Wednesday, February 22 2012

"Die geltenden Verjährungsvorschriften sind dringend zu überarbeiten" - Konstanze Plett (Klartext in Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahmen 3)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Im Vorfeld der Präsentation der Ethikrat-Stellungnahme nächsten Donnerstag 23.2.12 (Aktion von Zwischengeschlecht.org ab 09:30h) präsentiert dieser Blog einige Highlights aus den vom Ethikrat eingeholten, öffentlich zugänglichen "Stellungnahmen von Sachverständigen".

Konstanze Plett schockte schon 2001 an einem Vortrag (PDF) die versammelten MedizynerInnen mit dem Hinweis, dass Zwangskastrationen an Zwittern gegen das Sterilisationsverbot verstossen. 2008 wies sie im Amnesty Journal darauf hin, dass der Kampf westlicher Länder gegen die afrikanische Genitalverstümmelung nur dann glaubhaft ist, wenn auch die Verstümmelungen in den eigenen Kinderkliniken nicht länger ausgeblendet werden. Dieser Blog hat schon über viele weitere solche Beispiele berichtet. Auch in ihrer schriftlichen >>> Stellungnahme an den Deutschen Ethikrat (PDF) brachte Konstanze Plett einmal mehr Klartext. Dafür im Namen dieses Blogs ein herzliches Dankeschön! Nachfolgend einige relevante Ausschnitte:

Nach der Diskussion des letzten Jahres möchte ich betonen: sämtliche Forschung muss unter Einbeziehung Betroffener erfolgen, da diese als einzige wirkliche Erfahrung mit Intersex haben und sich in die sie betreffenden Fachdisziplinen eingearbeitet haben; ihre Erfahrung ist auf jeden Fall mit Fachwissen gleichzusetzen, selbst wenn kein entsprechender akademischer Abschluss vorliegt. Dieses Wissen ist mit Fragebogen nicht ermittelbar, sondern nur durch Dialog und Beteiligung. [S. 1 PDF]

Die Bewertung, dass die elterliche Einwilligung in nicht vital indizierte geschlechtsangleichende Operationen (einschl. Gonadektomie) als Überschreitung elterlicher Befugnisse zu bewerten ist, liegt nicht nur in § 1631c Bürgerliches Gesetzbuch (Verbot der Sterilisation) begründet, sondern vor allem in einer Abwägung der Artikel 1, 2 und 6 Grundgesetz. Danach hat bei medizinischen Eingriffen, die so tief in das Persönlichkeitsrecht eingreifen wie die genannten, im Konfliktfalle das Elternrecht aus Artikel 6 hinter das Recht der minderjährigen Kinder aus Artikel 1 und 2 zurückzutreten, d. h. Einwilligungen in derartige Maßnahmen sind nicht stellvertretungsfähig. [S. 2 PDF]

Ja[, Regelungen zur Wiedergutmachung und Kompensation für Betroffene von irreversiblen Operationen sind angezeigt]. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass damit zum Ausdruck gebracht wird, dass diesen Menschen in ihrer Kindheit und Jugend und dem weiteren Verlauf ihres Erwachsenenlebens Unrecht geschehen ist. Eine wirkliche monetäre Kompensation wäre wohl unbezahlbar. [S. 9 PDF]

Ja, [es sollte einen Entschädigungsfonds für diese Fälle geben,] damit wenigstens symbolisch Kompensation geleistet wird und vor allen denjenigen, die aufgrund der aus heutiger Sicht unrechten Behandlung mit Kosten belastet sind, die ohne diese Behandlung nicht entstanden wären, hierfür Ersatz geleistet werden kann. Heranzuziehen wären die Ärzteschaft, Kliniken und ergänzend der allgemeine Staatshaushalt, da es sich hier auch um ein allgemein gesellschaftliches Problem handelt. [S. 9 PDF]

Die geltenden Verjährungsvorschriften im Zivilrecht und im Strafrecht (in Letzterem ganz besonders) passen nicht auf die Situation intersexuell geborener Menschen und an ihnen vollzogene Eingriffe. Diese Vorschriften sind dringend daraufhin zu überarbeiten, dass intersexuell Geborene auch im Erwachsenenalter noch die Möglichkeit haben, an ihnen vollzogene medizinische Eingriffe gerichtlich überprüfen zu lassen. [S. 9 PDF]

Ein Blick in einschlägige medizinische Publikationen lässt erkennen, dass das Recht am eigenen Bild hier offenbar wenig bis gar nicht beachtet wird, obgleich es nach § 22 Kunsturhebergesetz (KUG) seit über hundert Jahren unter besonderem gesetzlichen Schutz steht. Abbildungen von aus medizinischem Interesse gemachten Aufnahmen fallen unter keine der Ausnahmeregelungen (§§ 23, 24 KUG). [...]

Der Rechtsschutz nach KUG ist derzeit allerdings zu schwach ausgebildet. Strafrechtliche Verfolgung erfolgt nur auf Antrag, ebenso der zivilrechtliche Anspruch auf Schadensersatz nach den allgemeinen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs bzw. Vernichtung rechtswidrig hergestellter Abbildungen nach § 37 KUG. Beides dürfte verjährt sein, wenn die Betroffenen davon erfahren. [...] [S. 9f. PDF]

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt (1)
>>> Stellungnahme Deutscher Hebammenverband (DHV) (2)
>>>
Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Tuesday, February 21 2012

"Nicht Mann, nicht Frau" - Welt am Sonntag, 19.2.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

>>> Durchmischter Artikel von Danielle Bengsch. Während u.a. die Betroffenen Diana Hartmann und Lucie Veith gute O-Töne bringen – Danke! –, strotzt der redaktionelle Teil mal wieder vor Vereinnahmung wie gehabt – bei der Welt am Sonntag ja scheints die eiserne Regel, vergleiche z.B. den reichlich unsäglichen Artikel ebendort letzten November.

Wie bei der Welt am Sonntag offenbar stets ein Muss, gibts auch diesmal eine >>> besonders üble Online-Version desselben Artikels unter dem Titel "Intersexualität: Ein Geschlecht, das weder Frau noch Mann ist" und inkl. den "obligaten", unpassenden und voyeuristischen Bildstrecken mit transsexuellen Models, "Frauen in Männerkleidung", "Marmorfigur eines schlafenden Hermaphroditen im Pariser Louvre", "Das Geheimnis des weiblichen Sexualorgans" usw. – ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

Auf der positiven Seite erzählt die dank einer tapferen Mutter unversehrt aufgewachsene Diana Hartmann aus ihrem Leben: "Es ist gut, nicht operiert zu werden. Natürlich." Trotzdem musste auch sie die u.a. Erfahrung machen, von MedizynerInnen als Schauobjekt missbraucht zu werden: "Zack - pressen sie dir die Beine auseinander und zehn Studenten gucken dir dann dahin und fotografieren dich."

Ebenfalls Klartext bringt Lucie Veith:

Auch heute, sagt die Vorsitzende der Interessengruppe "Intersexuelle Menschen e.V.", Lucie Veith, werden solche Operationen, bei denen die Kinder nicht über ihren Körper mitbestimmen dürfen, immer noch durchgeführt. "Ich erhoffe mir, dass keinem Menschen in Deutschland ein Genital zerschnitten wird - egal wie es aussieht -, wenn dieser Mensch es nicht selbst möchte", sagt Veith über ihre Erwartungen an die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats.

Sowie Ulrike Klöppel:

Die Medizinhistorikerin Ulrike Klöppel von der Humboldt-Universität in Berlin wünscht sich eine umgedrehte Herangehensweise zu der Frage operieren oder nicht operieren. Bislang ginge die Forschung immer von den intersexuellen Menschen aus, die bereits operiert sind. "Eigentlich hätte man andersherum anfangen müssen: Leben Menschen schlecht, wenn sie nicht operiert sind? Wenn nicht, was braucht man für Hilfestellungen? Das wäre Wissenschaft. So ist es ein groß angelegtes Experiment, das nur in eine Richtung geht und keinen Gegenbeweis erlaubt", sagt die Historikerin Klöppel.

Stellvertretend für die ZwangsoperateurInnen darf dann "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort nicht ganz uneigennützig auf die Krokodilstränendrüse drücken und um Fördergelder werben – die im Falle von "EuroDSD" bestimmt postwendend für Verstümmelungsforschung und sonstige TäterInnenprojekte verbraten würden:

Die Eltern, so Hiort, sollten deswegen auch über eine Operation mitentscheiden dürfen: "Das gehört zu den Aufgaben von Eltern." Von einem Verbot der Operationen vor dem 18. Lebensjahr hält er nichts: "Kann das Verhindern von Entscheidungen nicht genauso Leid auslösen? Das ist die Frage, die nicht untersucht ist."

Den Vogel vollends ab schiesst dann die WaS-Redaktorin Danielle Bengsch, offensichtlich eine privilegierte Person, die noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien fürchten musste, sondern die Welt unbeirrbar durch die "Genderbrille" wahrnimmt:

In der kommenden Woche will der Rat nun seine Stellungnahme veröffentlichen. Im Kern geht es um zwei Fragen: Soll ein drittes Geschlecht eingeführt werden, damit intersexuelle Menschen sich nicht in das Raster von Mann und Frau einsortieren müssen, sondern selbst bestimmen dürfen, was sie sind? Und: Dürfen "angleichende" Operationen durchgeführt werden und wenn ja, in welchem Alter und unter welchen Umständen?

Dito auch im Einführungsabschnitt:

Nicht nur hat sie hier die Prioritäten der Betroffenen offensichtlich nicht wahrnehmen wollen – wozu auch, wenn der eigene Bauchnabel einem näher steht? Stünde zur Abwechslung mal die Unversehrtheit ihrer eigenen Geschlechtsteile auf dem Spiel, würde sie wohl ziemlich schnell anders "sortieren" – wetten?!

Nachtrag: Bezeichnend auch die LeserInnenkommentare unter der Online-Version. Nirgends geht es um die Verstümmelungen rsp. das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. Staddessen enervieren sich alle über das Personenstandsblabla, das durchgängig vehement abgelehnt wird ...

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt
>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Sunday, February 19 2012

"Es gibt keine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Betroffenen selbst mit den Ergebnissen der operativen Korrekturen überwiegend zufrieden wären" - Deutscher Hebammenverband (DHV) (Klartext in Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahmen 2)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Im Vorfeld der Präsentation der Ethikrat-Stellungnahme nächsten Donnerstag 23.2.12 (Aktion von Zwischengeschlecht.org ab 09:30h) präsentiert dieser Blog einige Highlights aus den vom Ethikrat eingeholten, öffentlich zugänglichen "Stellungnahmen von Sachverständigen".

Diesmal nachfolgend einige relevante Ausschnitte aus der >>> Stellungnahme des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) (pdf), die nicht nur den Finger auf die wunden Stellen der missachteten Rechte der verstümmelten Kinder legt, sondern darüberhinaus auch auf die Tricks, mit denen die Zwangsoperateure bei der Festsetzung ihrer "AWMF-Verstümmlerleitlinien" (Beispiel 1 / Beispiel 2) jegliche kritische Stimmen bequemerweise von vornherein ausgrenzen. Dafür dem Deutschen Hebammenverband (DHV) von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön für seine mutigen Worte!

Der DHV unterstützt das Anliegen der Organisationen der Intersexuellen Menschen und der Politik bestehende Regelungen auf Veränderungsbedarf zu überprüfen. Unverständlich ist aus unserer Sicht jedoch die Dauer, mit der das Thema diskutiert wird, ohne dass zumindest übergangsweise Regelungen getroffen werden, die von den intersexuellen Menschen selbst als annehmbar anerkannt werden. [...]

Für die Eltern ist jede Abweichung vom Normalen mit Sorgen, Ängsten und Unsicherheiten verbunden. [...] Bei uneindeutigem Geschlecht des Kindes kommt jedoch ein starker sozialer Handlungsdruck hinzu, der eine Eiligkeit suggeriert, die aus medizinischer Sicht nur sehr selten gegeben ist. Die allermeisten Eltern stimmen daher chirurgischen geschlechtszuweisenden Eingriffen zu. Ohne jegliche Evidenz wird in Leitlinien eine operative Korrektur innerhalb der ersten 6 Lebensmonate des Kindes empfohlen. Wegen der scheinbar einfacheren Operationstechnik wird dem überwiegenden Teil der intersexuellen Menschen das weibliche Geschlecht zugewiesen. Rein optisch sind diese Operationen scheinbar erfolgreich.
Tatsächlich kann über Erfolg oder Misserfolg jedoch erst Jahre später durch die betroffenen Menschen selbst entschiedenen werden. [...]

Es gibt keine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Betroffenen selbst mit den Ergebnissen der operativen Korrekturen überwiegend zufrieden wären. Das bestehende Vorgehen wird allein durch einen medizinischen „Standard“ gerechtfertigt, der in Leitlinien seinen Ausdruck findet.
Aus Sicht des DHV macht dies nur deutlich, dass sich am bestehenden Verfahren zur Erstellung von Leitlinien grundsätzlich etwas ändern muss. Leitlinien werden meist von den Operateuren selbst erstellt, die damit das von ihnen favorisierte Verfahren als Standard festschreiben können. Dem DHV, als Beteiligtem an der Leitlinienerstellung „Neugeborenen-Screening auf angeborene Stoffwechselstörungen und Endokrinopathien“, war es zum Beispiel im Konsensverfahren bislang nicht möglich wesentliche Änderungen an dem Satz zur operativen Korrektur des Genitals bei Mädchen: „Zeitpunkt und Methode sind abhängig von Befund und Operateur.“ zu erreichen. Derzeitig umfassen die Möglichkeiten der operativen Korrektur Maßnahmen wie:

- Entfernung von Ovarien/Hoden, mit der Folge, dass lebenslange, nebenwirkungsreiche Hormonersatztherapie notwendig ist
- Anlegen einer Neo-Vagina bei Säuglingen, mit der Folge traumatisierender Dehnungsprozeduren im Kindesalter
- Verkleinerung von Penis/Klitoris mit der Folge des Verlustes der sexuellen Empfindungsfähigkeit

Derartig weitreichende Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung eines Menschen bedürfen einer individuellen sorgfältigen Abwägung. Wenn möglich können Entscheidungen dazu nur von den betroffenen Menschen selbst nach Erreichen der Geschlechtsreife getroffen werden.

Folgende Maßnahmen und Regelungen sind aus Sicht des DHV notwendig: [...]

Sofortmaßnahmen

  • Unverzügliches Aussetzen der derzeitigen operativen Praxis und Entwicklung eines neuen Handlungsalgorythmus unter ausführlichem Einbezug ethischer Aspekte
  • Anerkennung der erfolgten Schädigung durch Versorgungsämter
  • Übernahme der Kosten für Therapie (Psychotherapie, Hormonersatztherapie) durch gesetzliche Krankenkassen
  • Verbot von Kastrationen vor Erreichen der Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen
  • Umfassender Schutz des ungeborenen intersexuellen Lebens

>>> ganze Stellungnahme des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) (pdf) 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt (1)
>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

"Intersexualität: Einfach anders oder behandlungsbedürftig?" - Bayern 2, 16.2.12 + online

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Der Bayerische Rundfunk macht es vor: >>> Gelungener Beitrag von Andrea Henze (Redaktion: Susanne Poelchau), auch zum >>> online nachhören oder >>> mit Rechtsklick herunterladen.

Für einmal ein Beitrag (fast) ohne Identitätskram, Genderkacke und Personenstandsblabla, dafür aber mit viel Klartext über die Folgen kosmetischer Genitaloperationen an Kindern, und warum das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung unbedingt Vorrang haben muss vor den Wünschen von oft mehr auf das eigenes (Selbst-)Ansehen als auf das Wohl ihrer Kinder bedachten Eltern und erst recht vor den eigennützigen Behandlungsgelüsten von Medizynern. Dafür allen Beteiligten ein ganz herzliches Danke!

Und ein Beitrag, der verdeutlicht, weshalb dieses Thema bei "wertkonservativen" BürgerInnen und Institutionen viel besser aufgehoben ist als bei "GeschlechterpolitikerInnen", die das Leid der Zwangsoperierten Mal für Mal nur missbrauchen, um ihre eigenen (Trans-)Gender-Partikularinteressen zu propagieren – während sie gleichzeitig tatenlos zuschauen, wie täglich weitere wehrlose Kinder medizinisch nicht notwendigen, verstümmelnden Genitaloperationen zum Opfer fallen.

Im Beitrag kommen u.a. zu Wort Andrea Wilhelm, die Mutter der unversehrt aufwachsenden Inge, auf der Internetseite zur Sendung transkribiert ist von ihr folgendes Highlight: "Kinder finden immer Dinge, mit denen sie andere Kinder hänseln können, selbst wenn überhaupt kein Grund vorhanden ist. Und ich glaube, davor man kann sein Kind nicht zu 100 Prozent schützen. Man kann sein Kind aber so weit zu stärken, dass es genug Selbstvertrauen hat. Dass es sich davon nicht allzu sehr beeindrucken lässt. Dass es sich nicht kleiner fühlt deswegen." 

Von Lucie Veith gibt es ein konkretes Statement über die Folgen von medizinisch nicht notwendigen Kastrationen (ebenfalls als Transkript auf der Internetseite).

Auch von Hertha Richter-Appelt redet deutlich mehr Klartext über die Folgen kosmetischer Genitaloperationen an Kindern als in sonstigen Medienauftritten, bemerkenswert weiterhin ihre Erklärung, warum Eltern oft blind sind für das Wohl ihres Kindes und stattdessen den Zwangsoperateuren so leicht zum Opfer fallen: Weil die Geburt eines "intersexuellen" Kindes für Eltern oft eine "narzisstische Kränkung" bedeutet.

Von Seiten der Genitalabschneider kommt u.a. der Endokrinologe Heiko Krude von der Berliner Charité zu Wort, wenn auch einiges zurückhaltender als auch schon, obwohl er letzlich zugibt, dass an der Charité "AGS-Mädchen" praktisch unverändert kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter unterworfen werden.

Meine 2 Cent: Alles in allem gelungene und empfehlenswerte 22-minütige Sendung, die sich mit Klartext und klugen Argumenten für die elementaren Grundrechte der betroffenen Kinder stark macht, und von der sich noch so manche eigennützige politische VeriennahmerInnen ruhig mal ne fette Scheibe abschneiden könnten – täte bestimmt auch deren Gewissen gut ...

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt
>>> "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist" - eine Mutter  
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Friday, February 17 2012

NEWSLETTER - Wo die Action ist, 23.02.-10.03.2012

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Newsletter von Zwischengeschlecht.org vom 17.02.2012:

Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

Keine Atempause – Termine für die nächsten Wochen:

Berlin, Do 23.02.2012: Der Deutsche Ethikrat präsentiert an einer öffentlichen Pressekonferenz von 10:30-12:00h der Bundesregierung und dem Publikum seine Stellungnahme zu "Intersexualität" (Anmeldung per E-Mail erbeten, siehe ethikrat.org).
Seit Betroffene den Deutschen Ethikrat im Dezember 2008 zum ersten Mal (vergeblich) und darauf wieder und wieder um Hilfe anfragten, wurden in Deutschen Kinderkliniken mindestens 1000 weitere Kinder irreversibel genitalverstümmelt, jeden Tag kommt mindestens ein weiteres dazu.
Zwischengeschlecht.org wird ab 09:30h friedlich vor Ort daran erinnern und Gerechtigkeit fordern (dbb-Forum, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin).

• Weinfelden (CH), Do 23.02.2012, 19:30-21:00h: Gesprächsabend zum Thema "Intersex" u.a. mit Daniela "Nella" Truffer, veranstaltet vom Thurgauer Frauen Archiv. frauenarchiv.ch.

• Heidelberg, 06.+08.03.2012: Infoabend + friedliche Aktion zum Genitalabschneiderkongress "DGE 2012" und lokalen Verstümmlerkliniken.
Infoabend: 06.03.2012, 20:00h Evangelische Studierendengemeinde Heidelberg, Caféteria, Plöck 66, 69117 Heidelberg.
Mehr zu den Aktionen bald.

• Mannheim, 07.+09.-10.03.2012: Infoabend + friedliche Aktionen zum Genitalabschneiderkongress "DGE 2012" und lokalen Verstümmlerkliniken.
Infoabend: 07.03.2012, 20:00h Amnesty Mannheim, Augustaanlage 53, 69165 Mannheim.
Mehr zu den Aktionen bald.

Wir sehn uns ...

Liebe Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

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>>> Genitalabschneider-Treffen 2012 
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Aktuelles & Termine 

Wednesday, February 15 2012

"Leben mit zwei Geschlechtern: Warum intersexuelle Menschen es ablehnen, sich chirurgisch »behandeln« zu lassen" - neues deutschland, 14.2.12

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

>>> Gelungener Beitrag von Martin Koch, bei genauerer Betrachtung eine Art Kompilation hauptsächlich aus den Beiträgen unlängst in Jungle World und Die Zeit sowie weiteren Quellen.

Der Artikel bringt Klartext-Zitate satt u.a. von Daniela "Nella" Truffer und Lucie Veith, auf der Seite der Medizyner kommen Olaf Hiort und Ute Thyen aus der "Euro-DSD-Zentrale des Bösen zu Lübeck" zu Wort.

Zwar kommt auch dieser Beitrag letztlich nicht aus, ohne nebenbei irgendwie doch noch eine an den Haaren herbeigezogene Verbindung zu "Homosexualität" konstruieren zu müssen, doch unter dem Strich bleibt er ein überzeugendes Plädoyer, Kinder mit "atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen" künftig intakt aufwachsen zu lassen und ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung zu respektieren. Dafür im Namen dieses Blogs allen daran Beteiligten ein herzliches Danke!

>>> Medizinische Verbrechen an Zwittern 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Tuesday, February 14 2012

"Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt (Klartext in Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahmen 1)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Am Donnerstag, den 23.02.2012 von 10:30-12:00h wird die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zu "Intersexualität" zu Handen der Bundesregierung vorgestellt werden im DBB-Forum, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin. Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird ab 09:30h vor Ort präsent sein und daran erinnern, dass nun endlich konkrete Taten angesagt sind zur schnellstmöglichen Beendigung der täglichen Genitalverstümmelungen, und ebenso für eine umfassende Aufarbeitung dieser medizinischen Verbrechen ohne Scheuklappen und "blinde Flecke" (etwa, sobald es um Verbindungen zu NS-Medizynverbrechen geht).

Dieser Blog bringt bis zur Präsentation der Ethikrat-Stellungnahme in loser Folge einige Highlights aus den schriftlichen Stellungnahmen von Sachverständigen, die der Ethikrat – wenn auch erst auf wiederholten Druck von Betroffenen – auf seiner Homepage zum Teil
>>> öffentlich zugänglich machte, und von denen einige sehr deutlichen Kartext enthalten über die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "verdächtigen Geschlechtsteilen" a.k.a. Genitalverstümmelung in Kinderkliniken. Dieser Blog wird die Stellungnahme des Ethikrates u.a. daran messen, wie weit sie diesen klaren Statements Rechnung trägt.

Den Anfang machen nachfolgend einige relevante Ausschnitte aus der >>> Stellungnahme der österreichischen Juristin Eva Matt (PDF), die Leser_innen dieses Blogs keine Unbekannte ist. Schon 2009 hatten wir über eine >>> Publikation von Eva Matt in der "Online-Zeitung der Universität Wien" berichtet. Bereits dieser Aufsatz aus dem Jahre 2006 nahm kein Blatt vor den Mund, sprach von "Traumatisierende[n] Eingriffe[n]" und hielt demgegenüber die "die Rechte intersexueller Menschen auf körperliche Integrität und Selbstbestimmung" und ihr "Recht auf eine offene Zukunft" hoch.

Seither hat Eva Matt ihre  Dissertation "Intersexualität aus rechtlicher Perspektive" an der Rechtswissenschaftlichen Universität Wien abgeschlossen, leider ist diese nach wie vor unpubliziert. Jedoch nimmt Eva Matt auch in ihrer Stellungnahme für den Deutschen Ethikrat darauf Bezug.

Von diesem Blog für Eva Matt ein ganz herzliches Dankeschön für ihre mutigen Worte zu Gunsten der Menschenrechte der betroffenen Kinder, von denen sich manch andere "WissenschaftlerInnen", die stattdessen auf dem Buckel der Verstümmelten Mal für Mal lediglich ihr ganz eigenes Partikularinteressen-Süppchen kochen, ruhig mal eine fette Scheibe abschneiden könnten:

Obwohl es keinen einheitlichen Behandlungsstandard gibt und seit über zehn Jahren Langzeitstudien zur Patient/innenzufriedenheit gefordert werden, wird – auf Basis einer unsicheren Datenlage und trotz den Stimmen Betroffener, die von negativen Behandlungsergebnissen zeugen – weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten. [S. 1]

Die Befugnis von Eltern, medizinischen Behandlungen an Stelle ihrer Kinder zuzustimmen, hat Grenzen. Diese bestehen dort, wo die elterliche Entscheidung das Wohl des Kindes unberücksichtigt lässt bzw. diesem entgegensteht, oder das Kind durch die Entscheidung der Eltern in seinen Grundrechten auf körperliche Integrität und Selbstbestimmung verletzt würde. Auch der potentielle Wille des zukünftigen erwachsenen Menschen muss so weit wie möglich berücksichtigt werden. [S. 3]

Die Autonomie von Kindern kann mE nicht durch die elterliche Entscheidung substituiert werden, wenn sich die eigenen Ängste, Wünsche und Interessen der Eltern mit ihren Fürsorgepflichten vermischen. Schließlich geht es um geschlechtszuweisende Eingriffe, die oftmals eine Kastration oder Sterilisation bzw die Einschränkung sexueller Funktions- und Empfindungsfähigkeit betreffen. Den Eltern in einer derart persönlichen Angelegenheit ein Mitbestimmungsrecht bzw die Äußerung eines Wunsches zuzugestehen, erscheint mir angesichts der durch die Operation intendierten schweren und irreversiblen Eingriffe geradezu absurd. Zählen kann hier nur, was im Interesse der zukünftigen erwachsenen Person liegt. Und dies ist mE wohl die möglichst weitgehende Dispositionsmöglichkeit über den eigenen Körper. [S. 4]

Dass nicht jeder Eingriff, der im Zuge einer Geschlechts(neu)zuweisung durchgeführt wird, den medizinrechtlichen Begriff der Heilbehandlung erfüllt, wurde gezeigt. Einige der Eingriffe werden wohl – nach den Kriterien des Medizinrechts – im Bereich der kosmetischen Behandlungen anzusiedeln sein (zB die Korrektur einer vergrößerten Klitoris, die Verkleinerung von Labien im Kindesalter) und unterliegen damit nicht der Vertretungsweisen Zustimmung der Eltern. [S. 6]

In Fällen, in denen eine geplante Behandlung den Schweregrad einer medizinischen Behandlung iS § 146c Abs 1 ABGB (genitalverstümmelnde Behandlung) erreicht, sollte das elterliche Zustimmungsrecht prozessual an eine gerichtliche Zustimmungsregelung geknüpft werden.
Darüber hinaus sollte eine inhaltliche Begrenzung der geplanten Maßnahme erfolgen (Klassifizierung der einzelnen Eingriffe in hormonelle/operative – dringende/nicht dringende – invasiv/irreversibel bzw invasiv/reversibel).
Davon ausgehend besteht auch die Möglichkeit, ein „Recht auf offene Zukunft“, also das Verbot bestimmter geschlechtszuweisender Eingriffe zu normieren (Matt, 2006: 144). [S. 8]

Nach meinem Dafürhalten sollte „das Recht" in Bezug auf die (medizinische) Behandlung von intersexuellen Menschen eine aktive Rolle einnehmen und damit Motor für Veränderung sein. [S. 9]

Ich persönlich stehe der Schaffung einer dritten Kategorie sehr kritisch gegenüber. Ich glaube nicht, dass durch die Schaffung einer dritten Geschlechtskategorie der Abschaffung der Kategorie Geschlecht im (Personenstands)recht die Frage der operativen Normierung intersexueller Menschen wegfallen. Auch glaube ich nicht, dass dadurch Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts (der Geschlechtsidentität) nicht mehr vorkommen würden. [S. 11]

Sicherlich wäre es aus Sicht der „Betroffenen“ im Sinne einer Wiedergutmachung der erlittenen Beeinträchtigung angebracht, Entschädigungszahlungen bereit zu stellen. [S. 12]

>>> Ganze Stellungnahme von Eva Matt (PDF)

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt 
>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" 
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Sunday, February 12 2012

"Leben zwischen zwei Geschlechtern: Das Schicksal der Intersexuellen" - Kulturjournal NDR Mo 13.2.12 22:45h + Do 16.2.12 02:35h / ARD 19.2.12 06:00h + 2 Versionen online

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>>> Beitrag mit Moderation online gucken       >>> Dasselbe auf YouTube 
>>> Extended Interview Clip       >>> Kommentar von Nella zum Interview-Clip 

 

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

 

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die morgige Sendung auf NDR enthält laut >>> Ankündigung an 3. Stelle einen Beitrag u.a. mit Interviews mit Betroffenen. Eine 2. Wiederholung ist am folgenden Sonntag auf ARD vorgesehen.

In Ankündigungstext werden die Genitalverstümmelungen (die "natürlich" nicht als solche bezeichnet werden) einmal mehr nur in der Vergangenheitsform erwähnt, doch immerhin wird unter "zentrale Forderungen" an erster Stelle "Ein Operationsverbot im Kindesalter" angeführt, dafür allen Beteiligten ein herzliches Danke!

Ansonsten wimmelt die Ankündigung einmal mehr vom üblichen "Geschlechterblabla"; dieser Blog schliesst sich diesbezüglich der Kritik auf dem Hermaphroditforum an. (Ebenfalls dort: Ein Link zu einem Photoprojekt, das wohl Ausgangspunkt zum Sendungsbeitrag war.)

Angesichts der 150-jährigen Geschichte der Zwittervereinnahmung in Deutschland (die leider auch heute vielerorts noch unverändert und unhinterfragt weiter praktiziert wird), ist diese Begriffsverengung des Themas auf den Blick durch die "Genderbrille" leider kaum überraschend. Betroffene, die an die Öffentlichkeit gehen und solche Vereinnahmungen (inkl. den "obligaten" Inszenierungen vor dem Badezimmerspiegel) vermeiden wollen, tun unverändert gut daran, sich dieser Problematik stets bewusst zu sein und von Anfang selbstbewusst Gegensteuer zu geben. Wie mehrere besonders gelungene Sendungen der letzten Jahre (z.B. der Güldenpfennig-Stern-TV-Beitrag oder der NZZ-Format-Beitrag von Annette Frei Berthoud - Wiederholung 3.3.12 auf 3Sat!) zeigen, ist es durchaus möglich, auch in der Glotze und sogar in Boulevardgefässen Klartext zu bringen. Wir bleiben jedenfalls gespannt ...

>>> "Westliche Form der Genitalverstümmelung"  
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Saturday, February 11 2012

"Intersex"-Tatort "Skalpell" um ermordeten Kinderchirurgen: TV-Premiere Pfingstmontag 28.5.12 auf SF / ARD / ORF + online

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>>> Nachträge (untenstehend): Vorabmeldungen + Sendungskritiken   
Online nachgucken:   >>> Hochdeutsch auf ARD Mediathek
    >>> CH-Version auf SF

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Für die bereits letztes Jahr abgedrehte "Tatort"-Folge "Skalpell", die das Luzerner Kinderspital bekanntlich erfolglos hatte verbieten lassen wollen (dieser Blog berichtete), steht nun endlich der Ausstrahlungstermin fest!

Nach geplatzten Ankündigungen noch im alten Jahr hatte Ruedi Matter, oberster Chef bei "Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)" unlängst in der "SonntagsZeitung" vom 15.1.12 angekündigt:

"Der neue Schweizer «Tatort» heisst «Skalpell». Es ist ein guter «Tatort», das kann ich Ihnen versprechen. Er hat das Entscheidungsgremium der ARD mit sehr guter Bewertung passiert. Der Sendetermin wird im Februar bestimmt."

Auf >>> tatort-fundus.de war schon länger der 28.5.12 als möglicher Ausstrahlungstermin genannt. Laut einer >>> aktuellen Agenturmeldung ist dies nun definitiv, SRF und ARD haben überdies diese Woche in Berlin weitere Kooperationen vereinbart.

Ermordeter Kinderchirurg (Bild: drs3.ch)

Auf >>> swissfilms.ch wurden zudem weitere Details zum Plot von "Skalpell" öffentlich:

Ein Chirurg und bekannter Kinderarzt wird an einem Benefizlauf ermordet. Ein Skalpell steckt in seinem Hals. Kommissar Reto Flückiger und sein Ermittlerteam von der Kripo Luzern suchen den Täter in den Reihen der Ärzte, die im gleichen Spital tätig waren. Als sich herausstellt, dass der Stellvertreter des Ermordeten eine Affäre mit dessen Ehefrau hat, konzentriert sich die Polizei auf diese Spur, bis eine Tragödie im privaten Umfeld einer Polizeiangehörigen dem Fall eine ganz neue Wendung gibt.

Da Daniela "Nella" Truffer seinerzeit von einem medizinischen Berater des "Tatort"-Teams um Infos angegangen wurde, kann dieser Blog jetzt schon offiziell bestätigen, dass diese "ganz neue Wendung" es durchaus in sich haben – und viele TV-ZuschauerInnen zu Recht schockieren wird! Mehr wird an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten ...

Vorab-Pressemeldungen: "Der ermordete Chirurg vertrat die Auffassung, dass intersexuelle Kinder möglichst frühzeitig operiert werden müssten" 

Der Weser-Kurier plauderte es am 27.4.12 aus: In der Sendung geht es um das "das Tabu-Thema Zwischengeschlechtlichkeit".

Die Coop-Zeitung doppelte am 11.5.12 nach: Es sei "lange geheim gehalten" worden, dass "Intersexualität [...] eine wichtige Rolle spielt".

Und 20 Minuten meldet am 14.5.12: "Was erst nach einem Beziehungsdelikt im Ärzte-Milieu aussieht, entpuppt sich als ein Drama um intersexuelle Kinder (Hermaphroditen)."

Die Aargauer Zeitung schreibt am 15.5.12: "Operationen an Kleinkindern  Der ermordete Chirurg war ein Spezialist auf dem Gebiet und vertrat die Auffassung, dass intersexuelle Kinder möglichst frühzeitig, schon mit zwei Jahren, operiert werden müssten. [...] In der Folge treten weitere von diesen Frühoperationen betroffene Menschen und ihre Angehörigen auf den Plan. Und damit auch weitere Leute, die mit dem Ermordeten eine Rechnung offen hatten." 

Die Weltwoche titelt in der aktuellen Ausgabe: "Aufstand der Intersexuellen" (Bezahlartikel). 

Persoenlich.com bringt am 15.5.12 ausführliches ein Interview mit dem Regisseur Tobias Ineichen, der unter anderem sagt: "Das Skalpell im Titel ist nicht nur die Mordwaffe, es ist auch ein Symbol für das, was die intersexuellen Kinder erleiden müssen." 

>>> SF.tv hat mittlerweile 4 Trailer u.a. mit dem toten Chirurgen online. Plus diverse Sendungen und Infos zum Thema "Intersex".

Die Neue Luzerner Zeitung bringt am 15.5.12 den Artikel aus der AZ mit zusätzlichen Kästen "Kind operiert" ("Daniela Truffer von der Organisation zwischengeschlecht.org, die korrigierende Operationen an Kindern kr tisiert, schätzt aber, dass eines von tausend Kindern betroffen ist.") und einem weiteren Interview mit Regisseur Tobias Ineichen ("Es gibt in der Schweiz oder in Deutschland Gruppierungen, die sich für Betroffene starkmachen."). >>> PDF 748 kb  

Radio DRS2aktuell berichtet am 22.5.12 mit packendem Vorschau-Clip, leider etwas gar "Gender-lastig", muss aber immerhin einräumen, dass in erster Linie die regelmässigen Proteste dazu führten, dass das Thema nun auch im 2. Luzerner Tatort den Hintergrund gibt.

Die NZZ weist am 22.5.12 nebst Tell-Anspielung darauf hin, dass der Mordfall sich um "das Drama von zwischengeschlechtlich geborenen Kindern" dreht: "Ein Tabuthema, das hier klug, unsentimental und vor allem nie voyeuristisch behandelt wird."

Am Abend des 22.5.12 stehen in einer >>> denkwürdigen TV-Diskussion im "Club" Exponent_innen der im obigen Abschnitt erwähnten Proteste u.a. 2 CH-PädiaterInnen gegenüber ...

In einem gut gemeinten Kommentar auf news.ch zur "Club"-Diskussion velwechsert die Autorin leider Zwitter (und einen soldidarischen Nicht-Zwitter) mit Transsexuellen. Eins, setzen, nachsitzen ...

Die SF1-Film-Sendung "Box Office" bringt u.a. einen etwas längeren Trailer.

In einem Interview auf 20min.ch vom 24.5.12 wird Delia Mayer, die Schauspielerin der Tatort-Kommissarin, darauf angesprochen, bei der Premiere "ein Tränchen verdrückt" zu haben, und antwortet: "Das Thema Intersexualität und die damit verbundenen Schicksale sind berührend und aufwühlend." 

Spiegel Online titelt am 25.5.12: "Schweizer "Tatort" über Intersexualität Junge, Mädchen, Mord". Und velwechsert schon wieder Zwitter mit Transsexuellen, wenn es im Artikel heisst: "Wie heißt es einmal eindringlich über einen operierten transsexuellen Halbwüchsigen in diesem "Tatort": "Man hat ein Mädchen aus ihr gemacht, aber sie ist niemals eines geworden."" Eins, setzen, nachsitzen ...

Focus Online vergibt am 25.5.12 unter dem Titel "„Kurzer Prozess“ mit dem Luzerner „Tatort“: „Tatort“-Kritik im Schnellverfahren" das Prädikat "anschauen" und berichtet zum Thema: "Es tauchen immer mehr Kinder auf, die Lanther durch die Operation ins Unglück gestürzt hat. Eines kommt einigermaßen klar, eines flippt aus, wenn man es „Mädchen“ nennt, und von einem bleiben der Kripo nur Chatprotokolle: Es hat sich bereits drei Monate zuvor selbst getötet."  

Kleinreport.ch bringt am einen Artikel samt waffentechnischem Hinweis auf den Tathergang - und folgenden Sätzen: "Das Thema Intersexualität ist ein Tabuthema, und wo der Krimi plötzlich ins Drama kippt und die tragischen Schicksale von Zwitterbuben und -mädchen und deren Familien beleuchtet werden, geht er wirklich unter die Haut: Der ermordete Chefarzt hatte angeblich Hunderte solcher unglücklicher Geschöpfe, und nur zu oft falsch, operiert." 

Der Landbote vom 25.5.12 spricht die Schauspielierin der Kommissarin Liz Ritschard, Delia Mayer, ebenfalls auf die Premiere an: "«Skalpell» greift ein schwieriges Thema auf: Intersexualität. Wie Ärzte, Angehörige und die Gesellschaft mit betroffenen Kindern umgehen. «Nun weiss ich, was ich schon immer wusste: Dass ich ein emotionaler Mensch bin», sagt Delia Mayer mit einem Nastuch in der Hand. Sie hat es während dem Zusehen nassgeheult."

Die Sächsische Zeitung schreibt am 26.5.12: "Ein brisantes Tabuthema ist der Schlüssel zum Tatmotiv: Intersexualität, auch Zwittertum genannt. Es geht um Menschen, die sowohl mit weiblicher als auch männlicher Geschlechtsausprägung zur Welt kommen. [...] Es gibt – so die Rahmenhandlung – unter Ärzten unterschiedliche Auffassungen, wie mit dem Zwitter-Phänomen umzugehen ist. Schon bald nach der Geburt, meinen die einen, muss eine Entscheidung für ein Geschlecht fallen, sollten Spuren des anderen operativ entfernt werden, bis hin zum chirurgischen „Bau“ von Penissen oder Vaginas. [...] „Skalpell“ bleibt nach Überwindung der Einstiegshürden durchgehend spannend und anrührend. Nicht zuletzt, weil mehrere Intersexuelle von jungen Schauspielern eindringlich und überzeugend dargestellt werden."  

Der Berliner Kurier am 26.5.12: "Diesmal muss der Mord an einem Kinderchirurgen aufgeklärt werden, der kleine Patienten mit der Diagnose Intersexualität operierte. Früher nannte man diese Zwitter, und bei seinen Ermittlungen stößt er zusammen mit Kollegin Liz Rischard (Delia Meyer) auf schier unglaubliche Zustände. Das macht zwar die Liste der Verdächtigen immer länger, aber die Handlung auch immer spannender."  

Die Neue Luzerner Zeitung (PDF 139kb) bringt in der Samstagsausgabe vom 26.5.12 (sowie tags darauf als Bezahlartikel online bei allen Zentralschweizer Blättern) ein längeres Interview mit Daniela "Nella" Truffer von Zwischengechlecht.org.

Die Süddeutsche Zeitung bringt am 27.5.12 einen Verriss: "Im Schweizer "Tatort" muss Kommissar Reto Flückinger den Mord an einem Chefarzt aufklären, der intersexuelle Kinder zu früh operiert hat. Ein großes Thema, aber die Schweizer kriegen es nicht in den Griff. Denn am Schluss braucht es ausgerechnet eine Armbrust, damit sich plötzlich alles auflöst."

Spiegel Online schreibt am 28.5.12 in einen "Schnellcheck" u.a.: "Der von Stefan Gubser verkörperte Kommissar Reto Flückiger [...] agiert am Rande der Selbstauflösung. Der Fall um intersexuelle Halbwüchsige, die zwangsoperiert wurden, setzt ihm arg zu - seelisch und körperlich. Die letzten zehn Minuten humpelt er mit gequetschten Hoden durch den Fall. [...] die intersexuellen Opfer spielen aufwühlend und authentisch. Der Plot ist solide gebaut, das Thema wird klug vertieft." 

Der Kölner Statdanzeiger moniert mangelnde Spannung und schreibt zum Thema u.a.: "Doch der Leiter der renommierten Pilatusklinik hat sich auch außerhalb seines privaten Umfeldes Feinde gemacht. Lanther ist spezialisiert auf die operative Behandlung intersexueller Kinder - von Kindern also, die sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. An mehr als 40 Babys hat er nach der Geburt genital-angleichende Operationen vorgenommen und somit aus dem "Zwitter" entweder ein Mädchen oder einen Jungen gemacht. Nicht jeder Eingriff war ein Erfolg: Einige der ehemaligen Patienten haben sich im Teenageralter umgebracht [...]" 

Die Stuttgarter Zeitung schreibt am 28.5.12 u.a.: "Regisseur Tobias Ineichen schafft es, ein Tabuthema offen, mit Respekt für die Betroffenen und trotzdem spannend abzuhandeln – und zeigt dabei, dass Schweigen manchmal schlimmer ist als das vermeintliche Problem selbst."

TV-Kritiken: "Straftaten an Kindern, die nicht wieder gutzumachen sind"

Dieser Blog war von der Sendung angetan und reklamiert als "einzigen wirklichen Kritikpunkt [...], dass es der Tatort leider immer noch nicht kapiert, dass die meisten Betroffenen sich über die Folgen der chirurgischen "Genitalkorrekturen" beklagen wie z.B. Verminderung oder Zerstörung des sexuellen Empfinden und weniger über "falsche Geschlechtswahl" - auch eine aufgezwungene "Korrektur" in die "richtige Richtung" ist schädlich und verstösst gegen die Menschenrechte!"

Stern.de bringt eine überwiegend positive Besprechung, velwechsert aber plötzlich ebenfalls Zwitter mit Transsexuellen. Eins, setzen, nachsitzen ...

Focus Online kriegts da besser hin: "Der tote Arzt operierte die Kinder so früh, dass man im Grunde nur raten konnte, in welche Richtung sie sich entwickeln würden. Eine künstlich angelegte Vagina und Hormontabletten machen aber noch lange kein Mädchen. Genau so wenig, wie ein anoperierter Penis einen Jungen macht. Deshalb wurden viele intersexuelle Kinder in den letzten Jahrzehnten durch Operationen nicht etwa „repariert“, sondern zu Transsexuellen gemacht: Menschen, die im falschen Körper leben. Heutzutage wartet man üblicherweise, bis sich das Kind selbst für ein Geschlecht entscheiden kann." Der letzte Satz bleibt aktuell allerdings Wunschdenken ...

Auch tatort-news.com bespricht die Folge überwiegend positiv: "Auch wenn Witz und Humor in dieser dunklen Folge leider keinen Platz finden, wird ein komplexes Thema sehr sensibel in einen vernünftigen Fall verpackt." 

Blick.ch bringt ein Interview mit den beiden Zwitter-Darstellerinnen: «Es ist brutal, was den intersexuellen Kindern mit Geschlechtsoperationen angetan wird.» «So eine krasse Rolle werden wir wohl nie mehr spielen.»

Der Zürcher Oberländer streicht vor allem die Leistung der Bubikon aufgewachsenen Schauspielerin Anna Schinz als Polizistin Brigitte Bürki heraus und schreibt zum Thema u.a.: "Nach den krimiüblichen Sackgassen kristallisierte sich schnell heraus, dass die Täterschaft mit dem intersexuellen Milieu korrelierte. Denn der tote Arzt war auch Täter, indem er viele Kinder selbstgerecht zu früh zu Mädchen oder Jungen «zurechtgestutzt» und sich damit eine wachsende Gruppe von Feinden gemacht hatte." 

