Forderungen

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Friday, December 26 2008

Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung

Meine 2 Cent:

So lange noch täglich wehrlose kleine Zwitter zwangsoperiert werden, ist das Stoppen dieser systematischen, schwer wiegenden Menschenrechtsverletzungen vor der eigenen Haustür für jede_n, der_die etwas für die Verbesserung der Lage der Zwitter tun will, die allererste Pflicht.

Wer stattdessen im Namen der Zwitter andere politische Forderungen an die Spitze stellt wie z.B. "Änderung des Transsexuellengesetzes" (TGNB), "Abschaffung des Geschlechtseintrags" (101 intersex), "Dekonstruktion von Geschlecht" (IVIM) (Nachtrag 5.4.09: Inzwischen hat IVIM in der Forderungsliste das "Recht auf körperliche Unversehrtheit" an 1. Stelle gesetzt), usw., und dafür die Beendigung der Zwangsoperationen an Zwittern hinten anstellt (oder gleich ganz weglässt), vereinnahmt die Leiden der zwangsoperierten Zwitter für seine_ihre eigene Agenda – wohl wissend, dass die eigenen Diskriminierungen gegenüber den Zwangsoperationen vergleichsweise harmlos sind – und trägt mit dazu bei, dass die massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwitterkindern "unsichtbar" bleiben und weiter andauern.

So lange Zwitter nicht mit demselben Recht auf einen intakten, unverstümmelten Körper aufwachsen können, wie all die sie vereinnahmenden (Rand-)Gruppen auch – so lange das Ausrotten der Zwitter als Spezies durch die Zwangsoperationen weitergeht – so lange wird es keine Gerechtigkeit geben ...

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt unbestrittenermassen auch LGBTQs, die mit Zwittern solidarisch sind ohne sie zu vereinnahmen. Auch von den Vereinnahmer_innen haben bestimmt viele "nur die besten Absichten" – aber um die Zwangsoperationen endlich zu stoppen, ist gut gemeint nunmal definitiv nicht gut genug.)
Siehe auch:
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- 2008: "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion" (Jahresrückblick, Teil 3)
- "Who killed David Reimer?"
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

Thursday, December 11 2008

Eingabe an Deutschen Ethikrat

Intersexuelle Menschen e.V. ist den Deutschen Ethikrat mit einem offiziellen Schreiben um Unterstützung angegangen.

Da bisher alle offiziellen Stellen (mit Ausnahme der Kölner Gerichte) die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern nicht sehen wollten oder mit einem Schulterzucken abtaten, sag ich bloss: Schaun wer mal ...

>>> Die offizielle Aufforderung um Unterstützung hier

Monday, November 24 2008

Streicheleinheiten für die Bundesregierung

DIE LINKE ist die einzige Partei, die bisher im Bundestag Vorstösse zu Gunsten von Zwittern unternahm, wo wir NICHT bloss "mitgemeint" waren. Mitte September erkundigte ich mich deshalb im Namen von Intersexuelle Menschen e.V., ob DIE LINKE eine Kleine Anfrage einreichen würde, um die Forderungsliste und den Schattenbericht zu unterstützen und einmal mehr Antworten auf noch offene Fragen einzufordern.

Die Reaktion der zuständigen Fachreferentin war positiv. DIE LINKE habe kürzlich schon eine Anhörung im Bundestag zum Schattenbericht beantragt, wenn auch ohne Erfolg.

Ich machte mich also gleich an die Arbeit und mailte nach Rücksprache mit dem Vorstand (und einer ganzen Menge Überstunden) wie verabredet am 25.9.08 einen Textvorschlag samt Fragenkatalog. Den fand die Fachreferentin "sehr gut", lediglich "der Vortext muss ein wenig gekürzt und in seiner politischen Botschaft etwas 'entschärft' werden". Der neu zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter hoffte, trotz überquellenden Schreibtischs in etwa zwei Wochen dazu zu kommen.

Mittlerweile sind zwei Monate vergangen.

Auf Anfrage erfuhr ich neulich, drei Viertel der Einführung und ein Drittel der Fragen müssten gestrichen werden. Ausser, sie würden eine grosse Anfrage machen – was nach anfänglicher Zusage inzwischen aber "nicht möglich" sei. Der Bundesregierung im Detail vorzuhalten, sie würde Fragen nicht beantworten, sei auch zu polemisch.

Priorität für DIE LINKE, so der Mitarbeiter, habe aktuell eh die Fertigstellung eines Antrags zur Abschaffung des TSG respektive Änderung Personenstandsrecht betreffend Transsexuelle, Transgender und, äh, Zwitter. Auf meine Frage nach den realpolitischen Chancen dieses für uns Zwitter auch aus seiner Sicht unvorteilhaften Multipacks lachte er nur.       

So harren wir weiter der Dinge, die da kommen sollen ...

Nachtrag: Es geschehen noch Zeichen und Wunder ... Heute Nachmittag erhielt ich tatsächlich eine überarbeitete Rohfassung – und das Wichtigste, nämlich die Fragen, sind im Wesentlichen alle noch drin ... auch vom Rest sind ansehnliche Filetstücke mit drin geblieben ... :-)

Nachtrag 25.11.08: Ich habe heute mit dem verantwortlichen Mitarbeiter von DIE LINKE telefoniert, der mir mitteilte, dass der Text noch von ein paar Leuten gelesen werde, darunter die Rechtsabteilung und der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Es könne daher noch zu kleinen Änderungen kommen, inhaltlich werde der Vortext sowie die Fragen jedoch nicht mehr geändert werden. Ende dieser Woche wird uns dann schliesslich die fast definitive Fassung zugestellt! Theoretisch ...

Nachtrag 29.11.08: Ich habe erneut mit dem Verantwortlichen von DIE LINKE telefoniert, da ich den Text nicht, wie versprochen, Ende letzter Woche erhalten hatte. Die Kleine Anfrage liege noch bei Frau Dr. Barbara Höll, die leider noch keine Zeit hatte, diese durchzulesen. Danach müsse die Kleine Anfrage noch von der Justiziarin durchgelesen werden. In der Zwischenzeit will mir der verantwortliche Mitarbeiter den fast definitiven Text noch zukommen lassen.

Nachtrag 5.12.08: Ich habe gestern mit dem verantwortlichen Mitarbeiter telefoniert, er sei sehr im Stress, weil er demnächst in den Urlaub fährt, er würde mir den Text der Kleinen Anfrage aber sicher am nächsten Tag mailen, jetzt grad habe er aber keine Zeit. Wenig überraschend brach er auch dieses Versprechen und hat mir den definitiven Text auch heute nicht gemailt. Habe ich versucht, den Verantwortlichen telefonisch zu erreichen - einmal mehr ohne Erfolg.

Nachtrag 12.12.08:  Heute erreichte ich endlich Herrn S., mit dem ich Anfang Woche bereits gesprochen hatte. Er bestätigte meine Ahnung: Er habe inzwischen mit Frau Dr. Barbara Höll sprechen können und es sei so, dass der verantwortliche Mitarbeiter die Kleine Anfrage vor seinem Urlaub nicht mehr fertig bearbeiten und einreichen konnte. Der Verantwortliche sei aber am nächsten Donnerstag, 18.12., wieder im Büro und werde die Kleine Anfrage dann definitiv vor Weihnachten noch rauslassen. Der verantwortliche Mitarbeiter hätte mich wenigstens - wie mehrmals versprochen - informieren können, meinte ich, worauf Herr S. nichts zu erwidern wusste. 

Nachtrag 18.12.08: Gemäss den letzten Informationen (siehe 12.12.) ist der für die Kleine Anfrage verantwortliche Mitarbeiter von Frau Dr. Höll seit dem 18.12. wieder im Büro. Weil nach Berlin an meinem Arbeitsplatz die versäumten Stunden nachholen musste, und wegen dem übrigen Trubel, kam ich leider nicht dazu, nochmals nachzuhaken. Da sich aber der Sachbearbeiter einmal mehr nicht bei mir meldete, gehe ich davon aus, dass er nach wie vor auf dem Schlauch steht. Fortsetzung folgt ...

Kommentar Stand 28.12: Drei Monate steht DIE LINKE nun schon auf dem Schlauch – wohl wissend, dass die Zeit gegen die Interessen der Zwitter arbeitet. Es stellt sich die Frage, wie ernst es DIE LINKE mit den Zwitter-Anliegen wirklich meint (im Gegensatz z.B. zur "Integration" der Zwitter ins TSG, siehe oben). Wieder und wieder wurden wir mit Ausreden abgespiesen und erneut vertröstet. Unterbelegtes Büro hin oder her:

  • Wäre die Anfrage noch vor der Antwort der Bundesregierung auf dei CEDAW-Fragen vom 21.11. raus, hätte sie (wie geplant) bestimmt vieles bewirken können.
  • Auch noch im Vorfeld der CEDAW-Veranstaltung mit Ministeriumsbeteiligung vom 15.12. wäre die Anfrage bestimmt hilfreich gewesen.
  • Aus welchen Gründen auch immer, so wie's ausschaut, ist zu befürchten, das die Kleine Anfrage von DIE LINKE wohl auch noch bis NACH der 43. CEDAW-Schattenbericht-Session Ende Januar unter dem Deckel gehalten wird ... Wenn das das Ziel war, herzlichen Glückwunsch schon jetzt!

