Sunday, February 17 2008

"Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Seit 1996 protestierte Michel Reiter immer wieder dagegen, dass Initiativen gegen rituelle Genitalverstümmelungen an Frauen wie zum Beipiel "Terre des Femmes" seltsamerweise Zwangsoperationen an Zwischengeschlechtlichen stets kategorisch ausklammerten -- aus offensichtlichen Gründen.

"Die Zusammenarbeit mit Anti-FGM-Aktivisten ist schlechter als mit allen anderen Gruppen, sogar schlechter als mit Ärzten." (pers. Mitteilung von Cheryl Chase, GründerIn der Intersex Society of North America ISNA an Michel Reiter)

Heute noch ist dieses Thema ein 'blinder Fleck' bei FeministInnen. Einzige Ausnahme dieser beschämenden Regel war Antke Engel, die sich 1997 in einem Artikel mit Michels Anliegen solidarisierte -- ihre Kritik verhallte bezeichnenderweise ungehört:

Deutlich ist jedenfalls, dass sich feministische Medien für Genitalverstümmelungen als alltäglicher medizinischer Praxis in modernen westlichen Gesellschaften nicht interessieren, während - häufig rassistisch gefärbte - Beiträge über "unzivilisierte" Praktiken der Klitorisbeschneidung und Verstümmelung in einigen afrikanischen Staaten durchaus zum bewährten Repertoire zählen.

Nachträge: 2003 schloss immerhin die internationale "Beschneidungs-Expertin" Hanny Lightfoot-Klein in ihrer 3. Buchveröffentlichung "Der Beschneidungsskandal" nebst weiteren, von der Frauenbewegung oft ausgeklammerten Formen von Beschneidung, auch genitale Zwangsoperationen an Zwittern mit ein (Rezension bei Querelles / Doppelrezension auch über Marion Hulverscheidts Buch über 'medizinische Beschneidungen' an Frauen in Europa im 19. Jahrhundert). In der Zeitschrift von Terre des Femmes "Menschenrechte für die Frau" 3/4 (2004) erschien ebenfalls von Marion Hulverschmidt ein Artikel "Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und Intersexuellen".

Nachträge (Forts.): Im Amnesty-Journal 03/2008 kritisierte Konstanze Plett beiläufig das Schweigen der westlichen BeschneidungskritikerInnen zum Thema "Genitalverstümmelung intersexuell geborener Kinder" vor der eigenen Haustüre (für Amnesty International selbst nach wie vor kein Thema). Frühjahr 2009 nahmen die Schweizer Sektionen von Terre des Femmes und Amnesty International anlässlich einer Vernehmlassung zu einer parlamentarischen Initiative gegen "weibliche Genitalverstümmelung" zum ersten Mal Stellung gegen das Auslassen Zwangsoperationen an Zwittern, Amnesty allerdings mit vereinnahmenden Untertönen (als Organisationen haben beide weiterhin keine offizielle Position zum Thema, jedoch streben sie eine solche seit 2010 immerhin aktiv an).

Schon 1998 hatte Michel Reiter rituelle Genitalverstümmelungen und genitale Zwangsoperationen gemeinsam mit "Genitale[n] 'Korrekturen' an Frauen als Schönheitsmaßnahme" (-> gleichnamiger Abschnitt) in einen weiteren Zusammenhang gestellt.

Nachträge: Im ZgT Bulletin 28 (2005, via archive.org) wurde diese Sichtweise von Vanessa Nino-Kern wieder aufgegriffen im Beitrag "Unversehrte Genitalien sind keine Selbstverständlichkeit" (PDF-Download). Ab 2005 werden diese OPs auch in Mainstreamedien zunehmend kritisiert – allerdings ohne einen Zusammenhang mit den Zwangsoperationen an Zwittern herzustellen.

Auch heute noch haben Blog-Artikel von Nicht-Zwischengeschlechtlichen, die solche Zusammenhänge thematisieren, Seltenheitswert. Umso schöner, auf eine weitere Ausnahme zu stossen (aus der auch der Titel dieses Posts stammt):

http://michas-ernährungsinfo.de/index.php?/archives/37-Verstuemmelnde-Operationen.html
(Link kopieren und oben in Browser einfügen, sonst klappt's leider nicht!)

Danke!

Siehe auch:
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ... 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive    
 

Friday, February 15 2008

Wir sind alle anders


heute war eine liebe karte mit büchergutschein in meinem briefkasten. vor ein paar wochen war ich beim jugendheim schenkung dapples in zürich zu besuch und durfte dort anlässlich einer projektwoche zu sexualität über intersexualität erzählen.

die schenkung dapples ist ein offenes erziehungsheim für "verhaltensauffällige" jugendliche. ich sass also fünf 'schweren' jungs und zwei sozialarbeiterInnen gegenüber und erzählte frisch von der leber über 'intersexualität', zum beispiel über - ahem die entsprechung zwischen hodensack und äusseren schamlippen, über chromosome und hormone oder was es bedeutet, wenn man 'da unten' nichts mehr spürt, wie es einigen zwischengeschlechtlichen geht, die ich kenne.

die jungen männer waren aufmerksam und interessiert, schauten mich offen und neugierig an. es war eine sehr gute atmosphäre, getragen von gegenseitigem respekt. ich fühlte mich sehr wohl in dieser runde und konnte deshalb auch ehrlich und offen sein, was auch geschätzt wurde.

nicht zum ersten mal dachte ich: die medizyner als vertreter des bipolaren geschlechtersystems sind einfach feige und gehen - auf unsere kosten - den weg des geringsten widerstandes. die menschen, vor allem kinder und jugendliche, gehen viel offener mit 'intersexualität' um, als uns die 'experten' weis machen wollen! denn anderssein ist in unserer heutigen gesellschaft, die sich immer mehr der konformität verschreibt (arbeiten, konsumieren, hirn und herz ausschalten), für immer mehr menschen ein thema.

was den medizynern nicht in den kopf will, war für die jungs der schenkung dapples selbstverständlich: dass ein zwischengeschlechtlicher mensch selber über seinen körper bestimmen darf! und dass es voll scheisse ist, wenn man durch diese elende behandlung keine freude mehr am sex haben kann!

würden die erwachsenen kinder und jugendlichen mehr respektieren und ernst nehmen, dann hätten sie vielleicht auch mit uns zwittern nicht so ein problem respektive kämen nicht auf die idee, gegen unsere einwilligung unsere körper und seelen zu verändern.

danke und alles gute euch!

nella

Thursday, February 14 2008

Half Jack

interessanter, gut dokumentierter clip (auf englisch):


in d ist's übrigens ca. 1 kind jeden tag, und in ch etwa 1 jede woche.

... zufällig gefunden auf einem transblog beim googeln nach "intersexualität" -- und siehe da, kitty war auch schon dort ;-)

--> 5 weitere clips, u.a. über david reimer

Sunday, February 10 2008

Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond

Am 30. Januar 2008 fand am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf UKE in Hamburg das 2. Interdisziplinäre Forum zur Intersexualität (öhm Disorders of Sex Development, DSD) statt. 

Elisabeth Müller überreicht Milton Diamond im Namen des Vereins den Preis (Alle Bilder auf dieser Seite: Seelenlos)

Bewegender Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Auszeichnung Milton Diamonds durch den Verein Intersexuelle Menschen e.V. für sein Jahrzehnte langes Engagement zum Wohle Zwischengeschlechtlichtlicher.

Nach Claudia Kreuzers interessanten Ausführungen über die Situation Zwischengeschlechtlicher in Deutschland gingen einige Mitglieder des Vereins Intersexuelle Menschen nach vorne aufs Podium, das Mikrophon wurde uns - obschon widerwillig aufgrund der immer grösser werdenden Verspätung - überreicht.


