von Interessengruppen sogar von 40 000 Menschen in Deutschland." Fakt bleibt, Betroffenenorganisationen, der CEDAW-Schattenbericht und auch medizynische Fachbücher (z.B. Pschyrembel Wörterbuch Sexualität) sprechen demgegenüber seit Jahr und Tag von 80'000-120'000 Betroffenen.

• Zitat Welt: "Frau, die sich in den Medien Karin Plattner nennt." Fakt bleibt, die sich als seröse Journalistin ausgebende Judith Fleig hat offensichtlich noch nie mit der sehr wohl realen Karin Plattner gesprochen, oder nur schon mal deren Namen gegoogelt

• Zitat Welt: "Bislang sieht das Gesetz vor, dass das Kind spätestens nach einer Woche eingetragen werden muss. Mit Namen und Geschlecht." Fakt bleibt, §7 Personenstandsverordnung (PSTV) lautet seit dem 01.01.2009 wie folgt (vgl. auch die Hebammenbroschüre von Intersexuelle Menschen e.V. (PDF) --> S. 13): (1) Fehlen Angaben oder Nachweise für die Beurkundung eines Personenstandsfalls, kann das Standesamt die Beurkundung zurückstellen. Die Beurkundung des Personenstandsfalls ist in diesem Fall in angemessener Frist nachzuholen.

Die Liste liesse sich fortsetzen ....

Stichworte "Vereinnahmung" & "Medizynerpropaganda":

Die Tendenz hinter dem Artikel offenbart sich rasch durch einen Vergleich der benutzten Worte und angesprochenen Themen mit den darin unterschlagenen.

a) "Zufällig" glänzen von Betroffenenorgansiationen seit 15 Jahren als zentral gesetzte Begriffe und Fakten konsequent durch Abwesenheit (im Gegensatz übrigens zu Ethikrat und Bundestag, die solche durchaus in die Betrachtung aufnahmen):

Körperliche Unversehrtheit: 0
Menschenrechtsverletzung (oder nur schon Menschenrecht): 0
Genitalverstümmelung: 0
Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung: 0
Verlust der sexuellen Empfindsamkeit als reale Folge der Verstümmelungen: 0
physisches Leiden als Folge der Verstümmelungen: 0
Kastration: 0
usw.

b) Stattdessen wimmelt der Artikel vom Titel bis zum Schlussatz von zentral gesetzter "Genderkacke", mit der die allermeisten Betroffenen sehr wenig bis gar nichts am Hut haben (auf denen aber Interessensgruppen Dritter, die regelmässig auf Kosten verstümmelter Zwitter ihr eigenes politisches Süppchen kochen, stets herumreiten):

Geschlecht[...]: 14
Geschlechtsidentität: 3
Geschlechtseintrag: 2
Störung der Persönlichkeit: 1
usw.

Passend dazu wird weiter die zentrale Forderung der Betroffenen, nämlich "keine kosmetischen Eingriffe bzw. keine medizinisch nicht unmittelbar notwendige Eingriffe ohne informierte Zustimmung der Betroffenen selbst" im Artikel umformuliert zur Frage, "Ob man ohne die Zustimmung des Kindes medizinisch eingreifen darf, auch wenn das Leben des Säuglings oder Kleinkindes gar nicht unmittelbar bedroht ist [...]." 

Da hilft es leider kaum noch, wenn zwischendurch die Bundesvorsitzende von "Intersexuelle Menschen e.V." (was im Artikel nicht offengelegt wird) "Lucie Veit[h] [!], die Operationen ohne medizinische Indikation "Menschenversuche" nennt" oder kurz auf die von diesem Blog seit Jahr und Tag angeführte Statistik der VerstümmlerInnen selbst verweisen darf, wonach "58 Prozent aller betroffenen Kinder [...] bevor sie vier Jahre alt seien bereits eine Operation hinter sich" haben – dass die über 4-Jährigen durchgehend zu teils über 90% verstümmelt sind, bleibt bequemerweise unerwähnt ...

Noch weniger hilft es, wenn Ebenfalls-IMeV-Vorstandsmitglied Claudia Kreuzer (ebenfalls ohne Offenlegung) im Vorbeigehen "lebenslange[...] Traumata der Betroffenen" durch die Operationen anspricht – was sie allerdings gleich selber disqalifiziert, indem sie Opfern von Verstümmelungen an erster Stelle dadurch hervorgerufene "Störung[en] der Persönlichkeit" unterjubelt ... 

Meine 2 Cent:

Alle, die schon mit Medien zu tun hatten, wissen, dass diese bzw. JournalistInnen oft vor allem ihre eigene Agenda pflegen und mensch dort schnell mal "leicht" anders zitiert wird als eigentlich gemeint. Und dass deshalb Medienarbeit grosse Sorgfalt und Aufmerksamkeit erfordert und (im Gegensatz zu weitverbreiteten Vorstellungen) letztlich mit einem gerüttelten Mass an Verantwortung beladene, tatsächliche Knochenarbeit bedeutet.