Nachträge 16.1.09 / 16.2.09: DIE LINKE: Kleine Anfrage im Bundestag "noch im Januar"  

Nachtrag 28.2.: Aus der Kleinen Anfrage von DIE LINKE wird nun wohl doch eher eine Keine Anfrage. Entgegen den letzten Versprechungen ("sicher noch im Januar") ist nun auch der Februar ins Land und DIE LINKE bleibt uns die vor mittlerweile fünf Monaten versprochene Kleine Anfrage immer noch schuldig. Ebenso wie eine Antwort auf unsere diesbezügliche Mail vom 20.2.2009 ...

Siehe auch:
- DIE LINKE: 2 neue Kleine Anfragen "Zur Situation intersexueller Menschen" im Bundestag! (16/12769 + 16/12769)
- Erste Antwort auf die neuen kleinen Anfragen – Bundesregierung deckt ZwangsOPs wie üblich ... (16/13269) 
- Antwort der Bundesregierung zur 2. Kleinen Anfrage – Leugnen, Wegschauen, Schweigen wie gehabt ... (16/13270)
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Faule Eier für "die Bundesregierung"!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Ein Ausschnitt aus dem Vorschlag für die Einleitung:

>>> ganze Einleitung

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

[...] In den letzten zwölf Jahren wurde die Bundesregierung durch Kleine Anfragen bisher vier Mal aufgefordert, zur Situation der intersexuellen Menschen in Deutschland, der medizinischen Praxis und den rechtlichen Implikationen Stellung zu nehmen (Drucksachen 13/5916, 14/5627, 16/4322, 16/4786). Von betroffenen Menschen wurde mehrfach kritisiert, dass auf wiederholt gestellte wesentliche Fragen keine Antworten erfolgten und generell die Sicht der betroffenen Menschen nicht einbezogen, sondern einseitig auf den Parteistandpunkt der "an einer Fortführung der bisherigen Praxis interessiert[en]" Mediziner zurückgegriffen wurde (Schattenbericht CEDAW 2008, 1.2).

Noch als die Bundesregierung zum dritten Mal in Folge nach Statistiken zum Vorkommen und zur Behandlung von intersexuellen Menschen gefragt wurde, lautete die Antwort: "Der Bundesregierung liegen keine bundesweit einheitlichen Erfassungen und Statistiken vor" (16/4786). Zwar wurde 2001 "voraussichtlich ab 2002" eine statistische Erfassung in Aussicht gestellt (14/5627), jedoch später nie mehr darauf Bezug genommen. Zu keinem Zeitpunkt wurden Konsequenzen gezogen aus diesem Nicht-Vorliegen genauer Daten und widersprüchlichen Teilangaben gemäß "Erkenntnisse[n] von Fachgesellschaften und Wissenschaft": zum Beispiel "etwa 150" Geburten jährlich "mit genitale[n] Fehlbildungen" gegenüber "7" Krankenhauseinweisungen "mit der Diagnose Hermaphroditismus [...] im Jahr 2004"; "etwa 1:4500" "genitale Fehlbildungen" gegenüber "etwa 8 000 bis 10 000" "schwerwiegenderen Abweichungen der Geschlechtsentwicklung" (16/4786). Geht es demgegenüber in wissenschaftlichen Publikationen um die Anzahl der zu Behandelnden, so heißt es bei 1:1000 sei keine "eindeutige Zuordnung" möglich, was gut 80 000 betroffenen Menschen entspricht (Finke/Höhne: "Intersexualität bei Kindern" 2008). Umso notwendiger wären deshalb aus Sicht der betroffenen Menschen exakte Statistiken und kontinuierliches Monitoring.

Durchgängig stellte sich die Bundesregierung auf den Standpunkt, die an intersexuellen Kindern ohne ihre Einwilligung vorgenommenen chirurgischen Eingriffe seien ausnahmslos "medizinisch indiziert" und dienten deshalb dem "Kindeswohl [...] (§ 1627 BGB)" (14/5627). Weiter unterstellt die Bundesregierung, "größer angelegte Nachuntersuchungen als auch die klinische Praxis" würden beweisen, "dass die Mehrzahl der betroffenen Patienten rückblickend (d. h. im Erwachsenenalter) die bei ihnen in der Kindheit vorgenommene operative Vereindeutigung ihres Genitalbefundes für richtig befinden", vermag dafür jedoch keine Belege anzuführen (16/4786).

Möglicherweise bezog sich die Bundesregierung auf die in diesem Zusammenhang gerne zitierte amerikanische Studie von Meyer-Bahlburg aus dem Jahre 2004, die angeblich beweist, dass 85% der Befragten sich "mit ihrem Geschlecht zufrieden" zeigten (vgl. Aktuelle Urologie 2005; 36: 90-95). Die in dieser Studie vorgenommene Interpretation der Untersuchungsergebnisse ist jedoch alles andere als unumstritten. So hält etwa Prof. Dr. M. Westenfelder (Krefeld) unter anderem fest:

"Zieht man z.B. in den einzelnen Auswertungsergebnissen die Gruppe der 17 CAIS, die zunächst ohne Intersexproblematik und ohne Operation zunächst als 'normale' Mädchen aufwachsen, von dem Gesamtkollektiv ab, so kommt es in einigen Aussagen zur Umkehr der Ergebnisse." (http://www.thieme-connect.com/ejournals/html/uro/doi/10.1055/s-2005-870031)

Mittlerweile vorliegende Forschungsergebnisse des Netzwerks Intersexualität/DSD unterstreichen dies. So bestätigte etwa die "Hamburger Studie" die von betroffenen Menschen seit Jahren immer wieder betonten, von der Bundesregierung aber bisher ignorierten Missstände in der Behandlung intersexueller Menschen:

"Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch. [...] Ein Drittel [der Patienten] bewertet geschlechtsangleichende Operationen als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend, ein weiteres Drittel ist unzufrieden bzw. sehr unzufrieden und das letzte Drittel ist z.T. zufrieden, z.T. unzufrieden." (Christian Schäfer: "Intersexualität: Menschen zwischen den Geschlechtern". http://www.springer.com/medicine/thema?SGWID=1-10092-2-513709-0)

Auch die aktuelle "Lübecker Studie" bestätigt erneut die notorisch "Hohe Unzufriedenheit mit der medizinischen Behandlung" von Intersexuellen. Eltern von Betroffenen schätzten zudem deren Lebensqualität durchgehend besser ein als die Kinder selbst. (Vortrag von Dipl.-Psych. Eva Kleinemeier und Dipl.-Soz. Martina Jürgensen (Lübeck) anlässlich des 5. Bundesweiten Treffens "Netzwerk Intersexualität e.V." vom 6.9.2008 in Kiel. Erste Resultate in schriftlicher Form werden Anfang Oktober auf der Netzwerk-Homepage veröffentlicht.)

Dasselbe bestätigt die Feststellung: "Auch aus der Literatur ist bekannt, dass sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Menschen mit DSD im Lauf der Pubertät oder im Erwachsenenalter entschließt, das ihnen zugewiesene soziale Geschlecht zu wechseln." (M. Jürgensen; O. Hiort; U. Thyen: "Kinder und Jugendliche mit Störungen der Geschlechtsentwicklung: Psychosexuelle und -soziale Entwicklung und Herausforderungen bei der Versorgung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3, March 2008, S. 226-233. http://www.netzwerk-is.uk-sh.de/is/fileadmin/documents/publikationen/Kinder_und_Jugendliche_mit_Stoerungen_der_Geschlechtsentwicklung.pdf)

Diese aktuellen Studien zur Situation Intersexueller in Deutschland unterstreichen also einmal mehr, dass die von der Bundesregierung durchgehend behauptete Ausrichtung auf das Kindeswohl nicht der Realität entspricht.

[...] Menschen mit einer Besonderheit der geschlechtlichen Entwicklung sind ein Teil unserer Gesellschaft und haben als gleichberechtigte Bürger ein Recht auf freie Entfaltung und Entwicklung. Die an ihnen begangenen medizinisch nicht notwendigen, traumatisierenden Zwangsbehandlungen stellen aus der Sicht der betroffenen Menschen einen erheblichen Verstoß gegen ihr Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde dar, auf deren Wiedergutmachung sie nach wie vor warten.

Siehe auch:
- DIE LINKE: 2 neue Kleine Anfragen "Zur Situation intersexueller Menschen" im Bundestag! (16/12769 + 16/12769)
- Erste Antwort auf die neuen kleinen Anfragen – Bundesregierung deckt ZwangsOPs wie üblich ... (16/13269) 
- Antwort der Bundesregierung zur 2. Kleinen Anfrage – Leugnen, Wegschauen, Schweigen wie gehabt ... (16/13270)
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Faule Eier für "die Bundesregierung"!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Monday, July 21 2008

intersex.schattenbericht.org

Die Monate lange Arbeit unserer Delegation für Menschenrechte in New York kann nun online eingesehen und heruntergeladen werden!

>>> http://intersex.schattenbericht.org

Siehe auch: FAZ über Schattenbericht
Intersexuelle Menschen e.V. bei der UNO - Schattenbericht eingereicht

Sunday, July 20 2008

Forderungen Intersexuelle Menschen e.V.

Zum ersten Mal eine umfassende Forderungsliste von betroffenen Menschen zur Verbesserung ihrer unwürdigen Situation und zur Beendigung der an ihnen immer noch täglich begangenen Menschenrechtsverletzungen

>>> Pressemitteilung und  Forderungsliste


Sunday, July 6 2008

Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08

--> Video Tagesschau

--> Der OFFENE BRIEF (PDF)

--> Flugblatt zur Aktion (PDF)


Weitere Medienberichte: Landbote 7.7. / Tages-Anzeiger 7.7. / 20 Minuten 8.7. / Tachles 11.7. / NZZaS 13.7.
Bildstrecken: Dominik Huber / Ärger (1) / Ärger (2)

Tagesschau vom 06.07.2008, 19:30
Intersexuellen-Demonstration
Menschen, die keinem der beiden Geschlechter zugeordnet werden können, nennt man Intersexuelle. Bislang wurden diese Menschen als Baby operativ korrigiert, um ein geschlechtstypisches Aussehen herzustellen. Dagegen demonstrierten Betroffene in Zürich.