Nachdem Nella einführend etwas zur Bedeutung dieser vom Verein Intersexuelle Menschen ins Leben gerufenen Auszeichnung gesagt hatte, richtete Elisabeth Müller, Gründungsmitglied der XY-Frauen und Mitglied des Vereins Intersexuelle Menschen, das Wort an den zu Ehrenden.


Der Verein Intersexuelle Menschen wolle einen Menschen auszeichnen, bei dem sich Zwischengeschlechtliche gut aufgehoben fühlen, der uns stets mit Freundlichkeit begegnet ist, obwohl er im sogenannten medizinischen Bereich arbeite. Denn normalerweise würden wir von Medizinern mehr oder minder geschädigt. Bei Milton Diamond sei dies etwas anderes. Wir Zwischengeschlechtlichen können ihm in die Augen sehen und wissen, dass er uns wohlgesonnen ist. Bei Milton Diamond brauche sich kein Hermaphrodit unwürdig zu fühlen. Und dafür möchten ihm alle Zwischengeschlechtlichen danken und diese Auszeichnung überreichen.





Der Saal applaudierte, Elisabeth Müller überreichte dem sichtlich ergriffenen Diamond die Urkunde, Umarmungen und Küsse. Ein bewegender Augenblick. Die Versammelte realisierten wohl: Hier wurde jemand von Herzen für seine Menschlichkeit geehrt, von Menschen, deren Menschlichkeit oftmals mit Füssen getreten wurde!




(Alle Bilder auf dieser Seite: Seelenlos)



Nella & Seelenlos

Thursday, February 7 2008

Sieg für Christiane Völling!!!



Christiane und ihr Anwalt Georg Groth, 6.2.08

Strahlende Gesichter, klingelnde Handys, endlose Interviews -- ein grosser Tag für alle Zwischengeschlechtlichen! Erst recht für Christiane Völling und die wenigen Unentwegten, die sich gestern früh im Landgericht Köln eingefunden hatten, ihr solidarisch beizustehen. Und immer wieder ungläubiges Staunen, Es-gar-noch-nicht-richtig-fassen-können.


Die Kamerateams beginnen Christiane und die UnterstützerInnen zu umschwärmen.

Auch wenn die Höhe des zu zahlenden Schmerzensgeldes noch in einem Schlussurteil festgelegt wird, das Wesentliche hielt Richter Dietmar Reiprich gleich zu Beginn fest: "Die Klage ist dem Grunde nach gerechtfertigt." (>> vollständiges Gerichtsurteil)

JA!

Weniger Spass hatte der Anwalt der Gegenseite, der erst verspätet in den Saal platzte, als die Urteilsverkündung bereits in vollem Gange war. Kein Spass auch für all die unbeirrbaren Mediziner, die hofften, nach dem Prozess nach ihrem (für sie) "bewährten" Schema F einfach weiterschnibbeln zu können: Zwitter? Na, dann erstmal die inneren Geschlechtsorgane raus! Ganz egal, ob diese gesund sind oder krank, männlich, weiblich oder gemischtgeschlechtlich, Hauptsache raus + Zwangsgeschlechtszuweisung, nach unserem Gusto selbstverständlich, Punkt, der/die/das Nächste. Bleibt zu hoffen, dass der selbstherrliche Chirurg (seine Mittäter konnten aus Verjährungsgründen leider nicht mehr mitbelangt werden) empfindlich tief in die Tasche greifen muss, was sich dann bei seinen Kollegen und Kolleginnen von selbst herumsprechen wird.

Dabei hatte die Gegenseite wenig unversucht gelassen, Christiane zu verunglimpfen, "therapeutische Gründe" vorzuschieben, die Verantwortung auf andere abzuschieben, Tatsachen zu verdrehen, und fand sich dabei tatkräftig unterstützt durch die (wie so oft) zu einem Grossteil "verloren gegangenen" bzw. "nicht mehr auffindbaren" medizinischen Akten -- im Gegensatz zu nachträglich erstellten, für sie (wie so oft) wesentlich günstigeren Dokumenten.


Die RichterInnen betreten den Saal. In der Mitte der Vorsitzende Dietmar Reipisch.

Doch das Gericht hatte offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht, sich kompetent in die Materie eingearbeit und zerpflückte die vorgeschobenen Einwände souverän: "Der Kläger hat in die Operation durch den Beklagten nicht wirksam eingewilligt."

JA!

Dass der unbeirrbare Mediziner höchstwahrscheinlich in die Berufung gehen wird, tut dem ganzen keinen Abbruch: Ein wichtiger Nebenpunkt dieses Prozesses ist, dass dabei erstmals die Leiden und die unsägliche, an Greueltaten aus dem 3. Reich und anderen unmenschlichen Regimen gemahnende Situation nahezu aller Zwischengschlechtlichen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dabei kann jeder weitere Prozess nur weiterhelfen, auch eine etwaige Berufungsverhandlung, ebenso wie die hoffentlich noch folgenden Anklagen weiterer Zwischengeschlechtlicher.

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pressespiegel zu Christianes Sieg

Hierzu ist positiv zu vermelden, dass zumindest in Deutschland nahezu alle Pressemeldungen berücksichtigten, dass es sich beim vorliegenden "Zwitter-Prozess" (Express) nicht bloss um einen individuellen Einzelfall, sondern um ein grundsätzliches Verfahren handelt. Am ausgewogensten und ausführlichsten war einmal mehr die Agenturmeldung der Associated Press, nachzulesen z.B. hier:

Des Zwitters Sieg (Stern)

Gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie gewisse Medien den Unterschied zwischen (falsch) "Geschlechtsumwandlung" und (korrekt) "Geschlechtszwangszuweisung" immer noch nicht kapiert haben, und somit der Vertuschungstaktik der Mediziner in die Arme arbeiten. Bezeichnend auch, dass sich der letzte Satz der Agenturmeldung beim Stern nicht findet, im Gegensatz z.B. zur Basler Zeitung (die ebenfalls auf "Geschlechtsumwandlung im Titel nicht verzichten kann :-( ):

Die 48-Jährige selbst hat in den nächsten Monaten noch viel vor: Seit 18 Monaten versucht sie nach eigenem Bekunden bereits ihren männlichen Vornamen auch offiziell in Christiane umzuwandeln. «Noch bin ich gegen verschlossene Türen gerannt, aber ich gebe nicht auf - jetzt erst recht nicht.»

Sehr erfreulich auch, dass das Urteil jetzt schon politische Konsequenzen zu zeigen beginnt, wie z.B. in der folgen Pressemeldung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

Umgang mit Intersexuellen prüfen

Sehr guter Bericht auch vom WDR:

Klägerin siegt im "Zwitterprozess"-- "Das tut so gut für die Seele" (WDR-Panorama)

Dito im Kölner Stadt-Anzeiger:

Etappensieg auf langem Leidensweg
(Kölner Stadt-Anzeiger)

Im direkten Vergleich mit der ap-Meldung und zu WDR und KStA abfallend die KollegInnen von der Deutschen Depeschenagentur und vom Deutschen Depeschendienst (nachfolgender erster Titel ein Beispiel für eine weitere beliebte Ablenkungsschiene: es wird versucht, den Konflikt scheinbar auf eine Auseinandersetzung innerhalb der Medizinerhierarchie zu reduzieren nach dem Motto "Untergebene gegen Chef", obwohl Christiane als Patientin und Zwischengeschlechtliche klagt und nicht als "Kankenpflegerin". :-( ):

Kölner "Zwitterprozess": Krankenpflegerin siegt gegen Chirurgen (Der Westen)

Nachtrag: Der Westen legte zudem einen Artikel nach, der ein sehr zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Einmal mehr wird offensichtlich versucht, den Unterschied zwischen Trans*menschen und Zwischengeschlechtlichen zu verwischen:

