Tuesday, November 1 2011

Charité-Genitalverstümmler PD Dr. Heiko Krude: "Nicht zu operieren wäre eine Art von Gewalt"

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Kann ein Zwitter Sünde sein? PD Dr. med. Heiko Krude ist stellvertretender Klinikdirektor am "Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie" im "Otto Heubner Centrum für Kinder- und Jugendmedizin" des Campus Virchow-Klinikum der Berliner Charité.

Wie u.a. seine Chefin Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich und der aktuelle Charité-Chefgenitalabschneider Prof. Dr. Martin Westenfelder ist auch Heiko Krude ein offensichtlich unbelehrbarer Propagandist und Profiteur von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern, der gern öffentlich verkündet, Gewalttäter seien nicht etwa er und seine VerstümmlerkollegInnen – neiiiiin, Gewalt wäre es im Gegenteil, Kinder NICHT zu verstümmeln:

PD Dr. med. Heiko Krude (Charité): “Wenn Sie eine Patientin nicht operieren, etwa ein Mädchen mit Adrenogenitalem Syndrom, von denen wir wissen, dass sie sich als Mädchen entwickeln werden, das wäre eine Art von Gewalt, dieses Kind nicht zu operieren, weil es sonst Jahre einer sehr schwierigen Entwicklung mit einem uneindeutigen Genitale durchmachen muss.” (Deutsche Welle 16.05.2011, Quelle Transkript)

Offensichtlich kümmert es auch Dr. Heiko Krude herzlich wenig, dass die angeblich positive "Wirksamkeit" der Verstümmelungen nie erwiesen werden konnte, sondern die Opfer im Gegenteil seit Jahrzehnten den daraus resultierenden Verlust der sexuellen Empfindsamkeit und Verletzung ihres Rechts auf körperliche Unversehrtheit öffentlich anklagen – und die negativen Folgen der Verstümmelungen bekanntlich auch von Studien der GenitalabschneiderInnen selbst bestätigt werden.

>>> 10.-13.11.11: Proteste gegen Charité-VerstümmlerInnen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Thursday, October 27 2011

"Stellungnahme zu Intersexualität": Deutscher Ethikrat diskutierte mit Bundestagsabgeordneten

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Laut einer heutigen >>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates diskutierte eine Abordnung des Ethikrates passenderweise am 8. Intersex Awareness Day mit Mitgliedern des Bundestags u.a. über die nunmehr auf Anfang 2012 angekündigte Ethikrat-Stellungnahme zu "Intersexualität".

Diese befasst sich laut Pressemitteilung "mit Fragen der Legitimität medizinischer Eingriffe, der gesundheitlichen Fehlversorgung, des Personenstandsrechts und der Möglichkeit eines finanziellen Ausgleichs für widerfahrenes Leid"!

Hört, hört! Nach der "ersten Einschätzung" des Ethikrates vom Juni dieses Jahres ein weiteres positives Zeichen – mögen die grossen Hoffnungen vieler Betroffener in den Ethikrat nicht enttäuscht werden!

Weniger zuversichtlich stimmen dagegen der aktuelle Wissensstand und die Prioritäten der Bundestagsabgeordneten laut Pressemitteilung:

In der folgenden Diskussionsrunde interessierten sich die Parlamentarier insbesondere für die Einbeziehung der Eltern von Betroffenen in den Dialogprozess, den Gleichbehandlungsgrundsatz und das Diskriminierungsverbot sowie die Frage, inwieweit sich die Empfehlungen des Ethikrates auch auf den Bereich des Sports erstreckten.

Wetten – würden nur schon ein paar dieser Parlamentarier mal an den eigenen Lustorganen etwas genitalverstümmelt, hätten sie ziemlich schnell ziemlich andere Perspektiven?!

Bis dahin gilt wohl unverändert: "Aufklären, aufklären, aufklären!"  

"Das x-te Geschlecht" - Jungle World, 27.10.11

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Zufällig ein Tag nach dem 8. Intersex Awareness Day erschienener, mitunter wohl eher >>> unfreiwillig erhellender Artikel von Ulrike Klöppel (u.a. TGNB/TrIQ/IVIM – diese Mitgliedschaften werden allerdings in der Jungle World nirgends offengelegt).

Schon der (in der Regel allerdings von der Redaktion bestimmte) Titel setzt den Trend: Während aufrechte Zwitter sich seit langem selbstbewusst als "Das dritte Geschlecht" bezeichnen (vgl. z.B. der von Nella verfasste Kasten oben rechts auf diesem Blog) und dieses aktiv für sich einfordern, reicht's in der Jungle World grad mal noch zum x-beliebigen "x-te[n] Geschlecht" (in der Praxis hörte ich schon, wie dies Zwittern von "LGBT-Experten" dann folgendermassen ausgedeutscht wurde: für sie reiche es eh frühestens zum 4. Geschlecht, das 3. sein nämlich schon fest für Transgender reserviert).

Der Frage, wessen Anliegen der Artikel letztlich transportiert, klärt der (in der Regel ebenfalls von der Redaktion bestimmte) Untertitel: Lautet dieser vorne im Inhaltsverzeichnis noch vollmundig "Zur Debatte um Intersexualität", mutiert der Untertitel im Artikel selbst enthüllenderweise zu: "Ist die Geschlechtsregistrierung überholt?". Zwitter als Mittel zum Zweck für Transgender-Anliegen – soweit so bekannt.

"Schätzungsweise 10.000" "Intersexuelle" lebten in Deutschland, beginnt dann der eigentliche Artikel von Ulrike Klöppel – dass Medizyner dagegen 10 mal mehr Kinder als verstümmelungswürdig betrachten (und "behandeln"!) bleibt dabei schlicht unerwähnt.

Weiter unten heisst es, wiederum ohne Quellenangabe: "Inzwischen raten allerdings auch Fachleute bei Operationen zur Zurückhaltung." Aktuelle ASMW-Verstümmler-Leitlinien konstatieren demgegenüber unverändert: "In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt."

Immerhin wird noch Daniela "Nella" Truffer (bezeichnenderweise ausdrücklich als Nicht-Deutsche eingeführt) aus ihrem Ethikrat-Statement kurz zitiert zu Klagen Überlebender über die "verheerenden Folgen dieser Praktiken", und Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) darf auf im lesensweren Anhang des CAT-Schattenberichts aufgeführte, aktuelle Beispiele von medizinisch nicht notwendigen, "irreversible[n] kosmetische[n] Genitaloperationen und Hodenentfernungen an Kleinkindern" hinweisen.

Der Rest (und "zufälligerweise" grösste Teil) des Artikels dreht sich dann wenig überraschend praktisch ausschliesslich um Personenstandsfragen bzw. um die obligate (Trans-)Gender-Forderung nach Abschaffung des Personenstandseintrags, die Ins A. Kromminga (IVIM-OII Germany/TrIQ) abschliessend als optimales Mittel zur Verhinderung von Verstümmelungen anpreist: "Damit würde der medizinischen Begründung ›geschlechtsanpassender‹ Eingriffe die Basis entzogen."

Dass demgegenüber die meisten kosmetischen Genitalverstümmelungen ohne solche "›Geschlechtsanpassungs‹-Gründe" vorgenommen werden, verschweigt der Artikel ebenso wie den Umstand, dass dieses angeblich optimale Mittel, sofern es tatsächlich die behauptete Wirkung zeitigte, wohl definitiv das langsamste wäre – während gleichzeitig JEDEN TAG weitere Kinder verstümmelt werden.

Aber wen von den persönlich nicht von Genital- und Lustorganverstümmelung nicht Betroffenen in diesem Artikel oder bei Jungle World scheint sowas überhaupt zu interessieren?

Ganz im Gegensatz zu Personenstandsabschaffungs-, (Geschlechts-)Identitäts-, (Hetero-)Normativitäts-, (Trans-)Gender- und sonstigen Bauchnabeldebatten offensichtlich ... 

Wednesday, October 26 2011

"Widersprüchliches um Magnus Hirschfeld"

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Auf die >>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 17.10.11 über Magnus Hirschfelds Wirkung bezüglich heutige Genitalverstümmelungen an Zwittern ging über den Sündikat-Verteiler am 20.10.11 eine >>> Replik von Ulrike Klöppel [TGNB/TrIQ/IVIM] und Rainer Herrn [Magnus Hirschfeld Gesellschaft]. Darin wurden uns mehrfach Aussagen unterschoben, die in der Pressemitteilung gar nicht standen. Gleichzeitig wurden die darin konkret angesprochenen Kritikpunkte ausgeblendet wurden und Magnus Hirschfeld stattdessen einmal mehr pauschal zum Zwitter-Wohltäter hochstilisiert. Am 22.10.11 ging die >>> Rückantwort von Zwischengeschlecht.org dazu wiederum über den Sündikat-Verteiler.

Vielleicht kommt es ja irgandwann doch mal noch zu einer sachbezogenen Diskussion über die Folgen von Hirschfelds Werk und Vermächtnis für heutige genitalverstümmelte Zwitter?

(Bild: Dr. Magnus Hirschfeld entsorgt ein amputiertes Zwitter-Lustorgan.  – Standbild aus Rosa von Praunheims Hirschfeld-Filmbiographie "Der Einstein des Sex".)

