Wednesday, July 14 2010

Intersexuelle Menschen e.V. kritisiert Untätigkeit des Ethikrates

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Schon im Vorfeld des "Forum Bioethik" vom 23.6.10 hatte sich abgezeichnet, dass der Ethikrat wohl kaum an konkreten Taten interessiert sei. Am 24.6.10 beschloss er dann auch tatsächlich an einer Plenarsitzung, mit der Diskussionveranstaltung habe der Deutsche Ethikrat seine Schuldigkeit getan, und sehe vorderhand keinen weiteren Handlungsbedarf.
Die Medizyner operieren dankend weiter ...

Auch IMeV hatte sich offensichtlich etwas mehr erhofft und gab gestern auf der Vereinshomepage offiziell bekannt:

Der Vorstand des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. hat sich schriftlich beim Deutschen Ethikrat für die Veranstaltung bedankt und ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass es den Vortragenenen offenbar nicht gelungen ist, die Dringlichkeit der Belange deutlich zu machen.

Hört, hört!

Gleichzeitig hat der Vorstand eine Anhörung beantragt. Der Verein Intersexuelle Menschen scheut eine öffentliche Auseinandersetzung mit Vertretern der Medizin nicht!

Hört, hört!

Meine 2 Cent: Ethikdiskussionen über Genitalverstümmelungen ohne praktische Konsequenzen sind unethisch. Anhörungen gab's schon mehr als genug. Dieser Blog wünscht sich künftig mehr Taten als Reden!

Wir bleiben gespannt ...

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Tuesday, July 13 2010

Fetaldex.org Updates

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Fetaldex.org, die englischsprachige Seite der US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen, erhielt soeben ein Update:

U.a. wurde der Text auf der Eingansseite überarbeitet und erweitert, es hat neu einen Link auf Alice Dregers FAQ für Medienschaffende zum Thema, und die Updates-Seite erhielt 11 neue Einträge, der letzte datierend vom 7.7.10. Yip, yip!

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" 
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

http://www.google.com/search?q=dix+poppas

USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutetAktuelle Suche:

>>> http://www.google.com/search?q=dix+poppas 

Auch lustig:
>>> http://www.google.com/search?q=dix+poppas+mutilation
Ungefähr 56.000 Ergebnisse 2010-07-13

>>> Blogtipp + Kommentare (englisch)

Siehe auch:
- Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet

Continue reading...

"Ethikrat diskutiert über Intersexualität" - BR 25./27.6.10 + "Leben zwischen den Geschlechtern" - Dradio 24.6.10

>>> Nachträge

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Bayerische Rundfunk berichtete vom "Forum Bioethik" des Ethikrates am 23.6.10 in Berlin zum Thema "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern".

Nachtrag: Zudem hatte Dradio Wissen schon am 24.6.10 über die Diskussion berichtet (siehe auch unten).

Der gelungener Beitrag von Andrea Heinze im Bayerischen Rundfunk wurde gleich im Doppelpack ausgestrahlt.

Mit Interviewbeiträgen zu Wort kamen (in chronologischer Reihenfolge): Claudia Kreuzer, Hertha Richter-Appelt, Claudia Wiesemann (ohne Credit) und Lucie Veith.

Die ursprüngliche Anmoderation sowie der Eingangsbeitrag von Claudia Kreuzer wurden allerdings in der 2. Sendung durch eine neue Einleitung ersetzt. Beide Versionen sind online erhältlich, ebenso Ankündigung und eine etwas durchmischte Infoseite:

BR 25.6.10 --> 05:56-11:28
"Weder Frau noch Mann? Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> IQ - Wissenschaft und Forschung

(Ankündigung mit Downloadlink)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören
(Mit zusätzlichem Eingangszitat von Claudia Kreuzer)

BR 27.6.10 --> 00:42-05:16
"Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> B5 aktuell - Aus Wissenschaft und Technik

(Beitrag zum live anhören mit neuer redaktioneller Einleitung)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören

Weniger gelungen ist allerdings die zur IQ-Ethikrat-Sendung aufdatierte >>> Infopage zum Thema auf br-online. Zwar enthält sie viele gute Informationen, die noch vor 5 Jahren in Mainstreammedien so nicht Standard waren. Doch mit dem Zwischentitel "Grobe Fehler in der Vergangenheit" und dem darauf folgenden Abschnitt wird einmal mehr die Medizyner-Mär verbreitet, heute sei ja alles besser:

Wird heute ein Kind mit geschlechtlichen Besonderheiten geboren, hat es gute Chancen, menschenwürdig behandelt zu werden - sofern die Eltern an die richtigen Experten geraten.

Kein Wort davon, dass auch bei den empfohlenen "Netzwerk Intersexualität/DSD"- und "EuroDSD"-"ExpertInnen" medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an nicht zustimmungsfähigen Kindern nach wie vor die Regel sind!

Kein Wort, dass allein in Deutschland weiterhin JEDEN TAG mindestens 1 Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt wird!

Die Zwangsoperateure freut's ...

Nachtrag:

Für Dradio Wissen hatte Monika Ahrens schon am 24.6.10 berichtet. Im 8-minütigen Beitrag kamen Lucie Veith und Hertha Richter-Appelt zu Wort. 

dradio 24.6.10
"Biologie - Leben zwischen den Geschlechtern"
>>> Dradio Wissen - Kultur
(Seite zur Sendung inkl. Beitrag zum live anhören)
>>> mp3 zum runterladen und anhören

Leider hat Dradio die Prioritäten überhaupt nicht kapiert: In der Sendung gehts praktisch ausschliesslich um "Geschlechtskategorien", "Diskriminierung" "sexuelle Identität" und "Personenstandseintrag".

Zwar werden die Traumatisierungen durch das Medizyner-Schweigegebot gut verdeutlicht. Und immerhin wird kurz angetönt, dass auch "heute noch [...] intersexuelle Personen als Kleinkind operiert werden", und als Position von Intersexuelle Menschen e.V. wird kurz referiert: "Operationen erst ab dem 18. Lebensjahr [...], vorher sollte eine Operation nur stattfinden, wenn es lebensnotwendig ist." Und auf der Internetseite zur Sendung hat's gar noch einen Link auf die kritische Berichterstattung zum Ethikrat-Forum auf diesem Blog.

Bezüglich abschliessender praktischer Forderungen geht's dann aber in der Sendung selbst im Namen der "Intersexuellen" einmal mehr nur noch um "Personenstand", "Identität" und "Schända". Die zentrale Zwitter-Forderung "Recht auf körperliche Unversehrtheit" wird dagegen im ganzen Beitrag nicht ein einziges Mal erwähnt!

Es ist noch ein weiter Weg ...

(Dradio konnte es übrigens schon besser und brachte schon verschiedentlich sehr gute Beiträge mit O-Ton von Exponent_innen der Zwitterbewegung, z.B. 2005 mit der letztes Jahr verstorbenen >>> Katrin Ann Kunze oder 2006 mit >>> Elisabeth Müller. In den letzten 2 Jahren scheint es allerdings überhand zu nehmen, dass die BerichterstatterInnen wegen Tunnelblick durch die festgeleimte Genderbrille das eigentliche Kernproblem der andauernden chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern zusehends aus den Augen verlieren, vgl. z.B. die Kultursendung zur "Geschichte der Hermaphroditen" (29.4.09) oder der Bericht zum Deutschlandstart von XXY (25.6.08).)

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Monday, July 12 2010

"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien" (IGM)

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Wie oft chirurgische Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in deutschen Kinderkliniken durchgeführt werden, gehört zu den bestgehütetsten Medizynergeheimnissen.

Organisationen überlebender Zwitter rechnen mit kosmetischen Genitaloperationen in Kinderspitälern an weit über jedem 1000. Kind bzw. mit gegen 100'000 Opfern von meist mehrfachen, medizinisch nicht notwendigen, nicht-eingewilligten GenitalOPs allein in der Bundesrepublik.

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert.
87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert.
91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert.
90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert.
(BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)
>>> Internationale BMBF-Studie mit 434 Proband_innen (2009)

Wie die Medizyner (siehe Abbildung oben) selber zugeben, werden HEUTE NOCH Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsmerkmalen durchscnittlich gleich mehrfach zwangsoperiert. Auf den erste, gerne als "einzeitig" verkauften Eingriff im Kleinkindesalter folgen später mit unschöner Regelmässigkeit "Nachbesserungen".

Bereits Säuglinge werden HEUTE NOCH unverändert zu fast 60% genital zwangsoperiert. Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene sind dann zu 87%-91% (!!!) genital zwangsoperiert, von den Erwachsenen mehr als die Hälfte der Zwangsoperierten mehrfach, davon wiederum die Hälfte mindestens dreifach!

