Tuesday, November 2 2010

Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg: Zwitterfilme? Ja, gerne! Zwitter-Vereinnahmung? Nein, danke!

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Aktualitätshalber leider mit Verspätung:

Die "Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg / International Queer Film Festival" zeigten letzte Woche auf Initiative von MERSI Hamburg 3 Zwitterfilme.

Nämlich als lokale Premiere "El último verano de la Boyita" (2009) von Julia Solomonoff (eins / zwei), den "neuen Zwitter-Spielfilm aus Argentinien", thematisch scheints quasi ein inoffizielles Sequel zu "XXY" von Lucía Puenzo: Zeigte letzterer ein "Mädchen", das u.a. auch im Stehen pinkeln kann, geht es diesmal um einen menstruierenden "Jungen", der stimmigerweise als Jockey Pferderennen bestreitet – eine der wenigen Sportarten, wo Frauen gegenüber Männern  biologische Vorteile haben. (Ob "El último verano de la Boyita" ebenso überzeugend ist wie "XXY", kann ich aktuell nicht beurteilen.)

Sowie die seltener gezeigten englischsprachigen Kurzdokus "One in 2000" (2007) von Ajae Clearway (eins / zwei / drei) und "Gender Trouble" (2002) von Roz Mortimer (eins / zwei). Anlässlich der Vorführung der Kurzdokus gab's zusätzlich ein Publikumsgespräch mit Lucie Veith von Intersexuelle Menschen e.V.

Soweit, so positiv und verdankenswert!

Leider wollen die Verantwortlichen des Festivals aber offensichtlich mal wieder gar nicht kapiert haben, worum's beim Thema "Intersex" überhaupt geht. Sondern betreiben stattdessen munter die altbekannte schädliche Vereinnahmung, indem sie "Intersex" öffentlich als Untergruppe von "Queer" deklarieren und mit "Transgender" in eine Reihe setzen:

Katja Briesemeister von den LSF:

„Die Filmtage sind MEHR als lesbisch und schwul. Das wollen wir nun auch noch klarer nach außen vertreten: Online, im Programmheft und bei anderen Gelegenheiten machen wir deutlich, dass auch transgender, intersex, kurz: queere Filmbeiträge aller Couleur einen Platz in unserem Festival haben. [...] Filme, die mehr als lesbisch, schwul oder eben transgender sind, nämlich auch intersex, queer, …! (lsf-hamburg.de, blu.fm)

Kommentar: Falls diese politische Vereinnahmung vielleicht auch "nur" aus Unwissenheit und Recherchierfaulheit geschah und gar nicht "böse gemeint" war, ist sie nichts destotrotz für den politischen Kampf der Zwitter um körperliche Unversehrtheit sehr schädlich, zumal zu befürchten ist, dass die oben zitierte, verschiedentliche öffentliche Äusserung kein einmaliger Ausrutscher war. Wenig überraschend kommen solche Vereinnahmungen auch regelmässig von vergleichsweise privilegierten Gruppen und Personen, die (im Gegensatz zu den bekanntlich zu 90% zwangsoperierten Zwittern) selber nie um die Unversehrtheit ihrer Genitalien fürchten mussten, geschweige denn durch deren meist wiederholte Verstümmelung von Klein an massiv traumatisiert wurden.

Umso bedenklicher, dass auch MERSI Hamburg und Intersexuelle Menschen e.V. als am Festival Mitbeiteiligte allem Anschein an nichts bemerkt haben wollen, geschweige denn sich veranlasst sahen, öffentlich Gegensteuer zu geben!

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002 (Georg Klauda)
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Genitalverstümmelungen an Zwittern als "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems? (Von der Frauenbewegung lernen 2)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Zwitter-Vereinnahmung im Zusammenhang mit Amnesty-Petition - Sündikat gibt Gegensteuer!

Sunday, October 31 2010

"Proteste gegen ­Verstümmelung" - junge Welt, 30./31.10.10

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungener Hinweis in der überregionalen Tageszeitung auf die Aktion zum GenitalabschneiderInnen-Jahrestreffen diese Woche in Augsburg. Danke!

>>> Infoseite zu den Protesten in Augsburg & Heidelberg

Saturday, October 30 2010

"Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" - Medizynerverbände DGKJ/DGKED/DGE: AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH)" (2010)

>>> Aktion & Offener Brief zur "Ja-Ped 2010" (DGKED), Augsburg 5.11.10

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Dieselben Genitalabschneider-Standesorganisationen, die schon für die ethisch fragwürdige und dafür verschiedentlich öffentlich kritisierte AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" verantwortlich zeichen, nämlich die "Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ)", die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE)" (mittlerweile umbenannt in "Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED)") und die "Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)", lassen in ihrer neuesten, im Januar 2010 in Kraft gesetzten Leitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom" ihre Maske fallen und verzichten kurzerhand auf jegliche ethischen Einwände oder sonstige Bedenken. Sondern fordern unverfroren medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige "Genitalkorrekturoperationen" an Kleinstkindern "auf Teufel komm raus".

Auch betreffend der unethischen pränatalen Dexamethason-Zwangstherapien haben die Medizynerverbände laut der vorliegenden Leitlinie immer noch nichts dazu gelernt.

Wiederum dieselben Genitalabschneider-Verbände haben zudem auf Januar 2011 eine weitere AWMF-Verstümmler-Leitlinie 027/029 "Hypospadie" angekündigt – das nächste ethische und menschenrechtliche Medizyner-Totalversagen scheint vorprogrammiert ...

Während die "DSD"-Leitlinie 027/022 noch den äusserlichen Schein zu wahren versuchte, indem Ethikgrundsätze erwähnt wurden (wenn auch nur als Feigenblatt zum Weiterverstümmeln), und zum ersten Mal auch Eltern-Selbsthilfegruppen mit zum Teil (auch) emanzipatorischen Ansprüchen konsultiert wurden und Bemerkungen beisteuern konnten, verzichtet die >>> neue AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom" (PDF) von vornherein auf solchen Schnickschnack.

Sondern propagiert für Kinder mit "CAH/AGS" medizinisch nicht notwendige Genitalverstümmelungen im Säuglingsalter ohne Wenn und Aber als kommentarlose Selbstverständlichkeit – obwohl für die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Zwangsoperationen nach wie vor keine klinischen Beweise vorliegen (fehlende Evidenz), und auch die vorliegende Leitlinie auf der untersten Entwicklungsstufe 1 steht:

Operative Therapie

Genitalkorrekturoperationen durch erfahrene Kinderchirurgen/-urologen/-gynäkologen. Die chirurgische Korrektur umfasst die Klitorisreduktionsplastik unter Schonung des Gefäß-Nervenbündels, die Labienplastik und die Vaginalerweiterungsplastik. In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.

Damit stellen die Genitalabschneider einmal mehr klar, dass sie ungehemmt und rücksichtslos weiterverstümmeln, und dass all ihre schönen, gegenteiligen Lippenbekenntnisse lediglich Fassade und Ablenkungsmanöver darstellen, um berechtigte und begründete Kritik und Bedenken zum Verstummen zu bringen.

So behauptete z.B. der APE-Endokrinologe Prof. Gernot Sinnecker ("Netzwerk DSD/Intersexualität") als Reaktion auf öffentliche Kritik von Zwischengeschlecht.org im Namen der DGKJ vor wenigen Wochen unverfroren:

„Heute“, sagt Sinnecker, „steht die Selbstbestimmung des Kindes an oberster Stelle.“ Man habe ein Ethik-Papier verabschiedet, gemeinsam mit Ärzten, Psychologen und Betroffenen. „Jede Operation, die vermeidbar ist, wird verschoben auf den Zeitpunkt, an dem Betroffene selbst entscheiden können.“ Lediglich medizinisch notwendige Eingriffe würden vorgenommen.

Wie's mit diesen schönen Lügen in der Realität aussieht, offenbart z.B. die vorliegende Verstümmler-Leitlinie 027/042 ...

Ebenfalls noch nicht wirklich dazugelernt haben die verantwortlichen Medizyner und ihre Verbände betreffend der von namhaften EthikerInnen wiederholt kritisierten pränatalen Dexamethason-Hormonzwangsbehandlungen. Zwar hält die Leitlinie hier immerhin fest, dass es sich dabei (wie übrigens auch bei den Genital-ZwangsOPs) "nach wie vor [um] eine experimentelle Therapie" handelt, die nur "im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden [sollte]".