Jedoch insbesondere bei Veröffentlichungen in der Sonntagspresse, bei denen mensch in der Regel problemlos auf Gegenlesen und ggf. nachträglichen Korrekturen zumindest der eigenen Aussagen bestehen kann, wäre es wohl fraglos möglich, mehr Klartext zu platzieren als in obigem Machwerk. Was zur möglichst baldigen Beendigung der täglichen Genitalverstümmelung in hiesigen Kinderkliniken bekanntlich dringend Not täte ...

Es ist nach wie vor entscheidend, das Thema in der Öffentlichkeit und insbesondere in den Medien präsent zu halten, um über die medizynischen Verbrechen in den Kinderkliniken aufzuklären (und es bleibt zu hoffen, dass auch dieser schlechte Artikel dazu immer noch einen Betrag leisten vermag). Doch ohne genügend Klartext und standhaftem Bestehen auf zentralen Begriffen wie "körperliche Unversehrtheit", "Menschenrechtsverletzungen", "physisches Leid durch Genitalverstümmelungen" usw. verkehrt sich diese Absicht früher oder später womöglich schnell mal in ihr Gegenteil ... (Nachtrag: Mit der bebilderten Neuversion des Artikels wohl eher früher als später ...)

>>> "Genitalkorrekturen" in Kinderkliniken: Westliche Form der Genitalverstümmelung
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Saturday, March 12 2011

TV-Tipp: NZZ Format "Weder Mann noch Frau" - Do 10.3. 23:20 SF1

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Halbstündige Dokumentation von Annette Frei Berthoud, mit bewegenden Beiträgen u.a. von Daniela "Nella" Truffer, Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe, dem Vater eines unversehrten Kindes – und jede Menge MedizynerInnen, welche gegen erstere anzukommen sichtlich Mühe haben. Danke!

Wiederholungen: Fr 11.3. 14:05 SF1 | So 13.3. 17:05 SFinfo | + HDsui & 3sat
Wiederholungen 2012: - Samstag, 3. März, 18:30, 3Sat - Donnerstag, 19. April, 23:25, SF1 

>>> Ankündigung & Trailer + Transkript auf nzzformat.ch    >>> Ankündigung auf SF1 
 
Kommentar zur Sendung:

Eine der ersten, wenn nicht die 1. kommerzielle TV-Doku überhaupt, in der die Forderungen nach körperlicher Unversehrtheit und nach einem Verbot der Genitalverstümmelungen unmissverständlich dagestellt und ausgesprochen wurden, und die auch sonst zeigt, was in Sachen Pressearbeit möglich ist – nicht umsonst wurde die Doku von Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern in Kommentaren auf diesem Blog und im Hermaphroditforum gelobt als eine der Besten bisher überhaupt!

Und das alles wohlbemerkt trotz des "üblichen" Titels ("Zwischen Mann und Frau") und obwohl Nellas unverblümte Aussage über ihre Genitalverstümmelung ("das bedeutet, dass mein Penis auseinandergesäbelt wurde, der Rest wurde in mich hineingestopft und dann wurde alles vernäht"), die im Transkript noch vollständig zu finden ist, in der Sendung selbst auf krude Art, öhm, herausgeschnitten wurde, und auch Nellas Aussagen über die Folgen der Verstümmelungen bei ihr und anderen nur abgeschwächt Eingang fanden. 

Zum ersten (und bis auf weiteres wohl auch einzigen) Mal werden übrigens in der 3Sat-Ausstrahlung die Dialekt-Passagen von Karin Plattner hochdeutsch untertitelt sein (alle anderen Interviews sind hochdeutsch). Aufnehmen & angucken!

Wiederholungen 2012: Sa 03.03. 18:30, 3Sat | Donnerstag, 19. April, 23:25, SF1 

>>> Ankündigung + Transkript auf nzzformat.ch    >>> Teaser-Trailer auf YouTube

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen 

Wednesday, May 12 2010

"Intersexualität: «Ich bin kein ewiges Kind»" - WoZ 13.5.10

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Die Zwitter Medien Offensive™ lässt grüssen!

>>> Gelungener Artikel von Bettina Dyttrich in der heutigen Ausgaber der schweizer WochenZeitung, u.a. mit Interviewpassagen mit dem französischen (Ex-)Zwitter-Aktivisten Vincent Guillot (entstanden wohl anlässlich der Diskussionsveranstaltung vom 4.4.10 in Zürich, wo Vincent zu Gast war).

Auch der Medizinethiker Jürg Streuli ist mit einem direkten Zitat vertreten, sowie die Begründerin der Elternselbsthilfe, Karin Plattner, mit einem abgeschriebenen. Nella ist immerhin im letzten Kasten erwähnt – boa! Chapeau!

>>> http://www.woz.ch/artikel/2010/nr19/leben/19292.html

(Gefunden via Intersex-News-Feed)

Siehe auch:
- Claire Nihoul-Fékété & Stephen Lortat-Jacob: Zwangsoperateure in Frankreich ohne nennenswerten Widerstand

Thursday, November 26 2009

Karin Plattner @ Aeschbacher 26.11.09 22:20h SF1

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UPDATE: >>> Teiltranskript Erik Schinegger u. Claudia Wiesemann @ SternTV 25.11.