Tagesschausprecher: Sie sind weder Mann noch Frau, sie sind sowohl Mann als Frau. Die sogenannten Intersexuellen. Schätzungsweise 2 bis 3 % der Weltbevölkerung ist keinem der beiden Geschlechter zuzuordnen. Oft werden diese Menschen bereits als Baby, also ohne ihre Einwilligung, operativ korrigiert, um ein geschlechtstypisches Aussehen herzustellen. Viele werden dabei gleichzeitig auch kastriert. Gegen dieses Vorgehen demonstrierten heute Betroffene vor dem Zürcher Kinderspital.

Kommentar: Daniela Truffer ist intersexuell geboren. Genetisch ein Mann, aufgrund der äusseren Geschlechtsorgane nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen. Noch bevor sie zweijährig war, wurde sie kastriert und zu einem Mädchen operiert.

Daniela Truffer: Dann hat man die Eltern angewiesen, mit niemanden darüber zu reden und auch mich, mit niemandem darüber zu reden und niemandem zu sagen, dass ich nicht wirklich eine Frau bin und so, weil das sei dann das soziale Aus.

Kommentar: Rund und ein Dutzend Betroffene und Angehörige treten mit ihr an die Öffentlichkeit. Sie wollen das gesellschaftliche Tabu brechen. Mit einem offenen Brief an das Spital machen sie auf ihre anliegen aufmerksam.

Daniela Truffer: Wir haben Forderungen an die Ärzte und zwar, dass sie unsere Selbstbestimmungsrecht achten, dass sie nicht an uns rum- herumoperieren ohne unsere Einwilligung. Und wir haben Forderungen an die Politik, dass sie auch Gesetze schafft, die uns schützt vor solchen Eingriffen und auch gesetzlich ein Zwischengeschlecht quasi etabliert.

Kommentar: Intersexualität ist vor allem auch ein gesellschaftliches und für die Betroffenen ein psychisches Problem. Dem will das Kinderspital auch Rechnung tragen.

Daniel Weber [Kinderspital Zürich]: Wir möchten mit Betroffenen, mit Eltern, mit Patientenorganisationen Kontakt pflegen, weil wir von ihnen lernen können. Sie haben als Betroffene das Leid einer Fehlbildung durchlebt und sie haben oft auch ein grosses Fachwissen in diesem Bereich. Wenn wir in dem Gespräch mit diesen Leuten lernen können, so können wir dieses Wissen an unsere Patienten, die wir heute behandeln, weiter geben.

Kommentar: Denn auch heute ist eines von 2000 Neugeborenen geschlechtlich nicht zuzuordnen. Eine Tatsache, die sie ihr Leben lang begleitet.

                                                             Bild: © Ärger

OFFENER BRIEF  Als sogenannt 'intersexuelle' Menschen und diesem Zusammenhang auch Betroffene von nicht eingewilligten medizinischen Massnahmen sind wir sehr besorgt über öffentliche Äusserungen von leitenden Ärzten des Kindesspitals Zürich, worin diese ebensolche Zwangsmassnahmen öffentlich propagieren. --> mehr

                                                             Bild: © Dominik Huber

nella aber ich wäre nicht mein leben lang von hormonen abhängig, ich hätte keine immer wieder kehrenden 'komischen empfindungen' (phantomschmerzen) zwischen den beinen, die ich schon als kind immer empfand, wo ich mich jeweils irgendwo weinend verkriechen musste, einmal rannte ich aus der schule nach hause deswegen, die heute oft im zusammenhang mit einer 'blasenentzündung' auftreten. --> mehr

                                                             Bild: © Ärger

OFFENER BRIEF Auch aus ethischen und juristischen Gründen sind prophylaktische Gonadektomien und geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen an Kindern ohne deren informierte Zustimmung strikt abzulehnen. --> mehr

                                                             Bild: © Ärger

--> Video Tagesschau

--> Flugblatt (PDF) Wir möchten gegen diese unmenschliche Praxis protestieren und und dazu beitragen, das öffentliche Tabu um diese systematischen Menschenrechtsverletzungen zu brechen.
--> mehr

--> Der OFFENE BRIEF (PDF)

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter:

Landbote 7.7. / Tages-Anzeiger 7.7. / 20 Minuten 8.7. / Tachles 11.7. / NZZaS 13.7.
Bildstrecken: Dominik Huber / Ärger (1) / Ärger (2)

Friday, March 28 2008

Das Privileg, mit intakten Genitalien aufzugewachsen – Reparationen für zwangsoperierte Zwitter!

selbsterklärender disclaimer: seelenlos ist ein "normaler" XY, meine freundin nella ist der zwitter. ich habe von "intersexualität" überhaupt erst durch sie erfahren und war gelinde gesagt etwas geschockt, obwohl ich mich schon länger z.b. mit polizeigewalt und zensur auseinandersetze, und möchte deshalb zwischengeschlechtliche anliegen und ihre durchsetzung möglichst unterstützen.

Meine Eltern gehörten zu denen, die nach dem Krieg sagten, von den KZs und den Öfen hatten wir nichts gewusst. (Vor Kriegsende war es in der Schweiz tatsächlich verboten, in der Zeitung darüber zu schreiben. Nichtsdestotrotz hielten sich Redewendungen wie "bis zur Vergasung" – statt z.B. "bis zur Verblödung" – in der CH-Öffentlichkeit inkl. meinem Elternhaus bis in die Siebziger ...)

Ich hatte eine behütete Kindheit, Gräueltaten fanden längst wieder ausschliesslich in wirklich gebührender Entfernung statt, wie sich's gehört. Dachte ich zumindest. Ja, ich hatte eine behütete Kindheit. Weil ich, ich hatte das Privileg, mit einem intakten Körper aufzuwachsen, ohne Ärzte, die meine Genitalien und Reproduktionsorgane nach Lust und Laune zurechtschnibbelten, amputierten und herausrissen.

"Schnipp, schnapp, Schwanz ab!" ist für Zwischengeschlechtliche keine (theoretische) feministische Parole, sondern die weitverbreitetste Form der "äusseren Geschlechtsangleichung", wie sie bei zwischengeschlechtlichen Kindern bis in die 80er von gewissenlosen Medizinern praktiziert wurde. Michel Reiter und Alex Jürgen sind nur die prominentesten Beispiele dieser besonders unmenschlichen Praxis (als wäre operative Zwangszuweisung + lebenslanges Belügen an sich nicht schon menschenrechtswidrig genug). Und auch heute laufen die "verbesserten" Operationsmethoden nur zu oft immer noch auf dasselbe hinaus, und praktisch immer zumindest auf eine starke Verminderung des sexuellen Empfindens durch irreparable Schädigung der Sexualnerven.

Und tja, ehrlich, bis vor kurzem hab auch ich davon rein gar nichts gewusst! Und nein, es ist heutzutage nicht wirklich verboten, darüber in der Zeitung zu schreiben, weder in der Schweiz noch sonstwo. Bloss steht nach wie vor trotzdem nix drin davon. Na, so ein Zufall aber auch ...

Noch können Ärzte und Ämter das ganze Ausmass erfolgreich unter dem Teppich behalten. So war noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts die (damals rot-grüne) Bundesregierung sich nicht zu blöd, u.a. frech zu behaupten: "Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass eine Vielzahl von Intersexuellen im Erwachsenenalter die an ihnen vorgenommenen Eingriffe kritisiert." Ich meine, dieses Statement muss mensch sich erstmal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen ... Menschenwürde, von wegen! Und unantastbar, am Arsch!

Trotzdem, die Tage des fröhlich ungestraften Zwangsoperierens an Zwittern sind u.a. dank den Prozessen von Michel Reiter und Christiane Völling (hoffentlich!) gezählt. Noch ist es bis dahin aber ein weiter Weg, bedarf es tonnenweise zusätzlichen öffentlichen und politischen Drucks ...

Ein gutes Mittel hierzu wäre m.E. Michel Reiters (--> "Ziele organisierter Intersexen") und Georg Klaudas (--> "Agenda der KritikerInnen dieser Praxis", 3.)

Forderung nach Reparationen für Zwangsoperierte durch den Staat

aufzunehmen und sie möglichst breit und offensiv öffentlich und politisch einzufordern, etwa mit folgender

Begründung:

Die überwiegende Mehrzahl der Zwangsoperierten und -kastrierten leidet massiv unter dem ihnen angetanen Unrecht und hat deshalb Anrecht auf ein angemessenes Schmerzensgeld. Alle haben zudem lebenslängliche medizinische Folgekosten durch Hormonersatztherapie und auch Psychotherapien zur Aufarbeitung der durch die Zwangsoperationen verursachten Traumen, die oft von der Kasse nur zu einem Bruchteil übernommen werden. Diese Kosten können sich für Betroffene bis zu mehreren hundert Euro monatlich belaufen. Da dieses von den Medizinern an Zwischengeschlechtlichen jahrzehntelang begangene und immer noch andauernde Unrecht mit dem ausdrücklichen Segen von Staat/Bundesregierung angetan wurde (siehe oben), ist auch der Staat für Reparationen/Schmerzensgeld/Entschädigungen zuständig und soll bezahlen.

