Friday, July 22 2016

Mo 25. Juli: UN-Frauenrechtsausschuss CEDAW prüft erstmals IGM als Schädliche Praxis, 1. Rüge für Frankreich? – CH + D Nächste

UPDATE 22.07.: Die Publikation der "Abschließenden Bemerkungen" wurde verschoben auf Montag 25 Juli nachmittags – siehe UN-Pressemitteilung (englisch).

Foto: Daniela Truffer (StopIGM.org) berichtet am NGO-Meeting dem UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) über IGM in Frankreich, Genf 04.07.216

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IGM = Gewalt im Gesundheitswesen, NICHT 'Kontroverse' oder 'Debatte'!

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Während seiner 64. Session prüft der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) am Beispiel Frankreich erstmals Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) ausdrücklich als "schädliche Praxis" gemäß Art. 5 (a) CEDAW in Verbindung mit der Gemeinsamen Allgemeinen Empfehlung 31/18 von CEDAW und CRC.

Früher dieses Jahr hatten bereits der Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) IGM in Frankreich als "schädliche Praxis" (wie FGM) verurteilt, ebenso der Ausschuss gegen Folter (CAT) als "unmenschliche Behandlung" und Verstoß gegen das Folterverbot. CEDAW hatte bereits 2009 als erster UN-Ausschuss Intersex – jedoch nicht IGM – in seinen "Abschließenden Bemerkungen" an Deutschland erwähnt. CEDAW wird am kommenden Freitag 22.07. seine verbindlichen Empfehlungen an Frankreich veröffentlichen – hoffentlich mit der bereits 15. Rüge eines UN-Vertragsorgans wegen IGM – gefolgt von der Schweiz im Herbst und Deutschland Anfang 2017 ...

2016 CEDAW France NGO Intersex IGM

Ein CEDAW-Schattenbericht über IGM in Frankreich (englisch) von StopIGM.org in Zusammenarbeit mit Nadine Coquet und Vincent Guillot und ein NGO-Briefing von Daniel Truffer (englisch| französisch) hatten im Vorfeld der Session unzweifelhaft nachgewiesen, dass der Täter-Staat Frankreich EU-konform und unverändert IGM-Praktiken propagiert, anbietet und finanziert, einschließlich Klitoris-Teilamputationen "in den ersten beiden Lebensjahren".

Darauf hatte die CEDAW-Expertin Louiza Chalal im Dialog mit Frankreich am 7. Juni die "schädliche Praxis an Intersex-Kindern" angesprochen und den Vertragsstaat nach "gesetzgeberischen Maßnahmen zu ihrer Beseitigung" und zur "Sicherstellung der körperlichen Unversehrtheit" der Betroffenen gefragt (Transkript + Videolink, französisch).

Die Antwort der französischen Delationschefin Laurence Rossignol (Ministerin für die Familie, die Kinder und die Rechte der Frauen) zum ewig "neuen Thema in Frankreich" erfolgte einmal mehr nach dem Motto "Kein Problem hier – aber die Überprüfung der Bioethikgesetze nächstes Jahr wird's schon richten", während die Ministerin nebst den Menschenrechten der Intersexen auf einen Streich gleich auch noch ihren Teebeutel mit entsorgte (Transkript + Videolink, französisch).

Ähnlich unverfroren hatte sich (nicht nur) Frankreich zuvor auch schon gegenüber CRC und CAT gegeben – mit den bekannten Folgen. Hoffen wir also getrost auf ein deutliches Verdikt zu IGM auch durch den Frauenrechtsausschuss – mit hoffentlich baldigen Fortsetzungen:

In der nachfolgenden 65. CEDAW-Session im Oktober steht die Schweiz zur Überprüfung an – und in der 66. Session im Januar 2017 Deutschland ...

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Saturday, July 16 2016

"Neun Monate (3/9): Sexualität - wir alle sind Zwitter" – WDR 5, 27.6.16

Vortrag von Daniela Truffer am Intersex-Fachtag Hannover --> Folie 26 (PDF)

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Kann ein Zwitter Sünde sein?In einem >>> weitgehend gelungenen Beitrag in "Leonardo" auf WDR 5, der nun auch online nachgehört und heruntergeladen werden kann, präsentierten Susanne Billig und Petra Geist eine biologische Tatsache, die seit über 6 Jahren auf diesem Blog zu den 5 meist angeklickten Beiträgen gehört (und auch in jedem unserer Vorträge gebührend gewürdigt wird, siehe oben), die aber in der öffentlichen Diskussion wie auch im Biologieunterricht immer noch meist unterschlagen wird:

Alle Menschen waren ursprünglich Zwitter – nämlich im Mutterleib bis zur 7. Schwangerschaftswoche!

Dafür von diesem Blog ein herzliches Dankeschön!

Leider richtet der WDR-Beitrag zwischendurch ein beträchtliches Durcheinander an, indem er körperliches Geschlecht, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Sexualität in typisch vereinnahmender Manier als beliebig austauschbar betrachtet und wild durcheinanderwürfelt, sowie auch mit dem korrekten Gebrauch von Vergangenheits- und Gegenwartsform sichtlich Mühe bekundet. Pfui!

Dieser Blog hilft gerne weiter, und korrigiert nachfolgend einige der derbsten Schnitzer der WDR-Redaktorinnen:

«Neun Monate (3/9): Sexualität KÖRPERLICHES GESCHLECHT - wir alle sind WAREN Zwitter

[...]

Die Natur kennt keine Norm

Ob die Geschlechtsorgane später groß oder klein sind, im Farbton heller oder dunkler sind - die Natur kennt keine Norm. Sie arbeitet mit fließenden Übergängen. Wir kommen zwar meist klar erkennbar als Mann oder Frau zur Welt - dennoch fühlen sich manche Menschen männlicher oder weiblicher, andere haben einen eher männlichen oder weiblichen Körper und wieder andere fühlen sich BLEIBEN KÖRPERLICH irgendwo zwischen den Geschlechtern. Alles ist natürlich. Wie natürlich wir unsere sexuelle Ausrichtung AUCH MIT “ATYPISCHEN” KÖRPERN UNVERSEHRT AUFWACHSEN UND leben können - das ist dann eine Frage der Erziehung und der Kultur.»

Fazit: Wär doch eigentlich gar nicht so schwer – oder?

>>> Intersex: Alle Menschen waren ursprünglich Zwitter ...  

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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Saturday, July 9 2016

D > Neue AWMF-Intersex-Leitlinie 174/001 "Störungen, äh, Varianten der Geschlechtsentwicklung" stillschweigend auf 01.09.2016 vertagt

Proteste + Offener Brief zu AWMF-Leitlinien mit 227 Unterschriften, Leipzig 07.11.2014

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IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität' Die zuletzt auf 1. Juli angekündigte neue D$D-Leitlinie lässt einmal mehr auf sich warten. Obwohl noch im Frühling aus der KoordinatorInnengruppe zu vernehmen war, die MedizynerInnen seien sich grundsätzlich einig und es seien lediglich noch einige Formulierungen zu klären (PDF Vortrag --> Folie 10). Trotzdem wurde nun die "ewige" neue Leitlinie laut AWMF-Homepage schon wieder vertagt – diesmal auf den 1. September 2016. Schaun wer mal ...

Mehr Info zur geplanten Leitlinie:
• Leitlinien-Vorstellung am "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016
Dr. Jörg Woweries: IGM in Deutschland in den letzten 10 Jahren unverändert
Markus Bauer: "Unrecht historisch aufarbeiten, Versicherungslücken schließen"

Offener Brief mit 227 Unterschriften zur neuen AWMF-Intersex-D$D-Leitlinie
Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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Thursday, July 7 2016

CH > Bundesrat leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen, deckt TäterInnen

Foto: Friedlicher Intersex-Protest + Offener Brief zum Tag der Menschenrechte, Bundeshaus Bern 10.12.2015

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IGM = Gewalt im Gesundheitswesen, NICHT 'Kontroverse' oder 'Debatte'!

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>>> Extrem skandalöse und schönfärberische Intersex-"Stellungnahme" der Schweizerischen Regierung, welche die andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen – welche der Staat über die Invalidenversicherung (IV) finanziert (jedoch keine selbstbestimmten Eingriffe für einwilligungsfähige Erwachsene!) – gnadenlos leugnet und kleinredet, und dazu noch den GenitalverstümmlerInnen einen Freipass erteilt.

Damit spült der Bundesrat nicht nur kaltblütig die Betroffenen, ihre Menschenrechte und ihren Anspruch auf Entschädigung "d Schiissi abe", sondern auch die NEK-Stellungnahme sowie die verbindlichen Empfehlungen des UN-Kinderrechtsausschusses und des Ausschusses gegen Folter. PFUI!!!

Einen Vorteil hat das ganze allerdings: Wir sind gerade in Genf, um u.a. die nächste UN-Verurteilung der Schweiz wegen IGM-Praktiken aufzugleisen – da kommt ein solch schamlos abschreckendes Beispiel wie gerufen ... ;-)

Ausführliche Stellungnahme + Fortsetzung folgt ...

