Saturday, February 21 2009

"Das Geschlecht der Engel" – zeitzeichen 10/08

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Zeitschrift "zeitzeichen – Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft" (Druckauflage: 13'000) erschien in der letztjährigen Oktober-Ausgabe ein auch online einsehbarer, gelungener Artikel der Theologin Inge Kirsner. Ausgehend von einer Filmbesprechung von "XXY" schlägt der Artikel einen Bogen u.a. von der Problematik von "Intersexualität" im Sport (eins / zwei / drei) über den Galaterbrief 3,28, den Roman "Orlando" von Virginia Woolf aus dem Jahre 1928 (1992 verfilmt von Sally Potter mit Tilda Swinton in der Hauptrolle) zur berühmten Stelle in Genesis 1,27 (vgl. dazu auch den bahnbrechenden englischen Artikel "Intersexuality and Scripture" von Sally Gross).

Der Artikel ist ein engagiertes Plädoyer für einen menschlichen, vorurteilsfreien Umgang mit Zwittern auch von Seiten der Kirche und macht Mut – sowie Appetit auf mehr!

(Danke an Michel Reiter für den Hinweis. >>> Leserbrief)

Friday, February 20 2009

Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Auf FAZ-Online ist seit heute eine differenzierte Analyse von Oliver Tolmein zu den CEDAW-Empfehlungen aufgeschaltet (vgl. auch früherer Bericht auf FAZ-Online über CEDAW und die Genfer Zwitter-Proteste).

Darin kommt Oliver Tolmein ebenfalls zum Schluss, das "bei genauer Lektüre recht brisante Papier" des CEDAW-Committees mit der Forderung, die Bundesregierung solle künftig "effektive Anstrengungen zu unternehmen", "die Menschenrechte" der "Intersexuellen" "zu schützen", sei "eine im diplomatischen Kontext deutliche und unmissverständliche Aussage, die Konsequenzen haben sollte".

Gleichzeitig weist Oliver Tolmein auf die Probleme hin, "dass es aber doch einen ziemlich langen Atem braucht, um den langen Weg von einer ersten Erwähnung zu dann irgendwann einmal konkreten Verbesserungen zu schaffen", und dass "den Geschädigten oft nur der Weg vor die Zivilgerichte [bleibt] um dort in mühseligen, aufwändigen und oft auch kostspieligen Verfahren individuell Schadensersatz und Schmerzensgeld einzufordern - erschwert durch (mitunter wohl absichtsvoll) verschollene Behandlungsunterlagen, im Kampf gegen Verjährungsvorschriften, Beweislastverteilungen und schlechtes Erinnerungsvermögen der beteiligten Ärzte, die auch selten nur verstehen wollen, dass das, was sie dereinst für eine normale Heilbehandlung gehalten haben, für die Patienten im Ergebnis eine schwere Menschenrechtsverletzung war" – inkl. Hinweis auf das (bisher einzige) Positivbeispiel von Christianes Prozesssieg!

Hochinteressant auch die Parallelen, die Oliver Tolmein zu den Versäumnissen der Bundesregierung betreffend dem inzwischen von der Bundesrepublik ratifizierten Übereinkommen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zieht. Ein brisantes Thema, das auch von LGBT regelmässig aussen vor gelassen wird.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang auch, dass z.B. in der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener organisierte betroffene Menschen sich ebenfalls wiederholt konkret über die Mittäterschaft von Menschenrechtsorgansiationen beklagen und z.T. aktiv dagegen protestieren ...

>>> Der Artikel auf FAZ-Online: "Deutschland gerügt: Menschenrechte von Zwittern nicht geschützt"

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Friday, February 13 2009

CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung

>>> Mahnwache vor der UNO, Genf 2.2.2009   (Bild: Ärger)    

Nach langem Warten gingen heute die Empfehlungen des CEDAW-Committees online (CEDAW/C/DEU/CO/6):
>>> PDF-Download    >>> PDF deutsche Übersetzung BMFSFJ
>>> PDF deutsche Übersetzung Frauenrat

>>> UN-Seite zur 43. CEDAW-Session mit weiteren Downloads
>>> CEDAW-Seite Deutscher Juristinnenbund (djb)
>>> CEDAW-Seite Deutscher Frauenrat
>>> CEDAW Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.

Leider krebste das Komitee im Vergleich zum mündlichen Examen mit den VertreterInnen der Bundesregierung merklich zurück:

Weder wurde das Problem der fehlenden informierten Zustimmung und das Recht auch der Zwitter darauf erneut konkret thematisiert, noch wurde die Bundesregierung erneut explizit kritisiert für ihre (auch sonst übliche) Verweigerung, überhaupt inhaltlich auf das Thema einzutreten.

Trotzdem wurde die Bundesregierung erneut gerügt, wiederum für ihr mangelndes Eintreten für die Menschenrechte der Zwitter sowie für die bisherige Weigerung der Bundesregierung, mit den Organisationen der Zwitter endlich in einen Dialog zu treten, um ihre Menschenrechte künftig zu schützen.

Weiter verknurrte das CEDAW-Committee die Bundesregierung dazu, innerhalb von 2 Jahren in einem Follow-up-Bericht über diesbezüglich neu unternommene Massnahmen Rechenschaft abzulegen (Fettschreibung nachfolgend auch im englischen Original – die nachfolgend benutzte, offizielle deutsche Übersetzung des BMFSFJ weicht teilweise vom Original ab):

4. Der Ausschuss [...] bedauert jedoch, dass diese [Nichtregierungsorganisationen] bei der Erstellung des
Staatenberichts nicht hinzugezogen wurden.

Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen

61. [...]  Der Ausschuss bedauert jedoch, dass die Forderung nach einem Dialog, die von Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen [...] Menschen erhoben wurde, vom Vertragsstaat nicht positiv aufgegriffen worden ist.

62. Der Ausschuss fordert den Vertragsstaat auf, in einen Dialog mit Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen [...] Menschen einzutreten, um ein besseres Verständnis für deren Anliegen zu erlangen und wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen.

Follow-up zu den abschließenden Bemerkungen

67. Der Ausschuss fordert den Vertragsstaat auf, innerhalb von zwei Jahren einen schriftlichen Bericht über die Maßnahmen vorzulegen, die zur Umsetzung der in den Absätzen 40 und 62 enthaltenden Empfehlungen ergriffen wurden.


( 4. The Committee [...] regrets that they [non-governmental human rights and women’s organizations] were not consulted in the preparation of the State party’s report.

Cooperation with non-governmental organizations

61. [...] The Committee regrets, however, that the call for dialogue by non-governmental organizations of intersexual [...] people has not been favourably entertained by the State party.

62. The Committee request the State party to enter into dialogue with non-governmental organizations of intersexual [...] people in order to better understand their claims and to take effective action to protect their human rights.

Follow-up to concluding observations 

67. The Committee requests the State party to provide, within two years, written information on the steps undertaken to implement the recommendations contained in paragraphs 40 and 62. )

Kommentar: Damit haben die Zwitter-NGOs trotz dem vergleichsweise vagen und unverbindlichen Wortlaut einen ersten bedeutenden Sieg errungen. Es wird der Bundesregierung künftig fühlbar schwerer fallen, die berechtigten Forderungen der Zwitter nach sofortiger Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und sonstigen nicht-eingewilligten Zwangsbehandlungen sowie nach Entschädigung der Zwangsoperierten wie bisher gehandhabt einfach stillschweigend zu ignorieren und stattdessen die Zwangsbehandlungen unter Vorspiegelung falscher Tatsachenbehauptungen aktiv zu propagieren. Der Ball liegt damit nicht zuletzt bei den Zwitter-NGOs, mit der Bundesregierung hart und konsequent zu verhandeln und sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen ...

Nachtrag: In der Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu den abschliessenden Bemerkungen des Committees finden sich ausschliesslich Lobhudeleien in eigener Sache. Menschenrechtsverletzungen an Zwittern und das von CEDAW gerügte Dialogdefizit der Bundesregierung u.a. mit den Zwitter-NGOs beiben – Überraschung! – von Anfang bis Schluss vornehm unter dem Teppich ... Ohne zusätzlichen, kontinuierlichen Druck in der Öffentlichkeit und im Parlament ist jetzt schon absehbar, dass es von Seiten der Bundesregierung kaum je zu mehr als einer Alibiübung kommen wird ... Nachtrag 20.2.: Oliver Tolmein berichtet auf FAZ Online.

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Fortsetzung folgt ...

Thursday, February 12 2009

"Transgender und Intersexuelle sind insofern veschieden von schwulen, lesbischen und bisexuellen Gemeinschaften, dass T und I gewöhnlich medizinische Eingriffe benötigen ..."

Bei LGBT "mitgemeint" und die Folgen a.k.a. trans = inter ??!! Teil 8'735'291'732 a.k.a. "neue Erkenntnisse" aus (ausgerechnet) Australien zum Thema "Der Sinn hinter der GLBTQI Buchstabensuppe" (englischer Original-Artikel auf starobserver.com.au):

"Transsgender und Intersexuelle sind insofern veschieden von schwulen, lesbischen und bisexuellen Gemeinschaften, dass T und I gewöhnlich medizinische Eingriffe benötigen, die wiederum eine Reihe von Türhütern erfordern, die Geschlechtsidentität entsprechend den medizinischen und juristischen Begriffen definieren", erklärte eine Sprecherin des Gender Zentrums.

Kommentar: Gegenseitige Solidarität wär ja ne feine Sache – Vereinnahmung hingegen stinkt ... Passt hervorragend auch zu den Bestrebungen auch in Deutschland, die Zwitter klammheimlich in die TSG-Reform a.k.a. "Transgendergesetz (TrGG)" zu integrieren (eins / zwei / drei)...

