Friday, August 27 2010

Diskussionen über Zwitter @ Freigeisterhaus + Brigitte Young Miss

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Kann ein Zwitter Sünde sein?Offensichtlich brachte der Start von Mokgadi Caster Semenya am letzten Sonntag in Berlin das Thema wieder vermehrt ins öffentliche Interesse – das eine oder andere "übliche" Fettnäpfchen inklusive:

>>> Freigeisterhaus       >>> Brigitte Young Miss

Kommentar: Bemerkenswert, wie anscheinend auch unter "Normalos" bei diesem Thema mittlerweile relativ schnell nicht nur der Aspekt der genitalen Zwangsoperationen an sich, sondern gleichzeitig auch deren Fragwürdigkeit in die Diskussion Einzug halten.

Anscheinend waren die Bemühungen der letzten 14 Jahre zur Beendigung des Tabus um die an Zwittern systematisch begangenen medizynischen Verbrechen nicht ganz wirkungslos ...

Meine 2 Cent: Wenn erstmal mindestens 50% der Menschen auf der Strasse Bescheid wissen, was in "unseren" Kinderkliniken genau vor sich geht, sind die Tage der GenitalabschneiderInnen gezählt.

Siehe auch:
- Caster Semenya startet am Sonntag in Berlin – IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen (XXIV)
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

Tuesday, August 24 2010

"Wie Intersexuelle im Sport diskriminiert werden" - CeiberWeiber 22.8.10 + Zeit + FAZ + mehr (XXV)

>>> Nachträge 1-5

IOC IAAF: Intersex - Guilty by Suspicion

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungener Artikel von Alexandra Bader auf der Homepage des Österreichischen Frauenmagazins "CeiberWeiber" (fast gleichzeitig mit dem ebenfalls exzellenten "Zwitter im Sport: Intersexuelle kämpfen für Caster Semenya" auf news.de).

Der Artikel verbindet das aktuelle Geschehen um Mokgadi Caster Semenya und Santhi Soundarajan mit einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte des "intersexuell" geborenen Österreichischen Skifahrers Erik Schinegger aus feministischer Perspektive. Schinegger war wie die meisten "Intersexuellen" als Frau aufgewachsen. 1968 wurde die damalige Erika Schinegger nach der Einführung der ersten Geschlechtstests ("Barr-Körperchen-Test" a.k.a. "Sex-Chromatintest", kam noch bei Santhi Soundarajan zum Einsatz), den Schinegger "nicht bestand", von Frauenwettkämpfen ausgeschlossen, zugleich wurden ihr alle Titel und Medaillen genommen. 2005 erschien ein Dokumentarfilm über seine Geschichte.

Ebenfalls am 22.8. gingen auch 2 Mainstreammedien im Vorfeld von Caster Semenyas Start in Berlin am Rande auf das Thema ein.

Nämlich >>> Zeit-Online:

Der lange Zeitraum bis zur Entscheidung hat jedoch allerhand Spekulationen aufkommen lassen. Zunächst hieß es, IAAF-Präsident Lamine Diack sei schlicht zu bequem, um den Fall schnell zu lösen.

Das wäre, wenn man das Gebaren in solchen Kreisen kennt, wenig überraschend. Es ist aber noch ein anderes Gerücht aufgetaucht. Das Gerücht geht so: Die IAAF habe Semenya zu medizinischen Eingriffen gedrängt, um mögliche Wettbewerbsvorteile zu beseitigen – sei es eine Operation oder eine Hormonbehandlung. Das Gerücht lässt sich vielleicht damit nähren, dass sie nun schmaler aussieht, nicht mehr so muskulös. „Ich will nicht über jemanden reden, der größer ist als ich“, sagt Semenya über die IAAF, „da müssen Sie die Big Boys beim Verband fragen.“

Sowie >>> FAZ.net:

Von da an stand sie im Mittelpunkt juristischer Auseinandersetzungen, war Gegenstand politischer Polemik und hatte sich womöglich sogar einer Hormonbehandlung oder einer Operation unterziehen müssen, um wieder mit den besten Läuferinnen der Welt ins Rennen zu dürfen.

Nach den erneuten Sieg von Caster Semenya in Berlin erschienen zudem in englischsprachigen Medien eine Reihe von Berichten, worin unterlegene Konkurrentinnen die Teilnahme Caster Semenyas mehr oder weniger offen kritisierten, bis hin zur erneuten indirekten Verunglimpfung als "Mann", vgl. New York Times (ebenfalls publziert im Jakarta Globe), der englische Telegraph, Salon.com und die International Herald Tribune, sowie ein gelungener Kommentar auf CBSSports.com, auf deutsch vgl. bisher FinanzNachrichten.de.

Caster Semenya wird dessen ungeachtet laut International Herald Tribune bereits am nächsten Freitag 27.8.10 am Diamond League Finale in Brüssel ihr nächstes Rennen bestreiten.

Danach stehen 2 Rennen in Italien an, u.a. die Notturna di Milano am 9. September sowie möglicherweise ein weiteres in Südafrika, bevor Caster Semenya vom 3.-14. Oktober an den Commonwealth Games in Delhi teilnimmt, wozu Südafrika sie nach anfänglichem Zögern inzwischen in die Mannschaft aufgenommen habe.

Nachtrag: Oben inzischen den korrekten Link auf CeiberWeiber gesetzt, oops (bin übrigens für Hinweise auf solche Peinlichkeiten immer froh, danke).

Nachtrag 2: Auf >>> Queer.de erschien heute 24.8.10 ein weiterer Artikel. Es geht vor allem um die Beschuldigungen, Caster sei "ein Mann", plus mit einem letzten Abschnitt "Caster Semenya intersexuell?", der sich wiederum auf den news.de-Artikel vom Sonntag bezieht. Und der es tatsächlich fertig bringt, Nella ein Zitat von sage und schreibe IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss in den Mund zu legen, vgl. Nellas Kommentar #3 (--> unter dem Artikel). So schnell geht's ... Nachtrag 3: Wenn Schurnalisten zu sehr abschreiben: Genau dieselbe peinliche Unterstellung am nächsten Tag 25.8.10 auf >>> schwulissimo.de – noch dazu ohne Quellenangabe oder Kommentarmöglichkeit ... 

Nachtrag 4: Gelungener Kommentar von AP-Sportkolumnist John Leicester auf >>> USA Today mit übersetztem Titel: "Schweigen über Semenya öffnet Tür zu Ignoranz". Leicester argumentiert, die Taktik des IAAF, nur mit einer 56-Wort-Meldung Caster Semenyas Zulassung zu eröffnen, sowie dass weiter nichts bekannt gegeben werde, erweise sich als "Fehler", weil es Gelegenheit schaffe für hässliche Einflüsterungen und Gerüchte. Der IAAF habe z.B. offen legen sollen, ob Semenya medizinische Massnahmen auf sich habe nehmen müssen oder nicht; dies sei auch möglich, ohne Verletzung ihrer Privatsphäre wie bzw. Öffentlichmachung ihrer medizinischen Akte. Es bestünden viele offene Fragen über [als] Zwitter [Verdächtigte] im Sport, zum Teil auch berechtigte betreffend Fairness für alle Wettkampfteilnehmerinnen, und Tabuisierung würden sie nicht aus der Welt schaffen, sondern verstärken. Jemand müsse hier für Aufklärung und Fortschritt sorgen. Es könne nicht verlangt werden, dass Caster dies auch noch übernehmen könne nach allem, was sie durchlitt, weshalb hier ihre Anwälte, ihr Manager oder der IAAF gefordert seien. Meine 2 Cent: Hört, hört! Meiner Meinung nach gehört hier allerdings vor allem erstmal der IAAF als Hauptverantwortlicher gehörig in die Pflicht genommen. (Ausserdem, was ich hier wohl nicht weiter ausführen muss, sind Wendungen wie "Geburtsfehler" und "Störung der Geschlechtsentwicklung, wie sie leider auch Leicester gebraucht, verletzend und schädlich.)

Nachtrag 5: Inzwischen hat auch >>> IVIM/OII Deutschland ein kurzes Statement veröffentlicht. Schade nur, dass IVIM anscheinend wieder erstmal den Sport bzw. die Gesellschaft als solche ändern will, bevor dann vielleicht auch mal die Menschenrechte "Intersexueller" in den realexistierenden Gegebenheiten durchgesetzt werden sollen.

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Monday, August 23 2010

"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungene Online-Lokalmeldung pünktlich zu Beginn der Aktion auf der Homepage des Zentralschweizer Medienverbundes LZ Medien mit folgendem Lead: "Zwischengeschlecht.org organisiert eine Demonstration in Luzern. Die Initianten werfen dem Luzerner Kantonsspital Menschenrechtsverletzung vor." Auch der Rest der Meldung verdient das Prädikat: Kurz & bündig! Danke!

