Monday, December 10 2007

Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

150 JAHRE INSTRUMENTALISIERUNG UND AUSBEUTUNG VON INTERSEXEN DURCH HOMOSEXUELLE, TRANSSEXUELLE UND FEMINISTINNEN

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans)Gender-Diskurs untergegangen – was den selbsternannten Vertretern der bipolar normierten Gesellschaft noch mehr Macht in die Hände spielt. Die Instrumentalisierung und Ausbeutung von Intersexen durch andere Randgruppen hat Tradition, wie der folgende historische Abriss zeigen soll.


INHALT

1. Karl Heinrich Ulrichs
2. Magnus Hirschfeld
3. John Money
4. Kate Millett / Alice Schwarzer / Judith Butler
5. Transsexuelle
6. Transgender
7. Aufruf zur Wiedergutmachung


1. KARL HEINRICH ULRICHS

Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als “widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Homosexuellen mit Füssen getreten.

Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Ahnherr der Schwulenbewegung, verschrieb sich dem Kampf gegen den diskrimierenden Paragraphen und veröffentlichte ab 1864 zwölf Schriften “Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe”.

Seine Forderung nach Straflosigkeit homosexueller Handlungen begründete Ulrichs mit seiner Theorie von der weiblichen Seele im männlichen Körper, was beweise, dass Homosexualität nicht krankhaft, sondern eine natürliche, angeborene Veranlagung sei, wie eben der Hermaphroditismus. Ulrichs sprach deshalb von ‚psychischem Hermaphroditimus’ oder ‚psychischer Zwitterbildung’. Das hatte Programm, wurden doch Hermaphroditen damals zwar als eigenartige, aber nicht illegale Wesen betrachtet, die für ihre Zweigeschlechtlichkeit nichts konnten, und waren somit im Gegensatz zu Homosexuellen nicht gesellschaftlich geächtet und kriminalisiert. Mehr noch, Zwitter hatten zu Ulrichs Lebzeiten dank Preussischen Landrecht als einzige Menschen (noch) das Privileg, mit 18 per "Geschlechtseid" selbst entscheiden zu können, welchem Geschlecht sie angehören wollen, und damit einhergehend, ob sie sich straffrei lieber mit Männlein oder mit Weiblein ins bett legten – was Ulrichs als Jurist zweifellos bewusst war. Was lag also näher, als zwecks Entkriminalisierung von Homosexualität diese als besondere Form von Hermaphroditismus zu propagieren und somit zu legitimieren? Ulrichs setzte hier den Grundstein für die Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Hermaphroditen.
- Walter Tilmann: “Das frühe homosexuelle Selbst zwischen Autobiographie und medizinischem Kommentar”  http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-10-d.htm
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
- Ulrichs-(Krafft-Ebing)-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


2. MAGNUS HIRSCHFELD

Der Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung Magnus Hirschfeld (1868-1935) führte Ulrichs Kampf gegen den § 175 fort und übernahm dessen Vorstellungen von der Homosexualität als psychischem Hermaphroditismus weitgehend in seiner “Lehre von den sexuellen Zwischenstufen” oder unter dem Schlagwort vom “dritten Geschlecht”. Hirschfeld versuchte, diese Theorie immer wieder wissenschaftlich zu untermauern, u.a. durch Untersuchungen über Hermaphroditen (siehe z.B. “Sexualpathologie 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann”). Zur Untermauerung der Analogie von Homosexualität und Hermaphroditismus verwandte Hirschfeld die Begriffe “Intersexualität”, “intersexuell” und “Intersexueller” (in Anlehnung an Richard Goldschmidt, dessen latinisierte Begriffsschöpfung wiederum auf Hirschfelds "Zwischengeschlecht" zurückgeht).

Um glaubwürdiger zu wirken, verleugnete der Eugeniker Hirschfeld (Mitglied der "Gesellschaft für Rassenhygiene") öffentlich lange seine eigene Homosexualität und schilderte Homosexuelle als minderwertig. Er arbeitete mit dem Wiener Physiologen Eugen Steinach zusammen (der u.a. Homesexuelle durch Implantieren von “gesunden” Hetero-Hoden von zwangskastrierten Sexualverbrechern oder von Hermaphroditen “heilte”), ebenso mit dem späteren KZ-Arzt Carl Værnet. Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" führte auch die ersten operativen Geschlechtsumwandlungen durch.
Siehe auch:
- Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren    
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
- Florian Mildenberger: "Diskursive Deckungsgleichheit – Hermaphroditismus und Homosexualität im medizinischen Diskurs (1850-1960)", in: Frank Stahnisch, Dlorian Steger (Hrsg.): Medizin, Geschichte und Geschlecht. Wiesbaden 2005, S. 259-283
- Florian Mildenberger: “Rattenfänger auf Schloß Bellevue”  http://www.gigi-online.de/Rattenf%E4nger23.html
- Peter Kratz: “Das falsche Idol”  http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t357800.htm
- Rezension: “Carl Værnet. Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald”  http://www.invertito.de/jahrbuch/inv07/inv07_rez_potthoff_vaernet.html
- Rainer Herrn: “Vom Geschlechtsumwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung”  http://www.genderwunderland.de/forschung/herrn1995.html
(via auf archive.org)
- Rezension: Rainer Herrn: “Schnittmuster des Geschlechts”  http://www.genderwunderland.de/medien/buecher/titel/herrn2005.html
(via auf archive.org)
-  http://reform-akt.de/index.php?title=Medizin_(ist)
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation#Anfang_20._Jahrhundert.2FMagnus_Hirschfeld

1919 erschien “Anders als die Andern”, der erste Homosexuellen-Film der Filmgeschichte (Regie: Richard Oswald, wissenschaftliche Mitarbeit: Magnus Hirschfeld). Der Film, der die Nöte von Homosexuellen aufgrund des § 175 schildert, wurde nach wenigen Monaten verboten – als einer der ersten Filme nach der Wiedereinführung der Filmzensur. Als Reaktion auf das Verbot veröffentlichte Magnus Hirschfeld 1927 den Dokumentarfilm “Gesetze der Liebe”. Die “Schlussepisode” (die über 3/4 des gesamten Films ausmachte) enthielt eine leicht gekürzte Fassung von “Anders als die Andern”, als Alibi-Kapitel vorgeschoben wurde eine Abhandlung über das “Zwischengeschlecht beim Menschen, bei Pflanze und Tier”. Diese zweite Fassung von “Anders als die Andern”, die übrigens ebenfalls verboten wurde, beweist wiederum, wie Zwitter von Homosexuellen als Mittel zum Zweck eingesetzt wurden, um eigene Ziele zu erreichen. Während “Anders als die Andern” heute noch in beiden Fassungen restauriert erhältlich ist, sind vom Hermaphroditen-Kapitel bezeichnenderweise nur noch die Zwischentitel überliefert.
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_als_die_Andern_(1919)
- Dokumente zu “Anders als die andern”  http://www.cinegraph.de/cgbuch/b2/b2_03.html
- Zwischentitel “Gesetze der Liebe”  http://www.deutsches-filminstitut.de/collate/collate_sp/se/se_link_28.htm [mittlerweile nur noch via archive org, unvollständig ...]

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Jahrzehnte später setzte Rosa von Praunheim der Schwulenikone Magnus Hirschfeld in seinem Film “Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld” ein Denkmal. Wie sehr die Ausbeutung von Hermaphroditen zu diesem Zeitpunkt in der Schwulenbewegung bereits internalisiert ist, zeigt sich darin, dass Rosa von Praunheim, einer der wohl bekanntesten und tonangebendsten Exponenten, im Jahre 1999 in seinem Film die (historisch nicht belegte) Herkunft des Geldes für die Gründung von Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" damit erklärt, dass Hirschfeld nach anfänglichem Zögern einem orientalischen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern das zwittrige Genital amputierte, um die ihm dafür versprochene Schatztruhe zu erhalten. Treffender als mit dieser von Rücksichtslosigkeit gegenüber Intersexen geprägten Szene lässt sich die Instrumentalisierung von Zwittern durch Hirschfeld & Co. kaum darstellen: die Entstehung des Instituts wurde erkauft mit Geld, an dem das Blut eines zwangsopierten Hermaphroditen klebt.
- Stefan Zweifel: “Opus minus über Dr. Magnus”  http://www.intersexualite.org/Deutsch-Index.html#anchor_481
- Peter Kratz: “Der Streicher des Sex”  http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=derstreicherdessex&jahr=2000&mon=04
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren  
- Offener Brief an Rosa von Praunheim zu Hirschfeld als Zwitterverstümmler
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
-  http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon?type=filmdetail&film_id=250736


3. JOHN MONEY

Der Psychologe und Sexologe John Money (1921-2006) kann als Hirschfelds Erbe betrachtet werden. Money erfand und prägte die Gendertheorie vom sozialen Geschlecht als massgebendem und dem biologischen Geschlecht als vernachlässigbarem Faktor. Zeitgleich perfektionierte sein Team im Johns Hopkins Hospital in Baltimore operative Geschlechtsumwandlungstechniken für Transsexuelle. Davon ausgehend propagierte Money flächendeckend die heute noch gebräuchlichen “geschlechtsangleichenden” genitalen Zwangsoperationen an sämtlichen Intersexen in den ersten zwei Lebensjahren (damit sie sich später nicht erinnern können), wobei die Betroffenen über ihr eigentliches Geschlecht systematisch belogen werden. 100'000e Intersexe wurden und werden nach Moneys Vorgaben zwangsoperiert (allein in Deutschland 1-2 JEDEN TAG) und anschliessend ein Leben lang angelogen. Für die Mediziner ein lukratives Geschäft – mit gravierenden körperlichen und seelischen Folgen für die Betroffenen.

Dem Vorwurf von Kollegen, dass seine Gender-Theorie klinisch nicht bewiesen sei, versuchte Money ein für alle Mal mit einem klassischen “Zwillingsexperiment” zu begegnen: David Reimer, einen Jungen, dem bei einer missglückten Beschneidung der Penis völlig zerstört wurde, liess Money im Alter von 22 Monaten umoperieren und anschliessend als Mädchen aufziehen, dessen Zwillingsbruder musste die Kontrollgruppe spielen. Das Experiment misslang – David Reimer hatte sich immer wieder geweigert, seine Mädchenrolle zu akzeptieren; als er mit 14 die Wahrheit herausfand, wurde er wieder zum Mann. Heute sind Bruce und David Reimer tot, beide haben ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Money gab das Scheitern seines “Experiments” jedoch nie zu.

2002 erhielt John Money die Magnus-Hirschfeld-Medaille, die seit 1990 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen wird. Damit schliesst sich der Kreis.
-  http://en.wikipedia.org/wiki/John_Money
- John Money – der Mythos vom Einzeltäter
- John Colapinto: “The true Story of John/Joan”  http://infocirc.org/rollston.htm
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


4. KATE MILLETT / ALICE SCHWARZER / JUDITH BUTLER

Moneys anscheinend wissenschaftlich untermauerte These wurde von der feministischen Bewegung begierig aufgenommen. Unreflektiert und unhinterfragt diente sie als Beweis dafür, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologischen, sondern ausschliesslich psychische Identitäten sind. Was Feministinnen schon immer wusste, sahen sie bestätigt durch Moneys Experiment an David Reimer, der passenderweise bei einer missglückten Beschneidung seinen Penis verloren hatte und in der Folge unter Moneys Aufsicht zum Mädchen gemacht wurde: Die perfekte Widerlegung der “angebliche[n] Naturgegebenheit von Männerherrschaft”.

Die damals wichtigste lesbische Aktivistin, Kate Millett, übernahm in ihrem 1970 erschienenen Bestseller “Sexual Politics” Moneys Gendertheorie unter Quellenangabe und propagierte sie (Millett: “Sexus und Herrschaft” 1971, S. 39).

In ihrem 1975 erstmals erschienen Buch “Der kleine Unterschied” lobt Alice Schwarzer Moneys Reimer-Experiment als bahnbrechend und spricht von der Gebärfähigkeit als ohnehin einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen: “Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen Identität.” Das ‚Mädchen’ werde nach Hormonbehandlung und künstlicher Scheide eine ganz normale Frau sein. Auch in der aktuellen, im September 2004 erschienenen zweiten Auflage der Neuausgabe von 2000 präsentiert Alice Schwarzer nachdrücklich den lebenden Beweis für die Gendertheorie.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"

Eine weitere bekannte Feministin, Judith Butler, setzt ebenfalls voll auf Moneys Gendertheorie. In ihrem 1990 erschienenen einflussreichsten Buch “Gender Trouble. Feminism and the subversion of identity” (“Das Unbehagen der Geschlechter”, 1991) greift Butler den von Money ins Leben gerufenen Begriff ‚Gender’ und die damit verbundene Theorie auf und modifiziert ihn, verzichtet jedoch konsequent darauf, Money in irgend einer Weise zu erwähnen. Z.B. noch in einem Vortrag vom 8. Mai 2001 an der FU Berlin relativierte Judith Butler Money's Verbrechen. Butlers Gendertheorie ist die Namensgeberin des “Gender Mainstreaming”, das heute in der EU als feministische Errungenschaft offizielle Vorgabe ist. Was prompt nicht uneigennützige politische Kritiker auf den Plan ruft wie z.B. Volker Zastrow - bezeichnenderweise aber bisher die einzigen, die Money's menschenrechtswidriges "Zwillingsexperiment" und Judith Butlers unreflektierten Brückenschlag unmissverständlich kritisieren:
- Volker Zastrow: “Politische Geschlechtsumwandlung”  http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


5. TRANSSEXUELLE

Transsexuelle beneiden uns Intersexe darum, dass wir im Gegensatz zu ihnen ohne grosse bürokratische Hindernisse operiert werden (sofern wir nicht zufällig zu den 99% gehören, bei denen das als Baby ohne ihre Einwilligung geschah). Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006

Im Internet wird Hermaphroditismus resp. “Intersexualität” auf unzähligen Transsexuellen-Homepages zur Unterkategorie von Transsexualität degradiert respektive eingangs alibimässig erwähnt, um in der Folge über Operationsmethoden zu diskutieren. Vornehm aussen vor gelassen wird dabei, dass praktisch alle Intersexe angelogen und gegen ihren Willen zwangsoperiert werden!