Zwar beklagt sich der erstgenannte Autor der Leitlinie, Prof. Dr. H.G. Dörr, Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen, an anderer Stelle selber über die Unverbindlichkeit der Erfassungsanforderungen, sowie dass sich seit deren Einführung im Jahr 1990 nach wie vor die wenigsten Medizyner sich um solche Kinkerlitzchen bekümmern:

Das Ausfüllen der Fragebögen erfolgt auf freiwilliger Basis. [...] Leider muss man somit feststellen, dass die Fragebögen nahezu nie komplett ausgefüllt zurückgeschickt werden [...]. Aufgrund der derzeit bestehenden Strukturen besteht jedoch keine Möglichkeit, gezielt nach den fehlenden Daten nachzufragen.[...] Man muss allerdings davon ausgehen, dass die dokumentierten Fälle in der Datenbank nur einen Teil der tatsächlich pränatal behandelten Fälle in Deutschland darstellen. Zum Beispiel wurden für das Jahr 1999 nur 2 Fälle und für das Jahr 2000 überhaupt kein Fall dokumentiert.

Trotzdem belässt es die von Prof. Dr. H.-G. Dörr mitverantwortete AWMF-Leitlinie 027/042 es wie gehabt bei unverbindlichen Empfehlungen ("sollte") – und lässt eigenmächtig "experimentierende" Medizyner dies weiterhin unkontrolliert tun, ohne dass sie für ihre menschenrechtswidrigen Humanexperimente je irgendwelchen Konsequenzen zu vergegenwärtigen hätten:

Pränatale Therapie

Die pränatale AGS-Therapie ist nach wie vor eine experimentelle Therapie. Sie sollte im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden (zentrale Datenerfassung für die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie über Prof. Dr. H.G. Dörr, Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen).

Fakt bleibt, solche unkontrollierten Menschenversuche verstossen seit den Nürnberger Tribunalen gegen eine ganze Reihe von Vorschriften, Gesetzen und internationalen Abkommen. Was die Genitalabschneider und ihre Organsiationen DGKJ, APE und DGE offensichtlich unverändert vorsätzlich missachten ...

Verbindlich geregelter Zugang zu psychologischer und sozialpädagogischer Unterstützung ist auch in der neuen Leitlinie kein Thema, geschweige denn die von allen Betroffenen einhellig immer wieder betonte Wichtigkeit von Zugang zu Peer Support (Selbsthilfegruppen). Zwar erwähnt die Leitlinie im letzten Satz:

"Wichtig ist, dass sich das behandelnde Team der potentiellen psychologischen Problematik bewusst ist und für die Bearbeitung der Probleme ein hierin erfahrener Psychologe zur Verfügung steht."

Dies bezieht sich aber laut Leitlinie ausschliesslich auf die "Transition in die Erwachsenenmedizin und Prognose" bzw. auf "Probleme mit der Geschlechtsidentität", sprich erst ab der Pubertät. Und mutet zudem stark zynisch an, da interne Erhebungen der APE sowie Äusserungen Verantwortlicher in den "Grossen Behandlungszentren" seit Jahren klarstellen, dass adäquate psychologische Unterstützung nach wie vor faktisch inexistent ist (von adäquater sozialpädagogischer Unterstützung und garantiertem Zugang zu Peer Support ganz zu schweigen).

Dass dieselben Genitalabschneider-Standesverbände auf Anfang 2011 weiter eine >>> neue AWMF-Leitline 027-029 "Hypospadie" in Aussicht stellen, lässt wiederum das Schlimmste befürchten ...

Fazit: Freiwillig werden sie auch weiterhin nicht mit dem Verstümmeln aufhören ...

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation"  – Dr. med. Jörg Woweries
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken (DGKJ 2010)
- Nov. 2010: Proteste gegen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken und als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung (APE-AGPD 2010, 11th EMBL/EMBO)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Saturday, October 23 2010

Activist Trauma Support

Geschlecht: ZwangsoperiertIn Unterschied etwa zu GlobalisierungsgegnerInnen oder FriedensaktivistInnen sind die meisten Zwitter von von klein an stark traumatisiert. Deshalb kann für Zwangsoperierte jeder Akt der Auflehnung gegen ihre früheren PeinigerInnen die Gefahr einer (Re-)Traumatisierung beinhalten. Erst recht potentielle direkte Konfrontationen beispielsweise durch Teilnahme an einem öffentlichen Protest. Die meisten Zwitter bleiben kaum zufällig prinzipiell am liebsten gut versteckt und wollen keinesfalls, dass ihre persönliche Existenz und Geschichte als solche überhaupt öffentlich wahrgenommen wird, wurden ihnen doch Schweigegebote und Bloss-nichts-merken-Lassen oft von Anfang an krass eingetrichtert bis buchstäblich in den Körper geschnitten.

GlobalisierungsgegnerInnen etc. werden demgegenüber oft zum ersten Mal überhaupt traumatisiert, wenn sie im Zusammenhang mit einer Aktion Opfer von massiver körperlicher Gewalt werden oder zusehen müssen, wie andere neben ihnen verletzt werden, und haben prinzipiell weniger Angst, sich öffentlich zu zeigen, ja, sind manchmal gar erstaunt, wenn das auch für sie soziale Folgen haben kann (z.B. am Arbeitsplatz).

Aus diesen Gründen braucht es für traumatisierte Zwitter ein Vielfaches von Mut, um überhaupt physisch und öffentlich gegen die VerstümmlerInnen Stellung zu beziehen.

Und ist es m.E. doppelt wichtig, dass Zwitter-Proteste unbedingt friedlich und explizit auf Vermeidung physischer Konfrontationen angelegt sind, weil die Konfrontation auf der ideellen Ebene für Zwangsoperierte schon problematisch genug ist.

(Ohnehin ist m.E. das Mittel der gewaltfreien Aktion nach dem Vorbild der "klassischen" sozialen Bewegungen im Kampf gegen die Zwangsoperateure und für "Menschenrechte auch für Zwitter!" letztlich am wirkungsvollsten).

Ebenso müsste eine Unterstützung für Zwitter beim Bewältigen drohender "Nebeneffekte" des friedlichen Einstehens für die eigenen Rechte und gegen die GenitalabschneiderInnen auch anders aussehen als bei entsprechenden Selbsthilfegruppen für "herkömmliche Polit-AktivistInnen".

Trotzdem kann m.E. ein "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" auf die noch junge Tradition "herkömmlicher" AktivistInnen Trauma Selbsthilfe auch für Zwitter-Aktivist_innen interessant sein:

Die Bilder zeigen die Bergung des Globalisierungskritikers Martin Shaw, der 2003 bei einer G8-Blockadeaktion über 20 Meter in die Tiefe stürzte, als ein Polizeibeamter kurzerhand das Seil durchschnitt, an dem er knapp unterhalb der Brücke hing. Martin Shaw überlebte den Sturz in den seichten Fluss wie durch ein Wunder mit zerschmettertem Fuss, zerschmetterter Hüfte und einer Rückgratverletzung. Und konnte wie durch ein weiteres Wunder nach mehr als einem halben Jahr schliesslich wieder stehen und laufen. Seine seelischen Verletzungen heilten jedoch bedeutend langsamer. Ebenso bei seiner Kollegin Gesine Wenzel, die auf der anderen Seite der Brücke von HelferInnen im letzten Moment noch am durchgeschnittenen Seil gehalten werden konnte. Beide brauchten lange, bis sie sich eingestehen konnten, dass sie dieses Erlebnis nicht "einfach so" verarbeiten konnten. Und mussten die Erfahrung machen, dass ihre persönliche Umgebung zum Teil ebenfalls überfordert war, gerade, als sie die Unterstützung am nötigsten gehabt hätten, und nicht verstehen konnte, warum sie "nicht endlich einfach weitermachten".

U.a. dieser konkrete Vorfall war der Anlass zur Gründung des englischen Gruppe Activist Trauma Support. Auf deren Homepage gibt's viele nützliche Informationen "auch für den alltäglichen Wahnsinn" (Nella), z.B. ein kritischer Artikel über Risiken und Nebenwirkungen der Psycho-Industrie für Trauma-Hilfesuchende (englisch), persönliche Geschichten (englisch), Links auf ähnliche Gruppen sowie ein Infoflugblatt auf Deutsch (PDF).

Mit Out Of Action gibt es inzwischen in Berlin auch eine deutschsprachige Gruppe; am potentiell interessantesten für Zwitteraktivist_innen fand ich auf dieser Homepage die Diskussionsprotokolle "Traumatisierung und Widerstand" und "Trauma zur Waffe machen?" einer Veranstaltungsreihe.

