Friday, October 16 2009

A*** @ Sport Inside, WDR, Mo 19.10. 22:45h

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

In der Sendung "Sport Inside" vom nächsten Montag wird unter dem Titel "Das dritte Geschlecht" der "Fall" Caster Semenya behandelt. Im Beitrag mit dabei: [Name auf Wunsch entfernt, ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs]! Wir sind gespannt ...

>>> neue Vorschau mit Autorenportraits  

>>> erste Vorschau auf wdr.de  [offline]

Tuesday, October 13 2009

Zwischengeschlecht.org Klebis

Zum Selbermachen, zu Hause oder im Kopierladen. Format A4, schneiden durch die kleinen hellblauen Punkte an den Aussenecken des Klebers in der Mitte.

>>> Download Vorlage (PDF, 300 kb)

Sunday, October 11 2009

Daniela "Nella" Truffer @ Tagesschau TSR 11.10.09

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der heutigen 19:30h Ausgabe der Tagesschau des Fersehens für die französischsprachige Schweiz kam ein gut 3-minütiger Beitrag über Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, quasi als Vorankündigung für den kommenden Dokfilm mit Material von der Demo vor dem Inselspital. Der Tagesschau-Beitrag ist nun >>> hier online.


"Le droit de choisir – Das Recht zu wählen"

Monday, October 5 2009

"Weder Mann noch Frau" - Mona Lisa, ZDF 4.10.09

Gratuliere, es ist sein Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Beitrag von gestern ist mittlerweile sowohl >>> als Wortprotokoll wie auch als Video online. Im Vorfeld hatten sowohl die Sendungsmacherin Britta Julia Dombrowe wie auch Christiane befürchtet, durch die starken Kürzungen von Seiten der Mona Lisa-Redaktion würde der Beitrag wohl nicht mehr optimal werden. Unserer Einschätzung nach ist der Beitrag aber trotzdem insgesamt gelungen. Christiane, die Eltern von Inge und auch Hertha Richter-Appelt bringen Klartext. Dafür allen Beteiligten, auch der Sendungsmacherin Britta Julia Dombrowe, ein herzliches Dankeschön!

Das einzig Störende am Beitrag war der "obligate" unhinterfragte Verweis auf den "Geschlechtseintrag" als angebliche Ursache der Zwangsoperationen. Wie schon x-fach belegt, nicht zuletzt durch das Beispiel der unoperierten Inge im Beitrag, ist das nichts als eine faule Ausrede der Zwangsoperateure. Wie weitere Beispiele belegen, sind Personenstandsämter in der Regel kooperativ, wenn ihnen mitgeteilt wird, dass ein Geschlechtseintrag innert der eigentlich vorgegebenen Frist nicht möglich sei, weil das Geschlecht des Neugeborenen noch nicht klar sei. Der Hamburger Senat vertritt gar die Rechtsauffassung, für Zwitter sei ein Eintrag "Nicht bekannt" auch heute schon ohne weiteres möglich.

Aber trotz all dieser längst bekannten Tatsachen bleibt das Gerangel um den "Geschlechtseintrag" nach wie vor das Steckenpferd diverser Gruppen, die dessen ersatzlose Streichung im Personenstandsgesetz aus eigenem Interesse immer wieder gern thematisieren und dazu regelmässig die Zwitter vor ihren Karren spannen wollen, allzuoft ohne sich um deren spezifische Probleme je wirklich zu kümmern ... (Aktuelles Negativbeispiel für einen solchen vereinnahmenden Vorstoss ist z.B. ein Antrag der Hamburger Die Linke (die es allerdings schon besser machte) – dass es auch anders bzw. ohne Vereinnahmung geht, zeigt als Positivbeispeiel ein aktueller PStG-Antrag der Hamburger SPD.)

Ebenfalls mehr als unseriös auf der ZDF-Homepage, dass unter "Selbsthilfegruppen, Vereine und Initiativen" an erster Stelle (ausgerechnet!) das unrühmliche "Netzwerk DSD" verlinkt wurde.

Nachtrag: Der erwähnte PStG-Antrag von Die Linke, Drucks. 19/3694 wurde laut Protokoll der Bürgerschaft vom 3.9.09 (--> TOP 84) zurückgezogen und kam gar nicht zur Abstimmung.

Der SPD-Antrag Drucks. 19/4012 wurde laut Protokoll am 16.9.09 (--> TOP 27) abgelehnt mit Stimmen von GAL, CDU und Die Linke gegen SPD.

Friday, October 2 2009

Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"

Unter dem Motto "Homo-Schutz ins Grundgesetz" (taz 30.9.09) fordern Berlin, Hamburg und Bremen in einer Standesinitiative, neu auch "sexuelle Identität" ("in der Rechtssprache" laut Wikipedia gleichbedeutend mit "sexuelle Orientierung") ins Grundgesetz Art. 3.3 aufzunehmen. Der LSVD fordert dies schon länger, begrüsst die Initiative und erhofft sich laut taz davon bessere gerichtliche Durchsetzbarkeit der Rechte von Lebenspartnerschaften. Pünktlich zu den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und FDP lanciert, rechnen die Beteiligten mit guten Aussichten. Als Aushängeschild in der taz dienen die schwulen Vorzeigebürgermeister Klaus Wowereit (SPD, Berlin) und Ole von Beust (CDU, Hamburg - das Bild zum taz-Artikel zeigt die Regenbogenfahne am Rathaus).

So weit, so positiv.

Und dann kommts (in der üblichen, gottgegebenen Reihenfolge): Laut Wowereit "soll [die Initiative] nicht nur Lesben und Sch[w]ule, sondern auch 'Bisexuelle, Transgender, transsexuelle und intersexuelle Menschen' schützen".

Na, das wird all die Tausenden Zwitter aber freuen, die in Berlin in der Charité genitalen Zwangsoperationen, Zwangskastrationen, Zwangshormontherapien und sonstigen menschenrechtswidrigen, nicht-eingewilligten Eingriffen unterworfen wurden und immer noch werden.

Und das alles quasi unter der Schutzherrschaft des selbsternannten "Intersexuellen-Schützers" Wowereit, der sich allerdings meines Wissens nach noch nie in irgend einer Form dafür eingesetzt hätte, dass in seinem Zuständigkeitsbereich auch nur ein Zwitter weniger verstümmelt worden wäre – in ganz Deutschland JEDEN TAG MINDESTENS EIN ZWITTERKIND!

Zwar bemüht sich die Berliner Senatsverwaltung scheinbar um die "Intersexuellen", aber wo's bei den "runden Tischen" ausnahmsweise mal um "Intersexualität" geht, haben letztlich Transgender das Sagen bzw. sind die Medizyner in der Überzahl.

Konkret gegen die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern wird in Berlin auch unter Klaus Wowereit lieber nichts unternommen: Weder die heutige, menschenunwürdige Praxis der Charité noch die lange Geschichte ihrer Beteiligung an den systematischen Menschrechtsverbrechen gegen Zwitter wurden je kritisch hinterfragt – weder von der Regierung noch vom Parlament.

Auch in Hamburg werden u.a. in UKE und AKK nach wie vor laufend unschuldige Zwitter genitalverstümmelt. Auch in Ole von Beusts Amtszeit. Früheren Geschädigten verweigert der Senat jegliche Aussicht auf Hilfe und Rehabilitierung.

Zwar gab es in Hamburg im 2008 und 2009 historische parlamentarische Vorstösse und Anhörungen. Kritische Fragen nach aktueller Praxis und Geschichte am UKE werden aber vom Senat abgeblockt. Der fürs UKE unmittelbar zuständige Senator Dietrich Wersich, ein ehemaliger Mediziner und Chirurg, ist ein CDU-Parteikollege Ole von Beusts.

Auch Ole von Beust hat meines Wissens nach noch nie einen einziges Wort verloren, geschweige denn einen einzigen Finger dafür krummgemacht, dass künftig am UKE auch nur ein einziger Zwitter weniger zwangsoperiert würde.

Meine 2 Cent: Wetten, würde statt den Zwittern für einmal all diesen scheinheiligen "Zwitter-Wohltätern" selber mal ungefragt etwas an den Geschlechtsteilen herumgeschnibbelt, würden sie womöglich ziemlich schnell ziemlich andere Weisen anstimmen ...

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in der Berliner Charité
>>> Berliner Senat leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen in der Charité
  
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken 

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe  

Thursday, October 1 2009

Zwitter @ ML Mona Lisa, ZDF 4.10.09, 18h

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Beitrag u.a. über Christiane Völling. Die Vorschau auf der ML-Homepage liest sich wie folgt:

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Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Die unsägliche Behandlung von Caster Semenya durch die Sportfunktionäre und in den Medien bewegt Zwitter weltweit, weil das Caster Semenya angetane Unrecht sie schmerzlich an ihr eigenes Schicksal erinnert.