Oberhalb von >2 wird wohlweislich nicht mehr weiter aufgeschlüsselt: Oft muss nämlich mehr als ein Dutzend Mal "nachgebessert" werden, Selbsthilfegruppen berichten von Überlebenden, die als Kind 16 Zwangsoperationen durchmachen mussten!

Zwitterorganisationen gehen deshalb aus von fünf chirurgischen Genitalverstümmelungen JEDEN TAG in den USA, einer Verstümmelung JEDEN TAG in Deutschland und JE einer Verstümmelung JEDE WOCHE in Österreich und in der Schweiz.

Die Zwangsoperateure ihrerseits nennen ziemlich verschiedene Zahlen – je nach Bedarf:

• Wo die Medizyner für kosmetische GenitalOPs neue "PatientInnen" suchen, trifft's laut Lehrbuch jedes 1000. Neugeborene. Entsprechend werden Zahlen genannt von "80'000 bis 120'000 Intersexuellen" in Deutschland.

• Bei kritischen Fragen zu den Folgen der Genitalverstümmelungen sind's andrerseits plötzlich nur noch 1:5000–1:10'000 "schwere Fälle" bzw. "8.000 bis 10.000 Intersexuelle" in Deutschland; diese Zahlen gab auch die Bundesregierung zu Protokoll, unter Berufung auf die Zwangsoperateure & Co. des bundesfinanzierten "Netzwerk Intersexualität/DSD" (heute "EuroDSD").

Netzwerk DSD/Intersexualität und EuroDSD-Chef Prof. Dr. Olaf HiortAuch in einem ZDF-Interview vom 4.11.09 bei "Abenteuer Forschung" gab folgerichtig  >>> "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort zu Protokoll:

[...] Leichtere Fehlbildungen des Genitale sind relativ häufig, da mit dem Überleben des Menschen vereinbar. Hierzu gehört zum Beispiel die Hypospadie, eine Fehlöffnung der Harnröhre beim Jungen. Eine schwerwiegendere Abweichung der Geschlechtsentwicklung ist seltener und kommt wahrscheinlich auf etwa 1:5000 bis 1:10.000 Geburten vor. [...]"

Welche Zahlen genau unter "relativ häufig" für die "Leichtere[n] Fehlbildungen" zu verstehen sind, darüber schwiegt sich Prof. Dr. Hiort vornehm aus ...

Englischsprachige Urologen gehen allein für das von Hiort angegebene "Beispiel [...] Hypospadie" aus von Raten von "1:300", vgl. u.a. C. A. Sheldon und J. W. Duckett, Pediatric Clinics of North America, 34(5), S. 1559-72, oder Laurence S. Baskin und M. B. Ebbers, Journal of Pediatric Surgery 41(3), S. 463-67 (zitiert nach: Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f).

Das aktuelle Medizynerhandbuch von 2008, "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis", Hrsg. v. Martina Heinrich und Kathrin Schäfer, nennt für "Hypospadie" gar die lukrative Zahl von "zwischen 4,7 und 8 auf 1000 männliche Lebendgeburten" (S. 192) – d.h. von 1:212 bis 1:125 ...

Ausgeliefert!

Wie eine aktuelle Recherche in Baden-Württemberg einmal mehr bestätigt, werden noch 2010 auch bei den so genannten "Leichtere[n] Fehlbildungen" unverändert systematisch kosmetische GenitalOPs verordnet – an Kleinkindern, ohne medizinische Notwendigkeit, genau gleich wie bei den so genannten "schwerwiegendere[n] Abweichungen", und trotz erschreckender Komplikations- und "Nachbesserungs-OP"-Raten.

Bei den von den untersuchten Kinderkliniken öffentlich angepriesenen kosmetischen Genitaloperationen fand sich u.a. genau die von Olaf Hiort als stellvertretendes Beispiel erwähnte Diagnose "Hypospadie".

Dass "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort selbst öffentlich zu Protokoll gibt, dass diese "leichteren" Verstümmelungen "relativ häufig" vorkommen, und die "schweren Fälle" dann noch dazu zu addieren sind, bestätigt einmal mehr:

Die häufig genannte Zahl von 1:2000 Opfern von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ist eher noch tief gegriffen und schliesst nicht alle Genitalverstümmelungen ein, realistischer ist wohl mehr als 1:1000.

--> Zum Beispiel die Intersex Society of North America (ISNA) geht aufgrund von Analysen von Inzidenz-Statistiken davon aus, dass auf 1000 Geburten 1-2 Kinder kosmetisch genitaloperiert werden.)

Auch die Raten von 1 Verstümmelung JEDEN TAG in Deutschland, plus JE 1 Verstümmelung JEDE WOCHE in Österreich und in der Schweiz sind damit wohl eher zu niedrig angesetzt.

Und Kinderverstümmler-Chef Olaf Hiort fühlt sich sicher genug, das verklausuliert einmal mehr öffentlich herauszuposaunen.

Will's offiziell ja nach wie vor niemand gemerkt haben.

Wie lange noch?!

>>>
Olaf Hiort: "Genitalverstümmelung der übliche Weg - wegen den Eltern"
>>> Olaf Hiort: "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Genitalverstümmelungen durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen bei Genitalverstümmelungen"

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- alle Posts zu Olaf Hiort
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "Verunsicherung und Ängste": Kommentare zur Kritik am "Netzwerk Intersexualität" / "Euro-DSD"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wie können die Täter gestoppt werden? 
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10 
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Sunday, July 11 2010

Caster Semenya will Schadenersatz von Sportverbänden (XXI)

>>> Nachtrag

IOC IAAF: Intersex - Guilty by SuspicionLaut einer >>> englischsprachigen Meldung auf businessweek.com vom 8.6.10 hat Geg Nott, Mitglied des Anwaltsteams von Mokgadi Caster Semenya in Südafrika, in einem ersten Schritt vor allem den südafrikanischen Sportverband ASA im Visier. Zwar will er zur Zeit von gerichtlichen Klagen (noch?) nichts wissen:

"Wir klagen nicht, aber wir überlegen, wie [Caster] am besten für die Rennen entschädigt werden kann, die sie auslassen musste. [...] Es wird für unsere Klientin und den Verband hilfreich sein, sicherzustellen, dass ihre entgangenen Gewinne ordnungsgemäss entschädigt werden."

Nott nannte das Verfahren gegen Caster Semenya "eine Travestie", die "nie wieder gegen ein menschliches Wesen wiederholt werden" dürfe.

In einer >>> heutigen Meldung der südafrikanischen Sunday Times wird Greg Nott zitiert, dass mögliche zivilrechtliche Forderungen sich nicht allein auf den südafrikanischen Athletikverband beschränken würden, sondern auch "andere Verbände" mit einbeziehen werden:

"Wir werden definitiv schauen, wie mögliche Verdienste entschädigt werden können, die [Caster Semenya] hätte erhalten können, während sie durch ASA oder welchen anderen Verband auch immer suspendiert war."

Die Zeit titelte darauf heute "Caster Semenya verklagt Südafrikas Verband", der Spiegel "Semenya will Geld".

Nachtrag: Ob ein Zusammenhang besteht mit dem heutigen ASA-Entscheid (englisch), Caster Semenya nicht unter die 42 AthletInnen aufzunehmen, die Südafrika in Nairobi ab dem 28. Juli an den Afrika-Meisterschaften vertreten werden, wurde nirgends angesprochen.

Als weitere Organisationen, von denen Caster Semenya Entschädigungen verlangen könnte, kommen nebst dem Athletikweltverband IAAF auch das südafrikanische Oympische Komitee Sascoc in Frage. Der südafrikanische Athletikverband und IAAF-Mitglied ASA hatte sich im Februar bei seinem Entscheid, Caster Semenya den Start an einem lokalen Rennen in Stellenbosch zu verweigern, auf eine offizielle IAAF-Weisung berufen. Das Olympische Komitee Sascoc war derjenige Verband gewesen, der entgegen dem ursprünglichen Ansinnen von ASA, Caster Semenya für lokale Rennen zuzulassen, ein absolutes Startverbot verhängt hatte, allerdings ebenfalls unter Berufung auf IAAF.

Kommentar: Bleibt zu hoffen, dass Caster Semenyas Anwaltsteam die unseligen Sportverbände auch für die dreiste Missachtung des Arztgeheimnisses sowie von Caster Semenyas Persönlichkeits- und ihrer sonstigen Menschenrechte gehörig zur Kasse bitten werden ...