Zuvor war bereits in der überregionalen Sonntags-Printausgabe aus dem gleichen Hause ein interessanter, ganzseitiger Beitrag erschienen in im Bund "Wissen", Montag soll eine weitere Kurzmeldung folgen.

Fettes Dankeschön an alle, die kamen!

Fortsetzung folgt ...

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>>
"Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

>>> Inselspital Bern 2009                   >>> Kinderspital Zürich 2008

Sunday, August 22 2010

"Zwitter im Sport: Intersexuelle kämpfen für Caster Semenya" - news.de, 22.8.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungener Artikel von Isabelle Wiedemeier. Danke!

Wir wünschen Caster Semenya viel Erfolg beim heutigen Rennen! Und fordern die internationalen Sportverbände auf, die Menschenrechte von als Intersexuelle verdächtigten Sportlerinnen nicht mehr länger mit Füssen zu treten.

Nachtrag: "Wie Intersexuelle im Sport diskriminiert werden" - CeiberWeiber 22.8.10

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen

Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Menschenrechte auch für Zwitter!

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden

Wie in Basel, Bern, Lausanne, Genf, St. Gallen und Zürich werden die Zwangsbehandlungen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen auch im Kinderspital Luzern experimentell durchgeführt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Offensichtlich sind es in auch Luzern nicht wenige. PD Dr. med. Marcus-G. Schwöbel, Chefarzt der Kinderchirurgie im Kantonsspital Luzern, nannte vor 2 1/2 Jahren die Zahl von "rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen", an denen er bisher "beteiligt" gewesen sei. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Eltern von Kindern, die an einem intersexuellen Genitale leiden, stehen vor einem Dilemma. Sie fragen sich, ob ihr Kind nun ein Bub oder ein Mädchen ist, und wollen ihrem Kind die Möglichkeit geben, eine bestimmte Richtung zu leben. Die Idee unserer Chirurgie ist, dass wir versuchen, dem Kind die äusseren Formen zu geben, die seiner Geschlechtsidentität am besten entsprechen. (Schweizer Familie 24.02.2005)

In der Regel [sind die Kinder bei diesen Eingriffen] etwa zwei Jahre alt. Bis Mitte der Neunzigerjahre war es üblich, noch früher zu operieren, da man Fälle von Intersexualität als Notfälle betrachtete. (Schweizer Familie 24.02.2005)

Kurz, für Dr. Schwöbel sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' Genitalien schlicht "der in Anführungszeichen normale Weg". (Rundschau 19.12.2007)

Weil die Gesellschaft so gebaut ist und weil jetzt aus der Evolution raus auch schon bei Wenigzellern ganz klar eine Geschlechtsbestimmung vorhanden ist. Bei Würmern, bei Fliegen, bei Mücken haben sie auch schon ganz klar Männchen und Weibchen und sie haben die sexuelle Fortpflanzung [...]. (Rundschau 19.12.2007)

Das sind Menschen, die mit zwei Möglichkeiten auf die Welt kommen. Und man entscheidet sich dann für die Möglichkeit, von der wir meinen, dass sie für den Menschen am Adäquatesten ist. (Rundschau 19.12.2007)

Die betroffenen Menschen selbst haben bei dieser "grossen Entscheidung" (Rundschau 19.12.2007) im Kinderspital Luzern allerdings bisher kein Mitbestimmungsrecht ...

Zwar deutete Dr. Schwöbel 2008 an, aufgrund juristischen Drucks allenfalls eine Änderung dieser menschenrechtswidrigen Praxis in Betracht zu ziehen:

Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Der angesprochene Kölner Chirurg wurde inzwischen letztinstanzlich verurteilt.

Trotzdem blieb die Praxis im Kinderspital Luzern bisher unverändert, sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern etwa bei "Störungen der Genitalentwicklung und der Geschlechtsdifferenzierung" oder "Hypospadie" nach wie vor im Angebot ...

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

 

Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- "Der Beschneidungsskandal": Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Beschneidungsexpertin: Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Friday, August 20 2010

Caster Semenya startet am Sonntag in Berlin – IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen (XXIV)

Protest vor dem IOC Hauptsitz in Lausanne, 19.11.09 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

IOC IAAF: Intersex - Guilty by SuspicionMit als Zwitter verdächtigten Athletinnen machen die internationalen Sportverbände kurzen Prozess: "Intersexuelle", "Hermaphroditen" (und alle, die das Internationale Olympische Komitee IOC, der Weltathletikverband IAAF und ihre Teilverbände dafür halten) werden genötigt, stillschweigend ihren Rücktritt zu geben.

Wer sich diesen intransparenten und willkürlichen "Fall-zu-Fall"-Entscheiden nicht widerspruchslos fügt, wird durch gezielte "Indiskretionen" den Medien zum Frass vorgeworfen und ohne ordentliches Verfahren von weiteren Starts ausgeschlossen.

Der südafrikanische Sportprofessor Timothy Noakes im Mai dieses Jahres:

 

"Insgesamt 8 intersexuelle Frauen wurden bisher von Wettkämpfen ausgeschlossen – soviel ich weiss mit der Warnung, dass sie öffentlich blossgestellt würden, sollten sie es wagen, einen Wirbel daraus zu machen."

 

Die Medizinethikerin Claudia Wiesemann (Göttingen) im Anschluss an die WM 2009:

"Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) streut Gerüchte, die Siegerin des 800-m-Laufs der Frauen, Caster Semenya, bei der Leichtathletik-WM in Berlin "sei vielleicht gar keine Frau", sie "sei vielleicht ein Mann". Damit ruiniert der Verband leichtfertig ein Sportlerleben. [...] Die IAAF müsste solche jungen Menschen eigentlich vor den Folgen einer weltweiten Stigmatisierung schützen."
 

Diskriminierung von Zwittern im Sport

Wie die Minderheit der publik gewordenen Fälle "verdächtigter" Athletinnen zeigt, treiben IOC und IAAF ihr unfaires und entwürdigendes Spiel seit Jahrzehnten:

  • María José Martínez-Patiño: 1985 zu Unrecht ausgeschlossen und alle Medaillen aberkannt, erst nach langjährigem Gerichtsverfahren rehabilitiert – zu spät für eine weitere Sportkarriere.
     
  • Santhi Soundarajan: 2006 nach in einem intransparenten Verfahren ausgeschlossen und Medaillen aberkannt, bis heute unrehabilitiert – die indischen Sportverbände liessen sie schmählich im Stich, das IOC drückt sich bis heute vor jeglicher Verantwortung.
     
  • Sarah Gronert: Die aufstrebende Tennisspielerin wurde von anderen Spielerinnen gemobbt, bis sie 2008 ihre Karriere vorübergehend unterbrach – ohne dass die Verbände sie aktiv gegen diese Diskriminierung geschützt hätten.
     
  • Caster Semenya: Hätte sich nicht der südafrikanische Sportverband und die Südafrikanische Regierung entschlossen hinter sie gestellt, und wäre sie nicht umgehend von einem internationalen Anwaltsteam umsonst unterstützt worden, hätte sie fraglos mehr als "nur" ihre Würde und ein Jahr ihres Lebens verloren.


Im Westen werden die meisten Zwitter schon als Kinder chirurgisch verstümmelt

Es ist kein Zufall, dass vor allem Athletinnen aus der "3. Welt" den Sportverbänden ins Visier geraten: In der "westlichen Welt" werden Zwitter (und was die Ärzte dafür halten) in der Regel als Kleinkinder durch kometische Genitaloperationen zu "richtigen" Mädchen und Jungen "gemacht" – was die Betroffenen seit bald zwei Jahrzehnten öffentlich als "Genitalverstümmelung" anklagen.

Die Parallelen der chirurgischen Genitalverstümmelungen an Zwittern in westlichen Kinderkliniken zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika werden seit Jahren auch von internationalen Menschenrechtsorganisationen, Frauenorganisationen, JuristInnen und wissenschaftlichen ExpertInnen unterstrichen.

Laut den BMBF-finanzierten Hamburger und Lübecker Evaluationsstudien von 2007 und 2008 sind im deutschsprachigen Raum über 90% (!) aller jugendlichen und erwachsenen Zwitter genital zwangsoperiert, fast die Hälfte davon (!) gar mehrfach (PDF -> S. 3 "Beschreibung des Samples").

Es ist aktuell das erklärte Ziel der Sportverbände, als Zwitter verdächtigten Athletinnen, die das Glück hatten, unverstümmelt aufzuwachsen, solche menschenrechtswidigen Operationen nachträglich aufzuzwingen, sofern sie nicht ausgeschlossen werden wollen.