Nachtrag: Auch auf >>> humanrights.ch gibts schon Kritik:

“Die meisten an den Bund adressierten Empfehlungen der NEK seien inzwischen umgesetzt, mit Ausnahme eines kostenfreien Angebots einer psychosozialen Beratung, welche der Bundesrat «nicht für realisierbar hält». Dieser letzte Punkt erscheint als ausserordentlich knausrig und inkohärent, wird doch in derselben Medienmitteilung betont, dass die nicht gerechtfertigten Eingriffe in der Vergangenheit «in vielen Fällen erhebliche Folgeschäden und schweres Leid bei den Betroffenen verursacht» hätten. [...] Leider ist damit die Thematik [der Zangsoperationen] nicht vom Tisch. [...] Ohne gesetzliche Grundlage, die klar regelt, wann und unter welchen Bedingungen ein medizinischer Eingriff notwendig und rechtens ist, ist es unwahrscheinlich, dass sich eine jahrzehntelange medizinische Praxis ändert.”

Danke! Auch an >>> gayradio.lgbt für den Hinweis!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>> Table of Contents

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Wednesday, June 29 2016

Kassel 01.07.2016 "Intersex: Genitalverstümmelung und Widerstand" – Vortrag und Diskussion mit Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org)

Bild: Markus Bauer auf ABC Nightline, Aufnahme von den "I-D$D 2013" Protesten in Glagow

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Wann: Freitag, 01.Juli 2016, 18:00 Uhr

Wo: Universität Kassel, Nora-Platiel-Straße 9, Raum 0403

Organisert vom Autonomen Schwul Trans* Queer Referat an der Universität Kassel im Rahmen des „queeren sommer ViBeR“ (Vielfalt, Begegnung, Respekt) in Kassel. Danke!

Nachfolgend der Ankündigungstext:

Markus Bauer: “Intersex: Genitalverstümmelung und Widerstand”

Intersex-Menschen, Zwitter, Hermaphroditen oder Menschen mit Varianten der Geschlechtsanatomie sind so alt wie die Menschheit selbst, aber selten ging es ihnen so schlecht wie heute. Noch im “finsteren” Mittelalter waren sie in Europa gesellschaftlich integriert und bis 1900 rechtlich anerkannt. Seit 1950 werden ihre Körper systematisch im Säuglingsalter medizinisch ausgelöscht.

60 Jahre später gewinnt der Kampf der Überlebenden um körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung langsam an Fahrt: UN-Ausschüsse verurteilen Intersex-Genitalverstümmelungen als “schädliche kulturelle Praxis” und “unmenschliche Behandlung”. Schon 11 mal rügten sie Staaten, weil sie die Praxis weiter zulassen – darunter auch die Bundesrepublik.

Doch solange kosmetischen Genitaloperationen und sonstige medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Intersex-Kindern weiterhin verjähren, bevor die Überlebenden erwachsen sind und vor Gericht gehen können, werden in den Universitäts-Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt – auch in Kassel.

Markus Bauer ist der Partner einer IGM-Überlebenden und Gründungsmitglied der internationalen Intersex-NGO Zwischengeschlecht.org. Er ist Mitverfasser zahlreicher thematischer Berichte an UN-Vertragsorgane und Sachverständiger bei Menschenrechtsorganen, Ethikgremien und in den Medien. Zuletzt erschienen: Zusammen mit Daniela Truffer “Intersex und Selbstbestimmung” im Sammelband “Geschlechtliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung”, Psychosozial-Verlag 2016.

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
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- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
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Thursday, June 9 2016

UN-Kinderrechtsauschuss befragte Großbritannien und Nepal zu IGM-Praktiken – beide Staaten gerügt!

UPDATE! UN-CRC rügte Großbitannien, Nordirland + Nepal wegen IGM! (englisch)

UN-CRC 72. Sitzung @ Palais Wilson, Genf 23.05.2016, 14:57h CET: Bald geht's los ...

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IGM = Gewalt im Gesundheitswesen, NICHT 'Kontroverse' oder 'Debatte'!

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An der 72. Sitzung des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes (CRC) standen Intersex-Genitalverstümmelungen erneut mehrfach auf der Traktandenliste: Sowohl für das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland wie auch für Nepal hatten Intersex-NGOs die andauernde Praxis in lokalen Kinderkliniken gut dokumentiert, sowie in Nepal auch massivstes Mobbing von Intersex-Kindern in den Schulen (dieser Blog berichtete).

Während der Staatenprüfungen befragte die CRC-Länder-Rapporteurin Kirsten Sandberg beide Delegationen kundig zu Menschrechtsverletzungen an Intersex-Kindern, und rügte dabei IGM als "schädliche Praxis" – beide Länder stritten einmal mehr einfach alles ab und versuchten erfolglos, stattdessen auf (Trans-)Genderthemen, "Identität" ud allgemeine Antidiskriminierungsmaßnahmen auszuweichen:

Nepal: Am 20.-21. Mai rügte der Ausschuss die "wachsende Praxis" im Land und "Stigma". Die Delegation "überhörte" die Frage zunächst mal einfach, und als Sandberg nachhakte, ignorierte der Chef der nepalesischen Delegation die Frage nach IGM und wich stattdessen auf allgemeine "Antidiskriminierungsmaßnahmen" sowie auf den in Nepal möglichen "Geschlechtseintrag annders als männlich oder weiblich" aus. >>> Vollständiges Transkript (englisch)  

Vereinigtes Königreich: Am 23.-24. Mai rügte der Ausschuss "schädliche Behandlungen an Intersex-Säuglingen oder Kleinkindern, bevor sie selbst einwilligen können", welche "lebenslange körperliche und seelische Schmerzen" versursache, und kritisierte, dass der Staat die Praxis "direkt finanziert [...] durch die staatlichen Krakenversicherungen". Die Delegation behuptete dagegen, Intersex-Genitalverstümmelungen seien "medizinische Eingriffe" und würden möglichst erst nach "Evaluierung durch Experten" durchgeführt "in Beratung mit den Eltern des Kindes", vermischte allgemein wild und willkürlich Intersex mit "Transgender-Gesundheit", "Geschlechtsidentität", und behauptete zum Schluss noch tatsachenwidrig, der staatliche Gesundheitsanbieter NHS würde auch Intersex-Organisationen "miteinbeziehen". >>> Vollständiges Transkript (englisch) 

Mogen Donnerstag 09.06.2016 werden nun die "Abschließenden Bemerkungen" des Ausschusses mit dessen verbindlichen Empfehlungen veröffentlicht. >>> Update (englisch)

Die beteiligten Intersex-NGOs Zwischengeschlecht.org, IntersexUK, UK Intersex Association und die Intersex-Menschenrechtsverteidiger_innen Leslie Jaye (UK) und Esan Regmi und Parsu Ram Rai (Nepal) erwarten erneut deutliche Rügen des Kinderrechtsausschusses an die IGM-TäterInnen-Nationen UK und Nepal. 

Intersex Genital Mutilations in the UK: 2016 UN-CRC Report 
Human Rights Violations Of Persons With Variations Of Sex Anatomy
IGM – Most Common Forms  What is Intersex?  A Harmful Practice
>
>>  Download (PDF 3.60 MB)

Intersex Genital Mutilations, Stigma and Bullying in Nepal
1.  Background: 1st Intersex Workshop, Intersex Stories Book, 2016 CRC NGO Report
2.  Intersex Genital Mutilations in Nepali Paediatric Hospitals
3.  Denial of Needed Health Care      4.  Stigma, Bullying and Isolation
 

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

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  • Historischer Überblick:
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Friday, May 27 2016

ARTE Intersex Doku, Sa 28. Mai 17:05h + online

Unterwegs zum NGO-Briefing für den UN-Ausschuss gegen Folter, Genf 18.04.2016
V.l.n.r: Markus Bauer, Daniela Truffer, Vincent Guillot (Screenshot: ARTE)

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IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität' ARTE zeigt eine 25-minütige Intersex-Doku von Barbara Lohr, Cécile Thullier, Elsa Kleinschmager und Florence Touly, die zum Teil während der UN-Staatenprüfung von Frankreich durch den Ausschuss gegen Folter (CAT) in Genf gedreht wurde und die Intersex-NGO-Delegation bei der Arbeit zeigt. DANKE!!
>>> DOKU online gucken auf Deutsch
>>>
Statement von Vincent Guillot am CAT-Briefing 
>>> UN-CAT prüft Frankreich   >>> CAT rügt F wegen IGM! 

Leider ist der Text zur Doku auf der ARTE-Homepage mal wieder typische Intersex-Vereinnahmung und Desinformation:

  • Gleichzeitig wird einmal mehr das Märchen von der angeblichen "Option" in Deutschland, "dass Eltern bei der Geburt ihres Kindes die Rubrik „Geschlecht“ ohne Angabe lassen können” kolportiert und als "Fortschritt" verkauft (O-Ton ARTE), während es sich in Tat und Wahrheit um einen stigmatisierenden Zwang handelt, der von Intersex-Organisationen einhellig kritisiert wird und einzig Intersex-Vereinnahmer_innen und GenitalabschneiderInnen freut – NOCHMALS PFUI!!  

Auf der ARTE-Homepage gibt's weiter ein synchronisiertes, 5-minütiges Video- Interview mit der Regisseurin Barbara Lohr, worin sie zwar immerhin erwähnt, dass der Ausschuss gegen Folter IGM in Frankreich als "grausam und unmenschlich" verurteilt (DANKE!!), jedoch das Verdikt des UN-Kinderrechtsausschusses wiederum unterschlägt sowie erneut das Personenstandsmärchen von der "Option für Eltern in Deutschland" aufwärmt - PFUI!!

