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Monday, April 19 2010

"Intersexualität: Mann oder Frau - oder was?" - taz, 19.4.2010

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Interessanter, wenn auch mitunter reichlich schönfärberischer
>>> Artikel von Eiken Bruhn über die Diskussionsveranstaltung in Bremen von letzter Woche.

Leider kolportiert der Artikel einmal mehr die stets beliebte Medizynermär von "früher war es vielleicht schlimm, aber heute ist es ganz anders". Unhinterfragt wird verkündet, "in den vergangenen zehn Jahren setzte ein Umdenken ein", bzw. "die Zeiten [haben sich] tatsächlich geändert". (Wie demgegenüber aktuelle Leitlinien, zahllose Publikationen und nicht auch zuletzt die (frisierten) Studien des "Netzwerks DSD/Intersexualität" (PDF -> S. 3 "Beschreibung des Samples") zweifelsfrei belegen, wird in Tat und Wahrheit auch in deutschen Spitälern weitgehend ungebrochen weiterverstümmelt – allein in Deutschland JEDEN TAG ein wehrloses Zwitterkind!)

Ebenfalls unhinterfragt wird ausgerechnet im Schlusssatz des Artikels eine weitere "zeitlose" Medizyner-Rechtfertigung nachgebetet: "Solange sich unsere binär strukturierte Gesellschaft nicht ändert, darf man auch von Intersexuellen nicht verlangen, die Gender-Vorreiter zu geben." Beinah wörtlich nach einem seinerzeit von vielen Zwittern kritisierten Zitat der wohl unverbesserlich zwangsoperationsgeilen Chefpsychologin des "Netzwerk DSD/Intersexualität" Ute Thyen ...

(Ums klar zu sagen: Ausser ethisch, moralisch und menschlich gestörten Medizynern und oft überforderten Eltern will niemand Zwittern etwas aufzwingen. Wenn nicht-zwangsoperierte Zwitter später OPs wollen und ihre informierte Zustimmung dazu geben, ist dies ihr gutes Recht und auch praktisch möglich – im Gegensatz zum Rückgängigmachen von irreversiblen kosmetischen Zwangsoperationen an Zwitterkindern.)

Unreflektiert über den grünen Klee gelobt wird weiter die parlamentarische Initiative vom letzten Jahr in Hamburg (die seinerzeit auch auf diesem Blog prinzipiell begrüsst wurde – allerdings wurde hier auch entsprechend kritisiert, dass die zentrale Problematik der uneingewilligten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern in dieser Initiative mutwillig ausgeklammert wurde).

Befremdlich ist nicht zuletzt, wie der Artikel prominent im Lead vollmundig behauptet, die Bremer Grünen würden sich nun für Zwitter "engagieren". Worin dieses Engagement konkret bestehen soll, darüber schweigt sich der Artikel allerdings vornehm aus ... In deutlichem Gegensatz dazu teilte Michel Reiter, der an der Verabstaltung auf dem Podium sass und ein Impulsreferat beisteuerte (und die Veranstaltung insgesamt "eine Katastrophe fand" – wie übrigens auch diesen Blog "völlig daneben"), auf Anfrage mit: "den Grünen war keine Zusage zur Themenaufnahme zu entlocken."

Damit scheinen letztlich auch die Bremer Grünen dem (bisher konkret noch einiges unrühmlicheren) Negativbeispiel der Bundestags-Grünen zu folgen, zuerst grosse Blabla-Veranstaltungen durchzuführen, denen dann allerdings keine Taten folgen (mal abgesehen von den üblichen politischen Vereinnahmungen, zuletzt in den Grundgesetzvorstössen um Aufnahme von "sexuelle Identität" letztes Jahr im Bundesrat sowie aktuell im Bundestag dieses Jahr).

Daran kann vorerst wohl auch der im Artikel extra herausgestrichene, pragmatische Vorschlag der Rechtsprofessorin und Podiumsteilnehmerin Konstanze Plett nichts ändern, "dass kosmetische Genital-Operationen an Minderjährigen nur nach einer auf Gutachten gestützten richterlichen Entscheidung durchgeführt werden dürfen. Damit, so Pletts Hoffnung, soll sicher gestellt werden, dass die Wünsche der Kinder im Mittelpunkt stehen - und nicht die von MedizinerInnen und Eltern."

Bedenklich auch, dass im Infokasten die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen nicht angesprochen wird, sondern es dort lediglich heisst: "Zu den Forderungen von Selbsthilfeorganisationen zählen die Durchsetzung von Entschädigungsansprüchen und die Übernahme von Behandlungskosten."

Die Zwangsoperateure freut's ...

Nachtrag 20.4.: Die ursprüngliche Version des Artikels wurde inzwischen wegen der "anstössigen" Illustration (Abbildung einer medizynischen Wachsplastik eines "intersexuellen" Genitals) nach entsprechender Kritik zensiert, einzig die Kommentare finden sich dort noch (und fehlen dafür in der neuen Version).

Neue Version: http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/mann-oder-frau-oder-was-1/

Saturday, April 10 2010

Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)

>>> Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität"
>>>
Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II) 

Wie eine entsprechende Onlinesuche belegt, wurde der Begriff "Intersexualität" im Zeitraum 26.11.2009 – 03.02.2010 innert 2 1/2 Monate in insgesamt 12 offiziellen Bundestagsdokumenten verwendet.

Nachtrag 25.6.10: Knapp 4 Monate später sinds dann schon 29 Einträge! Nur etwas blieb immer noch gleich:

KEIN EINZIGES MAL ging es dabei um ein echtes Zwitteranliegen – sondern im Gegenteil wurden Zwitter dabei JEDESMAL für Anliegen anderer vereinnahmt und missbraucht!

Durch diese Vereinnahmung werden die realen Leiden und Anliegen der realen, zwangsoperierten Zwitter einmal mehr unsichtbar gemacht.

Dass es sich bei den Gruppierungen, zu deren Gunsten "Intersexuelle" jeweils instrumentalisiert wurden, einmal mehr JEDESMAL und AUSCHLIESSLICH um "Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender" (LGBT) handelt (vgl. z.B. das Votum von Barbara Höll im Bundestag vom 29.1.10 >>> PDF -> S. 1797 (D)), gehört angesichts der 150-jährigen Geschichte der Zwittervereinnahmung durch LGBT offensichtlich dazu wie das Amen in der Kirche.

Dass die Vorlagen, in denen die realen Anliegen der realen Zwitter Mal für Mal aufs Neue von LGBT "verheizt" werden, realpolitisch heftig umstritten bis von vornherein nicht mehrheitsfähig sprich chancenlos sind (siehe z.B. "Yogyakarta"-Antrag / "Aktionsplan gegen Homophobie" / Standesinitiative "Homo-Schutz ins Grundgesetz" / Gesetzesentwurf "Aufnahme von 'sexuelle Identität' ins Grundgesetz"), macht diesen feigen Missbrauch einer – in der Regel massiv traumatisierten und demzufolge kaum zu realem Widerstand fähigen – Opfergruppe noch schwerwiegender.

Der politische Schaden, der damit angerichet wird, ist immens.

Die ihn anrichten, machen sich dabei direkt mitschuldig, dass die genitalen Zwangsoperationen und sonstigen kosmetischen Zwangsbehandlungen an wehrlosen Zwitterkindern (JEDEN TAG eines in Deutschland!) unnötig verlängert werden. 

Dass diejenigen unter den VereinnahmerInnen, welche sich dabei jeweils zusätzlich noch öffentlich als Zwitter-Vorkämpfer und -Wohltäter profilieren (während sie gleichzeitig in den Medien die realen Anliegen der zwangsoperierten Zwitter unterschlagen, "entsorgen" und "mitmeinen"), ausgerechnet noch diejenigen sind, welche für die TÄGLICHEN GENITALVERSTÜMMELUNGEN an Zwittern politisch verantwortlich zeichnen, indem sie die Verstümmelungen von Zwitterkindern in ihrem Zuständigkeitsbereich widerspruchslos dulden oder gar noch aktiv begünstigen, ist dabei nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Diese versammelten VereinnahmerInnen im Bundestag usw. gehören klar zu den MittäterInnen und sollten auch als solche behandelt werden.

Würden schon ein paar wenige von ihnen zur Abwechslung mal an den eigenen Geschlechtsteilen etwas genital zwangsoperiert, hätten sie bestimmt ziemlich schnell andere Parolen – wetten?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II) 
>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Siehe auch:
- Historischer überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Warum Zwitterforderungen, worin es um "sexuelle Identität" geht statt um "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung", keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung 
- Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen! 
- "Intersexualität" = "sexuelle Identität und Lebensweise"??! – Grüne VereinnahmerInnen immer noch nichts gelernt 
Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" 
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- Geschlecht: Zwangsoperiert 
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who killed David Reimer?"
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda?
- Heinz-Jürgen Voß in "Liminalis" 3 (2009) – Zwitter-Vereinnahmung wie gehabt ... 
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ  
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Mit der Hoffnung im Herzen

Saturday, April 3 2010

Claire Nihoul-Fékété, Mouriquand, El-Ghoneimi: Zwangsoperateure in Frankreich ohne nennenswerten Widerstand

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Ausgeliefert!Das archetypische Aushängeschild der Zwangsoperateure im Ursprungsland der Aufklärung und der modernen Menschenrechte heisst Prof. Claire Nihoul-Fékété, "Chefin pädiatrische viszerale Chirurgie im Necker Spital für kranke Kinder (Paris)".

Die offensichtlich unbeirrbare Serienverstümmlerin mit Jahrzehnte langer Praxis brüstet sich in "wissenschaftlichen" Publikationen wie in Interviews gleichermassen unbeirrbar ihrer medizynischen Verbrechen mit einer ungeschminkt menschenverachtender Arroganz, die sich in der Schweiz, aber auch in Deutschland oder Amerika wohl längst keinE MedizynerIn mehr öffentlich zur Schau zu stellen getrauen würde.

Claire Nihoul-Fékété referierte auch schon in Deutschland, z.B. am Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie DGE vom 7.3.2001 in Magdeburg, wo sie neueste Verstümmelungstechniken präsentierte (siehe unten nach dem Break), was u.a. von Georg Klauda unter dem Zwischentitel "Ein blutiges Geschäft" unmissverständlich öffentlich kritisiert wurde (ein 2. Kongress am 24.3.2001 an der Charité Berlin konnte wegen einer Demonstration gar nur noch unter Polizeischutz stattfinden – das waren noch Zeiten!).

Claudia Kreuzer: "Wenn ich die Fékété in dem Film ["Eindeutig zweideutig" von Ilka Franzmann, Arte 4.7.2003] höre, es gäbe nur zwei Möglichkeiten, entweder abtreiben oder umoperieren, wie krank muss diese Fékété sein? [...] Wir regen uns auf über die Medizinmänner, die aus kulturellen religiösen Gründen diese Beschneidungen machen. Aber diese weißen Medizinmänner, die überall in unseren Kliniken sitzen und Kinder komplett umbauen, die ihnen Zeit ihres Lebens ihre Gefühlsempfindungen wegnehmen, sind das die besseren, nur weil die eine andere Hautfarbe haben?"  (zitiert nach: Claudia Lang: Intersexualität, 2006, S. 234.)

Fékété operierte auch in Berlin: Wie die "Serienverstümmlerin" (Georg Klauda) Prof. Annette Grüters-Kieslich, "Leiterin des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin von der Charité in Berlin" und Verantwortliche des "Studienzentrum Berlin" im "Netzwerk Intersexualität/DSD" anlässlich des "Fachgesprächs" der Grünen im Bundestag vom 27.5.2009 verriet, lassen sie Claire Nihoul-Fékété zwecks Genitalverstümmelung von "AGS-Mädchen" jeweils nach Berlin an die Charité einfliegen – ein Faktum, das meines Wissens nach sonst in keinen öffentlich zugänglichen Quellen je bekanntgemacht wurde. (Wen wundert's?)