(Und wer von den anwesenden Damen und Herren PolitikerInnen damit nicht einverstanden ist, bitte vortreten und Hosen runter, damit die "harmlose" und "bekanntlich von keinen Betroffenen kritisierte" Geschlechtsangleichung unverzüglich per Schere vorgenommen werden kann – mal gucken, ob sie anschliessend ihre Meinung nicht doch noch ändern ...)

Geschmackloser Scherz beiseite: Wenn mensch sich vor Augen führt, wie schändlich dieselbe Bundesregierung (und alle ihre Vorgänger) sich sträubten (und ihre Nachfolgerin sich nach wie vor sträubt und windet), bloss schon homosexuelle (igitt!) KZ-Überlebende zu entschädigen (eins / zwei / drei), dürfte klar sein, dass diese Forderung realpolitisch kaum Chancen hat: Schliesslich geht's um ne ziemliche Stange Geld. Gerade deshalb ist aber das Aufstellen und möglichst hartnäckige Beharren auf dieser Forderung ein sinnvoller Beitrag dazu, endlich die unmenschliche Praxis der Zwangsoperationen und -Kastrationen abzuschaffen!

Mittlerweile können sich MedizinerInnen und PolitikerInnen nämlich dank der bundesfinanzierten Hamburger Studie nicht mehr damit herausreden, von nix gewusst zu haben ... Umso grösser wird ihre Angst sein, ev. doch noch gerichtlich und/oder politisch belangt zu werden, wenn sie die Zwangsoperationspraxis (abgesehen von ev. einigen rein verbalen Zugeständnissen à la "sollte") weiterhin aufrechterhalten, wie dies aktuell immer noch der Fall ist (z.B. eins / zwei (Abschnitt MEDIZIN) / drei (pdf-Download) / usw.usf.).

Je lauter deshalb die Forderung nach Reparationen gestellt wird (und je mehr Prozesse gegen MedizinerInnen noch stattfinden werden), desto schneller werden die menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen endlich aufhören! 

Deshalb ist es wichtig, dass die Forderung nach Reparationen für Zwangsoperierte von allen fortschrittlichen Organisationen und Individuen, welche die Zwangsoperationen verurteilen, aufgenommen, zu einem Teil ihrer politischen Agenda gemacht und offensiv öffentlich vertreten wird.



Siehe auch: Faule Eier für "die Bundesregierung"

Siehe auch: Weiße Kittel mit braunen Krägen, reloaded

Saturday, March 1 2008

Für eine schlagkräftige Zwitter-Lobby JETZT!

selbsterklärender disclaimer: seelenlos ist ein "normaler" XY, meine freundin nella ist der zwitter. ich habe von "intersexualität" überhaupt erst durch sie erfahren und war gelinde gesagt etwas geschockt, obwohl ich mich schon länger z.b. mit polizeigewalt und zensur auseinandersetze, und möchte deshalb zwischengeschlechtliche anliegen und ihre durchsetzung möglichst unterstützen.

Ende März findet das jährliche Treffen in Bad Orb statt, inkl. Mitgliederversammlung des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. Nach den durchaus positiven Entwicklungen der letzten Monate (Sieg in erster Instanz für Christiane und der damit verbundene wachsende Druck auf die Mediziner plus die noch nie dagewesene öffentliche Wahrnehmung der Anliegen Zwischengeschlechtlicher, die weiterhin anhält, den Erfolgen gegen die Vereinnahmung von Zwittern durch LGBT u.a. auf Wikipedia, die erfolgreiche Intervention bezüglich des problematischen Filmtitels "XXY", das Eingeständnis der "eklatant hohen Behandlungsunzufriedenheit" Zwangsoperierter in der Nezwerkstudie usw. usf.) höchste Zeit, ein paar Gänge zuzulegen und endlich ernst zu machen mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Lobby auch im Sinne einer "Gewerkschaft der Zwangsoperierten"! 2008 kann das Jahr werden, in dem Zwischengeschlechtliche -- nach Jahrzehnte währendem, zunächst erfolglosem Kampf -- endlich erfolgreich begannen, ihre Menschenrechte einzufordern!

Nachfolgend ein paar konkrete Vorschläge, entstanden aus einem Kommentar-Ausschnitt zu einem GenderFreeNation-Blog-Post, der wiederum auf die nach wie vor aktuelle Instrumentalisierungs-Kritik hier auf diesem Blog zurückgeht. Die ersten Abschnitte behandeln Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit mit anderen (Rand-)Gruppen, danach geht's um Strategievorschläge zur Organisierung:

[...] umgekehrt erwarte ich solche bereitschaft zur selbstkritik nun in bezug auf instrumentalisierung sinngemäss aber auch z.b. von allen trans* (und generell lgbt + feministinnen), mit denen ich kontinuierlichen kontakt oder gar punktuelle zusammenarbeit für sinnvoll halte. leider tun sich viele schwer damit, weshalb ich von trans* (und generell lgbt + feministinnen) als (organisierte) gruppen erstmal eine kritische aufarbeitung der vereinnahmungs-problematik verlange (im sinne der von auf dem gfn-blog andernorts angesprochenen "hausaufgaben", was ich ebenfalls für alle seiten befürworte), bevor ich eine zusammenarbeit als sinnvoll erachte. was einen austausch und punktuelle zusammenarbeit mit individuen oder zusammenschlüssen, die ihre hausaufgaben gemacht haben usw. durchaus nicht ausschliesst. unter uns, wenn sich an der situation zwischengeschlechtlicher dereinst grundsätzlich was ändern soll, so wird das kaum ohne solidarität und unterstützung z.b. durch die schwulen- und frauenlobbys gehen. aber: "unterstützung" durch diese als gruppen, ohne dass diese zuerst ihre hausaufgaben erledigen, wäre m.e. klar kontraproduktiv bzw. würde bloss wieder in weiterer vereinnahmung resultieren (ebenso wie z.b. die abschaffung jeglichen geschlechtseintrags zwitter nur noch einmal unsichtbarer macht, während ein optionales amtliches drittes geschlecht zwitter/intersexuelle/zwischengeschlechtliche o.ä. sowohl für zwitter gut wäre wie auch für die anti-gender-aktivistInnen durch die damit verbundene hinterfragung des bipolaren geschlechterbegriffs als erster schritt auf eine prinzipielle abschaffung des geschlechtereintrags hin -- aber wiederum: eines nach dem andern, keine falschen abkürzungen, die letztlich umwege sind). (betr. "3. geschlecht" vgl. auch diskussion am ende dieses und in den folgenden kommentaren.)

ich denke, "biozwitter" haben das recht und die notwendigkeit, allen anderen dieses prädikat zu verweigern, ohne sich deshalb irgendetwas vorwerfen lassen zu müssen -- auch nicht, sich deshalb unter die fittiche oder in den windschatten der mediziner zu begeben. es geht auch nicht darum, wer die "bessere störung" hat, sondern darum, dass m.e. das zentrale thema der "biozwitter" die mit diesem dasein verbundene problematik der zwangsoperationen ist, und dass "biozwitter" als einzige der erwähnten gruppen in dieser form (oder überhaupt) mit dieser problematik konfrontiert sind. alle andern kritisierten gruppen wie (lgb)trans* etc. haben m.e. -- genaugleich wie alle anderen nicht-"biozwitter" auch -- ebenfalls das privileg, von genitalen zwangsoperationen und zwangskastrationen verschont zu bleiben, sprich es ist für sie eine selbstverständlichkeit, mit intakten genitalien und keimdrüsen aufzuwachsen.

ev. würde es von dem her fast mehr sinn machen, generell von "zwangsoperierten" zu sprechen anstelle von "zwittern" (stimmt auch umgekehrt: leidet eine gruppe als solche nicht unter dem problem der operativen zwangszuweisungen, besteht sie mit sicherheit NICHT aus "biozwittern"). doch ist nun mal die geburt als "biozwitter" ursache für die zwangsoperationen, weshalb es m.e. unklug wäre das label "zwitter" wie auch das zwittersymbol anderen gruppen zu überlassen.

und eigentlich finde ich es komisch, dass mehrere der erwähnten gruppen dem nicht gerade neuen anliegen "schluss mit genitalen zwangsoperationen" so erschreckend gleichgültig oder gar hinderlich gegenüberstehen, statt ihm längst zum durchbruch verholfen haben (siehe oben schwulen- und frauenlobbys). leider haben es "biozwitter" aufgrund der traumata durch die zwangsoperationen doppelt und dreifach schwer, sich schlagkräftig zu organisieren, z.b. im sinne einer "gewerkschaft zwangsoperierter zwitter". (oder wie's auf indymedia ein kommentar von "transtante" (etwas hinunterscollen) so schön formulierte: "Leute, die sicxh ja auch nicht so recht als Interessengruppe formieren können, gell?") deshalb auch dieses vakuum, das dann z.b. trans* so mühelos (scheinbar) auffüllen können. was es den "biozwittern" wiederum erschwert, selbst etwas öffentliche wahrnehmung für ihre eigenen anliegen abzukriegen.

trotzdem hoffe ich, dass nach der jahrelangen arbeit von u.a. michel reiter usw. nunmehr durch den prozess von christiane (der hoffentlich nicht der einzige bleibt!) langsam etwas in bewegung kommt, sowohl in der öffentlichkeit wie auch unter den "biozwittern". und auch letzteres ist m.e. bitter nötig, auch im sinne des "alternativvorschlags" auf dem gfn-blog.

