Nachtrag 2012/2013: Heinz-Jürgen Voß (Blog) ist einer der leider raren
Geschlechterforscher, bei dem die inhaltliche Kritik an der vereinnahmenden
Ausblendung der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern offensichtlich nicht nur
zum einen Ohr rein und zum andern flugs wieder raus ging, sondern der die
Argumente und Quellen auch zur Kenntnis nahm, und der seither immer mal wieder
beweist, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und die Anliegen der
Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen ernst nimmt. Dafür im
Namen dieses Blogs ein ganz herzliches
Danke!
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersexualität - Intersex. Eine Intervention" (2012)
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersex: aktuelle Debatten und Entwicklungen in der BRD"
(2013)
Die
vom Transgender Netzwerk Berlin (TGNB) herausgegebene Onlinezeitschrift
"Liminalis" profiliert sich einmal mehr als Hauspostille der
Zwitter-VereinnahmerInnen.
Unter dem Titel "Intersexuellenbewegung und zweigeschlechtliche
Norm – Zwischen Emanzipation und Restauration. Eine kritisch-biologische
Intervention." >>>
PDF weiss "Dipl.-Biologin" Heinz-Jürgen Voß einmal mehr am besten, was für
die dummen Zwitter wirklich gut ist: Nämlich nicht etwa die raschestmögliche Beendigung der genitalen
Zwangsoperationen und die Durchsetzung von "Menschenrechte auch für
Zwitter!" im Allgemeinen sowie der Grundrechte auf Selbstbestimmung und
körperliche Unversehrtheit im Besonderen, die für privilegierte Nicht-Zwitter
wie Heinz-Jürgen Voß selbstverständlich und deshalb nicht weiter der Rede wert
sind. Nein, was die ach so rückständigen Zwitter laut dem von Voß und TGNB
immer wieder gepredigten Transgender-Vereinnahmungs-Einmaleins zu ihrer
"Emanzipation" wirklich brauchen, ist, sich dankbar vor deren
Geschlechtsabschaffungskarren spannen zu lassen!
Dass Heinz-Jürgen Voß dazu munter Tatsachen verdreht und seine zentrale
These von der restaurativ-biologistischen "Intersex"-Bewegung nicht einmal
belegen kann, stört offensichtlich weder ihn noch den "wissenschaftliche[n]
Beirat des Transgender Netzwerk Berlin TGNB" als Herausgeber von "Liminalis",
im Gegenteil: Hauptsache, die undankbare Zwitterbewegung, die lautstark und
öffentlichkeitswirksam auf Menschenrechte pocht und sich gegen Vereinnahmung
wehrt, wird mal wieder so richtig diskreditiert.
Zu diesem Zweck war sich "Dipl.-Biologin" Heinz-Jürgen Voß bekanntlich schon
andernorts nicht zu
schade, im Gefolge von Judith Butler und Friedemann Pfäfflin (sowie
ebenfalls unter Verdrehung elementarster Fakten und Jahreszahlen) zu versuchen,
John Money zu rehabilitieren und im Gegenzug den Selbstmord von David Reimer
Moneys Kritikern Milton Diamond und John Colapinto in die Schuhe zu
schieben.
Auf der selben Schiene fährt auch der vorliegende "Liminalis"-Artikel: Die
John Money kritisierenden Zwitter werden verunglimpft und – dies die zentrale
These – zusammen mit Milton Diamond als Vertreter_innen eines strikt
zweigeschlechtlichen Biologismus dargestellt:
In der aktuellen gesellschaftlichen Debatte werden auch Argumente aus
der Biologie herangezogen, um sich gegen diese Behandlungspraxis auszusprechen.
So wird darauf verwiesen, dass sich eines – von nur zwei – Geschlechtern
bereits in der Embryonalentwicklung oder sehr früh nach der Geburt auspräge.
Chromosomen und Hormone sollen das Geschlecht – dichotom – bestimmen. Es wird
angeführt, dass vor dem Hintergrund bereits so früh vorhandener eindeutiger
„weiblicher“ oder „männlicher“ Geschlechtlichkeit geschlechtszuweisende
operative und hormonelle medizinische Maßnahmen (oftmals) nicht möglich seien.
Diese Argumentation wird auch von manchen Menschen verwendet, die sich in der
Intersexuellenbewegung engagieren. 1
Bezeichnenderweise vermag Voss in der anschliessenden, längeren Fussnote 1
diese zentrale These jedoch nirgends konkret zu belegen – Belegstellen liefert
er einzig für "die entgegengesetzte Position" "in der
Intersexuellenbewegung". Der einzige "Beweis" für einen
"biologistischen Trend [...] in der Intersexbewegung" ist ein
Ausschnitt aus einem privaten Mail von Michel Reiter, der erneut lediglich die
Behauptung aufstellt, ohne konkrete Belege zu liefern (und dabei
peinlicherweise noch selbst fortlaufend Menschen nach ihrem
"Chromosomensatz" klassifiziert: "Leute mit XY" und
"Individuen mit einem Chromosomensatz XX").