Immerhin öffentlich zugänglich, aber trotzdem nur wenig bekannt ist Claire Nihoul-Fékétés Funktion im Beirat des "Netzwerk Intersexualität/DSD".

Dr. Stephen Lortat-Jacob, Kinderchirurg im selben Kinderverstümmelungsetablissement "Necker Spital für kranke Kinder (Paris)", profiliert sich mit vergleichbar menschenverachtenden Parolen (erreicht aber kaum die internationale Ausstrahlung eines Pierre Mouriquand oder Alaa El-Ghoneimi.)

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Bisher konten diese überdurchschnittlich üblen Seriengenitalabschneider in Frankreich ihr Unwesen offensichtlich praktisch unbehelligt treiben. Zwar gibt es mittlerweile eine gute Handvoll organisierte Zwitter, die z.T laut Eigendarstellung "für die Menschenrechte der Intersexuellen kämpfen".

Bis heute scheint sich dieser "Kampf" aber offenbar darauf zu beschränken, sporadisch ein paar kritische öffentliche Worte zu genitalen Zwangsoperationen im allgemeinen äussern, oder im Extremfall gar einen Leserbrief zu verfassen gegen besonders unverfrorene Diffamierungen von "Madame Fékété". Zu konkreten Kampagnen scheint es jedoch kaum gereicht zu haben, geschweige denn zu politischen und/oder juristischen Vorstössen.

Und ist ausnahmsweise trotzdem mal irgendeine konkrete Aktion verlinkt, so geht es dabei entweder um "Intersexuelle" bloss dem Namen nach, praktisch aber ausschliesslich Anliegen von Transsexuellen/Transgendern und/oder abstrakt gegen das böse "Zweigeschlechtersystem" (so übrigens auch zumindest im Trailer zum Film im "Les Complices") – oder aber es handelt sich (Überraschung!) um eine Demo von Zwischengeschlecht.org, die womöglich kurzerhand annektiert wird.

Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ...

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Nachfolgend einige aktuelle Kostproben der offensichtlich ethisch, moralisch und menschlich gestörten SeriengenitalverstümmlerInnen Prof. Claire Nihoul-Fékété und Dr. Stephen Lortat-Jacob (WARNUNG!), gefolgt vom einigen Beispielen zum "Kampf um die Menschenrechte der Intersexuellen" in Frankreich:

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Tuesday, March 30 2010

Caster Semenya kündet offiziell Rückkehr an – IAAF verlangt Denkpause bis August (XI)

>>> Nachträge 2-4: "Casters Anwalt gelobt zu kämpfen" (siehe unten)

IOC-Protest, Lausanne, Nov. 19, 2009 (Photo: Ärger)

Discrimination of "Hermaphrodites" in Sports      IOC, IAAF threaten with Surgery

Open Leser to IOC      IOC and IAAF deny responsibility      Stop Genital Surgery

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

In einem anscheinend von ihren Anwälten abgesegneten, offiziellen Communiqué von heute (englisch) kündigt Mokgadi Caster Semenya ihre Rückkehr zu Athletik-Wettkämpfen für diese Saison an und richtet konkrete Vorwürfe insbesondere an den Welt-Athletikverband IAAF.

So seien nicht nur ihre Rechte als Sportlerin verletzt worden, sondern auch ihre fundamentalen Menschenrechte inklusive ihr Recht auf Würde und Privatshäre. Obwohl sie von Anfang an mit dem IAAF zusammengearbeitet, all deren Auflagen erfüllt und den Verband drei Mal offiziell um Kontaktaufnahme ersucht habe, weigere sich der Weltathletikverband bis heute, mit ihr in Kontakt zu treten. Und ziehe seinen Entscheid in einer ihrer Ansicht nach einfachen Sache Mal um Mal erneut auf unbestimmte Zeit hin, obwohl es aufgrund der ihr und ihren Beratern bekannten Fakten einschliesslich der IAAF-Bestimmungen eigentlich kein Hindernis geben dürfte, um ihr die Teilnahme an Wettkämpfen zu erlauben. Sie werde weiterhin mit dem IAAF zusammenarbeiten und dessen Auflagen erfüllen. Da sie jedoch bis heute nicht offiziell gesperrt sei und nur in Rücksicht auf den IAAF freiwillig auf Teilnahme an Wettkämpfen verzichtet habe, kündige sie hiermit ihre Rückkehr zu Athletikwettkämpfen an, und werde an einer beschränkten Anzahl von Rennen dieser Saison teilnehmen.

Dieses klare Statement kommt als indirekte Antwort auf eine offizielle Weigerung des IAAF auf eine Anfrage des südafrikanischen Athletikverbandes ASA, Caster Semenya die Teilnahme an Rennen zu erlauben. ASA verbot Mokgadi Caster Semenya deshalb unter Berufung auf den IAAF die Teilnahme an einem heutigen Regionalmeeting in Stellenbosch (nahe Kapstadt, Südafrika). Schon im Januar hatte das Südafrikanische Nationale Olympische Komitee Caster Semenya die Teilnahme an einem lokalen Rennen untersagt.

Laut einer gestrigen Meldung aus Südafrika (englisch) habe IAAF zudem gegenüber Casters Familie verlauten lassen, sie wollten sich mit der Kommunikation der Resultate des seit August 2009 andauernden Geschlechtstests noch bis im Juli 2010 Zeit lassen.

Diese Ankündigung stimmt überein mit den Aussagen eines lesenswerten Interviews mit IAAF-Councilmitglied Helmut Digel im Tagesspiegel vom Montag 29.3. sowie in der Zeit vom Dienstag 30.3., wonach es von Seiten des IAAF erst "bis zur nächsten Councilsitzung in Kiew im August eine Entscheidung geben wird". Helmut Digel äussert sich auch sonst besorgt über das endlose Hin-und-Her von Seiten des IAAF, ebenso über die berüchtigte IOC-Medizynerkonferenz vom Januar in Miami:

Ich kann die Ergebnisse dieser Konferenz nicht beurteilen. Für die notwendigen sportpolitischen Entscheidungen scheinen sie allerdings nicht sehr hilfreich zu sein.

Nachtrag: Als Reaktion auf Caster Semenyas Statement hat der IAAF am Mittwoch 31.3. (englisch) via ASA-Sprecher Richard Stander inzwischen verlauten lassen, “das wissenschaftliche Team" des IAAF werde seinen "Report" bereits "im Juni abliefern", weshalb ASA bis dahin zuwarte.

Nachtrag 2: Laut einer Meldung vom 31.3. des "Cape Argus" (englisch) mit dem Titel "Casters Anwalt gelobt zu kämpfen" kündigt ihr Rechtsvertreter Geg Nott weitere Schritte an. Sein Statement im Wortlaut: 

"Es ist an der Zeit, Caster ihre Rechte zurück zu geben. Sie drängt darauf zu rennen, sie kam am Dienstag hierher um am Wettkampf teilzunehmen."

"Wir haben versucht nett zu reden, aber wir haben nun genug. Wir kamen nicht hierher um die Konfrontation zu suchen, aber gleichzeitig, serviert uns nicht als Idioten ab. Verwechselt nicht Takt mit Dummheit, denn das wäre ein schwerer Fehler."

Nachtrag 3: In einem Email an die Agentur Reuters vom 31.3. (englisch) hieb Caster Semenyas Anwalt Greg Nott erneut in dieselbe Kerbe:

"Offensichtlich haben ASA und IAAF Caster Semenya die Starterlaubnis verweigert. Wir werden sämtliche notwendigen Schritte unternehmen, um Casters Recht auf Teilnahme ohne Einschränkungen zu schützen."

Nachtrag 4: Gegenüber der Nachrichtenagentur AP vom 1.4. (englisch) kritisierte Greg Nott das Startverbot für Caster Semenya in Stellenbosch und warf den Verantwortlichen vor, unaufrichtig und missbräuchlich gehandelt zu haben. Weiter kündigte Nott an, Caster Semenyas Berater würden fortfahren, Semenyas beste Interessen energisch zu vertreten.

Durch die Hinhaltetaktik des IAAF hat Caster Semenya nebst Qualifikationen für die kommende Saison schon entscheidende Wettkämpfe verpasst, so z.B. die diesjährige Hallenweltmeisterschaft in Doha.

Bleibt zu hoffen, dass Mokgadi Caster Semenya trotz aller unwürdigen Behandlung und allen verpassten Gelegenheiten schnell wieder Tritt fassen wird. Und dass ihre Anwälte dem inkompetenten und eigenmächtigen IAAF für dessen Missachtung ihrer Menschenrechte noch eine saftige Rechnung präsentieren werden ...

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV)  
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)
- Südafrikanisches Olympiakomitee: Absolutes Startverbot für Caster Semenya! (IX) 
- Caster Semenyas Anwälte gegen SASCOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"! (X) 
- "Caster Semenya: Was macht eine Frau zur Frau?" - evangelisch.de, 4.2.10 
- "Geschlechtstests im Sport: Wer legt eigentlich fest, was als normal gilt?" - FAZ, 15.2.10
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Sunday, March 21 2010

TeleBärn, 18.3.10: "Zwangsoperiert wird schon lange nicht mehr" - Inselspital lügt wie gehabt ...

>>> Video des Beitrags auf TeleBärn, News 18.3.2010
(Transkript auf Hochdeutsch siehe unten)

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Etwas durchmischter Beitrag über den politischen Vorstoss im Berner Kantonsrat betreffend "Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen" auf dem Berner Regionalsender.

Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, die selbst im Inselspital mehrfach genital zwangsoperiert worden war, bringt wie gewohnt Klartext.

Nachdem Medizyner des Inselspitals in den letzten Jahren mit gönnerhaften und pseudofortschrittlichen, aber bei genauerem Hinschauen nach wie vor ungehemmt zwangsoperationsgeilen Aussagen Anlass zu konkreter Kritik boten, die im (nach wie vor unbeantworteten) Offenen Brief vom 16.8.09 noch einmal zusammengefasst wurde, erteilte das Inselspital den Medizynern offensichtlich einen Maulkorb und schickte stattdessen den Pressesprecher Markus Hächler mit faulen Ausreden vor. Einmal mehr verbreitet dieser die (durch öffentliche Aussagen der Inselmedizyner mehrfach widerlegte) Mär, am Inselspital würden "keine Zwangsoperationen mehr durchgeführt".

Wenn dem nur so wäre! Wir fordern vom Inselspital:

a) diesen allzuschönen Worten endlich ehrliche, überprüfbare Taten folgen zu lassen

b) die Jahrzehnte lange Geschichte ihrer Menschenrechtsverbrechen an Zwittern am Inselspital endlich transparent aufzuarbeiten, sowie

c) Entschädigung und Wiedergutmachung für alle Opfer!

Im Vergleich schon beinahe lustig: Obwohl der Beitrag nur 2 Minuten dauert und im Grossen und Ganzen positiv zu bewerten ist, schaffte es TeleBärn darin trotzdem, sozusagen kein einziges der "obligaten" Fettnäpfchen auszulassen.