Die Pforzheimer Zeitung bringt Lob – und Klartext: "„Darüber redet man nicht“, sagt die Mutter über die Ursache für den Selbstmord ihrer Tochter. Aber es war ja auch nicht wirklich die Tochter. Eher der Sohn. Und auch das stimmt nicht genau, denn das Selbstmordopfer war intersexuell. Bis zum zweiten Lebensjahr konnte man dem Kind kein eindeutiges Geschlecht zuordnen. Dann wurde es vom Kinderarzt Dr. Lanther operiert und zum Mädchen gemacht. Irgendwann muss der Chirurg für dieses „Geschlechtszuweisung“ genannte, massenhafte Schlachten bezahlen. Er stirbt im Wald durch ein tief in seinen Hals eingedrungenes Skalpell."  

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine: "Der Film bestach durch den Mut von Regisseur Tobias Ineichen, sich dem Thema Intersexualität zuzuwenden, und durch die gradlinige Umsetzung. „Leben sie noch?“, fragte Claudio Caflisch (Steffi Friis) nüchtern nach Opfern und brachte in einem Satz die ganze Tragödie des Films zum Ausdruck."

Bild.de verreisst die Sendung als "Schnarchort" und "Käse".

Die Lübecker Nachrichten berichtet überwiegend positiv, und schreibt u.a.: "Immer tiefer steigen die beiden in das Tabuthema Intersexualität ein. Dadurch, dass der Klinikdirektor Lanther den Kindern schon mit zwei Jahren durch Operationen ein Geschlecht zuweisen wollte, hat er ihnen lebenslanges Leid zugefügt, an dem viele zerbrechen."

Die Stuttgarter Zeitung titelt "Wilhelm Tell lebt und schießt" und schreibt u.a.: "Auch die Thematik lässt aufhorchen: Intersexualität. Ein Chirurg wird umgebracht. Alle könnten es gewesen sein. Aber Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine neue Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) legen einen Sumpf frei, der so grausam wie glaubhaft ist: Dr. Lanther hat den Hermaphroditen als Kinder operativ ein Geschlecht zugewiesen, leider oftmals das falsche. Er hat experimentiert – am lebendigen Menschen." 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet von "Straftaten an Kindern, die nicht wieder gutzumachen sind" und "Schicksale, die hier der eigentliche Stoff sind": "Es geht um Kinder, die mit uneindeutigem Geschlecht zu Welt kamen, und um einen Chirurgen, der sie vereindeutigt. Der wird ermordet, der Verdacht zieht Kreise: um seine Gattin und seinen Stellvertreter, eine Polizistin, die Eltern operierter Kinder, um diese selbst. [...] Im Mittelpunkt stehen die Opfer, und man kann die jungen Schauspieler nicht genug loben, die sie darstellen: Anna Schinz, Steffi Friis, Jessica Oswald." 

Fortsetzung folgt ...

...
Luzern-„Tatort“ in der Kritik: Ein Kind im falschen Körper - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/tatort/tatort-kritik/luzern-tatort-in-der-kritik-ein-kind-im-falschen-koerper_aid_757997.html

Siehe auch:
- Zwielichtige Kinderchirurgen: "Ärzte bremsen «Tatort» aus" - SonntagsZeitung, 13.3.11
- Pressespiegel zum Münster-"Intersex"-Tatort 
- "Zwischen den Ohren": Münster-Tatort über intersexuelle Tennissspielerin
- Niedrig und Kuhnt "Nicht Fisch, nicht Fleisch" (11.12.09) vs. Law & Order: New York "Identität" (2005) 

Monday, February 6 2012

06.02.2012: Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung – außer vor der eigenen Türe?

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 06.02.2012:

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Genau vor einem Jahr protestierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zum 4. Mal in Folge vor einer Kinderklinik, in der regelmäßig "kosmetische Genitaloperationen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen praktiziert werden.

Zum heutigen "Internationalen Tag gegen (weibliche) Genitalverstümmelung" ruft Zwischengeschlecht.org Politik und Öffentlichkeit dazu auf, bei diesen systematischen Menschenrechtsverletzungen vor der eigenen Haustüre nicht mehr länger wegzuschauen!

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Mediziner nennen es beschönigend "korrigierende und angleichende Eingriffe" – Betroffene prangern die uneingewilligten und irreversiblen Operationen seit bald 20 Jahren an als fundamentalen Verstoß gegen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und als "westliche Form der Genitalverstümmelung". Eine Einschätzung, die mittlerweile auch von ExpertInnen betreffend weibliche Genitalverstümmelung bekräftigt wird, ebenso von Ländersektionen von Terre des Femmes und Amnesty International.
 
Hätten Sie's gewusst?

Betreffend der "weiblichen" bzw. "afrikanischen" Genitalverstümmelung monieren Betroffenen- und Lobbyorganisationen zu Recht, dass von offiziellen Stellen zu viel schön geredet und gleichzeitig kaum Konkretes zum Schutz gefährdeter Mädchen im eigenen Land unternommen wird.

Bisher gänzlich ausgeklammert wurde in der öffentlichen Debatte über die "afrikanischen Verstümmelungen" dagegen, dass

a) auch Kinder mit "atypischen" Genitalien der "weiblichen" Genitalverstümmelung in Afrika zum Opfer fallen >>> mehr

b) Klitorisamputationen bei Mädchen in der westlichen Medizin seit dem 19. Jahrhundert als "Heilmittel" für vielerlei "Diagnosen" bis ins 20. Jahrhundert verbreitet waren und sind – über 1945 hinaus und in modifizierter Form bis heute jedoch nur bei "Mädchen" mit "zu großer Klitoris" oder sonstwie "fehlgebildetem Genitale" >>> mehr

c) in westlichen Kinderkliniken Kinder mit "atypischen" Genitalien bis auf den heutigen Tag zu 90% meist mehrfach irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen unterworfen werden, ohne medizinische Notwendigkeit, ohne Evidenz und ohne ihre Einwilligung >>> mehr
 
Betroffene fordern Gerechtigkeit!

Überlebende von Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken beklagen seit über 15 Jahren die vorherrschende Doppelmoral, dass einerseits Genitalverstümmelungen in Afrika als "barbarisch" gebrandmarkt und zu Recht verurteilt werden, während gleichzeitig die chirurgischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit "atypischen" Genitalien vor der eigenen Haustüre ausgeblendet und öffentlich geleugnet werden – etwa vom Berliner Senat (Drucks. 16/144436) oder vom Bremer Staatsrat Hermann Schulte-Sasse (Landtag Bremen, 23.02.2011).

Eine Kritik, die mehr und mehr auch von ExpertInnen öffentlich geteilt wird, etwa von der Juristin Konstanze Plett (Amnesty Journal 03/08) oder dem Publizisten Andreas Nentwich (Editorial Sonntag / Leben & Glauben, Nr. 36/2010).
 
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
 
Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

Nachtrag: Maedchenmannschaft.net und Queerdenker.ch berichteten über unseren Aufruf. Oliver Tolmein verwies in einem Tweet auf die Pressemitteilung von Gesundheitsminister Bahr "Null Toleranz bei Genitalverstümmelung" und konstatierte trocken: "OPs an Intersexuellen interessieren aber nicht". Danke! 

>>> "Westliche Form der Genitalverstümmelung"  
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>> "Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation"
>>> Zur kommenden Bundestagsdebatte über weibliche Genitalverstümmelung 

Friday, February 3 2012

Genitalabschneider-Treffen: Termine 2012/2013

Friedlicher Protest + Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, 6.2.11

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"Die ganze Geschichte des Fortschritts menschlicher Freiheit zeigt, dass alle Zugeständnisse, die ihren hehren Forderungen bisher gemacht wurden, aus dem Kampfe geboren sind ... Ohne Kampf gibt es keinen Fortschritt. Die, welche behaupten, für die Freiheit zu sein, Agitation aber ablehnen, sind Menschen, die ernten wollen, ohne den Grund umzupflügen. Sie wollen Regen ohne Blitz und Donner. Sie wollen den Ozean ohne das grässliche Tosen seiner Wassermassen. Der Kampf mag ein moralischer sein; oder er mag physisch sein; oder er mag moralisch und physisch sein, aber ein Kampf muss stattfinden. Macht gewährt keine Zugeständnisse ohne Forderungen. Sie hat es nie getan und wird es nie tun ..."
Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und Abolitionist, 1857

Auch 2012 planen die MedizynerInnen diverse Städtereisen, Jahresversammlungen und sonstige Sausen, um möglichst ungestört neue "Verbesserungen" ihrer menschenrechtswidrigen Verstümmelungen zu propagieren.

Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

Wir sehn uns, wo die Action ist!     >>> Newsletter-Abo
 

GENITALABSCHNEIDERTREFFEN 2012

17. NRW Endo   20.-21.1.2012 Bonn
17. Jahrestagung der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
http://www.nrw-endokrinologie.de/events/17.-jahrestagung-der-nordrhein-westfaelischen-gesellschaft-fuer-endokrinologie-und-diabetologie

17. Fortbildung Urologische Kliniken   2.2.2012 Hamburg
17. Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung der Hamburger Urologischen Kliniken und Abteilungen
www.martini-klinik.de/fileadmin/documents/Info-materialien/Empire_Riverside-Treffen_2012_online.pdf

27th EAU   24-28.2.2012 Paris
27th Annual EAU Congress of the European Association of Urology
eauparis2012.org

DGE 2012   07.-10.3.2012 Heidelberg/Mannheim
55. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
dge2012.de

4. Dreiländertreffen der Kinderchirurgie   23.3.2012 Colmar (F)
dreilaendertreff.net

SGKJ 2012   04.-06.5.2012 München
Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern
sgkj2012.de

ICE/ECE 2012   05.-09.5.2012 Florenz (I)
15th International Congress of Endocrinology and 14th European Congress of Endocrinology
ice-ece2012.com

23rd ESPU 2012   09.-12.5.2012 Zürich
23rd Congress of the European Society for Paediatric Urology
espu2012.org

Nordkongress 2012   10.-12.5.2012 Berlin
6. Nordkongress Urologie
www.nordkongress.de/

13th EUPSA / 59th BAPS 2012   13.-16.6.2012 Rom
Joint Congress 13th Congress of the European Paediatric Surgeons' Association (EUPSA) and 59th Congress of the British Association of Paediatric Surgeons (BAPS)
www.eupsa.org/home/eupsa-congresses/rome_italy2012/Welcome-Address.en.php

DGKJ 2012   13.-16.9.2012 Hamburg
108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), gemeinsam mit der 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSP), 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), 34. Jahrestagung des Berufsverands Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BFKD), 80. Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), 48. Arbeitstagung Pädiatrische Forschung
dgkj2012.de

SGKC 2012   20.9.2012 Luzern
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Kinderchirurgie (SGKC)
www.swiss-pediatricsurgery.org/agenda-de.php

51st ESPE   20.-23.9.2012 Leipzig
51st Annual Meeting of the European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE)
espe2012.org

2nd Failed Hypospadias   22.9.2012 Arezzo
2nd European Conference on Failed Hypospadias Repair 2012
www.failedhypospadias.com/index.php?id=4&cs=3

DGU 2012   26.-29.9.2012 Leipzig
64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
www.dgu-kongress.de/index.php?id=351

SIU 2012   30.9.-04.10.2012 Fukuoka (Japan)
32st Congress of the Société Internationale d'Urologie
www.siucongress.org/2012/

DGGG 2012   9.-12.10.2012 München
59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
http://www.dggg2012.de/

