Friday, April 20 2012

Hypospadie (unoperiert): "Beschwerden liegen fast nie vor, auch die Harnentleerung bereitet nur in Ausnahmefällen Probleme" - "Therapie: Korrektur zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat" - Uniklinik Jena

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

[ "Hypospadie" = wenn der Harnröhrenausgang nicht an der Penisspitze liegt, sondern etwas bis deutlich weiter unten – laut "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis" (2008) bei mind. jedem 200. Jungen. ]

Obige 2 Zitate im Titel stammen aus dem offiziellen Internetauftritt der Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Jena, und finden sich wortwörtlich auch auf der Homepage der Asklepios-Kinderklinik St. Augustin – an beiden Orten auch 2013 unverändert.

Nach dem 1. Zitat von wegen im unoperierten Zustand "Beschwerden fast nie" und dito Probleme beim Wasser lassen "nur im Ausnahmefall" legen beide Kliniken unter "Symptome" nochmal eins drauf:

"Die [sic] frühere Glaube, erwachsene Männer mit oder nach Hypospadie seien unfruchtbar, ist falsch."

(Bei Asklepios steht statt "Glaube": "Die frühere Annahme".)

OK: Keine Beschwerden, keine Einschränkung der Fruchtbarkeit – der Fall scheint klar.

Doch wer nun dachte, nach diesem Eingeständis, dass bei "Hypospadie" für invasive Eingriffe offensichtlich keine medizinische Notwendigkeit vorliegt, würden die beiden Kliniken besorgten Eltern als nächstes empfehlen, mit einer reichlich komplikationsträchtigen kosmetischen "Genitalkorrektur" erstmal abzuwarten, ob der betroffene Mensch das später überhaupt will – hat die Rechnung allerdings ohne die Genitalabschneider und Zwangsoperateure gemacht ...

Die behaupten im nächsten Satz einfach schlankweg:

"Wir wissen heute, dass bei zu später oder gar nicht erfolgter Operation ein "Minderwertigkeitsgefühl" des Mannes vorliegt und er weit seltener Geschlechtsverkehr hat. Dieses erklärt die geringere Zahl an Vaterschaften."

Eine Quelle für diese "neue" Annahme rsp. diesen "neuen" Glauben bleiben beide Kinderkliniken wenig überraschend schuldig. Dass es dafür ebensowenig Evidenz gibt wie für den alten Glauben, werden sie den meist überforderten Eltern ebenfalls kaum auf die Nase binden. Ebenso, dass Zeugnisse Betroffener klar eine andere Sprache sprechen.

Stattdessen propagieren beide Kliniken einfach stur weiter medizinisch nicht notwendige kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern "auf Teufel komm raus"
(Claudia Wiesemann) – aus "psychologischen Gründen":

Therapie

Die Therapie sollte zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat erfolgen. Bei späteren Eingriffen kann bereits das Selbstwertgefühl der Männer leiden.

Es existieren eine Vielzahl von Operationsmethoden, letztlich immer mit dem Ziel der Harnröhrenverlagerung zur Penisspitze.

Sonst noch Fragen?

Öhm, eigentlich ja: Wie lange noch?!

>>> "Sehr taube Eichel": Erfahrungsberichte zu "Hypospadiekorrekturen"
>>> Hypospadie: "Kindheit voller Schmerz, Operationen und Isolation" (Tiger Devore)
>>>
Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch

Tuesday, April 17 2012

Marburg: Uniklinik leugnet Genitalverstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich - Uni-Senat fordert Aufarbeitung

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Im Uni-Senat ging es am Montag um die Selbstbestimmung von Zwittern und ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die Senatoren sahen die ethische Relevanz des Themas und wollen den Austausch mit Medizinethikern. [Bild: Genitalverstümmelungen stoppen!] Am Sonntag forderten Aktivisten der Schweizer Organisation Zwischengeschlecht.org vor dem Eingang des Klinikums das Verbot von kosmetischen Genitaloperationen bei Kindern. Das UKGM betonte, dass solche Eingriffe in Marburg überhaupt nicht stattfinden, sondern nur medizinisch notwendige Operationen.

Mitunter tendenziöser, kostenpflichtiger Bericht von Anna Ntemiris in der Oberhessischen Presse über die >>> Debatte des Senates der Philipps-Universität Marburg, erhältlich sowohl >>> online (>>> ganzer Artikel als Bild – ggf. nochmals reinklicken zum auf 100% aufklappen) wie auch in der gedruckten Ausgabe vom 17.04.2012 auf Seite 3.

Anmerkung: Die Sätze "Ein Aktivist der Schweizer Gruppe Zwischengeschlecht berichtete kurz als Betroffener. Er leide heute noch an seiner Genitaloperation, über die er nicht habe bestimmen können" stimmen so nicht ganz: Yours truly a.k.a. Markus Bauer, der die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org an der Senatssitzung vertrat, berichtete von Zeugnissen verschiedener Betroffener und nicht von sich selber.

Meine 2 Cent: Wirklich keine kosmetischen Eingriffe?

Was im OP-Artikel "zufälligerweise" ganz fehlt, ist die in der >>> AFLR-Pressemitteilung angesprochene "Zwei-Fliegen-mit-einer-Klappe"-Episode:

Der Marburger Kinderchirurg und Oberarzt Micha Bahr vertrat an der Senatssitzung das Universitätsklinikum gemeinsam mit 2 schweigenden Kollegen Uwe Wagner (Gynäkologie / gynäkologische Endokrinologie) und Rainer Hofmann (Urologie) [Name/Funktion korrigiert, vgl. unten Nachtrag 22.1.13] sowie dem ebenso schweigsamen Dekan der medizinischen Fakultät, Prof. Matthias Rothmund.

Dr. Micha Bahr brachte in seinem Statement erneut seine pauschalen Beteuerungen vor, in Marburg würden nur und ausschliesslich medizinisch notwendige Genitaloperationen praktiziert, und führte auf Anfrage als Beispiel an, wenn z.B. bei Hypospadie der Harnabfluss blockiert sei – was ihm die Uni-Präsidentin Prof. Katharina Krause noch so gern unbesehen abnahm.

Yours truly nutzte in der Folge das ihm freundlicherweise zugestandene Rederecht, um diesbezüglich bei Dr. Micha Bahr detaillierter nachzuhaken: Ob denn in Marburg bei einer solchen Obstruktion der Harnwege auch wirklich nur der Abfluss chirurgisch ermöglicht würde, der Harnröhrenausgang aber an seinem ursprünglichen Ort unterhalb der Penisspitze belassen würde, also ausdrücklich keine chirurgischen "Verlegungsversuche" a.k.a "Hypospadiekorrektur" unternommen würden, wie sie das Klinikum ja mehrfach anbietet und propagiert?

Kinderchirurg verplappert sich – Verantwortliche wollen nichts bemerkt haben

Worauf Oberarzt Bahr frisch-fröhlich zu Protokoll gab, in so einem Fall würden dann auch in Marburg "zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen." Was – anders als in der Oberhessischen Presse und offenbar auch unter den ProfessorInnen und im Präsidium – u.a. von den studentischen Senatsmitgliedern durchaus zur Kenntnis genommen und zum Teil in Folgevoten kopfschüttelnd angesprochen wurde.

Weiter fehlt im OP-Artikel, dass der 2. Spiegelpunkt des studentischen Antrags betreffend einer öffentlich zugänglichen Aufarbeitung von Ausmass, Umfang und Dauer kosmetischer Genitalbehandlungen an Kindern und Jugendlichen in der Uniklinik Marburg sowie in der Lehre der Philipps-Universität mit Mehrheit angenommen wurde – trotz vorgängiger ökonomischer Bedenken.

Aufarbeitung: Taten sprechen lauter als Worte

Ob diese versprochene Durchleuchtung in Verbindung mit der vom Senat auf Antrag von Prof. Ulrich Wagner einstimmig geforderten Ethik-Debatte der Wahrheit tatsächlich auf den Grund gehen wird, bleibt fürs erste abzuwarten.

Ebenso, wie lange Klinikum, Professoren und Präsidium es schaffen werden, weiterhin mit dreistem Leugnen und Mauern unter dem Deckel zu behalten, was sie gleichzeitig öffentlich als Kompetenzen anpreisen.

Schaun wer mal ...

Korrektur 22.1.2013: Bezüglich des 3. Vetreters des Uniklinikums war es ursprünglich zu einer Verwechslung mit einem anderen Klinikum-Mediziner ähnlichen Namens gekommen. Der Betreffende war an der Sitzung (wie auch im Sitzngsprotokoll) nur mit Nachnahmen vorgestellt wurde. Diese Verwechslung wurde auf Anfrage korrigiert (siehe oben).

>>> Der Offene Brief    >>> Oberhessische Presse 14.4. | 15.4.    >>> Senatseingabe
>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Einige typische Diagnosen und Eingriffe 
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern in Marburg? Aber wir doch nicht!

Monday, April 16 2012

Pressemitteilung AFLR Marburg über das Ergebnis der Senatsdebatte zu kosmetischen Genitaloperationen im Uniklinikum

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) >>> Pressemitteilung des Autonomen FrauenLesbenReferates der AStA der Philipps-Universität Marburg zur heutigen Senatsverhandlung. Deren Überschrift "Zwei Fliegen mit einer Klappe" bezieht sich auf folgenden bemerkenswerten Vorfall während der Debatte:

Neben den regulären Senatsmitgliedern waren Vertreter_innen der antragstellenden Gruppen sowie weitere Gäste anwesend. In den hinteren Reihen fanden sich Vertreter des Uniklinikums ein. Letztere waren vom Universitäts-Präsidium eingeladen worden, um den Umgang mit kosmetischen Genitaloperationen am Uni-Klinikum zu erläutern. Der (Chef?) Vertreter der Kinderchirurgie erklärte zunächst wie auch gegenüber der OP, dass nur medizinisch indizierte Operationen an Kindern und Jugendlichen durchgeführt würden. Um so erstaunlicher war dann seine Antwort auf eine detailliertere Nachfrage hinsichtlich des Vorgangs bei einer Operation der Harnwege (Hypospadie“korrektur“), in welcher er lapidar meinte, dass wenn während einer medizinisch notwendigen Operation die Möglichkeit einer kosmetischen Korrektur bestünde, man dann auch „zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.“

Die Aufforderung des Präsidiums und verschiedener Senatsmitglieder „doch den Experten zu vertrauen“ erscheint durch die oben angeführte Äußerung in einem anderen Licht. „Natürlich werden in der medizinische Praxis diese Operationen nicht als kosmetische Genitaloperationen bezeichnet, sondern sie werden mit anderen Begriffen verschleiert“, kommentiert Petra Thesing, Senatorin der Linken Listen, die Ausführungen des Kinderchirurgen.

Immerhin konnte sich der Senat wie in der Pressemitteilung geschildert dazu durchringen, den Teil des Antrages betreffend eine Aufarbeitung zu Ausmass, Umfang und Dauer kosmetischer Genitalbehandlungen an Kindern und Jugendlichen in Marburg gutzuheissen.

Zusätzlich wurde dann noch ein spontaner Antrag eines Psychologieprofessors durchgewinkt, eine breitere ethische Diskussion zum Thema medizinischer Umgang mit sog. nicht geschäftsfähigen Personen zu initiieren mit dem Ziel der Erabeitung einer Uni-internen Richtlinie auch zum Thema kosmetische Genitaloperationen.

Damit ist immerhin schon mal ein wichtiger Anfang gemacht, und die lokalen MedizynerInnen stehen allen schönen öffentlichen Dementis zum Trotz weiterhin unter Druck ...

>>> Ganze Pressemitteilung

>>> Der Offene Brief     >>> Oberhessische Presse 14.4. | 15.4.     >>> Senatseingabe
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern in Marburg? Aber wir doch nicht! 

"Offener Brief gegen Verstümmelung" - Oberhessische Presse, 15.4.12

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pressemitteilungen verschicken kann sich lohnen: Kurzbericht zur Aktion und dem Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Universitätsklinikum Marburg, sowohl >>> online wie auch in der >>> Printausgabe 16.4.12 (Scan).

>>> Der Offene Brief     >>> Oberhessische Presse 14.4.12     >>> Senatseingabe 

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen in Marburg? Aber wir doch nicht!

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>>> UKGM leugnet Verstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich ...

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) In einem Artikel in der Oberhessischen Presse vom 14.4.12 stritten ein Kinderchirurg und eine Sprecherin des Unveritätsklinikums Marburg die Durchführung von kosmetischen Genitaloperationen rundheraus und pauschal ab (genauer Wortlaut siehe untenstehend).

Meine 2 Cent:

Ein Dementi von Seiten der Medizyner wie im vorliegenden Fall ist realistischerweise schon mal ein guter Anfang.

Vor allem, wenn das Dementi derart platt ausfällt wie vorliegend: Die Behauptung, "[i]n der Marburger Kinderklinik habe es bislang keine kosmetischen Genitaloperationen gegeben", ausser natürlich "Operationen an Kindern etwa an der Harnröhre […], wenn sie medizinisch notwendig sind und das Geschlecht bereits eindeutig fest steht", lässt sich etwa leicht widerlegen – genau so steht's verräterischerweise nämlich auch in der berüchtigten AWMF-Leitlinie 006/026 "Hypospadie" (PDF) (Evidenzstufe 1 = niedrigste), herausgegeben von der "Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)", die – Überraschung! – unter "Indikation" ausdrücklich festhält:

"Indiziert ist die Korrektur […] bei distalen [= häufigsten] Formen auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen."

"Hypospadiekorrekturen" werden aktuell im Universitätsklinikum Marburg gleich doppelt angeboten, nämlich – wie im Offenen Brief dokumentiert – in der Kinderurologie ebenso wie in der Neugeborenenchirurgie, plus noch einmal im Akademischen Lehrkrankenhhaus der Philipps-Universität Marburg in Fulda. Aber bestimmt werden diese kosmetischen Eingriffe für "unvollständige Knaben" dort überall nur angeboten, aber bei konkreter Nachfrage dann jedoch keinesfalls ausgeführt …

Ebenso hat wohl der (inzwischen nach Aachen weitergezogene) Chef-Urologe Prof. Dr. Axel Heidenreich während seiner Marburger Zeit nur so zum Spaß und ausschließlich theoretisch bei der sehr üblen AWMF-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" mitgewirkt, die unter anderem fordert:

"Aus psychologischen Gründen sollte die kosmetische Korrektur des äußeren Genitale so früh wie möglich erfolgen, in der Regel innerhalb der ersten 6 Lebensmonate. Dabei wird das Schwellkörpergewebe der hypertrophierten Klitoris entfernt, das Gefäßnervenbündel und die Glans erhalten, um eine, vom Aspekt normale, sensible Klitoris zu bilden. Die kleinen Labien können aus der überschüssigen Haut der zuvor hypertrophierten Klitoris gebildet werden. […]

Hoden sollten, wenn möglich, in das Skrotum verlagert werden, ansonsten wegen des erhöhten Entartungsrisikos entfernt werden. Die weiteren Korrekturen richten sich nach den Gegebenheiten, beispielsweise kann ein Harnröhrenaufbau notwendig sein, wobei hier die Techniken wie bei Hypospadiekorrektur anzuwenden sind. Hat man sich von der Stimulierbarkeit des Peniswachstums überzeugt, sollten alle weiteren Korrekturen zu einem entsprechend frühen Zeitpunkt durchgeführt werden. […]

Alle Überlegungen zur Korrektur des intersexuellen Genitale beruhen bisher auf einem Konsens zwischen den beteiligten Medizinern und den Eltern. Aktuell werden gerade in Selbsthilfe-Gruppen Stimmen erwachsener Betroffener laut, die ein Hinauszögern der Entscheidung für die Geschlechtszugehörigkeit fordern. Die Betroffenen sollen so alt sein, daß sie selbst entscheiden können. Ein Leben als "Zwitter" bis zur Pubertät scheint aber psychologisch nicht weniger problematisch. […]"

Auch diese selbstverständlich ausschließlich und streng rein medizinisch notwendigen "Korrekturen" wurden in Marburg offenbar nur theoretisch abgesegnet, keinesfalls aber je praktiziert – ein Schelm, wer Böses dabei denkt … (Mehr zum angeblich pauschal "erhöhten Entartungsrisiko" von Bauchhoden siehe hier.)

Auch der seinerzeitige Marburger Oberarzt und Professor Dr. Hans Naujoks, von dem der Ethikrat bekanntlich verlauten ließ: "Als gesichert kann hingegen gelten, dass Hans Naujoks seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen vorgenommen hat", kann getrost beiseite gelassen werden – schließlich operierte Naujoks in der Universitäts-Frauenklinik an minderjährigen Hermaphroditen, und nicht in der Kinderklinik.

Somit ist klar: In Marburg hat es an der Universitätsklinik bisher weder kosmetische Genitaloperationen an Kindern oder Jugendlichen gegeben, noch wird es dies jemals: "'Ganz klar, nein', sagt der Marburger Kinderchirurg Dr. Micha Bahr im Gespräch mit der OP." Und: "Auch Christine Bode, Pressesprecherin des UKGM, erklärte für das Klinikum, dass in Marburg und Gießen keine Kinder kosmetisch umoperiert werden." Was zu beweisen war, etc. pp.

Und nach all diesen "überzeugenden" Dementis wäre es nun vielleicht langsam an der Zeit, mal etwas genauer zu diskutieren, warum eigentlich "ästhetisch-psychologische Gründe" eben keine zwingend medizinischen Notwendigkeiten darstellen.

Und warum Überlebende solcher irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter seit bald zwei Jahrzehnten öffentlich dagegen protestieren und diese Eingriffe als "immens schädlich", menschenrechtswidrig und als "westliche Genitalverstümmelung" denunzieren.

Und dann könnte das Universitätsklinikum Marburg und die Philipps-Universität sich mal daran machen – wie im Antrag an den Senat gefordert – den Umfang, das Ausmaß und die Dauer der in Marburg praktizierten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern aufzuarbeiten.

Damit es vielleicht dereinst einmal zu einer gesellschaftlichen Aussöhnung über "eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" (Apotheken-Umschau, 1.6.11) kommen kann.

Immer schön einen Schritt nach dem anderen.

Auch wenn es für den einen oder anderen Medizyner oder sonstige Offiziellen nicht nur am Universitätsklinikum Marburg dazu wohl erst noch etwas mehr öffentlichen Druck braucht …

>>> UKGM leugnet Verstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich ...

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> Kosmetische Genitaloperationen: Einige typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org an das Universitätsklinikum Marburg, 15.4.12

Vor dem Eingang des Universitätsklinikums Marburg, 15.4.12 Friedlicher Protest + Offener Brief Universitätsklinikum Marburg, 15.04.2012

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Nachfolgend dokumentieren wir den gestern an die Verantwortlichen des Universitätsklinikums übergebenen Offenen Brief. Fettes Dankeschön an alle, die kamen!

>>> Der Offene Brief als PDF

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Sunday, April 15 2012

"Kinder zwischen den Geschlechtern" - Oberhessische Presse 14.4.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Interessanter 2-teiliger Artikel von Anna Ntemiris im Marburger Lokalteil der Oberhessischen Presse, aus Anlass der heutigen Demo vor dem Universitätsklinikum und der Debatte des Senates der Philipps-Universität Marburg über eine Stellungnahme zu kosmetischen Genitaloperationen an Kindern am kommenden Montag, 16.4.12. Danke!

Auf Seite 1 hatte es folgenden Aufriss:

Auf S. 3 folgte dann der eigentliche Artikel (zum vergrössern reinklicken, dann ggf. nochmals reinklicken zum aufklappen auf Originalgrösse):

Anmerkung: Der Satz "Zahlen und Beweise konnte Truffer nicht vorlegen" stimmt so nicht ganz: Nella hatte der Oberhessischen Presse im Vorfeld sehr wohl die (auch im Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org an die Marburger Verantwortlichen dokumentierten) Angebote für kosmetische Genitaloperationen an Kindern  im Internetauftritt des Universitätsklinikums Marburg zukommen lassen.

Kommentar zum Medizyner-Dementi >>> hier ...

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Einige typische Diagnosen und Eingriffe

Saturday, April 14 2012

Marburg: Protest gegen Genitalverstümmelung in Uniklinik - Senat berät Stellungnahme (15.-23.4.12)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) >>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org mit allen Marburger Terminen und Hintergrundinformationen zum Thema kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken.

