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Thursday, June 26 2008

Berichte zum Deutschlandstart von "XXY"

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Heute startet der Film "XXY" offiziell in deutschen Kinos. Zu diesem erfreulichen Anlass gab's in den Medien Besprechungen in Hülle und Fülle: Einige wenige, die dem Film und den darin Portraitierten in jeder Hinsicht gerecht werden. Dann das Soso-lala-Mittelfeld, das nicht ganz alles kapierte, aber doch zumindest das eine oder andere. Und die zahlenmässig leider ziemlich grosse Menge der hoffnungslosen Fälle, die absolut keine Ahnung haben und das noch für eine Tugend halten. Ein kurzer Überblick:

1. Prädikat: Empfehlenswert

"Die Zeit" macht's vor mit einem exzellenten Glossar zum Film, das (Nachtrag: mit Ausnahme der obligaten "Störungen der Geschlechtsentwicklung") m.E. kaum Wünsche offen lässt. Würden sich bloss die übrigen Medien daran ein Beispiel nehmen ... Dazu in der heutigen Ausgabe ein ausführlicher Artikel mit Interviews u.a. mit Katrin Ann Kunze, Gründungsmitlied der Selbsthilfegruppe XY-Frauen und Vorstandsmitglied von Intersexuelle Menschen e.V. (Weitere Interviews mit Katrin Ann Kunze in "Freitag" und "Deutschlandradio".)

In der heutigen FAZ ein Artikel zum Film von Oliver Tolmein, der erwartungsgemäss ebenfalls Klartext spricht (siehe in diesem Thread des Hermaphrodit-Forums) Nachtrag: Und auf Oliver Tolmeins Homepage.

Positiv auch, wie in der ddp-Agenturmeldung die aktuellen Kämpfe der Zwischengeschlechtlichen vor Gericht, in Politik und Öffentlichkeit gleich zu Beginn der Rezension hervorgehoben werden.

Bereits in diesem Blog besprochen wurden die ebenfalls sehr empfehlenswerten Beiträge auf movieman.de, in "Aspekte" und "Kulturzeit" sowie der (mit einem einzigen -- allerdings superpeinlichen -- Schnitzer behaftete) in "Intro".


2. Prädikat: Soso-lala

Im Mittelfeld tummeln sich Besprechungen, die i.d.R. immerhin die Problematik der Zwangsoperationen zumindest antönen und "nur" die scheinbar obligaten kleineren Schnitzer enthalten --  z.B. der Unterschied zwischen (falsch) Zwei- und (richtig) Zwischengeschlechtlichkeit scheint nach wie vor für die meisten JournalistInnen einen unnüberwindbaren Knackpunkt darzustellen. Ausserdem kommen in diesen Besprechungen weder Zwitter selbst zu Wort noch wird der problematische Filmtitel hinterfragt. Aber immerhin kommen sie nicht irgendwie oberpeinlich daher oder haben sonst kapitale Böcke auf dem Gewissen. Siehe z.B.: Bayerischer Rundfunk 1, Märkische Allgemeine, taz, Tagesspiegel, Zitty, Frankfurter Rundschau, dpa-Agenturmeldung.


3. Prädikat: 6, nachsitzen, setzen!

Angesichts der intensiven Öffentlichkeitsarbeit der Selbsthilfegruppen (die von den schweizerischen und deutschen Verleihern aufgenommen und unterstützt wurde, wofür ihnen einmal mehr ein fettes Dankeschön gebührt!) erschreckend hoch bleibt die Anzahl der Besprechungen, deren VerfasserInnen aus Faulheit oder Dummheit nach wie vor u.a. die Mär vom "abnormalen Chromosomensatz" verbreiten und den betroffenen Menschen damit erhebliches ideelles und materielles Leid zufügen (mehr dazu hier auf diesem Blog und im Hermaphroditforum). "Zufällig" handelt es sich dabei oft auch um SchreiberInnen, die schlicht unfähig scheinen, einmal kurz ihre trendy "Gender-Brille" abzulegen -- und so nach dem typischen Trans*-Vereinnahmungs-Muster den Kern des Themas "Intersexualität" (die körperliche Besonderheit bzw. die uneindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmale) prompt ausblenden und stattdessen ausschliesslich von "sexueller Identität", "komplexer Gender-Problematik", "sexueller Selbsrbestimmung" usw. faseln. Siehe z.B.: Deutschlandradio, ARD, Hamburger Abendblatt, MDR, Junge Welt, Bayerischer Rundfunk 2, kino.de.

Bereits auf diesem Blog entsprechend gewürdigt wurden weitere journalistische Verbrechen anlässlich des Frauenfilmfestivals Köln und das unsägliche Vorgehen des schwullesbischen Filmfestivals "Pink Apple".


Nachtrag 5.7.08: Siehe auch die positive Besprechung von Nolderot im öffentlichen Teil des IS-Menschen-Forums. Und den Verriss auf dem Kitty ISt zu Hause-Blog. Und die Besprechung auf dem Kultur-Tagebuch-Blog, deren Verfasserin durch den Film überhaupt erst von der "Intersex"-Problematik erfuhr. Und die Stellungnahme der Deutsche Klinefelter-Syndrom Vereinigung e.V.


XXY auf zwischengeschlecht.info:      

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell

Monday, June 23 2008

Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen: Yogyakarta untaugliches Instrument

PRESSEMITTEILUNG für Intersexuelle Menschen e.V. vom 23.06.2008

>>> Yogyakarta-Debatte im Bundestag: "Intersexualität" = sexuelle Orientierung??!

>>> Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab

Stellungnahme von Intersexuelle Menschen e.V. zur aktuellen Bundestagsdebatte

Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. freut sich über den Antrag 16/9603 der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 19.6.2008 unter dem Titel "Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen weltweit sicherstellen – Yogyakarta-Prinzipien unterstützen".

Besonders möchten wir uns dafür bedanken, dass die Grünen explizit auf die gravierenden Menschenrechtsverletzungen an intersexuellen Menschen (Hermaphroditen, Zwitter) hinweisen und Klartext reden über die "medizinisch nicht notwendigen Eingriffen an gesunden Körpern" und die "dadurch auftretenden Traumata".

Andererseits ist die Art und Weise, wie Intersexuelle in die Forderungen eingebracht werden, aus der Sicht von uns betroffenen Menschen sehr problematisch und erfüllt uns mit tiefer Sorge: Einmal mehr werden wir fälschlicherweise als eine weitere Form einer speziellen "sexuellen Identität" bzw. "Geschlechtsidentität" oder "sexueller Orientierung" betrachtet und unter diesem Vorzeichen bei den "Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern" (LGBT) kommentarlos hinten angefügt.

Dies, obwohl die gesellschaftliche Situation intersexueller Menschen und die daraus resultierenden Probleme der Zwangseingriffe im Kindesalter ohne medizinische Indikation (genitale Zwangsoperationen, präventive Kastrationen, hormonelle Zwangsbehandlungen, Schweigegebote usw.) grundlegend verschieden sind von der Situation und den Problemen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern.

Bei den Verbrechen gegen die Menschenwürde, wie sie an Intersexuellen aufgrund ihrer körperlichen Besonderheit regelmässig begangen werden, handelt es sich um eigentlich strafrechtlich relevante Tatbestände, die von den Behörden jedoch seit Jahrzehnten und heute noch stillschweigend geduldet werden.

Intersexuelle sind Opfer medizinischer Gewalt aufgrund ihrer uneindeutigen Geschlechtsmerkmale.

Sie sind nicht Opfer von "Vorurteilen oder diskriminierenden Haltungen oder Verhaltensweisen" aufgrund der "sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität", wie sie in den Yogyakarta-Prinzipien für LGBT konstatiert werden.

Auch in den Yogyakarta-Prinzipien, auf die sich die Grünen berufen, werden Intersexuelle faktisch einmal mehr marginalisiert bzw. sind lediglich 'mit gemeint':

Das zentrale Anliegen intersexueller Menschen, die Beendigung der menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen aufgrund uneindeutiger Geschlechtsmerkmale, wird in den Yogyakarta-Prinzipien kein einziges Mal explizit erwähnt.

Im Yogyakarta-Prinzip 18 "Das Recht auf Schutz vor medizinischer Misshandlung" werden Intersexuelle ebenfalls nicht erwähnt, sondern es geht einmal mehr lediglich um "sexuelle Orientierung" und "geschlechtliche Identität". Die aufgrund ihrer körperlichen Besonderheit an Zwittern begangenen menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen werden in den gesamten Yogyakarta-Prinzipien kein einziges Mal benannt, sondern lediglich im Prinzip 18 zwei Mal stillschweigend 'mit gemeint': unter "medizinischen Praktiken [...] aufgrund von kulturell oder anderweitig begründeten Klischees" bzw. "medizinische Verfahren bei dem Versuch, [...] eine bestimmte geschlechtliche Identität aufzuzwingen".

Der Begriff "intersexuell" kommt in den gesamten Yogyakarta-Prinzipien lediglich in der Präambel ein einziges Mal vor – bezeichnenderweise kommentarlos als Schlusslicht hinter lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und transgender.

Auch im 18 Punkte-Programm des Antrages 16/9603 der Grünen "Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen weltweit sicherstellen – Yogyakarta-Prinzipien unterstützen" werden die menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen an Zwittern kein einziges Mal benannt, noch wird ihre Abschaffung explizit gefordert.

Bei aller eingangs erwähnten (Vor-)Freude: Wir betroffene Menschen sind masslos enttäuscht.

Intersexuelle Menschen e.V. hält fest, dass die Yogyakarta-Prinzipien intersexuelle Menschen und ihre spezifischen Probleme faktisch einmal mehr ausblenden und aus diesem Grund ein untaugliches Mittel sind zur Beendigung der an intersexuellen Menschen auch in Deutschland täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie können sogar unseren berechtigten Anliegen mehr Schaden als Nutzen zufügen, indem sie vorspiegeln, es werde etwas unternommen, während letztlich das Gegenteil der Fall ist.

Die Grünen fordern in ihrem Antrag die Bundesregierung auf, "Verteidiger der Menschenrechte [...] von Intersexuellen [...] zu unterstützen" und "NROs im Rahmen der Programme zur Demokratieförderung mit einzubeziehen". Bezeichnenderweise wurden von den Grünen jedoch weder Intersexuelle Menschen e.V. noch eine der Selbsthilfegruppen betroffener Menschen je um eine Stellungnahme angefragt.

Intersexuelle Menschen e.V. würde sich sehr freuen, wenn die Grünen oder andere politische Parteien bei einem evtl. künftigen Antrag zur Sicherstellung der Menschenrechte auch von Intersexuellen für substanzielle Nachbesserung sorgen – und dabei auch die Organisationen von Intersexuellen mit einbeziehen würden.


Mit freundliche Grüssen

Daniela Truffer
1. Vorsitzende Intersexuelle Menschen e.V.

>>> Yogyakarta-Debatte im Bundestag: "Intersexualität" = sexuelle Orientierung??!

>>> Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab


Sunday, June 22 2008

"Welt" und "Berliner Morgenpost" rezyklieren Artikel über "Intersexualität" - inklusive falschen Zitaten ...

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kürzlich erschien in "Die Welt" unter dem Titel "Zwitter - Mann und Frau zugleich" und in der "Berliner Morgenpost" unter dem Titel "Das dritte Geschlecht" ohne AutorInnenangabe ein scheinbar 'neuer' Artikel über "Intersexualität".

Wie einem öffentlichen Thread auf dem Hermaphroditforum zu entnehmen ist, stammt der Artikel von Heike Stüvel und erschien bereits am 4. Januar 2007 wortwörtlich im Handelsblatt unter dem Titel "Leben zwischen Mann und Frau".

Bezeichnenderweise wurden in den redaktionellen Einführungen einmal mehr die Mediziner-Beschönigungen unreflektiert weiterverbreitet, wonach die an Zwittern täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeblich schon lange Schnee von gestern seien und Zwitter sowieso nur sehr selten vorkämen.

In der Printausgabe der "Handelszeitung" las sich ersteres z.B. so:

Intersexualität wurde früher mit dem Skalpell behandelt. Die Medizin rückt von einer verheerenden ideologie ab.

18 Monate später behauptet "Die Welt" frech:

Bis vor wenigen Jahren wurden die Kinder noch einem chirurgischen Eingriff unterzogen - heute nicht mehr.

Zum Interview in den Artikeln mit der betroffenen Freya Jung wird im Forum angemerkt:

Heike Stüvel hat eine Sache falsch zitiert : Erst als Sie Testosteron nahm, ging es ihr wieder besser, nicht Östrogen.

Selbstverständlich findet sich dieser peinliche Fehler (contrachromosomale Zwangs-Hormonerstatztherapien und ihre verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit werden seit langem von den betroffenen Menschen und ihren Organisationen kritisert) ebenfalls unverändert in den aktuellen Nachdrucken ...

Ebenso darf Netzwerk-Mediziner Olaf Hiort weiterhin unkritisiert seine stark untertriebenen Statistiken anpreisen:

Ungefähr einer von 8000 bis 10 000 Menschen ist in Deutschland intersexuell geprägt.

Ähnlich nach unten verfälschte Statisiken werden bis heute noch fleissig auch z.B. von der Bundesregierung und von Spiegel-TV weiter herumgereicht.

Tatsache ist: etwa jedes 2000. Kind kommt mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen zur Welt.

In Deutschland leben mindestens 100'000 zwischengeschlechtliche Menschen, und jeden Tag wird mindestens ein Zwitter von gewissenlosen Medizynern genital zwangsoperiert oder "prophylaktisch" kastriert.


Fazit: Statt diese Verbrechen gegen die Menschenwürde und gegen das Strafgesetzbuch (schwere Körperverletzung) endlich straf- und zivilrechtlich zu ahnden, schauen Behörden, Medien und "die Öffentlichkeit" weiter tatenlos zu und lügen sich gegenseitig die Hucke voll -- wie auch vorliegende Beispiele einmal mehr beweisen ...

Friday, June 20 2008

Bundestag: Grüne fordern Menschenrechte für Zwitter!

Gestern 19.06.2008 beriet der Bundestag in erster Lesung über einen Antrag der Grünen (pdf-Download), der (in der scheinbar gottgegebenen Reihenfolge) "Verstärktes Engagement Deutschlands für die Anerkennung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen" fordert. Der 18-Punkte-Antrag bezieht sich auf die Yogyakarta-Prinzipien, einem "Katalog von Richtlinien zur Wahrung der Menschenrechte von Menschen mit einer anderen als der heterogenen Geschlechtsidentität"  (mehr Infos / pdf-Download auf Deutsch).

Ein Abschnitt in der Einleitung befasst sich exklusiv mit den medizinischen Verbrechen an Zwittern:

Die Menschenrechte von Intersexuellen (Menschen, die von der Medizin als geschlechtsuneindeutig eingestuft werden) werden durch die rechtlich erzwungene Zuordnung männlich/weiblich verletzt. Dies führt in vielen Ländern – so auch in Deutschland - sofort nach der Geburt zu medizinisch nicht notwendigen Eingriffen an gesunden Körpern. Diese sozialen Präventionsmaßnahmen, die dazu dienen sollen, Intersexuellen die Erfüllung einer geschlechtlichen Rolle zu erleichtern, stehen in keinem Verhältnis zu den dadurch auftretenden Traumata und zur Zerstörung der persönlichen und körperlichen Identität.

Geschlechtsidentitätsfixiertheit der Antragsteller hin oder her: Da sag ich doch Danke!!! -- und mach gleich noch was auf ... :-) :-) :-)

Und hoffe erst recht, dass der Antrag gutgeheissen wird -- und ihm auch konkrete Taten folgen!

Denn "die Bundesregierung" (die in Sachen "Menschenrechte auch für Zwitter" bisher ausnahmslos durch ignorante und inkompetente bis grob verletzende Statements unangenehm auffiel!) hatte nämlich schon am 23.01.2008 in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion zu den Yogyakarta-Prinzipien u.a. frech behauptet:

Die Bundesregierung, die nach eigener Aussage auf internationaler Ebene seit Jahren konsequent gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten eintritt, betrachtet die Yogyakarta-Prinzipien als einen wichtigen Beitrag der Zivilgesellschaft.

Liebe Bundesregierung: Nun habt ihr ja die Gelegenheit, diesen schönen Worten auch Taten folgen zu lassen! Denn wie heisst's: Schön reden kost nix -- aber Taten sprechen lauter als Worte!!

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Nachtrag: Siehe auch die Diskussionen hier in den Blog-Kommentaren, im öffentlichen Bereich des IS-Menschen Forums und im geschlossenen Bereich des Hermaphroditforums.

Nachtrag 23.6.: Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. hat inzwischen reagiert und eine Stellungnahme an den Bundestag und die Öffentlichkeit versandt.

Nachtrag 9.3.09: Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab

Thursday, June 12 2008

Lügen, Zwangseingriffe, Schweigegebote: ein Leben aus der Krankenakte (Teil I)

Menschenrechte auch für Zwitter!Von Anfang an keine Chance

Ich bin 1965 mit einem schweren Herzfehler und uneindeutigem Genitale geboren. Aufgrund des Herzfehlers wurde ich ein paar Tage nach meiner Geburt notgetauft, da die Mediziner davon ausgingen, dass ich nicht lange überleben würde. Sie behielten mich in der Folge im Krankenhaus, meine Eltern durften mich nicht nach Hause nehmen. Mein Vater musste arbeiten, meine Mutter reiste so oft wie möglich aus dem weit entfernten Bergdorf in die Stadt, durfte mich jedoch nur durch eine Glasscheibe anschauen.

Als meine Eltern mich nach drei Monaten endlich nach Hause nehmen durften, war ich gezeichnet von den Folgen eines Hospitalismus(1). Ich hätte so schlimm ausgesehen, dass sie sich geschämt habe, mit mir im Dorf spazieren zu gehen, erzählte mir meine Mutter.

Die Mediziner begründeten diese Maßnahme mit der Infektionsgefahr aufgrund des Herzfehlers. Während diesen drei Monaten wurden gemäß Krankenakte auch verschiedene Untersuchungen aufgrund meines uneindeutigen Genitales durchgeführt, wobei festgestellt wurde, dass sich im Bauchraum Hoden befanden und ich über einen männlichen Chromosomensatz verfüge.

