By seelenlos on Sunday, September 9 2012, 10:21 - Die Mediziner
Bild: Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012












>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013
In einem >>> Interview auf Deutschlandradio von Arndt Reuning zur >>> Intersex-Stellungnahme des Deutschen Ethikrates gab Ethikratsmitglied und Leiter "AG Intersexualität" Dr. Michael Wunder gleich noch eine bemerkenswerte praktische Anleitung zum Zwittervereinnahmen in 3 einfachen Schritten obendrauf:
1. Streiche immer nur deine eigenen Forderungen nach Gender-, Identitäts- und Personenstandspolitik heraus, nie aber die Anliegen der Betroffenen nach körperlicher Unversehrtheit.
So schwadroniert Michael Wunder auf die 1. Frage nach "zentralen Thesen und Forderungen" in Bezug auf erlebtes "Leid" der Betroffenen konkret ausschliesslich von "Tabuisierung und Zurücksetzung", und bezüglich "konkrete Empfehlungen" führt er als einzige (und selbstverständlich "ganz wichtige") die (Trans-)Gender-Forderung nach Einführung einer "Kategorie 'anderes'" im Personenstandsgesetz an – und redet in der Folge des langen und breiten ausschliesslich nur noch über diese. Check.
2. Wirst du trotz allem konkret auf die Forderungen der Betroffenen nach körperlicher Unversehrtheit angesprochen, negiere und relativiere sie sofort ...
Auf die 2. Frage "Wie sieht es denn aus mit chirurgischen Eingriffen zur Festlegung des Geschlechts, zumindest äußerlich?" stellt Michael Wunder als erstes sofort klar, dass es sich dabei (im Gegensatz zu seinem eigenen LGBT-Identitäts-Anliegen) um eine klar niederrangige Angelegenheit handelt, nämlich um den "natürlich" lediglich "zweiten Entzündungspunkt der Auseinandersetzung" (was bekanntlich historisch falsch ist – vgl. Ethikrat-Statement von Daniela "Nella" Truffer inkl. Quellenangabe [5]).
Als nächstes hält Michael Wunder fest, dass es sich hier um "Vergangenheit" handle (dass Überlebende von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter ein Leben lang und somit auch heute noch an den massiven körperlichen Folgen wie z.B. Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Empfindungsfähigkeit leiden, lässt Wunder "natürlich" aus – ebenso, dass die Verstümmelungen ringsum täglich weitergehen). Stattdessen deutet Michael Wunder die "Empörung" und "Leidbesetztheit" der Überlebenden sogleich dahingehend um, diese würden – statt von körperlichen Beschwerden, von denen Überlebende berichten – vielmehr daher rühren,"in die eine oder andere Rolle hineinoperiert und -gezwungen" worden zu sein (wiederum entsprechend seiner eigenen LGBT-Identitäts-Anliegen). Check.
3. ... und schwenke so schnell wie möglich wieder auf deine eigenen Forderungen nach Gender-, Identitäts- und Personenstandspolitik um.
Anschliessend fokussiert Michael Wunder folgerichtig auschliesslich auf den LGBT-Identitäts-Aspekt und erklärt es kurzerhand für "grundrechtswidrig", "ohne die Einwilligung des Betroffenen einfach eine Entscheidung treffen: Du bist jetzt ein Junge oder du bist jetzt ein Mädchen". In diesem Sinne sollen dann "Operationen, soweit sie geschlechtszuordnend sind" – und nur diese! – künftig "unterlassen" werden (und nicht etwa verboten oder für seit jeher illegal erklärt).
Von diesen seine LGBT-Identitäts-Anliegen tangierenden und folglich einen "Grundrechtseingriff" darstellenden "geschlechtszuordnenden Operationen" ist laut Michael Wunder als "Ausnahme" streng zu "unterscheiden" ein "Eingriff in den Körper, der aber nicht die Persönlichkeit betrifft, sondern eine Geschlechtsverdeutlichung" [in der Ethikrat-Stellungnahme selbst ist jeweils die Rede von "geschlechtsvereindeutigenden Eingriffen"]. Statistisch gesehen sind Wunders "Ausnahme"-"Verdeutlichungs"-OPs dagegen die Mehrzahl, sprich es soll – wie längst von MedizynerInnen gefordert, vgl. z.B. Westenfelder u.a. im Ethikrat-"Diskurs" – wenn überhaupt, dann nur ein kleiner Bruchteil aller kosmetischen Genital-OPs an Kindern "unterlassen" werden – die VerstümmlerInnen freut's!
Fazit: "Wenn das Geschlecht feststeht" und es "nur" um "zum Beispiel [...] hormonelle Fehlstellungen oder Andersartigkeit im Körper" geht, dann sind laut Michael Wunder auch Genitalverstümmelungen als angeblich "medizinische Eingriffe" durchaus legitim und "sozusagen" erst noch "im Sinne des Kindeswohls", so etwa "Klitorisreduktionen" (Pardon: "operative Angleichung der Genitalien an das Geschlecht", vgl. Ethikrat-Stellungnahme S. 174) bei AGS-Menschen oder "Hypospadiekorrekturen" (vom Ethikrat in den Empfehlungen gar nicht erst angesprochen).
Denn, so Michael Wunder weiter im Interview, um eine "höchstpersönliche Entscheidung" und somit um einen "Grundrechtseingriff" gehe es nur bei den nach seiner Definition "geschlechtszuordnenden Operationen". (Das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit erwähnt Michael Wunder – Überraschung! – wie auch in anderen Interviews gar nicht erst.) Sondern fabuliert stattdessen munter von "einem dritten, einem vierten, einem fünften Geschlecht und so weiter". Und verlegt noch im letzten Satz einmal mehr den Schwerpunkt "sehr differenziert" weg von körperlichen Aspekten (bei Wunder: "nur medizinisch-körperliche Bilder") und dafür hin auf "ganz verschiedene, psychologische und andere Fragestellungen" (3 mal dürft ihr raten ...). Check.
PS: Dass es sich beim chronischen Zwitter-Vereinnahmer Dr. Michael Wunder um einen "bekennenden Homosexuellen" handelt, ist für ersteres zwar keine Voraussetzung, aber leider allzuoft durchaus symptomatisch:
"Dass sich gerade [Transsexuelle sowie Lesben und Schwule] dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d. h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[sexuell]enbewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt."
(Georg Klauda 2002)
[Nachtrag: Von Michael Wunder gab's inzwischen zumindest einen durchaus positiveren Interviewbeitrag auf dradio, u.a.:
«[...] Michael Wunder, Mitglied im Ethikrat:
"Das Unrecht, das diese Menschen erlebt haben und – ich bedaure das sehr, das sagen zu müssen – bis heute erleben, [...]"
[...] Der Psychologe Michael Wunder hält dagegen, dass Kinder noch immer operiert werden. Verlässliche Zahlen jedoch gibt es nicht.
"Ich erwarte natürlich, um das Mal ganz aktuell zu sagen, von der neuen Bundesregierung, dass in diese Debatte noch mal neu Schwung kommt, weil die Argumente sind alle auf dem Tisch und es fehlt jetzt nicht mehr an Untersuchungen, an wissenschaftlichem Unterbau, jetzt fehlt es an politischer Durchführung."»
Danke!]
>>> Operiertes Kind als "wünschenswerter Regelfall" - Michael Wunder im "Diskurs" (I)
>>> Operiertes Kind als Beispiel für "tolerable Erziehung?" - Michael Wunder (II)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs"
Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut!
- Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael