Die Mediziner

Entries feed - Comments feed

Sunday, March 17 2013

Bezeichnend: Intersex-Serienverstümmlerin Dagmar L'Allemand-Jander ("EuroDSD") fordert "3. Geschlecht statt OP-Verbot"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Geschlecht: Zwangsoperiert

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Endokrinologin Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD", leitende Ärztin Kinderspital St. Gallen) ist eine der an Intersex-Genitalverstümmelungen unmittelbar beteiligten MedizynerInnen, die scheinbar unbeirrbar wieder und wieder explizit kosmetische Genitaloperationen an Kindern "mit atypischen Genitalien" propagieren, sowohl gegenüber den meist überforderten Eltern (die von den BehandlerInnen zusätzlich in Panik versetzt werden, was dann als "Betreuung" verkauft wird) wie auch in der Öffentlichkeit.

Dabei vermischt Prof. Dr. L’Allemand-Jander gekonnt Betroffene und Eltern, medizinisch tatsächlich notwendige und kosmetische Eingriffe usw. und stellt pauschal unbelegte Behauptungen auf. Ein Müsterchen aus dem "Beobachter" 20/2012 mit verräterischem Vokabular und unzulässigen Vergleichen:

"Aus Erfahrung wisse sie, dass jene Patienten, die sich für die Geschlechtsoperation entschieden ha­ben, den Eingriff dann am besten über­stehen, wenn Kind und Eltern sorgfältig betreut wurden. [...] «Es ist die Aufgabe der Eltern, für ihr Kind zu entscheiden. Das beginnt schon bei der Zeugung», findet L’Allemand. «Wenn ein Mädchen mit einem adrenogenitalen Syn­drom zur Welt kommt, kann ich meistens schon bei der Geburt sagen, dass es eine normale Frau wird, die Geschlechtsverkehr haben und Kinder bekommen kann. Wa­rum soll man das Geschlecht nicht sofort festlegen und dieses Kind stattdessen mit einer Uneindeutigkeit aufwachsen lassen? Warum soll man es nicht gleich so machen, dass alle – auch die Eltern – nicht täglich daran erinnert werden, dass es ein Gebrechen hat?», fragt L’Allemand. Wenn ein Kind mit einer Lippen­-Kiefer­-Gaumen­-Spalte zur Welt komme, sei der Eingriff in den meisten Fällen ebenfalls nicht medizi­nisch indiziert, und dennoch operiere man den Säugling, damit sein Gesicht nicht ent­stellt ist», sagt die Endokrinologin."
("Beobachter" 20/2012, S. 25f.)

[Anmerkung zu L'Allemand-Janders Vergleich von kosmetischen Genitaloperationen mit OPs wegen Lippen­-Kiefer­-Gaumen­-Spalte: MedizinethikerInnen, die diesen Namen auch verdienen, haben schon vor längerem klargestellt, dass dieser Vergleich unzulässig ist, vgl. z.B. Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006; dieses Buch wurde bekanntlich auch im Offenen Brief von Zwischengeschlecht.org an das Kispi St. Gallen erwähnt. Auch darin wird festgehalten: Erstens können Kinder mit LKGS oft nicht richtig saugen, es handelt sich dann nicht um einen kosmetischen Eingriff. Zweitens, und das ist für Mediziner mit funktionierendem Gewissen der springende Punkt, gibt es unter Betroffenen von frühkindlichen LKGS-OPs – im Gegensatz zu Betroffenen von Intersex-Genitalverstümmelungen! – nicht seit Jahrzehnten konstant öffentliche Berichte, wonach diese OPs für sie verheerend waren, ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigen und sie nichts mehr wünschten, als dass diese kosmetischen Eingriffe unterlassen worden wären.]

Ebenso unbeirrt propagiert die "EuroDSD"-Endokrinologin Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander kosmetische Genitaloperationen an Kindern Trotz der Intersex-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK-CNE). Diese wurde bekanntlich – im Gegensatz zu derjenigen des Deutschen Ethikrates – von Betroffenenorganisationen weltweit gelobt (während es sich bei den MedizynerInnen genau umgekehrt verhielt).

Zwar erwähnte Prof. Dr. L'Allemand-Jander in ihren Aussagen in den >>> "Schaffhauser Nachrichten" vom 15.11.2012 (S. 2) die verstümmlerInnen- freundliche Empfehlungen des Deutschen Ethikrat nicht explizit, doch inhaltlich sehr wohl.

Bekanntlich unterscheiden sich die Stellungnahmen der beiden Ethikgremien hauptsächlich in 2 Punkten:

1. Intersex-Genitalverstümmelungen: Der Deutsche Ethikrat behauptete eine (Pseudo-)Unterscheidung zwischen "geschlechtszuordnenden" und "geschlechtsvereindeutigenden" "Genitalkorrekturen" an Intersex-Kindern, und befand die allermeisten kosmetischen Genitaloperationen, z.B. bei "AGS" und "Hypospadie" (laut Ethikrat sog. "geschlechtsbestätigende OPs") zwar als leicht fragwürdig, aber letztlich schon OK, solange die Eltern darauf bestehen; einzig bei der (verschwindend kleinen) Minderheit der Betroffenen, bei denen auch die MedizynerInnen von "wirklich uneindeutigen" Fällen ausgehen (laut Ethikrat sog. "geschlechtsvereindeutigende OPs"), sprach er sich definitiv gegen frühkindliche kosmetische OPs aus, ohne jedoch klar gesetzgeberische Massnahmen zu fordern. Demgegenüber kritisierte die Nationale Ethikkommission (NEK-CNE) ausdrücklich "alle nicht bagatellhaften, geschlechtsbestimmenden Behandlungsentscheide, die irreversible Folgen haben, aber aufschiebbar sind" und die nicht aus medizinischen Gründen, sondern aufgrund "kulturell-gesellschaftlichen Wertvorstellungen" durchgeführt werden, und forderte die Prüfung gesetzgeberischer Massnahmen im Straf- und Haftungsrecht.

2. Personenstandspolitik: Während der Deutsche Ethikrat die vor allem von LGBT-Interessensgruppen aufgestellte Forderung nach Abschaffung des Geschlechtseintrags bzw. Einführung eines "Dritten Geschlechts" als einzige konkrete gesetzgeberische Forderung propagierte (mit den bekannten Folgen), orientierte sich die Nationale Ethikkommission pragmatisch an den Bedürfnissen der direkt betroffenen Kinder und Erwachsenen und forderte, dass Betroffene, die mit ihrer zivilrechtlichen Geschlechtszuweisung nicht zufrieden sind, die Möglichkeit erhalten sollen, ihren Personenstand später unbürokratisch ändern zu können.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang die Aussagen der bekennenden "EuroDSD"-Serienverstümmlerin Dagmar L’Allemand-Jander:

"Es sollte eine individuelle Lösung für jedes Kind gefunden werden, deshalb hält die Ärztin ein generelles Verbot von Operationen bei Kleinkindern für ungünstig. Dagegen würden sich die Fachleute wehren.

Einführung dritten Geschlechts

Allerdings stehe die Operation nicht im Vordergrund der Behandlung. [...] «Deshalb wäre es unser Wunsch, ein Drittes Geschlecht einzuführen. Das würde dem Kind und den Eltern Zeit geben, um über Entscheidungen nachzudenken», sagt l'Allemand." (SN 15.11.2012, S. 2)

Ebenso bezeichnend, wie L’Allemand-Jander wiederholt behauptet, es würde von Betroffenen konkret ein Verbot (auch) von medizinisch notwendigen Operationen gefordert – das Gegenteil ist bekanntlich der Fall. Und wie sie konstant beteuert, diejenigen Betroffenen, die sich über das ihnen Angetane beklagen, seien "Fälle aus der Vergangenheit", und die "Ethikkomission habe solche Fälle untersucht, die nicht nach den heutigen Standards betreut worden seien oder nach der Operation zu medizinischen Problemen geführt hätten". Heute sei angeblich alles anders und "viele [...] froh über eine Operation im Kleinkindesalter, die das Leben der Aufwachsenden erleichtert habe".