>>> Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Friday, April 13 2012

"Sehr taube Eichel nach Operation" vs. "unbehandelt gut leben": Erfahrungsberichte zu Hypospadie

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

"Hypospadiekorrekturen" sind mittlerweile die wohl am häufigsten praktizierten kosmetischen Genitaloperationen in Kinderkliniken. Zwar gibt es seit langem einzelne Betroffene wie Tiger Howard Devore oder Ernst Bilke, die sich öffentlich äussern, doch insgesamt gibt es in den Medien trotzdem markant weniger Wortmeldungen als von Betroffenen von "Klitorisreduktionen" oder Zwangskastrationen im Kindesalter. "Hypospadie" ist immer noch so etwas wie das "letzte Tabu" unter den "Genitalanomalien".

Was die Medizyner trotz bekanntlich erschreckend hohen Komplikationsraten immer wieder mal als "Bestätigung" zum ungehemmten weiterverstümmeln werten, während sie gleichzeitig die – bei allen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern seit Jahrzehnten stets beliebte – Leier abspulen, "leider" sei viel zu wenig über die Outcomes und "psychologische Folgen" bekannt, es fehle an entsprechenden Studien, sie wüssten nur von "zufriedenen Patienten" usw.

Deshalb nachfolgend einige Ausschnitte aus einem >>> Forums-Thread auf med1.de, wo einige, wie üblich meist mehrfach "korrigierte" Betroffene, aber auch ein "Unbehandelter" zu relevanten Themenbereichen von Wohlbefinden über Beziehungen und Sex bis Zeugungsfähigkeit kein Blatt vor den Mund nehmen und ungeschminkt von ihren Erfahrungen berichten:

"Ich wäre lieber ein gesunder Mensch geblieben als ein Krüppel mit falschem Penis."

[...] Eine Beziehung hatte ich erst kurz bevor ich erwachsen wurde. Es war auch die einzige in der ich Geschlechtsverkehr hatte.

Normaler Geschlechtsverkehr war mir unangenehm weil ich an meiner Eichel nicht viel fühlen kann, mich an der Unterseite schnell aufreiße und wegen anderen Sachen die aber nichts zur Sache tun.

Danach hatte ich nie wieder eine richtige Beziehung da ich mich vor sexuellen Annährungen von Menschen fürchte.

Der Rest meines Lebens bis heute verlief recht einsam, mit einigen wenigen Freundschaften die ich bis heute habe, zurückgezogen und ängstlich nach wie vor.

Ich habe mich niemals in meinem Leben als ein Mann gefühlt, das Produkt was versucht wird durch so eine Operation zu erzeugen.

Heute muss ich lernen mit mir klar zu kommen, als was auch immer.

Ich glaube dass eine Hypospadiekorrektur ohne dass das Kind es sich wünscht, ein Verbrechen ist. Wenn man ohne Probleme pinkeln kann, man gesund ist warum sollte man dann das Genital von einem Menschen so verstümmeln, nur damit es normal aussieht?

Das ist keine Fehlbildung, nur eine Varation des menschschlichen Geschlechts.

Wenn das Kind abgestiegene, gesunde Hoden und XY Chromosomen hat, kann es auch Vater werden. Die Hoden bestimmen die Fruchtbarkeit, nicht die Lage der Harnröhre. Wenn Sperma austreten kann, dann kann es auch befruchten.

Das ist einfach ein etwas anderer Mensch, kein kranker Mann dem unbedingt psychologisch vorgegaukelt werden muss dass er missgebildet sei, dass er durch eine Operation normal werden könne auch wenn er es garnicht will oder nicht entscheiden kann, weil er gehänselt wird oder von den Eltern gedrängt. [...]

Wer nicht krank ist, sollte auch nicht operiert werden. Später wenn das Kind psychische Probleme hat kann es sich ja immer noch dazu entscheiden.

Aber ich wäre lieber ein gesunder Mensch geblieben als ein Krüppel mit falschem Penis. [...]  (BananaSplit, 05.12.08  17:12)

"sehr taube Eichel"

[...] Vieles was mein Vorschreiber geschrieben hat, trifft auch auch mich zu.

Probleme in der Schule (nur in sitzen und allein pinkeln)

Ersten Sex mit 19 (mann muss sich ja ausziehen) [...]

Eine sehr taube Eichel

Meine Eltern haben mich, auf drängen des Arztes hin, operieren lassen. Keine Ahnung was der denen erzählt hat. [...]  (XDSX, 07.12.08  14:29)

"keinerlei Probleme mit unbehandelter Hypospadie"

[...] ich habe eine nicht behandelte Hypospadie und muss sagen, dass ich gut damit leben konnte und kann. Bei mir befindet sich die Öffnung etwa zwischen Eichel und Schaft, was natürlich dazu führt, dass ich nur an der Oberseite ein kurzes Stück Vorhaut habe, eine sog. dorsale Schürze, wie sie "XDSX" auch bei sich beschrieben hat.

Wenn ich denn so lese, was "BananaSplit" so alles widerfahren ist bin ich heilfroh, dass meine Eltern damals nichts in Richtung Korrektur-OP unternommen haben.

Wie bereits eingangs geschrieben, habe ich keinerlei Probleme mit der H., ich kann im Stehen Wasser lassen, habe bislang auch niemals etwas Abfälliges zu hören bekommen, im Gegenteil, meist wird die Veränderung mit großem Interesse zur Kenntnis genommen.

Deshalb kann ich eigentlich - jedenfalls aus meiner Sicht, sofern nicht sonstige Probleme bestehen - nur raten: Kein Skalpell dorthin lassen. [...]  (hyponobbi, 16.01.09  14:40)

Meine 2 Cent: Bleibt zu hoffen, dass künftig immer mehr Betroffene Mut fassen und ungeschminkt von ihren Erfahrungen mit "Hypospadie" berichten – auf dass auch dieses "letzte Tabu" immer mehr Risse bekommt und irgendwann Geschichte sein wird, ebenso wie alle verstümmelnden kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern!

>>> Hypospadie: "Kindheit voller Schmerz, Operationen und Isolation" (Tiger Devore)
>>>
Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch

Thursday, April 12 2012

Mo 16.4.12: Senat der Philipps-Universität Marburg debattiert Stellungnahme zu kosmetischen Genitaloperationen in Kinderkliniken

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Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Das gab es bisher noch nirgends: Auf Initiative von solidarischen Studierenden berät der Senat der Philipps-Universität Marburg am kommenden Montagnachmittag über eine Stellungnahme zu Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken (wie sie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg sowie am Klinikum Fulda, das als Lehrkrankenhaus der Uni Marburg fungiert, leider immer noch an der Tagesordnung sind), siehe nachfolgende PDFs:

>>> Antrag Stellungnahme (Unterlage 06-196)     >>> Tagesordnung 16.4.12 (--> TOP 9)

Und in der Woche drauf geht's gleich weiter: Dann steht nämlich in der Senatssitzung der Justus-Liebig-Universität Gießen ein weiterer Antrag an!

Dieser Blog freut sich riesig und dankt allen Beteiligten ganz herzlich, speziell dem Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referat im AStA der JLU Gießen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat im AStA der Universität Marburg!

Wir sehn uns, wo die Action ist ...

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.-25.04.2012
>>> Berichte aus der Marburger Senatsdebatte 

Wednesday, April 11 2012

Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Fehlende Einsicht der Täter - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)

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>>>  NEK-CNE: Anhörungen 2011-2012      >>> Redebeitrag zur Anhörung vom 15.12.11

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Als Reaktion auf 2 von Zwischengeschlecht.org initiierte parlamentarische Vorstöße führt aktuell die schweizerische Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) im Auftrag des Bundesrates nicht-öffentliche Anhörungen zum Thema "Intersexualität/DSD" durch. In einer schriftlichen Vorab-Stellungnahme hob Zwischengeschlecht.org aus der Perspektive von Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter zentrale Fakten heraus.

Die im nachfolgend dokumentierten Ausschnitt belegten Zahlen stammen aus internationalen Erhebungen und repräsentieren die aktuelle Situation auch in Deutschland und Österreich. Die Zitate unbeirrbarer TäterInnen beschränken sich zwar auf die Schweiz, vergleichbare Äußerungen finden sich jedoch aus allen Ländern, in denen weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt werden. Weitere Teile der Stellungnahme werden in loser Folge erscheinen.  

 
Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE)

Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org, 8.12.2011:

Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen (Intersexualität/DSD)

Anhang 5: Fehlende Einsicht der Behandler

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst 90% aller Betroffenen als Kinder und Jugendliche durchschnittlich mehrfach operiert:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)

Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung) Quelle: Martina Jürgensen: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität: Zentrale Ergebnisse", Vortrag 27.05.2009, Folie 6.

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst Eltern zu 90% ausschliesslich von Endokrinologen und Kinderchirurgen beraten und betreut. Werden überhaupt Psychologen und Sozialpädagogen hinzugezogen, so spielen sie im "multiprofessionellen Team" höchstens eine Nebenrolle.
Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements", Vortrag APE 2006, Folie 16.

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst 50% der betroffenen Kinder nicht oder nur unzureichend aufgeklärt:

"Die Hälfte aller Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, bei denen regelmäßige ärztliche Kontrollen durchgeführt werden, ist nicht über die konkreten Gründe dafür aufgeklärt."
Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung)
Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz. Januar 2005 bis Dezember 2007, 2008, S. 32
http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst rund 20% der betroffenen Jugendlichen nicht oder nur unzureichend aufgeklärt:

"82% der Jugendlichen kennen die genauen Gründe der regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen und 3/4 der Jugendlichen mit uneindeutigem Genitalbefund wissen, dass die bei ihnen die Geschlechtsorgane anders aussehen oder ausgesehen haben als es gewöhnlich der Fall ist."
Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung)
Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz. Januar 2005 bis Dezember 2007, 2008, S. 32
http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

Eine beliebte Ausflucht der Behandler besteht darin, gebetsmühlenartig das Fehlen von Langzeitstudien zu beklagen und gleichzeitig unkontrolliert weiter zu operieren.
Howard Devore: "Endless Calls for 'More Research' as Harmful Interventions Continue". In: Hermaphrodites With Attitude, Fall/Winter 1996, S. 3 [PDF].

