Wednesday, September 21 2011

Pressespiegel zum Münster-"Intersex"-Tatort

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Im Tatort-Beitrag "Zwischen den Ohren" vom letzten Sonntag spielte das Thema "Intersexualität" eine wichtige Rolle (dieser Blog berichtete), was anschliessend auch in den Medien nicht unbeachtet blieb:

>>> Gelungener Post von Oliver Tolmein auf FAZ.net, der auch kritisch auch auf weniger Gelungenes in der Sendung hinweist, wie z.B. das Ausblenden der nach wie vor täglich praktizierten Genitalverstümmelungen an "intersexuellen" Kindern, sowie auf die Proteste dagegen letztes Wochenende in London anlässlich des Genitalabschneiderkongresses "ISHID 2011".

>>> Artikel auf Bild.de mit Schwerpunkt Androgenresistenz und Interview mit Lucie Veith von Intersexuelle Menschen e.V., der erwähnt der Verein kämpfe "für eine gesetzliche Regelung zur Behandlung", damit künftig "sogenannte „Geschlechtsangleichungen“ nicht ohne die Einwilligung der Betroffenen stattfinden können".

>>> Genderlastiger Beitrag von Katrin Heise auf Deutschlandradio, mit Interview mit Lucie Veith, die Genitalverstümmelungen an "Intersexuellen" gar nicht erst anspricht, aber immerhin ungenügende "Trennschärfe zwischen Transsexualität und Intersexualität" im Tatort moniert. Wenig zutreffend dagegen Lucie Veiths Ausführungen über "Intersexualität" im Spitzensport, haben doch – wie die Beispiele der Tennisspielerin Sarah Gronert (deren Geschichte dem Tatort als Inspiration diente) und der Fussballerin Genoveva Anonma aufzeigen – in Deutschland lebende "intersexuelle" bzw. als solche verdächtigte SportlerInnen krass willkürliche Ausschlüsse eher NICHT zu befürchten – im Gegensatz zu "verdächtigen" Sportlerinnen aus "Drittweltländern". Anders sieht es dagegen mit diskriminierender Berichterstattung in den Medien aus, wozu auch in Deutschland dringend Handlungsbedarf besteht ...

>>> Artikel von Heinz Krischer in Der Westen, ebenfalls mit Interview mit Lucie Veith, der den Schwepunkt auf die Tabuisierung der Betroffenen a.k.a. das Schweigegebot legt, wobei im redaktionellen Teil erwähnt wird, dass die Operationen immer noch andauern.

>>> Diskrimierung von Zwittern im Sport weltweit
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderkliniken: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- "Zwischen den Ohren": Münster-Tatort über intersexuelle Tennissspielerin - TV-Premiere 18.9.11
- Zwielichtige Kinderchirurgen: "Ärzte bremsen «Tatort» aus" - SonntagsZeitung, 13.3.11
- Niedrig und Kuhnt "Nicht Fisch, nicht Fleisch" (11.12.09) vs. Law & Order: New York "Identität" (2005)

Sunday, September 18 2011

Fotos 1. Protest gegen "ISHID 2011"-Genitalverstümmler, London 17.9.

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Photoreport von Behzad auf demotix – Danke! 

>>> Proteste "ISHID 2011"       >>> Open Letter       >>> stop.genitalmutilation.org

Sunday, September 4 2011

Englische Online-TV-Filme 2011: "Genital Mutilation: America's Double Standard" (TR), "Intersexions" (TV One), "Me, My Sex and I" (BBC) a.k.a. "The Truth of My Sex" (Oprah)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

3 empfohlene, derzeit online verfügbare TV-Produktionen aus diesem Jahr mit Interviews Überlebender, leider bisher nur auf Englisch.

Mehr Info + Links zum online gucken via unsere neue englischsprachige Kampagnen-Homepage
>>> stop.genitalmutilation.org:

>>> "Genital Mutilation: America's Double Standard" (4 Min.)

>>> "Intersexions; Is She or Isn’t He?" (TV One) (44 Min.)

>>> "Me, My Sex and I" (BBC) a.k.a. "The Truth of My Sex" (Oprah) (50 Min.)

Enjoy!

Friday, September 2 2011

London 15.-19.09.2011: Proteste + Info gegen Genitalabschneiderkongress "ISHID 2011"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Genital Mutilators Converging in London, Protests   >>> stop.genitalmutilation.org 

STOP Genital Mutilation in Children's Clinics!

Zwischengeschlecht.org on FacebookLondon, September 17-19, 2011:
PROTESTE GEGEN "ISHID"-GENITALVERSTÜMMLER
+ Public Info Meetings September 15-16

Aus Anlass des "IV Weltkongress über Hypospadie und
Störungen der Geschlechtsentwicklung DSD" a.k.a. "ISHID 2011",
inkl. "Live Operationen"

>>> mehr Info, alle Orte & Termine

Thursday, September 1 2011

UPDATE! Leichtathletik WM 2011: Caster Semenya erreicht Final (XXX)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

IOC IAAF: Intersex - Guilty by Suspicion

Am Donnerstag qualifizierte sich Caster Semenya an der WM in Daegu (Südkorea) bei hitzigen 37° über 800 Meter mit 2.01,01 für den morgigen Halbfinal.

Nachtrag: Heute Freitag schaffte Caster Semenya den Einzug in den Final am Sonntag mit der Halbfinal-Bestzeit von 1.58,07. Dieser Blog drückt alle Daumen!

Aus aktuellem Anlass gab es in den Medien im Vorfeld verschiedene Berichte zum Thema.

So zum Beispiel auf >>> DRadio Wissen ein gut 8-minütiger Beitrag "Tests zur Intersexualität" von Stefan Osterhaus zum aktuellen Stand der Anwendung neuen IAAF-Geschlechterregel, in dem verschiedene Experten befragt werden, u.a. der Medizinethiker Jürg Streuli. Zudem kommt die indische Läuferin Santhi Soundarajan mit eingedeutschten Zitaten zu Wort.

Auf >>> 20min.ch findet sich ein Artikel, der ebenfalls Santhi Soundarajan erwähnt, und in einer Diaschau weiter einen Überblick über viele weitere verdächtigte und allzuoft willkürlich disqualifizierte Sportler_innen bringt.

Ansonsten scheint es allerdings in den Medien aktuell mit kritischen Betrachtungen über das Tagesgeschehen hinaus leider nicht allzu gut bestellt.

Wohl sehr zur Freude der Sportverbände (und ihrer MedizynerfreundInnen), die wohl kaum Interesse daran haben, dass in der Öffentlichkeit über ihre gesammelten (und zum grössten Teil bis auf den heutigen Tag ungesühnten!) Schandtaten diskutiert wird ...

>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)

>>> Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln" 
>>> IOC / IAAF: Neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln 2011
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>>
IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Saturday, August 27 2011

"Zwischen den Ohren": Münster-Tatort über intersexuelle Tennissspielerin - TV-Premiere 18.9.11

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Der 20. Münsteraner Tatort liess sich von der Geschichte der zwischengeschlechtlich geborenen Tennisspielerin Sarah Gronert inspirieren, die verschiedentlich durch "menschenrechtsverletzende Gerüchte" (so der Westfälische Tennisverband im Juli 2008) öffentlich diffamiert wurde (>>> dieser Blog berichtete).

Der Titel "Zwischen den Ohren" ist übrigens eine Anspielung auf ein Zitat von Milton Diamond und Hazel Glenn-Beh: "Das wichtigste Geschlechtsorgan befindet sich eher zwischen den Ohren als zwischen den Beinen", das den Schlusssatz ihrer bahnbrechenden Intersex-Ethikstudie aus dem Jahre 2000 bildet (>>> ganzer Aufsatz auf deutsch hier).

Nun steht das Erstausstrahlungsdatum fest und auf dem Netz gibt es bereits auch erste Rezensionen, z.B. auf >>> nachgebloggt.de, moviesection.de oder monstersandcritics.de.

Wir bleiben gespannt ...

Zeitgleich befindet sich in der Schweiz mit "Skalpell" wie berichtet eine weitere Tatort-Folge um "zwielichtige Kinderchirurgen" in (Post-)Produktion, die für Leser_innen dieses Blogs ebenfalls interessant zu werden verspricht ...

>>> Diskrimierung von Zwittern im Sport weltweit
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Zwielichtige Kinderchirurgen: "Ärzte bremsen «Tatort» aus" - SonntagsZeitung, 13.3.11
- Niedrig und Kuhnt "Nicht Fisch, nicht Fleisch" (11.12.09) vs. Law & Order: New York "Identität" (2005)

Monday, August 22 2011

Aktuelle Termine

Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, 6.2.11 (Bild: Seelenlos)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

 

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012

 

Die ganze Geschichte des Fortschritts menschlicher Freiheit zeigt, dass alle Zugeständnisse, die ihren hehren Forderungen bisher gemacht wurden, aus dem Kampfe geboren sind ... Ohne Kampf gibt es keinen Fortschritt. Die, welche behaupten, für die Freiheit zu sein, Agitation aber ablehnen, sind [Menschen], die ernten wollen, ohne den Grund umzupflügen. Sie wollen Regen ohne Blitz und Donner. Sie wollen den Ozean ohne das grässliche Tosen seiner Wassermassen. Der Kampf mag ein moralischer sein; oder er mag physisch sein; oder er mag moralisch und physisch sein, aber ein Kampf muss stattfinden. Macht gewährt keine Zugeständnisse ohne Forderungen. Sie hat es nie getan und wird es nie tun ...
Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und Abolitionist, 1857
(Zitiert nach: Howard Zinn: "Eine Geschichte des amerikanischen Volkes", S. 180f.)