>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim
>>> Magnus Hirschfeld – bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit

8. Intersex Awareness Day 2011: 15 Jahre gewaltfreier Widerstand gegen Zwitter-Genitalverstümmelungen – Proteste in Berlin 10.-13.11.

>>> Intersex Awareness Day 2009      >>> "Jedes Verbrechen hinterläßt Spuren"

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktionen gegen "ISHID 2011" Live Genitalverstümmler, London 17.-19.09.2011   >>> Video

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 26. Oktober 2011:

Ein denkwürdiges Jubiläum: Heute ist es auf den Tag 15 Jahre her, seit Überlebende von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken zum ersten Mal wagten, ihre Peiniger durch gewaltfreie Aktionen öffentlichkeitswirksam mit dem angerichteten Leid zu konfrontieren.

Geändert hat sich seither leider herzlich wenig: Auch heute noch wird in Deutschland jeden Tag mindestens ein wehrloses Kind in einer Kinderklinik ohne medizinische Notwendigkeit irreversibel genitalverstümmelt – allein in Berlin jedes Jahr Dutzende, während der Senat bis auf den heutigen Tag jegliche Kenntnis davon öffentlich leugnet.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am Do 10.11. im Haus der Demokratie und Menschenrechte über diese andauernden Menschenrechtsverletzungen informieren – und drei Tage lang vor der Charité gegen die uneinsichtigen Verstümmler und ihre Helfershelfer protestieren.

           INHALT
             1.  Boston, 26.10.1996:
                  "Zwitter mit Rückgrat nehmen Pädo-Verstümmler ins Visier"
             2.  Berlin, 27.10.2011:
                  Deutscher Ethikrat diskutiert Stellungnahme zu "Intersexualität"
             3.  Genf, 4. + 8.11.2011:
                  UN-Komitee gegen Folter über "Gonadektomie (Kastration)"
                  und "feminisierende Operationen" in Kinderkliniken
             4.  Berlin, 10.-13.11.2011:
                  Aktionen gegen Genitalabschneidertreffen in der Charité

 

Boston, 26.10.1996:
"Zwitter mit Rückgrat nehmen Pädo-Verstümmler ins Visier"

Als Reaktion auf die eiserne Gesprächsverweigerung der US-Genitalabschneider-Standesorganisation "American Academy of Pediatrics" gegenüber der 1993 gegründeten Intersex Society of North America (ISNA) begannen Überlebende nach anderen Wegen zu suchen. Am Pädiater-Jahrestreffen am 26. Oktober 1996 in Boston protestierten "Hermaphrodites with Attitude" vor den Eingängen gegen die uneinsichtigen Verstümmler, angekündigt durch eine Pressemitteilung mit dem Titel "Hermaphrodites target kiddie docs"die erste Zwitter-Demo (siehe Bild --> Quelle) (>>> englischer Bericht von Max Beck), gefolgt von zahllosen weiteren Protesten bis heute.

Seit 2004 erinnert der 26. Oktober als "Intersex Awareness Day" an den Beginn des politischen Widerstandes gegen die Genitalverstümmelungen in unseren Kinderklinken.
 

Berlin, 27.10.2011:
Deutscher Ethikrat diskutiert Stellungnahme zu "Intersexualität"

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Als 7. Tagungsordnungspunkt steht ein Tag nach dem 8. Intersex Awareness Day beim Deutschen Ethikrat an seiner morgigen Plenarsitzung "Diskussion der Stellungnahme zum Thema 'Intersexualität'" auf der Traktandenliste. Nach Rügen der UNO verfasst der Ethikrat dieses Jahr im Auftrag der Bundesregierung eine mittlerweile auf 2012 angekündigte Stellungnahme.

In einer ersten Einschätzung vom 15. Juni hatte der Deutsche Ethikrat festgehalten: "Ein zentraler Punkt ist das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. [...] Hier findet das Elternrecht seine Grenzen und auch dies spricht dafür, mit solchen Eingriffen so lange wie möglich zu warten, damit die betroffenen Intersexuellen selbst entscheiden können."

Überlebende setzen seit langem große Hoffnung in den Deutschen Ethikrat, das Unrecht der täglichen Verstümmelungen endlich ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
 

Genf, 4. + 8.11.2011:
UN-Komitee gegen Folter tagt über "Gonadektomie (Kastration)"
und "feminisierende Operationen" in Kinderkliniken

Ab nächster Woche tagt in Genf das Committee against Torture und untersucht die 47. Session die Einhaltung des UN-Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT). Am 4. November von 10-12 Uhr sowie am 8. November ab 15 Uhr steht Deutschland auf der Tagesordnung. Intersexuelle Menschen e.V. hat erneut einen Schattenbericht eingereicht mit Aufsehen erregenden Fallberichten. Namentlich werden der Reihe nach "Kastration" und "Hormonersatztherapie" sowie "feminisierende Operationen" in deutschen Kinderkliniken als Schutzpflichtverletzungen eingeklagt.

Die immer häufiger vorgenommenen "vermännlichenden Operationen" (z.B. "Hypospadiekorrekur") bleiben im Schattenbericht leider außen vor – obwohl Überlebende diese seit langem öffentlich als medizinisch nicht notwendige Genitalverstümmelungen mit verheerenden Folgen und endlosen "Nachkorrekturen" anklagen.

Tiger Howard Devore, der sich 1984 in Baltimore als erster Überlebender überhaupt öffentlich äußerte, berichtet von 16 "Korrekturen" als 40-Jähriger, davon 10 allein in den ersten ebenso vielen Lebensjahren, und fordert:

"Wenn sie mich doch nur im Sitzen hätten pinkeln lassen, dann hätten weder ich noch meine Familie all das ertragen müssen – die Kosten, die Schmerzen, die wiederholten Operationen, die Medikamente, die immer wiederkehrenden Transplantatabstoßungen und die Fisteln aus denen der Urin floss. Ich hätte gut damit leben können, aus dem Schaft meines Penis zu pinkeln, statt aus der Spitze, aber dafür nicht in der Empfindsamkeit beeinträchtigt zu sein."

Ernst Bilke, seit 2003 sich öffentlich äußernder Überlebender von endlosen, medizinisch nicht notwendigen, "Hypospadiekorrekturen" aus Baden-Württemberg, war seinerzeit zunächst beinah "zum Mädchen korrigiert" worden – "weil es billiger sei". Auch er wäre lieber unversehrt geblieben und klagt an:

 

"Immer noch wird so früh wie möglich operiert. Die plastischen Chirurgen genießen ihr Experimentierfeld und sind stolz auf ihre Resultate. Die Argumente älterer Intersexueller werden ignoriert."
   

 

Berlin, 10.-13.11.2011:
Aktionen gegen Genitalabschneidertreffen in der Charité

Kann ein Zwitter Sünde sein? In Berlin versammeln sich in 2 Wochen vom 11.-13. November zur diesjährigen "6. gemeinsamen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" a.k.a. "JA-PED 2011" eine der drei hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen in der berüchtigten Serienverstümmlerklinik "Charité".

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am 10. November um 19 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte öffentlich informieren.

Und während der "6. JA-PED 2011" vor dem Campus Virchow-Klinikum der Charité gewaltfrei protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Friday, October 21 2011

"6. JA-PED 2011" @ Charité, 11.-13.11.: Ethische Perspektive auf kosmetische Genitaloperationen an Kindern? Wir doch nicht!

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

In 3 Wochen treffen sich die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE)" inkl. ihre für diverse Verstümmler-Leitlinien mitzeichende "Arbeitsgruppe DSD" sowie die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" im Campus Virchow-Klinikum der Charité zum 6. gemeinsamen Jahrestreffen – auch dieses Jahr wieder flankiert von friedlichen Protesten.

Traditionell werden im Vorfeld der Veranstaltung die Abstracts der dort gehaltenen Vorträge in der "Monatschrift Kinderheilkunde" publiziert, dieses Jahr eingeführt durch ein Grusswort (>>> Scan als JPG, 69 KB) der Organisatoren Dr. Dirk Schnabel und PD Dr. Klemens Raile vom "Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin" der Charité.

Diesem Grusswort ist zu entnehmen, dass diesmal am Jahrestreffen tatsächlich auch "ethische Perspektiven" erörtert werden sollen, jedoch – Überraschung! – ausdrücklich nicht in Bezug auf die Genitalverstümmelungen in hiesigen Kinderkliniken unter reger Beteiligung der APE, sondern ausschliesslich in Bezug auf "die neuen, genomweiten Sequenziertechniken".

Bei oberflächlichem Studium des Grussworts könnte Mensch gar zum Schluss kommen, Genitalverstümmelungen stünden beim 6. Jahrestreffen gar nicht auf der Traktandenliste. Tatsächlich sind sie jedoch einfach gut versteckt in der Rubrik "Entwicklungsbiologie endokriner Organe". Mehr zu entsprechenden Veranstaltungen an der diesjährigen JA-PED folgt ...