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Heute ist Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe zu Gast in der bekannten Talksendung Aeschbacher.

Als letzte von 4 Studiogästen redet Karin Plattner im knappen Rahmen der Sendung einmal mehr Klartext darüber, wie die Medizyner ihr zwischengeschlechtlich geborenes Kind unbedingt genital zwangsoperieren wollten.

Was für ein Kampf es heute noch ist, weil alle Medizyner ihm bei jeder "normalen" Untersuchung unbedingt auch noch zwischen die Beine schauen wollen.

Dass die Horrorszenarien der Zwangsoperateure, wonach jedem unoperierte Kind sogleich und unwiderruflich das "soziale Aus" drohe, gar nicht wahr werden, solange offen und offensiv darüber Klartext geredet wird (statt das medizynisch verordnete Schweigebot zu befolgen).

Kommentar: Nella und ich waren bei der Aufzeichnung im Publikum mit dabei, und es war einmal mehr eindrücklich zu fühlen, auf welcher Seite Herr und Frau DurchschnittsbürgerIn stehen betreffend "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern Ja oder Nein?"

Nämlich auf der Seite der Zwitter und der Menschenrechte und GEGEN die Zwangsoperateure! Bring it on!

Die Sendung ist jetzt auch als >>> Online-Video verfügbar.

Siehe auch:
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video)
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ TalkTäglich TeleZüri 20.10.09 (Video)
- besonders gelungenes Interview mit Karin Plattner in "Spuren" (2004)
- aktuelles Interview mit Karin Plattner auf Tagesanzeiger.ch 27.10.09 
- Alle Posts über Karin Plattner auf diesem Blog

Tuesday, November 3 2009

Karin Plattner @ Aeschbacher SF1, 26.11.09 22:20h

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> dieser Post ist umgezogen!

Am neuen Ort inkl. Kurzbesprechung der Sendung + Links zu den Onlinevideos.

Siehe auch:
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video)
- Daniela "Nella" Truffer und Karin Plattner @ TalkTäglich TeleZüri 20.10.09 (Video)
- besonders gelungenes Interview mit Karin Plattner in "Spuren" (2004)
- aktuelles Interview mit Karin Plattner auf Tagesanzeiger.ch 27.10.09 
- Alle Posts über Karin Plattner auf diesem Blog

Friday, October 30 2009

«Entre deux sexes» - Temps Présent, TSR1 29.10.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!


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Der letzte Woche angekündigte Dokfilm für das Fernsehen der französischsprachigen Schweiz von François Cesalli und Florence Farion, u.a. mit Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und ihrer Schwester (gefilmt anlässlich der Aktion vor dem Inselspital Bern), Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe (Archivaufnahmen aus der Rundschau-Doku >>> ganzes Video), den Zwischengeschlechtlichen Dany-Salomé Gillis und Philippe, sowie als ExpertInnen u.a. Ariane Giacobino, Blaise Meyrat und François Ansermet, ist >>> jetzt online!

Wiederholungen auf TSR2: Mo 2.11. 10:10h und 14:15

Kann ein Zwitter Sünde sein?Kommentar: Zum Glück noch knapp ohne die in den Medien stets beliebten Schmink- & Stylingszenen. Und einmal mehr werden alle Zwischengeschlechtlichen bloss als Privatpersonen genannt, die Namen ihrer Organisationen hingegen unterschlagen. Vor allem Nella kämpferisch wie eh und je, die genannten ExpertInnen verständnisvoll, wenn auch wie stets ohne ein wirklich klares Bekenntnis auf einen Verzicht auf kosmetische Genitaloperationen an Kindern ...

Alles in allem einmal mehr schlechte Nachrichten für alle unverbesserlichen Zwangsoperateure - auch auf dem >>> Forum zur Sendung sind die Meinungen klar, wem eigentlich das Recht zur Entscheidung "OPs ja oder nein, und wenn ja, wann welche" zugestanden werden müsste – nämlich allein den Betroffenen selbst! Und in der Anmoderation gar ein Hinweis auf den aktuellen politischen Vorstoss im Kanton Zürich. Allen Beteiligten Danke!

Siehe auch:
- Nella @ Tagesschau TSR1 11.10.09 (Video) 
- Nella @ Tagesschau SF1 6.7.08 (Video DEUTSCH) 
- Nella @ Rundschau SF1 19.12.07 (Video DEUTSCH)

Tuesday, October 27 2009

Interview mit Karin Plattner von der Schweizer Elternselbsthilfe - tagesanzeiger.ch, 27.10.09

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

"Wir haben zu essen, ein Dach über dem Kopf und ein gesundes Kind. Was will ich mehr?" Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe redet einmal mehr Klartext! Danke!

>>> http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Wenn-sie-eines-Tages-ein-Junge-sein-will-ist-das-auch-gut/story/20636368

Nach dem gestrigen >>> Artikel über den historischen 1. Zwitter-Vorstoss pünktlich zum
>>> "Intersex Awareness Day 2009" und einem dazugehörigen >>> Interview mit Nella ein weiterer gelungener Artikel von Felix Schindler auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz.

