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Thursday, February 3 2011

9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizynische Verbrechen an Zwittern

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Seit langen kritisiert dieser Blog die Komplizenschaft der Bundesregierung sowie des Bundestags mit den GenitalverstümmlerInnen in den Kinderkliniken, insbesondere das fehlende Eintreten der verantwortlichen PolitikerInnen für die Durchsetzung des Grund- und Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Kinder mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen.

Und ebenso die Untätigkeit und Komplizenschaft speziell des Bundestags-"Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe".

Umso erfreulicher, dass diese begründete Kritik nun in einer Anhörung im Bundestag durch die Menschenrechts-"Sachverständigen" Michael Krennerich (Nürnberger Menschenrechtszentrum) und Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) zumindest teilweise aufgenommen wurde!

Anlass dazu war eine öffentliche Anhörung des "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" am 19.1.11 (>>> Tagesordnung als PDF, 16 KB) zum
>>> 17/2840 - 9. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung (PDF, 1.2 MB).

Dieser 9. Bericht (vollständiger Titel: "Neunter Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen und in anderen Politikbereichen") erwähnt "Intersexuelle" ganze 2 mal:

1) Auf S. 15 in "Teil A — Menschenrechte in Deutschland und in der gemeinsamen Justiz- und Innenpolitik der Europäischen Union" im Zusammenhang mit den Abschliessenden Bemerkungen des UN-Komitees CEDAW (dieser Blog berichtete):

In seinen abschließenden Bemerkungen fordert der Ausschuss die Bundesregierung auf, innerhalb von zwei Jahren einen schriftlichen Bericht zu Maßnahmen im Zusammenhang mit der vom Ausschuss geforderten Dialogaufnahme mit Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen und transsexuellen Menschen [...] vorzulegen.

2) Sowie auf S. 43 in "Teil B — Menschenrechte in der Außen- und Entwicklungspolitik" im Zusammenhang mit den EU-"Leitlinien zu Menschenrechtsverteidigern" (in der üblichen vereinnahmenden Reihenfolge):

Unter schwedischer EU-Präsidentschaft im 2. Halbjahr 2009 wurde wegen ihrer besonderen Verletzbarkeit besonderes Augenmerk auf die Lage von [...] Menschenrechtsverteidigern [...] gelegt, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen einsetzen.

(Ob und falls ja, wie sich die EU je konkret für "Menschenrechtsverteidiger von Intersexuellen" stark gemacht hätte, ist mir nicht bekannt. Jedoch kursieren aktuell Berichte von mindestens einem konkreten Fall in Deutschland, wonach eine Zwitter-Menschenrechtsverteidigerin wegen ihres öffentlichen Engagements in den Medien von einem quasi-öffentlichen Arbeitgeber die Kündigung erhielt und ihre Stelle verlor (!!!), und von weiteren Beispielen im deutschen Sprachraum, bei denen Zwitter-Menschenrechtsverteidiger_innen aus denselben Gründen am Arbeitsplatz unter Druck gesetzt wurden, wobei sich jedoch aufgrund entschlossenen Gegensteuerns zum Glück Schlimmeres abwenden liess ...)

Zumindest die 1. obige Erwähnung im Menschenrechtsbericht wurde nun anlässlich der erwähnten öffentliche Anhörung des "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" am 19.1.11 von 2 der geladenen Sachverständigen kritisch aufgenommen und bemängelt, nämlich von Dr. Michael Krennerich, Vorsitzender des Nürnberger Menschenrechtszentrum (NMRZ) sowie Mitarbeiter am Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie von Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin im Deutschen Institut für Menschenrechte.

Wenig überraschend ist diese Kritik der beiden Sachverständigen auf der >>> Bundestags-Homepage zur Anhörung (mit Videomitschnitt) direkt nirgends angeführt, sondern es muss dazu der ganze Videomitschnitt visioniert werden (Relevante Stellen: 00:24:00 und 00:52:00, danke an Intersexuelle Menschen e.V. für den Hinweis) – ein Trick, den bekanntlich auch der Ethikrat gern praktiziert.

Zwar ist eine >>> schriftliche Stellungnahme von Dr. Michael Krennerich (PDF, 160 KB) immerhin auf der Bundestagshomepage verfügbar, diese findet sich aber nirgends direkt verlinkt, sondern ist nur via Bundestags-Suchmaschine auffindbar.

Deshalb nachfolgend von Nella angefertigte Transkripte der relevanten Aussagen:

Dr. Michael Krennerich (Nürnberger Menschenrechtszentrum) [meine Hervorhebung]:
Es ist sehr schön, dass Sie NGO's um eine Stellungnahme bitten, zumal ich bei dem vorliegenden Bericht den Eindruck habe, dass die Empfehlungen aus der letzten öffentlichen Anhörung durchaus aufgegriffen wurden in dem Bericht. (...)
Der Menschenrechtsbericht ist wichtig, er ist informativ und kompakt und ist vielleicht der Beste der bisherigen Menschenrechtsberichte. (...)
Wichtig ist schliesslich, dass der Bericht ein Aktionsplan für Menschenrechte enthält. Soweit zum allgemeinen Lob. Nun zur Detailkritik. (...)

[00:24:00, PDF S. 4] Ausserdem kommen im Bereich sozialer Menschenrechte wichtige Probleme innerhalb Deutschlands nicht zur Sprache, so etwa Probleme von Gesundheitsversorgung von Menschen ohne Krankenversicherung oder ohne regulären Aufenthaltsstatus, Probleme des Schulbesuchs von Kindern ohne regulären Aufenthaltsstatus, schwerwiegende medizinische Eingriffe gegenüber intersexuellen Menschen - wichtiges Thema. Auch die menschenrechtliche Lage der Roma oder auch Probleme bei der Umsetzung des Rechts auf Wohnen.

Im PDF wird diese Kritik von Dr. Michael Krennerich zwei weitere Male bekräftigt (S. 11 und S. 13); auf S. 10 erwähnt er zudem die in den CEDAW-Abschlussbemerkungen geforderte "Dialogaufnahme mit NGOs von [...] intersexuellen Menschen".

Prof. Dr. Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) [meine Hervorhebung]:
[00:52:00 ] Ein Themenbereich, der nur ganz kurz aufscheint, aus unserer Sicht aber in unzureichender Weise, ist die Menschenrechtssituation von intersexuellen Menschen. Der Bericht erwähnt lediglich, dass die Bundesregierung an den CEDAW-Ausschuss darüber berichten muss, wie sie in den Dialog mit dieser Menschengruppe eingetreten ist. Es wird aber aus dem Bericht nicht deutlich, wie die Bundesregierung hier vorgehen will und vor allem auch, welches Ressort hierfür federführend sein soll. Und aus unserer Sicht ist das längst überfällig, denn es geht um die Situation einer Gruppe von Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes unsichtbar ist, bei der aber erhebliche menschenrechtliche Probleme bestehen. Und hierüber muss sich die Regierung, muss sich auch der Bundestag Gewissheit und Wissen verschaffen.

Für diese klaren und deutlichen Aussagen im Namen dieses Blogs an Dr. Michael Krennerich und Prof. Dr. Beate Rudolf ein ganz herzliches Danke!!!

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

PS: Leider ist bisher nicht abzusehen, dass diese engagierten Worte bei den AdressatInnen auf fruchtbaren Boden gefallen wären – im Gegenteil:

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Saturday, January 15 2011

Susanne Ude-Koeller, Claudia Wiesemann: "Ethik und Informed Consent. Empfehlungen für die Behandlung intersexueller Kinder und Jugendlicher" - Kinderärztliche Praxis, 2005

Menschenrechte auch für Zwitter!Relevante Ethik-Veröffentlichung von Susanne Ude-Koeller und Claudia Wiesemann (Abteilung für Ethik und Geschichte der Medizin, Georg-August-Universität Göttingen) in der Zeitschrift Kinderärztliche Praxis Nr. 5/2005, S. 305-310: "Ethik und Informed Consent. Empfehlungen für die Behandlung intersexueller Kinder und Jugendlicher".
>>> PDF-Download (129 KB)

Beide Autorinnen sind auch massgeblich beteiligt in der "Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität 'Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung'" sowie bei deren "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD" (2008).

Salopp gesagt ist der vorliegende, insgesamt sehr gelungene Artikel aus dem Jahre 2005 die interessanterweise bessere bzw. unverwässertere und klar mehr Klartext enthaltende Blaupause zu den späteren "Netzwerk DSD/Intersexualität"/"EuroDSD"-Empfehlungen von 2008. (DSD steht für "Disorders of Sex Development", offizielle Medizyner-Eindeutschung: "Störungen der Geschlechtsentwicklung" – die "Gestörten" danken.)

Als symptomatisches Beispiel kann der Kasten mit den eigentlichen Empfehlungen in der vorliegenden Veröffentlichung dienen:

Wesentliches für die Praxis . . .

  • Eine intersexuelle Kondition bei einem Neugeborenen ist nicht per se eine Notfallindikation. [...] Erforderlich ist stets begleitend eine Stärkung der Konfliktbewältigungskompetenz der Eltern.
  • Die Wahrung des Kindeswohls erfolgt nicht automatisch durch Festlegung auf ein Geschlecht. Für die Realisierung des Kindeswohls muß zudem immer berücksichtigt (und gegebenenfalls dagegen abgewogen) werden:
    - die mögliche Traumatisierung durch Korrektureingriffe und 
       durch wiederholte Untersuchungen im Intimbereich,
    - die mögliche Einschränkung der sexuellen Erlebnisfähigkeit und 
       der generativen Potenz des zukünftigen Erwachsenen [...]
  • [...] Nur Maßnahmen, für die eine gute Evidenz vorliegt, sind zweifelsfrei zu rechtfertigen. Alle anderen Behandlungen sollten im Rahmen von langfristig angelegten Studien erfolgen.

Zwar enthalten auch die Netzwerkempfehlungen teilweise vergleichbare Punkte, jedoch meist in abgeschwächter Form (vgl. z.B. "nicht per se eine Notfallindikation" vs. den berühmt-berüchtigten "psychosozialen Notfall" in den "Netzwerk DSD"-Empfehlungen), sowie – gravierender – irgendwo hinten in den eigentlichen Empfehlungen versteckt unter "ferner liefen" (z.B. taucht DER eigentlich zentrale Punkt "Maßnahmen, für die keine zufriedenstellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation" in den Netzwerk DSD-Empfehlungen erst unter Punkt 6. auf – in der aktuell im Oktober 2010 letztmals "überprüften" und unverändert bis 2015 freigegebenen AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" werden dann aber bequemerweise nur die Punkte 1.-2. angeführt ...).

Weiter bezeichnend, dass die vorliegende Veröffentlichung von 2005 explizit auf die UN-Kinderrechtskonvention Bezug nimmt, während in den "Netzwerk DSD"-Empfehlungen bekanntlich Grund- Menschenrechte gar nicht erst erwähnt – die einzige Erwähnung von juristischen Rechten in den "Netzwerk"-Empfehlungen überhaupt geschieht, um Eltern (und Medizynern) die alleinige Verfügungsgewalt über die Kinder zuzusichern: "Rechtlich steht letztlich den Eltern die Entscheidung zu".

Ein Satz, der – Überraschung! – dann auch in der erwähnten AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 als einzige Belegstelle zentral hervorgehoben wird – quasi als "Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" (C. Wiesemann am "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates).

M.E. lediglich in einem Punkt haben die "Netzwerk DSD"-Empfehlungen die Nase vorn: Während dort die Wichtigkeit von Peer Support (Zugang zu Selbsthilfegruppen Betroffener) unter 4. explizit angesprochen wird ("Dazu sollten Eltern auch über das Angebot von Selbsthilfegruppen und Betroffenenvertretern informiert werden"), bleibt Peer Support in der vorliegenden Publikation von 2005 unerwähnt.

Auf der Negativseite muss weiter angesprochen werden, dass bei beiden Ethik-Veröffentlichungen teilweise "Wischi-Waschi-Ausdrücke" (z.B. in der vorliegenden Publikation der Zwischentitel "Frühere Behandlungsempfehlungen" – was allerdings im Text später relativiert wird!) und unverbindliche "Sollte-Formulierungen" (vgl. z.B. im Zitat oben im letzten Satz) unangenehm auffallen – jedoch ist zu konstatieren, dass beides in den "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Empfehlungen von 2008 klar in verstärktem Masse der Fall ist.

Kommentar: Es ist auffallend, dass im Vergleich zur vorliegenden Publikation von 2005 die späteren "Netzwerk DSD"-Ethikempfehlungen von 2008 leider schlechter abschneiden.

Und wohl auch bezeichnend, da auch mit anderen Entwicklungen im "Netzwerk Intersexualität/DSD" bzw. "EuroDSD" nur allzu übereinstimmend – was sich auch am Beispiel der Geschichte der in Lübeck veranstalteten "DSD-Symposien" nachweisen lässt:

Beim 1. Symposium von 2004 (Veranstalterin: "Netzwerk Intersexualität/DSD") war als Ausnahme unter all den üblichen VerstümmlerInnen noch die Ethikerin und Co-Autorin der vorliegenden Publikation, Claudia Wiesemann, als Referentin geladen.

Beim 2. Symposium von 2006 ("Netzwerk Intersexualität/DSD") als weitere Ausnahme Barbara Thomas von den XY-Frauen.

Beim diesjährigen 3. Symposium ("EuroDSD") bleiben die GenitalabschneiderInnen und ZulieferInnen hingegen von Anfang an vornehm unter sich ...

Kommt noch dazu, dass alle aktuellen AWMF-Leitlinien die eigenen "Netzwerk"-Ethikempfehlungen entweder gleich ganz aussen vor lassen (AWMF 027/047) – oder, wo sie sie überhaupt erwähnen, lediglich als Feigenblatt zum Verstümmeln von gesunden Kindergenitalien missbrauchen (AWMF 027/022) ...

Fazit: Offensichtlich stellt die EU, welche die heutige "Netzwerk"-Nachfolgeorganisation "EuroDSD" finanziert, (noch) weniger Anforderungen an Ethik und Menschenrechte als die seinerzeitige "Netzwerk"-Geldgeberin Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Umso wichtiger, dass den "EuroDSD"-GenitalabschneiderInnen kontinuierlich öffentlich Paroli geboten wird, auch von Betroffenen!

>>> Ude-Koeller, Wiesemann: "Ethik und Informed Consent" (PDF 129 KB)

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" (Claudia Wiesemann)
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.  med. Jörg Woweries)
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Netzwerk DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

Tuesday, November 30 2010

Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"

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>>> Nachtrag 8.4.11: Artikel in der taz zur GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier
>>>
Bundestagsforum: Überlegungen zu einem besseren Petitionstext

Ausgeliefert!

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch im "Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin" des Landes Bremen.

Die "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" im "Klinikum Bremen-Mitte" bewirbt öffentlich eine Vielzahl medizinisch nicht notwendiger, irreversibler kosmetischer Genitaloperationen und sonstiger Zwangseingriffe an Kleinkindern unter verschiedenen Diagnosen wie z.B. "Hypospadie", "Epispadie", "AGS/CAH", "Hodenhochstand", "Intersexualität" usw.

Beim serienmässigen Verstümmeln eifrig mit dabei: Die endokrinologische "Spezialambulanz" der "Prof.-Hess-Kinderklinik", beheimatet ebenfalls im "Klinikum Bremen-Mitte".

"Innovative" Verstümmelungsmethoden haben in der Hansestadt Tradition, die nach wie vor ungebrochen öffentlich verherrlicht wird z.B. am GenitalabschneiderInnen-Jubiläumstreffen "Fritz-Rehbein-Symposium 2011".

Die politische Diskussion über "Intersexualität" hat inzwischen zwar auch Bremen erreicht – kosmetische Genitaloperationen und die KinderverstümmlerInnen vor der eigenen Haustüre werden dabei allerdings bequemerweise einmal mehr von vornherein ausgeklammert ...

Serienmässige Genitalverstümmelungen im "Klinikum Bremen-Mitte"

Laut Homepage bietet das "Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin" das "ganze Programm": In der "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" unter "Fehlbildungen und Erkrankungen im Kindesalter" >>> "Urogenitaltrakt" u.a. folgende kosmetischen Zwangsoperationen an:

 

• Genitale
      • Hypospadie
      • Epispadie
      • Intersexuelles Genitale

• Männliche Geschlechtsorgane
      • Retentio testis, Hodenhochstand, Bauchhoden

 

Wo die KinderchirurgInnen wüten, sind in der Regel auch die EndokrinologInnen nicht weit – so auch in Bremen-Mitte:

Die Bremer "Prof.-Hess-Kinderklinik" bietet unter "Klinisches Profil" >>> "Spezialambulanzen" >>> "Endokrinologie" u.a. folgende "Behandlungen" an:

 

Störungen der Nebennieren wie adrenogenitales Syndrom (AGS) [...], Intersexualität und Störungen der Geschlechtsdrüsen

 


Tradition & Gegenwart: GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier 2011

Der berühmte Bremer Kinderchirurg und Göttiger Professor Dr. Fritz Rehbein (1911-1999) betätigte sich ebenfalls als abenteuerlicher Experimentator, dessen Verstümmelungstechniken von ZwangsoperateurInnen bis nach Australien begierig aufgegriffen wurden (vgl.: Ian S. Reid: "Submucous resection of the vagina in an intersex patient").