>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> Charité leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen
>>> PD. Dr. Heiko Krude: "Nicht verstümmeln wäre Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez: "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Med. Birgit Köhler: Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Anette Grüters-Kieslich als "Serienverstümmlerin" kritisiert
>>> Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété: Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berlin 10.-13.11.11: Infoabend + Proteste gegen Charité-VerstümmlerInnen & Co.
>>> Bericht 1. Friedliche Mahnwache 11.11.11

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Thursday, October 20 2011

"Ich möchte ein stumpfes, rostiges Messer nehmen ..." Heidi Walcutt - Zwitter, die kein Blatt vor den Mund nehmen 1

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Heidi Walcutt in 'Hermaphrodites speak!'"Ich möchte einfach ein stumpfes, rostiges Messer nehmen und anfangen Ärzten die Genitalien abzuhacken und sagen: 'Da, du Hurensohn! Was denkst du, wie es sich anfühlt!!'"
- Heidi Walcutt (20.10.1961–10.11.2010)

Das übersetzte Zitat stammt aus dem Video "Hermaphrodites speak!", aufgenommen am 1. internationalen "ISNA Retreat" vor 15 Jahren im Herbst 1996; just dieser Ausschnitt war auch zu sehen im diesjährigen Film "Intersexions"

Von Heidi Walcutt ist zudem ein berührendes Gedicht "Ode to a Life" bekannt sowie die autobiografischen Texte "Time for a Change" und "Physically Screwed by Cultural Myth: The Story of a Buffalo Children’s Hospital Survivor" (in: "Hermaphrodites with Attitude" Fall/Winter 1995-96, PDF --> S. 10) und ein Leser_innenbrief ebendort --> S. 12.

Heidi Walcutts obiges unverblümtes Zitat (das wohl so oder in ähnlicher Form auch anderen Zwangsoperierten schon durch den Kopf ging) und der ungeschminkte Ausdruck ihrer Wut auf ihre Peiniger und deren KollegInnen erregte damals schon Aufsehen und schockierte viele, so dass ihre Aussage auch in der ISNA-Broschüre "Teaching Intersex Issues" (PDF 1.29MB --> S. 7) aufgegriffen wurde: "Warum ist diese Wut schockierend, wenn man bedenkt, was ihr und anderen angetan wurde? Was sagt diese Wut aus über die bisherigen Intersex-Behandlungen?"

Vielleicht liesse sich da noch hinzufügen: "Und was über die politisch Verantwortlichen, die prinzipiell "auf die andere Seite schauen", die "Behandlungen" öffentlich verleugnen und ungehindert weiterlaufen lassen?"

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben  
>>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations" (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGER!!! ]

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Dieser Blog befürwortet Redefreiheit, Offenheit, Transparenz und gewaltfreien Widerstand – Maulkörbe, Denkverbote, Geheimnistuerei sowie Gewalt als Mittel zum Erreichen unserer politischen Ziele befürwortet er NICHT.)

"Protest gegen Genitalverstümmelungen vor Kupferbau am 06.10." - tueinfo.org, 11.10.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Cooler Artikel auf dem Infoportal Tübingen / Reutlingen über die Demo aus Anlass des "1st ESFFU-ESGURS Joint Meeting" inkl. "Live Operationen".

Fettes Dankeschön an alle, die kamen! 

>>> Live-Genitalverstümmelungen Tübingen 2005-11  

Tuesday, October 18 2011

Magnus Hirschfeld – "bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit"

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 17.10.2011:

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitter-Genitalverstümmler für viel Geld
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Magnus Hirschfeld, als Lichtgestalt und Befreier von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgendern bejubelt und geehrt im ganzen Land ... Im Ganzen Land? Nein!

Für als Kleinkinder systematisch genitalverstümmelte Zwitter ist und bleibt Hirschfelds Einfluss und Vermächtnis ein mit großem Leid verbundenes, dunkles und bisher weitgehend verdrängtes Kapitel Deutscher Schwulen-, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte.

                  INHALT
                  1.  1918: Zwitter-Verstümmelung als Grundstock für Hirschfelds
                       "Institut für Sexualwissenschaft"
                  2.  Hirschfeld als Rechtfertigung für heutige Zwitter-Genitalverstümmler
                  3.  Hirschfelds Beitrag zur Unsichtbarmachung der Zwitter
                  4.  Wie lange noch?!

1.  1918: Zwitter-Genitalverstümmelung als Grundstock für Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft"

Ein Schlaglicht auf das historisch belastete Verhältnis zwischen Zwittern, Hermaphroditen oder "Intersexuellen" einerseits und andrerseits Schwulenbefreiungsbewegungen und Sexualwissenschaft wirft unfreiwillig Rosa von Praunheims Hirschfeld-Film-Biografie "Der Einstein des Sex":

1918: Hirschfeld hat kein Geld mehr und wird zusammengeschlagen, die Gründung des "Instituts für Sexualwissenschaft" ist akut gefährdet. Hirschfeld bleibt keine Wahl: Mit Hilfe seiner transvestitischen Assistentin Dorchen muss er eine drastische Genitalverstümmelung an einem wehrlosen "Hermaphroditen" durchführen. Als Lohn erhält der blutverschmierte Hirschfeld eine Schatztruhe voller Geschmeide – der dringend benötigte Grundstock für das in der nächsten Szene eröffnete "Institut für Sexualwissenschaft".

Auch wenn diese Episode des Films historisch nicht belegt ist, bleibt die Verstümmelungs-Szene ein treffendes Gleichnis für real existierendes mangelndes Bewusstsein und unaufgearbeitete (eigene) Geschichte.

Umso mehr, als dieses filmische Schlaglicht bisher von schwulen und sonstigen unverstümmelten Betrachter_innen schlicht unbeachtet blieb. Während dieselbe Szene bei verstümmelten Zwittern regelmäßig heftige und schmerzliche Reaktionen auslöst.

2.  Hirschfelds Vermächtnis als Rechtfertigung für heutige Zwitter-Genitalverstümmler

Hirschfelds Werk gilt heute als historischer Ausgangspunkt der Sexologie wie auch der Gender Studies, die Hirschfeld beide viel verdanken und sich zum Teil heute noch auf ihn beziehen.

Gleichzeitig war und ist Hirschfelds Vermächtnis untrennbar verbunden mit der andauernden Geschichte der menschenverachtenden medizinischen und sexologischen Experimente hauptsächlich an wehrlosen kleinen Zwitterkindern. Der medizinische Begriff "Intersex" als Synonym für systematisches Verstümmeln im Kleinkindalter geht letztlich zurück auf Hirschfelds Zwischengeschlechts-Theorie. Noch 2002 wurde John Money in Berlin von der DGSS passend die "Magnus Hirschfeld Medaille" verliehen.

Auch sich selbst die Hände nicht direkt blutig machende Disziplinen in Geschlechterforschung und Gender Studies stellen regelmäßig auf "Erkenntnisse" und Berichte menschenrechtswidriger medizinischer Humanexperimente an Zwittern ab, ohne sich über die Konsequenzen Rechenschaft abzulegen.

3.  Hirschfelds "Theorie der sexuellen Zwischenstufen" als Beitrag zur gesellschaftlichen Unsichtbarmachung der Zwitter

Zwitter fälschlicherweise als Untergruppe der eigenen Gruppe zu definieren, z.B.  unter "Transgender", oder "intersexuell" ungefragt als Schlusslicht bei schwul-lesbisch-bisexuell-transsexuellen Anliegen "anzuhängen" ("LGBTI")  – Hirschfeld hatte praktisch alle Tricks heutiger politischer Vereinnahmung schon vor über 100 Jahren vorgemacht.

Mit fatalen Folgen: In der öffentlichen Wahrnehmung sind die verstümmelten Zwitter, sofern sie nicht von vornherein mit Transsexuellen verwechselt werden, längst im (Trans-)Genderdiskurs untergegangen. Obwohl die Vereinnahmungen sachlich nicht zutreffen und genitalverstümmelte Zwitter sich seit längerem gegen solche politischen Vereinnahmungen wehren.

Aktuell leugnet der "genderpolitisch fortschrittliche" Berliner Senat öffentlich und kategorisch die Existenz der täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken. Ebenso der Bremer Gesundheitsminister. Die Hamburgische Bürgerschaft beschloss zuvor, gegen die Verstümmelungen konkret nichts zu unternehmen. Gleichzeitig spielt sich der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlich als Zwitterbeschützer auf und werden "Intersexuelle" im Bundestag für schwulenpolitische Anliegen dauerverheizt.

4.  Wie lange noch?!

Zu Hirschfelds Zeiten wurden Zwitter nur selten Opfer von uneingewilligten Genitalamputationen. Heute werden Zwitter zu 90% Opfer medizinisch nicht notwendiger "Genitalkorrekturen" im Kindesalter.

Die täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre müssen endlich gestoppt werden! Diesbezügliche dunkle Kapitel müssen umfassend und vorbehaltlos aufgearbeitet werden. Die Vereinnahmungen von Zwittern durch Schwule und Transgender müssen aufhören.

Wir rufen alle dazu auf, sich konkret für die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen einzusetzen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
 

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

Nachtrag: Am 20.9. ging über den Sündikat-Verteiler eine >>> Replik auf unsere Pressemitteilung von Ulrike Klöppel [TGNB/TrIQ/IVIM] und Rainer Herrn [Magnus Hirschfeld Gesellschaft] mit Vorwürfen an unsere Adresse. Darin wurden uns Aussagen unterschoben, die wir weder in der Pressemitteilung oder sonst je geäussert hatten, während gleichzeitig die in der Pressemitteilung konkret angesprochenen Kritikpunkte ausgeblendet wurden und Magnus Hirschfeld stattdessen pauschal zum Zwitter-Wohltäter hochstilisiert wurde. Am 22.10.11 ging dann >>> die Rückantwort von Zwischengeschlecht.org dazu wiederum über den Sündikat-Verteiler. Vielleicht kommt es ja doch mal noch zu einer sachbezogenen Diskussion über die Folgen von Hirschfelds Werk und Vermächtnis für heutige genitalverstümmelte Zwitter?