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Friday, July 9 2010

Genitalverstümmelungen in der Kinder- und Jugendmedizyn

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Der folgende Text stammt aus dem Jahre 1996. Das heisst es ist jetzt unterdessen 14 Jahre später – und trotzdem wird allein in Deutschland von KinderchirurgInnen immer noch JEDEN TAG mindestens 1 Kind irreversibel verstümmelt, sowie in Österreich und in der Schweiz zusätzliche JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

In Deutschland leben mindestens - vage geschätzt - 24000 weißhäutige Menschen ohne bzw. mit verstümmeltem Lustorgan (Klitoris / Penis), an welchen i.d.R. im Alter von 1-2 Jahren durch Kindergynäkologen Operationen vorgenommen wurden.
[...] Von weiteren Praktiken, wie auch von dieser, existieren zumeist weder in der Öffentlichkeit noch in der ÄrztInnenschaft Kenntnisse.

Geschichte der Genitalverstümmelung
Genitalverstümmelungen in westlichen Ländern durch Chirurgen haben Tradition. So entfernte im 17. Jahrhundert der Chirurg Dionis auf Veranlassung der Ehemänner Frauen die Klitoris, um „pflichtbewußte“ Frauen aus ihnen zu machen, 1864 empfahl ein berühmter Chirurg, die Klitoris zu schützen und zu diesem Zweck die Schamlippen zusammenzunähen, 1900 empfahl D. Pouillet, die empfindlichen Teile mit Silbernitrat zu verätzen, damit sie nicht weiter „Hand an sich legten“, desweiteren wurden Frauen durch Amputation oder Ausbrennen der Klitoris von der Masturbation „geheilt“ (geschichtlicher Hintergrund aus Schüler / Bode, 1992 und Walker, 1993).
Bereits 1937 wird in diesem Zusammenhang von der Behandlung „genitaler Abnormalitäten“ (Young, 1937) geschrieben. [...]
Heute [...] darf zum Beispiel eine Klitoris in keinem jugend- und kindergynäkologischen Alter größer als 1 cm sein. Neben einer vergrößerten Klitoris können auch Vagina bzw. Gonaden (Eierstöcke, Hoden) nur „unzureichend“ ausgebildet sein oder es werden sonstige Normabweichungen vorgefunden. [...]

Operationen
Es erfolgen häufig mindestens zwei Operationen unter Vollnarkose.
[Zuerst] wird der nach außen hin sichtbare Bereich der Klitoris reduziert, bis 1982 bedeutete dies die Amputation derselben. Obwohl von einer Klitorisschaftresektion bei gleichzeitigem Erhalt der Glans und dem dazugehörigen Nervenbündel erstmals 1961 berichtet wurde (Altwein, 1989), wurden noch 20 Jahre später Amputationen vorgenommen.
Seit etwa 1980 werden diverse andere Operationstechniken angewandt: So wird die Klitoris z.B. mit der sog. „Zieharmonikatechnik“ „verkürzt“. Dies bedeutet die Entfernung der Schwellkörper und Falten der übrigen Haut, so daß der optische Eindruck entsteht, eine Klitoris sei noch vorhanden. Oder die Klitoris wird „gerafft“ und nach innen, das heißt unter die Venuslippen verlegt. Oder es wird versucht, die Glans zu erhalten, oder „nur“ die Klitorisvorhaut entfernt oder oder...
Diese Operation wird im Alter zwischen 6 und 36 Monaten durchgeführt, also so früh wie möglich, da die Ärzte der Meinung sind, daß das Mädchen dann nichts davon mitbekommt. Als Grund für die Klitoris'reduktion' wird deren Größe angegeben; deren 'penisähnliche Erscheinung', für die 'sich das Mädchen später schämen werde.' [...]
In der zweiten Operation wird die Kohabitationsunfähigkeit aufgehoben und eine „Neovagina“ gesetzt, indem der durch Venuslippen verdeckte Vaginaleingang offengelegt und mit einer Vaginaleingangs“plastik“ „verstärkt“ wird. [...]

Die Qualität der Operationen
Es wird behauptet, daß bei einer Reduktion die nervale und funktionale Integrität der Klitoris gewährleistet bleibt.
Dies ist zum einen technisch nicht machbar, denn bei der Schwellkörperentfernung, der Absenkung der Klitoris, dem Vernähen der inneren Schamlippen, sofern vorhanden, und gegebenenfalls Verlegung der Harnröhre, wenn diese sehr nahe an der Klitorisunterseite mündet, kommt es zu schwerwiegenden Nervenverletzungen. Über die verbliebenen Klitorisreste wird die Haut meist so eng gespannt, daß eine Erektion im Erwachsenenalter schmerzhaft ist. Zudem treten Schmerzen durch nicht-dehnbare Vernarbungen auf.
Zum anderen stellt sich die Frage, wie diese Integrität erfaßt werden soll. Man ist auf die Aussagen der Operierten angewiesen, und es ist schwierig, hierzu korrekte Angaben zu erhalten. Wenn keine oder nur eingeschränkte Empfindungen vorhanden sind, wird dies wohl kaum gegenüber derjenigen Person oder Institution angeführt werden, die eben diese Empfindungseinschränkung hervorgerufen hat.
Bleiben nur noch Spannungsmessungen an den Nerven mittels Stromimpulsen (beschrieben in Altwein, 1989) oder Masturbation am verstümmelten Organ durch den Arzt (nur vermutet, nicht dokumentiert).

Wir wissen, daß klitorale Operationen, gleich welcher Art, zu massiven Empfindungseinschränungen bis hin zur Empfindungsunfähigkeit führen.

Häufig finden vaginale Nachoperationen statt, da nach den Bougierungen unter Umständen nicht einmal ein Tampon eingeführt werden kann (nach Aussage einer Verstümmelten). Mit Ankündigungen wie „Hier werden so große Scheiden gebaut, so große gibt’s normalerweise gar nicht!“ oder „Wir machen Ihnen eine Scheide so groß Sie wollen!“ (O-Ton W. Ch. Hecker) wird geworben und gerne nachoperiert. [...]

Zusammenfassende Bewertung
Genitalverstümmelung an Menschen ist in jedem Kontext die physische Umsetzung des patriarchalen heterosexistischen Gedankengutes mit dem Ziel der psychischen Unterwerfung und Vernichtung.
Sie zeugt in den hier geschilderten Fällen von einer frauenverachtenden Einstellung und von ausgeprägtem Sadismus. Um die insgesamt ausgelebte Brutalität der beteiligten Ärzte an den betroffenen Kindern erklären zu können, kann ein pädophiles Anliegen vermutet werden.
Wie sonst ist es zu erklären, daß wider besseren Wissens einem Mädchen die Klitoris abgetrennt wird, sie auf Lebzeit verstümmelt wird, daß ein kleines Kind immer wieder und ohne neue Veranlassung mit Fingern penetriert wird, bis es blutet, daß ein Mädchen als Kind vergewaltigt wird, um dann mit 14 Jahren „gebrauchsfertig“ zu sein für künftige Penetrationen, daß pornographisches Bildmaterial anzufertigt wird und dann nach all dem Dankbarkeit erwartet wird für die „wichtige Lebensbegleitung zu einer erfüllten Geschlechtsidentität“? [...]

Betroffene erleben Bougierungen und gynäkologische Untersuchungen als Vergewaltigungen, die Behandlungsverläufe insgesamt als Folter.
Der gesamte Behandlungsablauf stellt schwerste Köperverletzung sowie eine gravierende Verletzung von Frauen- und Menschenrechten dar.

>>> der ganze Text von 1996

Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
http://home.t-online.de/home/aggpg/is_tdf.htm

Siehe auch:
- Selbstdarstellung der AGGPG 
- "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - Flugblatt AGGPG (1998)
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- "Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wie können die Täter gestoppt werden?
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10 

Thursday, July 8 2010

Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Kleiner Lichtblick zwischendurch (III)

>>> Nachtrag

Im Durchschnitt JEDE WOCHE einmal wurde in den letzten 7 Monaten ein offizielles Bundestagsdokument produziert, in welchem das Wort "intersexuell" vereinnahmend benutzt wurde, um die Anliegen und Forderungen Dritter voranzutreiben – NIE ging es dabei konkret um die Zwitter, geschweige denn um die Beendigung der Zwangsoperationen. Und das alles, während gleichzeitig in Deutschland JEDEN TAG mindestens 1 Zwitterkind irreversibel chirurgisch verstümmelt wird.

Um die schnellstmögliche Beendigung der Genitalverstümmelungen gings leider auch letzte Woche noch nicht, als am 1.7.10 anlässlich einer Bundestagsdebatte einmal mehr der Begriff "Intersexualität" fiel und entsprechend Aufnahme ins Sitzungsprotokoll fand (>>> PDF -> S. 5403 (C) = S. 173 (C) innerhalb des PDFs).

Aber für einmal gings zur Abwechslung wenigstens NICHT um "sexuelle Identität", "Aktionspläne gegen Homophobie" oder sonstige LGB(T)-Vereinnahmungsvehikel, sondern immerhin um Ethik bzw. konkret darum, wie ethische Gesichtspunkte im Bundestag besser praktisch einbezogen werden sollen.

