Monday, June 23 2008

Zwitter @ Kulturzeit, Mi 25.6.08 19:20h 3Sat

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter und weiter ...

Im Beitrag vom Mittwoch u.a. mit dabei: Christiane Völling, Ins A. "GenderFreeBlog" Kromminga und Elisabeth "Museli" Müller!

Habe auf 3Sat noch keine offizielle Ankündigung gefunden, sondern einzig eine Meldung in Die Standard, doch wir sind schon mal mächtig gespannt ...

Nachtrag: Die Sendung wurde extrem kurzfristig auf Mittwoch vorverlegt :-(
Wiederholungen: Do 01:35 und 09:05

Die Sendung kam super rüber mit massig Klartext zu den menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen usw. Allen Beteiligten und 3Sat ein fettes Danke!!! :-) :-) :-)

Mittlerweile ist auch ein sehr guter Text zur Sendung auf der 3Sat-Homepage online!

Sunday, June 22 2008

Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender-Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ...

In der vom "Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen" innerhalb der Senatsverwaltung Berlin herausgegebenen Zeitschrift "Zusammen leben in Berlin. Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation Nr. 22" vom November 2006 unter dem Titel "Trans- und Intergeschlechtlichkeit" (pdf-Download) stehen auf Seite 161 die "Positionen des Transgender-Netzwerks Berlin", die eingeleitet werden mit den Worten:

Der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit stellte anlässlich der Fachtagung "Trans- und Intergeschlechtlichkeit" folgendes Positionspapier vor

Unter "A. Rechtliche Forderungen" werden 5 Punkte aufgezählt. Nirgends steht irgend etwas über Zwangsoperationen an Zwittern. Von "Operationen" ist lediglich im ersten Punkt im Zusammenhang mit der Reform des Transsexuellengesetzes (TSG) die Rede:

Abschaffung der "geschlechtsangleichenden" Operation und der Fortpflanzungsunfähigkeit als zwingende Voraussetzungen zur Personenstandsänderung.

Und weiter geht's dann ausschliesslich um "TSG", "Transsexuelle" und "Entpathologisierung von Transgender", "Erweiterung des Namens- und Personenstandsrechts", blablabla ...

Bei den rechtlichen Forderungen werden Zwitter gar nicht erwähnt, unter "B. Gesellschaftspolitische Forderungen" immerhin zwei Mal, jedoch wie üblich lediglich als unkommentiertes Anhängsel von Transgender:

1. Aufnahme der Transgender/Intersex-Thematik in die Lehrpläne der Schulen und pädagogisch-psychologischen Ausbildungen,
(...)
3. Förderung einer Infrastruktur für Transgender- und Intersex-Personen, wie z.B. Beratungs- und Informationsstellen, Transgenderzentren und ähnliches.

Einmal mehr erscheint "intersexuell" (oder in diesem Fall "intergeschlechtlich") nur im Titel als Angelhaken für die eigenen spezifischen Interessen und notabene in der 'gottgegebenen Reihenfolge' als Schlusslicht hinter "Trans-" (entsprechend der bewährten Vereinnahmungstaktik der dgti, die übrigens zum TGNB dazu gehört). In den Forderungen selbst bleiben Zwischengeschlechtliche jedoch wie üblich unerwähnt.

Fazit: Einmal mehr werden zwangsoperierte Zwischengeschlechtliche von Transgender-Kreisen zur Erreichung ihrer eigenen politischen Ziele instrumentalisiert und missbraucht!

Siehe auch:
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- "Who killed David Reimer?"
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne

"Welt" und "Berliner Morgenpost" rezyklieren Artikel über "Intersexualität" - inklusive falschen Zitaten ...

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kürzlich erschien in "Die Welt" unter dem Titel "Zwitter - Mann und Frau zugleich" und in der "Berliner Morgenpost" unter dem Titel "Das dritte Geschlecht" ohne AutorInnenangabe ein scheinbar 'neuer' Artikel über "Intersexualität".

Wie einem öffentlichen Thread auf dem Hermaphroditforum zu entnehmen ist, stammt der Artikel von Heike Stüvel und erschien bereits am 4. Januar 2007 wortwörtlich im Handelsblatt unter dem Titel "Leben zwischen Mann und Frau".

Bezeichnenderweise wurden in den redaktionellen Einführungen einmal mehr die Mediziner-Beschönigungen unreflektiert weiterverbreitet, wonach die an Zwittern täglich begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeblich schon lange Schnee von gestern seien und Zwitter sowieso nur sehr selten vorkämen.

In der Printausgabe der "Handelszeitung" las sich ersteres z.B. so:

Intersexualität wurde früher mit dem Skalpell behandelt. Die Medizin rückt von einer verheerenden ideologie ab.

18 Monate später behauptet "Die Welt" frech:

Bis vor wenigen Jahren wurden die Kinder noch einem chirurgischen Eingriff unterzogen - heute nicht mehr.

Zum Interview in den Artikeln mit der betroffenen Freya Jung wird im Forum angemerkt:

Heike Stüvel hat eine Sache falsch zitiert : Erst als Sie Testosteron nahm, ging es ihr wieder besser, nicht Östrogen.

Selbstverständlich findet sich dieser peinliche Fehler (contrachromosomale Zwangs-Hormonerstatztherapien und ihre verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit werden seit langem von den betroffenen Menschen und ihren Organisationen kritisert) ebenfalls unverändert in den aktuellen Nachdrucken ...

Ebenso darf Netzwerk-Mediziner Olaf Hiort weiterhin unkritisiert seine stark untertriebenen Statistiken anpreisen:

Ungefähr einer von 8000 bis 10 000 Menschen ist in Deutschland intersexuell geprägt.

Ähnlich nach unten verfälschte Statisiken werden bis heute noch fleissig auch z.B. von der Bundesregierung und von Spiegel-TV weiter herumgereicht.

Tatsache ist: etwa jedes 2000. Kind kommt mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen zur Welt.

In Deutschland leben mindestens 100'000 zwischengeschlechtliche Menschen, und jeden Tag wird mindestens ein Zwitter von gewissenlosen Medizynern genital zwangsoperiert oder "prophylaktisch" kastriert.


Fazit: Statt diese Verbrechen gegen die Menschenwürde und gegen das Strafgesetzbuch (schwere Körperverletzung) endlich straf- und zivilrechtlich zu ahnden, schauen Behörden, Medien und "die Öffentlichkeit" weiter tatenlos zu und lügen sich gegenseitig die Hucke voll -- wie auch vorliegende Beispiele einmal mehr beweisen ...

Friday, June 20 2008

Bundestag: Grüne fordern Menschenrechte für Zwitter!

Gestern 19.06.2008 beriet der Bundestag in erster Lesung über einen Antrag der Grünen (pdf-Download), der (in der scheinbar gottgegebenen Reihenfolge) "Verstärktes Engagement Deutschlands für die Anerkennung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen" fordert. Der 18-Punkte-Antrag bezieht sich auf die Yogyakarta-Prinzipien, einem "Katalog von Richtlinien zur Wahrung der Menschenrechte von Menschen mit einer anderen als der heterogenen Geschlechtsidentität"  (mehr Infos / pdf-Download auf Deutsch).