Einige Müsterchen:

  • Obwohl der Anlass zum Beitrag eine offizielle Medienmitteilung von Daniela Truffer in ihrer Funktion als Präsidentin der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org war, wird die Existenz dieser Menschenrechtsgruppe nach altbekanntem Muster unterschlagen und Nella stattdessen als unorganiserter, einsamer Einzelzwitter dargestellt.
  • "als Mann und als Frau gleichzeitig geboren" – die korrekte Formulierung wäre "weder Mann noch Frau" (die realen Zwitter sind NICHT die Hermaphroditen aus der griechischen Mythologie)

Siehe auch:
- Politischer Vorstoss betreffend kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital
- Pressespiegel Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.09  
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08 

Nachfolgend das Transkript zur Sendung:

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Tuesday, March 16 2010

Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen

Norbert Denef auf cnn.com    >>> Petition

Seit dem letzten "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" zum Thema sexualisierte Gewalt auf diesem Blog vor gut 3 Wochen hat sich vieles getan: Dutzende weitere Opfer meldeten sich zu Wort, die Polizei führte Razzien durch, das Thema ist in den Medien nach wie vor sehr präsent, und zwar nicht mehr nur in Bezug auf kirchliche Institutionen.

Aus Sicht der Zwitterbewegung m.E. besonders interessant auch, wie sich die Opfer zu organisieren beginnen, und mit welchen faktischen und psychischen Realitäten sie dabei zusätzlich zu kämpfen haben.

Norbert Denef kämpft seit Jahren aktiv gegen das Fortdauern und die faktische Straflosigkeit von sexualisierter Gewalt an Kindern, und begleitet und kommentiert das aktuelle Geschehen auf seiner exzellenten Homepage. In den letzten Wochen geht es dort nun auch in den Kommentaren zusehends ab. Zwei Beispiele:

Auch Opfer von sexualisierter Gewalt haben damit zu kämpfen, dass Organisationen, die Fördergelder erhalten, um sich für die sie einzusetzen, dies meist lange nicht so öffentlich und nachdrücklich tun, wie es nötig wäre, um die Gunst der Stunde effektiv zu nützen. Ein offener Brief an einschlägige Organisationen und die daraus resultierende Diskussion unterstreichen dies.

Auch Opfer von sexualisierter Gewalt sind stark traumatisiert und haben ein Leben lang insbesondere auch unter dem Schweigegebot der Täter zu leiden. Oft genug verunmöglicht ihnen das, konsequent gegen die Täter aufzutreten, oder gar öffentlich gegen diese vorzugehen. Es gibt zudem einen ganzen Zweig von (Täter-)Psychologen, der seine vornehmliche Aufgabe darin sieht, die Opfer zu möglichst rascher "Vergebung" zu bewegen – und sie dadurch gleich nochmals mundtot zu machen. Dies ist gegenstand einer Kommentar-Diskussion, die eigentlich zu einem ganz anderen (ebenfalls interessanten) Thema begann (die "Vergebungs"-Diskussion startet hier). Interessant auch die Diskussion um das Vorhaben, einen starken Verein gründen zu wollen, der sich konsequent für die Belange der Opfer stark macht.

>>> Unterschreibt die Petition zur Aufhebung der Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch im Zivilrecht!

Siehe auch:
- Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt"
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"   

Thursday, March 11 2010

2010: Die Rückkehr der Freakshow – "Hermaphroditen" in Film, Kunst und Theater (Jake Yuzna: "Open"; Div.: "The Hermaphrodites: Living In Two Worlds"; Jutta Schubert u. Horst Emrichs: "Rostige Rosen")

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Geschlecht: ZwangsoperiertSeit dem Beginn organisierter Zwitterbewegungen in den 1990ern beginnt das Zwittertabu langsam zu bröckeln – nicht zuletzt dank verschiedenenen politischen, völkerrechtlichen und juristischen Aktionen, gekoppelt mit Öffentlichkeitsarbeit und entsprechendem Niederschlag bis in die Mainstreammedien.

Die Kehrseite: Das gesteigerte öffentliche Interesse ruft verstärkt diverse TrittbrettfahrerInnen auf den Plan. Seit Anfang dieses Jahres scheinen diese in der Öffentlichkeit langsam aber sicher die Oberhand zu gewinnen ...

INHALT:

1993-2009: Das Zwittertabu beginnt zu wanken

2002: Der Kulturbetrieb zieht nach

2010: Die Rückkehr der Freakshow

   a)  Jake Yuzna: "Open"
        Transsexuelle, Fetisch und, ähm, "authentische Hermaphroditen"

   b)  "The Hermaphrodites: Living In Two Worlds"
        Klassischer Marmor-Zwitterporno im LGBT-Gewand

   c)  Jutta Schubert u. Horst Emrichs: "Rostige Rosen"
        "Zweigeschlechtliche" Kuriosität auf der Bühne

Kommentar

 
1993-2009: Das Zwittertabu beginnt zu wanken

1993 wurde mit der Intersex Society of North America ISNA) die erste Zwitter-Lobby-Organisatione gegründet. Am 26.10.1996 demonstrierten organsierte Zwitter von ISNA und "Bodies like ours" zum allererstenmal öffentlich: Vor dem Jahreskongress der "American Academy of Pediatrics" in Boston (USA) protestierten sie dagegen, dass diese Medizynervereinigung ihren Tagungen das Thema Zwangsoperationen an Zwittern "behandelt", aber Betroffenen das Wort an ihren Veranstaltungen verbot. Dieses Datum wird heute jedes Jahr in vielen Ländern mit dem von der Intersex Initative (englisch) ins Leben gerufenen "Intersex Awareness Day" begangen.

1997 wurde John Moneys angeblicher "Beweis" für die "Wirksamkeit" klinisch nie getesteten Zwangsbehandlungen, das unsägliche "John/Joan-Zwillingsexperiment", öffentlich als wissenschaftliche Fälschung entlarvt. (Trotzdem wurde Money zeitlebends nie dafür zur Verantwortung gezogen, sondern im Gegenteil unreflektierterweise – und doch irgendwie "passend" – u.a. mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille geehrt.)

1999 schränkte Kolumbien als erster und nach wie vor einziger Staat weltweit kosmetische Genitaloperationen an Kindern zumindest teilweise ein (englisch).

Ab 2001 versuchte Michel Reiter in München über 2 Instanzen vergeblich, sich das Recht auf einen Geschlechtseintrag "zwittrig" auf gerichtlichem Wege einzufordern.

2003 bezog mit Hanny Lightfoot-Klein zum ersten Mal eine prominente Gegenerin der weiblichen Genitalverstümmelung unmissverständlich Stellung auch gegen die Genitalverstümmelungen an Zwittern.

>>> Mahnwache UNO Genf 26.1.09
(Bild: Ärger)

Vor allem in deutschsprachigen Medien wurden in den letzten gut 2 Jahren die menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen und sonstigen uneingewilligten kosmetischen Zwangseingriffe an Zwittern in noch nie dagewesenem Masse öffentlich bekanntgemacht und kristisiert:

2007 gelang es der "zwangskastrierten Intersexuellen" Christiane Völling, als allererste und immer noch einzige Zwangsoperierte überhaupt, in Köln ihren ehemaligen Zwangsoperateur gerichtlich zu verklagen. 2 Jahre lang zog sich der von einer kontiniuierlichen Öffentlichkeitsarbeit und zahllosen Medienberichten begleitete "Zwitterprozess" über 3 Instanzen, bis sich der Zwangsoperateur nach dem 3 Schuldspruch in Folge geschlagen gab. Zum allerersten Mal wurde ein Medizyner für einen medizinisch nicht notwendigen Zwangseingriff wenigstens zivilgerichtlich beurteilt. Mit klarem Resultat – O-Ton OLG: "Der Chirurg hatte die Patientin vor der Operation nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt."

2009 kritisierte mit dem CEDAW-Ausschuss zum ersten Mal ein UN-Komitee die menschenrechtswidrigen Zwangseingriffe an Zwitterkindern. Vor der Hamburgischen Bürgerschaft kam es zu einer historischen Anhörung sowie ebensolchen politischen Vorstössen. In der Schweiz wurde zum ersten Mal überhaupt ein politischer Vorstoss zu Gunsten von Zwittern eingereicht.

Auch im Sport wurde die Diskriminierung "intersexueller" Sportlerinnen vermehrt Thema. Der Fall der als Zwitter gemobbten Tennisspielerin Sarah Gronert führte zu öffentlicher Kritik. Die niederträchtigen und menschenrechtswidrige öffentlichen Zwitter-Vorwürfe an Mokgadi Caster Semenya durch die internationalen Sportverbände nach ihrem glanzvollem Sieg an der Athletik-Weltmeisterschaft 2009 brachte eine bisher noch nie dagewesene globale Medienschmutzkampagne, aber auch zahlreiche kritische Stimmen und Solidaritätserklärungen von Zwittern. Vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gab es eine Demonstration, bei der auch an die geschädigten Sportlerinnen María José Martínez-Patiño und Santhi Soundarajan erinnert wurde. Nach dem Ausschluss von Betroffenen an einem skandalösen IOC-Medizynersymposium gab es weitere Proteste sowie eine Online-Petition.

2010 fordern in Amerika 35 EthikerInnen sowie 11 zwangsoperierte Erwachsene und mehrere Zwitter-Lobbyorgansisationen eine Untersuchung der experimentellen kosmetischen Hormonzwangstherapien an Ungeborenen auf blossen "Verdacht" hin. Wie auch alle übrigen kosmetischen Zwangseingriffe wird auch diese experimentelle "Therapie" unkontrolliert serienmässig angewendet und obendrein von Medizynern weltweit rechtswidrig als "erprobt" und "sicher" angepriesen.

2002: Der Kulturbetrieb zieht nach

Auch international und in der Kultur gewann bekam das Jahrhundert lange Zwittertabu zunehmend Risse, wurden Zwitter und auch die an ihnen systematisch begangenen medizynischen Verbrechen mehr und mehr Thema, mittlerweile sogar in mindestens einem halben Dutzend Fernsehserien.

Mit dem Pulitzerpreis 2003 für Jeffrey Eugenides' im Vorjahr publizierten Roman "Middlesex" erreichten Zwitter und Zwangsoperationen zumindest als Nebenthema den Mainstream. 2005 verpackte Ralf Isau das Thema in den spannenden Thriller "Galerie der Lügen". 2008 erschien der Roman "The Sinkings" der australischen Schriftstellerin Amanda Curtin (englisches Interview).

2005 machte die zwischengeschlechtlich geborene Regisseurin Lisa Barcellos mit "Both" den ersten Spielfilm zum Thema Zwitter und Zwangsoperationen. 2008 feierte Lucía Puenzo mit ihrem sensiblen Erstling "XXY" weltweit Erfolge und bewies, dass sich mit dem Thema durchaus auch Filmpreise abräumen lassen.

2010: Die Rückkehr der Freakshow

Das öffentliche Bekanntwerden der real existierenden Zwitter und der an ihnen begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ruft zunehmend Gegenmassnahmen seitens der Medizyner sowie die üblichen Trittbrettfahrer auf den Plan. Im neuen Jahr schafften diese es in Deutschland, der Zwitterbewegung zum ersten Mal seit über 2 Jahren die Medienhoheit zu entreissen – ein Faktum, das sich bereits letztes Jahr abzeichnete.

Seit Juni 2009 bis heute führt Lady Gaga weltweit vor, wie sich das "neue Reizthema Zwitter" als blosser PR-Gag weltweit inszenieren lässt – unter Ausklammerungen der Anliegen der realen Zwitter.

Zeitgleich begann das mehr oder minder organiserte Sexgewerbe ebenfalls das Thema vermehrt auszubeuten.

Auch im Zusammenhang mit der Berichterstattung um den "Fall" Caster Semenya durften Medizyner endlich wieder allenthalben Zwangsoperationen etc. unwidersprochen als angeblich notwendige "Heilmittel" propagieren, tatkräftig unterstützt von den internationalen Sportverbänden. Das IOC selbst legte dann mit seiner im Januar beschlossenen Pflicht zu Zwangsbehandlungen noch einen drauf. Während der Winterolympiade in Vancouver schaffte es das IOC zudem, das leidige Thema "Zwitter im Sport" erfolgreich unter Verschluss zu halten.