Siehe auch:
- Karin Plattner @ Spuren (2004)
- Karin Plattner @ Tages-Anzeiger 5.2.08
- Nella & Karin Plattner @ TalkTäglich Di 20.10.09 18:30h
- Nella & Karin Plattner @ Radio 24 News, 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h

Sunday, October 25 2009

Mo 26.10.09: Intersex Awareness Day - Historischer politischer Vorstoss in Zürich

>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich, 6.7.08   (Bild: Ärger)

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>>> Artikel von Felix Schindler @ Tagesanzeiger.ch  >>> Interview mit Nella  

>>> Interview mit Karin Plattner      >>> Karin Plattner @ Tages-Anzeiger 5.2.08

>>> Der historische Vorstoss im Kantonsrat Zürich (PDF)    (--> Textversion siehe unten)

>>> Gespräch @ TalkTäglich [offline]       >>> Interviews @ Radio 24 News Bulletin [offline]

Der "Intersex Awareness Day" wurde zum ersten Mal am 26. Oktober 2004 in verschiedenen US-Städten abgehalten. Das Datum erinnert an die erste Zwitter-Demo am 26.10.1996 vor dem Jahreskongress der "American Academy of Pediatrics" in Boston, die an ihren Tagungen das Thema Zwangsopertionen an Zwittern "behandelt", aber Betroffenen das Wort an ihren Veranstaltungen verbot. Mitglieder der Intersex Society of North America (ISNA) und solidarische Nicht-Zwitter protestierten u.a. mit Schildern "Hermaphrodites with Attitude" (gleichzeitig Titel eines Videos, in dem Zwitter zum ersen Mal öffentlich über die an ihnen begangenen Zwangsbehandlungen und deren Folgen sprachen, sowie des ISNA-Newsletters), und veröffentlichten eine Pressemitteilung mit dem Titel "Hermaphrodites target kiddie docs" (etwa: "Zwitter nehmen Kinderärzte ins Visier"). Der Protest generierte ein landesweites Presseecho und war der Grundstein dafür, dass die Medizyner die Opfer ihrer Zwangsbehandlungen künftig nicht mehr einfach ausblenden und aussperren konnten, sondern einen Strategiewechsel vollzogen hin zu heute den noch gebräuchlichen Lippenbekenntnissen und scheinbarem Eingehen auf die fundierte Kritik – während sie gleichzeitig weiterhin zwangsoperieren wie gehabt. (>>> mehr auf englisch via intersexinitiative.org, welche den Gedenktag begründete)

1996 entstand mit der Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG) die erste deutschsprachige Zwitter-Lobbyorganisation, die bald auch Protestaktionen gegen Medizynerkongresse veranstaltete. 2000 hielt Mitbegründer Michel Reiter als erster zwischengeschlechtlicher Mensch in Europa an einem Sexologenkongress einen denkwürdigen Vortrag "Medizinische Intervention als Folter".

Seit 2005 gibt es am Intersex Awareness Day jeweils auch in Hamburg eine Aktion von Mitgliedern von Intersexuelle Menschen e.V., an der die Beteiligten T-Shirts tragen mit der Aufschrift "Schon mal mit 'nem Zwitter gesprochen? Hier ist die Gelegenheit", Flugblätter verteilen, mit Passant_innen reden und sie über die Zwangsoperationen aufklären.

2009 findet zudem in Zürich am 26. Oktober eine historische Sitzung des Kantonsrates statt: Zum allerersten Mal in der Schweiz wird dort ein politischer Vorstoss zu Gunsten von Zwittern eingereicht werden!

Barbara Bussmann (SP, Volketswil), Martin Naef (SP, Zürich) und Ornella Ferro (Grüne, Uster) werden eine Anfrage zum Thema "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen" einreichen und der Regierung Fragen stellen über die Art und den Umfang solcher Zwangseingriffe an Kindern im Kanton Zürich und wie die Regierung das beurteilt.

Ein historischer Tag für alle Zwischengeschlechtlichen und für alle, die sie in ihrem Kampf um Selbstbestimmung unterstützen!

Nella und Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe waren letzten Dienstag in der Sendung TalkTäglich (>>> Videostream), wo die Anfrage zum ersten Mal angekündigt wurde. Zusammen mit der Erstunterzeichnerin Barbara Bussman sind die beiden am 25./26. auch verschiedenen Ausgaben des >>> Radio 24 News Bulletin mit Interviews vertreten. 

>>> Die historische Anfrage im Kantonsrat Zürich (PDF)    (--> Textversion siehe unten)

>>> Interview mit Nella   >>> Artikel von Felix Schindler @ Tagesanzeiger.ch

>>> Interview mit Karin Plattner 27.10.09 

Siehe auch:
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert 
- Zwangsoperation tangiert "höchstpersönliche Rechte" – Eltern dürften nicht zustimmen
- Zwangsoperationen verfassungswidrig (Art. 10.2: Recht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Inselspital Bern: Angeblich "keine Zwangsoperationen" 
- Nella & Karin Plattner @ TalkTäglich Di 20.10.09 18:30h 
- Nella & Karin Plattner @ Radio 24 News, 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h 
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.09 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.09 
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Basel-Stadt: Politischer Vorstoss gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern!
- Do 18.3.10: Politischer Vorstoss betreffend kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital Bern
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern

--> Nachfolgend die Anfrage im Wortlaut:

Continue reading...