Eine weitere beliebte Ausflucht der Behandler besteht darin, als Reaktion auf Kritik die Definition von "Intersexualität" nach Bedarf zu verengen, um die Zwangsbehandlungen öffentlich abzustreiten:

Prof. Dr. Primus Mullis, Abteilungsleiter für pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, behauptet zunächst: "Hier werden keine Zwangsoperationen durchgeführt", um darauf sogleich als "Ausnahme in kosmetischer Hinsicht" diejenigen "Mädchen" zu nennen, die mit dem so genannten adrenogenitalen Syndrom geboren werden: "Die oft vergrösserte Klitoris werde wegen des sozialen Stigmas verkleinert." Bezeichnenderweise handelt es sich bei der "Ausnahme" AGS-"Mädchen" um die zahlenmässig grösste "Patientengruppe" für "Klitorisreduktionen".
Pascale Hofmeier: "Frauen, Männer und Intersexuelle". Der Bund, 15.11.2008

Trotz aller Ausflüchte bleiben gemäss öffentlichen Aussagen der Behandler die kosmetischen Genitaloperationen weiterhin die Regel:

Prof. Dr. Zacharias Zachariou, seinerzeitiger Direktor der Kinderchirurgie am Inselspital Bern, betont, dass es wichtig sei, "möglichst in den ersten zwei Jahren nach der Geburt zu einer Entscheidung zu kommen", sprich zu einer geschlechtsangleichenden Operation, was "für die Identität des Kindes [...] sehr wichtig" sei.
Lena Stallmach: "Das dritte Geschlecht". NZZ am Sonntag, 13.7.2008

"Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen [...]»."
Christoph Keller: "Die Frau, die nie ein Mann war". Das Magazin, Nr. 36/2007, 7.9.2007

Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt und Präsident SAMW-Ethikkommission:
«Wenn die Eltern ein intersexuelles Kind nicht annehmen können, dann kann es für das Wohl des Kindes besser sein, zu operieren.»
"Christian Kind sieht das pragmatisch: «Es ist mir lieber, wir behandeln die Kinder hier, als dass die Eltern in den Osten fahren und die Operation dort vornehmen lassen.»"
St. Galler Tagblatt und Regionalausgaben 11.02.2011, http://www.thurgauerzeitung.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/art120094,1686613

Trotz der Jahrzehnte langen Klagen Betroffener und der durch Studien erhärteten hohen Behandlungsunzufriedenheit werden Betroffene, die es wagen, die Zwangsbehandlungen öffentlich zu kritisieren, von Behandelnden als Einzelfälle diffamiert. Und erst auf öffentlichen Druck Dritter werden allenfalls verbale Zugeständnisse gemacht, denen in der Regel jedoch keine Taten folgen:

Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt und Präsident SAMW-Ethikkommission:
"Es scheint uns eher, dass es sich um Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe zu handeln scheint und sich auch auf etwas Vergangenes bezieht."
"Die zentrale Ethikkommission der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften macht in der Tat Richtlinien zu ethischen Problemen, die, so wie wir das empfinden, für die Ärzteschaft von Wichtigkeit und von Belang sind, und richten uns dabei eigentlich nach dem, was wir für Signale aus der Ärzteschaft und aus der Öffentlichkeit bekommen. Und da muss ich Ihnen sagen, dass in unserer Wahrnehmung bis jetzt das Problem der Störung der Geschlechtsentwicklung nicht als so brennend und mit einem grossen Handlungsbedarf behaftet gesehen wird."
"Wo dass der Handlungsbedarf besteht, dass kann auch unterschiedlich empfunden werden und gibt es wahrscheinlich kaum objektive Massstäbe dafür, was jetzt da richtig ist, aber ich werde das zum Anlass nehmen, das etwas näher nochmals anzuschauen, ob wir auch so ein grosses Problem sehen kann."
DRS2, Kontext: "Geschlechter jenseits von Mann und Frau" / "Wenn der Arzt das Geschlecht bestimmt" (2010), http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/top/kontext/5005.sh10153727.html

>>>  NEK-CNE: Anhörungen 2011-2012     >>> Redebeitrag zur Anhörung vom 15.12.11

>>> Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org (PDF, 460 kb)
>>>
Verstoss gegen die Menschenrechte - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE) 

>>> Medizinische Verbrechen an Zwittern
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Wednesday, March 28 2012

"Aus dem Sexleben eines im Kindesalter genitalverstümmelten und kastrierten Zwitters" - megafon 368, April 2012

>>> Friedlicher Protest + Offener Brief Inselspital Bern, 16.08.2009 (Bild: Ärger)

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Zur aktuellen megafon-Ausgabe mit dem Schwerpunktthema "Sex" war Daniela "Nella" Truffer von der Redaktion um einen Beitrag angefragt worden. Sie hatte zugesagt unter der Voraussetzung, dabei kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen. Nachfolgend ihr druckfrischer Text (Megafon 368, S. 14-15):

Aus dem Sexleben eines Zwitters
Im Kindersalter genitalverstümmelt und kastriert

Als ich mit etwa Siebzehn begann, mich selber zu befriedigen, war das ein riesiges Triumphgefühl. Ich spürte etwas und ich war die einzige, die es wusste! Bisher gehörte das, was ich da zwischen den Beinen hatte, nicht mir, sondern den Medizynern. Ich wusste, dass man da was spüren sollte, aber offenbar hatte ich nicht erwartet, dass ich noch etwas spüren würde. Erst mit über Vierzig las ich in meiner Krankenakte von der massiven Genitaloperation mit Sieben, die ich verdrängt hatte. Ich leide bis heute an den Folgen dieser menschenverachtenden Praxis.

Ich bin mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren. Ich habe einen männlichen Chromosomensatz und hatte bei der Geburt Hoden im Bauchraum. Mein Genital sah "uneindeutig" aus. Die Medizyner stritten sich, ob es eine vergrösserte Klitoris sei oder ein Mikropenis mit Hypospadie (das heisst mit dem Harnröhrenausgang nicht an der Penisspitze, sondern unterhalb, in meinem Fall ganz unten wie bei einem Mädchen). Darunter je nach Sichtweise ein gespaltener Hodensack oder teilweise zusammengewachsene grosse Schamlippen.

Ich wurde als Säugling im Alter von zweieinhalb Monaten kastriert, man hat meinen Bauch aufgeschnitten und meine gesunden Hoden in den Mülleimer geworfen. Aus meiner Krankenakte: Professor B., der "vor der Castratio anwesend war, glaubt[e] […] retrospektiv doch, dass ein Fehler begangen wurde. Die Situation ist nun jedoch so, dass auf diesem Wege fortgefahren werden muss und aus dem kleinen Patienten ein Mädchen gemacht werden muss."

Wegen der Kastration wuchsen meine Knochen in der Kindheit viel langsamer. Als ich sieben Jahre alt war, wurde mein Mikropenis operativ zu einem "unauffälligen" weiblichen Genital operiert. Im Alter von achtzehn Jahren wurde eine künstliche Scheide geschaffen.

Sex mit abgeschnittenem Lustorgan

Aber ich hatte trotz allem Glück im Unglück, im Gegensatz zu vielen anderen, die ich kenne, die gar nichts mehr spüren, weil ihnen ihr Lustorgan ganz einfach amputiert wurde. Oder die eine künstliche Scheidenöffnung haben, die nie wieder richtig verheilt. Andere haben bei sexueller Erregung starke Schmerzen oder fühlen nur noch eine Art Druck.

Mein Mikropenis wurde nicht ganz abgeschnitten, wie ich später erfuhr, sondern "nur" in mich hineingestopft: Der Penisschaft wurde auseinandergesäbelt, ein Grossteil weggeschnitten, die Eichel belassen und "versenkt", dann wurden die übrigen Penisschaftstreifen um die Eichel gelegt und alles vernäht, worauf ich nun eine "sehr kleine Klitoris" habe.

Nach der Operation hatte ich einen Schock und Blutergüsse am Genital. Ich lag eine Woche im Krankenhaus, jede Nacht wurden meine Hände angebunden. Ich danke Gott, dass ich überhaupt noch etwas spüre und einen Orgasmus haben kann. Auch wenn Lust oft auch mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist: da mein Genital in mich hineingestopft und vernäht wurde, ist da auch immer ein Gefühl von Druck und Blockiertheit. Da kommt mir immer diese Käsewerbung in den Sinn: der Kleine, der raus will. Auch sonst habe ich immer wieder Schmerzen, ein plötzliches Zucken wie von einem Stromschlag, stechende, ziehende und pulsierende Schmerzen.

Mit achtzehn Jahren entschloss ich mich zu einer Scheidenoperation, die einzige Operation, die ich selber wollte. Aber was heisst schon wollen: gemäss Krankenakte hatte ich mit sieben Jahren auch der Genitalverkleinerung zugestimmt. Mir wurde von Anfang an vermittelt, dass ich "so" nicht richtig bin und keinen Freund haben könne. Die hatten mich mit Genitaloperationen und Hormonen zum Mädchen gemacht. Ich wollte nicht weiter auffallen, das letzte Teil dazu fehlte noch: eine Scheide, um mit einem Mann eine "normale" Beziehung haben zu können. Das ist die letzte Operation, danach seht ihr mich nie wieder, dachte ich.

Meine Scheide ist ein Konstrukt, wo vorher nichts war. Penetration kann schön sein, aber meine Scheide ist keine richtige Scheide, weder sonderlich dehnbar noch feucht, sondern ein künstlich gebauter Schlauch voller Narben. Wenn "er" zu lang ist, dann tut es weh, weil hinten geht's nicht mehr weiter wie bei einer "normalen" Frau. Meine Scheide wurde mit einem Hautlappen von meinem Gesäss ausgekleidet, damit die Öffnung nicht zusammenwächst. Wenn man dieses "Loch" nicht benutzt, dann zieht es sich zusammen. Ich war deshalb früher ziemlich auf Penetration fixiert, das musste sein, damit meine Scheide nicht schrumpft. Ob ich das wirklich wollte, ob das für meinen Partner auch immer sein musste, diese Fragen stellte ich mir nie. Die Angst war immer da, dass irgendwann eine neue Scheidenoperation notwendig sein würde. Ich wollte nie wieder am Genital operiert werden müssen.