Nicht Fisch, nicht Fleisch ... (Der Westen)

Dass es titelmässig auch korrekt geht, demonstriert die FAZ, deren Artikel ebenfalls auf der dpa-Meldung basiert :-) :

Intersexualität: Chirurg muss für Entfernung von Geschlechtsorganen zahlen (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Beim Titel der folgenden ddp-Meldung hattens die zuständigen RedaktorInnen ebenfalls gerafft. :-) :

Intersexuelle Frau mit Schmerzensgeldklage erfolgreich  (PR inside)

Noch n besserer Titel der selben ddp-Meldung auf koeln.de (na bitte, geht doch :-) ):

Intersexuelle Frau bekommt Schmerzensgeld nach Entfernung ihrer Geschlechtsteile (koeln.de)

Ein weiterer Artikel aus der lokalen Zeitung Express (etwas abfallend im Vergleich zu den Artikeln im selben Blatt vor -- eins / zwei -- und nach dem 1. Prozesstag):

Kölner Zwitterprozess: Christiane/Thomas kriegt Schmerzensgeld (Express)

In einigen Blättern gabs übrigens schon tags zuvor eine Ankündigung:

Intersexuelle Christiane will Gerechtigkeit (Aachener Zeitung)

Dito bereits 3 Tage vor dem Prozess (einmla mehr mit der Spital-Hierarchie-Ablenkungs-Schiene :-( ):

Pflegerin verklagt Chirurg: Urteil im «Zwitterprozess» möglich (Aachener Zeitung)

[Dass ein adäquater Titel keine Hexerei wäre, machte demgegenüber z.B. die HAZ schon nach dem ersten Prozesstag klar:

Intersexuelle Frau klagt wegen Entfernung ihrer Geschlechtsorgane
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)]

Auch die Agentur Agence France-Presse machte eine kurze Meldung über den 2. Prozesstag, die jedoch der Tragweite des Urteils kaum gerecht wird (immerhin ist hier der Titel korrekt):

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch (afp.google.com)

war  nachtrag: Offensichtlich war die afp-meldung bei google stark gekürzt! (Wie auch die ap-meldung z.B. bei Stern, siehe oben.) In "Die Welt" fand ich nun eine längere Version, da sieht's (abgesehen vom irreführenden Titel, Variante "Geschlechtsumwandlung" :-( ) doch schon wesentlich besser aus. Besonders gefallen hatte uns latürnich der bei afp.google weggekürzte, u.a. in der Welt aber enthaltene letzte Satz:

Am Rande des Prozesses forderte eine kleine Gruppe von Demonstranten mehr Rechte für Intersexuelle. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Menschenrechte auch für Zwitter".

Arzt machte Frau illegal zum Mann (Die Welt)

Dieselbe Agenturmeldung ebenfalls ungekürzt und mit adäquatem Titel :-) :

Intersexuelle setzt sich mit Zivilklage gegen Chirurg durch
(123recht.net)

Eher sosolala ein Artikel in der Auslandzeitung Amerika-Woche (inkl. unpassendem Titel :-( ):

Krankenplegerin siegte im "Zwitterprozess" gegen Chirurgen
(Amerika Woche)

Dito von der Bild-Zeitung (einmal mehr auf der Umwandlungs-Schiene sowie unter Ausklammerung der prinzipiellen Problematik :-( ):

Klinik-Pfusch: Arzt machte SIE zum MANN (Bild)

Auch weniger toll der Glossar-Kasten zum Artikel. Einmal mehr wird als Anlaufstelle für Betroffene allein (ausgerechnet) die dgti genannt, Selbsthilfeorganisationen von Betroffenen hingegen vornehm verschwiegen. Typisch! :-(

Das sind Intersexuelle (Bild)

In der Süddeutschen hinterlässt die Berichterstattung einen sehr zwiespältigen Eindruck: Während der Artikel nicht schlecht gemacht ist, ist der Titel definitiv unter aller Sau, wenn nicht das Schlusslicht überhaupt. :-( Nix kapiert, sechs, nachsitzen, setzen!

Erzwungenes Leben in der falschen Haut: Gerichtsprozess um Transsexualität (Süddeutsche Zeitung)

Das Schlusslicht unter den Agenturmeldungen bildet klar die Schweizerische Depeschenagentur: Hier wird immer noch versucht, den Prozess als individuellen Einzelfall darzustellen, die eigentliche Tragweite wird konsequent zu leugnen versucht Immerhin stimmt in folgendem Beispiel der Titel, doch ansonsten: Pfui, nachsitzen, setzen!

Intersexuelle klagt erfolgreich gegen Chirurg (nachrichten.ch)

Dass nicht nur viele RedaktorInnen, sondern auch "Otto NormalverbraucherInnen" nach wie vor ein riesiges Informationsdefizit betreffend Zwangsoperationen usw. haben, illustrieren die teilweise sehr "geistreichen" Kommentare hier:

Sieg für Kläger(in) im Kölner Zwitterprozess  (shortnews.de)

Speziell gefreut haben wir uns hingegen über folgenden Link (und das ist nicht ironisch gemeint):

Intersexuelle gewinnt Prozess (gay.ch)

Auch The Gay Dissenter bloggte über Christianes Sieg:

Der Kölner Zwitterfall


Allen Bemühungen z.B. von sda und SZ zum Trotz: Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen! 2008 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem Zwischengeschlechtliche -- nach Jahrzente währendem, zunächst erfolglosem Kampf -- endlich erfolgreich begannen, ihre Menschenrechte einzuklagen!

Danke, Christiane!

Nella & Seelenlos

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010

Inzwischen hat Christiane ihre bewegende Geschichte auch in Buchform veröffentlicht.

Buchbesprechung von Nella: Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Zwitterprozess: Bericht 1. Prozesstag
- Zwitter-Demo in der "Rundschau" und auf "Planetopia" 
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Zwangsoperateur gibt sich geschlagen – 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration! 
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII   

Tuesday, February 5 2008

Wegen Zwitter-Prozess: Druck auf Ärzte wächst

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Pünktlich zur Fortführung im "Zwitterprozess" am 6.2. gegen den Chirurgen, der Christiane Völling verstümmelte, erscheint im schweizer Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2008 nebst einem Artikel zum Prozess ein Interview mit Karin Plattner, der Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Präsidentin der schweizerischen Eltern-Selbsthilfegruppe. Darin schildert sie, wie es Eltern und Kind nach der Geburt erging:

Nach drei Wochen sagten uns die Ärzte, von den Chromosomen her sei es ein Knabe, aus dem eher weiblichen Genitale könne man aber nie einen Buben machen. Darum sei eine Geschlechtsanpassung zum Mädchen angesagt.

Als erstes "entnahmen" die Mediziner "einen Monat nach Geburt die Geschlechtsdrüsen [...], die für die Hormonproduktion im Körper verantwortlich sind, weil es hiess, sie sei entartungsgefährdet". Ausser in Ausnahmefällen zwar nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit als z.B. Prostata und Brüste bei normalen Männern und Frauen auch. Bloss kriegen das Eltern und Betroffene von Chirurgen nach gängiger Praxis nie gesagt.

das Verrückte war, dass uns die Ärzte lieb zuredeten, das sei operativ kein Problem, man könne da gut ein Mädchen daraus machen, und mit der entsprechenden Erziehung werde alles gut.

So schon mal halb weichgeklopft, sollen die Eltern als nächstes der Zwangszuweisung zustimmen. Doch für einmal kam es anders:

Kurz danach sagte man uns, bald folge der nächste Eingriff am Genitale, um ein richtiges Mädchen aus dem Kind zu machen. Da begann ich Fragen zu stellen. Was heisst das? Gibt es vergleichbare Fälle?