>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Dr. Magnus Hirschfeld führt Genitalverstümmelung an Zwitter durch
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 

- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

Saturday, October 15 2011

Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011: Von "einzeitigen Hypospadiekorrekturen" und "Harnröhrenverlegungen" über "Wiederholungsprozeduren", "RettungsOPs" und "gescheiterte Hypospadie" zum "Hypospadiekrüppel"

ddd

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Am Protest gegen das "1st ESFFU-EFGURS Joint Meeting" letzte Woche in Tübingen (siehe Bild) sprachen wir mit einer Journalistin des "Schwäbischen Tagblattes", die sagte, ein ungenannt bleibender verantwortlicher Tübinger Medizyner hätte ihr gesagt, hier würden gar keine Kinder operiert.

Dies, obwohl in Tübingen nachweislich wiederholt wehrlose Kinder an Kongressen "live" verstümmelt wurden (und auch sonst regelmässig im "Universitästsklinikum Tübingen UKT" verstümmelt werden), und die für die bisherigen Live-Verstümmelungs-Kongresse verantwortlichen Tübinger Operateure Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Udo Nagele und Dr. med. Saladin Helmut Alloussi regelmässig über kosmetische Genitaloperationen an Kindern publizieren beispielsweise im Alter "von 1.4 bis 14 Jahren (Durchschnitt: 3.8 Jahre)" (vgl. Seibold, Stemzl, Sievert et. al. BJU Int 100, 2007, PDF; Seibold, Alloussi, Sievert, Stenzl et. al. CEJUrol 63, 2010, PDF).

Obendrein schwärmen die Verstümmler gern in bekannt überheblicher und menschenverachtender Weise von – Überraschung! – chirurgischen "Herausforderungen"  inkl. verbesserten "Nachbesserungsmöglichkeiten" mit "Transplantaten", vgl. etwa die im Offenen Brief erwähnte Publikation von Seibold, Nagele, Sievert und Stenzl in Der Urologe 44 mit dem bezeichnenden Eröffnungssatz im Abstract: "Harnröhrenrekonstruktionen stellen bei Erwachsenen, jedoch bei Kindern und Jugendlichen umso mehr, eine Herausforderung an den Operateur dar."  (Auf langjährige Follow-Ups verzichtet auch diese Publikation aus naheliegenden Gründen.)

Da das "Schwäbische Tagblatt" m.W.n. nichts über die Tagung veröffentlichte, jedoch anzunehmen ist, dass die betreffenden MedizynerInnen solche Aussagen auch sonst herumreichen, nachfolgend einige Quellen zum Thema "Traditionelles 2-jährliches Herbst-Live-Genitalverstümmeln in Tübingen":

Vor dem diesjährigen "1st ESFFU-ESGURS" fanden in Tübingen bereits 4 sog. "Symposien Rekonstruktive Urologie" statt, ebenfalls jeweils in den ungeraden Jahren im Herbst und ausgerichtet von denselben lokalen Veranstaltern aus der "Klinik für Urologie" des "Universitätsklinikum Tübingen (UKT)", jedesmal als besonderen "Höhepunkt" inkl. "Live Operationen" a.k.a. "Direktübertragungen von Live-Operationen mit 'perioperativer' Diskussion einzelner Behandlungsschritte" (Ankündigung II. Symposium, 2005).

Von diesen "Symposien Rekonstruktive Urologie" sind die Programme der jeweils im "Universitätsklinikum Tübingen (UKT)" abgehaltenen Symposien II-IV noch online einsehbar. In allen firmierten berüchtigte spezialisierte pädiatrische "Live-Operateure" sowie weitere "Experten", die sich explizit mit kosmetischen "Korrekturen" an Kindern befassen, darunter:

2005: "II. Symposien Rekonstruktive Urologie: Harnröhrenrekonstruktion bei Erwachsenen und Kindern"
(>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, OA Dr. med. Jörg Seibold)

Margit Fisch, Hamburg (Altonaer Kinderkrankenhaus AKK):
Referat: "Hypospadie: Management von Komplikationen"
"Live-Operationen mit Direktübertragung in den Hörsaal: Endoskopische Strikturbehandlung, Strikturinzision mit End-zu-End Anastomose, MAGPI, gestielter Vorhautlappen (Onlay), bulbäre Harnröhrenrekonstruktion mit Wangenschleimhaut, etc. Operateure: Margit Fisch, Udo Nagele, Marcus Riccabona, Dorothea Rohrmann, Wolfgang Rösch, Jörg Seibold, Arnulf Stenzl, Ulrich Drews"

Marcus Riccabona, Linz (Kinderurologie Barmherzige Schwestern):
Referat: "Hypospadie: Zeitpunkt und Korrekturmöglichkeiten der kongenitalen Harnröhrenmissbildungen"
"Live-Operationen mit Direktübertragung in den Hörsaal: Endoskopische Strikturbehandlung, Strikturinzision mit End-zu-End Anastomose, MAGPI, gestielter Vorhautlappen (Onlay), bulbäre Harnröhrenrekonstruktion mit Wangenschleimhaut, etc. Operateure: Margit Fisch, Udo Nagele, Marcus Riccabona, Dorothea Rohrmann, Wolfgang Rösch, Jörg Seibold, Arnulf Stenzl, Ulrich Drews"

2007: "III. Symposium Rekonstruktive Urologie: Urethra-, Hypospadiekorrektur, rekonstruktive Laparoskopie"
(>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Udo Nagele, Dr. med. David Schilling, Markus Renninger)

Laurence Baskin, San Francisco (Kinderurologie Universitätsklinik SF):
Vortrag: "Hypospadie"
"Live-Operationen: Onlay"
(vgl. auch Laurence Baskins Lügen über Anzahl kosmetische OPs an Minderjährigen vor der San Francisco Human Rights Commission, 2005. Baskin gab dort an, in seiner Klinik würde 1 kometische Genitaloperation pro Jahr durchgeführt; eine Anfrage der SFHRC bei der betreffenden Klinik ergab dann allerding im Zeitraum 2000-2003 insgesamt 311 kosmetische Genitaloperationen an Minderjährige, d.h. knapp 78 pro Jahr, vgl. Report als PDF S. 52-53. Als Reaktion darauf unterstellt Baskin der Kommission darauf öffentlich gewalttätige Absichten: "Ich dachte, sie würden mich erschiessen!", vgl. Stanford Medicine Spring 2011 PDF, S. 26. Laurence Baskin war u.a. auch Referent am "3rd EuroDSD Symposium 2011" in Lübeck.)

Christian Radmayr, Innsbruck (Kinderurologie Medizinische Universität):
Vortrag: "VUR-Endoskopische Refluxkorrektur vs. HL-Neuimplantation"
"Live-Operationen: Hypospadie"

2009: "IV. Symposium Rekonstruktive Urologie: Geschlechtsangleichende Operation, Rekonstruktion äußeres Genitale, VUR-Korrektur" (>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Saladin Helmut Alloussi)

Marcus Riccabona, Linz (Kinderurologie Barmherzige Schwestern):
"Live Operationen: Hypospadie"

Karl-Dietrich Sievert, Tübingen (Urologische Klinik, Universitätsklinikum):
Vortrag: "Harnröhrenchirurgie: Unterschiede bei Kindern und Erwachsenen"

Guy Bogaert, Leuven Belgien (Kinderurologie, Universitätskrankenhaus):
Vortrag: "Kinderurologie in Europa: Leitlinien"

Vom Symposium 2009 ist uns weiterhin der Bericht einer Teilnehmerin bekannt, wonach Kinder operiert wurden, die der Operateur zumindest zum Teil das erste Mal sah, als sie bereits narkotisiert auf dem Tisch lagen, in einem Fall habe de Operateur gar angemerkt, der Befund sei anders, als er ihn sich aufgrund der Akten vorgestellt habe, aber er operiere jetzt trotzdem. Zudem mindestens eine OP ("Korrektur schwere Hypospadie") ohne genaue (Intersex-)Diagnostik erfolgt, obwohl zumindest schwere Hypospadien unter Medizinern offiziell als "DSD" gelten, vgl. z.B. Vortrag Susanne Krege DGU 2011.

2011: "1st ESFFU-EFGURS Joint Meeting" (>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. John Heesakkers, Prof. Dr. med. Serdar Deger)

Über die auch heuer wieder vertretenen Tübinger "Live-Operateure" Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert und Dr. med. Jörg Seibold und ihre Verbindungen zu Genitalverstümmelungen an Kindern vgl. die oben im 2. und 3. Abschnitt dieses Posts verlinkten Quellen.

Vom diesjährigen "1st ESFFU-ESGURS" liegen uns keine konkreten Angaben über das Alter der kosmetisch "Live-Operierten" vor. Teilnehmer, mit denen wir Kontakt hatten, erwähnten "Live-OPs" an Erwachsenen, wollten uns aber nicht bestätigen, dass ausschliesslich Erwachsene und keine Minderjährigen operiert würden.