Siehe auch:
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig 
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"
- Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen (1)
- 16. "Aktion T4"-Gedenkdemo, Berlin 2.5.10
- "Monsanto – mit Gift und Genen"   
- 30 Jahre Irren-Offensive
- "Dürfen Missbrauchsopfer stören?" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- "Sexueller Missbrauch": Justizministerin fordert Entschädigungen auch "in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist"
- Prozesse wegen sexuellem Kindesmissbrauch: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10
- "Give Peace a Chance" – Stop Genozid

Thursday, October 21 2010

DRS 2 «Kontext» "Intersexualität": Jetzt beide Sendungen online!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Nachträge: Der Titel der >>> 2. Sendung wurde inzwischen auf der Homepage geändert zu: "Wenn der Arzt das Geschlecht bestimmt".  Auch die 2. Sendung ist inzwischen online – und bringt einiges mehr Klartext als die erste! Danke!!
>>> Podcast 2. Sendung 21.10.10    >>> Download (MP3 14.3 MB) 

>>> Vorschau auf den heutigen 2. Teil - wir bleiben gespannt ...

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Die erste Häfte der «Kontext»-Doppelsendung von Katharina Bochsler mit dem Titel "Geschlechter zwischen Mann und Frau" kann jetzt auch online angehört und als mp3 heruntergeladen werden:

>>> Podcast der 1. Sendung gestern 20.10.10 (28:44)
>>> Download (MP3 13.3 MB)     >>> Ankündigung 1. Sendung

Nellas Kommentar zur 1. Sendung:

immer dieselbe scheisse: früher war es noch gaaanz schlimm, heute wird nicht mehr operiert!
und geschlechterwissenschaftsblabla.
aber am schluss immerhin noch die lübecker studie beschrieben (corpus delicti)!

Meine 2 Cent:

Einmal mehr dürfen die "EuroDSD"-"ExpertInnen" Olaf Hiort und Hertha Richter-Appelt des langen und breiten über "Störungen", "Fehlbildungen", "Toiletten" usw. schwadronieren, sekundiert von der "EuroDSD"-Endokrinologin Christa Flück vom Inselspital Bern.

Der Sendungsmacherin Katharina Bochsler sind "Geschlechterfragen" à la "gesellschaftliche Norm", "in jedem von uns stecken beide und noch mehr", "psychische Ebene der Geschlechtsausprägung" usw. offensichtlich sehr wichtig – vgl. z.B. der typische Versprecher "Androgenitales Syndrom" (statt "ADRENOgenitales Syndrom"), die verengende Sicht auf John Money, oder die absurde Behauptung, es "fehlten" medizynische "Richtlinien". Aber immerhin lässt sie zwischendurch auch kritische Töne einfliessen und untermauert diese durch entsprechende Fakten & Zahlen.

Nella bringt wie gewohnt Klartext über die Zwangsoperationen und ihre Folgen ("das ist ein Trauma, das man nie mehr los wird"), und Ernesta zum Teil ebenfalls ("das Schweigen war das allerschlimmste").

Bleibt zu hoffen, das der 2. Teil etwas weniger "gestört-" und "identitätslastig" ausfällt ...

Siehe auch:
- "Die anderen Geschlechter – Leben mit dem Phänomen Intersexualität" - Kontext DRS 2, 20. + 21.10, 09h & 18h
- Angeblich "keine Zwangsoperationen" in der Schweiz gemäss Prof. Primus Mullis (Inselspital Bern)
- Rita Gobet, Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen nur "ganz selten"
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Kinderspital Zürich propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung 
- "Neuere Operationstechniken beeinträchtigten die Orgasmus-Fähigkeit stärker als ältere"
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, October 19 2010

"Die anderen Geschlechter – Leben mit dem Phänomen Intersexualität" - Kontext DRS 2, 20. + 21.10, 09h & 18h

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

2-teilige Sendung mit etwas gar medizyn- und genderlastigen Titeln, u.a. mit Daniela "Nella" Truffer und dem Ethiker Jürg Streuli. Die Sendungsmacherin Katharina Bochsler:

Im Teil 1 wird es hauptsächlich um die Frage gehen, wie sich das Geschlecht entwickelt, auf welchen Ebenen sich Geschlecht definiert (Chromosomen, Gene, Geschlechtsteile, Hormone etc.), wie viel die Wissenschaftler darüber wissen (sehr wenig) und wie die Medizin mit dem Thema Intersexualität in der Vergangenheit umgegangen ist. In Teil 2 geht es dann um die Forderungen der Intersexuellen heute, um ihre Erfahrungen und die Reaktion der Ärzte, Juristen und Ethiker.

Der ursprüngliche Pressetext:

Eines von fünftausend Kindern kommt mit uneindeutigem Geschlecht auf die Welt. Es ist weder eindeutig weiblich noch eindeutig männlich, sondern eindeutig beides. Viele Formen der Intersexualität sind einzigartig und deren Ursachen und Folgen unbekannt. 

Während Jahrzehnten versuchte die Medizin, diesen Kindern mit chirurgischen und hormonellen Eingriffen ein Geschlecht zuzuweisen. Die Ärzte befriedigten damit auch das gesellschaftliche Bedürfnis nach klaren Definitionen. Doch die irreversiblen Eingriffe hinterliessen nicht nur Spuren am Körper. Viele Intersexuelle sind durch die Eingriffe traumatisiert worden und fühlen sich psychisch versehrt. Eine «Kontext»-Sendung in zwei Teilen über das Leben mit und in anderen Geschlechtern - gestaltet von Katharina Bochsler.

>>> Ankündigungen:
- Teil 1: Intersexualität aus medizinischer Perspektive
- Teil 2: Leben mit dem Phänomen Intersexualität

Wir sind gespannt ...

Sunday, October 17 2010

"Tabu Intersexualität" - Arte Doku von Britta Dombrowe u.a. mit Christiane Völling, 8.10.10

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>>> http://www.youtube.com/watch?v=rNg8NhVwb5s  

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Kann ein Zwitter Sünde sein?Quasi als Begleitfilm zu Christiane Völlings druckfrischer Biographie strahlte Arte am 8.10. einen 52-minütigen Dokfilm von Britta Julia Dombrowe aus u.a über Christiane Völling und die 4-jährige, zwischengeschlechtlich geborene Inge und ihre Familie – zu später Stunde um 22:40h. (Der feministische Blog Mädchenmannschaft dazu treffend: "Über viele vorgebliche Tabus wird dieser Tage wieder viel geredet. Wahre Tabus erkennt man daran, dass sie nur gut versteckt auf Spartensendern thematisiert werden.")

Immerhin ist der Film auf Arte inzwischen (ab und zu) >>> auch online verfügbar.
>>> Nachtrag: Der ganze Film auf Youtube  >>> YouTube 2  >>> YouTube 3

Nebst Christiane Völling und Inges Familie kamen im Beitrag weiter zu Wort der Berliner Kinderarzt mit Gewissen, Dr. med. Jörg Woweries.

Sowie auf der Seite der wohl unverbesserlichen Zwangsoperateure der "EuroDSD" / "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort und der französische Urologe und Zwangsoperateur Prof. Dr. Pierre Mouriquand. Und als weiterer "Experte" der in den Vorankündigungen speziell hervorgehobene "Hirnforscher" Dick Swaab.

Vom Verein Intersexuelle Menschen e.V. gaben die Vorstandsmitglieder Claudia und Frances Kreuzer dem interessierten Publikum zum wiederholten Male die Geschichte ihrer Hochzeit zum Besten.

Dies alles untermalt von "eindrucksvollen" Grafik-Animationen, den obligaten "klassischen Hermaphroditen-Statuen" in allen möglichen "gewagten" Positionen und Winkeln, sowie einem überdurchschnittlich bescheuert agierenden "objektiven Sprecher", der Klartext konsequent vermied, sondern stattdessen im Medizyner-"Gestörten"-Jargon schwelgte, und obendrein noch als bestätigte Tatsache ausgab, die südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya habe "XY-Chromosomen".

Den Part der Stempelung von John Money zum alleinigen Sündenbock für die Genitalverstümmelungen übernahm die "Genderforscherin" sowie TGNB- und IVIM-Mitglied Ulrike Klöppel. Die natürlich die Genitalverstümmelungen nicht als solche bezeichnete – der Höhepunkt einer kritischen Bemerkung ihrerseits war, die Zwitterkinder seien "Fremdbestimmung" ausgesetzt ...

Dass medizinisch nicht notwendige, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ungebrochen andauern, ja, dass die Verstümmelungen in den Kinderkliniken sogar je länger, desto hemmungsloser verbrochen werden, daüber liess die im Film mit Prof. Dr. Olaf Hiort und Prof. Dr. Mouriquand vertretene Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei.