Als ich herausfand, dass es nach der Operation des äusseren Genitales vielleicht nie Gefühle oder Lust empfinden kann, sagte ich, ja hallo, das geht zu weit. Wenn alles nur eine kosmetische Sache ist, kann ich nicht dahinter stehen. Dann soll mein Kind bleiben, wie es ist. Medizinisch ist das in unserem Fall absolut problemlos. Und später kann es selber entscheiden, ob es eine Geschlechtsanpassung machen lassen will oder nicht. [...] Hauptsache, sie fühlt sich wohl!

Auch heute noch haben neugeborene Zwischengeschlechtliche meist weit weniger Glück, sprich werden nach wie vor möglichst rasch dem "gesamten Programm" unterzogen. Und wenn jemals, wie z.B. jetzt vor dem 2. Prozesstag in Köln, in der Öffentlichkeit die Kritik an Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen an Zwischengeschlechtlichen etwas lauter wird, beeilen sich die Mediziner zu versichern, mittlerweile sei das "alles ganz anders", diese grausligen Praktiken längst Vergangenheit. Heute würden die Mediziner nämlich ausnahmsweise auch mal 5 gerade bzw. ein uneindeutiges Genital unoperiert stehen lassen.

Noch ist man von der Anerkennung eines «dritten Geschlechts» weit entfernt. Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen, wenn es sich medizinisch vertreten lässt». Das Magazin 36/2007

Sprich gerade mal dann und nur dann, wenn ausserdem die Elten sich absolut quer und noch dazu auf den Kopf stellen. Und sonst nicht. Menschenrechte? Auch für solche? Wäre ja gelacht!

Kinderpsychiater Dieter Bürgin: «Ein intersexuelles Kind erschreckt uns, weil es unser Weltbild in Frage stellt. Darum besteht das Bedürfnis, möglichst bald eine klare Situation zu schaffen.» Komme hinzu, dass Kinderärzte entsprechende Operationen «als chirurgische Herausforderung sehen».

Eine "Herausforderung", der offensichtlich noch so mancher Mediziner nur allzugern erliegt (sofern es sich nicht um sein eigenes Genital handelt, versteht sich). Immerhin, während Mediziner Schwöbel in der "Rundschau" noch fromm von der "Naturgewolltheit" der Zwangszuweisungen phantasierte, beginnt er mittlerweile verdächtig zurückhaltend zu formulieren -- auffallend eifrig drauf bedacht, den Schwarzen Peter sogleich weiterzureichen:

Marcus Schwöbel, Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik Luzern, der bei rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen beteiligt war, bestätigt dies. «Die Herausforderung ist aber nicht der chirurgische Akt an sich, sondern der Anspruch, für das Kind und seine Eltern den bestmöglichen Weg zu finden.» Es seien meist die Eltern, die dringend wünschten, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen, er dränge niemals dazu.

Als ob Eltern generell befugt wären, ihren Kindern nach Belieben Körperteile ab- oder umschneiden zu lassen. "Hallo, Herr Doktor, ich hätte eigentlich lieber ein Kind ohne Arme und Stimmbänder!" -- "Kein Problem, erledigen wir sofort! Endlich mal wieder eine Herausforderung!"

Immerhin, den Pfusch an Christiane Völling finden auch Schweizer Mediziner krass:

Primus Mullis, Professor für Endokrinologie am Inselspital Bern begrüsst den Prozess in Köln: «Es ist eine Katastrophe, was diesem Menschen angetan wurde».

Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustüre. Hauptsache, der Fall ist nur ein Einzelfall und es geht nicht ums Prinzip.

Dabei liegt die Menschrechtswidrigkeit der Zwangsoperationen klar auf der Hand und wird kaum zufällig von RechtsprofessorInnen und EthikerInnen seit Jahr und Tag immer wieder betont. Auch in der Schweiz. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, einmal mehr:

«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig.»

Der Abschaffung dieser menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen könnte nun Christiane Völlings Prozess endlich zum Durchbruch verhelfen. Besonders Chirurgen mit 50, 100, oder gar 200 oder noch mehr Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen auf ihrem Gewissen dürften sich im Geist die Rechnung schon mal gemacht haben, was sie ihre gesammelten Sünden in Franken und Euro vor Gericht so etwa kosten könnten ...

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Nämlich, wie Schwöbel schon in der "Rundschau" verriet, dann müsste er sich in Zukunft zwei mal überlegen, ob eine solche Operation an einem Kind auch wirklich 30 Jahre lang "wasserdicht" sei. D.h. bis die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Auf gut Deutsch: Erst, wenn die Mediziner damit rechnen müssen, dafür gerichtlich belangt und verurteilt zu werden, werden sie keine Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen mehr durchführen. Vorher nicht. Dass die Verstümmelten meist ein Leben lang an den Zwangseingriffen leiden, kümmert sie in der Regel offensichtlich nicht -- oder zumindest zu wenig. In diesem Zusammenhang weiter auffällig, dass bei Zwangsoperationen die im Medizinerbetrieb sonst üblichen Nachuntersuchungen inkl. Erfassung der Sterblichkeit 5, 10, 20 Jahre usw. nach dem Eingriff traditionell ausbleiben. Anders wäre die "eklatant hohe" Behandlungsunzufriedenheit der Zwangsoperierten schon längst publik geworden.

Aktuell gibt es ein einziges Land auf der ganzen Welt, in dem Zwangoperationen für Zwischengeschlechtliche endgültig der Vergangenheit angehören. In Kolumbien beschloss 1998 das oberste Gericht, Zwangszuweisungen seien strafrechtlich zu verfolgen, mit dem Ziel, "Eltern zu zwingen, die Interessen ihrer Kinder über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen" (zit. n. Milton Diamond, unveröff. Manuskr., Forum 30.1.08).

Umso wichtiger wäre es, dass der Kölner Richter standhaft bleibt und dem Drängen der Mediziner-Lobby hinter den Kulissen nicht nachgibt. Auch wenn zu befürchten ist, dass er vor den Implikationen einer Verurteilung zurückschreckt und deshalb die Menschenrechte aller Zwangsoperierten auch der Zukunft einmal mehr mit Füssen tritt. Und so aus letztlich finanziellen Gründen ein kolossales Unrecht weiterbestehen lässt, das allein in Deutschland täglich ein weiteres Opfer fordert.

nachtrag:
--> Das ganze Interview jetzt online
--> "Intersexueller [sic!] klagt seinen ehemaligen Arzt an"

Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Zwitter-Shirts zum selber machen (lassen)


1A Blickfang: Nella mit Shirt am 2. interdisziplinären Forum, 30.1.08

Da wir mehrfach gefragt wurden, wo's denn unsere schicken Shirts zu kaufen gäbe, hier nochmals wie's geht:
https://blog.zwischengeschlecht.info/public/K_ln_shirts_06_02_07.pdf

--> Obiges pdf bietet aktuell 6 verschiedene Slogans (weitere Vorschläge gefragt!), die nach Bedarf gewählt werden können. Das Dokument hat die Grösse A4, die hohe Auflösung erlaubt aber problemloses aufblasen auf A3, damit der Aufdruck gross genug wird. Auch in deiner Nähe gibts bestimmt einen Kopierladen, der bezahlbaren Shirt-Druck anbietet, meist mit sehr kurzen Wartezeiten (ca. 1h)! Denk dran, das zu bedruckende Shirt gross genug zu wählen, um wenn nötig draussen auch einen Pullover oder eine Jacke darunter tragen zu können.

Monday, February 4 2008

Neuer Artikel über Christiane und den Prozess ...

... in TERZ, der autonomen Stattzeitung für Politik und Kultur in Düsseldorf:

http://www.terz.org/texte/texte_0802/intersexualitaet.html

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Danke!