Kurz: Die übliche Litanei der VerstümmlerInnen & Co. Belege irgendwelcher Art für letztere pauschale Behauptung "zufriedener" Verstümmelter bleibt - Überraschung! – auch L'Allemand-Jander einmal mehr schuldig, während umgekehrt die Beinträchtigung des sexuellen Empfindens auch bei den "neuen Operationsmethoden" wiederholt von Betroffenen beklagt und von Studien bestätigt wird, von L'Allemand-Jander – Überraschung! – jedoch unterschlagen wird.

Meine 2 Cent:

Offensichtlich ist sich auch "EuroDSD"-Verstümmlerin Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander klar darüber, dass einzig ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern sie und ihre unbeirrbaren Genitabschneider-Kolleginnen künftig davon abhalten würde, weiterhin wehrlose Kinder zu verstümmeln – sicher im Wissen, dass wegen der "Einwilligung" der Eltern und vor allem wegen der geltenden Verjährungsbestimmungen die Betroffenen auch weiterhin keine Möglichkeit haben werden, juristisch gegen sie und andere VerstümmlerInnen vorzugehen.

Während umgekehrt die Einführung eines zwangsweisen "3. Geschlechts" für "uneindeutige" Kinder nicht das Ende der für die TäterInnen und ihre Spitäler lukrativen Verstümmelungen bedeuten würde, sondern im Gegenteil ein für die MedizynerInnen willkommenes zusätzliches Druckmittel gegenüber eingeschüchterten Eltern darstellt, um diese erst recht zur "Einwilligung" in medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an ihren Kindern zu "bewegen".

Passend auch, wie der medizynerfreundliche Artikel in den "Schaffhauser Nachrichten" diese – von Betroffenen seit langem abgelehnte – Forderung nach Einführung eines "3. Zwangsgeschlechts" für "uneindeutige" Kinder im Text gleich 2x hervorhebt (einmal als Zwischentitel und einmal als übergrosses Zwischenzitat), während demgegenüber im ganzen 1-seitigen Artikel Betroffene nicht ein einziges Mal zu Wort kommen ...

Nachtrag: Der Bericht mit Dagmar L’Allemand-Jander erschien auch im St. Galler Tagblatt, im Toggenburger Tagblatt und in der Appenzeller Zeitung.

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Verstümmeln ist OK, wenn's nicht um Geschlechtsindentität geht"
        Intersex-Vereinnahmungs-1-0-1 mit Dr. Michael Wunder (Ethikrat)    

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Wednesday, March 6 2013

Genf: UN-Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen – Zwischengeschlecht.org belegt grausame und unmenschliche Behandlung

Aktion vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf mit Beispielen aus Medizyner-Publikationen

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Am 05.03.2013 präsentierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org in Genf anlässlich einer NGO-Informationsveranstaltung im Beisein des UN-Sonderberichterstatters über Folter eine englischsprachige Dokumentation "Intersex-Genitalverstümmelungen: Geschichte und gegenwärtige Praxis", und überreichte Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez persönlich ein Exemplar. Bei einem anschließenden Treffen sicherte Méndez Betroffenenorganisationen seine Unterstützung zu.

          >>> Download Dokumentation (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGERWARNUNG!!! ]

1.  UN-Sonderberichterstatter über Folter: Warum kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern unmenschlich sind und verboten werden müssen

Hintergrund des Side-Events war ein bahnbrechender Report des Sonderberichterstatters zum Thema "Folter und unmenschliche Behandlung im Gesundheitswesen" (A/HRC/22/53), den dieser am Vortag dem UN-Menschenrechtsrat während dessen 22. Session offiziell vorgestellt hatte. Dieser verurteilt explizit und deutlich auch kosmetische Genitaloperationen und andere menschenrechtswidrige Zwangsbehandlungen an Intersex-Kindern.

Sowohl vor dem Menschenrechtsrat wie am Side-Event hielt der Sonderberichterstatter über Folter diese Kritik ausdrücklich aufrecht. Gemäß der UN-Definition von Folter oder unmenschlicher Behandlung sei es keine Voraussetzung, dass kriminelle Absichten vorlägen, Nachlässigkeit sei dazu ausreichend. Sogar wenn der ursprüngliche Behandlungszweck gute Absichten verfolge, komme es letztlich auf die konkreten Auswirkungen an. Informierte Zustimmung durch die direkt Betroffenen sei zentral.

Gerade gegenüber gefährdeten Gruppen habe der Staat laut UN-Antifolterkonvention eine besondere Schutzpflicht und sei bei Verstößen auch zur Ahndung verpflichtet. Die Ratifizierung des Fakultativprotokolls OPCAT verpflichte zudem zu Prävention sowie zur Behandlung von Individualbeschwerden.

Von Daniela Truffer (Zwischengeschlecht.org) als Direktbetroffene konkret auf die Intersex-Genitalverstümmelungen angesprochen und insbesondere auf den Missstand, das wegen der Verjährung als Kleinkinder Verstümmelte gar nie die Chance haben, auf juristischem Wege Gerechtigkeit einzufordern, unterstrich UN-Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez die Notwendigkeit absoluter Verbote, die auch dieses Problem berücksichtigen. Hierzu brauche es entsprechende Gesetzesanpassungen auf nationaler Ebene, sowie das Engagement weiterer regionaler wie auch internationaler Organe zur Verhütung von Folter, namentlich des UN-Unterausschusses zur Prävention (SPT).

2.  Zwischengeschlecht.org belegt grausame und unmenschliche Behandlung

Die von Zwischengeschlecht.org vorgestellte Dokumentation "Intersex Genital Mutilations: History & Current Practice" >>> PDF (2.4 MB) [TRIGGERWARNUNG!!!] befasst sich mit medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen und enthält eine Vielzahl von konkreten Beispielen aus namhaften medizinischen Fachpublikationen, die Mal für Mal eindrücklich die außerordentliche Grausamkeit der an betroffenen Kindern begangenen medizynischen Verbrechen belegen.

Diese zeigen auf, wie kaltherzig viele TäterInnen die schrecklichen Folgen für die Überlebenden rundheraus leugnen. So behaupteten zahlreiche "führende" BehandlerInnen auch aus Deutschland und der Schweiz über Jahrzehnte unbeirrbar, kosmetische Klitorisamputationen (!) hätten für die Betroffenen "nachweislich keinen negativen Einfluss auf das Sexualempfinden". Erst als 1993 in den USA die ersten Proteste Überlebender in die Medien gelangten, änderten die TäterInnen ihre Taktik: Seither behaupten sie einfach alle Jahre stets aufs Neue, dank "verbesserten Operationsmethoden" seien chirurgische Genitalverkleinerungen usw. mittlerweile ganz sicher unschädlich – obwohl Aussagen Überlebender wie auch Studien wieder und wieder das Gegenteil belegen.

Ein eigenes Kapitel der Dokumentation informiert konkret in Wort und Bild über die 3 häufigsten kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Säuglingen, die heute noch täglich (!!!) in zahllosen Kinderkliniken rund um den Globus praktizierte werden, und was für Folgen diese angeblich "sicheren" und "harmlosen Operationen" für die Betroffenen haben.

 

3.  Intersex-Genitalverstümmelungen als eigenständige Problematik gezielt bekämpfen

 

Bei einem persönlichen Treffen mit UN-Sonderberichterstatter Juan Méndez erläuterten Mitglieder der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und der US-Lobbygruppe Advocates for Informed Choice (AIC) unsere Anliegen und unterstrichen, dass medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen ein eigenes und einzigartiges Problemfeld mit erheblichen Menschenrechtsverstößen darstellen.