Wie >>> Nella im Tages-Anzeiger vom 16.9.09 äusserten sich viele Zwischengeschlechtliche öffentlich in den Medien dazu, drückten ihr Mitgefühl aus, wünschen Caster Semenya Kraft und zeigten ihre Solidarität. 

Meine 2 Cent: Im Gegensatz zu anderen Gruppen, die das "Geschlechtstest-Opfer" Caster Semenya oft kurzerhand für eigene Anliegen vereinnahmten, waren viele Zwitter diesbezüglich deutlich zurückhaltender, ebenso betreffend Caster Semenyas angebliches Zwitterdasein, und übten im Gegenteil oft ausdrücklich Kritik an den entwürdigenden Unterstellungen, Spekulationen und Ferndiagnosen.

Doch keine Regel ohne Ausnahmen. Und wie's jeweils so läuft, hatten die einen oder anderen etwa eigene Buchveröffentlichungen o.ä., für welche sie bei Gelegenheit auch noch grad die Werbetrommel rührten, oder sie äussern sich (wovon auch dieser Blog nicht ausgenommen werden kann) als Vertreter_innen von Interessengruppen, die (auch) eigene Anliegen transportieren. Auch Zwitter sind nur Menschen ...

Englischsprachige Statements
von solidarischen Zwischengeschlechtlichen:

Santhi Soundarajan (India):
Time, 1.9.09
BBC, 11.9.09
CNN, 14.9.09
Zeenews, 16.9.09
AP, 19.9.09 

Sally Gross, ISSA (South Africa):
http://www.timeslive.co.za/thetimes/article34245.ece
http://www.witness.co.za/index.php?showcontent&global[_id]=27334
http://www.intersexinitiative.org/media/castersemenya.html

Julius Kaggwa, SIPD (Uganda):
http://sipd.webs.com/newsarticles.htm (-> Semenya's Case ...)

Sarah Graham (UK):
http://www.independent.co.uk/life-style/health-and-families/features/sarah-graham-my-intersex-experience-1791132.html
http://www.mirror.co.uk/life-style/real-life/2009/09/14/i-feel-for-caster-semenya-i-am-a-woman-with-male-chromosomes-115875-21671255/

Daniela "Nella" Truffer, Zwischengeschlecht.org (Switzerland):
http://www.indymedia.org/pt/2009/09/929344.shtml

Phoebe Hart and Tony Briffa, AISSG AU (Australia):
http://www.abc.net.au/news/stories/2009/09/15/2686195.htm

Gina Wilson, OII AU (Australia):
http://oiiaustralia.com/oped-ms-semenya-knew/

Caitlin Petrakis Childs (USA):
http://www.thenewblackmagazine.com/view.aspx?index=2119

Luminis (USA):
http://intersexroadshow.blogspot.com/2009/08/caster-semenya-intersex-perspective.html

Hida Viloria (USA):
http://www.cnn.com/2009/HEALTH/09/18/hida.viloria.intersex.athlete/

Eden Atwood, AISSG Indiana (USA):
http://www.missoulian.com/news/opinion/columnists/article_88a87460-a45c-11de-9a31-001cc4c002e0.html

Thea Hillman (USA):
http://www.aolhealth.com/condition-center/womens-sexual-health/intersex-caster-semenya-thea-hilman

Nicky Phillips, AISSG Can (Canada)
http://www.vancouversun.com/health/Breaking+down+myth+sexes/2011849/story.html

 

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV) 
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09    

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Saturday, September 26 2009

Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern

In einem Artikel >>> "Geschlechtsangleichende Operationen: Mädchen oder Junge, das ist hier die Frage" von Katharina Peter vom 12.8.09 auf news.de dürfen zwei der üblichen Zwangsoperateure einmal mehr unkommentiert ihre üblichen Medizynerlügen und -Ausreden verbreiten:

Prof. Dr. Rolf-Hermann Ringert, Direktor der Abteilung Urologie im Zentrum Chirurgie der Universitätsklinik Göttingen

"Bis in die 1980er" seien Zwitter "oft zum Mädchen umoperiert worden", "[o]ft mit tragischen psychischen Folgen. [...] «Heute ist man da sehr viel zurückhaltender geworden», sagt Professor Rolf-Hermann Ringert, Direktor der Abteilung Urologie an der Universitätsklinik Göttingen. [...] Liegen nur kleine äußerliche Fehlbildungen vor, die genetische Geschlechtsidentität ist aber eindeutig durch einen Bluttest ermittelt und andere Defekte sind ausgeschlossen, lassen sich diese oft durch kleine operative Eingriffe beheben. Aber auch eine einfache Hormontherapie kann eine Lösung sein. So könne etwa aus einem kleinen Penisansatz bei einem Mädchen, deren Geschlechtsorgane sonst voll ausgebildet sind, eine voll funktionsfähige Klitoris geformt werden, so Ringert. [...] "

"Besonders risikoreich seien die Eingriffe nicht, sagt Rolf-Hermann Ringert. Das größte Problem [...] sei die Frage der Fruchtbarkeit und in selteneren Fällen auch die Fähigkeit, penetrativen Geschlechtsverkehr zu haben. [...] «Auch dann sind noch operative Eingriffe möglich, die von der Geschlechtsumwandlung von Transsexuellen abgeleitet werden», sagt Ringert."

PD Dr. Dominique Finas, Operativer Oberarzt und Leiter der Abteilung Urogynäkologie der Universitätsklinik Lübeck

"Solche Operationen sollten möglichst zwischen dem 14. und 18. Lebensmonat erfolgen, rät Finas. Grund dafür ist nicht nur, dass in diesem Alter der Heilungsprozess günstiger als während der Pubertät oder im Erwachsenenalter verläuft. Auch stelle dieses Zeitfenster psychologisch einen besonders günstigen Moment dar, damit Kinder die Eingriffe verkraften. [...]

"Doch wann der Eingriff erfolgt – ob nun im Kleinkindalter auf Wunsch der Eltern oder in der Pubertät nach Entscheidung der Betroffenen selbst – hänge ganz stark von Gesprächen mit den Eltern ab. «Das mag dem Kind gegenüber unfair sein», räumt Finas ein, «aber es geht auch um die Akzeptanz innerhalb der Familie.» [...]

Unter den Betroffenen hat sich seit kurzem ein neues Bewusstsein entwickelt, hat Finas beobachtet. «Es gibt im Internet inzwischen sehr selbstbewusst auftretende Selbsthilfegruppen», sagt er. Aber auch diese haben natürlich keine Pauschalantwort darauf, ob, wie und vor allem wann ihre geschlechtliche Besonderheit angegangen werden sollte. «Es gibt viele, die ihren Eltern durchaus dankbar sind, dass sie sich für eine frühe Operation entschieden haben», so Finas. Das gebe ihnen zumindest eine klare Linie.[...]"

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Meine 2 Cent:

Menschlich, ethisch und moralisch Gestörte prahlen öffentlich mit ihren menschenverachtenden medizinischen Verbrechen ...

Der Artikel beginnt mit einer Lüge (seit den "1980ern" habe sich die medizinische Zwangsoperations-Praxis grundlegend geändert) und schliesst mit einer Lüge ("Selbsthilfegruppen" hätten "keine Antwort darauf, ob, wie und vor allem wann" die Menschenrechtsverletzungen zu beenden seien). Dazwischen die weiteren üblichen Phrasen über "genetische Geschlechtsidentität", "vorerst äußerlich nicht sichtbare Defekte" usw. 

Meiner Rechtsauffassung nach ein klarer Fall für den Staatsanwalt. Wer wehrlose kleine Zwitterkinder ohne informierte Zustimmung zwangsbehandelt und zu entsprechenden genitalen Zwangsoperationen, Zwangshormontherapien usw. gar noch öffentlich aufruft, gehört gerichtlich bestraft!

Zwangsoperateure wir kriegen euch!

Siehe auch:
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- "Krebsgefahr!" - Teamwork zwischen Endokrinologen und Chirurgen im Kinderspital Zürich 
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded 

Tuesday, September 22 2009

Elisabeth Müller @ NDR3 Mi 23.9.09 18:45h

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Sendung DAS! (18.45 bis 19.30) kommt ein 3.5 minütiger Beitrag mit Elisabeth "Kann ein Zwitter Sünde sein?" Müller zum Thema – na, was wohl?
Sind schon mal gespannt ...

Bild: Eli an der 1. Zwitter-Demo vom 12.12.07 vor dem Landgericht Köln zu Christianes 1. Prozesstag.
Foto: Katrin Ann Kunze

"Von Ärzten behandelt wie der letzte Dreck" – Besprechung von Nella:

"Elisabeth Müller hat etwas gegen die Anrede Frau. Doch ein Mann ist sie auch nicht. (...) Elisabeth Müller spricht von sich lieber als Hermaphrodit."