Sunday, February 3 2008

2. Interdisziplinäres Forum zur Intersexualität 30.1. in Hamburg

Kann ein Zwitter Sünde sein?Am 30. Januar 2008 fand am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf UKE in Hamburg das 2. Interdisziplinäre Forum zur Intersexualität (öhm Disorders of Sex Development, DSD) statt. Die Leiterin der Hamburger Forschergruppe Intersexualität, Frau Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt, lud zusammen mit ihrem Team zu einem spannenden Nachmittag und Abend im Festsaal des Erikahauses ein. Neben Medizinern waren mehrere prominente Rednerinnen und Redner zu Gast, die sich seit Jahren für das Wohl Zwischengeschlechtlicher einsetzen. Wir freuten uns insbesondere über die Anwesenheit von Milton Diamond, der aus Hawaii angereist war. Auch Betroffene und Angehörige nahmen am Forum teil. Wir waren auch vor Ort und verteilten Flugblätter für die Demo am 6.2. in Köln.


MEDIZIN

Neben Hertha Richter-Appelt, die sich klar und fortschrittlich für die Bedürfnisse von Betroffenen aussprach, schlugen auch Mediziner positive Töne an. Dr. Gernot Sinnecker betonte beispielsweise die Selbstbestimmung Zwischengeschlechtlicher, machte diese jedoch letztendlich von der Akzeptanz der Eltern abhängig. Die Tatsache, dass er bei seinen Ausführungen bevorzugterweise "sollte" statt "muss" verwendete, hinterliess einen - altbekannten - zwiespältigen Eindruck.


RECHT

Die rechtlichen und ethischen Fragestellungen bei geschlechtszuweisenden Operationen im frühen Kindesalter betonte RA Dr. Oliver Tolmein, der bereits Michel Reiter in seinem Kampf um einen optionalen 3. Geschlechtseintrag für Zwischengeschlechtliche unterstützt hatte. Er wies unter anderem (wie auch schon die Moderatorin Konstanze Plett z.B. 2001) einmal mehr darauf hin, dass das Einwilligungsrecht der Eltern für Kastrationen nicht gegeben ist und kritisierte ihr "Bemühen um Normalitätswahrung als verdeckte Motivation" für operative Zwangszuweisungen. Und wies auf die Diskrepanz hin, wenn Ärzte vor Gericht als Experten aussagen, obwohl ein anderer Arzt angeklagt wird wie z.B. im von Christiane Völling angestrengten "Zwitterprozess".


BETROFFENE

Die zwischengeschlechtliche Claudia Kreuzer zeigte eindrücklich auf, mit welchen gesundheitlichen Problemen Zwischengeschlechtliche aufgrund psychischer Traumatisierung, Kastration und contrachromosaler Hormonersatztherapie leben müssen.

Und welche Steine ihnen zusätzlich in den Weg gelegt werden, wenn sie beispielsweise eine Lebensversicherung abschliessen wollen:



MILTON DIAMOND



Bewegender Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Auszeichnung Milton Diamonds durch den Verein Intersexuelle Menschen e.V. für sein Jahrzehnte langes Engagement zum Wohle Zwischengeschlechtlicher. >>> mehr dazu hier


Milton Diamond referierte anschliessend über seine von Menschlichkeit und Respekt geprägte Arbeit. Im Gegensatz zu den Referaten von Dr. Sinnecker und Dr. Holterhus trugen die von Milton Diamond mit ihrer Zustimmung fotografierten Individuen keinen schwarzen Balken über den Augen, sondern schauten als würdevolle Menschen in die Kamera.
Diamond erwähnte auch Christiane Völling und ihren Prozess als bedeutendes Ereignis für die zwischengeschlechtlichen Menschen in Europa.

Diamond plädierte für eine Umbenennung von DSD in "Variations of Sex Development (VSD)" und schloss mit den Worten: "Nature loves variety but society hates it. Cherish diversity!"


Die Zeit, die für die abschliessende Podiumsdiskussion übrig blieb, war leider knapp und reichte für ein kurzes Statement zu den zwei wichtigsten Punkten betreffend Behandlung Zwischengeschlechtlicher durch jede Referentin und jeden Referenten. Die Mutter eines vierzehnjährigen zwischengeschlechtlichen Menschen hielt eine bewegende Rede, die leider zeigte, dass Ärzte immer noch Eltern ein "Reden Sie mit niemandem darüber!" mit auf den Weg geben.

"Wir sitzen alle im selben Boot", meinte Hertha Richter-Appelt am Ende der Veranstaltung. "Wir aber sind angekettet", so der lapidare Kommentar einer Geschlechtsgenossin. Die geäusserten Überlegungen lassen zwar auf ein Umdenken hoffen. Dass beispielsweise auf eine Kritik an contrachromosomalen Hormonersatztherapien nicht eingegangen wird, obwohl z.B. AIS-Betroffene fast ausnahmslos von einer Verbesserung ihres Befindens nach Umstellung auf Testosteron oder eine Mischung aus Testosteron und Östrogen berichten, zeigt jedoch: Es ist noch ein weiter Weg, bis wirklich nachhaltige Veränderungen in der Behandlung zwischengeschlechtlicher Menschen Realität werden. So weigern sich z.B. Ärzte und Kassen meist nach wie vor, korrekte Rezepte für nicht-contrachromosomale Hormonersatztherapien auszustellen bzw. die Kosten dafür zu übernehmen.

Christiane Völlings Kampf um Gerechtigkeit am 6.2. vor dem Landgericht Köln ist ein erster Schritt in diese Richtung ...



nachtrag: Zeitungsartikel mit Ankündigung des Forums im Hamburger Abendblatt v. 28.01.08:

Was tun, wenn Menschen Merkmale beider Geschlechter haben?

Tuesday, January 29 2008

Flugblatt zur Demo Köln 6.2.08 08:30h

Pünktlich zum "Interdisziplinären Forum zur Intersexualität" morgen in Hamburg: Das Flugblatt des Vereins "Intersexuelle Menschen e.V." zur Demo eine Woche später am Mittwoch 06.02.2008 um 08:30h vor dem Landgericht in Köln!

Als pdf zum downloaden, lesen, zu Hause oder im Kopierladen ausdrucken, verteilen, auflegen ... Dank an alle, die sich für Christiane und gegen Zwangsoperationen einsetzen!

Nella & Seelenlos


https://blog.zwischengeschlecht.info/public/Flugi_Koeln_6-2-08.pdf


Ausschnitte aus dem Flugi-Text:


Lebenslanges Leiden an genitalen Zwangsoperationen

Jedes 2000. Kind wird als Intersex geboren, d.h. es weist Merkmale beider Geschlechter auf. Diese Kinder werden in der Regel vor dem 2. Lebensjahr ohne ihre Einwilligung an ihren uneindeutigen Genitalien zwangsoperiert und danach systematisch angelogen. Die meisten tragen massive psychische und physische Schäden davon, unter denen sie ein Leben lang leiden. [...]


Warum Christiane Völling vor Gericht geht

[...] Erst mit 16 entdeckten die Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist. Sie wurde darauf  gedemütigt, angelogen und unter Druck gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. [...] Hätten die Ärzte mit Christiane geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie heute glücklich sein und sogar Kinder bekommen. Der Chirurg, der mit seinem Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper unwiderruflich verstümmelt hat, steht nun wegen Körperverletzung vor Gericht.
--> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten


Schikanen nach Strafanzeige

Christiane Völling fordert nicht nur Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr mittels Skalpell aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und gemäss ihrem biologischen Geschlecht als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geburtsgeschlechts. Theoretisch in beiden Fällen eine Formsache. Beide Anliegen stossen jedoch bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand. [...]
--> ausführlicher Bericht dazu


Zwischengeschlechtliche wehren sich!