Daniela "Nella" Truffer & Karin Plattner @ Radio 24 News, heute 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe reden im Radio 24 News Bulletin Klartext, zusammen mit der Kantonsrätin Barbara Bussmann (SP, Volketswil), Erstunterzeichnerin des historischen ersten politischen Vorstosses in der Schweiz zu Gunsten von "Menschenrechte auch für Zwitter", den sie am Montag zusammen mit weiteren ParlamentarierInnen von SP und Grüne einreichen wird (mehr dazu in Kürze).

Aufdatierte Wiederholungen morgen in den Newsbulletins von 6-8h.

>>> Das Ganze kann via radio24.ch jeweils auch online live angehört sowie kurz danach auch heruntergeladen werden.

Tuesday, October 20 2009

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

>>> 1. Zwitter Demo Landgericht Köln 12.12.2007

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Genitale Zwangsoperationen an Zwittern / Zwischengeschlechtlichen / Hermaphroditen / "Intersexuellen" sind eine andauernde, massive Menschenrechtsverletzung. Kosmetische Genitaloperationen sind medizinisch nicht notwendig und verletzen die höchstpersönlichen Rechte der Kinder, Eltern dürften deshalb legal nicht einwilligen.

Schon allein aufgrund des explizit in der Bundesverfassung festgehaltenen Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung dürften sie eigentlich gar nie stattfinden. Auch nach medizinethischen Grundsätzen und Richtlinien sind sie klar unzulässig. Jahrzehnte lange Klagen der Opfer werden durch namhafte Studien bekräftigt. 2009 kritisierte erstmals der UN-Ausschuss CEDAW die Zwangsoperationen.

Trotzdem operieren die Zwangsoperateure auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich unkontrolliert weiter. Den Eltern und den Zwittern wird weiterhin die volle Wahrheit vorenthalten, die meisten Zwitter kommen nach wie vor im Säuglingsalter unters Messer.

Allein in Deutschland wird JEDEN TAG ein Kind genital zwangsoperiert, in der Schweiz und in Österreich etwa JEDE WOCHE EINES. Während Genitalverstümmelungen in Afrika verurteilt und juristisch bekämpft werden, sind Genitalverstümmelungen an Zwittern vor der eigenen Haustüre nach wie vor kein Thema.

Was es endlich braucht, sind gesetzgeberische Massnahmen, um die Grundrechte der Zwitter künftig endlich praktisch und umfassend durchzusetzen – ohne dass zuerst noch zahllose weitere Betroffene mehr einen Leidensweg durchlaufen müssen wie schon Hunderttausende vor ihnen!

Zwischengeschlecht.org fordert:

  1. Gesetzliche Massnahmen zur sofortigen Beendigung aller Zwangseingriffe an Zwittern, Aufhebung/Verlängerung der Verjährungsfristen und Bestrafung aller TäterInnen!

  2. Zwangsbehandelte Zwitter sind unverzüglich und umfassend zu entschädigen!

  3. Rechtliche Anerkennung der Zwitter inkl. optionalem 3. Geschlechtseintrag für Zwitter!

  4. Intersexualität als nicht-pathologische biologische Besonderheit muss auf allen Ebenen in allen biologischen und sozialen Fächern unverzüglich in den Lehrplan aufgenommen werden!

  5. Umgehende Schaffung verbindlicher "Standards of care", inkl. psychologischer Beratung und Peer Support, unter Einbezug der betroffenen Menschen und ihrer Organisationen!

Siehe auch:
26.10.09: Intersex Awareness Day - Historischer politischer Vorstoss in Zürich
- Zwangsoperation tangiert "höchstpersönliche Rechte" – Eltern dürften nicht zustimmen
- Zwangsoperationen verfassungswidrig (Art. 10.2: Recht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg 
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Inselspital Bern: Angeblich "keine Zwangsoperationen" 
- Daniela Truffer & Karin Plattner @ TalkTäglich Di 20.10.09 18:30h 
- Daniela Truffer & Karin Plattner @ Radio 24 News, 25.10.09 22h + Mo 26.10.09 06h/07h/08h 
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.09 
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.09 
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Amnesty Schweiz: Historischer Entscheid für "Menschenrechte auch für Zwitter!" 
- Amnesty Deutschland: Ebenfalls historischer Entscheid für "Menschenrechte auch für Zwitter!"

Monday, October 19 2009

Daniela "Nella" Truffer & Karin Plattner @ TalkTäglich Di 20.10.09 18:30h

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Nachtrag: >>> Sendung als Online-Video!