2010 scheinen "Intersexuelle" bzw. "Hermaphroditen" nun auch in der Welt der Mode angelangt zu sein. Laut einem Bericht der London Times schickte Givenchy ein Model auf den Laufsteg, das explizit als "Hermaphrodit" vermarktet wurde, die Zeitung merkte dazu an: "Das Traurige dabei war, dass er/sie so ziemlich gleich aussah wie all die anderen Models." ("Zufällig" fand sich diese News als Schlussätze zu einem Abschnitt über lesbische Beziehungen unter Models.)

Im Stern erschienen im Januar 2010 zwei unter Beihilfe der Medizynerlobby verfasste, sehr einseitige Artikel, die in der Öffentlichkeit weitgehend unwidersprochen blieben (Artikel 1 / Artikel 2 / Diskussion auf dem Hermaphroditforum). Darin wurden beide Male nicht nur medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige Zwangseingriffe hemmungslos propagiert, sondern auch die übliche Nebelwand hochgefahren durch Vermischung mit "Transsexualität", "Geschlechtsidentitätsstörungen", "sexueller Orientierung", "Abweichungen" usw. 

In dieselbe Kerbe hauten mehrere Artikel um die Münchner Trans-, äh, "Intersexuelle" JJ Eichmann, u.a. in der Süddeutschen.

Auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), der 2009 noch durch nicht-vereinnahmende, solidarische Statements zu Gunsten von Zwittern Positives bewirkt hatte, macht nunmehr – zusammen mit der SPD und den wohl unverbesserlich vereinnahmenden Bundestags-Grünen – 3 Schritte zurück und setzt im Zusammenhang mit verschiedenen Anläufen zur Aufnahme eines expliziten Schutzes von "sexuelle Identität" (an und für sich schon ein vereinnahmendes Konstrukt) nunmehr wieder voll auf die altbekannte Vereinnahmungsschiene (Anlauf 1 / Anlauf 2).

Auch auf der kulturellen Ebene schlägt im neuen Jahr das Pendel massiv zurück, wie drei aktuelle Beispiele zeigen:

a)  Jake Yuzna: "Open"
     Transsexuelle, Fetisch und, ähm, "authentische Hermaphroditen"

(Bild: Gaea Gaddy als "authentischer Hermaphrodit")

In der offiziellen Berlinale-Ankündigung (PDF) heisst's zum Film:

Ein queeres Roadmovie und gleichzeitig eine transsexuelle Romanze – in seinem Spielfilmdebüt kombiniert Regisseur Jake Yuzna auf spektakuläre Weise Ausprägungen des Gender Crossings.
Da gibt es zum einen den jungen Hermaphroditen Cynthia. [...]
Hormonbehandlung und Chirurgie: In OPEN offenbart sich der Neue Mensch. Pioniere einer neuen menschlichen Erfahrung – authentische Hermaphroditen und Transsexuelle – präsentieren auf der Leinwand die neu entstehenden Möglichkeiten der Menschheit am Beginn eines noch jungen Jahrhunderts. 

Eine Rezension in "Junge Welt" mit dem bezeichnenden Titel "Selbstbestimmt aussehen" vermischt ebenfalls unreflektiert "Intersexualität", "Geschlechterverwirrung", "Sichtbarmachen einer selbst konstruierten Identität", "sexuelles Begehren", "Eintritt in das Zeitalter der Cyborgs" usw. Der Artikel endet:

Voyeurismus? Das zur Schaustellen von Fleisch jedenfalls ist Yuznas Talent. Die Spritze, die das Testosteron in den haarigen Oberschenkel spritzt. Das noch blutige Steak, dessen Fasern mit Messer und Gabel auseinander gezogen werden. Die Narben nach der Schönheitsoperation. »Open« lebt von diesen eindrucksvollen Bildern mehr als von der erzählten Geschichte.

Prompt gewann der offensichtlich vereinnahmende Streifen den Jurypreis des "Teddy Adward", des "offiziellen queeren Filmpreis[es] der Berlinale", mit folgender Begründung: "um einem mutigen Debütfilm Anerkennung zu zollen, der ein weites Spektrum von Transgender-Liebe und Transgender-Beziehungen darstellt."

b)  "The Hermaphrodites: Living In Two Worlds"
     Klassischer Marmor-Zwitterporno im LGBT-Gewand

(Bild: Tip Toland: "Tender Flood", Detail)

"Hermaphroditen: Leben in zwei Welten" (englisch) ist eine thematische Gruppenausstellung mit keramischen Arbeiten, die derzeit in Amerika gezeigt wird. 

Ein Portfolio mit sämtlichen Exponaten findet sich hier.

Die Ausstellung will "die wörtliche Definition von Zwittern verkörpern, die beide Geschlechter umfassen. Solche Kunstwerke finden sich manchmal in frühen Gesellschaften, jedoch selten in der zeitgenössischen Kunst."

Wenig überraschend wurde in der queeren Öffentlichkeit vor allem das auch hier abgebildete Exponat von Tip Toland prominent ins Zentrum gerückt, so etwa auf diesem Blog (englisch).

Die Skulptur ist offensichtlich eine enge Anlehnung an klassische Vorbilder. Statt der bekannten "Normal Weibchens" wurde hier jedoch von einem "Butch"-Vorbild ausgegangen, diesem ein paar zusätzliche Körperhaare angefügt sowie ein Penis samt Hoden.

Die klassischen Statuen werden heute noch häufig themenbezogen als Illustration verwendet, auch von Medizynern. Von Betroffenen wurde die unreflektierte Verwendung solcher Plastiken wiederholt als "Porno" kritisiert.

c)  Jutta Schubert u. Horst Emrichs: "Rostige Rosen"
     "Zweigeschlechtliche" Kuriosität auf der Bühne

(Bild: Publicity-Foto auf Kulturwerkstatt.de)

Auf dem Flyer zum Stück (PDF) heisst es:

Es gibt Männer und Frauen. Und alles Mögliche dazwischen. Oder: Dazwischen ist alles möglich. Den hundertprozentigen Mann, die hundertprozentige Frau gibt es nicht. Weder genetisch noch hormonell noch psychologisch oder sexuell. Das Stück mit Texten von Horst Emrich, Jutta Schubert und Tschuang Tse spielt mit Gender-Phänomenen, Lebensweisen, Schicksalen, GrenzgängerInnen, Identitätssuchern, mit Zweigeschlechtlichkeit, Sexualität und Sinnsuche. Außerdem tritt auch ein merkwürdiger Zeitgenosse auf, ein Freund, ein Seelenverwandter, ein Clown, ein Gott, ein Schamane? Ist es einer, der alles weiß oder nichts zu wissen braucht? Gespielt wird mit Texten und Musik, Figur und Tanz.

Die Ankündigungen auf der Theaterhomepage sowie bei der Autorin lauten jeweils leicht anders, wenn auch nicht weniger verwirrlich, so u.a.:

Ausgangspunkt: Es gibt Männer und Frauen. Und alles Mögliche dazwischen. Oder: Dazwischen ist alles möglich.

Inspiriert von Virginia Woolfs “Orlando”-Figur: Jemand reist durch die Zeiten, mal als Mann, mal als Frau, probiert Lebensweisen aus, überschreitet gesellschaftliche Grenzen, provoziert und ist dabei natürlich auf der Suche nach sich selbst, der eigenen Identität, der eigenen Sexualität.

Allen Ankündigungen gemeinsam ist ein ähnliches Pressefoto (siehe oben). Offensichtlich feiert im Stück ein weiterer historischer Charakter seine unreflektierte Auferstehung: Der (Fake-)Freakshow-Zwitter, wie er als Jahrmarktsattraktion zum Teil noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gang und gäbe war. Ein (nachinszeniertes) Beispiel dazu fand sich in der 2. Season der Serie "Carnivale", hier zur Illustration ein kurzer Ausschnitt daraus auf Youtube.

Kommentar:

Die Aufbrechung des Zwittertabus wird auch weiterhin von verschiedenen Gesellschaftsschichten und Interessengruppen auf ihre Weise gespiegelt und benutzt werden. Dies ist unvermeidlich. Ein kleiner Trost: Noch die dümmsten Vereinnahmungen können bis zu einem gewissen Grad etwas zur Beendigung des Tabus beitragen, rein indem sie auf die Existenz von Zwittern hinweisen und die verschiedenen Bezeichnungen dafür im Umlauf halten.

Trotzdem bleibt Vereinnahmung Vereinnahmung, und allen, die sich dem Thema womöglich mit den besten Vorsätzen näherten, würde ein reflektierterer Umgang damit gut anstehen.

Sowie jedesmal auch unmissverständliche Hinweise auf die realen Leiden der realen Zwitter an den immer noch täglich andauernden realen genitalen Zwangsoperationen etc., oder gar eine konkrete Solidarisierung mit der Bewegung zur Beendigung dieser kosmetischen, menschenrechtswidrigen, experimentellen und uneingewilligten Zwangseingriffe an zumeist wehrlosen Zwitterkindern!

Nachtrag: Kommentare auf dem Hermaphroditforum

Wednesday, March 3 2010

Schweiz: Zwitter-Vereinnahmung im Zusammenhang mit Amnesty-Petition - Sündikat gibt Gegensteuer!

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Heute behandelt der Schweizer Nationalrat eine >>> Motion vom 9.6.09 der Grünen Katharina Prelicz-Huber (PDF) zur Erweiterung des Flüchtlingsbegriffs um "Fluchtgründe[...] im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung und/oder Identität", um eine "Sensibilisierung" zu erreichen "bezüglich der geschlechtsspezifischen Verfolgungssituation von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transsexuellen usw." (vgl. dazu auch ihre damit zusammenhängende >>> Interpellation gleichen Datums (PDF)). Zu deren Unterstützung lancierte Amnesty Schweiz eine Kampagne "Homosexuelle Flüchtlinge brauchen unseren Schutz", sowie eine (unterdessen abgeschlossene) >>> Online-Petition.

Wohl nicht von Amnesty selbst, aber z.T. im Namen von (Queer-)Amnesty Schweiz wurde u.a. mit Rundmails (Wortlaut siehe z.B. hier und hier) für diese Petition geworben, in denen (im Gegensatz zur Amnesty Kampagne und Petition selbst) einmal mehr die übliche Zwittervereinnahmung betrieben wurde, indem "Intersexuelle" einmal mehr "mitgemeint" werden, ohne dass jedoch auf ihre spezifischen Probleme überhaupt eingegangen wird (wie es derzeit auch in Deutschland im Zusammenhang mit dem Kampf um Aufnahme des Schutzes von "sexueller Identität" ins Grundgesetz allenthalben praktiziert wird).

Soweit, so altbekannt. Ganz neu war hingegen, dass in der Schweiz die Queer-Interessengruppe Sündikat diese Zwitter-Vereinnahmung öffentlich kritisierte und sich mit der Zwitterbewegung aktiv solidarisierte, indem sie den besagten Aufruf zwar weiterleitete, aber nur unter folgendem Vorbehalt:

Sündikatverteiler mit Vorbehalte zum Petitionstext

Liebe alle

Wir haben uns nach einiger diskussion dafür entschieden, die untenstehende petition *trotz vorbehalten * weiterzuleiten. Wir stören uns an der willkürlichen und unsystematischen aufzählung der betroffenen (im ersten satz geht es um lesben, schwule, bisexuelle und transgender, ein paar sätze weiter dann um transsexuelle und intersexuelle, und im vorgeschlagenen gesetzestext steht nochmals ein anderer text). *Vor allem aber finden wir problematisch, dass die petition mit den rechten von intersexuellen argumentiert, obwohl sie rein gar nichts dafür tut. Die formulierung "sexuelle orientierung und/oder identität" schließt intersexuelle im zweifelsfall nicht ein, und auf das recht auf körperliche unversehrtheit wird mit keinem wort eingegangen.* (Natürlich, *weil dieses leider auch in der schweiz immer noch nicht garantiert werden kann!*)

Trotz dieser mängel halten wir die petition für einen schritt in die richtige richtung. Aber keinesfalls für den letzten!