Demgegenüber schilderte Christiane, wie die ungeschminkte Realität der medizynischen Zwangseingriffe sich aus der Opfer- bzw. Überlebendenperspektive anfühlt.

Und die junge Inge und ihre Familie sowie Inges Kindergartenbetreuerin straften als reale Positivbeispiele die Horrorprojektionen des Zwangsoperateurs Prof. Mouriquand Lügen. Auch wenn Inges liebende und mutige Eltern gleichzeitig deutlich machten, dass nicht alles nur einfach ist, und in ihrem Fall prophylaktische Vorsorge wichtig. Mit Dr. Looijenga steht den Eltern dabei ein Endokrinologe zur Seite, der nicht erst seit gestern eine differenzierte Sichtweise einbringt (--> 4. Krebsrisiken nach Looijenga et. al., 2006 / 2007).

Im Spiegel der Kritik: Auf dem >>> Hermaphroditforum (wo aktuell die "(Trans-)Genderfraktion" allein postet, nachdem alle mit einer anderen Meinung zwischenzeitlich weggemobbt wurden) und auf dem >>> Genderfree-Blog (wie der Name nahelegt derselben Fraktion zugehörig) wurde am Film über sicherlich berechtigte Kritik hinaus abschliessend kein gutes Haar gelassen, sowie auf dem Forum zudem einmal mehr dito an Christiane Völling. Soweit nichts neues (-->). Als Behebung der bemängelten Missstände wird auf dem Forum vorgeschlagen, künftig nur noch bei Filmen mitzumachen, wo die Portraitierten selber die Regie führen, sowie dass irgendjemand bitte die Zwitter-Statue im Louvre "endlich mal in die Luft jagen" sollte.

Kommentar: Na ja, wenn's weiter nix ist ... Natürlich hätte auch ich selber den Dokfilm besser gemacht als die Regisseurin Britta Dombrove – Kunststück, wer könnte das auch nicht, zumindest nachträglich und bloss in der Vorstellung?! Die wahre Kunst besteht allerdings darin, einen Film real herzustellen und dann auch real ausgestrahlt zu kriegen. Wozu schöne Worte allein bekanntlich selten reichen.

Persönlich finde ich zwar nach wie vor die Güldenpfennig-Doku vor 2 Jahren auf VOX/Stern-TV unübertroffen, was das Ausreizen des auf einem Realsender Möglichen anbelangt (womit ironischeise erst noch ein Boulevard-Kommerzsender den "Kultursender" Arte vorführte).

Wie schon festgehalten, trägt meiner Meinung nach jedoch auch der Arte-Film von Britta Dombrowe letztlich dazu bei, dass mehr Menschen als vorher über die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken Bescheid wissen, inkl. den Klagen der Opfer darüber, sowie mit einem positiven Gegenbeispiel, dass es auch anders geht.

Und das ist beim gegenwärtigen Stand der Dinge nach wie vor die Hauptsache!

(Auch wenn es bekanntlich nicht den Präferenzen der Genderfragen-Fixierten entspricht.)

Deshalb von diesem Blog an alle Protagonist_innen ein herzliches Dankeschön, sowie – trotz aller begründeter Kritik – auch an die Regisseurin Britta Dombrowe!

>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Frankreich) 
>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Olaf Hiort ("EuroDSD", Lübeck)
>>> Britta Julia Dombrowe gewinnt Preis für "Tabu Intersexualität"

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- "Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10
- "Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- Intersexuelle Menschen e.V.: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)
- Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Saturday, October 16 2010

Zwitterhund genitalverstümmelt zum Zweiten

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!In vielfacher Hinsicht haben es Hunde besser als Zwitterkinder: Bei Hunden setzt der Gesetzgeber manchmal Grenzen, wenn ihre Besitzer sie chirurgisch verstümmeln wollen (z.B. Coupierverbot, d.h. der Schwanz darf nicht aus kosmetischen Gründen verkürzt werden), Tierquäler werden auch sonst bestraft. Bei Kindergenitalien sieht's bis heute anders aus, dort darf täglich straflos "coupiert" werden – und es wird auch, allen Medizynerschutzbehauptungen zum Trotz ...

Doch auch bei Hunden mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen kommen Genitalverstümmelungen anscheinend mehr und mehr in Mode – zumindest häufen sich entsprechende Medienmeldungen: Nach der Genitalverstümmelung eines wehrlosen Hundes in Kalifornien letzten Juli (dieser Blog berichtete) macht aktuell ein ähnliches Schicksal eines Bullterriermischlings "Georgie" aus England auch in deutschsprachigen Agenturmeldungen die Runde:   >>> dpa    >>> sda    >>> apa 

Einzig der österreichische "Kurier" leistet sich wenigstens einen kritischen Untertitel:

"Tierschutz oder -quälerei? In Großbritannien wurde ein Hund mit beiderlei Geschlechtsmerkmalen operiert, weil ihn niemand haben wollte."

Ansonsten wird ausnahmslos grobfahrlässig die Version der GenitalabschneiderInnen kolportiert, inkl. "Gender-Blabla":

Zwitter-Tier: Hund bekommt Geschlechtsumwandlung

Auch ein Hund hat das Recht, ein Weibchen zu sein: Bullterrier-Mischling "Georgie", als Zwitter im britischen Manchester geboren und seitdem ins Tierheim abgeschoben, hat eine Geschlechtsumwandlung bekommen. Tierärzte haben Georgie zu einer richtigen Hundefrau gemacht.

"Georgie" hatte zwar eine Vagina, aber auch einen zurückgebildeten Penis - eine äußerst seltene Konstellation. Die männlichen Geschlechtsmerkmale seien entfernt worden, sagte Lisa Graham, Managerin des Manchester Dogs Home. Allen Tierheimbesuchern habe "Georgie" gefallen, aber keiner habe sie haben wollen, weil sie ein Zwitter war.

Jetzt hofft Lisa Graham, schon in den nächsten Tagen einen Hundefreund als neues Herrchen für die Hundedame zu finden. "Wir haben Anfragen aus dem ganzen Land", sagte Graham. Georgie sei schon "eine richtige Lady" und klimpere mit den Wimpern, hieß es.

Dieser Blog sagt: Pfui!

Diese tierquälerischen Verstümmelungsveterinäre gehören hinter Gitter, genau gleich wie ihre GenitalabschneiderkollegInnen unter der KinderchirurgInnen auch.

Siehe auch:
- Kalifornien: Zwitter-Hund durch Genitalverstümmelungs-OP "gerettet"

30 Jahre Irren-Offensive

Zwitter sind nicht die einzigen, die sich seit längerem gegen ZwangsbehandlerInnen wehren, sowie gegen KomplizInnen u.a. in der Politik. Aus aktuellem Anlass ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Heute Abend feiert die Irren-Offensive mit einer Soliparty ihr 30-jähriges Bestehen (Hintergrundartikel auf Indymedia / Wikipedia-Eintrag). Dieser Blog gratuliert ganz herzlich und wünscht weiterhin viel Kraft!

Eigentlich ist es ja sehr bedenklich, dass es auch nach 30 Jahren eine solche Organisation immer noch braucht – und zwar mehr denn je: Seit der Ratifizierung des UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) am 1.1.09 wäre die Zwangspsychiatrie in Deutschland eigentlich illegal (daher das seither verwandte, oben abgebildete Logo).

Mit dem Monitoring für die Umsetzung des Abkommens beauftragte die Bundesregierung übrigens das "Deutsche Institut für Menschenrechte" – welches, statt seiner Aufgabe nachzukommen, sich flugs auf die Seite der ZwangsbehandlerInnen schlug, und anstelle der Opfer und ihrer Organsiationen flugs die TäterInnen der "Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)" als "Betroffenenorganisation" zu Konsultationen einlud (vgl. auch der von der Bundesregierung initiierte "Runde Tisch" betreffend sexualierter Gewalt an Kindern, wo ebenfalls lediglich die TäterInnen-Organisationen eingeladen sind). Die Irren-Offensive kritisiert dies seit längerem und protestierte mehrfach, auch direkt vor dem von ihnen umbenannten "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (siehe Bild unten).

Ebenso führt die Irren-Offensive seit nunmehr 16 Jahren jeden Frühling den sogenannten "T4-Umzug" durch, um an die Opfer der "Euthanasie", die für "geistig Behinderte" noch bis 1949 fortgeführt wurde, zu erinnern (dieser Blog berichtete).