(Gefunden via Intersex-Feed)

Siehe auch:
- Australien erwägt 3. Geschlecht "Intersex" - für Transsexuelle und Transgender, nicht für Zwitter
- Dem OP-Tisch ist es egal, ob du Zwitter bist oder Trans - Dir wenn du draufgeschnallt wirst nicht!

Friday, February 6 2009

Tagesspiegel-Artikel jetzt auch auf Zeit-Online

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der ursprünglich im Tagesspiegel vom 4.2. gedruckte, gelungene Artikel von Adelheid Müller-Lissner ist jetzt auch auf Zeit-Online abrufbar

(Gefunden via Intersex-Feed)

Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)

Heute am 6. Februar ist der "Internationale Tag Zero Tolerance for FGM – Keine Toleranz für Weibliche Genitalverstümmelung". Dazu gabs Dutzende Pressemitteilungen von Bundesministerien, einzelnen Bundestagsparteien, dem Frauenring, Terre des Femmes usw. usf. Da wird tapfer gegen menschenrechsverletzende Gebräuche aus dem 'finsteren Afrika' protestiert und zum Handeln aufgerufen. "Es darf keine Toleranz bei Gewalt gegen Frauen geben", sind sich mal wieder alle einig blablabla.

Gewohntes "Detail": Keine einzige dieser Pressemitteilungen richtete sich (auch) gegen die von Bundesregierung und Bundestagsparteien geduldeten bzw. geförderten Genitalverstümmelungen an Zwittern vor der eigenen Haustüre! Und das 4 Tage, nachdem die Bundesrepublik von der UNO für das Tolerieren ebendieser (durchaus vergleichbaren) Praktiken gerügt wurde, unter Anwesenheit auch vieler Frauenvertreterinnen aus Deutschland. Und obwohl bekanntlich 85% aller Zwitter zu Frauen zwangsoperiert werden. Aber naja, manche Frauen werden halt wohl immer etwas gleicher bleiben, und Zwitter sind ja bekanntlich keine Menschen ...

Siehe auch: "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Nachtrag: Danke an alle Frauen, die bei ihren Organisationen gegen die Auslassung der Zwitter protestierten!

Nachtrag 2: Dass es problemlos auch anders geht, macht die argentinische Zeitung Pagina 12 vor, die ausdrücklich aus Anlass des heutigen Tages einen Artikel über Intersexaktivismus brachte (auf spanisch).

Siehe auch:
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal") 
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ...
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive  

Thursday, February 5 2009

Genf: UNO mahnt Bundesregierung

Medienpräsenz an der Mahnwache vom 2.2. (Bild: Ärger)

In Genf signalisierte der CEDAW-Ausschuss der Bundesregierung unmissverständlich: Menschenrechte gelten auch für Zwitter! Die an Zwittern mit dem Segen der Bundesregierung üblichen genitalen Zwangsoperationen widersprechen dem klar, eine informierte Zustimmung durch die Betroffenen ist in jedem Fall notwendig! Ein grosser Erfolg für die Interessenverbände der Zwitter, die vor Ort lobbyiert und mit mehreren öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die an ihnen nach wie vor täglich begangenen, massiven Menschenrechtsverletzungen aufmerksam gemacht hatten. Letztere wurden auch von den lokalen westschweizer Medien breit und positiv aufgegriffen.

In seiner 43. Session überprüfte der UN-Ausschuss CEDAW am vergangenen Montag, den 2. Februar 2009, den 6. Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau. Intersexuelle Menschen e.V. und XY-Frauen hatten dazu in Zusammenarbeit mit einer Allianz von 28 Frauenverbänden und weiteren Organisationen einen eigenen Schattenbericht eingereicht.

Überraschend deutlich mahnte nun das CEDAW-Komitee die Bundesregierung:

Es sei der Wille des Ausschusses, dass auch Zwitter "die vollen Menschenrechte erhalten" müssen, was deren Verbände seit jeher fordern. Hier hätte die Bundesregierung noch "viel zu verändern".

In Bezug auf die von der Bundesregierung seit über 12 Jahren immer wieder gutgeheissenen genitalen Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und sonstigen nicht-eingewilligten Zwangsbehandlungen an Zwittern hielt das Komitee unmissverständlich fest, auch Zwitter hätten "immer" das Recht auf "volle informierte Zustimmung". Dies ist für Zwitter von spezieller Bedeutung, da Mediziner mit Rückendeckung der Bundesregierung bisher stets behaupteten, die Einwilligung der Eltern zu den Zwangseingriffen sei ausreichend, die Zustimmung der Betroffenen zu den "kosmetischen" Zwangseingriffen sei gar nicht erforderlich.

Weiter mahnte das Komitee, dass es sich um "rechtlich verbindliche Elemente" handle.

Ferner rügte der Ausschuss die Nicht-Beantwortung einer vorgängigen schriftlichen Frage des Ausschusses durch die Bundesregierung, und rügte die Bundesregierung weiter ebenfalls überraschend deutlich dafür, dass sie bisher jegliche Kommunikation mit den Interessenverbänden der Zwitter stets verweigert hatte.

Die vor Ort anwesenden VertreterInnen der Bundesregierung verweigerten ihrerseits wie gewohnt einmal mehr jede konkrete Antwort zu den massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern, was vom Komitee übrigens sehr wohl bemerkt wurde.

Immerhin hielt die Regierungsdelegation in einer Erklärung fest, man habe die Anliegen der Zwitter zur Kenntnis genommen und werde mit ihnen in einen Dialog treten. In einem ersten Schritt dazu wurde nach Sitzungsende mit einem anwesenden Mitglied vom "Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe" des Bundestags die Visitenkarten ausgetauscht und ein Gespräch in Aussicht gestellt.

Begleitend zur CEDAW-Session organisierten betroffene Menschen auf der Place des Nations zwei Mahnwachen und eine Protestkundgebung. Diese fanden in den lokalen Medien grosse Beachtung und dienten als Anlass zu umfassender Berichterstattung zur grundlegenden Problematik der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern u.a. in Le Matin, Le Temps, La Tribune de Genève und Le Courrier. Weiter berichteten FAZ Online und die kolumbianische Site El Tiempo veröffentlichte einen Clip.

Nachtrag: Diese Meldung auch auf Vorwaerts.ch.

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Tuesday, February 3 2009

Weitere Medienberichte zu Genf

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zusätzlich zu den bereits erwähnten, gelungenen französischen Berichten in Le Matin Bleu, Le Temps, Le Matin und 360° erschienen inzwischen weitere in La Tribune de Genève (wenn auch mit einigen deutlichen Ausrissen à la "nur Gender wird euch alle frei machen") und wieder voll korrekt (na ja, vielleicht mit Ausnahme der konsequent durchgehaltenen Anrede "Madame") in Le Courrier.

Zudem erschien bereits letzte Woche über die Demo vom 26.1. ein ebenfalls gelungener spanischer Clip auf der kolumbianischen Seite El Tiempo (unten ins Bild klicken):

Ebenfalls gelungen ein Bericht von Oliver Tolmein auf Frankfurter Allgemeine Online. Zwar vordergründig nicht im Zusammenhang mit Genf, dafür aber brandaktuell (wenn auch z.T. eher durchzogen) ein Artikel im deutschen Tagesspiegel.

Immerhin, noch die nicht rundum gelungenen Artikel machen klar Stimmung gegen die Zwangsoperationen und gegen das Zwittertabu. Ignorante PolitikerInnen, Zwangsoperateure & Medizynerkonsorten, zieht euch besser warm an – 2009 wird erneut NICHT euer Jahr! 

Nachtrag: Der Tribune-Artikel ist inzwischen auch auf der Homepage des Genfer Ärzteverbandes.

Nachtrag 2: "Menschenrechte auch für Zwitter!" - vorwärts 20.2.09

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Wednesday, January 28 2009

Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.

Nella: "Ich habe eine richtige Folter erlebt" Nicolas: "Ich diente als Versuchskaninchen"
(Bild: Le Matin, 27.01.09)

Während im 5. Stock des Palais des Nations im Saal XVI das CEDAW Committee betreffend Zwitter wenn überhaupt, dann praktisch ausnahmslos im Zusammenhang mit "Geschlechtsidentität" und "sexuelle Orientierung" debattierte, machte vor dem streng abgeschirmten UNO-Gelände auf dem Place des Nations eine kleine Demo auf die Zwangsoperationen und sonstigen medizinischen Verbrechen an Zwittern aufmerksam und forderte deren sofortige Abschaffung.

Schon am Morgen wurde eine Mahnwache abgehalten, der sich nebst Nella, Nicolas von OII Westschweiz sowie meiner Wenigkeit auch ein Mitglied der deutschen NGO-Delegation anschloss sowie ein solidarischer Mediziner im Ruhestand (!).

(Bild: Ärger)

Die gesamte Delegation von Intersexuelle Menschen e.V. in Begleitung der Delegationsleiterin der Frauenallianz verschob sich im Anschluss in die Cafeteria des Palais Wilson zu einer Audienz beim Hochkommissariat für Menschenrechte, verhandelte die allgemeine Problemlage sowie spezielle Vorfälle einzelner Zwitter wie Entlassungen und Drohungen als Folge ihres Kampfes um ihre Menschenrechte.

An der Demo am Nachmittag solidariserte sich auch eine Delegation des lokalen Schwulenverbandes 360°, der auch einen Reporter für einen Bericht in seiner gleichnamigen Zeitschrift aufbot. Von den kommerziellen Medien kam Le Matin, der am Folgetag ebenfalls einen sehr gelungenen Bericht druckte, der kein Blatt vor den Mund nahm und in dem Nella und Nicolas Klartext über die Zwangsbehandlungen redeten.