Obwohl Kinder mit Varianten der Geschlechtsentwicklung verschiedenen Problemfeldern ausgesetzt sind, bilden die nicht eingewilligten Eingriffe an Genitalien und Fortpflanzungsorganen betroffener Kinder klar das dringendste Problem, und unterscheiden sich von den Problemstellungen, mit denen die LGBT-Community konfrontiert ist. Um Intersex-Genitalverstümmelungen angemessen bekämpfen zu können und mögliche Missverständnisse auszuschließen, ist es deshalb angebracht, dieses spezifische Problem angemessenerweise künftig in einem eigenen Abschnitt anzusprechen, wie dies bereits in einer kommenden WHO-Stellungnahme über erzwungener Sterilisierung vorgesehen ist.

Sonderberichterstatter Méndez räumte ein, dass die kosmetischen Genitaloperationen an betroffenen Kindern auf dem Gebiet der Folterbekämpfung noch Neuland sind und nun nach grundlegenden ersten Schritten eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema erst beginne. Und erklärte seine Bereitschaft, auf Anfrage jederzeit öffentlich Stellung zu beziehen. 

Zwischengeschlecht.org dankt dem UN-Sonderberichterstatter über Folter Juan Ernesto Méndez und allen weiteren Beteiligten ganz herzlich für ihr willkommenes Engagement zur Beendigung der andauernden medizinischen Verbrechen an Zwittern und zur Durchsetzung ihres Rechts auf körperliche Unversehrtheit!

Wir werden unsererseits am Ball bleiben und weiterhin Behörden, regionale und internationale Organe auf die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern aufmerksam machen – und nicht zuletzt auch die TäterInnen immer wieder mit dem Unrecht ihres Tuns konfrontieren.

>>> Download Dokumentation (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGERWARNUNG!!! ]

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Sunday, February 24 2013

Hamburger Senat: Intersex-Genitalverstümmelungen "nicht rechtswidrig", in Hamburger Kinderkliniken 2-3 jede Woche

xxx1. Mahnwache + Offener Brief zum Verstümmlerkongress "DGE 2011", Hamburg 01.04.2011

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 24.02.2012:

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

In seiner >>> Antwort (PDF, 117 kb) auf die von Kersten Artus in Zusammenarbeit mit Zwischengeschlecht.org eingereichte Kleine Anfrage 20/6850 "Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen" musste der Senat einräumen, dass in Hamburger Kinderkliniken wöchentlich 2-3 kosmetische Genitaloperationen an betroffenen Kindern durchgeführt werden (Antwort auf Frage 3a).

Weiter wurde bekannt, dass der Senat bisher keinen Bedarf sah, Eltern darüber aufzuklären, dass bei betroffenen Kindern ein Geschlechtseintrag nicht zwingend in der ersten Woche dem Standesamt gemeldet werden muss – entgegen dem Auftrag der Bürgerschaft aus dem Jahre 2009, Maßnahmen zu prüfen, um Eltern diesbezüglich zu entlasten (Antwort auf Frage 1). 

Sowie, dass in der Hamburger Universität und in ihren Kinderkliniken eine historische Aufarbeitung etwa der dort bis Ende der 1980er Jahre propagierten "kosmetischen" Klitorisamputationen an betroffenen Kindern immer noch bei Null steht (Antwort auf Frage 4; in der Senatsantwort irrtümlich als Antwort 2 geführt).

AKK-Statistik: Laut Senatsanwort wurden im Altonaer Kinderkrankenhaus von 2010-2012 insgesamt 216 IGM-OPs an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren durchgeführt – laut Senat angeblich allesamt medizinisch notwendig bzw. durch Betroffene informiert eingewilligt, und alle "rechtens" ...

Folgerichtig übernahm der Senat unhinterfragt die These von den MedizynerInnen, GeschlechterforscherInnen & Co., es handle sich bei der überwiegenden Mehrzahl der auch in Hamburg regelmäßig verbrochenen kosmetischen, medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen Genitaloperationen an Kindern angeblich nicht um Genitalverstümmelungen, weil es sich "nur" um "Korrekturen" von "Fehlbildungen" an atypischen Geschlechtsorganen "ohne geschlechtszuweisenden Charakter" handle – als ob das am kosmetischen Charakter und der fehlenden Einwilligung der Betroffenen etwas ändern würde, und den Betroffenen z.B. bei Beeinträchtigung oder Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit ein Trost wäre (Antwort auf Frage 3a).

UKE-Statistik: Laut Senatsanwort wurden im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf von 2010-2012 insgesamt 155 IGM-OPs an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren durchgeführt – laut Senat angeblich allesamt medizinisch notwendig bzw. durch Betroffene informiert eingewilligt, und alle "rechtens" ...

Wen wundert es da noch, dass der Senat wider besseren Wissen weiterhin unbeirrt "davon aus[geht], dass keine rechtswidrigen Eingriffe vorgenommen werden" (Antwort auf Frage 3c) – obwohl dem Senat nachweislich bekannt sein müsste, dass nicht nur Betroffene, sondern auch JuristInnen (Oliver Tolmein 1 / Konstanze Plett 1 / Oliver Tolmein 2 / Konstanze Plett 2), u.a. anläßlich einer Anhörung der Hamburgischen Bürgerschaft vom 29.04.2009, das seit jeher anders beurteilen, ebenso aktuell der UN-Sonderberichterstatter über Folter.

Dadurch verletzt das Land Hamburg gegenüber den in seinen Kinderkliniken wöchentlich 2-3 verstümmelten, wehrlosen Kindern mutwillig die im UN-Abkommen gegen Folter und unmenschliche Behandlung unmissverständlich festgehaltene Schutzpflicht gegenüber (potenziellen) Opfern, weswegen Deutschland bereits vom UN-Komitee gegen Folter gerügt wurde, und missachtet sträflich das Grundgesetz, insbesondere Art. 2.2 (Recht auf körperliche Unversehrtheit). Wie lange noch?!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken
>>> Uni HH 1971: "Orgasmusfähigkeit leidet durch Klitorisamputationen nicht"
>>> Uni HH 1976: "Indikation zur Klitorektomie gegeben bei übermäßigem Wachstum"
>>> Hamburg: Intersex-Proteste gegen "DGKJ 2012", UKE und AKK (13.-16.09.2012)

>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern 

Sunday, February 10 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen: "Wir haben nicht das Recht, die Hilflosigkeit der Eltern mit Chirurgie am Kind zu behandeln." (Kinderchirurg Dr. Blaise Meyrat, Uniklinik Lausanne) (2)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Die französischsprachige Intersex-Sendung >>> "Un corps, deux sexes" (Online Video) wurde von vielen gelobt. Was besonders Aufsehen erregte: Nicht nur nahmen darin Betroffene klar Stellung gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern (darunter Daniela "Nella" Truffer und Vincent Guillot) und es gab Ausschnitte vom Protest gegen den Europäischen KinderurologInnenkongress "ESPU 2012", sondern es äusserten sich auch mehrere MedizinerInnen mit bisher kaum gehörter Deutlichkeit. Danke!!!

Als zweites Beispiel dokumentiert dieser Blog nachfolgend ein auf Deutsch übersetztes Transkript von Nella mit den Aussagen des Lausanner Kinderchirurgen Dr. Blaise Meyrat, der schon länger aus ethischen Gründen aufgehört hat, kosmetische Genitaloperationen an Kindern durchzuführen (mit Ausnahme leichter "Hypospadiekorrekturen", da hierbei, so Meyrat, kaum Komplikationen aufträten). Nella und yours truly haben schon selber erlebt, wie Meyrat dies auch vor MedizinstudentInnen vertrat. Damit gehört Meyrat (zusammen mit Dr. Sarah Creighton, London) zu den leider ganz raren Ausnahmen unter den KinderchirurgInnen, und er scheut sich auch nicht, das Offensichtliche in der Öffentlichkeit auszusprechen. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!!!

Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, die Hilflosigkeit der Eltern mittels Chirurgie [am Kind] zu behandeln. Ich glaube, dass wir uns da ethisch gesehen nicht auf etwas Korrektes einlassen. Man spricht vom Trauma der Eltern, ok, das gibt es, da bin ich absolut sicher, dass es ein extrem grosses Trauma gibt. Nun stelle ich Ihnen die Frage, ich stelle die Frage denjenigen, die früh operieren: kann das Trauma der Eltern durch das Trauma eines Kindes ausgelöscht werden, ihres Kindes, das man operiert, das man in den Operationssaal bringt, einmal, zweimal, dreimal, viermal? Ist dieses Trauma nicht noch schlimmer? Ich glaube das ist es."

Kommentar Sprecher: "In der Tat ist es selten, dass eine einzige Operation ausreicht. Die Genitalien eines Babys zu verändern impliziert oft eine Rückkehr in die Operationssäle schrittweise mit dem Wachstum des Kindes."

Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass das Argument 'es wird besser gelingen, wenn wir es beim Kleinkind machen', hält. Die Mehrheit der Kinder, die als Babies operiert wurden, mussten später erneut operiert werden. Die Mehrheit."

>>> "Beeinträchtigte sexuelle Empfindungsfähigkeit" (Dr. Michal Yaron, UK Genf) (1)

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Klitorisamputationen an Kindern - Aufarbeitung tut Not!" Offener Brief an Uni ZH

Tuesday, February 5 2013

Nach Protesten: Intersex-Genitalverstümmler verkriechen sich in die Provinz

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgIntersex-Protest + Offener Brief vor der Universitäts-Kinderklinik C.G. Carus Dresden, 23.9.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Zum heutigen 10. Welttag "Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung" nur gute Nachrichten (1):

"IPOKRaTES"-"DSD-Seminar" auf Abwegen

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Rio de Janeiro, Köln, Johannesburg, Doha, München, Kuala Lumpur, Toronto: Für gewöhnlich finden die prestigeträchtigen pädiatrischen Fortbildungs-Seminare der Baden-Württemberger "IPOKRaTES Foundation", für deren Durchführung die Firma "m:con – mannheim:congress GmbH" verantwortlich zeichnet, nicht gerade hinter den sieben Bergen statt.

Augenfällige Ausnahme: Das letztes Wochenende zu Ende gegangene klinische "DSD-Seminar" zum Thema "Diagnosis and Management of Adrenal and Gonadal Disorders" >>> Programm (PDF), wie gewohnt besetzt mit interkontinentalen "hochkarätigen Spitzenkoryphäen" (aus Europa u.a die "EuroDSD"/"I-DSD"/"DSD-Life"-Chefverstümmler Prof. Dr. Olaf Hiort, Prof. Dr. Pierre Mouriquand, Prof. Dr. Stefan Wudy und Prof. Dr. S. Faisal Ahmed).

Austragungsort: Die abgelegene oberösterreichische Marktgemeinde St. Florian, gelegen "inmitten der Natur", ziemlich genau zwischen dem drittrangigen Lokal-Verstümmlerhospital "Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz" und der Gedenkstätte KZ Mauthausen. Und obendrein noch gut von der Öffentlichkeit abgeschirmt auf dem Privatgelände innerhalb der Trutzburg des dortigen gleichnamigen Stiftes.

"Raus! Raus! Raus!"

Zufall? Wohl kaum. Seit die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor bald 5 Jahren begann, kontinuierlich vor Genitalabschneiderkongressen und Verstümmlerkliniken friedliche Mahnwachen und Proteste abzuhalten, bekamen wir Mal für Mal mehr zu spüren, wie sehr unsere blosse gewaltfreie Anwesenheit den TäterInnen gegen den Strich geht. Ab Herbst 2010 wurde es schliesslich zur mittlerweile festen Regel, dass Medizyner oder sonstige Verantwortliche wieder und wieder versuchen, uns mit abenteuerlichen Begründungen einzuschüchtern und trotz ordnungsgemässer Anmeldung von unserem Platz zu vertreiben – selbstverständlich stets ohne Erfolg.

Besonders hervorgetan hatte sich dabei letzten Frühling ausgerechnet die obgenannte Firma "m:con", seinerzeit beauftragt mit der Durchführung des Genitalabschneider-Kongresses "DGE 2012" im "m.con"-Hauptsitz "Rosengarten Congress Centrum Mannheim". "m:con" belagerte uns richtiggehend und drohte mit einem martialischen Polizeieinsatz (siehe Bild), aus dem aber letztlich doch nix wurde; vielmehr kam ein Kamerateam des SWR und drehte eine gelungene Reportage, ausgestrahlt passenderweise am Weltfrauentag 2012 und nach wie vor auf youtube anzugucken.

Verstümmler in die Pampa - hinter hohe Zäune, Schloss und Riegel!

Das "IPOKRaTES"-"DSD-Seminar" in der Provinz ist kein Einzelfall: Zwischengeschlecht.org beobachtet mit Genugtuung die Tendenz, wie kleinere Genitalabschneider-Treffen sich auf abgelegene Nebenschauplätze verlagern, oder versteckt auf Privatgelände Zuflucht suchen, wo die TäterInnen sich vor protestierenden Betroffenen geschützt fühlen, wie z.B. das diesjährige "5. Dreiländertreffen Kinderchirurgie" mitten im Gelände des Universitätsklinikums Heidelberg.

Und wie die großen Kongresse (vergeblich) versuchen, friedliche Mahnwachen schon im Vorfeld möglichst ins Abseits zu drängen, sowie handfest auf die Presse Einfluss zu nehmen, nicht etwa über die menschenrechtswidrige Praktiken auf dem Tagungsprogramm und die lebenslangen Leiden der Opfer zu berichten, sondern vielmehr über den positiven ökonomischen Einfluss der Medizyner-Invasion auf Hotels und Gastgewerbe nach dem Motto "Das Fressen kommt vor der Moral". 

Zwischengeschlecht.org wird wird die VerstümmlerInnen weiterhin mit dem von ihnen begangenen Unrecht konfrontieren, und die Öffentlichkeit darüber informieren. Auch wenn wir als kleine Menschenrechtsgruppe nicht jede Schlacht gegen die einflussreichen und mächtigen Medizyner-Standesorganisationen gewinnen können, so zeigen ihre betupften bis wütenden Reaktionen vor allem eines: Ihr Gewissen ist nicht rein, und tief in ihren schwarzen Herzen wissen auch die scheinbar unbeirrbarsten VerstümmlerInnen nur zu genau, dass nicht recht ist, was sie tun, und dass die Zeit gegen sie läuft. Und je mehr sie sich verstecken hinter hohen Mauern und Sicherheitsaufgeboten, desto mehr kriegen sie einen Vorgeschmack, wohin sie gehören und kommen werden, wenn sie mit dem Kinderverstümmeln nicht endlich aufhören.

>>> 10 Jahre "Null Toleranz gegen FGM" - Zwischengeschlecht.org gratuliert  
>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe 

Friday, February 1 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen: "Als Gynäkologin sehe ich Patientinnen, deren sexuelle Empfindungsfähigkeit beeinträchtigt ist" (Dr. Michal Yaron, Uniklinik Genf) (1)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Die französischsprachige Intersex-Sendung >>> "Un corps, deux sexes" (Online Video) wurde von vielen gelobt. Was besonders Aufsehen erregte: Nicht nur nahmen darin Betroffene klar Stellung gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern (darunter Daniela "Nella" Truffer und Vincent Guillot) und es gab Ausschnitte vom Protest gegen den Europäischen KinderurologInnenkongress "ESPU 2012", sondern es äusserten sich auch mehrere MedizinerInnen mit bisher kaum gehörter Deutlichkeit. Danke!!!