Wir möchte uns diesem Vorbehalt anschliessen und bedanken uns für diesen Akt der Solidarität bei allen Beteiligten ganz herzlich! (Wenn auch leider ferien- und krankheitshalber erst jetzt.)

Zudem scheint, nachdem Amnesty Schweiz noch im alten Jahr in anderer Sache einen mit dem kritisierten Rundmail vergleichbaren, scheinbar unbeirrbaren Vereinnahmungskurs fuhr, im neuen Jahr, ebenfalls dank Hinweisen des Sündikats, bei Amnesty Schweiz nun prinzipiell etwas in Bewegung zu kommen ... Auch dafür allen Beteiligten schon mal herzlichen Dank!

Nachtrag: Wie Pink Cross mitteilte, lehnte der Nationalrat am 3.3.10 die Motion von Katharina Prelicz-Huber mit 125 zu 64 Stimmen ab: "PINK CROSS bedauert, dass dem speziellen Schutzbedürfnis von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender nicht Rechnung getragen wird. Sie werden zwar nach der Praxis vom Gesetz "mitgemeint", doch hätte die ausdrückliche Erwähnung zu einer verstärkten Sensibilisierung geführt, die sehr wichtig gewesen wäre." Sowohl kommerziellen noch sonstigen deutschsprachigen Medien war dies offensichtlich keine einzige müde Zeile Wert ... (Oder zumindest findet sich online keine einzige Meldung.)

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Saturday, February 20 2010

Prozesse wegen sexualisierter Gewalt an Kindern: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10

“Sexualisierte Gewalt ist Seelenmord – ihn mit Liebe zu vergleichen, ein Verbrechen.”  (Norbert Denef)

Wie traumatisierte Opfer von sexualisierter Gewalt im Kindesalter wurden auch traumatisierte zwangsoperierte Zwitter meist von klein an massiven Gewalttaten und Übergriffen ausgesetzt, gekoppelt mit gewaltsam durchgesetzen Schweigegeboten und dem Zwang, sich konstant verleugnen müssen.

Viele zwangsoperierte Zwitter stellen immer wieder fest, wie sehr mitunter Aussagen von Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch Ähnlichkeiten haben mit ihren eigenen Geschichten. So auch Nella >>> bei diesem Fernsehbeitrag.

Ebenfalls gemeinsam haben sie die "doppelt so [hohe Rate bei] [...] selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord [...] wie bei der Normalbevölkerung", wie etwa Hertha Richter-Appelt mehrfach öffentlich zitiert wird.

Was jedoch zur Zeit in Deutschland in Sachen aktiver Kampf gegen Kindesmissbrauch abgeht, da können Zwitter und solidarische Nichtzwitter derzeit nur neidisch gucken – und sich freuen!

Aus aktuellem Anlass ein weiterer Blick über den "eigenen" Tellerrand hinaus:

>>> Interessanter Leitartikel von Elisabeth Zoll zu einem ebenfalls
>>> interessanten Artikel über einen wiederum
>>>
interessantem Spiegel-Follow-Up-Artikel zur schon wieder
>>>
interessanten vorletzten Spiegel-Titelgeschichte.

Diese beindruckende Medienresonanz kommt nicht von Ungefähr:

>>> Seit langem Aktive
>>> mit
vorbildlicher und hochinteressanter öffentlicher Präsenz
auf >>> vielen Kanälen >>> machen mobil:

Jetzt bricht eine neue Ära an – Opfer stehen für sich ein

Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung sind Opfer sexualisierter Gewalt. Es reicht!

Wir Betroffenen wenden uns an alle anderen Gewaltopfer und alle Gutwilligen, die die Kraft haben, die Barbarei, die sexuelle Gewalt bedeutet, wahr zu nehmen und sich ihr entgegen zu stellen. Viel zu lange hat uns unsere Scham den Mund verschlossen.

Aber so werden wir nie etwas ändern. Es wird immer so weiter gehen, immer weiter wird es Kinder geben, die dran glauben müssen, wenn wir unsere Erfahrungen bei uns behalten, als würden sie nur uns etwas angehen. Nein, sie gehen alle an!

Und >>> fordern:

"Nur der radikale Ausstieg aus der Opferrolle, verbunden mit dem Ablegen aller Masken, die wir bisher zum Schutz getragen haben, kann den Opfer-Täter-Täter-Opfer Kreislauf beenden."

Dass es nur mit genügend Druck und Entschlossenheit tatsächlich real möglich ist, Täter öffentlich blosszustellen und juristisch zur Verantwortung zu ziehen, und zwar überall, war schon dem Spiegel-Titel nicht entgangen:

[...] Wie ihre deutschen Brüder versuchten Nordamerikas katholische Bischöfe jahrelang, ihre Priester zu schützen, die Vorwürfe kleinzureden, die Opfer abzubügeln - bis US-Gerichte, Politik und Öffentlichkeit sie zu Antworten drängten. Und zu Entschädigungen. Der Gesetzgeber hob Verjährungsfristen auf, beispielsweise im Bundesstaat Delaware, was zu einer Flut neuer Klagen führte; Urteile zwangen Diözesen, ihre Archive zu öffnen.

Mehr und mehr Opfer meldeten sich, am Ende überrollte die katholische Kirche Nordamerikas der größte Skandal ihrer Geschichte. Die Bilanz der US-Bischöfe: Seit 1950 missbrauchten mehr als 5000 Priester etwa 12 000 Heranwachsende.

Gleich mehrere Bistümer gingen pleite, weil sie die Entschädigungen nicht zahlen konnten, zum Beispiel Tucson in Arizona und San Diego in Kalifornien, jedes Mal hatten Hunderte Betroffene Ansprüche gestellt. Allein die Erzdiözese Los Angeles überwies über 660 Millionen Dollar. Insgesamt zahlte die US-Kirche deutlich über zwei Milliarden Dollar an Entschädigungen.

Dieser Blog freut sich für alle Opfer von sexualiserter Gewalt, die nun hoffentlich nicht nur in Deutschland endlich der Gerechtigkeit einen hoffentlich entscheidenden Schritt näher kommen, und wünscht allen aktiv Beteiligten weiterhin viel, viel Kraft und Ausdauer!

>>> http://norbert.denef.com   

Siehe auch:
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Wednesday, February 10 2010

Wenn Zwitter sich als transsexuell verkaufen - Süddeutsche, 10.2.10

Nachtrag 2: >>> Thread auf dem Hermaphroditforum

Kann ein Zwitter Sünde sein?>>> Zwiespältiger Artikel von Anna Fischhaber über die "Intersexuelle" JJ Eichmann, der einmal mehr zeigt, wie positive Medienresonanz ohne kontinuierliche Medien- und Öffentlichkeitsarbeit schnell mal wieder Schnee von gestern wird, und die altbewährten Medinzyner- und Trans-Deutungshoheiten erneut ihr Haupt erheben, als wäre nie etwas gewesen.

Der vorliegende Artikel bringt wie von unsichtbarer Hand gesammelt fast alle einschlägigen Ingredienzen, beginnend mit den Haupt- und Zwischentiteln wie z.B. "Zwitter in München: Mit Bart und Busen" oder "Ich werde ein richtiges Vollblutweib", gefolgt von durchgehenden "Weisheiten" à la "Frauen ohne Gebärmutter, mit Penis. [...] Männer mit Brüsten, ohne Bart.", "mehr oder minder glückliches Doppelleben", "sogar die Fräsmaschine in der Fabrik bedient sie in schwarzen Lackpumps", "überbordende[...] Sexualität", usw. usf.

Während die portraitierte JJ Eichmann einerseits als jemand geschildert wird, die ihre "Sexualität [...] öffentlich macht" (nicht zuletzt durch obige "einschlägige Weisheiten"), lauten die letzten Sätze des Artikels programmatisch:

Heute sagt die Wirtin wieder öfter, sie sei transsexuell, wenn ein Gast genauer hinschaut. Nicht weil sie sich schämt. "Übers Schämen bin ich längst hinaus", sagt JJ. Aber Zwitter, das klingt so unanständig, so fremd. Bei Zwitter kommen immer die Fragen. "Aber wie kann ich erklären, wie ich mich fühle. Wer kann das schon verstehen?"

Ohne Offenlegung und Aufarbeitung der auch in diesem Artikel einmal mehr von A-Z sorgfältig ausgeklammerten Menschenrechts- und Ethikverbrechen wohl tatsächlich niemand.

Die Gender-, Sexologen- und Medizynerfraktionen freuts ...

Nachtrag: Älterer, noch etwas weniger durchgehend "psychopathologisierter" Artikel über JJ Eichmann in der >>> Abendzeitung – teilweise mit wörtlich denselben "Weisheiten" ... 

Nachtrag 2: >>> Thread auf dem Hermaphroditforum  

Stern: Medizyner-Märchen-Diskussion auf dem Hermaphroditforum

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

>>> aktueller Thread zum 2. Artikel auf dem Hermaphroditforum

Noch im alten Jahr erschienen auf Stern-Online innert drei Tagen 2 Artikel, beide Male berichtete diesem Blog unter "Stern verbreitet Medizyner-Märchen" und mit dem Fazit (Artikel 1 / Artikel 2):

Erneut ein Machwerk, das letztlich unter "Medizyner Medien Offensivchen möchte gern zurückschlagen" abgelegt werden muss. Und das als Warnung dienen sollte, dass "positive Medienresonanz" keine Selbstverständlichkeit darstellt, sondern durch harte Lobbyarbeit jedes Mal von neuem erkämpft werden muss – und die Medizyner schlafen nicht ... 

Sunday, February 7 2010

"Selbsthilfegruppen boomen" - SonntagsBlick-Magazin, 7.2.10

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Beilage zur heutigen Sonntagsausgabe der CH-Boulevardzeitung fndet sich in der Rubrik "Gesellschaft" ein gelungener mehrseitiger Artikel von Sarah Fasolin über Selbsthilfegruppen, dem auch das Editorial gewidmet ist.

Prominent aufgemacht und gleich an erster Stelle mit dabei ein Beitrag über zwischengeschlecht.org-Präsidentin Daniela "Nella" Truffer, hier in ihrer Funktion als Gründungsmitglied der CH-Selbsthilfe intersex.ch.

Im kurzen Portrait redet Nella wie gewohnt Klartext:

Weil ich mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kam, wurde ich über die Jahre mehrfach operiert – ohne meine Einwilligung. [...] Ärzte wollen, so meine Erfahrung, den Austausch unter uns Zwittern verhindern, weil wir sonst die vielen medizinischen Fehlentscheide aufdecken könnten. Vor ein paar Jahren fand ich im Internet die Selbsthilfegruppe in Deutschland. Ich reiste hin und es war wie eine Offenbahrung. Ich sass ganz glücklich unter all den anderen Zwischengeschlechtlichen – erleichtert, nicht mehr alleine zu sein. Diese Treffen waren waren sehr heilsam [...]