(Bild: Tul)

Schon im Vorfeld dieses 1. Aktionstages hatte es am 23.01.09 einen kurzen Bericht in Le Matin Bleu und am 24.01.09 einen etwas längeren in Le Temps, in denen Nella und der Lausanner Kinderpsychologe François Ansermet Klartext redeten über den Kampf der Zwitter gegen Zwangsoperationen.

Auch während der NGO-Sitzung der 43. CEDAW Session wurden Zwitter in den Fragen des Committees knapp ein Dutzend Mal erwähnt – oder besser gesagt "mitgemeint". In bekannter Manier gings um "Geschlechtsidentität" hier und "sexuelle Orientierung" da, und da und hier, und hier und dort, usw. Offensichtlich dachten die meisten, "Intersexualität" sei eine besondere Form von (iih) Transsexualität oder irgendwelche "speziell abartigen" (igitt!) Sex-Praktiken. Auch in der Pressemitteilung des CEDAW Committees war lediglich von "identity" die Rede.

Soweit, so wie gehabt. Erst ganz zum Schluss der NGO-Sitzung dann doch ne Überraschung: Der letzte Frager tanzte aus der Reihe und thematisierte die mangelnde informierte Zustimmung und erwähnte die Eingabe vom 17.01.09, welche die Frage 24 des Committee kritisierte, in der ebenfalls lediglich von "Geschlechtsidentität" die Rede war.

Laut einer NGO-Beraterin gäbe es innerhalb des Committees seit längerem Kontroversen darüber, Genderthemen einzuschliessen oder nicht, und der deutschen Delegation sei es nun dieses Jahr endlich gelungen, "Sexualität" auch innerhalb von CEDAW zu einem "Thema" zu machen. Zwitter als Türöffner für andere, einmal mehr. Wobei das Committee zu diesem Thema offensichtlich etwas Nachhilfe z.T. sehr gebrauchen könnte. Fragt sich bloss, was für die Zwitter selber dabei rausspringt. Dies wird sich am nächsten Montag zeigen, wenn die "low level" Gesandtschaft der Bundesregierung dem Committee Rechenschaft ablegen sowie Red und Antwort stehen muss -- hoffentlich nicht nur über "gender identity" und "sexual orientation" ...

(Bild: Ärger)

Parallel dazu muss Deutschland auch das Länderexamen des Menschenrechtsrates durchlaufen -- und wird auch dort wohl kaum auf die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern durch Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangshormonbehandlungen angesprochen werden -- genau so wenig wie irgend ein anderes zwangsoperierendes Land.

Damit sich dies endlich einmal ändert, wird es an diesem Mo 02.02.09 09-17h eine weitere Mahnwache auf dem Place des Nations geben -- und auch künftig weitere Aktionen ...

Siehe auch:
- Schattenbericht Intersexuelle Menschen e.V.
- Schattenbericht: Bundesregierung leugnet Menschenrechtsverletzungen an Zwittern 
- Zwitter-Demos vor der UNO 26.1.
- Weitere Medienberichte zu Genf
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Oliver Tolmein zu CEDAW-Empfehlungen
- CEDAW: Offener Brief des Deutschen Juristinnenbundes erwähnt Zwitter
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster

Thursday, January 22 2009

Deutscher Ethikrat reiht sich ein unter die MittäterInnen

So nah liegen das Neue und das Alte beieinander: Nur wenige Tage nach der sensationellen ersten Grossen Zwitter-Anfrage in Hamburg erreichte Nella ein Mail als Antwort auf ihre detaillierte Anfrage beim Deutschen Ethikrat, das ist so traurig, ich weiss gar nicht, wie ich's schreiben soll. Ich zitiere es deshalb einfach:

-------- Original-Nachricht --------
Betreff:         AW: Intersexualität: Menschenrechtsverletzungen und
Diskriminierungen
Datum:         Mon, 19 Jan 2009 13:15:46 +0100
Von:         Ulrike Florian <florian_at_ethikrat.org>
An:         <vorstand_at_intersexuelle-menschen.net>
CC:         'Dr. Joachim Vetter' <vetter_at_ethikrat.org>

Sehr geehrte Frau Truffer,

zunächst danke ich Ihnen sehr für Ihre Nachricht vom 10. Dezember und
die ausführlichen Informationen und weiterführenden Links zur
Problematik der Intersexualität.

Die von Ihnen an den Deutschen Ethikrat herangetragene Bitte, sich mit
diesem Problemkreis auseinanderzusetzen, ist in die am Folgetag
abgehaltenen Beratungen des Rates über sein Arbeitsprogramm für das Jahr
2009 eingeflossen.

Die Vielfalt an Themen, mit denen sich der Ethikrat auseinandersetzen
möchte, führt jedoch zwangsläufig dazu, dass eine Auswahl getroffen
werden muss - nähere Informationen hierzu finden Sie auf der Website des
Deutschen Ethikrates unter http://www.ethikrat.org/de_themen/index.php.

Zu den Themen, die keinen Eingang in das Arbeitsprogramm des Jahres 2009
gefunden haben, zählt u. a. leider auch das Thema der Intersexualität.

Dafür bitten wir um Ihr Verständnis.

Mit allen guten Wünschen für das Jahr 2009 und freundlichen Grüßen

Ulrike Florian

______________________________________

Deutscher Ethikrat
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jägerstraße 22/23
D-10117 Berlin

Tel:      +49 +30 203 70-246
Fax:     +49 +30 203 70-252
E-Mail: florian_at_ethikrat.org
URL:    http://www.ethikrat.org


Öhm, vielleicht doch Mini-Kommentar gefällig?
Es handelt sich wohlbemerkt um denselben Ethikrat, der 2008 als Schwerpunkt "Kosmetische Operationen an Kindern" im Schwerpunkt hatte. Ich weiss, dass viele Zwitter und solidarische Nicht-Zwitter grosse Hoffnungen in den Ethikrat gesetzt hatten. Zu Recht. Eine couragierte Stellungnahme hätte manchem jungen Zwitter höchstwahrscheinlich mehrere genitale Zwangsoperationen erspart. Manchmal könnt mensch einfach nicht soviel saufen, wie mensch kotzen möchte. Aber (ich gebe zu, ich weiss nicht, was der Ethikrat konkret betreffend "Kosmetische Operationen an Kindern" letzes Jahr behandelte und bewirkte, ich schätz jetzt einach mal) Nasenoperationen an den Kids reicher Eltern, das ist n dringliches Thema, boa. Schäm dich, deutscher Ethikrat. Mensch braucht bloss zu gucken, wer euch finanziert, um zu wissen, wen ihr vor gerechter Strafe schützt. Das Blut wohl Hunderter zwangsoperierter Zwitter klebt an euren Händen. Macht nur weiter so. Und jetzt, ähm, hör ich wohl besser auf, bevor ich noch ernsthaft ausfällig werde ...

Nachtrag: Immerhin ist nun seit dem 3.4.09 im Jahresbericht 2008 des Ethikrats an den Bundestag (16/12510 >>> PDF-Download) auf S. 13 offiziell festgehalten, dass der Ethikrat "Hilfegesuche von Betroffenen" auch zum Thema "Intersexualität" erhalten hatte. 

Wednesday, January 21 2009

Hamburg: Historische Grosse Zwitter-Anfrage eingereicht!

Keine Atempause – in Hamburg wird zur Zeit Geschichte gemacht!

Wer vermutet hätte, nach den nicht weniger als drei (!!!) bahnbrechenden Kleinen Anfragen der SPD noch im alten Jahr sowie einer auf Mi 29. April geplanten Expertenanhörung könnten die Medizyner 2009 vorerst kurz verschnaufen, hat sich schwer geschnitten: Vor einer Woche legten die Abgeordneten Kersten Artus, Dora Heyenn, Christiane Schneider, Norbert Hackbusch, Elisabeth Baum, Dr. Joachim Bischoff, Wolfgang Joithe-von Krosigk und Mehmet Yildiz von DIE LINKE nach - und wie!

Nämlich mit der zumindest meines Wissens nach allerersten Grossen Anfrage (19/1993, PDF) betreffend Menschenrechte auch für Zwitter in ganz Deutschland überhaupt! Und noch dazu von Aufmachung und Inhalt her geradezu vorbildlich!
(Nachtrag: Die Antworten des Senats sind dies allerdings weniger ...)

Noch nie war meines Wissens nach ein politischer Vorstoss zu Gunsten von Zwittern derart konsequent auf die Menschenrechtsproblematik und auf die realen Bedürfnisse der realexistierenden Zwitter ausgerichtet. Für einmal nix mit Gender-Trallala, sondern knallharte und detaillierte Fragen nach dem genauen Ausmass der Menschenrechtsverletzungen, sowie nach den Verantwortlichen, und nach Wiedergutmachung! Hipp, Hipp!

15) Ist die Freie und Hansestadt Hamburg bereit, zwischengeschlechtlichen
Menschen, die in den letzten 60 Jahren beziehungsweise seit dem 
23. Mai 1949 Opfer von medizinischen Interventionen in Hamburger
Krankenhäusern geworden sind, von der Freien und Hansestadt Ham-
burg finanzierte Opferschutzanwälte an die Seite zu stellen, damit die er-
littenen Rechtsverletzungen zumindest noch ein Stück weit aufgeklärt
und eingedämmt werden?