 

Das "Fritz-Rehbein-Symposium 2011" in Bremen vom 8.-9. April 2011 zu Rehbeins 100. Geburtstag steht unter dem Motto "Alte und neue Herausforderungen in der Kinderchirurgie – 100 Jahre Kinderchirurgie in Bremen – 60 Jahre Kinderchirurgische Klinik am Standort Mitte" und bietet ein "Schwerpunktthema Kinderurologie" – wohl auch sonst einmal mehr Anlass für die üblichen TäterInnen, gemütlich unter ihresgleichen über neueste Genitalverstümmelungstechniken an wehrlosen Kindern zu schwadronieren.

 

Organisiert wird das GenitalabschneiderInnen-Treffen von der Bremer "Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie" in Zusammenarbeit u.a. mit dem "Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen". Tagungspräsident ist der Bremer Klinikdirektor Prof. Dr. med. Christian Lorenz, als Referent ist u.a. der berüchtigte Göttinger Seriengenitalabschneider Prof. Dr. med. Rolf-Hermann Ringert geladen.

"Politische Diskussion über Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre? – Wäre ja noch schöner!"

Während Bremen sich gegen aussen als "tolerant" und "anders" gibt, werden Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen auch im Land Freie Hansestadt Bremen weiterhin systematisch verstümmelnden kosmetischen Genitaloperationen und weiteren medizinisch nicht notwendigen Zwangseingriffen unterworfen.

14 Jahre nach Gründung der Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG) mit seinerzeitigem Sitz in Bremen, dem Startschuss der deutschsprachigen Zwitterbewegungen zur Beendigung der Zwangsoperationen, führte im April 2010 mit den Bremer Grünen immerhin zum ersten mal eine politische Partei im Stadtstaat eine öffentliche Veranstaltung zum Thema durch (dieser Blog berichtete: eins / zwei).

Nach allem, was bisher öffentlich bekannt wurde, blieben leider die andauernden serienmässigen Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre aber auch bei dieser Diskussionsveranstaltung unter Mitwirkung von Intersexuelle Menschen e.V. und AGGPG-Gründungsmitglied Michel Reiter einmal mehr aussen vor.

Auch wollen die Bremer Grünen zumindest bisher konkret gegen die VerstümmlerInnen in ihrer Mitte weiterhin lieber nichts unternehmen – ausser Vereinnahmung auf Kosten wehrloser Kinder.

Die TäterInnen & ihre HelfershelferInnen freuts ...

>>> Nachtrag 8.4.11: Artikel in der taz zur GenitalabschneiderInnen-Jubelfeier: Gesundheits-Staatsrat Schulte-Sasse leugnet öffentlich Genitalverstümmelungen in Bremen

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen 

>>> Kommentar von Nella zur Bundestagspetition 
>>> Überlegungen zu einem besseren Petitionstext 
>>> Diskussion über Gesetzesentwurf auf dem Hermaphroditforum

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)

Saturday, November 27 2010

"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!" - Flugblatt und Bericht "Cornelia Goethe Colloquien" 17.11.10

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>>> Unzensiertes Flugblatt (PDF, 407 kb) (Nur-Text-Version siehe hier zu unterst)

>>> "Cornelia Goethe Colloquien: Geschlechterforschung ohne Ethik?" - 17.11.10
>>> "11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider

"Die Geschichte der Geschlechterforschung in all ihren Disziplinen (Biologie, Endokrinologie, Genetik, Sexologie und Gender Studies) ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der medizinischen Verbrechen an Zwittern. Diese andauernden medizinischen Verbrechen, die seit den 1950ern systematisch an wehrlosen Kindern verübt werden, sind wohl eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen in westlichen Gesellschaften seit dem 2. Weltkrieg." (Offener Brief "11th EMBL/EMBO", 6.11.10)

"Die gucken quasi bei den Verstümmelungen zu und finden, 'Wow, cool, das kann ich für meine Diss brauchen und dies für jene Vortragsreihe.'" (Nella)

Aktuell läuft in Frankfurt a.M. die Veranstaltungsreihe "Cornelia Goethe Colloquien 'Geschlechter|ent|grenzungen' im Wintersemester 2010/2011", organisiert vom "Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse" an der lokalen J. W. Goethe-Universität.

Diese "Colloquien" beschäftigen sich laut Ankündigung auf der CGC-Homepage "mit den in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vorherrschenden Geschlechterordnungen ebenso wie mit verschiedenen Strategien zur Überwindung noch immer vorhandener Geschlechtergrenzen. [...] Im Kontext des Körpers wird es dabei um Trans- und Intersexualität sowie Drag gehen; auch die Disability Studies und neue medizinische Aspekte von Körper- und Geschlechtsidentität werden in den Fokus genommen." 

Am 17.11.10 stand ein (wohl selbstkritisch gemeinter) Vortrag auf dem Programm von "Dr. Ulrike Klöppel, Charité-Universitätsmedizin (Berlin)" unter dem Titel "Zur Herkunft von gender aus der medizinischen Normierung von Intersexualität". Dieser soll laut Ankündigungstext beitragen, die "heutige Geschlechterforschung" auf neue Höhen emporzuführen und dabei "das Verhältnis der sozialen Kontingenz von Geschlecht erneut kritisch zu diskutieren" ("soziale Kontingenz" wurde im Vortrag ausgedeutscht als "soziale Bedingtheit").

Obwohl Zwitter und solidarische Nicht-Zwitter genau dies schon seit Jahren öffentlich kritisieren, wurden Zwitter in den "Cornelia Goethe Colloquien" ungerührt einmal mehr als austauschbare Objekte unter anderen "Geschlechtsidentitäten" und "sexuellen Minderheiten" (und erst noch in der scheinbar gottgegebenen Reihenfolge) als Kanonenfutter für die Geschlechterforschung verbraten.

Immerhin belegte die Referentin die (unkritische) Übernahme des Gender-Begriffs durch den Feminismus der 70er Jahre durch eine Vielzahl von Quellen. Auch der Endokrinologe Lawson Wilkins als der eigentliche Erfinder der systematischen GenitalOps an Kindern am Johns Hopkins Universitätsspital (Baltimore) 5 Jahre vor John Moneys "Behandlungsonzept" wurde angemessen hervorgehoben. Das war's dann aber auch schon. Weder wurde der vielsagende Name von John Moneys "Behandlungskonzept" genannt ("Optimal Gender Policy"), noch bemerkt, dass Judith Butler ihre erste Professur "zufälligerweise" ebenfalls an der Johns Hopkins University erhielt. Die ganzen Nazi-Verwicklungen blieben bequemerweise ebenso aussen vor wie auch Wilkins' und Moneys Wegbereiter am Johns Hopkins, darunter der (z.B. von der Gender-Forscherin Fausto-Sterling noch über den grünen Klee gelobte) üble Chirurg und systematische "Erforscher" der Verstümmelungstechniken, Hugh Hampton Young.

Korrekt hob Ulrike Klöppel zudem weiter hervor, dass das aktuelle Interesse der Hirnforschung für Zwitter für diese kaum positiv zu werten ist: Im Gegenteil werden eventuelle Ergebnisse der HirnforscherInnen von den GenitalabschneiderInnen sofort dazu benutzt werden, um Verstümmelungen im Kleinkindesalter zu rechtfertigen, weil so (z.B. durch ein MRT) "bewiesen" werden könne, in "welche Richtung" sich das Kind entwickle, so dass eine "gender-optimierte" Verstümmelung nun angeblich 100% "sicher" sei – wie gehabt ohne Rücksicht auf die verstümmelten Kinder.

Negativ wiederum, wie Dr. Klöppel einmal mehr (wenn auch ohne den Namen zu nennen) die üblichen, von Judith Butler her bekannten, nie konkret belegten Anspielungen/Anschuldigungen gegen Milton Diamond wiederholte, dieser würde aus "biologistischen" Überlegungen heraus letztlich zu ZwangsOPs raten. Ums einmal mehr klarzustellen: Milton Diamond lehnt als praktisch einziger Geschlechterforscher ZwangsOPs aus ethischen und juristischen Überlegungen heraus ab, sowie wegen der fehlenden Evidenz, und fordert deshalb folgerichtig ein gesetzliches Verbot kosmetischer GenitalOPs an Kindern, weil Medizyner sonst u.a. wegen der Verjährung bekanntlich straffrei ausgehen (eins / zwei).

Ethische und menschenrechtliche Implikationen der Genitalverstümmelungen wurden hingegen bei Ulrike Klöppel (wie im "Gender-Diskurs" auch sonst üblich) wenn überhaupt, dann unter ferner liefen höchstens angedeutet, ebenso die konkreten Folgen für die Opfer der referierten Menschenversuche.

(Auch bei anderen Vorträgen ging und geht es Dr. Klöppel immer und ausschliesslich um Kritik am "heute dominanten bipolaren Modell" von "Geschlechtlichkeit", was laut Klöppel "[d]ie aktuelle Forderung intersexueller und anderer [sic!] AktivistInnen" sei – die eigentliche Urforderung aller Zwitterbewegungen nach raschestmöglicher Beendigung der menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen ist für Klöppel & Co. bezeichnenderweise stets KEIN Thema ...)

Was die "Gender-Theorie" allenfalls konkret zur Beendigung der kosmetischen GenitalOPs in den Kinderkliniken beitragen könnte, konnte die Referentin wenig überraschend einmal mehr nicht konkret darlegen.

Bezeichend auch, wie Dr. Klöppel den unkontrollierten und uneingewilligten, menschenverachtenden Experimenten an Zwittern gar noch eine (nicht näher umschriebene) "Art Evidenz" zusprach und von "längeren Beobachtungszeiträumen" der Baltimorer VerstümmlerInnen referierte (obwohl Langzeituntersuchungen über die Pubertät hinaus damals wie heute von den GenitalabschneiderInnen & Co. aus naheliegenden Gründen peinlichst vermieden werden – die"längeren Beobachtungszeiträume" beliefen sich denn auch laut Dr. Klöppel konkret gerade mal auf "5-10 Jahre"). 

Allzuoft frönte die Vortragende auch ungebrochen der TäterInnensprache, im Vortrag gar noch mehr als in der Ankündigung. Ständig ging's unkritisch um "Geschlechtsangleichende Eingriffe" u.a.m., gerade ein einziges Mal setzte sie wenigstens "Klitoriskorrektur" in Anführungszeichen. 

Um die Genitalverstümmelungen als andauerndes Verbrechen vor der eigenen Haustüre, das endlich konkret gestoppt werde müsste, gings erwartungsgemäss im ganzen Vortrag nie, ebenso wenig in der nachfolgenden Diskussion – dafür wurde dort einmal mehr der offensichtlich nicht minder obligate, ausgiebige Ausritt auf dem "Geschlechtereintrag" unternommen ...

Immerhin räumte Ulrike Klöppel in der Abschlussrunde ein, dass eine "Diskrepanz" bestünde zwischen dem Interesse der Geschlechterforschung am Thema (der Vortrag war über Kapazität besucht) einerseits und dem Interesse bzw. der Beteiligung derselben Interessierten, sobald es um konkrete Aktionen gegen GenitalverstümmlerInnen geht.

Und auch Prof. Dr. Ulla Wischermann, die im Namen des "Cornelia Goethe Centrum"  durch die Veranstaltung führte (Forschungsschwerpunkt u.a. "Soziale Bewegungsforschung"), meinte ebenfalls, "politische Interventionen" müssten eigentlich im Bereich des Möglichen liegen.

Mensch wird sehen ...

>>> "Cornelia Goethe Colloquien: Geschlechterforschung ohne Ethik?" - 17.11.10
>>> "11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Historischer überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung


>>> Flugblatt mit Bildern als PDF (407 kb)
Der Text des am Vortrag verteilten Flugblattes (ohne Kasten und ohne Bildlegenden):

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Thursday, November 25 2010

Bundestagspetition "Keine Zwangsoperation bei mehrgeschlechtlichen Neugeborenen": Jetzt mitunterzeichnen!

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>>> Nachtrag: 1047 Mitzeichner_innen - Danke!!!

 

>>> Kommentar von Nella auf dem Petitionsforum >>> Überlegungen zu einem besseren Petitionstext 

 

 

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

 

>>> Petition unterschreiben!

Auf dem Hermaphroditforum wurde auf die E-Petition hingewiesen, die trotz der "dürftigen Begründung" "ein Anfang in die richtige Richtung" sei. Auch dieser Blog ruft alle auf, die Petition mangels aktueller Alternativen trotz des alles andere als gelungenen Petitionstexts zu unterschreiben! Intersexuelle Menschen e.V. ruft ebenfalls dazu auf, die Petition trotzdem zu unterzeichnen.

Die Petition "Sorgerecht der Eltern - Keine Zwangsoperation bei mehrgeschlechtlichen Neugeborenen" wurde am 3.11.10 eingereicht, die Frist zum unterzeichnen läuft noch bis am 5.1.11.

Die Petition lautet in ihrer Gänze:

Text der Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen ..., dass kein mehrgeschlechtliches Neugeborenes zwangsoperiert werden darf.

Begründung

Diese Zwangsoperationen schaden der freien Entwicklung der Betroffenen.

Kommentar: Diese Petition ist konkret natürlich alles andere als geglückt, sondern im Gegenteil missverständlich bis irreführend und deshalb ziemlich besch...euert. Dies betrifft sowohl den Text ("mehrgeschlechtlich" – was soll der Quatsch?) wie auch Begründung ("freie Entwicklung" – würde z.B. bei weiblicher Genitalverstümmelung auch so unterbelichtet argumentiert, gäbe es wohl heute noch keinen aktuellen Gesetzesentwurf zu einem expliziten Verbot!).

Das absolute Minimum wäre gewesen, dass die Petition ein konkretes gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mindestens bis 18 Jahre fordert inkl. Aufhebung/Aussetzung der Verjährung – und dazu in der Begründung u.a. erläutert und belegt hätte:

  • Dies, obwohl umfangreiche, BMBF-finanzierte Studien der VerstümmlerInnen selbst beweisen, dass die meisten Betroffenen mit den ZwangsOPs unglücklich sind und ein Leben lang an den körperlichen und seelischen Folgen leiden (u.a. Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit bis dauernde Schmerzen im Genitalbereich, schmerzende Narben, massive Traumatisierungen, Selbstmordraten vergleichbar mit Opfern von "sexuellem Kindesmissbrauch" oder Folter).
  • Da die ZwangsOPs in der Regel an Kleinkindern durchgeführt werden, sind die TäterInnen wegen der Verjährung meist vor Strafe sicher – erst ein einziges Mal gelang es einer zwangsoperierten Betroffenen, ihren Verstümmler wenigstens noch zivilrechtlich vor Gericht zu bringen. Und prompt verurteilte das OLG Köln den fehlbaren Genitalabschneider in letzter Instanz und hielt dazu in seiner Begründung unmissverständlich fest: "Nach den Angaben in der Behandlungsdokumentation der Medizinischen Klinik über die der Klägerin zuteil gewordene Aufklärung bedarf es keiner näheren Erörterung, dass das Selbstbestimmungsrecht der Klägerin in ganz erheblichem Maße verletzt worden ist. Damit fehlte es an einer wirksamen Einwilligung der Klägerin in die Operation, so dass sie ohne Zweifel rechtswidrig war." 
  • Amnesty Deutschland hielt 2010 in einem Beschluss fest, genitale ZwangsOPs seien ein "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde [...])"
  • Terre des Femmes und international anerkannte FGM-Expertinnen wie Hanny Lightfoot-Klein, Fana Asefaw oder Marion Hulverscheidt bestätigen seit Jahren die Klagen Betroffener, dass die kosmetischen Genitaloperationen in westlichen Kinderkliniken für die Betroffenen in den Folgen gleich gravierend sind wie die weibliche Genitalverstümmelung. JuristInnen und ChristInnen halten zudem fest, dass es heuchlerisch ist, sich über "barbarische Praktiken in Afrika" zu ereifern und gleichzeitig über die Verstümmelungen vor der eigenen Haustüre zu schweigen.
  • Das UN-Komitee CEDAW rügte 2009 die Bundesregierung im Zusammenhang mit den Zwangsoperationen wegen Nichtbeachtung ihrer Schutzpflicht gegenüber den verstümmelten Kindern und verknurrte in seinen schriftlichen Empfehlungen die Bundesregierung zu einem Zwischenbericht in dieser Sache.