Wie lange noch?!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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Wednesday, May 18 2016

Interview zu UN-Intersex-Rügen auf RDL Morgenradio, Do 19.05. 8-10h

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> Radio Dreyeckland bringt ein Interview mit Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) zur jüngsten Rüge des UN-Ausschusses gegen Folter an Frankreich, sowie zu den aktuellen weiteren Befragungen von Nepal und Großbritannien durch den UN-Kinderrechtsausschuss. Der Beitrag kann auch online angehört und heruntergeladen werden. Danke!

>>> 19.-23. Mai: UN-Kinderrechtsausschuss prüft Nepal + Großbritannien  

Tuesday, May 17 2016

UNO rügt Frankreich wegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) – es folgen Nepal, Großbritannien und Nordirland ...

>>> English        >>> Français  

Bild: 2. Friedlicher Protest vor dem "Royal College of Surgeons of England" anlässlich des Genitalverstümmler-Weltkongresses "IV. World Congress of the International Society for Hypospadias and Intersex Disorders (ISHID 2011)" inkl. "Live Surgery mit Snacks": Schildergitarren-Wettbewerb zu "I'm a Pedo Surgeon", London 18.09.2011. (Foto: Nella)

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Zwischengeschlecht.org on FacebookPressemitteilung von Zwischengeschlecht.org 17.05.2016

       1.  Ausschuss gegen Folter rügt Frankreich wegen IGM-Praktiken
       2.  Als nächste an der Reihe: Nepal, Großbritannien und Nordirland
       3.  Schon 12 Verurteilungen von IGM-Praktiken durch UN-Vertragsorgane!

1.  Ausschuss gegen Folter rügt Frankreich wegen IGM-Praktiken

IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität'Zwischengeschlecht.org begrüßt aufs Herzlichste die verbindlichen "Abschließenden Bemerkungen" des UN-Ausschusses gegen Folter (CAT) für Frankreich (frz):
>>> CAT/C/FRA/CO/7, PDF, zu Intersex: S. 7, Abs. 32-33

Der Ausschuss prangert IGM-Praktiken erneut als schweres Verbrechen und als Verstoß gegen die Konvention gegen Folter an, und stuft IGM – unter Verweis auf Art. 2, 12, 14, 16 der Konvention – zumindest als Unmenschliche Behandlung ein. 

Zwischengeschlecht.org anerkennt besonders, dass der Ausschuss Frankreich explizit dazu auffordert, "wirksame gesetzgeberische, administrative und sonstige Maßnahmen zu ergreifen, um die Einhaltung der körperlichen Unversehrtheit von Intersex-Menschen zu garantieren", sowie "um Wiedergutmachung für alle Opfer zu gewährleisten, inklusive angemessene Entschädigung".

Und im Weiteren "ein kostenloses psychosoziales Beratungs- und Begleitungsangebot sicherzustellen für betroffene Personen und, deren Eltern und Bezugspersonen" sowie "Untersuchungen durchzuführen über Fälle von medizinischen oder chirurgischen Behandlungen an Intersex-Menschen ohne deren informierte Einwilligung".

Im Februar 2016 war Frankreich bereits vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) gerügt worden.

Dies ist bereits das 12. Mal, dass ein UN-Vertragsorgan IGM-Praktiken verurteilt und ein Land für Untätigkeit gegen oder Komplizenschaft bei diesen massiven Menschenrechtsverletzungen rügt.
  

2.  Als nächste an der Reihe: Nepal, Großbritannien und Nordirland

Der nächste Staat, der zu Intersex-Genitalverstümmelungen geprüft wird, ist diese Woche Nepal anlässlich der 72. Sitzung des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes (CRC) am 19.-20. Mai 2016.

NGO Report to the 3rd to 5th Periodic Report of Nepal on the Rights of the Child (CRC)
Compiled by: Blue Diamond Society / Esan Regmi and Parsu Ram Rai
>>>  Download (DOCX 29 kb)       >>> More Info on Nepal

Gefolgt nächste Woche vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, wiederum anlässlich der 72. Sitzung des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes (CRC) am 23.-24. Mai 2016.

Intersex Genital Mutilations in the UK: 2016 UN-CRC Report 
Human Rights Violations Of Persons With Variations Of Sex Anatomy
IGM – Most Common Forms  What is Intersex?  A Harmful Practice
>
>>  Download (PDF 3.60 MB)

Für beide Staaten liegen dem Ausschuss für die Rechte des Kindes aussagekräftige NGO-Berichte und weitere belastende Informationen zu IGM-Praktiken vor – Zwischengeschlecht.org erwartet erneut deutliche Rügen.
  

Schon 14 Verurteilungen von IGM-Praktiken durch UN-Vertragsorgane!

IGM = Gewalt im Gesundheitswesen, NICHT 'Kontroverse' oder 'Debatte'!

Die UN-Konvention für die Rechte des Kindes (CRC), die UN-Konvention gegen Folter (CAT) und weitere internationale Übereinkommen einschließlich CCPR und CRPD verpflichten alle teilnehmenden Staaten, konkrete "Maßnahmen inklusive Gesetzgebung" zum Schutz betroffener Intersex-Kinder zu ergreifen.

Der Ausschuss gegen Folter (CAT) hat IGM-Praktiken wiederholt als unmenschliche Behandlung eingestuft, die unter das Folterverbot fällt, und rügte diesbezüglich bereits Deutschland, die Schweiz, Österreich, Dänemark, Hong Kong und nun Frankreich, gefolgt von Großbritannien und Nepal.

Der Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) stuft IGM als Gewalt gegen Kinder und als schädliche kulturelle Praxis (wie FGM) ein, und rügte bisher die Schweiz, Chile, Frankreich und Irland.

Der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderung (CRPD) stufte IGM ebenfalls als unmenschliche Behandlung ein und rügte bisher Deutschland und Chile.

In allen obigen 12 Verurteilungen erließen die Ausschüsse verbindliche Empfehlungen an die Vertragsstaaten, gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen, um die Praxis zu beenden und/oder Entschädigung und Rechtszugang für Überlebende sicherzustellen.

Zusätzlich untersucht aktuell der Menschenrechtsausschuss (HRCttee) als Kontrollorgan des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (Zivilpakt, CCPR) IGM-Praktiken und forderte die Schweiz auf, Statistiken offenzulegen.

Weitere internationale Menschenrechtsgremien, die IGM-Praktiken verurteilen, sind u.a. WHO und UNICEF, der UN-Sonderberichterstatter über Folter und die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IACHR).

UN-Mitgliedstaaten und Vertragsparteien der Konventionen CAT, CRC, CCPR und CRPD können nicht mehr länger Unwissenheit über den rechtswidrigen Charakter von IGM-Praktiken vortäuschen, sondern müssen verbindlich “wirksame gesetzgeberische, verwaltungsmässige, gerichtliche oder sonstige Massnahmen” ergreifen, sowohl um IGM-Praktiken gesetzlich zu verbieten, wie auch um Zugang zu Justiz und Wiedergutmachung für Überlebende zu gewährleisten, einschließlich angemessener Entschädigung.

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder NGO Zwischengeschlecht.org / StopIGM.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info 

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Sunday, May 15 2016

Israel kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen in Irland während Staatenprüfung durch UN-Menschenrechtsrat

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Zwischengeschlecht.org on FacebookAlle UN-Mitgliedstaaten müssen sich regelmäßig einer "Universellen periodischen Überprüfung" ("Universal Periodic Review, UPR") über ihre Umsetzung der Menschenrechtsverträge unterziehen. Dabei amtet eine "Troika" anderer Mitglieder als Berichterstatter innerhalb der "UPR Working Group" sowie gegenüber dem UN-Menschenrechtsrat (Human Rights Council, HRC), welcher die Berichte erwägt und darauf verbindliche "Empfehlungen" verabschiedet.

Obwohl dem UN-Menschenrechtsrat Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Personen seit mindestens 2012 berichet werden, hatte er bisher Intersex-Menschenrechte nie konkret diskutiert, geschweige denn je verbindliche Empfehlungen zur Beendigung von IGM-Praktiken erlassen.

Umso erfreulicher daher die Neuigkeiten (Danke ILGA!) aus der aktuellen 25. Sitzung der UPR Working Group, dass Israel dort offiziell IGM-Praktiken einbrachte in einer Stellungnahme zu Irland (PDF, englisch):

“Israel ist besorgt über Fälle medizinicht nicht notwendiger chirurgischer und anderer Eingriffe an Intersex-Kindern, bevor sie fähig waren, ihre informierte Einwilligung zu geben;”

Die UPR Working Group verabschiedete ihren Bericht zu Irland letzten Freitag, 13. Mai. Bisher wurde nichts betreffend einer einschlägigen Rüge für Irland bekannt.

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) hatte im letzten Februar Irland wegen IGM-Praktiken gerügt, diese dabei einmal mehr als "schädliche Praxis" eingestuft (wie FGM), und Irland verbindlich dazu aufgerufen, "gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen um Opfern solcher Behandlungen Zugang zu Wiedergutmachung zu ermöglichen, einschließlich zu angemessener Entschädigung".