Auch im weiteren Verlauf seines Artikels behauptet Heinz-Jürgen Voß
erneut:
Bedeutenden Anteil an einer solchen Argumentation biologisch begründeter
dichotomer Geschlechtlichkeit haben die Arbeiten von M. Diamond (Diamond 1997;
Diamond 2000; Diamond 2006; vgl. u.a. auch: Meyer-Bahlburg 1999; Meyer-Bahlburg
2002; vgl. kritisch: Butler 2002 [2001], 674f.), auf die im Rahmen der
Zurückweisung geschlechtszuweisender Operationen im Kindesalter oftmals Bezug
genommen wird.10
Voß' "Beweis" für den "oft[maligen] Bezug" auf diese angebliche
"Argumentation biologisch begründeter dichotomer Geschlechtlichkeit"
in der Fussnote 10 lautet dann – Überraschung! – schlicht: "Vgl. Fussnote
1". Sprich, erneut vermag Heinz-Jürgen Voß seine zentrale These nicht zu
belegen.
Was auch nicht weiter überraschend ist: Tatsächlich predigt weder Milton
Diamond eine biologisch begründete dichotome Geschlechtlichkeit, noch bezieht
sich die Zwitterbewegung primär auf die biologischen Aspekte von Milton
Diamonds Werk, geschweige denn auf die von Heinz-Jürgen Voß in der
Bibliographie angeführten Publikationen – dort fehlen "zufälligerweise" die 2
Arbeiten Diamonds, auf die sich Zwitter immer wieder beziehen, nämlich
>>> Diamond/Kipnis
(1998) (englisch) und >>>
Diamond/Glenn-Beh (2000) (>>> englisches
Original). Beide Arbeiten sind Heinz-Jürgen Voß sehr wohl bekannt, führt er
doch selber im vorliegenden "Liminalis"-Artikel den CEDAW-Schattenbericht an, der die
zweite Arbeit enthält, sowie das Buch "Intersex in the Age of Ethics",
worin der erste abgedruckt ist.
(Welche Gruppierung in Wahrheit laufend biologistisch argumentiert und
ausschliesslich auf die biologischen Aspekte von Diamond voll abfährt,
offenbart eine
Google-Suche etwa nach den Stichwörtern Milton+Diamond+Gehirngeschlecht –
was auch Heinz-Jürgen Voß und dem "wissenschaftliche[n] Beirat des
Transgender Netzwerk Berlin TGNB" wohl ebenfalls nur zu bewusst ist ...
Bezeichnenderweise üben sie dort aber keine Kritik. Ein Beitrag, der sich auch
kritisch mit der entsprechenden Gruppierung auseinandersetzte, wurde von
"Liminalis" im Gegenteil für die vorliegende Ausgabe prompt abgelehnt ...)
Dass Heinz-Jürgen Voß sich nicht mal zu blöde ist, ausgerechnet der
Zwitterbewegung, die klar ein drittes Geschlecht
für sich selbst beansprucht, biologistische Dichotomie vorzuwerfen, sagt
wohl eh alles.
Dass er dasselbe auch Milton Diamond in die Schuhe schiebt, geschieht
ebenfalls wider besseren Wissens:
Alles Dinge, die Voß, TGNB, "Liminalis" & Co. mutwillig ausklammern,
weil sie nicht dem Schwarz/Weiss ihrer Partikularinteressen entsprechen – im
Gegensatz zu verlogenem Zwitterbashing und konstanten Versuchen, John Moneys
Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verharmlosen und ihn selbst zu
rehabilitieren.
Wofür Zwitter Milton Diamond verehren und wofür sie ihn auch auszeichneten,
ist
"seine von Menschlichkeit und Respekt geprägte Arbeit": "Wir
Zwischengeschlechtlichen können ihm in die Augen sehen und wissen, dass er uns
wohlgesonnen ist. Bei Milton Diamond braucht sich kein Hermaphrodit unwürdig zu
fühlen." Lauter Eigenschaften, die klar weder auf "Dipl.-Biologin"
Heinz-Jürgen Voß noch auf das Transgender Netzwerk Berlin (TGNB) zutreffen!
Nachtrag 2012/2013: Heinz-Jürgen Voß (Blog) ist einer der leider raren
Geschlechterforscher, bei dem die inhaltliche Kritik an der vereinnahmenden
Ausblendung der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern offensichtlich nicht nur
zum einen Ohr rein und zum andern flugs wieder raus ging, sondern der die
Argumente und Quellen auch zur Kenntnis nahm, und der seither immer mal wieder
beweist, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und die Anliegen der
Überlebenden von kosmetischen Genitaloperationen ernst nimmt. Dafür im
Namen dieses Blogs ein ganz herzliches
Danke!
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersexualität - Intersex. Eine Intervention" (2012)
>>>
Heinz-Jürgen Voß: "Intersex: aktuelle Debatten und Entwicklungen in der BRD"
(2013)
Siehe auch:
-
Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who
killed David Reimer?"
-
Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor
...
-
Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda
-
Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche
Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern
Vereinnahmung
-
Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
-
Die Rede von der "psychischen Intersexualität"