Einige wenige Beispiele für die unsägliche Vermengung von körperlicher Zweigeschlechtlichkeit und Transsexualität, wie sie heute den öffentlichen Diskurs dominieren:

“Man könnte sagen, daß Transsexuelle Hermaphroditen sind, solange sie noch nicht operiert wurden, denn ihre Seele ist ganz weiblich oder männlich, und der Körper ist bis auf Ausnahmen ganz männlich oder weiblich.”
Frau Dr. Inoszka Prehm,  http://www.transgender.at/infos/allgemein/aspekte.html

“Trans- u. Intersexuelle Menschen werden leider heute noch oft gemobbt, diskriminiert und ausgestossen nur weil die Tatsache der Realität und Existenz von Transsexualität falsch verstanden und falsch behandelt wird.” (Beachte, wie einmal mehr im zweiten Satzteil plötzlich nur noch von der “Realität und Existenz von Transsexualität” die Rede ist.)
 http://www.tas-org.ch/

Desgleichen ist das biologische Zwitter-Symbol derart von den Transsexuellen vereinnahmt, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr in seinem eigentlichen Sinn verstanden wird.
 http://www.genderwunderland.de/index.html
[Nachtrag: Der Inhalt der gesamten Domain wurde inzwischen ausgetauscht. Die ursprüngliche Seite mit dem geklauten Zwitter-Symbol auf archive.org: http://web.archive.org/web/20070621143429/http://www.genderwunderland.de/]

Mit dieser Vereinnahmung, Ausbeutung und Unsichtbarmachung von Intersexualität unterstützen Transsexuelle die Mediziner darin, Intersexe als Menschen mit einer Störung abzustempeln, die man operieren muss. Denn damit ist die medizinische Zwangszuweisung legitimiert und das lukrative Geschäft gesichert – zwar auf Kosten der Menschenrechte und der körperlichen und seelischen Unversehrtheit der Hermaphroditen, doch das interessiert ja eh niemand.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


6. TRANSGENDER

Zur Illustration lediglich ein einzelnes Beispiel: Die Homepage mehr-geschlechter.de stellt sich nach aussen als von “Intersexuellen” betrieben dar. Im Lead-Text “Ich bin weder Mann noch Frau!” auf der Eingangsseite werden zwar im ersten Satz Intersexuelle und Operationen an diesen angesprochen, bezeichnenderweise jedoch nicht, dass diese als Zwangsoperationen und -kastrationen ohne Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Einmal mehr dient die Erwähnung von Hermaphroditen lediglich als Überleitung zu den eigenen Partikularinteressen: “Denn auch alle anderen Menschen werden von Geburt an mit dem Zwang konfrontiert männlich oder weiblich zu sein. Alle werden entsprechend eingeordnet und behandelt und ordnen selber ein und handeln.” Dieser Text ist auch Bestandteil von Plakaten mit dem Konterfei von Lesben, Trans[sexuell]en und/oder Drag Kings, die man unter “Motive” downloaden kann. Und unter “Bücher zum Thema Intersexualität” werden AUSSCHLIESSLICH Texte über Queer-Theorie, Gender, Transsexualität und lesbischen Feminismus aufgelistet. Fazit: Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Ausbeutung in Reinkultur.
 http://mehr-geschlechter.de/
 http://mehr-geschlechter.de/buecher.de.html
 http://mehr-geschlechter.de/motive.de.html

Heute ist es soweit, dass z.B. auf Wikipedia oder im google open directory Hermaphroditismus bzw. “Intersexualität” frech als UNTERABTEILUNG von Transgender/Transsexualität rubrifiziert wird!
 http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t
 http://www.google.de/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/Menschen/Transgender/Intersexualit%C3%A4t/


7. AUFRUF ZUR WIEDERGUTMACHUNG

Ulrichs, Hirschfeld, Money, Butler & Co. haben ganze Arbeit geleistet – nicht zuletzt dank 150 Jahren erfolgreicher Instrumentalisierung zwischengeschlechtlicher Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen Homosexuelle schlecht da, waren kriminalisiert und geächtet, Frauen hatten kein Wahlrecht, beide Gruppen waren in ihren Rechten auf sexuelle Selbstbestimmung stark diskriminiert. Demgegenüber waren Hermaphroditen einigermassen akzeptiert und durften im Alter von 18 Jahren selbst entscheiden, welches Geschlecht sie annehmen wollten (wenn sie sich auch für eines von zwei entscheiden mussten). Heute ist es genau umgekehrt: Homosexuelle haben sich etabliert und sich ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich erstritten, Frauen können weit gehend über ihr Leben und über ihre Sexualität selbst entscheiden. Intersexe werden hingegen durchgehend als Kleinkinder ohne ihre Einwilligung genital zwangsoperiert, kastriert, ein Leben lang angelogen und – totgeschwiegen. Auch von Schwulenbewegung, Feministinnen usw. Während z.B. Proteste gegen Zwangsbeschneidungen und jungen Frauen in Afrika selbstverständlich sind und zum guten Ton gehören, werden genitale Zwangsoperationen und Kastrationen von Intersexen aus nahe liegenden Gründen verdrängt und ausgeblendet.
- Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF) http://kastrationsspital.ch/public/PLETT_intersexualitaet.pdf
- Antke Engel: Ene mene meck, und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel%3A-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997

Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen, Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen. Über die 150-jährige Geschichte der Vereinnahmung der Intersexe und ihrer Folgen für die Betroffenen kann sich jeder Mensch informieren – wenn er denn will.

Wir rufen die Fortschrittlichen unter den Schwulen, Lesben, Transsexuellen, Feministinnen usw. auf, eure eigene Geschichte kritisch neu zu bewerten und einen Beitrag zu leisten, das Unrecht wieder gut zu machen, an dem ihr massgeblich beteiligt seid. Hört auf, in unserem Namen zu sprechen (und dabei doch nur eure eigenen Partikularinteressen zu verfolgen)! Hört auf, unser Symbol zu stehlen und zu entwerten!

Steht uns z.B. am 12.12.2007 in Köln solidarisch zur Seite, wenn es darum geht, genitale Zwangsoperationen an Intersexen anzuprangern – anlässlich eines Prozesses eines ohne seine Einwilligung operierten zwischengeschlechtlichen Menschen gegen seinen Arzt. Hört endlich auf, uns zu instrumentalisieren, sondern unterstützt uns in unserem Kampf um Selbstbestimmung, ohne uns dabei von Neuem zu vereinnahmen!

Demo Mittwoch, 12.12. 9:30 vor dem Landgericht in Köln. Kommt dunkel gekleidet, kein pink und kein lila!
 http://de.indymedia.org/2007/11/199653.shtml



Nella & Seelenlos


siehe auch http://de.indymedia.org/2007/12/201883.shtml

nachtrag: ---> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: ---> Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

nachtrag: ---> Etwas  Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...

nachtrag: ---> Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik-aus-2002

nachtrag: ---> "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Saturday, December 8 2007

Fear of the Dragon II

Wednesday, December 5 2007

Spiegel unterschlägt Kritik an Thyen

Vielen Intersexen stiess das Zitat von Frau Thyen, Chefpsychologin des Netzwerkes Intersexualität, sauer auf:


Eltern [...] müssten es erst
mal fertigbringen, ein Kind ohne Ge-
schlechtszuschreibungen zu erziehen.
Die Eltern müssen es annehmen kön-
nen, sagt auch die Kinder- und Jugendärz-
tin Ute Thyen, eine der treibenden Kräfte
der Lübecker Netzwerk-Studie.
Die Eltern wickeln ihr Kind, viermal am
Tag. Sie sehen, was los ist, und müssen
damit leben können. Und ein Kind, das
körperlich so offensichtlich anders sei, be-
fürchten die Eltern, werde es nun mal
schwer haben, sagt Thyen, „sollen sie es
denn zum Testfall machen? Die Gesell-
schaft ist nicht so weit, aber mein Kind
geht schon mal voraus?“


Einmal mehr wird nur aus der Perspektive der Eltern und Ärzte argumentiert und unterschlagen, dass die geschlechtszuweisenden Operationen im Kindesalter ohne Einwilligung der Betroffenen grösseres Leid verursachen, als die immer wieder vorgebrachten Hänseleien in Kindergarten, Schule etc.

Mehrere Intersexe schrieben Leserbriefe an den Spiegel, in denen sie Frau Thyens Aussage kritisierten. Bezeichnenderweise wurden genau diese allesamt unterschlagen:

Mit großem Interesse habe ich ihren Artikel gelesen. Die Bemerkung von Frau Ute Thyen (Kinder und Jugendärztin), dass die Eltern das Kind mit dem uneindeutigen Geschlecht annehmen können müssen, klingt sehr überlegt. Bedauerlich sind ihre weiteren Schlussfolgerungen, denn die Problematik hat sich Frau Thyen doch offenbart. Die Eltern brauchen das Angebot einer Begleitung.

Und ich vermute, dass die angeblichen Befürchtungen der Eltern etwas aus der Luft gegriffen sind. Es klingt wie Polemik, so unkonkret.

Ich erinnerte mich an den Film der Contergan – Geschädigten. In der Szene, in der die junge Mutter ihr Kind zum ersten Mal sieht, ist alles offen und es siegt die Liebe der Mutter. (Etwas überspitzt theatralisch vielleicht, aber ok.) Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft die „Monster“ macht, eben durch so eine Totenstille auf die Frage nach dem Geschlecht im Kreißsaal.

Damit stellt sich für mich die gesellschaftliche Frage der Existenzberechtigung jeder (gottgewollten) Schöpfung und auch der Berechtigung jedes Individuums selbst darüber zu entscheiden. Wie kann es also sein, dass den Eltern anscheinend suggeriert wird, das Kind wäre nicht ok? Wenn die Eltern bei Bedarf nicht allein gelassen werden, und sie das Kind lieben, weshalb sollten sie das Kind nicht selbst über das eigene Leben mit entscheiden lassen.

Ich glaube daran, dass unsere Gesellschaft an diesem offenbarten natur gegebenen Anderssein wachsen wird. Genug Beispiele dafür gibt es ja.

(Clara07)



Der Spiegel ist längst nicht mehr so mutig wie vor 40 Jahren. Sie werden wohl einer Klage aus dem Wege gehen wollen. Das hatte ich auch übersehen, als ich schrieb:

"Dankenswerter Weise wird in dem Artikel das „Recht der preußischen Länder“ erwähnt, das eine pragmatische Regelung enthielt. Zwitter waren noch kein Behandlungsobjekt für die Medizin, die mit anderen Dingen voll beschäftigt war. Die Selbsterklärung per „Geschlechtseid“ konnte Lebenskatastrophen verhindern oder zumindest mildern. Nachdem die moderne Gesetzgebung (in Preußen das BGB) solche Regelungen „vergessen“ hatte, wurden Zwitter zur Nichtexistenz verdammt. Manche konnten auf sehr niedrigem Niveau überleben, indem sie sich auf Jahrmärkten als Fabelwesen ausstellen ließen, Andere landeten im Rotlichtmilieu als Objekte verirrter männlicher Triebe. Schon im 19 Jahrhundert begann die Chirurgie, sich der Genitalien anzunehmen. Ergänzt als „Vereindeutigeung wurde dies durch die pharmazeutischen Ergebnisse der Hormonforschung ab den 30er Jahren. Mit John Moneys Postulat, nicht ein wie auch immer definiertes „Kerngeschlecht“ solle Grundlage des eingetragenen Geschlechtes sein, sondern die hormonelle und chirurgische Machbarkeit, schienen Zwitter endgültig und für alle Zeiten vom Erdboden verschwunden zu sein. So schuf die Medizin „Ersatzlegalität“ für Menschen, die real im Gesetz nicht mehr vorkommen.

Die im Artikel zitierte Kinderärztin Ute Thyen hat viel Verständnis für Eltern, die ein im Gesetz nicht vorkommendes Kind nicht aushalten. Wie wir aktuell wieder erfahren haben, können Eltern, die ihr Kind nicht aushalten, es verhungern lassen. Ist angesichts dessen die Austreibung des Teufels „illegaler“ Körper“ mit dem Beelzbub der Frühanpassung nicht human? Interessanterweise wurde schon oft über die Möglichkeit geredet und geschrieben, ein ungeliebtes Kind zur Adoption freizugeben, auf dass es ein liebevolles Umfeld fände. Das Selbstverständliche gilt aber nicht für Zwitterkinder. Die sind auf Gedeih oder Verderb ihren Erzeugern ausgeliefert, auch wenn die meinen, ein Baby müsse in jedem Falle der Norm für baugleiche Serienprodukte entsprechen. Ich bin überzeugt, dass ein ungeliebtes Zwitterkind liebevolle Eltern finden kann, die ihm ein warmes Nest und gute Chancen zur Entwicklung von Selbstwertgefühl bieten können. Schließlich kenne ich selber Erwachsene, die den individuellen Wert des Menschen höher schätzen als die Norm.

Das Erleben der Entwertung des eigenen Körpers lässt sich nicht wegoperieren. Für den Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühles ist es nicht wichtig, eine normgerechte Nase oder normgerechte Genitalien zu haben.
Unabdingbar ist es, in der nahen Umgebung sich geliebt und anerkannt fühlen zu können. Wer irgendwann erfährt, dass man medizinisch eingreifen „musste“, damit er/sie überhaupt ein akzeptabler Mensch wurde, kann das nur schwer verarbeiten. Zumal die Psychotherapie sich mit dieser Lebenssituation niemals auseinander gesetzt hat und bis auf den heutigen Tag mit „Identitätstheorien“ um den heißen Brei herumschleicht.

Wichtig ist es, dass alle Menschen, unabhängig von Eigenschaften wie „Junge“, „Mädchen“, „Zwitter“ oder „Neger“ ihre Fähigkeiten frei entfalten und einbringen dürfen und ein gesundes Leben führen können.

Ich frage mich, ob es ohne den Wegfall von Regelungen wie dem Geschlechtseid im „preußischen Landrecht“ überhaupt eine Kindergynäkologie/Kinderurologie gäbe. Medizin könnte sich dann auf ihre Aufgabe besinnen:

Den Menschen ein gesundes Leben in jedem Sinne zu ermöglichen. Für Christiane hätte dies bedeutet, dass ihr Salzverlust frühzeitig zur Kenntnis genommen und behandelt worden wäre. Und dass sie im richtigen Alter hätte entscheiden dürfen, ob sie ihre weiblichen Organe behalten will oder nicht.

Wenn allen Menschen ein würdiges Leben im Sinne des Grundgesetzes ermöglicht sein soll, muss die alte Regelung des preußischen Landrechtes wieder in Kraft treten. Sie würde Kinder vor irreversiblen Zwangsmaßnahmen schützen. Über Verbesserungen der Regel werden wir gerne dem Gesetzgeber reden. Zum Beispiel könnte die Eintragung eines Geschlechtes bei der Geburt auch ganz wegfallen, ohne dass die Welt Schaden nimmt. Die Geschlechter Mutter oder Vater zeigen selber, wenn es an der Zeit ist. Wer keines von Beiden hat, kann trotzdem ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein.

Der Umgang mit Zwitterkindern zeigt auf besonders drastische Weise, wie Erwachsenen ihre Unfähigkeit zur Gestaltung menschengerechter Lebensverhältnisse auf die Kinder abwälzen. Man kann die Lebenssituation von („Pseudo“-)Hermaphroditen seit dem Ende des „Geschlechtseides“ ungefähr vergleichen mit der Situation der Schwarzen in den USA bis in die 60er Jahre: Es gab ein reichhaltiges Kosmetikangebot zum Hautbleichen und Haareglätten. Bis einige Schwarze die Schande, schwarz zu sein, nicht mehr aushielten und zu der Erkenntnis gelangten: Nicht schwarz zu sein ist die Schande, sondern die sozialen Verhältnisse sind die Schande. Von da an gings bergauf...

Der letzte Satz im Artikel enthält übrigens eine Suggestion, die gesellschaftliche Vorurteile sehr schön darstellt: „Ihr passen nun Damenhosen, Größe 38“. Die Annahme, Christiane hätten als „Thomas“ irgend welche Herrengrößen besser gepasst, wie es durch das Komma und das Wörtchen „nun“ suggeriert wird, geht an der Realität des menschlichen Köpers vorbei."

(Claudia)



Liebe Spiegelredaktion,

zunächst danke ich Ihnen herzlich, dass Sie sich des Themas Zwischengeschlechtlichkeit angenommen haben. Es ist ein Thema mit vielen Fassetten und für einen Mann oder eine Frau schwer zu verstehen in dieser zweipoligen Welt.

Die fehlende Wertschätzung für die Menschenrechte und die Anwendung der Grundrechte dieses Staates im Bezug auf zwischengeschlechtliche Menschen wird auch in der Reportage sehr deutlich : Wie selbstverständlich eine Wissenschaftlerin und Kinderärztin wie Frau Prof.Dr.Thyen, die federführend über das Schicksal von zwischengeschlechtlichen Kindern entscheidet, berichtet : 'Die Eltern wickeln ihr Kind viermal am Tag. Sie sehen, was los ist,und müssen damit leben können. Und ein Kind das offensichtlich so anders sei, befürchten die Eltern, habe es nun mal schwer, sagt Thyen Sollen wir es zum Testfall machen?'

Fragen nach der Selbstbestimmung, nach dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, eine eigene Sexualität, nach der Rechtmäßigkeit der Entfernung von gesunden Organen, die Spätfolgen, die fehlende Hormonersatztherapiemöglichkeiten und nicht zuletzt die Kosten, die der Solidargemeinschaft für Dauerrezepte nach unnötigen Kastrationen entstehen, und dem möglichen Leid, das ausgelöst wird, werden hier ausgeblendet.

Hauptsache, man merkt nichts.

Kein Staatsanwalt regt sich, keine Kinderschutzorganisation , kaum ein Politiker läuft Sturm. Oder doch?