Siehe auch:
 •  IGM in Irland: Bericht an den UN-Kinderrechtsausschuss (CRC)

 • 
UN-Kinderrechtsausschuss befragt Irland zu IGM-Praktiken
 •  Minister verplappert sich! Irland zu IGM befragt – Transkript (englisch)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Friday, May 6 2016

"Corpi Plurali" - Intersex-Veranstaltung an der Uni Padua

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Schon seit gestern unterwegs in Oberitalien für eine Weiterbildung heute Nachmittag an der Universität in Padua mit PsychologInnen, StudentInnen, angehenden ÄtztInnen, inklusive einem Vortrag von Daniela Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), und zusammen mit der italienischen Intersex-Aktivistin Claudia Balsamo (AISIA) und Daniela Crocetti (Universität Bologna), Verfasserin einer englischsprachigen Dissertation (PDF) mit vielen Interviews italienischer Betroffener.

Danke!

>>> Ankündigung auf altrapsicologia.it

>>> Flyer der Uni Padua (PDF)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Wednesday, May 4 2016

Tagungsbericht "Männlich-weiblich-zwischen: Auf dem Weg zu einer langen Geschichte uneindeutiger Körper"

«Alle Menschen sind Männer, oder Frauen, oder Hermaphroditen.» intersex.hypotheses.org

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Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

«Am letzten Tag ging es um Menschenrechte und medizinische Praxis. MARKUS BAUER (Zürich) zeichnete aus Menschenrechtsperspektive nicht nur die historische Entwicklung bis in die Gegenwart nach, sondern bezog auch die biologische Ausbildung von Geschlecht ein. Er zeigte aufrüttelnde Bilder von Operationsergebnissen zwangsbehandelter Zwitter, die die Aktualität des Themas und die Notwendigkeit politischen Handelns gegen diese Praktiken mehr als deutlich machten.»

Auf hsozkult.de gibt's einen >>> gelungenen Tagungsbericht von Steffi Grundmann zum ebenso gelungenen, von Christof Rolker organisierten historischen Symposium "Männlich-weiblich-zwischen: Auf dem Weg zu einer langen Geschichte uneindeutiger Körper", das mit einem weitgefassten Blickwinkel eine hoch willkommene Abwechslung bot zur sonst üblichen (leider meist vereinnahmend-verengenden) "wissenschaftlichen Betrachtung" des Themas – wovon sich noch so manche akademischen "Intersex-ExpertInnen" ruhig mal ne dicke Scheibe abschneiden könnten! DANKE!!

>>> "Männlich-weiblich-zwischen": Bewusstseinserweiternder neuer Geschichts-Blog!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
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Monday, May 2 2016

«In Frankreich gibt es kein Gesetz, das Intersex-Kinder vor den täglichen Verstümmelungen schützen würde» - Vincent Guillot

>>> English     >>> Français

Intersex-Menschenrechtsverteidiger, 57. Session des UN-Ausschusses gegen Folter:
Daniela Truffer (StopIGM.org), Vincent Guillot (France), Markus Bauer (StopIGM.org)
im Palais Wilson vor dem NGO-Meeting mit dem Ausschuss, Genf 18.04.2016

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IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität' Frankreich wird aktuell vom UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) u.a. auf Intersex-Genitalverstümmelungen geprüft. Die öffentlichen Sitzungen gibt's auf treatybodywebcast.org.
StopIGM.org berichete LIVE aus dem Palais Wilson, und bereitet >>> inoffizielle Transkipte und Übersetzungen (en/fr) der Fragen und Antworten zu Intersex vor.
Eine hoffentlich weitere strenge Rüge an Frankreich wegen IGM wird auf ca. Freitag der 13. Mai erwartet.

Nachfolgend eine inoffizielle deutsche Übersetzung des letzten Teils des persönlichen Zeugnisses von Vincent Guillot während dem geschlossenen NGO-Meeting mit dem Ausschuss gegen Folter (CAT), Palais Wilson 18.04.2016, 17-18h:

«Seit mehr als zehn Jahren setze ich mich dafür ein, dass Intersex-Kinder nicht mehr länger so leiden sollen wie ich, aber PolitikerInnen und ÄrztInnen weigern sich zuzuhören. 

Letzten November hatte ich zum Beispiel den Ministerien für Justiz und Gesundheit einen Brief geschrieben, aber keine Antworten erhalten.

Erst nachdem Frankreich vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes gerügt wurde, antwortete mir die öffentliche Krankenversicherung, die Praxis sei, ich zitiere, “gerechtfertigt, da durch die Akteure im Gesundheitswesen gebilligt”.

Im Senat kündigte die Regierung weiter an, sich auf Zivilstands- und Geschlechtsidentitätsfragen beschränken zu wollen, welche für Intersex-Kinder marginal sind.

Ich warte nach wie vor auf eine Antwort des Ministeriums für Justiz betreffend der Genitalverstümmelungen.

Bis heute gibt es in Frankreich kein Gesetz, das Intersex-Kinder vor den täglichen Verstümmelungen schützen würde.

Ich appelliere an den Ausschuss, Frankreich zu verpflichten, “wirksame gesetzgeberische, verwaltungsmässige, gerichtliche oder sonstige Massnahmen” [Art. 2 CAT] zu ergreifen, um Intersex-Kinder zu schützen.

Danke.»

>>> UN-Ausschuss gegen Folter befragt Frankreich zu IGM-Praktiken!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in Frankreich: Bericht an UN-CAT

Intersex Genital Mutilations in France: CAT NGO Report 
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
IGM – Most Common Forms  What is Intersex?  How Common are IGMs?
>
>>  Download (PDF 3.71 MB)

>>> IGM = "Schädliche Praxis" + "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss CRC rügt Frankreich
>>> Frankreich: IGM-TäterInnen "am besten geeignet Kinderrechte zu garantieren"?!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
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  • Historischer Überblick:
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Thursday, April 21 2016

Genf > UN-Ausschuss gegen Folter befragte Frankreich zu Intersex-Genitalverstümmelungen - Regierung leugnet stur weiter

>>> English        >>> Français 


Intersex-Menschenrechtsverteidiger, 57. Session des UN-Ausschusses gegen Folter: Vincent Guillot (Frankreich, IGM-ZeugIn), Daniela Truffer (StopIGM.org, IGM-Zeugin), Markus Bauer (StopIGM.org). Rechts davon am Laptop mit dem Rücken zur Kamera Sapana Pradhan-Malla (Nepal, CAT-Mitglied), über ihr links, ganz hinten in der Mitte vor der Glaswand Jens Modvig (Dänemark, CAT-Vorsitzender und Co-Rapporteur für Frankreich), die beide die französische Delegation kundig zu IGM-Praktiken befragten – DANKE!!

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IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität' Die französische Regierung gebärdete sich weiterhin uneinsichtig, ließ über weite Strecken wörtlich die bereits vor dem Kinderrechtsausschuss und im französichen Senat verkündeten Pro-IGM-Position wiederholen, inkl. es seien angeblich alles nur "individuell maßgeschneiderte, medizinische Behandlungen" im "besten Interesse des Kindes" und folglich unproblematisch. Dringenden Handlungsbedarf sieht die Regierung dagegen betreffend "Geschlechtervielfalt und Personenstand" ...

Würde denen auch mal wer was abschneiden, hätten die bestimmt ganz schnell ne ganz andre Platte drauf – wetten? Wie lange noch?!

Die verbindlichen "Abschließenden Bemerkungen” des Ausschusses für Frankreich werden auf Mitte Mai erwartet – wenn alles klappt, inkl. der dann 11. offiziellen UN-Rüge an ein Land wegen IGM-Praktiken ...

>>> UPDATE! CAT rügt Frankreich wegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in Frankreich: Bericht an UN-CAT

>>> IGM = "Schädliche Praxis" + "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss CRC rügt Frankreich
>>> Frankreich: IGM-TäterInnen "am besten geeignet Kinderrechte zu garantieren"?!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Wednesday, April 6 2016

D > Neue AWMF-Intersex-Leitlinie 174/001 "Störungen, äh, Varianten der Geschlechtsentwicklung" stillschweigend auf 01.07.2016 vertagt

Offener Brief zu AWMF-Leitlinien mit 227 Unterschriften, "Ja-Ped 2014" Leipzig 08.11.2014

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IGM = Hamful PracticeDie zuletzt auf 1. April angekündigte neue D$D-Leitlinie lässt weiter auf sich warten. Sie sei mittlerweile "konsentiert", aber zur Zeit "noch in redaktioneller Überarbeitung", war am 09. März aus der KoordinatorInnengruppe zu vernehmen (PDF Vortrag --> Folie 10).
Inzwischen wurde die "ewige" neue Leitlinie laut AWMF-Homepage einmal mehr vertagt – diesmal auf den 1. Juli 2016.
Schaun wer mal ... 

>>> Leitlinien-Vorstellung am "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016
>>>
Dr. Jörg Woweries: IGM in Deutschland in den letzten 10 Jahren unverändert
>>> Markus Bauer: "Unrecht historisch aufarbeiten, Versicherungslücken schließen"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Siehe auch:
- Offener Brief mit 227 Unterschriften zur neuen AWMF-Intersex-D$D-Leitlinie
- Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
- Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
- DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
- AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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Monday, April 4 2016

Intersex-Genitalverstümmelungen in Frankreich: Bericht an den UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) – Bereits 10 UN-Rügen wegen IGM!

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IGM = Folter, NICHT 'Diskiminierung' oder 'Geschlechtsidentität'Neuer thematischer Intersex-Schattenbericht (englisch) von Vincent Guillot und StopIGM.org zur CAT-Staatenüberprüfung Frankreichs, Di 19 April 10-13h + Mi 20 April 15-18h.