Morgen Dienstag werden Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe zu Gast sein in der halbstündigen Talksendung von TeleZüri und über ihre Erfahrungen und den Kampf der Zwitter um ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung berichten.

Die Sendung wird im regulären Programm anschliessend jede Stunde wiederholt und ab Mittwochabend auch im Internet anzuschauen sein. >>> Ankündigung auf telezueri.ch

PS: Nicht vergessen, heute ab 22:45 ein Bericht mit A*** auf WDR in Sport Inside >>> mehr  

Friday, June 5 2009

Gender Studies und Zwitterkampf

Kathrin Zehnder (Co-Herausgeberin eines empfehlenswerten Buches zum Thema sowie Klartext redende Expertin und Autorin in den Medien, z.B. hier, hier und hier) hielt im Wintersemester 2008/2009 am Zentrum für Gender Studies der Unversität Basel ein Seminar zum Thema "Intersexualität". Für die Abschlussitzung lud sie Karin Plattner von der Schweizerischen Elternselbsthilfe und mich zu einer Diskussionsrunde ein. Dazu hatten die StudentInnen Fragen vorbereitet. Ich konnte eine Woche nach dem 3. Prozesstag von Christiane Völling leider nicht schon wieder auf der Arbeit fehlen und frei nehmen, um an eine Veranstaltung zu gehen. Zusammen mit Seelenlos habe ich aber die Fragen der Studis schriftlich beantwortet:
  • Wie beurteilst du momentan die Situation der Intersex-Bewegung im deutschsprachigen Raum? Welche Erfolge und Rückschläge gibt es zu verzeichnen? Wie viele Menschen stehen hinter "Intersexuelle Menschen e.V." und was sind die kurzfristigen und langfristigen Zielsetzungen? Gibt es eine internationale Vernetzung?

Die deutschsprachige Intersex-Bewegung steht auch nach 13 Jahren (Gründung der AGGPG 1996) immer noch am Anfang. Zwar ist die Ausgangslage in Deutschland mittlerweile besser dank den kontinuierlichen Anfragen im Bundestag durch Die Linke, woraus auch die wegweisenden jüngsten Evaluationsstudien resultierten ("Hamburger Studie" sowie "Lübecker Studie", vgl. https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2008/12/04/Weltweit-grosste-Zwitter-Studie-straft-Bundesregierung-Lugen). Auch Michel Reiters Prozesse um Anerkennung eines 3. Geschlechtseintrags für Zwitter brachten trotz mangelndem direkten Erfolg einiges in Bewegung. Jüngste Erfolge sind die vermehrte Beachtung Intersexueller und ihrer Proteste gegen die Zwangsoperationen in den Medien und natürlich Christianes sensationeller Prozessieg gegen ihren ehemaligen Zwangsoperateur, ebenso die Rüge an die Bundesrepublik durch den UN-Ausschuss CEDAW. Der Wahlprüfstein Nr. 9 des LSVD zur kommenden Bundestagswahl in Deutschland ist ebenfalls ein Meilenstein. Auch die Anfragen und die parlamentarische Anhörung in Hamburg sowie die aktuellen kleinen Anfragen im Bundestag sind Erfolge der verstärkten Lobbyarbeit der letzten Jahre. Als Reaktion auf unseren Protest vor dem Kinderspital finden nun mit den Ärzten Gespräche statt, über deren Inhalt aber vorläufiges Stillschweigen vereinbart wurde. Unser wichtigstes Ziel ist die sofortige Beendigung der genitalen Zwangsoperationen.  Noch immer stehen viel zu wenige solidarische Nicht-Zwitter hinter diesem Ziel. Zwar drücken sich viele Mediziner inzwischen öffentlich z.T. vorsichtiger aus, praktisch wird jedoch allen Lippenbekenntnissen zum Trotz munter weiter zwangsoperiert. Mangels Kapazitäten ist es mit der internationalen Vernetzung insbesondere mit nicht-deutschsprachigen Ländern noch nicht weit her.

  • Du forderst die Möglichkeit eines optionalen 3. Geschlechtseintrags für Zwitter im Rechtssystem. Ist es denkbar, dass dieser Eintrag auch für Menschen mit biologisch eindeutigen Geschlechtskörpern eine Option wäre?

Die Forderung nach einem optionalen 3. Geschlecht nur für Zwitter verfolgt 2 Ziele: Sichtbarmachung von und Schutzmöglichkeiten spezifisch für Zwitter. Aus diesen Gründen wäre eine Ausweitung durch Einschluss z.B. auch von Transgendern klar kontraproduktiv. Wenn schon, brauchte es für diese eine eigene, klar getrennte Eintragsmöglichkeit, was aber politisch aktuell absolut chancenlos ist. Deshalb wollen sie sich ja auch immer bei den Zwittern mit dranhängen, obwohl nur sie allein davon profitieren und den Zwittern im Gegenteil schaden, weil die Zwitter dadurch einmal mehr unsichtbar gemacht und ihnen spezifischer Schutz verunmöglicht wird.

  • Siehst du auch Überschneidungen in den jeweiligen Anliegen von Trans- und Intersexualität? Worin besteht die Problematik einer gemeinsamen Politik von Intersexuellen, Transsexuellen und anderen Gruppierungen?