Ganz am Schluss der Sendung kam endlich - last but not least at all - Elisabeth Müller, die einmal mehr in gewohnter Manier als Hermaphrodit Müller Klartext redete:

Über Medizyner: "Ich habe mit Sechzehn erfahren, dass ich intersexuell bin. Ich hatte sicherlich damals die Angst, dass mich andere als Monster sehen. Und ich denke mal, ich hatte diese Angst, weil ich wurde von Ärzten so behandelt, wie, man muss sagen wie der letzte Dreck."

Über "das Monster aus Demütigung, Diskriminierung und Verstümmelung" (NDR), das sie nach Jahre langem Kampf besiegte: "Es gab eine Zeit, da konnte ich Zwitter nicht aussprechen, aber Monster konnte ich eher aussprechen als Zwitter. Und das ist natürlich fürchterlich, wenn man sowas sagen muss. Aber es ist auch sehr schön, wenn man irgendwann das so locker sagen kann und weiss: dieser Albtraum ist vorbei."

Über den Weg zu sich selbst: "Musik war für mich sogar im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, um Not abzuwenden. Ich denke, ich wäre wesentlich, auch seelisch wesentlich weniger gut drauf, wenn ich meine Musik nicht hätte. Und der Gesang hat dann noch zusätzlich diese besondere Komponente der Körperlichkeit hinzugebracht, was mich damals (...) gezwungen hat, mich mit meinem Körper auseinanderzusetzen und den Körper, den ich habe, so anzunehmen, wie er ist."

Auch der Kommentar des NDR nahm kein Blatt vor den Mund:

Über die auch heute noch gängige menschenverachtende Praxis der Zwangsoperationen und ihre Folgen: "Das Neugeborene hatte beide Geschlechtsmerkmale. Nach einer Woche wurde ein Geschlecht festgelegt, wie etwa bei 100'000 anderen Menschen in Deutschland. Als Elisabeth Müller 24 war, haben Ärzte die Hoden entfernt. Die Folgen: Osteoporose, Gewichtszunahme, Blutarmut und Depressionen."

Über selbstbestimmte Schadensbegrenzung: "Seitdem Elisabeth Müller Testosteron nimmt, sind die gesundheitlichen Beschwerden zurück gegangen."

Über die Wirkung von Selbsthilfegruppen: "Zusammen mit den XY-Frauen, einer Selbsthilfegruppe, kämpft sie dafür, dass Hermaphroditen so bleiben dürfen, wie sie auf die Welt kamen."

Am Schluss der Sendung fragte der Moderator den Studiogast sinnigerweise, was es denn nach dem Söhnchen werden solle. Der Studiogast: "Ein Mädchen."

Wir hingegen fragen einmal mehr:

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Siehe auch:
- Zwitter Elisabeth Müller im MDR Fr 18.1.08 + Podcast
- Interview mit Zwitter Elisabeth Müller - advaitaJournal 14 
- «Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09 
- "Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09  
- "Weder Mann noch Frau! Leben als Zwitter" - Stern TV 14.10.08
- Zwitter @ Kulturzeit, Mi 25.6.08 19:20h 3Sat
- Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond - 30.1.08 

Monday, September 21 2009

Zwitter @ forum.piratenpartei.de

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ in den Wahlkampf tragen!

>>> http://forum.piratenpartei.de/viewtopic.php?t=10741

--> 4 von 5 Bundestagsparteien fordern Selbstbestimmung für Zwitter!

Friday, September 18 2009

"Intersexualität: Das verwaltete Geschlecht" - Berner Zeitung, 17.8.09

"Wurde am Inselspital zum Mädchen gemacht: Daniela Truffer, 44, protestierten gestern vor dem Insel-Eingang gegen Zwangsoperationen." (Bild: Nadia Schweizer / Berner Zeitung)

Die Zwitter Medien Offensive™ ging weiter!

Den ganzseitigen Artikel in der BZ von Andrea Sommer anlässlich der Aktion am Inselspital Bern schätzen mehrere Beteiligte als den insgesamt gelungensten ein. Nachdem wir bereits das Aufsehen erregende Interview mit Chtistine Aebi, Chefärztin der Kinderklinik in Biel unter dem Titel «Betroffene sollen wählen» dokumentierten, folgen nun die übrigen Texte.

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Thursday, September 17 2009

Daniela "Nella" Truffer: "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Als Sprecher_in der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wurde Daniela "Nella" Truffer vom Tages-Anzeiger angefragt, einen Meinungsartikel zum "Fall" Caster Semenya zu schreiben, was wir gerne taten. In der Ausgabe vom 16.7.09 wurde er nun auf S. 9 gedruckt unter dem Titel "Zum Medienspektakel über das richtige Geschlecht der Leichtathletik-Olympiasiegerin [richtig: Weltmeisterin – die Olympiade in Berlin war 1936] aus Südafrika: Caster Semenya wird als Zwitter verheizt":

Menschenrechte auch für Zwitter!"Es ist ein Zwitter", titelte jüngst >>> eine Gratiszeitung. "Mannsweib" war als erstes Wort des Vorpanns fett hervorgehoben, von "im Körper verborgene Hoden" war in der dazugehörigen Bildlegende zu lesen, und der eigentliche Artikel begann mit dem Satz: "Da hilft auch keine Schminke mehr." Ich stand inmitten der vorbei eilenden Menschen, erschüttert über soviel Häme und Ignoranz.

So wird man beurteilt, verlacht und gedemütigt, wenn man ein Zwitter ist. Oder – wie im Fall von Caster Semenya – für einen gehalten wird. Weltweit wird sie durch den Dreck gezogen, ihr Leben, ihre Karriere mutwillig zerstört.

Ihr Verbrechen: Sie wurde Weltmeisterin im 800-Meter-Lauf (wohlbemerkt 2,17 Sekunden langsamer als der aktuelle Frauen-Weltrekord). Sie sieht nicht wie eine "normale" Frau aus. Und ist – vielleicht – ein Zwitter.

Ich bin, was Semenya sein soll

Früher wurden Menschen unschuldig an den Pranger gestellt und verhöhnt, gar öffentlich hingerichtet. Heute wird Caster Semenya global in den Medien als Zwitter verheizt. Seit Wochen werden ihr täglich virtuell die Hosen runter gelassen, wird auf allen Kanälen hemmungslos über intimste Details ihres Körpers abschätzig spekuliert. Eine Gratisfreakshow, bei der alle mit dem Finger zeigen und mitgrölen können. Dass das Sensationsobjekt schwarz ist und aus Südafrika kommt – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Caster Semenyas Würde zählt bei alledem nichts. Arztgeheimnis, Grund- und Persönlichkeitsrechte dürfen straflos missachtet werden im Namen von Sport, Nation und Umsatzsteigerung.

Ich bin, was Caster Semenya unterstellt wird: Ein Zwitter mit "falschem Chromsomensatz” und "im Körper verborgenen Hoden" (wenn auch keine gute Läuferin). Wie Caster Semenya wurde ich belogen und betrogen und es wurde über mich verfügt. In der fortschrittlichen Schweiz wurde ich dazu noch als Kleinkind ungefragt kastriert und zum Mädchen umoperiert. Von just dieselben Medizinern, die aktuell in den Medien als Experten auftreten und ihre menschenrechtswidrigen Methoden unhinterfragt propagieren dürfen.

Kommt dazu, dass die Berichte einmal mehr vor Inkompetenz nur so strotzen. Beispielsweise führt weder ein XY-Kariotyp automatisch zum Ausschluss, noch bedeutet ein erhöhter Testosteronspiegel per se einen Vorteil – bei "im Körper verborgenen Hoden" kann der Körper Testosteron meist gar nicht erkennen.

"Gott hat mich gemacht, wie ich bin", lautete Caster Semenyas Kommentar zu den Vorwürfen. "Ich akzeptiere mich, wie ich bin." Damit erweist sie sich als fortschrittlicher und ethisch gebildeter als alle Medien und Ärzte zusammen.

Wen wundert’s, dass sie zu ihrem nächsten Rennen bereits nicht mehr antreten wird? Ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie diese noch nie dagewesene Niedertracht irgendwie heil überstehen und – wie schon die als Zwitter geborene Tennisspielerin Sarah Gronert – ihre Karriere allen Anfeindungen zum Trotz dereinst erfolgreich weiterführen wird. Und hoffe, dass alle Medienschaffenden, Sportverbände und Politiker endlich ihre Hausaufgaben erledigen und künftig ihrer Verantwortung besser gerecht werden.