Der Bericht enthält u.a. erweiterte Kapitel über IGM in Frankreich und warum ein gesetzliches Verbot von IGM-Praktiken unter CAT zwingend ist, eine aufdatierte Bibliographie bisheriger Vedikte von UNO-Gremien sowie von NGO-Berichten zu IGM, und 2 persönliche Geschichten von IGM-Überlebenden. 

NGO Report to the 7th Periodic Report of France on the Convention against Torture and Other Cruel, Inhuman or Degrading Treatment or Punishment (CAT)

>>>  Download (PDF 3.71 MB)

Compiled by:
Vincent Guillot
Zwischengeschlecht.org / StopIGM.org

   

Schon 10 Verurteilungen von IGM-Praktiken durch UN-Vertragsorgane!

Der Ausschuss gegen Folter (CAT) hat IGM-Praktiken wiederholt als unmenschliche Behandlung eingestuft, die unter das Folterverbot fällt, und rügte diesbezüglich bereits Deutschland, die Schweiz, Österreich, Dänemark und Hong Kong.

Der Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) stuft IGM als Gewalt gegen Kinder und als schädliche kulturelle Praxis (wie FGM) ein, und rügte bisher die Schweiz, Chile, Frankreich und Irland.

Der Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderung (CRPD) stufte IGM ebenfalls als unmenschliche Behandlung ein und rügte bisher Deutschland.

In allen obigen 10 Verurteilungen erließen die Ausschüsse verbindliche Empfehlungen an die Vertragsstaaten, gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen um die Praxis zu beenden und/oder Entschädigung und Rechtszugang für Überlebende sicherzustellen.

Weiter untersucht aktuell der Menschenrechtsausschuss (HRCttee) als Kontrollorgan des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (Zivilpakt, CCPR) IGM-Praktiken und forderte die Schweiz auf, Statistiken offenzulegen.

>>> Frankreich: IGM-TäterInnen "am besten geeignet Kinderrechte zu garantieren"?!

 

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

 

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Saturday, April 2 2016

Frankreich > Regierung will Intersex-Genitalverstümmelungen NICHT verbieten - angeblich "therapeutische Behandlungsentscheidungen" – "runder Tisch" ohne Betroffene

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>>> English  

IGM = Gewalt im Gesundheitswesen, NICHT 'Kontroverse' oder 'Debatte'! Zwischengeschlecht.org on Facebook “Der Regierung tut's noch nicht weh genug!” – Im Februar 2016 rügte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) Frankreich und stufte dabei kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern einmal mehr als "schädliche Praxis" ein (wie FGM), welche gesetzlich verboten werden muss.
Laurence Rossignol, aktuell Ministerin für Familie, Kinder und Frauenrechte, hatte Frankreich in Genf zu diesem – wie sie es bezeichnete – "extrem neuen Thema" vertreten (engl./frz.).

Vier Wochen später erläuterte Rossignol am 10.02.2016 im französischen Senat den Aufruf – äh, die (Nicht-)Position der Regierung zu Intersex-Genitalverstümmelungen. Nachfolgend eine inoffizielle Übersetzung [ TRIGGER!!! ] von Nella:

Antwort zur Frage Nr. 1276S von Maryvonne Blondin (frz.), Senatorin von Finistère und Mitglied des Europarates, Generalrätin von Quimper  [ >>> Senatsprotokoll, S. 2485 (frz.) ]

Antwort von Frau Laurence Rossignol, [Bild: UN-CRC 71. Session, Genf 14.01.2016], Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Rechte der Frau, Beauftragte für Familie, Kindheit, Senioren und Autonomie [mittlerweile Ministerin für Familie, Kindheit und Rechte der Frau]:

« Frau Senatorin, Sie befragen mich betreffend Intersex-Kindern, d.h. Neugeborenen mit einer angeborenen Anomalie, die zu Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Geschlechtes führt.

Zum Glück sind solche Vorfälle selten: Die Inzidenz bei der Geburt ist wenig bekannt, aber liegt im Bereich von einer Geburt auf 5000, also vermutlich etwa 160 Geburten pro Jahr [ BINGO! ]. Trotzdem ändert das geringe Vorkommen nichts an der Wichtigkeit des Themas.

Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes hat im Laufe der Anhörungen am 13. und 14. Januar Frankreich zu diesem Thema befragt. Der Ausschuss warf Fragen auf zum Zeitpunkt der Eingriffe und der Einwilligung der betroffenen Kinder selbst, die im Interesse des Kindes eine Aufschiebung der Eingriffe erfordern würde.

Vor einer therapeutischen Entscheidung benötigen dieses Kinder eine multidisziplinäre Betreuung in spezialisierten Kompetenzzentren. Dort werden endokrinologische und genetische Untersuchungen sowie unverzichtbare bildgebende Verfahren durchgeführt, um die zugrundeliegende Krankheit sowie die medizinischen wie auch chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten zu bestimmen.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

In Frankreich gibt es ein Referenzzentrum, das Zentrum für seltene Krankheiten der Geschlechtsentwicklung, mit einem Standort in Lyon und einen am Kremlin-Bicêtre [Paris]; es arbeitet in Zusammenarbeit mit den anderen Referenzzentren für seltene endokrinologische Erkrankungen. Die Anbindung an ein Referenzzentrum ist wesentlich für die diagnostische Vorgehensweise, die medizinische Behandlung und die chirurgischen Indikationen, frühzeitige oder aufgeschobene, die nachfolgende Betreuung sowie für die klinische Forschung.

Die chirurgischen Indikationen können schwierig sein. Deshalb sind sie Gegenstand von internationalen Diskussionen [ BINGO! ]und Arbeiten, die freilich nicht vollkommen einvernehmlich sind. Diese chirurgischen Indikationen sind meistens für jeden individuellen Fall spezifisch und erfordern deshalb eine individuelle, umfassende und regelmässige Information der Eltern.

Der irreversible Charakter einiger rekonstruktiver Eingriffe gebietet es, den medizinischen Daten, insbesondere den prognostischen, Rechnung zu tragen, sowie der freien Wahl der Eltern und der des Kindes, wenn dieses in der Lage ist, seinen Willen zu äussern.

Welche therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten auch immer gewählt werden, eine dauerhafte Betreuung ist erforderlich, um die physischen, sexuellen und psychischen Folgen der durchgeführten Behandlungen zu evaluieren.

Bei derart komplexen medizinischen Fragen mit mehrfachen lebenslangen Konsequenzen sind medizinische Fachkompetenz, Qualität der Betreuung und kontinuierlicher Dialog am besten geeignet, die Einhaltung der Kinderrechte zu garantieren. Sie müssen gewährleisten, jegliche voreiligen Entscheidungen und Handlungen, die später als inakzeptable Verstümmelungen erlebt werden könnten, zu vermeiden.

Schliesslich zur Frage der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität, das ist eine in Europa anerkannte Problematik. Sie ist Gegenstand von laufenden Arbeiten innerhalb des Aktionsplanes über die Rechte des Kindes 2016-2021 und der Einheit "SOGI" des Europarates, die für Fragen zur sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität zuständig ist.

Angesichts der Komplexität des Themas, das sowohl ethische Fragen betrifft wie auch die Rechte der menschlichen Person, den Kampf gegen Diskriminierung sowie Gesundheitsfragen, wird zunächst das Nationale Beratende Ethikkomitee damit befasst werden, bevor durch die Regierung eine Position zur Angelegenheit gefasst werden kann.

PS 1: In einem Zusatzstatement im Anschluss an die obige Antwort von Ministerin Rossignol postuliert Senatorin Maryvonne Blondin (fr), in Deutschland würden a) unnötige Operationen an Intersex-Kindern "bis zum Alter von 15 Jahren verschoben", weil dann b) Intersex-Kinder "wirklich selbst entscheiden können". Leider ist a) schlicht nicht wahr, und b) stimmt so auch nicht wirklich: Viele Betroffene, auch ältere als Fünfzehnjährige, die – meist unter Druck – "selbst einwilligten" – z.B. weil wie in der Schweiz, in Kanada oder Russland gweisse Grundversicherungen nachher nicht mehr bezahlen, oder weil sie es letztlich ihren Eltern oder ihrem Freund/Freundin zuliebe tun – bereuen ihre "Entscheidung" nachher ein Leben lang (engl.)!

PS 2: Nicht schon wieder?! Die französische Regierung plant auf 12. Mai einen "runden Tisch" zum Thema Intersex, äh, "Kinder mit unbestimmter Geschlechtsidentität" – IGM-Betroffene sind nicht eingeladen!!!

PS 3: Und schon am 4. April findet an der Universität Strassburg wiedermal eine pathologisierende "akademische Veranstaltung" statt unter dem Titel "Intersexualität: Von verwundbaren Körpern zu formbaren?" Laut einem Newsletter der Uni ist auf dem Podium nun auch ein Pädo-Chirurg vertreten (Prof. François Becmeur, ein bekannter Propagandist und Verteidiger von IGM [youtube, frz.] sowie Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am lokalen Uni-Klinikum, wo regelmäßig wehrlose Intersex-Kinder verstümmelt werden [frz.]) – Betroffene sind dagegen schon wieder nicht eingeladen!!! >>> Unterschreibt die Petition auf change.org (engl./frz.)

Wie lange noch?!