Dresden, 10.9.11: Vortrag von Anja Gregor: "Aus der Tabuisierung in die Selbstermächtigung - die Intersex-Bewegung seit den 1990er Jahren", 21h RM 16  >>> mehr

London, 17.-19.9.11:  Friedliche Proteste gegen "IV. World Congress on Hypospadias and Disorders of Sex Development" (inkl. "Live-Operationen")  >>> mehr

Tübingen, 6.-8.10.11: Friedliche Proteste gegen "1st Joint Meeting of the EAU Section of Female and Functional Urology (ESFFU) and the EAU Section of Genito-Urinary Surgeons (ESGURS)" a.k.a. "V. Symposium Rekonstruktive Urologie" (inkl. "Live-Operationen"), mehr dazu in Kürze

Berlin, 7.-9.10.11: 1. Berliner Inter*Tagung  >>> Homepage
Zwischengeschlecht.org hat einen Vorschlag für eine Diskussion über konkrete Schritte zur Beendigung der Verstümmelungen eingereicht.

Berlin 11.-13.11.11: Friedliche Proteste gegen "6. Gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" in der Genitalverstümmlerklinik Charité, mehr dazu demnächst

Wir sehn uns, wo die Action ist!  Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Beendigung der Genitalverstümmelungen - Vorschlag für Diskussion Inter*Tagung Berlin 7.-9.10.2011

>>> "DGKJ 2010": 1. Demo Potsdam-Babelsberg, 16.9.10
(Foto: A. Klaer © Potsdamer Neueste Nachrichten)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Subject:       Vorschlag für Workshop
From:       "Daniela Truffer Zwischengeschlecht.org"
Date:       Sun, August 21, 2011 19:28
To:       info_at_intertagung.de
Cc:       info_at_zwischengeschlecht.org

Vorschlag für Workshop Inter*Tagung Berlin 7.-9.10.2011:

Realpolitische Möglichkeiten zur Beendigung der Genitalverstümmelungen
(Podiumsdiskussion mit Vertreter_innen beteiligter Gruppen)


Hintergrund: IMeV, IVIM und Zwischengeschlecht.org haben an erster Stelle ihrer Forderungslisten alle die Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen in den Kinderkliniken. Obwohl das Thema dringend ist und täglich weitere wehrlose Kinder verstümmelt werden, gibt es nur wenige Aktivitäten, die konkret auf die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen zielen, oder sie zielen zum Teil nur auf einzelne Verstümmelungsformen/"Diagnosen". Andererseits werden einzelne Gruppen und Alliierte immer wieder von Mediziner_innen und Politiker_innen öffentlich als Feigenblatt vorgeschoben zur Weiterführung bzw. Leugnung der Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre. Dabei haben, wie neuere Beispiele zeigen, konkrete Forderungen nach Beendigung/Ächtung ALLER kosmetischer Genitaloperationen an Kindern und Minderjährigen durchaus Potenzial, realpolitische Mehrheiten zu gewinnen inkl. christliche und konservative Parteien, sofern sie im Rahmen von Kinderschutz- und Menschenrechts-Anliegen (insbesondere Recht auf körperliche Unversehrtheit) in die politische Diskussion eingebracht werden. Mit der in Kürze zu erwartenden Einführung eines expliziten Verbots der weiblichen Genitalverstümmelung wäre im Anschluss ein guter Zeitpunkt zur Lancierung einer entsprechenden, möglichst breiten (politischen) Offensive.

Form: Um möglichst schnell handlungsfähig zu werden, schlagen wir vor, den Workshop in Form einer Podiumsdikussion mit Vertreter_innen aller angesprochenen Gruppen durchzuführen. Jede Fraktion hätte 5-10 Minuten Zeit, ihre Position und Strategievorschläge zu formulieren, gefolgt von einer Diskussion zunächst der Vertreter_innen untereinander, sowie in einer weiteren Phase auch unter Einbezug des Publikums. Ziel sollte sein, einen gemeinsamen, möglichst konkreten Aktionsplan zu formulieren, oder zumindest konkrete Schritte zur Vorbereitung eines solchen. Als Moderator_in sollte jemand möglichst Unabhängiges gesucht werden, Erfahrungen in Realpolitik von Vorteil.

Termin: Da Zwischengeschlecht.org vom 6.-8.10.2011 in Tübingen gegen das 1st Joint Meeting ESFFU-ESGURS (inkl. "Live-Operationen") protestieren wird, wäre uns eine Teilnahme nur am Sonntag 9.10. möglich.

Liebe Grüsse

Daniela "Nella" Truffer / Markus "Seelenlos" Bauer / Zwischengeschlecht.org

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012 

>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
 

Nachtrag 2014:  2011 hatte yours truly a.k.a. Markus Bauer an der Inter*tagung schlussendlich Hausverbot – ein Workshop nicht unähnlich obigem Vorschlag fand sich trotzdem im Programm. Inzwischen gab es eine Aussprache über zugrunde liegende Differenzen, und künftige Zusammenarbeit ist angesagt.

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Monday, August 8 2011

"Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" - Daniela "Nella" Truffer zum Ethikrat-"Diskurs"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Nella fletscht die Zähne und sagt den "ExpertInnen" wie's ist –
am Ende des "Diskurses" leider so aktuell wie zu Beginn ...
(zum abspielen reinklicken)

>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"
>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I) 

Transkript Videobeitrag:

Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet oder - etwas, was für uns absolut selbstverständlich ist, das niemand das Recht hat, für Menschen mit - also für Zwitter, die so geboren werden, solche Entscheidungen zu treffen. Das wird dann immer mit irgendwelchen Sachen versucht abzuwiegeln, also, zum Beispiel geht es oft dann auch darum, dass die Eltern haben doch auch noch ein Recht, und für das Kindswohl muss man dieses und jenes. Aber im Prinzip der betroffene Mensch steht nie wirklich so im Zentrum.

Seit 1950 [1] propagieren und praktizieren Endokrinologen, Kinderchirurgen und weitere Mediziner kosmetische Genitaloperationen und andere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kleinkindern mit atypischen Genitalien – weil sie die Erfahrung machten, dass es dann einfacher ist, die Eltern zu beeinflussen [2] und die Kinder sowieso, die können ja gar nicht mitreden. 1955 lieferte dann ein Sexologe, nämlich John Money, nachträglich eine angeblich wissenschaftliche Begründung nach [3]. Die angebliche Wirksamkeit dieser Eingriffe konnte bis heute nie mit zufriedenstellender Evidenz belegt werden. [4]

Seit bald 20 Jahren klagen Überlebende die verheerenden Folgen dieser Praktiken öffentlich an [5], darunter Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit, schmerzende Narben im Genitalbereich, gesundheitliche Schäden infolge der Kastrationen, Traumatisierung durch aufgezwungene Behandlungen, und fordern ihre Beendigung. Seit 13 Jahren fordern auch kritische Mediziner und EthikerInnen, dass solche Eingriffe nur noch im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden sollen, solange weiterhin keine Evidenz über die Wirksamkeit dieser Behandlungen besteht [6]. Die Antwort der verantwortlichen Behandler darauf bis heute: Ablenkungsmanöver, Ausreden, Spott und Hohn [7] – sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfrist juristisch nicht oder kaum je belangt werden können [8].

Wir Betroffene fordern ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen und von kosmetischen Hormonbehandlungen an Kindern und Jugendlichen in Verbindung mit einer Aufhebung, Aussetzung oder Verlängerung der Verjährung, wie diese auch bei weiblicher Genitalverstümmelung und sexualisierter Gewalt gefordert wird.

Aus unserer Sicht haben Eltern kein Recht, für ihre Kinder kosmetischen Genitaloperationen und kosmetischen Hormonbehandlungen zuzustimmen. Solche Eingriffe verletzen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung der Kinder und berühren ihre höchstpersönlichen Rechte.

Bisher werden Eltern zu 90% [9] ausschließlich von Endokrinologen und Kinderchirurgen betreut in Anführungs- und Schlusszeichen, und das Problem ist, dass zum Beispiel Psychologen und [Sozial]pädagogen da nur am Rande vorkommen. Wir fordern, dass stattdessen wie gesagt spezialisierte Psychologen und Spezial- und Sozialpädagogen Ansprech- und Kontaktpersonen für die Eltern sein sollen. Mediziner sollen nur dann auftreten, in Erscheinung treten, wenn es wirklich um medizinisch notwendige Behandlungen geht. Für den berühmten "psychosozialen Notfall" sind nicht die Mediziner zuständig, sondern wie gesagt Psychologen oder Sozialarbeiter.

Seit dem letzten Forum, also seit dem Forum Bioethik zu Intersexualität des Deutschen Ethikrats vom letzten Jahr wurden allein in deutschen Kinderkliniken mindestens oder weit über 300 weitere Kinder genitalverstümmelt. Zahllose Betroffene setzen seit langem große Hoffnung in den Ethikrat. Möge die heutige Anhörung dazu führen, dass endlich entscheidende Schritte unternommen werden für ein Leben in Unversehrtheit und Würde auch für Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen.

Quellen:

[1] Lawson Wilkins: The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence. Springfield/Illinois, 1950, S. 274.
Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie."

[2] Elizabeth Reis: Bodies in Doubt: An American History of Intersex. Baltimore, 2009, S. 113.

[3] Als "Beweis" präsentierte Money ein angeblich gelungenes Zwillingsexperiment, das in Wahrheit aber tragisch endete – ein Umstand, den Money zeitlebens unterschlug. John Colapinto: Der Junge, der als Mädchen aufwuchs. Düsseldorf, 2000.

[4] Heute noch stehen die einschlägigen AWMF-Leitlinien 006/026, 027/047, 027/022, 015/052 auf der niedrigsten Evidenzstufe S1.