Weiter werden im Artikel folgende Selbsthilfegruppen portraitiert: Hinterbliebene nach Suizid, Polybneuropathie-Betroffene, Depressive und Borderline-Patienten. Obwohl der Schwerpunkt des Artikels klar bei "Krankheiten" und "Patienten" liegt, bringt Sarah Fasolins Begleittext auch aus Perspektive der Zwitter, die ihre Besonderheit explizit nicht als Krankheit verstehen, wichtige allgemeine Dinge auf den Punkt, z.B.:

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation den Regierungen schon 1982 empfahl, die Selbsthilfe zu fördern und entsprechende Anlaufstellen zu schaffen, fanden die Selbsthilfegruppen erst Ende der 1990er Jahre auch in Ärztekeisen Anerkennung. «Die Fachleute trauten den Betroffenen zu wenig zu», erklärt Vreni Vogelsanger, Geschäftsleiterin der Stifung Kosch (Koordination und Förderung von Selbsthilfegruppen in der Schweiz).

Danke!

Friday, January 29 2010

CH: Grüne gegen "chirurgische und hormonelle Eingriffe" an "intersexuellen" Kindern

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Ein an der letzten Delegiertenversammlung der Grünen Schweiz diskutiertes Papier >>> "Frauen + Männer = ? Grüne Positionen zur Geschlechterdemokratie im 21. Jahrhundert" (PDF) ging unter einem historischen Punkt "5. Körperliche Unterschiede und gesellschaftliche Zuschreibungen" explizit auch auf kosmetische Zwangseingriffe an Zwitterkindern ein (S. 11-12):

Körperliche und sexuelle Integrität unantastbar
Die körperliche und sexuelle Integrität ist unantastbar. Daher kämpfen die Grünen gegen die Genitalverstümmelung; diese sind bei Mädchen und Frauen strikt zu bestrafen. Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden. Von Intersexualität betroffene Kinder und Jugendliche müssen bei Volljährigkeit selber entscheiden dürfen, welchem Geschlecht (wenn überhaupt) sie angehören. Chirurgische und hormonelle Eingriffe sollen daher nicht vorher vorgenommen werden dürfen.
[...]

Damit diskutierten die Grünen als erste Partei in der Schweiz offiziell über gesetzliche Massnahmen gegen genitale Zwangsoperationen an Zwittern! Besonders erfreulich zudem, dass sie – anders als u.a. die deutschen Grünen, die SPD (aber auch etwa bei Amnesty Schweiz) – in keiner Weise der sonst meist allgegenwärtige LGBT-Vereinnahmung verfallen. Danke!

Leider wurde das Papier an der Delegiertenversammlung laut Agenturmeldungen wegen verschiedener strittiger Punkte zunächst zur Überarbeitung an den Vorstand zurückgewiesen. Wohl nicht zuletzt ausschlaggebend war eine ein unmittelbar vor der Versammlung in verschiedenen Medien losgetretene Kontroverse um den Satz: "Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden." Zwar unterstrich der Urheber des umstrittenen Satzes, Diego Hättenschwiler, es gehe um nichts weniger als "das Recht eines jeden Kindes auf seine körperliche Unversehrtheit", und betonte erneut, bezüglich der Knabenbeschneidung gehe es um die Forderung nach einer öffentlichen Diskussion, und nicht um ein Verbot. Trotzdem wurde als Reaktion auf die Medienschelte auch parteiintern sogleich öffentlich unterstellt, das Papier wolle Knabenbeschneidungen "verbieten".

(Vor lauter Kontroverse dazu musste auch dieser Blog auf die für Zwitter historische Stossrichtung des Papiers zuerst in einem Kommentar hingewiesen werden – Sorry für diesen peinlichen Lapsus. Nachtrag: Dito, dass schon die bemerkenswerte Vernehmlassungsantwort der Grünen zur Genitalverstümmelung auch an Zwittern zunächst ebenfalls unter dem Radar blieb.)

Fazit: Bleibt zu hoffen, dass die Grünen sich zumindest in Sachen kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht indizierte Zwangseingriffe an Zwitterkindern nicht ins Bockshorn jagen lassen – und dass möglichst viele andere Parteien ebenfalls deutlich Stellung beziehen gegen die menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen!

Siehe auch:
- Schweiz: Grüne, Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern

Georg Klauda: "Krankheitsbilder", Vortrag vom 5.6.2002 (Medizin und Verbrechen)

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen![Dokumentation der AGGPG-Seite]

Krankheitsbilder

Die medizinische Fotografie als Todesengel für Menschen des dritten Geschlechts

von Georg Klauda

Vortrag, gehalten im Rahmen der Reihe "Beiträge zur Biotechnologie- und Medizinkritik", Themenabend "Medizin und Verbrechen", FU Berlin, 05.06.2002.

Teratologie als Beruf

Als Hermaphroditen vergöttlicht, als Intersexuelle medikalisiert und als Zwitter für unwert erklärt, können Menschen mit uneindeutigem Geschlecht seit den 50er Jahren im Alltag als "verschwunden" gelten. Ähnlich wie in den Monsterbüchern der Frühen Neuzeit tauchen sie statt dessen in teratologischen Abhandlungen auf, d.h. in Medizinwerken, die den menschlichen Missbildungen gewidmet sind. Die dort abgebildeten Fotografien zeigen Kinder, die an Händen und Füßen gewaltsam festgehalten werden, während die Kamera mit einem Zoomobjektiv auf ihre Genitalien fokussiert und sie so zu einem Stück unappetitlichen Fleisches macht, zum Torso zerstückelt und ihres Subjektseins beraubt. Es gibt sogar einen Berufsstand, den des Teratologen nämlich, der sich allein mit der Produktion solcher menschenverachtender Bilder befasst. Herstellung von Kinderpornos heißt deshalb einer der Vorwürfe, die von der Lobby für Menschenrechte gegen den klinischen Umgang mit Hermaphroditen erhoben werden. Doch ÄrztInnen sehen darin nichts anderes als die wertfreie Dokumentation von medizinischen Befunden. Ihre mögliche Verhinderung durch ein paar dahergelaufene Spinner erscheint ihnen als hinterwäldlerische Maschinenstürmerei. Sich selbst betrachten sie hingegen als neutrale Instanz, allein dem wissenschaftlichen Fortschritt verpflichtet und unkorrumpiert von kulturellen Konstruktionen.

Dass dem nicht so ist, hat Maurice Florence in seinem kurzen Beitrag hinreichend deutlich gemacht, indem er den Status des Priesters im Mittelalter mit dem des Arztes in der Neuzeit verglich. Das Bild des Arztes, der das Kranke und Abnorme aus dem individuellen wie aus dem Volkskörper herausschneidet, ist kein unschuldiges, neutrales oder gar notwendiges. Vielmehr gehört es zu den perfiden Metaphoriken, die die nationalsozialistische Menschenvernichtung angetrieben haben. Dabei erfährt der Begriff der Krankheit selbst eine charakteristische Umbildung. In einem lebensweltlichen Horizont bezeichnet man jemanden als krank, wenn er einen Schnupfen hat, an Fieber leidet oder gar von einer Lungenentzündung dahingerafft zu werden droht. Es ist ein missliches Schicksal, das ihm von außen widerfährt und das er doch niemals mit seiner Existenz als solcher gleichsetzen wird. Dieser sinnlich greifbare Krankheitsbegriff wird jedoch von MedizinerInnen spätestens seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in einer völlig neuen Weise metaphorisiert. Als "krank" gelten nun Homosexuelle - ein Wort, das übrigens genau wie Intersexuelle aus dem Schatzkästlein der Sexualmedizin stammt -, als "krank" gelten Irre, Manisch-Depressive und Behinderte. Es ist nicht mehr ein temporärer Zustand, der ihren Köper befällt, sondern sie selbst sind es, die "krank" sind. Ihr Sosein ist es, das eine Gefährdung der Volksgesundheit nach sich zieht, und sie sind es, die, wenn die Gemeinschaft keinen Schaden erleiden will, entfernt werden müssen. Sei es durch Einsperrung in Kliniken, Psychiatrien und Konzentrationslagern, sei es durch ihre Aussperrung aus dem Genpool künftiger Generationen.

Umbettungen hinter Anstaltstüren

Zum Blick auf Hermaphroditen als "krank" und "missgebildet", als "Störung" und "Syndrom", der insbesondere in der teratologischen Fotografie inszeniert wird, gesellt sich die Praxis der Verstümmelung (das Herausschneiden uneindeutiger Genitalien), der Vergewaltigung (die jahrelange Bougierung, d.h. Dehnung der künstlich angelegten Neovagina) und schließlich die Konspiration des Schweigens, derer sich die Eltern als angeblich wohlmeinende MittäterInnen schuldig machen. Die Sprache ist die der technokratischen VollstreckerInnen, denen selbst die schlimmsten Gräuel lediglich unter dem Blickwinkel ihrer handwerklichen Perfektionierung vor die Linse geraten. Allein an einer einzigen Patientin können dabei bis zu einer viertel Million Euro umgesetzt werden. Da jedes zweitausendste Kind dieser Behandlung unterzogen wird, kann man sich leicht die Profitabilität dieses milliardenschweren Industriezweigs ausmalen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass er jemals freiwillig, aus besserer Einsicht, einfach aufgegeben wird.

Schon eher verlagert er sich aufgrund der mittlerweile in den Mainstream-Medien aufbrandenden Kritik in andere Sparten des medizinischen Betriebs, wird entweder durch Pränataltherapie und eugenische Selektion vorverlegt oder in die Psychiatrie umgebettet. Die ProtagonistInnen für beide Möglichkeiten finden sich schon heute. So Prof. Helmuth-Günther Dörr aus Erlangen, der auf dem Magdeburger Endokrinologen-Kongress im März 2001 die Möglichkeiten einer pränatalen Dexamethason-Therapie vorführte. Mit dieser soll die Herausbildung eines sog. androgenitalen Syndroms (AGS) verhindert werden, bei dem ein Kind mit XX-Chromosomensatz vermännlichte Genitalien entwickelt. Jedoch sind die Nebenwirkungen der Behandlung drastisch: die Schwangeren klagen über Gewichtszunahmen bis zu 30 Kilogramm; bei Abbruch der Therapie kommt es zu einer Abort-Rate von 5 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der Fälle handelt es sich zudem um eine Fehldiagnose von AGS. Deshalb scheint der Weg der Psychiatrisierung unter Umständen aussichtsreicher. Sog. Geschlechtsidentitätsstörungen können dabei schon heute im medizinischen Abrechnungskatalog ICD unter den Codes F64 und F65 gebucht werden. Notwendig ist dafür eine Psychiatrisierung von Hermaphroditen, wie sie etwa die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung verfolgt, wenn sie erklärt, dass "die medizinische Praxis in der Vergangenheit bei vielen Intersexuellen zu erheblichen Problemen in ihrer psychosexuellen Entwicklung geführt" hat.

Als repräsentativ kann dabei auch das Auftreten des Psychotherapeuten Knut Werner-Rosen bei einem Fachgespräch der grünen Bundestagsfraktion zur "Situation intersexueller Menschen" gelten, das am 27. Februar diesen Jahres stattfand. Seit einigen Jahren arbeitet der Seelenklempner Werner-Rosen mit der Serienverstümmlerin Prof. Annette Grütters an der Virchow-Klinik zusammen. Seine Aufgabe besteht darin, den Eltern des verstümmelten Kindes eine Gehirnwäsche zu verpassen: Sie sollen die Behandlung und das neue Geschlecht ihres Kindes unter keinen Umständen in Zweifel ziehen. Trotzdem interessierte sich Werner-Rosen auf dem Fachgespräch nicht im geringsten für die Frage, ob medizinische Eingriffe nun notwendig seien oder nicht. Vielmehr ging es ihm an diesem Tag allein darum, die psychotherapeutische Behandlung künftig regulär bei den Krankenkassen abrechnen zu können, ob mit oder ohne Verstümmelung.