Anlass der Debatte war ein Antrag um (erneute) "Einrichtung eines Parlamentarischen Beirats zu Fragen der Ethik (Ethikbeirat)" (DS 17/1806). In seinem Redebeitrag illustrierte René Röspel (SPD), der Erstunterzeichner des Antrags, die Notwendigkeit eines speziellen parlamentarischen Ethikbeirats u.a. wie folgt:

Auch die Möglichkeit, dass die Berichterstatterinnen und Berichterstatter im Forschungsausschuss den Gesprächsfaden zum Ethikrat aufrechterhalten sollen, ist ein nicht tragfähiger Vorschlag, wie schon der Blick auf die aktuellen Themen des Ethikrates zeigt. So fallen die Grenzen der Chimären- und Hybridbildung sicher (auch) in die Kompetenz des Forschungsausschusses. Bei Fragen der Sterbehilfe, der Selbstbestimmung und Demenz oder der Intersexualität sieht dies jedoch schon ganz anders aus. Genau deswegen braucht der Bundestag ein Gremium, welches sich gezielt mit ethischen Streitfeldern und Problemen auseinandersetzt.

Der Antrag wurde letztlich mit "offensichtlich[er]" Mehrheit angenommen bzw. zur Weiterbehandung an nicht weniger als 6 parlamentarische Ausschüsse überwiesen, darunter auch der Rechtsausschuss.

Kommentar: Eine Schwalbenfeder macht noch keinen Frühling, und wie bemerkt ging es auch hier noch nicht einmal um das Hauptanliegen der Zwitter und ihrer Organsisationen oder sonstwie direkt um sie, sondern wie üblich waren "Intersexuelle" einmal mehr lediglich Mittel zum Zweck.

Doch immerhin ging es zur Abwechslung mal um ein Anliegen, das letztlich auch der Beendigung der Zwangsoperationen dereinst dienlich sein könnte, und erst noch um ein mehrheitsfähige Sache – nicht ganz unwesentlich, wenn mensch realpolitisch etwas erreichen will.

Und als ganz grosse Ausnahme wurden "Intersexuelle" dabei wenigstens für einmal nicht für ein weiteres LGB(T)-Sebstzweck-Vehikel missbraucht, das den realen Zwitteranliegen letztlich nichts bringt – ausser massivem politischem Schaden.

Gelichzeitig illustriert dieser Vorgang, dass es für politische Erfolge, und seien sie auch noch so minimal, letztlich Öffentlichkeit braucht, d.h. öffentliches Vorgehen und insbesondere öffentlichen Druck. Hätte es sich nämlich beim "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates vom 23.6.10, das gut eine Woche vor René Röspels Redebeitrag im Bundestag stattfand, um eine Geheimverhandlung durch den Dienstboteneingang gehandelt, hätte der Abgeordnete Röspel das Stichwort "Intersexualität" kaum in seine Rede eingeflochten ...

Nachtrag: Am 14.7.10 schrieb die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org an, bedankte sich für den Redebeitrag, fragte, ob er über kosmetische Genitaloperationen an Kindern schon informiert sei, und bat um Mithilfe zur Beendigung dieser Menschenrechtsverletzungen.

Siehe auch:
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10  

Tuesday, July 6 2010

UPDATE: Caster Semenya hat Starterlaubnis!!! (XX)

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!UPDATE: Laut einer Meldung auf >>> iol.co.za vom frühen Nachmittag, die sich auf eine Quelle "an hoher Stelle im Athletikweltverband IAAF" beruft, habe der Verband heute morgen beschlossen, Caster Semenya sei ab sofort wieder für alle Frauenwettkämpfe zugelassen!

Später am Nachmittag wurde eine entsprechende >>> IAAF-Medienmitteilung weltweit verbreitet: Der "Fall" sei "abgeschlossen". "Der IAAF akzeptiert die Schlussfolgerungen eines Gremiums meidzinischer Experten, dass sie ab sofort wieder an Wettkämpfen teilnehmen kann."

Ebenfalls weltweit verbreitet wurde fogender Kommentar von Caster Semenya: "Ich bin ausser mir vor Freude, wieder die Arena der Weltathletik betreten zu können, und freue mich auf die Teilnahme an Wettkämpfen, jetzt, wo alle Streitigkeiten hinter mir liegen."

Eine in der Zeit veröffentlichte, ausführliche dpa-Meldung versucht erneut, dem südafrikanischen Leichtathletikverband ASA die Schuld für das IAAF-Debakel in die Schuhe zu schieben. Weiter gibt's Zitate vom Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach sowie von IAAF-Experte Helmut Digel, wonach nun als nächster Schritt sowohl bei IAAF wie auch bei IOC "die Schaffung neuer Regularien in Bezug auf die Trans- und Intersexualität von Sportlern" anstünden (dieser Blog berichtete).

Wie The Guardian und der Sydney Morning Herald in den frühen Morgendstunden berichtet hatten, soll der Weltathletikverband IAAF  Mokgadi Caster Semenya "in wenigen Tagen die Starterlaubnis erteilen". Der IAAF hatte zunächst eine Entscheidung "bis Ende Juni" angekündigt, diesen Termin aber erneut verstreichen lassen.

Der Sydney Morning Herald erwartet, Caster Semenya werde entweder an den Juniorweltmeisterschaften in Kanada vom 19.-25. Juli antreten, oder aber bei den Commonwealth Spielen in Delhi (Indien) im Oktober. Weiter wärmt der Herald die Spekulationen wieder auf, der Entscheid des IAAF habe sich wegen einer "wahrscheinlichen Hormonbehandlung" Caster Semenyas so lange hingezogen. Beide Meldungen berufen sich auf die Londoner Zeitung Daily Telegraph, genauere Quellenangaben werden bisher nirgends genannt.

Wir hoffen das Beste und bleiben dran ...

Nachtrag: Inzwischen ist die (mit dem Herald identische) Meldung auch bei Telegraph.co.uk online.

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Sarah Gronert
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit 
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport: Der "Fall" Caster Semenya (I) 
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (II): "The Guardian" und "Freitag.de" propagieren Genitalverstümmelungen
- Der "Fall" Caster Semenya und die Medien (III): 4 Artikel von solidarischen Nicht-Zwittern
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV)
- Zwitter solidarisieren sich mit Caster Semenya (V)
- IAAF offeriert Caster Semenya "Gratis Genitaloperation" (VI) 
- Caster Semenya verklagt IAAF auf 120 Mio Dollar und ASA auf 18 Mio Dollar? (VII) 
- Caster Semenya wieder für Frauenwettkämpfe zugelassen? (VIII)
- Südafrikanisches Olympiakomitee: Absolutes Startverbot für Caster Semenya! (IX) 
- Caster Semenyas Anwälte gegen SASOC: "Sie wurde nicht disqualifiziert"! (X) 
- "Caster Semenya: Was macht eine Frau zur Frau?" - evangelisch.de, 4.2.10 
- "Geschlechtstests im Sport: Wer legt eigentlich fest, was als normal gilt?" - FAZ, 15.2.10
- Caster Semenya kündet offiziell Rückkehr an – IAAF verlangt Denkpause bis August (XI) 
- Caster Semenya: Anwälte stellen Ultimatum bis Montag und bereiten Klage vor (XII) 
- Caster Semenya verzichtet vorläufig auf Klage (XIII)
- Caster Semenya "unterzieht sich seit Januar medizinischer Behandlung" (XIV) 
- Caster Semenya "in Hormon-Behandlung" - IAAF-Entscheid bis Ende Juni? (XV)
- Sportprofessor: Athletikverbänden geht es ums Image, nicht um Fairness; Caster Semenyas Rechte werden unter den Teppich gekehrt (XVI)
- IAAF plant neues Geschlechter-Regelwerk auf 2011 – wegen Caster Semenya (XVII) 
- Caster Semenya: Startfreigabe angekündigt – dann Pressekonferenz abgesagt (XVIII)
- Heute 17:30 @ dradio: "Der Kampf um das Geschlecht" 
- Caster Semenya: IAAF-Entscheid erneut vertagt? (XIX) 
- UPDATE: Caster Semenya hat Starterlaubnis!!! (XX) 
- Caster Semenya will Schadenersatz von Sportverbänden (XXI)
- Alle Posts über Caster Semenya

Friday, July 2 2010

Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" (US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen UPDATES 2)

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Es tut sich was in der wegweisenden US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Hormonzwangstherapien:

Am 18.6.10 berichtete mit dem >>> Time Magazine (englisch) erstmal ein Mainstreammedium kritisch über Dr. Maria I. News unkontrollierte Menschenversuche mit pränatalem Dexamethason. Im Artikel kommt unter anderen eine betroffene Mutter zu Wort, die von Dr. Maria I. New nach bekanntem Muster NICHT darüber aufgeklärt wurde, dass es sich um eine umstrittene Off-Label-Anwendung handelt. Sowie namhafte Mediziner, Psychologen und Bioethiker, die u.a. bestätigen, dass weder Maria I. New noch ihre KollegInnen weltweit wirklich wissen, was sie genau (an-)tun, und dass es bei den pränatalen Behandlungen (wie auch bei den kosmetischen Genitaloperationen an Kleinkindern) nicht darum geht, dem Kind zu helfen, sondern die Eltern vor "psychologischem Stress" zu bewahren.