Über wieviel % der Ablehnungen sprechen wir hier Frau Thyen? Ich kenne diese Eltern nicht. Wie viele Fälle sind Ihnen bekannt, möchte ich hier fragen. So viele Fälle wie sie bei entartenten Gonaden bei Menschen mit CAIS kennen ( o.9% Risiko bei einer Häufigkeit der Besonderheit CAIS von 1: 12.000 Geburten)?

Gerne wird hier mit k.o. - Argumenten laviert.

Ich wünsche mir, dass der Wahnsinn ein Ende hat, denn es ist nicht Geschichte, sondern Realität, das Heute, über das hier berichtet wird.

(Nolderot)



Einmal mehr stossen mir in einer Publikation über Intersexualität insbesondere die Aussagen der sogenannten ‚Experten’ bitter auf. Und nun auch noch Frau Thyens vorwurfsvolles und entnervtes „sollen sie es denn zum Testfall machen? Die Gesellschaft ist nicht so weit, aber mein Kind geht schon mal voraus?“ Und dies alles notabene nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung einer Studie des Instituts für Sexualforschung in Hamburg, die beweist, dass die meisten ‚behandelten’ Intersexuellen traumatisiert und unglücklich sind!
Und nur so nebenbei: Änderungen in der Gesellschaft kommen NUR dann zustande, wenn Menschen damit beginnen, schon mal vorausgehen! Kinder dabei zweifelsohne in Begleitung, aber diese Begleitung braucht Mut und Verantwortungsbewusstsein!

(Nella)

(Die abgedruckten Leserbriefe sind hier dokumentiert.)

Saturday, November 24 2007

Archiv verletzender, beleidigender oder nicht themenbezogener Kommentare

Verletzende, beleidigende oder nicht themenbezogene Artikel sind auf diesem Blog nicht erwünscht und werden zu Dokumentationszwecken direkt hierhin verschoben. Mehr zu den Moderationskriterien hier.

Danke für euer Verständnis.

Nella


(Es folgen die verschobenen Kommentare in chronologischer Reihenfolge.)

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2. On Wednesday 12 December 2007, 23:37 by Uschi

in 30 Jahren keine Beziehung? Keine Liebe? Du leidest..mag sein...überleg mal wie ich mich fühle...7 Jahre belogen und betrogen.

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2. On Friday 14 December 2007, 22:57 by Anja [a.k.a. Kim] (Menschenrechte auch für Zwitter 2)

Ehrlich gesagt, ich finde es gut, dass intersexuelle Menschen endlich einmal die Chance haben, in den Medien auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Was mich dennoch ärgert ist, dass trotzdem - aus welchem Grund auch immer - hierbei Menschen, die von Transsexualität betroffen sind permanent von Intersexuellen ins Spiel gebracht werden (auch hier auf dieser Seite), um sich von ihnen abzugrenzen. Sicher, eine Abgrenzung ist hier bitter nötig - andererseits, und das ist das worüber ich mich ärgere, werden Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die den Geburtsgeschlecht entgegenstehen (nichts weiteres ist aus meiner Sicht Transsexualität), in einem Licht dargestellt, als hätte Transsexualität etwas mit Lifestyle, Geschlechtswechelfantasien o.ä. zu tun. Menschen, die von Transsexualität betroffen sind, sind Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs mit Gebärmutter. Das fatale ist nun, dass sie genau dies bis dato rechtlich in Deutschland nicht anerkannt bekommen - ja, man tut so, als gäbe es sie nicht. Wie böse ist Ignoranz? Wie schlimm ist das, wenn Menschen, die selbst genau darunter am meisten zu leiden haben, dass man über ihren Kopf hinweg entscheidet, selbst andere Gruppen mit Verachtung strafen? Ich wünsche mir hier bitte ein bisschen weniger Missbrauch - durch wen auch immer. Vielen Dank.

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2. On Friday 14 December 2007, 23:25 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Instrumentalisierung von Intersexen durch Homosexuelle, Transsexuelle und Feministinnen

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper systematisch als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans-)Gender-Diskurs untergegangen. Die Instrumentalisierung und Vereinnahmung von Intersexen durch andere (Rand-)Gruppen durch das Konstrukt der „psychischen Intersexualität“ reicht von den Anfängen der Homosexuellenbewegung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur aktuellen Politik des Gender Mainstreaming. Als Folge hat sich die Situation von zwischengeschlechtlichen Menschen in den letzten 100 Jahren massiv verschlechtert: konnten sie im 19. Jahrhundert mit 18 noch selbst bestimmen, welchem Geschlecht sie angehören wollten, wird ihnen heute bald nach der Geburt ohne ihre Einwilligung unwiderruflich operativ ein Geschlecht zugewiesen, und ihre Menschenrechte werden mit Füssen getreten."

Ich möchte ebenso nicht von einem Verein, der die interessen intersexueller Menschen vetritt, für dessen Interessen zwangsinstrumentalisiert werden. Für die eigenen Interessen sich einzusetzen, ja das ist gut, wenn aber hier die Existenz von Menschen ignoriert wird, die mit gegengeschlechtlichen Körpermekmalen geboren werden und so getan wird als gäbe es sie nicht (basierend auf geistigen Irrtümern der Sexologie der letzten 20-30 Jahre), dann finde ich das weniger gut. Vielen Dank.

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4. On Saturday 15 December 2007, 12:55 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Ja, jede dieser Gruppen instrumentalisiert uns und unsere Interessen." Sagen sie dies einmal einem dreijährigen Kind, wenn es weiss, dass es mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurde. Dieses Kind wird wöglicherweise noch nicht einmal wissen, dass es zu der Gruppe gehört, die sie hier auch meinen - geschweige den irgendein Interesse daran haben hier irgendwen zu instrumentalisieren. Es will leben. Wie jeder andere Mensch auch.

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7. On Sunday 16 December 2007, 18:06 by Tina (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

Wundert mich ja nicht, dass hier auf uns Transsexuellen herumgehackt wird - sind wir ja gewohnt. Und solch idiotische Zitate, wie "Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006" sind wohl an Schwachsinn und Unverschämtheit kaum noch zu übertreffen. Ist ja auch kein Problem, wenn man selbst als Intersexuelle/r anerkannt ist und nicht um medizinische Maßnahmen kämpfen muss, sich dann als etwas Besseres zu fühlen und uns schlecht zu machen.
Wir freuen uns doch immer wieder, wenn ungebildete Menschen Vorurteile über uns verbreiten, seltsame Autoren zitieren, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben... das erinnert doch schwer an die Rassenvorurteile des 3. Reiches. Dort wurden auch bewusst Falschaussagen von sogenennten Wissenden verbreitet, um mit ihrer Hilfe gegen alles "Andersartige" vorgehen und sie in den Schmutz ziehen zu können.
Aber, scheint ja ok zu sein, hier in diesem Blog...

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9. On Monday 17 December 2007, 12:29 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Uns könnte der Kampf um Würde und Selbstbestimmung verbinden". Ja, könnte er, kann er. Nämlich dann, wenn der Wille um Verständnis vorhanden ist. Wer weiss, dass transsexuelle Menschen ebenfalls um körperliche Normalität bitten (das Wissen um ihre körperliche Abweichung ist ihnen meist schon als Kind bewusst), ihnen aber bis heute - auf Grund mangelnder Diagnostik - immer wieder gesagt wird, dass schon alles in Ordnung ist bei ihnen, ja wenn ihnen seit ihrer Kindheit erzählt wird, sie würden sich ihr Selbstwissen nur einbilden, wenn ihnen ein Medizinsystem bis heute verwehrt, als das behandelt zu werden, als was sie geboren sind, wenn sie Demütigungen erleben müssen, die selbst oft in sexuellem Missbrauch durch psychologische Gutachter wiederverfährt (ich kenne selbst ein paar dieser Menschen persönlich), ja, wenn ihnen Motive unterstellt werden, die sie nicht haben (nämlich zum Beispiel das Geschlecht zu wechseln), wenn sie demnach in ihrer Existenz geleugnet werden, in dem man z.B. aus transsexuellen Frauen (Mädchen, die mit einem Penis geboren werden), Männer macht und nicht ablässt davon sie immer wieder spüren zu lassen, dass sie - auf Grund eben der mangelnden Diagnostik - in dieser Welt kein Gehör finden... wenn man all dies zusammennimmt, dann kann ich, als selbst Betroffene, tatsächlich nachvollziehen warum der Kommentar von Tina derart ausgefallen ist, wie er ausgefallen ist (unabhängig davon, dass die äussere Form auch auf mich ersteinmal sehr heftig wirkt). Ich habe eine Frage: Wenn ein transsexuelles Mädchen weiss, dass es als Mädchen geboren wurde und ihm gesagt wird "Du hast einen Penis, also bist du ein Junge", was würden sie diesem Kind sagen? Dass es ein Junge ist? Genau hier fängt bei mir der Begriff "Respekt" an. Wenn er ehrlich gemeint ist, dann muss ich berücksichtigen, dass dieser Mensch womöglich Recht haben kann. Wenn dann so getan wird, als könnte das alles nicht sein (weil es nicht sein darf), und sogar jegliche wissenschaftlichen Ansätze (wie zum Beispiel der Möglichkeit, dass ein transsexuelles Kind tatsächlich davon betroffen ist, dass sich das Gehirn bereits vorgeburtlich beispielsweise weiblich entwickelt hat und die Genitalien "männlich" - was ja dann manche hirnorganische Intersexualität nennen) schlecht mache, die helfen könnten, diesem Menschen mehr Argumente in die Hand zu geben (und womöglich sogar noch argumentiere, diejenigen transsexuellen Menschen, die hier diesen Strohhalm ergreifen, ganz andere bösartigen Gründe hätten), dann frag ich mich: Ist die Respektbekundung wirklich ernst gemeint?

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13. On Sunday 23 December 2007, 16:44 by Kim (Die Rede von der "psychischen Intersexualität")

"Hört auf, auf diesem Blog zwischengeschlechtliche Menschen zu verletzen und zu beleidigen!"

Wenn du aufhörst zu behaupten, dass hier eine Beleidigung stattfand (im übrigen zieht sich diese Unterstellung scheinbar von anfang an durch das Thema). Beleidigt sein und beledigt werden ist ein kleiner, manchmal aber entscheidender Unterschied. Sollte in Zukunft weiterhin behauptet werden, transsexuelle Menschen "wollen ihr Geschlecht wechseln" oder ihnen ihre Existenz abstrittig gemacht werden (indem man sie zu etwas erklärt, was sie nicht sind und ihnen Aussagen unterstellt, die sie nicht getätigt haben), werde ich mich auch in Zukunft dagegen wehren. Verprochen. Auch ich habe ein Existenzrecht. So wie die vielen anderen Menschen, die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden (und bei denen auch ich, auch wenn mir solche Aussenbezeichnungen eigentlich völlig schnuppe sind, nachvollziehen kann, wenn manche von ihnen sagen, auch sie wären "zwischen den Geschlechtern". Denn wenn man Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs, die mit einer Gebärmutter auf die Welt kommen, so bezeichnen will, dann hat das auch eine gewisse Logik). Insofern... überlegt einmal wer hier zwischengeschlechtliche Menschen beleidigt. Das ist kein Angriff, ehrlich... sondern ein gutgemeinter Rat, einmal zu reflektieren und zu erkennen. Ja, uns gibt's tatsächlich. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Vielen lieben Dank...

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1. On Wednesday 26 December 2007, 15:28 by Kim (Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...)

Das schlimmste ist, wie sich Menschen damit beschäftigen, die Existenz anderer Menschen zu widerlegen. Es ist eine Eigenschaft, die ich als abgrundtief böse empfinde.

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12. On Saturday 5 January 2008, 14:47 by SarahR (Christianes Geschichte)

Also Hauptsache noch eine Gruppe finden, gegen die man sich Abgrenzen und auf die man herabsehen kann? Wer verstümmelt wurde, der ist etwas besseres als wer Behindert geboren wird, und muss sich gegen die mögliche Unterstellung abgrenzen?

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8. On Sunday 13 January 2008, 22:00 by Kim

Es ist ein befremdliches Gefühl, Dinge zu äussern, die dann von Aussenstehenden um 180 Grad verdreht werden und für die Interpretation angegriffen zu werden, die der Betrachter aufgestellt hat, mit dem eigentlichen Inhalt aber nichts zu tun hat. Vielleicht ist es genau das, warum ich den letzten Beitrag geschreiben habe? Weil genau das symptomatisch ist für die Fehlzuordnung (auch die geschlechtliche) von Menschen? Diese Aussenzuordnungen, die nicht mit dem eigenen Selbst zu tun haben, scheint mir eins der Knackpunkte zu sein, wenn es darum geht gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten: In der Zuschreibung von Aussen, anstatt genau hinzusehen und das zu verstehen, was da eigentlich ist - nicht das, was daraus gemacht wird, weil es irgendwie besser ins Konzept passt.

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2. On Sunday 17 August 2008, 14:23 by Kim

Sehr geehrte Frau Lauber,

es ist sicherlich gut und wichtig, dass die Medien endlich einmal kritisch über die Definitionen und Verfahrensweisen in Sachen Intersexualität berichten, Zwangsoperationen und
geschlechtliche Fehlzuweisungen sind mitunter eine der grössten menschlichen Vebrechen, die bislang stattfinden konnten, weil hier unkritisch Medizinermeinung übernommen
wurde. Dennoch würde ich mir wünschen, dass dies im Zusammenhang mit "Transsexualität" ebenso passiert - doch leider ist vielmals hier das dulden von Vebrechen und
Fehlzuordnungen bzw. das Übernehmen medizinischen Unsinns noch weit verbreitet.

So schreiben sie über Transsexualität:

Transsexuelle... sind "körperlich eindeutig Mann oder Frau, fühlen sich jedoch als Angehörige des anderen Geschlechts".

Zwar mag dies so offizielle Mediziniermeinung sein, dennoch hat dies mit den Tatsachen relativ wenig zu tun. Transsexuelle Menschen sind...

Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden
Jungs, die mit Vagina und Gebärmutter auf die Welt kommen

Sie fühlen sich ihrem EIGENEN Geschlecht zugehörig. Nicht mehr und nicht weniger.

Gerade transsexuelle Frauen haben unter diesen Fehlzuordnungen zu leiden, die Auswirkungen sind fatal: So gehören nach wie vor Verletzungen der psychischen Gesundheit durch
Mediziner (durch eine permanente geschlechtliche Fehlzuordnung), öffentliche DIskriminierungen durch Fehlbehauptungen in den Medien, bis hin zu körperlichen Angriffen aus Medizin
und Gesellschaft (jedes Jahr sind insbesondere transsexuelle Frauen Opfer von Gewalttaten) zum allgemein gesellschaftlichen Konsens. Dabei haben unkritisch von der Medizin
übernommene Formulierungen eine dirkete Auswirkung auf das gesellschaftliche Bild... wer behauptet, dass z.B. transsexuelle Frauen Männer wären, der wird durch diese
geschlechtliche Fehlzuordnung dafür sorgen, dass Vebrecher und Gewalttäter eine öffentliche Legitimation für ihre Taten erhalten. Im Sinne des Schutzes der Opfer würde ich mir
daher wünschen, wenn hier in Zukunft ein wenig kritischer an die Thematik herangegangen werden würde.

Schauen sie sich doch einmal folgenden auf der Seite des UNHCR aufgeführten Berichtes an, dann wissen sie, inwiefern die Auswirkungen einer geschlechtlichen Fehlzuordnung
tatsächlich ganz konkrete Opfer fordert. Darüber gesprochen wird leider bis heute nicht. Schade eigentlich, denn genau dies wäre doch an sich auch eine Aufgabe der Medien. Meinen
sie nicht?

Hier der Link:

http://www2.ohchr.org/english/bodie...

Ein kurzes Statement ihrerseits wäre schön.

Kim Schicklang
Menschenrecht und Transsexualität
Brandäckerweg 7
D - 89079 Ulm
0049-731-44873

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3. On Saturday 6 September 2008, 19:46 by anti

ihr habt sie nicht alle. armseelige denunziation. glaubt mal nicht, dass ihr so wichtig wärt. gutachten macht nun mal niemand gern. gehört halt zur professorenpflicht. machen die iü nie selbst, sondern immer deren assis. aber hauptsache hier die verfolgten spielen.
medizinisch betrachtet spielt sich eure argumentation ohnehin zur hälfte im bereich der phantasie ab.