Das Thema seines Vortrags "Kann die Gesellschaft Intersexualität verkraften?" begann er deshalb mit dem ungeheuerlichen Satz, das Verkraften beginne ja schon damit, dass er durch die Teilnahme an diesem Fachgespräch auf 300 Euro Honorar verzichte. Kein Zweifel: So jemand wie Werner-Rosen wird auch nach der Abschaffung der Zwangsverstümmelungen an Hermaphroditen sein Geschäft machen.

Verquere Verbindungen

Werner-Rosen steht dabei in Verbindung zu dem Studiengang Gender Studies an der Humboldt-Universität Berlin, an dessen Praxistag er den Studierenden sein Berufsfeld vorstellte. Unübersehbar gibt es auch sonst eine enge Zusammenarbeit zwischen den hauptamtlichen Gender-DekonstrukteurInnen in der Sexualmedizin und der nicht minder professionalisierten Variante derselben Spezies in den Kulturwissenschaften. Beide Sparten des Betriebs sind nicht nur in einem Studiengang vereinigt, sondern stützen sich auch inhaltlich gleichermaßen auf radikalkonstruktivistische Prämissen, nämlich auf die Behauptung, dass Menschen bei Geburt ein "unbeschriebenes Blatt" seien, denen man nach Belieben und chirurgischer Machbarkeit eine Männer- oder Frauenrolle zuweisen könne. Ein natürliches Geschlecht dahinter gebe es nicht.

Zwar sehen das die zahlreichen Opfer des auf diesen Annahmen ruhenden Menschenversuchs mitunter ganz anders. Doch das scheint nicht weiter zu stören. Denn von Anfang an basierte dieser unerschütterliche Glaube eher auf axiomatischen Setzungen denn auf irgendwelchen Erfahrung. John Money, der die Praxis der Geschlechtsneuzuweisungen in den 50er Jahren in Gang setzte, ließ sogar seine eigene Dissertation im Archiv verschwinden, weil sie nachwies, dass eine medizinische Behandlung von Hermaphroditen überflüssig sei. Unverstümmelte Erwachsene kämen mit ihrer Geschlechts-Uneindeutigkeit nämlich sehr gut zurecht und entwickelten eine starke Persönlichkeit. Doch nicht nur das musste Money verheimlichen, er vertuschte auch den katastrophalen Ausgang seines berühmtesten Zwillingsexperiments, bei dem ein kleiner Junge, der bei einer Vorhautbeschneidung seinen Penis verloren hatte, zu einem Mädchen umoperiert wurde. Nach vielen traumatischen Jahren, in denen der junge Bruce, alias Brenda, alias David Reimer durch die Hölle ging, kehrte er schließlich mit 14 in sein männliches Geschlecht zurück. Noch heute wirkt er zutiefst verstört und versucht seine Erinnerungen so gut es geht in seinem Gedächtnis zu begraben.

Der Quacksalber als Hohepriester

Weil die Intersex-Chirurgie mittlerweile in arge Bedrängnis durch die Medien geraten ist, wurden nun Studien in Auftrag gegeben, die, so unglaublich das klingt, von niemand anderem als den behandelnden ÄrztInnen selbst durchgeführt werden. Aufgrund des Ergebnisses einer interkulturell vergleichenden Studie zwischen Deutschland und Malaysia rückte Prof. Ursula Kuhnle von der Universität München zwar mittlerweile von der medizinischen Praxis der Geschlechtszuweisungen ab. Prof. Meyer-Bahlburg aus New York ist da jedoch etwas pragmatischer. Während er in Magdeburg als Ergebnis seiner Studie referierte, dass die Geschlechtsidentität sich statistisch unabhängig von der ärztlichen Entscheidung und der späteren kindlichen Sozialisation entwickle, gab er in einem Dokumentarfilm auf N3 bekannt, die meisten Hermaphroditen würden auch heute noch in dem ihnen zugewiesenen Geschlecht leben. So publikumsgebunden kann wissenschaftliche Forschung manchmal sein! Nicht auszuschließen, dass zwischenzeitlich einige Dollars den Besitzer gewechselt haben, die des Wissenschaftlers Ansichten ins glatte Gegenteil verkehrten.

An dieser Stelle möchte ich Schluss machen, dieses kriminelle Gewerbe weiter aus einer Innensicht zu betrachten und mich der Frage zuwenden, warum alle zuschauen, während in den Kliniken vergewaltigt, verstümmelt und gefoltert wird. Denn all dies wäre sicher nicht möglich, wenn wir der Medizin als Hohepriestertum der technokratischen Moderne nicht blindlings vertrauen würden. Doch wir glauben noch immer, nach der Euthanasie, nach Mengele, nach der Rampe von Auschwitz, nach Elektroschocktherapien und Hodentransplantationen an Homosexuellen, nach gehirnchirurgischen Eingriffen an Systemdissidenten und psychiatrischer Folter an "Irren", dass die ÄrztInnen nur unser "Heil" im Auge hätten. So setzten sich KulturwissenschaftlerInnen aus Berlin und Potsdam auf das Podium des bereits erwähnten Endokrinologen-Kongresses in Magdeburg, schauten sich Schlachthaus-Bilder an, auf denen aufgeschlitzte Unterleiber und herauspräparierte Genitalien zu sehen waren, ohne auch nur mit einem Wort zu intervenieren. Man fühlte sich schließlich nicht kompetent, all diese ethischen Fragen zu beantworten, sah sich aber immerhin geehrt, dass auch die Kulturwissenschaft auf der Ebene der Theorie ihr Scherflein beitragen könnte zur Frage, wie die Geschlechter gemacht werden.

Dabei handelt es sich doch um Mord! Denn vor nicht allzu langer Zeit nahmen die ÄrztInnen bei den von ihnen eingesetzten chirurgischen Techniken noch in Kauf, dass ein Teil ihrer "PatientInnen" auf dem Operationstisch verstarb. Und auch heute sind es noch geschätzte 30 Prozent der Zugewiesenen, die sich in Folge der traumatischen Eingriffe und ihrer systematischen Entmenschlichung durch die Sprache und Praxis der Medizin irgendwann das Leben nehmen.

Der Raum des Politischen

Wir müssen auch der Entpolitisierung dieser Fragen begegnen. Etwa, wenn diese Tatsachen allein zum Problem einer kleinen Minderheit gestempelt werden. Dieser soll endlich Recht widerfahren, um sie danach als neue identitäre Lebensweise ins multikulturelle Gewebe der kapitalistischen Gesellschaft zu integrieren. Genau dies ist das Bild, das die Massenmedien in bester zivilgesellschaftlicher Manier zu zeichnen versuchen, um einen entstandenen politischen Spalt pragmatisch zu schließen. Hermaphroditen werden als distinkte Existenzweise konstruiert, die sie nicht sind, und als Kontrastfolie missbraucht, an denen die Gesellschaftsmehrheit ihre Konstruktionen von Normalität überprüfen und beweisen kann.

Eine politische Sichtweise wäre demgegenüber, die medizinische Praxis der Geschlechtszuweisungen als symbolische Metapher für die grundlegenden Operationen der Gesellschaft und die Mythen der westlichen Kultur zu lesen. Die Reduktion von Hermaphroditen auf eine phantasierte Identität und ein gesellschaftliches Einzelinteresse ist hingegen ein technokratischer Traum, der der Gewalt noch den Hohn hinzufügt.

Für eine mögliche politische Kontextualisierung steht in jüngster Zeit etwa Carl Wiemer. Die Kritik am "Ärzteracket" liefert für ihn den Brennspiegel des Besonderen, durch den eine allgemeine Theorie der Gesellschaft hindurch muss. Anhand von zahlreichen verstreuten Fragmenten aus Max Horkheimers Werk hat er dessen Ärzte- und Medizinkritik rekonstruiert und die Versehrungen im medizinischen Apparat als Schlüssel verwendet, um das diagnostische Potential einer kritische Theorie der Gesellschaft zu demonstrieren. In seinem Buch Krankheit und Kriminalität kritisiert er dabei mit Horkheimer eine großmäulige Linke, die sich lieber mit fernen weltpolitischen Fragen befasst, an denen sie ohnehin nichts ändern wird, als mit solchen profanen Dingen wie der Situation in Psychiatrien, Spitälern und Gefängnissen. Eine Gesellschaftskritik ist auf die Versenkung ins Besondere angewiesen, wenn sie nicht mit jenem schlechten Allgemeinen im Bunde stehen will, das die Essenz der kapitalistische Gesellschaft ist. Horkheimer ist deshalb der Anwalt der bestimmten gegen die abstrakte Negation und unterscheidet sich, wie Wiemer treffend formuliert, dadurch auffällig von der "Spreu der soziologischen Weggucker", die heutzutage Luhmann- und Habermas-Seminare bevölkern.

© Copyright Klauda - 2002

>>> Kommentar: Georg Klauda über Knut Werner-Rosen ("Netzwerk DSD/Intersexualität") und Psychologen als Windfahnen  

>>> Georg Klauda über Instrumentalisierung von Zwittern durch LGBT 

Tuesday, January 26 2010

"Zwangsoperationen verletzen die Menschenrechte" - Hamburger Abendblatt, 23.9.09

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Allen Zwangsoperateuren, Zulieferern & Co. zur Erinnerung:

"Die Mediziner versuchen über Jahrzehnte hinweg auf Deubel komm' raus, das Thema Zwitter totzuschweigen und helfen auch noch mit Operationen nach. ...

Continue reading...

Friday, January 22 2010

IOC: Obligatorische Geschlechtstests für Frauen, GenitalOPs für Zwitter

IOC-Protest, Lausanne, Nov. 19, 2009 (Photo: Ärger)

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PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 22.01.2010

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Im Anschluss an ein "wissenschaftliches" Symposium über den Umgang mit Athletinnen mit "uneindeutigem" Geschlecht ("Intersexuelle" / Hermaphroditen / Zwitter), organisert vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Athletikweltverband IAAF und dem Fussballweltverband FIFA, informierte der Vorsitzende der IOC Mediziner Kommission, Arne Ljungqvist, gestern die Medien über dort aufgegleiste neue Masnahmen.

Unter anderem will das IOC den 1999 abgeschafften, obligatorischen Geschlechtstest für weibliche Athletinnen durch die Hintertür wieder einführen.

Laut einer AP-Meldung sei am Symposium die "Nützlichkeit medizinischer Voruntersuchungen als Bedingung einer Starterlaubnis für aufstrebende Athletinnen" erörtert worden, wie sie u.a. in Italien bereits Praxis seien. Die obligatorische Einführung solcher Voruntersuchungen könne "ein sehr wichtiges und nützliches Instrument" sein, "um Athletinnen mit so genannten Störungen der Geschlechtsentwicklung zu identifizieren", betonte Ljungqvist.

Die Daten dabei erfasster "verdächtiger" Athletinnen würden darauf an neu zu schaffende "Gesundheitszentren an strategischen Orten" übermittelt werden "zur Diagnose und Behandlung". Dort würden "Experten entscheiden, was in jedem einzelnen Fall getan werden muss".

Der IOC-Chefmediziner machte keinen Hehl daraus, was für ein Schicksal den "verdächtigten" Athletinnen in diesen "Gesundheitszentren" erwartet: "In den meisten Fällen, sagte Ljungqvist, würden diese Behandlung benötigen wie Operationen und Hormontherapie."