IOC und IAAF: Immer noch nichts gelernt

Bis heute hat der Weltathletikverband IAAF auch im "Fall" von Caster Semenya nichts unternommen, das durch seine "Indiskretionen" ausgelöste menschliche Leid zu sühnen. Hartnäckig halten sich vom IAAF unbestrittene Gerüchte, Caster Semenya habe ihre Wiederzulassung mit einer hormonellen Zwangs"therapie" erkaufen müssen. Und das IOC stellt sich weiterhin gegen Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan.

Zwar wollen IOC und IAAF beide ihre Regeln für die Teilnahme von intersexuellen (und als solchen verdächtigten) Athletinnen auf 2011 neu überarbeiten.

Statt die Zwitter und Ihre Organisationen dabei angemessen miteinzubeziehen, verweigern IOC und IAAF bis heute jeglichen Dialog

Statt sich jedoch künftig um mehr Fairness und Transparenz zu bemühen, setzen IOC und IAAF auf Drohungen und medizinisch nicht notwendige Zwangseingriffe.

Ein Zitat von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist vom Januar 2010 nach einem von IOC, IAAF und FIFA gesponsorten Mediziner-Symposium spricht diesbezüglich Bände:

Unter den zentralen Schlussfolgerungen befindet sich ein Vorschlag, Gesundheitszentren einzurichten, worin Experten Atheletinnen mit "Störungen der Geschlechtsentwicklung" diagnostizieren und behandeln würden. In den meisten Fällen, sagte Ljungqvist, würden diese Behandlung benötigen wie Operationen und Hormontherapie.

Noch deutlicher wurde die IOC-Expertin Maria I. New (gegen die inzwischen Untersuchungen der US-Arzneimittelbehörde FDA und der US-Überwachungsstelle für medizinische Humanexperimente OHRP laufen):

"Diejenigen, welche in die Behandlung einwilligen, werden eine Starterlaubnis erhalten. Diejenigen, die eine Behandlung auf einer Fall-zu-Fall-Basis verweigern, werden keine Starterlaubnis erhalten."

So assoziieren sich die internationalen Sportverbände IOC, IAAF und FIFA ausgerechnet mit ZwangsbehandlerInnen, die seit Jahr und Tag international in der Kritik stehen wegen menschenrechtswidrigen GenitalOPs und illegitimer Humanforschung unter Umgehung von gesetzlich geforderten, unabhängigen Ethikkomitees.

22.8.2010: Protest gegen Genitalverstümmelungen

Wenn Caster Semenya am kommenden Sonntag, den 22.8.10 am 69. Internationalen Stadionfest ISTAF im Berliner Olympiastadion ihr erst 3. Rennen läuft seit ihrem Weltmeisterschaftssieg ebendort 2009 und dem nachliessenden, 11-monatigen und unwürdigen IAAF-"Geschlechterverfahren", ist ihr die weltweite Solidarität von Zwittern und ihren Organisationen gewiss.

In der Schweiz wird die Menschenrechtsorganisation Zwischengeschlecht.org gleichentags zum 3. Mal einen friedlichen Protest vor einer Genitalverstümmler-Kinderklinik durchführen.
 

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya 
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Thursday, August 19 2010

Genitalverstümmelung in der westlichen Welt - Marion Hulverscheidt, 2000

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Marion Hulverscheidt:
"Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum." Dissertation (2000)
Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag, 2002

In ihrer Dissertation geht Marion Hulverscheidt auf S. 19 auch kurz auf die chirurgischen Genitalverstümmelungen an Zwittern ein:

In der aktuellen Debatte um die weibliche Genitalverstümmelung bei afrikanischen Ethnien wird erwähnt, dass es auch in der westlichen Welt eine Form von Genitalverstümmelung gibt, die starke Ähnlichkeit mit der Verstümmelung afrikanischer Mädchen und Frauen hat: die chirurgisch-plastische Korrektur der Genitalorgane bei Menschen mit einem nicht eindeutig zu bestimmenden Geschlecht, den Intersexuellen. Die an diesen Kindern in frühester Kindheit durchgeführten Operationen und Eingriffe wie Dilatationen einer "zu engen Vagina" wirken hochtraumatisierend auf diese Menschen.

Weiter liefert Hulverscheidt auf S. 21 eine präzise Definition des Begriffs "Verstümmelung", anhand welcher klar wird, wieso auch die menschenrechtswidrigen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern klar als Genitalverstümmelungen anzusprechen sind:

Der Terminus Verstümmelung bezeichnet einen Eingriff in die körperliche Integrität. Eine Verstümmelung hat zum Zweck, gesunde Teile des Körpers oder von Körperorganen zu entfernen. Sie verursacht damit einen bleibenden Schaden. Der Körper als ganzes – und der Mensch – ist nach diesem Eingriff unwiderruflich verändert.

Trotzdem werden von unbeirrbaren "Halbgöttern in Weiss" auch 10 Jahre später unverändert wehrlose Kleinkinder irreversibel genitalverstümmelt – allein in Deutschen Kinderkliniken JEDEN TAG mindestestens 1 Kind, sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

Siehe auch:
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit
- Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV - Fana Asefaw, Daniela Hrzán, 2005
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...

Sunday, August 15 2010

Neue US-Medienberichte über die Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen (Updates 3)

>>> Nachtrag

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die "Saure-Gurken-Zeit" macht's möglich – während der letzten Wochen erschienen weitere Medienberichte über die wegweisende US-Kampagne gegen Dexamethason-Zwangsbehandlungen, wenig überraschend meist mit speziellem Augenmerk auf die u.a. von Prof. Dr. Maria I. New und Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg propagierten "Nebeneffekte", wonach die "Behandlungen" (auch) hilfreich seien gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen":

Am 26.7.10 erschien auf >>> History News Network eine Übersicht zur Problematik aus der Feder von Elizabeth Reis, bekannt für ihre einschlägige Buchveröffentlichung "Bodies in Doubt. An American History of Intersex". Darin greift Reis auch die Kampagne gegen den Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas auf. Und unterstreicht einmal mehr das Faktum, dass seinerzeit nur die wenigsten erwachsenen Zwitter in OPs einwilligten, weshalb sich die Medizyner an den 1950ern auf Kleinkinder fokussierten. Reis zeigt sich "erschüttert" und "aufgewühlt" über beide Formen von Zwangsbehandlungen und hält abschliessend u.a. fest:

Solches Herumpfuschen mit Hormonen oder radikale anatomische Veränderungen können gefährlich sein für die individuelle Gesundheit. Pränatales Dexamethason wurde zum Beispiel in Zusammenhang gebracht mit kognitiven und Gedächtnisproblemen, und chirurgische Klitorisverkleinerungen reduziert die sexuelle Empfindlichkeit. Beide Behandlungen werden einzig durchgeführt, um Menschen an unsere engen Ideale von "Normal" anzupassen.

Am 6.8.10 erschien auf >>> Bloomberg Business Week unter der Rubrik "HealthDay News" ein Artikel von Dennis Thompson über pränatale Dexamthason Zwangs"therapien". Maria I. New verweigerte (wie mittlerweile gewohnt) jegliche Fragen zur Thematik, veröffentlichte jedoch ein schriftliches Statement, in dem sie pikanterweise jegliche Beteiligung an Zwangsbehandlungen "in den letzten sechs Jahren" rundheraus abstritt. Was es für Alice Dreger eine wirksame Entgegnung einfach machte, da doch Maria I. New auf der Homepage ihrer "Maria New Children's Hormone Foundation" mit der Behandlung von "600 schwangeren Frauen mit dem Risiko einer Geburt eines Kindes mit AGS/CAH" prahlt.

Weiter greift der Artikel die Ankündigung der kommenden US-Leitlinie auf, welche pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen zum ersten Mal ausdrücklich als "experimentelle Prozedur" einstuft, die nur im Rahmen bewilligter klinischer Tests durchgeführt werden dürfe (dieser Blog berichtete). Neben Alice Dreger kommen als Kritikerinnen auch Ellen K. Feder und Anne Tamar-Mattis (letztere von "Advocates for Informed Choice AIC") zu Wort.

Am 10.8.10 berichtete auch >>> aolhealth.com über die Kritik an Maria I. News "Behandlungen". Die Autorin Deborah Huso hält ihrerseits fest, Maria New habe "wiederholt abgelehnt, die Vorwürfe in den Medien zu kommentieren", und sei auch für AOL Health unerreichbar geblieben. Deborah Huso fährt deshalb den Endikrinologen Dr. Claude Migeon auf vom (ausgerechnet) Johns Hopkins Children's Center (wo bekanntlich u.a. Hugh H. Young, Lawson Wilkins und John Money die systematischen, menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern überhaupt erst begründeten):

"Dexamethason heilt die Krankheit nicht," sagte Migeon AOL Health. "Der Fötus wird immer noch AGS/CAH haben. Aber es verhindert die Vermännlichung, die für Mädchen schwierig sein kann."