Ein Abschnitt in der Einleitung befasst sich exklusiv mit den medizinischen Verbrechen an Zwittern:

Die Menschenrechte von Intersexuellen (Menschen, die von der Medizin als geschlechtsuneindeutig eingestuft werden) werden durch die rechtlich erzwungene Zuordnung männlich/weiblich verletzt. Dies führt in vielen Ländern – so auch in Deutschland - sofort nach der Geburt zu medizinisch nicht notwendigen Eingriffen an gesunden Körpern. Diese sozialen Präventionsmaßnahmen, die dazu dienen sollen, Intersexuellen die Erfüllung einer geschlechtlichen Rolle zu erleichtern, stehen in keinem Verhältnis zu den dadurch auftretenden Traumata und zur Zerstörung der persönlichen und körperlichen Identität.

Geschlechtsidentitätsfixiertheit der Antragsteller hin oder her: Da sag ich doch Danke!!! -- und mach gleich noch was auf ... :-) :-) :-)

Und hoffe erst recht, dass der Antrag gutgeheissen wird -- und ihm auch konkrete Taten folgen!

Denn "die Bundesregierung" (die in Sachen "Menschenrechte auch für Zwitter" bisher ausnahmslos durch ignorante und inkompetente bis grob verletzende Statements unangenehm auffiel!) hatte nämlich schon am 23.01.2008 in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion zu den Yogyakarta-Prinzipien u.a. frech behauptet:

Die Bundesregierung, die nach eigener Aussage auf internationaler Ebene seit Jahren konsequent gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten eintritt, betrachtet die Yogyakarta-Prinzipien als einen wichtigen Beitrag der Zivilgesellschaft.

Liebe Bundesregierung: Nun habt ihr ja die Gelegenheit, diesen schönen Worten auch Taten folgen zu lassen! Denn wie heisst's: Schön reden kost nix -- aber Taten sprechen lauter als Worte!!

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Nachtrag: Siehe auch die Diskussionen hier in den Blog-Kommentaren, im öffentlichen Bereich des IS-Menschen Forums und im geschlossenen Bereich des Hermaphroditforums.

Nachtrag 23.6.: Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. hat inzwischen reagiert und eine Stellungnahme an den Bundestag und die Öffentlichkeit versandt.

Nachtrag 9.3.09: Bundestag lehnt Yogyakarta-Vorstoss der Grünen ab

XXY @ Intro

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Coole Infos und ein ausführliches Interview mit der Regisseurin Lucia Puenzo im Musikmagazin "Intro" zum Deutschlandstart des
Films "XXY"!

(Wenn wir mal vom oberpeinlichen Verschreiber im Eingangsabschnitt zum Interview absehen, wo Alex, die zwischengeschlechtliche Protagonistin des Films, allen Ernstes als "transsexuell" bezeichnet wird -- obwohl genau dieser verbeitete Irrtum im Info-Artikel zu Recht kritisiert wird ...)

Mehr als zwei Arten von Menschen (Interview)

Plädoyer für die Vielfalt (Infoartikel über "Intersexualität")

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Thursday, June 12 2008

Lügen, Zwangseingriffe, Schweigegebote: ein Leben aus der Krankenakte (Teil I)

Menschenrechte auch für Zwitter!Von Anfang an keine Chance

Ich bin 1965 mit einem schweren Herzfehler und uneindeutigem Genitale geboren. Aufgrund des Herzfehlers wurde ich ein paar Tage nach meiner Geburt notgetauft, da die Mediziner davon ausgingen, dass ich nicht lange überleben würde. Sie behielten mich in der Folge im Krankenhaus, meine Eltern durften mich nicht nach Hause nehmen. Mein Vater musste arbeiten, meine Mutter reiste so oft wie möglich aus dem weit entfernten Bergdorf in die Stadt, durfte mich jedoch nur durch eine Glasscheibe anschauen.

Als meine Eltern mich nach drei Monaten endlich nach Hause nehmen durften, war ich gezeichnet von den Folgen eines Hospitalismus(1). Ich hätte so schlimm ausgesehen, dass sie sich geschämt habe, mit mir im Dorf spazieren zu gehen, erzählte mir meine Mutter.

Die Mediziner begründeten diese Maßnahme mit der Infektionsgefahr aufgrund des Herzfehlers. Während diesen drei Monaten wurden gemäß Krankenakte auch verschiedene Untersuchungen aufgrund meines uneindeutigen Genitales durchgeführt, wobei festgestellt wurde, dass sich im Bauchraum Hoden befanden und ich über einen männlichen Chromosomensatz verfüge.

Der Befund meines äußeren Genitales:

„Prima vista aussehend wie bei AGS. Der Penis ist 2 cm lang, das Scrotum nicht ausgebildet, sondern in Form von zwei Labia majora vorhanden. Kein Sinus urogenitalis, beim Perineum befindet sich die Mündung der Urethra. Diese ist nicht stenosiert, sie weist dorsalseits eine reizlose Narbe auf."

Trotz meines lebensbedrohenden Herzfehlers wurde ich Anfang September 1965 im Alter von 2 1/2 Monaten kastriert, was aus zwei Sichtweisen unverständlich ist: Diese Operation barg einerseits aufgrund meines Herzfehlers ein großes Risiko. Andererseits machte sie aufgrund der angenommenen geringen Lebenserwartung keinen Sinn. Es liegt also nahe, dass die Ärzte in Kauf genommen haben, dass ich an den Folgen der Narkose und des Eingriffs sterbe, dass ihnen das 'Experiment' wichtiger war.

Die durchgeführte Kastration wurde ohne Einwilligung meiner Eltern vorgenommen und sollte ihnen in der Folge verschwiegen werden. Die Ärzte entschieden sich dann doch anders:

"Entgegen dem früheren Entschluss, den Eltern nichts über die genitale Situation zu sagen, kamen wir nach reiflicher Überlegung überein, den wahren Sachverhalt trotzdem mit den Eltern zu besprechen, insbesondere da eine gesteuerte Nachkontrolle über die nächsten 20 Jahre nicht gesichert ist.
(...)
2. Ihr Kind sei ein Mädchen und dieses Geschlecht sei ein für allemal festgesetzt.
3. Bei der Operation hatte sich folgender Befund gezeigt: es sei kein Uterus vorhanden gewesen, die Keimdrüsen seien missgebildet gewesen und hätten entfernt werden müssen. Die Vagina sei kurz.
4. Während der Pubertät, d.h. mit etwa 10 – 11 Jahren, müsse das Kind unbedingt strengestens überwacht werden, und es müsse zur rechten Zeit mit einer hormonellen Behandlung eingesetzt werden.
5. Nach der Pubertät müsse eine weitere korrektive Operation (gemeint Vaginalplastik, die Details wurden selbstverständlich nicht mit den Eltern besprochen) durchgeführt werden."
(17. September 1965)

An anderer Stelle heißt es (und natürlich ist wie üblich von 'Eierstöcken' und nicht von 'Hoden' die Rede):

"Besprechung mit Eltern: Entgegen dem früheren Entschluss kamen wir überein, dass man den Eltern doch sagen muss, dass das Kindlein kastriert werden musste und in der Pubertät streng überwacht werden müsste, da die Nachkontrolle eben nicht gesichert ist und die Mutter eine [...] ist und ev. zu einem späteren Zeitpunkt nach [...] verschwinden kann."