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II):
   "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)
- Südafrikanisches Olympiakomitee: Absolutes Startverbot für Caster Semenya! (IX) 
- Caster Semenyas Anwälte gegen SASOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"! (X) 
- "Caster Semenya: Was macht eine Frau zur Frau?" - evangelisch.de, 4.2.10 
- "Geschlechtstests im Sport: Wer legt eigentlich fest, was als normal gilt?" - FAZ, 15.2.10
- Caster Semenya kündet offiziell Rückkehr an – IAAF verlangt Denkpause bis August (XI) 
- Caster Semenya: Anwälte stellen Ultimatum bis Montag und bereiten Klage vor (XII) 
- Caster Semenya verzichtet vorläufig auf Klage (XIII)
- Caster Semenya "unterzieht sich seit Januar medizinischer Behandlung" (XIV) 
- Caster Semenya "in Hormon-Behandlung" - IAAF-Entscheid bis Ende Juni? (XV)
- Sportprofessor: Athletikverbänden geht es ums Image, nicht um Fairness;
   Caster Semenyas Rechte werden unter den Teppich gekehrt (XVI)
- IAAF plant neues Geschlechter-Regelwerk auf 2011 – wegen Caster Semenya (XVII) 
- Caster Semenya: Startfreigabe angekündigt – dann Pressekonferenz abgesagt (XVIII)
- Heute 17:30 @ dradio: "Der Kampf um das Geschlecht" 
- Caster Semenya: IAAF-Entscheid erneut vertagt? (XIX) 
- UPDATE: Caster Semenya hat Starterlaubnis!!! (XX) 
- Caster Semenya will Schadenersatz von Sportverbänden (XXI)
- Vor heutigem Start von Caster Semenya: Britische Läuferinnen solidarisieren sich (XXII)
- Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln", Konferenz im Oktober (XXIII)
- Caster Semenya in Berlin – IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen (XXIV)
- "Wie Intersexuelle im Sport diskriminiert werden" - CeiberWeiber, Zeit, FAZ u.a.m. (XXV)
- Caster Semenya: Entschädigung von IAAF - IOC: Santhi Soundarajan kämpft weiter (XXVI)
- Caster Semenya siegte - IOC/IAAF/FIFA: Mauschelnhinter verschlossenen Türen (XXVII)
- Caster Semenya: Sieg über 800m, IOC berät Richtlinien (XXVIII)
- Caster Semenya ist Südafrikameisterin; neue IOC-Richtlinien (XXIX)
- Leichtathletik WM 2011: Caster Semenya erreicht Final (XXX)
- Alle Posts über Caster Semenya

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Tuesday, September 15 2009

"Geschlecht: Zwangsoperiert" - megafon 335, September 2009

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.2009 (Bild: Ärger)

Artikel von Nella & Seelenlos (Megafon 335, S. 7-9)

Geschlecht: Zwangsoperiert

Meine Jugendzeit verbrachte ich zum größten Teil in verschiedenen Krankenhäusern, wo man mich nach und nach kastrierte und mich zur Frau umarbeitete. Über 15 Operationen musste ich über mich ergehen lassen. Hatte zum Teil furchtbare Schmerzen. [...] Und die ganzen Hormonzugaben (Östrogene), die ich bekommen habe.
Karim "Dusty" Merah

Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, mit unversehrten Genitalien aufzuwachsen. Genitalverstümmelungen gelten als barbarisch und finden höchstens in so genannt rückständigen, weit entfernten Ländern statt. Die wenigsten wissen, dass auch in der Schweiz regelmässig wehrlosen Kindern an ihren gesunden Genitalien herumgeschnitten wird – etwa jedem 2000. Kind, unter den Augen der Behörden, mit dem Segen unserer so genannt aufgeklärten Gesellschaft, in praktisch jedem Kinderspital.

Dabei wird in Kauf genommen, dass ihr sexuelles Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Zudem werden sie systematisch kastriert. Der ursprüngliche Zustand ihres Körpers wird ihnen verheimlicht, über die Eingriffe werden sie systematisch belogen. Die meisten Opfer dieser Praxis tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden. Medizinische Studien belegen dies.

Das Vergehen dieser Kinder: Sie kamen mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt – so genannte Zwitter, Hermaphroditen, Zwischengeschlechtliche oder Intersexuelle.

Gender vs. "Menschenrechte auch für Zwitter!"

Es geht nicht um die Frage, ob ich mich in der Rolle als Frau wohl fühle. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich nachträglich in Richtung Mann operieren zu lassen. Ich fühle mich schlicht und einfach nicht wohl in der Rolle des angelogenen, verarschten, erniedrigten, gegen seinen Willen kastrierten und genitaloperierten Menschen, der Hormone fressen muss und zwischen den Beinen nicht nur gute Gefühle hat.
Daniela "Nella" Truffer

Vermehrt Beachtung finden Zwitter vor allem bei Gruppierungen, die das Zweigeschlechtersystem in Frage stellen. Diese richten ihren Blick jedoch in der Regel nicht auf die realen, zwangsoperierten Zwitterkörper, sondern auf ein fiktives Ideal, das ihre eigenen Wunschvorstellungen verkörpert. Dabei setzen sie unhinterfragt voraus, dass alle Zwitter auf Grund ihrer quasi körpergewordenen Aufhebung des Zweigeschlechtersystems ihre Ziele teilen würden, oder adoptieren sie gleich ungefragt als eine Unterabteilung ihrer eigenen Gruppe. Wo sie die Leiden der Zwitter überhaupt behandeln, propagieren sie als Heilmittel wiederum einzig ihr eigenes Anliegen, nämlich die Abschaffung der Geschlechter.

Mit fatalen Folgen: In der öffentlichen Wahrnehmung sind Zwitter, sofern sie nicht von vornherein mit Transsexuellen verwechselt werden, längst im (Trans-)Genderdiskurs untergegangen.

Die meisten Zwitter jedoch verorten sich selbst, ihre Körper, ihr Schicksal, ihr Leiden und ihren Kampf in radikal anderen Diskursen. Sie erleben und verstehen sich als Opfer medizinischer Gewalt, die sie als Folter erfahren.

Was die in den letzten zwei Jahren neu erstarkte Zwitterbewegung für sich fordert, ist schlicht "Menschenrechte auch für Zwitter!" Den Zwangsoperierten geht es nicht um Gender-Theorien, ihnen geht es um elementarste, ihnen immer noch vorenthaltene Grundrechte, namentlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Medizin als Folter

Ich habe mein ganzes Leben dran zu kauen, was ich bin oder was ich war. Ich leide unter schweren physischen Störungen und spiele immer wieder mit dem Gedanken, meinen "verfluchten" Leben ein Ende zu bereiten. Hätte ich nicht im Intersexuellen-Forum Menschen gefunden, die so sind wie ich und auch ein schweres Schicksal hinter sich haben, hätte ich das alles gar nicht mehr geschafft.
Karim "Dusty" Merah

Zwitter sind nicht per se krank oder behandlungsbedürftig. Trotzdem werden zwischengeschlechtlich geborene Kinder bis heute in der Regel vor dem 2. Lebensjahr ohne ihre Einwilligung an ihren "uneindeutigen" Genitalien zwangsoperiert, zwangskastriert und Zwangshormontherapien unterzogen.
Nach dem Motto "It‘s easier to make a hole than to build a pole" (es ist einfacher, ein Loch zu graben, als einen Mast zu bauen) werden die meisten 'zu Mädchen gemacht'. Dabei wird eine zu grosse Klitoris resp. ein zu kleiner Penis operativ verkleinert oder gar amputiert. Viele Zwangsoperierte beklagen, dass dadurch das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird, sowie über schmerzende Narben.

Viele werden zudem wegen eines angeblich pauschalen "Krebsrisikos von 30%" flächendeckend "prophylaktisch" kastriert, d.h. es werden ihnen die gesunden, Hormone produzierenden inneren Geschlechtsorgane entfernt, was eine lebenslange Substitution mit körperfremden Hormonen zur Folge hat – sowie zum Teil gravierende gesundheitliche Probleme, unter anderem Depressionen, Adipositas, Stoffwechsel- und Kreislaufstörungen, Osteoporose, Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten und Libidoverlust. Bis heute werden zwangskastrierte Zwitter regelmässig gezwungen, adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche zu bezahlen.

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mächchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, die im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Genitale Zwangsoperationen am Inselspital

Wie in Basel, Lausanne, Luzern, Genf, St. Gallen und Zürich werden die Zwangsbehandlungen auch im Inselspital experimentell durchgeführt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

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Friday, September 11 2009

Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern + Updates

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Nach einigen Beispielen generell bekloppter Berichterstattung sowie einem krassen Fall von Medizynerpropaganda diesmal ein Hinweis auf 2 gelungene Artikel von "ExpertInnen", die sich in Sachen Zwitter nicht zum ersten Mal kompetent zu Wort melden, gefolgt von Artikeln, die ebenfalls positiv aus der aktuellen Tragödie herausstechen.