U.a. wegen dieser "psychologischen Schwierigkeiten" seien laut Dr. Claude Migeon frühe und auch pränatale medizynische Zwangsbehandlungen "zu befürworten".

Abschliessend erweckt der Artikel dann noch den falschen Eindruck, pränatale Dexamthason-Zwangsbehandlungen würden auch gegen Salzverlust helfen – ein typisches Beispiel dafür, wie die Medizyner bei öffentlicher Kritik prompt in Bedrängnis geraten und sich nur noch mit immer dreisteren Lügen behaupten können.

Am 12.8.10 erschien der oben besprochene Artikel von Dennis Thompson auch auf >>> health24.com, allerdings ohne Autorenangabe.

Am 15.8.10 erschien ein erneuter Onlineartikel der >>> Los Angeles Times, diesmal von Shari Roan (Link zu einem früheren Artikel vom 2.7. siehe hier). Der Artikel zitiert wiederum Alice Dreger und Anne Tamar-Mattis zur Problematik, während zur Verteidigung der auch diesmal jeglichen Kommentar ablehnenden Maria I. New Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg und Dr. Phyllis Speiser auftreten, letztere in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Arbeitsgruppe für die bereits angesprochenen, kommenden EndokrinologInnen-Leitlinien.

Schon tags zuvor war der obige Artikel am 14.8.10 auch im >>> Lexington-Herald Reader erschienen.

Nachtrag: Der oben erwähnte Artikel in der Los Angeles Times wurde von weiteren Medien aufgegriffen für eigene Artikel, so u.a. noch gleichentags am 15.8.10 auf >>> rawstory.com, sowie am 16.8.10 auf >>> newser.com, vom >>> Sydney Morning Herald und der >>> Daily Mail (UK) plus der Daily Mail-Artikal am 18.8.10 auch auf >>> iol.co.za (Südafrika).

Kommentar: Zumindest in den USA müssen sich die Medizyner wohl oder übel damit abfinden, auch künftig immer mal wieder mit kritischen Fragen konfrontiert zu werden – ein Risiko, dem ihre deutschsprachigen KollegInnen noch viel zu wenig ausgesetzt sind. Um wirklich grundlegend etwas an den Zwangsbehandlungen zu ändern, ist jedoch überall noch ne Menge mehr öffentlicher und auch politischer Druck notwendig ...

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" 
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

Tuesday, August 10 2010

Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Menschenrechte auch für Zwitter!

Die nachfolgend dokumentierten Forderungen stammen aus dem Jahre 1998. Leider sind sie immer noch brandaktuell. In den
12 Jahren seit ihrer Veröffentlichung wurden in deutschsprachigen Kinderkliniken über 6000 Kinder genital zwangsoperiert. Allein in Deutschland wird von KinderchirurgInnen immer noch JEDEN TAG mindestens 1 Kind irreversibel verstümmelt, in Österreich und in der Schweiz zusätzliche JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.
Wie lange noch?!


Genitale Verstümmelung

Abhängig vom definierten Geschlecht werden möglichst zwischen der 6. Lebenswoche und dem 15. Lebensmonat diverse chirurgische Zuweisungen vorgenommen: Phallusreduktion (60-70% des Gewebes werden entfernt) oder Penisaufbauplastiken, Kastrationen, Konstruktion von Neovaginen, Hodenimplantaten, Harnröhrenverlegungen. Ist das erreichte Ergebnis nicht zufriedenstellend, wird nachkorrigiert. Es sind uns bis zu 16 Operationen an einem Kind bekannt. Hinzu kommen extrem hohe Hormonsubstitutionen, vielfache gynäkologische Untersuchungen, Bougierungen (Dehnung der Vagina mit Stäben) sowie mehrfache fotografische Ablichtung der Genitalien. Auf psychosozialer Ebene werden Eltern zu rigider geschlechtlicher Sozialisation angehalten. Bei Fehlverhalten erfolgen psychologische Untersuchungen. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dessen Beginn und ist selten vor dem 17. Lebensjahr beendet. Hormonelle Ersatzgabe soll ebenso wie weitergehende klinische Untersuchungen lebenslang erfolgen.

Folgeschäden

Eltern erleben eine Cotraumatisierung, da sie zum einen unter erheblichen Streß gesetzt werden, medizinische Anweisungen zu befolgen, zum anderen schädliche Folgen der medizinisch nicht notwendigen Behandlung an ihrem Kind miterleben. Die hieraus resultierende Destruktivität überträgt sich auf das Kind. Für intersexuelle Kinder sind folglich Eingriffe und Reaktionen der Bezugspersonen extrem traumatisierend, denn neben massiven Integritätsverletzungen kommen strikte Tabuiserungsanweisungen, Reduktion zum Objekt und gesamtpersonelle Ablehnung seitens der Eltern hinzu. Lebenslange physische und psychische Schädigungen sind die Folge. Sozialer Unbill, welchen es offiziell zu vermeiden galt, wird dadurch noch verstärkt. Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich. [...]

Wir fordern:

  • Menschenrechte für Intersexuelle
  • das Recht auf Selbstbestimmung und vollständige Aufklärung
  • Beendigung chirurgischer Eingriffe vor Einwilligungsfähigkeit
  • psychologisches Betreuungsangebot für alle Familenangehörigen
  • außerklinische Beratungsstellen und Kontaktvermittlung zu kritischen Gruppen
      

>>> der ganze Text von 1998

Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen"
http://www2.iisg.nl/id/Systematik.asp?cat=3&id=83

Siehe auch:
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- "Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie" - AGGPG 1996
- "Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997 
- "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - AGGPG 1998
- Selbstdarstellung der AGGPG 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: Wie können die Täter gestoppt werden?
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 2010 

Sunday, August 8 2010

Kalifornien: Zwitter-Hund durch Genitalverstümmelungs-OP "gerettet"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!In vielfacher Hinsicht haben es Hunde besser als Zwitterkinder: Bei Hunden setzt der Gesetzgeber manchmal Grenzen, wenn ihre Besitzer sie chirurgisch verstümmeln wollen (z.B. Coupierverbot, d.h. der Schwanz darf nicht aus kosmetischen Gründen verkürzt werden), Tierquäler werden auch sonst bestraft. Bei Kindergenitalien sieht's bis heute anders aus, dort darf täglich straflos "coupiert" werden – und es wird auch, allen Medizynerschutzbehauptungen zum Trotz ...

Laut einer >>> Medienmeldung (englisch) aus Kalifornien sollen's in Amerika mittlerweile auch die Hunde nicht mehr besser haben: Ein in San Bernardino ausgesetzer Zwitter-Junghund habe nur durch eine kostspielige "geschlechtsangleichende Operation" [...] vor der Euthanasie [...] gerettet" werden können.

Der von einem lokalen Veterinär als "männlicher Pseudohermaphrodit" diagnostizierte Hund hätte im Tierheim wegen "Infektionsgefahr und erhöhtem Krebsrisiko" eingeschläfert werden sollen. Als letzter Ausweg liess dann die Chefin des Tierheims auf eigene Kosten (und in bester Charité-Manier) einen auswärtigen Star-Hundechirurgen einfliegen, der dem armen Tier für $1'165 eine "geschlechtsangleichende Operation" verpasste. Solche "sehr seltenen Fälle" gäbe es laut dem Veterinär "auch bei Menschen", und zwar "etwa bei drei von 100'000".

Der Hund ist nun laut Bildunterschrift "männlich". An anderer Stelle im Artikel heisst es, er sei jetzt "ohne jegliche Reproduktionsorgane, gesund und bereit zur Adoption".

Soweit, so altbekannt (und zum Kotzen).

Ebenso, dass in der Schlagzeile des Artikels von einem "Transgenderhund" die Schreibe ist ...

Diese tierquälerischen Verstümmelungsveterinäre gehören hinter Gitter, genau gleich wie ihre GenitalabschneiderkollegInnen unter der KinderchirurgInnen auch.

Und auch die TransgendervereinnahmerInnen in den Medien und in der Politik würden bestimmt überall schnell andere Parolen schwingen, wenn statt der Zwitter mal sie selber zu 90% von Kind an ungewollten und verstümmelnden ZwangsOPs ausgesetzt wären ... wetten?!