Die Kastration wurde später als Fehler beurteilt:

"7. Weiteres Procedere: Ich habe den Fall unmittelbar nach der Cystoskopie nochmals mit Herrn Prof. (...) besprochen. Es liegt seiner Ansicht nach ein männliches Geschlecht mit Hypospadie vor. Obwohl er selbst bei der früheren Beurteilung und vor der Castratio anwesend war, glaubt er retrospektiv doch, dass ein Fehler begangen wurde. Die Situation ist nun jedoch so, dass auf diesem Wege fortgefahren werden muss und aus  dem kleinen Patienten ein Mädchen gemacht werden muss. Zur Frage der Vaginalplastik äussert er sich so, dass diese sobald wie möglich durchgeführt werden sollte und nicht erst dann, wenn sich das Kind darüber im Klaren wird.“

Fazit: Ich wurde im Alter von nur 2 1/2 Monaten trotz eines lebensbedrohenden Herzfehlers ohne die Einwilligung meiner Eltern kastriert und die Kastration stellte sich später als Fehler heraus!
(1) "Unter Hospitalismus (ursächlich auch Deprivationssyndrom genannt) versteht man alle negativen körperlichen und seelischen Begleitfolgen eines längeren Krankenhaus- oder Heimaufenthalts. Dies beinhaltet auch mangelnde Umsorgung und lieblose Behandlung von Babys und Kindern, in der Psychiatrie Symptome infolge von Heimaufenthalt, oder durch Folter oder Isolationshaft. Der Ausdruck Deprivationssyndrom stammt vom Begriff Deprivation, lateinisch deprivare - berauben in Bezug auf Reize und Zuwendung." (http://de.wikipedia.org/wiki/Hospitalismus)
Vgl. auch Deprivationssyndrom: "Als Deprivation (auch Deprivationssyndrom, anaklitische Depression) bezeichnet man in der Pädiatrie (Kinderheilkunde) die mangelnde Umsorgung und fehlende Nestwärme bzw. Vernachlässigung von Babys und Kleinkindern. Hospitalismus tritt häufig in Krankenhäusern, Säuglingsstationen und Heimen auf. Dauert die Deprivation länger an, kommt es zu psychischem Hospitalismus und zur Unfähigkeit, soziale Kontakte aufzubauen, dem Autismus ähnelndem Verhalten oder zu Sprachstörungen. " (http://de.wikipedia.org/wiki/Deprivation)

Fortsetzung ...

Schweiz: Erste Verurteilung wegen Genitalbeschneidung

Die Verurteilung erfolgte aufgrund von Verletzung der "Fürsorge- und Erziehungspflicht":

Eine Somalierin ist im Kanton Freiburg zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Die Frau hatte zugelassen, dass ihre Halbschwester beschnitten wurde. [...] Weil in Somalia Genitalverstümmelung nicht strafbar sei, habe die Halbschwester nicht wegen schwerer Körperverletzung verurteilt werden können. >>> ganze sda-Meldung

Zudem ist in der Schweiz ein neuer Straftatbestand in Arbeit, der auch Aufforderung zu Beschneidung explizit unter Strafe stellen soll:

Wer in der Schweiz lebt und Frauen sexuell verstümmelt oder dazu auffordert, soll bestraft werden – dies auch dann, wenn die Tat im Ausland begangen wurde.
>>> ganze TA-Meldung

Weitere Strafverfahren wegen Genitalbeschneidungen laufen in der Schweiz aktuell in den Kantonen Zürich und Genf. Der zürcher Fall, in dem es um eine in der Schweiz durchgeführte Beschneidung aus dem Jahre 1996 und damit um "schwere Körperverletzung" geht, kommt bereits in 2 Wochen vor Gericht ...

>>> weitere Meldungen zu Beschneidungen in Europa

Kommentar: Bisher werden in den "westlichen zivilisierten Welt" Genitalbeschneidungen lediglich verfolgt, wenn sie an afrikanischen Mädchen oder Frauen geschehen. Genitale Zwangsoperationen an Intersexuellen vor der eigenen Haustüre sind jedoch in der Regel auch für FeministInnen und andere, die gegen diese "Barbarei afrikanischer Sitten" kämpfen, aus offensichtlichen Gründen meist kein Thema. Höchste Zeit, dass diese diskriminierende Praxis sich ändert -- und MedizynerInnen, PolitikerInnen usw., welche diese und andere menschenrechtswidrige Zwangseingriffe an Zwittern zulassen, durchführen oder öffentlich dazu aufrufen, ebenfalls straf- und zivilrechtlich verfolgt und verurteilt werden!

Tuesday, June 10 2008

Elternmagazin "Fritz+Fränzi" verurteilt Zwangsoperationen und fordert "3. Geschlecht"

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Das Schweizer Elternmagazin "Fritz+Fränzi" berichtet in seiner neuesten Ausgabe "#3/Juni 2008" vom "Tabuthema Kinder mit dem dritten Geschlecht".

Der zweiseitige Artikel "Das dritte Geschlecht" redet Klartext. Hier ein paar Auszüge:

Ein Tabu wird gebrochen - lange verschwiegene Zwangsoperationen an Zwittern werden zu einem öffentlichen Thema. Heute soll jeder intersexuelle Mensch selbst entscheiden können, ob er sein Leben als Frau, als Mann oder als intersexueller Menschen leben will.

Wir alle lernen von klein auf, dass es nur Mann oder Frau gibt. Wäre das anders, müssten sich Eltern und betroffene Kinder nicht mehr verstecken. Niemand wäre mehr überfordert, wenn ein intersexueller Mensch zur Welt kommt.

Sie sind weder behindert noch krank und können in unserer Welt genauso gut leben wie Männer und Frauen auch.

Die Autorin bezieht sich im Wesentlichen auf die Sendung über mich in der Schweizer "Rundschau" vom Dezember 2007 und die darin gemachten Aussagen von Betroffenen, Eltern von Betroffenen und Medizinern.

Ich freue mich sehr darüber, dass in einem Elternmagazin ein Artikel über Intersexualität erschienen ist, der für uns Zwischengeschlechtliche spricht, Eltern sensibilisiert und die Botschaft vermittelt, dass "Intersexualität ein natürlich gegebenes Geschlecht ist".

Nella

P.S.: Und hier noch ein Buchtipp: Vor einigen Jahren brachten die Eltern eines zwischengeschlechtlichen Kindes ein Bilderbuch ans Selbsthilfetreffen mit, das mich sehr berührt hat und das seither in meinem Bücherregal steht: für Eltern, deren Kind Irgendwie anders ist.

Monday, June 9 2008

"Das Erwachen des Dritten Geschlechts"

Korrekter Blogpost zum Thema, offensichtlich angeregt durch Raphael "Garou" L's gelungener Auftritt in "Aspekte":

--> Anders Denken 2.0: "Das Erwachen des Dritten Geschlechts"

Wir sagen Dankeschön!!! (Und Hallo!)

(Indirekt gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)


Sunday, June 8 2008

Grüne Jugend BW fordert "umfassende Gleichstellung intersexueller Menschen"

Am vergangenen Wochenende tagte die Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen des Landes Baden-Württemberg und verabschiedete einstimmig ihre Resolution "Vielfalt bereichert! - Zusammenleben in einer freien Gesellschaft".

"Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie es ihr gelingt, den Menschen, die in ihr ein leben, ein freies und selbstbestimmtes Leben in einer solidarischen Gemeinschaft zu ermöglichen. Unsere Gesellschaft ist noch weit von diesem Ziel entfernt", so der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand [...].