>>> IGM = "schädliche Praxis" + "Gewalt": UN-CRC rügt Frankreich

Intersex Genital Mutilations in France: CRC NGO Report
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
IGM – Most Common Forms  What is Intersex?  How Common are IGMs?
>
>>  Download (PDF 3.41 MB)

Siehe auch:
"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

Markus Bauer am "Fachtag Intersexualität": "Genitalverstümmelungen verbieten, Verjährungsfristen anpassen, Überlebende entschädigen, Unrecht historisch aufarbeiten, Versicherungslücken schließen"

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Zwischengeschlecht.org on Facebook>>> Report vom "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016

Markus Bauer (Bild: Club-TV-Diskussion), Gründlungsmitglied und Kampagnenverantwortlicher der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, verwies am vom Freistaat Thüringen ausgerichteten "Fachgespräch" zur neuen, auf den 1. April angekündigten AWMF-D$D-Leitlinie auf die mittlerweile 10 deutlichen UN-Rügen, welche unmissverständlich ein gesetzliches Verbot von IGM-Praktiken fordern sowie Zugang zu Justiz und Entschädigung für Überlebende, und betonte weiteren politischen Handlungsbedarf. Nachfolgend ein leicht überarbeitetes Transkript seines Diskussionsbeitrags:

«Zwischengeschlecht.org hat verschiedentlich der UN über Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang mit Intersex berichtet, und ich möchte daran erinnern, weil das geht immer ein bisschen unter in der Diskussion, dass hauptsächlich der UN-Ausschuss gegen Folter und der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes mittlerweile zehn Mal Länder gerügt und verbindliche Empfehlungen verabschiedet haben in Zusammenhang mit diesen OP's. Den Anfang machte übrigens der UN-Ausschuss gegen Folter, der Deutschland schon 2011 deutlich rügte.

Für den Ausschuss gegen Folter laufen diese Behandlungen jeweils unter dem Stichwort "unmenschliche Behandlung", die gegen die Folterkonvention verstößt. Und der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes erkennt darin eine "schädliche Praxis", das ist die gleiche Stufe wie die weibliche Genitalverstümmelung. Und was beide Ausschüsse allen Ländern immer wieder verbindlich empfehlen ist, es müssen Gesetze geschaffen werden, die diese Eingriffe verbindlich verbieten, und zweitens muss es auch gesetzgeberische Massnahmen geben, um dann Betroffenen den Zugang zu Justiz und Entschädigung zu ermöglichen.

Deutschland ist insofern gesehen weltweit führend, dass es hier mittlerweile schon drei Zivilprozesse von Betroffenen gibt. Aber was dabei zu beachten ist: Es geht ausschließlich um Eingriffe, die nach deren 18. Geburtstag stattfanden. Es gibt auch hierzulande Menschen, die als Kinder operiert wurden und die zu klagen versuchten, aber das scheiterte jedes Mal an der Verjährung. Deshalb ist ganz wichtig: Verjährungsfristen anpassen, das ist ein Thema, das müsste auch behandelt werden.

Und was aus der Sicht unserer Menschenrechtsgruppe weiter ganz wichtig ist, es ist eine gesellschaftliche Praxis, wie auch der Kinderrechtsausschuss sagte, eine kulturelle Praxis, und da ist ganz gewaltig Mist gebaut worden. Bis in die 80er Jahre war ja einer der häufigsten Eingriffe die Amputation einer sogenannt vergrößerten Klitoris, wie bei der weiblichen Genitalverstümmelung, und es müsste endlich eine gesellschaftliche Aufarbeitung vorangetrieben werden. Und ich denke hier hätten auch die Länder Möglichkeiten, von sich aus aktiv zu werden.

Zum Beispiel das Kinderspital Zürich hat jetzt begonnen, die alten Akten, die waren da noch im Staatsarchiv, die haben jetzt eine Historikerin beauftragt, diese nochmals durchzugehen, und einfach, dass diese Praxis mal aufgearbeitet werden müsste, dass gekuckt werden müsste, eben, was wurde getan, wie wurde es gerechtfertigt, und da sieht man nämlich schnell, dass die Rechtfertigungen, auch wenn die OP-Methoden heute sogenannt moderner sind, die Rechtfertigungen sind weitgehend die alten geblieben. Und da fehlt einfach das Bewusstsein dafür und das müsste mal untersucht werden.

Und eben gesetzgeberische Massnahmen, auch wenn das nicht auf Länderebene getan werden kann, doch Sie [Thüringer Minister Benjamin-Immanuel Hoff] haben es ja angesprochen, es gibt die interministerielle Arbeitsgruppe und den Bundesrat, wo Thüringen entsprechend aktiv werden kann; es braucht unbedingt gesetzgeberische Massnahmen, einerseits wie gesagt, um diese Operationen zu verbieten, aber auch, um Betroffenen Zugang zu Entschädigung zu gewährleisten.

Intersexuelle Menschen e.V. fordert ja schon seit langem, es müsste ein Entschädigungsfonds gebildet werden, der einerseits von Ländern und Bund bezuschusst werden müsste, und andererseits müssten auch die Ärztegesellschaften in die Pflicht genommen werden, weil hier wurde einfach ganz massiv Mist gebaut, was man aus heutiger Perspektive sagen kann.

Und die Betroffenen, denen das angetan wurde, die sind alle immer noch da, die sind zum Teil, das wurde auch schon gesagt, schwer traumatisiert, und oft ist es aber so, die psychologische Behandlung zur Traumabewältigung, die sie benötigten, das wird nicht von der Kasse übernommen. Oder da ist dann ziemlich schnell mal nach 150 Stunden Ende der Fahnenstange, da besteht versicherungsrechtlich aus unserer Sicht ebenfalls dringend Handlungsbedarf. Danke.»

>>> Report vom "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016
>>> Dr. Jörg Woweries: IGM in Deutschland in den letzten 10 Jahren unverändert

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Siehe auch:
- Offener Brief mit 227 Unterschriften zur neuen AWMF-Intersex-D$D-Leitlinie
- Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
- Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
- DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
- AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB) 

Thursday, March 24 2016

Dr. Jörg Woweries: Intersex-Genitalverstümmelungen in Deutschland in den letzten 10 Jahren unverändert

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Zwischengeschlecht.org on Facebook>>> Report vom "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016

Der Kinderarzt Jörg Woweries hat zum Thema Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) schon mehrfach Klartext geredet.

Am vom Freistaat Thüringen ausgerichteten "Fachgespräch" zur neuen, auf den 1. April angekündigten AWMF-D$D-Leitlinie beleuchtete er amtliche Statistiken der letzten 10 Jahre über [TRIGGER!!!] IGM 2 ("verweiblichende Genitalkorrekturen") und [TRIGGER!!!] IGM 3 (sterilisierende Eingriffe)Danke!

Nachfolgend das Transkript von Nella von Jörg Woweries' Beitrag (inkl. Zwischenbemerkung der u.a. angesprochenen Jenaer Kinderchirurgin Eckoldt):

Jörg Woweries: Ich möchte [unverständlich] unterstützen: Der Deutsche Ethikrat sagt ganz deutlich, wörtlich: die Ausdrücke "Krankheit" und "Fehlbildung" sind nicht angemessen.

Dann aber zum weiteren. Es ist hier gesagt worden, unter Punkt 24 [AWMF-D$D-Leitlinie (PDF --> Folie 15)] , dass die Mitteilung der Diagnose Sache der Ärzte ist. Ich bin Arzt, und stimme dem natürlich zu, aber ich bin gezwungen, ein dickes Fragezeichen dahinter zu machen.

Wir haben – das statistische Bundesamt stellt die Zahlen vor von den Jahren 2005-2014. Darunter habe ich gefunden, dass bei weiblich zugewiesenen Personen, es geht nur um Kinder unter einem Jahr, in mehreren Fällen die Hoden entfernt worden sind. Es gibt keine einzige internationale Studie, die sagt, dass im ersten Lebensjahr die Hoden entartet sind, und eigentlich stimmen alle zu, dass das erste Lebensjahrzehnt frei ist von irgendeiner Indikation.

Das sind also eindeutig Fehlbeurteilungen, die gemacht worden sind, und das liegt sicher auch daran, dass die Beratung zwischen Eltern und Ärzten irgendwie ein Zwiegespräch ist, dass die anderen Einrichtungen, auch die sozialen Einrichtungen, Psychologen, nicht hinzugezogen werden. Sie haben die Untersuchung von Herrn Streuli genannt, der hat das ja ganz deutlich aufgewiesen, wie die Auswirkung ist, ob der Chirurg berät oder ein Psychologe, der andere Sachen mit hineinnimmt. Das sind ganz eindeutige Fehlbeurteilungen.

Sie haben gesagt, zu den Folgen der Operationen, dass Sie sich jetzt zurückhalten, das möchte ich Ihnen glauben. Es gibt sicher noch den einen oder den anderen Arzt, der sich auch zurückhält. Ich habe mir die Zahlen angekuckt, die mir das statistische Bundesamt geliefert hat, die letzten zehn Jahre [2005-2014], und hab mir nur angekuckt, welche Operationen im ersten Lebensjahr durchgeführt wurden, die Zahlen sind alle da. Sie sehen an den Operationen der Vulva und an der Operation der Vagina, ich kann Ihnen die Operations[unverständlich] nennen, keine einzige Änderung. Und ich sehe auch bei der Operation an der Klitoris praktisch keine einzige Änderung im ersten Lebensjahr.