Die Tabuisierung von zwischengeschlechtlichen Menschen hat das Leben der Betroffenen nachhaltig negativ beeinflusst und sie in die Isolation getrieben. Betroffene lassen sich jedoch nicht mehr den Mund verbieten und werden sich auch in Zukunft schützend vor zwischengeschlechtliche Kinder und Erwachsene stellen. Die Gesellschaft soll aufgeklärt werden, damit ein unverkrampfter Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit entstehen kann. Zwischengeschlechtliche fordern, dass geschlechtszuweisende Operationen nur im Einverständnis der betroffenen Person durchgeführt werden dürfen und fordern damit nichts anderes als das Recht eines jeden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.

[...]

Monday, January 28 2008

Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll


Christiane und ihr Rechtsanwalt Georg Groth im Landgericht, 12.12.07 (Bild: Ruhr Nachrichten)

Christiane Völling fordert nicht nur im Aufsehen erregenden "Zwitterprozess" Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und in Zukunft als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Kleve eine Personenstands- und Vornamensänderung nach § 47 Personenstandsgesetz und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geschlechts.

Beide Anliegen stossen bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand:

Seit 18 Monaten zieht sich nun die Personenstandsänderung beim Amtsgericht hin. Christiane Völling ist immer noch als Thomas Völling eingetragen. Trotz "eingereichter Unterlagen" und "deutlich formulierten Erklärungen über Intersexualität" versucht der Amtsrichter, Christiane Völling als Transsexuelle darzustellen, sie zu einer Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz zu drängen und den entsprechenden Begutachtungsprozess durchlaufen zu lassen.

Dieselbe Taktik verfolgt auch der MDK-Gutachter in Köln. Dr. med. Hans-Günter Pichlo, Transsexuellen-Gutachter der MDK Nordrhein, versucht mit allen Mitteln, Christiane Völling Transsexualität unterzuschieben, obwohl die vorhandenen medizinischen Unterlagen Klartext reden. Er verlangt ständig nach neuen Unterlagen, um das Ganze zu verzögern und zu keinem Urteil kommen zu müssen.

Dieses Vorgehen hat System und ist den meisten Zwischengeschlechtlichen bekannt, die nach einer Zwangsgeschlechtszuweisung eine Wiedergutmachung fordern: Mediziner schieben gerne eine 'Identitätsstörung' vor, um Zwangsoperationen vertuschen zu können. Da Transsexualität medizinisch auch heute noch als 'psychische Störung' gilt, schlägt diese Ausflucht zwei Fliegen mit einer Klappe.

Es geht – wie so oft – um Geld: Gelingt es dem MDK-Gutachter nicht, Christiane Völling eine 'psychische Störung' unterzujubeln, müsste er eine Fehlbehandlung eingestehen. Dies ist aber nicht erwünscht: Die Indikation 'Rehabilitation nach Fehlbehandlung' würde eine Schmerzensgeldforderung rechtfertigen. Damit würde es sich der MDK-Gutachter mit seinen Kollegen und den Haftpflichtversicherern verscherzen. Erst recht, da beim Landgericht Köln zur Zeit Christianes Strafanzeige hängig ist.

Deshalb bedienen sich das Amtsgericht und der MDK-Gutachter einer bewährten Vertuschungs- und Hinhaltetaktik: Der MDK-Gutachter verlangt von Christiane Völling vorgängig die geänderte Personenstandsurkunde. Damit stehen beide Verfahren still, "denn ohne Urkunde keine Empfehlung des Gutachters", ohne Empfehlung keine Kostenzusage der Krankenkasse, ohne Kostenzusage keine "Rekorrektur-OP", ohne Operation keine geänderte Personenstandsurkunde. Ein ausgeklügelter bürokratischer Teufelskreis mit dem Ziel, ein Mediziner-Opfer abermals über den Tisch zu ziehen und mundtot zu machen!

Christiane Völling wird dafür bestraft, dass sie in Köln vor Gericht geht und ihren damaligen Operateur wegen schwerer Körperverletzung anzeigt. Nicht Gerechtigkeit soll das begangene Unrecht wieder gut machen, sondern neue Ungerechtigkeit das begangene Unrecht vertuschen!

"Dies ist ein Skandal für diesen 'Rechts'-Staat!" meint Christiane Völling.

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.


Christianes Prozess auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG

Thursday, January 24 2008

"Überschuss von Projektion" - Georg Klauda zur Instrumentalisierung von Zwittern durch LGBT (2002)

Nachfolgend einige Zitate aus dem Vortrag "Über die Verstümmelung von Hermaphroditen" a.k.a. "Fürsorgliche Belagerung" von Georg Klauda, gehalten am 31. Oktober 2002 im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte (Hervorhebungen und Aufzählung in Tabellenform im letzten Abschnitt durch diesen Blog), z.B. bei der Lobby für Menschenrechte e.V. ausserdem online seit Jahr und Tag. Ganzen Artikel lesen dringend empfohlen. Setzen, nachholen, nachdenken. Danke.

Und wetten? Wie stets in der Geschichte wird die faulste Ausrede auch diesmal die verbreitetste bleiben: Also das, davon haben wir nun wirklich nichts gewusst!

Ich möchte meinen Beitrag über die Verstümmelung von Hermaphroditen beginnen, indem ich auf die Gefahr der Projektion hinweise. Wir neigen dazu, Dinge einzig in einem uns vertrauten Koordinatensystem wahrzunehmen und Probleme auf einen Gegenstand zu projizieren, die nicht die des Gegenstandes selber sind. Wenn wir dann beginnen, über das Thema zu sprechen, sei es als JournalistInnen, AkademikerInnen oder politische AktivistInnen, besteht die Gefahr, dass die von uns konstruierte Problematik die Stimmen derjenigen überlagert, die aus erster Hand über ihre Erfahrungen berichten wollen.

Solche Formen der Projektion finden seit einigen Jahren beim Thema Genitalverstümmelungen an Hermaphroditen statt. [...]

Ich sage das, weil es ein Phänomen gibt, Hermaphroditen unter solche neueren Zeichen wie Queer und Transgender zu subsumieren. Eine solche Entdifferenzierung kommt nur der Medizin entgegen, weil dadurch einerseits die je spezifische Problematik verdeckt wird und weil andererseits damit das von der Sexualmedizin begründete Konzept des Dritten Geschlechts aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts neu aufgelegt wird. [...]

Ich denke, dass Hermaphroditen sich in diesem Szenario nur entfernt wiederfinden, weil es ihnen nicht um ihre Selbstdefinition, sondern um das Ende einer invasiven Medizin geht. Oft sind es daher nicht sie selbst, sondern Transsexuelle sowie Lesben und Schwule, die auf der Bühne diese Rolle für sie übernehmen. Dass sich gerade sie dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d.h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[...]bewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt. [...]

Durch die Queer- und Transgender-Modelle entstehen darüber hinaus Kolonialisierungskaskaden: Lesben und Schwule kolonialisieren Transsexuelle, Transsexuelle kolonialisieren Transgenders, Transgenders kolonialisieren Hermaphroditen. [...]

Wir werden uns deshalb daran gewöhnen müssen, Hermaphroditen nicht als Angehörige einer Minderheit anzusprechen, sondern, ihrer eigenen Einschätzung gemäß, als medizinische Folteropfer. [...]

Die Agenda der KritikerInnen dieser Praxis muss also heute lauten:

  1. Wie können wir diese Operationen beenden?
  2. Wie können wir die beteiligten MedizinerInnen zur Verantwortung ziehen?
  3. Welche Reparationen muss der Staat an die Überlebenden zahlen?
  4. Wie können wir erreichen, dass die Lehr- und Schulbücher, die Hermaphroditen pathologisieren und als missgebildete Monster darstellen, vom Markt genommen werden?
  5. Welche Konsequenzen müssen wir für das u.a. im Personenstandsrecht kodifizierte Wissen über Geschlecht ziehen, wenn die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nicht mehr haltbar ist?
  6. Wie kann die Praxis der Medizin wieder einer demokratischen Kontrolle unterworfen werden?