Saturday, August 7 2010

Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV - Fana Asefaw, Daniela Hrzán, 2005

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Das >>> Gender Bulletin 28 vom April 2005 des "Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien" an der Humboldt Universität in Berlin widmete sich dem Thema "Female Genital Cutting". Die >>> Einführung dazu (S. 8-21, PDF) stammt von der international renommierten Expertin und Buchautorin Fana Asefaw und der Historikerin Daniela Hrzán.

Die beiden Autorinnen halten darin eingangs fest:

Des Weiteren war es uns ein Anliegen, auch in diesem einführenden Text auf FGC-Praktiken in der „westlichen Welt“ hinzuweisen, wenngleich der afrikanische Kontext hier im Mittelpunkt unseres Interesses steht, schon allein deswegen, um auf Vorurteile und Fehleinschätzungen bezüglich FGC in Afrika eingehen zu können. (S. 8 = S. 1 innerhalb PDF)

Im weiteren findet sich eine Zusammenfassung der WHO-Klassifikationen von Female Genital Cutting. Unter Typ II fällt u.a. die auch bei Zwitter-Genitalverstümmelungen (und auch sonst aus der westlichen Gynäkologie) sattsam bekannte "Klitoridektomie" (chirurgische Entfernung der "Klitoris" – vor allem von "zu grossen").

Weiter halten Fana Asefaw und Daniela Hrzán explizit fest (S. 12 = S. 5 Nummerierung im PDF):

Typ IV beinhaltet auch alle anderen Formen von FGC, die unter die oben genannte Definition fallen, aber nicht konkret aufgelistet wurden. Dies bedeutet, dass auch FGC-Formen in Europa oder Nordamerika, wie bspw. die „korrigierenden“ Operationen an intersexuellen Kindern, unter Typ IV subsumiert werden können.

Weitere Ausführungen zur ganz oder teilweisen Entfernung der Klitoris von Zwitterkindern finden sich auf S. 13-14 (= S. 6-7 Nummerierung im PDF):

Doch auch in Europa und Nordamerika war und ist FGC, auch wenn dies oft nicht eingestanden wird. Selbst wenn darauf Bezug g enommen wird, werden „westliche“ FGC-Praktiken oft nur als historisches Phänomen diskutiert. (27) Dazu gleich. ZZuvor soll jedoch ergänzt werden, dass „korrigierende“ Operationen an intersexuellen Kindern weithin üblich und medizinisch anerkannt sind. Cheryl Chase, Vorsitzende der Intersex Society of North America (ISNA), schätzt, dass jeden Tag in den USA fünf Kinder diesen Operationen zum Opfer fallen.(28) In etwa 90% der Fälle wird diesen Kindern die Klitoris teilweise oder ganz entfernt, um sie zu Mädchen zu machen.(29) Dies wird damit begründet, dass Operationen destruktive Prozesse sind. Gewebe kann entfernt und auch verpflanzt, aber nicht neu aufgebaut werden. Es ist also schwerer, einen „richtigen“ Penis aufzubauen, als „zu große“ weibliche Genitalien zu beschneiden. Mehr noch: es ist wohl einem Mann nicht zumutbar, mit einem zu kleinen Penis leben zu müssen, während die zumeist männlichen Ärzte annehmen, Frauen könnten offensichtlich ganz gut ohne ihre Klitoris leben. Hier zeigt sich einerseits die Abwertung weiblicher Sexualität und andererseits eine Abwertung weiblichen Schmerzes, denn die Behandlung ist mit der eigentlichen Operation nicht zu Ende. Sie wird in der Regel von jahrelangen Arztbesuchen gefolgt, in denen die Mädchen sich schmerzhaften Prozeduren unterziehen müssen.(30)

Was den historischen Kontext betrifft, so gibt es mittlerweile zahlreiche Quellen, die darauf hinweisen, dass bis Mitte des 20. Jahrhunderts FGC auch in Europa und den USA an Mädchen und Frauen durchgeführt wurde. Hierbei wurde der Eingriff medikalisiert, d.h. unter hygienischen und sterilen Bedingungen von etablierten Ärzten verschiedener Fachrichtungen durchgeführt. Als Indikationsgründe wurden Nymphomanie, Hypersexualität, Masturbation und so genannte „Geisteskrankheiten“ angeführt. Zweifelhafte Popularität erlangte vor allem der Arzt Isaac Baker Brown, der in den späten 1860er Jahren nahezu jede Frau, die in seiner Praxis erschien, in Narkose versetzte und ihr die Klitoris entfernte – unabhängig davon, was ihre eigentlichen Beschwerden waren.(31) Seine Berichte über „Wunderheilungen“ in einschlägigen Fachzeitschriften führten dazu, dass die Klitoridektomie sich zu einer anerkannten Methode entwickelte, um Epilepsie, Hysterie, Masturbation und weibliche Homosexualität zu behandeln.(32)

Damit wurde 2005 auch in einer deutschen akademischen Publikation von ExpertInnen bestätigt, was von KinderchirurgInnen verstümmelte deutschsprachige Zwitter schon seit 1996 unmissverständlich öffentlich anklagen.

Nur die verantwortlichen PolitikerInnen und der von ihnen bestellte Deutsche Ethikrat wollen dagegen auch 2010 weiterhin nichts bemerkt haben – während allein in deutschen Kinderkliniken weiterhin JEDEN TAG mindestens 1 wehrloses Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt wird, sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE zusätzlich JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

Siehe auch:
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- Schweiz: Terre des Femmes, Amnesty und Grüne gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – "kein Handlungsbedarf" bei Genitalverstümmelung?!
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Auschuss gegen Folter fordert Entschädigung für IGMs
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
 
>>> WHO, UNICEF, etc. fordern Wiedergutmachung für Intersex-Verstümmelungen
>>> UN-Behindertenrechtsausschuss fordert IGM-Statistiken und konkrete Schritte
>>> GMFK 2014: 24. Gleichstellungsministerkonferenz fordert IGM-Verbot!

Thursday, July 29 2010

"Das dritte Geschlecht" (2007) - KabelTV & YouTube

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da!

Dieser in England produzierte Dokfilm lief glaub schon Anfang Jahr mal auf irgend 'nem Bezahlfernsehen, und ist aktuell wieder auf "Focus Gesundheit" (nächste & vorläufig glaub letzte Wiederholung Fr 30.7.10 um 01:40h), sowie nach Belieben auf dem Netz.

Die qualitativ bessere Version auf Google-Video ist schon wieder weggeputzt, doch auf YouTube ist er aktuell noch zu gucken:

>>> Teil eins / zwei / drei / vier / fünf

Nella fand ihn gut, Ayvlis und kwhal auf dem Hermiforum auch (im Gegensatz dort zur ebendort zitierten/kritisierten Programm-Ankündigung).

Zum Inhalt:

Die Doku zeigt u.a. Interviews mit dem inzwischen verstorbenen Intersex-Aktivisten Max Beck (Memorial-Page), der am 26.10.96 in Boston mit dabei war an der ersten Zwitterdemo überhaupt gegen den AAP-Medizyner-Kongress, und einen Bericht darüber schrieb (englisch), u.v.a.m., das sich mit entsprechender Internet-Suche z.B. nach "Max Beck Intersex" leicht finden lässt.

Weiter zu Wort kommen u.a. die Eltern von Patrick Smith, der von den Medizynern gegen den Willen der Eltern bei einer "Untersuchung" gleich zwangskastriert wurde (was leider kein Einzelfall ist, sondern globale Medizynerpraxis, wie dieses Beispiel aus Deutschland beweist). Die Eltern sind überzeugend und berührend, etwa die Mutter zu den Medizynern (die aus Patrick auch am Genital "ein Mädchen machen" wollen): "Sie können nicht einfach etwas abschneiden, das funktioniert! [...] Ich liebe ihn, egal, was Sie für Probleme mit ihm haben, es ist mein Sohn und ich nehm ihn mit." 

Leider enthält auch dieser insgesamt gelungene Film trotzdem im gesprochenen Kommentar übermässig die die offensichtlich obligaten Medien-Velwechserungen im Quotenbereich "Gender- & Geschlechteraberrationen", inkl. dazu gezeigten Karnelvalshintergrundbildern samt eingeblendeten historischen Freak Show-Reklamebildern.

Kommentar 24.2.11: Verglichen mit neueren deutschsprachigen "Intersex"-Dokus (z.B. Tabu Intersexualität" (Arte 8.10.10), "X:enius" (Arte  21.2.11) , der kommende "NZZ Format"-Beitrag am 10.3.11) hat die ursprünglisch englischsprachige Doku "Das dritte Geschlecht" einen entscheidenden Vorzug: Während hierzulande Medizyner einen Grossteil der Sendezeit unwidersprochen ihre Lügen feilbieten dürfen, müssen die Genitalabschneider bei "Das dritte Geschlecht" für einmal "leider" draussen bleiben ...