Der Time-Artikel hält weiter fest, dass die Dexamethason-Zwangsbehandlungen entgegen aktuellen Leitlinien grösstenteils völlig unkontrolliert und ohne zentrale Auswertung erfolgen (wie bekanntlich z.B. auch in Deutschland). Sowie nicht zuletzt, dass die Menschenversuche nie, wie in Amerika eigentlich vorgeschrieben, von einem Ethikkomitee (Institutional Review Board IRB) genehmigt wurden (auch im Rest der Welt werden sie hauptsächlich als unkontrollierte Feldversuche durchgeführt – und obwohl in Deutschland der Endokrinologenverband APE ebenfalls zentrale Erfassung und Kontrolle der Anwendungen befürwortet, gibt es keinerlei Konsequenzen für frei experimentierende Medizyner, was die APE zwar kritisiert, aber trotzdem keine konkreten Schritte dagegen unternimmt).

Kurz darauf liess der US-Endokrinologenverband "Endocrine Society" in seiner Zeitschrift >>> "ENDO Daily" durchsickern, in einem am 21.6.10 vorgestellten Entwurf für die künftige Leitlinie werde ausdrücklich festgehalten, dass Dexamethason eine "experimentelle Prozedur" darstelle und nur noch im Rahmen IRB-kontrollierter Studien zulässig sei. Die Kehrseite: Als "sichere" Alternative propagiert (wie ebenfalls deutsche "Netzwerk Intesexualität"/"Euro-DSD"-Medizyner) auch die neue Leitlinie chirurgische Genitalverstümmelungen an Säuglingen: "Die Leitlinie [...] empfiehlt frühe, einstufige chirurgische Reparatur für schwer vermännlichte Mädchen."  Auch hier in beklemmender Übereinstimmung mit der aktuellen Deutschen Leitlinie ...

Als nächstes legten die Iniatiatorinnen der Kampagne, Ellen K. Feder und Alice Dreger, zusammen mit Anne Tamar-Mattis, Präsidentin der Zwitter-Lobbyorganisation "Advocates for Informed Choice (AIC)", in einem am 29.6.10 auf dem >>> "Bioethics Forum" des Hastings Center veröffentlichten Artikel noch einen drauf:

Wohl unter Berücksichtigung der im Zusammenhang mit dem Outing des US-Seriengenitalverstümmlers Prof. Dr. Dix P. Poppas gemachten Erfahrungen, dass die öffentliche Meinung viel stärker auf Meldungen reagiert, in denen es vordergründig um illegitime Eingriffe an "Mädchen" geht und erst in zweiter Linie um Menschenrechtsverletzungen an Zwittern, stellt der Beitrag die (nicht nur) von Maria I. New und Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg verschiedentlich in Publikationen propagierten "Vorteile" ins Zentrum, wonach die pränatalen Zwangsbehandlungen verhindern sollen, dass die betreffenden "Mädchen" später lesbisch werden oder durch allzu selbstbewusstes Verhalten "auffallen", oder gar noch durch eine "entsprechende" Berufswahl – sondern stattdessen hoffentlich verstärkt heiraten und in der traditionellen Mutterrolle aufgehen würden ... Alice Dreger vertiefte diese Kritik in einem gleichentags veröffentlichten >>> Folgepost auf Psychology Today.

Zwar kam es nicht zu einem vergleichbaren öffentlichen Entrüstungssturm wie bei Dr. Poppas' Vibrator-Experimenten an genital zwangsoperierten "Mädchen", doch die öffentliche Beachtung der Kampagne verstärkte sich trotzdem deutlich: Mehrere prominente Blogs griffen den Hastings-Artikel sowie Dregers Post auf Psychology Today auf, u.a. >>> Huffington Post und >>> Slog, gefolgt von >>> Nature, >>> The Village Voice, >>> Los Angeles Times, >>> Jezebel, >>> ScienceBlogs und einem offiziellen und ebenfalls sehr positiv zu bewertendem >>> Artikel von Newsweek, deren Wissenschaftautorin auch Maria I. New und ihre Arbeitgeberin Mount Sinai Hospital um eine Stellungsnahme bat, jedoch beide Male vertröstet wurde ...

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist die Situation betreffend unkontrollierte Dexamethason-Zwangsbehandlungen wie auf diesem Blog berichtet durchaus vergleichbar – inkl. einer "AGS-Eltern- und Patienteninitiative e.V.", welche entsprechend dem Vorbild der US-"Cares Foundation" ebenfalls mit den ZwangsbehandlerInnen eng zusammenarbeitet und mit diesen zusammen die experimentellen Zwangsbehandlungen wiederholt als "erprobt und sicher" vermarktet.

Bisher sahen ausserhalb der USA jedoch weder EthikerInnen, noch Medien oder PolitikerInnen irgendwelchen Handlungsbedarf, weshalb die Zwangsbehandlungen dort überall unwidersprochen weiterpraktiziert werden ... Wie lange noch?!

Fortsetzung folgt ...

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen "auf Verdacht hin"
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

"Wo das Maß versagt" - e-politik.de, 1.6.10

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Nach dem Tagesspiegel-Artikel vom 27.6.10 ein >>> weiterer Bericht, diesmal von Markus Rackow über das "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates in Berlin vom 23.6.10.

Kommentar: Aufgeblasener, schlecht recherchierter und wichtigtuerischer Text, in dem nicht mal das Stichwort "Menschenrecht" drin vorkommt, dafür aber die obligate Medizynermär "Noch bis in die 90er Jahre wurden Säuglinge chirurgisch bearbeitet" (aber heute ist das ja alles gaaanz anders).

Dazu mit deutlichem Schwergewicht auf den offenbar persönlichen Obsessionen des Autors vom "Sieg der Ratio über den Biologismus" über "Grenzfälle wie Geschlechtsidentitätsstörungen" , "Michel Foucault" und "Liebesheirat" vs. "Vernunftehe" bis hin zu "Gender-Pluralismus" und weiteren "Fragen", die, wie der Autor selbst einräumt, an der Veranstaltung selbst "nicht mal thematisiert wurden".

Fazit: Tagesspiegel gegen e-politik – 1:0.

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

Thursday, July 1 2010

Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004

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Am 8. März 1996 gründeten Heike Bödeker und Michel Reiter die "Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG)" – die erste deutschsprachige Zwitter-Lobby-Organisation, die sich entschieden für die Beendigung der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern einsetzte. Auslöser zur Gründung war die Weigerung der (Frauen-)Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes, die seit langem gegen weibliche Genitalverstümmelung kämpft, die Bekämpfung der Genitalverstümmelungen an Zwittern ebenfalls zu ihrer Sache zu machen. Michel Reiter monierte noch 1998: "Terre des Femmes entzieht sich seit März 1996 einer Stellungnahme, intern wurde argumentiert, Betroffene hätten keine Kompetenz."

2004 griff Terre des Femmes schliesslich das Thema offiziell wieder auf. In der Ausgabe 3/4 der TDF-Zeitschrift "Menschenrechte für die Frau" erschien auf den Seiten 23-26 ein Artikel von Dr. Marion Hulverscheidt, FGM-Spezialistin und langjähriges Mitglied der AG Genitalverstümmelung von TDF, unter dem Titel >>> "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen" (PDF).

Darin bezieht sich Marion Hulverscheidt ausserdem konkret auf die durch Forderungen von "Intersexuellen-Verbände[n]" ausgelöste "Diskussion innerhalb von TDF" zum Thema. Auf diesen Artikel verwies Terre des Femmes auch 2010 auf die erneute Anfrage der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org nach einer Stellungnahme zum Thema "Genitalverstümmelungen bei Zwittern".