5 1/4 Jahre alt – und immer noch brandaktuell! Ganzen Artikel lesen dringend empfohlen. Auf der alten Homepage von gigi hat's die Dahlem-Druckfassung + hier als PDF und weitere relevante Texte, auch von Michel Reiter. (Darunter auch einer, in dem er unter "Ziele organisierter Intersexen" ebenfalls kollektive "Opferentschädigungszahlungen" für alle Zwangsoperierten fordert.) Danke.

Wieviele Male haben wir in letzter Zeit wohl zu hören und zu lesen bekommen, unsere Kritik an der Instrumentalisierung von Zwischengeschlechtlichen durch LGBT in Die Rede von der "psychischen Intersexualität"  sei unnötig aggressiv, so würden wir erst recht nie gehört, es sei unnötig und unhöflich, gleich derartig heftig grobes Geschütz aufzufahren? Wenn wir erstmal freundlich nur sanft darauf hinweisen würden, würden wir wenn überhaupt, dann viel eher gehört. Wer's glaubt, wird selig.

Tatsache ist, dass unsere Kritik grosso modo alles andere als neu ist und im Verlauf der letzten 12 Jahre z.B. durch Michel Reiter europaweit landauf landab in Vorträgen und Publikationen immer und immer wieder bekräftigt wurde. Unpolemisch im Ton, präzis in den Fakten und Schlussfolgerungen. Nur hatten alle, die heute sagen, unsere Kritik sei zu schreierisch, zu hart, zu laut – offensichtlich nie etwas davon gehört. Und wollen heute noch in Wahrheit nur allzu oft lieber einfach nicht hören. Was zu beweisen war.

Leiderleiderleider sind Michel Reiters Internetseiten seit einigen Monaten allesamt offline, sowohl die der AGGPG als auch postgender.de. Schadeschadeschade. web.archive.org sei Dank sind aber doch noch viele Texte erhältlich (--> Link neu auch auf der Blogroll). 

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Warum Zwitterforderungen, worin es um "sexuelle Identität" geht statt um "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung", keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung 
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ
- Mit der Hoffnung im Herzen
- Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen! 
- "Intersexualität" = "sexuelle Identität und Lebensweise"??! – Grüne VereinnahmerInnen immer noch nichts gelernt 
- Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" 
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Geschlecht: Zwangsoperiert 
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who killed David Reimer?"
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda?
- Heinz-Jürgen Voß in "Liminalis" 3 (2009) – Zwitter-Vereinnahmung wie gehabt ... 
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- Genitalverstümmelungen an Zwittern als "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems? (Von der Frauenbewegung lernen 2)

Tuesday, January 22 2008

BILD: "Chirurg von Zwangsoperierten entführt!"

Sei mehr als nur Zeuge ...

Neu in der Blogroll

Homepage von Karim Merah "Dusty"

"Ich bin am 27.03.1951 in einem kleinen Nest in der Oberlausitz als "Hermaphrodit" zur Welt gekommen.Als Junge geboren und als Mädchen aufgewachsen. Man gab mir den Namen: Karin..."

geht hin und sagt hallo im gästebuch ...

Sunday, January 20 2008

Gender für Zwitter


Geschlechtsidentität:

o männlich
o weiblich
x zwangsoperiert

"Aufklären, aufklären, aufklären!" (una cara amica)


Guten Abend

Ich absolviere die 2. FMS in Liestal und schreibe eine Arbeit über Intersexualität. Darum habe ich ein paar Fragen an Sie, und ich wäre sehr froh, wenn Sie mir diese möglichst schnell (...) beantworten können.

1. Als Sie noch ein Kind waren, hatten Sie das Gefühl anders zu sein, oder sich zu unterscheiden zu Mädchen/Jungen?
ich wusste immer, dass etwas anders war. kein wunder, man ist immer wieder beim arzt, der schaut einem zwischen die beine, niemand redet mit einem. die mutter ist einmal verzweifelt, dann wieder peinlich berührt, die ärzte schauen drein, als müsste man gleich sterben. ich habe schon als kleines kind gemerkt: die wissen die antworten nicht, also frage ich nicht, weil sonst gibt's so unangenehme gefühle dabei.
das wurde immer alles verheimlicht, das habe ich dann auch übernommen, dieses verheimlichen. das ging soweit, dass ich meinen körper verdrängt habe und die gedanken einfach unbetrachtet und unverarbeitet vorbeiziehen liess. ich war irgendwie leer und dumpf und gar nicht da. ich war oft gar nicht da, vor allem wenn ich beim arzt war.
es ist schlimm, immer dieses vage gefühl, dass man etwas verbergen muss, sonst findet das jemand heraus und dann wird's ganz schlimm, die leute spucken dich an, lachen dich aus, man ist das monster. immer diese angst, dass jemand es sieht, dass die menschen doch noch einen rest dessen sehen, was man mir weggeschnitten, wegradiert, weggenommen hat. ich war immer allein, seit ich denken kann.

2. Wie und wann haben Sie erfahren, dass Sie intersexuell sind und wie haben Sie reagiert?
ich wusste immer, dass etwas anders ist, wusste aber nie genau was. es hatte etwas mit meinen genitalien zu tun, das wusste ich, und schämte mich. ich war irgendwie grusig, so fühlte ich mich.
danach habe ich schritt für schritt etwas mehr rausgefunden, irgend eine bemerkung eines arztes, ein bericht in der zeitung, ein medizinisches wörterbuch. am schluss in der selbsthilfegruppe habe ich dann die 'einfache' antwort erfahren: ich hätte ein bub werden sollen, aber mein körper ist teilweise resistent auf die männlichen hormone, deshalb habe ich mich nicht ganz zum mann entwickelt, bin irgendwie in der mitte stehen geblieben.

3. Waren Sie gut in ihre Schulklasse integriert, oder wollten sie keinen Kontakt mit anderen aufbauen?
ich war eher ein einzelgänger, aber glaub noch ne lustige zwischendurch, irgendwie habe ich in erinnerung, dass man mich mochte, akzeptierte, in ruhe liess. ich war ein einzelgänger mit gruppenanschluss, irgendwie so. in der primarschule war ich ne wilde, die sich mit den knaben prügelte und den mädchen mit langbeinigen spinnen angst machte, und das total lustig fand. ich glaub ich war irgendwie beliebt, habe mich nicht als armes kind in erinnerung, das ständig aufs dach kriegt (das kriegte ich ja sonst schon genug).
dann kippte es: in der sekundarschule war ich mit meiner schwester in der klasse, weil ich ein jahr älter und zuerst ein jahr real und dann in die sek. das war glaub die zeit, wo ich angefangen habe, weibliche hormone zu nehmen. in der sek war ich immer total ruhig, verschlossen, allein (obwohl mit meiner schwester zusammen, aber wir waren sehr verschieden und sie hatte auch ihre sorgen).

4. Wusste der Bekanntenkreis, dass Sie intersexuell sind?
nein, das wusste niemand ausser meine eltern und eine cousine meines vaters, die mich mal hüten musste, weil meine eltern wo hin mussten.

5. War es schwierig für Sie, mit dieser Situation als Intersexueller umzugehen?
es ist schwierig mit dem gefühl umzugehen, dass es einen eigentlich gar nicht geben darf. man hat mich operiert und psychisch unter druck gesetzt, damit ich jemand anders werde. die logische schlussfolgerung: so, wie ich war, war ich nicht richtig. deshalb mussten sie mich ja verändern. dieses gefühl bestimmt das ganze leben, macht vieles kaputt. für immer. auch wenn man es schafft, zum beispiel wie ich in jahre langer psychotherapie, die lebensqualität zu steigern, weniger angst zu haben, mehr freude zu empfinden, einfach zu leben, sicher zu sein, ein gutes körpergefühl zu entwickeln, sich gerne zu haben.