Aus Sicht der Zwitter gibt es kaum konkrete Überschneidungen: Transsexuelle wollen OPs und beneiden uns oft dafür, dass wir sie aus ihrer Sicht "nachgeworfen bekommen", während Zwitter sich gegen die Zwangsops wehren. Zwar leiden auch Transsexuelle unter Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen, jedoch in einem klar geringeren Masse als zwangsoperierte Zwitter. Die meisten Transsexuelle sind offensichtlich gar nicht fähig, sich in unsere spezifische Problematik hineinzuversetzen (gilt wohl auch umgekehrt). Da zudem in der Öffentlichkeit Zwitter nach wie vor meist mit Transsexuellen verwechselt bzw. in einen Topf geworfen werden, wäre ein gemeinsamer Auftritt ebenfalls kontraproduktiv bzw. würde nur den Transsexuellen nützen und den Zwittern schaden. Es ist kein Zufall, dass zumeist Transsexuelle eine Zusammenarbeit wollen oder sich als Intersexuelle ausgeben, umgekehrt jedoch praktisch nie. Trotzdem haben wir gemeinsame Feinde. Aktuell ist jedoch die einzige sinnvolle Politik gegenseitige Solidarität bei spezifischen Anliegen, z.B. Beendigung der Zwangsoperationen an Zwittern einerseits sowie Reform/Abschaffung des TSG andrerseits, jedoch nicht gemeinsam vereint, sondern nach dem Motto "Getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen".

  • Du grenzt dich auch von den Gender Studies ab – was kritisierst du? Siehst du auch gemeinsames Potential von wissenschaftlicher Auseinandersetzung (z.B. die Dissertation von Kathrin Zehnder) und Intersex-Bewegung? Hast du Wünsche an die Geschlechterforschung (z.B. an der Universität Basel)?

Die meisten Zwitter haben erstmal keine Probleme mit Gender und Identität, sondern mit massiven Menschenrechtsverletzungen durch genitale Zwangsoperationen und sonstige nicht-eingewilligte Zwangseingriffe, die in ihren Auswirkungen vergleichbar sind mit denen von Folter und sexuellem Kindesmissbrauch, was aber bei Gender Studies regelmässig unter den Tisch fällt. Gender Studies haben deshalb bei Zwittern den in der Regel verdient schlechten Ruf, dass sie Zwitter lediglich als Kanonenfutter und Versuchskaninchen missbrauchen zum Aufzeigen der Konstruiertheit von Geschlecht etc., sprich für ihren eigenen Forschungsgegenstand, wobei in der Regel die konkreten Schicksale und Lebensbedingungen und politischen Kämpfe der Zwitter ebenso  ausgeblendet werden wie ethische und menschrechtliche Aspekte. Es gibt nur sehr wenige ExponentInnen der Gender Studies, die den Kampf der Zwitter (auch) konkret unterstützen, obwohl da wohl ein grosses Potential bestünde. Kathrin Zehnders Engagement ist leider die Ausnahme und nicht die Regel. Obwohl diesbezügliche konkrete Forderungen von Zwittern seit Jahren bestehen, vgl. z.B.:
Emi Koyama / Lisa Weasel: "Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern." In: Die Philosophin Nr. 28, Tübingen: Edition Diskord, 2003, S. 79-89.
Weitere Forderungen an die Gender Studies sind die Aufarbeitung der eigenen Geschichte: Feminismus und Gender Studies sind wesentlich von genau den Theorien John Moneys geprägt, die den Zwittern soviel Leid brachten und immer noch bringen. Hier ist eine kritische Aufarbeitung nach wie vor ausstehend, vgl. auch "Die Rede von der psychischen Intersexualität": https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2007/12/11/Die-Rede-von-der-psychischen-Intersexualitat, sowie: Gabriele Dietze: "The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells."  a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus." In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers. Genealogie und Grenzen einer Kategorie." Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2006, S. 46-68.

Auch in Basel werden genitale Zwangsoperationen an Zwittern durchgeführt und in wissenschaftlichen Werken und Institutionen propagiert. Wie wär's mal (auch) mit öffentlicher Denunziation dieser menschenrechtswidrigen Praktiken und mit praktischen politischen Vorstössen (z.B. kleine Anfragen bei den politisch verantwortlichen Stellen) oder konkreten Aktionen vor Ort statt immer nur Genderdebatten?

  • Was würdet ihr euch für ein Verständnis von Intersexualität in der Medizin wünschen?