Allein in Deutschen Kinderkliniken wird JEDEN TAG mindestestens 1 wehrloses Kind experimentell genitalverstümmelt, sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

>>> Petition jetzt mitunterzeichnen!

>>> Kommentar von Nella auf dem Petitionsforum
>>> Überlegungen zu einem besseren Petitionstext
>>> Diskussion über Gesetzesentwurf auf dem Hermaphroditforum
>>> Bemerkenswerter Post zur Menschenrechtsproblematik auf dem Petitionsforum 

>>> Bundestagspetition: 1047 Mitzeichner_innen - Danke!!!

Siehe auch:
- Offener Brief vom 5.11.10 an die Medizynerverbände DGKJ, DGKCH, DGE & APE
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, November 16 2010

"11th EMBL/EMBO": Unethische ForscherInnen als Zulieferer der GenitalabschneiderInnen - und umgekehrt ...

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor der '11th EMBL/EMBO Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour', 06.11.2010Friedliche Mahnwache vor der "11th EMBL/EMBO Conference", 06.11.2010

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"Die Geschichte der Geschlechterforschung in all ihren Disziplinen (Biologie, Endokrinologie, Genetik, Sexologie und Gender Studies) ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der medizinischen Verbrechen an Zwittern. Diese andauernden medizinischen Verbrechen, die seit den 1950ern systematisch an wehrlosen Kindern verübt werden, sind wohl eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen in westlichen Gesellschaften seit dem 2. Weltkrieg." (Offener Brief "11th EMBL/EMBO", 6.11.10)

"Die gucken quasi bei den Verstümmelungen zu und finden, 'Wow, cool, das kann ich für meine Diss brauchen und dies für jene Vortragsreihe.'"
(Daniela "Nella" Truffer)

>>> Infoseite zu den Protesten    >>> Offener Brief "APE-AGPD" 5.11. 
>>> Offener Brief "11th EMBL/EMBO", 6.11.10 (englisch)    >>> Pressemitteilung 3.11.
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!" 
>>> "CGC / EMBL: Geschlechterforschung ohne Ethik?" - Pressemitteilung 17.11.

Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 16.11.2010:

INHALT:
1) EMBL/EMBO will Kritik an unethischem Kongress verbieten
2) Friedliche Mahnwache und begründete Kritik (Offener Brief dt.)
3) "Raus! Raus! Raus!"
4) Presseschau: EMBL/EMBO lügen

Entgegen den Drohungen von Ralph Martens, Administrativdirektor des "European Molecular Biology Laboratory (EMBL)" in Heidelberg, erreichten wir den vorgesehenen Ort für die friedliche Mahnwache unbehelligt und stellten uns sogleich mit unseren Schildern und T-Shirts auf, um gegen die unreflektierte Ausbeutung der täglichen Genitalverstümmelungen und anderen medizynischen Verbrechen als "Rohmaterial" der im "EMBL Advanced Training Centre (ATC)" tagenden GeschlechterforscherInnen zu protestieren und der realen Opfer dieser "wertfreien Wissenschaft" zu gedenken.

Das von Herrn Martens für die "11th EMBL/EMBO" angedrohte martialische Polizeiaufgebot entpuppte sich als ein Streifenwagen mit zwei uniformierten Beamtinnen, die umgehend ausstiegen und auf uns zukamen. Doch statt uns unverzüglich in Handschellen zu legen und vom Platz zu zerren, bestätigten sie uns freundlich, dass wir die beim Bürgeramt der Stadt Heidelberg ordnungsgemäss angemeldete friedliche Mahnwache durchführen dürfen.

Die einzigen unfriedlichen Momente während unserer ganzen Aktion kamen denn bezeichnenderweise ausschliesslich von Seiten der Verantwortlichen der "11th EMBL/EMBO" selbst ...

Die "11th EMBL/EMBO Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour" wird vom "EMBL" gemeinsam mit der benachbarten "Europäische Organisation für Molekularbiologie (EMBO)"  ausgerichtet.

1) EMBL/EMBO will Kritik an unethischem Kongress verbieten

Schon 2 Tage vor der Mahnwache hatte EMBL-Administrativdirektor Ralph Martens bei einer telefonischen Kontaktaufnahme Zwischengeschlecht.org die Kundgebung kurzerhand verbieten wollen mit der Begründung, das gesamte EMBL/EMBO-Gelände sei "internationales Gebiet" mit "Immunität" und "Privilegien", weshalb die Stadt Heidelberg gar nicht berechtigt sei, eine Bewilligung für unsere friedliche Mahnwache auszustellen. Gleichzeitig unterstellte Herr Martens Zwischengeschlecht.org, wir wären "Steinewerfer".

Falls wir die Mahnwache trotzdem durchführen wollten, dürften wir das laut Herr Martens allerhöchstens an einer Strassenkreuzung im Wald einen halben Kilometer vom EMBL entfernt, wo die Jurisdiktion der Stadt Heidelberg ende. Falls wir wie geplant die Mahnwache trotzdem wie bewilligt in Sichtweite des EMBL Advanced Training Centre (ATC) durchführen würden, worin die kritisierte Tagung stattfand, sei die Polizei verständigt und Bereitschaftseinheiten würden eingreifen, ihm sei das egal, er werde am Samstag sowieso nicht anwesend sein.

EMBL-Programmleiter Halldór Stefánsson, an den uns Herr Martens in der Folge verwies, hatte Zwischengeschlecht.org die Mahnwache ebenfalls auszureden versucht, wenn auch ohne Drohungen mit Bereitschaftseinheiten. Laut Herr Stefánsson hätten wir die Mahnwache am falschen Ort geplant und würden in unserem eigenen Interesse besser davon absehen, die "11th EMBL/EMBO"-Konferenz hätte nichts mit den OPs an Kindern zu tun, und so abgelegen würde uns eh niemand bemerken.

Laut Herr Stefánsson sollten wir uns deshalb besser an der Tagung als Teilnehmer_innen anmelden und als "Bürger" in der Diskussion unser Anliegen einbringen – wozu wir uns sowohl mündlich wie auch in einer persönlichen E-Mail (englisch) sowie im Offenen Brief durchaus bereit erklärten – aber eben nur im Anschluss an die friedliche Mahnwache zum Gedenken der zahllosen realen Opfer der Geschlechterwissenschaften, deren verschiedene Sparten an der "11th EMBL/EMBO" versammelt sind.

2) Friedliche Mahnwache und begründete Kritik

Und unsere Mahnwache führten wir dann auch durch, und zwar allen Drohungen im Vorfeld und allen misstrauischen Blicken aus dem "EMBL Advanced Training Centre (ATC)" zum Trotz wie angekündigt (und für Aktionen von Zwischengeschlecht.org üblich) friedlich. Und noch dazu verstärkt durch eine lokale Solidelegation, die sich auch durch den weiten Weg zum in den Wäldern vor Heidelberg tatsächlich eher abgelegenen Standort der EMBL nicht hatte abschrecken lassen. Dafür ein fettes Dankeschön!

Wie bei anderen Protesten (so auch tags zuvor in Augsburg anlässlich der EndokrinologInnentagung "APE-AGPD 2010") präsentierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org einen >>> Offenen Brief (englisch), in dem die Kritikpunkte noch einmal festgehalten wurden. Darin steht eingangs:

"Die Geschichte der Geschlechterforschung in all ihren Disziplinen (Biologie, Endokrinologie, Genetik, Sexologie und Gender Studies) ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der medizinischen Verbrechen an Zwittern. Diese andauernden medizinischen Verbrechen, die seit den 1950ern systematisch an wehrlosen Kindern verübt werden, sind wohl eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen in westlichen Gesellschaften seit dem 2. Weltkrieg."

Weiter wird im Offenen Brief dargelegt, wie die Geschlechterforschung massgeblich dazu beitrug, dass sich die gesellschaftliche Situation der Zwitter seit Beginn der Moderne dramatisch verschlechterte:

Während des Mittelalters bis in die Neuzeit waren Zwitter nicht nur juristisch anerkannt und wuchsen mit unversehrten Körpern auf, sondern hatten das einzigartige Privileg, als Erwachsene selber darüber entscheiden zu dürfen, ob sie als Männer oder als Frauen leben wollten. Erst im 19. Jahrhundert wurde ihnen dieses Privileg aberkannt im Namen der Wissenschaft, die sich seither und bis auf den heutigen Tag anmasst, besser als die Betroffenen selbst darüber entscheiden zu können, welches ihr "wahres Geschlecht" sei. Seit den 1950ern setzt die Medizin diese selbstherrlichen "Entscheidungen" systematisch chirurgisch durch, so dass heute Zwitter als Spezies ebenso wie in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu ausgelöscht sind. Heute noch werden nach Erhebungen der GenitalabschneiderInnen selbst 90% aller Zwitter im Kindesalter ohne medizinische Notwendigkeit durchschnittlich mehrfach irreversibel genitalverstümmelt.

Die Geschlechterforschung und ihre Disziplinen sind in einer für Zwitter verhängnisvollen Wechselwirkung mit der Medizin bis heute als Mittäterin massgeblich an den Verstümmelungen mitbeteiligt:

Von Anfang an benutzten GeschlechterforscherInnen "wissenschaftliche Berichte" über Zwittergenitalverstümmelungen als Grundlage und Datenmaterial zur Entwicklung und Verfeinerung ihrer "wissenschaftlichen Theorien", während andererseits die Medizyner diese Theorien bis heute zur Rechtfertigung und Fortführung der laufend "verbesserten" Verstümmelungen benutzen, worauf die Geschlechterforschung diese "neuen Erkenntnisse" wiederum benutzt zur Weiterführung ihrer Theorien, usw. usf. – und wenn sie nicht gestorben sind, so verstümmeln und forschen sie noch heute ...

Der Offene Brief nennt Namen auch heute noch angesehener ForscherInnen, deren Beteiligung an der Durchsetzung der Zwitterverstümmelungen in ihren geschönten heutigen Biographien wohl kaum zufällig regelmässig und durchgehend ausgelassen wird. Während gleichzeitig sogar "kritische" zeitgenössische GeschlechterforscherInnen noch für die abscheulichsten Verstümmler in ihren Publikationen nur verständnisvolle Worte und obendrein noch Lob übrig haben, wie z.B. die am "11th EMBL/EMBO" über "Nature vs. Nature" referierende Anne Fausto-Sterling betreffend dem "Vater der modernen Urologie" Hugh Hampton Young, der in den 30er Jahren die VerstümmelungsOPs an Zwittern zur Serienreife brachte.

Während hauptsächlich an die Adresse der Gender Studies von überlebenden Zwangsoperierten und solidarischen Nicht-Zwittern im neuen Jahrtausend erstmals begründete Kritik (vgl. Koyama/Weasel 2003) und auch Forderungen gerichtet wurden (welche mittlerweile zum Teil auch aufgegriffen werden, vgl. z.B. Dietze 2006 oder Janssen 2009), ist solche Kritik und vor allem kritische Rezeption davon in Bezug auf die naturwissenschaftlichen Disziplinen nach wie vor kaum existent. Auch das Programm der "11th EMBL/EMBO" lässt nirgends erkennen, dass die gravierenden ethischen und menschenrechtlichen Implikationen dieser über 100 Jahre ungebrochen andauernden Komplizen- und Mittäterschaft mit den systematischen medizinischen Verbrechen an Zwittern angemessen angesprochen würden.

Aus diesen Gründen hielt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org im Offenen Brief abschliessend fest, könne sie nicht ohne Weiteres an einer solchen wissenschaftlichen Tagung teilnehmen, bekräftigte aber erneut die Bereitschaft, sich im Anschluss an die Mahnwache einer kritischen Diskussion zu stellen, sofern dies von Seiten der Konferenz gewünscht sei.

3) "Raus! Raus! Raus!"

Nachdem wir vor Ort noch rasch den Umschlag angeschrieben und den unterschriebenen Brief eingetütet hatten, machten wir uns schliesslich auf den Weg, um wie angekündigt den Offenen Brief an den EMBL-Programmleiter Halldór Stefánsson und die ReferentInnen und BesucherInnen der Tagung wie üblich am Empfang persönlich zu überreichen.

Vor lauter Aufregung steuerte Nella die erstbeste Tür des "EMBL Advanced Training Centre (ATC)" an, und wir landeten in der Folge in einem offenbar für die Kaffeepause gerüsteten Foyer, worin wir auf zwei Herren an einem Stehtischchen trafen, bei denen wir uns nach dem Empfang erkundigten.

Einer der beiden, ein Herr, der sich nicht vorstellte, aber dem EMBL-Administrativdirektor Ralph Martens verblüffend ähnlich sah, begann bei unserem Anblick wie aus der Pistole geschossen cholerische Lautfolgen abzusondern, in denen das Wort "Raus!" einen besonderen Stellenwert einnahm. Für einen Moment waren wir froh, dass die beiden freundlichen Beamtinnen uns unauffällig gefolgt waren.

Als der Herr schliesslich für einen kurzen Moment Luft holte, wiesen wir darauf hin, dass wir lediglich den Offenen Brief zu Handen von EMBL-Programmleiter Halldór Stefánsson und weitere Kopien an die ReferentInnen und BesucherInnen der Konferenz überreichen wollten. Doch auch davon wollte der Herr nichts wissen; erst als wir uns in der Folge wieder nach dem Empfang erkundigten, hiess er uns alles auf einem Tischchen an Ort und Stelle abzulegen, was wir dann taten. Als derweil der zweite anwesende Herr uns sagte, wir müssten aber nun wieder gehen, draussen dürften wir sein, aber drinnen nicht, herrschte ihn der erste sogleich an, er solle nicht mit uns reden.

Nachdem wir so unsere Offenen Briefe deponiert hatten, wandten wir uns wieder dem Ausgang zu, um unsere friedliche Mahnwache fortzuführen, flankiert von den beiden Beamtinnen und eingedeckt mit einer weiteren lautstarken Tirade des Herrn, der trotz eine gewissen optischen Ähnlichkeit unmöglich EMBL-Administrativdirektor Ralph Martens sein konnte, hatte doch Herr Martens seinerzeit deutlich erklärt, am Samstag während des Kongresses nicht persönlich vor Ort anwesend zu sein.

11th EMBL/EMBO Conference, Heidelberg Nov. 6th 2010

4) Presseschau: EMBL/EMBO lügen

Zwar hatte uns EMBL-Programmleiter Halldór Stefánsson versichert, ethische und menschenrechtliche Aspekte der in der Geschlechterforschung allgegenwärtigen Zwangsbehandlungen an Zwittern würden an der "11th EMBL/EMBO" durchaus angemessen behandelt, obwohl im offiziellen Kongressprogramm weit und breit nichts davon zu finden ist. Zumindest in den zwei auffindbaren Medienberichten zum Kongress war davon allerdings wenig auszumachen – vielmehr wurden von Seiten EMBL-EMBO anscheinend erst noch handfeste Unwahrheiten verbreitet.

Im >>> FAZ-Artikel "Frau & Mann: Was trennt die Geschlechter?" vom 12.11. wurde zwar eingangs angesprochen, dass es sich beim Thema um ein "Politikum" handle – "ein Konfliktstoff auf allen Ebenen von der Erziehung und Bildung bis zur Medizin" -, und der bis heute so eng mit den Zwitter-Zwangsbehandlungen verbundene "wissenschaftliche Streit" um "Nature vs. Nurture" zieht sich wie ein roter Faden durch den Artikel bis zum Schlussabschnitt:

Die entscheidende Frage freilich lautet: Sind auch die Geschlechtsunterschiede beim Menschen Ausdruck sexueller Selektion? Durchaus, wenn auch wohl etwas weniger ausgeprägt, lautete die etwas fade Antwort der Biologen. Die amerikanische Geschlechterforscherin Anne Fausto-Sterling von der Brown University, selbst Biologin, gab sich überzeugt, dass die "rosa und blauen Sphären" in unserer Gesellschaft nicht absolut vorbestimmt sind. Sexuelle Prägung lebe von einer nachgeordneten Dynamik. "Ausgangspunkt ist eine Art Lustzentrum, das im ersten Jahr, wenn sich das Gehirn der Kinder entwickelt, durch die Geschlechtshormone, aber eben auch durch die Handlungsstereotypen der Eltern angeregt wird." Rollenbilder setzten sich so fest, aber auch handfeste biologische Unterschiede im Gehirn und im Verhalten. Am Ende war man sich in einem einig: Das Y-Chromosom ist nicht der einzige Unterschied zwischen Mann und Frau.