Was sich als sehr erholsame Klimaveränderung erweist: Kein pädo-medizynisch-geschlechterwissenschaftliches Fabulieren ohne Ende über "Gehirngeschlecht", "Geschlechtsidentität", "heute machen wir das schon lange nicht mehr", "wir haben ein multidisziplinäres Team" etc. usw.

Sondern stattdessen Klartext satt über die täglichen Genitalverstümmelungen in "westlichen" Kinderkliniken weltweit aus der Perspektive von selbstbewussten und starken Überlebenden und ihren Angehörigen.

Für deutschsprachige TV-Sender, öffentlich oder privat, zur Zeit anscheinend zu heiss ...

>>> Video: "Intersexuellen-Demonstration" - Tagesschau 6.7.08  
>>> Überlebende Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Wednesday, July 28 2010

DSM-V: "massiver Beitrag zur Entpathologisierung von Intersexuellen"?

>>> Nachträge 1-2

Dies behauptet zumindest ein interessanter >>> Blogpost auf BadHairDays.

Auf dem Hermaphroditforum sehen die meisten Zwitter das mit der >>> "DSM-V-Anleitung"*) allerdings etwas anders.

Ebenso dieser Blog (--> Kommentare).

*) DSM-V: Aktuell läuft eine Revision des "DSM-Diagnosemanuals", herausgegeben von der US-Psychiatrie-Standesorganisation "American Psychiatric Association APA". (Salopp gesagt: DSM ist quasi die ICD der PsychiaterInnen.)

Strategische Vorgabe: Der vorgesehene Sprung von aktuell: Version DSM-"römisch 4" (IV), zu neu: Version DSM-"römisch 5" (V), soll der Zunft neue Pfründe bescheren.

Geplantes Vorgehen: Die bisher psychiatrisch noch kaum gemolkenen "Patientenstämme" der Zwitter anzapfen. Weltweit versuchen zur Zeit Psychiatrie-Standesorganisationen den Fuss in die "Behandlung" zu kriegen und werben aktiv dafür.

Missionsziel: Ab 2013 sollen mit DSM-V künftig möglichst viele überlebende Zwitter zusätzlich zu den chirurgischen Verstümmelungen neu auch noch zwangspsychiatrisch "behandelt" werden.

>>> Meine 2 Cent (in 2 Teilen) + Nachtrag 1

Nachtrag 2: Auch aus anderen Bereichen wird befürchtet, DSM-V diene in erster Line der Profitmaximierung von Psychiatrie und Pharma, vgl. diese englische Zusammenstellung der amerikanischen "Alliance for Human Research Protection AHRP".

Siehe auch:
- Das "Schwule Ehepaar aus Malawi": Beispiel für Vereinnahmungskaskaden?
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – 'kein Handlungsbedarf' bei Genitalverstümmelungen?!" - 15.7.10
- Schon wieder: "Stern" verbreitet Medizyner-Märchen (Teil 2)
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" (Prof. Dr. Susanne Baer, Prof. Dr. Nina Dethloff)
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Monday, July 26 2010

Buch von Christiane Völling ab 25.8.10: "Mein Leben als Intersexuelle"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010In gut 4 Wochen erscheint am Mittwoch, den 25. August 2010 endlich das lang erwartete Buch von Christiane Völling im Handel:

Christiane Völling
Ich war Mann und Frau
Mein Leben als In­terse­xu­el­le

Fackelträger Verlag 2010
ISBN: 978-3-7716-4455-0

Parallel zur Veröffentlichung wird es auf ARTE eine 45-minütige Dokumentation über Christiane geben. Hipp, hipp!

Aus der Buch-Ankündigung auf der Verlagshomepage:

  • Zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on und Ver­stüm­me­lung von Zwit­tern
  • Men­schen­rechts­ver­let­zung in der Bun­des­re­pu­blik
  • Ein­zig­ar­ti­ger Zi­vil­pro­zess bricht mit einem Tabu un­se­rer Ge­sell­schaft
  • Jeden Tag werden in Deutsch­land ein bis zwei in­terse­xu­el­le Kinder ge­bo­ren [...]

Es ist der erste Fall in Deutsch­land, der an die Öf­fent­lich­keit kommt. Chris­tia­ne Völ­ling war sowohl Mann als auch Frau, doch das erfuhr sie erst als 46-Jäh­ri­ge aus ihren Kran­ken­haus­ak­ten. Bis dahin hieß Chris­tia­ne Thomas. Denn was für Ärzte und Eltern nach der Geburt aussah wie ein Junge mit einem klei­nen Penis, ent­pupp­te sich später bei einer Blind­darm­ope­ra­ti­on als Mäd­chen mit in­tak­ter Ge­bär­mut­ter und Ei­er­stö­cken. Aber ihr ver­schwieg man dies, ohne ihr Wissen wurde ihre Weib­lich­keit dar­auf­hin her­aus­ope­riert. [...] ​2007 ver­klag­te sie den Arzt, der ihr das an­ge­tan hat. Der Pro­zess hat Si­gnal­wir­kung für die über 100 000 Be­trof­fe­nen, viele von ihnen mit ver­gleich­ba­ren Schick­sa­len. Chris­tia­ne Völ­lings schmerz­haf­ter Weg durch Kran­ken­häu­ser, Ämter und Ge­richts­sä­le zeigt die größte Ver­let­zung der Men­schen­rech­te, die sich die Bun­des­re­pu­blik immer noch täg­lich leis­tet. [...]

Buchbesprechung von Nella:
Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- 1. Pressemitteilung
- Demoaufruf 1. Prozesstag
- Bericht 1. Prozesstag
- Pressespiegel 1. Prozesstag
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag
- Christiane Völling: Der Kampf geht weiter
- Bericht provisorischer Entscheid OLG
- Bericht definitiver Entscheid OLG
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG
- Christiane Völling: Verurteilter Chirurg will nicht zahlen!  
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!
- Zwitterprozess: Verurteilter Chirurg als Gutachter für Behandlungsfehler   
- "Schmerzensgeld-Prozess" - Sat1 NRW 19.5.09
- 3. Prozesstag 20.5.09: "Netzwerk DSD" fällt Chirurgen in den Rücken
- Zwitterprozess: 100'000 Euro plus Zinsen Entschädigung für genitale Zwangsoperation
- Christiane Völling: Zwangsoperateur gibt sich geschlagen und zahlt! 
> Pressemeldungen zum "Zwitterprozess"
> Internationale Artikelübersicht auf OII    

Sunday, July 25 2010

"Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" - Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Es ist die zur Zeit wohl erfolgreichste Propaganda-Lüge der SeriengenitalverstümmlerInnen: "Ja, früher mag es vielleicht schlimm gewesen sein – aber heute ist längst alles gaaanz anders."

Seit Jahr und Tag verkünden die ZwangsoperateurInnen & Co. dieses Märchen einstimmig stets aufs neue – und die Medien und PolitikerInnen usw. (auch so genannt "kritische") plappern es bis heute jedes Mal unhinterfragt bis sichtlich erleichtert nach, siehe aktuell z.B. >>> Ethikrat Infobrief 02/10 (PDF --> S. 7):

Kritisch betrachtete Richter-Appelt die früheren Behandlungsmaßstäbe, die besonders durch den amerikanischen Psychologen John Money in den 1950er-Jahren geprägt worden waren.

(Hertha Richter-Appelt ist hauptberuflich Professorin am GenitalabschneiderInnen- "Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)". Beim Ethikrat trat sie auf als Vertreterin des "Netzwerk DSD/Intersexualität" der ZwangsoperateurInnen.)

Fazit: Und wenn sie nicht gestorben sind, so operieren / vertuschen sie noch heute ...

 
Tatsache ist:
Es gibt keinerlei Beweise, welche diese Lieblingsthese der in die öffentliche Kritik geratenen SerienverstümmlerInnen von der "heute ganz anderen Behandlung" belegen – im Gegenteil:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert.
87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert.
91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert.
90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert.
(BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)
>>> Präsentation BMBF-Studie mit 434 Proband_innen (2009)

 
Noch die (frisierten) eigenen Studien der GenitalabschneiderInnen & Co. bestätigen selbst (PDF 2.3 Mb -> S. 3 "Beschreibung des Samples"):

  • HEUTE NOCH sind mehr als die Hälfte aller "Intersexuellen" Kinder bis 3 Jahre genitalverstümmelt, jedes 5. Kleinkind gar mehrfach.

  • Von den über 4-jährigen Zwittern sind durchgehend mindestens 87% verstümmelt.

  • Über ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen sind mehrfach verstümmelt.