Als erstes Beispiel dokumentiert dieser Blog nachfolgend ein auf Deutsch übersetztes Transkript von Nella mit den Aussagen der Genfer Kindergynäkologin Dr. Michal Yaron:

Michal Yaron (Gynécologie pédiatrique, HUG): "Gewisse Missbildungen stellen eine Gefahr dar, eine Gefahr für ihr Leben oder ihre Gesundheit, aber es handelt sich wirklich um die Minderheit der Fälle. Die meisten brauchen keine Operationen, man operiert, weil man denkt, dass es eine rasche Lösung ist und danach wird alles psychologisch gut gehen, wenn einmal die Genitalien einem Geschlecht entsprechen, welches immer man dem Individuum auch zugewiesen hat. Dies ist jedoch nachweislich nicht der Fall. Die durch die Kinderchirurgen durchgeführten Operationen führen nicht zu einer Betreuung nach der Pubertät. Deshalb haben diese Individuen, die als Kinder operiert wurden, später Probleme, die sich niemand hätte vorstellen können. Als Gynäkologin sehe ich Patientinnen mit einer Verengung der Vaginalöffnung, ich sehe Patientinnen, deren Empfindungen beeinträchtigt sind, weil die Operation Gewebe betrifft, das sexuell sensibel ist, wie auch die Nerven, die es umgeben, und man stellt eine Verminderung der Empfindungen fest aufgrund dieser Operationen und des sich gebildeten Narbengewebes."

>>> "Kein Recht, Kinder wegen der Eltern zu operieren" (Dr. Blaise Meyrat) (2)

>>> Genitalverstümmelungen in KInderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen  

Thursday, January 31 2013

Bundestag 31.1.13: Staatliches Zwangsouting für "Intersex-Kinder" - Freipass für GenitalabschneiderInnen (§ 22 PStG)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Pressemitteilung zum Thema von Zwischengeschlecht.org vom 01.02.2013

Ausgeliefert! Zwischengeschlecht.org on FacebookDer Bundestag hat am späten Donnerstagabend einen kurzfristig eingereichten Antrag (PDF)  gutgeheissen, wonach künftig via Personenstandsgesetz "uneindeutigen" Neugeborenen der Eintrag eines Geschlechts amtlich verboten wird:

PStG § 22 Abs. 3 [neu]: „(3) Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der Personenstandsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister einzutragen.“

Zweifellos wird diese Neuerung als ein angeblicher "Durchbruch für die Rechte Intersexueller" verkauft werden (allen voran von Grünen und LGBT-Verbänden – Nachtrag: q.e.d.). Und von allen Parteien als Ausrede benutzt, weshalb sie auf die tatsächlichen und massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern (wie z.B. kosmetische Genitalverstümmelungen und selektive Abtreibungen) weiterhin gar nicht erst eintreten werden, das Problem sei nun ja abgehakt (Nachtrag: q.e.d., CDU/CSU).

Umso mehr lohnt es sich, näher zu betrachten, was dieser Beschluss für die betroffenen Kinder selbst sowie für ihr Umfeld konkret bedeutet:

Leider zeigt sich dabei schnell einmal, dass (nebst Gender-PolitikerInnen und dritten Interessengruppen) hauptsächlich die GenitalverstümmlerInnen in den Kinderkliniken von diesem neuen Gesetz profitieren werden ...

• Zunächst ist zu beachten: Es handelt sich NICHT um eine optionale "Kann-Formulierung", sondern um ein obligatorisches Muss: "ist [...] ohne eine solche Angabe [...] einzutragen". Damit wird betroffenen Kindern ein Geschlechtseintrag explizit verunmöglicht, was faktisch einem Verbot gleichkommt. (Auch wenn Familienministerin Kristina Schröder in ihrer Presseeinladung fälschlicherweise das Gegenteil suggeriert: "Damit wird es erstmals möglich, das Geschlecht intersexueller Menschen im Geburtenregister offen zu lassen.")

• Welche Instanz letztlich bestimmt, wann und ob "das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden [kann]", wird dabei nicht weiter festgehalten – braucht es aber auch nicht: Bestimmen werden wie gehabt allein die MedizynerInnen ...

Der Druck auf Eltern, widerrechtlich in kosmetische Genitaloperationen für die betroffenen Kinder "einzuwilligen", wird sich erhöhen: Die oft überforderten und von irrationalen Schuldgefühlen geplagten Eltern werden von den MedizynerInnen – nebst mit dem bereits üblichen Unter-Druck-Setzungs-Instrumentarium ("soziales Aus", "wird sich umbringen", "niemals glücklich sein können", Blablabla) – zusätzlich damit konfrontiert werden, dass sie bei einem "solchen Kind" nicht einmal mehr ein Geschlecht eintragen lassen dürften – es sei den, sie willigten zuerst in eine kleine Operation ein, nachher sei eine "Zuordnung" ja problemlos möglich ... (Schon heute argumentieren die MedizynerInnen bei den meisten betroffenen Kindern, eigentlich handle es sich klar um Jungen oder Mädchen, diese nur hätten ein kleines Problemchen, das sich aber ohne weiteres operativ beheben liesse ...)

Der Druck auf Eltern, ein betroffenes Kind (spät-)abtreiben zu lassen, wird sich erhöhen: Spätabtreibungen betroffener Kinder sind seit mindestens 1972 legal und zunehmend. Auch hier werden die MedizynerInnen den neuen §22 gerne als zusätzliches "Überzeugungsmittel" herbeiziehen.

Betroffenen Kindern droht ein staatlich verordnetes Zwangsouting in Kindergarten, Schule usw. – mit allen Folgen: "Anderssein" ist in der Regel kein Zuckerschlecken. Umso wichtiger wäre psychosoziale Unterstützung bei konkreten Mobbing-Fällen (statt angeblich "präventive" genitalverstümmelnde Zwangsoperationen). Die Verweigerung eines Geschlechtseintrags für betroffene Kinder wird stattdessen zu mehr Mobbing führen ("Du hast ja nicht mal nen Geschlechtseintrag!").

• Fazit: Noch weniger Schutz der Betroffenen vor kosmetischen Genitaloperationen, aber auch vor Diskriminierungen.

Personenstandspolitik mit Kinderblut an den Händen

Das eigentliche Problem: Nach wie vor werden heute 90% aller betroffenen Neugeborenen möglichst früh ohne medizinische Notwendigkeit kosmetisch genitalverstümmelt und leiden ein Leben lang unter den Folgen (u.a. Verminderung oder Zerstörung der sexuellem Empfindungsfähigkeit, schmerzende Narben, usw.). Immer noch werden viele ohne medizinische Notwendigkeit kastriert ("Wir wollen doch keine Mutanten züchten").

Aber wen interessiert sowas schon? Offensichtlich nicht den Bundestag. Hauptsache, der Amtsschimmel wiehert und GeschlechterpolitikerInnen können darauf anstossen, einmal mehr zwangsverstümmelte Kinder als Mittel zum Zweck der Aushöhlung des "bösen Zweigeschlechtersystems" missbraucht zu haben.

Dabei wäre es ganz einfach, WIRKLICH etwas für die betroffenen Kinder zu tun:

• Ein Verbot medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an Kindern, rsp. die gesetzgeberische Anerkennung, dass Eltern noch nie berechtigt waren, im Namen ihrer Kinder in solche Eingriffe einzuwilligen, weshalb die Verstümmelungen schon seit jeher illegal erfolgten, und entsprechendes Unterbinden von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern aufgrund solcher widerrechtlicher "Einwilligungen".

• Statt menschenrechtswidrige Genitalverstümmelungen zu tolerieren endlich angemessene psychosoziale Unterstützung und Peer Support für Betroffene, Eltern und das soziale Umfeld zu gewährleisten.