Uns ist bekannt, dass die in unserem Offenen Brief (nebst Seibold, Sievert und Stenzl) namentlich erwähnten diesjährigen "Live-OperateurInnen" Daniela Andrich (London), Anthony Mundy (London) und Enzo Palminteri (Arezzo) über "Redo-Surgeries" ("Wiederholungsoperationen") bei Erwachsenen mit "Failed Hypospadias" ("gescheiterte Hypospadie") bzw. "Hypospadias Cripple" (Hypospadie Krüppel") publizieren (siehe unten), Erwachsene, bei denen aufgrund der vorherigen "gescheiterten" OPs im Kindesalter oft tatsächliche, z.T. massive medizinische Indikationen für OPs bestehen (z.B. bei Harnröhrenverengungen).

Doch sogar wenn dieses Jahr in Tübingen zur Abwechslung ausschliesslich medizinisch notwendige "Redo-OPs" an Erwachsenen vorgenommen wurden, ist dies für unsere Menschenrechtsgruppe zwar nicht dasselbe wie kosmetische Eingriffe an Unmündigen, doch bleibt die Thematisierung und Durchführung solcher Eingriffe an einem Kongress trotzdem unhaltbar, solange nicht gleichzeitig auch ihre Verursachung durch kosmetische Eingriffe in der Regel an Kindern adäquat angesprochen werden, sondern womöglich im Gegenteil durch Glorifizierung von "Salvage Surgeries" ("Rettungsoperationen") vom eigentlichen Problem abgelenkt wird. (Wie dies leider oft geschieht, vgl. etwa die Publikation der in Tübingen 2005 als Live-Verstümmlerin aufgetretenen, berüchtigten Hamburger Chirurgin Prof. Dr. Margit Fisch: "Salvagestrategien nach Komplikationen der Hypospadiechirurgie" in Der Urologe 46, 2007).

Ebenso, wenn nicht zumindest adäquat thematisiert wird, dass das Versprechen der (Kinder-)ChirurgInnen, "unauffällige Penisse" zu produzieren, klar nicht den Tatsachen entspricht, vgl. z.B.:

Anthony Mundy / Daniela Andrich: "Hypospadias–Historical Aspects", Folie 12: "Post Operative - General" (>>> PDF S. 12 - WARNUNG!!!)

Enzo Palminteri et.al.: European Urology 49 (2006), vgl. speziell S. 892 "(B) Excellent appearance of the buccal mucosa graft 6 mo after the transplant" (>>> PDF S. 892 - WARNUNG!!!)

>>> Tübingen: "Live Verstümmelungen" - Zwitter attackieren Kinderchirurgen
>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Thursday, October 13 2011

"Three Vigils" - Video von den Protesten gegen "ISHID 2011"- GenitalabschneiderInnen, London 17.-19. September

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Claudia im Gespräch mit einem 'ISHID'-Kongressteilnehmer vor dem UCH Education Centre

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Daniela "Nella" Truffer und Claudia reden Klartext über ihnen als Kinder angetane kosmetische Genitaloperationen und die Folgen dieser schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen für ihr Leben.

>>> Berührender englischsprachiger Online-Clip aus Anlass der infamen "Live Genitalverstümmelungen" am letzten Tag des "IV. ISHID Weltkongress" vom 17.-19. September 2011 in London, aufgenommen von Richard von MenDoComplain. Fettes Dankeschön!

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Sunday, October 9 2011

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Berliner Kinderkliniken: Senat hat angeblich "keine Erkenntnisse"

Friedlicher Protest + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

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Kann ein Zwitter Sünde sein?2010 befasste sich der Berliner Senat zum ersten Mal mit Fragen zu Umfang und (menschen-)rechtlicher Beurteilung von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken in seinem Zuständigkeitsbereich.

Anlass dazu war eine kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus Berlin >>> Drucks. 16/14436 (PDF, 38 KB), deren Text wörtlich aus früheren von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org initiierten parlamentarischen Anfragen übernommen worden war (mit Ausnahme der Auslassung der Teilfragen betreffend Peer Support für direkt Bedrohte oder bereits Betroffen gemachte, sowie der nicht minder fragwürdigen Sexualisierung des Titels) – bezeichnenderweise ohne Absprache.

In seiner Antwort stellte sich der Berliner Senat schamlos und tatsachenwidrig gleich selber einen Persilschein aus, indem er die Durchführung von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern a.k.a. Genitalverstümmelungen in diversen Berliner Kinderkliniken pauschal rundheraus abstritt:

„Dem Senat liegen keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien vor. Eine rechtliche Beurteilung ist somit nicht möglich.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 2). 

„Auch gibt es keine Erkenntnisse darüber, ob und welche Krankenhäuser in Berlin solche Behandlungen an Kindern vorgenommen haben.“
(Drucks. 16 / 14436, S. 1).
 

• Tatsache bleibt, dass „solche Behandlungen an Kindern“ in Berlin sowohl in der Charité wie auch in verschiedenen Privatkliniken seit Jahr und Tag systematisch „vorgenommen“ werden, obwohl es sich dabei klar um schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen handelt, namentlich gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. 

• Tatsache bleibt, dass der Senat, der diese Verstümmelungen duldet und durch Wegschauen und Leugnen unterstützt, in der Antwort zu seiner Weisswaschung abschließend als Feigenblatt auf ein von ihm publiziertes "Fachgespräch" u.a. mit den üblichen "(Trans-)Gender-ExpertInnen" verweist (Drucks. 16 / 14436, S. 2). In dieser Doku 22 "Zur Trans- und Intergeschlechtlichkeit" werden Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderklinken u.a. einmal mehr für Anliegen dritter Interessengruppen instrumentalisiert, u.a. durch Menschen, die heute noch als Funktionäre z.T. in Inter- und Transzusammenhängen aktiv sind (z.T. inzwischen deutlich progeressiver). Dieser Blog bedauert sehr, dass bis heute noch niemand von diesen Betreffenden öffentlich gegen diese unhaltbare "Feigenblatt-Strategie" Stellung bezogen hat.

• Tatsache bleibt, dass auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sich schon öffentlich als Zwitterbeschützer aufspielte, während er in Tat und Wahrheit die Leiden der Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ebenfalls bloss als Mittel zum Zweck für Schwulen-, Lesben- und Trans-Anliegen instrumentalisiert ("Sexuelle Identität ins Grundgesetz").

Fazit: Heute noch schauen der Berliner Senat, der Regierende Bürgermeister und manche "(Trans-)Gender-ExpertInnen" krampfhaft in die andere Richtung, während gleichzeitig in Berliner Kliniken weiterhin jährlich Dutzende wehrloser Kleinkinder irreversibel genitalverstümmelt werden – wie lange noch?! 

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt unbestrittenermassen ne ganze Menge LGBTQs, die mit Zwittern solidarisch sind ohne sie zu vereinnahmen  – wir treffen welche an jedem Protest und sind froh darum. — Auch von den Vereinnahmer_innen haben bestimmt viele "nur die besten Absichten" – aber um die Verstümmelungen endlich zu stoppen, ist gut gemeint nunmal definitiv nicht gut genug.)

[ Edit Dezember 2013: Einige polemische Formulierungen sowie Namen von Organisationen und von Funktionär_innen auf Wunsch entfernt. ]

>>> "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
>>> Offener Brief zu Genitalverstümmelungen in der "Charité" (PDF)
>>>
Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Kindern 
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> Mechthild Rawert (SPD) verweigert Dialog mit Betroffenen
>>>
"Intersex"-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

"Genitalverstümmelung auch in Deutschland!" - rdl 6.10.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Menschenrechte auch für Zwitter!Seelenlos und Nella am Flugblätterverteilen, "1st ESFFU-EFGURS", Tübingen 6.10.11

"Wer denkt, Genitalverstümmelungen finden nur im Ausland, bei Immigranten oder einfach NICHT-Deutschen statt irrt. Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt. So auch heute (Donnerstag, 6. Oktober 2011) in Tübingen. Im Tübinger Universitätsklinikum (UKT) findet zum 5. mal ein Kongress für kosmetische Genitaloperationen an wehrlosen Kleinkindern statt. Als besondere Attraktion mit Live-Operation am betäubten Kind."

>>> Online nachzuhören: Yours truly a.k.a. Markus Bauer anlässlich der Demo in Tübingen für Zwischengeschlecht.org am Telefon mit Konrad von Radio Dreyeckland "zu den Folgen der Genitalverstümmelungen an unmündigen Kindern".

>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> "Live Genitalverstümmelungen" - Zwitter attackieren Kinderchirurgen, 6.10.11

Saturday, October 8 2011

Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: "Immer noch wird so früh wie möglich operiert" - Ernst Bilke

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Ernst Bilke: „Immer noch wird so früh wie möglich operiert. Eltern können mit Uneindeutigkeit nicht leben, also wird gehandelt. Später operieren wäre oft möglich, es wäre auch möglich, die Entwicklung des Kindes abzuwarten. Doch die plastischen Chirurgen genießen ihr Experimentierfeld und sind stolz auf ihre Resultate. Die Argumente älterer Intersexueller werden ignoriert. Die Arbeit der Selbsthilfegruppen sei angeblich nicht hilfreich, weil sie die Eltern verunsichern. ‘Bedauerliche Einzelfälle leidvoller Erfahrung’, sagte man mir, ‘dürfen nicht dazu führen, eine optimale Behandlung zu verhindern und das Vertrauen der Eltern in die Ärzteschaft zu erschüttern.’“

Der Baden-Württemberger Ernst Bilke weiss, wovon er spricht als Betroffener von endlosen „maskulinisierenden Korrekturoperationen“ wegen „Hypospadie“, die erst aufhörten, als er alt genug war, sich weiteren „Nachbesserungen“ erfolgreich zu verweigern – zum Bedauern seines Arztes, der „das Ergebnis gerne vervollkommnet“ hätte.