m.e. müssten aber erstmal

  • "biozwitter" als gruppe organisiert und z.b.
  • das zwangsoperationsproblem umfassend gelöst und
  • hormone  für zwangsoperierte problemlos auf kasse erhältlich sein;

und weitere forderungen wie z.b.

müssten zumindest (auch unter lgbt) breit verankert sein, bevor der allgemeine kampf gegen gesellschaftliche zuschreibungen und diskriminierungen gemeinsam mit anderen gruppen, die ebenfalls darunter leiden, sinnvoll in den vordergrund treten kann.

die natürliche kandidatin für eine organisation der "biozwitter" auch im sinne einer "gewerkschaft zwangsoperierter zwitter" wäre m.e. der Verein Intersexuelle Menschen e.V. -- mit einem verstärkten, aktiven vorstand könnte er m.e. rasch in diese erweiterte rolle hineinwachsen und konkrete erfolge erzielen, z.b. das netzwerk erfolgreich unter druck setzen betreffend des problems "kassen-wollen-testo-nicht-bezahlen-oder nur-über-die transschiene" (vgl. forum intersexueller menschen eins / zwei / drei / vier, hermaphroditforum und öffentliches netzwerkforum) und durch finanzielle absicherung des risikos und durch beratung weitere zwangsoperierte zu prozessen animieren.

am diesjährigen treffen ende märz in bad orb können dazu entscheidende weichen gestellt werden. 2008 könnte das jahr sein, in dem es mit den zwangsoperationen endgültig abwärts ging -- wenn genügend zwischengeschlechtliche mitziehen. es liegt auch an dir!

Seelenlos & Nella

Siehe auch:
- Beendigung der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern JETZT!
- 2008: Eine neue Zwitterbewegung! (Jahresrückblick, Teil 1)
- Zwitter-Soli-Buttons für Deine Blogs und Homepages!

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!                              Menschenrechte auch für Zwitter!

Thursday, January 24 2008

"Überschuss von Projektion" - Georg Klauda zur Instrumentalisierung von Zwittern durch LGBT (2002)

Nachfolgend einige Zitate aus dem Vortrag "Über die Verstümmelung von Hermaphroditen" a.k.a. "Fürsorgliche Belagerung" von Georg Klauda, gehalten am 31. Oktober 2002 im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte (Hervorhebungen und Aufzählung in Tabellenform im letzten Abschnitt durch diesen Blog), z.B. bei der Lobby für Menschenrechte e.V. ausserdem online seit Jahr und Tag. Ganzen Artikel lesen dringend empfohlen. Setzen, nachholen, nachdenken. Danke.

Und wetten? Wie stets in der Geschichte wird die faulste Ausrede auch diesmal die verbreitetste bleiben: Also das, davon haben wir nun wirklich nichts gewusst!

Ich möchte meinen Beitrag über die Verstümmelung von Hermaphroditen beginnen, indem ich auf die Gefahr der Projektion hinweise. Wir neigen dazu, Dinge einzig in einem uns vertrauten Koordinatensystem wahrzunehmen und Probleme auf einen Gegenstand zu projizieren, die nicht die des Gegenstandes selber sind. Wenn wir dann beginnen, über das Thema zu sprechen, sei es als JournalistInnen, AkademikerInnen oder politische AktivistInnen, besteht die Gefahr, dass die von uns konstruierte Problematik die Stimmen derjenigen überlagert, die aus erster Hand über ihre Erfahrungen berichten wollen.

Solche Formen der Projektion finden seit einigen Jahren beim Thema Genitalverstümmelungen an Hermaphroditen statt. [...]

Ich sage das, weil es ein Phänomen gibt, Hermaphroditen unter solche neueren Zeichen wie Queer und Transgender zu subsumieren. Eine solche Entdifferenzierung kommt nur der Medizin entgegen, weil dadurch einerseits die je spezifische Problematik verdeckt wird und weil andererseits damit das von der Sexualmedizin begründete Konzept des Dritten Geschlechts aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts neu aufgelegt wird. [...]

Ich denke, dass Hermaphroditen sich in diesem Szenario nur entfernt wiederfinden, weil es ihnen nicht um ihre Selbstdefinition, sondern um das Ende einer invasiven Medizin geht. Oft sind es daher nicht sie selbst, sondern Transsexuelle sowie Lesben und Schwule, die auf der Bühne diese Rolle für sie übernehmen. Dass sich gerade sie dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d.h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[...]bewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt. [...]

Durch die Queer- und Transgender-Modelle entstehen darüber hinaus Kolonialisierungskaskaden: Lesben und Schwule kolonialisieren Transsexuelle, Transsexuelle kolonialisieren Transgenders, Transgenders kolonialisieren Hermaphroditen. [...]

Wir werden uns deshalb daran gewöhnen müssen, Hermaphroditen nicht als Angehörige einer Minderheit anzusprechen, sondern, ihrer eigenen Einschätzung gemäß, als medizinische Folteropfer. [...]

Die Agenda der KritikerInnen dieser Praxis muss also heute lauten:

  1. Wie können wir diese Operationen beenden?
  2. Wie können wir die beteiligten MedizinerInnen zur Verantwortung ziehen?
  3. Welche Reparationen muss der Staat an die Überlebenden zahlen?
  4. Wie können wir erreichen, dass die Lehr- und Schulbücher, die Hermaphroditen pathologisieren und als missgebildete Monster darstellen, vom Markt genommen werden?
  5. Welche Konsequenzen müssen wir für das u.a. im Personenstandsrecht kodifizierte Wissen über Geschlecht ziehen, wenn die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nicht mehr haltbar ist?
  6. Wie kann die Praxis der Medizin wieder einer demokratischen Kontrolle unterworfen werden?

5 1/4 Jahre alt – und immer noch brandaktuell! Ganzen Artikel lesen dringend empfohlen. Auf der alten Homepage von gigi hat's die Dahlem-Druckfassung + hier als PDF und weitere relevante Texte, auch von Michel Reiter. (Darunter auch einer, in dem er unter "Ziele organisierter Intersexen" ebenfalls kollektive "Opferentschädigungszahlungen" für alle Zwangsoperierten fordert.) Danke.

Wieviele Male haben wir in letzter Zeit wohl zu hören und zu lesen bekommen, unsere Kritik an der Instrumentalisierung von Zwischengeschlechtlichen durch LGBT in Die Rede von der "psychischen Intersexualität"  sei unnötig aggressiv, so würden wir erst recht nie gehört, es sei unnötig und unhöflich, gleich derartig heftig grobes Geschütz aufzufahren? Wenn wir erstmal freundlich nur sanft darauf hinweisen würden, würden wir wenn überhaupt, dann viel eher gehört. Wer's glaubt, wird selig.

Tatsache ist, dass unsere Kritik grosso modo alles andere als neu ist und im Verlauf der letzten 12 Jahre z.B. durch Michel Reiter europaweit landauf landab in Vorträgen und Publikationen immer und immer wieder bekräftigt wurde. Unpolemisch im Ton, präzis in den Fakten und Schlussfolgerungen. Nur hatten alle, die heute sagen, unsere Kritik sei zu schreierisch, zu hart, zu laut – offensichtlich nie etwas davon gehört. Und wollen heute noch in Wahrheit nur allzu oft lieber einfach nicht hören. Was zu beweisen war.

Leiderleiderleider sind Michel Reiters Internetseiten seit einigen Monaten allesamt offline, sowohl die der AGGPG als auch postgender.de. Schadeschadeschade. web.archive.org sei Dank sind aber doch noch viele Texte erhältlich (--> Link neu auch auf der Blogroll). 

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Warum Zwitterforderungen, worin es um "sexuelle Identität" geht statt um "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung", keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung 
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ
- Mit der Hoffnung im Herzen
- Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen! 
- "Intersexualität" = "sexuelle Identität und Lebensweise"??! – Grüne VereinnahmerInnen immer noch nichts gelernt 
- Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" 
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Geschlecht: Zwangsoperiert 
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who killed David Reimer?"
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda?
- Heinz-Jürgen Voß in "Liminalis" 3 (2009) – Zwitter-Vereinnahmung wie gehabt ... 
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- Genitalverstümmelungen an Zwittern als "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems? (Von der Frauenbewegung lernen 2)

Thursday, December 13 2007

Keine Werbung mit unseren zwangsoperierten Körpern!

im berliner strassenmagazin strassenfeger ist ein artikel über intersexualität erschienen (gefunden bei kitty). abgesehen von ein paar verwirrenden passagen ein ganz passabler artikel. einmal mehr wird über intersexualität informiert, was positiv ist.

umfassbar hingegen ist die tatsache, dass unter "quellen" und "nützliche adressen" lediglich transgenderpages und ausgerechnet (siehe hier und hier) das netzwerk intersexualität erwähnt werden. kein wort von xy-frauen.de, intersexuelle-menschen.net, hermaphroditforum, intersex.at oder intersex.ch. alibimässig noch rasch am schluss 101intersex.de, die homepage eines kunstprojektes über intersexualität, erst wer sich dann dort auf die linkpage durchklickt, stösst zu guter letzt doch noch auf die genannten echten intersex-pages.

ich frag mich bloss, wer diesen artikel geschrieben hat und warum diese person bei ihrer recherche über keine einzige homepage gestolpert ist, die von intersexuellen betrieben wird und über intersexualität berichtet! das riecht doch wieder einmal verdächtig nach elender instrumentalisierung von intersexuellen durch transgender und transsexuelle, die unseren namen und das dahinter stehenden leiden missbrauchen, um werbung in eigener sache zu machen!

da muss man sich nicht wundern, wenn ein anwalt einen absurden vergleich mit transsexuellen anstellt, um die klage eines intersexuellen zwangsoperierten menschen in frage zu stellen ...