  • Bei den Erwachsenen sind es gar fast die Hälfte.
     

Nach wie vor wird allein in Deutschlands Kinderkliniken JEDEN TAG mindestens 1 wehrloses Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt.

Sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE zusätzlich JE 1 weiteres.
 

Trotzdem behaupten die VerstümmlerInnen & Co. nicht nur vom "Netzwerk Intersexualität/DSD" bzw. "EuroD$D" mittlerweile einfach frech, heutzutage würden sie angeblich schon lange "keine Zwangsoperationen mehr" durchführen, das "alte Behandlungsparadigma nach John Money" wäre längst Vergangenheit, und sie würden auch "keine Zwangskastrationen mehr" praktizieren.

Gleichzeitig lehnen dieselben MedizynerInnen weiterhin nur schon ein Moratorium für kosmetische Genitaloperationen vor kategorisch ab, ebenso jegliches Monitoring.

Ja, laut den SeriengenitalverstümmlerInnen sollen angeblich noch nicht einmal exakte Zahlen darüber existieren, wie oft solche GenitalOPs in den Kinderkliniken stattfinden.

Alles aus ziemlich durchsichtigen Gründen.

Und in der Gewissheit, dass sie als TäterInnen kaum je für ihre Jahrzehnte andauernden medizinischen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Weil von den verantwortlichen PolitikerInnen, EthikerInnen usw. nach wie vor offiziell niemand etwas gemerkt haben will.

Wie lange noch?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Intersex-Genitalverstümmelungen: Eine Genealogie
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Krebslüge und Zwangskastrationen an Zwittern
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken
- Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10

Sunday, July 18 2010

Wegen Caster Semenya: IOC plant neue "Intersex-Regeln", Konferenz im Oktober (XXIII)

Nachtrag: Caster gewann auch das heutige 2. Rennen mit 2:02,41!

IOC IAAF: Intersex - Guilty by SuspicionNun ist es offiziell: Laut einem in Südafrika publizierten Bericht der >>> London Times (englisch) mit dem sinngemässen Titel "IOC will weitere Intersex Dramen abwenden" arbeitet das Internationale Olympische Komitee (IOC) nach Aussagen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist derzeit an neuen Richtlinien und will dazu im Oktober eine (weitere) Konferenz abhalten. Gleichzeitig rief er Grossbritannien dazu auf, ein "Global Intersex Centre" aufzubauen. 

Weitere Angaben über die neuen Richtlinien oder über die geplanten "Globalen Intersex Zentren" machte Ljungqvist keine; stattdessen "fachsimpelte" er noch etwas über "hohe Testosteronwerte" (eine der öffentlich kolportierten "Indiskretionen" betreffend Caster Semenya):

"Es kommt darauf an, ob Rezeptoren vorhanden sind, die auf das Testosteron ansprechen. Eine der häufigsten Intersex-Störungen ist das Androgen Insensitivitäts Syndrom. Diese Frauen haben keine Rezeptoren. Das heisst, sie könnten sich nicht einmal mit Testosteron dopen, so dass man ironischerweise sagen könnte, sie seien die weiblichsten Geschöpfe, die man überhaupt treffen kann."

Die Aussagen Arne Ljungqvists betreffend neuen Richtlinien und "Globales Intersex Zentrum" sind wohl einerseits im Zusammenhang mit früheren Aussagen von Sebastian Coe zu würdigen, IAAF Vize-Präsident und Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in London 2012. Lord Coe hatte schon letzten Herbst öffentlich neue Befugnisse für die Sportverbände gefordert (englisch), damit sie künftig "verdächtige" Athletinnen aufgrund "vorläufiger Ergebnisse" präventiv ausschliessen können (Zwischengeschlecht.org berichtete).

Andrerseits wurden "Globale Intersex Zentren" als solche bereits im Anschluss an ein von IOC, IAAF und FIFA gemeinsam organisiertes Medizynersymposium in Miami im Januar 2010 angekündigt. Seinerzeit hatte Arne Ljungqvist dazu ausgeführt:

Unter den zentralen Schlussfolgerungen befindet sich ein Vorschlag, Gesundheitszentren einzurichten, worin Experten Atheletinnen mit "Störungen der Geschlechtsentwicklung" diagnostizieren und behandeln würden. In den meisten Fällen, sagte Ljungqvist, würden diese Behandlung benötigen wie Operationen und Hormontherapie.

Die mittlerweile wegen unkontrollierten pränatalen Dexamethason-Zwangsbehandlungen ins Kreuzfeuer geratene Medizynerin Maria I. New hatte dazu weiter präzisiert:

Sportverbände würden Fotografien von Athletinnen zu Experinnen wie sie selbst übermitteln. Wenn der Experte denke, die Athletin hätte möglicherweise eine Störung der sexuellen Entwicklung, würde der Experte weitere Tests anordnen und eine Behandlung vorschlagen.

"Diejenigen, welche in die Behandlung einwilligen, werden eine Starterlaubnis erhalten", sagte Dr. Maria New, eine Panelteilnehmerin. "Diejenigen, die eine Behandlung auf einer Fall-zu-Fall-Basis verweigern, werden keine Starterlaubnis erhalten."

Auch der Weltathletikverband IAAF plant bekanntlich neue "Geschlechterregeln", ein erster Entwurf wird an der IAAF-Vorstandssitzung vom 7.-8. August in Kiew debattiert, im November soll dann die endgültige Fassung abgesegnet werden und die neuen Regeln auf 2011 in Kraft treten (dieser Blog berichtete).

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya 
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Thursday, July 15 2010

"Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – 'kein Handlungsbedarf' bei Genitalverstümmelungen?!" - Pressemitteilung 15.7.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Seit 14 Jahren gibt es als Reaktion auf die öffentlichen Klagen überlebender Erwachsener alle Jahre wieder ExpertInnenrunden, Anhörungen, Foren, Publikationen, Absichtserklärungen, Versprechungen, Vertröstungen – während die Täter unbehelligt weiterverstümmeln.

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 15.7.10

Vor heutigem Start von Caster Semenya: Britische Läuferinnen solidarisieren sich (XXII)

>>> Nachträge 1-2

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Vor dem weltweit im Fernsehen übertragenen Comeback von Mokgadi Caster Semenya an einem Wettkampf im finnischen Lappeenranta meldeten sich heute in englischsprachigen Medien zwei britische Sportgrössen zu Wort. Beide hatten sich im Verlauf des letzten Jahres schon mehrfach öffentlich für Caster eingesetzt und bewiesen erneut einen ausgeprägten Sinn für Anständigkeit und Sportgeist:

Jenny Meadows, die an den letztjährigen Weltmeisterschaften in Berlin hinter Caster Semenya Bronze geholt hatte, wird auf >>> metro.co.uk zitiert:

"Ich hoffe nur, Casters Rückkehr wird nicht zur Zirkusnummer gemacht und die Leute werden nicht versuchen, sie zu behandeln, als wäre sie etwas aus einer Freak Show."

"Das arme Mädchen muss emotional durch wirklich schwere zeiten gegangen sein. Ich denke, wir sollten nun einen Schlusstrich unter diese Angelegenheit ziehen, doch nicht alle meiner Mitathletinnen sind so grosszügig."

Die doppelte Olympiasiegerin und britische Sportlegende Dame Kelly Holmes, welche das unsägliche Vorgehen des Weltathletikverbandes IAAF schon im August letztes Jahr >>> öffentlich scharf verurteilte (englisch), pries Caster Semenya heute auf >>> uk.eurosport.yahoo.com als "echtes Talent" und gab weiter zu Protokoll:

"Es war offensichtlich eine grosse Schande, was ihr angetan wurde mit allem, aber sie kann hoffentlich an den Juniorweltmeisterschaften teilnehmen, das wäre toll."

Wir sagen Danke und drücken Caster Semenya alle Daumen!

Nachtrag 1: Laut diversen Medienberichten und Agenturmeldungen bestritt Caster Semenya das Rennen mühelos und gewann mit 2:04,22 sogar noch etwas schneller, als ihr Trainer angekündigt hatte. Kommenden Sonntag wird sie in Lapinlahti (Finnland) an einem weiteren Wettkampf teilnehmen.

Nachtrag 2: Lesenswerter englischer Hintergrundartikel über das Rennen von Anna Kessel auf >>> guardian.co.uk. Sowie 2 weitere von Martin Samuel in der Daily Mail, ein >>> Vorbericht mit Interviews mit Trainer Michael "Sponge" Seme und Manager Jukka Harkonen, sowie einer über das eigentliche Rennen >>> mit ausführlichem O-Ton von Caster Semenya.