"[M]it vielen, konkreten Verbesserungsvorschlägen" fordert die Grüne Jugend BW u.a. "eine umfassende Gleichstellung von homo-, bi-, trans- und intersexuellen Menschen, die deren Lebenssituation anerkennt und respektiert."

Wir freuen uns riesig und sagen Danke!!!

(Gefunden via Intersex-Feed des genderfree-blogs.)

Friday, June 6 2008

Fatale "Explosiv"-Ankündigung: RTL krebst zurück

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Auf den 17. Juli ist bei RTL 2 im Sendegefäss "Explosiv" ein Beitrag in Arbeit zum Thema „Nicht Frau, nicht Mann! Mein Leben als Zwitter“. Eine am 3.6. von RTL versandte Pressemitteilung stiess nicht nur bei den Portraitierten, sondern auch in den Foren und auf dem genderfree-blog berechtigterweise auf z.T. heftige Kritik -- insbesondere der absolut unhaltbare Abschnitt, in dem einmal mehr mutwillig genitale Zwangsoperationen und sonstige gesundheitlich nicht notwendige Zwangseingriffe an Zwittern gerechtfertigt und gar noch als "vervollständigende Chance" darstellt werden:

Auch heutzutage gibt es Menschen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen - sogenannte Zwitter oder Hermaphroditen. Mit Hilfe von Hormonbehandlungen und chirurgischen Eingriffen ist es möglich, die Entwicklung eines solchen Menschen entweder zum einen oder anderen Geschlecht weitgehend zu vervollständigen. Dadurch haben sie die Chance, als normale Männer oder Frauen aufzuwachsen.

Nach beherzten Interventionen der Portraitierten A*** bei RTL und bei der Produktionsfirma Motivi (inkl. Androhung rechtlicher Schritte) ist RTL nun zurückgekrebst: Die unseriöse und irreführende Pressemitteilung wurde zurückgezogen (einzig auf der Stadtdatenbank ist sie nach wie vor online ...) und Nachbesserung gelobt.

Nachtrag 7.6.: Inzwischen wurde die Pressemeldung unter einer neuen URL wieder aufgeschaltet. In der neuen Version wurden nun immerhin die oben kritisierten Sätze entfernt. Sie durch ein korrektes Statement zur Zwangseingriffsproblematik zu ersetzen wäre wohl offensichtlich zuviel verlangt ...

Nachtrag 14.7.: Der Ausstrahlungstermin wurde inzwischen vom Sender auf August verschoben, zur Zeit ist noch kein genaues Datum bekannt.

Siehe auch Berichterstattung zur Ausstrahlung vom 28.8.:
- "Nicht Frau, nicht Mann! - Mein Leben als Zwitter" - RTL2 28.8.08
- Nachtrag zu RTL2-Sendung "Explosiv" vom 28.8.08

Thursday, June 5 2008

Zwitter @ Aspekte, ZDF Freitag 6.6.08 22:30h

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Im Beitrag von heute Freitag zum Film XXY mit dabei: Raphael "Garou" L., Begründer des Hermaphroditforums!

--> Vorschau / Zusammenfassung auf Aspekte online

Wiederholung: Sa 05:30. Wiederholungen im ZDFinfokanal: Sa 21:00, So 23:30, Mo 16:30, Mi 23:30, Fr 16:30.

Video online betrachten: Ins Bild klicken!

Rezension: Der Beitrag war informativ und gelungen (einziger Schnitzer: in Australien gibt es offiziell einen Eintrag "Drittes Geschlecht" für Zwitter -- und die URL von Garous Homepage oder des Hermaphroditforums kurz einzublenden wäre auch kein Luxus gewesen ...). Garou redete Klartext über die menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen, auch Christianes Sieg wurde erwähnt (und die Demo kurz gezeigt). Bleibt zu hoffen, dass der bevorstehende Start von XXY (trotz des problematischen Titels) weiterhin dafür sorgen wird, dass noch mehr Menschen von den an Zwittern regelmässig begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfahren ...

Monday, June 2 2008

Stockholm under Water

Eine Geschichte geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Es ist die Erzählung "Dog Party" von Don Bajema über einen Jungen, der Hunde liebte.

Hunde übten eine übermässige Anziehungskraft auf ihn aus. Niemand wusste, weshalb. Es war ein eigenartiger Junge, mit einem eigenartigen Lachen und mit von blutenden Bisswunden und Kratzern übersäten Armen. Er folgte allen Hunden im Quartier, lockte sie, wartete Stunden lang, bis er einen Hund erwischte. Die Hunde wussten, was er tun wollte, hatten Angst und versteckten sich. Irgendwann wurden sie aber unvorsichtig, liessen sich mit Futter ködern oder gaben sich schliesslich der Hoffnung hin, dass der Junge es nicht wirklich tun würde. Sie irrten sich.

Der Junge fing sie, streichelte die vor Angst zitternden Hunde, sprach sehr sanft zu ihnen, trug sie zu einer Wassertonne. Dann drückte er sie unter Wasser. Sie zappelten wie verrückt und kämpften verzweifelt um ihr Leben, endlos lang. Und in dem Augenblick, als sie schon auf der anderen Seite waren, als ihre Körper aufhörten zu kämpfen und nur noch zuckten, rettete der Junge sie. Er zog sie aus dem Wasser, hielt sie kopfüber, liess das Wasser aus Schnauze und Nase laufen. Ein kleines Licht schien sich hinter den Hundeaugen zu entzünden, als sie merkten, wo sie waren. Sie schauten in das lächelnde Gesicht des Jungen. Der Junge legte sie auf den Boden, sie waren zu schwach, um sich zu bewegen. Er legte sich zu ihnen, streichelte sie, legte seine Arme um sie.

Die Hunde dachten, dass der Junge sie gerettet habe, obwohl sie in Zukunft immer Angst vor dem grünen Wasserschlauch und der Wassertonne haben würden. Sie wollten daran glauben, dass der Junge sie gerettet hatte. Es war einfacher, als sich einzugestehen, was der Junge wirklich getan hatte. Sie liessen ihre Erinnerung beim lächelnden Gesicht des Jungen beginnen. Die Hunde liebten ihn. Wirklich. Sie folgten ihm überall hin.

Wir Menschen sind wie Hunde. Wenn etwas, was uns angetan wurde, zu schrecklich ist, verdrängen wir es. Was wir nicht ertragen, blenden wir aus. Opfer sein ist schrecklich, unerträglich. Deshalb sucht jedes Opfer in seinem Täter etwas Gutes, um weniger Opfer sein zu müssen. Deshalb kommen die meisten Täter ungeschoren davon. Und wenn doch ein Opfer einmal aufsteht und die unerträgliche Wahrheit heraus schreit und die Täter anklagt, dann sind die anderen Opfer die ersten, die es zum Schweigen bringen wollen. Denn die meisten wollen nicht wirklich gegen die Täter vorgehen, denn dann müssten sie sich die schreckliche Wahrheit eingestehen:

Die haben versucht, mich umzubringen, um mir das Leben retten zu können.

Nella

Saturday, May 31 2008

Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern!

Prof. Dr. med. Lucas Wessel (Bild links), Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Lübeck, und Privatdozent Dr. med. Lutz Wünsch (Bild rechts), Oberarzt ebenda, reihen sich beide ein in die "Alte Garde der unverbesserlich zwangsoperationsgeilen Medizyner" ...