Falls jedoch die heute in Deutschland (auch am Universitätsklinikum Heidelberg!) weiterhin TÄGLICH praktizierten Genitalverstümmelungen und sonstigen Zwangsbehandlungen als Voraussetzung und "humanexperimenteller Hintergrund" dieser Theorien von der "nachgeordneten Dynamik" usw. während des Kongresses tatsächlich angesprochen wurden, so war das zumindest dem FAZ-Berichterstatter Joachim Müller-Jung gänzlich entgangen.

Der gleichentags publizierte >>> Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen" vom 12.11. stellt ebenfalls durchgängig die Frage nach "Nature vs. Nurture": "Repräsentieren Frauen und Männer tatsächlich zwei verschiedene Typen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Zielen und Eigenschaften? Oder ist es doch "nur" die Erziehung, die uns zu dem macht, was wir sind?"

Und erwähnt immerhin unsere Mahnwache:

Das Thema sorgte übrigens schon im Vorfeld der Konferenz für erregte Gemüter: Die Menschenrechtsorganisation "Zwischengeschlecht.org" kündigte eine friedliche Mahnwache vor dem Konferenzgebäude als Protest gegen "medizinische Verbrechen an Zwittern" an.

Peinlicherweise schein die Verfasserin Yvonne Kaul an der Tagung selbst aber irgendwie nicht einmal mitbekommen zu haben, dass es um "Intersexuelle" geht, sondern schreibt konsequent von "Transsexuellen":

Heiß diskutiert wurden Schicksale von transsexuellen Menschen, die mit physiologischen Missbildungen auf die Welt kommen: Mädchen mit einem Mini-Penis oder Jungen mit einem Y-Chromosom, bei denen aber die männlichen Geschlechtsorgane nicht ausreifen. Sie sehen äußerlich weiblich aus, haben aber keinen Uterus und keine Eierstöcke. Sollten solche transsexuellen Fälle klinisch behandelt werden? Die meisten Eltern entscheiden sich für einen chirurgischen Eingriff bei diesen Babys, nicht immer aber erweist sich ihre Entscheidung als richtig.

Berühmt wurde der Fall eines Jungen, der mit weiblichen XX-Chromosomen auf die Welt kam, dessen Geschlechtsorgane jedoch männlich waren. Das Baby wurde operiert und als Mädchen erzogen, wuchs aber zu einem unglücklichen Erwachsenen mit einem weiblichen Körper und männlicher Identität heran.

Nur noch vermuten lässt sich, es habe sich beim "berühmten Fall" wohl um Moneys skrupelloses "Zwilligsexperiment" gehandelt, das Money allerdings an "normalen Jungen" durchführte bzw. durchführen liess. Ob der "ewige Lapsus" der "Verwechslung" von "intersexuell" mit "transsexuell" letztlich auf das Konto der Autorin, ihrer Redaktion oder allenfalls gar auf ungenügende Differenzierung am Kongress selbst zurückzuführen ist, lässt sich im Nachhinein nicht ohne Weiteres abschliessend feststellen.

Zumindest naheliegend scheint jedoch, dass folgende Aussage im Artikel wohl von Seiten EMBL/EMBO verbreitet wurde:

Die Einladung zur Teilnahme an der Podiumsdiskussion schlugen die Demonstranten jedoch aus.

Obwohl nachweislich sowohl im Offenen Brief wie auch in allen unseren weiteren Kommunikationen klar das Gegenteil festgehalten ist ...

Es ist noch ein weiter Weg ...

>>> Infoseite zu den Protesten    >>> Offener Brief "APE-AGPD" 5.11. 
>>> Offener Brief "11th EMBL/EMBO", 6.11.10 (englisch)    >>> Pressemitteilung 3.11.
>>> 
"Cornelia Goethe Colloquien": Geschlechterforschung ohne Ethik?" - 17.11.
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!" 

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, November 12 2010

Luzern: Historischer überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelungen in Kinderspitälern

>>> Nachtrag: Interessante Analyse zum Vorstoss von Oliver Tolmein auf FAZ.net

Offener Brief an das Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

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„Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig.“
(Eine Mutter)

Das gab es auf der ganzen Welt noch nie: 

Auf Initiative einer christlichen Parlamentarierin und Mutter unterzeichnet ein Viertel eines gesamten Parlaments, darunter zwei Drittel Frauen, quer durch alle Parteien einen politischen Vorstoss, der Transparenz über kosmetische Genitaloperationen an Kindern in ihrem Einflussbereich verlangt und die Regierung zur Stellungnahme auffordert!

So geschehen aktuell in der Innerschweiz im 120-köpfigen Luzerner Kantonsrat:

Erna Müller-Kleeb (CVP) und 29 MitunterzeichnerInnen (15 CVP, 4 FDP, 1 SP, 8 Grüne, 1 SVP) berufen sich auf Medienauftritte und öffentliche Klagen zwangsoperierter "Intersexueller" während der letzten 12 Monate und stellen dem Regierungsrat als Reaktion darauf 11 Fragen rund um "die Praxis frühkindlicher kosmetischer Genitaloperationen, Kastrationen, Hormontherapien und andere medizinisch nicht dringend notwendigen Eingriffe an Kindern mit uneindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen" im Kanton Luzern.

>>> Der Vorstoss im Wortlaut als PDF

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist zutiefst gerührt und möchte sich bei Erna Müller-Kleeb und allen Mitunterzeichnenden von ganzem Herzen bedanken! Dies ist ein historischer Tag für alle von kosmetischen Zwangsoperationen Betroffenen oder Bedrohten – und für alle, die sie in ihrem Kampf um körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung unterstützen! 

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern 

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Saturday, November 6 2010

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur APE-AGPD 2010, 5.11.10

APE-AGPD 2010, Augsburg 5.11.: Unser Beitrag zum 7. Intersex Awareness Day 2010

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>>> Infosseite zum Protest   >>> Bericht Demo 5.11.   >>> Pressemitteilung 3.11.10

[ Eine Kopie dieses Offenen Briefes ging auch an die Medizinerverbände DGK und DGKCH als Follow-Up zum Offenen Brief vom 18.9.10 ]
  

>>> Der Offene Brief als PDF
Zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
Postfach 2122
8031 Zürich
info_at_zwischengeschlecht.org



Arbeitsgemeinschaft und Sektion
Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie
Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendmedizin
Eythstr. 24
89075 Ulm


Augsburg, 5. November 2010


Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur JA-PED 2010


Sehr geehrte Damen und Herren

Als sogenannt 'intersexuelle' Menschen und in diesem Zusammenhang auch Betroffene von nicht eingewilligten medizinischen Massnahmen sind wir sehr besorgt darüber, dass Ihre Organisationen ebensolche Zwangsmassnahmen propagieren und durch ihre Mitglieder durchführen lassen.

Wir beziehen uns dabei insbesondere auf die AWMF-Leitlinien 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" und 027/047 "Adrenogenitales Syndrom", die wiederholt solche kosmetischen Eingriffe an Kleinkindern propagieren und dabei ethische und menschenrechtliche Gesichtspunkte entweder gar nicht oder nicht adäquat berücksichtigen.

Zwar bezieht sich die Leitlinie 027/022 teilweise unter anderem auf das Konsensuspapier "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD" der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung" (1). Dessen Schlussfolgerungen werden jedoch in den Leitlinien einseitig und selektiv berücksichtigt. So benutzt zum Beispiel die Leitlinie das Ethikpapier dazu, Grund- und Menschenrechte der Kinder zu negieren, indem es abschliessend als einziger Beleg dafür hinzugezogen wird, dass "[r]echtlich [...] letztlich den Eltern die Entscheidung [zusteht]".

Dabei wird ausgeblendet, dass auch das Ethikpapier verschiedentlich bestätigt, dass auch die Kinder Rechte haben, darunter insbesondere das Recht auf "körperliche Integrität und Lebensqualität, insbesondere im Bereich der Fortpflanzungsfähigkeit sowie des sexuellen Erlebens, und die freie Entwicklung der Persönlichkeit", sowie das "Recht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation bzw. Selbstbestimmung" (2).

Ebenso hält auch das Ethikpapier unmissverständlich fest, dass medizinisch nicht notwendige, irreversible Eingriffe an Kindern klar unzulässig sind: "Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation." (3)

Auf die grund- und menschenrechtlichen Implikationen medizinisch nicht notwendiger Eingriffe ohne Evidenz geht die Leitlinie 027/022 gar nicht erst ein.

Die 2010 neu eingeführte Leitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom" lässt ethische Bedenken gleich ganz außen vor und propagiert stattdessen medizinisch nicht notwendige „Genitalkorrekturoperationen“ an Kleinstkindern als selbstverständlich:

„In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“

Nebst unkontrollierten chirurgischen Menschenversuchen leistet die Leitlinie 027/047 auch unkontrollierten pränatalen Hormonexperimenten mit Dexamethason Vorschub. Zwar hält die Leitlinie hierzu immerhin fest:

"Die pränatale AGS-Therapie ist nach wie vor eine experimentelle Therapie. Sie sollte im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden (zentrale Datenerfassung für die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie über Prof. Dr. H.G. Dörr, Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen)."

Trotzdem belässt es die von Prof. Dr. Dörr mitverantwortete AWMF-Leitlinie 027/042 letztlich bei unverbindlichen Empfehlungen ("sollte") – und erlaubt es so eigenmächtig "experimentierenden" Medizinern, dies weiterhin nach eigenem Gutdünken willkürlich zu tun, ohne dass sie für ihre menschenrechtswidrigen unkontrollierten Humanexperimente je irgendwelche Konsequenzen zu vergegenwärtigen hätten.

Dieses Unterlassung ist umso empörender, als Prof. Dr. Dörr schon seit längerem beklagt, dass sich die meisten Endokrinologen seit 1990, also seit zwanzig Jahren einen Deut um die Datenerfassung kümmern:

"Das Ausfüllen der Fragebögen erfolgt auf freiwilliger Basis. [...] Leider muss man somit feststellen, dass die Fragebögen nahezu nie komplett ausgefüllt zurückgeschickt werden [...]. Aufgrund der derzeit bestehenden Strukturen besteht jedoch keine Möglichkeit, gezielt nach den fehlenden Daten nachzufragen.[...] Man muss allerdings davon ausgehen, dass die dokumentierten Fälle in der Datenbank nur einen Teil der tatsächlich pränatal behandelten Fälle in Deutschland darstellen. Zum Beispiel wurden für das Jahr 1999 nur 2 Fälle und für das Jahr 2000 überhaupt kein Fall dokumentiert."
(4)

"Dexamethason wird nicht selten großzügig Risikoschwangeren verordnet, ohne dabei einige der Grundregeln zu beachten, (…) und vor allem ohne die schriftliche Aufklärung der betroffenen Familie über die Therapie einschließlich der potenziellen Nebenwirkungen für Mutter und Kind." (4)

Unserer Auffassung nach sind seit den Nürnberger Prozessen unkontrollierte Menschenexperimente, noch dazu ohne umfassende Aufklärung, nicht nur ethisch, sondern auch rechtlich nicht mehr haltbar, und eigentlich ein Fall für den Staatsanwalt.
Es ist verdankenswert, dass ein Mitglied der APE hier hinschaut und die Tatsachen beim Namen nennt. Dass eine zwei Jahre später erstellte Leitlinie aus diesen bekannten Tatsachen keine Konsequenzen zieht, stimmt mehr als nachdenklich.

Unter diesen Voraussetzungen lässt die aktuell auf 2011 angekündigte AWMF-Leitlinie 027/029 "Hypospadie" unter Federführung derselben Verantwortlichen wie schon bei den Leitlinien 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" und 027/047 "Adrenogenitales Syndrom", nämlich DGKJ, APE, AG DSD/Störungen der Geschlechtsdifferenzierung und DGE, wenig Gutes erahnen.

Wie interne Untersuchungen der APE (5) und ESPE (6) zudem bestätigen, sind es hauptsächlich Endokrinologen, die allein oder zusammen mit einem Kinderchirurgen in den Kinderkliniken den Eltern medizinisch nicht notwendige, irreversible Genitaloperationen aufdrängen.

Eine Mutter, die von einer Netzwerk DSD/Intersexualität-Endokrinologin "beraten" wurde:

„Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. ‘Aber wir machen auch einen Bub, wenn Sie das lieber wollen’, bot uns die Ärztin an.“
(7)


Als Betroffene sowohl von nicht eingewilligten "Genitalkorrekturen" wie auch von nicht eingewilligten Gonadektomien sind wir über diese Leitlinien und solche "Beratungen" entsetzt und halten fest:

Geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen ohne medizinische Indikation, wie sie auch in Deutschland immer noch regelmässig an Kleinkindern durchgeführt werden, sind auch in der medizinischen Lehre alles andere als unumstritten. Nach wie vor gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, dass sie auf lange Sicht wirksam und sicher sind. Hingegen gibt es viele Indizien, welche ihre Wirksamkeit in Frage stellen.

Weder ist gesichert, dass Genitalkorrekturen langfristig zu besseren psychosozialen Resultaten führen, als wenn sie unterlassen werden. Noch kann garantiert werden, dass ein Kind sich entsprechend der ihm zugewiesenen Geschlechtsidentität entwickelt. I
m Gegenteil, aktuelle Studien belegen:

"Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch. [...] Ein Drittel [der Patienten] bewertet geschlechtsangleichende Operationen als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend, ein weiteres Drittel ist unzufrieden bzw. sehr unzufrieden und das letzte Drittel ist z.T. zufrieden, z.T. unzufrieden." (8)

Die Behandlungszufriedenheit ist bei intersexuellen Erwachsenen und auch Eltern intersexueller Kinder "gering". Eltern beurteilen "die behandelnden Ärzte/Ärztinnen schlechter als Eltern von Kindern mit anderen chronischen Erkrankungen". (9) "Als Ergebnis zeigt sich, dass viele Erwachsene mit DSD mit der medizinischen Behandlung sehr unzufrieden sind." (10)

"The outcome of early genital vaginoplasty is poor and repeat procedures are common. Complications such as stenosis and persistent offensive vaginal discharge and bleeding are common. [...] It is also increasingly clear that clitoral surgery in childhood is detrimental to adult sexual function." (11)

„Auch aus der Literatur ist bekannt, dass sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Menschen mit DSD im Lauf der Pubertät oder im Erwachsenenalter entschließt, das ihnen zugewiesene soziale Geschlecht zu wechseln.“ (12)

Dass die Wirksamkeit der chirurgischen und hormonellen Behandlungsmethoden an Kleinkindern auch nach sechzigjähriger Praxis immer noch nicht erwiesen werden konnte, unterstreicht zudem auch die aktuelle Leitlinie selbst, die sich bekanntlich auf der niedrigsten Entwicklungsstufe 1 befindet.

Flächendeckende prophylaktische Gonadektomien sind laut medizinischen Studien in den meisten Fällen medizinisch nicht notwendig, haben aber für die Betroffenen lebenslange, sehr schwerwiegende Folgen,
insbesondere bei anschliessender Hormonersatztherapie entgegen der ursprünglichen Hormonproduktion des Körpers. So beträgt beispielsweise bei CAIS das Krebsrisiko lediglich 0.8 %, bei PAIS 15 %. (13) Sogar Wünsch und Wessel halten in einer aktuellen Publikation fest: "Indikation und Zeitpunkt der Gonadenentfernung müssen dem individuellen Tumorrisiko angepasst werden. Der Schutz der Fertilität ist ein zentrales Anliegen." (14)

Auch aus ethischen und juristischen Gründen sind geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen und prophylaktische Gonadektomien an Kindern ohne deren informierte Zustimmung strikt abzulehnen.

Wie bereits eingangs erwähnt, sind laut "Ethische Grundsätze und Empfehlungen" irreversible, medizinisch nicht notwendige Eingriffe ohne ausreichende Evidenz klar unzulässig:

"Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation. [...] Die Verfügung über Organe und Strukturen, die für die körperliche Integrität oder Geschlechtsidentität wichtig sind (z.B. Keimdrüsen), sollten in der Regel – wenn keine gewichtigen, das Kindeswohl betreffenden Gründe entgegenstehen – dem Betroffenen selbst überlassen bleiben." (15)

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat:

"Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit." (16)

Und auf dem Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates vom 23.6.2010 fand die Leitung der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung", Prof. Dr. Claudia Wiesemann, angesprochen auf die selektive Berücksichtigung der ethischen Grundsätze und Empfehlungen in der aktuellen Leitlinie, deutliche Worte und sprach von Situationen, in denen

"operiert wird auf Teufel komm raus (…) und (…) der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrtschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren" (17).