[5] Vgl. Cheryl Chase: Letter, Sciences, July/August 1993, S. 3. ["Unglücklicherweise sind diese Operationen ungeheuer destruktiv für das sexuelle Empfinden und für das Gefühl der körperlichen Unversehrtheit"]

[6] Kenneth Kipnis, Milton Diamond: "Pediatric Ethics and the Surgical Assignment of Sex", The Journal of Clinical Ethics, Vol. 9 No. 4, 1998, S. 398-410.

[7] Eine beliebte Ausflucht besteht darin, gebetsmühlenartig das Fehlen von Langzeitstudien zu beklagen und gleichzeitig unkontrolliert weiter zu operieren, vgl. Howard Devore: "Endless Calls for 'More Research' as Harmful Interventions Continue", Hermaphrodites With Attitude, Fall/Winter 1996 [PDF], S. 3. Von Behandlern wird u.a. behauptet, Überlebende wären nur aufgrund von Einbildungen unglücklich (Susanne Krege, Vortrag UK Aachen 30.05.2011), erwachsene Zwangsoperierte hätten kein Recht für heutige Betroffene zu sprechen (Olaf Hiort, taz 06.11.2007), oder kritische Betroffene und Menschenrechtskommissionen werden als potentielle Gewalttäter dargestellt (Laurence Baskin, Referent am diesjährigen "3rd EuroDSD Symposium" in Lübeck, Stanford Medicine, Vol. 28 No. 1, 2011, S. 26 [PDF]).

[8] Christiane Völling, die bisher einzige Betroffene, die überhaupt einen Behandler wenigstens noch zivilrechtlich belangen konnte, wohlbemerkt in letzter Minute, war beim fraglichen Eingriff schon 18 Jahre alt, alle früheren Eingriffe waren auch bei ihr schon verjährt. Alle anderen Versuche von Betroffenen, Behandler juristisch zu belangen, scheiterten bisher stets an der Verjährung, vgl. auch Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelung: 'Unrecht der Medizinversuche anerkennen' (Oliver Tolmein 2009)".

[9] Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements" [PDF], Vortrag APE 2006, Folie 16.
 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"
>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur Ethikrat-Anhörung 08.06.2011   

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, August 5 2011

"Der medizinische Umgang mit Intersexuellen Kindern: Eine Analogie zum sexuellen Kindesmißbrauch" - Tamara Alexander

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Ausgeliefert! >>> Leider immer noch brandaktueller Text von 1997 mit zahlreichen Belegen über ein Thema, das viele Überlebende von Genitalverstümmelungen im frühen Kindesalter seit langem anklagen, verfasst von der Partnerin des Intersex-Aktivisten Max Beck, die beide u.a. im Dokfilm "Das dritte Geschlecht" auftraten (dieser Blog berichtete). Nachfolgend ein Auszug (hier ohne die Literaturbelege):

[...] Vergleichbar den Opfern kindlichen sexuellen Mißbrauchs werden Kinder mit intersexuellen Merkmalen Opfer wiederholter genitaler Traumata, die sowohl in der Familie wie im kulturellen Umfeld geheimgehalten werden. Die Kinder sind verängstigt, beschämt, fehlinformiert und verletzt. Sie erleben ihre Behandlung als eine Form des sexuellen Mißbrauchs und betrachten ihre Eltern als Personen, von denen sie betrogen wurden und die mit den medizinischen Experten kollaboriert haben. Wie bei sexuellem Mißbrauch umfassen die psychologischen Folgen Depression, Suizidversuche, die Unfähigkeit zu intimen Beziehungen, Störungen des Körperbildes und dissoziative Muster. [...]

Medizinische Photograpien der Genitalien, Untersuchungen an den Genitalien bei verfrühtem Einsetzen der Pubertät und intersexuellen Merkmalen, Kolposkopie [Scheidenspiegelung] und Untersuchungen eines Mädchens, das DES [Diethylstilbestrol] ausgesetzt war, Cystoskopie [Harnröhren- und Blasenspiegelung] und Katheter-Anlagen und Hypospadie-Korrektur führen zu Symptomen, die mit denen des kindlichen sexuellen Mißbrauchs stark korreliert sind: Dissoziation, negatives Körpererleben, und PTSD-Symptomatik. Einer von Moneys Patienten berichtet: „Ich lag da, nur mit einem Tuch über mir, und ungefähr 10 Ärzte kamen herein, und das Tuch kam weg, und sie fühlten hier und da und diskutierten darüber, wieviel Fortschritte ich gemacht hatte. Ich war vor Angst versteinert. Dann kam das Tuch wieder 'drüber und es kamen ein paar andere Ärzte herein und sie taten dasselbe. Das war unheimlich. Ich hatte Angst. Ich hatte Alpträume davon..."

[...] Sowohl Angela Moreno als auch Max Beck berichten über weitreichende Abspaltungsepisoden. Max erinnert sich: „Ich war die meiste Zeit meiner Jugend ein herumlaufender Kopf". Moreno sagt daß sie sich erst „nach Jahren therapeutischer Behandlung endlich in ihrem Körper fühlte, ihre Haut ausfüllte und nicht nur umhertrieb." Diese Aussagen ähneln denen von CSA [Child Sexual Abuse = sexueller Kindesmissbrauch] Opfern, die berichten, daß sie sich emotional von ihren Körpern getrennt haben, um den physischen Angriffen Widerstand entgegensetzen zu können. Eine Frau, die wiederholten Kolposkopien unterworfen wurde, gibt an, daß sie „die vaginalen Untersuchungen nur überlebt hat, indem sie sich vollständig von ihrem unteren Körper abgespalten hat - d.h. daß sie unterhalb ihrer Taille taub war, ohne Empfindung und Gefühl“. [...]

Weitere behandelte Themen: Scham und Verlegenheit, Heimlichkeit und Schweigen, Fehlinformation, Dissoziation und Körperentfremdung, Verratstraumata u.a.m.

>>> Der ganze Text von Tamara Alexander mit zahlreichen Literaturbelegen

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Tuesday, August 2 2011

Liste aller Kommentare auf dem Online-"Diskurs" des Deutschen Ethikrates über "Intersexualität"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Da auf dem Ethikrat-"Diskurs"-Blog nur jeweils die letzten 5 Kommentare sichtbar sind, ist es fast unmöglich, alle mitzubekommen, geschweige denn auf dem "Diskurs" nachträglich Kommentare einzelner Autor_innen wiederzufinden, denn die Kommentare werden in der "Diskurs"-Suchfunktion nicht berücksichtigt und bei Google nur schleppend erfasst. 

Dieser Blog präsentiert deshalb eine >>> (fast) vollständige Liste aller Kommentare auf dem "Intersex-Diskurs" (inkl. denjenigen, von denen der Deutsche Ethikrat nicht will, dass Sie sie lesen können).

Diese Liste wird bis zum Ende des "Diskurses" kontinuierlich aufdatiert, ebenso die seit Beginn gelistete Auswahl von aus unserer Sicht besonders relevanten oder bemerkenswerten Kommentare, Statements und Meldungen

Nachtrag 8.8.11: Inzwischen sind alle bekannten Kommentare in der Liste verlinkt sowie in der Statistik berücksichtigt 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Monday, August 1 2011

Christiane Völling: "Zur Frage der Entschädigung"

«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeUK Aachen, 30.05.2011: Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(im Bild rechts hinten)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Nach wie vor einer der besten Beiträge auf dem Ethikrat-"Diskurs": Christiane spricht Klartext und beruft sich auf die Menschenrechte!

Leider steht sie damit unter allen vom Ethikrat bestellten Autor_innen so ziemlich alleine da, lässt doch der Ethikrat (ausser 2 "Alibi-Quoten-Betroffenen") praktisch ausnahmslos TäterInnen von "Netzwerk Intersexualität/DSD" & Co. sowie MittäterInnen aus der Gender-Ecke zu Wort kommen. Obwohl es genügend ExpertInnen gäbe in Sachen Menschenrechte, Genitalverstümmelung, Traumabewältigung und aus anderen wirklich relevanten Themenbereichen, von denen der Ethikrat aber offensichtlich lieber nichts wissen will.

Deshalb an dieser Stelle nochmals einige der zentralsten Ausschnitte von Christiane Völling, sowie der Hinweis auf den ganzen Text hier.

[...] Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz und für alle Menschen gelten die gleichen Regeln, solange sie sich an die Regeln halten (und die intersexuellen Menschen, die ich kenne, halten sich an diese Regeln). Der Staat wacht über die Einhaltung der Regeln.

Dass diese Regeln des Schutzes gegenüber einer bestimmten Gruppe von Menschen offenbar nicht eingehalten wurden, und das ist das Bemerkenswerte, dass es immerhin mehr als 90 Prozent der Gruppe der “Intersexuellen Menschen“ sind, bei denen die staatliche Kontrolle und die Regeln des Anstandes, der guten Sitte, der Standesrechte, der Schutzpflichten des Staates und des Grundgesetzes Artikel 1 bis 3 keine Anwendung fanden und dies zudem einen Berufszweig schützt, ist Indiz genug, hier von struktureller Fehlleistung und Gewalt zu sprechen. [...]

Die Opfer der Vergangenheit sind für das Leid, die Pein und das genommene Recht zu entschädigen. Entscheidend ist, dass die Schäden irreversibel sind, nicht mehr umkehrbar. Was ist ein Leben wert?

Wie könnte diese Entschädigung aussehen?

Will die Gesellschaft und allen voraus die Bundesrepublik Deutschland den Opfern weiteres Leid durch die Demütigung jahrelanger Prozesse durch die Instanzen zumuten? Die Täter schützen, damit sie weiterhin die Opfer verhöhnen? Akten und Patienteninformationen vorenthalten, bis die Verjährungen greifen? Sollen die Opfer die Risiken und Kosten für jahrelangen Rechtsstreit durch die Instanzen, der zudem das deutsche Gerichtssystem belastet und viel Geld kostet , aufgebürdet werden?