Bereits am 26.8.09 erschien auf Freitag.de von Oliver Tolmein eine lesenswerte Zusammenfassung des aktuellen Stands der Dinge betreffend Geschlechter-Richtlinien im Sport, inkl. einer Besprechung von 2 Publikationen dazu aus ethischer Perspektive von Alice Dreger (ISNA) und Claudia Wiesemann (federführend beim Netzwerk-Ethikpapier): >>> Geschlecht kann man nicht testen

Von Kathrin Zehnder erschien in der Wochenzeitung vom 10.9.09 ein lesenswerter Beitrag aus Genderperspektive, der ebenfalls Klartext bringt (zum Lesen ins Bild links klicken, danach ev. nochmals in den Artikelscan klicken, bis er in Originalgrösse erscheint). Leider hält es die WoZ genau gleich wie die im Artikel (zu Recht) kritisierte Boulevardpresse: Erst jetzt anlässlich der unsäglichen Spekulationen über das "Geschlecht" von Caster Semenya wird "Intersexualität" plötzlich ein Thema, während auch der WoZ sämtliche Protestaktionen von Zwitterorganisationen in den letzten 2 Jahren keine einzige Zeile wert waren – in krassem Gegensatz zu manch bürgerlichem CH-Kommerzmedium (vgl. etwa den Medienspiegel zur Aktion vor dem Inselspital vom 16.8.09).

Ein Aspekt fehlt mir weiter, wenn – wie im vorliegenden Text – die Probleme der Gesellschaft mit den Zwittern schlicht unter "Homophobie" rubrifiziert werden. Dies nicht etwa, weil der Homophobievorwurf nicht zutreffend wäre. Sondern, weil der Ausdruck suggeriert, LGBT-Menschen hätten solche Vorurteile gegenüber Zwittern nicht. Was leider nicht immer zutrifft: Auch von Lesben werden lesbische Zwitter oft diskriminiert und nicht für voll behandelt, etwa, weil ihre Scheide blind endet und sich keine Gebärmutter tasten lässt (wie Betroffene berichten). Und auch schwule Zwitter mit einem Mikropenis dürften es nicht immer leicht haben (auch wenn mir persönlich hierzu keine Berichte bekannt sind). Wird mangelnde Akzeptanz von Zwittern ausschliesslich mit "Homophobie" erklärt (was bei weitem nicht nur im vorliegenden Artikel der Fall ist), so erfährt der Begriff demzufolge eine Erweiterung, die in schwul-lesbischen Kreisen wohl noch nicht überall wirklich reflektiert wurde ...

PS: Sehr schön auch: "Sie erfahren durch Zufall, wer sie sind" – hm, hab ich doch irgendwo schon mal gehört? ;-)

Nachträge 14-17.9.09: Nach wie vor werden weltweit stündlich neue Pressemeldungen veröffentlicht über Caster Semenyas entwürdigende Behandlung – allein in den letzten 16 Stunden über 70! Noch dazu erfreulicherweise je länger auch desto solidarisch-kritischere. Einige Beispiele:

>>> Katholischer Sportverband DJK verurteilt Vorgehen um Caster Semenya "Es widerspricht allen Regeln der menschlichen Würde, Vermutungen um eine eventuelle Intersexualität der jungen Frau öffentlich zu diskutieren." Warum stehen nicht mehr Verbände offensiv ein für die Menschenrechte von Caster Semenya und anderen verunglimpften Sportlerinnen?

Englische Berichte:

>>> The IAAF Rape of Caster Semenya (Streaming und mp3-Download) Gelungener englischer Radiobeitrag aus feministischer Perspektive von KPFA Women's Magazine auf Indybay. Klartext und O-Töne für einmal nicht nur aus der nördlichen Halbkugel, kurz und auf den Punkt gebracht in 2:25 (plus vorher Anmonderation der ganzen Sendung bis 0:29).

>>> Meet Genderizer--If You Want to Compete, Drop Your Pants! Insgesamt gelungener englischer Artikel der Perspektive einer gelernten Krankenschwester von Rebekah Price auf americanchronicle.com. Erwähnt "wahrscheinliche Menschenrechtsvetzungen" und bringt Klartext, worüber die meisten Artikel schweigen: "Wäre dies [einer Sportlerin aus] den Vereinigten Staaten passiert, wäre bereits ein Heer von Anwälten involviert und zu allermindestens eine Klage fällig wegen Verletzung der Privatsphäre."

>>> "Leichtathlet des Jahrhunderts" Carl Lewis solidarisiert sich mit Caster Semenya "Dies vor der ganzen Welt herauszuposaunen, ich bin sehr enttäuscht über [den südafrikanischen Athletikverband ASA], weil ich finde, sie wird ungerecht behandelt. Ihr ganzes Leben wird sie gezeichnet sein." Warum gibt es diese Meldung nirgends auf Deutsch? Nachtrag: Die Berliner Morgenpost war am schnellsten.

Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
>>> AFI to monitor Semenya's gender test to make out Santhi's case
Der Indische Athletikverband AFI beobachtet laut seinem Generalsekretär Lalit Bhanot das Verfahren um Caster Semenya und erwägt eine Beschwerde gegen den Olympic Council of Asia, welcher der Mittelstreckenläuferin 2006 im Anschluss an einem Gentest inkl. Medien-Schlammschlacht eine Silbermedaille aberkannte.
>>> Gender and Athletics: India's Own Caster Semenya "Ich würde gerne wieder rennen, aber ich weiss, dass es nicht mehr möglich ist. Ich bin körperlich und geistig am Boden zerstört. Aber für Caster Semenya ist es noch nicht zu spät." Santhi Soundarajan redet Klartext und solidarisert sich mit Caster Semenya!
>>>
Santhi 'medal should be returned' Santhi Soundarajan klagt an: "Aufgrund meiner finanziellen Verhältnisse habe ich nicht die Kraft, einen einsamen Kampf zu führen. [...] Ich wurde im Stich gelassen, meine Sportkarriere ruiniert und all meine Träume für immer zerstört, wegen diskriminierender Ansichten der Sportfunktionäre." Lalit Bhanot, Generalsekretär des Indischen Leichtathletikverbandes AFI zeigt sich kampfwillig, falls Caster Semenya ihre Medaille behalten dürfe.
>>> Semenya and Santhi: A study in contrast Gedanken von Dr. Ashok Ahuja, ehemals Chef der Abteilung Sportmedizin Nationales Sportinstitut Netaji Subhash.
>>> Let Semenya run, says India's sex test case "Ich bete, dass sie Semenya nicht vom Laufen abhalten können. Es tut mir Leid für sie. Sie sollte dagegen ankämpfen. Ich bin sicher, sie hat die Kraft, zu überwinden, was mit ihr geschieht. Ich hoffe, sie wird weiterhin rennen und gewinnen. Meine Gebete werden sie immer begleiten." 
>>> India athlete makes plea for Semenya Santhi über die Aberkennung ihrer Medaille: "Es war der grösste Schock meines Lebens. Und der Schock ist immer noch in mir drin. Es war geistige Folter." Über die daraus resultierende Ausgrenzung: "Jeder dachte, ich wäre eine schlechte Sportlerin. Es war, als hätte ich ein Verbrechen verübt." Über Caster Semeya: "Ich bin immer noch traurig. Deshalb will ich, dass Semenya ehrenvoll behandelt wird. Sie ist eine gute Athletin. Nehmt ihr die Medaille nicht weg. Sie sollte weiterhin als Frau starten dürfen."
>>> Indian runner knows about gender-test backlash
Santhi Soundarajan redet Klartext, wie sie dem Selbstmord nahe war, wünscht Caster Semenya Kraft und fordert Gerechtigkeit! Wir drücken alle Daumen!

Medienkritische Berichte aus Südafrika
>>>
Semenya: the blame game Beleuchtet die Kontroverse aus medienethischer Perpektive – was auch in "westlichen" Redaktionen mal nicht schaden könnte ...
>>> Media is failig Semenya Weiterer herausragender Artikel aus Südafrika und aus medienethischer Perspektive.
>>> We're proud of you, Semenya Und noch einer.
>>> Casting Stones at Semenya Und noch einer.
>>> A terrible Invasion of Privacy Und noch einer.
>>> Ashamed to be Part of the Media ... Und noch einer.
>>> Let human decency be first Und noch einer.
>>> Expedient outrage and the Semenya tests Und noch einer, mit Analyse des Artikels mit der ursprünglichen Indiskretion.
>>> Why Semenya case will change sport forever Und noch einer, mit einer objektiven Analyse der Verantwortlichkeiten im südafrikanischen Sportverband ASA. Auch hiervon könnten sich speziell in den letzten Tagen noch manche "westlichen" Redaktionen ne Scheibe abschneiden ...

>>> It's time intersexual people were protected by law Diese Veröffentlichung aus Kenia fordert tatsächlich rechtlichen Schutz für Zwitter! Wie kommt es, dass "nördliche" Redaktionen das Offensichtliche nicht sehen, geschweige denn drucken können?

>>> Diverse englische Sportmeldungen aus Südafrika Kommerzielle Sportberichterstattung auf news24.com. Könnte noch so manche Redaktion in der nördlichen Hemisphäre davon lernen ... 