Bezeichnend auch, dass der Kampf gegen die Zwangspsychiatrie für LGB- und queere Gruppen, die sonst stets "Intersektionalität" predigen, seit ihrer eigenen Entlassung aus der Psychiatrie in den 1970ern offensichtlich kein Thema mehr ist, da es nicht (mehr) um ihren eigenen Bauchnabel geht ...

30.6.2010: Kundgebung vor dem "Deutschen Institut für Regierungsgefälligkeiten" (a.k.a. "Deutsches Institut für Menschenrechte").

Siehe auch:
- 16. "Aktion T4"-Gedenkdemo, Berlin 2.5.10
- "Monsanto – mit Gift und Genen"   
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig 
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"
- Vom Mut der Opfer sexualisierter Gewalt lernen (1)
- "Dürfen Missbrauchsopfer stören?" - Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- "Sexueller Missbrauch": Justizministerin fordert Entschädigungen auch "in den Fällen, in denen die rechtliche Verjährung eingetreten ist"
- Prozesse wegen sexuellem Kindesmissbrauch: "Die Lawine rollt" - Südwest Presse, 20.2.10
- "Give Peace a Chance" – Stop Genozid 

Friday, October 15 2010

"Der medizinische Umgang mit Intersexualität" - Suspect 17 / 2009

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Gratuliere, es ist sein Zwitter!

>>> Gelungener Artikel von Lilith Majmun in der Zeitung der grünalternativen Jugendorganisationen Österreich, der (fast) ohne Gender-Blabla auskommt und Klartext bringt über die an Zwittern begangenen medizinischen Verbrechen:

Trotz der Kritik hat sich an der ärztlichen Praxis seit den 50er Jahren wenig geändert. Die Entfernung und Verstümmelung von Organen und Genitalien wird weiterhin als notwendig erachtet und steht an der medizinischen Tagesordnung. In den wenigsten Fällen von Intersexualität handelt es sich um ein lebens- oder gesundheitsbedrohendes und damit medizinisches Problem, sondern um ein gesellschaftliches, das von der Medizin fortgeschrieben und mitverursacht wird und nur durch eine Enttabuisierung, Sichtbarmachung und ein Ende der ärztlichen Verstümmelungspraxis durchbrochen werden kann.

Dazu greift der Artikel zurück auf "klassische" Texte der Zwitterbewegung von Georg Klauda und Michel Reiter. Danke!

Siehe auch:
- "Fürsorgliche Belagerung" - Georg Klauda 2002
- "Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie" - AGGPG 1996
- "Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997 
- "Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - AGGPG 1998
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- Zwitter: Akzeptieren statt zwangsoperieren! – Oliver Tolmein (2002) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, October 12 2010

Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung (Eckhard Korsch, Vortrag zum DSD Consensus Statement, APE 2006)

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Ah, ein Zwitter! Da müssen wir gleich ein paar lebenserhaltende Massnahmen... öhm... - ABSCHNEIDEN!!!

Seit langem fordern offizielle Leitlinien eigentlich verbindlich, "Diagnostik und Langzeit-Behandlung von DSD/Intersex-Patienten" müsse von den berühmten sogenannten "erfahrenen multidisplinären Teams" durchgeführt werden, denen auch PsychologInnen und SozialpädagogInnen angehören (sog. psychosoziale Unterstützung).

(Statt dass "wie früher" ausgerechnet die EndokrinologInnen und KinderchirurgInnen allein und nach eigenem Gutdünken auf die oft überforderten Eltern losgelassen werden.)

Ebensolange ist es ein offenes Geheimnis, dass die behandelnden Medizyner vornehm gesagt auf ihre eigenen Leitlinien pfeifen: Noch 2009 war nicht mal in Deutschlands "grösstem multidisziplinären Behandlungszentrum" in Lübeck einE PsychologIn zur Betreuung fest angestellt, geschweige denn einE SozialpädagogIn. Wäre ja noch schöner! Hat's ja eh niemand gemerkt ...

Ab und zu gibt's zwar Ausnahmeerscheinungen, die unter den KollegInnen auch kritische Zwischentöne einbringen, indem sie Missstände offen ansprechen und auf die Einhaltung medizinischer Standards pochen. (Ja, auch das gibt es unter den Medizynern.) So auch betreffend dem Medizyner-Märchen der "erfahrenen multidisplinären Teams".

Leider reden diese Ausnahmen mit unschöner Regelmässigkeit in den Wind, stossen Apelle ehrlicher Mediziner unter Medizynern auf keinerlei Resonanz. (Ein weiterer Rufer in der endokrinologischen Wüste ist etwa Prof. Dr. med. Helmuth G. Dörr. Dass das Brechen von Standestabus mitunter drastische Folgen nach sich ziehen kann, beweist das an --> Dr. med. Hartmut Hanauske-Abel statuierte Exempel.)

Betreffend der eingangs erwähnten Nichteinhaltung der Leitlinien-Forderung nach "erfahrenen multidisziplinären Teams" kam etwa am Jahreskongress 2006 der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) der Endokrinologe Dr. med. Eckhard Korsch vom Kinderkrankenhaus Amsterdamerstrasse in Köln, Co-Autor der aktuellen AWMF-Leitlinie, in einem >>> bemerkenswerten Vortrag "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements" (PDF) auf den --> Folien 11-17 explizit auf diese Missachtung der Leitlinien zu sprechen und konstatierte auf --> Folie 14 trocken:

Realität sieht anders aus:
– Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen
– Kaum ein Zentrum vermag ein Multidisziplinäres Team bereitzustellen
Vortrag APE 2006 --> Folie 14 (PDF)

Und zitiert auf Folie 16 interne "Umfragen" unter Standesorganisationen aus dem Jahre 2005, die zu folgenden Resultaten kommen:

  • Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch EndokrinologInnen und KinderchirurgInnen 35-64% (O-Ton Umfrage: "interdisziplinäre[s] Team (Pädiatr. Endokrinologe + Operateur)" – wer merkt's?)

  • Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch EndokrinologInnen: 36-55%

  • Beratung der Eltern über das weitere Vorgehen durch "Kinderpsychiater/-Psychologen/Sexologen": 0-10%

Auf gut Deutsch: Betreuung und Beratung der Eltern durch adäquat geschulte PsychologInnen = Null.

Eltern haben oft traumatische Momente zu bewältigen, sowie z.T. "heikle Situationen" mit Verwandten und Bekannten, manche können dabei von kundiger Unterstützung profitieren. (Kinderpsychiater, Kinderpsychologen und Sexologen sind dabei allerdings von Anfang an definitiv am falschen Platz ...)

Betreuung, Beratung und Unterstützung der Eltern durch SozialpädagogInnen = Null.

Später kann es zu den oft beschworenen "berühmten" Konflikten in Kindergarten und Schule kommen, bei denen sich nicht alle Eltern und Kinder allein durchsetzen können, weshalb in diesen Fällen kompetente Hilfe zur Verfügung stehen muss. (Ein Gebiet, auf dem KinderchirurgInnen und EndokrinologInnen fraglos Null Kompetenz mitbringen.)

(Unter "kompetenter Hilfe" wäre zudem auch Peer Support unerlässlich, d.h. Kontakt zu anderen Betroffenen und Eltern sowie deren Organisationen, doch davon wollen die Medizyner bzw. ihre Leitlinien bekanntlich nichts wissen.)

Stattdessen "Verstümmeln auf Teufel komm raus".

Offensichtlich pfeifen Spitäler und "multidisziplinären Behandlungszentren" gross und klein allesamt auf kompetente Betreuung und Beratung, und wollen stattdessen alle stets nur das eine:

Ihre OP-Sääle maximal auslasten mit medizinisch nicht notwendigen, "kosmetischen" "Genitalkorrekturen" und Kastrationen (was in der Regel  durch die anschliessenden "Hormonersatztherapien" auch der Endokrinologie gute Auslastung beschert).

Seit langem beklagen kritische Überlebende, dieses "Verstümmeln auf Teufel komm raus" statt adäquater Unterstützung geschehe nicht zuletzt auch aus handfesten finanziellen Motiven der davon profitierenden Medizynerfraktionen.