Im Wesentlichen kommt der Artikel zu 2 Schlussfolgerungen:

  1. Genitalverstümmelungen an Zwittern sind als körperlich vergleichbar schädlich einzustufen wie Genitalverstümmelungen an Frauen; Zwitter leiden ausserdem im Vergleich noch an zusätzlichen seelischen (Folge-)Schäden
     
  2. Terre des Femmes wird sich trotzdem nicht konkret gegen Genitalverstümmelungen an Zwittern engagieren, da sie sich explizit als Frauenorganisation definiert und ihr Aktionsfeld auch aus Kapazitätsgründen auf reine Frauenanliegen beschränkt

Zu Punkt 1. führt der Artikel abschliessend aus (S. 26):

Wie sieht es bei den chirurgisch korrigierten Intersexuellen aus? Sie leiden auch an den Operationen und Eingriffen. Jedoch: Betroffenenberichten zufolge wird das Leiden verstärkt und potenziert durch das Verschweigen dessen, was getan wurde und wird, und warum. Die Tabuisierung traumatisiert. Das Hauptproblem der Intersexuellen ist, dass sie sich allein fühlen und auch allein gelassen sind. Diese Menschen sind Einzelfälle. [...] Das Leiden wird verstärkt durch das Verschweigen.
Haben FGM und Intersex also die gleiche Wirkung? Rein somatisch betrachtet ja, dafür stehen wiederholte körperliche Eingriffe, chronische Beschwerden etc. Dies ist bei beiden gleich. [...]

Kommentar zu Punkt 1.: Dieses laut der AG Genitalverstümmelung von Terre des Femmes nach wie vor aktuelle Statement ist für den Kampf der Zwitterbewegung um die Beendigung der genitalen Zwangsoperationen von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da Terre des Femmes darin klarstellt, dass es sich bei den Übergriffen der Medizyner klar um in ihren körperlichen Wirkungen vergleichbare Verstümmelungen und Schädigungen handelt, wozu bei den Zwittern noch das systematische Belügen durch ihre PeinigerInnen kommt.

Kommt noch dazu, dass Terre des Femmes sich als Reaktion auf den Aufruf zur Solidarität der Meschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org bereit erklärte, zur kommenden Bundestagsdebatte zum Gesetzesentwurf gegen die weibliche Genitalverstümmelung explizit noch einmal auf diese Fakten hinzuweisen (entsprechend der hervorragenden Erklärung, die Terre des Femmes Schweiz unlängst zur Debatte des schweizerischen Gesetzesentwurfs gegen weibliche Genitalverstümmelung abgab). Ganz herzliches Dankeschön und weiter so!

(Der zusätzlich von Marion Hulverscheidt angeführte Aspekt, dass bei der weiblichen Genitalverstümmelung "eine Gesellschaft von Traumatisierten erzeugt" werde – "Mütter und Großmütter tun ihren Kindern das an, was sie selbst erlitten haben" –, während "[b]ei Intersexuellen [...] das Trauma für die Eltern nicht nachvollziehbar" sei, lässt allerdings alle Fälle ausser Acht, bei denen innerhalb von Familien mit "AIS" der medizinische Terror ebenfalls generationenübergreifend und unter Mithilfe von Verwandten über Kinder gebracht wird, sowie alle diejenigen Mütter mit "AGS/CAH", die ihren "Töchtern" haargenau dasselbe antun (lassen), was sie schon selbst erleiden mussten.)

Zum 2. Punkt fasst Marion Hulverscheidt zusammen, was von Terre des Femmes auch 2010 nochmals als offizielle Position bekräftigt wurde (S. 26):

Am Schluss möchte ich auf die Frage antworten, die ich zu Beginn gestellt habe: Ist es die Aufgabe von TERRE DES FEMMES, sich für die Intersexuellen einzusetzen? Meine Antwort lautet: Nein. TERRE DES FEMMES ist eine Frauenrechtsorganisation. Wir kümmern uns um häusliche Gewalt, um Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen, um Zwangsprostitution, um die Situation von Frauen im Islam, und um die Unterstützung der Organisationen, die gegen FGM vor Ort arbeiten. Wir machen Aufklärungsarbeit in Deutschland und zeigen auf, wo FGM hier in Deutschland eine Rolle spielt, beispielsweise im Asylverfahren,wenn es um die Anerkennung frauenspezifischer Fluchtgründe geht. Im Internet gibt es mittlerweile viele Informationen über Intersexualität und es gibt Gruppen und diverse Kontaktmöglichkeiten. Die Intersexuellen haben ihre Lobbyarbeit selbst in die Hand genommen.

Kommentar zu Punkt 2.: Es ist legitim, dass sich Organisationen nicht zuletzt aus Kapazitätsgründen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um dort die bestmögliche Arbeit leisten zu können. Alle erfolgreichen Lobbygruppen funktionieren nach diesem Prinzip. Etwas anderes zu behaupten, wirkt selten glaubwürdig.

(Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. ist aktuell die einzige mir bekannte Lobbygruppe, die ständig öffentlich beteuert, zuerst die "Menschenrechte aller Menschen" durchsetzen zu wollen, und erst anschliessend die der eigenen Klientel.)

Somit ist es klar das Recht von Terre des Femmes, sich auf Menschenrechtsverletzungen an Frauen beschränken zu wollen, und es steht der Organisation gut an, dass sie dies standhaft und ehrlich tut.

(Dass es so lange dauerte, bis dies öffentlich kommuniziert wurde, und dass Marion Hulverscheidt obenrein noch den Anschein zu erwecken versucht, Lobbyarbeit für Zwitter sei inzwischen ja gut abgedeckt und die Hilfe von Terre des Femmes somit sozusagen gar nicht mehr nötig, ist m.E. rückblickend allerdings nicht gerade ein Ruhmesblatt. Ebenfalls m.E. zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen ist, dass Terre des Femmes gar nicht erst darauf eingeht, dass die Medizyner selber dauernd von Operationen an "Mädchen" reden, und die häufigste "Syndromgruppe" heute noch im Verstümmelungs-Dachverband "Netzwerk DSD/Intersexualität" als "AGS-Mädchen" bezeichnet werden, sowie, dass auch sonst sehr viele Zwitter von den Medizynern offiziell als "Mädchen" betrachtet und entsprechend 'zurechtgestutzt' werden, weil dies chirurgisch einfacher ist.)

Trotzdem sollte ab und zu auch ein Blick über den eigenen Gartenzaun hinaus möglich sein, sowie im Rahmen des Möglichen auch etwas solidarische Unterstützung. In diesem Sinne ist die aktuelle Absichtserklärung von Terre des Femmes, im Rahmen der kommenden Bundestagsdebatte am Rande auch auf den ähnlich gelagerten Kampf der Zwitter sowie auf deren eigene Organsiationen zu verweisen, begrüssenswert und höchst willkommen. Fortsetzung folgt ...

>>> "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen" (PDF)

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Aufruf zur Solidarität
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Schweiz: Terre des Femmes, Amnesty und Grüne gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung 
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ... 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ...  
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive 

Wednesday, June 30 2010

"Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997

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Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Ein berührendes Gedicht von Michel Reiter, das mit ergreifender Deutlichkeit festhält, was scheints immer mal wieder etwas in Vergessenheit zu geraten droht:

Wir kämpfen für die Kinder
damit sie eine Zukunft haben

>>> Für die Kinder kämpfen wir                     Danke!

Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)

>>> "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
>>>
Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität"

Bald seit Jahrzehnten beschweren sich zwangsoperierte Zwitter darüber, dass sie in der Öffentlichkeit und insbesondere in der Politik von anderen Interessegruppen für deren eigene Anliegen als Mittel zum Zweck missbraucht und instrumentalisiert werden. Seit mehr als 13 Jahren kritisieren auch solidarische Nicht-Zwitter diese Vereinnahmungen u.a. als "Kolonialisierungskaskaden".

Diese Vereinnahmungen tragen dazu bei, dass die Hauptforderung der Zwitterbewegung, nämlich die schnellstmögliche Beendigung der chirurgischen Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern und sonstigen medizinisch nicht notwendigen Eingriffe ohne die Informierte Zustimmung der Betroffenen, in der öffentlichen Wahrnehmung ausgeblendet und unsichtbar gemacht werden, ebenso wie überhaupt die Existenz und die Leiden der Zwangsoperierten selbst – während gleichzeitig dauernd über Zwitter geredet wird und in der Öffentlichkeit das Gefühl vorherrscht, es "werde ja etwas getan".

Das einzige, was aber real "getan wird", ist, dass die Beendigung der Genitalverstümmelungen unnötig hinausgezögert wird.

Die VereinnahmerInnen selbst kümmert das alles offensichtlich herzlich wenig. Unverfroren behaupten sie die ganze Zeit noch, SIE würden ja etwas für das Wohlergehen der leidenden Zwitter tun! (Vgl. z.B. die aktuelle CSD-Pressemitteilung.)

So auch die altbekannten Figuren im Bundestag. Im Zeitraum vom 26.11.09-3.2.10 hatten sie dafür gesorgt, dass in 12 offiziellen Bundestagsdokumenten der Begriff "intersexuell" für die Anliegen anderer Interessengruppen missbraucht wurde (meist die der VereinnahmerInnen selber).