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV) 
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09    

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Wednesday, September 9 2009

Update: GPGF Kongress, Zwittersymbol, "Nature oder Nurture"

Wem gehört das Zwittersymbol?Im Anschluss an den Blogpost zum Thema vom 19.8. hatte Nella im Namen von Zwischengeschlecht.org sowohl die GPGF wie auch Hertha Richter-Appelt mehrfach angeschrieben betreffend unserer Bedenken in Sachen a) problematische Behandlung von "Nature vs. Nurture" als "rein akademisches Thema" unter Ausblendung der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern sowie b)  wegen der fragwürdigen Verwendung des Zwittersymbols im GPGF-Logo.

Nach harzigen Anläufen erhielten wir unterdessen erste inhaltliche Antworten:

Die Interdisziplinäre Gesellschaft für die psychische Gesundheit von Frauen und Genderfragen GPGF liess uns wissen, sie hätten uns das Kongressprogramm zugesandt, "weil wir immer den Dialog gerne mit Betroffenen suchen." (Wir selber halten fest, zufällig durch eine solidarische BesucherIn vom Kongress erfahren zu haben.)

Auch haben wir natürlich vom IS-Projekt ["Hamburger Studie"] von Frau Professor Richter-Appelt gehört, sie deshalb eingeladen und das ganze Thema in das Kongressprogramm aufgenommen.

Immer wieder wird ja reklamiert, dass dieses Thema so wenig in den Fortbildungen für Mediziner und Psychologen beachtet wird. Wie Sie aus den Publikationen von Frau Richter-Appelt wissen, werden wir das Thema verantwortungsvoll und sensibel vermitteln.

Das Symbol wurde von uns gewählt, um damit Männer und Frauen darzustellen und es war nicht bekannt, dass das auch das Zwittersymbol ist. Also keine in irgendwelche Weise böse Absicht dahinter, sondern nur Unwissen. Es tut mir leid.

Es wurde uns angeboten, über unsere Anliegen zu einem ruhigeren Zeitpunkt nach dem Kongress persönlich zu diskutieren, was wir gerne annahmen.

Hertha Richter-Appelt
verwies uns auf eine Publikation in einem Buch, das auf Zwischengeschlecht.info schon mehrmals erwähnt wurde (u. a. wurde auch just Richter-Appelt gegen Anwürfe deswegen verteidigt). Richter-Appelt vertrat die Meinung, das Zwittersymbol sei nur das Logo der Veranstaltung (statt fester Bestandteil des GPGF-Logos) und deshalb "gerechtertigt" (aus unserer Sicht hingegen nicht einmal, wenn es sich tatsächlich nur um ein Veranstaltungslogo handeln würde, da a) "Intersexualität" nicht alleiniges Thema der Veranstaltung ist und b) Betroffene nicht einbezogen wurden). Ihre Vorträge halte Richter-Appelt "in der Regel frei" und habe deshalb "auch nicht mehr Informationen". Und weiter:

Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Aktionen nicht dazu führen, dass das Thema Intersexualität wieder von Fachtagungen verschwindet. Das könnte passieren, wenn Sie bereits im Vorfeld (in meinen Augen unbegründete) Kritik anbringen.

Meine 2 Cent:

Seit Jahrzehnten und bis auf den heutigen Tag wird der "theoretisch-akademische Diskurs" um "Nature oder Nurture" als unkontrolliertes Feldexperiment buchstäblich an den zwangsoperierten Körpern der Zwitter ausgetragen.

Solange nicht unmissverständlich klar ist, dass die daraus resultierenden, schwerwiegenden ethischen und menschenrechtlichen Komplikationen auch an wissenschaftlichen Fachtagungen, bei Medieninterviews usw. jedesmal adäquat gewürdigt werden – solange nicht alle an diesem unkontrollierten Feldexperiment beteiligten Disziplinen (wozu auch Psychiatrie und Sexologie gehören) die damit verbundenen ethischen und menschenrechtlichen Probleme endlich grundlegend reflektieren und aufarbeiten – solange ist kontinuierliche und unüberhörbare Kritik daran offensichtlich weiterhin notwendig.

Sollte die vorerst einzige Reaktion auf diese Kritik sein, dass – wie von Hertha Richter-Appelt angedroht – "das Thema Intersexualität wieder von Fachtagungen verschwindet", ist dies letztlich besser so und nur zu begrüssen. (In der Öffentlichkeit, vor Gericht, in den Parlamenten etc. werden die Zwangsbehandlungen ohnehin Thema bleiben – ob's den direkt oder indirekt daran beteiligten WissenschaftlerInnen passt oder nicht.)

Die an den Zwangsbehandlungen beteiligten Disziplinen werden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass sie nirgends mehr Kongresse über Zwitter abhalten können, an welchen die Frage der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern nicht klar und gebührend adressiert wird, ohne dass sie dabei auf kritische Fragen oder gar Widerstand stossen – je länger desto entschlossener. Dasselbe gilt auch für die fragwürdige und unreflektierte Verwendung des Zwittersymbols.

Dass auch progressive VertreterInnen dieser Disziplinen – wie im vorliegenden Fall z.B. Hertha Richter-Appelt – damit offensichtlich immer noch etwas ihre liebe Mühe haben, unterstreicht lediglich, wie arg es mit den beteiligten Disziplinen als Ganzes steht und wie dringend eine umfassende Aufarbeitung offensichtlich Not tut. (Trotzdem sollten in der Kritik die Unzulänglichkeiten der Progressiven nicht mit den Machenschaften der Ewiggestrigen verwechselt oder gar in einen Topf geworfen werden.)

Dass die GPGF freundliche Botschaften sendet und den Dialog anbietet, ehrt sie und ist ein guter Anfang. Trotzdem wird sich noch zeigen müssen, wohin dieser Dialog konkret führt. Wie etwa das Negativbeispiel "Netzwerk DSD" zeigt, letztlich sind es die Taten, die zählen.

Fortsetzung folgt ...     

Saturday, September 5 2009

Zwitterprozess: Zwangsoperateur gibt sich geschlagen – 100'000 Euro Schmerzensgeld für genitale Zwangsoperation!

Wie Christiane Völling mitteilt, verzichtet der am 12.8.2009 zum dritten Mal in Folge verurteilte Chirurg Prof. Dr. L. auf eine Berufung und hat das Schmerzensgeld bereits überwiesen! Sieg auf der ganzen Linie für Christiane und ihren couragierten Anwalt Georg Groth!


Christiane Völling und Rechtsanwalt Dr. Georg Groth im Landgericht Köln, 6.2.08

Mit der erfolgten Zahlung kam der nunmehr über zwei Jahre dauernde Zwitterprozess schneller als erwartet zu einem historischen Ende: Zum allerersten Mal wurde in Deutschland ein Chirurg für eine nicht-eingewilligte Kastration an einem zwischengeschlechtlichen Menschen wenigstens zivilrechtlich belangt – und unterlag definitiv durch alle Instanzen! (Nachtrag: Schlussurteil LG zur Entschädigungshöhe)

Ein grosser Tag für alle zwischengeschlechtlichen Menschen und alle UnterstützerInnen in ihrem Kampf um die sofortige Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und aller sonstigen nicht-eingewilligten Zwangseingriffe, für Selbstbestimmung und "Menschenrechte auch für Zwitter"!

Zwischengeschlecht.org gratuliert Christiane Völling – und bedankt sich auch bei allen, die ihren Kampf durch Spenden oder vor Ort unterstützten, sowie speziell bei Rechtsanwalt Georg Groth, ohne dessen Engagement der "Zwitterprozess" gar nicht erst zu Stande gekommen wäre.

Christiane Völling: "Die Öffentlichkeit aufrütteln"

Christiane Völling, die ihre Lebensversicherung auflöste, um diesen Pilotprozess führen zu können, hatte stets betont, es ginge ihr in erster Linie um die moralische Genugtuung. Sie wolle durch den Prozess die Öffentlichkeit aufrütteln und auch andere Geschädigte ermutigen, gegen ihre Zwangsbehandler zu klagen.

Zum 3. Prozesstag am 20.5.2009 hatte Christiane Völling Bundeskanzlerin Merkel und die für die Zwangsoperationen an Zwittern politisch verantwortlichen Ministerinnen Anette Schavan, Ulla Schmidt und Brigitte Zypries persönlich eingeladen. In ihrem Schreiben behielt sie sich weitere rechtliche Schritte gegen die Angeschriebenen vor und zeichnete als "Christiane Völling, zwangskastrierte Intersexuelle".

"Mein Leben lang hatte ich mich nur verborgen, eine Normalität vorgetäuscht und den Mund gehalten. Der Prozess war eine 180-Grad-Wendung", sagte sie Zwischengeschlecht.info.

"Dass es so schnell zu einem positiven Abschluss gekommen ist, kann ich noch gar nicht fassen. Ich hoffe, ich kann nun nach vorne schauen und ein neues Leben beginnen. Und dass Chirurgen es sich künftig zwei mal überlegen, bevor sie den nächsten Zwitter einfach so kastrieren."

     
Demo 1. Prozesstag, 12.12.07 (Bild: ddp / Ruhr Nachrichten

Druck auf die Bundesregierung wächst ...