Narben und Verletzungen

Heute habe ich keine Angst mehr davor, dass meine Scheide unwiederbringlich schrumpfen könnte. Ich fühle mich nicht mehr weniger wert, weil ich eine andere Sexualität habe. Sexualität hat mich immer interessiert, war für mich wichtig, Fantasien, Gedanken und Gefühle: die kann dir niemand nehmen und glücklicherweise spüre ich auch noch was zwischen den Beinen. Aber das Thema ist aufgrund meiner Geschichte belastet. Ich habe in letzter Zeit immer wieder Schmerzen in der "Scheide" und auch mein verkleinerter Penis schmerzt immer wieder mal. Irgendwelche hormonellen Veränderungen in einem Körper, der seines ursprünglichen Gleichgewichts beraubt wurde. Pfusch, der ganze Hormonhaushalt, der Stoffwechsel, alles durcheinander.

Wie den meisten Betroffenen, die ich kenne, geht es mir nicht um die Frage, ob ich mich in der zugewiesenen Rolle wohl fühle. Dass ich als Mädchen aufgezogen wurde, war für mich nicht das Problem, ich habe auch nicht das Bedürfnis, jetzt als Mann zu leben. Traumatisierend hingegen waren die Operationen, die Schmerzen, die Angst und die Lügen.

Bis heute werden 90% aller Betroffenen im Kindesalter meist mehrfach kosmetisch genitaloperiert. Die meisten "Intersexuellen", die ich kenne, haben keine Sexualität, wollen nicht berührt werden, haben Angst vor Beziehungen, sind schwer traumatisiert. Laut einer Studie von 2009 haben sie eine erhöhte Selbstmordneigung, vergleichbar mit Folteropfern und Opfern von sexualisierter Gewalt an Kindern.

Kampf um körperliche Unversehrtheit

In letzter Zeit denke ich immer wieder, dass es das Beste wäre, keine Sexualität mehr zu haben, asexuell zu sein. Mit diesem Körper "normalen" Sex zu haben ist doch eigentlich wie eine Komplizenschaft, wie eine Bestätigung dessen, was die für mich vorgesehen haben.

Seit viereinhalb Jahren kämpfe ich mit der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org gegen die Genitalverstümmelungen. Die tägliche Beschäftigung mit dem von den Medizynern verursachte Elend ist oft sehr belastend, verleidet mir die schönen Dinge im Leben, auch Sexualität. Auch die eigene Geschichte kommt immer wieder hoch und macht mich traurig. Aber dennoch bin ich heute stark, ich bin nicht mehr das wehrlose kleine Kind, niemand bestimmt mehr über meinen Körper. Dank einer zehnjährigen Analyse und auch dank meines Kampfes in der Öffentlichkeit habe ich einen inneren Frieden gefunden - und Gelassenheit. Trotzdem bleibt da immer eine grosser Trauer: Wie wäre ich, was würde ich fühlen, was wollen, wenn man mich nicht operiert hätte? Ich werde es nie erfahren. Ich bin ein Flickwerk, geschaffen von Medizynern, verletzt und vernarbt. Das einzige, was mir  bleibt, ist mit diesen Narben und Verletzungen weiterzuleben, nicht aufzugeben, mich selber neu zu erfinden. Auch im Bett.

Daniela "Nella" Truffer

>>> Genitalverstümmelungen im Inselspital Bern
>>> Video: "Gesetze für Zwitter gefordert" - Telebärn, 18.03.2010
>>>
"Geschlecht: Zwangsoperiert" - megafon 335, September 2009
>>> Megafon 255: Nellas allererstes Interview von 2002    

Monday, March 26 2012

"Das dritte Geschlecht" - ORF2 Di 27.3.12, 21:10h + YouTube

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>>> YouTube     >>> Sendungs-Transkript von Nella

 

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

 

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Laut dem >>> Ankündigungstext könnte der "Magazin"-Report von Eva Maria Kaiser in die Geschichte eingehen als der erste Beitrag in einem Österreicher Mainstreammedium, in dem das magische Wort "Genitalverstümmelung" fällt im Zusammenhang mit kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien".

Der Beitrag wird wiederholt am Mi 28.3.12 um 11:50h, und ist nun eine Woche lang >>> online zugänglich (>>> YouTube).

Mit dabei: Alex "Tintenfischalarm" Jürgen, Mitbegründer von intersex.at. Ansonsten geht es laut Ankündigung wieder mal nur um "das eine", sprich um Personenstandspolitik (statt endlich um ein gesetzliches Verbot der Verstümmelungen). Die auch in Österreich in zahlreichen Kinderkliniken wütenden Genitalabschneider wird's freuen ...

>>> "Brüste und Penis amputiert: Die verstörende Tortur eines Intersexuellen"
>>> "Jedes Verbrechen hinterlässt Spuren" 
>>> Genitalverstümmler Prof. Radmayr (Innsbruck) und Prof. Riccabona (Linz)
>>> "Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation"

Saturday, March 24 2012

[ ARCHIV ] "Intersex" im Bundestag: Monika Lazar (Grüne) + Genitalverstümmler = 1 Sprache = *HUALP!*

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NACHTRAG 2013-16: Gute Nachrichten! Bundestags-Antrag der Grünen (2013) von Monika Lazar nimmt Betroffene endlich ernst! Von Monika Lazar gab's zudem inzwischen wiederholt positive öffentliche Wortmeldungen auch in dern Medien, z.B. auf dradio: "Wir fordern die körperliche Unversehrtheit der Kinder. Wir fordern, dass niemand mehr genital verstümmelt werden darf, damit die Gesellschaft zufrieden ist oder die Eltern zufrieden sind." Dito auch am 01.02 2016 im Zusammenhang mit einer aktuellen Kleinen Anfrage u.a. in der Berliner Zeitung.
Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!
Die Aussagen im untenstehenden Blogpost sind daher klar überholt und lediglich noch zu Archivzwecken nachfolgend dokumentiert:

Solidarität mit Zwittern statt Vereinnahmung!Die Grünen haben eine lange und traurige "Erfolgsbilanz" vorzuweisen, wenn es darum geht, die realen Leiden genitalverstümmelter Zwitterkinder schamlos für Anliegen dritter Interessengruppen zu instrumentalisieren – hauptsächlich für ihre eigene Gender- und Personenstandspolitik. Die Grünen scheuen sich nicht, dazu auch gemeinsame Sache mit den GenitalverstümmlerInnen zu machen, und frönen seit jeher ungehemmt der TäterInnensprache, obwohl Betroffene sich seit langem gegen solche Kumpanei öffentlich wehren.

Umgekehrt werden die politischen Forderungen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter nach schnellstmöglicher Beendigung der täglichen Genitalverstümmelungen von den Grünen bisher stets aufs Neue ignoriert bzw. höchstens mal mit inoffiziellen Lippenbekenntnissen abgetan – um gleich darauf das Leid der Betroffenen wider besseres Wissen erneut bloss für ihre unethische Gender- und Personenstandspolitik zu vereinnahmen.

Als offenbar unbeirrbares Aushängeschild von "Bündnis 90/Die Grünen" im Bundestag für solche menschenverachtende "Genderpolitik mit Kinderblut an den Händen" profiliert sich seit Jahren die Abgeordnete Monika Lazar (Wahlkreis Leipzig Süd, Sachsen). Aktuelles Beispiel: Das Schlusswort aus Monika Lazars Pressemitteilung zur Stellungnahme des Deutschen Ethikrates:

"Es ist wichtig, dass nicht nur die medizinische Behandlung intersexueller Menschen verbessert wird, sondern auch das Personenstandsrecht deren Existenz Rechnung trägt."

Mit Verlaub, die Beendigung medizinisch nicht notwendiger und uneingewilligter kosmetischer "Genitalkorrekturen" öffentlich als "Verbesserung der medizinischen Behandlung" zu deklarieren und entgegen der Jahrzente langen Forderungen der Betroffenen stattdessen Personenstandspolitik ins Zentrum zu rücken, kann nur einem Menschen einfallen, der offensichtlich noch nie um die Unversehrtheit der eigenen Genitalien fürchten musste, und dem es überdies eklatant an menschlichem Mitgefühl mangelt, sich in das Erleben der Opfer wenigstens ansatzweise einfühlen zu können.

Man wird den Verdacht nicht los, betreffend der weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika würde Monika Lazar statt der raschestmöglichen Beendigung solcher menschenverachtenden Praktiken ebenfalls lieber "Verbesserungen der kulturellen Integration" sowie "Lockerung des Personenstandsgesetzes" fordern, und bei den andauernden Verstümmelungen lieber vornehm wegschauen und schweigen. Aber halt, betreffend "barbarischen Afrikanern" ist natürlich alles ganz anders.

Weiter typisch: Wo Monika Lazar in der Pressemitteilung "das Leid" der "Intersexuellen" doch noch kurz anspricht, lokalisiert sie dieses wider besseren Wissens einmal mehr ausschließlich "in der Vergangenheit""Wir dürfen nicht vergessen, uns an das Leid zu erinnern, das ihnen in der Vergangenheit widerfahren ist" – obwohl in jeder größeren Klinik in Deutschland "Intersex"-Genitalverstümmeungen an wehrlosen Kindern bis heute unverändert auf der Tagesordnung stehen – auch in Lazars Heimatstadt im Universitätsklinikum Leipzig in den Abteilungen für pädiatrische Urologie und für Kinderchirurgie.

Nach demselben Muster "Genderpolitik auf Kosten genitalverstümmelter Kinder" war bekanntlich ja schon der von Monika Lazar erstunterzeichnete "Intersex"-Antrag 17/5528 der Grünen gestrickt (vgl. Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 24.11.2011) – dass die Diskussion dazu im Bundestag positiv zu bewerten ist, lag einzig an den Voten der ParlamentarierInnen anderer Parteien, die im Gegensatz zu Monika Lazar weitgehend erkannt haben, dass körperliche Unversehrtheit ein elementares Grundrecht unabhängig und Partei- und "Geschlechterpolitik" darstellt, das allen Menschen zusteht und nicht nur denjenigen Privilegierten wie Frau Lazar, für welche Aufwachsen in Unversehrtheit offensichtlich derart selbstverständlich war und ist, dass sie die Leiden der weniger Privilegierten schamlos für ihre eigenen Partikularinteressen zu instrumentalisieren vermögen.

Nach alldem ist leider anzunehmen, dass Monika Lazar auch am kommenden Mittwoch, wenn an der 63. Sitzung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der Vereinnahmungs-Antrag 17/5528 diskutiert wird, erneut unbeirrbar die Genderkeule schwingen wird, statt endlich die Jahrzehnte langen Forderungen der Betroffenen nach raschestmöglicher Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern ernst zu nehmen.