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1. On Thursday 11 September 2008, 13:00 by lamatusch

2cm is der klein GRÜPPEL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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4. On Friday 12 September 2008, 10:05 by fieu

leider seid ihr krasse verschwörungstheoretiker

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1. On Tuesday 16 September 2008, 15:19 by werwilldaswissen

Eines haben sie schon gemeinsam, sie sind alle - und das haben auch alle gemeinsam - arschlöcher, ich kann das durch aus sagen, weil ich ja von euch als riesenarschloch gesehen werde!!!

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2. On Wednesday 19 August 2009, 10:59 by Kim

Wir leben schon in einer verrücken Welt - eine, in der Menschen immer noch meinen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen eindimensional ist. Interessant, dass diese Eindimensionalität im Denken zu allerlei Missverständnisen führen kann. So gibt es Menschen, die in den letzten Jahrzehnten versucht haben, biologische Geschlechtsbesonderheiten umzudeuten und sie ideologisch aufzuladen. Dass z.B. immer noch verbreitet wird, dass transsexuelle Menschen Menschen wären, die wie das "Gegengeschlecht" fühlen, ist eine dieser Ideologien. Völlig unbeachtet bleibt dabei, dass transsexuelle Menschen in dieser Form nicht existieren. Kein Mensch auf dieser Welt kann sich wie das "Gegengeschlecht" fühlen. Somit ist klar, dass die Schublade, in die sogenannte transsexuelle Menschen gesteckt werden, meist eine ist, in der sich eigentlich undiagnostizierte intersexuelle Menschen wieder finden. Die eigentliche Trennung von Geschlechtsidentität und biologischen Tatsachen hat also dazu geführt, dass intersexuelle Menschen als Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung etikettiert werden. Wer genau hinsieht, wird erkennen, dass hier nicht die "Transsexuellen" die Bösen sind, sondern die Schubladen, in die Menschen gesteckt werden, die mit geschlechtlichen Uneindeutigkeiten (die eben nicht immer an den Genitalien zu erkennen sind) geboren wurden. Transsexuelle Menschen als "Geschlechtswechsler" gibt es nicht, da sich das Geschlecht eines Menschen niemals durch genitale Operationen ändern lässt (was auch der Grund ist, warum Operationen bei uneindeutigem Genitale niemals als Geschlechtszuordnung funktionieren können).

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2. On Friday 28 August 2009, 16:36 by Kim

Wisst ihr, dass das, was IHR macht, Menschen in den Tod treiben kann?


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4. On Monday 6 December 2010, 11:49 by Manuela

Als erstes sollte man oder muß man Überprüfen ob es wirklich die Autorin des Buches Transidentität ist!

Als zweites kann ich nur sagen, dass ich diese Veröffentlichung nicht glauben kann, da die Autorin kenne!

Ansonsten ist zu bedenken, das durch den Block einige mehr sich mit der Thematik beschäftigen als zu vor!

Nach Rücksprache mit N.N. Rothenbächer weiß ich das Strafanzeige gestellt wurde gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft, zum einen um den Block zu löschen zum anderen um die Person ausfindig zu machen, welchen Ihren Namen nutzte!

Es wird allzu oft viel zu schnell jemand Verurteilt, welcher mit diesen Geschehnissen nichts am Hut hat!

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6. On Monday 4 July 2011, 20:44 by Sabrina Schwanczar

Ich habe nicht die Absicht, die Aufgaben und Ziele, die sich dieser Block gesetzt hat - und die ich voll unterstütze - nämlich insbesondere die uneingewilligte Genitaloperation (treffender als Verstümmelung zu bezeichnen) und/oder Gonadenentfernung zu kritisieren und zu erreichen, dass das in Zukunft unterbleibt, zu erweitern.

Ich möchte nur nicht, dass man der Transsexuellenlüge auf den Leim geht. Es gibt schlicht keine Transsexuellen. es gibt auch keine Transsexuellen, die hirnorganische Zwitter seien. Es sind schlicht und einfach Zwitter, deren Zwittrigkeit nicht so offensichtlich sichtbar ausgeprägt ist, wie bei Zwittern mit intersexuellem Genitale.

So werden beispielsweise Personen mit sogenanntem Mikropenis, die in der Kindheit nicht in die Hände der Zwitterverstümmler geraten sind, für "transsexuell" erklärt, um dann mit Hilfe einer aufgezwungenen sogenannten Psychotherapie die Genitaloperation durchzusetzen im Sinne einer eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit durch Einheit von Genital-Op und Hormontherapie. Sind diese nicht in die Genital-Op zu drängen, werden sie für "Transvestiten" erklärt und dann auch die Hormontherapie verweigert.

Auch die Ursachen sind im wesentlichen dieselben wie bei Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale. Z.B. sind für etwa 67% der Zwitter, die zu angeblichen Homosexuellen oder zu angeblichen "Transsexuelle" erklärt wurden oder sich selbst dafür halten, weil sie es nicht besser wissen, Störungen der 21-Hydroxylase bzw. der 3betaHydroxySteroidDehydrogenase verantwortlich.
(Lindner, 1996), Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/948413921)
Interessant ist dabei, dass diese Größenordnung daran erinnert, dass für etwa 67% der Fälle von Zwittrigkeit mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale Störungen der 21-Hydroxylase verantwortlich sind. Der kleine Unterschied in der Ursache ist, dass bei letzteren das StrukturGen des betreffenden Stoffwechselprozesses gestört ist, bei ersteren in den meisten Fällen nur das sogenannte PseudoGen, das - wie man seit ein paar Jahren weiß - eben kein Pseudogen ist, sondern die Aktivität des Strukturgens regelt.

Daneben ist ja der Versuch, Christiane Völling zur Transsexuellen zu machen, ein Beispiel, welches offenlegt, dass das mit der "Transsexualität" eine Lüge ist, um Menschenrechte von Zwittern zu verletzen.

Es werden Menschen zu "Transsexuellen" erklärt, um eine Entschädigung durch die Verursacher der Zwittrigkeit zu verhindern. Zwei Beispiele:

"Breckwoldt: In Amerika wurde die Diethylstilbestrol-Behandlung sehr großzügig zu Behandlung des Abortus imminens eingesetzt.
Später konnte festgestellt werden, dass die Töchter, die aus diesen Schwangerschaften hervorgegangen sind, überdurchschnittlich häufig ein Klarzellkarzinom der Scheide entwickelten.
Interessant ist, dass man auch die sexuelle Identität dieser Kinder untersuchte und bei Knaben bestimmte Abweichungen gesehen hat."

Quelle: Breckwoldt, Meinert [Hrsg.]: Diagnostik und Therapie von Androgenisierungserscheinungen bei der Frau. 1992, S. 174
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/920115489

"In Tierversuchen zeigte sich, dass Medikamente, welche die Gehirnkonzentration des Neurotransmitters Dopamin erniedrigen, praktisch immer zu einer geringeren Ausprägung männlichen Sexualverhaltens führen (Hull et al. 1984).
Die Medizin spricht bei solchen Arzneimitteln von Dopaminantagonisten.
Trotzdem werden auch heute noch diese Arzneimittel, welche ja die Dopaminwirkung beim fötus aufheben, regelmäßig schwangeren Frauen verabreicht. Dazu gehören Medikamente:
- Gegen Übelkeit und Erbrechen: Gastronerton, Gastrosil, MCP-ratiopharm, Metoclopramid, Paspertin.
- Gegen Verstimmungszustände, Angst, Unruhe und Schmerzen: ...
- Gegen zu hohen Blutdruck: ...
- Migränemittel: ...
- Bei Blutungen und zur Gebärmutterunterstützung."

Quelle: Kaplan, Leon: Das Mona-Lisa-Syndrom : Männer, die wie Frauen fühlen. 1990, Seite 81-82
Deutsche Nationalbibliothek-Link: http://d-nb.info/900166495

Meine Mutter hat während meiner Schwangerschaft Medikamente gegen Erbrechen genommen. Dafür darf ich mich jetzt als "transsexuell" beleidigen lassen.
Und Schadensersatzansprüche ? - die 30-jährige Verjährungsfrist ist seit langem abgelaufen - und die Aufbewahrungsfrist für die Behandlungsunterlagen erst recht.

Eine sexuelle Identität ist - um den Transgenderunsinn auch noch aufzugreifen - auch keine gesellschaftliche Geschlechtsrollenidentität, sondern ist die Gefühlswelt, in welcher HAUT man heimisch ist, welche man mit Leben ausfüllen kann. Die sexuelle Identität ist streng zu unterscheiden von der Richtung, in die man sich verliebt. Allerdings bilden die sexuelle Orientierung des einen und die sexuelle Identität des Gegenübers eine Einheit, die dazu führt, dass Menschen sich ineinander verlieben können. Diese beiden Dinge sind notwendigerweise körperlich festgelegt und nicht sozial konstruiert, und zwar bei allen Menschen. Andernfalls wären sie übrigens statistisch gleich haufig bei einem gemetischen Geschlecht anzutreffen.

Also - die für transsexuell erklärten Personen sind definitiv Zwitter. Sie haben es gegenüber Zwittern mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale leichter, als dass sie rechtlich einwilligungsfähig sind und formal die Möglichkeit haben, NEIN zu einer Genital-Op zu sagen. Praktisch werden sie einer Zwangspsychotherapie unterworfen, um deren Widerstand gegen die Genital-Op zu brechen, also damit eine selbstbestimmte Entscheidung zu verhindern.

Auf der anderen Seite haben sie es deutlich schwerer, als Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellen Genitale, die in der Kindheit ohne rechtliche Einwilligungsverweigerungsmöglichkeit operiert wurden. Während bei letzteren das Unrecht noch erkennbar ist, ist es bei ersteren nahezu aussichtslos, die Sache zu durchschauen. Die meisten glauben, dass sie "transsexuell" seien und erfahren nie in ihrem Leben die Wahrheit und sind aufgrund dieser Verleumdung zudem noch Vorbehalten ausgesetzt, die real zu einem Urteil werden. Vielleicht ist ja auch deshalb dieses eine Verfahren in zwei Instanzen verloren gegangen. Und wenn sie dann durch Zufall die Wahrheit über Ihre Zwittrigkeit erfahren dann ist - ihr ahnt es sicher schon - in der Regel die 30-jährige Verjährungsfrist abgelaufen. Bei Frau Völling hätte es ja auch fast geklappt. Ohne diese Studie hätte sie möglicherweise eines Tages auch den "transsexuellen" Weg beschritten, weil man ihr einfach keine andere Möglichkeit gelassen hätte.

So ist das. Und ich wünsche mir, dass sich Zwitter mit ausgeprägtem intersexuellem Genitale nicht mehr dazu verleiten lassen, die Lüge von der "Transsexualität" mitzutragen.

Viele Grüße, Sabrina


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7. On Monday 4 July 2011, 22:12 by Sabrina Schwanczar

Ich bin über angegebene Links im Forum gelandet und dabei auf folgenden Post von CJKC gestoßen:

claudia
am: Januar 11, 2010

"Vor 7 Jahren stellte Richter-Appelt die Frage:
Zitat
“Ich frage mich, ob man mit Hilfe der Intersexualität nicht etwas mehr von der Transsexualität versteht.”(Zitat aus "Ulla Fröhling: "Leben zwischen den Geschlechtern", Seite 108)"

Umgekehrt wird ein Schuh draus:

Es werden Zwitter für transsexuell erklärt, um sie für sexual- und sozialwissenschaftliche Forschung zu mißbrauchen. Auch dass ist es, was es mit der angeblichen Transsexualität auf sich hat.

Das ist deswegen interessant, weil auch das Gehirn einer sexuellen Differenzierung in männlich und weiblich unterliegt.
Diese Erforschung geschlechtsspezifischer psychischer Unterschiede dient mitnichten der Beantwortung der Frage, ob eine sexuelle Identität körperlich festgelegt ist (das ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich gesichert), sondern spioniert darüber hinausgehende geschlechtliche Unterschiede in der Psyche aus, um sie letztlich einer Verwertung - also Menschenführung/Ausbeutung nutzbar zu machen.

Im übrigen betreibt man derartige Forschung spätestens seit John Money.
Auch da war ja das Leugnen der Tatsache, dass die sexuelle Identität körperlich festgelegt ist, der Freibrief für die Experimente am Menschen, die man willkürlich in ein Geschlecht zuwies. Da konnte man dann - übrigens unabhängig davon ob eine Genital-Op vorgenommen wurde, forschen, welche Probleme es gibt, wenn die Geschlechtszuweisung nicht mit der sexuellen Identität übereinstimmt. Beispiel: David Reimer. Die Genital-Op war dabei letztlich nur durchgeführt worden, damit David Reimer nicht wußte, dass er äußerlich körperlich als junge zur Welt gekommen ist.

Auch deshalb ist es alles andere als fortschrittlich, zu bestreiten, dass die grundlegenden im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehenden Empfindungen körperlich festgelegt sind.
Dieses Bestreiten ist eine der "fachlichen" Grundlagen dafür, dass die Forschungen und Experimente, die Genitalverstümmelungen an Kindern fortgesetzt werden. Und die Geschlechtszuweisung kann dann auch nie falsch sein - auf Basis dieses Bestreitens im Grunde noch nicht einmal wirklich die Genital-Op und Gonadenentfernung. Lediglich der Zeitpunkt könnte nach hinten verschoben werden und die Einwilligung des Kindes dann eingeholt werden, aber "fachlich" sind diese Eingriffe nicht falsch, solange man bestreiten kann, dass die sexuelle Identität wie alle anderen sexuellen Dinge körperlich festgelegt ist.

Sie sind lediglich rechtlich rechtswidrige Körperverletzung, die aber aus "fachlicher" Sicht eigentlich keine Körperverletzung sind, weil man ja den Körper des Kindes nur in Ordnung bringen will.

So kann man argumentieren, solange man die körperliche Festlegung der sexuellen Identität leugnen kann.

Und vor allem spricht man mit diesem Bestreiten der körperlichen Festgelegtheit der sexuellen Identität, den Menschen das Recht auf eine eigene Identität ab. Sie können nach dieser Weltsicht doch die Identität annehmen, die dem zugewiesenen Geschlecht entspricht.

Und so entpuppt sich eine vermeintlich fortschrittliche Weltsicht, die übrigens die von John Moneyx ist, als in den Folgen gegen die Menschenrechte gerichtet.

Wollt Ihr das wirklich?

Viele Grüße, Sabrina


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8. On Wednesday 6 July 2011, 14:47 by seelenlos

hi sabrina, sorry für verzug, aber wie gesagt, dieser blog richtet sich gegen genitalverstümmelungen an kindern und minderjährigen mit atypischen äusseren oder inneren genitalien bzw. sonstigen "auffälligen" körperlichen geschlechtsmerkmalen, hier auch genannt zwitter oder "intersexuelle", und ist deshalb nicht der ort für diskussionen darüber, dass zwitter eigentlich auch sog. "transsexuelle" mit einschliesse oder sonstige gruppen, die von genitalverstümmelungen in kinderkliniken nicht betroffen sind. ich hoffe, du kannst das verstehen und bist mir deinerseits ebenfalls nicht böse. herzliche grüsse, seelenlos

ps: die claudia im hermaphroditforum ist eine andere als claudia kreuzer-clüsserath

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Sunday, November 18 2007

Artikel über Intersexualität in DER SPIEGEL vom 19.11.2007

Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ beginnt!

In der morgigen Ausgabe des Spiegels (Montag, 19. November 2007) erscheint ein Artikel über Intersexualität, der unter anderem auch Christiane Völlings Prozess behandelt. Nachtrag: Enthält zwar einige Schnitzer, auch werden z.T. menschenverachtende ExponentInnen aus Medizyn und Forschung einmal mehr als "neutrale ExperInnen" dargestellt, doch: Ein wichtiger Anfang ist gemacht!

Inzwischen ist der der Artikel auch (wieder) umsonst online!

Saturday, November 17 2007

Demo gegen genitale Zwangsoperationen am 12.12.2007 vor Kölner Landgericht

Intersexuelle setzen sich zur Wehr!