Nach Christianes definitivem Sieg im Zwitterprozess wird auch die Bundesregierung, die seit 1996 die Zwangsoperationen  stets verteidigt und als "medizinisch notwendig" propagiert, künftig schlechter abstreiten können, was unter anderem kürzlich die BMBF-finanzierte "Hamburger Studie" sowie im Februar 2009 der UN-Auschuss CEDAW in einer Rüge an die Bundesrepublik an den Tag gebracht hatten, nämlich

  • dass eine Mehrzahl der Zwitter unter den kosmetischen Zwangsoperationen massiv leidet,
  • dass Zwangseingriffe an Zwittern ohne Einwilligung der Betroffenen einen Verstoss gegen Menschenrechte und Grundgesetz darstellen, insbesondere gegen GG Art. 2 Abs.2, "Recht auf körperliche Unversehrtheit", und, wie auch das OLG Köln in seinem Beschluss vom 3.9.2008 einstimmig festhielt, gegen das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, und
  • dass kosmetische Zwangsoperationen an Zwittern auch strafrechtlich nicht haltbar sind!


Gesetzgeber gefordert: Kosmetische Genitaloperationen an Kindern

Christiane Völling hatte insofern Glück im Unglück, dass sie, nicht zuletzt Dank ihrem Anwalt Georg Groth und buchstäblich in letzter Minute vor Eintreten der absoluten Verjährung, überhaupt noch wenigstens gegen ihren ehemaligen Chirurgen klagen konnte, wenn auch nur zivilrechtlich.

Den meisten Zwangsoperierten steht dieser Weg wegen der Verjährungsfristen nicht mehr offen. Da auch heute noch Mediziner und Eltern zwangsoperierten Zwittern die Wahrheit vorenthalten und diese meist schon viel früher als Säuglinge zwangsoperiert werden, erfahren die meisten erst zu spät von ihrem Schicksal und/oder sind wegen der oft schweren Traumatisierungen durch die erlittenen Zwangseingriffe nicht in der Lage, rechtzeitig zu klagen.

Was es nunmehr endlich braucht, sind gesetzgeberische Massnahmen, um die Grundrechte der Zwitter künftig endlich praktisch und umfassend durchzusetzen – ohne dass zuerst noch Tausende Betroffenen mehr einen Leidensweg durchlaufen müssen wie Christiane Völling und Zehntausende andere auch!

Zwischengeschlecht.org fordert:

  1. Gesetzliche Massnahmen zur sofortigen Beendigung aller Zwangseingriffe an Zwittern, Aufhebung/Verlängerung der Verjährungsfristen und Bestrafung aller TäterInnen!
  2. Zwangsbehandelte Zwitter sind unverzüglich und umfassend zu entschädigen!
  3. Rechtliche Anerkennung der Zwitter inkl. optionalem 3. Geschlechtseintrag für Zwitter!
  4. Intersexualität als nicht-pathologische biologische Besonderheit muss auf allen Ebenen in allen biologischen und sozialen Fächern unverzüglich in den Lehrplan aufgenommen werden!
  5. Umgehende Schaffung verbindlicher "Standards of care", inkl. psychologischer Beratung und Peer Support, unter Einbezug der betroffenen Menschen und ihrer Organisationen! 

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII    

Thursday, September 3 2009

Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen!

Kann ein Zwitter Sünde sein?"Auch wenn [sie] die besten Absichten hegen, untergraben fehlendes Bewusstsein für und die fehlende Beachtung der Realitäten von Intersexuellen die adäquate Darstellung des Themas. Dabei werden unbeabsichtigt die Nicht-Sichtbarkeit und die Objektivierung der Intersexuellen perpetuiert." (Emi Koyama / Lisa Weasel)

Zum Beispiel:

In der Printausgabe des Tages-Anzeigers vom Montag nach der Aktion vor dem Inselspital prangte auf Seite 2 ein grosses Portrait von Nella: "Zwitter wie sie sollten nicht «zurecht gestutzt» werden"  (>>> Onlineversion)

Darüber auf der gleichen Seite ein längerer Artikel "Was Kinder alles beherrschen sollten", über den Widerstand des Dachverbandes der Schweizerischen Lehrerinnen und Lehrer gegen die Aufnahme einer Reihe zusätzlicher Pflichtstoffe in den neuen Einheitslehrplan aller deutschschweizer Kantone – darunter, so der Tages-Anzeiger süffisant im Lead, >>> "«Geschlechterkompetenz», Sexualkunde und 10-Finger-System".

Laut dem Artikel fordern "einige" progressive Kantonsbehörden, sekundiert von der Schweizerischen Schwulen- und der Schweizerischen Lesbenorganisation, u.a. Aufnahme von "Genderkompetenz", "Genderbewusstsein", "unterschiedliche Lebensformen und -entwürfe sowie Fragen der sexuellen Orientierung" und "sexuelle Orientierung und Identität" in den neuen Lehrplan.

Der Lehrerdachverband sei demgegenüber "eher skeptisch" eingestellt und verwahre sich dagegen, "bei den überfachlichen Kompetenzen sämtliche gesellschaftlichen Missions- und Nacherziehungs-Anliegen zu deponieren".

In der Printausgabe vom übernächsten Tag (19.8.09, S. 15) gab es unter dem Titel "Braucht es im neuen Lehrplan ein Fach «Geschlechterfragen»?" drei LeserInnenbriefe zu diesem Artikel. Einer davon griff beide Artikel zusammen auf: 

Nicht missionarisch. Das Thematisieren von Sexualitäten gehört in den Lehrplan. In einer Zeit, in der Intersexuelle noch immer «zurechtgestutzt» werden und «schwul» auf dem Pausenplatz oder im Ausgang als Schimpfwort für angeblich verweichlichte Jugendliche benutzt und diesen mit Gewalt gedroht wird, ist dies eines der dringlichsten Anliegen. Insbesondere sind auch Jugendliche, deren Eltern aus patriarchalischen Kulturen stammen, über die hiesigen Gepflogenheiten in Genderfragen aufzuklären. [...]


Kommentar:

Auch wenn es vermutlich als nette Geste gedacht war: Diesen Leserbrief kann wohl nur ein Mensch geschrieben haben, der sich in seinem ganzen Leben noch nie Gedanken um die (mangelnde) Unversehrtheit seiner Geschlechtsteile machen musste:

  • Die "dringlichsten Anliegen" der Zwangsoperierten betreffen die Beendigung der Genitalverstümmelungen, und NICHT das "Thematisieren von Sexualitäten".

  • Solange die Genitalverstümmelungen nach wie vor andauern und täglich neue Opfer zu beklagen sind, werden junge Zwangsoperierte herzlich wenig davon profitieren, wenigstens anschliessend in der Schule "über die hiesigen Gepflogenheiten in Genderfragen [aufgeklärt]" zu werden. 

Fazit, lobbyieren für Massnahmen gegen Schwulenfeindlichkeit und gegen "christlich-konservative Weltanschauung im Hintergrund" im Namen der Schwulen und Lesben ist gut und unterstützenswert.

Den Kampf der Zwitter solidarisch unterstützen auch.

Dagegen, kurz mit dem Leid der Zwangsoperierten winken, um dann stracks für den Rest des Sermons auf die eigene Kampagne umzuschwenken: Nein, nicht gut, tut weh, bitte nicht.

Nicht, so lange noch täglich Zwitterkinder genital zwangsoperiert werden.

Auch wenn es noch so gut gemeint war: Aua, aua, aua. 

Bitte nicht mehr. Danke.

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung  

PS: Auch andere Gruppierungen wie z.B. Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch wehren sich gegen die "Bagatellisierung" ihrer Leiden und Anliegen, wo diese etwa unter "Sexualität" bzw. "Verletzungen des sexuellen Selbstbestimmungsrechts" 'entsorgt' werden.

Wednesday, September 2 2009

"Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt, 8.11.06

Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

>>> http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/intersexualitat-und-recht/10/neste/205.html

Erschienen in der "Online-Zeitung der Universität Wien", mit aktuellem Bezug zu Alex Jürgen, "Tintenfischalarm" und intersex.at. Eva Matt "ist Juristin in Wien und arbeitet [...] an einer Dissertation zum Thema "Intersexualität aus rechtlicher Perspektive".

Kommentar: "körperliche Integrität und Selbstbestimmung" – einmal mehr allen ins Stammbuch, die nachher sagen werden, "Das haben wir aber nicht gewusst!"