Der Befund meines äußeren Genitales:

„Prima vista aussehend wie bei AGS. Der Penis ist 2 cm lang, das Scrotum nicht ausgebildet, sondern in Form von zwei Labia majora vorhanden. Kein Sinus urogenitalis, beim Perineum befindet sich die Mündung der Urethra. Diese ist nicht stenosiert, sie weist dorsalseits eine reizlose Narbe auf."

Trotz meines lebensbedrohenden Herzfehlers wurde ich Anfang September 1965 im Alter von 2 1/2 Monaten kastriert, was aus zwei Sichtweisen unverständlich ist: Diese Operation barg einerseits aufgrund meines Herzfehlers ein großes Risiko. Andererseits machte sie aufgrund der angenommenen geringen Lebenserwartung keinen Sinn. Es liegt also nahe, dass die Ärzte in Kauf genommen haben, dass ich an den Folgen der Narkose und des Eingriffs sterbe, dass ihnen das 'Experiment' wichtiger war.

Die durchgeführte Kastration wurde ohne Einwilligung meiner Eltern vorgenommen und sollte ihnen in der Folge verschwiegen werden. Die Ärzte entschieden sich dann doch anders:

"Entgegen dem früheren Entschluss, den Eltern nichts über die genitale Situation zu sagen, kamen wir nach reiflicher Überlegung überein, den wahren Sachverhalt trotzdem mit den Eltern zu besprechen, insbesondere da eine gesteuerte Nachkontrolle über die nächsten 20 Jahre nicht gesichert ist.
(...)
2. Ihr Kind sei ein Mädchen und dieses Geschlecht sei ein für allemal festgesetzt.
3. Bei der Operation hatte sich folgender Befund gezeigt: es sei kein Uterus vorhanden gewesen, die Keimdrüsen seien missgebildet gewesen und hätten entfernt werden müssen. Die Vagina sei kurz.
4. Während der Pubertät, d.h. mit etwa 10 – 11 Jahren, müsse das Kind unbedingt strengestens überwacht werden, und es müsse zur rechten Zeit mit einer hormonellen Behandlung eingesetzt werden.
5. Nach der Pubertät müsse eine weitere korrektive Operation (gemeint Vaginalplastik, die Details wurden selbstverständlich nicht mit den Eltern besprochen) durchgeführt werden."
(17. September 1965)

An anderer Stelle heißt es (und natürlich ist wie üblich von 'Eierstöcken' und nicht von 'Hoden' die Rede):

"Besprechung mit Eltern: Entgegen dem früheren Entschluss kamen wir überein, dass man den Eltern doch sagen muss, dass das Kindlein kastriert werden musste und in der Pubertät streng überwacht werden müsste, da die Nachkontrolle eben nicht gesichert ist und die Mutter eine [...] ist und ev. zu einem späteren Zeitpunkt nach [...] verschwinden kann."

Die Kastration wurde später als Fehler beurteilt:

"7. Weiteres Procedere: Ich habe den Fall unmittelbar nach der Cystoskopie nochmals mit Herrn Prof. (...) besprochen. Es liegt seiner Ansicht nach ein männliches Geschlecht mit Hypospadie vor. Obwohl er selbst bei der früheren Beurteilung und vor der Castratio anwesend war, glaubt er retrospektiv doch, dass ein Fehler begangen wurde. Die Situation ist nun jedoch so, dass auf diesem Wege fortgefahren werden muss und aus  dem kleinen Patienten ein Mädchen gemacht werden muss. Zur Frage der Vaginalplastik äussert er sich so, dass diese sobald wie möglich durchgeführt werden sollte und nicht erst dann, wenn sich das Kind darüber im Klaren wird.“

Fazit: Ich wurde im Alter von nur 2 1/2 Monaten trotz eines lebensbedrohenden Herzfehlers ohne die Einwilligung meiner Eltern kastriert und die Kastration stellte sich später als Fehler heraus!
(1) "Unter Hospitalismus (ursächlich auch Deprivationssyndrom genannt) versteht man alle negativen körperlichen und seelischen Begleitfolgen eines längeren Krankenhaus- oder Heimaufenthalts. Dies beinhaltet auch mangelnde Umsorgung und lieblose Behandlung von Babys und Kindern, in der Psychiatrie Symptome infolge von Heimaufenthalt, oder durch Folter oder Isolationshaft. Der Ausdruck Deprivationssyndrom stammt vom Begriff Deprivation, lateinisch deprivare - berauben in Bezug auf Reize und Zuwendung." (http://de.wikipedia.org/wiki/Hospitalismus)
Vgl. auch Deprivationssyndrom: "Als Deprivation (auch Deprivationssyndrom, anaklitische Depression) bezeichnet man in der Pädiatrie (Kinderheilkunde) die mangelnde Umsorgung und fehlende Nestwärme bzw. Vernachlässigung von Babys und Kleinkindern. Hospitalismus tritt häufig in Krankenhäusern, Säuglingsstationen und Heimen auf. Dauert die Deprivation länger an, kommt es zu psychischem Hospitalismus und zur Unfähigkeit, soziale Kontakte aufzubauen, dem Autismus ähnelndem Verhalten oder zu Sprachstörungen. " (http://de.wikipedia.org/wiki/Deprivation)

Fortsetzung ...

Monday, April 14 2008

Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol

Vor zwei Monaten wurde ich von einer der VeranstalterInnen des 11. Schwullesbischen Filmfestivals PINK APPLE in Zürich zu einer Diskussionsrunde zu Melanie Jilgs Film "Die Katze wäre eher ein Vogel" eingeladen (So 04.05. 18:30h Kino Movie). Im Film werden mehrere Zwischengeschlechtliche portraitiert, die ich persönlich kenne, der Film ist seit langem hier in der Blogroll verlinkt.

Neben der Regisseurin und einer Person aus dem Film würde man sich auch über "jemanden aus der Intersexcomunity der Schweiz" freuen, so die VeranstalterInnen. Kontext der Diskussion ("maximal 1/2 Std.") sei das "Thema der Intersexualität und deren Problematik in unserer engen rechtlichen Struktur" ...

In meiner Antwort-Mail kritisierte ich eine Praxis, die mir schon 2006 unangenehm aufgefallen war, als "Tintenfischalarm" mit Alex Jürgen in Zürich lief: Im Programm werden seit 2004 Filme jeweils mit "Geschlechtssymbolen" markiert. Dabei wird einmal mehr frech unser Zwittersymbol von LGBTs instrumentalisiert, wobei der Missbrauch zahlenmässig jedes Jahr zunimmt. Schaut mensch sich etwas im Programm um, kommt das Zwittersymbol in folgenden Konstellationen vor:
 

'Schwule Zwitterfilme' gay   

Beyond Vanilla gay zeigt und erklärt die harten Seiten der Sexualität. Interviews und handfeste «How-to-do»-Instruktionen führen den Zuschauer in die weite, fantasievolle Welt von Fetisch und S/M.

A Different War (Milhama a'heret) gay Die Rolle von König David wird beim Schultheater mit Noni besetzt – doch dieser würde viel lieber die Prinzessin spielen.

Paper Dolls – Bubot Niyar gay fünf transsexuelle Philippinos, welche in der Betreuung von betagten jüdischen Senioren Einsatz finden.


'Lesbische Zwitterfilme' lesb

Boy I Am lesb Frau-zu-Mann-Umwandlungen erleben in den USA zurzeit einen richtiggehenden Boom.

Working on it lesb ein Film über Geschlecht und Identität [nicht schon wieder ...] queere Strategien im weiten Feld sexueller Politiken

Queer Sisters in the Brotherhood lesb Eine kleine Hommage an die Handwerkerlesben

'Schwullesbische Zwitterfilme' gay lesb       

Gay ... et après? gay lesb Willkommen im Zeitalter der Post-Gay-Bewegung!

Be like others gay lesb Patientinnen und Patienten einer Umwandlungsklinik in Teheran

Out im Kino gay lesb Mit ihrem lesbisch-schwulen Filmlexikon «Out im Kino» haben Manuela Kay und Axel Schock ein für Europa einmaliges Nachschlagewerk geschaffen.


'Zwittrige Zwitterfilme' bzw. 'Nur Zwitterfilme'

Football under Cover Freundschaftsspiel zwischen der iranischen Frauen-Nationalmannschaft und dem Berliner Frauenbezirksteam Al-Dersimspor

F Scott Fitzgerald Slept Here Paul ist ein Transmann, der die Grenzen seines neuen Geschlechts auslotet wie andere den Tacho ihres neuen Autos.

Offerte Speciali Eine transsexuelle Kundin findet im Früchteregal etwas, das ihre kühnsten Vorstellungen übertrifft.
 

Auf meine Kritik an diesem Missbrauch wurde gerade mal mit einem ausweichenden Satz am Schluss der Mail reagiert:

Die Diskussion welche Zeichen welche Gender bezeichnen, wäre ja dann vielleicht eine die an diesem Filmabend geführt werden könnte....

Zugleich wurde versichert:

Dabei ist es uns sehr wohl bewusst dass, Transsexualität und Intersexualität nicht die gleiche Sache ist, wir haben in unserer Programmation auch immer sehr darauf geachtet diese 2 Themen nicht zu vermischen.

Na, klar, keine Vermischung – siehe die Beispiele oben ... – und noch dazu als Vorfilm zu Die Katze wäre eher ein Vogel ein weiterer 'Lesbischer Zwitterfilm' lesb , der einmal mehr mit Zwittern nix zu tun hat? Vielen Dank auch!

Und meine Bitte, "dieses Zeichen in Zukunft nur noch für Filme über Zwitter/Hermaphroditen/'Intersexuelle' zu verwenden", wurde natürlich ignoriert, wie das mittlerweile online gegangene Programm 2008 beweist.


Liebe Leute von Pink Apple!

Ihr habt dieses Jahr am 4. Mai in Zürich mit den Beiträgen

Die Katze wäre eher ein Vogel Vier intersexuelle Menschen erzählen von ihren Erfahrungen.

XXY [Sorry, "Thema Zweigeschlechtlichkeit"??? Und der "befreundete Chirurg" war einfach so "zu Besuch"??? Wart ihr im richtigen Film?]

gleich zwei 'Zwitterfilme' im Programm, die von vielen Zwischengeschlechtlichen geschätzt und begrüsst werden. Dies ist für uns ein Grund zu grosser Freude und dafür möchte ich mich herzlich bei euch bedanken!

Wenig Grund zur Freude ist hingegen die missverständliche Verwendung des Zwittersymbols in euren Programmen als Kennzeichnung für eine  Reihe von weiteren Filmen, die klar keine 'Zwitterfilme' sind (siehe oben).

Möglicherweise liegt dem eine Verwechslung der Begriffe "Intersexualität" und "Transgender" bzw. der dazugehörigen Symbole zu Grunde?
http://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender

Leider stiessen meine bisherigen Hinweise auf diese Problematik per Mail auf wenig Echo. Deshalb möchte ich euch auf diesem Wege freundlich bitten, die Verwendung der "Gendersymbole" in euren Programmen zu überprüfen.

Das Zwittersymbol® (biologisches Symbol für Zwitter) gehört den Zwischengeschlechtlichen / Zwittern / Hermaphroditen / "Intersexuellen"!

Wenn ihr es für "Transgender" annektiert mit der Begründung, "unter diesem Begriff das Thema Gender und Geschlecht in seinen diversen Erscheinungen thematisieren und sehr offen behandeln" zu wollen, reiht ihr euch ein in die lange Tradition der Zwitter-Instrumentalisierung und trägt aktiv zur Unsichtbarmachung von Zwittern bei, die das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst.

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden.

In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Das Zwittersymbol wird missbraucht, zu einem beliebig anwendbaren Abzeichen degradiert – je nach momentaner Genderattitüde oder Geschlechtslaune. Oder kann mir jemand sagen, was (zwangsoperierte) Zwitter mit Fussball spielenden Frauen oder sehnsüchtig wartenden Männern in "Umwandlungskliniken" gemeinsam haben?

Wir appellieren an eure Solidarität!

Nella


--> Dokumentation meiner Korrespondenz mit "Pink Apple"


Fortsetzung:


>> 2. Offener Brief an "Pink Apple"
>> Zwittersymbol-Klau: "Pink Apple" verweigert Dialog und lädt Betroffene von "Diskussion" aus ...  
>> "Pink Apple" - unser Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008 
>> Zwittersymbol: Pink Apple lenkt ein


Siehe auch:

- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002 (>> "Kolonialisierungskaskaden") 
- Einmal mehr: Kölner Frauenfilmfestival setzt "intersexuell" = transsexuell
- Helma Katrin Alter – transsexuell oder intersexuell?
- Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...
- Wikipedia vs. Zwitter
- Laura Armani – intersexuell oder transsexuell?
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"
- Hurra, es ist da – das neue Transschända
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"



XXY auf zwischengeschlecht.info:
      

XXY - Ein menschlicher Film über Zwitter

XXY - argentinischer Spielfilm über jungen zwischengeschlechtlichen Menschen

XXY - der Film: Schweizer Verleiher nimmt Problematik ernst

Thursday, February 7 2008

Antke Engel: "Ene mene meck ..." - Hamburger Frauenzeitung (1997)

Antke Engel

ene mene meck und du bist weg.
über die gewaltsame herstellung der zweigeschlechtlichkeit.

Hamburger Frauen Zeitung, No. 53, Herbst 1997, S. 26-28

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Seit geraumer Zeit bemühen sich Intersexuelle, als Menschen, deren Geschlecht nicht in einer Eindeutigkeit von entweder "männlich" oder "weiblich" aufgeht, Öffentlichkeit für ihre Erfahrungen mit familiären und gesellschaftlichen Tabus, Normalisierungszwängen und gewaltsamen medizinischen Praktiken herzustellen. Die bis ins 20. Jahrhundert hinein als Hermaphroditen oder entwertend als Zwitter kategorisierten, werden infolge des sogenannten medizinischen Fortschritts nicht nur pathologisiert, sondern zunehmend "wegtherapiert"(1). Heute eignen sie sich den Namen "Intersexuelle" als politische Kategorie an, nachdem sie oft lange Jahre unter einer erzwungenen Geschlechtszuweisung gelebt haben.

Die Infragestellung der rigiden binären und zwangsheterosexuellen Geschlechterordnung durch lesbischwule und feministische Theorie und Praxis hat zumindest einen begrenzten Rahmen für Sicht- und Existenzweisen geschaffen, die den geschlechtlichen und sexuellen Normen nicht gerecht werden wollen. Trotzdem existiert bislang so gut wie keinerlei Wahrnehmung, Wissen oder gar bestätigende Aufmerksamkeit für diejenigen, die eingespielte, dominante "Wirklichkeiten" und Wahrnehmungsraster verwirren.

Grenzen der Wahrnehmung

Die Verweigerung von Stimme und Sichtbarkeit in den Medien oder in Buchpubikationen verdoppelt die gesellschaftliche Ignoranz, die Intersexuelle gegenüber ihren Lebensrealitäten erfahren. Wie ist es zu erklären, dass die Medien diesem Thema mit derartiger Abwehr begegnen? Ist es deshalb so schwierig Öffentlichkeit herzustellen, weil es nicht nur darum geht, Akzeptanz für eine angebliche "Andersheit" zu erlangen , sondern weil Intersexuelle die "Normalität des Normalen" fragwürdig machen? Auch in feministischen Kontexten besteht nur begrenzt die Bereitschaft, die eigenen normativen Standards zu reflektieren, und Intersexuelle als mögliche TeillnehmerInnen feministischer Politik und Bewegungen anzuerkennen. Zwar werden inzwischen weitgehend einhellig Machtdifferenzen und Heterogenität unter Frauen betont - und damit auf eine vereinheitlichte Kategorie "Frau" verzichtet. Wer aber "Nicht-Frau" ist, scheint weiterhin klar zu sein. Eine Verwischung der Grenze stellt nicht nur für diejenigen Ansätze, die Politik im Namen von Frauen zu machen gedenken, sondern auch für diejenigen, deren Analyse und Perspektive in einer Geschlechterdifferenz gründen, eine Provokation dar. Doch selbst queerfeministische Kontexte, denen zwangsheterosexuelle oder sonstwie normierende Geschlechter- und Sexualitätskonstrukte ein Dorn im Auge sind, verstehen sich nicht unbedingt als Forum für die Anliegen Intersexueller.

Deutlich ist jedenfalls, dass sich feministische Medien für Genitalverstümmelungen als alltäglicher medizinischer Praxis in modernen westlichen Gesellschaften nicht interessieren, während - häufig rassistisch gefärbte - Beiträge über "unzivilisierte" Praktiken der Klitorisbeschneidung und Verstümmelung in einigen afrikanischen Staaten durchaus zum bewährten Repertoire zählen. Dabei ließe die Aufmerksamkeit für gewaltsame Geschlechtsvereindeutigungen im Rahmen westlicher Medizin sowohl diese ethnographischen Diskurse in anderem Licht erscheinen, wie sie auch die Diskussionen über sexuelle Misshandlungen von Kindern um einen bedeutsamen Aspekt erweiterte.

Allerdings scheint der Blick auf die Gewaltförmigkeit der Geschlechterverhältnisse augenblicklich sowieso nicht gerade hoch im Kurs zu stehen. Auch in feministischen Kreisen werden die Thesen zur Konstruiertheit und historischen Veränderung von Geschlecht häufig so interpretiert, dass eine Zufälligkeit, Freiwilligkeit und individuelle Definitionsmacht hinsichtlich der Geschlechtsidentitäten zu bestehen scheint. Geschlecht wird nicht selten verhandelt als eine Frage von Geschmack und Stil, die in veränderlichen Inszenierungen auf der Gesellschaftlichen Bühne zur Aufführung kommt. Einzig mangelnde finanzielle und kulturelle Ressourcen werden als (individuell) beschränkende Faktoren anerkannt, während die psychischen und körperlichen Spuren einer Lebensgeschichte oder soziale bzw. materielle Sanktionierungen bestimmter Existenzweisen scheinbar zu vernachlässigen sind. Demgegenüber lässt der Blick auf die medizinischen und sozialen Gewaltmechanismen, mittels derer Intersexuellen eine geschlechtliche Eindeutigkeit im Rahmen der Binären Ordnung aufgezwungen wird, die Rede von Freiwilligkeit, Wahl und spielerischer Veränderung zynisch erscheinen. Möglicherweise liegt einer der Gründe für die fortdauernde Ignoranz genau darin, dass die Zurkenntnisnahme der gesellschftlichen Praktiken gegenüber Intersexuellen, das befreiende Versprechen einer weniger schicksalshaften Bindung an die eigene Geschlechtlichkeit sehr fragwürdig machen würde.(2)

Eigentlich ist es absurd, dass aus queer-feministischer Perspektive fortwährend postuliert wird, dass Zweigeschlechtlichkeit weder naturgegeben noch notwendig sei, und doch diejenigen, die die gesellschftlichen Methoden zur Herstellung geschlechtlicher Eindeutigkeit am eigenen Leib erfahren, übersehen werden. Die Auseinandersetzung mit Intersexualität ermöglicht es aufzuzeigen, wie mühselig es ist, die scheinbar selbstverständliche Auffassung, es gäbe zwei, genau zwei Geschlechter und es sei "natürlich" entweder "Mann" oder "Frau" zu sein, mittels sozialer Technologien immer wieder abzusichern. Daß nur wenige die rigide geschlechtliche Norm tatsächlich erfüllen, bleibt ohne Bedeutung, denn es existiert ein breites Spektrum an Interventionen, begonnen bei selektiver Wahrnehmung bis hin zu gewaltsamen medizinischen Praktiken, die die Zweiheit als kulturelle Selbstverständlichkeit sicherstellen. Deutlich wird, dass Geschlecht nicht allein diskursiv oder psycho-sozial hervorgebracht wird, sondern gleichermaßen im direkten Zugriff auf die Körper.