6. Wie war es, als Sie in die Pubertät kamen?
da war gar nichts ausser einer grossen scham. da ich schon als baby kastriert worden bin (hoden raus: hormonproduktion futsch), kam ich gar nie richtig in die pubertät. ich musste ab zwölf jahren weibliche hormone nehmen, damit mein busen wachse und meine hüften sich runden.

Mit freundlichen Grüssen und vielen Dank im Voraus

Sandra Kirchhofer

Siehe auch Ich bin etwas anders und dennoch ziemlich gleich

Friday, January 18 2008

guerilla marketing für zwangsoperierte

... die nicht länger aussen vor bleiben wollen:

nur wer selber schweigt, kann totgeschwiegen werden!

wer laut und unbequem genug ist, wird gehört!

UND WIE!!!

Provokation als die Waffe der Schwachen

http://de.wikipedia.org/wiki/Polemik
http://de.wikipedia.org/wiki/Provokation

siehe auch: sloganworkshop köln 6.2.

Thursday, January 17 2008

TV-Tipp: Zwitter Elisabeth Müller im MDR Fr 18.1. 22:45 h / So 20.1. 14:00

Elisabeth an der Zwitter-Demo, Köln 12.12.07 (Bild: Katrin Ann Kunze)

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Spiegel nannte sie "Hermaphrodit Müller", sie selber nennt sich auch Zwitter Eli. Sie ist aktives Mitglied im Verein Intersexuelle Menschen e.V., Gründungsmitglied bei den XY-Frauen und setzt sich seit langem für die Belange von zwischengeschlechtlichen Menschen ein. Zusammen mit Michel Reiter trat sie im Film "Das verordnete Geschlecht" auf. Sie ist heute noch eine eingagierte Kämpferin für ein optionales "Drittes Geschlecht" für Zwischengeschlechtliche.

Elisabeth Müller ist morgen Freitag von 22:45 bis 24:00 Uhr in der Sendung "Unter uns" zu Gast und erzählt darüber, wie es sich als Hermaphrodit lebt. Wiederholung So 14:00 bis 15:15.

>>> Podcast der gelungenen Sendung mit Elisabeth (mp3 15.1 MB)

Elisabeth im Deutschlandradio

Das verordnete Geschlecht

MDR Homepage zur Sendung: Seite über Elisabeth (leider inzwischen offline)

Tuesday, January 15 2008

Demo Landgericht Köln 6.2. 8:30 Uhr!



Foto: Katrin Ann Kunze

Nach langem Hin und Her steht der Termin nun endlich fest. Der Gerichtstermin ist um 9:00 Uhr, wir treffen uns alle eine halbe Stunde vorher vor dem Landgericht zur Demo!

Der Gerichtstermin wird sehr wahrscheinlich nur kurz dauern. Entweder kommt es zu einer Urteilsverkündung (hoffentlich zugunsten von Christiane!) oder der Richter verfügt eine Beweisanordnung oder eine Aufforderung zu weiterer Einlassung der Parteien. Anschliessend demonstrieren wir weiter vor dem Landgericht.

Der Termin ist noch früher angesetzt als letztes Mal. Kommt trotzdem zahlreich, steht uns solidarisch zur Seite und demonstriert für die Menschenrechte, unterstützt uns in unserem Kampf gegen genitale Zwangsoperationen!

Alle sind willkommen! Kommt dunkel gekleidet. Kein Pink, kein Lila!

Landgericht Köln
Luxemburger Strasse 101
50939 Köln

Mehr im Forum für intersexuelle Menschen

Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

sie können das instrumentalisieren von zwischengeschlechtlichen einfach nicht lassen: statt (endlich!) die konsequenzen aus der begründeten kritik zu ziehen, versuchts das "wikipedia portal transgender & intersexualität" unbeirrt einmal mehr nach dem motto "alter wein in neuen schläuchen".

der jüngste trick: die portalnamensdiskussion wird (nunmehr zum 3. mal!) einfach wieder von null auf neu lanciert mit 14 "offiziellen" vorschlägen, ohne auch nur einen einsamen link auf die vorangegangene diskussion und kritik! "aussenstehende" zweiter klasse wie etwa zwischengeschlechtliche haben sich mit ev. weiteren vorschlägen am "katzentisch" abseits bzw. unten einzureihen.

von den 14 "neuen" vorschlägen instrumentalisieren -- überraschung! -- insgesamt 8, d.h. mehr als die hälfte, zwischengeschlechtliche menschen wie gehabt. zieht mensch zusätzlich in betracht, dass das stichwort "intergender" den portalbetreibern wohl in erster linie als feigenblatt dienen soll, einmal mehr unverändert die gleiche instrumentalisierungsschiene zu fahren, sind's sogar 9. (drei mal dürft ihr raten, unter welcher kathegorie die von den portalbetreibern bisher favorisierten zu suchen sind? na? richtig.)

dies (und -- überraschung! -- auch alle einschlägigen wikipedia-einträge zum "themenkomplex intersexualität", an denen die portalbetreiberInnen -- überraschung! -- ebenfalls mitbeteiligt sind) zeigen einmal mehr deutlich ihren homosexismus & transsexismus, d.h. ihre fixiertheit auf eine (ausschliesslich) homosexuelle & trans* perspektive unter gleichzeitiger ausblendung/negierung/verleugnung/instrumentalisierung z.b. eines zwischengeschlechtlichen standpunkts.

sämtliche stellungnahmen zwischengeschlechtlicher zu diesem vorgehen sind eindeutig, werden von den portalbetreibern jedoch geflissentlich ignoriert, verspottet oder mit persönlichen angriffen/diffamierungen bedacht.

läuft die diskussion nicht in die vom portal-zk gewünschte richtung, wird sie flugs einfach wieder von neuem bei null begonnen, nunmehr zum 3. mal in folge. wird die kritik an der instrumentalisierung darauf gezwungenermassen erneut angebracht, folgt mit 100%iger gewissheit einmal mehr das "logische" totschlag-argument: IHR wiederholt euch dauernd und stört dadurch UNSERE friedliche diskussion.

soviel zum angeblichen "Anspruch wissenschaftlich vorzugehen", "NPOV"  & "Themen möglichst objektiv [...] behandeln" ...


ich nenne das: homo- & transsexismus.

--> Wiki-Diskussion bei Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

--> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: soeben konnten sie's mal wieder nicht lassen und haben erneut einen diskussionsbeitrag von zwischengeschlecht auf der wiki-diskussionsseite gelöscht (nachtrag: zum 5.  6.  7. mal): http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Portal_Diskussion:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t&diff=41239135&oldid=41236626

nachtrag: immerhin wurde als reaktion auf diesen post und die diskussion in den kommentaren der anderen betreffenden posts hier (eins / zwei) am 15./16.01.08 der wikipedia-eintrag "drittes geschlecht" von fg68at umfassend überarbeitet und dabei  mehrere kritisierte punkte weitgehend korrigiert. danke!

nachtrag: am 18.10.08 durften wir eine erste korrektur im eintrag "drittes geschlecht" vornehmen. harzte zunächst leicht, klappte dann aber doch. danke!

nachtrag: am 21.01.08 wurde das "Portal Transgender & Intersexualität" umbenannt in "Portal Geschlecht und (Geschlechts-)identität". gratulation & danke!!!

Siehe auch: Nachtrag April '08: Schiebung! Wie die dgti den "Intersex"-Eintrag auf Wikipedia manipuliert & verfälscht

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