Auf Folie 13 (!) bricht Dr. Korsch ein langgehegtes Tabu und nennt eine konkrete Zahl aus der täglichen Praxis:

Die Realität sieht anders aus:– Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen: Beispiel: AGS und „Plastische Rekonstruktion der Vulva“ERLÖS   € 8175,12Vortrag APE 2006 --> Folie 13 (PDF)

Kommentar: Dass die "Behandlung" auch in den grossen "multidisziplinären Behandlungszentren" in erster Linie darauf abzielt, mit möglichst vielen OPs "ökonomische Interessen" zu mehren, statt Eltern und Kinder adäquat zu unterstützen, belegen u.a.:

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation"  – Dr. med. Jörg Woweries
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- AWMF-Leitlinie: Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Genitalverstümmler
- Tagung RECHTE VON KINDERN IN MEDIZIN UND FORSCHUNG, Göttingen
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, October 8 2010

"Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10

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>>> Typisch vereinnahmender Artikel in der taz – von Menschenrechtsverletzungen bzw. Recht auf körperliche Unversehrtheit einmal mehr kein Wort. Stattdessen als einzige Forderung, als "wissenschaftliche Referenz" müssten auch – ausgerechnet! – "Gender-Forscher zu Wort kommen".

Mein dazu geposteter (bisher aber noch nicht freigeschalteter) Kommentar (der Bezug nimmt auf einen vorherigen Kommentar, der die Vernunft von Inges Eltern lobte):

Ja, Hut ab vor Inges Eltern, vor ihrer Vernunft, vor ihrer Menschlichkeit und vor ihrer Liebe zu ihrem Kind.

Kein Hut ab vor diesem Artikel, der vor lauter Projektion und Fixiertheit auf den eigenen Gender-Bauchnabel noch immer nicht bemerken will, dass dies in erster Linie ein Thema ist für MenschenrechtlerInnen, EthikerInnen und StaatsanwältInnen (und NICHT für GendertheoretikerInnen). All diese erstgenannten zentralen Aspekte bleiben in der taz wie gehabt aussen vor ...

Die Gender-Theorie war zudem Ursprung und Anlass und bleibt bis heute die Begründung für diese systematischen westlichen Genitalverstümmelungen, die in Deutschland JEDEN TAG mindestens einmal in einer Kinderklinik an einem wehrlosen Kind verbrochen werden.

Gender-ForscherInnen beuten diese fortdauernden medizynischen Verbrechen bis heute schamlos aus für die "Verbesserungen" ihrer "wertfreien wissenschaftlichen Theorien". Konkret gegen die Verstümmelungen etwas getan haben sie noch NIE. Im Gegenteil, meist arbeiten sie einträchtig in den selben Institutionen wie die VerstümmlerInnen, z.B. in Berlin in der "Charité-Universitätsmedizin". Und lassen sich von mittäterischen verantwortlichen PolitikerInnen unwidersprochen als Feigenblatt vorschieben. Aktuelles Beispiel:

Der Berliner Senat Wowereit III behauptete betreffend Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre noch am 17.06.2010 schamlos:

„Dem Senat liegen keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien vor. Eine rechtliche Beurteilung ist somit nicht möglich.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 2).

„Auch gibt es keine Erkenntnisse darüber, ob und welche Krankenhäuser in Berlin solche Behandlungen an Kindern vorgenommen haben.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 1).

Tatsache bleibt, dass „solche Behandlungen an Kindern“ im Zuständigkeitsbereich des Berliner Senats z.B. in der Charité seit Jahr und Tag systematisch „vorgenommen“ werden.

Tatsache bleibt, dass der Senat, der diese Verstümmelungen duldet und unterstützt, dann abschliessend zu seiner Weisswaschung als Feigenblatt auf ein von ihm veranstaltetes Fachgespräch mit den üblichen "Gender-ExpertInnen" verweist, in der Zwitter einmal mehr letztlich nichts als vereinnahmt wurden. (Drucks. 16 / 14436, S. 2)

Gleichzeitig spielt sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlich als Zwitterbeschützer auf und wird dafür in der taz bejubelt (während er in Tat und Wahrheit die Zwitter für seine eigenen Anliegen instrumentalisiert).

Schämt euch und macht es in Zukunft besser!

>>> "Tabu Intersexualität" - ARTE 8.10.10 + online auf arte.tv

>>>  Berliner Senat leugnet Verstümmelungen

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

"Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10

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Geschlecht: Zwangsoperiert>>> Zwiespältige Meldung der Deutschen Depeschen Agentur zum Dokfilm u.a. über Christiane Völling heute auf Arte um 22:45h.

Nach bekanntem "Gender"-ABC geht's um "Geburtsurkunde" statt um medizynische Verbrechen, um "richtige Geschlechtsbestimmung" statt um Recht auf körperliche Unversehrtheit. John Money wird einmal mehr zum alleinigen Sündenbock gestempelt.

Das einzige, was an den täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken als problematisch dargestellt wird, ist, dass sie vielleicht etwas zu früh gemacht würden, nämlich "solange noch Unklarheit über das Geschlecht besteht", weshalb "oftmals [...] beim Versuch der Bestimmung die Zeichen nicht richtig [...] erkannt" würden.

Doch die Rettung naht: "in den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft mit Hochdruck begonnen, die Ursachen und Auswirkungen von Intersexualität zu erforschen". Und die neuen, gender-optimierten Verstümmelungsmethoden werden's dann schon richten: 

«Man muss warten, bis das Gehirn anfängt, in einer geschlechtlich differenzierten Weise zu arbeiten», sagt der Hirnforscher Dirk Swaab. «Nur vom Verhalten eines Menschen können wir ableiten, ob er ein männliches oder weibliches Gehirn hat.»

Liebe Leute von der dpa: Es gibt keine "richtigen" Zwangsoperationen! Verstümmelungen a.k.a kosmetische GenitalOPs an wehrlosen Kindern sind IMMER falsch und ein Verbrechen. Wenn die Kinder später einmal entscheidungsfähig sind, können sie selbst am besten sagen, ob sie überhaupt Eingriffe wollen, und falls ja, welche. Vorher ist JEDER nicht gesundheitsnotwendige Eingriff einfach nur daneben und die TäterInnen gehören allesamt bestraft. Was ihr bestimmt schnell einsehen würdet, wenn's um Eure eigenen Genitalien ginge, wetten?!

Ausserdem, der "Hirnforscher" heisst Dick Swaab und NICHT Dirk.

Fazit: Ungenügend, setzen. Das nächste Mal besser, bitte. Genderbrille zwischendurch absetzen könnte helfen.

>>> "Tabu Intersexualität" - ARTE 8.10.10 + online auf arte.tv

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter

Sunday, October 3 2010

"Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig." - Sonntag + Leben & Glauben, Nr. 36/2010

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Sonntag + Leben & Glauben 36/2010

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!   

>>> Gelungener Artikel (PDF 456 KB) über 3 Seiten mit dem Titel "Weder Mann noch Frau – und doch beides" von Renata Egli-Gerber plus ebensolches Editorial von Andreas Nentwich, beide gleichzeitig erschienen im katholischen Wochenmaganzin "Sonntag" sowie im evangelischen Pendant "Leben & Glauben". Dafür ein herzliches Danke!

Nella bringt im Hauptteil wie gewohnt Klartext. Weiter enthalten ist in einem Kasten der erschütternde Bericht einer Mutter, woraus auch das berührende Zitat im Titel dieses Blogposts stammt. Sie erzählt über ihre Erfahrungen im Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen:

Wir Eltern wurden dann von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. «Aber wir machen auch einen Bub, wenn sie lieber wollen», bot uns die Ärztin an.

Der Mut, die Kraft und die Liebe dieser Eltern zu ihrem heute 2-jährigen Kind, das sie nicht zuletzt aus Glaubensgründen nicht verstümmeln liessen, obwohl die Medizyner sie wiederholt dazu drängten, verdient unsere Hochachtung und ein ganz, ganz herzliches Dankeschön!!!

Das titelgebende Zitat dieser Mutter wird ebenfalls prominent aufgegriffen im feinfühligen Editorial von Andreas Nentwich, das u.a. von einer Jugendbegegnung des Autors erzählt mit einem Menschen, hinter dessen Rücken getuschelt wurde, er sei ein "Zwitter", und das schliesst mit den Worten:

Noch immer werden hierzulande Kinder ungefragt mit massiven operativen Eingriffen in die Geschlechtseindeutigkeit gezwungen, wobei die lebenslangen leiblichen und seelischen Folgen stets die verheerendsten sind. Das sollten wir, die wir uns mit Recht über Vaginalbeschneidungen in Stammeskulturen entrüsten, nicht hinnehmen, als Christen nicht und nicht als aufgeklärte Europäer.

Alle Texte sind ein überzeugendes Plädoyer für Akzeptanz und praktische und Eltern- und Nächstenliebe. Umso mehr freuen wir uns für alle künftigen Kinder, dass sie hier auf so grosse Resonanz stiessen – immerhin erreichen die beiden Zeitschriften zusammen laut aktuellen Erhebungen über 150'000 Leserinnen und Leser!