Das Heilungsgebot

Imposed medical cures

Die Pathologisierung von Intersexuellen ist die Kehrseite der Medaille, dass welche in der Illusion schwelgen, geschlechtlich eindeutig zu sein und dem Normalitätsideal zu entsprechen. Die Pathologisierung kann somit als rhetorisch-praktischer Mechanismus verstanden werden, der verhindert, dass die binäre geschlechtliche Ordnung in Frage gestellt wird. Indem das Phänomen in den Begriffen von Krankheit und Fehlentwicklung formuliert wird, bestätigt sich indirekt die "Normalität", die via "Heilung" angeblich zu erreichen sei. Führt eine sich vor Augen, welch immense soziale Ausgrenzungseffekte auch die Krankheitszuschreibung und die Unterwerfung unter das Heilungsgebot beinhalten, so stellt sich die Frage, ob es nicht einfacher wäre, Kinder Erwachsene würden lernen, mit geschlechtlicher Uneindeutigkeit zu leben. Insofern dies noch nicht einmal als Denkmöglichkeit zugelassen ist, drängt sich der Eindruck auf, dass es bei den geschlechtlichen Regulierungen keineswegs um die Interessen der Beteiligten geht, sondern darum, die hierarchischen Geschlechterverhältnisse abzusichern, indem deren Verunsicherung verhindert wird.

Im Zuge der politischen Organisierung Intersexueller und der Kämpfe gegen rigide Geschlechter- und Sexualitätsnormen entstehen Sichtweisen, die das historisch und kulturell veränderliche und gleichzeitig doch zwanghafte Funktionieren von Geschlecht und Sexualität als soziale Konstruktion erklären. Das heißt auch, dass sich Interpretationsraster hinsichtlich dessen, wie Intersexualität verstanden wird, berändern. Statt als Pathologie, als eine krankhafte Abweichung, die in die Zuständigkeit der Medizin fällt, wird Intersexualität zu einem gesellschaftlichen und politischen Phänomen: einer Existenzweise, die mittels der binären Geschlechternorm zugleich hervorgebracht und "verboten" wird.

Welche Denk- und Lebensmöglichkeiten eröffnen sich, wenn eine davon ausgeht, dass Zweigeschlechtlichkeit ein gesellschaftliches "Ideal" darstellt, das sowieso nur wenige erfüllen, und dessen "Notwendigkeit" gesellschaftlich definiert ist? Was heißt das im Hinblick auf Möglichkeiten und Grenzen von Veränderung der Geschlechterverhältnisse und politische Strategien, die sich nicht auf Parodie und Maskerade, aber auch nicht auf eine toleranz-pluralistische Anerkennung des "Anderen" beschränken?

Akzeptanz oder Destabilisierung

Was Öffentlichkeitsstrategien betrifft, so lassen sich zwei Herangehensweisen unterscheiden: diejenige, die im Sinne einer sogenannten Minderheitenpolitik Anerkennung für Intersexuelle als einer "eigenen", somit wie auch immer bestimmbaren, gesellschaftlich unterdrückten Gruppe fordert, und diejenige, die die Aufmerksamkeit auf die Uneindeutigkeit, Veränderlichkeit und Widersprüchlichkeit geschlechtlicher und sexueller "Normalität" zu lenken und die Idealkonstruktionen zu destabilisieren versucht. Zwischen beiden Strategien besteht eine Spannung und eine gewisse Unvereinbarkeit, insofern erstere wiederum eine Identitätskategorie produziert, die zweitere als unhaltbare Vereinheitlichung kritisiert. Trotzdem macht es meiner Ansicht nach Sinn, beide im öffentlichen Raum nebeneinander zu inszenieren, statt sich um eine Entscheidung oder eine Synthese zu bemühen. Zumindest dann, wenn eine kein Interesse daran hat, der Illusion einer "politischen Wahrheit" hinterherzuhechten, sondern Politik als fortwährende Auseinandersetzungen versteht. Wohl aber ist es angebracht darüber nachzudenken, welche unterschiedlichen Effekte diese beiden Strategien erzielen, welchen Interessen sie genügen, wen sie ansprechen - um deren Differenz und Spannung verständlich und nutzbar zu machen.

Die medizinisch-wissenschaftliche Aufspaltung dessen, was zuvor als Hermaphroditismus benannt wurde, in etliche verschiedene Syndrome (vgl. Artikel von Birgit-Michel Reiter in diesem Heft), löst Intersexuelle als eigenständige Gruppe auf. Gemäß dem Prinzip des "teile und herrsche" verflüchtigen sich damit die Möglichkeiten, die gemeinsamen Unterdrückungs- bzw. Gewalterfahrungen und deren Systematik wahrzunehmen. Demgegenüber macht das identitätspolitische Agieren unter einem gemeinsamen Namen eine "soziale Gruppe" überhaupt sichtbar und lässt sprechende Subjekte, statt medizinischer Objekte, im Feld gesellschaftlicher Machtverhältnisse auftauchen. Dann wiederum aber greift eine Politik, die Intersexuelle als eigene Gruppe meint abgrenzen zu können, die Definition über die dominanzgesellschaftlich Abnormitätszuschreibung auf und setzt Intersexualität als "das Besondere". Es liegt allerdings ein Unterschied darin, ob dies in form einer Selbstermächtigung geschieht, die sich herausnimmt, Rechte zu fordern, oder in Form einer Fremdzuschreibung, die die Macht beansprucht, Rechte wahlweise zu verweigern oder zu gewähren. Ein Recht auf gesellschaftliche Anerkennung, auf Integrität und Identität zu fordern bzw. anders herum formuliert, Verletzung und Gewalt anzuklagen, wie dies aus marginalisierter Position heraus geschieht, bedeutet nicht, dass diese Forderungen universell, ahistorisch oder kontextlos seien. Sie können durchaus - und d.h. aus (relativ) dominanter Perspektive - unterstützt werden, ohne gleichwohl davon auszugehen, dass damit alle sich diese Konzepte von Anerkennung, Integrität und Identität zu eigen machen müssten.

Das Privileg der Normalität

Wie lässt sich aber darüber hinaus gleichzeitig ein kritischer und veränderungswilliger Blick auf die Funktionsweise der sogenannten Normalität richten, statt sie als Instanz zu bestätigen, die Recht gewährt und an die Forderungen zu richten sind? Die gesellschaftliche Ignoranz gegenüber Intersexuellen verweist auf anderes las nur Verlegenheit oder Verunsicherung gegenüber der/dem "Anderen", denn das andere als "Anderes" lässt sich mittels eines Toleranzkonzepts durchaus integrieren, ohne die bestehende Ordnung ernsthaft zu verwirren. Was aber ist, wenn deutlich wird, dass die "Sicherheit" der eigenen Identität auf der Ausgrenzung anderer Identitäten beruht? Die Konfrontation mit Intersexualität stellt die Stabilität der eigenen binär verorteten Identität in frage und rückt den Zwang zur geschlechtlichen Vereindeutigung als Mittel zur Aufrechterhaltung hierarchischer Geschlechterverhältnisse in den Blick. Genau darin liegt die Bedrohung für die Dominanzkultur. Vielleicht aber auch die Chance, das Privileg der Normalität zu problematisieren. Erst dann kann über Koalitionsmöglichkeiten (und Interessendifferenzen!) verhandelt werden, die zwischen denjenigen, die sich selbst mehr oder minder ungebrochen in der binären Geschlechterdifferenz verorten können und denjenigen, denen dies nicht gelingt, bestehen. Intersexualität als Produkt einer rigiden binären Geschlechterordnung zu verstehen und es gleichwohl in seiner konkreten, je spezifischen, je individuellen Gelebtheit und als eine historische Existenzwiese anzuerkennen, bietet Anlaß für eine Infragestellung und Widerständigkeit gegen die normative Zweigeschlechtlichkeit.

Antke Engel

Anmerkungen:

(*) Ich danke Birgit-Michel Reiter für ihren/seinen Artikel sowie die Gespräch, die wir per Telefon und e-mail geführt haben. Ohne diese Anregungen, Entgegnungen und kommunikativen wie intellektuellen Verwicklungen wäre ich nicht dazu gekommen, mich der Auseinandersetzung mit Intersexualität zu stellen, noch hätte ich diesen Artikel schreiben können. Viele meiner Gedanken knüpfen direkt an Birgit-Michels Text an bzw. greifen ihn wieder auf, weshalb es sich empfiehlt, ihn vorweg zu lesen. Obwohl ich mich seit mehreren Jahren denkend und schreibend um eine Denaturalisierung und Destabilisierung der rigiden Zweigeschlechterordnung bemühe, hat sich etwas in mir geweigert, mich mit der Gewaltförmigkeit der Definitionsmacht und der medizinischen Praktiken zu konfrontieren, die diejenigen erfahren, deren deren zweigeschlechtliche Kategorisierung nicht mit der üblichen unhinterfragten Selbstverständlichkeit erfolgt ist. Über die Veränderung meines Blicks freu ich mich !

(1) Geht eine von den juristischen Gegebenheiten aus, so gibt es heutzutage schlichtweg keine Hermaphroditen mehr. Eine geschlechtliche Eindeutigkeit ist im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaftsordnungen zwingend notwendig: mensch ist entweder Frau oder Mann - kein Entkommen.

(2) Was in ähnlicher Weise vielleicht auch für das gegenwärtige Desinteresse an Vergewaltigung, sexueller Mißhandlung von Kindern, Pornographie oder der zunehmend offeneren Gewalt gegen Lesben und Schwule gilt, deren Bedeutung für die Konstituierung von Geschlechtern und Sexualitäten kaum diskutiert wird.

Siehe auch:
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)

Tuesday, February 5 2008

Wegen Zwitter-Prozess: Druck auf Ärzte wächst

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pünktlich zur Fortführung im "Zwitterprozess" am 6.2. gegen den Chirurgen, der Christiane Völling verstümmelte, erscheint im schweizer Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2008 nebst einem Artikel zum Prozess ein Interview mit Karin Plattner, der Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Präsidentin der schweizerischen Eltern-Selbsthilfegruppe. Darin schildert sie, wie es Eltern und Kind nach der Geburt erging:

Nach drei Wochen sagten uns die Ärzte, von den Chromosomen her sei es ein Knabe, aus dem eher weiblichen Genitale könne man aber nie einen Buben machen. Darum sei eine Geschlechtsanpassung zum Mädchen angesagt.

Als erstes "entnahmen" die Mediziner "einen Monat nach Geburt die Geschlechtsdrüsen [...], die für die Hormonproduktion im Körper verantwortlich sind, weil es hiess, sie sei entartungsgefährdet". Ausser in Ausnahmefällen zwar nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit als z.B. Prostata und Brüste bei normalen Männern und Frauen auch. Bloss kriegen das Eltern und Betroffene von Chirurgen nach gängiger Praxis nie gesagt.

das Verrückte war, dass uns die Ärzte lieb zuredeten, das sei operativ kein Problem, man könne da gut ein Mädchen daraus machen, und mit der entsprechenden Erziehung werde alles gut.

So schon mal halb weichgeklopft, sollen die Eltern als nächstes der Zwangszuweisung zustimmen. Doch für einmal kam es anders:

Kurz danach sagte man uns, bald folge der nächste Eingriff am Genitale, um ein richtiges Mädchen aus dem Kind zu machen. Da begann ich Fragen zu stellen. Was heisst das? Gibt es vergleichbare Fälle?

Als ich herausfand, dass es nach der Operation des äusseren Genitales vielleicht nie Gefühle oder Lust empfinden kann, sagte ich, ja hallo, das geht zu weit. Wenn alles nur eine kosmetische Sache ist, kann ich nicht dahinter stehen. Dann soll mein Kind bleiben, wie es ist. Medizinisch ist das in unserem Fall absolut problemlos. Und später kann es selber entscheiden, ob es eine Geschlechtsanpassung machen lassen will oder nicht. [...] Hauptsache, sie fühlt sich wohl!

Auch heute noch haben neugeborene Zwischengeschlechtliche meist weit weniger Glück, sprich werden nach wie vor möglichst rasch dem "gesamten Programm" unterzogen. Und wenn jemals, wie z.B. jetzt vor dem 2. Prozesstag in Köln, in der Öffentlichkeit die Kritik an Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen an Zwischengeschlechtlichen etwas lauter wird, beeilen sich die Mediziner zu versichern, mittlerweile sei das "alles ganz anders", diese grausligen Praktiken längst Vergangenheit. Heute würden die Mediziner nämlich ausnahmsweise auch mal 5 gerade bzw. ein uneindeutiges Genital unoperiert stehen lassen.

Noch ist man von der Anerkennung eines «dritten Geschlechts» weit entfernt. Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen, wenn es sich medizinisch vertreten lässt». Das Magazin 36/2007

Sprich gerade mal dann und nur dann, wenn ausserdem die Elten sich absolut quer und noch dazu auf den Kopf stellen. Und sonst nicht. Menschenrechte? Auch für solche? Wäre ja gelacht!

Kinderpsychiater Dieter Bürgin: «Ein intersexuelles Kind erschreckt uns, weil es unser Weltbild in Frage stellt. Darum besteht das Bedürfnis, möglichst bald eine klare Situation zu schaffen.» Komme hinzu, dass Kinderärzte entsprechende Operationen «als chirurgische Herausforderung sehen».

Eine "Herausforderung", der offensichtlich noch so mancher Mediziner nur allzugern erliegt (sofern es sich nicht um sein eigenes Genital handelt, versteht sich). Immerhin, während Mediziner Schwöbel in der "Rundschau" noch fromm von der "Naturgewolltheit" der Zwangszuweisungen phantasierte, beginnt er mittlerweile verdächtig zurückhaltend zu formulieren -- auffallend eifrig drauf bedacht, den Schwarzen Peter sogleich weiterzureichen:

Marcus Schwöbel, Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik Luzern, der bei rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen beteiligt war, bestätigt dies. «Die Herausforderung ist aber nicht der chirurgische Akt an sich, sondern der Anspruch, für das Kind und seine Eltern den bestmöglichen Weg zu finden.» Es seien meist die Eltern, die dringend wünschten, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen, er dränge niemals dazu.

Als ob Eltern generell befugt wären, ihren Kindern nach Belieben Körperteile ab- oder umschneiden zu lassen. "Hallo, Herr Doktor, ich hätte eigentlich lieber ein Kind ohne Arme und Stimmbänder!" -- "Kein Problem, erledigen wir sofort! Endlich mal wieder eine Herausforderung!"

Immerhin, den Pfusch an Christiane Völling finden auch Schweizer Mediziner krass:

Primus Mullis, Professor für Endokrinologie am Inselspital Bern begrüsst den Prozess in Köln: «Es ist eine Katastrophe, was diesem Menschen angetan wurde».

Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustüre. Hauptsache, der Fall ist nur ein Einzelfall und es geht nicht ums Prinzip.

Dabei liegt die Menschrechtswidrigkeit der Zwangsoperationen klar auf der Hand und wird kaum zufällig von RechtsprofessorInnen und EthikerInnen seit Jahr und Tag immer wieder betont. Auch in der Schweiz. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, einmal mehr:

«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig.»

Der Abschaffung dieser menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen könnte nun Christiane Völlings Prozess endlich zum Durchbruch verhelfen. Besonders Chirurgen mit 50, 100, oder gar 200 oder noch mehr Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen auf ihrem Gewissen dürften sich im Geist die Rechnung schon mal gemacht haben, was sie ihre gesammelten Sünden in Franken und Euro vor Gericht so etwa kosten könnten ...

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Nämlich, wie Schwöbel schon in der "Rundschau" verriet, dann müsste er sich in Zukunft zwei mal überlegen, ob eine solche Operation an einem Kind auch wirklich 30 Jahre lang "wasserdicht" sei. D.h. bis die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Auf gut Deutsch: Erst, wenn die Mediziner damit rechnen müssen, dafür gerichtlich belangt und verurteilt zu werden, werden sie keine Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen mehr durchführen. Vorher nicht. Dass die Verstümmelten meist ein Leben lang an den Zwangseingriffen leiden, kümmert sie in der Regel offensichtlich nicht -- oder zumindest zu wenig. In diesem Zusammenhang weiter auffällig, dass bei Zwangsoperationen die im Medizinerbetrieb sonst üblichen Nachuntersuchungen inkl. Erfassung der Sterblichkeit 5, 10, 20 Jahre usw. nach dem Eingriff traditionell ausbleiben. Anders wäre die "eklatant hohe" Behandlungsunzufriedenheit der Zwangsoperierten schon längst publik geworden.

Aktuell gibt es ein einziges Land auf der ganzen Welt, in dem Zwangoperationen für Zwischengeschlechtliche endgültig der Vergangenheit angehören. In Kolumbien beschloss 1998 das oberste Gericht, Zwangszuweisungen seien strafrechtlich zu verfolgen, mit dem Ziel, "Eltern zu zwingen, die Interessen ihrer Kinder über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen" (zit. n. Milton Diamond, unveröff. Manuskr., Forum 30.1.08).