Vielen intersexuellen Menschen ist dies gar nicht möglich, weil die Schäden so schwer sind, dass sie weder aus eigener Kraft noch aus eigenen Finanzmitteln einen solchen Prozess durchstehen könnten. Wer ist in der Lage den Opfern beizustehen? Welchen Gesichtsverlust wird unser Land für Jahre hinnehmen?  Wer wird einem Arzt noch trauen? Wo bleibt die Verantwortung des Staates, dass er diese Menschenversuche bis heute zulässt?

Und noch ein offenes Wort: Wenn ein Opfer, das sich aus der Opferrolle befreit hat, wieder Opfer wird – ist dem alles zuzutrauen. [...]

Eine staatliche große Lösung hätte Vor- und Nachteile, doch die Vorteile überwiegen für alle Seiten. Und die Chancen auf eine baldige Lösung, auf den Sieg der Wahrheit und eines Friedens birgt sie auch [...]:

Der Staat behält seine Glaubwürdigkeit in seiner Eigenschaft als oberste Macht, ordnende Institution in unserem Staatsgefüge. Er schützt alle und sorgt für einen Ausgleich und Gerechtigkeit. Der soziale Frieden wird in einem Teil wieder hergestellt.

Der medizinische Betrieb (Ärzte, Kliniken, Krankenkassen, Standesverbände) könnte sich in einem vorgegebenen Zeitfenster entlasten, indem er einmalig den Kehraus macht, indem er seinerseits seine Akten sichtet und die Akten intersexueller Menschen in ein Archiv gibt, von wo aus die betroffenen Menschen ermittelt und verständigt werden, dass sie dort ihre Patientenakten einfordern können, aber nicht müssen.

Die Wahrheit käme ans Licht, eine Aufarbeitung wäre möglich. Hier wären auch die Haftungsfragen zu klären.

Eine Rehabilitation der Opfer, die gesellschaftliche Integration der Opfer, eine Einmalzahlung und eine Rentenregelung sind eine Minimalforderung.  Die Schaffung einer Stelle, an die sich Opfer wenden können, besetzt mit einem intersexuellen Menschen, gestützt durch die Bundesministerien, ist anzustreben.

Ich bitte auch zu bedenken, dass diese Menschen einen langen Leidensweg gehen, der lebenslange Wirkung hat. Menschliche Solidarität, ein Stück soziale Sicherheit und die Chance des Aufeinanderzugehens steckt in einer solchen großen Lösung.

Übrigens: Eine Entschuldigung des Staates bei den Opfern ist längst überfällig.

>>> Der ganze Text von Christiane Völling

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    >>> Offener Brief an das "Forum Biomedizin und Ethik" Aachen

>>> Christiane Völling: Die Biographie einer Überlebenden
(Buchbesprechung von Daniela "Nella" Truffer)

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Sieg für Christiane Völling!!!
- Zwitterprozess: 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration!
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten 
- "Tabu Intersexualität" - Dok. u.a. mit Christiane Völling
- Die Bielefelderin Britta Dombrowe über "Tabu Intersexualität"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Thursday, July 28 2011

"Viele Betroffene fragen, wodurch sich die „geschlechtsangleichenden Operationen“ von „Genitalverstümmelungen“ nordafrikanischer Ethnien, die wir zu Recht verurteilen, unterscheiden." - ETEKAR zu Beitrag von Dr. Jörg Woweries (VII)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Fussnoten/Quellen UPDATE

Nachfolgend dokumentiert dieser Blog einen Kommentar zum Beitrag von Dr. Jörg Woweries: "Hinter Unterschieden versteckt sich die Normalität" von ETEKAR, der vom Deutschen Ethikrat im Online-"Diskurs" das Recht auf freie Meinungsäusserung verweigert wird: 

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Sehr geehrter Herr Dr. Woweries,

zu Ihrem neuen Beitrag möchte ich gerne mein Wissen einbringen und Ihre Zeilen:

"Viele Betroffene fragen, wodurch sich die „geschlechtsangleichenden Operationen“ von „Genitalverstümmelungen“ nordafrikanischer Ethnien, die wir zu Recht verurteilen, unterscheiden. Es ist die gleiche fixe Idee, es „richtig“ zu machen. Es ist dort eine Jahrhunderte alte Tradition, hier ein Jahrzehnte alter medizinischer Brauch, der erst seit wenigen Jahren hinterfragt wird, aber noch nicht geändert ist. Die Tabuisierung hiesiger genitalmedizinischer Praktiken hat verhindert, dass die  Öffentlichkeit den „geschlechtsangleichenden Operationen“ ein gleiches Verbot entgegengesetzt."

aufgreifen.

Wie aus der Dissertation von Hans Martin Wisseler [1] auf Seite 1 hervorgeht, unterscheiden sich die rassistisch motivierten Genitalamputationen und Verstümmelungen an der größten Gruppe zweigeschlechtlicher Säuglinge in nichts, aber auch in gar nichts von den afrikanischen und über den gesamten arabischen Raum verbreiteten Genitalverstümmelungen, denn wie wir der Dissertation von Hans Martin Wisseler entnehmen können, wurden die afrikanischen Genitalverstümmelungen als "Vorbild" gepriesen und genommen.

Der pharaonische Jungfrauenkult, der erstmals in der Gechichte der Menschheit unter Ramses dem II auftauchte, diente dazu, die Fertilität der Frau zu zerstören, weil in Ägypten Hungersnot herrschte und auf diese Weise eine Geburtenkontrolle erreicht wurde! Wie im alten Ägypten ging es auch bei den Nazis und bis in die 80-er Jahre in der BRD unter den alten Naziverbrechern darum, die Fertilität der von Natur aus reproduktionsfähigen zweigeschlechtlichen Menschen zu zerstören!

Es ging dabei niemals um eine fixe Idee es "richtig" im Interesse des Kindes zu machen, sondern es ging und geht seit Jahrtausenden um die Kontrolle/Zerstörung der weiblichen Sexualität, wenn es um Genitalverstümmelungen geht, egal ob in Afrika, Asien, Europa oder den USA. Für die Genitalverstümmelungen von amerikanischen Frauen im 19. Jahrhundert als medizynische Behandlung gegen psychiatrische Erkrankungen lohnt sich der Beitrag von Marion Hulverscheidt [2] zum Lesen.

Die Genitalverstümmelung an europäischen Mädchen zwecks Bestrafung ist auch weit verbreitet gewesen, wie einem Buch von Prof. Dr. Gisela Zenz [3] zu entnehmen ist. Der kranke Diskurs der Genitalverstümmelung an Kindern in Europa zwecks Strafe und Reglementierung für Ungehorsam sowie die Verstümmelung von Armen und Beinen um besser für das Betteln eingesetzt werden zu können, ist ein Relikt aus dem 18. und 19. Jahrhundert, welches noch bis heute in der Hamburger Innenstadt anzutreffen ist. Die Genitalverstümmelung und Genitalamputationen von zweigeschlechtlichen Menschen allerdings, tritt in der Geschichte der Menschheit erstmals in Nazideutschland auf den Plan und wurde bis in die 80-er Jahre von allen den medizynischen Naziverbrechern verübt, die nicht in Nürnberg hingerichtet worden sind! aufgrund der! 

Von einem jahrzehnte alten medizynischen Brauch in der BRD zu sprechen, wo es sich um gezielten Völkermord/Genozid handelt, halte ich für eine Verharmlosung. Diese Verbrechen werden übrigens, wie wir aus zahlreichen Dissertationen wissen, von einigen wenigen mutigen und den Menschrechten zugewandten deutschen Ärzten! bereits seit Jahrzehnten auf das schärfste verurteilt, nicht nur, wie dem Büchlein: "Geschlechtswechsel" von Prof. Dr. Volkmar Sigusch zu entnehmen ist, sondern auch anderen Schriften.

Eine nachträgliche Anmerkung noch zum PStG: In sämtlichen medizynischen Dissertation, die ich aus dem Zeitraum von 1933 bis 1996 gelesen habe, wurde meiner Erinnerung nach kein einziges Mal das Personenstandsgesetz als medizynischer Grund für die Verstümmelung genannt! Das Pseudoargument, dass das PStG für die Verstümmelungen ursächlich ist, wurde erst ab einem bestimmten Zeitpunkt ebenso wie die Lüge, dass John Money die Wurzel allen Übels ist, in der BRD von den TäterInnen verbreitet.

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, auch und ganz besonders, wenn sie aus Nazideutschlands Konzentrationslagern kommt und von den TäterInnen noch Jahrzehnte darüber hinaus ungestraft verbreitet wird! Ist doch traurig, dass im Online-Diskurs die Wahrheit nur des Taktierens und der Ziele einiger weniger wegen ausgelöscht worden ist! Wissenschaft sollte immer die Forschung nach Wahrheit ohne Taktieren bestimmter durchsetzbarer Ziele bedeuten.

Zu kosmetischen Operationen an Kindern, als die viele Verbrecher diese Verbrechen wider die Menschlichkeit ausgeben, können Eltern übrigens keine rechtswirksame Einwilligung erteilen, da kosmetische Operationen an Kindern unzulässig sind. Mit dieser Thematik hat sich Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern [4] in einem rechtswissenschaftlichen Aufsatz detailliert auseinandergesetzt. Dass kosmetische Operationen an Minderjährigen unzulässig sind, ist rechtlicher Konsens unter JuristenInnen.

Im übrigen kann bei Genitalamputationen nicht von einer Angleichung gesprochen werden, denn eine Angleichung ist überhaupt nur an etwas (noch) Vorhandenes möglich, davon kann aber bei ca. 200 in der medizynischen Literatur auffindbaren zweigeschlechtlichen Säuglingen nicht die Rede sein.