18) Gibt es Planungen zu einem Gesetzesvorhaben im Zusammenhang mit
der Frage Nummer 17, das
a) einen sofortigen Aktenvernichtungsstop aller in Hamburger Kran-
kenhäusern befindlichen Akten über zwischengeschlechtliche Men-
schen vorsieht?
b) die Aktenvernichtungsfrist von den medizinischen Interventionsun-
terlagen aus Hamburger Krankenhäusern zum Schutz der zwi-
schengeschlechtlichen Menschen auf einhundert Jahre erhöht, da-
mit sichergestellt wird, dass auch Betroffene, die erst nach 50 oder
60 Jahren Kenntnis von ihrer wahren biologischen Identität erhalten,
ihre Lebensbiographie eigenständig anhand der Krankenhausakten
rekonstruieren können?

Auch wenn davon auszugehen ist, dass der Senat die Opfer ebenso wie die Fragensteller einmal mehr für blöd verkaufen und auf Zeit spielen wird, statt wie gefordert den Zwangsoperierten endlich zu ihrem Recht zu verhelfen – wetten, dass mehr als eine Handvoll Medizyner nicht nur aus Hamburg in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur in der Morgendämmerung eher verknittert aussehen ... ?

Diese historische Grosse Anfrage wird ganz konkret zumindest einige junge Zwitter davor bewahren, zwangsoperiert zu werden!

DANKE AN ALLE BETEILIGTEN!!! AUCH BEI DEN VORHERIGEN ANFRAGEN!!!

Und nun: Wann legt endlich jemand in Berlin, Dortmund, Leipzig, Heidelberg, Lübeck etc. eine ebenso substanzielle Anfrage nach – und überall sonst, wo junge Zwitter nach wie vor zwangsoperiert werden!

WER SIND DIE NÄCHSTEN?!

>>> Fortsetzung: Leugnen, wegschauen, schweigen –
       Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen

Siehe auch:
- Hamburg: Erneut historische Grosse Zwitter-Anfrage!!
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Rechtsanwalt Oliver Tolmein: "Deutschland gerügt: Menschenrechte von Zwittern nicht geschützt"
- Rechtsprofessorin Konstanze Plett: Zwangskastrationen rechtlich nicht zulässig (PDF)

Tuesday, January 20 2009

Dem OP-Tisch ist es egal, ob du Zwitter bist oder Trans - Dir wenn du draufgeschnallt wirst nicht!

Na bitte, geht doch auch ohne: Positivbeispiel für eine Nicht-Vereinnahmende Sicht auf "Intersexualität" aus den Blickwinkeln Dekonstruktivismus und Transsexualität (aus einer Dissertation 2008):

Den entscheidenden Impuls  für die transsexuelle Praxis, für die vermehrte Durchführung von Geschlechtsumwandlungen, gab jedoch ein neues medizinisches Forschungsinteresse an der Entwicklung der Geschlechtsidentität im Verhältnis zu den somatischen Geschlechtsmerkmalen und zum Erziehungsgeschlecht. Ausgangspunkt dieser Forschungen in den 1950er Jahren waren Intersexuelle. [...]

Die Intersexualitätsforschung von Money und seinen MitarbeiterInnen bildete die Wurzel der medizinischen Konstruktion der Geschlechtsidentität als einer nicht von den physischen Geschlechtsmerkmalen determinierten Größe. [...] Die Konstruktion einer frühkindlich fixierten gegengeschlechtlichen Identität basierte weniger auf klinischer Evidenz denn auf dem ärztlichen Willen, eine zwangsläufige Entwicklung zu diagnostizieren, um einschneidende Eingriffe zu legitimieren (10.1)

Volker Weiss: "Eine weibliche Seele im männlichen Körper" - Archäologie einer Metapher als Kritik der medizinischen Konstruktion der Transsexualität, S. 239
>>> http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000003792/
>>> PDF-Download Teil 3-7

Saturday, January 17 2009

UNO Genf: "öffentlichkeitswirksame Aktionen" für 43. CEDAW-Session

Eingabe an UN-Ausschuss CEDAW:

Intersexuelle Menschen e.V. fordert Schutzverpflichtungen der Bundesregierung ein und kündigt für 25.01. bis 02.02.2009 weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen an in Genf während der 43. CEDAW-Session   >>> mehr

25.01.09 - 19h Pressekonferenz, La Maison des Associations, Salle Zasi Sadou
26.01.09 - Place des Nations, 10h Mahnwache / 13:30h Demonstration
30.01.09 - 13-15h Side Event der Allianz
02.02.09 - Place des Nations, 09-17h Mahnwache

Friday, January 16 2009

DIE LINKE: Kleine Anfrage im Bundestag "noch im Januar"

Menschenrechte auch für Zwitter!Lebenszeichen aus Berlin!

"[...] alles verzögert. zu guter letzt kurz bevor ich es einreichen wollte kamen noch einige änderungswünsche. [...] ich weiss das ist jetzt etwas unbefriedigend für sie, aber ich kann ihnen versichern, dass die kl. anfrage noch im januar der bundesregierung gestellt wird. [...]"

Wow! Hoffen wir das Beste! Wär doch zu schön, wenn das noch pünktlich zur grossen Zwitterinvasion an der UNO in Genf 25.1.-2.2.09 hinhauen würde – und Bundesregierung, Länder und Kommunen (Hamburg ahoi!) künftig überall und immer wieder Rede und Antwort stehen müssen über die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern, und warum die Bundesregierung es zulässt und schweigt ...

Nachtrag 16.2.: Ob deshalb keine Jahreszahl stand? Gemeint war dem aktuellen Stand nach wohl eher Januar 2010 ...

Weitere Updates: Streicheleinheiten für die Bundesregierung

Nachtrag 11.5.09: Laut einer Pressemitteilung des Bundestages hat DIE LINKE nun gleich 2 Kleine Anfragen draus gemacht und sie eingereicht, und zwar in echt! Yip, yip!

Thursday, January 15 2009

Über was schreibst du deine Abschlussarbeit? Über Intersexualität!

Letztes Jahr erhielt ich mehrere Anfrage von StudentInnen, die ihre Abschlussarbeit zum Thema Intersexualität schreiben (meistens begleitet von einem Referat vor der Klasse) und ein Interview mit einer zwischengeschlechtlichen Person führen wollten. Die meisten hatten sich von einem Zeitungsartikel inspirieren lassen (siehe auch hier und hier) ...

Eine davon ist Laura Borner von der Kantonsschule Wiedikon, Schweiz, die mir ihre Maturaarbeit gesandt hat: eine gelungene Arbeit, die über Zwangsoperationen, den Kampf um Selbstbestimmung und die Forderungen Zwischengeschlechtlicher berichtet. Viel Raum auch für ausführliche Interviews mit Karin Plattner, Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Gründerin des Vereins "Selbsthilfe Intersexualität", und meiner Wenigkeit.

Ich danke Laura für diese aufklärende Arbeit!

Hier das in der Maturaarbeit veröffentlichte Interview mit mir:

Leben mit Intersexualität

Wann erfuhren Sie, dass Sie intersexuell sind? Wie erklärte man es Ihnen?
Man hat mir nichts erklärt, man hat mich ständig angelogen oder mit Halbwahrheiten abgespiesen. Ich habe aber immer gespürt, dass etwas nicht stimmt, habe mich geschämt, denn ich wusste, dass es mit meinen Genitalien zu tun hat. Sonst würden die doch nicht ständig da hingucken und hingreifen und so besorgt und peinlich berührt tun. Ich war abartig, man musste mich verstecken, man musste meinen Körper korrigieren. Ich war immer innerlich wie gelähmt, machte mich so unsichtbar wie möglich.

Wie war es für Sie, als Sie es erfuhren? Ein Schock?
Eigentlich nicht. Ich wusste immer, dass ich anders bin. Ich sah auch zwischen den Beinen anders aus als meine Schwestern und fragte offenbar meine Mutter, warum das so sei. Ich selber kann mich nicht mehr daran erinnern. Einen konkreten Hinweis erhielt ich mit ungefähr vierzehn Jahren, dass meine vermeintlichen Eierstöcke in Wahrheit Hoden waren. Der Hausarzt warf es mir in einem unkontrollierten Moment an den Kopf, ohne jedoch weiter darüber zu reden geschweige denn etwas zu erklären. Ich war nicht wirklich geschockt, ich erinnere mich sogar, dass ich dachte: ach so, jetzt verstehe ich. Aber nur nichts anmerken lassen, weiter machen wie bisher. Habe mit niemandem darüber geredet, in Büchern nachgeschaut, ein Riesenchaos im Kopf.

In wie fern änderte sich Ihr Leben?
Gar nicht, es blieb, wie es war: ich war allein damit, ich habe alles mit mir selber ausgemacht, habe nie Fragen gestellt, nie geschrieen, protestiert, immer ganz lieb und ruhig und alles geschluckt. Wie das Kaninchen vor der Schlange versetzte ich mich immer in eine Starre, wenn ich zum Arzt musste. Daheim redete niemand darüber, ich sowieso nicht, stellte keine Fragen. Angst, Verzweiflung, dumpfe Leere. Als würde man vor einem grossen schwarzen Loch stehen und man darf nicht schreien, nicht zeigen, wie verletzlich man ist, denn die sind alle überfordert, Mediziner und Eltern, tun so, als ob alles gut wäre, obwohl ein Blinder merken würde, dass das nicht stimmt. Da beginnt man mitzuspielen, denn wenn man aufhören würde, dann bräche die Welt zusammen, dieses Konstrukt. Man will nicht die sein, die alles kaputt macht.

Hat sich Ihr Bild von Mann und Frau dadurch verändert?
Ich habe immer gewusst, dass ich keine richtige Frau bin. Aber ich kann nicht vergleichen, weiss nicht, wie eine richtige Frau fühlt, wie ein richtiger Mann. Was ist das schon, eine 'richtige' Frau, ein 'richtiger' Mann? Ich habe es auch nie zugelassen, mich anders zu fühlen, kann erst heute sagen: ich bin weder noch. Heute kann ich sagen: Es gibt Frauen, es gibt Männer, und es gibt Zwitter. Ich bin ein Zwitter. Eigentlich ganz einfach. Leider habe ich vierzig Jahre meines Lebens verbraucht, um zu dieser Aussage zu kommen.