Umso wichtiger wäre es, dass der Kölner Richter standhaft bleibt und dem Drängen der Mediziner-Lobby hinter den Kulissen nicht nachgibt. Auch wenn zu befürchten ist, dass er vor den Implikationen einer Verurteilung zurückschreckt und deshalb die Menschenrechte aller Zwangsoperierten auch der Zukunft einmal mehr mit Füssen tritt. Und so aus letztlich finanziellen Gründen ein kolossales Unrecht weiterbestehen lässt, das allein in Deutschland täglich ein weiteres Opfer fordert.

nachtrag:
--> Das ganze Interview jetzt online
--> "Intersexueller [sic!] klagt seinen ehemaligen Arzt an"

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Tuesday, January 29 2008

Flugblatt zur Demo Köln 6.2.08 08:30h

Pünktlich zum "Interdisziplinären Forum zur Intersexualität" morgen in Hamburg: Das Flugblatt des Vereins "Intersexuelle Menschen e.V." zur Demo eine Woche später am Mittwoch 06.02.2008 um 08:30h vor dem Landgericht in Köln!

Als pdf zum downloaden, lesen, zu Hause oder im Kopierladen ausdrucken, verteilen, auflegen ... Dank an alle, die sich für Christiane und gegen Zwangsoperationen einsetzen!

Nella & Seelenlos


https://blog.zwischengeschlecht.info/public/Flugi_Koeln_6-2-08.pdf


Ausschnitte aus dem Flugi-Text:


Lebenslanges Leiden an genitalen Zwangsoperationen

Jedes 2000. Kind wird als Intersex geboren, d.h. es weist Merkmale beider Geschlechter auf. Diese Kinder werden in der Regel vor dem 2. Lebensjahr ohne ihre Einwilligung an ihren uneindeutigen Genitalien zwangsoperiert und danach systematisch angelogen. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden. [...]


Warum Christiane Völling vor Gericht geht

[...] Erst mit 16 entdeckten die Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist. Sie wurde darauf  gedemütigt, angelogen und unter Druck gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. [...] Hätten die Ärzte mit Christiane geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie heute glücklich sein und sogar Kinder bekommen. Der Chirurg, der mit seinem Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper unwiderruflich verstümmelt hat, steht nun wegen Körperverletzung vor Gericht.
--> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten


Schikanen nach Strafanzeige

Christiane Völling fordert nicht nur Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr mittels Skalpell aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und gemäss ihrem biologischen Geschlecht als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geburtsgeschlechts. Theoretisch in beiden Fällen eine Formsache. Beide Anliegen stossen jedoch bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand. [...]
--> ausführlicher Bericht dazu


Zwischengeschlechtliche wehren sich!

Die Tabuisierung von zwischengeschlechtlichen Menschen hat das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Betroffene lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor zwischengeschlechtliche Kinder und Erwachsene stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit entstehen kann. Zwischengeschlechtliche fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der betroffenen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.

[...]

Tuesday, December 25 2007

Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...


[das ist das erste posting, das von meinem freund seelenlos unter eigenem autorenkonto hier erscheint. wir haben schon vorher gemeinsame postings verfasst. seelenlos ist ein "normaler" XY und hat mich bei der entstehung dieses blogs und auch mit der vorbereitung der demo für christiane sehr unterstützt. ohne ihn hätte ich das alles wohl nicht geschafft. danke und willkommen! - nella]



einmal mehr wird auf indymedia ein artikel über zwitter von transexuellen dazu benutzt, werbung in eigener sache zu betreiben, auch mittels diffamierender vorwürfe ("halbwahrheiten"), während andrerseits auf das auch allerkleinste zeichen von solidarität mit der alles andere als einfachen situation z.b. zwangsoperierter intersexueller (bewusst?) verzichtet wird.

die meisten zwischengeschlechtlichen menschen haben ein starkes und legitimes bedürfnis, sich gegen transsexuelle abzugrenzen. die individuellen begründungen sind so vielfältig wie die "intersexuellen" selbst und ihre erfahrungen mit menschen, die sich als "transsexuell" bezeichnen, aber alles andere als pauschal und unreflektiert. nachfolgend einige auszüge mit links zu den vollständigen texten:


Was ist der Unterschied zu „Transsexualität“?
 
Menschen mit nicht eindeutigem Geschlecht dürfen nicht mit Transsexuellen verwechselt werden, die biologisch eindeutig Mann oder Frau sind. Transsexuelle leiden darunter, dass ihr körperliches Geschlecht nicht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt.
 
Presseheft "Tintenfischalarm"



Intersexuelle Menschen? DSD ? Freigeschlecht? Zwischengeschlechtlich?

[...] Ich lehne den Begriff "Intersexualität" schon deshalb ab, weil er in der deutschen Sprache mit SEX bei Unaufgeklärten falsche Assoziation auslöst. Mit Sex (und es ist mir bewußt, dass das im Englischen " Geschlecht" ist) hat der Zustand der Zwischengeschlechtlichkeit nichts zu tun.

Der Gipfel medizinischer Pathologisierung mündet im Begriff DSD. Die Disorder zeigt die Absicht. Es wird zwar behauptet, es wäre die Besonderheit gemeint, es wird aber als Störung definiert. [...]

Um die Paralleldiskussion zur Transsexualität auf zu nehmen.... Auch zu dieser Gruppe sind wir nicht dazugehörig. Viele intergeschlechtliche Menschen wurden aus Beweggründen die in der Pathologisierung der Besonderheit und aus ideologichen Gründen, die ihre Ursprünge im nationalsozialistischem Gedankensumpf ihren Ursprung haben, transsexualisiert, verschnitten und kastriert. Schon aus Gründen der Gewalt, die diese Gruppe zulassen muss, führen für mich zur Ablehnung. Ich lehne diese Menschen nicht ab, dass dies klar ist, aber ich fühle mich der Gruppe nicht zugehörig.

Ich bin auch kein "Freigeschlecht", denn ich habe keine Wahl, ich bin schon.

Ich fühle mich wohl in der großen Gemeinde der inter- und zwischengeschlechtlichen Menschen. Das tut mir nicht weh, zwischengeschlechtlich geboren zu sein, das läßt mir Luft für meine eigene sexuelle Orientierung, meine Identität. Intergeschlechtlicher Mensch als Teil der Spezies Mensch....

nolderot auf http://zwitter.twoday.net/stories/4304666/



Revision "Problem Zwischengeschlechtlickeit"
Diese Grafik ist meine persönliche Hypothese. Ich stelle keinen Anspruch auf Gültigkeit meiner kleinen persönlichen Meinung. Sie spiegelt eben die Meinung eines Biozwitters wieder. [...]

Ja, es ist sehr unschön, wenn ein Mensch, der mit eindeutigen Genitalien geboren wurde, sich aber durch chemische Wundermittelchen in einen Zustand von Zwittrigkeit katapultiert hat, behauptet, dass er mehr intersexuell ist als ein AIS Mensch, der sich als Frau fühlt und auch also solche lebt. Immerhin liegen zwischen den Erfahrungen, seien es im medizinischen, psychischen wie auch familiären Bereich Welten.
Heute gehe ich von der Grundannahme an, dass auf psychologischer Ebene jedes Kind als intersexuell zur Welt kommt. Was einen zum Mann oder zur Frau macht sind viele Faktoren. Zum Beispiel genetische und hormonelle Faktoren, jedoch genauso die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht, die missbrauchte Kinder jedoch oft nicht machen, gesellschaftliche Faktoren, die sich auf die Umwelt, die Erziehung und die geschlechtliche Prägung des Kindes auswirken und so schlußendlich einen Menschen Formen, der seine Geschlechtlichkeit lebt bzw. auslebt. Vieles kann dazu Beitragen, dass sich jemand nicht mit seinem körperlichen Geschlecht identifizieren kann und sich so zum trassexuellen Menschen entwickelt.

[...]

Ist das nun alles eine Frage der eigenen Emazipation und Toleranz? Sind transsexuelle Frauen die besseren Feministinen? Sind 'Pseudointersexuelle' die besseren Intersexuellen? Sind Transmänner die männlicheren Männer? Reden Transfrauen mit normalen Frauen über ihre in der fantasie existierende Menstruation?
Ja, 'pseudohermaphroditismus masculins bzw. feminus', eine unschöne Bezeichnung für keine 'echten Hermaphroditen' wie ich laut altem Lehrbuch auch einer bin.
Vielleicht finden wir ja doch noch eine neue Verwendung für diesen lateinischen Begriff um uns erneut von anderen abzugrenzen.

Heute weiß ich woraus mein Transsexuellenhass resultiert.
Es ist wohl doch ein Mix aus Angst vor dem Fremden und etwas Neid gewesen der mich vor über einem Jahr dazu veranlasste diesen Beitrag zu schreiben.
Vielleicht würde ich heute das Gespräch suchen, wenn sich wieder jemand als 'psychisch intersexuell' bezeichnend Anschluss sucht. Vielleicht würde ich klarer herausarbeiten was Intersexualtät ist und um was es geht und dass es doch eigentlich etwas ist, von dem ein Fünkchen wohl in jedem Menschen steckt, doch nur wenige werden auch mit körperlich uneindeutigen Geschlechtsorganen geboren und erleben so ihre Intersexualtät anders und intensiver als jemand, der meint, dass er sich auch als Zwitter fühlt.

interlife auf http://livingintersex.twoday.net/20060826/



Intersex-Aktivismus, Transgender und die Koalitionsfrage

[...] Da der Begriff Transgender einmal als Umbrella-Term für all jene, die ihre Geschlechtszuweisung bei der Geburt als nicht bindend empfinden, gebraucht wird, aber eben auch als identitäre Selbstbeschreibung für nicht-binäre Geschlechter, kommt es selbst innerhalb der Queer Community oft zu Verwechslungen, indem Transgender mit Transidentität oder Transsexualität gleichgesetzt wird.
Dies ist falsch: Transsexuelle oder Transidente werden zwar unter dem Oberbegriff Transgender gefasst, allerdings wollen diese von einem Geschlecht in ‚das andere’ hinüberwechseln. Dazu gibt es in Deutschland auch rechtlich mit dem Transsexuellengesetz (TSG) die Möglichkeit. Transgender (als Identitätsbegriff) bezeichnet Menschen, die sich jenseits von oder zwischen männlich/weiblich verorten. Einige wollen ihren Körper mittels Hormonen oder Operationen verändern, andere nicht.

Intersex kommt hier erst einmal gar nicht vor, da die Problematik eine ganz andere ist. Einmal handelt es sich meistens um Kleinkinder oder Jugendliche, die ungefragt und von Außen einem Geschlecht zugewiesen werden. Erwachsene Intersexuelle sehen oft auch keinen Zusammenhang mit Trans, teils aus einer bewussten Abgrenzung heraus, da es eben zu den genannten Verwechslungen kommt, aber auch, um die eigene Erfahrung sichtbar zu machen. [...]

Wenn bei Transidenten Intersexualität festgestellt wird, vereinfacht sich der Weg des TSG, da die Gutachterpraxis wegfällt. Also ist aus der Sicht von Psychologen und Medizinern ein ‚biologischer Grund’ die ‚bessere’ Rechtfertigung für die Entscheidung eines Menschen, sein Geschlecht zu ändern. Vielleicht aus einem ähnlichen Grund wird in Transkreisen immer häufiger von Trans als psychischer Intersexualität und durch Hormongaben und Operationen „gemachten" Intersexkörpern gesprochen.
Dies ist aus Transgendersicht vielleicht verständlich [...]. Doch aus der Sicht von zurechtoperierten Zwittern ist eine Aneignung von medizinischen Labels eher fragwürdig bis kontraproduktiv [...]. Ebenso entstehen dadurch in der Öffentlichkeit weitere Missverständnisse und Vorurteile. [...]

Die Eingliederung des „I“ in LGBTQ

In den USA wird diskutiert, welche Probleme die Eingliederung von Intersex in Queer/Homo/Trans-Politiken mit sich bringt. Da es meist die Eltern sind, die sich mit dem Geschlecht ihres Kindes auseinandersetzen müssen, besteht die Gefahr in der Vorstellung, Intersexualität hätte etwas mit Homo- oder Transsexualität zu tun, so dass diese (homophoben und transphoben) Eltern umso schneller ihr Kind „normalisieren" lassen wollen und sich für chirurgische Eingriffe entscheiden.
Ein weiterer Einwand ist, dass eine Eingliederung von Intersex in LGBT noch nicht garantiert, die besonderen Probleme um Intersex auch zu thematisieren und Ressourcen für Hermaphroditen zu schaffen. Insbesondere die grundsätzlichen Fragen der Menschenrechte um die körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung könnten in den allgemeineren Forderungen der LGBT zu Antidiskriminierung und Homo-Ehe eher untergehen. [...]

Natürlich gibt es auch Gemeinsamkeiten: [...] Allein aus diesem Grund wäre eine gemeinsame Politik (zumindest an diesen Schnittstellen) von Homo/Queer/Trans/Inter und weiteren marginalisierten Gruppen wünschenswert und notwendig.

ins a kromminga auf http://www.genderfreenation.de/gfnneu/texts.html >>> im menü links auf "TRANS-INTER-KOALITIONEN?" klicken.



Kommentar bei "Die Rede von der psychischen Intersexualität"

Der Beitrag von Tina tut weh, zeigt jedoch die Problematik genau auf: Auf der einen Seite werden körperliche Veränderungen herbei gewünscht und werden mit allen Mitteln erkämpft, auf der anderen Seite kämpfen wir zwischengeschlechtlichen Menschen für die körperliche Unversehrtheit. Uns könnte der Kampf um Würde und Selbstbestimmung verbinden. Aber...
Claudia Langs Buch als Schwachsinn zu bezeichnen zeugt allerdings von provokanter Streitsucht. Und von einem Niveau, auf das ich mich als Zwischengeschlechtlicher nicht herunter begeben werde. Mit Beiträgen, die dem von Tina ähneln, erstickt man jede Annäherung. Und wenn nichts mehr hilft, wird auch noch die Praktik der Nazis beschwörend herbei zitiert. Tina, du hast den Knall nicht gehört: Zwitter wurden auch im 1000jährigem Reich vernichtet... Da hat keine Gruppe ein Exklusivrecht drauf.

Also : gehe jeder seiner Wege und setzte seinen Kampf fort. Einen weiteren Kontrollverlust wird kein denkender traumatisierter zwischengeschlechtlicher Mensch zulassen.

lucie auf https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2007/12/11/Die-Rede-von-der-psychischen-Intersexualitat#c5993074


diese abgrenzung zwischengeschlechtlicher menschen gegen transsexuelle geschieht (wie auch in den oben verlinkten texten beschrieben) aus zwei gründen:

1. viele transsexuelle werfen (zwangsoperierten!!!) zwischengeschlechtlichen vor, sie hätten's ja eigentlich gut, da sie nicht um operationen zu kämpfen brauchten -- auch hier auf diesem blog (!!!): "Ist ja auch kein Problem, wenn man selbst als Intersexuelle/r anerkannt ist und nicht um medizinische Maßnahmen kämpfen muss." ein vorwurf, den auch die regelmässig hier kommentierende kim (die zwischendurch auch als "anja" unterzeichnet) "als selbst Betroffene, tatsächlich nachvollziehen" kann ( trotz der "ersteinmal sehr heftigen äusseren Form").

ähem,  es gibt dinge, die sind wohl mehr als nur "sehr heftig", sondern schlicht jenseits. einem genital zwangsoperierten menschen (noch dazu auf einem IS-blog) zu sagen, eigentlich müsse sie froh sein, dass sie problemlos zwangsoperiert und -kastriert wurde, gehört definitiv dazu, auch für mich als "normaler" XY. kein wunder, halten sich zwischengeschlechtliche menschen vorzugsweise in geschlossenen foren auf.

2. praktisch allen zwischengeschlechtlichen menschen stösst es sauer auf, dass sie in den medien und in der öffentlichkeit regelmässig mit transsexuellen "verwechselt" werden. nicht zuletzt, weil viele transsexuelle das label "intersexuell" kurzerhand für sich selbst beanspruchen, desgleichen auch das zwittersymbol. wie z.b. kim nebst auf indymedia u.a. auch in einem artikel in der taz über lucie (unten auf "kommentare klicken) und last but not least regelmässig auch hier auf diesem blog. zum zwittersymbol vgl. z.b. das logo von kims transsexuellen-homepage. (nachtrag 28.2.08: das logo wurde inzwischen geändert. danke!)

deshalb: wie wärs zur abwechslung mal mit etwas einfühlungsvermögen in die anliegen intersexueller, hier und auch anderswo? oder gar ein kleines zeichen von solidarität? bitte, nur ein kleines bisschen? danke.

(offensichtlich ein anliegen, das mitunter auf taube ohren stösst, wie in den kommentaren des erwähnten indymedia-artikels, wo die ursprüngliche fassung dieses texts zuerst stand, anschaulich verfolgt werden kann ...)



Thursday, December 20 2007

Pressespiegel 12.12.07

Bild: Die Linkszeitung

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Prozess und die Demo in Köln brachten eine noch nie dagewesene Resonanz in der Öffentlichkeit zum Thema genitale Zwangsoperationen an Zwittern. Bleibt zu hoffen, dass dies (nach dem Kampf von Michel Reiter um Anerkennung des Geschlechts "Zwitter" in München, der Ausstellung 101-intersex in Berlin und einigen Dok-Filmen aus D und A, z.B.  "Tintenfischlarm") lediglich der Anfang war ...

AUSGEWÄHLTE ARTIKEL PRINT / ONLINE:


Totaloperation ohne Einwilligung? Patientin verklagt Operateur

"Warum der Operateur Völlings Eierstöcke und Gebärmutter damals in 1977 in einer Kölner Klinik entfernte, anstatt die offensichtliche Fehldiagnose auf entartete Hoden in Frage zu stellen und Völling vom Fluch der irrtümlichen Zwangszuweisung zum männlichen Geschlecht zu befreien, ist unklar. Der Beklagte war beim Verhandlungstermin nicht anwesend. Laut seinem Anwalt kann er sich nicht mehr an den damaligen Vorgang erinnern, die Akte mit dem OP-Bericht ist verschwunden."

"Die fehlende Aufklärung und die folgerichtig ebenfalls fehlende schriftliche Einwilligung Völlings in die OP sind die zentralen Punkte der Klage, die Richter Reiprich nun beschäftigt, und die möglicherweise einen Präzendenzfall schafft."