Die Öffentlichkeit muß den verübten Verbrechen wider die Menschlichkeit und dem Genozid an zweigeschlechtlichen Menschen kein gleiches Verbot entgegensetzen, wie es bei den afrikanischen und arabischen Genitalverstümmelungen geschieht, sondern die dazu berufenen Stafverfoglungsbehörden müssen dieses bereits seit dem 23. Mai 1949 bestehende Verbot gegen die TäterInnen durchsetzen!!! Es ist nicht die Öffentlichkeit, die versagt hat, sondern ein ganzer Berufsstand und die Bundesrepublick Deutschland als ein Staat, der es bis heute nicht geschafft hat, sich ehrlich mit seiner NS-Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen. Wo ist die medizinische Vereinigung, die sich damit befaßt, was in der medizinischen Behandlung bis heute Nazimethoden sind!

Ein kleiner Teil von Juristen hat zumindest für das Recht eine solche Aufarbeitung mit Gründung des Forums für Justizgeschichte begonnen. Mediziner haben meines Wissens nach damit noch nicht einmal begonnen und die BRD auch nicht!

Mit bestem Gruß

ETEKAR

[Zusätzliche Abschnitte zur leichteren Lesbarkeit durch Zwischengeschlecht.info]

Fussnoten/Quellen (UPDATED) [hinzugefügt durch Zwischengeschlecht.info]

[1] Wisseler, Hans Martin: "Harnweginfektionen nach Klitorektomien bei Mädchen mit kongenitalem adrenogenitalem Syndrom AGS", Hamburg, Dissertation (1977). Zu Wisseler vgl. auch vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR auf dem Online-"Diskurs" Nr. 129 und Nr. 189 sowie Kommentare von Einhorn auf diesem Blog vom 16.6.09, 13.7.09, 17.9.09 und 14.1.10.

[2] Marion Hulverscheidt: "Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum", Dissertation (2000). Vgl. auch: Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen", in: Menschenrechte für die Frau Nr. 3/4 (2004).

[3] Gisela Zenz: "Kindesmißhandlung und Kindesrechte. Erfahrungswissen, Normstruktur und Entscheidungsrationalität", Suhrkamp 1979, S. 29-31  

[4] Siehe: Kern, Bernd-Rüdiger / Köhler, Knut: „Beschneidung in Deutschland: Religionsfreiheit oder Körperverletzung?“, Ärzteblatt Sachsen 3/2006, S. 104f (>>> PDF-Download)

Siehe dazu weiter:
Stehr, Maximilian; Putzke, Holm; Dietz, Hans-Georg: "Zirkumzision bei nicht einwilligungsfähigen Jungen: Strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung", Deutsches Ärzteblatt 2008; 105(34-35): A-1778 / B-1535 / C-1503
+ weitere 13 Artikel u.a. von Prof. Dr. Holm Putzke 

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, July 25 2011

Zensur im Ethikrat-Online-"Diskurs": 4 weitere Fälle dokumentiert (VI)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 25.7.11) (IV)
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

Menschenrechte auch für Zwitter!

Durch Recherchen dieses Blogs konnten inzwischen 4 weitere durch den Deutschen Ethikrat zensierte Kommentare von ETEKAR auf dem Online-"Diskurs" zu "Intersexualität" dokumentiert werden (Kommentare Nr. 176, 188, 189 u. 192). Alle haben sie gemeinsam, dass der Ethikrat dabei (wie schon bei anderen auch) perfiderweise sogar ETEKARs Autorenangabe gelöscht bzw. verfälschenderweise durch "Redaktion" ersetzt hatte.

Der Deutsche Ethikrat wäscht derweil seine Hände weiterhin in Unschuld, leugnet unbeirrbar die Zensur auf seinem Online-"Diskurs" und behauptet gegenüber ETEKAR gar noch unverfroren, es seien ja nur "einige Ihrer Kommentare" gelöscht worden.

Aus diesem Anlass ein wenig Statistik zum aktuellen Wissensstand dieses Blogs zur Zensur durch den Deutschen Ethikrat:

ETEKAR publizierte insgesamt 29 Kommentare. 2 davon waren lediglich administrativer Natur (Bitte um nachträgliche Änderungen), 1 war ein Einzeiler, dass sie die Zensur zurückweise.

Es bleiben also 26 inhaltliche Beiträge zum "Diskurs".

Davon wurden durch den Ethikrat 21 zensiert bzw. gelöscht.

Die entspricht einer Zensurrate von über 80%!

Mit je 1 Ausnahme wurden zudem gelöscht:
a) alle längeren Kommentare
b) alle Kommentare, auf die sich weitere Nutzer in eigenen Kommentaren (meist positiv) bezogen
c) alle Kommentare mit Literaturangaben zu Nazi-GenitalverstümmlerInnen 

Soviel zum Thema nur "einige" wenige Zensurfälle ...

Die willkürliche Auslegung durch den Ethikrat nicht nur gegenüber ETEKAR, was alles "gegen die Allgemeinen Nutzungsbedingungen"  verstosse und was alles nicht (nämlich wörtlich dasselbe je nach Lust und Laune der Redaktion mehrmals ausdrücklich nicht und dann rückwirkend plötzlich doch), wurde bereits hier dokumentiert (--> Willkür). Ebenso, dass der Ethikrat ein sehr eigenartiges Verständnis von angeblich illegalen Äusserungen hat, die er leider zensieren müsse, dokumentiert hier (--> Tatbeweis).

Dass es laut Deutschem Ethikrat angeblich einen zensurwürdigen Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen bzw. gar einen Straftatbestand darstelle (--> § 185 StGB ("Beleidigungen") sowie § 187 StGB ("Verleumdungen")), wenn ETEKAR als Betroffene von Genitalverstümmelungen im Kleinkindesalter Genitalabschneider als "medizynische[s] Gesocks" bezeichnet, während Nicht-Betroffene die Verstümmler auf dem "Diskurs" ungehindert u.a. als "KINDERSCHÄNDER" bezeichnen dürfen, illustriert einmal mehr die Voreingenommenheit des Deutschen Ethikrates gegenüber den Opfern.

Fortsetzung folgt ...

>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

Friday, July 22 2011

"Intersexualität und die Folgen: Nicht einfach wegoperierbar" - taz 22.7.11

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Typisch vereinnahmender und verharmlosender Artikel über die Ethikrat-Anhörung vom 8.6.11 in der heutigen taz von Ulrike Baureithel, die unverdrossen der TäterInnenspache fröhnt ("chirurgische Korrekturen"), einmal mehr John Money unbelegt und unhinterfragt als "verantwortlichen" Sündenbock anführt und auch sonst hemmungslos von ihrem Privileg Gebrauch macht, offensichtlich noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien gefürchtet haben zu müssen.

Nicht nur werden die heute noch (auch in Berlin) täglich durchgeführten Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken bequemerweise hinwegerklärt, da sie laut taz angeblich entweder seit 30 Jahren gar nicht mehr stattfinden, oder falls evtl. doch noch, dann heute wohl nur noch ganz, ganz selten:

"Bis in die achtziger Jahre wurden uneindeutige genitale, chromosomale oder gonadische Geschlechtsmerkmale meist schon in frühester Kindheit chirurgisch angepasst", heisst es im etwa im dazugehörigen Kasten, sowie "Ärzte heute erheblich zurückhaltender mit chirurgischen Korrekturen" im Artikel selbst. Die GenitalabschneiderInnen u.a. in der Charité (--> Heiko Krude) und ihre GehilfInnen im Senat (--> Drucks. 16 / 14436) freut's ...

Quellenangaben für diese vollmundigen Behauptungen werden wenig überraschend keine geliefert – laut der aktuell weltweit grössten Erhebung der TäterInnen selbst von 2007 werden bekanntlich in Deutschland, Österreich und in der Schweiz heute noch unverändert 90% aller bedrohten Kinder und Jugendlichen durchschnittlich mehrfach genitalverstümmelt.

Statt um solche unpassenden Details geht's in gewohnter taz-Manier hauptsächlich mal wieder stets um das eine, sprich das "Dilemma [...] der bipolaren Geschlechterordnung" und das unvermeidlich daraus resultierende Leiden am "Personenstand". Dass als Beleg für Letzteres dann noch ohne Namensnennung ein Zitat von Daniela "Nella" Truffer hinzugezogen wird ("plötzlich etwas aus der Rolle fällt und von ihren Gefühlen spricht, wenn sie auf ihrem chirurgisch verstümmelten Mikropenis herumrutscht und sich anhören muss, wie man ihren Personenstand rechtlich einholt und ordentlich dokumentiert"), während Nella sich in Tat und Wahrheit im Gegenteil über diese dauernde Vereinnahmung durch privilegierte Nicht-Verstümmelte beschwerte – wen wundert's?

Das ganze Originalzitat lautet übrigens (>>> PDF-Protokoll S. 58):

Daniela Truffer [Zwischengeschlecht.org]: Es geht hier um die Lebensqualität von intersexuellen Menschen. Ich sitze hier auf meinem zerfetzten Mikropenis und was davon übrig geblieben ist, und seit über einer halben Stunde geht es um Eherecht, Homoehe, Frauenfragen, Steuertarife, Aufhebung des Geschlechtseintrags. Das ist alles, was ich zu dem Thema noch sagen möchte. Ich habe keine Lust, noch etwas zum Thema Personenstand zu sagen, wo es doch um das Thema Lebensqualität von Zwittern geht. Genitalverstümmelungen stehen für mich an erster Stelle.

Keine Erwähnung im ganzen Artikel übrigens auch davon, dass an der Ethikrat-Anhörung einmal mehr die TäterInnen & Co. als "ExpertInnen" in eigener Sache mit Abstand am besten vertreten waren ...