Sie haben darüber gesprochen, wir wissen genau, wie viele Kinder mit XX-Chromosomen, aber AGS, darüber ist gesprochen worden, in Deutschland existieren. Wir haben Neugeborenenscreening, es sind jedes Jahr 38, vielleicht mal 40 Kinder, die wir haben. Die werden praktisch bis zum 15. Lebensjahr zu über 95% operiert, ohne dass Sie irgendeine Änderung erkennen – Sie hatten Wendepunkte genannt. Eigentlich müssten die Ärzte alle Bescheid wissen, aber es gibt noch zu viele Ärzte, die sich darüber hinwegsetzen und die wahrscheinlich Ihre Leitlinien auch nicht lesen.

Und, jetzt hatten Sie über Kompetenzzentren gesprochen. Die Medizin sortiert Intersexualität/DSD unter seltene Krankheiten. Wenn Sie die Listen nachgucken, werden Sie finden, dass 66 Einrichtungen in Deutschland sich als Kompetenzzentren [bezeichnen], ist absurd überhaupt. Wir haben im Grunde genommen ein einziges Kompetenzzentrum in Lübeck, die mit allen möglichen Sachen zusammenarbeiten. Der sucht seine Sub-Spezialitäten irgendwo, das läuft dahin, wir brauchen da überhaupt nicht mehr die Diagnostik, also –

[ Zwischenbemerkung der hier angesprochenen Kinderchirurgin Felicitas Eckoldt (UK Jena): Dem ist eigentlich nichts dazuzufügen, also – Das ist tragisch, es ist traurig, es ist auch manchmal frustrierend, und, aber, was soll man da – ]

Jörg Woweries: Vielleicht werden Sie sagen, darunter sind viele Kleine, die keine Ahnung haben. Eine Beratungsstelle ist 2013 angerufen worden von Eltern, die in einer Universitätsklinik waren, die haben einen kleinen Säugling, die haben in der Leiste einen Boppel gesehen auf beiden Seiten, haben gesagt, das sind Hoden, die müssen raus. Die Eltern sind geflüchtet in eine andere Universitätsklinik, wo sie dann vernünftig aufgeklärt worden sind, dass überhaupt kein Risiko besteht. Also es sind auch grosse Einrichtungen, die völlig versagen.

[ Zwischengeschlecht.info konnte Woweries' Statistiken vor Ort einsehen – bei den genannten Praktiken IGM 1+2 waren nicht nur "Prozeduren" an Kindern über alle 10 Jahre unverändert, sondern zusätzlich auch die Mehrzahl unverändert im 1. Lebensjahr! 

IGM 1 "Vermännlichende Genitalkorrekturen" [TRIGGER!!!] blieben in Woweries' Untersuchung leider unberücksichtigt. ]

>>> Report vom "Fachgespräch Intersexualität", Berlin 09.03.2016

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

>>> Dr. med. Jörg Woweries: "Weder Evidenz noch medizinische Indikation"
>>> «Entsetzt über das, was ich tat» - Interview mit Dr. med. Jörg Woweries

Siehe auch:
- Offener Brief mit 227 Unterschriften zur neuen AWMF-Intersex-D$D-Leitlinie
- Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
- Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
- DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
- AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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Sunday, March 20 2016

Bericht vom Intersex-Fachgespräch des Freistaats Thüringen zur kommenden AWMF-Intersex-Leitlinie, Berlin 09.03.2016

Das Podium (v.l.n.r.): Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei), Ev Blaine Matthigack (OII/IVIM, Peer-Berater_in und die einzige Intersex-Person), Mari Günther (Leiterin Inter* und Trans*Beratungsstelle Berlin), Prof. Dr. Felicitas Eckoldt (Direktorin Kinderchirurgie Universitätsklinikum Jena, AWMF-D$D-Leitlinien-Co-Koordinatorin), Moderator Ulrich Sondermann-Becker (MDR und Vorsitzender der Thüringer Landespressekonferenz)

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Zwischengeschlecht.org on FacebookAuf Einladung der Staatskanzlei Thüringen (PDF) fand am 09.03. in Berlin (einmal mehr) ein "Fachgespräch Intersexualität" statt als begrüßenswerte, themenbezogene öffentliche Konsultation zur aktuellen Erarbeitung des "Landesprogramms für Akzeptanz und Vielfalt" durch die regierende Koalition (Linke, SPD, Grüne).

Auf dem Programm stand ein Vortrag (>>> Folien PDF, 1.1 MB) der Kinderchirurgin und Leitlinien-Co-Koordinatorin Felicitas Eckoldt zur auf den 1. April angekündigten, neuen AWMF-DSD-Leitlinie 174/001 mit anschließender Diskussion, "in welchem Maße Anliegen von Betroffenen [in der Leitlinie] aufgegriffen werden konnten, welche Fragen noch zu klären sind und wie Beratungsangebote gestaltet werden sollten" , inkl. Beiträgen aus dem Publikum von Michaela Katzer (Fachärztin für Urologie, Hochschule Merseburg, Buchherausgeberin), Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.), Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), Janik Bastien-Charlebois (Uni Montréal, OII) und Jörg Woweries (Kinderarzt).

In seiner Einleitung verwies Minister Benjamin-Immanuel Hoff u.a. auf die einschlägigen Intersex-Stellungnahmen der Gleichstellungs- und FamilienministerInnenkonferenz (GFMK), der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) und der Bundesärztkammer (BÄK), sowie auf die derzeitige Interinisterielle Arbeitsgruppe (IMAG) (die das Thema seit 1 1/2 Jahren vor sich herschiebt, vgl. CRPD-Schattenbericht und Berliner Zeitung). Weiter erwähnte er im späteren Verlauf die Kleine Anfrage der AfD in Thüringen (Ds 6/1191, PDF) u.a. zur Zahl Intersex-Menschen im Freistaat. Thüringen sei sehr bestrebt, die Situation von Intersex-Menschen zu verbessern, auch über die Landesgrenzen hinaus durch Einflussnahme auf Bundesebene, etwa im Bundesrat, und in Zusammenarbeit mit anderen Ländern. Allerdings sei auf Bundesebene in dieser Legislaturperiode nicht mehr mit Durchbrüchen zu rechnen, und die politische Großwetterlage sei eher ungünstig. Für sein Ministerium sei die heutige Veranstaltung in erster Linie eine Weiterbildung dazu, was getan werden könne und soll. In diesem Zusammenhang begrüßte Hoff ausdrücklich die Anwesenheit zahlreicher Expert_innen im Publikum.

Kinderchirurgin Felicitas Eckoldt (Jena) betonte die betreffend Intersex überregionale Ausrichtung der Jenaer Kinderchirurgie; sie habe PatientInnen bis nach Hamburg und Westdeutschland und arbeite betreffend psychologischer Betreung mit Berlin zusammen. In ihrem Vortrag (>>> Folien PDF, 1.1 MB) präsentierte sie eine Einführung aus mediznischer Sicht sowie Auszüge aus der auf 1. April angekündigten neuen AWMF-DSD-Leitlinie 174/001. Diese sei bereits konsentiert, jedoch noch in reaktioneller Überarbeitung. Wie sich schon abzeichnete, ist diese nach nochmaliger grundlegender Überarbeitung im Vergleich mit früheren Leitlinien zwar (relativ) fortschrittlich, lässt aber immer noch viele Schlupflöcher für uneingwilligte, medizinisch nicht notwendige, irreversible Eingriffe an Intersex-Kindern. Weiterhin sollen auch die Mitteilung der Diagnose (und damit effektiv die erste Beratung der Eltern) das Vorrecht "des betreuenden Arztes / der Ärztin" bleiben (Empfehlung 24, Folie 15) – trotz der bekannten Folgen. Für Eckoldt wenig überraschend räumte sie sowohl im Vortrag wie auch nachfolgend in der Diskussion der unbeirrbaren Verfechtung von unnötigen Eingriffen an Säuglingen, besonders der Forderung nach "einzeitigen Operationen um den 1. Geburtstag herum" (d.h. Klitoristeilamputation, Harnröhrenverlegung, Vaginal- und Labialplastik) deutlich überproportional Platz ein (vgl. Folie 19); auch in der Diskussion behauptete Eckoldt tatsachenwidrig, frühe Harnröhrenverlegungen und Vaginalplastiken bei "AGS-Mädchen" seien eine "medizinische Indikation" (Transkript folgt). Betreffend angeblich "hohem Krebsrisiko bei PAIS von 50%" führte Eckoldt bezeichnenderweise einzig Zahlen aus einer Metastudie von 2007 an, welche zu PAIS lediglich 2 Studien mit gerademal 24 Proband_innen einschloss, unterschlug jedoch die umfassenderen Metastudien von 2006 und 2010 mit 3 berücksichtigten Studien und insgesamt 80 Proband_innen, welche auf lediglich 15% Krebsrisiko kamen, vgl. hier --> 4. Krebsrisiko (Dank an Janik Bastien-Charlebois für den Hinweis!). Ebenfalls klar tatsachenwidrig war Eckoldts Behauptung, es seien angeblich "alle" Intersex-Organisationen vom Leitliniensekretariat zur Zusammenarbeit angefragt worden – Zwischengeschlecht.org z.B. wurde entgegen früherer Versprechungen (PDF --> S. 14) nie angefragt (trotz Kontakte sowohl mit der Leitlinien-Co-Koordinatorinnen wie auch mit dem Leitliniensekretariat). Immerhin heißt die Leitlinie nun tatsächlich "Varianten der Geschlechtsentwicklung" (und nicht mehr "Störungen").