"„Hier wurde ein Volljähriger ohne Wissen und ohne Aufklärung verstümmelt“, bringt er die Tatsachen auf den für die Gegenseite wunden Punkt, an dem es kein Vorbei gibt, und hebt den „entscheidenden Hinweis des Vorsitzenden Richters“ hervor, dass „schon die Verletzung der Aufklärungspflicht urteilsrelevant“ sei."

"Umso drängender fordern die Betroffenen, von denen einige am 12. Dezember vor dem Landgericht demonstrierten, dazu auf, mit der gängigen Praxis der zwanghaften, oft chirurgisch unterstützten Geschlechtszuweisung Schluss zu machen."

Die Linkszeitung, 16. Dezember 2007



Intersexuelle kämpft für Selbstbestimmung

"Für die Klägerin sowie für die schätzungsweise zwischen 80 000 und 100 000 in Deutschland lebenden Intersexuellen geht es jedoch darum, dass nicht andere, wie etwa Hebammen, Ärzte oder Eltern, die Entscheidung zwischen A und B fällen. Sondern dass Selbstbestimmtheit möglich wird, sofern es die gesundheitliche Situation zulässt; dass der Mensch selbst entscheidet, ob er Mann, Frau oder Zwitter sein möchte."

Der Westen, 12. Dezember 2007



Intersexualität - was heißt das?

"Nach Schätzungen leben in Deutschland bis zu 100000 Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit uneindeutigem Geschlecht oder abweichender Geschlechtsidentität. Mediziner und Selbsthilfegruppen sprechen von einem sehr komplexen Phänomen und einer Vielzahl von Varianten und Erscheinungsformen."

"Intersexualität hat nichts zu tun mit Transsexualität oder Transvestiten. Transsexuelle haben eindeutige Geschlechtsmerkmale, wollen aber ihr Geschlecht ändern. Transvestiten fühlen sich in der Kleidung des anderen Geschlechts wohl."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007



Prozess ohne Beispiel

"Viele medizinische Fehler. Rechtsanwalt Georg Groth sagte, der beklagte Chirurg sei nicht der alleinVerantwortliche für das Schicksal seiner Mandantin. Von Geburt an habe es eine Reihe von medizinischen Fehlern gegeben. „Aber der Beklagte ist ein wesentliches Glied in der Kette und hat das gefährliche OP-Besteck geführt“, betonte Groth. Wegen der Verjährungsfristen könne nur noch der Chirurg belangt werden, der den Eingriff im Jahr 1977 vorgenommen habe."

"Es müsse geklärt werden, ob die damals 18-Jährige ausreichend aufgeklärt und über Alternativen zur OPinformiert worden sei. Ihr sei „bewusst verschwiegen worden“, dass sie vom Chromosomensatz her eindeutig weiblich sei."

Ruhr Nachrichten, 12. Dezember 2007

[Obige 2 Artikel basieren auf einer dpa-Pressemeldung, die in Dutzenden von Zeitungen abgedruckt wurde.]



Durch OP zum Mann gemacht: Krankenpflegerin verklagt Arzt

"Nach einem jahrelangen Leidensweg als Zwitter und einem unfreiwilligen Leben als Mann hat eine Krankenpflegerin einen Chirurgen in Köln verklagt. In dem bundesweit beispiellosen Fall verlangt die 48 Jahre alte Klägerin 100.000 Euro Schmerzensgeld, da der Arzt ihr vor 30 Jahren intakte Eierstöcke und Gebärmutter ohne vorherige Aufklärung entfernt habe. Das warf die Frau dem ehemaligen Mediziner einer Kölner Klinik zu Beginn des aufsehenerregenden Zivilprozesses vor dem Kölner Landgericht vor. Das Gericht sprach von einem besonders schwierigen und problematischen Fall."

n-tv, 12. Dezember 2007



Das verordnete Geschlecht  [ähm, eigentlich der Titel eines Dok-Films über Michel Reiter und Elisabeth Müller 2001]

"Sie wurde als Junge erzogen, und erst 17 Jahre später stellten die Ärzte fest, dass sie zwei X-Chromosomen hat, also weiblich ist. Trotzdem entnahm man ihr ein Jahr später Gebärmutter und Eierstöcke. Und man gab ihr Hormone, damit sie weiter zum Mann wurde."

"Selbsthilfegruppen sehen den Prozess nun als Präzedenzfall. Auch anderen wurde ein Geschlecht zugeteilt, das ihnen ein Leben lang fremd blieb."

Süddeutsche, 12. Dezember 2007



Ein Leben lang im falschen Körper

"Allerdings gibt es da noch einen Brief vom 5. Juni 1979, in dem der Chirurg sich an die Musterungsstelle der Bundeswehr wandte – mit der Bitte, Völling nicht einzuziehen, weil dieser "genotypisch weiblich ist". "Völling", so schrieb der Arzt damals weiter, "ist aber über das Ausmaß der Erkrankung noch nicht vollständig informiert worden". Die Diagnose solle dem Patienten deshalb "auf keinen Fall mitgeteilt werden"."

Wiener Zeitung, 12. Dezember 2007



Frau erwachte nach OP als Mann

"In einem Zivilprozess fordert eine 48-jährige Krankenpflegerin, die bei ihrer Geburt fälschlicherweise als Junge eingestuft wurde und auch so aufgewachsen war, von einem Chirurgen Schmerzensgeld in Höhe von 100 000 Euro. Der Mediziner hatte 1977 der damals 18-Jährigen Eierstöcke und Gebärmutter entfernt. Die Klägerin wirft ihm vor, sie nicht umfassend über die Folgen des Eingriffs und alternative Möglichkeiten aufgeklärt zu haben, wie Justizsprecher Dirk Esser mitteilte."

20minuten (Schweiz), 13. Dezember 2007

[Artikel basiert auf einer AP-Pressemeldung, die in mehreren Zeitungen abgedruckt wurde.]



FERNSEHEN / CLIPS:


"Weder Mann - noch Frau"
WDR, 12. Dezember 2007

"Zum Mann operiert"
Planetopia, Sat1, 16. Dezember 2007

"Das dritte Geschlecht: Intersexuelle klagen vor Gericht"
Rundschau, SF1, 19. Dezember 2007




RADIO:


WDR5 Leonardo




DIE ORIGINELLSTEN SCHLAGZEILEN:


Zwitter-Demo: „Schluss mit genitalen Zwangsoperationen“
Express

Kölner Prozess lenkt Blick auf Zwitter
Amerika Woche

Geschlecht: Fragezeichen
Focus

Zwitter-Prozess: Ärzte operierten mich gegen meinen Willen zum Mann
Bild



AUSLÄNDISCHE MEDIEN:


Spiegel-Bericht vom 19.11.2007 auf polnisch:
I Bóg stworzył trzecią płeć...
onet.pl [inzwischen offline] [Kopie hier]


Deutsche Welle Bericht vom 12.12.2007 auf englisch:
German Gender-Assignment Case Has Intersexuals Hopeful
Deutsche Welle


Bericht auf chinesisch:
德國雙性人打贏性別官司
chinesenewsnet.com



nella & seelenlos


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Monday, December 10 2007

Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

150 JAHRE INSTRUMENTALISIERUNG UND AUSBEUTUNG VON INTERSEXEN DURCH HOMOSEXUELLE, TRANSSEXUELLE UND FEMINISTINNEN

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans)Gender-Diskurs untergegangen – was den selbsternannten Vertretern der bipolar normierten Gesellschaft noch mehr Macht in die Hände spielt. Die Instrumentalisierung und Ausbeutung von Intersexen durch andere Randgruppen hat Tradition, wie der folgende historische Abriss zeigen soll.


INHALT

1. Karl Heinrich Ulrichs
2. Magnus Hirschfeld
3. John Money
4. Kate Millett / Alice Schwarzer / Judith Butler
5. Transsexuelle
6. Transgender
7. Aufruf zur Wiedergutmachung


1. KARL HEINRICH ULRICHS

Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als “widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Homosexuellen mit Füssen getreten.

Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Ahnherr der Schwulenbewegung, verschrieb sich dem Kampf gegen den diskrimierenden Paragraphen und veröffentlichte ab 1864 zwölf Schriften “Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe”.

Seine Forderung nach Straflosigkeit homosexueller Handlungen begründete Ulrichs mit seiner Theorie von der weiblichen Seele im männlichen Körper, was beweise, dass Homosexualität nicht krankhaft, sondern eine natürliche, angeborene Veranlagung sei, wie eben der Hermaphroditismus. Ulrichs sprach deshalb von ‚psychischem Hermaphroditimus’ oder ‚psychischer Zwitterbildung’. Das hatte Programm, wurden doch Hermaphroditen damals zwar als eigenartige, aber nicht illegale Wesen betrachtet, die für ihre Zweigeschlechtlichkeit nichts konnten, und waren somit im Gegensatz zu Homosexuellen nicht gesellschaftlich geächtet und kriminalisiert. Mehr noch, Zwitter hatten zu Ulrichs Lebzeiten dank Preussischen Landrecht als einzige Menschen (noch) das Privileg, mit 18 per "Geschlechtseid" selbst entscheiden zu können, welchem Geschlecht sie angehören wollen, und damit einhergehend, ob sie sich straffrei lieber mit Männlein oder mit Weiblein ins bett legten – was Ulrichs als Jurist zweifellos bewusst war. Was lag also näher, als zwecks Entkriminalisierung von Homosexualität diese als besondere Form von Hermaphroditismus zu propagieren und somit zu legitimieren? Ulrichs setzte hier den Grundstein für die Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Hermaphroditen.
- Walter Tilmann: “Das frühe homosexuelle Selbst zwischen Autobiographie und medizinischem Kommentar”  http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-10-d.htm
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
- Ulrichs-(Krafft-Ebing)-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


2. MAGNUS HIRSCHFELD

Der Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung Magnus Hirschfeld (1868-1935) führte Ulrichs Kampf gegen den § 175 fort und übernahm dessen Vorstellungen von der Homosexualität als psychischem Hermaphroditismus weitgehend in seiner “Lehre von den sexuellen Zwischenstufen” oder unter dem Schlagwort vom “dritten Geschlecht”. Hirschfeld versuchte, diese Theorie immer wieder wissenschaftlich zu untermauern, u.a. durch Untersuchungen über Hermaphroditen (siehe z.B. “Sexualpathologie 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann”). Zur Untermauerung der Analogie von Homosexualität und Hermaphroditismus verwandte Hirschfeld die Begriffe “Intersexualität”, “intersexuell” und “Intersexueller” (in Anlehnung an Richard Goldschmidt, dessen latinisierte Begriffsschöpfung wiederum auf Hirschfelds "Zwischengeschlecht" zurückgeht).

Um glaubwürdiger zu wirken, verleugnete der Eugeniker Hirschfeld (Mitglied der "Gesellschaft für Rassenhygiene") öffentlich lange seine eigene Homosexualität und schilderte Homosexuelle als minderwertig. Er arbeitete mit dem Wiener Physiologen Eugen Steinach zusammen (der u.a. Homesexuelle durch Implantieren von “gesunden” Hetero-Hoden von zwangskastrierten Sexualverbrechern oder von Hermaphroditen “heilte”), ebenso mit dem späteren KZ-Arzt Carl Værnet. Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" führte auch die ersten operativen Geschlechtsumwandlungen durch.
Siehe auch:
- Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren    
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
- Florian Mildenberger: "Diskursive Deckungsgleichheit – Hermaphroditismus und Homosexualität im medizinischen Diskurs (1850-1960)", in: Frank Stahnisch, Dlorian Steger (Hrsg.): Medizin, Geschichte und Geschlecht. Wiesbaden 2005, S. 259-283
- Florian Mildenberger: “Rattenfänger auf Schloß Bellevue”  http://www.gigi-online.de/Rattenf%E4nger23.html
- Peter Kratz: “Das falsche Idol”  http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t357800.htm
- Rezension: “Carl Værnet. Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald”  http://www.invertito.de/jahrbuch/inv07/inv07_rez_potthoff_vaernet.html
- Rainer Herrn: “Vom Geschlechtsumwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung”  http://www.genderwunderland.de/forschung/herrn1995.html
(via auf archive.org)
- Rezension: Rainer Herrn: “Schnittmuster des Geschlechts”  http://www.genderwunderland.de/medien/buecher/titel/herrn2005.html
(via auf archive.org)
-  http://reform-akt.de/index.php?title=Medizin_(ist)
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation#Anfang_20._Jahrhundert.2FMagnus_Hirschfeld

1919 erschien “Anders als die Andern”, der erste Homosexuellen-Film der Filmgeschichte (Regie: Richard Oswald, wissenschaftliche Mitarbeit: Magnus Hirschfeld). Der Film, der die Nöte von Homosexuellen aufgrund des § 175 schildert, wurde nach wenigen Monaten verboten – als einer der ersten Filme nach der Wiedereinführung der Filmzensur. Als Reaktion auf das Verbot veröffentlichte Magnus Hirschfeld 1927 den Dokumentarfilm “Gesetze der Liebe”. Die “Schlussepisode” (die über 3/4 des gesamten Films ausmachte) enthielt eine leicht gekürzte Fassung von “Anders als die Andern”, als Alibi-Kapitel vorgeschoben wurde eine Abhandlung über das “Zwischengeschlecht beim Menschen, bei Pflanze und Tier”. Diese zweite Fassung von “Anders als die Andern”, die übrigens ebenfalls verboten wurde, beweist wiederum, wie Zwitter von Homosexuellen als Mittel zum Zweck eingesetzt wurden, um eigene Ziele zu erreichen. Während “Anders als die Andern” heute noch in beiden Fassungen restauriert erhältlich ist, sind vom Hermaphroditen-Kapitel bezeichnenderweise nur noch die Zwischentitel überliefert.
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_als_die_Andern_(1919)
- Dokumente zu “Anders als die andern”  http://www.cinegraph.de/cgbuch/b2/b2_03.html
- Zwischentitel “Gesetze der Liebe”  http://www.deutsches-filminstitut.de/collate/collate_sp/se/se_link_28.htm [mittlerweile nur noch via archive org, unvollständig ...]

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Jahrzehnte später setzte Rosa von Praunheim der Schwulenikone Magnus Hirschfeld in seinem Film “Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld” ein Denkmal. Wie sehr die Ausbeutung von Hermaphroditen zu diesem Zeitpunkt in der Schwulenbewegung bereits internalisiert ist, zeigt sich darin, dass Rosa von Praunheim, einer der wohl bekanntesten und tonangebendsten Exponenten, im Jahre 1999 in seinem Film die (historisch nicht belegte) Herkunft des Geldes für die Gründung von Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" damit erklärt, dass Hirschfeld nach anfänglichem Zögern einem orientalischen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern das zwittrige Genital amputierte, um die ihm dafür versprochene Schatztruhe zu erhalten. Treffender als mit dieser von Rücksichtslosigkeit gegenüber Intersexen geprägten Szene lässt sich die Instrumentalisierung von Zwittern durch Hirschfeld & Co. kaum darstellen: die Entstehung des Instituts wurde erkauft mit Geld, an dem das Blut eines zwangsopierten Hermaphroditen klebt.
- Stefan Zweifel: “Opus minus über Dr. Magnus”  http://www.intersexualite.org/Deutsch-Index.html#anchor_481
- Peter Kratz: “Der Streicher des Sex”  http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=derstreicherdessex&jahr=2000&mon=04
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren  
- Offener Brief an Rosa von Praunheim zu Hirschfeld als Zwitterverstümmler
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
-  http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon?type=filmdetail&film_id=250736


3. JOHN MONEY

Der Psychologe und Sexologe John Money (1921-2006) kann als Hirschfelds Erbe betrachtet werden. Money erfand und prägte die Gendertheorie vom sozialen Geschlecht als massgebendem und dem biologischen Geschlecht als vernachlässigbarem Faktor. Zeitgleich perfektionierte sein Team im Johns Hopkins Hospital in Baltimore operative Geschlechtsumwandlungstechniken für Transsexuelle. Davon ausgehend propagierte Money flächendeckend die heute noch gebräuchlichen “geschlechtsangleichenden” genitalen Zwangsoperationen an sämtlichen Intersexen in den ersten zwei Lebensjahren (damit sie sich später nicht erinnern können), wobei die Betroffenen über ihr eigentliches Geschlecht systematisch belogen werden. 100'000e Intersexe wurden und werden nach Moneys Vorgaben zwangsoperiert (allein in Deutschland 1-2 JEDEN TAG) und anschliessend ein Leben lang angelogen. Für die Mediziner ein lukratives Geschäft – mit gravierenden körperlichen und seelischen Folgen für die Betroffenen.

Dem Vorwurf von Kollegen, dass seine Gender-Theorie klinisch nicht bewiesen sei, versuchte Money ein für alle Mal mit einem klassischen “Zwillingsexperiment” zu begegnen: David Reimer, einen Jungen, dem bei einer missglückten Beschneidung der Penis völlig zerstört wurde, liess Money im Alter von 22 Monaten umoperieren und anschliessend als Mädchen aufziehen, dessen Zwillingsbruder musste die Kontrollgruppe spielen. Das Experiment misslang – David Reimer hatte sich immer wieder geweigert, seine Mädchenrolle zu akzeptieren; als er mit 14 die Wahrheit herausfand, wurde er wieder zum Mann. Heute sind Bruce und David Reimer tot, beide haben ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Money gab das Scheitern seines “Experiments” jedoch nie zu.

2002 erhielt John Money die Magnus-Hirschfeld-Medaille, die seit 1990 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen wird. Damit schliesst sich der Kreis.
-  http://en.wikipedia.org/wiki/John_Money
- John Money – der Mythos vom Einzeltäter
- John Colapinto: “The true Story of John/Joan”  http://infocirc.org/rollston.htm
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


4. KATE MILLETT / ALICE SCHWARZER / JUDITH BUTLER

Moneys anscheinend wissenschaftlich untermauerte These wurde von der feministischen Bewegung begierig aufgenommen. Unreflektiert und unhinterfragt diente sie als Beweis dafür, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologischen, sondern ausschliesslich psychische Identitäten sind. Was Feministinnen schon immer wusste, sahen sie bestätigt durch Moneys Experiment an David Reimer, der passenderweise bei einer missglückten Beschneidung seinen Penis verloren hatte und in der Folge unter Moneys Aufsicht zum Mädchen gemacht wurde: Die perfekte Widerlegung der “angebliche[n] Naturgegebenheit von Männerherrschaft”.