Weniger als 4 Monate nach der Veröffentlichung der "Hamburger Studie", die einmal mehr nachwies, dass die Behandlungsunzufriedenheit zwangsoperierter Zwitter "eklatant hoch" ist (Zitat Fachzeitschrift Gynäkologische Endokrinologie -- zwei Drittel aller befragten Zwangsbehandelten sind "z.T. unzufrieden" bis "sehr unzufrieden"!!!), behaupten die ehrenwerten Zwangsoperateure in einem Artikel Chirurgische Strategien bei Störungen [sic!] der Geschlechtsentwicklung vom 1. März in der Monatsschrift Kinderheilkunde einfach frech das Gegenteil:

"[G]eschlechtsangleichende Genitalkorrektur[en]"
, nicht nur von Wessel und Wünsch mit Vorliebe "im ersten Lebensjahr" ohne Einwilligung der Patient_innen durchgeführt, seien nämlich "[t]rotz vieler ungelöster Probleme [...] überwiegend hilfreich"! Fragt sich bloss, für wen ...

Schlimmer noch, blindlings und stur beharren sie darauf, diese medizinisch unnötigen genitalen Zwangsoperationen weiterhin an wehrlosen Säuglingen durchzuführen, obwohl sie indirekt selber zugeben, dass die "Langzeitergebnisse" für die Patient_innen bisher alles andere als optimal sind:

Verbesserte Technik und Durchführung im ersten Lebensjahr lassen bessere Langzeitergebnisse erwarten, auch wenn entsprechende Studienergebnisse noch konsolidiert werden müssen.

Offensichtlich betrachten Wessel, Wünsch und Konsorten Zwitter als 'Menschenmaterial', mit dem sie nach eigenem Gutdünken experimentieren dürfen ... Hauptsache, sie können auch künftig nach Lust und Laune an wehrlosen Säuglingen ungestraft weiter zwangsoperieren ...   :-(  :-(  :-(

Noch der einzige Lichtblick des Artikels, dass nämlich laut Wessel und Wünsch "Indikation und Zeitpunkt" der prophylaktischen Zwangskastrationen (wegen angeblicher Krebsgefahr) neuerdings "dem individuellen Tumorrisiko angepasst werden" müssten, hinterlässt einen ziemlich bitteren Nachgeschmack, wenn mensch bedenkt, wie dieses "individuelle Tumorrisiko" in (nicht nur) deutschen Kastrationskliniken in der Regel bestimmt wird: noch im Jahre 2008 falls überhaupt, dann anhand von seit Jahrzehnten veralteten, pauschalen "Erkenntnissen" und "Risikozahlen" ...   :-(  :-(  :-(

Nicht gesundheitsrelevante Zwangsbehandlungen (wozu kosmetische genitale Zwangsoperationen und auch prophylaktische Zwangskastrationen fraglos zählen) sowie Aufrufe dazu verstossen gegen die Menschenwürde und gehören straf- und zivilrechtlich geahndet!

Friday, May 30 2008

Nach Kritik auf diesem Blog: Urologen erklären Zwangs-Leitlinien für veraltet!

Auf diesem Blog und auf dem IS-Menschen-Forum wurden die menschenverachtenden "Leitlinien" der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) "Störungen der sexuellen Differenzierung", die genitale Zwangs-OPs und Zwangskastrationen für Zwitter vorschreiben, vor gut einer Woche scharf kritisiert -- mit ungeahnten Folgen:

Mittlerweile wurden diese beschämenden "Leitlinien" rückwirkend auf Februar 2008 ausser Kraft gesetzt!

Wer sie unter dem ursprünglichen Link anklicken will, erhält lediglich noch eine 404-Fehlermeldung "Nicht gefunden". Stattdessen wurden sie am 26.5. klammheimlich in die Liste der "nicht aktualisierte[n] Leitlinie[n]" verbannt mit dem rückwirkenden Hinweis "gültig bis: 01/2008". (Nachtrag 17.3.09: Mittlerweile heisst's auch dort nur noch "404 not found". >>> online hier im Archiv Auf der AWMF-Leitlinienpage heisst es dazu: "Nicht aktualisierte Leitlinien werden von der AWMF nicht mehr publiziert. Falls Sie ältere Leitlinien suchen, fragen Sie bitte die herausgebende(n) Fachgesellschaft(en)." )

Da sag ich zur Abwechslung mal: "Danke, Danke, Danke!" (Und geh schon mal was entkorken ...)

Bleibt zu hoffen, dass dieses für-veraltet-erklären nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, sondern auch konkrete Auswirkungen auf die tägliche Urologen-OP-Praxis haben wird!

Und dass die "Leitlinien" gelegentlich kompetent überarbeitet (z.b. anhand der Überlegungen der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität „Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung“) und dann wieder online gestellt werden!

Holzauge bleib wachsam ...

Siehe auch:
- "Netzwerk DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- "Netzwerk DSD"-Chef Olaf Hiort: "keine Qualitätskontrolle" bei Zwangsoperationen an Zwittern
- Erste Antwort auf die neuen kleinen Anfragen – Bundesregierung deckt ZwangsOPs wie üblich ...
Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert

Wednesday, May 28 2008

Intersex: Alle Menschen waren ursprünglich Zwitter ...

Vortrag von Daniela Truffer am Intersex-Fachtag Hannover --> Folie 26 (PDF)

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Kann ein Zwitter Sünde sein?... nämlich im Mutterleib! Nolderot auf dem IS-Menschen-Forum:

In medizinischen Lehrbüchern ebenso wie in Aufklärungsbüchern findet man heute oft noch die falsche Darstellung, dass der Mensch bis zur 7. Schwangerschaftswoche vom Erscheinungsbild weiblich sei. Tatsächlich liegen aber bei allen Menschen bis zur 7. Woche die undifferenzierten Vorstufen der inneren Geschlechtsorgane beider Geschlechter (u. a. Wolffsche Gänge und Müllersche Gänge) vor. Auch die äußeren Geschlechtsorgane bedürfen bis zur Geburt noch einer hochkomplexen Differenzierung in die männliche oder weibliche Richtung. Bis zur siebten Schwangerschaftswoche sind alle Menschen intersexuell. Erst ab der 12. Schwangerschaftswoche entwickelt sich der Mensch in den männlich oder weiblich definierten Bereich, wobei intersexuelle Menschen einen mehr oder minder undifferenzierten Status beibehalten. Die Information über die Beschaffenheit des Menschen bis zur 7. Schwangerschaftswoche ist von erheblicher Bedeutung zur Beendigung aller geschlechtlich begründeten Diskriminierungen, nicht nur gegenüber „intersexuellen“ Menschen.

Eine gelungene Visualisierung des Zwitter-Seins im Mutterleib und wie die Differenzierung der äusseren Genitalien vor sich geht gibt's gab's mal in der "Planetopia"-Sendung zu Christianes 1. Prozesstag:

Nachtrag 1: Leider ist das Planetopia-Video inzwischen nicht mehr online (ebenso das IS-Menschen-Forum). Deshalb nachfolgend zur Verdeutlichung eine Illustration
(>>> grössere Version) aus dem ISNA-Handbuch für Eltern (>>> PDF 5.5 MB via dsdguidelines.org).