Die Tabuisierung von Intersexualität hat das Leben von Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Intersexuelle lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor intersexuelle Kinder stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Intersexualität entstehen kann. Intersexuelle Menschen fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der intersexuellen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.


Demo 12.12.07 09:30 vor dem Landgericht Köln

Es geht um Menschenrechte, für die wir uns am 12. Dezember 2007 in Köln einsetzen werden, zusammen mit Christiane Völling, die ihren Arzt wegen Körperverletzung anklagt. Sie wurde ihrer gesunden inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane beraubt und leidet bis heute an der ihr aufgezwungenen männlichen Rolle, wurde wie viele intersexuelle Menschen angelogen, gedemütigt und in ihrer Würde verletzt.

Wir besammeln uns am 12.12. um 09:30 Uhr vor dem Landgericht an der Luxemburger Strasse 101 in 50939 Köln. Kommt alle und setzt ein Zeichen im Namen der Menschlichkeit, unterstützt uns in unserem Kampf gegen genitale Zwangsoperationen!

Nella


Ausführlicher Demoaufruf auf:
de.indymedia.org
at.indymedia.org
ch.indymedia.org
intersex.ch

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation  



Christiane Völlings Geschichte

(Bild: Express)
 

Kurzbiografie: Intersexualität bei Adrenogenitalem Syndrom

 
Von Christiane Völling,

 
die ihren ehemaligen Chirurgen im "Zwitterprozess" wegen Körperverletzung anzeigte und einen für alle Zwischengeschlechtlichen wegweisenden Sieg errang.

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010

Nachtrag 25.9.10: Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.

Buchbesprechung von Nella: Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

  
Meine Erkrankung AGS mit 21-Hydroxylasedefekt, XX-chromosomales Geschlecht, wurde bei meiner Geburt nicht erkannt. Ich sage "Erkrankung", da AGS nicht heilbar ist und ich lebenslang vom Kortison abhängig sein werde, ist lebensnotwendig für mich, lasse ich es weg versterbe ich (so kann ich mich auch selbst töten).

Die Hebamme meinte ich könnte auch ein Mädchen sein. Aber es wurde dann doch entschieden ich sei ein Junge (die vergrößerte Klitoris hielt man für einen Mikropenis). Ich wurde also als Junge, obwohl keine Hoden vorhanden, beim Standesamt angemeldet und entsprechend erzogen. Als Kleinkind sagte ich öfter ich sei ein Mädchen, aber meine Eltern hielten das wohl für das übliche Kindergerede, konnten mit meinen Äußerungen nichts weiter anfangen.

Mit 3-4 Jahren rutschte ich in die vorgezogene Pubertät mit allen Folgen (beim unerkannten AGS produziert die Nebenniere zuviel Androgene, diese lösen beim unerkannten AGS die vorgezogene Pubertät aus). Ich litt unter fürchterlichen Bauchschmerzen, Größenwachstum setzte ein (ich war der Größte in der Grundschule, einfach schrecklich!! Die anderen Kinder haben mich gemieden wie die Pest, ich war immer alleine, fand keine Freunde) mit vorzeitigem Wachstumsstop (ich bin jetzt so "groß" wie mit ca. 12 Jahren), "da unten" ebenfalls Wachstum ohne Ende. Das alles hat aber niemanden interessiert, weder meine Eltern noch dem Haus-"arzt". Ich habe jeden Tag geweint vor Entsetzen und Angst, Schmerzen und Hilflosigkeit. Hat aber auch niemanden interessiert. Ich wurde nicht weiter wahrgenommen oder registriert. Ich blieb allein. Ich war ständig krank und kränkelnd, habe (fast) jeden Tag instinktiv Salz gegessen, tat mir immer gut. Hat auch niemanden interessiert. Andere Kinder essen Süßigkeiten, ich aß Salz. Wußte da natürlich nicht, daß dies mein "Leben" retten würde. Ich war nur irritiert, gefühlsmäßig durcheinander, denn ich fühlte mich doch eher als Mädchen, konnte nicht viel mit den üblichen Jungenspielen anfangen, bekam aber nie Erklärungen für mein Anderssein und meine "gegengeschlechtlichen" Gefühle. Aber da ich eher einem Jungen ähnelte und einen männlichen Vornamen hatte (immer noch habe!) glaubte ich mit der Zeit ich sei dann doch eher ein Junge und versuchte meine kindlich-mädchenhaften Gefühle zu unterdrücken, auch um nicht den Verstand zu verlieren und um zu überleben mußte ich mich anpassen.

Ich konnte mich gefühlsmäßig und körperlich nicht weiterentwickeln. Die vorgezogene Pubertät hat sehr viel an meinem "Leben" unwiederbringlich zerstört. Ich nehme heute noch meine kindlich-naiven-mädchenhaften Gefühle wahr, das kleine angstvolle, leidgeplagte, schutz- und hilflose, auf der Treppe sitzende, weinende Mädchen tief in mir.

Die normale Pubertät wie viele sie wohl kennen und erfahren, durchlebt haben, kenne ich nicht. Ich weiß nicht welche geheimnisvollen Bande da betätigt werden, daß "Mann" und "Frau" zueinander finden, sich ineinander verlieben (können) usw. Ich kenne diese und andere Gefühle nicht. Ich blieb (und bleibe) ein Außenseiter und allein.

Die anderen wachsen - ich nicht. Interessiert auch niemanden, nur mich. Jetzt war ich auf einmal der Kleinste (Hauptschule/Gymnasium). Wieder nur Hohn und Spott von den anderen Kindern, auch vom Lehrer. Ich wurde weiter gemieden, warum auch nicht?! Ich mußte mich schon früh daran gewöhnen ständig beleidigt und verspottet zu werden, wurde als Grundschulkind ja schon überall gedemütigt, auch von den Nachbarn. Es war das reinste Spießrutenlaufen der Weg zur Schule und zurück. Oft schlug mir der blanke Haß entgegen, wenn es erlaubt gewesen wäre hätten mich auch die Erwachsenen geschlagen. Ein Erwachsener hat es mal getan, schlug mir auf meinen krummen Rücken (ich bekam aufgrund des beschleunigten Längenwachstums einen runden Buckel, wie die alten Hexen in den Märchen).

Bin stehengeblieben, hab den nur angeschaut. Hat er nicht lange aushalten können, er verschwand  dann wortlos in sein Haus. Hat er nie wieder getan, nur weiter mit Worten geschlagen. Seinen haßerfüllten kalten Blick werde ich nicht vergessen. Ich ging öfter über Schleichwege um denen zu entkommen. Hat nicht immer funktioniert. Manche Kinder verfolgten mich mit dem Rad, ich bin stur geradeaus gegangen, bloß keine Angst zeigen, sonst wird alles nur noch schlimmer! Hat auch geholfen, irgendwann war ich denen zu langweilig geworden, weil ich darauf nicht reagiert habe. Hat zu Hause aber auch niemanden interessiert. Ich war auf mich allein gestellt, angewiesen, irgendwie überleben, innerlich.  Da war ich ca. 6 - 10 Jahre alt. Jugendzeit/Pubertät habe ich nicht gehabt, kenne ich nicht, ich mußte als Kind sofort erwachsen werden um überleben zu können. Mit 16 dann auf einmal "Leistenhoden" (Haus-"arzt"). Ich ab in die Urologie des nächsten Ortes (ich wuchs in ländlicher Umgebung auf). Diese finden aber Ovarien, entnehmen Histologie. Pathologe sagt: "Nebenhodengewebe und Ovarien" und bleibt dabei. Also bin ich ein Zwitter. Wurde mir auf menschenverachtende Weise mitgeteilt. Haus-"arzt":

"Du bist kein Mann! Du bist auch keine Frau! Du bist ein Zwitter! So Menschen wie dich hat man früher auf dem Jahrmarkt ausgestellt und damit Geld verdient! Das kannst du ja auch mal ausprobieren, da bist du eine Kuriosität, eine Sensation!" Er lachte dabei.  Meine Eltern waren da nicht bei mir. Ich war und blieb allein.

Durch diese demütigende Art der Mitteilung rutschte ich in einen Schockzustand. Ich wollte mich auf der Stelle umbringen. Den psychischen und körperlichen Schock hat niemand erkannt. Der Psychologe erklärte es mir im vergangenen Jahr, habe 30 Jahre nicht gewußt, daß ich dadurch einen Schock erlitten hatte. Dieser grauenvolle Zustand hielt tagelang an, ich konnte nicht sprechen und war fast unfähig zur Schule zu gehen, traue mich seitdem kaum noch unter Menschen. Ich war und blieb allein. Da war niemand, der mich irgendwie aufgefangen oder getröstet hätte. Ich mußte allein damit fertig werden, versuchen das zu verkraften. Durch diese Art der Mitteilung Entstehung meines "Monstergefühls" (Anderssein-Gefühl seit ich denken kann) und Vertiefung meiner inneren Isolation. Ist bis heute geblieben. Ich verkroch mich jede Nacht in unseren finsteren kalten Keller, ein Untier, ein klauenbewehrtes, schwarzes, klumpiges Monster eben. Dort Ausarbeitung meines Suizidplanes. Meine ältere Schwester brachte mich kurz vor Ausführung des Suizids (hätte ich getan!) in die Uni Köln. Irgendwie bin ich beim Endokrinologen hängengeblieben (Chirurgie, Gynäkologie, Plastische Chirurgie). Die übliche, für uns Intersexe normale Tortur begann (da wußte ich das aber noch nicht, daß dieser Umgang als "Normal" betrachtet wird, seitens der Mediziner, wird bis heute gemacht, interessiert aber niemanden!!!!), einschließlich der gegen meinen ausdrücklichen Willen gemachten GANZKÖRPERNACKTAUFNAHMEN mit PORTRAITS meines intersexuellen GENITALES!!! Ich wurde vom Stationsarzt GENÖTIGT!! Mit knapp 17 Jahren wurde ich von einer FRAU! NACKT FOTOGRAFIERT!!, mußte mich vor ihr AUSZIEHEN!! Ich habe mich zu TODE GESCHÄMT! Dabei GEZITTERT und GEWEINT, dabei HOHN und SPOTT: " Wir gehen mit Ihren Fotos nicht hausieren, nicht von zu Tür zu Tür um sie zu verkaufen...!" Sie LACHTEN dabei!! Ich bin innerlich endgültig zerbrochen. Das habe ich bis heute NICHT VERKRAFTET!!!  Im OP-Saal wurde ich ebenfalls GEGEN MEINEN WILLEN FOTOGRAFIERT!! Interessiert auch NIEMANDEN!! Verstöße gegen die GG, Menschenrechte usw. Interessiert NIEMANDEN!!!

Studentenvorführungen mit Streaptease-Einlagen! Selbstverständlich OHNE vorherige Aufklärung oder meine Einwilligung! Die haben sich benommen wie...!!! Unmögliches, grauenhaftes "Benehmen"!! Nur Gekicher und voyeuristisches Gegaffe! Kein bißchen Anstand! Ich glaube, die kannten das Wort überhaupt nicht! Ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo! Nein, schlimmer! Denn dieses wird menschlich behandelt! Ich war eben ein Untier, ein Monster, eine Kuriosität!! Absichtliche Einschüchterungen seitens des behandelnden Arztes: " Warum kommen Sie jetzt erst!!!? Was denken Sie denn, was ich jetzt noch für Sie tun soll!!!? Wie haben Sie sich das gedacht!!!? Seien Sie froh, wenn ich noch einen Arzt finde, der Sie noch operiert, das wird alles im Kindesalter gemacht!!!"  Körpervermessungen - wozu benötigen die meinen Kopf- und Beckenumfang, Arm- und Beinlängen?? Absichtliche Falsch- und oberflächliche Aufklärung, unterlassene Hilfeleistung, die haben GEWUßT!!!, daß ich höchstgradigst SUIZIDGEFÄHRDET!! und ALLEINE!! war und haben NICHTS UNTERNOMMEN!! KEINE HILFEANGEBOTE!!!

Falsche Diagnosen: Gonadendysgenesie, wahrer Hermaphroditismus, Pseudohermaphroditismus, Turnersyndrom, Klinefeltersyndrom, AGS und wieder wahrer Hermaphroditismus. Angeblich "der einzige Fall in ganz Deutschland mit dieser Konstellation" und ob es mich nochmal gibt auf dieser Welt: "Ja, das wissen wir nicht so genau, aber denken können wir uns das schon, daß es Sie mit dieser Konstellation noch mal gibt...". Na, wenn man sich da nicht einsam und gottverlassen fühlt auf dieser Welt und tief verzweifelt ist...

Unterlassene Hilfeleistung auch von seiten des Psychosomatikers: " Nach Beendigung aller Behandlungen sind wir an einem weiteren Gespräch sehr interessiert." Das sagt alles: auch für ihn war ich nur ein Experiment!! Ausleuchtung meiner sexuellen Orientierung. Ich mußte ihm meine intimsten Dinge erzählen!! Er hat diese brühwarm an Dritte weitergegeben!!
Dieses ....!!! INTELLIGENZTEST!!! WOFÜR????????? Sind Zwitter und Pseudozwitter geistig behindert!?? Manche "Ärzte" vermuten dies bis heute!!! Er bescheinigte mir eine "gut ausgebildete Intelligenz"!! Ist doch auch schon mal was - oder???

Alles unter Zwang und Drohungen: " Wenn Sie meinen Sie bräuchten nicht mitmachen oder Sie könnten mich täuschen, haben Sie sich geirrt!! Ich werde das sofort merken!! Ich kann auch anders!!!" Ich dachte der sperrt mich für immer weg! Also tue ich was er von mir verlangt! Wenn ich wüßte, daß er noch lebt und wo er wohnt - ich würde ihn besuchen und ihm gehörig den Kopf waschen, er ist ja an einem weiteren Gespräch sehr!! interessiert!! Bietet mir KEINE HILFE!! an!! War für ihn wohl normal, daß ich als Zwitter unfruchtbar bin und kastriert werden soll und ich mit meinen 17 Jahren mit allem alleine fertig werde!! Der wußte BESTENS!! über mich Bescheid, selbst meinen Chromosomensatz (steht in seinem Begleitbrief!)!!

Ich landete dann als "echter Zwitter" auf dem OP-Tisch und wurde geschlechtsumgewandelt in einen kastrierten Pseudohermaphrodit ( "... normale weibliche Anatomie... Entfernung aller intraabdominell gelegenen weiblichen Organe...").

Selbstverständlich OHNE MEINE EINWILLIGUNG!!! und OHNE ENTSPRECHENDE AUFKLÄRUNG!!! Wozu auch??? 
Der ausschlaggebende Grund für meine OP-Einwilligung war das mir gegenüber erwähnte evtl. Entartungsrisiko meiner angeblich unterentwickelten, "nicht richtigen Eierstöcke und des verkümmerten Hodengewebes", diese sind entstanden durch meine "nicht richtigen Chromosomen, diese bestehen aus abgebrochenen Chromosomenstücken, die sich falsch zusammengefügt haben. "

Ob ich XX oder XY habe?: "das wissen wir nicht so genau, vermutlich beides. Fragen Sie in einem halben Jahr nochmal nach, vielleicht wissen wir dann mehr. Das ist eine hochkomplizierte und sehr teure Untersuchung!" "Aufklärung", die ich erhielt!!!

Unterschrieben hatte ich "nur" für eine "Laparotomie". Ist das, nennt "Arzt" DAS eine "korrekte, vollständige Aufklärung"!!!!??? Meine NORMALEN!! WEIBLICHEN!! XX- Chromosomen waren den Ärzten bestens!!! und bereits seit MONATEN!! VOR meiner ZWANGSKASTRATION!! BEKANNT!!!
Obwohl der Operateur meine "normale weibliche Anatomie" erkannt hat, hat er weitergemacht!! und mich KASTRIERT!! Anstatt das Messer wegzulegen und weitere Diagnostik zu betreiben!! ÄRZTEPFUSCH und ZWANGSKASTRATION!!