(Claudia Wiesemann bezog sich dabei hauptsächlich auf "Kleinstzentren". Nach allen uns vorliegenden Informationen ist genau dasselbe jedoch auch in den grossen Behandlungszentren der Fall, und ist noch nirgends die auch in der Leitlinie geforderte Beteiligung von Psychologen, Sozialarbeitern und Ethikern in den multidisziplinären Behandlungsteams wirklich gewährleistet, auch durch entsprechende Festanstellungen.) (18)

Auch internationale Ethikgremien kommen zum Schluss:

"Our working group unanimously supported waiting for children to be old enough to participarte in decisions about risky and painful surgeries that might fail to reliably retain function and produce more normal appearance (for example, surgery for intersex and achondroplasia)." (19)


Die Rechtsprofessorin Konstanze Plett vertritt seit langem den Standpunkt, dass das medizinisch nicht notwendige Gonadektomieren intersexueller Kinder gegen das Sterilisationsverbot verstosse. (20)

Auch international werden medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern als Verstoß gegen ihre höchstpersönlichen Rechte gewertet. Vgl. zum Beispiel Prof. Dr. iur. Andrea Büchler, Professorin für Privatrecht an der Universität Zürich:

"Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig." (21)

Nicht zuletzt verletzen medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern Grund- und Menschenrechte, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Namhafte Menschenrechtsorganisationen unterstreichen zudem die Parallelen zur weltweit geächteten Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.


Die Juristin Dr. Angela Kolbe kritisiert in ihrer mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung ausgezeichneten Dissertation über die verfassungsrechtliche Situation intersexueller Menschen insbesondere die schweren Eingriffe bei Kleinkindern als Verstoß gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. (22)

Als Reaktion auf einen Schattenbericht von Intersexuelle Menschen e.V., der verschiedene Menschenrechtsverletzungen von Intersexuellen durch medizinische Zwangseingriffe auflistete (23), rügte 2009 das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Missachtung ihrer Schutzpflicht gegenüber intersexuellen Kindern. In den daraus resultierenden schriftlichen Empfehlungen forderte das Komitee die Bundesregierung auf, "wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen" (24).

Die Sektionen Deutschland und Schweiz von Amnesty International verabschiedeten 2010 an ihren Jahresversammlungen je eine Motion, worin sie Handlungsbedarf unterstrichen.

Amnesty Deutschland wertete die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte":

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben." (25)

Und Amnesty Schweiz führte in der Begründung aus:

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen. Die Suizidrate bei operierten und hormonbehandelten Intersexuellen ist stark erhöht; auch verstösst die Zuweisung zum explizit männlichen oder weiblichen Geschlecht gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde, die nicht nur bei Female Genital Mutilation (FGM) in Entwicklungsländern, sondern weiterhin auch bei genitalen Zwangsoperationen in Industrieländern verletzt werden."
(26)

Terre des Femmes und internationale Expertinnen konstatieren seit Jahren, dass kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern eine Form von Genitalverstümmelung sind und für die Opfer vergleichbar schädlich wie die weibliche Genitalverstümmelung. (27)

Erwachsene, die als Kinder kosmetischen Genitaloperationen unterzogen wurden, beklagen seit den 1990er-Jahren öffentlich die "Zerstörung des sexuellen Empfindens" und der "körperlichen Unversehrtheit" (28) durch diese Eingriffe, welche sie als "Genitalverstümmelung" erfahren. (29)

Wir betroffene Menschen bitten Sie deshalb inständig, die fragwürdigen Praktiken im Zusammenhang mit Intersexualität zu überprüfen, und bitten um eine diesbezügliche Stellungnahme innert nützlicher Frist.

Ebenso bitten wir Sie inständig um angemessenen Einbezug der Betroffenen und ihrer Organisationen beim Erarbeiten künftiger Behandlungsrichtlinien sowie in der Behandlung selbst (Anbieten von kontinuierlichem Peer Support sowohl für die betroffenen Kinder wie auch für ihre Eltern).

In der Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog zwischen verantwortlichen Ärzten und uns Betroffenen grüssen wir Sie freundlich


Im Namen von Zwischengeschlecht.org



Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied XY-Frauen
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.



Quellen (alle Links Stand 15.10.2010)

(1) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(2) Ebd., S. 244

(3) Ebd., S. 245

(4) Helmuth G. Dörr: "Adrenogenitales Syndrom infolge 21-Hydroxylase-Defektes: Hat die pränatale Therapie in Deutschland eine Zukunft?". In:  korasion Nr. 1, März 2008
http://www.kindergynaekologie.de/html/kora62.html

(5) Eigene Umfrage in der Arge Nebenniere der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) 2005

(6) Management of Congenital Adrenal Hyperplasia: Results of the ESPE Questionnaire (Riepe et al., Horm Res 2002;58:196-205)

(7) Renata Egli-Gerber: "Weder Mann noch Frau – und doch beides", in: Sonntag/Leben und Glauben, Heft 36/2010, S. 28-30, hier S. 29

(8) Christian Schäfer: "Intersexualität: Menschen zwischen den Geschlechtern".
http://www.springer.com/medicine/thema?SGWID=1-10092-2-513709-0

Lisa Brinkmann; Katinka Schweizer; Hertha Richter-Appelt: "Behandlungserfahrungen von Menschen mit Intersexualität. Ergebnisse der Hamburger Intersex-Studie". Gynäkologische Endokrinologie 04/2007, S. 235-242

(9) Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: "Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz Januar 2005 bis Dezember 2007", S. 18. http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

(10) Ebd., S. 37

(11) Sarah M. Creighton: "Adult Outcomes of Feminizing Surgery". In: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Ethics and Intersex", Dordrecht: Springer, 2006, S. 207-214

(12) M. Jürgensen; O. Hiort; U. Thyen: "Kinder und Jugendliche mit Störungen der Geschlechtsentwicklung: Psychosexuelle und -soziale Entwicklung und Herausforderungen bei der Versorgung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3, March 2008, S. 226-233

(13) Martine Cools, Stenvert L. S. Drop, Katja P. Wolffenbuttel, J. Wolter Oosterhuis, and Leendert H. J. Looijenga: "Germ Cell Tumors in the Intersex Gonad: Old Paths, New Directions, Moving Frontiers". Endocrine Reviews 27(5), 2006: S. 468–484 (S. 481)

(14) L. Wünsch, L. Wessel: "Chirurgische Strategien bei Störungen der Geschlechtsentwicklung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3. Springer Berlin / Heidelberg 2008, S. 234-240

(15) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(16) Pressemitteilung 06/2010 des Deutschen Ethikrates vom 25.6.2010
http://www.ethikrat.org/presse/pressemitteilungen/2010/pressemitteilung-2010-06

(17) Claudia Wiesemann, Redebeitrag in der Abschlussdiskussion am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010, Transkript:
https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/09/13/Ethik-als-Freifahrtschein-Claudia-Wiesemann-23-6-10

(18) Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements", Vortrag gehalten an der APE 2006, Folien 11-17

(19) Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006, S. xxix

(20) Vortrag vom 7.3.2001, gehalten anläßlich der 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Druckfassung:
Konstanze Plett: Intersexualität aus rechtlicher Perspektive. "Gigi - Zeitschrift für die sexuelle Emanzipation" Nr. 13 (Mai/Juni 2001)

(21) Katrin Hafner: "Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an". Tages-Anzeiger, 05.02.2008. http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(22) Angela Kolbe: Intersexualität, Zweigeschlechtlichkeit und Verfassungsrecht. Eine interdisziplinäre Untersuchung. Nomos 2010 (Dissertation)

(23) Lucie G. Veith / Sarah Luzia Hassel-Reusing / Claudia J. Kreuzer: Parallelbericht zum 6. Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW). Erstellt von: Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen (http://intersex.schattenbericht.org)

(24) CEDAW/C/DEU/CO/6
Deutsche Übersetzung: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Themen/Menschenrechte/Download/ConcludingCommentsFrauen.pdf

(25) "Intersexualität und Menschenrechte", Mitteilung vom 26.5.2010
http://www.mersi-hamburg.de/Main/20100526001

(26) Motion 6: "Position zu Intersexualität"
http://www.queeramnesty.ch/docs/QAI_Motion_GV2010_Intersex.pdf

(27) Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal". Orlanda 2003. Vgl. insbesondere Kapitel 3: "Intersex-Chirurgie – ein Segen für wen?", S. 49-58

Fana Asefaw, Daniela Hrzán: Genital Cutting – Eine Einführung. In: ZtG Bulletin 28, 2005, S. 8-21
Relevante Auszüge: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/08/07/Genitale-Zwangsoperationen-an-Zwittern-Genitalverstuemmelung-Typ-IV-Fana-Asefaw%2C-Daniela-Hrzan%2C-2005
Ganzer Text: http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztgbulletintexte28/2artikel_asefaw_hrzan.pdf

Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen". In: TDF. Menschenrechte für die Frau, Nr. 3/4, 2004, S. 23-26
http://kastrationsspital.ch/public/Hulverscheidt_TDF_3-4-04.pdf

Konstanze Plett: "Die Macht der Tabus". amnesty journal 03/2008 - Das Magazin für die Menschenrechte
http://schattenblick.net/infopool/buerger/amnesty/bagru265.html

(28) Cheryl Chase: "Letters from Readers". In: The Sciences, July/August, 3, 1993
http://www.isna.org/articles/chase1995a

(29) Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Genitalverstuemmelungen-AGGPG-%281996%29


>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 
"Unrecht der Medizinversuche anerkennen" - Oliver Tolmein (2009)
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:

- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Wednesday, November 3 2010

Proteste gegen Genitalverstümmelung: "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (Augsburg / Heidelberg, 4.-6.11.10)

Protest gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGKJ 2010", Potsdam 16.9.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Infoseite zu den Protesten 4.-6.11.2010

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 03.11.2010:

„Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig.“ Eine Mutter.

• Informationsveranstaltung + Friedlicher Protest in Augsburg,
   Do 4. + Fr 5. November 2010

• Friedliche Mahnwache in Heidelberg, Sa 6. November 2010

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch in Bayern und Baden-Württemberg.
 

Operieren auf Teufel komm raus: „APE-AGPD 2010“ in Augsburg

Ab Freitag 5.11. versammelt sich in Augsburg zur „APE-AGPD 2010“ eine der hauptsächlich für die Verstümmelungen hauptverantwortliche Ärzte-Standesorganisationen: die „Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Endokrinologie (APE)“ und ihre „AG DSD/Störungen der Geschlechtsentwicklung“.

APE-Mitglieder sind weiter prominent vertreten im BMBF-finanzierten „Netzwerk DSD/Intersexualität“ sowie dessen EU-Entsprechung „EuroDSD“ und praktizieren zum Teil international.

Die APE und ihre „AG DSD“ zeichnen beide mitverantwortlich für die aktuellen AWMF-Leitlinien 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ und 027/047 „Adrenogenitales Syndrom“.

Insbesondere die Leitlinie 027/022 steht seit längerem in der Kritik, u.a. weil sie ethische Empfehlungen missbraucht als „Freifahrschein für operieren auf Teufel komm raus“ (Ethikprofessorin Claudia Wiesemann am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010).

Die 2010 neu eingeführte Leitlinie 027/047 lässt ethische Bedenken gleich ganz außen vor und propagiert stattdessen medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige „Genitalkorrekturoperationen“ an Kleinstkindern ohne Wenn und Aber: „In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird vor Ort in Augsburg über diese menschenrechtswidrigen Praktiken informieren, und friedlich dagegen protestieren.

Donnerstag, 04.11.2010, 19:30 h: INFOVERANSTALTUNG + FILM
Bildungscafé, Fuggerstraße 9 RG, Augsburg

Freitag, 05.11.2010, 16:00-19:00 h: FRIEDLICHER PROTEST
vor dem IHK Schwaben-Veranstaltungscenter, Stettenstraße 1, Augsburg

>>> mehr


Endokrinologen drängen auf OPs

Wie internen Untersuchungen der APE bestätigen, sind es hauptsächlich Endokrinologen, die allein oder zusammen mit einem Kinderchirurgen in den Kinderkliniken den Eltern medizinisch nicht notwendige, irreversible Genitaloperationen aufdrängen.

Eine Mutter: „Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. ‘Aber wir machen auch einen Jungen daraus, wenn Ihnen das lieber ist’, bot uns die Ärztin an.“


„ökonomische Interessen“ der Kinderkliniken

Vereinzelt sprechen verantwortungsvolle Ärzte Missstände seit längerem an und kritisieren offen die fehlende Einhaltung zentraler medizinischer Standards: „Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen.“

Und nennen durch interne Abrechnungen belegte Zahlen: „Plastische Rekonstruktion der Vulva: ERLÖS € 8175,12“

Leider stößt solche interne Kritik (nicht nur) innerhalb der APE mit unschöner Regelmäßigkeit auf taube Ohren ...


„Weder Evidenz noch medizinische Indikation“

Obwohl die Genitalverstümmelungen ohne medizinische Notwendigkeit seit 60 Jahren systematisch praktiziert werden, wurde ihre angebliche „Wirksamkeit“ noch nie klinisch getestet, d.h. sie erfolgen als unkontrollierte Menschenversuche. Noch die aktuellen AWMF-Leitlinien stehen unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe.

Auch dies wird von verantwortungsvollen Medizinern sowie Medizinethik seit längerem kritisiert – wiederum ohne jegliche Resonanz bei den verantwortlichen Zwangsbehandlern ...


BMBF-Studien: Lebenslanges Leiden an Zwangsoperationen

Seit bald 20 Jahren klagen überlebende Zwangsoperierte öffentlich über über massive körperliche und seelische Schäden und lebenslanges Leiden durch uneingewilligte kosmetische GenitalOPs.

Umfangreiche, BMBF-finanzierte Studien bestätigten diese Klagen 2007 und 2008 wiederholt: „Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch.“


OLG Köln: „schuldhaft in Selbstbestimmungsrecht verletzt“

2009 war es Christiane Völling als erster überhaupt gelungen, in Köln einen Chirurg für einen Zwangseingriff an einem Zwitter wenigstens zivilrechtlich vor die Justiz zu bringen. Mit Erfolg: Nach 2-jährigem „Zwitterprozess“ wurden ihr in 3. Instanz 100‘000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

Laut OLG Köln hatte der Zwangsoperateur Christiane Völling „vor der Operation nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt“, und zwar „in ganz erheblichem Maße“ (5 U 51/08).

Seither scheiterten wiederum alle Versuche, einen Zwangsoperateur vor Gericht zu bringen, stets am selben Knackpunkt – Verjährung.


UNO rügte Bundesregierung – Politik als Mittäterin

2009 gelangten Zwangsoperierte zum ersten Mal mit einem Schattenbericht an die UNO. In der Folge rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesrepublik Deutschland wegen Verletzung der Schutzpflicht gegenüber potentiellen und bereits geschädigten Opfern. Trotzdem weigert sich die Bundesregierung weiterhin, die Menschenrechtsverletzungen durch die Genitalverstümmelungen durch angemessene Schritte künftig zu verhindern ...

 
Amnesty: „fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit“

Menschenrechtsorganisationen (u.a. Amnesty Deutschland, Terre des Femmes und das UN-Komitee CEDAW) kritisieren die Duldung der chirurgischen Genitalverstümmelungen u.a. als „schweres Verbrechen“.

 
Terre des Femmes: „westliche Form der Genitalverstümmelung“

International anerkannte ExpertInnen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung (FGM), darunter Hanny Lightfoot-Klein, Marion Hulverscheidt und Fana Asefaw, sowie die Rechtsprofessorin Konstanze Plett stützen demgegenüber die Klagen überlebender Zwitter, die Zwangsoperationen seien die „westliche Form der Genitalverstümmelung“, und ihre mutwillige Tabuisierung und Ausblendung der in der politischen Debatte ein typisches Beispiel scheinheiliger Doppelmoral.

Trotzdem blieben in Deutschland in der aktuellen Debatte um den Gesetzesentwurf zur Einführung eines eigenen Straftatbestandes „weibliche Genitalverstümmelung“ (inkl. adäquater Anpassung der Verjährung) die chirurgischen Verstümmelungen an Zwittern bisher sorgsam ausgeklammert ...
 

„11th EMBL/EMBO“ in Heidelberg: Genitalverstümmelungen als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung

Parallel zur „APE-AGPD 2010“ findet in Heidelberg mit der „11th EMBL/EMBO“„Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour“ – eine internationale wissenschaftliche Tagung statt, an der aus den medizinischen Verbrechen an Zwittern gewonnene „Erkenntnisse“ für die Weiterentwicklung der Geschlechterforschung benutzt werden.

Einmal mehr werden dabei die damit verbundenen menschenrechtlichen und ethischen Implikationen in der realen Welt nicht angesprochen. Gleichzeitig werden in den Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt – auch in Heidelberg.