Tuesday, December 11 2007

MENSCHENRECHTE AUCH FüR ZWITTER

SCHLUSS MIT GENITALEN ZWANGSOPERATIONEN!
DEMO Mittwoch 12.12.07, 09:30h Landgericht Köln, Luxemburger Strasse 101, 50939 Köln

Das ganze Flugblatt zum 12. 12. als pdf zum herunterladen


>>> Christianes Geschichte in ihren eigenen Worten

Warum Christiane Völling vor Gericht geht

Menschen mit Andrenogenitalem Syndrom
(AGS) sind chromosomal weiblich (XX) und haben
Eierstöcke und Gebärmutter. Es handelt sich um
eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung,
bei der es infolge eines Enzymdefektes zu einer
Überproduktion von männlichen Hormonen in der
Nebennierenrinde kommt, was zu einer mehr oder
weniger starken Vermännlichung des äusseren
Genitales führt. So auch bei Christiane, deren AGS
bei der Geburt nicht erkannt wurde und die als
Junge aufgezogen wurde. Erst mit 16 entdeckten die
Ärzte, dass Christiane kein biologischer Mann ist.
Sie wurde in der Folge gedemütigt und unter Druck
gesetzt. Ihre gesunden Eierstöcke und Gebärmutter
wurden ohne ihre Einwilligung entfernt. Durch die
Abgabe von Testosteron vermännlichte Christianes
Körper noch mehr. Hätten die Ärzte mit Christiane
geredet statt sie zu operieren, dann könnte sie
heute glücklich sein. Der Chirurg, der mit seinem
Skalpell ohne lange zu zögern Christianes Körper
unwiderruflich verstümmelt hat, steht heute vor
Gericht.


>>> Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten

Monday, December 10 2007

Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

150 JAHRE INSTRUMENTALISIERUNG UND AUSBEUTUNG VON INTERSEXEN DURCH HOMOSEXUELLE, TRANSSEXUELLE UND FEMINISTINNEN

Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen sich nicht nur mit der Problematik auseinandersetzen, dass ein Zweigeschlechtssystem ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper nicht gelten lässt und mittels Skalpell der Norm anpasst. Sie werden zusätzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass homosexuelle und transsexuelle Bewegungen sowie die feministische Frauenbewegung ihre geschlechtlich uneindeutigen Körper oft als Mittel zum Zweck für eigene Interessen verwenden. In der öffentlichen Wahrnehmung sind zwischengeschlechtlich geborene Menschen längst im (Trans)Gender-Diskurs untergegangen – was den selbsternannten Vertretern der bipolar normierten Gesellschaft noch mehr Macht in die Hände spielt. Die Instrumentalisierung und Ausbeutung von Intersexen durch andere Randgruppen hat Tradition, wie der folgende historische Abriss zeigen soll.


INHALT

1. Karl Heinrich Ulrichs
2. Magnus Hirschfeld
3. John Money
4. Kate Millett / Alice Schwarzer / Judith Butler
5. Transsexuelle
6. Transgender
7. Aufruf zur Wiedergutmachung


1. KARL HEINRICH ULRICHS

Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als “widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Homosexuellen mit Füssen getreten.

Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), Ahnherr der Schwulenbewegung, verschrieb sich dem Kampf gegen den diskrimierenden Paragraphen und veröffentlichte ab 1864 zwölf Schriften “Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe”.

Seine Forderung nach Straflosigkeit homosexueller Handlungen begründete Ulrichs mit seiner Theorie von der weiblichen Seele im männlichen Körper, was beweise, dass Homosexualität nicht krankhaft, sondern eine natürliche, angeborene Veranlagung sei, wie eben der Hermaphroditismus. Ulrichs sprach deshalb von ‚psychischem Hermaphroditimus’ oder ‚psychischer Zwitterbildung’. Das hatte Programm, wurden doch Hermaphroditen damals zwar als eigenartige, aber nicht illegale Wesen betrachtet, die für ihre Zweigeschlechtlichkeit nichts konnten, und waren somit im Gegensatz zu Homosexuellen nicht gesellschaftlich geächtet und kriminalisiert. Mehr noch, Zwitter hatten zu Ulrichs Lebzeiten dank Preussischen Landrecht als einzige Menschen (noch) das Privileg, mit 18 per "Geschlechtseid" selbst entscheiden zu können, welchem Geschlecht sie angehören wollen, und damit einhergehend, ob sie sich straffrei lieber mit Männlein oder mit Weiblein ins bett legten – was Ulrichs als Jurist zweifellos bewusst war. Was lag also näher, als zwecks Entkriminalisierung von Homosexualität diese als besondere Form von Hermaphroditismus zu propagieren und somit zu legitimieren? Ulrichs setzte hier den Grundstein für die Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Hermaphroditen.
- Walter Tilmann: “Das frühe homosexuelle Selbst zwischen Autobiographie und medizinischem Kommentar”  http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-05/05-1-10-d.htm
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinrich_Ulrichs
- Ulrichs-(Krafft-Ebing)-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


2. MAGNUS HIRSCHFELD

Der Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung Magnus Hirschfeld (1868-1935) führte Ulrichs Kampf gegen den § 175 fort und übernahm dessen Vorstellungen von der Homosexualität als psychischem Hermaphroditismus weitgehend in seiner “Lehre von den sexuellen Zwischenstufen” oder unter dem Schlagwort vom “dritten Geschlecht”. Hirschfeld versuchte, diese Theorie immer wieder wissenschaftlich zu untermauern, u.a. durch Untersuchungen über Hermaphroditen (siehe z.B. “Sexualpathologie 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann”). Zur Untermauerung der Analogie von Homosexualität und Hermaphroditismus verwandte Hirschfeld die Begriffe “Intersexualität”, “intersexuell” und “Intersexueller” (in Anlehnung an Richard Goldschmidt, dessen latinisierte Begriffsschöpfung wiederum auf Hirschfelds "Zwischengeschlecht" zurückgeht).

Um glaubwürdiger zu wirken, verleugnete der Eugeniker Hirschfeld (Mitglied der "Gesellschaft für Rassenhygiene") öffentlich lange seine eigene Homosexualität und schilderte Homosexuelle als minderwertig. Er arbeitete mit dem Wiener Physiologen Eugen Steinach zusammen (der u.a. Homesexuelle durch Implantieren von “gesunden” Hetero-Hoden von zwangskastrierten Sexualverbrechern oder von Hermaphroditen “heilte”), ebenso mit dem späteren KZ-Arzt Carl Værnet. Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" führte auch die ersten operativen Geschlechtsumwandlungen durch.
Siehe auch:
- Magnus Hirschfeld - bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren    
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hirschfeld
- Florian Mildenberger: "Diskursive Deckungsgleichheit – Hermaphroditismus und Homosexualität im medizinischen Diskurs (1850-1960)", in: Frank Stahnisch, Dlorian Steger (Hrsg.): Medizin, Geschichte und Geschlecht. Wiesbaden 2005, S. 259-283
- Florian Mildenberger: “Rattenfänger auf Schloß Bellevue”  http://www.gigi-online.de/Rattenf%E4nger23.html
- Peter Kratz: “Das falsche Idol”  http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t357800.htm
- Rezension: “Carl Værnet. Der dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald”  http://www.invertito.de/jahrbuch/inv07/inv07_rez_potthoff_vaernet.html
- Rainer Herrn: “Vom Geschlechtsumwandlungswahn zur Geschlechtsumwandlung”  http://www.genderwunderland.de/forschung/herrn1995.html
(via auf archive.org)
- Rezension: Rainer Herrn: “Schnittmuster des Geschlechts”  http://www.genderwunderland.de/medien/buecher/titel/herrn2005.html
(via auf archive.org)
-  http://reform-akt.de/index.php?title=Medizin_(ist)
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsangleichende_Operation#Anfang_20._Jahrhundert.2FMagnus_Hirschfeld

1919 erschien “Anders als die Andern”, der erste Homosexuellen-Film der Filmgeschichte (Regie: Richard Oswald, wissenschaftliche Mitarbeit: Magnus Hirschfeld). Der Film, der die Nöte von Homosexuellen aufgrund des § 175 schildert, wurde nach wenigen Monaten verboten – als einer der ersten Filme nach der Wiedereinführung der Filmzensur. Als Reaktion auf das Verbot veröffentlichte Magnus Hirschfeld 1927 den Dokumentarfilm “Gesetze der Liebe”. Die “Schlussepisode” (die über 3/4 des gesamten Films ausmachte) enthielt eine leicht gekürzte Fassung von “Anders als die Andern”, als Alibi-Kapitel vorgeschoben wurde eine Abhandlung über das “Zwischengeschlecht beim Menschen, bei Pflanze und Tier”. Diese zweite Fassung von “Anders als die Andern”, die übrigens ebenfalls verboten wurde, beweist wiederum, wie Zwitter von Homosexuellen als Mittel zum Zweck eingesetzt wurden, um eigene Ziele zu erreichen. Während “Anders als die Andern” heute noch in beiden Fassungen restauriert erhältlich ist, sind vom Hermaphroditen-Kapitel bezeichnenderweise nur noch die Zwischentitel überliefert.
-  http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_als_die_Andern_(1919)
- Dokumente zu “Anders als die andern”  http://www.cinegraph.de/cgbuch/b2/b2_03.html
- Zwischentitel “Gesetze der Liebe”  http://www.deutsches-filminstitut.de/collate/collate_sp/se/se_link_28.htm [mittlerweile nur noch via archive org, unvollständig ...]