SCHWERE und GEFÄHRLICHE KÖRPERVERLETZUNG!!! Verstoß gegen § 226 STGB!! Darauf steht Freiheitsentzug, KNAST!! für mehrere Jahre! Leider VERJÄHRT!! Da hat der "Arzt" Glück gehabt!! Ich wurde kastriert, weil ich angeblich ein "echter Zwitter" war!! Darum hat er weitergemacht! Sonst hätte er aufgehört und mich wieder zugenäht, mir meine GESUNDEN!! WEIBLICHEN GESCHLECHTSORGANE!! gelassen!! Die haben falsche Diagnosen gestellt!!! Aber der "Arzt" hat TROTZDEM weiter operiert!!!

Ich wurde absichtlich NICHT AUFGEKLÄRT!!! "Die obig genannten Diagnosen dürfen ihm auf keinen Fall mitgeteilt werden...",

Schreiben aus dem Jahre 1979!! ZWEI!! Jahre nach meiner von mir NICHT GENEHMIGTEN!!! Kastration war ich immer noch nicht aufgeklärt, auch nicht über die bereits damals mögliche operative Angleichung an das weibliche Genitale!!! Mir wurde dann gesagt ich habe AGS und benötige lebenslang Kortison. Ist das eine "VOLLSTÄNDIGE, KORREKTE AUFKLÄRUNG"???
Ich dachte ich spinne wegen meiner "gegengeschlechtlichen" Gefühle, also halte ich meinen Mund und tue so als ob ich ein "richtiger Mann" bin, bevor ich wieder zu dem Psycho muß. Da hatte ich echt Angst vor, ich dachte, der läßt mich nicht mehr laufen.

Ich wollte dann nur noch einigermaßen "normal" aussehen "da unten", also bieten die mir eine Harnröhre an (ich hatte keine richtige, Wasserlassen war und ist bis heute eine Qual). Laß ich dann auch machen. ZWEI!! Jahre später bekomme ich dann ENDLICH! Kortison und Testosteron (!) gegen Osteoporose (!), weil ich ja keine Gonaden mehr habe, die ein Hormon produzieren, das meine Knochen zusammenhält (Aufklärung, die ich erhielt). Obwohl die Ärzte bereits seit ZWEI!! JAHREN!! meine Erkrankung/Diagnose kannten!!! Die - NICHT ICH!!! Die haben mir das für mich lebensnotwendige Kortison ABSICHTLICH!! vorenthalten!! Ich nenne das MORDVERSUCH!! Ich hatte mehrere Jahre!! alle Wechseljahresbeschwerden einer Frau (Hitzewallungen, Kälteschauer, Schwächeanfälle, Kreislaufbeschwerden, Entfremdungsgefühle, Benommenheitszustände), wußten die Ärzte. ICH wußte aber nicht!!, daß dies u.a. Wechseljahresbeschwerden sind.
Woher soll ich das auch wissen?! Ich habe gelitten wie Hund, auch wegen Kortisonmangel Beschwerden. Diese machen nur "Hormonanalysen" und schicken mich wieder nach Hause. Durch Testosteron weitere Vermännlichung (Stirnglatze, Bartwuchs, männlicher Behaarungstyp, tiefere Stimme u.sw.). Das Chaos tobt in mir, Entfremdungsgefühle verstärken sich, furchtbare Identitätskrisen, ich erkenne mich im Spiegel nicht wieder ("das da, das bin ich nicht!", das darf ich keinem Psychiater erzählen!!), zeitweise hatte ich echte Panik den Verstand zu verlieren, dachte immer wieder an Selbstmord.

Verstärkung des Monstergefühls, Vertiefung der inneren Isolation und Einsamkeit, ich weiß nicht wer und was ich bin ( "Ich bin ein Dazwischen-Wesen" - so habe ich mich selbst bezeichnet, das Wort Intersexualität war mir bis Dezember 2005 unbekannt, nie gehört oder gelesen und dann bin ich "der einzige Fall in ganz Deutschland"). Haß gegen mich selbst: " es wäre besser gewesen, wenn ich als Kind gestorben wäre", "dieses Leben war es nicht wert gelebt zu werden", "ich bin lebensunwertes Leben", zu diesen meinen über mich selbst gemachten Aussagen stehe ich weiter!!

Jahre später die Erkenntnis: ich bin eine verstümmelte, zwangskastrierte Frau in einem vermännlichten Körper, es wurde ALLES FALSCH!! gemacht!!! und da stecke ich nun drin und finde nicht mehr heraus.

WARUM hat mich niemand ÜBER MICH SELBST AUFGEKLÄRT!!?? WARUM hat niemand gesagt, was MIT MIR WIRKLICH LOS IST!!!?? WARUM bekam ich KEINE HILFE!!?? WARUM hat man(n) ÜBER MICH GEREDET und nicht MIT MIR!!!? Warum ließen mich die Ärzte in meinem ELEND ALLEIN!!!? WARUM bekam ich KEINE ENTSCHEIDUNGSHILFEN!!!? WARUM bekam ich KEINE AUFKLÄRUNG!!!??? WARUM haben die Ärzte meine AÜßERUNGEN ABSICHTLICH! IGNORIERT!!!???? - meine FRAGEN ÜBERHÖRT!!!????  Ich schaffe es nicht aus meiner INNEREN ISOLATION, denn ICH BIN EIN MONSTER!!! und GANZ ALLEIN AUF DIESER WELT!!! Habe ich echt GEGLAUBT bis Dezember 2005!!! Jetzt ENDLICH!!! nach 30!!! JAHREN!!! Isolationsfoltereinzelkerkerhaft, aufgebrummt bekommen durch das unverantwortliche Handeln der Ärzte, bekomme ich HILFE!!! und AUFKLÄRUNG!!! brauche die "Mann"- Rolle für die Umwelt und vor mir selbst! nicht mehr spielen, darf ENDLICH ZU MIR SELBST FINDEN!!! Psychologe sagt ich habe eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt aufgrund der damaligen menschenverachtenden Ereignisse, bin jetzt auf Tiefenpsychologie, die kramt mächtig in meiner Seele rum, der ganze unverarbeitete Mist, der mir zugefügte Schmerz seit meiner frühen Kindheit, alles, bzw. vieles wird wieder aktuell, die vielen ungeweinten Tränen wollen endlich geweint werden, das muß ich alles noch lernen, ich will ihr aber auch nicht ständig was vorheulen, also schlucke ich sie wieder herunter - wie damals und versuche wieder zu "vergessen" - wie damals, geht aber nicht mehr, Psychologe sagt ich habe nur verdrängt. Ja, das stimmt, die Ereignisse begleiten mich auf Schritt und Tritt.

Letztes Jahr Antrag (2006) gestellt für die "chirurgische Wiederherstellung meines Geschlechtes im Sinne von AGS -weiblich". Und Antrag beim Amtsgericht wegen Personenstands- und Vornamensänderung. Jetzt sitzt mir der MdK-Gutachter im Nacken, verlangt von mir die geänderte Personenstandsurkunde, denn ohne Urkunde keine Empfehlung des Gutachters, keine Empfehlung - keine Kostenzusage meiner Krankenkasse - keine Kostenzusage - keine "Rekorrektur-OP" - keine "Rekorrektur-OP" - keine geänderte Personenstandsurkunde. Oder ich laufe über das Trans-Verfahren, genau DA!!! WILL MICH DER GUTACHTER HINEINZWINGEN!!!! ABER DAS LASSE ICH NICHT ZU!!!!!!!!!!!!!!!!!! LIEBER BRINGE ICH MICH UM!!!!!!!!!! ICH BIN NICHT TRANSSEXUELL!!!!! Deshalb jetzt auch noch der Kampf mit dem Amtsgericht wegen meiner Urkunde, diese ist MEINE EXISTENZGRUNDLAGE!!!! FÜR MEIN NEUES LEBEN!!!! Der Amtsrichter und diverse andere Beamte versuchen ebenfalls  - wie der selbstherrliche Gutachter!! -  mich mit den Transsexuellen in einen Topf zu werfen, trotz eingereichter Unterlagen und deutlich formulierten Erklärungen über Intersexualität, also über mich. Überall stoße ich auf Ignoranz, Inkompetenz, Zynismus, Arroganz und abgrundtiefe Menschenverachtung! Ich fühle mich um mein Leben BETROGEN! ICH WILL ES WIEDERHABEN!!  30!! Jahre!! Zwangsisolationsfoltereinzelkerkerhaft mit allen psychischen Folgen. Darunter leide ich bis an mein Lebensende, ganz zu schweigen von den körperlichen Folgen der Geschlechtsumwandlungs-OP`s (die haben mir eine Geschlechtsumwandlung untergeschoben und ich habe es erst letztes Jahr kapiert!!!!), 27 Jahre Falschbehandlung mit gegengeschlechtlichem Hormon Testosteron "gegen Osteoporose" (!!!???)!!!

Ich MUßTE!!! dieses Hormon gleichzeitig mit dem Beginn meiner Kortisontherapie erhalten, damit ich NICHT!!!!!! VERWEIBLICHEN!!! konnte!!! Denn, als ich ENDLICH!!! Kortison erhielt, wurde dadurch mein Nebennieren-Defekt aufgehoben, die Nebenniere hört dann auf, Androgene zu produzieren, ich kann NICHT WEITER VERMÄNNLICHEN!!, sondern mein Körper beginnt zu VERWEIBLICHEN!! Das ist mit ein Grund, warum die kleinen AGS-Mädchen Kortison erhalten - damit diese nicht weiter vermännlichen können!! Abgesehen von der Unterbindung der Salzverlustkrisen, die zum Tode führen können, ist ein willkommener Nebeneffekt, das mit der Unterbindung der Vermännlichung durch Kortisongabe bei AGS. Mit dieser "Aufklärung" konnten mir die Ärzte dieses Hormon unterjubeln!!!Seit wann bekommen FRAUEN TESTOSTERON GEGEN OSTEOPOROSE!!!???? Ganz abgesehen davon war ich mit Anfang 20 bestimmt noch NICHT!! osteoporosegefährdet!!!

Ich möchte nicht wissen, welche nicht mehr zu korrigierende Schäden mein weiblich angelegter Körper dadurch erlitten hat!!

Nehme jetzt Östrogen. Den ganzen Weg jetzt noch mal gehen, das steckt mein verstümmelter, zerschnittener und zerschundener Körper nicht so leicht weg!! Das alles geht echt an die Substanz und ständig rennen mir die damaligen Ereignisse hinterher, ich habe die Sätze wieder im Kopf, die Szenen spulen sich ab wie im Film.

Ich bin ein psychisches Wrack, ein medizinische Katastrophe und eine menschliche Tragödie, aber bestimmt NICHT!! "der einzige Fall in ganz Deutschland"!! "Danke" an die Ärzte!!! Jetzt auch noch Tinnitus, der zerrt sehr an den Nerven. Nur wenn ich arbeite habe ich etwas Ablenkung, oder ich fahre mit Bus und Bahn ziellos durch Düsseldorf, irgendwohin, hauptsache weg. 30 Jahre und länger Allein-Gelassen-Sein - 30 Jahre ganz allein, jeder Tag ein Überlebenskampf, ich finde keine Kontakte, bin innerlich immer noch isoliert, ich finde da nicht heraus, muß mich an Menschen erst wieder gewöhnen. 30 Jahre hatte ich niemanden zum Reden, erst letztes Jahr bei euch in Bad Orb (2006). 30 Jahre "der einzige Fall in ganz Deutschland"... habe ich echt geglaubt, verfluchte Isolation innen und außen.

Inzwischen ist in DER SPIEGEL ein Artikel über Intersexualität erschienen, der unter anderem über Christiane und den Prozess am 12.12.2007 am Kölner Landgericht berichtet, in dem Christiane ihren damaligen Arzt wegen Körperverletzung anklagt.

Nachtrag 25.9.10: Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.
Buchbesprechung von Nella:Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

Christianes Prozess auf diesem Blog:
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- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Zwitterprozess: Zwangsoperateur gibt sich geschlagen und bezahlt! 
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Thursday, November 15 2007

Zwangsgedanken und Zwangshandlungen - verdrängte Gefühle verschwinden nicht

wenn ich bestimmte dinge nicht tue, dann passiert einem menschen, den ich liebe, etwas schlimmes. deshalb mache ich diese dinge immer wieder und es kommen immer wieder neue dazu. oft geht es darum, dass ich einen bösen gedanken habe, was jemanden passieren könnte oder was ich diesem jemanden antun könnte. wenn ich in so einem moment zum beispiel ein kleidungsstück meines freundes bügle und zusammenlege, dann muss ich dieses kleidungsstück wieder ausschütteln und mit zusammenlegen von vorne beginnen, manchmal mehrere male hintereinander, um das böse, diesen bösen gedanken herauszuschütteln, sonst bleibt er im kleidungsstück drin und es passiert etwas schlimmes. wenn ich das nicht mache, weil ich das kleidungsstück nicht nochmals zusammenlegen mag und weil ich diesen stress nicht mehr will, dann ist das egoistisch und böse, wenn ich dies nicht auf mich nehme, nämlich das kleidungsstück nochmals auszuschütteln und mit zusammenlegen von vorn zu beginnen, dann ist das böse, wenn ich durch diese kleine anstrengung doch das schlimme abwenden kann.

das ganze wird immer extremer, ich denke meistens gar nichts böses, habe keine zwangsgedanken in dem sinn, bin eigentlich entspannt, aber wenn ich anfange zu bügeln, dann kommen die gedanken einfach, es ist jetzt also meistens umgekehrt. zuerst war es der gedanke, den ich beim bügeln hatte, jetzt ist es so, dass der gedanke erst beim bügeln kommt, damit ich das alles machen muss. und meistens ist es nicht einmal ein gedanke, sondern ich fange an zu bügeln und dann: wenn du das jetzt nicht nochmals zusammenlegst, passiert etwas schlimmes. es wird immer paradoxer und macht sich immer selbständiger. es ist furchtbar anstrengend, es braucht enorm viel energie und zeit, ich bin jeweils total erschöpft.

etwas anderes ist der gedanke oder die vorstellung, ich schliesse einen bösen gedanken, oder jetzt ist es immer wieder jemanden, den ich liebe, irgendwo ein. wenn ich ein glas öffne, um teigwaren herauszunehmen, dann muss ich dieses immer wieder auf und zuschrauben, jetzt habe ich angefangen zweimal hintereinander viermal den deckel so draufzuknallen und dann darf ich das glas schliessen. dasselbe mit dem olivenöl oder mit dem essig. also manchmal ist es fast so, dass ich denke, der betreffende mensch ist in dem olivenöl gefangen oder in dem glas mit den leinsamen. dann kommt noch ein bild dazu aus einem film, wo ein mensch in einem kornsilo eben, ja, ich will es nicht aussprechen. auch mit den schränken, wenn ich eine pfanne versorge, muss ich die schiebetüre mehrmals hin- und herschieben, sonst schliesse ich irgendwas/irgendwen ein, ich weiss gar nicht mehr, was konkret. auch die pfanne oder einen teller muss ich zuerst auswischen, es könnte etwas drin sein. beim versorgen der pfannen oder teller muss ich eine bogenförmige bewegung vollführen, weil wenn ich sie einfach gerade in den schrank schiebe, bildet diese bewegung mit der leiste des schranks ein kreuz und das heisst, dass etwas schlimmes passiert.

wenn ich ein messer in die hand nehme oder einen hammer oder das gerät, um erde zu lockern in den töpfen, stelle ich mir vor, dass ich mit einem dieser geräte auf meinen hund einschlage, ihn ersteche und erschlage. dann muss ich neinnein murmeln ganz viele male und dazu den kopf ganz schnell schütteln und stossweise ein- und ausatmen, um diesen entsetzlichen gedanken zu büssen, zu tilgen, damit er durch mein leiden, meine mühe wenigstens getilgt ist. immer wenn ich den tiefkühler öffne, stelle ich mir vor, was da alles platz drin hätte, welche körperteile. auch da muss ich murmeln, kopfschütteln, ein- und ausatmen. oder die wassertonne auf der dachterrasse, es kommen einfach immer wieder neue sachen dazu. wenn ich den deckel auf die wassertonne lege und mir vorstelle, ich werfe den hund hinein und mache zu und so weiter, was für ein schrecklicher gedanke, muss ich das wie oben machen, manchmal fast eine minute lang. manchmal ist es so furchtbar, dieses murmeln, kopfschütteln, ein- und ausatmen und ich kann nicht mehr aufhören, bis ich etwas weinen muss oder fluchen.