Wären nur schon ein paar wenige von diesen ewigen VereinnahmerInnen bei der taz und anderswo zur Abwechslung mal an den eigenen Geschlechtsteilen in einer Kinderklinik etwas genitalverstümmelt worden, hätten sie bestimmt ziemlich schnell andere Perspektiven – wetten?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11) (IV)

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 

Thursday, July 21 2011

Deutscher Ethikrat: Privilegien für Täter, Zensur für Opfer

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 21.7.11

Siehe auch:
- Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs (I)
- Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV)
- Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Prof. Dr. Hans Naujoks: "Seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen" (Dt. Ethikrat, 19.7.11) (V)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks über die
"biologische Minderwertigkeit" von Intersexen
anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“ 
Quelle:
Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, 1934, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB) 
 

«Als gesichert kann hingegen gelten, dass Hans Naujoks seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen vorgenommen hat.»    >>> Deutscher Ethikrat (19.7.11)

 

  STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks –
deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung
vor und nach 1945

 
a) vor 1945

1925 Privatdozent Universität Königsberg
1925 Buchpublikation: "Das Problem der temporären Sterilisierung der Frau"
1926 Oberarzt Philipps-Universität Marburg
1929 außerordentlicher Professor Philipps-Universität Marburg
1933 Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitglied NS-Dozentenbund, usw.
1933 erste "rassistisch motivierte" (Ethikrat) kosmetische "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (Leitsch) an "intersexuellem Menschen" in Marburg, kombiniert mit experimenteller hormoneller Fertilisierungsbehandlung
1933 Publikation: "Operative und hormonale Therapie bei Hermaphroditismus verus", in: "Archiv für Gynäkologie" Nr. 1156/1-2, S. 93-99
1934 Publikation: "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 >>> PDF (5 MB)
1934 Publikation: "Die Aufgaben des Frauenarztes bei den neuen bevölkerungspolitischen Bestrebungen", in: Ziel und Weg Nr. 12 (Zeitschrift des NS-Ärztebundes). "Wir sind als Hüter und Förderer der Volksgesundheit verpflichtet, die Überschwemmung mit kranken Erbanlagen zu verhindern."
1934 ordentlicher Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe Universität Köln, Leiter Uni-Frauenklinik
1934 Buchpublikation (zusammen mit Hans Werner Boeminghaus): "Die Technik der Sterilisierung und Kastration"
1934 Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt, Beteiligung an mehr als 1'000 Zwangssterilisationen
1936 Schriftleiter Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1939 Herausgeber "Geburtshilfe und Frauenheilkunde" (Publikation der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie = die heutige DGGG)

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129
• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Irene Franken, Daniel Schäfer: "Professionelles Handeln in der Diktatur. Hans Christian Naujoks und die deutsche Frauenheilkunde während des „Dritten Reiches“", in: Groß/Karenberg/Kaiser/Antweiler (Hrsg): "Medizingeschichte in Schlaglichtern Beiträge des „Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker“" 
PDF (4 MB) 
• Dominik Leitsch: “Die Intersexualität – Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht”, Diss. Köln 1996, S. 47
• Deutscher Ethikrat: "Stellungnahme zur Pressemitteilung von „zwischengeschlecht.org“ vom 19.07.2011"

 

 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «Verbindungslinie zur heute gängigen Praxis in der Bundesrepublik unzulässig»

 

Probe aufs Exempel:

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung

b) nach 1945

1945 Ordinarius Philipps-Universität Marburg (1946 wegen seiner politischen Belastung von den alliierten Militärbehörden entlassen)
1945 Persilschein Nr. 1: "Er hat, wie viele Akademiker, einen hemmenden Einfluß auf die radikalen Pläne und Wünsche gewisser Parteistellen und Parteimitglieder ausgeübt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1946 Persilschein Nr. 2: "Die Kölner Medizinische Fakultät hat im 3. Reich die alte akademische Tradition vollkommen aufrecht erhalten und nur nach sachlichen Gesichtspunkten gehandelt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1947 Ordinarius Universität Frankfurt a.M.
1951 Präsident Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1951 von der Bundesärztekammer beauftragt, einen »Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung« zu verfassen (publiziert 1954), die überarbeitete Neuauflage von 1972 ist bis heute die Grundlage für Spätabtreibungen bei "AGS/CAH"
1957 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1959 Der Genitalamputierer stirbt, seine "Errungenschaft" lebt weiter: Bis in die 1980er Jahre werden in allen Kliniken, in denen Naujoks "wirkte", wehrlose Zwitterkinder genitalamputiert – "modernere" Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit "auffälligen" Genitalien sind in ganz Deutschland in Kinderkliniken auch heute noch tägliche Realität, ebenso Fertilisierungsexperimente
1972 überarbeitete Neuauflage des von Naujoks im Auftrag der Bundesärzekammer publizierten 'Schwangerschaftsunterbrechungs-Leitfadens' von 1954 (siehe oben): W. Ahrens (Hrsg.): "Medizinische Indikation zum therapeutischen Schwangerschaftsabbruch" – als "absolute Indikation" ist darin u.a. aufgeführt "Das angeborene adrenogenitale Syndrom [...] auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)" sowie weitere "Diagnosen" mit "Gefahr einer intersexuellen Mißbildung des Fetus".
1996 ehrende Erwähnung von Naujoks historischer "Genitalamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" von 1933 in der Dissertation von Dominik Leitsch: "Die Intersexualität, Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht" (Universität Köln)
2006 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) übernimmt die AWMF-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" (niedrigste Evidenzstufe S1), die ungebrochen Genitalverstümmelungen an "gestörten" Kleinkindern propagiert
2011 zensuriert der Deutsche Ethikrat auf re-traumatisierende Art und Weise sämtliche Hinweise auf Naujoks Karriere und Wirkung in sämtlichen Kommentaren von ETEKAR, einer Betroffene der von Naujoks 1934 in Deutschland eingeführten "rassistischen Intersex-Behandlungsmethode"
2012 Als erste Uni überhaupt beschließt die Philipps-Universität Marburg eine öffentliche Aufarbeitung medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen 

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129

• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282 u. 318f.
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Nicola Wenge: "Kölner Kliniken in der NS-Zeit – Zur tödlichen Dynamik im lokalen Gesundheitswesen 1933-1945", in: Monika Frank/Fritz Moll (Hrsg.): Kölner Krankenhausgeschichten. Festschrift zum 200-jährigen Gründungsjahr der Kliniken der Stadt Köln, Köln 2006, S. 545-569 PDF (1 MB)
• Aumüller u.a. (Hrsg.): "Die Marburger Medizinische Fakultät im 'Dritten Reich'", S. 548-552. 
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «bislang kein registrierter Nutzer und schon gar keine „Benutzergruppe“ ausgeschlossen»

Kommentare von Nutzer_innen dazu:

"Es gibt wohl nur wenige Menschen, die überhaupt nach solchen (Gewalt)Erfahrungen und nachdem man ihnen ständig das Selbstwertgefühl genommen hat, noch zu sich selbst stehen können. Geschweige denn [...] mit Selbstbewusstsein, Humor und Fantasie die Rolle auf sich nehmen, in der Gesellschaft das Schweigen sichtbar und als Erste zu durchbrechen… [...] Zum Sichtbarer werden gehört auch, dass die stille Scham erst in Wut umschlagen kann. [...]" (Kommentar Nr. 284 von Simon Zobel, 15.7.2011)

"Wenn Sie Betroffene, dies sind die Einzigen, die wirklich Bescheid wissen, in den Hintergrund drängen und ihnen nicht genügend zuhören, machen sie den entscheidenden Fehler! [...] Analog zum Thema Mißbrauch bei Kindern hat man leider den Eindruck, dass bei allen Beteuerungen die körperlich geschädigten Betroffenen nicht im Vordergrund stehen! [...] Die Betroffenen (statt Professoren und Ärzten) in den Mittelpunkt zu stellen, das würde ich als ethisch geboten ansehen." (Kommentar Nr. 288 von ab, 16.7.2011)

"Es wird nichts nutzen, wenn hier wütende und verzweifelte Postings zu löschen, denn es sind viele Menschen auf dem Weg und werden die Wahrheit aufarbeiten. Ich bitte den Ehtikrat die Forderung nach der Aufarbeitung der Wahrheit über die den Irrweg, den die Bundesrepublik hier zugelassen hat, zu beenden." (Kommentar Nr. 289 von Lucie G. Veith, 16.7.2011)
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11):«Auf der Seite des Online-Diskurs’ finden keine willkürlichen Ausschlüsse und auch keine Zensur statt.»

Proben aufs Exempel:

a) Willkür:

Beispiel 1:

3x protestierte Daniela "Nella" Truffer dagegen, dass mit ETEKAR eine Betroffene von Genitalverstümmelung im Kleinkindalter, die laut sagte, was viele andere nur verschämt denken, im Ethikrat-Online-"Diskurs" als "Benutzer zweiter Klasse" gedemütigt und ETEKAR das direkte Kommentieren verweigert wurde, und beantragte, aus Solidarität mit ETEKAR ebenfalls das Recht auf direktes Kommentieren entzogen zu bekommen (Kommentar Nr. 223 vom 8.7.11 / Kommentar Nr. 227 vom 9.7.11 / Kommentar Nr. 228 vom 9.7.11).
Die Ethikrats-Redaktion entgegnete darauf, dies sei nicht möglich, "da Sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen haben". (Kommentar Nr. 232 vom 9.7.11)

Als Daniela "Nella" Truffer dieselbe Forderung mit identischem Wortlaut "Benutzer zweiter Klasse" ein 4. Mal stellte (Kommentar Nr. 236 vom 10.7.11), nimmt die Ethikrat-Redaktion dies als Anlass, ihr genau dieselben Worte ab sofort rückwirkend als "wiederholter Verstoß gegen die Allgemeinen Nutzungsbedingungen" vorzuwerfen sowie als "beleidigend" (Kommentar Nr. 247 vom 11.7.11). Klassischer geht's wohl kaum ... Dass die Redaktion obendrein mit dieser Floskel eine rückwirkende Löschung praktisch aller Kommentare der betreffenden Nutzer_innen ankündigt, hat sie bekanntlich schon am Beispiel ETEKARs vorexerziert.