Die damals wichtigste lesbische Aktivistin, Kate Millett, übernahm in ihrem 1970 erschienenen Bestseller “Sexual Politics” Moneys Gendertheorie unter Quellenangabe und propagierte sie (Millett: “Sexus und Herrschaft” 1971, S. 39).

In ihrem 1975 erstmals erschienen Buch “Der kleine Unterschied” lobt Alice Schwarzer Moneys Reimer-Experiment als bahnbrechend und spricht von der Gebärfähigkeit als ohnehin einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen: “Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen Identität.” Das ‚Mädchen’ werde nach Hormonbehandlung und künstlicher Scheide eine ganz normale Frau sein. Auch in der aktuellen, im September 2004 erschienenen zweiten Auflage der Neuausgabe von 2000 präsentiert Alice Schwarzer nachdrücklich den lebenden Beweis für die Gendertheorie.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"

Eine weitere bekannte Feministin, Judith Butler, setzt ebenfalls voll auf Moneys Gendertheorie. In ihrem 1990 erschienenen einflussreichsten Buch “Gender Trouble. Feminism and the subversion of identity” (“Das Unbehagen der Geschlechter”, 1991) greift Butler den von Money ins Leben gerufenen Begriff ‚Gender’ und die damit verbundene Theorie auf und modifiziert ihn, verzichtet jedoch konsequent darauf, Money in irgend einer Weise zu erwähnen. Z.B. noch in einem Vortrag vom 8. Mai 2001 an der FU Berlin relativierte Judith Butler Money's Verbrechen. Butlers Gendertheorie ist die Namensgeberin des “Gender Mainstreaming”, das heute in der EU als feministische Errungenschaft offizielle Vorgabe ist. Was prompt nicht uneigennützige politische Kritiker auf den Plan ruft wie z.B. Volker Zastrow - bezeichnenderweise aber bisher die einzigen, die Money's menschenrechtswidriges "Zwillingsexperiment" und Judith Butlers unreflektierten Brückenschlag unmissverständlich kritisieren:
- Volker Zastrow: “Politische Geschlechtsumwandlung”  http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


5. TRANSSEXUELLE

Transsexuelle beneiden uns Intersexe darum, dass wir im Gegensatz zu ihnen ohne grosse bürokratische Hindernisse operiert werden (sofern wir nicht zufällig zu den 99% gehören, bei denen das als Baby ohne ihre Einwilligung geschah). Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006

Im Internet wird Hermaphroditismus resp. “Intersexualität” auf unzähligen Transsexuellen-Homepages zur Unterkategorie von Transsexualität degradiert respektive eingangs alibimässig erwähnt, um in der Folge über Operationsmethoden zu diskutieren. Vornehm aussen vor gelassen wird dabei, dass praktisch alle Intersexe angelogen und gegen ihren Willen zwangsoperiert werden!

Einige wenige Beispiele für die unsägliche Vermengung von körperlicher Zweigeschlechtlichkeit und Transsexualität, wie sie heute den öffentlichen Diskurs dominieren:

“Man könnte sagen, daß Transsexuelle Hermaphroditen sind, solange sie noch nicht operiert wurden, denn ihre Seele ist ganz weiblich oder männlich, und der Körper ist bis auf Ausnahmen ganz männlich oder weiblich.”
Frau Dr. Inoszka Prehm,  http://www.transgender.at/infos/allgemein/aspekte.html

“Trans- u. Intersexuelle Menschen werden leider heute noch oft gemobbt, diskriminiert und ausgestossen nur weil die Tatsache der Realität und Existenz von Transsexualität falsch verstanden und falsch behandelt wird.” (Beachte, wie einmal mehr im zweiten Satzteil plötzlich nur noch von der “Realität und Existenz von Transsexualität” die Rede ist.)
 http://www.tas-org.ch/

Desgleichen ist das biologische Zwitter-Symbol derart von den Transsexuellen vereinnahmt, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr in seinem eigentlichen Sinn verstanden wird.
 http://www.genderwunderland.de/index.html
[Nachtrag: Der Inhalt der gesamten Domain wurde inzwischen ausgetauscht. Die ursprüngliche Seite mit dem geklauten Zwitter-Symbol auf archive.org: http://web.archive.org/web/20070621143429/http://www.genderwunderland.de/]

Mit dieser Vereinnahmung, Ausbeutung und Unsichtbarmachung von Intersexualität unterstützen Transsexuelle die Mediziner darin, Intersexe als Menschen mit einer Störung abzustempeln, die man operieren muss. Denn damit ist die medizinische Zwangszuweisung legitimiert und das lukrative Geschäft gesichert – zwar auf Kosten der Menschenrechte und der körperlichen und seelischen Unversehrtheit der Hermaphroditen, doch das interessiert ja eh niemand.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


6. TRANSGENDER

Zur Illustration lediglich ein einzelnes Beispiel: Die Homepage mehr-geschlechter.de stellt sich nach aussen als von “Intersexuellen” betrieben dar. Im Lead-Text “Ich bin weder Mann noch Frau!” auf der Eingangsseite werden zwar im ersten Satz Intersexuelle und Operationen an diesen angesprochen, bezeichnenderweise jedoch nicht, dass diese als Zwangsoperationen und -kastrationen ohne Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Einmal mehr dient die Erwähnung von Hermaphroditen lediglich als Überleitung zu den eigenen Partikularinteressen: “Denn auch alle anderen Menschen werden von Geburt an mit dem Zwang konfrontiert männlich oder weiblich zu sein. Alle werden entsprechend eingeordnet und behandelt und ordnen selber ein und handeln.” Dieser Text ist auch Bestandteil von Plakaten mit dem Konterfei von Lesben, Trans[sexuell]en und/oder Drag Kings, die man unter “Motive” downloaden kann. Und unter “Bücher zum Thema Intersexualität” werden AUSSCHLIESSLICH Texte über Queer-Theorie, Gender, Transsexualität und lesbischen Feminismus aufgelistet. Fazit: Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Ausbeutung in Reinkultur.
 http://mehr-geschlechter.de/
 http://mehr-geschlechter.de/buecher.de.html
 http://mehr-geschlechter.de/motive.de.html

Heute ist es soweit, dass z.B. auf Wikipedia oder im google open directory Hermaphroditismus bzw. “Intersexualität” frech als UNTERABTEILUNG von Transgender/Transsexualität rubrifiziert wird!
 http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t
 http://www.google.de/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/Menschen/Transgender/Intersexualit%C3%A4t/


7. AUFRUF ZUR WIEDERGUTMACHUNG

Ulrichs, Hirschfeld, Money, Butler & Co. haben ganze Arbeit geleistet – nicht zuletzt dank 150 Jahren erfolgreicher Instrumentalisierung zwischengeschlechtlicher Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen Homosexuelle schlecht da, waren kriminalisiert und geächtet, Frauen hatten kein Wahlrecht, beide Gruppen waren in ihren Rechten auf sexuelle Selbstbestimmung stark diskriminiert. Demgegenüber waren Hermaphroditen einigermassen akzeptiert und durften im Alter von 18 Jahren selbst entscheiden, welches Geschlecht sie annehmen wollten (wenn sie sich auch für eines von zwei entscheiden mussten). Heute ist es genau umgekehrt: Homosexuelle haben sich etabliert und sich ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich erstritten, Frauen können weit gehend über ihr Leben und über ihre Sexualität selbst entscheiden. Intersexe werden hingegen durchgehend als Kleinkinder ohne ihre Einwilligung genital zwangsoperiert, kastriert, ein Leben lang angelogen und – totgeschwiegen. Auch von Schwulenbewegung, Feministinnen usw. Während z.B. Proteste gegen Zwangsbeschneidungen und jungen Frauen in Afrika selbstverständlich sind und zum guten Ton gehören, werden genitale Zwangsoperationen und Kastrationen von Intersexen aus nahe liegenden Gründen verdrängt und ausgeblendet.
- Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF) http://kastrationsspital.ch/public/PLETT_intersexualitaet.pdf
- Antke Engel: Ene mene meck, und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel%3A-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997

Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen, Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen. Über die 150-jährige Geschichte der Vereinnahmung der Intersexe und ihrer Folgen für die Betroffenen kann sich jeder Mensch informieren – wenn er denn will.

Wir rufen die Fortschrittlichen unter den Schwulen, Lesben, Transsexuellen, Feministinnen usw. auf, eure eigene Geschichte kritisch neu zu bewerten und einen Beitrag zu leisten, das Unrecht wieder gut zu machen, an dem ihr massgeblich beteiligt seid. Hört auf, in unserem Namen zu sprechen (und dabei doch nur eure eigenen Partikularinteressen zu verfolgen)! Hört auf, unser Symbol zu stehlen und zu entwerten!

Steht uns z.B. am 12.12.2007 in Köln solidarisch zur Seite, wenn es darum geht, genitale Zwangsoperationen an Intersexen anzuprangern – anlässlich eines Prozesses eines ohne seine Einwilligung operierten zwischengeschlechtlichen Menschen gegen seinen Arzt. Hört endlich auf, uns zu instrumentalisieren, sondern unterstützt uns in unserem Kampf um Selbstbestimmung, ohne uns dabei von Neuem zu vereinnahmen!

Demo Mittwoch, 12.12. 9:30 vor dem Landgericht in Köln. Kommt dunkel gekleidet, kein pink und kein lila!
 http://de.indymedia.org/2007/11/199653.shtml



Nella & Seelenlos


siehe auch http://de.indymedia.org/2007/12/201883.shtml

nachtrag: ---> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: ---> Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

nachtrag: ---> Etwas  Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...

nachtrag: ---> Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik-aus-2002

nachtrag: ---> "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Wednesday, December 5 2007

Spiegel unterschlägt Kritik an Thyen

Vielen Intersexen stiess das Zitat von Frau Thyen, Chefpsychologin des Netzwerkes Intersexualität, sauer auf:


Eltern [...] müssten es erst
mal fertigbringen, ein Kind ohne Ge-
schlechtszuschreibungen zu erziehen.
Die Eltern müssen es annehmen kön-
nen, sagt auch die Kinder- und Jugendärz-
tin Ute Thyen, eine der treibenden Kräfte
der Lübecker Netzwerk-Studie.
Die Eltern wickeln ihr Kind, viermal am
Tag. Sie sehen, was los ist, und müssen
damit leben können. Und ein Kind, das
körperlich so offensichtlich anders sei, be-
fürchten die Eltern, werde es nun mal
schwer haben, sagt Thyen, „sollen sie es
denn zum Testfall machen? Die Gesell-
schaft ist nicht so weit, aber mein Kind
geht schon mal voraus?“


Einmal mehr wird nur aus der Perspektive der Eltern und Ärzte argumentiert und unterschlagen, dass die geschlechtszuweisenden Operationen im Kindesalter ohne Einwilligung der Betroffenen grösseres Leid verursachen, als die immer wieder vorgebrachten Hänseleien in Kindergarten, Schule etc.

Mehrere Intersexe schrieben Leserbriefe an den Spiegel, in denen sie Frau Thyens Aussage kritisierten. Bezeichnenderweise wurden genau diese allesamt unterschlagen:

Mit großem Interesse habe ich ihren Artikel gelesen. Die Bemerkung von Frau Ute Thyen (Kinder und Jugendärztin), dass die Eltern das Kind mit dem uneindeutigen Geschlecht annehmen können müssen, klingt sehr überlegt. Bedauerlich sind ihre weiteren Schlussfolgerungen, denn die Problematik hat sich Frau Thyen doch offenbart. Die Eltern brauchen das Angebot einer Begleitung.

Und ich vermute, dass die angeblichen Befürchtungen der Eltern etwas aus der Luft gegriffen sind. Es klingt wie Polemik, so unkonkret.

Ich erinnerte mich an den Film der Contergan – Geschädigten. In der Szene, in der die junge Mutter ihr Kind zum ersten Mal sieht, ist alles offen und es siegt die Liebe der Mutter. (Etwas überspitzt theatralisch vielleicht, aber ok.) Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft die „Monster“ macht, eben durch so eine Totenstille auf die Frage nach dem Geschlecht im Kreißsaal.

Damit stellt sich für mich die gesellschaftliche Frage der Existenzberechtigung jeder (gottgewollten) Schöpfung und auch der Berechtigung jedes Individuums selbst darüber zu entscheiden. Wie kann es also sein, dass den Eltern anscheinend suggeriert wird, das Kind wäre nicht ok? Wenn die Eltern bei Bedarf nicht allein gelassen werden, und sie das Kind lieben, weshalb sollten sie das Kind nicht selbst über das eigene Leben mit entscheiden lassen.

Ich glaube daran, dass unsere Gesellschaft an diesem offenbarten natur gegebenen Anderssein wachsen wird. Genug Beispiele dafür gibt es ja.

(Clara07)



Der Spiegel ist längst nicht mehr so mutig wie vor 40 Jahren. Sie werden wohl einer Klage aus dem Wege gehen wollen. Das hatte ich auch übersehen, als ich schrieb:

"Dankenswerter Weise wird in dem Artikel das „Recht der preußischen Länder“ erwähnt, das eine pragmatische Regelung enthielt. Zwitter waren noch kein Behandlungsobjekt für die Medizin, die mit anderen Dingen voll beschäftigt war. Die Selbsterklärung per „Geschlechtseid“ konnte Lebenskatastrophen verhindern oder zumindest mildern. Nachdem die moderne Gesetzgebung (in Preußen das BGB) solche Regelungen „vergessen“ hatte, wurden Zwitter zur Nichtexistenz verdammt. Manche konnten auf sehr niedrigem Niveau überleben, indem sie sich auf Jahrmärkten als Fabelwesen ausstellen ließen, Andere landeten im Rotlichtmilieu als Objekte verirrter männlicher Triebe. Schon im 19 Jahrhundert begann die Chirurgie, sich der Genitalien anzunehmen. Ergänzt als „Vereindeutigeung wurde dies durch die pharmazeutischen Ergebnisse der Hormonforschung ab den 30er Jahren. Mit John Moneys Postulat, nicht ein wie auch immer definiertes „Kerngeschlecht“ solle Grundlage des eingetragenen Geschlechtes sein, sondern die hormonelle und chirurgische Machbarkeit, schienen Zwitter endgültig und für alle Zeiten vom Erdboden verschwunden zu sein. So schuf die Medizin „Ersatzlegalität“ für Menschen, die real im Gesetz nicht mehr vorkommen.

Die im Artikel zitierte Kinderärztin Ute Thyen hat viel Verständnis für Eltern, die ein im Gesetz nicht vorkommendes Kind nicht aushalten. Wie wir aktuell wieder erfahren haben, können Eltern, die ihr Kind nicht aushalten, es verhungern lassen. Ist angesichts dessen die Austreibung des Teufels „illegaler“ Körper“ mit dem Beelzbub der Frühanpassung nicht human? Interessanterweise wurde schon oft über die Möglichkeit geredet und geschrieben, ein ungeliebtes Kind zur Adoption freizugeben, auf dass es ein liebevolles Umfeld fände. Das Selbstverständliche gilt aber nicht für Zwitterkinder. Die sind auf Gedeih oder Verderb ihren Erzeugern ausgeliefert, auch wenn die meinen, ein Baby müsse in jedem Falle der Norm für baugleiche Serienprodukte entsprechen. Ich bin überzeugt, dass ein ungeliebtes Zwitterkind liebevolle Eltern finden kann, die ihm ein warmes Nest und gute Chancen zur Entwicklung von Selbstwertgefühl bieten können. Schließlich kenne ich selber Erwachsene, die den individuellen Wert des Menschen höher schätzen als die Norm.

Das Erleben der Entwertung des eigenen Körpers lässt sich nicht wegoperieren. Für den Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühles ist es nicht wichtig, eine normgerechte Nase oder normgerechte Genitalien zu haben.
Unabdingbar ist es, in der nahen Umgebung sich geliebt und anerkannt fühlen zu können. Wer irgendwann erfährt, dass man medizinisch eingreifen „musste“, damit er/sie überhaupt ein akzeptabler Mensch wurde, kann das nur schwer verarbeiten. Zumal die Psychotherapie sich mit dieser Lebenssituation niemals auseinander gesetzt hat und bis auf den heutigen Tag mit „Identitätstheorien“ um den heißen Brei herumschleicht.

Wichtig ist es, dass alle Menschen, unabhängig von Eigenschaften wie „Junge“, „Mädchen“, „Zwitter“ oder „Neger“ ihre Fähigkeiten frei entfalten und einbringen dürfen und ein gesundes Leben führen können.

Ich frage mich, ob es ohne den Wegfall von Regelungen wie dem Geschlechtseid im „preußischen Landrecht“ überhaupt eine Kindergynäkologie/Kinderurologie gäbe. Medizin könnte sich dann auf ihre Aufgabe besinnen:

Den Menschen ein gesundes Leben in jedem Sinne zu ermöglichen. Für Christiane hätte dies bedeutet, dass ihr Salzverlust frühzeitig zur Kenntnis genommen und behandelt worden wäre. Und dass sie im richtigen Alter hätte entscheiden dürfen, ob sie ihre weiblichen Organe behalten will oder nicht.

Wenn allen Menschen ein würdiges Leben im Sinne des Grundgesetzes ermöglicht sein soll, muss die alte Regelung des preußischen Landrechtes wieder in Kraft treten. Sie würde Kinder vor irreversiblen Zwangsmaßnahmen schützen. Über Verbesserungen der Regel werden wir gerne dem Gesetzgeber reden. Zum Beispiel könnte die Eintragung eines Geschlechtes bei der Geburt auch ganz wegfallen, ohne dass die Welt Schaden nimmt. Die Geschlechter Mutter oder Vater zeigen selber, wenn es an der Zeit ist. Wer keines von Beiden hat, kann trotzdem ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein.

Der Umgang mit Zwitterkindern zeigt auf besonders drastische Weise, wie Erwachsenen ihre Unfähigkeit zur Gestaltung menschengerechter Lebensverhältnisse auf die Kinder abwälzen. Man kann die Lebenssituation von („Pseudo“-)Hermaphroditen seit dem Ende des „Geschlechtseides“ ungefähr vergleichen mit der Situation der Schwarzen in den USA bis in die 60er Jahre: Es gab ein reichhaltiges Kosmetikangebot zum Hautbleichen und Haareglätten. Bis einige Schwarze die Schande, schwarz zu sein, nicht mehr aushielten und zu der Erkenntnis gelangten: Nicht schwarz zu sein ist die Schande, sondern die sozialen Verhältnisse sind die Schande. Von da an gings bergauf...