beim abwaschen, auch dort, ist nicht mehr der gedanke schon da, er kommt erst, wenn ich abwasche. vor kurzem habe ich zum beispiel angefangen abzuwaschen und habe über etwas nachgedacht, plötzlich merkte ich, dass ich schon ein paar sachen ohne zwänge abgewaschen hatte. dann setzten die zwänge erst recht wieder ein, ich musste das doch wieder gutmachen, dass ich da so gedankenverloren abgewaschen hatte. ich muss also einen teller oder eine tasse mehrmals abwaschen und dazu den kopf schütteln, stossweise ein- und ausatmen und nein murren. wenn ich dann endlich fertig bin mit abwaschen, erschöpft und fast am hyperventilieren, dann kommt das mit dem abwaschtuch auswringen. das auswringen ist wie eine würgebewegung, ich erwürge jemanden, quetsche, zerdrücke, wenn ich da an jemanden denke oder einen schlechten gedanken habe, vielleicht einfach wütend bin auf jemanden, muss ich das tuch wieder ganz nass machen, immer wieder. aber eigentlich auch hier: der gedanke ist gar nicht mehr da, er kommt meistens nicht mehr, aber ich muss es jetzt trotzdem machen. jetzt habe ich eine strategie, ich mache das abwaschtuch nur noch leicht nass, um es wieder auszuwringen, das kann bis zu fünfmal hintereinander gehen. dazu immer dieses rasche kopfschütteln.

das ganze macht sich selbständig, ich habe oft gar keine schlechten gedanken, muss aber fast bei jeder bewegung/handlung stossweise ein- und ausatmen, zweimal ein und zweimal aus und dazu den kopf schütteln. zum beispiel vorhin, als ich das geschirrtuch an den haken gehängt habe.

auch wenn ich etwas lese, es gibt wörter, wie tod oder gemetzel oder verbrannt, was auch immer, muss ich das machen mit dem stossweise ein- und ausatmen, damit dieses wort, was in diesem wort drin ist, nicht übergreift auf mich oder auf meine lieben. auch bei todesanzeigen. ich habe jetzt zum beispiel auch mühe, diese wörter überhaupt zu schreiben.

das frotteetuch muss ich auch immer mehrmals ausschütteln und über die stange hängen, oder die wäsche, wenn ich sie aufhänge. jemanden aufhängen, über ein seil legen, baumeln lassen, solche gedanken kommen mir dann, ich muss also das hemd wieder abhängen und ausschütteln, mehrmals, bis es endlich stimmt. und da es eben eigentlich gar nie stimmen kann, muss ich es wenigstens mehrmals machen, etwas leiden, um alles zu tilgen. das heisst es gelingt mir ja nie, den gedanken wirklich wegzuschieben, ausser ich bewege meine augen ganz schnell, schaue ganz schnell verschiedene dinge an, um den gedanken zu vertreiben. aber meistens geht es ja nicht. wenn ich zum beispiel etwas bügle und dabei denke, ich verbrenne jemanden mit dem bügeleisen, dann schüttle ich das kleidungsstück aus und beginne von vorne. beim zweiten mal ist der gedanke ja dann nicht weg, deshalb muss ich es mehrmals machen, um zu tilgen, und dazu dieses kopfschütteln, stossweise atmen und neinnein murmeln.

wenn ich die haare föne und fertig bin damit, muss ich mich im spiegel anlächeln. das lächeln muss echt sein, sonst heisst es, dass ich nichts zum lachen habe, das heisst, dass etwas schlimmes passiert. oder eben auch wieder: wenn ich jetzt sage, schluss, das mache ich nicht mehr, ich schaue in den spiegel, wie ich mich gerade fühle, und stelle den fön ab, wann ich will, dann ist das wieder egoistisch, du forderst das schicksal heraus. einmal wollte ich das machen, dachte dann aber, nein, jetzt ist mein freund gerade aus dem haus, ich mache es lieber an einem tag, wenn er da ist. aber auch dann könnte ich es nicht machen. also lächle ich immer, bis es stimmt, was fast unmöglich ist, und stelle den fön dann ab. beim wegräumen darf der fön aber zum beispiel nicht auf den bademantel meines freundes zeigen, sonst muss ich ihn wieder anstellen und von vorne beginnen. das mit dem lächeln hat sich jetzt auch selbständig gemacht. im büro mache ich das, wenn ich auf die toilette gehe. ich kann nicht mehr einfach in den spiegel schauen, müde oder schlecht gelaunt oder einfach ernst, nein, ich muss das mit dem lächeln machen. neu dazu gekommen ist jetzt, dass wenn ich mich dabei zu stark auf die augen oder auf die nase oder den mund konzentriere, dann heisst das: böse gegen das auge, ich verliere das auge, oder nase ab oder so. nein, nein, gell nicht, das muss ich jetzt schreiben, weil sonst passiert das wirklich, habe ich das gefühl. völlige scheisse, es ist unglaublich, es wird immer schlimmer, ich halte es fast nicht mehr aus. jetzt zucke ich auch wieder mit den halsmuskeln wie früher.

als kind schlug ich mir immer mit dem knöchel des mittelfingers auf die stirn, wenn ich einen ‚bösen gedanken’ hatte. ich hämmerte immer öfter und immer stärker, sehr oft so lange, bis mir der kopf wehtat.


Nella, 14. Mai 2003

www.zwaenge.de

Ein Mädchen machen II

Menschenrechte auch für Zwitter!--> Teil I

Auszug aus meiner Krankenakte:


„Befunde:
Die hypertrophische Klitoris steht über eine Länge von 2-3cm penisartig vor. Zustand nach operativer Eröffnung des Sinus urogenitalis, es findet sich in der Mittellinie eine Narbe (partieller Verschluss des Sinus urogenitalis nach der 1. Operation), es bleibt noch eine Restöffnung von knapp einem cm Länge. Ein Ballonkatheter Charr.10 kann mühelos durch die Urethra in die Blase eingeführt werde, eine Vagina lässt sich nicht sondieren.

Vorgehen:

1. (...)

2. Klitorisrückversetzung nach Pellerin: Hochziehen der Klitoris an einem Halterfaden und Y-förmige Incision an der Unterfläche derselben bis zum Sinus. Nach zirkulärer Durchtrennung der Vorhaut dorsal-und lateralseits, wobei ein wenige mm breiter Saum an der Glans verbleibt, kann die zu einem Hautlappen ausgebreitete Vorhaut von den Schwellkörpern der Klitoris freipräpariert werden. Nun wird ventralseits die Chorda excidiert und die nach beiden Seiten abgehenden Crura clitoridis über eine Strecke von 1cm dargestellt. Schliesslich Trennung der Corpora cavernosa der Klitoris in der Mittellinie (keine wesentliche Blutung) und Adaptatation durch 2 kräftige Nylon-EKN der Glansrückfläche an die Aufzweigungsstelle der Crura clitoridis. Dadurch wird die Glans clitoridis um 2-3cm rückversetzt und die beiden Corpora cavernosa schlingenförmig zur Seite verlagert. Adaption dieser beiden Schlingen unter sich und mit den Crura clitoridis mit Nylon-EKN. Nach Kürzung der zu lange gewordenen Vorhaut werden die Wundränder wiederum mit Chromcatgut-EKN adaptiert. Einlegen einer Vioform-Mèche in den Sinus und auf die rückversetzte Klitoris.

10. Februar 1972
Ka/wä

(...)“

"P(o)stoperativ musste der Patientin wegen eines leichten Schocks PPL verabreicht werden. Beidseits der Clitoris sind starke Hämatome aufgetreten, (...). Das Kind war immer afebril. Der Husten hielt fast unvermindert an, (...)."

(Schwester "Annemarie" war dann für die Wundversorgung und das „nachts beide Hände anbinden“ zuständig.)

Und zack zack geht's weiter am Fliessband ...

"Heute (19.2.72) wurde Daniela wieder in die Kindermedizin zurückverlegt in der Hoffnung, dass im laufe der nächsten Woche der Herzkatheterismus durchgeführt werden kann. Wenn die Operationswunde wie bisher weiter komplikationslos abheilt, dürfte für diesen Eingriff, bei dem Inguinal eingegangen werden muss, nichts im Wege stehen."

Friday, November 9 2007

Wer weiss ...

... vielleicht spielen ja Professor Rauchfleisch und Professor Radmayr zusammen Golf und diskutieren über ihre persönlichen Handicaps ...

Laura Armani - intersexuell oder transsexuell? (Teil 2)

--> Laura Armani: "Die Frau, die nie ein Mann war" (Artikelbesprechung)
--> Teil 1: "Eine transsexuelle Medizinerin, ein homosexueller Moderator und ein Psychologe vom Mars"

Ich sinniere immer noch über Laura Armani, die auf mich im Übrigen einen überaus sympathischen Eindruck gemacht hat. Und hübsch ist sie auch noch. Ich habe ja nichts gegen Transsexuelle, aber umso mehr etwas gegen die Instrumentalisierung von Intersexuellen - durch welche Gruppierungen auch immer.

Auf der einen Seite stehen die Mediziner als selbsternannte Vertreter einer 'eindeutigen Geschlechtsidentität', auf der anderen Seite Randgruppen wie beispielsweise Transsexuelle oder Homosexuelle, die selber dazu beitragen, dass wir Intersexuellen als Randgruppe noch mehr an den Rand gedrängt und nicht in unserer ureigensten Seinsweise wahrgenommen werden.

Gerade mit einer lieben Geschlechtsgenossin geplaudert, die zu Recht findet: Für Frau Armani, die nichts mehr als Frau sein will, ist ihre Intersexualität ein Problem, denn diese impliziert eine männliche Seite, die Frau Armani sich rigoros abzuschminken versucht - im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sie denn intersexuell ist.

Im Magazin 36/2007 vom 8. Sepember 2007 zeigt Laura Armani dem Journalisten Christoph Keller Fotografien, die ihr Genital vor der Geschlechtsumwandlung zeigen:

Ein versteckter Stummel, nicht wirklich ein Penis, aber auch keine Klitoris, etwas dazwischen, eine Art Erhöhung zwischen den Beinen, daraus schaut das sehr kurze Ding hervor, der Hodensack darunter leer.

Diese Beschreibung deutet auf ein intersexuelles Genitale hin. Allerdings kann die Einnahme von Östrogenen dazu führen, dass Penis und Hoden schrumpfen. Die weiblichen Östrogene führen nämlich zu einer Reduzierung und Entwicklungshemmung der männlichen Anteile, wie mir von Expertenseite bestätigt wurde. Und Frau Armani hat schon mit 22 Jahren begonnen, weibliche Hormone einzunehmen.

Wieso aber erzählt Frau Armani ein halbes Jahr zuvor in der Sendung Quer nichts davon? Weil sie nicht als intersexuell gelten will (siehe weiter oben)? Warum also das Geständnis im Magazin (obwohl dieses ja ziemlich zögerlich rüberkommt, wie ich schon dargelegt habe)? Oder ist sie transsexuell und bezeichnet sich aus welchen Gründen auch immer als Pseudohermaphrodit? Wem gehören dann die Genitalien auf den Fotos?

Fragen über Fragen ...


Siehe auch: Helma Katrin Alter – transsexuell oder intersexuell?

Eine transsexuelle Medizinerin, ein homosexueller Moderator und ein Psychologe vom Mars (Teil 1)

Immer wieder muss ich über Laura Armani sinnieren, frage mich nicht zum ersten Mal, ob Madame wirklich intersexuell ist, wie in Das Magazin 36/2007 dargestellt. Oder eben doch transsexuell. Und dann sind da noch diese Fotos ihres Genitales, die sie dem Verfasser des Magazin-Artikels unter die Nase hielt - "ich muss sie zeigen, damit Sie mir glauben".

Fragen über Fragen ...

Am 9. März 2007, also genau ein halbes Jahr vor obenerwähntem Artikel, trat Frau Armani in der Sendung Quer des Schweizer Fernsehen zum Thema 'Transsexualität' auf.

Ein einziges Mal fällt das Wort 'Pseudohermaphrodit' (bei Position 6:16): Im Interview kommentiert Frau Armani ein Foto, wo man das mit elf Jahren eingesetzende leichte Brustwachstum sehe und sagt in der Folge, dass sie nicht ganz klar männlich war, sondern eben auch noch ein bisschen eine Mischform, man nenne das Pseudohermaphroditismus. Ansonsten kein Piep, keine Erklärung.

Der Moderator Patrick Rohr reagiert nicht darauf. Nicht einmal der Psychologe, Professor Udo Rauchfleisch (Experte für Homosexualität und Transsexualität, Autor von Büchern mit Titeln wie "Gleich und doch anders"!) zuckt mit den Wimpern! Vielmehr sagt er: "zwei Dinge (...) die sind absolut sicher: dass es gibt Männer, es gibt Frauen. Menschen können lesbisch, schwul sein, heterosexuell sein, aber Männer, Frauen, klar. Und Transsexuelle stellen genau das auf den Kopf." (bei Position 24:10) Ach so. Und was machen dann Intersexuelle?!

Eine transsexuelle Medizinerin, ein homosexueller Moderator und ein auf Homosexuelle und Transsexuelle spezialisierter Professor und Psychologe, vereint in einer Sendung, wo einmal unkommentiert das Wort Pseudohermaphrodit fällt, die zu allem Übel noch Que[e]r heisst! Es ist ja beinahe schon zum Lachen, wenn's nicht so himmeltraurig wäre.

Gibt es ein besseres Beispiel für die Instrumentalisierung und Negierung von Intersexualität? Und für Scheuklappenjournalismus?!

Teil 2

Thursday, November 8 2007

Studie zur Situation Intersexueller beweist: Mediziner scheitern

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Der Artikel in der TAZ vom 6. November 2007 (Kommentare nicht vergessen!) berichtet über die Ergebnisse der Hamburger Studie und zeigt wieder einmal:


Obwohl die Ergebnisse der Studie beweisen, dass die Medizin "mit ihrem Versuch, per Skalpell ein gesellschaftliches Problem zu lösen" gescheitert ist, findet kein wirkliches Umdenken statt. Prof. Hiort spricht von einem "Dilemma der Pädiatrie, aus dem es kein Entkommen gibt", nämlich, dass "Erwachsene über die Behandlung von Kindern entscheiden". Ich habe Mitleid mit den armen Erwachsenen/Mediziner, die weiterhin >>> Operationen (PDF 1.3mb – WARNUNG!) an Intersexuellen vornehmen "müssen"!

Es geht also wieder einmal nicht um die Perspektive der intersexuellen Kinder, vielmehr wird ihnen die Fähigkeit zur selbstbestimmten Entscheidung von vornherein abgesprochen. Zudem bezweifelt Prof. Hiort, "dass die Aktivisten, die ihre traumatischen Erfahrungen vor bis zu dreißig Jahren gemacht haben, für jene sprechen können, die heute mit nicht eindeutigem Genitale geboren und behandelt werden".

Wie gehabt heisst es also für die Mediziner weiterhin: Erwachsene Nicht-Intersexuelle entscheiden über Körper und Geist von intersexuellen Kindern. Und intersexuelle Erwachsene sollen gefälligst die Klappe halten! Denn diese sind vorsintflutliche Radaumacher, die aus einer Zeit stammen, wo die Ärzte noch ganz böse waren, was ja heute nicht mehr der Fall ist.

Das hatten wir doch schon: "Macht wird nicht gerne aus der Hand gegeben – schon gar nicht in Kinderhände" ...

Nachtrag: Inzwischen berichtete auch die Springer-Zeitschrift "Gynäkologische Endokrinologie" 04/2007: "Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist nach der Hamburger Intersex-Studie eklatant hoch."