Die Bildbeschreibungen in grösserer Schrift lauten übersetzt von oben nach unten:

Alle Feten beginnen zu Beginn der Schwangerschaft gleich ...
... und die typisch männliche [links] bzw. weibliche [rechts] Entwicklung geht dann so weiter
Bei der Geburt sehen die meisten Jungen [links] bzw. Mädchen [rechts] so aus.

Nachtrag 2: Eine gelungene interaktive Animation mittlerweile leider nur noch auf Englisch gibt's hier – braucht Flash-Player oder Emulator
(>>> ins Bild unten klicken, danach unten links  >>> STARTEN, dann unten rechts >>> VOR; danach kann mit den Schiebereglern die Entwicklung von der 7. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt "abgespielt" werden):

Eine weitere gelungene Animation zur Penisentwicklung findet übrigens sich unter dem Menuepunkt >>> "Hypospadie", dann unten links >>> STARTEN, danach kann wiederum mit dem Schieberegler die Entwicklung "abgespielt" werden:

Plus noch eine weitere Animation zu den berühmt-berüchtigten "Praderstufen" (so benannt nach dem CH-Pädo-Endokrinologen Andrea von Prader) unter >>> "Adrenogenitales Syndrom (AGS)", danach unten links >>> STARTEN, worauf mit dem Schieberegler von "typisch [weiblich]" bis "Prader 5 [äusserlich männlich]" vor- und rückwärts "durchgespielt" werden kann:

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
in Baden-Württemberg 2014
 

• häufigste IGM-Formen  • NS-Verbrechen an Zwittern
• 60 Jahre systematische OPs an Kleinkindern
• Nachweis von IGM-Kliniken in BW
• Analyse "Aktionsplan Akzeptanz & gleiche Rechte"

>>> Dokumentation (PDF, 4.9 MB)

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 
>>> UN-Auschuss gegen Folter fordert Entschädigung für IGMs
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
 
>>> WHO, UNICEF, etc. fordern Wiedergutmachung für Intersex-Verstümmelungen
>>> GMFK 2014: 24. Gleichstellungsministerkonferenz fordert IGM-Verbot!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Warum Nicht-Biozwitter allesamt privilegiert sind  
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, May 23 2008

Zwangsoperationen an Zwittern: Wer nicht hören will ...

seit jahren und jahrzehnten protestieren betroffene zwischengeschlechtliche bei den medizynern direkt, in parlamenten und in der öffentlichkeit gegen diese umenschliche medizyner-praxis der uneingewilligten genitalen zwangoperationen, zwangskastrationen, zwangshormontherapien und weiteren menschenrechtswidrigen zwangsbehandlungen.

dutzend-, hundert-, und tausendfach ist ihnen gesagt worden, was die betroffenen wollen. es gibt seit jahrzehnten genug medizyner-studien, die ihnen das obendrein nochmals und nochmals erneut belegen: dass nämlich die grosse mehrzahl der zwitter selber entscheiden will, ob, wann und wie sie operiert werden wollen!!!

das problem ist nicht, dass medizyner und politiker es nicht wissen.

das problem ist, dass sie nicht hören wollen.


dies ist dutzend- und hundert- und tausendfach belegt, nicht zuletzt durch die menschenverachtenden äusserungen der medizyner selbst ...

einige weitere müsterchen typischer reaktionen von medizynern und politikern auf die anliegen der zwitter:

blanker hohn:

die bundesregierung:
Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass eine Vielzahl von Intersexuellen im Erwachsenenalter die an ihnen vorgenommenen Eingriffe kritisiert.

Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Mehrzahl der betroffenen Menschen, bei denen in der Kindheit eine operative "Vereindeutigung ihres Genitalbefundes" stattgefunden hätte, dies für richtig befunden hätte.

billige lippenbekenntisse:

dr. sinnecker:
Dr. Gernot Sinnecker betonte beispielsweise die Selbstbestimmung Zwischengeschlechtlicher, machte diese jedoch letztendlich von der Akzeptanz der Eltern abhängig. Die Tatsache, dass er bei seinen Ausführungen bevorzugterweise "sollte" statt "muss" verwendete, hinterliess einen - altbekannten - zwiespältigen Eindruck.

demonstrativ den saal verlassen:

beispiel 2007:
Nach zwei sehr interessanten Fachvorträgen zur Klinischen Auswirkung und molekularen Grundlagenforschung und den Problemen bei der Beurteilung übernahm Frances Kreuzer den Part im Zeitfenster für die Selbsthilfegruppen. Herbei wurden lediglich Auszüge aus einem neuen Buch eines Patientenanwaltes zitiert. Eine ruhige, nicht anklagende Präsentation bundesrepublikanischen Rechtes. Dieser Vortrag führte zu tumultähnlichen Szenen des sowieso halbleeren Saals. Ein bekannter Mediziner und ordentliches Mitglied des Vereins, der nach eigenem Bekunden mehr als 25 Jahre intergeschlechtliche Genitale operiert hat, geriet außer Fassung und verließ pöbelnder weise mit Gefolge den Saal, ein sonst ruhiger Psychologe und ordentliches Mitglied des Netzwerk-IS, der für Projekte des Netzwerk-IS arbeitet fährt mit Getöse Betroffenen ins Wort und will ihnen das Wort abschneiden. Es kommt zu Wortgefechten, die nicht unterbunden werden. So der Kommentar: Ob den Betroffenen nicht klar ist, dass solche Vorträge diejenigen, die helfen wollen, demotivieren.

beispiel 2000:
Der folgende, redaktionell gekürzte Vortrag wurde am 30.6.2000 auf dem Kongreß der european federation of sexology (efs) in Berlin gehalten – als zweiter Teil eines Kolloquiums zum Thema "Intersexualität", der vom ersten Teil durch eine Pause abgetrennt wurde. In dieser Pause entfernten sich die maßgeblichen Experten aus dem Bereich der Sexualmedizin. Denn es äußerte sich jemand, der von ihrer ärztlichen Praxis einmal "betroffen" war.

undsoweiterundsofort.

die heutige immer noch gültige, menschenverachtende haltung der zwangsoperateure und ihrer verbände, die sich auch in der hier kritisierten "leitlinie" spiegelt:

PD Dr. Susanne Krege:
In diesem Zusammenhang wird auch der richtige Zeitpunkt für die operativen Korrekturen diskutiert. Während für die Klitorisreduktion von Seiten der Mediziner weit gehend Einigkeit besteht, diese innerhalb des ersten Lebensjahres durchzuführen, gehen bei der Vaginalplastik die Meinungen auseinander.

lasst euch durch krege & co's pseudokritische randbemerkungen nicht täuschen! dass krege z.t. auf zuwarten mit ops plädiert, ist z.b. ev. nicht ganz uneigennützig: so kommen die zu operierenden zwitter zu ihr auf den urologen-op-tisch, statt zu den kinderchirurgen.

dass zwitter allesamt zumindest kastriert werden MÜSSEN, auch wenn sie das selber nicht wollen, ist auch kreges credo zu 100%!!! (getreu auch der von ihr mitverfassten "leitlinien" ...)