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitterverstümmler "für einen guten Zweck"
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Jahrzehnte später setzte Rosa von Praunheim der Schwulenikone Magnus Hirschfeld in seinem Film “Der Einstein des Sex. Leben und Werk des Dr. Magnus Hirschfeld” ein Denkmal. Wie sehr die Ausbeutung von Hermaphroditen zu diesem Zeitpunkt in der Schwulenbewegung bereits internalisiert ist, zeigt sich darin, dass Rosa von Praunheim, einer der wohl bekanntesten und tonangebendsten Exponenten, im Jahre 1999 in seinem Film die (historisch nicht belegte) Herkunft des Geldes für die Gründung von Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft" damit erklärt, dass Hirschfeld nach anfänglichem Zögern einem orientalischen Hermaphroditen auf Geheiss dessen Eltern das zwittrige Genital amputierte, um die ihm dafür versprochene Schatztruhe zu erhalten. Treffender als mit dieser von Rücksichtslosigkeit gegenüber Intersexen geprägten Szene lässt sich die Instrumentalisierung von Zwittern durch Hirschfeld & Co. kaum darstellen: die Entstehung des Instituts wurde erkauft mit Geld, an dem das Blut eines zwangsopierten Hermaphroditen klebt.
- Stefan Zweifel: “Opus minus über Dr. Magnus”  http://www.intersexualite.org/Deutsch-Index.html#anchor_481
- Peter Kratz: “Der Streicher des Sex”  http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=derstreicherdessex&jahr=2000&mon=04
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren  
- Offener Brief an Rosa von Praunheim zu Hirschfeld als Zwitterverstümmler
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
-  http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon?type=filmdetail&film_id=250736


3. JOHN MONEY

Der Psychologe und Sexologe John Money (1921-2006) kann als Hirschfelds Erbe betrachtet werden. Money erfand und prägte die Gendertheorie vom sozialen Geschlecht als massgebendem und dem biologischen Geschlecht als vernachlässigbarem Faktor. Zeitgleich perfektionierte sein Team im Johns Hopkins Hospital in Baltimore operative Geschlechtsumwandlungstechniken für Transsexuelle. Davon ausgehend propagierte Money flächendeckend die heute noch gebräuchlichen “geschlechtsangleichenden” genitalen Zwangsoperationen an sämtlichen Intersexen in den ersten zwei Lebensjahren (damit sie sich später nicht erinnern können), wobei die Betroffenen über ihr eigentliches Geschlecht systematisch belogen werden. 100'000e Intersexe wurden und werden nach Moneys Vorgaben zwangsoperiert (allein in Deutschland 1-2 JEDEN TAG) und anschliessend ein Leben lang angelogen. Für die Mediziner ein lukratives Geschäft – mit gravierenden körperlichen und seelischen Folgen für die Betroffenen.

Dem Vorwurf von Kollegen, dass seine Gender-Theorie klinisch nicht bewiesen sei, versuchte Money ein für alle Mal mit einem klassischen “Zwillingsexperiment” zu begegnen: David Reimer, einen Jungen, dem bei einer missglückten Beschneidung der Penis völlig zerstört wurde, liess Money im Alter von 22 Monaten umoperieren und anschliessend als Mädchen aufziehen, dessen Zwillingsbruder musste die Kontrollgruppe spielen. Das Experiment misslang – David Reimer hatte sich immer wieder geweigert, seine Mädchenrolle zu akzeptieren; als er mit 14 die Wahrheit herausfand, wurde er wieder zum Mann. Heute sind Bruce und David Reimer tot, beide haben ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Money gab das Scheitern seines “Experiments” jedoch nie zu.

2002 erhielt John Money die Magnus-Hirschfeld-Medaille, die seit 1990 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen wird. Damit schliesst sich der Kreis.
-  http://en.wikipedia.org/wiki/John_Money
- John Money – der Mythos vom Einzeltäter
- John Colapinto: “The true Story of John/Joan”  http://infocirc.org/rollston.htm
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


4. KATE MILLETT / ALICE SCHWARZER / JUDITH BUTLER

Moneys anscheinend wissenschaftlich untermauerte These wurde von der feministischen Bewegung begierig aufgenommen. Unreflektiert und unhinterfragt diente sie als Beweis dafür, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, dass Weiblichkeit und Männlichkeit keine biologischen, sondern ausschliesslich psychische Identitäten sind. Was Feministinnen schon immer wusste, sahen sie bestätigt durch Moneys Experiment an David Reimer, der passenderweise bei einer missglückten Beschneidung seinen Penis verloren hatte und in der Folge unter Moneys Aufsicht zum Mädchen gemacht wurde: Die perfekte Widerlegung der “angebliche[n] Naturgegebenheit von Männerherrschaft”.

Die damals wichtigste lesbische Aktivistin, Kate Millett, übernahm in ihrem 1970 erschienenen Bestseller “Sexual Politics” Moneys Gendertheorie unter Quellenangabe und propagierte sie (Millett: “Sexus und Herrschaft” 1971, S. 39).

In ihrem 1975 erstmals erschienen Buch “Der kleine Unterschied” lobt Alice Schwarzer Moneys Reimer-Experiment als bahnbrechend und spricht von der Gebärfähigkeit als ohnehin einzigen Unterschied zwischen Männern und Frauen: “Alles andere ist künstlich aufgesetzt, ist eine Frage der geformten seelischen Identität.” Das ‚Mädchen’ werde nach Hormonbehandlung und künstlicher Scheide eine ganz normale Frau sein. Auch in der aktuellen, im September 2004 erschienenen zweiten Auflage der Neuausgabe von 2000 präsentiert Alice Schwarzer nachdrücklich den lebenden Beweis für die Gendertheorie.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"

Eine weitere bekannte Feministin, Judith Butler, setzt ebenfalls voll auf Moneys Gendertheorie. In ihrem 1990 erschienenen einflussreichsten Buch “Gender Trouble. Feminism and the subversion of identity” (“Das Unbehagen der Geschlechter”, 1991) greift Butler den von Money ins Leben gerufenen Begriff ‚Gender’ und die damit verbundene Theorie auf und modifiziert ihn, verzichtet jedoch konsequent darauf, Money in irgend einer Weise zu erwähnen. Z.B. noch in einem Vortrag vom 8. Mai 2001 an der FU Berlin relativierte Judith Butler Money's Verbrechen. Butlers Gendertheorie ist die Namensgeberin des “Gender Mainstreaming”, das heute in der EU als feministische Errungenschaft offizielle Vorgabe ist. Was prompt nicht uneigennützige politische Kritiker auf den Plan ruft wie z.B. Volker Zastrow - bezeichnenderweise aber bisher die einzigen, die Money's menschenrechtswidriges "Zwillingsexperiment" und Judith Butlers unreflektierten Brückenschlag unmissverständlich kritisieren:
- Volker Zastrow: “Politische Geschlechtsumwandlung”  http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Scontent.html
- Volker Zastrow: “Der kleine Unterschied”  http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc%7EE75AE8F760BF94344B9187BB752F34D74%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html


5. TRANSSEXUELLE

Transsexuelle beneiden uns Intersexe darum, dass wir im Gegensatz zu ihnen ohne grosse bürokratische Hindernisse operiert werden (sofern wir nicht zufällig zu den 99% gehören, bei denen das als Baby ohne ihre Einwilligung geschah). Entsprechend dem Vorbild Ulrichs argumentieren sie heute wiederum damit, dass sie “psychisch intersexuell” sind. Ulrichs Theorie der weiblichen Seele gefangen in einem männlichen Körper als Beweis für den “psychischen Hermaphroditismus” von Homosexuellen findet “heute bei der Selbstcharakterisierung von Mann-zu-Frau-Transsexuellen weltweit Verwendung”.
- Claudia Lang: Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechtern, 2006

Im Internet wird Hermaphroditismus resp. “Intersexualität” auf unzähligen Transsexuellen-Homepages zur Unterkategorie von Transsexualität degradiert respektive eingangs alibimässig erwähnt, um in der Folge über Operationsmethoden zu diskutieren. Vornehm aussen vor gelassen wird dabei, dass praktisch alle Intersexe angelogen und gegen ihren Willen zwangsoperiert werden!