Wer half Ihnen mit der Diagnose umzugehen und sie zu verarbeiten?
Niemand, ich war immer allein damit. Ausser heute meine Psychotherapeutin respektive ich selber durch sie. Ich hatte nie eine Freundin, eine vertraute Person, mit der ich darüber reden konnte. Ich habe mich immer versteckt. So kann man keine wirklichen Bindungen eingehen, man bleibt immer isoliert. Heute, nach acht Jahren intensiver Therapie, geht es mir gut.

Wussten Sie schon immer, dass Sie anders sind, als das von der Gesellschaft entworfene ideale Bild von Mann und Frau?
Ich wusste das schon immer respektive fühlte mich immer anders. Ob das nun ist, weil ich ein Zwitter bin, körperlich dazwischen, auch im Kopf vielleicht, oder ob das ist, weil ich immer so anders behandelt wurde, weiss ich nicht. Es wurde mir ja vor allem vermittelt, dass ich anders bin, weil grundlos operieren sie den Körper ja nicht, über etwas Positives macht man kein Geheimnis. Je länger ich meine Ruhe habe und zu mir finde, desto mehr verändert sich mein Selbstbild und das sieht irgendwie schon dazwischen aus. Jetzt, wo ich niemandem mehr beweisen muss, dass ich eine richtige Frau bin, kann ich eher mich selber sein.

Wie nahm Ihre Familie, Ihre Freunde die Diagnose auf?
Es wurde nicht darüber geredet. Man machte ein Geheimnis draus, man versteckte 'es', obwohl man gar nicht wusste, was 'es' ist. Das ist ja das Absurde: man darf nicht darüber reden, aber man weiss gar nicht, worüber man nicht reden darf. Da entwickelt man einen regelrechten Verfolgungswahn, als müsste man vor etwas flüchten, aber man weiss nicht, was es ist und wann und aus welcher Richtung es kommen wird. Meine Eltern wurden auch angelogen, von Anfang an.

Machten Sie Ihren Eltern Vorwürfe, dass sie sich für einen Geschlechtsanpassung bei Ihnen entschieden hatten?
Als Kind wohl schon, denn du bist dort, im Spital, die Mediziner greifen dir immer wieder zwischen die Beine, du hast Schmerzen, Angst, furchtbare Operationen, und deine Eltern stehen so quasi daneben und schauen zu, helfen dir nicht. Die klassische Missbrauchssituation.

Hat sich dadurch Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern, Familie und Freunden geändert?
Man verliert das Urvertrauen, ganze Familien werden durch diese menschenrechtswidrige Praxis kaputt gemacht. Da können keine guten Gefühle mehr sein zwischen Eltern und Kind. Ich habe mich immer abgeschottet, habe mich immer allein gefühlt in meinem Elternhaus. Seit einigen Jahren habe ich wieder liebevolle Gefühle für meine Eltern, weil ich ihnen gesagt habe, wie sehr ich gelitten habe. Ich habe mich ihnen gezeigt, das war der springende Punkt. Vorher sagte ich nie was, das macht Distanz. Ich habe dicht gemacht, niemanden an mich heran gelassen. Heute mache ich meinen Eltern keinen Vorwurf. Sie wurden auch angelogen, auch sie sind Opfer.

In einem Bericht über Sie, las ich, dass Sie heute in einer glücklichen Beziehung leben. Wie reagierte Ihr Partner darauf, als sie Ihn über Ihr „Schicksal“ aufklärten?
Er war über die menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen schockiert, konnte es kaum glauben, was die mit uns machen. Er hat keine Probleme damit, sieht mich wohl eher als Frau, aber ich bin auch der Zwitter: ich muss meine Seinsweise, meine Lebensrealität nicht verstecken, das ist wohl der springende Punkt. Er setzt sich mit mir zusammen für eine Enttabuisierung von Intersexualität ein.

Von wem erfuhren Sie, dass es auch andere Intersexuelle gibt, die sich in verschieden Selbsthilfegruppen treffen (Ärzte)?
Aus dem Internet, ganz einfach. Eines Tages gab ich meine Diagnose ein – "pseudohermaphroditismus masculinus" – und plötzlich waren da zig Informationen. Das war unglaublich. Alles im Alleingang, seit ich denken kann. Deshalb habe ich noch heute Mühe, wenn jemand mich 'begleiten' will. Von den Ärzten erfährt man das nie und nimmer, die tun eher so, als wäre man allein auf der Welt.

Hat es Ihnen viel geholfen, als Sie erfuhren, dass es auch andere Menschen mit Intersexualität gibt?
Das ist das Beste für alle Zwitter, alle sagen das. Dass man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann ist das beste Heilmittel, die grösste Unterstützung! Und was machen die Mediziner? Sie sagen ihren 'Patienten' nichts davon, suchen den Kontakt nicht. Logisch, weil in den Selbsthilfegruppen erfahren die Opfer von Zwangsoperationen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich schlecht fühlen, denen Unrecht widerfahren ist. Die isolieren uns bewusst, aus Angst vor einem 'Aufstand'. Das ist wie bei den Krankenakten: bei den meisten Intersexuellen sind sie 'verschwunden'.

Wie wichtig ist es für andere Intersexuelle, dass Sie als Betroffene aus der Anonymität traten und der Intersexualität ein Gesicht gaben?
Ich denke, dass es sicher wichtig ist. Andere Intersexuelle sollen dadurch ermutigt werden, aus ihrem Versteck zu kommen. Aber es macht auch Angst und ist wohl auch für viele ein Schock. Plötzlich ist da eine im Heftli, die sagt, sie sei ein Zwitter, spricht das aus, was man nie aussprechen durfte. Das heisst nicht, dass alle an die Öffentlichkeit müssen, aber schon aus der Isolation raus und Gleichgesinnte treffen, macht Angst. Das Gefängnis, in dem man steckt, isoliert, bietet aber auch Schutz, wird zur Gewohnheit. Vor dem Neuen hat man Angst. Zugleich macht es vielen Intersexuellen wohl auch Angst, sich quasi gegen die Mediziner und die Eltern zu stellen, indem sie schlicht und einfach aufhören, sich zu verstecken, das Schweigegelübde zu brechen, anzuklagen. Es ist ein bisschen wie beim Stockholmsyndrom. Sich gegen die wenden, mit denen man bisher das Spiel 'Alles ist in Ordnung' mitgespielt hat, weil man der Wahrheit nicht ins Gesicht schauen wollte oder konnte. Aufstehen und sagen, dass man gelitten hat, die Fassade runterreissen, das reicht schon, das heisst nämlich, den Medizinern und den Eltern sagen: ihr habt versagt! Nur schon der Gang in die Selbsthilfegruppe bedeutet das ja quasi. Es ist wie beim sexuellen Missbrauch: wir reden nicht darüber, also ist es auch nicht passiert. Und wenn es doch tut, ist man ein Verräter. Die meisten haben natürlich auch Angst, sich selber einzugestehen, dass sie gelitten haben, Trauer, Schmerz, Verzweiflung nicht länger zu verdrängen.

Wer hat Ihnen zu diesem Schritt geholfen?
Ich selber, zusammen mit meiner Therapeutin. Jahrelange Psychotherapie, zu mir selber kommen, mich selber gern haben, aufhören, meine wahren Gefühle zu verdrängen. Das ist ein Riesenchrampf. So, wie ich drauf war, hätte ich das nicht allein gekonnt. Ich war ja so gefangen in dieser Fantasiewelt, die ich mir als Kind schon aufgebaut hatte, in der mir nichts etwas anhaben konnte: ich fühle keine Schmerzen, ich brauche keine Liebe, ich stehe über allem. Ich bin gar nicht da! Da findet man allein nicht mehr raus, da es etwas ist, das man selber konstruiert hat, als Schutz. Das gibt man nicht gerne her, auch wenn es einen kaputt macht.

Wenn Sie einen Wunsch hätten, was würden Sie sich wünschen?
Ich möchte meinen ursprünglichen Körper zurück haben, genauso, wie er bei der Geburt war. Keine Narben, keine Hormone schlucken, ich wäre ganz, mich selbst. Mein Körper, wie er bei der Geburt war, wie er heute wäre. Ich frage mich, wie ich gewesen wäre, aber ich werde es nie erfahren, das haben sie mir für immer genommen. Ohne mich zu fragen.

Welche Bezeichnung ist für Sie die angenehmste: Intersexuelle/r, Zwitter, Hermaphrodit?
Zwitter oder Hermaphrodit

Auf der Website von intersex fand ich verschiedene Forderungen: keine Zwangsoperationen, das Individuum respektieren, die Eltern informieren, die Gesellschaft sensibilisieren. Was denken Sie über diese Forderungen? Welche ist für Sie die wichtigste? Wird es möglich sein, sie in der heutigen Gesellschaftssituation umzusetzen?
Selbstbestimmung für Zwitter, keine nicht lebensnotwendigen Operationen ohne Einwilligung der intersexuellen Person.
Wenn man diese Forderung befolgen würde, dann würde sich alles andere quasi von selber ergeben. Es wäre sicher nicht einfach, in unserer Gesellschaft ein intersexuelles Kind aufzuziehen, aber es würde immer einfacher werden, wenn man damit beginnen würde. Man müsste, um dies zu ermöglichen, die Gesellschaft weiter aufklären, Intersexuelle und ihre Eltern unterstützen, Intersexualität in den Lehrplänen und bei den Ausbildungen aller sozialen Berufe integrieren, gezielt Fachkräfte und Kompetenzzentren für intersexuelle Menschen ausbilden, einen dritten Geschlechtseintrag ermöglichen, und so weiter und so fort. Es wird nicht einfach sein, aber wir sind schon auf dem Wege, weil Zwitter immer mehr beim Namen genannt werden. Wir existieren und man kann uns nicht mehr auf die Seite schieben.