>>> Artikel und Editorial (PDF 456 KB)

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

Saturday, October 2 2010

Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten

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Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010Bemerkenswertes "Detail" zu Christiane Völlings Prozess:

Wenn die einen und die anderen der hier (-->) erwähnten Gruppen und Organisationen die Wichtigkeit der Unterstützung konkreter juristischer Kämpfe bewusst wäre, und hätten diese Organisationen gar von ihren jährlichen Beiträgen und Subventionen jeweils etwas dafür zur Seite gelegt oder wären zumindest bereit, nötigenfalls rasch aktiv Spenden sammeln, hätte Christianes Zwangsoperateur 250'000 Euro Schadenersatz hinblättern müssen statt "nur" 100'000.–.

Wie Christiane nämlich in ihrem gelungenen Buch auf S. 163f. beschreibt, hatte ihr Anwalt Georg Groth ihr ursprünglich geraten, Prof. Dr. L. auf 250'000.– zu verklagen, was sie schlussendlich vom Landgericht wohl auch bekommen hätte.

Leider konnte sie aber Prof. Dr. L. nicht auf 250'000.– verklagen, da es ihr nirgends möglich war, das für die höhere Streitsumme zusätzlich notwendige Geld zu leihen zwecks Hinterlegung beim Gericht als Voraussetzung für die Klageeinreichung.

Aus diesem Grund verklagte sie Prof. Dr. L. schliesslich nur auf 100'000.–.

Die dazu notwendige (niedrigere) Kaution schoss ihr Anwalt Groth aus eigener Tasche vor.

Andernfalls wäre auch Christianes Zwangsoperateur gratis und ungeschoren davongekommen – wegen Verjährung.

Wie bisher alle anderen Genitalverstümmler vor und nach ihm ...

Siehe auch:
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

"Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10

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Christiane Völling nach ihrem 1. Sieg vor dem Landgericht Köln, 6.2.08

>>> Gelungenes Interview mit der Regisseurin Britta Julia Dombrowe (und Co-Autorin von Christiane Völlings Biographie) über ihren kommenden Dokfilm zum Thema (Arte 8.10.10). Britta Dombrowe redet wiederholt Klartext. Danke!

Zwei Beispiele:

2007 arbeitete ich an einem Film über afrikanische Frauenbeschneidung. Ich sprach mit einer Medizinhistorikerin, die sagte: ,Wir regen uns darüber auf, wie andere Länder die Genitalien manipulieren. Dabei passiert es mit intersexuellen Menschen in europäischen Krankenhäusern sehr häufig, dass Genitalien angeglichen werden.’ Das hat mich schockiert. So bin ich drangeblieben. Ich konnte die Diskrepanz nicht vertragen, dass wir uns einerseits darüber aufregen, was anderswo passiert – gleichzeitig wird es bei uns hinter verschlossenen OP-Türen ganz ähnlich gemacht.

Viele Menschen sind so nachhaltig traumatisiert, dass sie Probleme mit Sexualität und Partnerschaft haben. Auch die Organe, die man ihnen anoperiert hat, werden oft nicht als lustspendende Organe empfunden. Die meisten sagen: Ich wäre am liebsten so geblieben, wie ich war.

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Wednesday, September 29 2010

Genitalverstümmelung: "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" (Oliver Tolmein 2009)

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Während der öffentlichen Anhörung "Politischer Handlungsbedarf bei der Regelung für ärztliche Behandlungen von Hermaphroditen" der Hamburgischen Bürgerschaft vom 29. April 2009 brachte es der Hamburger Rechtsanwalt und Journalist Oliver Tolmein auf den Punkt (>>> PDF-Wortprotokoll -> S. 11):

Herr Dr. Tolmein:

Und ich glaube, dass wichtig ist als Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit diesem Thema, [...] dass das als Unrecht und auch als medizinisches Unrecht zur Kenntnis genommen wird und akzeptiert und anerkannt wird.

Frau Veith hat das sehr deutlich gesagt [...], ich bin Überlebender eines Medizinversuches, und ich denke, [...] das muss man auch einfach mal so anerkennen.

Interessant ist, dass zu uns in die Kanzlei beispielsweise sehr viele Menschen kommen, die Schadensersatzprozesse führen möchten gegen ihre Ärztinnen und Ärzte, die behandelnden, und zwar nicht in erster Linie, um reich und glücklich zu werden, sondern damit anerkannt wird, dass das, was damals an ihnen praktiziert worden ist, was sie durchlitten und durchlebt haben, dass das eben keine Standardbehandlung, keine medizinischen Heileingriffe waren, sondern dass das eben genau das war: Medizinversuche [...].

Und ich denke, dieses Experimentelle, dieses Versuchsmäßige, dass dazu geführt hat, dass Menschen hier schwer leiden müssen und mussten, das muss in irgendeiner Art und Weise reflektiert [werden] und dann auch zu irgendwelchen Konsequenzen führen.

Bekanntlich stahlen sich in der Folge betreffend "politischem Handlungsbedarf bei der Regelung für ärztliche Zwangsbehandlungen an Hermaphroditen" sowohl der Hamburger Senat wie auch die Bürgerschaft einmal mehr letztlich tatenlos aus jeder Verantwortung – während auch in Hamburg die experimentellen Verstümmelungen unvermindert weitergehen.

O-Ton Prof. Dr. Olaf Hiort, Chef von "Netzwerk DSD/Intersexualität" und "EuroDSD" an derselben Anhörung (>>> PDF-Wortprotokoll -> S. 40):

Es gibt keine Qualitätskontrolle, und alleine in Hamburg würde ich drei oder vier Krankenhäuser benennen können, die solche Operationen durchführen oder durchgeführt haben.

Auch die von RA Tolmein ewähnten "sehr vielen" Überlebenden, die ihre VerstümmlerInnen verklagen wollten, wurden inzwischen allesamt im Regen stehen gelassen – da die Medizyner ihre Experimente mit Vorliebe an Kleinkindern durchführen, waren ihre medizinischen Verbrechen einmal mehr allesamt längst verjährt ...

Allein in Deutschen Kinderkliniken wird JEDEN TAG mindestestens 1 wehrloses Kind experimentell genitalverstümmelt, sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

Siehe auch:
- Zwitter: "Akzeptieren statt zwangsoperieren" – Oliver Tolmein (2002)
- Leugnen, wegschauen, schweigen – Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen
- Hamburg: Bürgerschaft will Zwitter stärken – Zwangsoperationen ausgeklammert
- Schweiz: Patientenschützerin Margrit Kessler fordert Reglementierung experimenteller "Heilversuche"
- "Heimliche Versuche am Menschen" - Beobachter 7/2010 
- Verfassungsartikel Forschung am Menschen – Chance im Kampf gegen genitale Zwangsoperationen und sonstige experimentelle Zwangsbehandlungen an Zwittern
- Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ... 

Tuesday, September 28 2010

"Was ist es denn geworden?" - taz, 28.9.10

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>>> Nachträge 10.10.10 + 1.12.10 + 3.4.11

>>> Interessanter Artikel über einen Vorstoss der Grünen in Bremen im Anschluss an eine Diskussionsveranstaltung im letzten April (dieser Blog berichtete: eins / zwei).

Dass die Bremer Grünen überhaupt etwas für Zwitter tun wollen (obwohl es sich bei dieser "benachteiligten Minderheit", wie im Artikel gleich zwei mal betont wird, nur um eine "relativ kleine Gruppe" handle), und dass die Bremer Grünen dabei immerhin schon zur Kenntnis genommen haben, dass die Probleme der Zwitter nicht via das Transsexuellengesetz gelöst werden können, ist ein Fortschritt und Grund zur Freude.

Dass die Bremer Grünen dabei die "Genitaloperationen" immerhin wenigsten einmal beim Namen nennen, ist ebenfalls sehr positiv zu werten.

Danke!

Dass auch die Bremer Grünen es letztlich aber einmal mehr geradezu krampfhaft vermeiden, das zentrale Problem der Genitalverstümmelungen direkt anzugehen, sondern stattdessen politisch über die "obligate" Personenstandsgesetz-Diskussion nicht herauskommen (wollen), und sich letztlich darauf beschränken, zum x-ten Mal "vom Senat" abgeklärt haben zu wollen, "ob eine verbindliche Frist besteht, innerhalb derer auf dem Standesamt das Geschlecht des Neugeborenen definiert wird", um "den betroffenen Eltern erstmal Zeit zu geben, sich von Fachleuten beraten zu lassen", während Peer Support (Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Zwitterorganisiationen) einmal mehr aussen vor bleibt – wen wundert's?!