Durchsetzung der korrekten Anwendung von  § 7 PStV, wonach ein sinnvolles OPTIONALES Offenlassen des Geschlechtseintrags bei betroffenen Kindern seit 2009 ohnehin unbefristet möglich ist (Nachtrag):

Dazu hielt etwa der Hamburger Senat am 2. Juni 2009 öffentlich fest (Drucks. 19/3438, S. 3): "[D]as Personenstandsgesetz in Deutschland sieht aktuell keine Verpflichtung vor, bei der Anmeldung des Kindes nach der Geburt auch das Geschlecht festzulegen. [...] Es werde danach keine Frist gesetzt, innerhalb der das Geschlecht festgelegt werden müsse."

Die offizielle Grundlage dafür ist die aktuelle "Verordnung zur Ausführung des Personenstandsgesetzes (PStV)". Deren § 7 PStV lautet seit dem 01.01.2009 wie folgt (vgl. auch die Hebammenbroschüre von Intersexuelle Menschen e.V. (PDF) --> S. 13):

(1) Fehlen Angaben oder Nachweise für die Beurkundung eines Personenstandsfalls, kann das Standesamt die Beurkundung zurückstellen. Die Beurkundung des Personenstandsfalls ist in diesem Fall in angemessener Frist nachzuholen.

(2) Dem Anzeigenden ist auf Antrag eine Bescheinigung darüber auszustellen, dass der Personenstandsfall angezeigt wurde, aber noch nicht beurkundet werden konnte.

Durchsetzung der korrekten Anwendung von § 47 PStG, wonach Betroffene, die später ihren Geschlechtseintrag korrigieren lassen wollen, dies unbürokratisch tun können (statt dass Ämter und Behörden weiterhin widerrechtlich MedizynerInnen helfen, solche Betroffene tatsachenwidrig zu Transsexuellen zu erklären).

Das Preussische Landrecht war schon mal weiter: Seit 20 Jahren weisen Betroffenenorganisationen darauf hin, dass Personenstandsexperimente wie zwangsweises Offenlassen des Geschlechtseintrags oder zwangsweise Einführung eines 3. Geschlechtseintrag nicht im Interesse der betroffenen Kinder sind. Stattdessen sollten betroffene Kinder nach bester Einschätzung vorläufig einem sozialen Geschlecht inkl. Eintrag zugewiesen werden (jedoch ohne kosmetische Eingriffe!!!), unter Offenheit den Kindern gegenüber über ihre Besonderheit, und Hinweis auf die Option, ihren Geschlechtseintrag ggf. später unbürokratisch korrigieren zu lassen (§47 PStG). Paradoxerweise waren Betroffene mit dem Zwitterparagraphen im Preussischen Allgemeinen Landrecht (1794-1900), wonach zunächst die Eltern den Geschlechtseintrag bestimmten (§19) und die betroffene Person diesen bei Volljährigkeit unbürokratisch ändern konnte (§20), besser gestellt als heute!

Meine 2 Cent:

Leider hat es der Bundestag einmal mehr sträflich versäumt, sich wirksam für den Schutz und die Interessen der wirklich Betroffenen einzusetzen, und stattdessen wiederum dritte Interessengruppen und nicht zuletzt ausgerechnet die GenitalverstümmlerInnen favorisiert – wie sich auch die Bundesregierung seit über 16 Jahren konsequent GEGEN die Opfer der frühkindlichen Verstümmelungen stellt, und sich bis heute stets auf die Seite der TäterInnen schlägt.

Wie lange noch?!

Nachtrag: Die insgesamt 34-minütige Beratung von TOP 18 mit allen Reden der Abgeordneten kann online nachegeguckt/gehört und heruntergeladen werden, entweder >>> an einem Stück oder >>> einzeln. Das >>> schriftliche Protokoll 219. Sitzung (PDF) ist mittlerweile ebenfalls aufgeschaltet (TOP 18 auf S. 27217-27223).

Inzwischen gab's auch deutliche Kritik von Intersexuelle Menschen e.V und OII Deutschland (IVIM).

>>> UPDATE: Medien-Falschmeldung "Geschlechtseintrag 'unbestimmt' in D wählbar"

>>> Intersex-Fakten: Geschlechtseintrag "offen" seit 2009 möglich (§ 7 PStV) 
>>> § 22 (3) PStG: "Deutliche Kritik an neuer Regelung" - erste Reaktionen
>>> Alleinige Entscheidungsgewalt für Ärzte: Verwaltungsvorschrift zum PStG-Murks

>>> Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut! 
>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>> Bundesregierung angeblich "keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
>>> Faule Eier für "die Bundesregierung"! (1996-2009)

>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe 

Sunday, January 27 2013

Auslöschung von Zwittern: Spätabtreibungs-Indikation "Gefahr intersexueller Mißbildungen (Pseudohermaphroditismus)"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Menschenrechte auch für Zwitter!

Seit langem kritisieren Betroffene, dass nicht nur durch kosmetische Zwangsoperationen Zwitter als Spezies zum Verschwinden gebracht werden sollen, sondern auch durch selektive Abtreibungen. Michel Reiter (AGGPG) hatte u.a. 1998 >>> in einem Interview dazu ausgeführt:

Ich befürchte zukünftig den gefährlichen Trend, daß mit einer zunehmenden Veröffentlichung dieser Thematik der Ruf nach Abtreibung von nicht eindeutig geschlechtlich zuzuordnenden Föten stärker wird. Zwitter können nach der medizinischen Indikation bis zum neunten Monat abgetrieben werden, wenn sie für die Eltern als nicht zumutbar gelten.

In letzter Zeit hatten u.a. ETEKAR und Simon Zobel (IMeV/Amnesty) vermehrt auf höchstwahrscheinlich steigende Abtreibungsraten von Intersexen hingewiesen.

Dass werdenden Eltern von Intersex-Kindern in der Regel eine Abtreibung angeraten wird, ist seit längerem unbestritten, vgl. z.B. den Aufsatz >>> "Unversehrte Genitalien sind keine Selbstverständlichkeit" (PDF) von Vanessa-Nino Kern: "Wird Intersexualität pränatal festgestellt, wird meist zu einer Abtreibung des ungeborenen Kindes geraten."

Weniger bekannt ist, wie lange dies schon der Fall ist. Wie ETEKAR anhand einer Publikation der Bundesärztekammer "Medizinische Indikationen zum therapeutischen Schwangerschaftsabbruch" von 1972 (>>> Exzerpte, PDF 564 kb) nachwies, bei Kindern nicht nur mit AGS/CAH seit mindestens gut 30 Jahren.

Weiteres pikantes Detail: Die Ärztekammer-Broschüre von 1972 nimmt verschiedentlich Bezug auf den berüchtigten NS-Gynäkologen und Genitalabschneider Prof. Dr. Hans Christian Naujoks (1892-1959), der nicht nur Zwitter in Publikationen als "biologisch minderwertig" einstufte (1934) und experimentell genitalverstümmelte ("Klitorisamputation mit Stumpfbildung", 1933), sondern nach 1945 trotz zusätzlicher Beteiligung an über 1'000 Zwangssterilisierungen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

In der obgenannten Leitlinie von 1972 werden von Naujoks (mit-)verantwortete Leitlinien zum Thema "Schwangerschaftsunterbrechungen" von 1932, 1936, 1948 und 1954 als direkte Vorläufer der Leitlinien von 1972 hervorgehoben (Naujoks' Leitlinie von 1954 war ebenfalls im Auftrag der Bundesärztekammer erfolgt).

Kommt dazu, dass just die erste von Naujoks mitverantwortete Leitlinie von 1932 die sog. "eugenische Indikation" in Deutschland als "wissenschaftlich anerkannt" salonfähig machte (vgl. Naujoks/Winter: "Die künstliche Schwangerschaftsunterbrechung" 1948, "C. Die nichtmedizinischen Indikationen: Die eugenische Indikation", S. 109-112, hier S. 110).