Zusätzlich profilieren sich die diversen Geschlechterforschungs-Teildisziplinen seit Jahrzehnten als Zulieferer der GenitalabschneiderInnen – sei es mit "neuen biologischen Erkenntnissen" zur "Verbesserung" der serienmäßigen Verstümmelungen, sei es mit "(Gender-)theoretischem Überbau" zur Rechtfertigung der Fortführung der systematischen medizynischen Verbrechen an Zwittern.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird in Heidelberg mit einer friedlichen Mahnwache der realen Opfer dieser „wertfreien Wissenschaft“ gedenken und gegen die Ausbeutung von Zwittern als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung protestieren.

Samstag, 06.11.2010, 13:30-16:30 h: FRIEDLICHE MAHNWACHE
vor dem EMBL Advanced Training Centre (ATC), Meyerhofstraße 1, Heidelberg

>>> mehr


Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und „Menschenrechte auch für Zwitter!“.

Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, October 21 2010

DRS 2 «Kontext» "Intersexualität": Jetzt beide Sendungen online!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Nachträge: Der Titel der >>> 2. Sendung wurde inzwischen auf der Homepage geändert zu: "Wenn der Arzt das Geschlecht bestimmt".  Auch die 2. Sendung ist inzwischen online – und bringt einiges mehr Klartext als die erste! Danke!!
>>> Podcast 2. Sendung 21.10.10    >>> Download (MP3 14.3 MB) 

>>> Vorschau auf den heutigen 2. Teil - wir bleiben gespannt ...

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Die erste Häfte der «Kontext»-Doppelsendung von Katharina Bochsler mit dem Titel "Geschlechter zwischen Mann und Frau" kann jetzt auch online angehört und als mp3 heruntergeladen werden:

>>> Podcast der 1. Sendung gestern 20.10.10 (28:44)
>>> Download (MP3 13.3 MB)     >>> Ankündigung 1. Sendung

Nellas Kommentar zur 1. Sendung:

immer dieselbe scheisse: früher war es noch gaaanz schlimm, heute wird nicht mehr operiert!
und geschlechterwissenschaftsblabla.
aber am schluss immerhin noch die lübecker studie beschrieben (corpus delicti)!

Meine 2 Cent:

Einmal mehr dürfen die "EuroDSD"-"ExpertInnen" Olaf Hiort und Hertha Richter-Appelt des langen und breiten über "Störungen", "Fehlbildungen", "Toiletten" usw. schwadronieren, sekundiert von der "EuroDSD"-Endokrinologin Christa Flück vom Inselspital Bern.

Der Sendungsmacherin Katharina Bochsler sind "Geschlechterfragen" à la "gesellschaftliche Norm", "in jedem von uns stecken beide und noch mehr", "psychische Ebene der Geschlechtsausprägung" usw. offensichtlich sehr wichtig – vgl. z.B. der typische Versprecher "Androgenitales Syndrom" (statt "ADRENOgenitales Syndrom"), die verengende Sicht auf John Money, oder die absurde Behauptung, es "fehlten" medizynische "Richtlinien". Aber immerhin lässt sie zwischendurch auch kritische Töne einfliessen und untermauert diese durch entsprechende Fakten & Zahlen.

Nella bringt wie gewohnt Klartext über die Zwangsoperationen und ihre Folgen ("das ist ein Trauma, das man nie mehr los wird"), und Ernesta zum Teil ebenfalls ("das Schweigen war das allerschlimmste").

Bleibt zu hoffen, das der 2. Teil etwas weniger "gestört-" und "identitätslastig" ausfällt ...

Siehe auch:
- "Die anderen Geschlechter – Leben mit dem Phänomen Intersexualität" - Kontext DRS 2, 20. + 21.10, 09h & 18h
- Angeblich "keine Zwangsoperationen" in der Schweiz gemäss Prof. Primus Mullis (Inselspital Bern)
- Rita Gobet, Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen nur "ganz selten"
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Kinderspital Zürich propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung 
- "Neuere Operationstechniken beeinträchtigten die Orgasmus-Fähigkeit stärker als ältere"
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, October 19 2010

Augsburg 4.+5.11. / Heidelberg 6.11. - Info + Proteste gegen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken und als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung (APE-AGPD 2010, 11th EMBL/EMBO)

Protest gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGKJ 2010", Potsdam 16.9.

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>>> Offener Brief an die "APE-AGPD 2010" 05.11.10

>>> Offener Brief EMBL/EMBO, 6.11.10 (englisch)

>>> Bericht vom Protest zur "APE-AGPG 2010"
>>> Flugblatt zum "APE-AGPD 2010"-Protest, 5.11.10 (PDF) 
>>> Pressemitteilung vom 3.11.10
>>> "11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider
>>>
"Cornelia Goethe Colloquien: Geschlechterforschung ohne Ethik?" - 17.11.10
>>>
"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!" 

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 19.10.2010:

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Augsburg Do 4. + Fr 5. 11.
INFOVERANSTALTUNG + FRIEDLICHER PROTEST
gegen Genitalabscheider-Jahrestreffen "APE-AGPD 2010"

Heidelberg Sa 6. 11.
FRIEDLICHE MAHNWACHE
gegen lokale Genitalabschneider
+ MittäterInnenkongress "11th EMBL/EMBO"

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

1) Augsburg Do 4. + Fr 5. 11. - INFO + FRIEDLICHER PROTEST "APE-AGPD 2010"

In der ersten Novemberwoche versammelt sich in Augsburg zur "APE-AGPD 2010", der  5. Gemeinsamen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD), eine der hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen:

Die organisierende "Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Endokrinologie (APE)" und ihre "AG DSD/Störungen der Geschlechtsentwicklung" sind beide beteiligt an der aktuell geltenden AWMF-Verstümmlerleitlinien 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" und 027/047 "Adrenogenitales Syndrom".

(Die weiteren verantwortlichen Standesorganisationen, nämlich die APE-Mutterorganisationen – der Pädiaterverband DGKJ und der Endokrinologenverband DGE –, führen ihre Jahresversammlungen getrennt durch, ebenso der Kinderchirurgenverband DGKCH.)

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird vor Ort in Augsburg über diese menschenrechtswidrigen Praktiken informieren.

Und während des Kongresses friedlich protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

INFOVERANSTALTUNG, DISKUSSION UND FILM
mit Daniela Truffer und Seelenlos / Zwischengeschlecht.org
Anschließend Film: "Das verordnete Geschlecht"
Donnerstag, 04.11.2010, 19:30 h
im Bildungscafé, Fuggerstraße 9 RG, Augsburg


FRIEDLICHER PROTEST
während des Treffens der "AG DSD/Störungen der Geschlechtsentwicklung"
anlässlich der "APE-AGPD 2010"
Freitag, 05.11.2010, 16:00-19:00 h

vor dem IHK Schwaben-Veranstaltungscenter, Stettenstraße 1, Augsburg

 

2) Heidelberg Sa 6. 11. - FRIEDLICHE MAHNWACHE "11th EMBL/EMBO"

Geschlecht: ZwangsoperiertGleichzeitig mit der "APE-AGPD 2010" findet in Heidelberg mit der "11th EMBL/EMBO" eine internationale wissenschaftliche Tagung statt, an der aus den medizinischen Verbrechen an Zwittern gewonnene "Erkenntnisse" für die Weiterentwicklung der Geschlechterforschung benutzt werden.

Einmal mehr werden dabei die damit verbundenen menschenrechtlichen und ethischen Implikationen in der realen Welt nicht angesprochen. Gleichzeitig werden in den Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird mit einer friedlichen Mahnwache der realen Opfer dieser "wertfreien Wissenschaft" gedenken und gegen die Ausbeutung von Zwittern als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung protestieren.

FRIEDLICHE MAHNWACHE
anlässlich der "11th EMBL/EMBO"
"European Molecular Biology Laboratory Science and Society Conference
The Difference between the Sexes - From Biology to Behaviour"
Heidelberg, Samstag, 06.11.2010, 13:30-16:30 h
vor dem EMBL Advance Training Centre (ATC), Meyerhofstraße 1, Heidelberg



KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Menschenrechte auch für Zwitter!Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen (Zwitter / "Intersexuelle" / Hermaphroditen) systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Medizinern in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele dieser Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Das durch diese medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern verursachte Leid ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach belegt, auch in der Bundesrepublik. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass die Zwangseingriffe ethische Grundsätze verletzen, gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Amnesty Deutschland), und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika (Terre des Femmes).

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Offener Brief an die "APE-AGPD 2010" 05.11.10

>>> Offener Brief EMBL/EMBO, 6.11.10 (englisch)

>>> Bericht vom Protest zur "APE-AGPG 2010"
>>> Flugblatt zum "APE-AGPD 2010"-Protest, 5.11.10 (PDF) 
>>> Pressemitteilung vom 3.11.10

>>> "11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider
>>>
"Cornelia Goethe Colloquien: Geschlechterforschung ohne Ethik?" - 17.11.10
>>>
"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"  

Siehe auch:

- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, October 17 2010

"Tabu Intersexualität" - Arte Doku von Britta Dombrowe u.a. mit Christiane Völling, 8.10.10

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>>> http://www.youtube.com/watch?v=rNg8NhVwb5s  

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Kann ein Zwitter Sünde sein?Quasi als Begleitfilm zu Christiane Völlings druckfrischer Biographie strahlte Arte am 8.10. einen 52-minütigen Dokfilm von Britta Julia Dombrowe aus u.a über Christiane Völling und die 4-jährige, zwischengeschlechtlich geborene Inge und ihre Familie – zu später Stunde um 22:40h. (Der feministische Blog Mädchenmannschaft dazu treffend: "Über viele vorgebliche Tabus wird dieser Tage wieder viel geredet. Wahre Tabus erkennt man daran, dass sie nur gut versteckt auf Spartensendern thematisiert werden.")

Immerhin ist der Film auf Arte inzwischen (ab und zu) >>> auch online verfügbar.
>>> Nachtrag: Der ganze Film auf Youtube  >>> YouTube 2  >>> YouTube 3

Nebst Christiane Völling und Inges Familie kamen im Beitrag weiter zu Wort der Berliner Kinderarzt mit Gewissen, Dr. med. Jörg Woweries.

Sowie auf der Seite der wohl unverbesserlichen Zwangsoperateure der "EuroDSD" / "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort und der französische Urologe und Zwangsoperateur Prof. Dr. Pierre Mouriquand. Und als weiterer "Experte" der in den Vorankündigungen speziell hervorgehobene "Hirnforscher" Dick Swaab.

Vom Verein Intersexuelle Menschen e.V. gaben die Vorstandsmitglieder Claudia und Frances Kreuzer dem interessierten Publikum zum wiederholten Male die Geschichte ihrer Hochzeit zum Besten.

Dies alles untermalt von "eindrucksvollen" Grafik-Animationen, den obligaten "klassischen Hermaphroditen-Statuen" in allen möglichen "gewagten" Positionen und Winkeln, sowie einem überdurchschnittlich bescheuert agierenden "objektiven Sprecher", der Klartext konsequent vermied, sondern stattdessen im Medizyner-"Gestörten"-Jargon schwelgte, und obendrein noch als bestätigte Tatsache ausgab, die südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya habe "XY-Chromosomen".

Den Part der Stempelung von John Money zum alleinigen Sündenbock für die Genitalverstümmelungen übernahm die "Genderforscherin" sowie TGNB- und IVIM-Mitglied Ulrike Klöppel. Die natürlich die Genitalverstümmelungen nicht als solche bezeichnete – der Höhepunkt einer kritischen Bemerkung ihrerseits war, die Zwitterkinder seien "Fremdbestimmung" ausgesetzt ...

Dass medizinisch nicht notwendige, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ungebrochen andauern, ja, dass die Verstümmelungen in den Kinderkliniken sogar je länger, desto hemmungsloser verbrochen werden, daüber liess die im Film mit Prof. Dr. Olaf Hiort und Prof. Dr. Mouriquand vertretene Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei.

Demgegenüber schilderte Christiane, wie die ungeschminkte Realität der medizynischen Zwangseingriffe sich aus der Opfer- bzw. Überlebendenperspektive anfühlt.

Und die junge Inge und ihre Familie sowie Inges Kindergartenbetreuerin straften als reale Positivbeispiele die Horrorprojektionen des Zwangsoperateurs Prof. Mouriquand Lügen. Auch wenn Inges liebende und mutige Eltern gleichzeitig deutlich machten, dass nicht alles nur einfach ist, und in ihrem Fall prophylaktische Vorsorge wichtig. Mit Dr. Looijenga steht den Eltern dabei ein Endokrinologe zur Seite, der nicht erst seit gestern eine differenzierte Sichtweise einbringt (--> 4. Krebsrisiken nach Looijenga et. al., 2006 / 2007).

Im Spiegel der Kritik: Auf dem >>> Hermaphroditforum (wo aktuell die "(Trans-)Genderfraktion" allein postet, nachdem alle mit einer anderen Meinung zwischenzeitlich weggemobbt wurden) und auf dem >>> Genderfree-Blog (wie der Name nahelegt derselben Fraktion zugehörig) wurde am Film über sicherlich berechtigte Kritik hinaus abschliessend kein gutes Haar gelassen, sowie auf dem Forum zudem einmal mehr dito an Christiane Völling. Soweit nichts neues (-->). Als Behebung der bemängelten Missstände wird auf dem Forum vorgeschlagen, künftig nur noch bei Filmen mitzumachen, wo die Portraitierten selber die Regie führen, sowie dass irgendjemand bitte die Zwitter-Statue im Louvre "endlich mal in die Luft jagen" sollte.

Kommentar: Na ja, wenn's weiter nix ist ... Natürlich hätte auch ich selber den Dokfilm besser gemacht als die Regisseurin Britta Dombrove – Kunststück, wer könnte das auch nicht, zumindest nachträglich und bloss in der Vorstellung?! Die wahre Kunst besteht allerdings darin, einen Film real herzustellen und dann auch real ausgestrahlt zu kriegen. Wozu schöne Worte allein bekanntlich selten reichen.

Persönlich finde ich zwar nach wie vor die Güldenpfennig-Doku vor 2 Jahren auf VOX/Stern-TV unübertroffen, was das Ausreizen des auf einem Realsender Möglichen anbelangt (womit ironischeise erst noch ein Boulevard-Kommerzsender den "Kultursender" Arte vorführte).

Wie schon festgehalten, trägt meiner Meinung nach jedoch auch der Arte-Film von Britta Dombrowe letztlich dazu bei, dass mehr Menschen als vorher über die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken Bescheid wissen, inkl. den Klagen der Opfer darüber, sowie mit einem positiven Gegenbeispiel, dass es auch anders geht.

Und das ist beim gegenwärtigen Stand der Dinge nach wie vor die Hauptsache!

(Auch wenn es bekanntlich nicht den Präferenzen der Genderfragen-Fixierten entspricht.)

Deshalb von diesem Blog an alle Protagonist_innen ein herzliches Dankeschön, sowie – trotz aller begründeter Kritik – auch an die Regisseurin Britta Dombrowe!

>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Frankreich) 
>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Olaf Hiort ("EuroDSD", Lübeck)
>>> Britta Julia Dombrowe gewinnt Preis für "Tabu Intersexualität"

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- "Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10
- "Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- Intersexuelle Menschen e.V.: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)
- Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Saturday, October 2 2010

Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten

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Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010Bemerkenswertes "Detail" zu Christiane Völlings Prozess:

Wenn die einen und die anderen der hier (-->) erwähnten Gruppen und Organisationen die Wichtigkeit der Unterstützung konkreter juristischer Kämpfe bewusst wäre, und hätten diese Organisationen gar von ihren jährlichen Beiträgen und Subventionen jeweils etwas dafür zur Seite gelegt oder wären zumindest bereit, nötigenfalls rasch aktiv Spenden sammeln, hätte Christianes Zwangsoperateur 250'000 Euro Schadenersatz hinblättern müssen statt "nur" 100'000.–.

Wie Christiane nämlich in ihrem gelungenen Buch auf S. 163f. beschreibt, hatte ihr Anwalt Georg Groth ihr ursprünglich geraten, Prof. Dr. L. auf 250'000.– zu verklagen, was sie schlussendlich vom Landgericht wohl auch bekommen hätte.

Leider konnte sie aber Prof. Dr. L. nicht auf 250'000.– verklagen, da es ihr nirgends möglich war, das für die höhere Streitsumme zusätzlich notwendige Geld zu leihen zwecks Hinterlegung beim Gericht als Voraussetzung für die Klageeinreichung.

Aus diesem Grund verklagte sie Prof. Dr. L. schliesslich nur auf 100'000.–.