Monday, November 5 2007

Zuviel für eine Frau, zu wenig für einen Mann: das intersexuelle Genital II

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!--> Teil I

Seit es im Fernsehen Sendungen gibt, wo man die Gallensteinentfernung oder die operative Trennung siamesischer Zwillinge verfolgen kann, ist man sich so einiges an blutigen Bildern gewohnt, da sie letztendlich die Erhaltung von Leben und Gesundheit dokumentieren. Operationen an intersexuellen Genitalien stellen jedoch keine lebenserhaltenden Eingriffe dar und werden ohne die Einwilligung des Kindes durchgeführt. Es wird in Kauf genommen, dass das Kind später die Geschlechtszuweisung als falsch empfindet und/oder dass sein sexuelles Empfinden vermindert oder gänzlich verunmöglicht wird.

Ergo: Diese Operationen werden in der Folge vertuscht. Das Kind wird angelogen und auch psychisch in die ihm zugewiesene Geschlechterrolle gedrängt. Wer sagt schon zu einer jungen 'Frau', die als Kind operiert wurde: Wir haben dein Genital in Richtung weiblich korrigiert, weil es für einen richtigen Mann nicht ausreichte und wir dir Kummer ersparen wollten. Aber eigentlich bist du genetisch männlich und hast auch einen männlichen Chromosomensatz.

Zuviel für eine Frau, zu wenig für einen Mann: das intersexuelle Genital I

Dem kleinen Kind, über das ich in einem früheren Eintrag berichtet habe, wurden ohne seine Zustimmung die gesunden inneren Fortpflanzungsorgane entfernt. Sein äusseres Genital war jedoch männlich genug und blieb deshalb intakt. In den meisten Fällen werden intersexuelle Kinder zusätzlich an ihrem Genital zwangsoperiert, falls dieses uneindeutig ist.

Wer es immer noch nicht glauben kann: Wie das aussieht, wenn ein intersexuelles Kind ohne seine Zustimmung an seinen Genitalien zwangsoperiert wird, kann einem Referat (pdf-download) entnommen werden, das Universitätsprofessor Christian Radmayr freundlicherweise als PowerPoint-Präsentation ins Netz gestellt hat. Professor Radmayr ist Mediziner an der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Urologie und als österreichische Koryphäe in der Behandlung von Intersexuellen bekannt.

>>> Vortrag Prof. Radmayr (PDF-Download 1.37 MB – WARNUNG: Operationsbilder!)

>>> Mahnwache UNO Genf 26.1.09 
Tafel: verfremdete Radmayr-Folie
(Bild: Ärger)

--> Teil II

Sunday, October 28 2007

Pressemitteilung 1

Folgende Pressemitteilung wurde unter anderem an die Schweizerische Ärztezeitung (Redaktion Ethik) versandt, die es bisher jedoch - wie zu erwarten war - nicht nötig hatte, dazu in irgend einer Form Stellung zu nehmen.


PRESSEMITTEILUNG

Genitale Zwangsoperationen – Arzt wegen Körperverletzung vor Gericht


Jedes Jahr werden in den Industrieländern Tausende von Kindern ohne ihre Einwilligung an ihren Genitalien zwangsoperiert. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden.

Diese Operationen verfolgen keinen medizinischen Zweck, sondern dienen ausschliesslich dazu, ihre uneindeutigen Geschlechtsmerkmale möglichst rasch unwiderruflich zu vereinheitlichen. Trotzdem weigern sich die Ärzte, diese Eingriffe aufzuschieben, bis die Kinder alt genug sind zum Mitentscheiden. Zum ersten Mal wird nun in Europa ein Arzt wegen Körperverletzung vor Gericht gestellt.

Schweizer Ärzte nervös

Bisher weigerten sich die Schweizer Ärzte standhaft gegen jegliches Umdenken. Seit sich Betroffene in Selbsthilfegruppen organisieren und diese menschenrechtswidrigen Praktiken anprangern, geraten sie jedoch zunehmend in Legitimationszwang. Die Debatte in der Schweizerischen Ärztezeitung 47/2006 ist Ausdruck davon. Während die anonym bleibenden Mediziner und die Redaktion Ethik der Ärztezeitung sich in absurden Rechtfertigungsversuchen verlieren, kritisierten zwei Ethikexpertinnen die Unhaltbarkeit der immer noch gängigen Praxis.

Wie üblich in der Debatte übergangen wurden die Betroffenen. Nachfolgend einige Betrachtungen aus ihrer Perspektive:

>>> Fortsetzung: "Medicine goes gender"

Forderungen zwischengeschlechtlicher (intersexueller) Menschen


U N S E R E   F O R D E R U N G E N

(1) Keine Zwangsoperationen
Zwischengeschlechtlich geborene Kinder dürfen nicht ohne ihre Zustimmung irreversiblen geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen werden. Geschlechtsangleichende Operationen werden nur mit dem Einverständnis der betroffenen zwischengeschlechtlichen Person durchgeführt.
Ausnahmen: Ist das Leben  des zwischengeschlechtlichen Kindes ernsthaft bedroht (zum Beispiel bei AGS mit Salzverlust) oder seine Lebensqualität bereits nach der Geburt beeinträchtigt (zum Beispiel bei Harnwegproblemen), dürfen die Ärzte mit Zustimmung der Eltern medizinisch indizierte Eingriffe (und nur diese) vornehmen.

(2) Das Individuum respektieren
Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen altersgerecht und stufenweise über ihre Besonderheit informiert werden. Der Kontakt zu anderen zwischengeschlechtlich geborenen Menschen muss nicht nur ermöglicht, sondern von den Eltern und der Ärzteschaft auch aktiv gefördert werden.

(3) Die Eltern informieren
Wenn ein zwischengeschlechtliches Kind geboren wird, ist die Ärzteschaft verpflichtet, die Eltern vollumfänglich zu informieren und in der Folge eine erwachsene zwischengeschlechtliche Person (Vertreterin einer zwischengeschlechtlichen Organisation) als Beraterin und Begleiterin bei zu ziehen. Die Eltern müssen durch eine betroffene Person beraten und begleitet und somit stärker für die Thematik sensibilisiert werden.

(4) Die Gesellschaft sensibilisieren
Zwischengeschlechtlichkeit wird im Biologieunterricht und in sozialen Fächern an den Schulen ab sofort Pflichtfach. Es gibt keine(n) Schüler(in) mehr, der/die noch nie etwas von Zwischengeschlechtlichkeit gehört hat.
In der Ausbildung von ÄrztInnen, Krankenschwestern, PflegerInnen, LehrerInnen, KindergärtnerInnen, Psychologinnen, SozialarbeiterInnen etc. wird Zwischengeschlechtlichkeit ab sofort Pflichtfach. Es gibt niemanden mehr, der seine Ausbildung in einem medizinischen oder sozialen Beruf absolviert hat, ohne jemals etwas über Zwischengeschlechtlichkeit gehört zu haben.

 

 

U N S E R   A N L I E G E N

Unser Anliegen ist es, zwischengeschlechtliche Menschen in der Schweiz und Umgebung zu erreichen, sie aus ihrer Isolation, in die sie durch Tabuisierung, durch die Behandlung durch Eltern und Ärzte geraten sind, herauszuholen, um sie über Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) zu informieren und ihre Lebensqualität zu steigern.

Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) ist keine Krankheit und schon gar nicht etwas, wofür man sich schämen muss. Mit unserer Homepage wollen wir eine Anlaufstelle sein, über Intersexualität aufklären und somit zur Enttabuisierung beitragen.

Das Gefühl, allein zu sein, mit niemandem darüber reden zu dürfen, bestimmt das Leben vieler zwischengeschlechtlichen Menschen. Es ist befreiend, wenn man mit Menschen über das eigene Erleben und die eigenen Leiden reden kann, die Ähnliches erlebt haben. In unserer Selbsthilfegruppe möchten wir einander bei der 'Rückeroberung' der uns vorenthaltenen Wahrheit unterstützen.

Thursday, October 18 2007

"Medicine goes gender"

In der Schweizerischen Ärztezeitung 47/2006 erschienen folgende 3 Beiträge zum Thema Ethik und Umgang mit Intersexualität (pdf-downloads):

1. Das ethische Dilemma bei Geschlechtszuweisungen (Anonym/Redaktion Ethik)

2. Medicine goes gender (Kathrin Zehnder)

3. Ethik: Zum Umgang mit Intersexualität (Nikola Biller-Andorno)


Kommentar in 3 Teilen:


Das Individuum

Im beschriebenen Fall werden zwei Lösungsmöglichkeiten erläutert, die einschneidende operative Eingriffe mit sich bringen. Einem Kind sollen gesunde Ovarien und ein funktionsfähiger Uterus entfernt bzw. ein Penis zu einer Klitoris "reduziert" werden. (2.)

Einmal mehr: Ein sechsjähriges Kind wird bevormundet und entmündigt, wird nicht zu seinen Gefühlen und Gedanken befragt. Offizielle Begründung:

Das kindliche Alter des Patienten bedingt, dass der aktuell 6jährige gar nicht recht mitentscheiden kann, dass also Eltern und beteiligte Ärzte für sein späteres Wohl entscheiden müssen (Konzept der Beneficience). (1.)

Was zum Beispiel für die Soziologin Kathrin Zehnder selbstverständlich ist, findet in die Überlegungen der Mediziner keinen Eingang: dem Kind wird jegliche Fähigkeit zu verstehen oder zu entscheiden von Vornherein abgesprochen. Obwohl die Operationen aufgeschoben werden können, wird arrogant und selbstherrlich über seinen Kopf hinweg entschieden - ein und für allemal. Kathrin Zehnder:

Die Geschlechtsoperationen stellen keine Notfallmassnahmen dar, sind also aufschiebbar, jedoch nicht rückgängig zu machen. Es scheint auf den ersten Blick unerklärlich, warum überhaupt darüber nachgedacht wird, solche Eingriffe bei einem Fünfjährigen vorzunehmen. (2.)

Auch Dr. med. Nikola Biller-Andorno, Professorin für Biomedizinische Ethik an der Universität Zürich, plädiert "angesichts des relativ geringen Schadens/Risikos" dafür, den "schwerwiegende[n] medizinische[n] Eingriff" aufzuschieben:

Dem Kind könnte derzeit durch Hormongaben eine Weiterentwicklung in der Knabenrolle ermöglicht werden, ohne durch eine Operation bereits irreversible Fakten zu schaffen. (...) Insbesondere könnte der "Junge" später selbst entscheiden, wie er seine geschlechtliche Identität gestalten möchte. (3.)

Doch mit solchen Kinkerlitzchen hielten sich die anonym bleibenden "behandelnden Mediziner" auch im vorliegenden Fall nicht lange auf: Das Kind wird kurzerhand als "krank" bezeichnet. Definitionsmacht der Medizin ... Und Macht wird nicht gerne aus der Hand gegeben – schon gar nicht in Kinderhände:

Der Knabe (sic!) selbst konnte bisher nur bedingt über seine Krankheit orientiert werden. Er weiss, dass er an der gleichen Hormonstörung leidet wie seine Schwester und dass (wie bei ihr bereits geschehen) gelegentlich eine Operation durchgeführt werden muss (Korrektur der Hypospadie, gleichzeitig auch Hysterektomie [?] (im Original) und Ovariektomie oder Korrektur des äusseren Genitales). (1.)

Dafür soll "er" anschliessend "langfristig" kinderpsychiatrisch begleitet werden. Das nennt man dann wohl Arbeitsbeschaffung.


Die Gesellschaft

Ein drittes Geschlecht ist bei uns derzeit nicht "gesellschaftsfähig", wie es die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie zu Störungen der sexuellen Differenzierung (1999) formuliert. (3.)

Der Entscheid, das Kind als Junge aufwachsen zu lassen, was eine Entfernung der inneren weiblichen Geschlechtsorgane und eine lebenslange Substitution mit männlichen Hormonen zur Folge hat, stützt sich darauf, "dass das Kind als einziger Knabe in seiner Familie eine besondere Stellung als männlicher Nachkomme" hat, "die ihm auch nach Aufklärung der Eltern über die chromosomale und anatomische Situation erhalten" bleiben wird. Die "mögliche Umwandlung des Kindes zu einem Mädchen und damit die Erhaltung der Fortpflanzungsfähigkeit" wird von den Eltern sowieso "eindeutig weniger stark gewichtet". Denn aufgrund des muslimischen Glaubens würde der Knabe "wegen der wichtigen männlichen Rolle in seiner Gesellschaft auch als 'unvollständiger Mann' seine 'Wertigkeit' behalten".

Zudem geht die Herkunft der Eltern aus dem moslemischen Land mit einer sehr schicksalsergebenen Haltung und einer Passivität im Entscheidungsprozess einher, so dass der Entscheid fast vollständig dem behandelnden Arzt übergeben wird. (1.)

Nicht das betroffene Individuum entscheidet also über seinen eigenen Körper, sondern die kulturbedingte Geschlechterrolle, die Eltern, die Religion. Oder deren selbsternannte Vertretung: die Mediziner.

Ethik-Expertin Nikola Biller-Andorno resigniert:

Gleichwohl erwähnen Leitlinien wie auch medizinische Literatur inzwischen zumeist die Forderung kritischer Stimmen, Geschlechtszuordnungen bis zur Einwilligungsfähigkeit zurückzustellen und Intersex als drittes Geschlecht anzuerkennen, wenn auch der Verweis auf diese Position in der weiteren Argumentation in der Regel folgenlos bleibt. (3.)


Theorie und Praxis

Theoretisch könnte die Entscheidung der operativen Korrektur vertagt und der Knabe im Alter von etwa 15 Jahren in den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden. (1.)

Praktisch findet am 12. Dezember 2007 in einer Stadt in Deutschland ein Prozess statt, in dem ein Arzt wegen Körperverletzung angeklagt wird. Von einem zwischengeschlechtlichen Menschen, dessen AGS wie im vorliegenden Fall erst spät erkannt wurde, der seiner inneren weiblichen Fortpflanzungsorgane beraubt wurde und an der ihm aufgezwungenen männlichen Rolle bis heute leidet.

Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Zwischen Spekulation und Nachfragen. Zwischen Bevormundung und Autonomie.

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Berichterstattung 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Berichterstattung und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG


Sunday, October 14 2007

„Man kann nicht sein, was man nicht ist.“ (David Reimer)

Wohl einer der differenziertesten Artikel über Intersexualität:

"Gender Mainstreaming" - Der kleine Unterschied
Von Volker Zastrow, F.A.Z., 07.09.2006, Nr. 208 / Seite 8

Kommentar folgt ...

Friday, October 5 2007

Ein Mädchen machen I

Menschenrechte auch für Zwitter!„1. Aeusseres Genitale: Prima vista aussehend wie bei AGS. Der Penis ist 2 cm lang, das Scrotum nicht ausgebildet, sondern in Form von zwei Labia majora vorhanden. Kein Sinus urogenitalis, beim Perineum befindet sich die Mündung der Urethra. Diese ist nicht stenosiert, sie weist dorsalseits eine reizlose Narbe auf.
(...)
7. Weiteres Procedere: Ich habe den Fall unmittelbar nach der Cystoskopie nochmals mit Herrn Prof. B[...] besprochen. Es liegt seiner Ansicht nach ein männliches Geschlecht mit Hypospadie vor. Obwohl er selbst bei der früheren Beurteilung und vor der Castratio anwesend war, glaubt er retrospektiv doch, dass ein Fehler begangen wurde. Die Situation ist nun jedoch so, dass auf diesem Wege fortgefahren werden muss und aus dem kleinen Patienten ein Mädchen gemacht werden muss. Zur Frage der Vaginalplastik äussert er sich so, dass diese sobald wie möglich durchgeführt werden sollte und nicht erst dann, wenn sich das Kind darüber im Klaren wird.“

(Auszug aus meiner Krankenakte)

So etwas verfolgt einen ein Leben lang und es geht dabei nicht um die Frage, ob ich mich nun eher weiblich oder eher männlich fühle, ob ich persönlich mich nun für weiblich oder männlich entschieden hätte, sondern darum, dass über mich entschieden wurde, dass ich dort, vor langer Zeit, in einem Raum, zu dem meine Eltern keinen Zugang hatten, auf einem Tisch lag und fremde Menschen um mich herum standen, über meine kleinen Körper entschieden, mich aufgeschnitten und mir etwas genommen haben. Für immer. So etwas verfolgt einen ein Leben lang.

Teil II

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