Der letzte Satz im Artikel enthält übrigens eine Suggestion, die gesellschaftliche Vorurteile sehr schön darstellt: „Ihr passen nun Damenhosen, Größe 38“. Die Annahme, Christiane hätten als „Thomas“ irgend welche Herrengrößen besser gepasst, wie es durch das Komma und das Wörtchen „nun“ suggeriert wird, geht an der Realität des menschlichen Köpers vorbei."

(Claudia)



Liebe Spiegelredaktion,

zunächst danke ich Ihnen herzlich, dass Sie sich des Themas Zwischengeschlechtlichkeit angenommen haben. Es ist ein Thema mit vielen Fassetten und für einen Mann oder eine Frau schwer zu verstehen in dieser zweipoligen Welt.

Die fehlende Wertschätzung für die Menschenrechte und die Anwendung der Grundrechte dieses Staates im Bezug auf zwischengeschlechtliche Menschen wird auch in der Reportage sehr deutlich : Wie selbstverständlich eine Wissenschaftlerin und Kinderärztin wie Frau Prof.Dr.Thyen, die federführend über das Schicksal von zwischengeschlechtlichen Kindern entscheidet, berichtet : 'Die Eltern wickeln ihr Kind viermal am Tag. Sie sehen, was los ist,und müssen damit leben können. Und ein Kind das offensichtlich so anders sei, befürchten die Eltern, habe es nun mal schwer, sagt Thyen Sollen wir es zum Testfall machen?'

Fragen nach der Selbstbestimmung, nach dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, eine eigene Sexualität, nach der Rechtmäßigkeit der Entfernung von gesunden Organen, die Spätfolgen, die fehlende Hormonersatztherapiemöglichkeiten und nicht zuletzt die Kosten, die der Solidargemeinschaft für Dauerrezepte nach unnötigen Kastrationen entstehen, und dem möglichen Leid, das ausgelöst wird, werden hier ausgeblendet.

Hauptsache, man merkt nichts.

Kein Staatsanwalt regt sich, keine Kinderschutzorganisation , kaum ein Politiker läuft Sturm. Oder doch?

Über wieviel % der Ablehnungen sprechen wir hier Frau Thyen? Ich kenne diese Eltern nicht. Wie viele Fälle sind Ihnen bekannt, möchte ich hier fragen. So viele Fälle wie sie bei entartenten Gonaden bei Menschen mit CAIS kennen ( o.9% Risiko bei einer Häufigkeit der Besonderheit CAIS von 1: 12.000 Geburten)?

Gerne wird hier mit k.o. - Argumenten laviert.

Ich wünsche mir, dass der Wahnsinn ein Ende hat, denn es ist nicht Geschichte, sondern Realität, das Heute, über das hier berichtet wird.

(Nolderot)



Einmal mehr stossen mir in einer Publikation über Intersexualität insbesondere die Aussagen der sogenannten ‚Experten’ bitter auf. Und nun auch noch Frau Thyens vorwurfsvolles und entnervtes „sollen sie es denn zum Testfall machen? Die Gesellschaft ist nicht so weit, aber mein Kind geht schon mal voraus?“ Und dies alles notabene nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung einer Studie des Instituts für Sexualforschung in Hamburg, die beweist, dass die meisten ‚behandelten’ Intersexuellen traumatisiert und unglücklich sind!
Und nur so nebenbei: Änderungen in der Gesellschaft kommen NUR dann zustande, wenn Menschen damit beginnen, schon mal vorausgehen! Kinder dabei zweifelsohne in Begleitung, aber diese Begleitung braucht Mut und Verantwortungsbewusstsein!

(Nella)

(Die abgedruckten Leserbriefe sind hier dokumentiert.)

Saturday, November 24 2007

Archiv verletzender, beleidigender oder nicht themenbezogener Kommentare

Verletzende, beleidigende oder nicht themenbezogene Artikel sind auf diesem Blog nicht erwünscht und werden zu Dokumentationszwecken direkt hierhin verschoben. Mehr zu den Moderationskriterien hier.

Danke für euer Verständnis.

Nella


(Es folgen die verschobenen Kommentare in chronologischer Reihenfolge.)

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2. On Wednesday 12 December 2007, 23:37 by Uschi

in 30 Jahren keine Beziehung? Keine Liebe? Du leidest..mag sein...überleg mal wie ich mich fühle...7 Jahre belogen und betrogen.

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2. On Friday 14 December 2007, 22:57 by Anja [a.k.a. Kim] (Menschenrechte auch für Zwitter 2)

Ehrlich gesagt, ich finde es gut, dass intersexuelle Menschen endlich einmal die Chance haben, in den Medien auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Was mich dennoch ärgert ist, dass trotzdem - aus welchem Grund auch immer - hierbei Menschen, die von Transsexualität betroffen sind permanent von Intersexuellen ins Spiel gebracht werden (auch hier auf dieser Seite), um sich von ihnen abzugrenzen. Sicher, eine Abgrenzung ist hier bitter nötig - andererseits, und das ist das worüber ich mich ärgere, werden Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die den Geburtsgeschlecht entgegenstehen (nichts weiteres ist aus meiner Sicht Transsexualität), in einem Licht dargestellt, als hätte Transsexualität etwas mit Lifestyle, Geschlechtswechelfantasien o.ä. zu tun. Menschen, die von Transsexualität betroffen sind, sind Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs mit Gebärmutter. Das fatale ist nun, dass sie genau dies bis dato rechtlich in Deutschland nicht anerkannt bekommen - ja, man tut so, als gäbe es sie nicht. Wie böse ist Ignoranz? Wie schlimm ist das, wenn Menschen, die selbst genau darunter am meisten zu leiden haben, dass man über ihren Kopf hinweg entscheidet, selbst andere Gruppen mit Verachtung strafen? Ich wünsche mir hier bitte ein bisschen weniger Missbrauch - durch wen auch immer. Vielen Dank.

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2. On Friday 14 December 2007, 23:25 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Instrumentalisierung von Intersexen durch Homosexuelle, Transsexuelle und Feministinnen

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper systematisch als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Die Instrumentalisierung und Vereinnahmung von Intersexen durch andere (Rand-)Gruppen durch das Konstrukt der „psychischen Intersexualität“ reicht von den Anfängen der Homosexuellenbewegung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur aktuellen Politik des Gender Mainstreaming. Als Folge hat sich die Situation von zwischengeschlechtlichen Menschen in den letzten 100 Jahren massiv verschlechtert: konnten sie im 19. Jahrhundert mit 18 noch selbst bestimmen, welchem Geschlecht sie angehören wollten, wird ihnen heute bald nach der Geburt ohne ihre Einwilligung unwiderruflich operativ ein Geschlecht zugewiesen, und ihre Menschenrechte werden mit Füssen getreten."

Ich möchte ebenso nicht von einem Verein, der die interessen intersexueller Menschen vetritt, für dessen Interessen zwangsinstrumentalisiert werden. Für die eigenen Interessen sich einzusetzen, ja das ist gut, wenn aber hier die Existenz von Menschen ignoriert wird, die mit gegengeschlechtlichen Körpermekmalen geboren werden und so getan wird als gäbe es sie nicht (basierend auf geistigen Irrtümern der Sexologie der letzten 20-30 Jahre), dann finde ich das weniger gut. Vielen Dank.

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4. On Saturday 15 December 2007, 12:55 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Ja, jede dieser Gruppen instrumentalisiert uns und unsere Interessen." Sagen sie dies einmal einem dreijährigen Kind, wenn es weiss, dass es mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurde. Dieses Kind wird wöglicherweise noch nicht einmal wissen, dass es zu der Gruppe gehört, die sie hier auch meinen - geschweige den irgendein Interesse daran haben hier irgendwen zu instrumentalisieren. Es will leben. Wie jeder andere Mensch auch.

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7. On Sunday 16 December 2007, 18:06 by Tina (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

Wundert mich ja nicht, dass hier auf uns Transsexuellen herumgehackt wird - sind wir ja gewohnt. Und solch idiotische Zitate, wie "Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006" sind wohl an Schwachsinn und Unverschämtheit kaum noch zu übertreffen. Ist ja auch kein Problem, wenn man selbst als Intersexuelle/r anerkannt ist und nicht um medizinische Maßnahmen kämpfen muss, sich dann als etwas Besseres zu fühlen und uns schlecht zu machen.
Wir freuen uns doch immer wieder, wenn ungebildete Menschen Vorurteile über uns verbreiten, seltsame Autoren zitieren, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben... das erinnert doch schwer an die Rassenvorurteile des 3. Reiches. Dort wurden auch bewusst Falschaussagen von sogenennten Wissenden verbreitet, um mit ihrer Hilfe gegen alles "Andersartige" vorgehen und sie in den Schmutz ziehen zu können.
Aber, scheint ja ok zu sein, hier in diesem Blog...

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9. On Monday 17 December 2007, 12:29 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Uns könnte der Kampf um Würde und Selbstbestimmung verbinden". Ja, könnte er, kann er. Nämlich dann, wenn der Wille um Verständnis vorhanden ist. Wer weiss, dass transsexuelle Menschen ebenfalls um körperliche Normalität bitten (das Wissen um ihre körperliche Abweichung ist ihnen meist schon als Kind bewusst), ihnen aber bis heute - auf Grund mangelnder Diagnostik - immer wieder gesagt wird, dass schon alles in Ordnung ist bei ihnen, ja wenn ihnen seit ihrer Kindheit erzählt wird, sie würden sich ihr Selbstwissen nur einbilden, wenn ihnen ein Medizinsystem bis heute verwehrt, als das behandelt zu werden, als was sie geboren sind, wenn sie Demütigungen erleben müssen, die selbst oft in sexuellem Missbrauch durch psychologische Gutachter wiederverfährt (ich kenne selbst ein paar dieser Menschen persönlich), ja, wenn ihnen Motive unterstellt werden, die sie nicht haben (nämlich zum Beispiel das Geschlecht zu wechseln), wenn sie demnach in ihrer Existenz geleugnet werden, in dem man z.B. aus transsexuellen Frauen (Mädchen, die mit einem Penis geboren werden), Männer macht und nicht ablässt davon sie immer wieder spüren zu lassen, dass sie - auf Grund eben der mangelnden Diagnostik - in dieser Welt kein Gehör finden... wenn man all dies zusammennimmt, dann kann ich, als selbst Betroffene, tatsächlich nachvollziehen warum der Kommentar von Tina derart ausgefallen ist, wie er ausgefallen ist (unabhängig davon, dass die äussere Form auch auf mich ersteinmal sehr heftig wirkt). Ich habe eine Frage: Wenn ein transsexuelles Mädchen weiss, dass es als Mädchen geboren wurde und ihm gesagt wird "Du hast einen Penis, also bist du ein Junge", was würden sie diesem Kind sagen? Dass es ein Junge ist? Genau hier fängt bei mir der Begriff "Respekt" an. Wenn er ehrlich gemeint ist, dann muss ich berücksichtigen, dass dieser Mensch womöglich Recht haben kann. Wenn dann so getan wird, als könnte das alles nicht sein (weil es nicht sein darf), und sogar jegliche wissenschaftlichen Ansätze (wie zum Beispiel der Möglichkeit, dass ein transsexuelles Kind tatsächlich davon betroffen ist, dass sich das Gehirn bereits vorgeburtlich beispielsweise weiblich entwickelt hat und die Genitalien "männlich" - was ja dann manche hirnorganische Intersexualität nennen) schlecht mache, die helfen könnten, diesem Menschen mehr Argumente in die Hand zu geben (und womöglich sogar noch argumentiere, diejenigen transsexuellen Menschen, die hier diesen Strohhalm ergreifen, ganz andere bösartigen Gründe hätten), dann frag ich mich: Ist die Respektbekundung wirklich ernst gemeint?

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13. On Sunday 23 December 2007, 16:44 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Hört auf, auf diesem Blog zwischengeschlechtliche Menschen zu verletzen und zu beleidigen!"

Wenn du aufhörst zu behaupten, dass hier eine Beleidigung stattfand (im übrigen zieht sich diese Unterstellung scheinbar von anfang an durch das Thema). Beleidigt sein und beledigt werden ist ein kleiner, manchmal aber entscheidender Unterschied. Sollte in Zukunft weiterhin behauptet werden, transsexuelle Menschen "wollen ihr Geschlecht wechseln" oder ihnen ihre Existenz abstrittig gemacht werden (indem man sie zu etwas erklärt, was sie nicht sind und ihnen Aussagen unterstellt, die sie nicht getätigt haben), werde ich mich auch in Zukunft dagegen wehren. Verprochen. Auch ich habe ein Existenzrecht. So wie die vielen anderen Menschen, die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden (und bei denen auch ich, auch wenn mir solche Aussenbezeichnungen eigentlich völlig schnuppe sind, nachvollziehen kann, wenn manche von ihnen sagen, auch sie wären "zwischen den Geschlechtern". Denn wenn man Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs, die mit einer Gebärmutter auf die Welt kommen, so bezeichnen will, dann hat das auch eine gewisse Logik). Insofern... überlegt einmal wer hier zwischengeschlechtliche Menschen beleidigt. Das ist kein Angriff, ehrlich... sondern ein gutgemeinter Rat, einmal zu reflektieren und zu erkennen. Ja, uns gibt's tatsächlich. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Vielen lieben Dank...

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1. On Wednesday 26 December 2007, 15:28 by Kim (Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...)

Das schlimmste ist, wie sich Menschen damit beschäftigen, die Existenz anderer Menschen zu widerlegen. Es ist eine Eigenschaft, die ich als abgrundtief böse empfinde.

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12. On Saturday 5 January 2008, 14:47 by SarahR (Christianes Geschichte)

Also Hauptsache noch eine Gruppe finden, gegen die man sich Abgrenzen und auf die man herabsehen kann? Wer verstümmelt wurde, der ist etwas besseres als wer Behindert geboren wird, und muss sich gegen die mögliche Unterstellung abgrenzen?

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8. On Sunday 13 January 2008, 22:00 by Kim

Es ist ein befremdliches Gefühl, Dinge zu äussern, die dann von Aussenstehenden um 180 Grad verdreht werden und für die Interpretation angegriffen zu werden, die der Betrachter aufgestellt hat, mit dem eigentlichen Inhalt aber nichts zu tun hat. Vielleicht ist es genau das, warum ich den letzten Beitrag geschreiben habe? Weil genau das symptomatisch ist für die Fehlzuordnung (auch die geschlechtliche) von Menschen? Diese Aussenzuordnungen, die nicht mit dem eigenen Selbst zu tun haben, scheint mir eins der Knackpunkte zu sein, wenn es darum geht gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten: In der Zuschreibung von Aussen, anstatt genau hinzusehen und das zu verstehen, was da eigentlich ist - nicht das, was daraus gemacht wird, weil es irgendwie besser ins Konzept passt.

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2. On Sunday 17 August 2008, 14:23 by Kim

Sehr geehrte Frau Lauber,

es ist sicherlich gut und wichtig, dass die Medien endlich einmal kritisch über die Definitionen und Verfahrensweisen in Sachen Intersexualität berichten, Zwangsoperationen und
geschlechtliche Fehlzuweisungen sind mitunter eine der grössten menschlichen Vebrechen, die bislang stattfinden konnten, weil hier unkritisch Medizinermeinung übernommen
wurde. Dennoch würde ich mir wünschen, dass dies im Zusammenhang mit "Transsexualität" ebenso passiert - doch leider ist vielmals hier das dulden von Vebrechen und
Fehlzuordnungen bzw. das Übernehmen medizinischen Unsinns noch weit verbreitet.

So schreiben sie über Transsexualität:

Transsexuelle... sind "körperlich eindeutig Mann oder Frau, fühlen sich jedoch als Angehörige des anderen Geschlechts".

Zwar mag dies so offizielle Mediziniermeinung sein, dennoch hat dies mit den Tatsachen relativ wenig zu tun. Transsexuelle Menschen sind...

Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden
Jungs, die mit Vagina und Gebärmutter auf die Welt kommen

Sie fühlen sich ihrem EIGENEN Geschlecht zugehörig. Nicht mehr und nicht weniger.

Gerade transsexuelle Frauen haben unter diesen Fehlzuordnungen zu leiden, die Auswirkungen sind fatal: So gehören nach wie vor Verletzungen der psychischen Gesundheit durch
Mediziner (durch eine permanente geschlechtliche Fehlzuordnung), öffentliche DIskriminierungen durch Fehlbehauptungen in den Medien, bis hin zu körperlichen Angriffen aus Medizin
und Gesellschaft (jedes Jahr sind insbesondere transsexuelle Frauen Opfer von Gewalttaten) zum allgemein gesellschaftlichen Konsens. Dabei haben unkritisch von der Medizin
übernommene Formulierungen eine dirkete Auswirkung auf das gesellschaftliche Bild... wer behauptet, dass z.B. transsexuelle Frauen Männer wären, der wird durch diese
geschlechtliche Fehlzuordnung dafür sorgen, dass Vebrecher und Gewalttäter eine öffentliche Legitimation für ihre Taten erhalten. Im Sinne des Schutzes der Opfer würde ich mir
daher wünschen, wenn hier in Zukunft ein wenig kritischer an die Thematik herangegangen werden würde.

Schauen sie sich doch einmal folgenden auf der Seite des UNHCR aufgeführten Berichtes an, dann wissen sie, inwiefern die Auswirkungen einer geschlechtlichen Fehlzuordnung
tatsächlich ganz konkrete Opfer fordert. Darüber gesprochen wird leider bis heute nicht. Schade eigentlich, denn genau dies wäre doch an sich auch eine Aufgabe der Medien. Meinen
sie nicht?

Hier der Link:

http://www2.ohchr.org/english/bodie...

Ein kurzes Statement ihrerseits wäre schön.

Kim Schicklang
Menschenrecht und Transsexualität
Brandäckerweg 7
D - 89079 Ulm
0049-731-44873

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3. On Saturday 6 September 2008, 19:46 by anti

ihr habt sie nicht alle. armseelige denunziation. glaubt mal nicht, dass ihr so wichtig wärt. gutachten macht nun mal niemand gern. gehört halt zur professorenpflicht. machen die iü nie selbst, sondern immer deren assis. aber hauptsache hier die verfolgten spielen.
medizinisch betrachtet spielt sich eure argumentation ohnehin zur hälfte im bereich der phantasie ab.