Dieser Blog sagt zu solch eigennütziger politischer Profilierung auf Kosten der körperlichen Unversehrtheit wehrloser Kinder: *HUALP!* 

Nachtrag: Siehe auch inhaltliche Kritik von Heinz-Jürgen Voß an einer vergleichbar besch...eidenen Plenarrede von Monika Lazar am 10. Mai 2012: „Intersexualität“ – das reicht nicht aus, liebe Bündnis 90 / Die Grünen! In der dort verlinkten Rede lässt Monika Lazar kosmetische Genitalverstümmelungen an Zwittern bzw. die Forderung nach deren Verbot ebenfalls unerwähnt, und behauptet stattdessen wiederum: "Es ist aber auch wichtig, dass nicht nur medizinische und psychologische Behandlung intersexueller Menschen verbessert wird, sondern auch das Personenstandsrecht deren Existenz Rechnung tragen soll."  *HUALP!*

>>> 150 Jahre Zwitter-Vereinnahmung durch Schwule, Lesben und Transgender
>>> Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Zwitter-Genitalverstümmler seiner Zeit 
>>> Wer tötete David Reimer? 

NACHTRAG 2013-16: Gute Nachrichten! Bundestags-Antrag der Grünen (2013) von Monika Lazar nimmt Betroffene endlich ernst! Von Monika Lazar gab's zudem inzwischen wiederholt positive öffentliche Wortmeldungen auch in dern Medien, z.B. auf dradio: "Wir fordern die körperliche Unversehrtheit der Kinder. Wir fordern, dass niemand mehr genital verstümmelt werden darf, damit die Gesellschaft zufrieden ist oder die Eltern zufrieden sind." Dito auch am 01.02 2016 im Zusammenhang mit einer aktuellen Kleinen Anfrage u.a. in der Berliner Zeitung.
Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!
Die Aussagen im obigen Blogpost sind daher klar überholt und lediglich noch zu Archivzwecken hier dokumentiert.

Friday, March 23 2012

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe

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Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012
 

Ausgeliefert! INHALT:
1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen"
       a) IGM 1: "Hypospadiekorrekturen"
       b) IGM 2: Klitorisamputationen / "Vaginalplastiken"
       c) IGM 3: Kastrationen
       d) Anlegen "Neovagina"
       e) Brustamputationen   f) "Hodenverlagerungen"
2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung
3.  Es wird unbeirrt weiterverstümmelt!
4.  Es geht um Genitalverstümmelung und Folter,
     NICHT um "Geschlecht"
5.  Medizyngeschichte u. "Krankheits"-Bezeichnungen
 

Zwischengeschlecht.org on FacebookGegen Zwitter-Tabu, Schweigegebote und Erpressung! 
Intersex-GenitalverstümmlerInnen sind zum möglichst ungestörten Weiterverstümmeln dringend darauf angewiesen, dass nicht über Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) geredet wird. Und falls doch, dann nicht im Detail, und immer nur über einzelne wenige, aber nie über alle.

  

1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen" & ihre Diagnosen

a)  IGM 1: Harnröhrenverlegung, Hypospadiekorrektur – Hypospadie, Fehlbildungen der Harnröhre: Harnröhrenausgang liegt irgendwo zwischen Penisspitze und Hodensack, ev. in Verbindung mit Bauchhoden und/oder (Partieller) Androgenresistenz ((P)AIS) (siehe unten). Klassische "vermännlichende Genitalkorrektur", der Penis wird auseinandergeschnitten und es wird versucht, eine künstliche Harnröhre u.a. aus Vorhaut oder Mundschleimhaut zu konstruieren mit Ausgang an der Penisspitze; z.T. in Verbindng mit zusätzlicher "Penisaufrichtung". Sehr hohe Komplikationsraten, offizielle Diagnose für hoffnunglos Kaputtoperierte: „Hypospadie Krüppel“ [Warnung!].
"Hypospadie" ist mittlerweile die wohl häufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen im Kindesalter. Die neueste AWMF-Leitlinie 006/026 (Evidenzstufe 1  = niedrigste) empfiehlt ausdrücklich Operationen auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen.“ Die meisten Kliniken empfehlen frühe OPs z.B. „zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat“.
  • Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom"
  • Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"  
  • Erich Marti: "Operiertes Geschlechtsteil extrem berührungsempfindlich"
  • Erfahrungsberichte: "Sehr taube Eichel nach Op" vs. "unbehandelt gut leben"

  
b
IGM 2: Klitorisamputation, Klitorisreduktionsplastik, Scheidenerweiterungsplastiken – Klitorishypertrophie, Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH), Androgenresistenz (AIS): Erscheinungsform des äußeren Genitals "zwischen" Klitoris und Penis, je nach Betrachtungsweise "vergrößerte Klitoris" oder "Mikropenis mit Hypospadie"; bei AGS/CAH eventuell zusätzlich "zu kleine" oder zugewachsene Scheidenöffnung, sowie bei AIS "zu kleine" oder fehlende Scheide.
bPlastische Operationen an den Genitalien Die operative Korrektur (s. S. 476 ff.) der vermännlichten Genitalien beim kongenitalen adrenogenitalen Syndrom des Mädchens ist aus mehreren Gründen indiziert, 1. um eine regelrechte Funktion der Vagina zu ermöglichen, 2. um die unangenehmen Klitoriserektionen zu verhindern, 3. um seelische Konflikte zu vermeiden, die den Mädchen aus dem Vorhandensein männlicher Attribute erwachsen können. Nach Möglichkeit soll die Operation schon vor dem vierten Lebensjahr durchgeführt werden. Bei leichteren Fällen ist lediglich die Entfernung der Klitoris erforderlich. Das Organ soll dabei exstirpiert und nicht amputiert werden, da sich sonst lästige Erektionen des zurückgebliebenen Stumpfes einstellen können. Wie HAMPSON (1956) bei einer größeren Reihe operierter Frauen festgestellt hat, leidet die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisentfernung nicht. Ist das Genitale stark vermännlicht, so muß darüberhinaus die Eröffnung des Sinus urogenitalis vorgenommen werden. Jürgen W. Bierich, in: Overzier 1961, S. 387Bis in die 1980er Jahre wurde eine "zu grosse Klitoris" oder ein "uneindeutiges Genitale" kurzerhand amputiert – unter Berufung auf medizinische Studien, die "wissenschaftlich bewiesen", das für Frauen die Klitoris für das sexuelle Empfinden unwesentlich sei. Auch bei den neueren "schonenderen" Methoden („Klitorisverkürzung“ oder „Versenkung“) droht weiterhin Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Epfindungsfähigkeit; wird immer noch der größte Teil der zu "korrigierenden" Klitoris weggeschnitten und fortgeworfen.
Klassische "verweiblichende GenitalkorrekturOPs". Nach dem ChirurgInnenmotto „It's easier to dig a hole than to build a pole“ ("Es ist einfacher, ein Loch zu graben als einen Mast zu bauen") wurden bis Anfang des 21. Jahrhunderts die meisten Kinder mit "atypischen" Genitalien zu Mädchen gemacht“.
"Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH)" ist die wohl zweithäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen. Die aktuelle AWMF-Leitlinie 027/047 (Evidenzstufe 1 = niedrigste) empfiehlt unter „Operative Therapie“: „[...] Die chirurgische Korrektur umfasst die Klitorisreduktionsplastik unter Schonung des Gefäß-Nervenbündels, die Labienplastik und die Vaginalerweiterungsplastik. In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“
Im Kindesalter durchgeführte "Vaginalplastiken" müssen oft regelmäßig gedehnt werden ("bougiert") – für die Betroffenen schmerzhaft und traumatisierend. Bei Partieller Androgenresistenz (PAIS) ist gar das "Anlegen" einer Neovagina notwendig (s.a. unten).
  • Daniela "Nella" Truffer: "Ein Leben aus der Krankenakte"
  • Alex Jürgen: "Meine Geschichte" 
  • "Michel Reiter, intersexuell" 

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

DOKUMENTATION
>>> Kosmetische Klitorisamputationen (PDF)
in Kinderspital Zürich und Inselspital Bern
mit Belegen aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bis heute vor jeglicher Verantwortung drücken. 

  
c) 
IGM 3: Kastration, Gonadektomie – Komplette Androgenresistenz (CAIS), Androgenresistenz (AIS), Bauchhoden / Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH) / Hermaphroditismus verus: Bei Kompletter Androgenresistenz (CAIS) sowie bei "feminisierender Genitalkorrektur" bei AIS werden die gesunden hormonproduzierenden Hoden chirurgisch aus Bauchraum, Leisten oder Schamlippen entfernt und weggeschmissen – mit allen lebenslangen Folgen einer Kastration. Zusätzlich werden Überlebende oft von Behörden und Krankenkassen gewungen, lebensnotwendige adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Dies ist die wohl dritthäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen.
Bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" werden männlich zugewiesenen XX-Betroffenen oft Eierstöcke und Gebärmutter entfernt.
Bei "echten Hermaphroditen", die Eierstöcke und Hoden oder Mischgewebe aufweisen, wird meist alles entfernt, was nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht "übereinstimmt".
  • Katrin Ann Kunze: "Die Legende vom besonderen Kind" 
  • Elisabeth Müller: "Ein Zwitter ist nicht per se krank"
  • Fakten zu Kastrationsfolgen und zum angeblichen Krebsrisiko bei (C)AIS

   
d) Anlegen Neovagina – Vaginalaplasie, Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), Komplette Androgenresistenz (CAIS), Partielle Androgenresistenz (PAIS):
Vagina nicht vorhanden oder nur "kurz", chirurgisches Anlegen einer künstlichen Vagina, ausgekleidet mit transplantierter Haut oder Darm, zunehmend laparoskopische 'Einbuchtungs-/"Dehnungs"methoden' – im Kindesalter unnötig, traumatisierend und ohne Einwilligung der betroffenen Person.
  

e) Mastektomie, Brustamputation – Klinefelter-Syndrom ("XXY"):
Chirurgische Entfernung von Brüsten bei männlich Zugewiesenen, meist in der Pubertät sobald es "auffällt". Oft bei XXY-Menschen, und ohne informierte Einwilligung der Betroffenen.

   
f) Orchidopexie, Hodenverlagerung – Androgenresistenz (AIS), Kryptorchismus, Bauchhoden: Bei "maskulinisierenden Korrekturen" werden nicht abgestiegene Hoden versucht chirurgisch in den Hodensack zu verlegen und ggf. dort anzunähen – erwachsene Betroffene beklagen bleibende Schmerzen, etwa beim Joggen oder beim Sex, und uneingewilligte Fertilisierungsexperimente ohne Evidenz. Mittlerweile gibt es auch medizinische Studien, wonach Bauchhoden fertile Spermien produzieren können.