Da es sich beim standesamtlichen Gechlechtseintrag für manche offensichtlich um ein liebgewonnenes, immer wieder faszinierendes, scheinbar unergründliches Geheimnis handelt, sei es hiermit kurz und schmerzlos gelüftet: Nein, liebe Grüne, eine solche Frist gibt es nicht (mehr).

(1) Fehlen Angaben oder Nachweise für die Beurkundung eines Personenstandsfalls, kann das Standesamt die Beurkundung zurückstellen. Die Beurkundung des Personenstandsfalls ist in diesem Fall in angemessener Frist nachzuholen.

(2) Dem Anzeigenden ist auf Antrag eine Bescheinigung darüber auszustellen, dass der Personenstandsfall angezeigt wurde, aber noch nicht beurkundet werden konnte.

Ebenfalls symptomatisch, wie sich die Bremer Grünen nach eigenem Bekunden (ausgerechnet!) den letztjährigen Vorstoss ihrer Hamburger KollegInnen zum Vorbild nehmen – seinerseits das Musterbeispiel dafür, wie PolitikerInnen sich schnell mal zu den KomplizInnen der GenitalverstümmlerInnen machen, indem sie, sobald es dann um konkrete Taten geht, das eigentlich Hauptproblem der täglichen Genitaverstümmelungen vor der eigenen Haustüre schnell elegant ausblenden und verleugnen. Und so dazu beitragen, dass in deutschen Kinderkliniken weiterhin JEDEN TAG MINDESTENS 1 WEHRLOSES KIND IRREVERSIBEL GENITALVERSTÜMMELT WIRD. Wie lange noch?!

Meine 2 Cent: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! Es ist offensichtlich noch ein weiter Weg, und allzuviel traue ich den Bremer Grünen beim aktuellen Stand nicht zu. Gerne liesse ich mich eines Besseren belehren ... Wie wär's zum Beispiel, wenn die Grünen einmal auf Zahlen bestehen würden, wieviele Kinder in ihrem Zuständiglkeitsbereich schon verstümmelt wurden und immer noch werden, und anschliessend konkrete Schritte dagegen unternähmen? Na?

Nachtrag 10.10.10.:  Am 1.10. schrieb Zwischengeschlecht.org den im taz-Artikel erwähnten Abgeordneten Björn Fecker an, bedankte sich für das Engagement der Bremer Grünen, übermittelte die oben genannnten Fakten zum Personenstandsgesetz und wies darauf hin, dass dringend auch das zentrale Problem der andauernden Genitalverstümmelungen angegangen werden muss. Am 27.10. stellte Björn Fecker, inzwischen aus den Herbstferien zurück, eine baldige Antwort in Aussicht.

Nachtrag 1.12.10: Eine baldige Antwort, die allerdings auch gut einen Monat später nach wie vor aussteht ...

Nachtrag 3.4.11: ... dito auch 4 Monate später.

Dafür reichte lancierte Björn Fecker zwischenzeitlich im Februar 2011 einen der üblichen Grün-SPD-Vereinnahmungsvorstösse, in denen es stets nur um das eine geht, nämlich um Aufweichungen des Personenstandsgesetzes, während die Genitalverstümmelungen bequemerweise aussen vorgelassen werden.

Schlimmer noch, im vorliegenden Fall darf dann der Bremer Gesundheitsminister (von allen inkl. dem sauberen Björn Fecker) unwidersprochen behaupten, in Bremen würde seit 10 Jahren nicht mehr verstümmelt - was bekanntlich gelogen ist, dass sich die Balken biegen, aber den privilegierten Schända-VereinnahmerInnen wohl noch so recht – zumindest solange es nicht ihre eigenen Genitalien sind, die da serienmässig verstümmelt werden, wetten?!

GenitalabschneiderInnen und HelfershelferInnen, wir kriegen euch!
ZwangsoperateureInnen und KomplizInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Bremen: Verstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern als sind KEIN "Nebenwiderspruch des Zweigeschlechtersystems"! (Von der Frauenbewegung lernen 2)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Monday, September 27 2010

DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief

"DGKJ 2010": 1. Demo Potsdam-Babelsberg, 16.9.10

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>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010
>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Am letzten Freitag erreichte uns vorab per Email eine >>> erste Antwort (PDF 572 KB) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Der grösste Teil des Schreibens sind Zitate aus den "Ethischen Grundsätzen und Empfehlungen", deren mangelnde Einhaltung sowohl in den aktuellen AWMF-Leitlinien wie auch in der täglichen Praxis der Offene Brief feststellte. Ohne weiter auf diese Feststellungen einzugehen, führt das Antwortschreiben dazu aus:

Die DGKJ und die DGKCH sehen diese Empfehlungen als Grundlage ärztlichen Handelns im Zusammenhang mit dem Umgang mit Besonderheiten der Sexualentwicklung an und gehen davon aus, dass die AWMF-Leitlinien zu Störungen der Geschlechtsentwicklung nicht im Widerspruch zu diesen Empfehlungen stehen. Um Missverständnisse auszuräumen und Formulierungen möglicherweise noch weiter zu präzisieren, werden wir Ihren Offenen Brief an die zuständige Leitlinienkommission weiterleiten mit der Bitte, Ihre Anmerkungen bei der nächsten Überarbeitung der Leitlinien zu berücksichtigen. 

Aus Nellas Antwort dazu von gestern Sonntag im Namen von Zwischengeschlecht.org:

Vielen Dank für Ihre umgehende Antwort! Gerne erwarten wir die Rückmeldung Ihrer Leitlinienkommission.

Die von Ihnen aufgeführten "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" sind  uns bestens bekannt; nicht umsonst behandelten wir sie auch ausführlich im Offenen Brief. Darin führen wir auch aus, weshalb nicht nur wir in Sorge darüber sind, dass die "Grundsätze und Empfehlungen" einerseits in den aktuellen Leitlinien, andererseits aber auch in der generellen medizinischen Praxis zur Zeit noch nicht umfassend beherzigt werden. Zumindest letzterer Aspekt wäre unseres Erachtens nach auch für die DGKJ und die DGKCH als solche von allgemeinem Interesse.

Fortsetzung folgt ...

>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010
>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Siehe auch:
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

Saturday, September 25 2010

Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Am Dienstag kam das Paket mit Christianes Biografie bei mir an - ich bin gleich nach Hause und habe das Buch in einem Zug gelesen!

Es ist der erschütternde Bericht eines zwischengeschlechtlichen Menschen, der in den gnadenlosen Mühlen einer unvorstellbar menschenverachtenden Medizin (beinahe) um sein Leben kam. Der Bericht einer Überlebenden und Kämpfenden. Christiane berichtet schonungslos ehrlich über ihr Leid, ihre Schmerzen, ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre Einsamkeit. Eine Biografie, die unter die Haut geht und einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Und darüber hinaus.

Ich habe warme Tränen der Trauer geweint über dieses erlittene Unrecht, vor Wut die Faust geballt und mit den Zähnen geknirscht: Wie können Menschen nur so menschenverachtend und grausam sein? Ich habe wohl auch um mich selber und um all die anderen geweint, die da waren und die da sind und noch kommen werden.

Aber auch aus Freude und Rührung kamen mir die Tränen, als ich mich selbst durch Christianes Augen vor dem Landgericht Köln stehen sah, war doch Christianes mutiges Hinstehen für uns der Auslöser für das, was wir in den letzten Jahren gemacht haben. Ich erinnerte mich an das Bangen und Hoffen mit Christiane, an all die Stunden harter Arbeit gegen diese Ungerechtigkeit, an die Freude über Christianes Sieg.

Und ich habe auch Tränen gelacht, wenn auch nur mit einem Auge, wenn Christianes einmaliger trockener Humor durch die Zeilen schien: einfach umwerfend!

Liebe Christiane, ich möchte dir wieder einmal zu deinem Mut gratulieren: zu deinem Prozess, zu deiner Biografie und dass du weitergemacht hast, obwohl es so schlimm war! Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute für den Rest deines Lebens!!

Ein Buch für alle, die sich der Menschlichkeit verschrieben haben: als Anreiz dazu, dranzubleiben und sich vermehrt für die Menschenrechte von Zwittern einzusetzen!

Und ein Buch für die Unmenschlichen: Pflichtlektüre für Genitalverstümmler und solche, die es werden wollen!

Nella

Siehe auch:
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Zuletzt möchte ich Christiane selber sprechen lassen in einer der ergreifendsten Passagen aus ihrem Buch:

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