Seit über 13 Jahren fordern Zwitter die Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und (stattdessen) insbesondere psychologische Unterstützung sowie Peer Support für Zwitter und Eltern. Bisher hat sich die Medizin stets nur unter Druck bewegt, jedoch nie wesentlich, sondern immer nur mit schön klingenden Statements und unverbindlichen Zusagen, während unverdrossen weiter zwangsoperiert wird (vgl. z.B. die Aussagen von Prof. Mullis, es würden in der Schweiz keine Zwangsoperationen mehr durchgeführt, wobei er sich anschliessend gleich selbst einen Lügner straft – was den meisten LeserInnen scheints aber gar nicht auffällt). Oder es werden wie in Deutschland wohlklingende ethische Richtlinien verfasst, die aber faktisch nicht befolgt und lediglich als Feigenblatt benutzt werden, um ungestört weiter zu zwangsoperieren. Nach wie vor ist psychologischer Support die Ausnahme und nicht die Regel, und verweigern die Mediziner den Eltern und den Betroffenen Hinweise auf Selbsthilfegruppen. Die Medizin müsste sich endlich den ethischen und rechtlichen Tatsachen stellen und konkrete Taten folgen lassen sowie ihre Verfehlungen aufarbeiten. Dies würde einschliessen, dass es sich bei Zwittern um biologische Varianten der Natur handelt und nicht um "gestörte" Menschen. Zwangsoperateure müssen arbeitslos werden, was Eingriffe an Zwitterkindern anbelangt. Dazu werden sie sich freiwillig jedoch nie durchringen, nicht zuletzt, weil es um ihre Pfründe geht. Stattdessen müssen nach wie vor viele Zwangskastrierte adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche bezahlen.

  • Auf www.zwischengeschlecht.info wird kritisiert, dass zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Antidiskriminierungsstellen zu den gewaltsamen Operationen an intersexuellen Menschen schweigen. Wie könnte man politisch Vorgehen, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erregen? Welche Unterstützung wäre dafür nötig?

Es braucht Druck in der Öffentlichkeit, in der Politik und vor Gericht. Den Verantwortlichen auf allen Ebenen muss ständig das Leben schwer gemacht und das zwangsoperieren vermiest und sie selbst öffentlich geoutet, angeprangert und wo immer möglich juristisch belangt werden. Es braucht konkrete Gesetzesvorschläge zur Beendigung der Zwangsoperationen und zur Entschädigung der Opfer. Diese Forderungen müssen in alle Parteien hineingetragen werden. Hier sind (auch) solidarische Nicht-Zwittern gefragt!

  • Ihr habt beide eine eigene Gruppierung gegründet, um Euch für die Anliegen intersexueller Menschen stark zu machen. Welche gemeinsamen Perspektiven habt ihr und inwiefern arbeitet ihr zusammen?

Auf der Selbsthilfeebene ist die eine Gruppe für die Eltern zuständig und die andere für die Zwitter selbst. Politisch haben beide dieselben Ziele und arbeiten zusammen, z.B. bei Verhandlungen mit Ärzten oder in der Öffentlichkeit. Inzwischen entstand aus der Betroffenenselbsthilfe mit Zwischengeschlecht.org eine 3. Gruppe, die sich als Menschenrechtsgruppe definiert (und nicht als Selbsthilfegruppe) und die auch solidarischen Nich-Zwittern offen steht.

  • Was muss sich in der Gesellschaft ändern, damit intersexuelle Menschen darin ein "gutes Leben" führen können?

Die Zwangsoperationen müssen abgeschafft und politisch und juristisch geächtet und die Zwitter rechtlich anerkannt werden. Opfer müssen entschädigt werden.

Siehe auch:
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgender- und Queer-Agenda?
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"     

Saturday, May 16 2009

"Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an" - Tages-Anzeiger 5.2.08

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ ging weiter!

Aus aktuellem Anlass: Gelungener Artikel in der 2. grössten Tageszeitung der Schweiz zu Christianes 2. Prozesstag, sinnigerweise in der Rubrik "Medizin". Die Rechtsprofessorin Andrea Büchler stellt klar, dass genitale Zwangsoperationen an Zwitter auch in der Schweiz klar strafbar sind:

«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig.»

(Dass sämtliche an Zwittern immer noch systematisch vorgenommenen genitalen Zwangsoperationen medizinisch nicht notwendig sind, gibt mittlerweile ja auch "Netzwerk DSD"- sowie "Euro-DSD"-Chef z.B. an der parlamentarischen Anhörung in Hamburg öffentlich zu.)

Dass einzig empfindlicher Geldbussen oder sonstige konkrete Sanktionen die Medizyner von ihrem menschenrechtswidrigen Tun abhalten wird, macht der wohl unverbesserliche Zwangsoperateur Dr. Schwöbel deutlich:

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Wie meist, wenn die CH-Zwangsoperateure zu Wort kommen, darf auch Prof. Mullis nicht fehlen, der einmal mehr unwidersprochen behaupten darf, "dass es durchaus Arten von Geschlechtsstörungen gebe, die operationswürdig seien". (Mittlerweile ist in der Öffentlichkeit auch Mullis umgeschwenkt und behauptet frech, in der Schweiz gäbe es "keine Zwangsoperationen" mehr, entlarvt sich im selben Interview aber gleich selber als Lügner.)

>>> http://sc.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(Zusammen mit diesem Artikel erschien auch ein gelungenes Interview mit Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe.)

Siehe auch:
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- "Medicine goes Gender"
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert  
- "EuroDSD"-Zwangsoperateure: transsexuell = intersexuell??! 

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