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents      
  

2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung

Obige Auflistung ist alles andere als abschließend. Bei den genannten Diagnosen nicht aufgeführte und ggf. weitere Eingriffe im Zusammenhang mit "atypischen Genitalien" müssen zwar nicht in jedem Fall kosmetisch sein: Zum Beispiel bei Verengungen oder Verschlüssen der Harnröhre ist ein ggf. chirurgisches Ermöglichen des Harnabflusses medizinisch klar notwendig, ebenso bei "AGS/CAH" mit Salzverlust entsprechende medikamentöse Cortisol-Substitution. Auch bei "klassischem AGS/CAH ohne Salzverlust" verhindert Cortisol-Substitution Kleinwuchs und vorzeitige Pubertät und stärkt das Recht der betroffenen Kinder auf eine offene Zukunft.

Chirurgische "Genitalkorrekturen" und "Harnröhrenverlegungen" im Kindesalter sind dagegen – wie die MedizynerInnen immer mal wieder selbst zugeben, vgl. Abbildung unten – medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen aus „ästhetischen“ oder „psychosozialen“ Gründen und werden letztlich nicht für das Kind gemacht, sondern "zur Beruhigung" der meist überforderten und von den MedizynerInnen zusätzlich unter Druck gesetzten Eltern; dasselbe gilt auch z.B. für Brustamputationen (Mastektomien) bei "Jungen", für experimentelle pränatale Dexamethason-"Therapien" bei vermuteten "AGS-Mädchen" zur "Verhinderung eines vergrößerten Klitoris", usw.

Infolge der zunehmender Pränataldignostik gewinnt zudem die Problematik der seit 1972 zugelassenen selektiven (Spät)-Abtreibungen von Kindern wegen „Gefahr intersexueller Mißbildungen“ stetig an Bedeutung.

Weitere nicht-chirurgische typische IGM-Praktiken sind Medizinische Zurschaustellung und unötige, wiederholte Genitaluntersuchungen und -Forografien. Der CRC-Schattenbericht listet insgesamt 17 gebräuchliche IGM-Praktiken und -Formen.

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

3.  Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz:
     In den Kinderkliniken wird unbeirrt weiterverstümmelt!

"Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert." – Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen in der Öffentlichkeit regelmäßig, in hiesigen Kinderkliniken würde seit langem nicht mehr kosmetisch "genitalkorrigiert", diese Praxis sei wahlweise schon seit den 1970er oder spätestens seit den 1990er Jahren "Vergangenheit" (Hauptsache, immer mindestens seit Ablauf der absoluten Verjährung). Medien und verantwortliche PolitikerInnen plappern dies immer wieder unüberprüft nach.

Tatsache bleibt: Auch im 21. Jahrhundert werden unverändert 90% aller betroffenen Kinder durchschnittlich mehrfach kosmetische genitalverstümmelt – mehr als die Hälfte davon, bevor sie nur schon 3 Jahre alt sind! Siehe nachfolgende aktuelle Statistik aus der weltweit bisher größten Zwitterstudie, erfasst von den TäterInnen selbst:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)Quelle: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität: Zentrale Ergebnisse",
Vortrag 27.05.2009, Folie 6.

Auch 2014 gibt es keinerlei Anzeichen, dass sich an dieser Tasache etwas ändern würde. Die MedizynerInnen mauern weiter, versprechen das Blaue vom Himmel, und weigern sich unverändert Ausmass und Umfang von Genitaleingriffen an betroffenen Kindern offen zu legen. Werden ausnahmsweise trotzdem Zahlen öffentlich bekannt, zeigen sie höchstens "saisonale Schwankungen"  – aus nahe liegenden Gründen:  
 

4.  Es geht um Genitalverstümmelung, Folter und unmenschliche
     Behandlung, NICHT um "Geschlecht"

"Diese Genitalkorrektur ist etwas gaanz anderes!" - Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen seit langem, "Hypospadiekorrekturen" seien etwas "gaanz anderes" als "feminisierende Korrektur-OPs" und wollen erstere mit dieser "Begründung" aus der aktuellen ethischen und rechtlichen Diskussion über medizinisch nicht notwendige, kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen ausklammern.

Ebenso seien auch "Klitorisreduktionen" bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" aus der Diskussion auszuklammern, da es sich dabei "nur" um „geschlechtsangleichende“, „geschlechtsbestätigende“ oder „geschlechtsvereindeutigende“ "Klitorisreduktionen" handle, jedoch nicht um „geschlechtszuweisende“, „geschlechtzuordnende“ oder „geschlechtsverändernde“, und somit um etwas "gaanz anderes"! 

Dadurch soll letztlich nur noch ein verschwindend kleiner Bruchteil aller medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" überhaupt problematisiert werden dürfen.

"Und diejenigen 20-25 wirklich ganz echten Hermaphroditen pro Jahr, die dann noch übrig bleiben, operieren wir nämlich schon lange nicht mehr! Schon seit Jahrzehnten! Ehrlich!" (vgl. oben 3.)

Betroffenenorganisationen halten demgegenüber seit jeher fest, dass diese Argumentationen letztlich dem Eigennutz und den finanziellen Interessen der BehandlerInnen entspringen und inhaltlich wie auch historisch unzutreffend sind.

Betroffene weltweit stellen demgegenüber das Recht auf körperliche Unversehrtheit ALLER Betroffenen von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen ins Zentrum, und verurteilen ALLE medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen als menschenrechtswidrige Westliche Form der Genitalverstümmelung (IGM) und Folter und unmenschliche Behandlung.

(Zur Kritik an "Definitionstricksereien" durch Betroffenen und ihre Verbänden in den USA seit den 1990er-Jahren vgl. Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f.; zu entsprechender Kritik aus Deutschland vgl. z.B. diese Definition der AGGPG, sowie vgl. Claudia Lang: "Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechter", 2006, S. 95-102, 221; zur Berechtigung dieser Kritik aus aus der Sicht internationaler Menschenrechtsgremien vgl. z.B. Prof. Dr. Beate Rudolf, Deutsches Institut für Menschenrechte, Fachgespräch Bundestags-Familienausschuss.)

>>> "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss verurteilt IGM
>>> "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt IGM
>>> UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden zudem von den MedizynerInnen selbst „Prader-Stadien“ ("zu grosse Klitoris") und „Hypospadie-Grade“ (Harnröhrenmündung nicht an der Spitze des Penis) im Klinikalltag auch heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für sog. „abnormale Genitalien“ a.k.a. „genitale Malformationen“ und deren Behandlung nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / ganzes Formular PDF):

Vergrössern: Reinklicken!

5.  Medizyngeschichte – Entwicklung der "Krankheits"-Bezeichnungen

„(Pseudo) Hermaphroditismushieß der medizinische Überbegriff für obige und weitere Diagnosen bis in die 1950er Jahre, gefolgt von "Intersex" im Anschluss an die Einführung systematischer "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern.

Seit 2005 lautet die aktuelle medizinische Bezeichnung „Disorders of Sex Development (DSD) a.k.a. „Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD)“ – was die (medizinisch nicht notwendige) "Korrekturbedürftigkeit" der Betroffenen noch betont und deshalb von ihnen praktisch einhellig abgelehnt wird. 

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents   
  

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
in Baden-Württemberg 2014
 

• häufigste IGM-Formen  • NS-Verbrechen an Zwittern
• 60 Jahre systematische OPs an Kleinkindern
• Nachweis von IGM-Kliniken in BW
• Analyse "Aktionsplan Akzeptanz & gleiche Rechte"

>>> Dokumentation (PDF, 4.9 MB)

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 

>>> Medizinische Verbrechen an Kindern mit "atypischen" Genitalien
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Diskriminierung oder Verbrechen? 
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken (IGM) – eine Genealogie der Täter
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 
>>> 1950 - Beginn der systematischen Auslöschung von Zwittern 
>>>
Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

>>> GenitalOPs an Kindern: relevante Ziffern in der CH-"Liste der Geburtsgebrechen"

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Monday, March 19 2012

"Brüste und Penis amputiert: Die verstörende Tortur eines Intersexuellen" - focus.de Video, 19.3.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Insgesamt gelungener Videobeitrag von Ines Bäuchler, neu auch auf >>> YouTube, mit Alex "Tintenfischalarm" Jürgen aus Österreich, Mitbegründer von intersex.at. Alex berichtet eindrücklich von den ihm angetanen medizinischen Verbrechen. Danke!

WARNUNG: Das Video ist sensationell aufgemacht mit wiederholten, ekligen OP-Aufnahmen aus den Archiven des "National Cancer Institute", die zwar nix mit Intersex-Genitaloperationen zu tun haben, aber unter "unbefangenen ZuschauerInnen" wohl schon das richtige flaue Gefühl in der Magengegend hinterlassen werden.

Leider nimmt es der Betrag mit den Tatsachen auch sonst nicht immer ganz genau, unterscheidet auch nicht zwischen aufgezwungenen OPs ohne Einwilligung (bei Alex: Penisamputation und Kastration) und eingewilligten späteren Eingriffen (Brustamputation, die Alex selber wollte, da er die Brüste nie mochte, die erst wegen der zwangsweisen Verabreichung von Östrogenen nach der Kastration gewachsen waren).

Statt auf solchen "Nebensächlichkeiten" reitet die Interviewerin – Überraschung! – ausgedehnt auf der "Personenstandsfrage" und "sexueller Orientierung" herum – für die aktuelle Debatte zentrale Begriffe wie "Recht auf körperliche Unversehrtheit", "Genitalverstümmelung", "eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" usw. bleiben dagegen aussen vor (immerhin ist andrerseits auf focus.de der Artikel zur Ethikrat-PK mit "Genitalverstümmelung" getaggt).

Bezeichnend auch, wie der ausklappbare Video-Text auf focus.de irgendwo im letzten Drittel einfach amputiert wird (mit 5:15 ist der Beitrag für focus-Verhältnisse überlang, offenbar ist die Seiten-Vorlage für entsprechend längere Texte gar nicht eingerichtet ...).