Und immer noch vereinnahmen sie offensichtlich unbeirrbar weiter: Seit dem 4.2.10 bis heute 30.6.10 wurden Zwitter bereits in weiteren 17 offiziellen Bundestagsdokumenten missbraucht, wie eine Bundestags-Onlinesuche belegt

Sprich, in den letzten 7 Monaten wurden "Intersexuelle" in total 29 Bundestagsdokumenten für politische Forderungen Dritter verheizt.

Der politische Schaden, der damit angerichet wird, ist immens.

Konkret sorgten die VereinnahmerInnen in den letzten 7 Monaten dafür, dass im Durchschnitt  JEDE WOCHE ein neues Bundestagsdokument publiziert wurde, in dem Zwitter zwar erwähnt werden und politische Forderungen im Namen der Zwitter aufgestellt werden – KEIN EINZIGES MAL ging es dabei konkret um die Beendigung der Genitalverstümmelungen – sondern im Gegenteil wurden Zwitter dabei JEDESMAL für Anliegen anderer vereinnahmt und missbraucht! 

Im selben Zeitraum wurden in Deutschland über 200 Zwitterkinder irreparabel genitalverstümmelt!!

Und JEDEN TAG wird ein weiteres Kind genital zwangsoperiert!!!

Und die ganze Zeit lenken die VereinnahmerInnen die öffentliche Wahrnehmung und den politischen Diskurs – weg vom Kampf der Zwitter gegen die Genitalverstümmelungen, und hin auf ihr eigennütziges politisches Süppchen ...

Und tragen so aktiv dazu bei, dass die Genitalverstümmelungen an wehrlosen Zwitterkindern unnötig andauern. Die Zwangsoperateure und ihre Helfershelfer und Zulieferer freut's.

Die versammelten Zwitter-VereinnahmerInnen im Bundestag usw. machen sich so zu MittäterInnen und sollten auch als solche behandelt werden.

Würden schon ein paar wenige von ihnen zur Abwechslung mal an den eigenen Geschlechtsteilen etwas genital zwangsoperiert, hätten sie bestimmt ziemlich schnell andere Parolen – wetten?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
>>>
Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Siehe auch:
- Historischer überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Warum Zwitterforderungen, worin es um "sexuelle Identität" geht statt um "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung", keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung 
- Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen! 
- "Intersexualität" = "sexuelle Identität und Lebensweise"??! – Grüne VereinnahmerInnen immer noch nichts gelernt 
- Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" 
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- Geschlecht: Zwangsoperiert 
- Liminalis: Aus Transschändrien nix neues
- "Who killed David Reimer?"
- "Intersexualität" = sexuelle Orientierung?!
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda?
- Heinz-Jürgen Voß in "Liminalis" 3 (2009) – Zwitter-Vereinnahmung wie gehabt ... 
- QueerGrün missbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ  
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität" 
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Mit der Hoffnung im Herzen 

Tuesday, June 29 2010

"Er, sie, es" - Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.1.03

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Die Zwitter Medien Offensive™ war schon da! 

Als bisher einzige Zeitung brachte der Tagesspiegel unter dem Titel "Er, sie, es" (Titel inzwischen geändert, siehe Nachtrag 2) einen Artikel von Ulrike Baureithel zum "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates vom 23.6.10.

Unter demselben diskreditierenden Titel war wie vermerkt schon am 15.1.03 in der FAZ  ein Artikel von Katrin Hummel erschienen um die seinerzeitigen Aktivist_innen Ernst Bilke und Michel Reiter.

Da es interessant ist zu vergleichen, >>> dokumentiere ich den FAZ-Artikel hier.

Kommentar:

Beide Artikel enthalten einige Ungereimtheiten und Schnitzer, was ärgerlich ist. Jedoch ist es m.E. wichtiger, dass das Tabu-Thema Menschenrechtsverletzungen an Zwittern überhaupt öffentlich aufs Tapet kommt, als dass von Anfang an jedes Detail stimmen müsste. Zudem sind auch JournalistInnen nur Menschen, die zunehmend unter (Termin-)Druck stehen, weshalb sie je länger desto häufiger unreflektiert abschreiben und rezyklieren (müssen), wo's nur irgendwie geht. Was aber eine allgemeine Erscheinung ist und nicht spezifisch für Artikel über Zwitter.

Trotzdem dünkt mich im direkten Vergleich zwischen diesen beiden Artikeln, die immerhin 7 Jahre auseinanderliegen, dass die in Mainstreammedien mögliche Kritik an den Menschenrechtsverbrechen an Zwittern inzwischen pointierter, konkreter und auch politischer wurde. Was an sich schon mal ein Fortschritt ist. Der jedoch nur möglich wurde durch durch Jahrzehnte langes Beackern der Öffentlichkeit durch verschiedene Aktivist_innen.

In dieser Beziehung kann sich die zunehmende Gehetztheit der JournalistInnen übrigens auch zu Gunsten der Zwitterbewegung auswirken – solange sie sich für eine kontinuierliche, gut dokumentierte Öffentlichkeitsarbeit nicht zu schade ist. Ansonsten kann der errungene Vorteil auch schnell wieder dahinschmelzen oder gar rückgängig gemacht werden – die Medizyner schlafen nicht ...

Ein Beispiel dafür ist, dass in die männliche Rolle zwangsoperierte Zwitter wie z.B. der in der FAZ portraitierte Ernst Bilke mittlerweile in der Öffentlichkeit seit längerem kein Thema mehr sind, obwohl sie nach wie vor genau so existieren und genauso leiden wie zwangskastrierte Menschen mit CAIS, und auch zunehmend von den Medizynern "produziert" werden ... (Und obwohl die Geschichte von Ernst Bilke z.B. in den Büchern von Ulla Fröhling und Claudia Lang sehr wohl öffentlich dokumentiert ist.)

>>> "Er, sie, es" - Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.1.03 

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

Monday, June 28 2010

Caster Semenya: IAAF-Entscheid erneut vertagt? (XIX)

>>> Nachtrag

IOC IAAF: Intersex - Guilty by Suspicion

Allerallerspätestens "bis Ende Juni" wolle der Weltathletikverband IAAF seinen Entscheid im "Fall" Mokgadi Caster Semenya kommunizieren, hatte es von offizieller Seite vor wenigen Wochen am 10. Juni geheissen.

Das hiesse bis spätestens übermorgen Mittwoch. Schon sieht es aber danach aus, dass der IAAF stattdessen sein unwürdiges Spiel fortsetzen und einmal mehr klemmen will.

Laut einer südafrikanischen Meldung auf >>> citizen.co.za (englisch) habe IAAF-Pressesprecher Nick Davies gestern auf Anfrage verkündet, zuerst müsse noch eine "interne Sitzung" abgehalten werden, an der die "Ergebnisse des Geschlechtstests besprochen" werden müssten.

Soweit war der IAAF schon letztes Mal gewesen, als er am 10. Juni eine Pressekonferenz des südafrikanischen Sportministeriums platzen liess, weil der Weltverband noch keinen Entscheid hatte fällen können, da die Ergebnisse der medizinischen Untersuchungen erst noch im Exekutivkomitee diskutiert werden müssten.

Bleibt zu hoffen, Caster Semenyas Anwälte lassen nicht locker und werden dem selbstherrlichen Verband die ihm zustehende Rechnung präsentieren ...

Nachtrag: Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet – auch am 1. Juli liegt nach wie vor kein Bescheid des IAAF vor. Laut dem südafrikanischen Medium sport24.co.za war zudem IAAF-Pressesprecher Nick Davies heute Donnerstag für eine Stellungnahme unerreichbar ...

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Sunday, June 27 2010

"Er, sie, es" - Tagesspiegel, 27.6.10

>>> Nachtrag: Kommentare auf dem Hermaphroditforum    >>> Nachtrag 2

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Als bisher einziges kommerzielles Medium brachte der Tagesspiegel aus Berlin heute einen insgesamt >>> gelungenen Bericht von Ulrike Baureithel über das "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates vom letzten Mittwoch, dem 23.6.10.

Der Titel des Artikels ist leider weder besonders originell noch neu noch gut. (U.a. wurde er bereits benutzt für einen Artikel von Katrin Hummel in der Frankfurter Allgemeinen vom 15.1.03., der darin mitportraitierte Michel Reiter merkte schon damals an: "[E]in Mensch wird nie ein Es sein; im Titel ist ein Diskredit enthalten und Sprachwissenschaftler sind gefordert, ethymologische Recherche der Pronomina es/ie/r (es, sie, er) zu betreiben.")