Naujoks hatte sich im NS-Staat aktiv für die "eugenische Indikation" zum Schwangerschaftsabbruch bei "erbkranken" Patientinnen eingesetzt (und ebenso für deren Zwangssterilierung), bis sie zu seiner tiefen Befriedigung 1935 im "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" beides ausdrücklich gestattet wurde (vgl. Irene Franken, Daniel Schäfer: "Professionelles Handeln in der Diktatur. Hans Christian Naujoks und die deutsche Frauenheilkunde während des „Dritten Reiches“", in: Groß/Karenberg/Kaiser/Antweiler (Hrsg): "Medizingeschichte in Schlaglichtern Beiträge des „Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker“", hier S. 244, online: PDF, 4 MB).

Auch nach 1945 propagierte Naujoks die "eugenische Indikation" zetlebens unverdrossen weiterhin unter eben dieser Bezeichnung (vgl. z.B. Leitlinie 1948, S. 110, und den von der Deutschen Ärztekammer angeforderten "Leitfaden der Indikationen zur Schwangerschaftsunterbrechung" von 1954, S. 50).

Die obgenannte Leitlinie von 1972 verzichtet zwar auf des "E-Wort", lässt jedoch auf den S. 50-54 betreffend Abtreibungswürdigkeit von Zwittern auch über AGS/CAH hinaus wenig Zweifel offen (vgl. >>> PDF):

"Internistische Indikationen - III. Erkrankungen der Nebennieren"

a) Erkrankungen der Nebennierenrinde [S. 50]

[...]

Indikationen zum Schwangerschaftsabbruch:

Absolute:

Das angeborene adrenogenitale Syndrom bei starken Virilisierungserscheinungen der Mutter trotz konsequenter Substitutionstherapie mir Cortisolanlagen und weiblichem Geschlecht der Frucht. Diese ist auf Grund der hohen mütterlichen Androgenproduktion der Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierungen, Pseudohermaphroditismus) ausgesetzt. Das Geschlecht des Föten läßt sich durch Kerngeschlechtsdiagnostik der Amnionzellen des Fruchtwassers (Punktion) bestimmen. [S. 51]

[...]

e) Innersekretorische Störungen der Ovarien

[...]

Indikation zum Schwangerschaftsabbruch:

Eine relative Unterbrechungsanzeige stellt u. U. das Auftreten eines ausgeprägten, progredienten Virilismus (Hirsutismus, Stimmbruch, Klitorishypertrophie) während der Gravidität dar. Die Gefahr des Vorliegens eines malignen Ovarialtumors macht eine chirurgische Exploration nach vorheriger Geschlechtsbestimmung der Frucht (s. Erkrankungen der Nebennierenrinde) zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erforderlich. Bei weiblichem Geschlecht ist die Gravidität wegen der Gefahr einer intersexuellen Mißbildung des Fetus als Folge der hohen mütterlichen Androgenproduktion zu beenden. [S. 53-54]

Nach derselben Medizyner-Logik werden Zwitter heute noch als unwerte "schwere Missbildungen" klassifiziert, die Eltern nicht "zugemutet" werden können und die deshalb zur Spätabtreibung freigegeben sind. Nach derselben kranken Logik werden auch experimentelle pränatale Dexamethason-"Therapien" bei vermuteten "AGS-Mädchen" gerechtfertigt und kosmetische Genitalverstümmelungen und/oder Kastrationen bei allen Kindern, die von blossem Auge oder bei inneren Untersuchungen "atypisch" aussehen. Ebenso werden Kastrationen noch im 21. Jahrhundert gerechtfertigt mit Aussagen wie "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten".

>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe  

Wednesday, January 23 2013

NS-Medizyner und Bundesverdienstkreuzträger Prof. Hans Christian Naujoks über die "biologische Minderwertigkeit" von Intersexen

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" (publiziert 1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“
Quelle: Hans Christian Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB)  

Prof. Dr. med. Hans Christian Naujoks war zwischen 1934 und 1959 Uni-Klinikdirektor in Köln, Marburg und Frankfurt.

Vor 1945 u.a. Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt und an über 1'000 Sterilisationen beteiligt. Naujoks' "bahnbrechende" Intersex-"Klitorisamputation mit Stumpfbildung" in Verbindung mit einer experimentellen hormonellen Fertilisierungsbehandlung von 1933 wurde noch 1996 in einer medizinischen Dissertation hervorgehoben.

Nach 1945 u.a. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGGG), die heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen propagiert. Verfasste im Auftrag der Bundesärztekammer einen "Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung", der den Grundstein legte zu den heute noch üblichen Spätabtreibungen bei "Intersex-Diagnosen""auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen des Fetus (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)".

>>> Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider  
        mit "lückenloser" Karriere und Wirkung vor und nach 1945  

>>> NS-Diagnose "Intersex-Typus (Schizoid)" - Prof. Dr. Wilhem Weibel (1944)   

>>> "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten" (2003)   

Saturday, January 19 2013

Intersex: Bundesregierung angeblich "keine Meinung" zu Genitalverstümmelungen, 10-Jährige für Aufbewahrung ihrer Krankenakten selbst verantwortlich

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgFriedliche Aktion vor der Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook Wenn's um Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geht, verhält sich die Bundesregierung bekanntlich seit mittlerweile 17 Jahren stets so, wie wir das von hartgesottene Kriminellen aus Filmen kennen, wenn diese im Verhör oder vor Gericht stets zu Protokoll geben: "Nichts gesehen, nichts gewusst, nichts gehört, kenne niemand, die andern waren's, usw." – und falls zwischendurch doch mal etwas eingestanden wird, dann ausschliesslich und nur das, was einem unmittelbar vorher eindeutig nachgewiesen wurde. Damit macht sich die Bundesregierung seit 17 Jahren zur Komplizin der MedizynerInnen. Wobei es bezeichnenderweise keine Rolle spielt, welche Koalition gerade an der Macht ist.

Dies zeigt sich deutlich einmal mehr in der >>> Antwort Drucks. 17/11855 (PDF) im Namen der Bundesregierung (verfasst vom Bundesministerium für Gesundheit) auf die Kleine Anfrage 17/11624 der Grünen/Bündnis 90 (UnterzeichnerInnen: Birgitt Bender, Maria Klein-Schmeink, Monika Lazar, Dr. Harald Terpe, Elisabeth Scharfenberg, Ingrid Hönlinger, Memet Kilic, Sven-Christian Kindler, Dr. Konstantin von Notz, Josef Philip Winkler), ebenso in der dazugehörigen >>> Pressemitteilung.

Leider muss vorab angemerkt werden, dass schon die Anfrage die Richtung vorgab: Statt Klartext zu bringen über die medizynischen Verbrechen an Zwittern, geht es um "Verbesserung der medizinischen Betreuung", statt um Recht auf körperliche Unversehrtheit auch für Menschen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen mal wieder genderfixiert-schwammig um "Menschen, die weder eindeutig dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können" – bei den notorisch täterInnenfreundlichen Grünen leider nix neues.

Die Bundesregierung nutzt diese Steilvorlage in der Folge gerne für Persilscheine in eigener Sache: "insbesondere die medizinische Versorgung" sei Ländersache (S. 2 usw.) – und verweist ansonsten widersprüchlicherweise auf die vom Bund (mit-)finanzierte TäterInnenforschung von "Netzwerk Intersexualität/DSD" ("Eine bundesweite Erfassung von Behandlungszentren bestimmter Erkrankungsgruppen gibt es nicht. Ausgehend von einem in der Vergangenheit durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „Störungen der somatosexuellen Differenzierung und Intersexualität“ wurde jedoch Expertise an den Standorten Lübeck, Magdeburg, Heidelberg, Kiel, Münster und Berlin gebündelt.", S. 3) bis "EuroDSD" ("das Projekt EURODSD (Investigation of the molecular pathogenesis and pathophysiology of Disorders of Sex Development – DSD), das eine zentrale Forschungsdatenbank beinhaltet", S. 8). 