Noch deutlicher wurden in einem Artikel in der "New York Times" am Symposium in leitender Position beteiligte Mediziner:

"'Diejenigen, welche in die Behandlung einwilligen, werden eine Starterlaubnis erhalten', sagte Dr. Maria New [Mount Sinai Shool of Medicine, New York], eine Panelteilnehmerin. 'Diejenigen, die eine Behandlung auf einer Fall-zu-Fall-Basis verweigern, werden keine Starterlaubnis erhalten.'"

"Die Frage der Fairness wurde dabei nicht angesprochen", bekräftigte weiter Dr. Joe Leigh Simpson von der Florida International University.

Dies ist umso schwerwiegender, als viele "uneindeutige" Sportlerinnen gegenüber den "normalen" Frauen vielfach keinerlei illegitime Wettbewerbsvorteile haben.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org verurteilt diese Wiedereinführung obligatorischer Geschlechtstests durch die Hintertüre.

Weiter verurteilen wir aufs Schärfste das Ansinnen, als zwischengeschlechtlich "verdächtigte" Athletinnen offenbar pauschal auszuschliessen, sofern sie nicht in oft höchst schädliche Genitaloperationen und Hormonbehandlungen einwilligen.


Trotzdem scheuen IOC, IAAF und FIFA offenbar nicht davor zurück, "verdächtige" Athletinnen willkürlich solchen massiven und irreversiblen Eingriffen in ihre körperliche Unversehrtheit auszusetzen, die von Betroffenen seit bald zwei Jahrzehnten als "medizinische Folter" und "Zwangstranssexualisierung" vehement kritisiert werden.

2009 wurde in Deutschland ein Chirurg für einen solchen Eingriff rechtskräftig verurteilt, und auch das UN-Komitee CEDAW rügte diese Praktiken als Verstoss gegen die Menschenrechte.

Wie gerade das unwürdige, anhaltende Seilziehen um das Schicksal der  südafrikanische Läuferin Caster Semenya beweist, setzten IOC, IAAF und FIFA ungerechtfertigte Hoffnungen in die scheinbare Allmacht der Mediziner, obwohl diese z.B. in 50% aller Fälle von "uneindeutigen" Personen mit XY-Kariotyp weder eine korrekte Diagnose stellen noch die Ursachen bestimmen können.

Hintergrundinformationen: http://zwischengeschlecht.org

Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info


Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von genitalen Zwangsoperationen an zwischengeschlechtlichen Menschen und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs"     >>> IOC streitet Verantwortung ab

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> IOC/IAAF/FIFA: Mandatory Gender Tests, Surgery for Intersexed Athletes

>>> "Hermaphrodites" in sports: IOC and IAAF deny responsibility

>>> Open Letter to IOC      >>> Background Report      >>> Stop Genital Surgery

Monday, January 18 2010

Caster Semenyas Anwälte gegen SASCOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"!

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IOC IAAF: Intersex - Guilty by SuspicionLaut einem englischsprachigen sapa-Agenturmeldung aus Südafrika u.a. auf >>> timeslive.co.za und >>> iol.co.za setzen sich die Anwälte von Mokgadi Caster Semenya, Greg Nott und Jeffrey Kessler zur Wehr gegen die Behauptung des südafrikanischen Nationalen Olympschen Komitees SASCOC, Caster Semenya sei "nicht qualifiziert, an einem offiziellen Wettkampf oder Rennen teilzunehmen".

In einer Medienmitteilung hielten Greg Nott und Jeffrey Kessler fest:

"Ihre Medaille ist bestätigt, ebenso ihr Preisgeld und ihr Eintrag als Weltmeisterin. Sie wurde nicht disqualifiziert, an beliebigen zukünftigen Wettkämpfen teilzunehmen." 

"Jedoch werden ihre Rechte einmal mehr verletzt. Caster ist Weltmeisterin. Sie hat kein Unrecht begangen."

"Wir hoffen weiterhin, mit der IAAF zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Gleichzeitig werden wir weiterhin alles notwendige unternehmen, um sicher zustellen, dass Caster die Würde und den Respekt entgegengebracht wird, die ihr zustehen, und dass sie fair behandelt wird in derselben Weise wie alle anderen Athletinnen auch."

Die Anwälte seien in Verhandlungen mit dem Weltathletikverband IAAF, um Caster Semenyas persönliche Rechte zu wahren, ebenso ihre Rechte als südafrikanischen Nationalsportlerin.

Typisch: Während die SASCOC-Mitteilung vom angeblichen "totalen Startverbot" für Caster Semenya von kommerziellen Medien sogleich weltweit aufgegriffen und weiterverbreitet wurde (wie u.a. auch das unsägliche Angebot der IAAF, Caster Semenya eine "Gratis Genitaloperation" zu spendieren), wurde das obige Dementi von Greg Nott und Jeffrey Kessler bisher ausserhalb von Südafrika und China bisher noch kaum publiziert ...

Nachtrag: Meldung auf >>> telegraph.co.uk mit vollstandingem Statement der Anwälte am Schluss.

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Friday, January 15 2010

Südafrikanisches Olympisches Komitee: Absolutes Startverbot für Caster Semenya!

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Neue Wendung im unwürdigen Seilziehen um die Zukunft der amtierenden 800-Meter-Weltmeisterin Mokgadi Caster Semenya:

Laut aktuellen Meldungen aus südafrikanischen Medien (timeslive.co.za, iol.co.za) habe nun das südafrikanische Olympische Komitee "SA Sports Confederation and Olympic Committee (Sascoc)" durchgegriffen und unter Berufung auf den Athletikweltverband IAAF ein absolutes Startverbot verkündet!

Dies, nachdem zuvor Caster Semenyas Trainer hatte verlauten lassen, sie bereite sich aktuell auf die südafrikanische Leichtathletiksaison vor und plane auch den Start bei 3 internationalen Wettkämpfen. Gefolgt von raschen Dementis, der Athletikweltverband IAAF lasse internationale Starts nicht zu, weshalb Caster Semenya nur lokal antreten dürfe (wobei westliche Medien den Schwarzen Peter kurzerhand dem südafrikanischen Athletikverband ASA unterjubelten).

Vom Athletikweltverband IAAF ist weiterhin keine Stellungnahme erhältlich, weder zur Sache, noch wie lange der Verband noch mit seinem "Geschlechtstest" weiter zu experimentieren gedenkt. Was theoretisch noch unendlich lange sein kann, da der aktuelle Stand der Medizyner, trotz jährlichen Forschungsmillionen, bei XY-chromosomalen Zwittern (und demzufolge auch bei als sochen Verdächtigten) in 50% aller Fälle nach wie vor weder eine Diagnose noch sonst qualifizierte Feststellungen treffen kann – was die Sportverbände trotzdem nicht hindert, exklusiv auf ebendiese Medizyner abzustellen.

Die Ironie dieses neuesten Winkelzugs: Das südafrikanische Olympiakomitee untersteht letztlich dem Internationalen Olympischen Komitee IOC – demselben IOC, das unlängst präventiv jegliche Mitverantwortung an der unwürdigen und menschenrechtswidrigen Behandlung Caster Semenyas abstritt ...

Nachtrag: Unterdessen gibts die Meldung auch auf Deutsch von der dpa.

Nachtrag 2: Caster Semenyas Anwälte gegen SASOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"!

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I)
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV) 
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09  >>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Wednesday, January 13 2010

Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)

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Menschenrechte auch für Zwitter!Laut einer brandaktuellen Meldung >>> im "Guardian" habe Michael “Sponge” Seme, der Trainer von Mokgadi Caster Semenya, heute Mittwoch bekannt gegeben, laut Semenyas Anwälten habe der Athletikweltverband IAAF sie wieder für internationale Wettkämpfe zugelassen! Von IAAF gäbe es allerdings keinen offiziellen Kommentar dazu, Anwalt Greg Nott sei für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen. Wir drücken alle Daumen!

Laut einer weiteren Meldung in der heutigen Ausgabe der >>> südafrikanischen Zeitung "Sowetan" (welche die Zulassung noch nicht thematisierte), sei Caster Semenya in guter Form für die nächsten Monat beginnende südafrikanische Leichtathletiksaison und habe zudem "3 internationale Wettkämpfe im Auge", nämlich die African Senior Championships in Kenya im April, die Junior World Championships in Kanada im Juli und die Commonwealth Games in Indien im Oktober.

Nachtrag: Inzwischen haben dpa und zahlreiche deutsche Medien nachgezogen,
z.B. >>> Welt-Online.

Nachtrag 14.1.10: Schon bald nach den obigen Meldungen hagelte es Dementis, sowohl von den Anwälten sowie laut heutigen Meldungen indirekt auch von der IAAF. Bezeichnend, wie einmal mehr westliche Medien in ihren aktuellen Meldungen Müll verbreiten: So wird in schweizer Medien einmal mehr verbreitet, bei Caster Semenya handle es sich um eine "mutmasslich transsexuelle Leichtathletin aus Südafrika", oder Spiegel-Online will in bekannter Manier alles auf den südafrikanischen Verband ASA abwälzen (obwohl gerade dieser am wenigsten Interesse hat, zu "verhindern, dass die 19-Jährige [...] noch im kommenden Monat ihr Comeback geben kann" – im Gegensatz zur IAAF). Nicht zum ersten Mal berichten südafrikanische Medien wesentlich kompetenter und akkurater, sie z.B. eyewitnessnews.co.za oder iol.co.za.

Tuesday, January 12 2010

CH-Grüne: «Die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden» – Medien unterschlagen gleichzeitige Kritik an genitalen Zwangsoperationen an Zwittern ...

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Laut >>> heutigen Medienmeldungen sorgt der Grüne Diego Hättenschwiler (Gründer von Maenner.ch, Dachverband der Männer- und Väterorganisationen) für reichlich Aufsehen, weil er "aus medizinischen und rechtlichen Gründen" folgende Sätze in ein "Positionspapier zur Gleichstellung" einbrachte:

 

«Die Grünen kämpfen gegen die Genitalverstümmelung, diese sind bei Mädchen und Frauen strikt zu bestrafen. Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden.»

 

Eine Zirkumzision berge durchaus Risiken, es sei dabei gar schon zu Todesfällen gekommen, sagt Hättenschwiler. Zudem sei das Recht eines jeden Kindes auf seine körperliche Unversehrtheit zu berücksichtigen. Unter diesem Aspekt seien Beschneidungen an Säuglingen, die ihr Einverständnis dazu nicht geben können, heikel. Genau darum habe zum Beispiel Schweden Beschneidungen ohne medizinische Begründung bei Knaben, die älter als zwei Monate sind, verboten. Ein solches Verbot fordert Hättenschwiler zwar nicht. «Doch die Gesellschaft muss auch über diese Probleme diskutieren», sagt er, und nicht nur über die – weitaus schlimmere – Genitalverstümmelung bei Mädchen. (Hervorhebung durch zwischengeschlecht.info)

[ Soweit, so gut. Ausser, dass die massiven Genitalverstümmelungen an Zwittern einmal mehr von vornherein unter den Tisch fallen! Terre des Femmes Schweiz war da schon mal weiter. ]

Korrektur: Wie ein >>> Kommentar zu Recht darauf hinwies, kritisieren die Grünen tatsächlich in ihrem >>> Positionspapier (PDF, --> S. 11f.) die genitalen Zwangsoperationen explizit! Leider war mir das bein verfassen dieses Posts nicht bewusst, da mir das Papier selbst nicht vorlag und ich mich lediglich auf die Medienberichte bezog, für die das bezeichnenderweise kein Thema war. Sorry - und Danke!!!

Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwangsoperationen verfassungswidrig (Art. 10.2: Recht auf körperliche Unversehrtheit)  
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert 
- Zwangsoperation tangiert "höchstpersönliche Rechte" – Eltern dürften nicht zustimmen 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung

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