Im Gegensatz zur Pressemitteilung des Ethikrates zur Veranstaltung bringt der eigentliche Artikel aber Klartext: Bereits im Lead fällt das Wort "Zwangsoperationen", im ersten Abschnitt steht "Kastration", weiter unten ist die Rede von John Moneys "brutalen und entwürdigenden Experimente[n] an Kindern", die Forderung Überlebender nach einem Verbot der Genitalverstümmelungen wird ebenso erwähnt wie Konstanze Pletts Kritik an der Doppelmoral "unserer" Gesellschaft:

Die westliche Welt lamentiere über Genitalbeschneidung, und der Bundestag diskutiere ein Verbot, ohne wahrzunehmen, dass derlei tagtäglich auch hierzulande passiere.

Interessant auch der Vergleich der Rezensentin mit vorherigen Veranstaltungen des Deutschen Ethikrates:

Dass hinter jedem Einzelfall ein oft von Irrationalität und Leiden begleitetes Schicksal steht, erlebten vergangene Woche auch die deutschen Ethikräte, deren ansonsten akademisch dahin plätscherndes „Forum Bioethik“ beim Thema „Intersexualität – Leben zwischen den Geschlechtern“ plötzlich zu einer Konfrontationsarena zwischen dem Expertensystem und selbstbewussten Anwälten in eigener Sache wurde.

Natürlich stehen zwischendurch wiederholt Dinge drin, nun wirklich nicht hätten sein müssen, wenn etwa als zusätzlicher "Experte" ausgerechnet der unsägliche Sexologe und wohl unverbesserliche Verstümmelungsentschuldiger und -zulieferer Hartmut Bosinski zitiert wird. Auch werden einmal mehr unkritisch und unhinterfragt die beschönigten Zahlen und Statistiken des "Netzwerk DSD/Intersexualität" kolportiert: "Je nach Ausprägung und Zuordnung kommt auf 3000 bis 5000 Geburten ein Kind mit einem uneindeutigen Geschlecht, schätzen Experten." Dabei ist hinlänglich belegt, dass Medizyner diese nur nennen, wenn es um die Abwehr von Kritik geht, während sie bei der "Gewinnung" neuer Opfer 1:1000 veranschlagen.

Auch (ausgerechnet!) Magnus Hirschfeld und Judith Butler werden ebenfalls völlig unkritisch und unhinterfragt hinzugezogen, und so sicher wie das Amen in der Kirche kommt die Autorin zum Schluss wieder zurück auf das ihr selber offenbar viel bedeutende Thema der "Normalgesellschaft", die "auf ein binäres Schema fixiert" sei, obwohl sich an der Veranstaltung, wie sie offensichtlich etwas verwundert festhält, "der Streit um Behandlungspraktiken drehte".

Alles in allem nahm sie die Kritik der Überlebenden daran aber immerhin ernst genug, um ihr im Artikel Platz einzuräumen und dabei Klartext zu bringen. Dafür ein herzliches Danke!

>>> http://www.tagesspiegel.de/wissen/er-sie-es/1869792.html

>>> Nachtrag: Kommentare auf dem Hermaphroditforum

>>> Nachtrag 2: Der Titel wurde inzwischen online geändert zu "Zwischen den Geschlechtern". Auch der Lapsus "Verein interkultureller Menschen" wurde inzwischen berichtigt zu "Verein intersexueller Menschen".  

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern" 

Heute 17:30 @ dradio: "Der Kampf um das Geschlecht"

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!

Sendung im Deutschlandradion von Jutta Heeß und Katrin Weber-Klüver mit dem Untertitel "Chancen und Schwierigkeiten inter- und transsexueller Athleten"

Aus der >>> Ankündigung auf dradio.de:

Eins wurde im Verlaufe der Diskussionen klar: Funktionäre und Verbände sowie Journalisten wissen nicht, wie sie mit intersexuellen Athleten umgehen sollen.

Für transsexuelle Sportler - also Menschen, die eine Geschlechtsumwandlung vollzogen haben - ist es hingegen etwas leichter: Sie dürfen offiziell bei Wettkämpfen des Geschlechts, das sie gewählt haben, teilnehmen.

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Friday, June 25 2010

Deutscher Ethikrat: Kein Handlungsbedarf bei Genitalverstümmelung an "Intersexuellen"?! (Forum Bioethik 23.6.10)

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Der Deutsche Ethikrat veröffentlichte heute eine
>>> Pressemitteilung 06/2010 über die Veranstaltung vom vergangenen Mittwoch in Berlin.

2 Sätze daraus springen sogleich ins Auge (meine Hervorhebungen):

Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Lucie Veith und Claudia Kreuzer benannten die Probleme, mit denen sich intersexuelle Menschen konfrontiert sehen, und forderten im Namen des Vereins Intersexuelle Menschen e. V., ein Verbot von nicht lebens- oder gesundheitsnotwendigen Eingriffen ohne die informierte Einwilligung der Betroffenen Menschen zu erlassen [...].

Hört, hört!

Dafür ein fettes Dankeschön! Ebenso dafür, dass der Ethikrat die Veranstaltung transparent dokumentieren und dazu nebst den Audiomitschnitten auch die Wortprotokolle öffentlich zugänglich machen will. (Nachtrag: letzteres allerdings auch bald ein halbes Jahr später noch nicht realisiert ...)

Leider war's das dann auch schon mit den guten Nachrichten:

Statt sich umfassend und für die Rechte künftiger Zwitterkinder stark zu machen, bedient der Ethikrat im Rest der Pressemitteilung durchgehend LGB(T)-Eigenbedarf-Diskurse und -Forderungen wie z.B. "festgelegte Geschlechtsnormen [...] hinterfragen", "Diskussion über die gesellschaftliche Akzeptanz [...] anstoßen", "Recht auf [...] sexuelle Identität" bzw. "die Politik soll etwas gegen Diskriminierung unternehmen" und "die Gesellschaft ändern".

Das eigentliche, ethische und menschenrechtliche Kernproblem beim "Thema Intersexualität", nämlich die (auch) in Deutschen Kliniken ungebrochen weiterpraktizierten Genitalverstümmelungen an Kindern, mag der Ethikrat dagegen in der ganzen Pressemitteilung nirgends beim Namen nennen. Noch nicht einmal das Faktum, dass es sich um chirurgische Eingriffe an Genitalien von Kleinkindern handelt, findet irgendwo Erwähnung.

Stattdessen verwendet der Deutsche Ethikrat durchgehend diskret verklausulierte Beschönigungen aus der TäterInnensprache wie "Geschlechtszuweisung", "medizinische Intervention", "geschlechtszuweisende Eingriffe" oder schlicht "medizinische[...] Versorgung".

Noch die plumpste Medizynerlüge darf nicht fehlen:

'Nun ja, früher mag es ja zwischendurch moglicherweise eventuell einmal "Probleme" gegeben haben – jetzt aber nicht mehr, heute ist längst alles wieder gut und überhaupt ganz anders!'

Durch die "zunehmende[...] Kritik an den früheren Behandlungsmaßstäben" sei nämlich "inzwischen auch die ethische Diskussion [...] konkreter und lebendiger geworden". Folglich kann es sich nur noch um kurze Zeit handeln, bis die versammelten ExpertInnen auch die letzte noch verbleibende "Frage, wie sich das Mitbestimmungsrecht minderjähriger Kinder konkret umsetzen lässt", erfolgreich gelöst haben. So dass in Deutschen Kinderchirurgien künftig Zwitterkinder nur noch 100% ethisch einwandfrei verstümmelt werden, worauf wir nun alle beruhigt nach Hause gehen können.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so operieren sie noch heute ...

Nicht ganz überrschend sieht der Deutsche Ethikrat im Anschluss an eine Plenarsitzung am Tag nach der Veranstaltung vorerst keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Immerhin will der Ethikrat aber "das Thema weiter beobachten und im Rahmen der Diskussion über das künftige Arbeitsprogramm darüber entscheiden, ob und in welchem Umfang das Thema weiter bearbeitet werden soll."

Dieser Blog wird seinerseits den Ethikrat dabei im Auge behalten ...

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10
>>>
"Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10 
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Amnesty Deutschland: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 

"Intersexualität": Anliegen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat, 23.6.10

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Aus Anlass des "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates vom 23.6.10 zum Thema "Intersexualität – Leben zwischen den Geschlechtern" formulierte die Menschenrechtsgruppe 4 zentrale Anliegen an den Deutschen Ethikrat.

Diese wurden an den Ethikrat wie auch an die Medien versandt sowie vor Ort als Flugblatt aufgelegt. Freundlicherweise legte sie der Deutsche Ethikrat auch der Dokumentationsmappe zum "Forum Bioethik" mit bei.

Die vier Anliegen lauten:

  • Keine TäterInnensprache, bitte!
  • Körperliche Unversehrtheit ist das erste Gebot!
  • Es braucht ein gesetzliches Verbot der Verstümmelungen!
  • An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!

>>> Die 4 Anliegen im Wortlaut

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10 
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Siehe auch:
- Amnesty Deutschland: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 

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