>>> Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"
>>> Hypospadie: "Kindheit voller Schmerz, Operationen und Isolation" (Tiger Devore)

>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> IMeV-Schattenbericht CAT 2011: Häufigste Genitalverstümmelungen ausgeblendet 

Thursday, October 6 2011

"Live Genitalverstümmelungen" - Zwitter attackieren Kinderchirurgen, Tübingen 6.10.11

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>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Protest gegen Live Genitalverstümmelungen in Tübingen, Do 6.10.11
>>>
Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011  

Menschenrechte auch für Zwitter!

[...] Die spektakuläre Inszenierung menschenrechtswidriger und unethischer "Live Genitalverstümmelungen" ist in Tübingen leider traurige Tradition: Nach vier "Symposien für Rekonstruktive Urologie" ist das 1st ESFFU-ESGURS Joint Meeting bereits der fünfte zweijährliche Anlass, an dem Tübinger Chirurgen, verstärkt durch auswärtige Kollegen, als besonderen "Höhepunkt" solche "Direktübertragungen von Live-Operationen mit 'perioperativer' Diskussion einzelner Behandlungsschritte" (Ankündigung II. Symposium, 2005) zelebrieren.

Tübinger Institutionen waren und sind leider sowohl an den vier vergangenen wie auch am diesjährigen Anlass maßgeblich mitbeteiligt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist zutiefst bestürzt und bedauert sehr, dass die Eberhard Karls Universität Tübingen und das Universitätsklinikum Tübingen (UKT) zu solch fragwürdigen "Höhepunkten" Hand bieten, offenbar ohne Rücksicht auf das dadurch verursachte lebenslange Leid der wehrlosen Opfer. [...]

Ethische und menschenrechtliche Aspekte stehen in Tübingen bisher jedoch nicht zur Debatte – weder bei den Genitalverstümmlern selbst, noch bei den sie unterstützenden Institutionen.

Auch das renommierte "Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)" der Eberhard Karls Universität Tübingen will in all den Jahren offenbar nichts von diesen skandalösen "Live Operationen" bemerkt haben. [...]  >>> ganzer Text + Offener Brief 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Wednesday, October 5 2011

Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung und Kastration geschützt als Kinder

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Seit 15 Jahren klagen zwangsoperierte Zwitter in Deutschland und weniger lang auch in Österreich und in der Schweiz die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – bisher vergeblich:

  • Die Bundesregierung gab wiederholt zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen (Drucks. 14/5627), und sah keinen Handlungsbedarf (--> Drucks. 16/13269). 
  • Die Hamburgische Bürgerschaft befasste sich zwar 2009 mit den Verstümmelungen, klammerte dann aber in den konkreten Vorstössen zum Thema stillschweigend ausgerechnet die GenitalOPs jedesmal aus.
  • Der Berliner Senat durfte im Sommer 2010 widerspruchslos verkünden, angeblich "keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien" zu haben (--> Drucks. 16 / 14436)
  • Der Bremer Gesundheitsminister durfte in Februar 2011 ebenfalls tatsachenwidrig und unwidersprochen behaupten, "Intersexuelle" würden angeblich seit 10 Jahren nicht mehr verstümmelt.

Aktuell sind in Deutschland Haustiere deutlich besser geschützt als Kinder: Während z.B. Hunde ohne medizinische Notwendigkeit weder kupiert noch kastriert werden dürfen, wird in den Kinderkliniken ungehindert weiter kosmetisch verstümmelt und kastriert.

(In der Schweiz und in Österreich ist das Kupieren von Haustieren ohne medizinische Notwendigkeit übrigens ebenfalls verboten, in der Schweiz gilt dies auch für die Einfuhr bereits kupierter Tiere. Kastration von Hunden ist in der Schweiz hingegen legal und für die Tierärzte lukrativ, siehe: "Dreimal nicht pariert, schon wird er kastriert.")

Laut neuesten BMBF-Studien sind in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ab 3 Jahren unverändert 90% aller bedrohten Kinder durchschnittlich mehrfach "kosmetisch genitaloperiert". 

Ähnlich wie bei Betroffenen von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für Überlebende von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen, haben Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung zu klagen. Die meisten leiden ein Leben lang an durch die Verstümmelungen und das Verheimlichen der "Behandlungen" versursachten, schweren Traumatisierungen.

JEDEN TAG wird allein in Deutschland in einer Kinderklinik ein wehrloses Kleinkind genital "kupiert" und/oder kastriert – wie lange noch???  

Genitalabschneiderin Susanne Krege: «Als ich näher kam, las ich dann auf den Transparenten: "Weg mit verstümmelnden Operateuren!" Da merkte ich natürlich, dass das gegen meinen Vortrag gerichtet war ...» ("DGU 2011", Hamburg 15.9.)

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Bild: Das nachfolgend im "DGU 2011"-Vortrag angesprochene "persönliche Erlebnis":
UK Aachen, 30.05.2011 - Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(im Bild ganz rechts)

Am 14.-17. September fand in Hamburg der "63. Jahrekongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie" a.k.a. "DGU 2011" statt. Zwischengeschlecht.org war nicht vor Ort, da wir schon in London gegen die "ISHID"-Live-Genitalverstümmelungen protestierten. Inzwischen sind jedoch die "DGU 2011"-Vorträge in vorbildlicher Weise audiovisuell online dokumentiert – und siehe da:

Author: Susanne Krege (Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf, Krefeld)
Session: Fo 7 - Adoleszentenurologie - die Langzeitergebnisse der Kinderurologie
Title: Störungen der sexuellen Differenzierung (Disorders of sexual differentiation – DSD)
Event: DGU Hamburg 2011
Date: September 15, 2011 15:36
Room: Saal 8
Excerpt: 00:00:00—00:00:56

Prof. Dr. Susanne Krege: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, mein Thema [...] sind die Störungen der sexuellen Entwicklung oder auch Disorders of sexual differentiation genannt, kurz DSD. Um Ihnen klarzumachen, worum es geht, möchte ich mit einem kleinen persönlichen Erlebnis anfangen, das ich Anfang des Jahres hatte. Ich war von Aachener Studenten eingeladen, im Rahmen einer [Ethik-]Ringvorlesung zu diesem Thema einen Vortrag zu halten. Ich freute mich sehr über diese Einladung, weil ich in Aachen studiert habe, und kam dann am späten Nachmittag in Aachen an, ein reges Treiben auf dem Klinikvorplatz, und ich sah einige Transparente aufgestellt und dachte, na ja, die Studenten haben wieder irgend ein Anliegen. Als ich näher kam, las ich dann auf den Transparenten "Schluss mit Operationen beim unmündigen Kind!" und "Weg mit verstümmelnden Operateuren!". Da merkte ich natürlich, dass das gegen meinen Vortrag gerichtet war ..."

Obacht, nach der 53. Sekunde wird der Vortrag dann in Powerpoint-Folien-Bild und Wort schnell mal ziemlich igittigitt (obwohl ich selber bisher nicht dazukam, ihn mir in seiner Gänze anzutun). In Aachen hatte Frau Krege übrigens noch frech behauptet, erwachsene Betroffene würden ihre Verstümmelungen an wehrlosen Kindern befürworten, und führte dazu einmal mehr die Selbsthilfegruppe "XY-Frauen" als angebliches Beispiel an ...
>>> Ganzer AV-Podcast - TRIGGERWARNUNG!
>>> Nur Audio (mp3)

Übrigens stellt Chef-Pädoverstümmlerin Krege in Hamburg an der "DGU 2011" bereits in der 2. Folie wiederum unmissverständlich klar, dass für ihre Zunft kosmetische "Hypospadiekorrekturen" klar in die Rubrik "intersexuelles Genitale" gehören:

>>> Offener Brief zu Kreges "Ethik"-Vortrag, UK Aachen 30.5.11 

>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch

 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

 

Tuesday, October 4 2011

Hypospadie: "Meine Kindheit war angefüllt mit Schmerz, Operationen, Hauttransplantationen und Isolation" (Tiger Howard Devore)

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Dr. Tiger Howard Devore ist aktiv in der US-Selbsthilfegruppe "Hypospadias & Epispadias Association (HEA)", die sich für das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen stark macht, und spricht sich seit Jahren immer wieder öffentlich gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern aus.

Laut John Money war Tiger Devore 1984 der erste Intersexuelle, der sich öffentlich im Fernsehen in einer Sendung mit Oprah Winfrey äusserte. Auf seiner Homepage stellt Dr. Tiger diesen und eine Vielzahl weiterer Clips zur Verfügung. Besonders eindrücklich sind seine kürzlichen Auftritte in "Intersexions" (2011) und "Genital Mutilation: America's Double Standard" (2011).