Insgesamt dürfte der Beitrag aber (nicht zuletzt aufgrund der effektiven Verwendung gruseliger OP-Bilder) im "uninformierten Massenpublikum" trotzdem einen passenden Eindruck hinterlassen bzw. den (ähem) Fokus unweigerlich auf die zentrale Frage der menschenrechtswidrigen Genitalverstümmleungen in unseren Kinderkliniken lenken. Und solange weiterhin allein in Deutschen Kinderkliniken JEDEN TAG mindestens ein weiteres wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt wird, und in Österreich und in der Schweiz zusätzlich JEDE WOCHE mindestens JE ein weiteres, ist das nach wie vor das Wichtigste!

>>> Medizinische Verbrechen an Zwittern
>>> Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen  

Tuesday, March 13 2012

Proteste + Info: Heidelberg + Mannheim 6.-10. März 2012

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Heidelberg: INFOABEND  Di 6.3. 20h Evangelische Studierendengemeinde, Plöck 66, 69117 Heidelberg 
FRIEDLICHER PROTEST gg. VERSTÜMMLER Do 8.3. 11-15h
Mannheim: INFOABEND Mi 7.3. 20h Amnesty, Augustaanlage 53  FRIEDLICHE PROTESTE gg. "DGE 2012" u. VERSTÜMMLER:
· Mi 7.3. 10-18h  ·Fr 9.: 7:30-10:30/11:30-14:30h/15-16h  · Sa 9-14h

>>> mehr Info   >>> SWR-Video   >>> bermuda.funk 

Helft mit, die TäterInnen daran zu erinnern, dass wehrlose Kinder zu verstümmeln NICHT OK ist! Wir sehn uns, wo die Action ist ... 

"Eltern dürfen nicht einwilligen" - Oliver Tolmein (Klartext in Ethikrat-Sachverständigen-Stellungnahmen 4)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Auch nach der Veröffentlichung der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates (Friedliche Aktion von Zwischengeschlecht.org vom 23.2.12) präsentiert dieser Blog weitere Highlights aus den vom Ethikrat eingeholten, öffentlich zugänglichen "Stellungnahmen von Sachverständigen".

Der Jurist und Journalist Oliver Tolmein gehört ebenfalls zu denjenigen, die schon seit Jahren öffentlich den Finger auf die Missachtung elementarster Grund- und Menschenrechte durch die Genitalabschneider legen. Auch in seiner >>> schriftlichen Stellungnahme an den Deutschen Ethikrat (PDF) spart er nicht mit klaren Aussagen (die der Ethikrat bekanntlich lieber nicht hören wollte):

Nach allen Erkenntnissen, die es gerade über frühe geschlechtszuweisende Eingriffe gibt, ist schwer vorstellbar, dass eine Einwilligung in entsprechende Behandlungseingriffe, die irreversibel sind, dem Wohl des Kindes entsprechen. Damit dürfen Eltern nicht einwilligen. Problematisch ist allerdings, dass es hier keinen Schutz für das Kind gibt, weil in der Regel niemand die Interessen des Kindes gegen die Eltern vertreten wird. [S. 1]

Die Ratio des § 1631c BGB [Sterilisationsverbot bei Minderjährigen] ist, dem Kind für die Zeit seines Erwachsenenseins die Entscheidungsmöglichkeit in grundlegenden, existenziellen Fragen zu erhalten. Dieser Bereich sollte ausgeweitet werden. Es ist nicht ersichtlich, wo hier das Interesse der Eltern liegen könnte, entsprechend irreversible Fakten zu schaffen., wenn das Leben des Kindes nicht andernfalls bedroht wäre. [S. 1]

Ja, da das klassische Arzthaftungsrecht hier aus verschiedenen Fällen nicht wirkungsvoll greift (vgl. Verjährung!, Qualifikation als Behandlungsfehler angesichts des damaligen Wissensstandes [sind Regelungen zur Wiedergutmachung und Kompensation für Betroffene von irreversiblen Operationen angezeigt]. [S. 7]

Da das klassische Entschädigungsrecht nicht greift, sollte eine Stiftung zur Entschädigung gegründet werden, in die einerseits die Versricherung der Kliniken, an der solche Eingriffe durchgeführt wurden, andrerseits der Staat einzahlt.  [S. 7]

>>> Zwitter: Akzeptieren statt zwangsoperieren! - Oliver Tolmein (2002)
>>> "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" - Oliver Tolmein (2009)

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Es wird weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten" - Eva Matt (1)
>>> "Es muss sich grundsätzlich etwas ändern" - Deutscher Hebammenverband (2)
>>>
"Verjährungsvorschriften sind dringend zu überarbeiten" - Konstanze Plett (3)
>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet"  

Saturday, March 10 2012

Genitalverstümmler "DGE 2012", UK Heidelberg und UM Mannheim: Fotos von den bisherigen Protesten + die Offenen Briefe

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>>> SWR-Video   >>> bermuda.funk   >>> Reaktionen der DGE 2012-2013 

Mannheim, 7.3.12 neben dem Rosengarten Congress Center: Unser "Wanderzirkus" ist auf der bewilligten Fläche seitlich des Tagungslokals des Genitalabschneider-Kongresses "DGE 2012" aufgebaut und festgezurrt, die Flugblätter gehen weg wir warme Semmeln, eben hat auch das SWR-Fernsehteam sein baldiges Eintreffen angekündigt ...


... und schon kommt es zum mittlerweile obligaten Intermezzo: Eine Delegation der Tagungsveranstaltung taucht auf, will uns uns mit abenteuerlichen Begründungen vom Platz weisen und droht mit der Polizei, so nach dem Motto: Ein bisschen Einschüchterung kostet ja nix, und vielleicht sind die lästigen ungebetenen Zaungäste ja doof genug, darauf hereinzufallen. Sind wir aber leider nicht, und obwohl ein martialischer Polizeieinsatz nach den Wünschen der "DGE 2012" bestimmt spektakuläre Bilder geliefert hätte, geht der 1. Friedliche Protest wie geplant weiter, und der >>> SWR-Beitrag wurde bekanntlich auch so ganz grosse Klasse.

Heidelberg, 8.3.12 vor der Kinderklinik (Neubau) der Universitätsklinik: Das Wetter meint es trotz gegenteiliger Vorhersage erneut gut mit uns, und verstärkt durch eine lokale Unterstützer_innen-Delegation kommt es auch hier zu vielen guten Begegnungen und Gesprächen. Zum Schluss überreichen wir den hier und in der benachbarten Urologie ansässigen Heidelberger TäterInnen einen ersten >>> Offenen Brief (PDF).

Mannheim, 9.3.12 neben dem Congress Center Rosengarten: In aller Frühe begrüssen wir gutgelaunt die zur DGE-Jahresversammlung eilenden KongressteilnehmerInnen, verteilen weiter Flugblätter im Akkord, führen Gespräche mit interessierten BürgerInnen und überbringen schliesslich auch der DGE einen weiteren >>> Offenen Brief (PDF), genauer gesagt einen Reminder zum nach wie vor unbeantwortet gebliebenen vor einem Jahr in Hamburg überreichten, bevor wir gegen Mittag auf den Weg machen zu unserer nächsten heutigen Station.

Mannheim, 9.3.12 vor dem Haupteingang der Universitätsmedizin: Auch hier informieren wir vor Ort über die hier regelmässig verübten kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern, und geniessen nebenbei die warme Frühlingssonne ...

Wiederum kommt es zu guten Gesprächen mit KlinikmitarbeiterInnen und sonstigen interessierten BürgerInnen, wie immer wissen die wenigsten genaueres über die hier stattfindenden Eingriffe an wehrlosen Kleinkindern und nehmen uns das Wort aus dem Mund: "Die sollen später selber entscheiden!" Erneut überreichen wir einen >>> Offenen Brief (PDF) an die Verantwortlichen der betreffenden Abteilungen, und müssen bald schon weiter ...

Mannheim, 9.3.12 vor der Frauenarzt Praxis Mannheim: Die letzte Station für heute ist die neue, im Untergeschoss gelegene "Wirkungsstätte" eines Chirurgen, der nach wie vor dieselben Eingriffe öffentlich anbietet wie früher im Diakoniekrankenhaus Mannheim (worüber Interlife vor genau 7 Jahren auf ihrem Blog berichtete), auch hier haben wir einen >>> Offenen Brief (PDF) dabei. Und schon in wenigen Stunden werden wir wiederum neben dem Rosengarten Congress Center Stellung beziehen ...

Fettes Dankeschön an alle, die uns vor Ort unterstützten!

>>> SWR-Video   >>> bermuda.funk   >>> Reaktionen der DGE 2012-2013 

>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Friday, March 9 2012

"Intersexualität: Weder Mann noch Frau" - apotheken-umschau.de, 9.3.12

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Interview von Sophie Kelm mit Lucie Veith von Intersexuelle Menschen e.V. auf der Homepage der Apotheken-Umschau.

Zwar kommt der redaktionelle Teil immer noch etwas Geschlechter-Rollen-Identitäts-fixiert daher, bzw. tut die ganze Zeit so, als wäre entscheidend, ob eine verstümmelnde Zwangsoperation an einem Kind dann auch zu seinem späteren Geschlechtsempfinden "passt" oder eventuell nicht – statt dass einfach mal anerkannt würde, dass medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Kindern ganz abgesehen von jeglichem Gender-Blabla sowieso erstmal menschenrechtswidrig sind. Und dass die meisten Betroffenen in erster Linie darunter leiden, dass ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde massiv verletzt wurde. Und dass die meisten dieser Eingriffe obendrein speziell für die sexuelle Empfindungsfähigkeit der Betroffenenen in der Regel desaströse Folgen haben, die nie mehr wieder gut zu machen sind. – Der typische privilegierte Blickwinkel einer Autorin halt, die offensichtlich noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien fürchten musste, und anscheinend auch Mühe bekundet, sich in diese Problematik überhaupt mal grundsätzlich einzufühlen, soweit das für Nicht-Betroffene möglich ist.

Lucie Veith dagegen bringt Klartext, redet von Genitalverstümmelungen, weist auf die Verbindungen zu den medizinischen Verbrechen während der Nazi-Zeit hin und fordert, dass kosmetische Genital-OPs erst ab 18 Jahren zugelassen sein sollen. Danke! 

>>> Medizinische Verbrechen an Zwittern
>>> "Eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" - Apotheken Umschau
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

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