6th Masterclass   5.11.2012 London
6th Annual Masterclass of Genito-Urethral Surgery ("live-surgery")
www.instituteofurology.org/edu.php?page=master

AGKU 2012   15.-17.11.2012 Tübingen
9. Symposium der Arbeitsgemeinschaft Kinderurologie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
www.ag-kinderurologie.de

APE-AGPD 2012   23.-25.11.2012 Erlangen
JA-PED 2012 – 7. Gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)
www.ja-ped.de/

DSD Symposium Uniklinik Ulm   7.12.2012 Ulm
Symposium Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung Disorders of Sex Development (DSD) - endokrinologische, chirurgische, gynäkologische, genetische, ethische und gesellschaftliche Aspekte. Gemeinsame Fortbildung der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie und der Sektion Kinderchirurgie, Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) Universitätsklinikum Ulm
www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/dokumente/Allgemein/Programm_Symposium_DSD_07.12.2012.pdf
 

VORSCHAU 2013

18. NRW Endo   18.-19.1.2013 Aachen
17. Jahrestagung der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
www.endokrinologie.net/download/veranstaltungen/12112701.pdf

I-DSD Seminar   31.1.-2.2.2013 Linz
www.sdsd.scot.nhs.uk/symposiums/Program%20Linz%202013.pdf

5. Dreiländertreffen   15.-16.3.2013 Heidelberg

DGE 2013   20.-22.3.2013 Bonn

GFH 2013   20.-22.3. Dresden

8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie  18.-20.4.2013 Berlin
www.kjgberlin.de/

ESPE ESS 2013   10.-12.5-2013 Haifa

I-DSD 2013 (= 4th EuroDSD)   7.-9.6.2013 Glasgow

11. SGA   28.-29.6.2012 Niederkassel
www.sga-syndrom.de/Workshop/2013/2013-Programm.pdf

V. ISHID 2013    t.b.c. Lucknow (Indien)

DGKJ 2013   12.-15.9.2013 Düsseldorf

ESPE/LWPES 2013   19.-22.9.2013 Mailand
www.jointmeeting2013.org/

DGFS 2013   20.-22.9.2013 Hamburg

DGU 2013    25.-28.9.2013 Dresden

AEM 2013   10.12.10.2013 München

WOFAPS 2013   13.-16.10.2013 Berlin
www.wofaps2013.com/

JA-PED 2013   22.-24.11.2013 Hannover

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief 3rd EuroDSD Symposium 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief "Ethik"-Vortrag UK Aachen 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGE 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008    

Wednesday, February 1 2012

»Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung wird mit Füßen getreten« - Jungle World, 26.1.12 (unzensierte Version)

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Die Zwitter Medien Offensive™ lässt sich nicht instrumentalisieren!

Nachfolgend dokumentieren wir die unzensierte Version des Interviews mit Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer in der "Jungle World" 04/2012.
Den "Jungle World Remix" könnt ihr hier einsehen. Dokumentation der uneingewilligten inhaltlichen Eingriffe: "Finde 13 inhaltliche Unterschiede (Auflösung)" 

Anmerkung: Durch Erfahrung klug, geben wir Interviews in der Regel nur unter der Bedingung, dass wir unsere Antworten (und soweit fürs Verständnis nötig die Fragen und/oder den unmittelbaren Kontext) vor Erscheinen gegenlesen können – um sicherzustellen, dass unsere Aussagen auch so wiedergegeben werden, wie wir sie tätigten (das berüchtigte nachträgliche umfrisieren und/oder schönfärben überlassen wir gerne gewissen PolitikerInnen, MedizynerInnen und anderen ZeitgenossInnen).

Gemäss den journalistischen Spielregeln dürfen gegengelesene Antworten nicht nachträglich verändert werden, auch nicht durch eine Chefredaktion, den Verleger o.ä., und in der Regel machen wir diesbezüglich gute Erfahrungen. Bei folgendem Interview mit Jungle World mussten wir nach der Veröffentlichung allerdings feststellen, dass fast alle unsere Antworten auch inhaltlich geändert wurden, ebenso einzelne Fragen (die "stilistischen Korrekturen" an dieser Stelle mal beiseite).

Meine 2 Cent: Da die meisten Änderungen direkt oder indirekt die Kritik an politischer Vereinnahmung der Genitalverstümmelungen an Zwittern durch "LGBTI" betrafen, liegt nahe, dass sich womöglich die einen oder anderen in der Redaktion persönlich betupft fühlten und entsprechend zum virtuellen Rotstift griffen. Peinlich nur, dass die langjährige und begründete Kritik an Bevormundung und Instrumentalisierung sich trotzdem nicht mehr länger mundtot machen lässt ...

»Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung wird mit Füßen getreten«

Jedes Jahr kommen in Deutschland Hunderte intersexuelle Kinder auf die Welt. Die Vorstellung, man könne deren Geschlecht operativ festlegen, führt in einer Vielzahl von Fällen zu »genitalangleichenden Eingriffen« nach der Geburt. Eine Auseinandersetzung mit dieser medizinischen Vorgehensweise blieb bis in die 1990er Jahre hinein fast vollständig aus. Zur Zeit befasst sich der Ethikrat deshalb im Auftrag der Bundesregierung mit der Situation von intersexuellen Menschen in Deutschland. Für die in Kürze erwartete Stellungnahme wurde auch die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org befragt. Seit Jahren setzt sie sich für die Beendigung der Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ein. Die Jungle World sprach mit Präsidentin Daniela Truffer und dem Kampagnenverantwortlichen Markus Bauer.

Interview: Rebekka Eisner und Hannes Soltau

Wie lange gibt es ihre Organisation bereits und wie kam es zur Gründung?

Daniela Truffer: Auslöser war der »Zwitter-Prozes« von Christiane Völling gegen ihren früheren Chirurgen am Kölner Landgericht im Jahr 2007. Wir organisierten damals Demonstrationen, anfänglich aus Selbsthilfegruppen heraus, und machten Öffentlichkeitsarbeit mit Pressemitteilungen und einem Weblog. Um diese Arbeit mit Protesten auch gegen Verstümmlerkliniken und Standesorganisationen weiterführen zu können, gründeten wir 2010 die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org.

Sie betonen oft, dass ihre Arbeit eng mit persönlichen Erfahrungen verbunden ist. Was kann man sich darunter vorstellen?

Daniela Truffer: Ich wurde mit »atypischen« körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren. Als Baby wurde ich kastriert, mit sieben wurde mein Genital verstümmelt, ab zwölf musste ich weibliche Hormone nehmen. Ich wurde zum Mädchen gemacht und in der Folge immer angelogen. Ich leide bis heute an den psychischen und physischen Folgen dieser menschenrechtswidrigen »Behandlung«. Seit elf Jahren engagiere ich mich in der Selbsthilfe. 2002 ging ich mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit, zunächst anonym.

Markus Bauer: Als solidarischer Nicht-Zwitter ging es mir wie den meisten Anderen. Ich hatte keine Ahnung, was in den Kinderkliniken vor sich geht. Als ich davon erfuhr, war ich schockiert und wollte nicht tatenlos zusehen.

Sie sprechen im Kontext ihrer Arbeit von »westlicher Genitalverstümmelung«. Können Sie das erläutern?

Markus Bauer: Seit den 1990er Jahren bezeichnen Betroffene die kosmetischen Genitaloperationen an Zwittern als Genitalverstümmelung und kritisieren die Doppelmoral, kulturelle Genitalverstümmelungen in Afrika als barbarisch zu verurteilen, während gleichzeitig medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Kindern vor der eigenen Haustüre ausgeblendet und geleugnet werden. Erst in den letzten Jahren konstatieren zunehmend auch Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, dass die Folgen gleich verheerend sind und ziehen Parallelen.

Können Sie eine gesellschaftliche Einschätzung geben wie die Situation für Intersexuelle in Deutschland zur Zeit ist?

Daniela Truffer: Laut den Medizinern selbst kommt jedes 1000. Kind mit »atypischen« Genitalien auf die Welt und bis heute werden 90% davon von klein auf meist mehrfach kosmetisch genitaloperiert. Ihr Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung wird mit Füßen getreten. Seit 20 Jahren klagen Betroffene den Ärzten und der Öffentlichkeit ihr Leid. Die Antwort der Verantwortlichen darauf bis heute: Ablenkungsmanöver, Ausreden, Spott und Hohn – sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfristen und der Traumatisierung der Opfer juristisch kaum belangt werden können. Immerhin dringt das Thema nun vermehrt ins öffentliche Bewusstsein, wodurch der Druck auf Ärzte und Politiker steigt.

Sie sprachen es an: Viele Betroffene scheiterten bei Klagen an derVerjährungsfrist. Wie sind die juristischen Gegebenheiten und gibt es aktuell Hoffnung auf Novellierung?

Markus Bauer: Einfache Körperverletzung verjährt nach fünf, gefährliche nach zehn Jahren. Zivilrechtlich liegt die absolute Verjährung bei 30 Jahren. Christiane Völling, die nach wie vor Einzige, die ihren letzten Behandler wenigstens noch zivilrechtlich verklagen konnte, gelang dies im letzten Monat vor Eintritt der absoluten Verjährung, und dies auch nur, weil sie zum Zeitpunkt dieser Operation bereits 18 Jahre alt war. Positiv sind in diesem Zusammenhang einzig die aktuellen Entwicklungen bei weiblicher Genitalverstümmelung und sexualisierter Gewalt an Kindern. In Bezug auf verstümmelte Zwitterkinder steht die Diskussion hingegen noch ganz am Anfang.

Immerhin wurden Sie vor den Deutschen Ethikrat und der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin in der Schweiz geladen. Können Sie erklären, wie es dazu kam?

Daniela Truffer: In beiden Fällen erkannten die Ethikgremien erst aufgrund von politischem Druck Handlungsbedarf. In Deutschland brauchte es dazu nach 15 Jahren vergeblichen Vorstößen im Bundestag den Umweg über die UNO. In der Schweiz ging es dank breit abgestützten Vorstößen im Nationalrat deutlich schneller. Es ist als großer Erfolg zu werten, dass Betroffene und Eltern erstmals in einem solchen Rahmen angehört wurden. Bisher gibt auch der Verlauf der Anhörungen Grund zu großer Hoffnung. Die Stellungnahme des Deutschen Ethikrates wird auf Februar 2012 erwartet, diejenige der Nationalen Ethikkommission im Sommer.

Gibt es auch global gesehen positive Entwicklungen die Hoffnung machen? Gibt es international gesehen andere Organisationen wie Ihre, mit denen Sie sich vernetzen?

Markus Bauer: Die globalen Trends zur Stärkung von Kinderrechten, des Grundsatzes der informierten Zustimmung und des Stellenwerts der Medizinethik verleihen unseren Anliegen Rückenwind. Unseres Wissens nach ist Zwischengeschlecht.org aktuell die einzige Gruppe, die explizit auf ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern hin arbeitet und dazu Öffentlichkeitsarbeit, Realpolitik und gewaltfreie Aktionen zusammenbringt. Jedoch gab es Vorläufer, zum Beispiel die »Intersex Society of North America (ISNA)« oder die »Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG)«. Auch die US-Lobbyorganisation »Advocates for Informed Choice (AIC)« geht zum Teil in eine ähnliche Richtung. Weiter sind wir international in Kontakt mit Selbsthilfegruppen, allgemeinen Menschenrechtsgruppen, Kinder- und Frauenrechtsorganisationen sowie Gruppierungen, die sich für genitale Unversehrtheit einsetzen.

Arbeiten sie eigentlich auch mit anderen politischen Gruppierungen, die sich nicht ausschließlich mit LGBTI-Themen beschäftigen?