Tiger Devores autobiografischer Text >>> "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom" ist eines der eindrücklichsten Zeugnisse über den Unsinn der kosmetischen "Hypospadie-KorrekturOPs" an Kindern und das dadurch verursachte, erhebliche und lebenslange Leid. Nachfolgend einige Auszüge:

Ich verbrachte viele Jahre mit chirurgischen Operationen, deren einziger Sinn darin bestand, aus meiner Penisspitze pinkel zu können ["Hypospadiekorrektur"]. Ich bin insgesamt sechzehn mal an meinen Genitalien operiert worden. Bis zum Alter von zehn Jahren schon zehn mal, ziemlich genau einmal pro Jahr. Wenn sie meine Harnröhrenöffnung da gelassen hätten wo sie war: am Penisschaft nahe der Hoden, hätten mir mindestens zwölf Operationen erspart bleiben können.

Meine Kindheit war angefüllt mit Schmerz, Operationen, Hauttransplantationen und Isolation. Ich weiß noch, wie das war, wenn die Schulferien begannen, und die anderen Kinder irgendwo hinfuhren, um Spaß zu haben. Ich musste in den Ferien ins Krankenhaus, damit ich nicht zu viel vom Unterricht versäumte. Wenn die Ferien vorüber waren, kehrte ich in die Schule zurück, oft waren die letzten Operationsnarben noch nicht einmal verheilt. Manchmal hingen mir zu Schulbeginn noch die Schläuche aus dem Körper, man sah die Nähte und Narben, und ich konnte kaum laufen.

Jedes Jahr operierten sie mich, und ich konnte zusehen und fühlen, wie die plastische Chirurgie jedes Mal wieder in sich zusammenfiel. Das hätte auch ihnen auffallen müssen – außer Arroganz und Inkompetenz gab es für viele der Eingriffe, die sie an mir ausführten, keinen Grund.

Die Harnröhre, durch die die meisten Männer pinkeln, ist nicht aus normaler Haut, sondern aus speziellem Endothel, das den Kontakt mit Urin aushält und auch wenn es immer feucht und warm ist, nicht in sich zusammenfällt oder sich ständig entzündet. Die Röhre, die sie mir aus Haut von anderen Körperteilen schufen, löste sich ständig auf und ich bekomme regelmäßig Blasenentzündungen. Und ich muss mich immer noch hinsetzen beim Pinkeln. Ich war niemals ohne Fisteln, diesen Löchern in meinem Penis, wo die Methode versagt hatte. Die gesamte Harnröhre musste zweimal komplett erneuert werden, mit unfangreichen Hauttransplantaten. Wenn sie mich doch nur im Sitzen hätten pinkeln lassen, dann hätten weder ich noch meine Familie all das ertragen müssen – die Kosten, die Schmerzen, die wiederholten Operationen, die Medikamente, die immer wiederkehrenden Transplantatabstoßungen und die Fisteln aus denen der Urin floss. Ich hätte gut damit leben können, aus dem Schaft meines Penis zu pinkeln, statt aus der Spitze, aber dafür nicht in der Empfindsamkeit beeinträchtigt zu sein.

>>> Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom" (1997)

>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> IMeV-Schattenbericht CAT 2011: Häufigste Genitalverstümmelungen ausgeblendet

 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

 

IGM 1: Warum eine Diskussion um die Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Intersex-Kindern unter Ausklammerung von "Hypospadiekorrekturen" unethisch ist

sss

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[ "Hypospadie" = wenn der Harnröhrenausgang nicht an der Penisspitze liegt, sondern etwas bis deutlich weiter unten ]

"Hypospadie" ist die wohl häufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien". Das aktuelle Medizynerhandbuch "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis" (2008), Hrsg. v. Martina Heinrich und Kathrin Schäfer, nennt für das Vorkommen von "Hypospadie" für Medizyner lukrative Zahlen von "zwischen 4,7 und 8 auf 1000 männliche Lebendgeburten" (S. 192) – d.h. ein Verhältnis von 1:212 bis 1:125.

Kosmetische "Hypospadiekorrekturen" (PDF, S. 2) [WARNUNG!!!] und andere kosmetische sog. "vermännlichende genitale Korrekturoperationen" sind somit mittlerweile klar häufiger als kosmetische "FeminierungsOPs" und Kastrationen zusammen. Zum Vergleich, der aktuell an der Berliner Charité wütende, berüchtigte Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Martin Westenfelder brüstete sich 2010 öffentlich mit folgender Statistik:

“Prof. Martin Westenfelder gehört zu den Genitalchirurgen mit der größten Erfahrung weltweit: knapp 4.000 Hypospadien, über 140 Epispadien und 160 Feminisierungsoperationen bei intersexuellen Differenzierungsstörungen.”

Laut praktisch allen bekanntgewordenen Studien sind die Komplikationsraten bei "Hypospadiekorrekturen" sehr, sehr hoch (vgl. Zahlen von "EuroDSD"-Verstümmler Pierre Mouriquand von typischerweise 42%-57%).

Viele, wenn nicht die meisten Patienten haben nach der "Behandlung" zum Teil massive Probleme, die klar erst durch die "Korrekturversuche" verursacht wurden. 

Sogar die Medizyner selber räumen dies indirekt ein durch die offizielle Diagnose "Hypospadias Cripple" [WARNUNG!!!] für "hoffnungslose Fälle" (dt. "Hypospadie Krüppel" = von Medizynern zum "Krüppel" operiert!!!).

Mir ist ein Fall bekannt, bei dem ein Betroffener Jahre nach einer "erfolgreichen Hypospadiekorrektur" durch eine Stenose (Harnröhrenverengung) derart schwere Niedenschäden erlitt, dass er Dialyse-abhängig wurde!

Ein aktuelles Ethikpapier (Karkazis/Tamar-Mattis/Kron, 2010 --> S. 14) verdeutlicht zudem in einer Checkliste im Anhang, wie die "Hypospadie"-ZwangsbehandlerInnen die Eltern nach den genau gleichen Mustern anlügen und über den Tisch ziehen wie bei "Feminisierungen" und Kastrationen.

Trotz aller katastrophalen Resultate wird "Hypospadie" immer häufiger diagnostiziert und "behandelt"; eine mögliche Zunahme des Auftretens wird mit Umweltgiften in Zusammenhang gebracht (Phtalate, Bisphenol A und andere Plastik-Weichmacher und sog. endokrine Disruptoren).

"Hypospadiekorrekturen" führen zu einer Verminderung der sexuellen Empfindungsfähigkeit und sind meist medizinisch nicht notwendig.

Wie die BehandlerInnen oft genug selbst eingestehen, werden "Hypospadiekorrekturen" vielmehr aus "psychosozialen" Gründen wehrlosen Kindern aufgezwungen:

Sogar die letzte AWMF-Leitlinie 006/026 "Hypospadie" (PDF) (Evidenzstufe 1 = niedrigste) spricht ausdrücklich von Indikationen "auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen".

Auch in den Kinderkliniken UKE und AKK der Universität Hamburg wird kein Hehl daraus gemacht, dass frühe "Hypospadie-Korrekturen" NICHT aus medizinische Gründen gemacht werden, sondern aus "psychologischen":

"Die Operation sollte zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat oder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr durchgeführt werden („Psychologisches Fenster“)." (Prof. Dr. med. Margit Fisch und Dr. med. Silke Riechardt)

Ebenso z.B. das Universitätsklinikum Jena und die Asklepios-Kinderklinik St. Augustin unisono:

"Beschwerden liegen [im "unkorrigierten" Zustand] fast nie vor, auch die Harnentleerung bereitet nur in Ausnahmefällen Probleme" - Nichtsdestotrotz empfohlene "Therapie": "Korrektur zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat." - "Begründung": "Bei späteren Eingriffen kann bereits das Selbstwertgefühl der Männer leiden." (Homepages der Klinken)

Trotzdem wollen die TäterInnen "Hypospadiekorrekturen" aus der ethischen Diskussion ausklammern.

Ob "Hypospadie" nach medizinischer Definition unter die  Diagnose "Intersex/DSD" fällt oder nicht, wird von ihnen aktuell je nach Ausgangslage unterschiedlich beantwortet:

Klassische "vermännlichende Genitalkorrektur": Historisch wurden "Harnröhrenverlegungen" seit jeher ebenso wie "Klitorisamputationen" in praktisch allen einschägigen Veröffentlichungen abgehandelt unter "Genitale Abnormalitäten, Hermaphroditismus und verwandte adrenale Krankheiten" (Hugh Hampton Young 1937, vgl. auch Carlos Lagos García 1935, Louis Ombrédanne 1939, Max Grob 1957, Claus Overzier Hrsg. 1961). Lawson Wilkins, der 1950 in Baltimore die systematischen "Genitalkorrekturen" an betroffenen Kleinkindern begann, listete "Hypospadiekorrekturen" als Äquivalent zu Klitorisamputationen – je nachdem, ob ein Kind als "männlich" oder "weiblich" eingestuft wurde. Auch John Moneys weit verbreitetes "Standardwerk" "Körperlich sexuelle Fehlentwicklungen" (Amerikanisches Original 1968, auf Deutsch 1969) listet "4. Hypospadie" im Kapitel "Fehlentwicklungen der äußeren Sexualorgane". Dito das NS-"Rassenhygiene"-Standardwerk Baur-Fischer-Lenz 4. Aufl. 1936.