ein credo, dass sie auch in ihrer eigenen chirurgischen praxis eisern befolgt: wer als erwachsener zwitter sich bei krege z.b. das zwittrige genital verkleinern lassen will (aber NICHT zusätzliche kastriert werden will), ist wohlberaten, ihr das zusätzlich durch einen "profi" des vereins oder durch einen anwalt am besten schriftlich zukommen zu lassen. und ebenso zusammen mit einem "profi" das kleingedruckte in der patientenerklärung genau durchzugehen. ansonsten ist's mehr als nur wahrscheinlich, dass du aus der narkose aufwachst und merkst, dass sie dich entgegen deiner mündlichen absichtserklärung "gemäss leitlinien" gleich "total" operierte ...

mehr noch: dass freundlich mit den medizynern reden allein zu nix führt bzw. dass sämtliche in den letzten 15 jahren erreichten kleinen veränderungen der menschenverachtenden medizyner-zwangsoperations-praxis einzig und allein durch entschlossenes, lautstarkes auftreten erreicht worden sind -- daraus machen auch die medizyner selbst keinen hehl:

Prof. M. Westenfelder:
Zur veränderten Einstellung beigetragen haben in den letzten 10 Jahren die z.T. sehr militanten Aktivitäten amerikanischer Selbsthilfegruppen und profilsüchtige Psychologen. Aufgrund anekdotischer Fälle von schlecht (traumatisch und verstümmelnd) behandelter Patienten wurden die Forderungen aufgestellt, die frühe Geschlechtszuweisung und die Frühoperationen zu unterlassen und auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem die Betroffenen selbst entscheiden können, ob und in welche Richtung sie korrigiert werden wollen. Das Verbot sollte mit einem Moratorium abgesichert und mit dem US-Bundesgesetz über das Verbot von verstümmelnden Operationen des weiblichen Genitale gekoppelt werden.

Diese Aktivitäten trugen erheblich zur Verunsicherung der beteiligten Ärzte bei, die immer häufiger die Behandlung dieser Kinder ablehnten. Auch wurde Australien zum ersten Land, welches offiziell die Möglichkeit eines dritten Geschlechtes schuf.

Prof. Dr. Michael Sohn:
In den USA bildeten sich aktive und zum Teil aggressive Selbsthilfegruppen, die mithilfe der Medien und spezialisierten Anwälten eine enorme Mobilisierung der Öffentlichkeit bewirkten (Intersex Society of North America: ISNA) . Die Forderungen gipfelten in der rechtlichen Anerkennung eines dritten, vierten oder gar fünften Geschlechts neben der hergebrachten Einteilung in männliches und weibliches Geschlecht. Teilweise wurden diese Forderungen schon umgesetzt, so erlauben australische Passformulare die Eintragung eines dritten Geschlechts oder die Angabe, "indeterminate".

Diese Forderungen führten zu einer Neuentwicklung von Leitlinien zum Umgang mit intersexuellen Patienten, die 1997 von Diamond erstmals publiziert wurden. Die Leitlinien beinhalteten den Verzicht auf genital korrigierende Operationen und Hormonmedikationen in der Kindheit, außer bei vitaler Indikation. Definitive Maßnahmen sollten erst dann durchgeführt werden, wenn das Kind ein Alter erreicht hat, in dem es bewusst die verschiedenen Optionen abwägen und mitentscheiden kann. Es wurde ein Operationsmoratorium gefordert, das bisher jedoch nicht umgesetzt werden konnte.

ich denke, wenn "wir" wirklich etwas erreichen wollen, kommen "wir" zwitter und sympathisanten nicht darum herum, die lehren aus der jüngeren vergangenheit zu ziehen.

meine 2 cent: als am erfolgversprechendsten erscheint mir die methode "guter polizist/böser polizist" ...


--> siehe auch Forums-Thread

Sunday, May 18 2008

"Die Ärzte haben entschieden, dass ich ein Mädchen sein soll"

Bild: Michele Limina / Le Matin Dimanche

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Anlässlich der Debatte über 'Intersexualität' vom 8. Mai 2008 am Zentrum für Gender Studies an der Universität Lausanne wurde ich von Geneviève Comby von der Zeitung "Le Matin Dimanche" interviewt. Der meiner Ansicht nach sehr gelungene Artikel redet Klartext über die an uns Zwittern begangenen Menschenrechtsverletzungen.

>>> Artikel von "Le Matin Dimanche" (französisch)

Friday, May 16 2008

"À qui appartiennent nos corps?" - Vereinnahmung auf Französisch

Am 8. Mai 2008 fand am Zentrum für Gender Studies an der Universität Lausanne ein thematischer Abend zu Intersexualität statt, zu dem ich freundlicherweise eingeladen wurde. Die bedeutende, 1981 unter anderem von Simone de Beauvoir gegründete Zeitschrift "Nouvelles Questions Féministes" lud anlässlich ihrer neuesten Ausgabe mit dem Titel "À qui appartiennent nos corps? Féminisme et luttes intersexes" (Wem gehören unsere Körper? Feminismus und Intersexbewegung) zu einem Podiumsgespräch ein.

Neben mir waren zwei Zwischengeschlechtliche aus Frankreich anwesend. Wir sassen zu dritt vor einer interessierten StudentInnenschar und erzählten aus unserem Leben und unserer Arbeit als 'intersexuelle' Aktivisten. Zu gegebenem Anlass thematisierte ich wieder einmal die leidige Vereinnahmung von 'Intersexuellen' durch Transgender, Transsexuelle und LGTB und schlug betreffend der offenbar angenommenen Übereinstimmungen zwischen Feminismus und Intersexbewegung kritische Töne an, sah als "convergence" in erster Linie John Moneys Gendertheorie, die für Frauen die Befreiung bedeutete, auf deren Grundlage jedoch Zwitter bis heute zwangsoperiert werden. Wider Erwarten stiess ich auf wenig Einwände, im Gegenteil. Was mich hoffen liess, dass die Instrumentalisierung von Zwischengeschlechtlichen in Frankreich und der französischen Schweiz offenbar weniger gravierend ist. Leider hatte ich erst nach der Veranstaltung die Gelegenheit, die 168 Seiten umfassende Zeitschrift durchzublättern, sonst hätte ich nämlich feststellen können, dass auch bei den Frankophonen die Vereinnahmung von Zwittern an der Tagesordnung ist.

Im Editorial (pdf-Download) zur Zeitschrift wird von einem "gemeinsamen Kampf von Feministinnen, Trans' und Intersexuellen" gegen "les inégalités, les discriminations, les violences et les normes hétérocentristes du système de genre" (die Ungleichheiten, die Diskriminierungen, die Gewalt und die heterozentristischen Normen des Geschlechtersystems) ausgegangen, der nicht nur auf den gemeinsamen Feind zurück zu führen sei, sondern auch darauf, dass die "Übereinstimmung unserer Kämpfe" eine "Geschichte" habe. Und diese "geteilte Geschichte" wird zum Beispiel in der "medizinischen Betreuung" und der "Verschränkung der Pathologien" gesehen: der weibliche Körper sei seit der Antike bis zur heutigen modernen Sexualbiologie ein kranker Körper und "sein unvollendetes Geschlecht der Grund allen Übels und seiner natürliche Minderwertigkeit". Medizinisch gesehen werde auch der intersexuelle Körper als geschlechtlich unvollendet definiert. Und die Tendenz der Mediziner, den Zwitterkörper meistens zum Frauenkörper zu vollenden, offenbare auf "doppelte Weise" den "Androzentrismus". Das böse Patriarchat. Ein Schelm, der da noch von kleinlichen Menschenrechtsverletzungen reden will ...