Soll man Intersexualität als drittes Geschlecht anerkennen?
Zwitter werden nach wie vor politisch, sozial und juristisch unsichtbar gemacht. Die Möglichkeit eines provisorischen Geschlechtseintrages, der vom Betroffenen später geändert werden kann, zudem eine dritte Option beim Geschlechtseintrag, das würde uns sichtbar machen und die Lage entspannen. Das ist ja eine der Lieblingsausreden der Mediziner: man müsse ja dem Kind einen Namen geben. Als ob man ein Kind deswegen operieren müsste, Genitalkontrolle auf dem Standesamt?!

Wie sieht die momentane Rechtslage in der Schweiz und im Ausland aus?
Die Rechtslage ist klar. Prof. Andrea Büchler, Professorin für Privatrecht an der Universität Zürich, sagt beispielsweise, dass es für einen medizinischen Eingriff die Zustimmung der betroffenen Person braucht. Bei einem Kind entscheiden in der Regel die Eltern. Aber: Geschlechtszuweisende, sprich: kosmetische, nicht lebenserhaltende Operationen, tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden. Bei diesen Operationen habe auch die Eltern nicht das Recht, für ihr Kind zu entscheiden.
Es handelt sich juristisch in der Schweiz wie auch in Deutschland ganz klar um schwere Körperverletzung. Die intersexuelle Christiane Völling hat in Deutschland ihren ehemaligen Arzt verklagt, der ihr vor bald dreissig Jahren ohne ihre Einwilligung die gesunden Fortpflanzungsorgane wegoperiert hat. Sie hat gewonnen, und zwar in erster wie auch in zweiter Instanz. Ich kenne weitere Intersexuelle, die einen Prozess vorbereiten. Wenn das so weiter geht, dann werden Mediziner aufhören mit diesen Operationen, aber nicht, weil sie einsehen, dass es Unrecht ist, sondern weil sie Angst vor einer Klage haben, Angst, Geld und Ansehen zu verlieren.

Was denken Sie über die Geschlechtsbestimmung bei Säuglingen durch einen operativen Eingriff?
Es handelt sich hier um massive Menschenrechtsverletzungen. Es sind in den allermeisten Fällen rein kosmetische, keine lebensnotwendigen Operationen, auch wenn die Mediziner immer wieder mit dem Krebsrisiko beispielsweise bei Hoden im Bauchraum kommen. Mehrere Studien beweisen, dass das Krebsrisiko weitaus geringer ist. Kastrationen machen das hormonelle Gleichgewicht im Körper kaputt, machen aus gesunden Menschen lebenslang kranke und von künstlichen Hormonen abhängige Menschen, diese künstlichen Hormone machen den Körper kaputt. Es handelt sich um menschenverachtende Eingriffe im Namen einer Geschlechternorm, ein zwittriger Körper darf nicht sein, der muss zurechtgestutzt werden, egal, ob der intersexuelle Mensch psychisch und physisch ein Leben lang unter den Folgen leidet. Jeder Mensch hat aber das Recht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.

Was halten Sie von den Argumenten von Ärzten, die behaupten, dass man so dem Kind einen langen Leidensweg erspare?
Das ist in erster Linie einfach feige von den Medizinern. Und auch von den Eltern. Wobei die Eltern eher zu entschuldigen sind, denn die haben ja meistens keine Ahnung. Aber heute kann man sich informieren. Die einen sind mutiger, die anderen weniger. Das Kind aber hat keine Wahl. Es läge in der Verantwortung der Mediziner, die Eltern aufzuklären – und sicher nicht, ihnen irreversible Operationen zu verkaufen. Es sei zum Wohle des Kindes, man wolle ihm Leid ersparen. Um Leid zu vermeiden, wird aber noch viel grösseres Leid geschaffen. Das geht nicht auf! Der Mensch redet sich gerne das ein, was ihm am Bequemsten ist und am wenigsten weh tut. Das ist wie Sondermüll entsorgen im Wald oder Batteriehühnerfleisch essen. Man weiss genau, dass es Unrecht ist, aber man tut es trotzdem. Und legt sich was zurecht, damit man gut schlafen kann. Mediziner und Eltern operieren ein intersexuelles Kind in erster Linie für sich selbst, sonst würden sie das Kind nämlich zuerst fragen. Doch das schlechte Gewissen bleibt, deshalb können Eltern ihr intersexuelles Kind sowieso nie annehmen, vielleicht erst recht nicht, wenn es verstümmelt ist, denn es erinnert die Eltern immer daran, was sie ihm angetan haben.

Zwangsoperationen sind keine Lösung. Es ist sicher nicht einfach, ein intersexuelles Kind aufzuziehen. Aber es ist ein Verbrechen, über den Körper und die Seinsweise eines Kindes zu entscheiden. Denn es geht hier nicht um lebenserhaltende Operationen, sondern um rein kosmetische Eingriffe. Zum Wohle des Kindes? Genitaloperationen führen dazu, dass die sexuelle Empfindungsfähigkeit vermindert oder gänzlich zerstört wird. Es bleiben Narben zurück, niemand kann sagen, wie viel ein intersexueller Mensch dann noch spürt. Auch psychische Narben: die meisten Intersexuellen, die ich kenne, haben keinen Partner, keine Sexualität, ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper.

Kastrationen und anschliessende Hormonersatztherapie mit körperfremden Hormonen – das sagt einem kein Arzt – führen zu massiven gesundheitlichen Problemen: Osteoporose, Stoffwechselstörungen, Diabetes, Adipositas, Depressionen, Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten, Libidoverlust, körperliche und seelische Leistungsminderung, Konzentrationsstörungen und so weiter und so fort. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass niemand jemals sagen kann, ob sich der Zwitter dann in der ihm zugewiesenen Rolle wirklich wohl fühlt. Ein Drittel aller Zwitter bringt sich um.

Was für eine Rolle spielt hierbei die Gesellschaft?
Die Mediziner agieren nicht isoliert von der Gesellschaft, aber sie haben die Definitionsmacht, sie sind spezialisiert und können deshalb Leute mit ihrem Wissen unter Druck setzen. Man ist ihnen ausgeliefert. Wenn die sagen, dass das so gut ist, dann glauben das die meisten. Auch weil sie es glauben wollen. Es geschieht im Verborgenen, Mediziner können tun und lassen, was sie wollen. Es gibt keine Kontrollen. Es gibt für alles Mögliche Nachfolgeuntersuchungen, bei Intersexualität nicht. Mit Zwanzig entliess mich mein Arzt, es hat ihn nicht interessiert, wie es mir später geht, er wollte mich nicht – wie zum Beispiel mein Kardiologe – in fünf Jahren unbedingt wieder sehen.
So schlimm und intolerant, wie die Mediziner einem weismachen wollen, ist die Gesellschaft nicht. Ich habe noch nie eine negative Reaktion erlebt. Natürlich, wenn man als Kind, in der Pubertät plötzlich 'komisch' aussieht, ein vermeintliches Mädchen plötzlich männlicher wird, das wird vielleicht ausgelacht, schräg angeschaut. Aber das ist nichts im Vergleich zu demütigenden Untersuchungen, für immer zerstörte Hormonfabriken und Genitalien, Schmerzen beim Sex oder gar keine Gefühl mehr, angelogen werden, negiert zu werden. Man kann mit den Leuten reden, ihnen erklären, was los ist. Ich kenne einige Eltern, die ihre intersexuellen Kinder nicht operieren liessen und so leben.

Mir fiel auf, dass es in letzter Zeit vermehrt Interviews und Berichte über Intersexualität gab. Möchten die Intersexuellen damit endlich erreichen, dass Die Öffentlichkeit die Augen öffnet und nicht länger wegsieht?
Natürlich. Es geht darum, ein Tabu zu brechen, aufzuklären, uns Zwittern ein Gesicht zu geben in dieser Gesellschaft. Die meisten Leute wissen überhaupt nichts über Intersexualität. Man kennt Beschneidungen in Afrika, regt sich darüber auf, zu Recht, aber dass etwas ähnliches hier in unserem 'zivilisierten' Europa und anderswo geschieht, das weiss niemand. Zwitter leben versteckt, machen sich klein, schämen sich, denn ihnen wurde von Anfang an vermittelt: du bist abartig, nicht erwünscht, nicht richtig, deshalb müssen wir dich operieren und vor allem darfst du mit niemandem darüber reden. Das prägt fürs Leben. Jetzt reden Zwitter in der Öffentlichkeit, brechen das Schweigegelübde, diese elende Last, dieses menschenunwürdige Nichtsein, das einem aufgezwungen wurde, diese Lüge, die das ganze Leben vergiftet! Aber die meisten schweigen weiterhin. Die Öffentlichkeit soll wissen, soll hinschauen, denn dann können die Verantwortlichen nicht mehr weiter tun und lassen, was ihnen passt. Die Politik soll hinschauen, das Gesetz soll hinschauen. Der Umgang mit Intersexuellen, die Maschinerie, die in Gang gesetzt wird, wenn ein zwischengeschlechtliches Kind geboren wird, muss abgestellt und in ihre Einzelteile zerlegt werden. Zwangsoperationen an Zwittern müssen verboten werden! Das sind Menschenrechtsverletzungen. Jeder Zwitter soll selber über sein Leben entscheiden dürfen.