• Als Reaktionen auf öffentliche Kritik an Genitalverstümmlungen beginnen viele TäterInnen seit 1993 gegen aussen vermehrt zu argumentieren, "Hypospadie" sei "etwas gaanz anderes" und habe mit "Intersex"/DSD" definitionsgemäss nichts, aber auch gar nichts zu tun.

• Umgekehrt werden an internen Fachvorträgen "Hypospadiekorrekturen" nach wie vor entweder prinzipiell der "DSD Chirurgie" zugerechnet (Pièrre Mouriquand, 2009 --> Folie 184), oder zumindest die "schweren Formen" werden weiterhin fraglos unter "DSD mit intersexuellem Genitale" eingeordnet (Susanne Krege, 2011).

US-Zwitterorganisationen (vgl. Liste bei ISNA) und Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen (vgl. Caitlin Petrakis Childs: "What is Intersex?") kämpfen seit mindestens 1996 für die Beendigung kosmetische Genitaloperationen auch an Kindern mit "Hypospadie" – und wehren sich explizit gegen die Versuche der TäterInnen, "Hypospadiekorrekturen" durch Definitionstricks von der öffentlichen Diskussion von vornherein ausschliessen zu wollen (vgl. Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f.).

Deutschsprachige Betroffene und Zwitterorganisationen wie z.B. die AGGPG setzten sich seit mindestens 1998 selbstverständlich auch für die Beendigung kosmetischer "Harnröhrenverlegungen" und "Hypospadiekorrekturen" sowie anderer "vermännlichender" kosmetischer Genitaloperationen an Kindern ein – und kritisieren ebenso medizinische Definitionstricksereien (vgl. Claudia Lang: "Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechter", 2006, S. 95-97, 221).

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden "Prader-Stadien" ("zu grosse Klitoris") und "Hypospadie-Grade" heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für "DSD" nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / Formular PDF):

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Stimmen Betroffener:

Der meines Wissens nach bekannteste deutschsprachige Betroffene von kosmetischen "Hypospadiekorrekturen", der sich zu diesem Thema sehr eindrücklich öffentlich äusserte, ist >>> Ernst Bilke.

Die AGGPG-Mitbegründerin --> Heike Bödeker-Spreitzer machte als Betroffene "vermännlichender Zurichtung" auch sonst keine Unterschiede zwischen "Klitoris- rsp. Penisplastiken".

Die UK-Aktivistin --> Sophia Siedlberg (OII) bezeichnet ebenfalls "die ihr aufgezwungenen „Maskulinisierungs“OPs als Genitalverstümmelungen und kämpft dezidiert gegen JEGLICHE Genitalverstümmelungen an Kindern. Insbesondere wehrt sie sich gegen Bagatellisierungen der maskulinisierenden Genitalverstümmelungen im Vergleich zu den feminisierenden, die sie beide als Menschenrechtsverletzungen denunziert".

Dr. Tiger Howard Devore ist aktiv in der US-Selbsthilfegruppe "Hypospadias & Epispadias Association (HEA)", die sich für das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen stark macht, und spricht sich seit Jahren immer wieder öffentlich gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern aus inkl. "Hypospadiekorrekturen".

Tiger Devores autobiografischer Text >>> "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom" ist eines der eindrücklichsten Zeugnisse über den Unsinn kosmetischer "Hypospadie-KorrekturOPs" an Kindern und das dadurch verursachte, erhebliche und lebenslange Leid, und dank Aufnahme in den Klassiker "Der Beschneidungsskandal" der FGM-Expertin Hanni Lightfoot-Klein (2003, S. 55-58. Englische Neuausgabe 2007 unter dem Titel "Children's Genitals Under the Knife", S 172-175) das wohl bekannteste Dokument, warum medizinisch nicht unmittelbar notwendige "Hypospadiekorrekturen" an Kindern ebenso als westliche Genitalverstümmelungen anzusprechen sind wie sog. "Klitoriskorrekturen".

>>> "Sehr taube Eichel": Erfahrungsberichte zu "Hypospadiekorrekturen"

>>> Erich Marti: "Operierter Penis extrem berührungsempfindlich, starke Schmerzen"


Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugbl. m. Bsp. v. "Hypospadiekorr." + Komplikations-Statistiken (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

"KOSMETISCHE KLITORISAMPUTATIONEN AN INTERSEX-KINDERN IN ZÜRICH UND BERN"
Dokumentation mit Belegen aus Publikationen aus dem Kispi Zürich und Insel Bern [OHNE OP / Genitalbilder].

 >>> Download Folien (PDF, 700 KB) 

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

"Intersex Genital Mutilations: History & Current Practice" >>> PDF (2.4 MB)  [TRIGGERWARNUNG!!!] Englischsprachige Dokumentation über medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien", mit zahlreichen konkreten Beispielen (Zitate und Scans) aus namhaften medizinischen Fachpublikationen. Das erste Kapitel dokumentiert in Wort und Bild die 3 häufigsten kosmetischen Genitaloperationen (vgl. oben), das Zweite die historische Entwicklung der Verstümmelungen anhand von ausgewählten internationalen Medizyner-Publikationen (vgl. "Intersex-Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen".)

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Saturday, October 1 2011

Häufigste Intersex-Genitalverstümmelungen ausgeblendet: IMeV-Schattenbericht zur UN-Folterkonvention (CAT 2011)

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Intersexuelle Menschen e.V. (Berichterstatterin: Lucie Veith) hat in Kooperation mit der Humboldt Law Clinic einen weiteren Schattenbericht bei der UNO in Genf eingereicht, diesmal zum "Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT)" (>>> PDF 668 KB). Der Bericht wird anlässlich der 47. CAT Session im November 2011 in Genf behandelt werden.

Leider rückt der Bericht (wie schon der vorherige CESCR-Bericht) einmal mehr schamlos die Partikularinteressen (C)AIS-Betroffener ins Zentrum, sprich Kritik an "Gonadektomie (Kastration)" (S. 17f.) und "Feminisierende Operationen" (S. 18ff.), die als einzige konkret behandelt werden, und zwar unter gleichzeitiger expliziter Ausblendung der wohl häufigsten "Diagnose" für Genitalverstümmelungen in hiesigen Kinderkliniken, nämlich "Hypospadie" und weitere "vermännlichende Korrektureingriffe".

Zwar fordert der Schattenbericht in seinen Empfehlungen vollmundig die "Beendigung jeglicher kosmetischer Operationen an den Genitalien von Kindern" (S. 29), doch das verkommt zur Farce, wenn in der konkreten Kritik zum wiederholten Male ausschliesslich auf die Bedürfnisse und Partikularinteressen einer bestimmten Minderheit eingegangen wird. Zudem steht auch hier diese Forderung wiederum erst an 2. Stelle NACH der Forderung nach Beendigung der Gonadektomien.

Paradoxerweise behandeln die angehängten, hochinteressanten Fallberichte auch das durch "vermännlichende" Verstümmelungen angerichtete Leid, bzw. zumindest derjenige von Christiane Völling (S. 39f.). Das Stichwort "Hypospadie" taucht im Fallbericht Nr. 4 (S. 38) ein einziges Mal im ganzen Bericht auf, der Fallbericht scheint jedoch Zusammenhang mit dem verherigen Schattenbericht die Lesart nahezulegen, wäre das Kind "in Richtung männlich korrigiert" worden (statt wie geschildert "verweiblichend operiert"), wäre ja alles OK.

Weiter wird im Fallbericht Nr. 3 (S. 37f.) eine entgegen dem audrücklichen Willen der Eltern vorgenommene "Peniskorrektur" kritisiert, jedoch gleichzeitig eine "fertilisierende operative Hodenverlagerung" unkommentiert als positiv und erwünscht dargestellt.

Dies alles, obwohl Betroffene solcher Eingriffe auch in Deutschland seit langem sowohl "Hypospadie-" und "Peniskorrekturen" (--> Ernst Bilke) wie auch "fertilisierende operative Hodenverlagerungen" als medizinisch nicht notwendige Eingriffe kritisieren und von dadurch verursachten Traumen und lebenslangen Schmerzen berichten. Zudem wurde bekanntlich die Wirksamkeit der "fertilisierenden operativen Hodenverlagerungen" nie wissenschaftliche belegt.

Erst recht, weil bei Intersexuelle Menschen e.V. nach wie vor (C)AIS-Betroffene klar überproportional an den Schalthebeln sitzen, gilt leider unverändert das schon zum letzten CESCR-Schattenbericht angemerkte Fazit:

Ein Verein, der wie Intersexuelle Menschen e.V. für sich in Anspruch nimmt, alle Zwitter zu repräsentieren, deren elementare Menschenrechte mit Füssen getreten werden, müsste hier DRINGEND von der steten Beschränkung des Blickwinkels auf die eigene, persönliche "Besonderheitsperspektive" wegkommen, hin zu einer angemessenen und realitätsentsprechenden Würdigung ALLER Menschenrechtsverletzungen gegen die körperliche Unversehrtheit an Kindern und Erwachsenen mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen.

>>> http://intersex.schattenbericht.org 

>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch 
>>> Hypospadie: "Kindheit voller Schmerz, Operationen und Isolation" (Tiger Devore) 
>>> Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"
>>> "Sehr taube Eichel": Erfahrungsberichte zu "Hypospadiekorrekturen"

>>> Warum nicht alle Bio-Zwitter gleich nicht-privilegiert sind   

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