Daniela Truffer: Um die schnellstmögliche Beendigung der Genitalverstümmelungen durchsetzen zu können, braucht es politische Mehrheiten. Realpolitik hat deshalb in unserer Arbeit einen großen Stellenwert, und wir suchen Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften ebenso wie mit solidarischen LGBT-Gruppierungen. Leider benutzen jedoch immer noch viele politische LGBT-Gruppierungen Zwitteranliegen hauptsächlich in vereinnahmender Weise, zum Beispiel zur Abschaffung des Geschlechtseintrags, während die konkrete Beendigung der Verstümmelungen für sie kein Thema ist. Hier besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf. Immerhin kommen aber an praktisch alle unsere Aktionen solidarische Mitglieder von LGBT-Gruppen.

Welche Reaktionen bekommen Sie auf ihr Engagement?


Markus Bauer: Von den Menschen auf der Straße bekommen wir in der Regel positive Reaktionen. Den meisten ist sofort klar, was wir meinen: »Die sollen doch selber entscheiden dürfen.« Auch manche Mediziner stehen unseren Forderungen aufgeschlossen und positiv gegenüber. Der harte Kern der Täter wirft uns dagegen vor, wir seien es, die ihre Menschenrechte verletzen würden, und droht uns zunehmend mit rechtlichen Schritten. In der Öffentlichkeit ist die Sensibilisierung sicher vorangeschritten. Und einige Selbsthilfegruppen treten den Ärzten gegenüber entschiedener auf.

Welche konkreten Projekte verfolgen Sie zur Zeit und wie können diese konkret unterstützt werden?

Daniela Truffer: Wir werden weiter die Öffentlichkeit über die menschenrechtswidrigen Praktiken in den Kinderkliniken im Allgemeinen und konkret über einzelne Verstümmlerkliniken sowie -standesorganisationen und ihre Aktivitäten informieren, und Politik und Justiz zum Handeln auffordern. Und nicht zuletzt durch gewaltfreie Aktionen die Täter vor Ort wieder und wieder daran erinnern, dass wehrlose kleine Kinder zu verstümmeln nicht okay ist. Dazu sind wir auch 2012 auf tatkräftige Unterstützung angewiesen, zum Beispiel durch sachdienliche Hinweise und Recherchen zu lokalen Genitalabschneidern sowie durch Mithilfe und Unterstützung vor Ort bei Aktionen, oder durch finanzielle Unterstützung. Die Mitgliedschaft im Verein Zwischengeschlecht.org steht allen offen, die unser Ziel der schnellstmöglichen Beendigung der Verstümmelungen teilen und etwas dazu beitragen möchten.

>>> "Jungle World" Zensur: "Finde 13 inhaltliche Unterschiede (Auflösung)"
>>> Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002 (Georg Klauda)
>>> "Das x-te Geschlecht" - Jungle World, 27.10.11 
>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 

Uniklinik Lübeck: "Deutschlands erstes PID-Baby"? Jawoll, wir! Ethik und Transparenz? Nein, Danke!

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Ausgeliefert!

>>> Interessanter Post von Oliver Tolmein auf seinem FAZ-Biopolitik-Blog über die mediale Selbstvermarktung einer angeblichen "Pioniertat" des "Universitären Kinderwunschzentrums Lübeck" an der "Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Campus Lübeck", auf diesem Blog sonst eher berüchtigt als "EuroDSD-Zentrale des Bösen".

Der Deutsche Ethikrat hatte sich (noch vor der aktuell kommenden "Intersex"-Stellungnahme) unlängst zur "Präimplatationsdiagnostik (PID)" geäussert, worauf gesetzlich die Einrichtung von "Ethikkommissionen für Präimplantationsdiagnostik" künftig Voraussetzung bei Anwendungen von PID verbindlich sein soll – für die ethisch chronisch herausgeforderte Uniklinik Lübeck offenbar eine vernachlässigbare Nebensächlichkeit, die in den Verlautbarungen bisher vornehm ausgeklammert wurde ...

>>> Kinderkliniken: 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Zwitter: Akzeptieren statt zwangsoperieren! - Oliver Tolmein (2002)
>>> "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" - Oliver Tolmein (2009)

Thursday, January 26 2012

"Intersex": Deutscher Ethikrat verabschiedet Stellungnahme – Schweizer Ethikkommission startet Anhörungen

>>> Ethikrat-Stellungnahme wird am 23.2.12 in Berlin vorgestellt  
>>> Öffentliche Vorstellung NEK-CNE-Stellungnahme in Bern, 09.11.2012

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor dem 'Campus Virchow Klinikum' der 'Charité', 11.11.2011Bild: Friedliche Mahnwache + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 26.01.2012:

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Schwere Zeiten für westliche Genitalverstümmler: Heute verabschiedet der Deutsche Ethikrat seine mit Spannung erwartete "Stellungnahme zum Thema 'Intersexualität'". Gleichzeitig erhielt in der Schweiz die Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CEN) vom Bundesrat unlängst ebenfalls den Auftrag zu einer Stellungnahme und startete dazu bereits erste Anhörungen mit Betroffenen und Eltern, im Gegensatz zu Deutschland allerdings hinter verschlossenen Türen.

Ende gut, alles gut?

In beiden Fällen benötigte es zunächst ein gerütteltes Maß an öffentlichem und politischem Druck durch Betroffenenorganisationen, bevor die beiden Regierungen schließlich einlenkten. Und die jeweiligen nationalen Ethikgremien, die zuvor über Jahre aus eigenem Antrieb keinerlei Handlungsbedarf erkennen wollten, zu Stellungnahmen beauftragten:

In Deutschland brauchte es nach 15 Jahren vergeblichen parlamentarischen Vorstößen im Bundestag erst den Umweg über die UNO, bis die Bundesregierung keine andere Wahl mehr hatte als endlich zuzugeben, dass genitale Zwangsoperationen an Zwitterkindern eben doch nicht so unproblematisch sind wie zuvor stets behauptet. Auch beim Deutschen Ethikrat direkt waren Betroffenenorganisationen zunächst über Jahre stets aufs Neue vergeblich vorstellig geworden.

In der Schweiz ging es nicht zuletzt dank von Anfang an breit abgestützten politischen Vorstößen wesentlich schneller, doch ohne langjährige Proteste von Betroffenen wäre es ebenfalls nie soweit gekommen. Noch 2010 hatte der Präsident der Zentralen Ethikkommission (ZEK) der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) öffentlich verkündet, aus Sicht der ZEK würde die Problematik kosmetischer Genitaloperationen an Kindern "nicht als so brennend und mit großem Handlungsbedarf behaftet gesehen".

Kinderkliniken verstümmeln ungerührt weiter - Politiker schauen weg

Auch in Deutschland propagieren Mediziner-Standesorganisation in allen einschlägigen AWMF-Leitlinien kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern unbeirrbar weiter; sämtliche einschlägigen AWMF-Leitlinien stehen seit Jahrzehnten unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe S1 (z.B. Leitlinien 027/047 "Adrenogenitales Syndrom", 006/026 "Hypospadie", 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung"). Bei Überarbeitungen werden Betroffenenorganisationen wenn überhaupt, dann weiterhin erst ganz am Schluss und lediglich alibimäßig konsultiert.

Parallel rüsten viele Kinderklinken, in denen medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an der Tagesordnung sind, massiv auf. Prominentes Beispiel ist die Etablierung eines neuen "überregionalen Zentrums für Kinderurologie und plastisch rekonstruktive Urologie" der Berliner "Charité-Universitätsmedizin", in der die Amputation "übergrosser Kitzler bei jungen Mädchen" seit mindestens 1831 traurige Tradition darstellt (vgl. Hulverscheidt, Weibliche Genitalverstümmelung, S. 113). Während gleichzeitig der Berliner Senat die regelmäßigen Verstümmelungen in Berliner Kinderkliniken unverändert rundheraus leugnet (Drucks. 16/144436).

06.02.2012: 8. Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung - wiederum unter Ausblendung der Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken?

Seit bald 20 Jahren prangern Überlebende kosmetischer Genitaloperationen im Kindesalter diese öffentlich an als "immens destruktiv für die sexuelle Empfindsamkeit und das Gefühl für körperliche Unversehrtheit" (Cheryl Chase, Sciences, July/August 1993), als "westliche Form von Genitalverstümmelung", "medizinisches Verbrechen" und "fundamentale Menschenrechtsverletzung" – Anklagen, die seit Jahren auch von namhaften internationalen ExpertInnen und Menschenrechtsorganisationen gestützt werden, vgl. u.a. Hulverscheidt 2000, Lightfoot-Klein 2003, Terre des Femmes Deutschland 2004, Asefaw 2005, Terre des Femmes Schweiz 2009, Amnesty International Schweiz 2010, Amnesty International Deutschland 2010.

Die Antwort der verantwortlichen Behandler darauf bis heute: Ablenkungsmanöver, Ausreden, Spott und Hohn – sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfrist juristisch nicht oder kaum je belangt werden können. Wie lange noch?

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Anhörung "Deutscher Ethikrat"  
>>>
Anhörung "Nationale Ethikkomission im Bereich der Humanmedizin"   
>>> 06.02.2012: "Null Toleranz für Intersex Genitalverstümmelung!"

>>> Nationale Ethikkommission (NE-CNE):
        Wegweisende "Intersex"-Stellungnahme 

   
Bild: © Dominik Huber

Kurzchronik Deutscher Ethikrat 2008-2013:

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010 

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org zum Ethikrat-Forum 23.06.2010
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung
        abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik   

    
Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> Übersichtsseite zur Ethikrat-Anhörung 08.06.2011

>>> Ethikrat 08.06.2011: "Wie so oft wird um den heißen Brei herumgeredet"
Video-Statement von Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org)

>>> Ethikrat-"Diskurs": Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer  

>>> Deutscher Ethikrat: "Verstümmeln ist OK,
        solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" 

150 Jahre Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken jetzt beenden!
Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

>>> Intersexuelle Menschen e.V.: "Genitaloperationen müssen verboten werden" 

Ethikrat-Stellungnahme 2012 als Freibrief zum Kinderverstümmeln:
>>> Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD")  
>>> Prof. Dr. Wieland Kiess (Dekan Medizinische Fakultät Leipzig) 

>>> Gesamte Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, January 24 2012

"Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation" - an.schläge 02/2012

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genital Mutilation in Children's Clinics!

>>> Wow! Die definitive an.sage von Bettina Enzenhofer zum kommenden "Internationalen Tag gegen (weibliche) Genitalverstümmelung" am 6. Februar, jetzt brandaktuell im feministischen Magazin an.schläge aus Österreich – Klartext und deutliche Worte von A-Z:

"Gerade dann, wenn wir zu Null Toleranz für FGM aufrufen, sollten wir auch vor unserer eigenen Haustüre keh­ren. Null Toleranz mit Mediziner_innen, die sich selbst nicht informieren und nur ungenügend aufklären! Null Toleranz mit politischen Parteien, die Intersex nicht auf ihrer Agenda haben! Solidarität mit Intersexuellen!"

Danke!!!

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: "Westliche Genitalverstümmelung"   

HEUTE 18:30 auf 3Sat: "nano" mit Beiträgen über Christiane Völling + "Intersexualität genetisch" + Michael Wunder + Online nachgucken

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

2 von 6 Beiträgen >>> heute von 18:30-19:00h in "nano" handeln von "Intersexualität". Wir sind gespannt – angesichts der zum Teil ziemlich besch...euerten Ankündigungen vor allem zum 2. Beitrag "Intersexualität genetisch" allerdings vorerst auch etwas skeptisch.