Tuesday, January 13 2009

Zwittersymbol: Pink Apple lenkt ein

>>> Statement: "Wem gehört das Zwittersymbol?"

2008 war es zu einer Meinungsverschiedenheit mit dem schwullesbischen Filmfestival Pink Apple gekommen, das einmal mehr im Festivalprogramm das Zwittersymbol für Transgenderfilme benutzte.

Nach 2 offenen Briefen von zwischengeschlecht.org hatte sich Pink Apple am 4. Mai bereit erklärt, für 2009 nach einer "anderen Lösung" zu suchen.

Auf Anfrage gab Pink Apple inzwischen bekannt, an der Lösung würde noch gearbeitet, es stehe jedoch fest, dass das Zwittersymbol "nicht mehr verwendet" würde.

Ich danke dem Pink Apple Team für die Rücksichtnahme und freue mich dieses Jahr besonders auf das kommende 12. Pink Apple Festival Ende April 2009!

Nella
 

Statement: "Wem gehört das Zwittersymbol?"

>>> Statement von Zwischengeschlecht.org vom 4.5.08

Die Auseinandersetzung mit dem Zwittersymbol und dessen Verwendung mag vielleicht auf den ersten Blick übertrieben scheinen. Für uns Betroffene ist sie jedoch wichtig.

Die öffentliche Wahrnehmung unserer Belange ist dürftig. Vermischungen mit und durch Transgender und Transsexuelle, die zwangsoperierten Zwittern nicht gerecht werden, sind an der Tagesordnung. Für uns Betroffene ist es sehr wichtig, dass dies sich bessert. Denn Sprache, auch Zeichensprache, schafft Fakten. Dies gilt insbesondere für den Bedeutungsgehalt von Symbolen.

Unser Dasein wird regelmässig auf die Genderfrage reduziert, massive Menschenrechtsverletzungen, operative und hormonelle Zwangseingriffe werden dabei ausgeblendet. Oder höchstens dazu benutzt, um die Aufmerksamkeit auf die spezifischen Anliegen von Gender Studies, Transgender-, Queer- und LGBT-Diskursen zu lenken, obwohl die eigentliche Problematik aus Sicht der betroffenen Menschen in erster Linie in den menschenrechtswidrigen genitalen Zwangsoperationen liegt.

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Mädchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, die im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Wer unser Dasein und unser Symbol auf eine Gender- / Identitäsproblematik und entsprechende Diskurse reduziert und so für seine/ihre eigenen Anliegen instrumentalisiert, trägt dazu bei, dass wir und unsere berechtigten Anliegen in dieser Gesellschaft weiterhin unsichtbar bleiben und die menschenrechtswidrige Praxis der Zwangsoperationen an Zwittern weiterhin andauert.

Um dies zu ändern bitten wir um eure Mithilfe. Danke!

Daniela Truffer (Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch, Mitglied XY-Frauen, Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.)
 

Siehe auch:
- Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol
- 2. Offener Brief an "Pink Apple"
- Zwittersymbol: "Pink Apple" verweigert Dialog und lädt Betroffene von "Diskussion" aus ...  
- "Pink Apple" - unser Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008 
- GPGF Basel 10.-12.09.09: Stop Vereinnahmung des Zwittersymbols im Namen von "Gender" und "Psychiatrie"!

Saturday, January 10 2009

Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig

Zwangsoperationen an Zwittern gehören m.E. zu den massivsten Menschenrechtsverletzungen in "Westlichen Demokratien" seit dem 2. Weltkrieg. Trotzdem sind sie nicht zu vergleichen mit den noch viel massiveren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, welche die "Westlichen Demokratien" regelmässig in die sog. "3. Welt" hinaustragen.

Doch die Welt schaut weg bzw. jede_r nur auf den eigenen Nabel. Zwar wird meist in den Medien indirekt darüber berichtet, der Klartext über die eigenen Verbrechen dabei jedoch mit steter Regelmässigkeit "vergessen". Aus aktuellem Anlass deshalb einmal mehr ein Blick über den "eigenen Tellerrand" hinaus.

Aktuell ist (nicht zum ersten Mal) wohl Gaza das hipste "Waffentestlabor", wo die neusten Gadgets und ihre Folgen ungestraft an der wehrlosen Zivilbevölkerung "studiert" werden können, während die Medien, Parlamente und Regierungen schweigen (und sich wohl bereits auf steigende Aktienkurse ihrer Rüstungsportfolios freuen). Einzelne anständige Mediziner appellieren (vergeblich) an die Menschlichkeit ihrer Kaste (engl. Interview mit einem norwegischen Arzt).

Diese neuen Waffen haben meist eines gemeinsam: Während sie offiziell als "effizient und schonend" bzw. "nur begrenzt tödlich" angepriesen werden, sind es eigentliche Genozidwaffen, die durch die (von offizieller Seite regelmässig geleugneten, verharmlosten bzw. als "unbeabsichtigt" dargestellten) sog. "Sekundärwirkungen" der verwendeten, extrem toxischen "Materialien" faktisch darauf abzielen, die lokale Bevölkerung im Verlauf der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte systematisch zu dezimieren, indem sie u.a. Krebs auslösen sowie die DNA schädigen und dadurch auch bei späteren Generationen grässliche Mutationen verursachen, welche die "ursprünglichen" ("primären") Toten schnell einmal um ein Mehrfaches übertreffen.

(Bild:  DU Baby # 20 © Dr. Jenan Hassan)

2 Beispiele solcher Genozidwaffen, wie sie über die Festtage einmal mehr in Gaza eingesetzt wurden:

DIME-Munitions (Dense Inert Metal Explosives)

Sprengkörper mit Mikro-Schrapnell aus einer Wolfram-Legierung, die in einem vergleichsweise kleinen Radius grässlichste Wunden verursacht (WARNUNG), auf weitere Entfernung aber schnell an direkter Wirkung verliert. Die "übrig gebliebene" Wolframlegierung bleibt liegen, wird bei Wind wieder aufgewirbelt, eingeatmet usw. Wolfram ist extrem giftig, krebserregend und mutagen. DIME wird in Gaza seit 2006 "getestet". Auf Deutsch gibts noch nicht mal wirkliche Infos.
- http://en.wikipedia.org/wiki/Dense_Inert_Metal_Explosive
- Report von RAI (englisch)
- Engl. Essay über genotoxische Waffen in Gaza / Teil 2 / Teil 3

"abgereichertes Uran" (DU = Depleted Uranium)

Die radioaktiven Abfälle, die während des "Anreichern" natürlichen Urans zu spaltbaren Material entstehen, werden in "Bunker- und Panzerbrecher-Geschossen" verwendet, um ihnen u.a. durch ihr extrem hohes Gewicht eine bessere Durchschlagskraft zu ermöglichen. Beim Aufprall verbrennt und verdampft das DU und bleibt als Mikropartikel der lokalen Bevölkerung Jahrtausende lang erhalten. Auch das "abgereicherte" Uran ist nach wie vor radioaktiv, extrem giftig, krebserregend und mutagen. Kam auch aktuell in Gaza einmal mehr zum Einsatz, davor seit den 1980ern z.T. exzessiv in Bosnien, Irak, Afganistan und Tschetschenien. Auch die "eigenen" Frontsoldaten und ihre Nachkommen sind von den "Sekundärwirkungen" z.T. stark betroffen.
- http://de.wikipedia.org/wiki/Uranmunition
- Bilder von "DU-Babies" (WARNUNG)
- Vortrag mit Statistiken zu Südirak (PDF)

Tuesday, January 6 2009

2008: "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion" (Jahresrückblick, Teil 3)

Vorbereitung Aktion Kinderspital Zürich, 6.7.08 (Bild: Dominik Huber)

--> Teil 1: Eine neue Zwitterbewegung!
--> Teil 2: Folgt ...

Der 2008 neu entfachte öffentliche und politische Druck im Namen von "Menschenrechte auch für Zwitter!" brachte die üblichen TrittbrettfahrerInnen auf den Plan. Nach altbewährtem Muster begannen sie im Namen von "Gender", "Trans*" und "Queer" das den Zwittern angetane Unrecht für ihre eigenen Partikularinteressen zu instrumentalisieren. Einmal mehr erklärten sie die die Zwitter zu einer angeblich marginalen Randgruppe innerhalb des Transgenderspektrums, reduzierten die massiven und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern zu blossem "empirischen Material" zur "Abstützung" von "Transgender oder queere[n] Identitäten oder Politiken". Auf der politischen Bühne behaupten sie, die an Zwittern systematisch begangenen medizinischen Verbrechen seien mit ihren eigenen Problemen "gleichzusetzen", und versuchen so ihrerseits aus den Schlagworten "Zwangskastrationen" und "Zwangsoperationen" so viel Kapital zu schlagen wie möglich. Alles seit Jahrzehnten erprobte, klassische Formen der Vereinnahmung von Zwittern durch LGBTQ. Nach wie vor kriechen dem noch so manche Zwitter ebenfalls auf den Leim – oder schweigen zumindest dazu.