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1. On Thursday 11 September 2008, 13:00 by lamatusch

2cm is der klein GRÜPPEL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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4. On Friday 12 September 2008, 10:05 by fieu

leider seid ihr krasse verschwörungstheoretiker

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1. On Tuesday 16 September 2008, 15:19 by werwilldaswissen

Eines haben sie schon gemeinsam, sie sind alle - und das haben auch alle gemeinsam - arschlöcher, ich kann das durch aus sagen, weil ich ja von euch als riesenarschloch gesehen werde!!!

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2. On Wednesday 19 August 2009, 10:59 by Kim

Wir leben schon in einer verrücken Welt - eine, in der Menschen immer noch meinen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen eindimensional ist. Interessant, dass diese Eindimensionalität im Denken zu allerlei Missverständnisen führen kann. So gibt es Menschen, die in den letzten Jahrzehnten versucht haben, biologische Geschlechtsbesonderheiten umzudeuten und sie ideologisch aufzuladen. Dass z.B. immer noch verbreitet wird, dass transsexuelle Menschen Menschen wären, die wie das "Gegengeschlecht" fühlen, ist eine dieser Ideologien. Völlig unbeachtet bleibt dabei, dass transsexuelle Menschen in dieser Form nicht existieren. Kein Mensch auf dieser Welt kann sich wie das "Gegengeschlecht" fühlen. Somit ist klar, dass die Schublade, in die sogenannte transsexuelle Menschen gesteckt werden, meist eine ist, in der sich eigentlich undiagnostizierte intersexuelle Menschen wieder finden. Die eigentliche Trennung von Geschlechtsidentität und biologischen Tatsachen hat also dazu geführt, dass intersexuelle Menschen als Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung etikettiert werden. Wer genau hinsieht, wird erkennen, dass hier nicht die "Transsexuellen" die Bösen sind, sondern die Schubladen, in die Menschen gesteckt werden, die mit geschlechtlichen Uneindeutigkeiten (die eben nicht immer an den Genitalien zu erkennen sind) geboren wurden. Transsexuelle Menschen als "Geschlechtswechsler" gibt es nicht, da sich das Geschlecht eines Menschen niemals durch genitale Operationen ändern lässt (was auch der Grund ist, warum Operationen bei uneindeutigem Genitale niemals als Geschlechtszuordnung funktionieren können).

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2. On Friday 28 August 2009, 16:36 by Kim

Wisst ihr, dass das, was IHR macht, Menschen in den Tod treiben kann?


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4. On Monday 6 December 2010, 11:49 by Manuela

Als erstes sollte man oder muß man Überprüfen ob es wirklich die Autorin des Buches Transidentität ist!

Als zweites kann ich nur sagen, dass ich diese Veröffentlichung nicht glauben kann, da die Autorin kenne!

Ansonsten ist zu bedenken, das durch den Block einige mehr sich mit der Thematik beschäftigen als zu vor!

Nach Rücksprache mit N.N. Rothenbächer weiß ich das Strafanzeige gestellt wurde gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft, zum einen um den Block zu löschen zum anderen um die Person ausfindig zu machen, welchen Ihren Namen nutzte!

Es wird allzu oft viel zu schnell jemand Verurteilt, welcher mit diesen Geschehnissen nichts am Hut hat!

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6. On Monday 4 July 2011, 20:44 by Sabrina Schwanczar

Ich habe nicht die Absicht, die Aufgaben und Ziele, die sich dieser Block gesetzt hat - und die ich voll unterstütze - nämlich insbesondere die uneingewilligte Genitaloperation (treffender als Verstümmelung zu bezeichnen) und/oder Gonadenentfernung zu kritisieren und zu erreichen, dass das in Zukunft unterbleibt, zu erweitern.

Ich möchte nur nicht, dass man der Transsexuellenlüge auf den Leim geht. Es gibt schlicht keine Transsexuellen. es gibt auch keine Transsexuellen, die hirnorganische Zwitter seien. Es sind schlicht und einfach Zwitter, deren Zwittrigkeit nicht so offensichtlich sichtbar ausgeprägt ist, wie bei Zwittern mit intersexuellem Genitale.

So werden beispielsweise Personen mit sogenanntem Mikropenis, die in der Kindheit nicht in die Hände der Zwitterverstümmler geraten sind, für "transsexuell" erklärt, um dann mit Hilfe einer aufgezwungenen sogenannten Psychotherapie die Genitaloperation durchzusetzen im Sinne einer eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit durch Einheit von Genital-Op und Hormontherapie. Sind diese nicht in die Genital-Op zu drängen, werden sie für "Transvestiten" erklärt und dann auch die Hormontherapie verweigert.

Auch die Ursachen sind im wesentlichen dieselben wie bei Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale. Z.B. sind für etwa 67% der Zwitter, die zu angeblichen Homosexuellen oder zu angeblichen "Transsexuelle" erklärt wurden oder sich selbst dafür halten, weil sie es nicht besser wissen, Störungen der 21-Hydroxylase bzw. der 3betaHydroxySteroidDehydrogenase verantwortlich.
(Lindner, 1996), Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/948413921)
Interessant ist dabei, dass diese Größenordnung daran erinnert, dass für etwa 67% der Fälle von Zwittrigkeit mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale Störungen der 21-Hydroxylase verantwortlich sind. Der kleine Unterschied in der Ursache ist, dass bei letzteren das StrukturGen des betreffenden Stoffwechselprozesses gestört ist, bei ersteren in den meisten Fällen nur das sogenannte PseudoGen, das - wie man seit ein paar Jahren weiß - eben kein Pseudogen ist, sondern die Aktivität des Strukturgens regelt.

Daneben ist ja der Versuch, Christiane Völling zur Transsexuellen zu machen, ein Beispiel, welches offenlegt, dass das mit der "Transsexualität" eine Lüge ist, um Menschenrechte von Zwittern zu verletzen.

Es werden Menschen zu "Transsexuellen" erklärt, um eine Entschädigung durch die Verursacher der Zwittrigkeit zu verhindern. Zwei Beispiele:

"Breckwoldt: In Amerika wurde die Diethylstilbestrol-Behandlung sehr großzügig zu Behandlung des Abortus imminens eingesetzt.
Später konnte festgestellt werden, dass die Töchter, die aus diesen Schwangerschaften hervorgegangen sind, überdurchschnittlich häufig ein Klarzellkarzinom der Scheide entwickelten.
Interessant ist, dass man auch die sexuelle Identität dieser Kinder untersuchte und bei Knaben bestimmte Abweichungen gesehen hat."

Quelle: Breckwoldt, Meinert [Hrsg.]: Diagnostik und Therapie von Androgenisierungserscheinungen bei der Frau. 1992, S. 174
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/920115489

"In Tierversuchen zeigte sich, dass Medikamente, welche die Gehirnkonzentration des Neurotransmitters Dopamin erniedrigen, praktisch immer zu einer geringeren Ausprägung männlichen Sexualverhaltens führen (Hull et al. 1984).
Die Medizin spricht bei solchen Arzneimitteln von Dopaminantagonisten.
Trotzdem werden auch heute noch diese Arzneimittel, welche ja die Dopaminwirkung beim fötus aufheben, regelmäßig schwangeren Frauen verabreicht. Dazu gehören Medikamente:
- Gegen Übelkeit und Erbrechen: Gastronerton, Gastrosil, MCP-ratiopharm, Metoclopramid, Paspertin.
- Gegen Verstimmungszustände, Angst, Unruhe und Schmerzen: ...
- Gegen zu hohen Blutdruck: ...
- Migränemittel: ...
- Bei Blutungen und zur Gebärmutterunterstützung."

Quelle: Kaplan, Leon: Das Mona-Lisa-Syndrom : Männer, die wie Frauen fühlen. 1990, Seite 81-82
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/900166495

Meine Mutter hat während meiner Schwangerschaft Medikamente gegen Erbrechen genommen. Dafür darf ich mich jetzt als "transsexuell" beleidigen lassen.
Und Schadensersatzansprüche ? - die 30-jährige Verjährungsfrist ist seit langem abgelaufen - und die Aufbewahrungsfrist für die Behandlungsunterlagen erst recht.

Eine sexuelle Identität ist - um den Transgenderunsinn auch noch aufzugreifen - auch keine gesellschaftliche Geschlechtsrollenidentität, sondern ist die Gefühlswelt, in welcher HAUT man heimisch ist, welche man mit Leben ausfüllen kann. Die sexuelle Identität ist streng zu unterscheiden von der Richtung, in die man sich verliebt. Allerdings bilden die sexuelle Orientierung des einen und die sexuelle Identität des Gegenübers eine Einheit, die dazu führt, dass Menschen sich ineinander verlieben können. Diese beiden Dinge sind notwendigerweise körperlich festgelegt und nicht sozial konstruiert, und zwar bei allen Menschen. Andernfalls wären sie übrigens statistisch gleich haufig bei einem gemetischen Geschlecht anzutreffen.

Also - die für transsexuell erklärten Personen sind definitiv Zwitter. Sie haben es gegenüber Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale leichter, als dass sie rechtlich einwilligungsfähig sind und formal die Möglichkeit haben, NEIN zu einer Genital-Op zu sagen. Praktisch werden sie einer Zwangspsychotherapie unterworfen, um deren Widerstand gegen die Genital-Op zu brechen, also damit eine selbstbestimmte Entscheidung zu verhindern.

Auf der anderen Seite haben sie es deutlich schwerer, als Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale, die in der Kindheit ohne rechtliche Einwilligungsverweigerungsmöglichkeit operiert wurden. Während bei letzteren das Unrecht noch erkennbar ist, ist es bei ersteren nahezu aussichtslos, die Sache zu durchschauen. Die meisten glauben, dass sie "transsexuell" seien und erfahren nie in ihrem Leben die Wahrheit und sind aufgrund dieser Verleumdung zudem noch Vorbehalten ausgesetzt, die real zu einem Urteil werden. Vielleicht ist ja auch deshalb dieses eine Verfahren in zwei Instanzen verloren gegangen. Und wenn sie dann durch Zufall die Wahrheit über Ihre Zwittrigkeit erfahren dann ist - ihr ahnt es sicher schon - in der Regel die 30-jährige Verjährungsfrist abgelaufen. Bei Frau Völling hätte es ja auch fast geklappt. Ohne diese Studie hätte sie möglicherweise eines Tages auch den "transsexuellen" Weg beschritten, weil man ihr einfach keine andere Möglichkeit gelassen hätte.

So ist das. Und ich wünsche mir, dass sich Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellem Genitale nicht mehr dazu verleiten lassen, die Lüge von der "Transsexualität" mitzutragen.

Viele Grüße, Sabrina


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7. On Monday 4 July 2011, 22:12 by Sabrina Schwanczar

Ich bin über angegebene Links im Forum gelandet und dabei auf folgenden Post von CJKC gestoßen:

claudia
am: Januar 11, 2010

"Vor 7 Jahren stellte Richter-Appelt die Frage:
Zitat
“Ich frage mich, ob man mit Hilfe der Intersexualität nicht etwas mehr von der Transsexualität versteht.”(Zitat aus "Ulla Fröhling: "Leben zwischen den Geschlechtern", Seite 108)"

Umgekehrt wird ein Schuh draus:

Es werden Zwitter für transsexuell erklärt, um sie für sexual- und sozialwissenschaftliche Forschung zu mißbrauchen. Auch dass ist es, was es mit der angeblichen Transsexualität auf sich hat.

Das ist deswegen interessant, weil auch das Gehirn einer sexuellen Differenzierung in männlich und weiblich unterliegt.
Diese Erforschung geschlechtsspezifischer psychischer Unterschiede dient mitnichten der Beantwortung der Frage, ob eine sexuelle Identität körperlich festgelegt ist (das ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich gesichert), sondern spioniert darüber hinausgehende geschlechtliche Unterschiede in der Psyche aus, um sie letztlich einer Verwertung - also Menschenführung/Ausbeutung nutzbar zu machen.

Im übrigen betreibt man derartige Forschung spätestens seit John Money.
Auch da war ja das Leugnen der Tatsache, dass die sexuelle Identität körperlich festgelegt ist, der Freibrief für die Experimente am Menschen, die man willkürlich in ein Geschlecht zuwies. Da konnte man dann - übrigens unabhängig davon ob eine Genital-Op vorgenommen wurde, forschen, welche Probleme es gibt, wenn die Geschlechtszuweisung nicht mit der sexuellen Identität übereinstimmt. Beispiel: David Reimer. Die Genital-Op war dabei letztlich nur durchgeführt worden, damit David Reimer nicht wußte, dass er äußerlich körperlich als junge zur Welt gekommen ist.

Auch deshalb ist es alles andere als fortschrittlich, zu bestreiten, dass die grundlegenden im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehenden Empfindungen körperlich festgelegt sind.
Dieses Bestreiten ist eine der "fachlichen" Grundlagen dafür, dass die Forschungen und Experimente, die Genitalverstümmelungen an Kindern fortgesetzt werden. Und die Geschlechtszuweisung kann dann auch nie falsch sein - auf Basis dieses Bestreitens im Grunde noch nicht einmal wirklich die Genital-Op und Gonadenentfernung. Lediglich der Zeitpunkt könnte nach hinten verschoben werden und die Einwilligung des Kindes dann eingeholt werden, aber "fachlich" sind diese Eingriffe nicht falsch, solange man bestreiten kann, dass die sexuelle Identität wie alle anderen sexuellen Dinge körperlich festgelegt ist.

Sie sind lediglich rechtlich rechtswidrige Körperverletzung, die aber aus "fachlicher" Sicht eigentlich keine Körperverletzung sind, weil man ja den Körper des Kindes nur in Ordnung bringen will.

So kann man argumentieren, solange man die körperliche Festlegung der sexuellen Identität leugnen kann.

Und vor allem spricht man mit diesem Bestreiten der körperlichen Festgelegtheit der sexuellen Identität, den Menschen das Recht auf eine eigene Identität ab. Sie können nach dieser Weltsicht doch die Identität annehmen, die dem zugewiesenen Geschlecht entspricht.

Und so entpuppt sich eine vermeintlich fortschrittliche Weltsicht, die übrigens die von John Moneyx ist, als in den Folgen gegen die Menschenrechte gerichtet.

Wollt Ihr das wirklich?

Viele Grüße, Sabrina


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8. On Wednesday 6 July 2011, 14:47 by seelenlos

hi sabrina, sorry für verzug, aber wie gesagt, dieser blog richtet sich gegen genitalverstümmelungen an kindern und minderjährigen mit atypischen äusseren oder inneren genitalien bzw. sonstigen "auffälligen" körperlichen geschlechtsmerkmalen, hier auch genannt zwitter oder "intersexuelle", und ist deshalb nicht der ort für diskussionen darüber, dass zwitter eigentlich auch sog. "transsexuelle" mit einschliesse oder sonstige gruppen, die von genitalverstümmelungen in kinderkliniken nicht betroffen sind. ich hoffe, du kannst das verstehen und bist mir deinerseits ebenfalls nicht böse. herzliche grüsse, seelenlos

ps: die claudia im hermaphroditforum ist eine andere als claudia kreuzer-clüsserath

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Monday, November 5 2007

Zuviel für eine Frau, zu wenig für einen Mann: das intersexuelle Genital I

Dem kleinen Kind, über das ich in einem früheren Eintrag berichtet habe, wurden ohne seine Zustimmung die gesunden inneren Fortpflanzungsorgane entfernt. Sein äusseres Genital war jedoch männlich genug und blieb deshalb intakt. In den meisten Fällen werden intersexuelle Kinder zusätzlich an ihrem Genital zwangsoperiert, falls dieses uneindeutig ist.

Wer es immer noch nicht glauben kann: Wie das aussieht, wenn ein intersexuelles Kind ohne seine Zustimmung an seinen Genitalien zwangsoperiert wird, kann einem Referat (pdf-download) entnommen werden, das Universitätsprofessor Christian Radmayr freundlicherweise als PowerPoint-Präsentation ins Netz gestellt hat. Professor Radmayr ist Mediziner an der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Urologie und als österreichische Koryphäe in der Behandlung von Intersexuellen bekannt.

>>> Vortrag Prof. Radmayr (PDF-Download 1.37 MB – WARNUNG: Operationsbilder!)

>>> Mahnwache UNO Genf 26.1.09 
Tafel: verfremdete Radmayr-Folie
(Bild: Ärger)

--> Teil II

Sunday, October 28 2007

Pressemitteilung 1

Folgende Pressemitteilung wurde unter anderem an die Schweizerische Ärztezeitung (Redaktion Ethik) versandt, die es bisher jedoch - wie zu erwarten war - nicht nötig hatte, dazu in irgend einer Form Stellung zu nehmen.


PRESSEMITTEILUNG

Genitale Zwangsoperationen – Arzt wegen Körperverletzung vor Gericht


Jedes Jahr werden in den Industrieländern Tausende von Kindern ohne ihre Einwilligung an ihren Genitalien zwangsoperiert. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden.

Diese Operationen verfolgen keinen medizinischen Zweck, sondern dienen ausschliesslich dazu, ihre uneindeutigen Geschlechtsmerkmale möglichst rasch unwiderruflich zu vereinheitlichen. Trotzdem weigern sich die Ärzte, diese Eingriffe aufzuschieben, bis die Kinder alt genug sind zum Mitentscheiden. Zum ersten Mal wird nun in Europa ein Arzt wegen Körperverletzung vor Gericht gestellt.

Schweizer Ärzte nervös

Bisher weigerten sich die Schweizer Ärzte standhaft gegen jegliches Umdenken. Seit sich Betroffene in Selbsthilfegruppen organisieren und diese menschenrechtswidrigen Praktiken anprangern, geraten sie jedoch zunehmend in Legitimationszwang. Die Debatte in der Schweizerischen Ärztezeitung 47/2006 ist Ausdruck davon. Während die anonym bleibenden Mediziner und die Redaktion Ethik der Ärztezeitung sich in absurden Rechtfertigungsversuchen verlieren, kritisierten zwei Ethikexpertinnen die Unhaltbarkeit der immer noch gängigen Praxis.

Wie üblich in der Debatte übergangen wurden die Betroffenen. Nachfolgend einige Betrachtungen aus ihrer Perspektive:

>>> Fortsetzung: "Medicine goes gender"

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