Die dazu notwendige (niedrigere) Kaution schoss ihr Anwalt Groth aus eigener Tasche vor.

Andernfalls wäre auch Christianes Zwangsoperateur gratis und ungeschoren davongekommen – wegen Verjährung.

Wie bisher alle anderen Genitalverstümmler vor und nach ihm ...

Siehe auch:
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

Wednesday, September 29 2010

Genitalverstümmelung: "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" (Oliver Tolmein 2009)

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Während der öffentlichen Anhörung "Politischer Handlungsbedarf bei der Regelung für ärztliche Behandlungen von Hermaphroditen" der Hamburgischen Bürgerschaft vom 29. April 2009 brachte es der Hamburger Rechtsanwalt und Journalist Oliver Tolmein auf den Punkt (>>> PDF-Wortprotokoll -> S. 11):

Herr Dr. Tolmein:

Und ich glaube, dass wichtig ist als Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit diesem Thema, [...] dass das als Unrecht und auch als medizinisches Unrecht zur Kenntnis genommen wird und akzeptiert und anerkannt wird.

Frau Veith hat das sehr deutlich gesagt [...], ich bin Überlebender eines Medizinversuches, und ich denke, [...] das muss man auch einfach mal so anerkennen.

Interessant ist, dass zu uns in die Kanzlei beispielsweise sehr viele Menschen kommen, die Schadensersatzprozesse führen möchten gegen ihre Ärztinnen und Ärzte, die behandelnden, und zwar nicht in erster Linie, um reich und glücklich zu werden, sondern damit anerkannt wird, dass das, was damals an ihnen praktiziert worden ist, was sie durchlitten und durchlebt haben, dass das eben keine Standardbehandlung, keine medizinischen Heileingriffe waren, sondern dass das eben genau das war: Medizinversuche [...].

Und ich denke, dieses Experimentelle, dieses Versuchsmäßige, dass dazu geführt hat, dass Menschen hier schwer leiden müssen und mussten, das muss in irgendeiner Art und Weise reflektiert [werden] und dann auch zu irgendwelchen Konsequenzen führen.

Bekanntlich stahlen sich in der Folge betreffend "politischem Handlungsbedarf bei der Regelung für ärztliche Zwangsbehandlungen an Hermaphroditen" sowohl der Hamburger Senat wie auch die Bürgerschaft einmal mehr letztlich tatenlos aus jeder Verantwortung – während auch in Hamburg die experimentellen Verstümmelungen unvermindert weitergehen.

O-Ton Prof. Dr. Olaf Hiort, Chef von "Netzwerk DSD/Intersexualität" und "EuroDSD" an derselben Anhörung (>>> PDF-Wortprotokoll -> S. 40):

Es gibt keine Qualitätskontrolle, und alleine in Hamburg würde ich drei oder vier Krankenhäuser benennen können, die solche Operationen durchführen oder durchgeführt haben.

Auch die von RA Tolmein ewähnten "sehr vielen" Überlebenden, die ihre VerstümmlerInnen verklagen wollten, wurden inzwischen allesamt im Regen stehen gelassen – da die Medizyner ihre Experimente mit Vorliebe an Kleinkindern durchführen, waren ihre medizinischen Verbrechen einmal mehr allesamt längst verjährt ...

Allein in Deutschen Kinderkliniken wird JEDEN TAG mindestestens 1 wehrloses Kind experimentell genitalverstümmelt, sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE nochmals JE 1 weiteres.

Wie lange noch?!

Siehe auch:
- Zwitter: "Akzeptieren statt zwangsoperieren" – Oliver Tolmein (2002)
- Leugnen, wegschauen, schweigen – Hamburger Senat reiht sich ein unter die MittäterInnen
- Hamburg: Bürgerschaft will Zwitter stärken – Zwangsoperationen ausgeklammert
- Schweiz: Patientenschützerin Margrit Kessler fordert Reglementierung experimenteller "Heilversuche"
- "Heimliche Versuche am Menschen" - Beobachter 7/2010 
- Verfassungsartikel Forschung am Menschen – Chance im Kampf gegen genitale Zwangsoperationen und sonstige experimentelle Zwangsbehandlungen an Zwittern
- Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ... 

Monday, September 27 2010

DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief

"DGKJ 2010": 1. Demo Potsdam-Babelsberg, 16.9.10

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>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010
>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Am letzten Freitag erreichte uns vorab per Email eine >>> erste Antwort (PDF 572 KB) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Der grösste Teil des Schreibens sind Zitate aus den "Ethischen Grundsätzen und Empfehlungen", deren mangelnde Einhaltung sowohl in den aktuellen AWMF-Leitlinien wie auch in der täglichen Praxis der Offene Brief feststellte. Ohne weiter auf diese Feststellungen einzugehen, führt das Antwortschreiben dazu aus:

Die DGKJ und die DGKCH sehen diese Empfehlungen als Grundlage ärztlichen Handelns im Zusammenhang mit dem Umgang mit Besonderheiten der Sexualentwicklung an und gehen davon aus, dass die AWMF-Leitlinien zu Störungen der Geschlechtsentwicklung nicht im Widerspruch zu diesen Empfehlungen stehen. Um Missverständnisse auszuräumen und Formulierungen möglicherweise noch weiter zu präzisieren, werden wir Ihren Offenen Brief an die zuständige Leitlinienkommission weiterleiten mit der Bitte, Ihre Anmerkungen bei der nächsten Überarbeitung der Leitlinien zu berücksichtigen. 

Aus Nellas Antwort dazu von gestern Sonntag im Namen von Zwischengeschlecht.org:

Vielen Dank für Ihre umgehende Antwort! Gerne erwarten wir die Rückmeldung Ihrer Leitlinienkommission.

Die von Ihnen aufgeführten "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" sind  uns bestens bekannt; nicht umsonst behandelten wir sie auch ausführlich im Offenen Brief. Darin führen wir auch aus, weshalb nicht nur wir in Sorge darüber sind, dass die "Grundsätze und Empfehlungen" einerseits in den aktuellen Leitlinien, andererseits aber auch in der generellen medizinischen Praxis zur Zeit noch nicht umfassend beherzigt werden. Zumindest letzterer Aspekt wäre unseres Erachtens nach auch für die DGKJ und die DGKCH als solche von allgemeinem Interesse.

Fortsetzung folgt ...

>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010
>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Siehe auch:
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

Wednesday, September 22 2010

Serienverstümmler Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich / Charité Berlin / Uniklinik Hannover): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"

Allen schönen offiziellen Dementis von Spitälern, Standesorganisationen usw. zum Trotz (Bsp. eins / zwei / drei):
Es wird munter weiterverstümmelt in den Kinderkliniken.

Womit die VerstümmlerInnen selbst "unter sich" und in ihren peer-reviewed (= von ihren StandesgenossInnen geprüften) "Fachzeitschriften" nach wie vor und stets aufs Neue unverhohlen rumprahlen.

Und dabei bisweilen kaum damit zurückhalten können, wie offensichtlich unverbesserlich "experimentierfreudig" sie sind ...

So zum Beispiel Prof. Dr. Ricardo González, Leitender Arzt Urologie in der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich, Verstümmler in der Berliner Charité sowie im Universitätsklinikum Hannover, in einer Publikation zusammen mit Dr. Lisandro Piaggio, einem vorherigen Untergebenen González' am A.I. DuPont Hospital / Thomas Jefferson University in Wilmington (USA):

Deutsche Übersetzung:
Zusammenfassung: Obwohl die Resultate für chirurgische Eingriffe bei CAH [= u.a. "Klitorisverkürzung"] weniger als zufriedenstellend sind, wenn Erwachsene evaluiert werden, die als Kinder operiert wurden, beinhalten alle vorliegenden Berichte Patienten, die vor vielen Jahren mit einer Vielzahl von Techniken operiert worden waren. Statt die Anstrengungen aufzugeben, diese Fehlbildung frühzeitig zu reparieren, bevorzugen wir die weitere Entwicklung verfeinerter chirurgischer Techniken, die in der Zukunft bessere Resultate ergeben mögen.

Original:
Summary: Although results for surgery for congenital adrenal hyperplasia have been less than satisfactory when adults who had surgery in childhood are evaluated, all present reports include patients operated on using a variety of techniques many years ago. Rather than abandoning the efforts to repair this malformation early, we favor the continued development of more refined surgical techniques that may yield better results in the future.

Quelle:
González, Ricardo; Piaggio, Lisandro A: "Ambiguous genitalia"
In: Current Opinion in Urology, July 2006 - Volume 16 - Issue 4 - p 273-276, doi: 10.1097/01.mou.0000232049.89589.30
http://journals.lww.com/co-urology/Abstract/2006/07000/Ambiguous_genitalia.14.aspx 

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in Deutschen Kinderkliniken
- Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Kinderspital Zürich propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Rita Gobet, Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen nur "ganz selten"
- "Neuere Operationstechniken beeinträchtigten die Orgasmus-Fähigkeit stärker als ältere"
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – "kein Handlungsbedarf" bei Genitalverstümmelung?!

Saturday, September 18 2010

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur DGKJ 2010, 18.9.10

"DGKJ 2010": 1. Demo Potsdam-Babelsberg, 16.9.10

>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

>>> DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief, 24.9.10 

>>> Der Offene Brief als PDF


Zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
c/o Postfach 2122
8031 Zürich
info_at_zwischengeschlecht.org



Deutsche Gesellschaft für Kinder-
und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Chausseestr. 128/129
10115 Berlin

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 58/59
10117 Berlin



Potsdam, 18. September 2010



Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur DGKJ 2010


Sehr geehrte Damen und Herren

Als sogenannt 'intersexuelle' Menschen und in diesem Zusammenhang auch Betroffene von nicht eingewilligten medizinischen Massnahmen sind wir sehr besorgt darüber, dass Ihre Organisationen ebensolche Zwangsmassnahmen propagieren und durch ihre Mitglieder durchführen lassen.

Wir beziehen uns dabei insbesondere auf die AWMF-Leitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung", die wiederholt solche kosmetischen Eingriffe an Kleinkindern propagiert und dabei ethische und menschenrechtliche Gesichtspunkte entweder gar nicht oder nicht adäquat berücksichtigt.

Zwar bezieht sich die Leitlinie teilweise unter anderem auf das Konsensuspapier "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD" der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung" (1). Dessen Schlussfolgerungen werden jedoch in den Leitlinien einseitig und selektiv berücksichtigt. So benutzt zum Beispiel die Leitlinie das Ethikpapier dazu, Grund- und Menschenrechte der Kinder zu negieren, indem es abschliessend als einziger Beleg dafür hinzugezogen wird, dass "[r]echtlich [...] letztlich den Eltern die Entscheidung [zusteht]".

Dabei wird ausgeblendet, dass auch das Ethikpapier verschiedentlich bestätigt, dass auch die Kinder Rechte haben, darunter insbesondere das Recht auf "körperliche Integrität und Lebensqualität, insbesondere im Bereich der Fortpflanzungsfähigkeit sowie des sexuellen Erlebens, und die freie Entwicklung der Persönlichkeit", sowie das "Recht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation bzw. Selbstbestimmung" (2).

Ebenso hält auch das Ethikpapier unmissverständlich fest, dass medizinisch nicht notwendige, irreversible Eingriffe an Kindern klar unzulässig sind: "Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation." (3)

Auf die grund- und menschenrechtlichen Implikationen medizinisch nicht notwendiger Eingriffe ohne Evidenz geht die aktuelle Leitlinie gar nicht erst ein.

Als Betroffene sowohl von nicht eingewilligten "Genitalkorrekturen" wie auch von nicht eingewilligten Gonadektomien sind wir daher über diese Leitlinie entsetzt und halten fest:

Geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen ohne medizinische Indikation, wie sie auch in Deutschland immer noch regelmässig an Kleinkindern durchgeführt werden, sind auch in der medizinischen Lehre alles andere als unumstritten. Nach wie vor gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, dass sie auf lange Sicht wirksam und sicher sind. Hingegen gibt es viele Indizien, welche ihre Wirksamkeit in Frage stellen.

Weder ist gesichert, dass Genitalkorrekturen langfristig zu besseren psychosozialen Resultaten führen, als wenn sie unterlassen werden. Noch kann garantiert werden, dass ein Kind sich entsprechend der ihm zugewiesenen Geschlechtsidentität entwickelt.
Im Gegenteil, aktuelle Studien belegen:

"Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch. [...] Ein Drittel [der Patienten] bewertet geschlechtsangleichende Operationen als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend, ein weiteres Drittel ist unzufrieden bzw. sehr unzufrieden und das letzte Drittel ist z.T. zufrieden, z.T. unzufrieden."
(4)

Die Behandlungszufriedenheit ist bei intersexuellen Erwachsenen und auch Eltern intersexueller Kinder "gering". Eltern beurteilen "die behandelnden Ärzte/Ärztinnen schlechter als Eltern von Kindern mit anderen chronischen Erkrankungen". (5) "Als Ergebnis zeigt sich, dass viele Erwachsene mit DSD mit der medizinischen Behandlung sehr unzufrieden sind." (6)

"The outcome of early genital vaginoplasty is poor and repeat procedures are common. Complications such as stenosis and persistent offensive vaginal discharge and bleeding are common. [...] It is also increasingly clear that clitoral surgery in childhood is detrimental to adult sexual function." (7)

"Auch aus der Literatur ist bekannt, dass sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Menschen mit DSD im Lauf der Pubertät oder im Erwachsenenalter entschließt, das ihnen zugewiesene soziale Geschlecht zu wechseln."
(8)

Dass die Wirksamkeit der chirurgischen und hormonellen Behandlungsmethoden an Kleinkindern auch nach sechzigjähriger Praxis immer noch nicht erwiesen werden konnte, unterstreicht zudem auch die aktuelle Leitlinie selbst, die sich bekanntlich auf der niedrigsten Entwicklungsstufe 1 befindet.

Flächendeckende prophylaktische Gonadektomien sind laut medizinischen Studien in den meisten Fällen medizinisch nicht notwendig, haben aber für die Betroffenen lebenslange, sehr schwerwiegende Folgen, insbesondere bei anschliessender Hormonersatztherapie entgegen der ursprünglichen Hormonproduktion des Körpers. So beträgt beispielsweise bei CAIS das Krebsrisiko lediglich 0.8 %, bei PAIS 15 %. (9) Sogar Wünsch und Wessel halten in einer aktuellen Publikation fest: "Indikation und Zeitpunkt der Gonadenentfernung müssen dem individuellen Tumorrisiko angepasst werden. Der Schutz der Fertilität ist ein zentrales Anliegen." (10)

Auch aus ethischen und juristischen Gründen sind geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen und prophylaktische Gonadektomien an Kindern ohne deren informierte Zustimmung strikt abzulehnen.

Wie bereits eingangs erwähnt, sind laut "Ethische Grundsätze und Empfehlungen" irreversible, medizinisch nicht notwendige Eingriffe ohne ausreichende Evidenz klar unzulässig:

"Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation. [...] Die Verfügung über Organe und Strukturen, die für die körperliche Integrität oder Geschlechtsidentität wichtig sind (z.B. Keimdrüsen), sollten in der Regel – wenn keine gewichtigen, das Kindeswohl betreffenden Gründe entgegenstehen – dem Betroffenen selbst überlassen bleiben." (11)

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat:

"Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."
(12)

Und auf dem Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates vom 23.6.2010 fand die Leitung der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung", Prof. Dr. Claudia Wiesemann, angesprochen auf die selektive Berücksichtigung der ethischen Grundsätze und Empfehlungen in der aktuellen Leitlinie, deutliche Worte und sprach von Situationen, in denen

"der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrtschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren"
(13).

(Claudia Wiesemann bezog sich dabei hauptsächlich auf "Kleinstzentren". Nach allen uns vorliegenden Informationen ist genau dasselbe jedoch auch in den grossen Behandlungszentren der Fall, und ist noch nirgends die auch in der Leitlinie geforderte Beteiligung von Psychologen, Sozialarbeitern und Ethikern in den multidisziplinären Behandlungsteams wirklich gewährleistet, auch durch entsprechende Festanstellungen.)

Auch internationale Ethikgremien kommen zum Schluss:

"Our working group unanimously supported waiting for children to be old enough to participarte in decisions about risky and painful surgeries that might fail to reliably retain function and produce more normal appearance (for example, surgery for intersex and achondroplasia)." (14)

Die Rechtsprofessorin Konstanze Plett vertritt seit langem den Standpunkt, dass das medizinisch nicht notwendige Gonadektomieren intersexueller Kinder gegen das Sterilisationsverbot verstosse. (15)

Auch international werden medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern als Verstoß gegen ihre höchstpersönlichen Rechte gewertet. Vgl. zum Beispiel Prof. Dr. iur. Andrea Büchler, Professorin für Privatrecht an der Universität Zürich:

"Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig." (16)

Nicht zuletzt verletzen medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern Grund- und Menschenrechte, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.