Und wo Feministinnen an zwangsoperierte zwischengeschlechtliche Körper gelehnt ihre eigene Identität reflektieren, sind leider auch Transgender und Transsexuelle nicht weit, wie auch diese Publikation zeigt. Wenig tröstlich ist da der Umstand, dass es sich gemäss den verantwortlichen Genderfrauen bei vorliegender Zeitschrift um die erste wissenschaftliche Publikation in französischer Sprache handle, deren Autoren mehrheitlich 'intersexuell' seien. Denn einmal mehr werden Zwischengeschlechtliche von Gruppierungen vereinnahmt, die die Auflösung von Geschlechtergrenzen befürworten.

Exemplarisch lässt sich dies an einem längeren Artikel einer FTM-Transsexuellen zeigen (wo 'intersex' drauf steht, ist bei näherem Hinsehen oft eben doch wieder 'trans' drin). Unter dem Titel "Die Neuerfindung der Sexualität bei den Intersexuellen" geht es wie üblich natürlich nicht um die Anliegen von 'Intersexuellen' (Zwangsoperationen und Menschenrechtsverletzungen sind einmal mehr kein Thema), sondern um die sexuelle Identität einer transsexuellen Person, die ihren Körper freiwillig mittels Testosteroneinnahme verändert hat und detailliert darüber berichtet, wie sich die Form und Grösse ihrer Klitoris veränderte, erektions- und sogar penetrationsfähig wurde, wie sich die Lust veränderte und wuchs, wie sie ihre Masturbationstechniken dem wachsenden Lustorgan anpassen musste, und so weiter und so fort. Und - wer hätte das gedacht: Die Quintessenz des Artikels ist natürlich die Frage, welchen Stellenwert die männliche Penetration in unserer Gesellschaft hat und ob eine Penetration auch mit einem Mikropenis – quatsch: einer Klitoris möglich ist, die unter Einfluss von Testosteron erheblich gewachsen ist. Auflösung von Geschlechtergrenzen eben.

Und es bleibt wieder einmal nichts mehr hinzu zu fügen, wenn in einer feministischen Publikation über Intersexualität allen Ernstes (in der üblichen Reihenfolge) von den Verstümmelungen und der Pathologisierung "der Transsexuellen und der Intersexuellen" gesprochen wird, und davon, dass sich diese "in der Gewalt und Stigmatisierung gegenüber Schwulen, Lesben oder Bisexuellen, aber auch in der Gewalt von Frauen sich selber gegenüber (Enthaarung, plastische Chirurgie und so weiter) widerspiegelt". Und danach wird gerne auch über den angeblich gemeinsamen Wunsch theoretisiert, "le sexe ou les identités de genre" (Geschlecht oder Geschlechtsidentitäten) zu "denaturalisieren".

Zu dieser unreflektierten Sicht durch die eigene Brille passt auch das letzte Kapitel von "À qui appartiennent nos corps? Féminisme et luttes intersexes", in dem die Ausgangsfrage der Zeitschrift beantwortet wird, jedoch nicht von denen, um die es in dieser Publikation vordergründig geht und die vor allem am meisten Grund hätten, diese Frage zu stellen. Nein, der Abschluss bildet bezeichnenderweise ein "Manifeste Trans': Notre corps nous appartient", das mit den Worten beginnt: "In Frankreich fangen jedes Jahr Hunderte von Trans'-Menschen eine Hormontherapie an und/oder erleiden einen chirurgischen Eingriff." Und bezeichnenderweise steht jetzt 'Körper' im Singular, und von 'Intersexuellen' ist gar nicht mehr erst die Rede ...

Nella

Thursday, May 15 2008

"Wem gehört das Zwittersymbol?" - Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008

Wem gehört das Zwittersymbol?>>> Wem gehört das Zwittersymbol? (Pressemitteilung 4.5.08)

>>> Flugblatt inkl. Statement (PDF)

Folgendes Statement wollte ich am letzten Sonntag an der Filmvorführung von "Die Katze wäre eher ein Vogel" am Schwullesbischen Filmfestival "Pink Apple" abgeben - was aber kategorisch abgelehnt wurde:

Ich freue mich darüber, dass Pink Apple Filmen über Intersexualität eine Plattform bietet. Dafür sind wir Betroffenen sehr dankbar.

Leider werden wir Intersexuellen aber immer wieder von Gruppierungen, die eine Auflösung der Geschlechtergrenzen befürworten, vereinnahmt.

Diese Vereinnahmung drückt sich auch darin aus, dass Pink Apple in seinem Filmprogramm das Zwittersymbol als Zeichen für „Transgender“ verwendet. Ich freue mich in diesem Zusammenhang darüber, dass Pink Apple sich nun bereit erklärt hat, die seit 2004 geübte Praxis zu hinterfragen und nach einer besseren Lösung zu suchen

Die Auseinandersetzung mit dem Zwittersymbol und dessen Verwendung mag vielleicht auf den ersten Blick übertrieben scheinen. Für uns Betroffene ist sie jedoch wichtig.

Die öffentliche Wahrnehmung unserer Belange ist dürftig. Vermischungen von Trans- und Zwischengeschlechtlichkeit, die uns Intersexuellen nicht gerecht werden, sind an der Tagesordnung. Für uns Betroffene ist es sehr wichtig, dass dies sich bessert. Denn Sprache, auch Zeichensprache, schafft Fakten. Dies gilt insbesondere für den Bedeutungsgehalt von Symbolen.

Unser Dasein wird regelmässig auf die Genderfrage reduziert, massive Menschenrechtsverletzungen, operative und hormonelle Zwangseingriffe werden dabei ausgeblendet. Oder höchstens dazu benutzt, um die Aufmerksamkeit auf die spezifischen Anliegen von Transgender, Queer und LGBT zu lenken, obwohl die eigentliche Problematik aus Sicht der Betroffenen in erster Linie in den menschenrechtswidrigen genitalen Zwangsoperationen liegt.

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, die im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Wenn ihr unser Dasein und unser Symbol auf eine Gender-/Identitäsproblematik reduziert und für eure eigenen Anliegen instrumentalisiert, dann trägt ihr dazu bei, dass wir und unsere berechtigten Anliegen in dieser Gesellschaft weiterhin unsichtbar bleiben und die menschenrechtswidrige Praxis der Zwangsoperationen an Zwittern weiterhin andauern.

Um dies zu ändern bitten wir um eure Mithilfe. Danke!

Daniela Truffer (Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Zwischengeschlecht.org, Mitglied XY-Frauen, 1. Vorsitzende Intersexuelle Menschen e.V.)

Na ja, ich habe den Bogen wohl überspannt. Als Zwitter sollte ich doch froh sein, dass überhaupt Filme über 'Intersexualität' gezeigt werden, und nicht so ein "Theater" wegen dem Kontext machen ...

Nella

Hier der an der Filmvorführung verteilte Flyer als pdf (in Bild klicken):


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Mehr Info:

>> Schwullesbisches Filmfestival "Pink Apple" missbraucht Zwittersymbol
>> 2. Offener Brief an "Pink Apple"
>> Zwittersymbol-Klau: "Pink Apple" verweigert Dialog und lädt Betroffene von "Diskussion" aus ...  
>> "Pink Apple" - unser Statement und Flyer zur Filmvorführung am 4.5.2008 
>> Zwittersymbol: Pink Apple lenkt ein

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