Traumatisierende Eingriffe

Zusammenschlüsse von Intersexuellen machen seit Mitte der 1990er Jahre darauf aufmerksam, dass die an "Betroffenen" im Rahmen von Geschlechtszuweisungen durchgeführten genitalchirurgischen Eingriffe keineswegs als heilend empfunden wurden, sondern für diese missbrauchsähnlich, verstümmelnd und traumatisierend waren. Sie fordern ein sofortiges Abgehen von Genitalkorrekturen und verlangen einem patientenorientierten Behandlungsmodell folgend den offenen, tabulosen Umgang mit intersexuellen Menschen und dem Thema Intersexualität. Den Kindern soll ein Geschlecht "zugewiesen" werden, in dem sie aufwachsen; irreversible Eingriffe sollen aber jedenfalls aufgeschoben werden, bis das Kind selbst zustimmen kann.

[...] Auf juristischer Ebene steht die wissenschaftliche und praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Intersexualität noch am Anfang. [...]

[...] Rechtspolitische Überlegungen sollten sich auch hierzulande der Frage widmen, wie die Rechte intersexueller Menschen auf körperliche Integrität und Selbstbestimmung so weit wie möglich gewahrt werden können und wie etwa ein "Recht auf eine offene Zukunft" rechtlichen Niederschlag finden kann.

>>> http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/intersexualitat-und-recht/10/neste/205.html

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Recht auf körperliche Unversehrtheit) 

Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "EuroDSD"-Projektleiterin Prof. Wiebke Arlt propagiert Genitalverstümmelungen im "Guardian" und auf "Freitag.de"

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die aktuellen öffentlichen Spekulationen und Ferndiagnosen in den Medien u.a. darüber, ob Caster Semenya möglicherweise gedopt, keine richtige Frau, ein Mann, oder eventuell ein intersexueller oder zwischengeschlechtlicher Mensch, Zwitter, Hermaphrodit oder eine "DSD-Gestörte" sei, sind entwürdigend.

Und obendrein rassistisch – auch wenn dies das "aufgeklärte" westliche Publikum in der Regel partout nicht wahrhaben will
(mehr dazu >>> "Is the Caster Semenya Sex Controversy Racist?" Nachtrag: >>> Leserkommentar auf welt.de: "Als Südafrikaner mit europäischer Abstammung kenne ich diese Überheblichkeit der Europäer, von der die Rede ist. [...] Es ist eine andere Art des Rassismus, als während der Apartheid praktiziert wurde. Wenigstens ist Apartheid hinter uns...") .

Schon was kürzlich Sarah Gronert angetan wurde, war unakzeptabel und unerträglich – und kein Einzelfall. Was nun Caster Semenya aktuell erleiden muss, ist als "Medienereignis" wohl nicht nur in der Welt des Sports buchstäblich noch nie dagewesen.

Quasi als "ExpertInnen der ersten Stunde" im Medien-Hype um "Frau oder Mann?" von Anfang an dick mit drin – die Medizyner und Zwangsoperateure u.a. von "EuroDSD" / "Netzwerk DSD/Intersexualität". (Im Gegensatz dazu in den Medien erst spärlich vertreten sind die Zwitter selbst als die eigentlichen Expert_innen – davon ein andermal mehr.)

Das bisher abschreckendste Beispiel eineR menschenverachtenden Medizyner-ExpertIn fand ich im englischen Sozi-Blatt >>> "The Guardian", verfasst von Sarah Boseley, "Redaktion Gesundheit". Zitiert wird darin eine "Medizin-Professorin" namens Wiebke Arlt von der Universität Birmingham. Die deutsche Übersetzung dazu erschien bei >>> "Freitag.de" (wo die Autorin irrtümlich Bosley heisst). Was der Artikel verschweigt: Es handelt sich bei Wiebke Arlt nicht um irgendeine Medizynerin, sondern um "Projektleiterin" des Zwangsoperateurverbandes "Euro-DSD". Wenig überraschend propagiert sie unverfroren Genitalverstümmelungen an Zwittern:

Es gibt Babys, die ohne chirurgischen Eingriff beides und zugleich keines von beiden sind. Sie wurden Hermaphroditen, Pseudohermaphroditen und intersexuelle Kinder genannt, die Ärzte ziehen es mittlerweile allerdings vor, von sexuellen Entwicklungsstörungen zu sprechen, da Störungen in vielen Fällen behoben werden können. Diese Kinder müssen nicht ihr ganzes Leben im Zustand sexueller Mehrdeutigkeit leben. Wenn der Zustand früh genug erkannt wird, kann ihnen geholfen werden, in einem ausdrücklich männlichen oder weiblichen Körper aufzuwachsen.

Kommentar: Und es gibt offensichtlich immer noch mehr als genug MedizynerInnen und JournalistInnen, die sind menschlich, moralisch und ethisch derart gestört, denen würde wohl nicht mal mehr "geholfen" und die "Störungen [...] behoben", wenn ihnen selber mal ungefragt an intimen Körperstellen herumgeschnippelt würde ... aber wetten, nachher würden sie zumindest anders darüber reden?!

Immerhin haben auf "Freitag.de" wenigstens die bisherigen >>> Kommentare zumindest betreffend der Zwangsoperationen ein ethisch deutlich höheres Niveau als die "Euro-DSD"-"Expertin" Wiebke Arlt sowie ganz allgemein dieser (im Gegensatz zum menschenverachtenden Statement von Prof. Arlt wohl nicht mal beabsichtigtweise) voll infame und niederträchtige Artikel. Danke!

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I)
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 2 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern 
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" - Tages-Anzeiger, 16.9.09 (IV)
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09    

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

Monday, August 31 2009

Keine Zwangsoperationen mehr in Biel? - Berner Zeitung, 17.8.09

Gratuliere, es ist sein Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Den ganzseitigen Artikel in der BZ von Andrea Sommer anlässlich der Aktion am Inselspital Bern schätzen mehrere Beteiligte als den insgesamt gelungensten ein. Dies wohl nicht zuletzt wegen der zusätzlichen Kästen zu Christianes Prozess und zum Offenen Brief, sowie wegen eines Aufsehen erregenden Interviews mit der Chefärztin der Kinderklinik in Biel, das wir nachfolgend dokumentieren:

>>> online bei der Berner Zeitung

«Betroffene sollen wählen»

Die Chefärztin der Bieler Kinderklinik Wildermeth wehrt sich gegen den Zwang zum eindeutigen Geschlecht.

In ihrer Aktion vor dem Inselspital von gestern prangerte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org die Praxis der Zwangsoperationen an. Auch heute noch würden Kleinkinder unklaren Geschlechts mit dem Skalpell und ohne ihre Einwilligung zu Mädchen oder Buben gemacht.

Dass es auch anders geht, zeigt die Kinderklinik Wildermeth in Biel. Chefärztin Christine Aebi ist auf Kinderendokrinologie spezialisiert, also auf die Lehre der Hormone. Aebi wehrt sich gegen den Zwang zum eindeutigen Geschlecht. "Ob Mann oder Frau, das wird nicht allein durch das äussere Geschlecht bestimmt, sondern auch durch den Gender, also das innere Fühlen als Frau oder Mann."

Bei Säuglingen mit unklarem Geschlecht werde eine Chromosomenanalyse durchgeführt, die Aufschluss darüber gebe, ob das Kind eher ein Bub oder ein Mädchen ist, sagt Aebi. "Unabhängig vom Resultat raten wir den Eltern, zu warten, bis ihr Kind sein Geschlecht selber wählen kann." Die Eltern würden dies akzeptieren, sagt Aebi. "Natürlich brauchen sie dann Begleitung durch Fachleute." Laut Aebi ist eine Operation einzig aus gesundheitlichen Gründen angebracht. "Etwa dann, wenn es durch die Ausbildung der Geschlechtsorgane zu Infektionen der Nieren kommt oder der Stuhlgang behindert wird."

Aebi ist seit zehn Jahren Chefärztin der Kinderklinik Wildermeth. Davor praktizierte sie länger in Kanada. "Dort ist die Politik jene, dass man die Kinder sein lässt, wie sie geboren wurden, bis sie selber entscheiden können", so Aebi. In anderen Kulturen seien intersexuelle Menschen akzeptierter als in unseren Breitengraden. Etwa in Indien. Aebi: "Dort geht man davon aus, dass der Mensch gespalten wurde und das Weibliche und Männliche wieder in sich vereinen muss. Kommt ein zwischengeschlechtliches Kind zur Welt, dann ist dies ein Geschenk."

(Berner Zeitung, 17.08.2009, S. 19)

Solche Aussagen von MedizinerInnen wie die obigen von Christine Aebi machen immer froh und sind Anlass zu Optimismus und (Vor-)Freude auf eine bessere Zukunft – auch für kleine Zwitterkinder. Danke!!!

Ihrer Homepage nach verfügt die Bieler Kinderklinik Wildermeth gar nicht (mehr?) über eine urologisch-kinderchirurgische Abteilung, die auch Zwangsoperationen vornimmt.

Bleibt zu hoffen, dass auch diejenigen Spitäler, die nach wie vor Zwangsoperationen anbieten (in der Schweiz sind dies die Kinderspitäler in Basel, Bern, Lausanne, Luzern, Genf, St. Gallen und Zürich), endlich zur Besinnung kommen ...  

>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.2009

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