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya 
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

"Ethik als Feigenblatt?" - Diskussionsbeitrag von Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität", 23.6.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Da der Ethikrat nicht nur wie schon im Vorfeld befürchtet bei den chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken vorerst "keinen Handlungsbedarf" sieht, sondern es auch mit der versprochenen Veröffentlichung der schriftlichen Protokolle eher geruhsam nimmt, hier schon mal ein (grammatikalisch "leicht begradigtes") Transkript des Beitrags, den Seelenlos im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zur Diskussion beisteuerte:

Also, mein Name ist Seelenlos, ich bin von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org. Und ich finde es schön, dass anscheinend auf dem Podium ja Einigkeit herrscht, dass es keinen vernünftigen Grund gäbe, Kleinkinder zu gonadektomieren.

Aber die Tatsache ist: Es werden Kleinkinder gonadektomiert, und es macht niemand etwas dagegen. Wenn es ausnahmsweise einen Mediziner gibt, der sich weigert, das zu machen, dann findet sich bestimmt ein anderer. Die Selbsthilfegruppen wissen von diversen Kindern jedes Jahr, neunmonatigen, zweijährigen, die gonadektomiert werden.

Frau Plett hat gesagt, man sollte die Mediziner überwachen. Offensichtlich macht das niemand, und ich wollte mal fragen: Was sind da die Vorschläge, um solches zu verhindern, oder gucken wir alle nur zu?

Und das andere ist, die ethischen Grundsätze [des "Netzwerk Intersexualität/DSD"], die finde ich ja zum Teil ganz schön, gutwillige Menschen können da bestimmt was damit anfangen. Aber die Mediziner lesen die ganz anders. Zum Beispiel die aktuelle Leitlinie, die beruft sich auch auf dieses Ethikpapier und benutzt es zur Begründung, dass die Eltern bestimmen können, was immer sie wollen, und dass die Kinder keine Rechte haben. Und es hat dann da eine Fussnote und da ist das Ethikpapier dabei.

Und für mich stellt sich da die Frage: Wo ist dann da die Ethik, nur noch ein Feigenblatt?

Und auch zu dieser Veranstaltung: Was bringt das, was kommt konkret heraus? Oder reden wieder alle nur und schauen dann zu, wie weiter Kinder operiert werden? Danke.

Ohne weiteren Kommentar ... (Nachtrag: Transkript der Antwort der Ethikpapier-Verantwortlichen.)

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> (Audio-)Protokolle --> zu unterst     >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
--> Diskussion zum "Forum Bioethik" auf dem Hermaphroditforum
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Wednesday, July 14 2010

Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan???

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Die indische Läuferin Santhi Soundarajan wartet immer noch auf Gerechtigkeit. Wie Caster Semenya war sie nach einem willkürlichen und undurchsichtigen Gentest "auf Verdacht hin" ausgeschlossen und weltweit diffamiert worden.

Im Gegensatz zu Caster wurde Santhi von ihrem eigenen Athletikverband und den eigenen Behörden von Anfang an schmählich im Stich gelassen.

Der für das Debakel direkt verantwortlichen Olympic Council of Asia (OCA) wie auch das Nationale Olympische Komitee Indiens (Indian Olympic Association IOA) denunzierten Santhi nach bekanntem Muster in den Medien als "Mann" und "Betrügerin". Weltweit wurde Santhi öffentlich erniedrigt und verspottet und ihre Persönlichkeits- und Menschenrechte von den Olympia-Verbänden mit Füssen getreten, ohne dass jemand eine Stimme dagegen erhob.

IOC und IAAF: Willkür und Erpressung

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) lässt seine Unterorganisationen dabei bis auf den heutigen Tag widerspruchslos gewähren und stahl sich stets mit billigen Ausreden aus jeder Verantwortung.

Auch künftig will das Internationale Olympische Komitee (IOC) – wie auch der für das Caster Semenya angetane Unrecht verantwortliche Athletikweltverband (IAAF) – weibliche Athletinnen, die sie als "Intersexuelle" / Hermaphroditen / Zwitter verdächtigen, in willkürlichen und intransparenten Verfahren nach Gutdünken ausschliessen können. Beide Sportweltverbände lassen dazu aktuell ihre Vorschriften entsprechend aufrüsten.

GenitalverstümmlerInnen als SchiedsrichterInnen

Als "ExpertInnen" und VollzugsgehilfInnen engagierten IOC und IAAF dazu gemeinsam mit dem Weltfussballverband FIFA Anfang 2010 eine Handvoll von "ÄrztInnen", die auch sonst "Intersexualität" a.k.a. "Disorders of Sex Development DSD" 'behandeln' und 'erforschen'. 

Von den Betroffenen selbst werden diese MedizynerInnen seit langem weltweit als "GenitalverstümmlerInnen" und "VerbrecherInnen" angeklagt. Auch auch unter JuristInnen, EthikerInnen, Frauen- und Menschenrechtsorganisationen sind sie bekannt und alles andere als unumstritten.

Wenig überraschend fordern die MedizynerInnen nun – ihrer täglichen Praxis entsprechend – im Namen von IOC und IAAF öffentlich obligatorische GenitalOPs, Kastrationen und Hormonzwangstherapien für "verdächtige" Athletinnen. Wer sich nicht 'behandeln' lassen will, soll ausgeschlossen werden. Im Herbst wollen IOC und IAAF ihre neuen "Regeln" offiziell absegnen, damit sie auf 2011 in Kraft treten sollen.

Den Betroffenen selbst und ihren Organisiationen verweigern IOC und IAAF das Gehör bis auf den heutigen Tag.


Die tragische Geschichte von Santhi Soundarajan

Caster Semenya darf morgen Donnerstag nach 11 Monaten Sperre zum ersten Mal wieder an einem bescheidenen Wettkampf teilnehmen.

Santhi Soundarajan wartet auch nach 4 Jahren immer noch darauf, nur schon ihre Medaille zurückzuerhalten.

Kein Anwaltsteam kam Santhi Soundrajan zu Hilfe, die indische Regierung setzte sich kein einziges Mal bei den selbstherrlichen Verantwortlichen in den Sportverbänden für sie ein, und auch die indische Öffentlichkeit versagte ihr die Unterstützung. Santhi verlor ihre Arbeit, wollte nicht mehr leben und landete mit einer Überdosis Veterinärmedizin im Spital. Einzig die Lokalregierung von Tamil Nadu erbarmte sich ihrer und verschaffte ihr eine Stelle als Trainerin mittelloser junger AthletInnen.

Santhi Soundarajan hatte sich wiederholt öffentlich mit Caster Semenya solidarisiert (--> Gerechtigkeit für Santhi). Sie erhoffte sich von einer möglichen Rehabilitierung von Caster Semenya, dass dadurch auch ihr eventuell Gerechtigkeit widerfahren würde.

Bisher sieht es leider allerdings nicht danach aus. Aktuell ist >>> ein einziger (englischer) Zeitungsartikel auf indianexpress.com online, der nach Caster Semenyas Freigabe durch den Internationalen Athletikverband IAAF Santhi Soundarajans ungerechtes Schicksal und ihr Recht auf ein transparentes Revisionsverfahren prominent aufgriff.

Darin wiederholte Santhi Soundarajan ihre Klage, dass der indische Athletikverband AFI und die indische Regierung sich nie für sie eingesetzt haben: "Ausser meiner Familie stand niemand auf und bot mir Hilfe und Unterstützung." 

AFI-Sekretär Lalit Bhanot bestätigt Santhis Vorwürfe indirekt, indem er von Santhi geforderte Anstrengungen zu einer Revision kurzerhand abtut mit der Allerweltsausrede "das sind zwei verschiedene Fälle" – obwohl er seinerzeit noch grossspurig angekündigt hatte, bei einer Rehabilierung Caster Semenyas von Seiten des AFI Santhis "Fall" noch einmal auf die Tagesordnung zu bringen ...

Justice for Santhi Soundarajan!

Auch Frauenorganisationen, welche seinerzeit die spanische Hürdenläuferin María José Martínez-Patiño unterstützt hatten, die unter vergleichbar willkürlichen und undurchsichtigen Umständen disqualifiziert und der Sensationspresse als "betrügerischer Mann" zum Frass vergeworfen worden war, mochten sich für Santhi Soundarajan nicht in die Bresche stellen.

Nach wie vor stellt sich die unangenehme Frage, ob Santhis Schicksal wohl nicht ein ganz anderes gewesen wäre, hatte es sich bei ihr um eine weisse Europäerin mit guten Verbindungen gehandelt, statt um eine arme Tamilin ...

>>> Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!

Siehe auch:
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- "Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan und Caster Semenya!" 19.11.09
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09    

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in Sports
>>> Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster

- page 42 of 68 -