Beispiel 2:

Anmerkung der Redaktion des Deutschen Ethikrates vom 11.7.11: "Sollten weitere Fragen zum redaktionellen Vorgehen bestehen, bitten wir diese an die Redaktion persönlich zu schicken."
Dementi Deutscher Ethikrat vom 19.7.11: "Auf weitere Nachrichten des Nutzers an die Redaktion wurde seither nicht mehr reagiert." Öhm, ausser natürlich mit umgehender Löschung praktisch aller Kommentare ...

Beispiel 3:

Dementi-Lüge Deutscher Ethikrat, 19.7.11: "Der Nutzer selbst hat [...] mitgeteilt, dass er sich nicht weiter am Dialog beteiligen wollte und dies auch im Online-Diskurs durch einen entsprechenden Kommentar dokumentiert."
Tatsächlich wehrte sich ETEKAR in ihrem letzten Kommentar Nr. 218 auf dem Ethikrat-"Diskurs" explizit gegen die (Vor-)Zensur durch den Ethikrat. Und in ihrem zweitletzten, vom Ethikrat spurlos zensierten Kommentar Nr. 217 wehrte sie sich ebenfalls gegen das Unrecht, von der Ethikrat-Redaktion "als Kind" behandelt zu werden.
In mehreren diesem Blog vorliegenden Mails an den Ethikrat (= die vom Ethikrat "unbeantwortet" gebliebenen "Nachrichten" aus obigem Beispiel 2) beschwerte sich ETEKAR wiederholt gegen die Zensur, monierte explizit die Missachtung ihres Rechts auf freie Meinungsäusserung und verlangte jedes Mal ihr gutes Recht auf zensurfreies, ungehindertes kommentieren. (Worauf der Ethikrat ungehend rückwirkend praktisch alle Kommentare von ETEKAR löschte.) Dass der Ethikrat öffentlich das Gegenteil behauptet im Wissen, dass seine Lügen dank Zensur und mangelnder Quellenangabe im Dunkeln bleiben, sagt wohl alles ...

Beispiel 4:

"@Redaktion : [...] Es steht Ihnen nicht zu bei intersexuellen Genitalien von Fehlbildungen zu sprechen. Sie disqualifizieren sich als neutrale Vermittler. So geht es nicht! [...] Wenn Sie wert auf einen Dialog legen, sollten Sie ihre Vorgehensweise dringend überdenken. Sie müssen sich nicht wundern, wenn hier die Menschen nicht mehr schreiben mögen." (Kommentar Nr. 258 von Lucie G. Veith, 12.7.2011)

b) Zensur:

Beispiel 1:

Am 14.7.11 vom Ethikrat zensurierter Hinweis auf Beschreibung des "intersexuellen Konstitutionstypus" im "Lehrbuch der Frauenheilkunde" (Wilhelm Weibel, 7. Aufl., Berlin/Wien 1944 S. 647f.):

“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet”

(Quelle: Zensurierter Kommentar Nr. 129 von ETEKAR, 24.6.11)

Beispiele 2-17: 

>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11)

Sonst noch Fragen?

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.07.2011  

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11) (IV)  

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Siehe auch:
- Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 

Tuesday, July 19 2011

Updates: WM 2011 - FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (II)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)

IOC IAAF: Intersex - Guilty by Suspicion

Aktualitätshalber leider erst jetzt ein Überblick über einige weitere Berichte über das menschenrechtswidrige Vorgehen des Fussballweltverbandes FIFA & Co. betreffend des intransparenten Ausschlusses der äquatorialguneanischen Fussballgeschwister Salimata und Biliguisa Simpore und der Schikanen gegen ihre Teamkollegin Genoveva Anonma, die wohl ebenfalls kurzerhand an der Teilnahme gehindert worden wäre, hätte sie nicht zufällig einen Vertrag mit einem deutschen Club in der Tasche.

Wäre Äquatorialguiniea weitergekommen oder hätte gar gewonnen, wäre leider zu befürchten gewesen, dass die medialen Verunglimpfungen ein noch grösseres Ausmass angenommen hätten. Dass die Mannschaft so früh ausschied, hatte jedoch wiederum wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass mit Salimata und Biliguisa Simpore zwei der stärksten Spielerinnen fehlten und auf Captain Genoveva Anonma aufgrund der verletzenden Unterstellungen, gegen die FIFA zu keinem Zeitpunkt je etwas unternahm, zusätzlicher massiver Druck lastete.

>>> Interview vom 24.6.11 auf Radio Dreyeckland mit Markus Bauer a.k.a. yours truly über die Ausschlüsse zum nachhören/herunterladen. Nella meint, es sei nicht schlecht geworden, der Schluss sogar gut ;-).

>>> Interview mit Genoveva Anonma vom 29.6.11 in Die Zeit. Anonma berichtet, wie sie und die Geschwister Simpore unter den von GegenerInnen und der Weltpresse ständig kolportierten Gerüchte und Unterstellungen leiden, und dass Salimata Simpore letztlich deshalb nicht teilnehmen konnte, weil sie es nicht mehr aushielt, sich in Afrika vor jedem Spiel auf Verlangen ihrer Konkurrentinnen nackt auszuziehen:

Salimata hat unter den Unterstellungen sehr gelitten. Und Kamerun hat ihr immer besonders viele Schwierigkeiten gemacht. Es sind nicht nur die Dinge, die die Leute über sie sagten. Sie müssen sich vorstellen, was es bedeutet, sich vor praktisch jedem internationalen Spiel nackt zeigen zu müssen. Es gab Mannschaften, die sich geweigert haben, gegen uns zu spielen, wenn sie sich nicht vorher entblößt hätte. Das macht einen fertig. Es ist nicht leicht, so Fußball zu spielen. [...] Salimata leidet sehr darunter, nicht bei der WM spielen zu können.

Und hält weiter fest:

Aber um so etwas muss sich eigentlich die Fifa kümmern. Normal ist es jedenfalls nicht, Spielerinnen auf diese Weise zu beschädigen, nur weil sie anderen vielleicht überlegen sind. Solche Beschuldigungen zu erheben, ist ziemlich einfach. Und natürlich erfüllen sie ihren Zweck, die Spielerinnen zu erniedrigen. [...] [Dass mein Name in den Medien vor allem mit den geschlechtsbezogegen Unterstellungen verknüft wird] stört mich sehr. Ich möchte nicht, dass mein Name in den Schmutz gezogen wird. Wenn man mich testen möchte, bitte sehr. Aber die Art, wie über mich berichtet wird, gefällt mir gar nicht. Die Leute erzählen Dinge über mich, obwohl sie keine Ahnung haben. [...] Würden meine Eltern davon erfahren, würde sie das sehr belasten. [...] oft fühle ich mich mit diesen Angriffen auch allein. Diese Dummheiten ärgern mich. Deswegen spreche ich auch ungern darüber. Ich versuche, nicht einmal daran zu denken. [...] ich überlege, mir einen Anwalt zu nehmen, wenn dieser Unfug nicht aufhört.

Dass, worauf u.a. ein >>> Artikel in der Berliner Zeitung vom 30.6.11 hinwies, die FIFA den Namen von Genoveva Anonma konsequent und beleidigend falsch schrieb mit einem zusätzlichen N am Schluss ("Anonman" = ein Nicht-Mann), ist da nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

In einem >>> Kommentar vom 6.7.11 in Die Zeit fordert Anna Gauto verdankenswerterweise: "Die Fifa sieht nur zu, sollte aber endlich eingreifen." Und weiter:

 

Dass die Presse ihre Schlüsse zieht, ist das eine, was die Fifa (nicht) macht, das andere. Obwohl das vor der WM erlassene Fifa-Reglement für den Geschlechtstest zum Schutz der Spieler Sanktionen bei unbegründeten Verdächtigungen vorsieht, agiert der Verband passiv. Doch die Fifa sollte den Behauptungen nachgehen. Wenn sie sich als haltlos erweisen, muss das konsequenterweise Folgen haben.  [...] Bislang überträgt der Weltfußballverband die Verantwortung, das Geschlecht der Spieler zu bestimmen, den Nationalverbänden und deren Teamärzten. [...] Genau dieser Mechanismus aber schafft Raum für Missbrauch und Spekulationen. [...] Die Fifa-Regeln für den Geschlechtstest sollen faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen und gleichzeitig die Würde und Privatsphäre der Sportler und Sportlerinnen schützen. Salimata Simpore musste sich vor internationalen Spielen in Afrika entblößen, weil die Gegner an ihrem Geschlecht zweifelten. Solch entwürdigende Praktiken sollte die Fifa künftig unterbinden.

 

Einer der wenigen innerhalb des WM-Zirkus, der sich in den Medien für Fairness gegenüber den verunglimpften Spielerinnen einsetzte und die FIFA für ihre Unterlassungen deutlich kritisierte, war der australische Trainer Tom Sermanni. In einer >>> englischsprachigen AP-Meldung vom 26.6.11 mit dem Titel "Rote Karte für FIFA in Geschlechterskandal" hatte er (vergeblich) von der FIFA gefordert, dem unwürdigen Treiben ein Ende zu bereiten, bevor das Turnier in eine "Parodie von Andeutungen und Gerüchten" ausarte.