Einige wenige Beispiele für die unsägliche Vermengung von körperlicher Zweigeschlechtlichkeit und Transsexualität, wie sie heute den öffentlichen Diskurs dominieren:

“Man könnte sagen, daß Transsexuelle Hermaphroditen sind, solange sie noch nicht operiert wurden, denn ihre Seele ist ganz weiblich oder männlich, und der Körper ist bis auf Ausnahmen ganz männlich oder weiblich.”
Frau Dr. Inoszka Prehm,  http://www.transgender.at/infos/allgemein/aspekte.html

“Trans- u. Intersexuelle Menschen werden leider heute noch oft gemobbt, diskriminiert und ausgestossen nur weil die Tatsache der Realität und Existenz von Transsexualität falsch verstanden und falsch behandelt wird.” (Beachte, wie einmal mehr im zweiten Satzteil plötzlich nur noch von der “Realität und Existenz von Transsexualität” die Rede ist.)
 http://www.tas-org.ch/

Desgleichen ist das biologische Zwitter-Symbol derart von den Transsexuellen vereinnahmt, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr in seinem eigentlichen Sinn verstanden wird.
 http://www.genderwunderland.de/index.html
[Nachtrag: Der Inhalt der gesamten Domain wurde inzwischen ausgetauscht. Die ursprüngliche Seite mit dem geklauten Zwitter-Symbol auf archive.org: http://web.archive.org/web/20070621143429/http://www.genderwunderland.de/]

Mit dieser Vereinnahmung, Ausbeutung und Unsichtbarmachung von Intersexualität unterstützen Transsexuelle die Mediziner darin, Intersexe als Menschen mit einer Störung abzustempeln, die man operieren muss. Denn damit ist die medizinische Zwangszuweisung legitimiert und das lukrative Geschäft gesichert – zwar auf Kosten der Menschenrechte und der körperlichen und seelischen Unversehrtheit der Hermaphroditen, doch das interessiert ja eh niemand.
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität"


6. TRANSGENDER

Zur Illustration lediglich ein einzelnes Beispiel: Die Homepage mehr-geschlechter.de stellt sich nach aussen als von “Intersexuellen” betrieben dar. Im Lead-Text “Ich bin weder Mann noch Frau!” auf der Eingangsseite werden zwar im ersten Satz Intersexuelle und Operationen an diesen angesprochen, bezeichnenderweise jedoch nicht, dass diese als Zwangsoperationen und -kastrationen ohne Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Einmal mehr dient die Erwähnung von Hermaphroditen lediglich als Überleitung zu den eigenen Partikularinteressen: “Denn auch alle anderen Menschen werden von Geburt an mit dem Zwang konfrontiert männlich oder weiblich zu sein. Alle werden entsprechend eingeordnet und behandelt und ordnen selber ein und handeln.” Dieser Text ist auch Bestandteil von Plakaten mit dem Konterfei von Lesben, Trans[sexuell]en und/oder Drag Kings, die man unter “Motive” downloaden kann. Und unter “Bücher zum Thema Intersexualität” werden AUSSCHLIESSLICH Texte über Queer-Theorie, Gender, Transsexualität und lesbischen Feminismus aufgelistet. Fazit: Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Ausbeutung in Reinkultur.
 http://mehr-geschlechter.de/
 http://mehr-geschlechter.de/buecher.de.html
 http://mehr-geschlechter.de/motive.de.html

Heute ist es soweit, dass z.B. auf Wikipedia oder im google open directory Hermaphroditismus bzw. “Intersexualität” frech als UNTERABTEILUNG von Transgender/Transsexualität rubrifiziert wird!
 http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Transgender_und_Intersexualit%C3%A4t
 http://www.google.de/Top/World/Deutsch/Gesellschaft/Menschen/Transgender/Intersexualit%C3%A4t/


7. AUFRUF ZUR WIEDERGUTMACHUNG

Ulrichs, Hirschfeld, Money, Butler & Co. haben ganze Arbeit geleistet – nicht zuletzt dank 150 Jahren erfolgreicher Instrumentalisierung zwischengeschlechtlicher Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen Homosexuelle schlecht da, waren kriminalisiert und geächtet, Frauen hatten kein Wahlrecht, beide Gruppen waren in ihren Rechten auf sexuelle Selbstbestimmung stark diskriminiert. Demgegenüber waren Hermaphroditen einigermassen akzeptiert und durften im Alter von 18 Jahren selbst entscheiden, welches Geschlecht sie annehmen wollten (wenn sie sich auch für eines von zwei entscheiden mussten). Heute ist es genau umgekehrt: Homosexuelle haben sich etabliert und sich ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich erstritten, Frauen können weit gehend über ihr Leben und über ihre Sexualität selbst entscheiden. Intersexe werden hingegen durchgehend als Kleinkinder ohne ihre Einwilligung genital zwangsoperiert, kastriert, ein Leben lang angelogen und – totgeschwiegen. Auch von Schwulenbewegung, Feministinnen usw. Während z.B. Proteste gegen Zwangsbeschneidungen und jungen Frauen in Afrika selbstverständlich sind und zum guten Ton gehören, werden genitale Zwangsoperationen und Kastrationen von Intersexen aus nahe liegenden Gründen verdrängt und ausgeblendet.
- Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF) http://kastrationsspital.ch/public/PLETT_intersexualitaet.pdf
- Antke Engel: Ene mene meck, und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel%3A-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997

Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen, Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen. Über die 150-jährige Geschichte der Vereinnahmung der Intersexe und ihrer Folgen für die Betroffenen kann sich jeder Mensch informieren – wenn er denn will.

Wir rufen die Fortschrittlichen unter den Schwulen, Lesben, Transsexuellen, Feministinnen usw. auf, eure eigene Geschichte kritisch neu zu bewerten und einen Beitrag zu leisten, das Unrecht wieder gut zu machen, an dem ihr massgeblich beteiligt seid. Hört auf, in unserem Namen zu sprechen (und dabei doch nur eure eigenen Partikularinteressen zu verfolgen)! Hört auf, unser Symbol zu stehlen und zu entwerten!

Steht uns z.B. am 12.12.2007 in Köln solidarisch zur Seite, wenn es darum geht, genitale Zwangsoperationen an Intersexen anzuprangern – anlässlich eines Prozesses eines ohne seine Einwilligung operierten zwischengeschlechtlichen Menschen gegen seinen Arzt. Hört endlich auf, uns zu instrumentalisieren, sondern unterstützt uns in unserem Kampf um Selbstbestimmung, ohne uns dabei von Neuem zu vereinnahmen!

Demo Mittwoch, 12.12. 9:30 vor dem Landgericht in Köln. Kommt dunkel gekleidet, kein pink und kein lila!
 http://de.indymedia.org/2007/11/199653.shtml



Nella & Seelenlos


siehe auch http://de.indymedia.org/2007/12/201883.shtml

nachtrag: ---> Wikipedia vs. Zwitter

nachtrag: ---> Homo- & Transsexismus auf Wikipedia, reloaded

nachtrag: ---> Etwas  Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...

nachtrag: ---> Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik-aus-2002

nachtrag: ---> "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"

Sunday, October 28 2007

Forderungen zwischengeschlechtlicher (intersexueller) Menschen


U N S E R E   F O R D E R U N G E N

(1) Keine Zwangsoperationen
Zwischengeschlechtlich geborene Kinder dürfen nicht ohne ihre Zustimmung irreversiblen geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen werden. Geschlechtsangleichende Operationen werden nur mit dem Einverständnis der betroffenen zwischengeschlechtlichen Person durchgeführt.
Ausnahmen: Ist das Leben  des zwischengeschlechtlichen Kindes ernsthaft bedroht (zum Beispiel bei AGS mit Salzverlust) oder seine Lebensqualität bereits nach der Geburt beeinträchtigt (zum Beispiel bei Harnwegproblemen), dürfen die Ärzte mit Zustimmung der Eltern medizinisch indizierte Eingriffe (und nur diese) vornehmen.

(2) Das Individuum respektieren
Zwischengeschlechtlich geborene Menschen müssen altersgerecht und stufenweise über ihre Besonderheit informiert werden. Der Kontakt zu anderen zwischengeschlechtlich geborenen Menschen muss nicht nur ermöglicht, sondern von den Eltern und der Ärzteschaft auch aktiv gefördert werden.

(3) Die Eltern informieren
Wenn ein zwischengeschlechtliches Kind geboren wird, ist die Ärzteschaft verpflichtet, die Eltern vollumfänglich zu informieren und in der Folge eine erwachsene zwischengeschlechtliche Person (Vertreterin einer zwischengeschlechtlichen Organisation) als Beraterin und Begleiterin bei zu ziehen. Die Eltern müssen durch eine betroffene Person beraten und begleitet und somit stärker für die Thematik sensibilisiert werden.

(4) Die Gesellschaft sensibilisieren
Zwischengeschlechtlichkeit wird im Biologieunterricht und in sozialen Fächern an den Schulen ab sofort Pflichtfach. Es gibt keine(n) Schüler(in) mehr, der/die noch nie etwas von Zwischengeschlechtlichkeit gehört hat.
In der Ausbildung von ÄrztInnen, Krankenschwestern, PflegerInnen, LehrerInnen, KindergärtnerInnen, Psychologinnen, SozialarbeiterInnen etc. wird Zwischengeschlechtlichkeit ab sofort Pflichtfach. Es gibt niemanden mehr, der seine Ausbildung in einem medizinischen oder sozialen Beruf absolviert hat, ohne jemals etwas über Zwischengeschlechtlichkeit gehört zu haben.

 

 

U N S E R   A N L I E G E N

Unser Anliegen ist es, zwischengeschlechtliche Menschen in der Schweiz und Umgebung zu erreichen, sie aus ihrer Isolation, in die sie durch Tabuisierung, durch die Behandlung durch Eltern und Ärzte geraten sind, herauszuholen, um sie über Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) zu informieren und ihre Lebensqualität zu steigern.

Zwischengeschlechtlichkeit (Intersexualität) ist keine Krankheit und schon gar nicht etwas, wofür man sich schämen muss. Mit unserer Homepage wollen wir eine Anlaufstelle sein, über Intersexualität aufklären und somit zur Enttabuisierung beitragen.

Das Gefühl, allein zu sein, mit niemandem darüber reden zu dürfen, bestimmt das Leben vieler zwischengeschlechtlichen Menschen. Es ist befreiend, wenn man mit Menschen über das eigene Erleben und die eigenen Leiden reden kann, die Ähnliches erlebt haben. In unserer Selbsthilfegruppe möchten wir einander bei der 'Rückeroberung' der uns vorenthaltenen Wahrheit unterstützen.

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