Namhafte Menschenrechtsorganisationen unterstreichen zudem die Parallelen zur weltweit geächteten Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.

Die Juristin Dr. Angela Kolbe kritisiert in ihrer mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung ausgezeichneten Dissertation über die verfassungsrechtliche Situation intersexueller Menschen insbesondere die schweren Eingriffe bei Kleinkindern als Verstoß gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. (17)

Als Reaktion auf einen Schattenbericht von Intersexuelle Menschen e.V., der verschiedene Menschenrechtsverletzungen von Intersexuellen durch medizinische Zwangseingriffe auflistete (18), rügte 2009 das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Missachtung ihrer Schutzpflicht gegenüber intersexuellen Kindern. In den daraus resultierenden schriftlichen Empfehlungen forderte das Komitee die Bundesregierung auf, "wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen" (19).

Die Sektionen Deutschland und Schweiz von Amnesty International verabschiedeten 2010 an ihren Jahresversammlungen je eine Motion, worin sie Handlungsbedarf unterstrichen.

Amnesty Deutschland wertete die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte":

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben."
(20)

Und Amnesty Schweiz führte in der Begründung aus:

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen. Die Suizidrate bei operierten und hormonbehandelten Intersexuellen ist stark erhöht; auch verstösst die Zuweisung zum explizit männlichen oder weiblichen Geschlecht gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde, die nicht nur bei Female Genital Mutilation (FGM) in Entwicklungsländern, sondern weiterhin auch bei genitalen Zwangsoperationen in Industrieländern verletzt werden." (21)

Terre des Femmes und internationale Expertinnen konstatieren seit Jahren, dass kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern eine Form von Genitalverstümmelung sind und für die Opfer vergleichbar schädlich wie die weibliche Genitalverstümmelung. (22)

Erwachsene, die als Kinder kosmetischen Genitaloperationen unterzogen wurden, beklagen seit den 1990er-Jahren öffentlich die "Zerstörung des sexuellen Empfindens" und der "körperlichen Unversehrtheit" (23) durch diese Eingriffe, welche sie als "Genitalverstümmelung" erfahren. (24)

Wir betroffene Menschen bitten Sie deshalb inständig, die fragwürdigen Praktiken im Zusammenhang mit Intersexualität zu überprüfen, und bitten um eine diesbezügliche Stellungnahme innert nützlicher Frist.

Ebenso bitten wir Sie inständig um Einbezug der Betroffenen und ihrer Organisationen beim Erarbeiten künftiger Behandlungsrichtlinien sowie in der Behandlung selbst (Anbieten von kontinuierlichem Peer Support sowohl für die betroffenen Kinder wie auch für ihre Eltern).

In diesem Sinne möchten wir uns für das von Tagungspräsident Prof. Dr. med. Michael Radke in der "Potsdamer Neueste Nachrichten" vom 16.9.2010 bekundete Angebot einer sachlichen Diskussion schon jetzt bedanken.

In der Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog zwischen verantwortlichen Ärzten und uns Betroffenen grüssen wir Sie freundlich

Im Namen von Zwischengeschlecht.org


Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied XY-Frauen
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.



Quellen (alle Links Stand 15.9.2010)

(1) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(2) Ebd., S. 244

(3) Ebd., S. 245

(4) Christian Schäfer: "Intersexualität: Menschen zwischen den Geschlechtern".
http://www.springer.com/medicine/thema?SGWID=1-10092-2-513709-0

Lisa Brinkmann; Katinka Schweizer; Hertha Richter-Appelt: "Behandlungserfahrungen von Menschen mit Intersexualität. Ergebnisse der Hamburger Intersex-Studie". Gynäkologische Endokrinologie 04/2007, S. 235-242

(5) Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: "Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz Januar 2005 bis Dezember 2007", S. 18. http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

(6) Ebd., S. 37

(7) Sarah M. Creighton: "Adult Outcomes of Feminizing Surgery". In: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Ethics and Intersex", Dordrecht: Springer, 2006, S. 207-214

(8) M. Jürgensen; O. Hiort; U. Thyen: "Kinder und Jugendliche mit Störungen der Geschlechtsentwicklung: Psychosexuelle und -soziale Entwicklung und Herausforderungen bei der Versorgung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3, March 2008, S. 226-233

(9) Martine Cools, Stenvert L. S. Drop, Katja P. Wolffenbuttel, J. Wolter Oosterhuis, and Leendert H. J. Looijenga: "Germ Cell Tumors in the Intersex Gonad: Old Paths, New Directions, Moving Frontiers". Endocrine Reviews 27(5), 2006: S. 468–484 (S. 481)

(10) L. Wünsch, L. Wessel: "Chirurgische Strategien bei Störungen der Geschlechtsentwicklung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3. Springer Berlin / Heidelberg 2008, S. 234-240

(11) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(12) Pressemitteilung 06/2010 des Deutschen Ethikrates vom 25.6.2010
http://www.ethikrat.org/presse/pressemitteilungen/2010/pressemitteilung-2010-06

(13) Claudia Wiesemann, Redebeitrag in der Abschlussdiskussion am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010, Transkript:
https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/09/13/Ethik-als-Freifahrtschein-Claudia-Wiesemann-23-6-10

(14) Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006, S. xxix

(15) Vortrag vom 7.3.2001, gehalten anläßlich der 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Druckfassung:
Konstanze Plett: Intersexualität aus rechtlicher Perspektive. "Gigi - Zeitschrift für die sexuelle Emanzipation" Nr. 13 (Mai/Juni 2001)

(16) Katrin Hafner: "Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an". Tages-Anzeiger, 05.02.2008. http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(17) Angela Kolbe: Intersexualität, Zweigeschlechtlichkeit und Verfassungsrecht. Eine interdisziplinäre Untersuchung. Nomos 2010 (Dissertation)
(18) Lucie G. Veith / Sarah Luzia Hassel-Reusing / Claudia J. Kreuzer: Parallelbericht zum 6. Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW). Erstellt von: Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen (http://intersex.schattenbericht.org)

(19) CEDAW/C/DEU/CO/6
Deutsche Übersetzung: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Themen/Menschenrechte/Download/ConcludingCommentsFrauen.pdf

(20) "Intersexualität und Menschenrechte", Mitteilung vom 26.5.2010
http://www.mersi-hamburg.de/Main/20100526001

(21) Motion 6: "Position zu Intersexualität"
http://www.queeramnesty.ch/docs/QAI_Motion_GV2010_Intersex.pdf

(22) Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal". Orlanda 2003. Vgl. insbesondere Kapitel 3: "Intersex-Chirurgie – ein Segen für wen?", S. 49-58

Fana Asefaw, Daniela Hrzán: Genital Cutting – Eine Einführung. In: ZtG Bulletin 28, 2005, S. 8-21
Relevante Auszüge: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/08/07/Genitale-Zwangsoperationen-an-Zwittern-Genitalverstuemmelung-Typ-IV-Fana-Asefaw%2C-Daniela-Hrzan%2C-2005
Ganzer Text: http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztgbulletintexte28/2artikel_asefaw_hrzan.pdf

Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen". In: TDF. Menschenrechte für die Frau, Nr. 3/4, 2004, S. 23-26
http://kastrationsspital.ch/public/Hulverscheidt_TDF_3-4-04.pdf

Konstanze Plett: "Die Macht der Tabus". amnesty journal 03/2008 - Das Magazin für die Menschenrechte
http://schattenblick.net/infopool/buerger/amnesty/bagru265.html

(23) Cheryl Chase: "Letters from Readers". In: The Sciences, July/August, 3, 1993
http://www.isna.org/articles/chase1995a

(24) Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Genitalverstuemmelungen-AGGPG-%281996%29


>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

>>> DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief 

>>> Der Offene Brief als PDF


Siehe auch:
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten 

"Die Unsicherheit der Ärzte" - Potsdamer Neueste Nachrichten, 18.9.10

(Foto: A. Klaer © Potsdamer Neueste Nachrichten)

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>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Weiterer interessanter Artikel von Kay Grimm über die "DGKJ 2010"-Proteste mit dem Lead:

Beim Kindermedizinerkongress protestieren Zwitter gegen Behandlungs- und Operationsmethoden  (18.09.10)

Danke!

Einige Anmerkungen:

• Dass nun auch Prof. Dr. Gernot Sinnecker ("Netzwerk Intersexualität/DSD" / "EuroDSD") öffentlich behauptet, in deutschen Kinderkliniken würde nicht mehr verstümmelt, ist gut zu wissen. Schade nur, dass ihn Studien seiner eigenen Vereinigung Lügen strafen. Bezeichnend auch, dass die von Sinnecker hochgehaltenen "Ethik-Papier" u.a. von DGKJ, DGE und APE in Tat und Wahrheit als Ausrede zum angeblich straffreien Verstümmeln missbraucht wird – was inzwischen auch die korresponierende Autorin Claudia Wiesemann mit deutlichen Worten kritisiert.
Fazit: So entpuppen sich die schönen Dementis und Versprechungen als typische Medizyner-Reaktion auf öffentliche Kritik an den Verstümmelungen leider einmal mehr als blosse Schutzbehauptungen. (Würde tatsächlich NICHT mehr verstümmelt, hätten die GenitalabschneiderInnen und ihre Organisationen wohl auch keine Probleme, a) einem Moratorium zuzustimmen für kosmetische Genitaloperationen an Kindern zumindest solange, bis endlich kontrollierte Studien zur angeblichen Wirksamkeit der Verstümmelungen vorliegen, sowie b) endlich Statistiken über Kinder mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtmerkmalen transparent zu erfassen und auch zu veröffentlichen. Was sie ja bekanntlich beides seit Jahrzehnten unverändert vehement ablehnen - warum wohl nur ...?)

• Nella hat NICHT behauptet, "drei Prozent aller Kinder seien intersexuell". Solche Zahlen kommen aus ziemlich anderen Ecken (denen es nicht um die Beendigung der Verstümmelungen geht, sondern um ihre Eigeninteressen). Wie der Artikel richtig vermerkt, schätzen wir, dass jedes 2000. Kind Opfer von chirurgischen Verstümmelungen wird. So nebenbei können auch die Medizyner ihre bekanntlich je nach Bedarf ziemlich variierenden Zahlen nicht belegen. Zwischengeschlecht.org fordert schon lange, dass die GenitalabschneiderInnen die Statistiken ihrer Opfer endlich transparent erfassen und offenlegen müssen.

• unser Protest kam NICHT "Zeitgleich" mit dem Gedenken der "DGKJ 2010" an die "jungen Opfer während des Nationalsozialismus", sondern vielmehr und ausdrücklich zeitgleich mit den Jahresversammlungen der KinderchirurgInnen (DGKCH) und der DGKJ. Wir begrüssen und anerkennen ausdrücklich die Vorreiterrolle der DGKJ unter den Standesorgansiationen zur kritischen Aufarbeitung der medizynischen Verbrechen während der NS-Zeit. Jedoch finden wir es schade, dass dieses kritische Interesse anscheinend schlagartig aufhört, sobald es um fortdauernde medizynische Verbrechen in der Gegenwart geht ...

• an den Aktionen waren sowohl Zwitter wie auch solidarische Nichtzwitter beteiligt, wie auch bei Zwischengeschlecht.org selbst.

>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010 

>>> "DGKJ 2010": Infoseite zu den Protesten

Siehe auch:
- Prof. Primus Mullis: Angeblich "keine Zwangsoperationen" mehr 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- DGKJ/APE/DGE/AWMF: Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Genitalverstümmler
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen

Thursday, September 16 2010

16.9.10 - Berlin: Fachgespräch der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS)

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Gleichentags wie der erste Protest in Potsdam ist angekündigt:

Ein weiteres der immer wieder beliebten "Fachgespräche", an denen die Genitalverstümmelungen an Zwittern jeweils (auch) irgendwie "(mit)gemeint" sind, diesmal in einem Workshop Nr. 6 „Geschlechtsausdruck, geschlechtliche Identität, Zwei-Geschlechter-Ordnung: Diskriminierung von Trans*, Inter* und schwul-lesbisch-bi lebenden Menschen“.
--> Anmeldung und Programm: http://www.ads-fachtagung.de/

Intersexuelle Menschen e.V. wird dort eine schriftliche Note „Diskriminierungen im Leben von intersexuellen Menschen“ übergeben.

Ob sich daraus eine konkrete Praxis gegen die GenitalabschneiderInnen entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Zumindest bisher dienten solche Veranstaltungen hauptsächlich als Feigenblatt, wenn verantwortliche PolitikerInnen sich später öffentlich herauslügen wollen, eigentlich würden sie im Gegenteil ja etwas für die Menschenrechte der Zwitter tun:

Bezeichnenderweise waren mehrere der am aktuellen „Fachgespräch“ Beteiligten bereits an einer ähnlichen Veranstaltung des Berliner Senats vom November 2004 mit von der Partie – auf welche vom heutigen Berliner Senat nach bewährtem Muster in der u.a. im Flugblatt zu den Protesten und auf Indymedia bereits erwähnten Drucksache 16/14436 vom 17.06.2010 auf S. 2 abschließend „verwiesen wird“ ...

Siehe auch:
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- Intersexuelle Menschen e.V.: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Hamburg: Bürgerschaft will Zwitter stärken – Zwangsoperationen ausgeklammert
Bundestag / CEDAW: "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" will nix kapiert haben – Intersexuelle Menschen e.V. guckt zu und schweigt
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)
- 1. Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V. möchte diesem Blog mal wieder das Kommentieren verbieten ... 

"DGKJ 2010": Flugblatt zu den Protesten in Potsdam

>>> PDF-Download (193 KB)

Der Text des Flugblattes (ohne Kasten):

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

In Potsdam-Babelsberg versammeln sich aktuell zur „DGKJ 2010“ 2 der 3 hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen: Die „Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)“ sowie die „Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)“. Weiter mit im Boot: Der Bundesgesundheitsminister und der brandenburgische Ministerpräsident.

Wir wollen bei diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen! Deshalb protestieren wir heute – gegen die GenitalabschneiderInnen und gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

„DGKJ 2010“: Jahrestreffen der GenitalverstümmlerInnen

• Die organisierende „Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)“ ist auch federführend bei der aktuell geltenden AWMF-Leitlinie 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“. Diese „Verstümmler-Leitlinie“ steht seit längerem in der Kritik, u.a. weil sie Ethik-Empfehlungen missbraucht als Feigenblatt und Rechtfertigung zu menschenverachtenden Zwangseingriffen. Und dadurch Vorschub leistet, dass vielfach „der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrtschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren.“ (Claudia Wiesemann am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010)

• Die mitorganisierende „Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)“ führt dabei das Skalpell – sowie in Babelsberg zeitgleich mit der DGKJ ihre Jahrestagung durch (mit Preisverleihung).

(Die 3. Gruppe der medizynischen Hauptverantwortlichen, die EndokrinologInnenverbände APE und DGE, sind in Potsdam zwar auch anwesend, führen ihre Jahresversammlungen aber getrennt durch.)

PolitikerInnen als MittäterInnen

• Eröffnet wird der Genitalverstümmlerkongress in Potsdam hochoffiziell von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD).

Die Zahl der bekannten MittäterInnen in Bund und Ländern sowie ihrer Lügen ist Legion. Jüngstes Beispiel:

• Der Berliner Senat behauptete betreffend Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre noch am 17.06.2010 schamlos:

„Dem Senat liegen keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien vor. Eine rechtliche Beurteilung ist somit nicht möglich.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 2).

„Auch gibt es keine Erkenntnisse darüber, ob und welche Krankenhäuser in Berlin solche Behandlungen an Kindern vorgenommen haben.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 1).

Tatsache bleibt, dass „solche Behandlungen an Kindern“ im Zuständigkeitsbereich des Berliner Senats z.B. in der Charité seit Jahr und Tag systematisch „vorgenommen“ werden.

„fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit“

• Menschenrechtsorganisationen (u.a. Amnesty Deutschland, Terre des Femmes und das UN-Komitee CEDAW) kritisieren die Duldung der chirurgischen Genitalverstümmelungen u.a. als „schweres Verbrechen“.

Trotzdem werden in Deutschen Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder irreversibel genitalverstümmelt. Wie lange noch?!

Siehe auch:

- Offener Brief vom 5.11.10 an die Medizynerverbände DGKJ, DGKCH, DGE & APE
- Offener Brief vom 18.9.10 an die Medizynerverbände DGKJ und DGKCH
- Offener Brief vom 6.11.10 an Geschlechterforscher der "11th EMBL/EMBO"
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

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