>>> Frauenfussball WM 2011: FIFA diskriminiert als Zwitter Verdächtigte (I)

>>> Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln" 
>>> IOC / IAAF: Neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln 2011
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>>
IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09 

Thursday, July 14 2011

Dokumentation der Zensur auf dem Online-"Diskurs" des Deutschen Ethikrates über "Intersexualität" (Stand 25.7.11) (IV)

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", 05.11.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013 
>>>
Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 

Menschenrechte auch für Zwitter!

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat der Deutsche Ethikrat am 13.07.2011 praktisch alle Kommentare von ETEKAR gelöscht. Obwohl diese Kommentare vorher teilweise völlig unbeanstandet über Wochen dortstanden und eine Vielzahl anderer Benutzer_innen sich in eigenen Kommentaren positiv darauf bezogen hatten – Bezüge, die nun ebenfalls der Zensur zum Opfer fielen.

Diese neueste Zensur-Attacke unterstreicht einmal mehr das intransparente und willkürliche Vorgehen des Deutschen Ethikrates, der es offensichtlich duldet, dass kritische Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken in seinem "Diskurs"verfahren aufs Neue bevormundet und durch Schweigegebote gedemütigt, erniedrigt und entwürdigt werden, während gleichzeitig Medizyner ihre Opfer ungehindert einmal mehr verhöhnen und verletzen dürfen.

Dass obendrein im Ethikrat-"Diskurs" jegliche kritische Hinterfragung der Bezüge zwischen NS-MedizynverbrecherInnen und den heutigen GenitalabschneiderInnen mit einem Tabu belegt wird und entsprechende Belege gelöscht werden, während gleichzeitig die Ethikrat-Redaktion ungehindert "jüdische Sexualwissenschaftler" diffamieren und tatsachenwidrig als UrheberInnen der Verstümmelungen verleumden darf – ein Schelm, wem dazu historische Parallelen in den Sinn kommen ...

Dieser Blog verurteilt das unhaltbare und grundgesetzwidrige Verhalten des Deutschen Ethikrates und sagt JA zur ungehinderten Suche nach der ungeschminkten ganzen Wahrheit und NEIN zu Willkür und Zensur.

Zwischengeschlecht.info dokumentiert deshalb nachfolgend alle bisher bekannt gewordenen 14 17 21 zensierten Kommentare. (Falls uns weitere entgangen sein sollten, sind sachdienliche Hinweise erbeten.)

Nachtrag 19.7.11: Wie uns mitgeteilt wurde, hatten wir offenbar 3 zensierte Kommentare übersehen (Nrn. 133, 137 u. 201), diese sind nun nachgetragen. Danke für den Hinweis!

Nachtrag 25.7.11: Bei weiteren Recherchen stiessen wir auf 4 weitere zensierte Kommentare (Nrn. 176, 188, 189 u. 192), bei denen (wie schon bei anderen auch) perfiderweise sogar ETEKARs Autorenangebe gelöscht bzw. durch "Redaktion" ersetzt wurde.

Dokumentation der vom Deutschen Ethikrat zensierten Kommentare:
Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 102 / Nr. 129 / Nr. 130 / Nr. 133 / Nr. 137 / Nr. 176 / Nr. 177 / Nr. 188 / Nr. 189 / Nr. 190 / Nr. 192 / Nr. 197 / Nr. 198 / Nr. 199 / Nr. 200 / Nr. 201 / Nr. 214 / Nr. 217

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 
>>> Zensur im Ethikrat-Online-"Diskurs": 4 weitere Fälle dokumentiert (VI) 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

Tuesday, July 12 2011

Freie Meinungsäusserung à la Deutscher Ethikrat: "Willigen Sie in folgende Verstümmelung ihrer Äusserung ein, oder ziehen Sie Ihre Meinung lieber gleich freiwillig ganz zurück?" (III)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR "Wir sind keine Kinder,
       auch wenn Sie uns so behandeln!" (II)

 
Von:
[Redaktion Ethikrat]
Gesendet: 08.07.2011 12:19:57
An: [ETEKAR]
Betreff: Ihre Kommentare von gestern | Online-Diskurs Intersexualität

wir haben drei Ihrer gestern abgegebenen Kommentare nun freigeschaltet. Bezüglich des letzten noch nicht freigeschalteten Kommentars kontaktieren wir Sie, um abzuklären, ob wir den Kommentar, wie unten aufgeführt, abgeändert veröffentlichen sollen oder, ob Sie die Veröffentlichung des Kommentars dann zurückziehen möchten. Leider können wir den Kommentar in seiner ursprünglichen Form nicht online stellen, weil nicht deutlich wird für wen Sie sprechen, wenn Sie von "wir" sprechen. Wenn Sie sich von der Redaktion wie ein Kind behandelt fühlen, sind wir durchaus bereit Ihren Kommentar in unten stehender Form auf die Diskurs-Seite zu stellen.
Wir bitten um Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen,
die Redaktion
 
Sehr geehrte Redation des Deutschen Ethikrates,
ich bin kein Kind, auch wenn Sie mich so behandeln!
 

«Am I a Body Fascist?» Seelenlos, 2006Meine 2 Cent:

Es gibt Dinge, die sind so unglaublich, dass sie nur real sein können. Und jedesmal, wenn du glaubst, niedriger ginge nun ganz bestimmt nicht mehr, wirst du wohl bald eines Besseren belehrt. Dies zumindest mein persönliches Fazit als bescheidener solidarischer Nicht-Zwitter betreffend dem aktuellen Stand im Ethikrat-Online-"Diskurs" über "Intersexualität".

Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ist bekanntlich weder ein erhebendes Thema noch sonst irgendwie belustigend – wie wohl jede_r bestätigen kann, der_dem sowas selber angetan wurde, oder der_die Überlebende persönlich kennt. Um sich damit fortgesetzt auseinanderzusetzen brauchen Überlebende schier übermenschliche Mengen an Mut und Kraft, die viele Nicht-Betroffene sich wohl gar nicht vorstellen können. Nur die wenigsten Betroffenen schaffen das mehrere Jahre, geschweige denn länger. Noch als solidarischer Nicht-Zwitter braucht mensch ziemlich Nerven, weil irgendwann tut es einfach zu sehr weh und mensch möchte eigentlich lieber nicht mehr länger hinschauen.

Überlebende Zwitter, die hinstehen und das ihnen angetane Unrecht den TäterInnen & Co. ins Gesicht schleudern und nicht davor zurückschrecken, dabei konkret zu werden und notfalls auch unbotmässig, gehören zu den tapfersten Menschen, die jemals über diese Erde wandelten.

Wer sich nicht vorstellen kann, warum, lese zum Beispiel Michel Reiters bahnbrechenden >>> Vortrag am Kongress der "european federation of sexology (efs)" vom 30.06.2000, Nellas Redebeiträge zur >>> 5. Jahresversammlung des "Netzwerk DSD/Intersexualität" vom 06.09.2008 oder >>> vor angehenden MedizinerInnen am 09.11.2010, oder die Lebensbeschreibungen von >>> Katrin Ann Kunze † oder >>> Christiane Völling

Eine der Tapfersten dieser Tapferen ist ETEKAR, wie sie sich im Ethikrat-Online-"Diskurs" nannte. >>> ETEKARs Kommentar zur Strafbarkeit der Genitalverstümmelungen und ihr >>> Kommentar über Nazi-Genitalabschneider gehören zumindest meiner bescheidenen Meinung nach zu den besten und relevantesten Statements während des ganzen öffentlichen Ethikrat-"Diskurses" überhaupt.

Dass ETEKAR immer noch die Kraft findet, hinzustehen und laut zu schreiben, was viele andere nur verschämt denken, nach all den Jahren, den Demütigungen, den Entwürdigungen, den Erniedrigungen und all den körperlichen und seelischen Folterqualen, die ihr angetan wurden nicht nur von gewissenlosen Medizynern in ihrer Kindheit und Jugend und später vom "Netzwerk Intersexualität/DSD", sondern auch von weniger tapferen Mit-Zwittern mit einer ungesunden Dosis Stockholm im Hirn in den sogenannten Selbsthilfegruppen und von ebensolchen Eltern mit zusätzlich offensichtlich nicht den besten aller Gewissen ebendort, kann ich nur bewundern.

Was nun die geistig, moralisch, menschlich und ethisch herausgeforderten Mietsklaven der so genannten "Redaktion des Deutschen Ethikrates" sich einbilden, wie sie mit ETEKAR herumspringen könnten und sie noch weiter erniedrigen, demütigen und entwürdigen, nur weil sie denken, sie hätten die Macht dazu und mit ETEKAR könnten sie's ja machen, ist sowas von feige und durchtränkt vom Privileg der unreflektierten Selbstverständlichkeit, nie um die Unversehrtheit der eigenen Lustorgane gefürchtet haben zu müssen, dass es eigentlich nur Hohn und Verachtung wert wäre.

Ausser, dass ich mir leider vorstellen kann, dass es ETEKAR, die unzweifelhaft schon mehr durchgemacht hat als die verlogene, feige und korrupte Ethikrat-Redaktion und ihre Medizyner-Leinenhalter zusammen, trotzdem auch heute immer noch genau gleich weh tut, von selbstgerechten SpeichelleckerInnen gedemütigt und erniedrigt zu werden, schlimmer noch, dass solche Misshandlung jedesmal die früheren Entwürdigungen und Erniedrigungen und Schmerzen wieder hochkommen lässt. Und dass ich mir weiter denken kann, dass auch die scheinheilige Ethikrat-Redaktion selbst nur zu genau weiss, was sie ETEKAR antun. Und es trotzdem nicht lassen, oder nicht lassen können, oder noch schlimmer.

Wir sind alle nur Menschen, aber eins weiss ich: ETEKAR ist mehr Mensch und ein besserer Mensch als alle, die sie je peinigten.

Fortsetzung folgt ...

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II) 
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV)   
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

- page 34 of 68 -