Kleines Beispiel: "Die Mediziner richten sich dabei allein nach dem ersten Augenschein und liegen daher häufig falsch. Die operierten Kinder leiden ihr ganzes Leben unter dieser Fehlentscheidung." Naaaiiiiin, sehr verdrehte nano-Redaktion: Die Kinder leiden zuallerallermeist ihr Leben lang NICHT am "falschen Geschlecht", sondern an den Folgen der uneingewilligten, medizinisch nicht notwendigen, verstümmelnden Genitaloperationen – und zwar unabhängig von der "Richtung" der Verstümmelungen!

Erst recht den Vogel schiesst das >>> "Glossar: Zwitter und Intersexualität - Nicht immer ist das Geschlecht klar bestimmbar" ab. Der Schmarrn beginnt schon im ersten Satz mit der immer wieder "beliebten", begriffsverengenden Statistikfälschung "Unter 5000 Neugeborenen ist eines, dessen Geschlecht nicht klar erkennbar ist." Und gipfelt in folgendem Satz: "Viele Intersexuelle haben mit sozialer Isolation, persönlicher Unsicherheit und Scham zu kämpfen, unterziehen sich schmerzhaften Eingriffen und aufreibenden Hormontherapien." Ooops, offensichtlich "aus Versehen" irgendwo "am falschen Ort" copy/paste gemacht ... Nachtrag 1: Inzwischen auch mit Video-Link zum eine Zeit lang online nachgucken.

Christiane und Nella, LG Köln 6.2.08

Nachtrag 2: Jetzt ist auch der >>> Beitrag mit Christiane online, ebenfalls inkl. Videolink. Es handelt sich um einen Zusammenschnitt von Material aus der jüngst preisgekrönten längeren >>> Arte-Doku "Tabu Intersexualität" von Britta Julia Dombrowe, inkl. Bildern vom Prozess (siehe oben). Christiane bringt wie immer eindrücklich und beindruckend Klartext. Der Text auf der Page zum Artikel mit Zitaten des Psychiaters Prof. Fritz Poustka dreht sich dagegen einmal mehr unhinterfragt hauptsächlich um "hormonellen und genetischen Gegebenheiten", "Identitätskrise", "soziokulturelle Prägung" usw., von Recht auf körperliche Unversehrtheit dagegen kein einziges Sterbenswörtlein ... :-(

Als "Gesprächsgast" im Beitrag zu Christiane Völling ist übrigens Michael Wunder vom Deutschen Ethikrat angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass er seit hier und hier im Ethikratdiskurs mehr als nur etwas dazugelernt hat ... Nachtrag 3: Nun ist auch das Gespräch mit Michael Wunder als Online-Video verfügbar, urteilt selbst ...

>>> Christiane Völlings Geschichte 
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 

Monday, January 23 2012

Hingehen! "Intersex"-Vortrag in Hamburg, Mi 25.1.12 um 19:15h

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Bereits letzte Woche hatte dieser Blog auf die Veranstaltung "Umgang von Medizin und Gesellschaft mit intersexuellen Menschen" am nächsten Mittwochabend in Hamburg lobend hingewiesen.

Inzwischen ist auf der Homepage der AG Queer Studies eine detailliertere >>> Ankündigung online gegangen, die noch einmal verdeutlicht, weshalb sich der Besuch dieses Vortrags lohnt (im Gegensatz zu leider, leider vielen anderen Veranstaltungen, bei denen Zwitter bloss zum x-ten Mal als Kanonenfutter für Anliegen Dritter herhalten müssen).

Dafür allen Beteiligten ein herzliches Danke! 

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung  

Sunday, January 22 2012

Dresden, Ort von Genitalverstümmelungen – Internationale Konferenz ohne Betroffene

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 20.01.2012:

INHALT
1.  Diagnose "auffälliges Genitale"
2.  "Intersex-Tagung": Eigenwerbung und Wirklichkeit
3.  Lange Liste der Genitalverstümmler
4.  Organisatoren der Konferenz schweigen sich aus
Anhang:
Stellungnahmen von Menschenrechtsorganisationen

>>> Pressemitteilung lesen 
>>> Offener Brief von Zwischengeschlecht.org an die Tagung 

Intersex im Bundestag: "Niemand hat das Recht, an den Genitalien eines Kindes oder Jugendlichen herumzuschneiden" - Sibylle Laurischk (FDP)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Einer der besten Redebeiträge der >>> historischen "Intersex"-Bundestagsdebatte stammte von der FDP-Abgeordeten Sibylle Laurischk.

(Einziger Wermutstropfen darin war die – an anderen Stellen des Redebeitrags allerdings mehrfach relativierte – Behauptung, seit den 1980-Jahren würde nicht mehr möglichst früh verstümmelt – tatsächlich wurde ab diesem Zeitpunkt lediglich mit den bis dahin gebräuchlichen "Klitoris"amputationen aufgehört und stattdessen auf ebenfalls verheerende chirurgische "Klitorisverkürzungen" umgestellt.

Ansonsten enthält der Redebeitrag aber praktisch alle Kernpunkte in konzentrierter Form, darunter Verstoss gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit, dass es sich nicht um ein parteipolitische Frage handelt, dass das Elternrecht hier seine Grenzen findet, und dass das unwürdige Vorgehen der "geschlechtszuweisenden Operationen" aufhören muss.

Und mit dem im Titel dieses Posts gerafft wiedergegebenen, deutlichen Statement erhielt Sibylle Laurisck erfreulicherweise (und zu Recht!) gar überparteilichen Beifall von der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Es geschehen noch Zeichen und Wunder ...

Dafür von diesem Blog an die Abgeordnete Sibylle Laurischk ein ganz herzliches Danke! 

Nachfolgend der Videolink zum nochmaligen Nachhören des historischen Beitrags, gefolgt vom Transkript der gesamten Rede:    

>>> http://dbtg.tv/fvid/1431761 

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Wednesday, January 18 2012

Offener Brief an "Transgender und Intersex in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft", Dresden 18.-20.01.2012

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>>> Pressemitteilung 20.1.12     >>> Vorschau 17.1.12     >>> English Translation 19.1.12
>>> Antwort von Tagungs-Referent Heinz-Jürgen Voß 18.1.12    
>>> Antwort von Tagungs-Organisator Stefan Horlacher 22.1.12 (PDF)

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org vom 18.01.2012:

Kann ein Zwitter Sünde sein?Sehr geehrte Organisierende, Vortragende, Teilnehmende und Sponsoren der internationalen & interdisziplinären Konferenz "Transgender und Intersex in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft"

Als Menschenrechtsgruppe, die sich seit 4 Jahren aktiv gegen die täglichen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken einsetzt, freuen wir uns, dass Ihre Konferenz ab heute in Dresden "die sozialen, politischen und rechtlichen Dimensionen" von Intersex berücksichtigen will (Ankündigung) sowie "Betroffenen Gehör zu verschaffen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren" (Pressemitteilung 9.1.12).

Als führende Wissenschaftler der Intersex-Forschung (Pressemitteilung 9.1.12) ist Ihnen in diesem Zusammenhang sicher bekannt,

• dass mindestens jedes 1000. Neugeborene mit "atypischen" Genitalien auf die Welt kommt, und diese Kinder laut aktuellen Studien der Mediziner selbst heute noch zu 90% im Kindesalter "korrigierenden" kosmetischen Genitaloperationen unterworfen werden, für die keine zwingende medizinische Indikation besteht,

• dass Betroffene solcher Operationen diese seit bald 20 Jahren als "immens destruktiv für die sexuelle Empfindsamkeit und das Gefühl für körperliche Unversehrtheit", als "westliche Form von Genitalverstümmelung", "medizinisches Verbrechen" und "fundamentale Menschenrechtsverletzung" anprangern, 

• dass praktisch alle Organisationen von Betroffenen als erste und wichtigste Forderung von Beginn bis heute die sofortige Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern einklagen.

Demgegenüber ist aus dem öffentlichen Auftritt der Konferenz zumindest für die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org bisher leider nicht ersichtlich, wie die Konferenz

a) die Problematik der täglichen Verstümmelungen an Kindern mit "atypischen" Genitalien angemessen berücksichtigen will, geschweige denn dazu "die Öffentlichkeit zu sensibilisieren", sowie

b) welche Vortragenden eine Praxis zur konkreten Beendigung der täglichen Verstümmelungen ins Zentrum stellen oder anderweitig in der "politischen und rechtlichen Dimension" dazu beitragen, diesbezüglich "Betroffenen Gehör zu verschaffen".

Zumindest den Verantwortlichen sowie einem Großteil der Beitragenden der Konferenz ist fraglos weiter bekannt,

• dass Betroffene das Thematisieren von "Intersex" in Wissenschaft und Politik bei gleichzeitigem Ausblenden der Genitalverstümmelungen seit vielen Jahren als schädlich, unzulässig und vereinnahmend kritisieren.

Ebenso sollte den Organisierenden und Beitragenden bekannt sein,

• dass innerhalb praktisch aller wissenschaftlicher Institutionen, die an der Tagung direkt oder indirekt beteiligt sind, in deren kinderchirurgischen Abteilungen genau die angeprangerten Genitalverstümmelungen jahrein, jahraus unwidersprochen an wehrlosen Kleinkindern praktiziert sowie öffentlich propagiert werden, darunter:

- TU Dresden
- Humboldt-Universität Berlin
- Freie Universität Berlin
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- Justus-Liebig-Universität Gießen
- University of London
- University of Leeds

(Ausnahmen bestätigen die Regel: Bei Institutionen, die wie z.B. die Universität Siegen oder die Manchester Metropolitan University nicht über eigene pädiatrische Kliniken verfügen, werden die Verstümmelungen einfach in der nächstgelegenen durchgeführt, im vorliegenden Fall im Universitätsklinikum Gießen und Marburg bzw. in den Central Manchester University Hospitals.)

Dass unter diesen Umständen an einer internationalen & interdisziplinären Konferenz, welche die Begriffe "Intersex" und "Gesellschaft" in ihrem Titel trägt, ausgerechnet die zentrale Tatsache der täglichen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern ebenso unter den Tisch zu fallen scheint wie die Stimmen und Anliegen der davon Betroffenen, erfüllt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org mit tiefer Sorge.

Im Namen von durch uneingewilligte kosmetische Genitaloperationen im Kindesalter Betroffenen oder Bedrohten ersuchen wir deshalb die Organisierenden, Vortragenden und Teilnehmenden der Konferenz um Aufklärung über folgende Fragen:

1) Ist Ihnen bekannt, in welchen Institutionen, die an der Konferenz direkt oder indirekt beteiligt sind, jeweils a) welche und b) wie viele kosmetische Genitaloperationen an Kindern durchgeführt werden?

2) Was ist Ihre Position zu kosmetischen Genitaloperationen an Kindern?

3) Warum sind Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter an der Konferenz nicht angemessen vertreten?

4) Sind Sie bereit, etwas zur konkreten Beendigung der täglichen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken beizutragen? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

Über Rückmeldungen würden wir uns freuen!

Freundliche Grüße

Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

[Eine >>> englische Übersetzung dieses offenen Briefes wird in Kürze verfügbar sein.]

>>> Pressemitteilung 20.1.12     >>> Vorschau 17.1.12   
>>> Antwort von Tagungs-Referent Heinz-Jürgen Voß 18.1.12    
>>> Antwort von Tagungs-Organisator Stefan Horlacher 22.1.12 (PDF)

>>> Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider 
>>>
"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"  

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