Ev Blaine Matthigack verwies auf das vom Europarat-Kommissar für Menschenrechte publizierte CoE Issue Paper "Human rights and intersex people" (2015) und kritisierte die seit 66 Jahren andauernden Behandlungsprotokolle. Betreffend dem in der neuen Leitlinie immer noch favorisierten Vorrecht "des betreuenden Arztes / der Ärztin" auf Erstbetreuung der Eltern ("Mitteilung der Diagnose") verwies sie auf die bekannte prospektive Studie von Streuli et al. über die Folgen solcher medikalisierter "Beratung". Betreffend Eckoldts Ausführungen zu angeblich "medizinischer Indikation" für frühe OPs bei "AGS-Mädchen" verwies Matthigack auf die menschenrechtliche Widerlegung durch Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) anläßlich des Fachgesprächs im Familienausschuss 2012. Sie höre von den einen Betroffenen, dass es schön gewesen sei, dass sie selbst hatten entscheiden dürfen, während umgekehrt erwachsene Betroffene, über die im Kindesalter entschieden wurde, oft ein Leben lang darunter litten, dass sie sich fragen müssen, "was wäre (gewesen) wenn?" Weiter wies sie auf die Zusammensetzung der interdisziplinären Expertengruppe in Malta hin, bestehend aus 3 ÄrztInnen, 3 EpertInnen aus dem psychosozialen Bereich, und 3 ExpertInnen aus dem Menschenrechtsbereich; eine Entscheidungsfindung dauert mindestens 3 Jahre, was aber auf 6 Jahre verlängert werden kann.

Mari Günther bedauerte, dass nur 2 Intersex-Organisationen an der Leitlinie beteiligt wurden, und wies auf die kulturelle, geographische und historische Relativität "richtiger" Gechlechtsteile hin.

Michaela Katzer wies darauf hin, dass die AGS Eltern- und Patienteninitiative (welche lautstark uneingewilligte kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern fordert) zwar in einigen Teilbereichen gute Arbeit leiste, aber eben nicht nur, und dass nicht alle AGS-Betroffenen sich in dieser Organisation wiederfänden, sondern dass Betroffene sich oft in anderen Selbsthilfegruppen besser verstanden fühlen. Aus ihrer eigenen Berufserfahrung kenne sie AGS-Betroffene mit Prader 4 oder 5 (d.h. mit stark bis komplett "vermännlichtem" äußeren Genitale), die keine Komplikationen erlebten bis ins junge Erwachsenenalter, wo sie dann selbst darüber entscheiden können, ob sie Operationen wollen oder nicht. Demgegenüber hätten Betroffene, über die im Kindeslter entschieden wurde, anderes erlebt; zwar würden sie meist nicht ihren (weiblichen) Geschlechtseintrag in Frage stellen, litten aber unter Traumatisierungen und Einschränkungen durch nicht-eingewilligte Operationen. Wichtig sei zu schauen, ob medizinische Probleme (wie Blasenentleerungsstörungen oder fieberhafte Harnwegsinfektionen) auch wirklich aufträten, was klar nicht bei allen der Fall sei. Es sollte deshalb nicht der Imperativ des pädiatrisch-chirurgisch Möglichen, sondern ein Imperativ des unaufschiebbar Notwendigen in den Vordergrund gestellt werden.

Lucie Veith wies auf Handlungsbedarf im Schulunterricht in naturwissenschaftlichen und ethischen Fächern hin, und unterstrich die Verpflichtung auch der Bundesländer, z.B. die UN-Kinderrechtskonvention umzusetzen. Weiter unterstrich sie, dass vorliegend zwar darüber diskutiert werde, wie die Versorgung künftig aussehen soll, aber dass nicht darüber geredet wird, "welches Elend im Land herrscht, und wie schlecht die Menschen medizinisch versorgt sind. Die Menschen, die diese Behandlungen in der Vergangenheit gehabt haben, die leben heute in unseren Bundesländern, und die haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Das ist eine Diskriminierung, die schreit zum Himmel, und der muss ganz schnell abgeholfen werden. [...] Da eine medizinische Leitlinie keine rechtlichen Verpflichtungen hat, wäre es wahnsinnig wichtig, dass auch das Land Thüringen über den Bundesrat die Länder mit unterstützt, die ein Verbot, das ist jetzt auch in der interministeriellen Arbeitsgruppe, das muss beflügelt werden, dass wir ein Verbot von genitalverstümmelnden Operationen an Kindern haben, dass klargestellt wird, dass intersexuelle Kinder beim Beschneiudngsverbot nicht ausgenommen sind. Denn diese Kinder werden nie zu ihrem Recht kommen, wenn wir nicht den rechtlichen Rahmen für die strafrechtliche Verfolgung stellen. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, der mitbedacht werden muss. [...] Die Menschenrechte sind noch längst nicht erreicht."

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Markus Bauer (>>> vollständiges Transkript) verwies auf die bisher 10 UN-Rügen und verbindlichen Empfehlungen zu Intersex-Genitalverstümmelungen, namentlich durch den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes, der IGM als "schädliche Praxis" und Verletzung der Kinderrechtskonvention einstuft (und damit als vergleichbar mit FGM), und durch den UN-Ausschuss gegen Folter, der IGM als "unmenschliche Behandlung" klassifiziert, die gegen das Folterverbot verstößt, und dass alle Rügen nicht nur ein strafrechtliches Verbot fordern, sondern auch Gesetze zur Sicherstellung des Zugangs zu Justiz und Entschädigung für Überlebende, wozu auch die Verjährungsfristen angepasst werden müssen, und verwies dazu weiter auf die langjährige Forderung nach Einrichtung eines Entschädigungsfonds. Weiter hob er die Notwendigkeit einer historischen Aufarbeitung der medizinischen Praxis hervor, wo es durchaus auch auf Länderebene Handlungsmöglichkeiten gibt, sowie die Versicherungslücken für bereits geschädigte Betroffene z.B. bei der Traumabewältigung (>>> vollständiges Transkript).

Janik Bastien-Charlebois fragte Prof. Eckoldt, ob die medizinische Praxis auch die Menschenrechte auf Selbstbestimmung und Würde intergeschlechtlicher Menschen beachten müsse (was Eckoldt bejahte).

Dr. med. Jörg Woweries (eins | zwei) (>>> vollständiges Transkript) betonte, Ausdrücke wie "Krankheit" oder "Fehlbildung" seien im vorliegenden Zusammenhang nicht angemessen. Und mahnte an, dass laut ihm vorliegenden Zahlen des statistischen Bundesamtes bei "verweiblichenden" kosmetischen Genitaloperationen (IGM 2: Klitoristeilamputationen, Vaginalplastiken) von 2005-2014 keinerlei signifikante Veränderungen zu beobachten seien. Speziell "AGS-Mädchen" werden bis zum 15. Lebenjahr unverändert "zu über 95%" kosmetisch genitaloperiert.

[ Zwischengeschlecht.info konnte Woweries' Statistiken vor Ort einsehen – bei den von ihm erwähnten GenitalOPs (IGM 2+3) erfolgten zusätzlich die meisten unverändert im 1. Lebensjahr! – "Vermännlichende" GenitalOPs (IGM 1) blieben in Woweries' Untersuchung leider unberücksichtigt. ]

Auch wurden bei mehreren Kindern unter 1 Jahr immer noch die Hoden entfernt (IGM 3), auch in Universitätskliniken, und obwohl im 1. Lebensjahrzehnt hierzu unbestritten nie eine Indikation besteht. Diesbezüglich machte Woweries auch ein Fragezeichen zur Leitlinienforderung, Intersex nur noch in sog. "Kompetenzzentren" zu "behandeln", und rügte, dass in Deutschland nicht weniger als 66 Kliniken sich als "Kompetenzzentren für seltene Krankheiten" bezeichnen (worunter die Medizin Intersex zählt). "Also es sind auch grosse Einrichtungen, die völlig versagen." (>>> vollständiges Transkript)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

>>> Dr. med. Jörg Woweries: "Weder Evidenz noch medizinische Indikation"
>>> «Entsetzt über das, was ich tat» - Interview mit Dr. med. Jörg Woweries

Siehe auch:
- Offener Brief mit 227 Unterschriften zur neuen AWMF-Intersex-D$D-Leitlinie
- Leitlinien-Interview mit Susanne Krege im Spiegel 22/2014: "kurz vor Pubertät operieren"
- Vortrag Leitlinienverantwortliche F. Eckoldt 13.09.2014: "AGS möglichst früh operieren"
- DSD neu ohne "Störungen": Antwort der AWMF-Leitlinienkoordination auf den Offenen Brief
- AWMF-Intersex-Stellungnahme weckt große Hoffnungen - doch sind diese auch berechtigt?

"Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss (CRC) verurteilt IGM
- "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter (CAT) verurteilt IGM
- UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken
- "Nur die Angst vor dem Richter wird meine Kollegen dazu bringen, ihre Praxis zu ändern" 
- UN-Behindertenrechtsausschuss (CRPD) kritisiert IGM-Straflosigkeit in Deutschland
- CAT 2011: Deutschland soll IGM-Praktiken untersuchen und Überlebende entschädigen

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
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