Als Folge kristallisieren sich zur Zeit innerhalb der "Zwitterbewegung" einmal mehr zwei Fraktionen heraus. Diese Fraktionen, die ich hier "Menschenrechtsfraktion" und "Transgenderfraktion" nennen möchte, reden zwar beide im Namen von Zwittern, sind aber verschieden zusammengesetzt und haben dementsprechend verschiedene Forderungen und Prioritäten:

Die "Transgenderfraktion" (oder "Geschlechtsidentitätsfraktion" bzw. "Genderfraktion") besteht traditionell vornehmlich aus "Gender-TheoretikerInnen" und nur zu einem kleinen Teil aus Zwittern, die sich meist gleichzeitig als Transgender definieren, ist vorrangig am "Genderproblem" interessiert, benutzt die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern als Mittel zum Zweck für die zentrale Transgender-Forderung nach Abschaffung/Dekonstruktion/"Hinterfragung von Geschlechtsstereotypen" sowie konkret politisch zur Revision/Abschaffung von Transsexuellengesetz und Personenstandsgesetz (Freie Wahl/Abschaffung des Gechlechtereintrags). Die zentrale Zwitter-Forderung überhaupt, sofortige Beendigung der Zwangseingriffe an Zwittern, bleibt oft unerwähnt, geschweige denn wird sie als eigener Punkt in der Agenda vorangestellt. Generell sind Zwitter in der "Transgenderfraktion" meist bloss "mitgemeint"; zwitterspezifische Aliegen, sofern überhaupt konkret eingebracht, werden bei LGBTQ in der gottgegebenen Reihenfolge zu hinterst angestellt. Die konkreten Probleme und Forderungen der Zwitter werden vertagt auf "nach der Abschaffung der Geschlechter", die bekanntlich in ferner Zeit der gesamten Menschheit das Heil bringen wird, weshalb die "undankbaren Zwitter" sich bis dahin mal nicht so anstellen sollen.
Aktuelle Beispiele: TransGenderNetzwerk Berlin (TGNB), Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti), TransInterGenderSex (TIGS), TransInterQueer (TrIQ), Feministe, QueerGrün, Yogyakarta, IVIM (Nachtrag 5.4.09: Inzwischen hat IVIM in der Forderungsliste das "Recht auf körperliche Unversehrtheit" an 1. Stelle gesetzt – vgl. auch unten "Prognose 2009" ...), Pink Apple Zürich, Liminalis

Die "Menschenrechtsfraktion" (oder "Selbstbestimmungsfraktion") besteht demgegenüber zur Zeit fast ausschliesslich aus zwangsoperierten Zwittern und ihren PartnerInnen, stellt den Kampf gegen die medizinischen Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen an Zwittern unmissverständlich ins Zentrum durch konkrete Aktionen/Kampagnen gegen Zwangsoperateure und Politiker, fordert an erster Stelle die sofortige Beendigung der Zwangsoperationen, offizielle Anerkennung des Jahrzehnte lang begangenen Unrechts sowie Entschädigung für zwangsoperierte Zwitter. Sie formiert sich als eigenständige Zwitterbewegung ausserhalb von LGBTQ, will mit niemandem verwechselt noch von irgendwem instrumentalisiert werden, sondern möglichst wirkungsvoll praktisch für Zwitter und gegen Medizyner eintreten. Punktuelle politische Zusammenarbeit/gegenseitige Unterstützung mit anderen Gruppierungen/Kampagnen inkl. LGBTQ ist erwünscht, jedoch nicht um jeden Preis, sondern nur soweit möglich nach dem Motto "getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen". Vorrangiges Ziel ist die Schaffung einer schlagkräftigen, eigenständigen Lobbyorganisation – gegen Zwangsoperationen und für "Menschenrechte auch für Zwitter!"
Aktuelle Beispiele: Dieser Blog, Christianes Prozess, Die Zwitter Medien Offensive™, Intersexuelle Menschen e.V., Forderungsliste, CEDAW-Schattenbericht


Elisabeth "Kann ein Zwitter Sünde sein?" Müller, Landgericht Köln 12.12.07

Zwitter in Bewegung – und auf der Bremse

Durch die verstärkten Aktivitäten vor allem der "Menschenrechtsfraktion" im vergangenen Jahr brachen innerhalb der "Zwitterbewegung" entlang der Fraktionen neue Gräben auf bzw. bestehende wurden plötzlich unübersehbar. Dies ist ein schmerzhafter Prozess, der zu starken inneren Spannungen führt, die auszuhalten schwer fällt. Trotzdem ist er wohl unumgänglich, um die Zwitter endlich als eigenständige politische Kraft zu etablieren. Auch wenn manche Zwitter es vorziehehen würden, der Geist liesse sich wieder in die Flasche sperren und die Zwitter würden als Gattung wieder wie früher im Schatten und unsichtbar bleiben: Dafür ist es zu spät – das Zwitter-Tabu hat Löcher bekommen und wankt.

Der vorherige Platzhirsch, die "Transgenderfraktion", ist aus nahe liegenden Gründen "not amused". Statt inhaltlich auf die seit Jahren vorgebrachte Kritik der "Menschenrechtsfraktion" einzugehen, antwortete die "Transgenderfraktion" 2008 in der Regel mit Pauschalvorwürfen wie "Hass", "persönliche Aversionen", "Diskriminierung", "Ausgrenzung" usw. Die "Menschenrechtsfraktion" nahm dies zum Anlass, die Kritik an der Zwitter-Instrumentalisierung im Allgemeinen und am Ausnutzen des realen Zwitterleids für eigenen Zwecke im Besonderen laufend zu konkretisieren.

Auf den 2008 zunehmend öffentlich werdenden Vorwurf der Instrumentalisierung reagierte die "Transgenderfraktion" mit der Gründung neuer, angeblich zwittersperzifischer Organisationen wie z.B. IVIM, die in Wahrheit aber aus denselben altbekannten ExponentInnen aus TransGenderNetzwerkBerlin (TGNB), TransInterQueer (TrIQ) und TransInterGenderSex (TIGS) besteht. Die Menschenrechtsforderung nach Beendigung der Zwangsoperationen steht nach wie vor klar nicht im Zentrum, wurde aber immerhin akzentuiert. Parallel geht die "Transgenderfraktion" dazu über, Exponent_Innen der "Menschenrechtsfraktion" kurzerhand zu unerwünschten Personen zu erklären, von Veranstaltungen so weit wie möglich auszuschliessen und generell möglichst auszublenden (so z.B. durch Ulrike Klöppel von Charité/TGNB/IVIM, die anlässlich des Ethik-Seminars mit angehenden Medizinern im Januar 2009 Teilnehmer_innen aus der "Menschenrechtsfraktion" nicht nur vom Podium, sondern auch als Gäste im Publikum kategorisch ausschloss).


Solidarische Nicht-Zwitter unterwegs zum Kinderspital, 6.7.08 (Bild: Dominik Huber)

Prognose 2009

Die "Menschenrechtsfraktion" wird weiter Tempo machen, nicht zuletzt dank der anhaltenden Zwitter Medien Offensive ihren Bekanntheitsgrad erneut deutlich steigern und erste politische Erfolge feiern. Dadurch werden sich zusehends auch Nicht-Zwitter aller Schichten und Lager, die erst jetzt von den medizinischen Verbrechen an Zwittern erfahren, konkret solidarisieren und als Verbündete aktiv zur Beendigung der Zwangsoperationen mit beitragen. Nicht-vereinnahmende LGBTQs werden sich solidarisch organisieren. Die "Transgenderfraktion" wird Menschenrechtsverletzungen an Zwittern erneut akzentuieren und ihre Aktivitäten verstärken. Die "Zwitterbewegung" als Ganzes wird von der neu entstandenen Dynamik weiter profitieren. Zwangsoperateure werden einmal mehr wenig zu lachen haben (allen Lippenbekenntnissen zum Trotz). Dass Christiane endlich ihr Schmerzensgeld erhält, wird die übernächste Welle von Prozessen auslösen. Die nächsten Schattenberichte werden auf weniger passiven Widerstand stossen als der erste, doch die UNO wird sich weiterhin auf den Standpunkt stellen, die Zwangsoperationenen seien doch gar nicht so schlimm, die Zwitter sollen sich nicht so anstellen und erst mal weiter bei LGBTQ zu hinterst anstehen. Die Bundesregierung spielt weiter auf Zeit. Die Schmerzgrenze ist noch längst nicht erreicht ...

--> Teil 1: Eine neue Zwitterbewegung!
--> Teil 2: Folgt ...

Siehe auch:
- Zwitter, Transsexuelle und Transgender
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung

Google ist mein Freund (Ich hasse Google)

Speziell interessant find ich ich bei folgenden Suchanfragen doch auch, bei welchen Resultaten wieviel und was für Werbung eingeblendet wird, und bei welchen nicht:
http://www.google.de/search?q=zwangsoperationen+zwitter 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperation+zwitter 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperationen+intersexuell 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperation+intersexuell 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperationen+transsexuell 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperation+transsexuell 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperationen+transgender 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperation+transgender 

Warum Google mein Freund ist:
http://www.google.de/search?q=zwangsoperationen 
http://www.google.de/search?q=zwangsoperation 

Warum ich Google hasse:
http://www.google.de/search?q=google+zensiert

http://www.google.de/search?q=google+schnüffelt   

Monday, January 5 2009

Zwitter, Transsexuelle und Transgender - badhairdays

Ich durfte auf Sarahs Badhairdays-Blog einen Gastpost schreiben mit meinen persönlichen Ansichten und Erfahrungen über >>> Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen Gruppen. Der Post war in seiner ursprünglichen Form ein längerer Kommentar zu diesem Post von Sarah (wo's auch noch weitere Kommentare hat), ausgehend u.a. auch von Kommentaren zu diesem Post hier.

Ich finde ehrlichen Austausch und offene Kommunikation auch unter Gruppen und Personen wichtig, die nicht immer am selben Strang ziehen (auch wenn ich weiss, dass Höflichkeit und Diplomatie zugegebenerweise nicht immer meine Stärken sind). In diesem Sinne, ich schätze und achte das sehr, dass ich diese nicht selbstverständliche Gelegenheit erhielt, und möchte mich auch hier bei Sarah dafür bedanken!

Und jetzt geh ich schon mal in Deckung für Sarahs Re-Kommentar ... Nachtrag: Siehe hier

- page 56 of 68 -