Ansonsten liefert die Bundesregierung insbesondere zu den Genitalverstümmelungen wie gehabt bloss unverbindliches Wortgeklingel à la:

Die Bundesregierung stimmt mit dem Deutschen Ethikrat überein, dass es sich bei der Entscheidung über die Vornahme eines operativen nicht reversiblen Eingriffs, der die (zukünftige) Fortpflanzungsfähigkeit und/oder die sexuelle Empfindungsfähigkeit möglicherweise irreversibel beeinträchtigt, um eine schwerwiegende Entscheidung handelt, die einen gravierenden Eingriff in die Rechte des Kindes darstellt und auf die gesamte weitere Entwicklung des Kindes bleibenden Einfluss hat. Auch nach Auffassung der Bundesregierung muss deshalb der Wille des Kindes, wenn dieses selbst nicht einwilligungsfähig ist und die Entscheidung daher von den Sorgeberechtigten getroffen werden muss, angemessen berücksichtigt werden. (S. 5)

In der Sache selbst bzw. wenn die Bundesregierung konkret werden müsste, kommen dann – Überraschung! – bloss die altbekannten Ausflüchte bzw. man hat mal wieder "noch keine Meinung":

Die Meinungsbildung innerhalb der Bundesregierung zu diesen Fragen ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass die medizinische Diskussion zur Intersexualität noch im Fluss ist und auch die juristische Debatte noch am Anfang steht, noch nicht abgeschlossen. (S. 5)

Dito betreffend Entschädigung für Verstümmelte (Pardon: "Geschlechtszugewiesene oder Geschlechtsangeglichene"):

Die Prüfung der Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zu Intersexualität durch die Bundesregierung ist noch nicht abgeschlossen. Dazu gehört auch die Prüfung von Entschädigungsregelungen für Langzeit- und Spätfolgen einer frühkindlichen operativen Geschlechtszuweisung oder Geschlechtsangleichung. Dabei werden die Ergebnisse der Anhörung im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages zu Intersexualität vom 25. Juni 2012 einbezogen. (S. 7)

Auf welcher Seite die Bundesregierung steht, nämlich derjenigen der TäterInnen und NICHT der Opfer, verdeutlicht dagegen ihr Standpunkt betreffend Aktenaufbewahrungsfristen – dort hat sie dann plötzlich eine "Meinung":

Eine besondere Regelung für die Aufbewahrung der Dokumentationen über Behandlungen von intersexuellen Menschen ist nicht geplant. [...] Im Übrigen können betroffene Patientinnen und Patienten von ihrem Anspruch auf Einsichtnahme in die Dokumentation und Herausgabe von Kopien dieser Dokumentation (§ 630g BGB) Gebrauch machen. Auf diese Weise können mündige Patientinnen und Patienten eine zeitlich unbegrenzte Aufbewahrung der Dokumentation ihrer Patientenakte sicherstellen. (S. 6)

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die meisten Betroffenen im Alter von 0-3 Jahren und ohne medizinische Notwendigkeit kosmetisch genitalverstümmelt werden, und z.B. bei sog. "Hypospadiekorrekturen", dem häufigsten kosmetischen Genitaleingriff bei Kindern, die Operation ebenfalls vor dem 3. Lebensjahr emfohlen wird und die Anschlussuntersuchung 2 Jahre später angesetzt wird (nicht zuletzt, um die chronisch hohen Komplikationsraten, die oft erst später auftreten, "niedrig" zu halten), wird schnell klar, worum es der Bundesregierung (und den TäterInnen) wirklich geht.

Kommt dazu, dass die meisten Betroffenen stark traumatisiert sind und in der Regel erst im Alter von 30-40 Jahren das ihnen Angetane soweit verarbeitet haben, dass es ihnen möglich wird, Nachforschungen anzustellen.

So ist es alles andere als verwunderlich, dass die wenigsten Betroffenen je ihre Akten erhalten – und es nach dem Willen von TäterInnen ud PolitikerInnen auch künftig so bleiben soll. Nicht zuletzt jetzt, wo die Forderung nach Entschädigung langsam lauter wird (siehe oben)  ...

Auffällig zudem, wie schnell die Bundesregierung eine Meinung hat, wenn es darum geht, TäterInnen zu schützen (vgl. Knabenbeschneidung) – und wie lange sie sich damit zurückhält, wenn es um die Opfer geht (siehe oben und auch sonst bei Gewalt an Kindern) ...

>>> Faule Eier für "die Bundesregierung"!
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen" 

Friday, December 7 2012

Intersex-Genitalverstümmelungen in der Universitätskinderklinik Ulm ("DSD-Symposium" 7.12.12 - Clothilde Leriche, Martin Wabitsch)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Ausgeliefert!Seit dem Zuzug der Genitalabschneiderin Dr. med. Clothilde Leriche (vormals Klinikum Nürnberg Süd) wird im Universitätsklinikum Ulm derzeit das Angebot an menschenrechtswidrigen, medizinisch nicht notwendigen kosmetischen Genitaloperationen an "DSD"-Kindern offenbar massiv ausgebaut:

• Seit dem 15. November 2012 wird auf dem Internetauftritt des "Zentrums für seltene Erkrankungen" (sic!) der Uniklinik ein >>> neuer "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und -Differenzierung (DSD)" aktiv beworben (s. unten). 

• Zwecks öffentlicher Bekanntmachung des neuen "Verstümmlerbereichs" ist auf heute 07.12.2012 ein "Symposium Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung Disorders of Sex Development (DSD)" angekündigt (s. nachf.).  >>> Flyer (PDF)  >>> Pressemitteilung

• Auf 2013 sucht das Uniklinikum Ulm einE zusätzliche KinderchirurgIn ... 
>>> Ausschreibung PDF 

"Genitalkorrekturen am besten zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat"

Zwar behauptet der Ankündigungsflyer zum heutigen "DSD-Symposium" vollmundig: "Unser Symposium [...] nimmt Bezug auf die Stellungnahme des deutschen Ethikrates." Einen Vortragspunkt zu ethischen Aspekten kosmetischer Genitaloperationen an Kindern sucht mensch im Programm allerdings vergebens.

Vielsagend dagegen der Titel des Beitrages von Chef-Kinderchirurgin Clothilde Leriche, "Die Rekonstruktion des Genitale: Das Vorgehen und der beste Zeitpunkt hinsichtlich eines optimales Ergebnisses", der das Fazit schon vorwegnimmt: Medizinisch nicht notwendige, kosmetische "Genitalrekonstruktionen" müssen in Ulm Betroffenen trotz erwiesener negativer Folgen weiterhin buchstäblich um jeden Preis aufgezwungen werden. Zur Debatte steht einzig der (möglichst frühe) Zeitpunkt – laut Dr. Leriche bekanntlich "am besten zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat" (siehe unten). 

"schon 500 AGS-Mädchen operiert"

Bei einem anderen Vortrag im Herbst 2012 vor Eltern brüstete sich Dr. Leriche, bisher schon "500 AGS-Mädchen operiert" zu haben, sowie "170 andere Kinder". ('Ordinäre' "Hypospadiekorrekturen" sind da offensichtlich gar nicht erst mit eingerechnet.)

Einen Beitrag zu menschenrechtlichen Aspekten solcher medizinisch nicht notwendiger Genitalverstümmelungen sucht mensch am Ulmer "DSD-Symposium" wenig überraschend ebenfalls vergebens – obwohl vor noch nicht mal einem Jahr das UN-Komitee gegen Folter die BRD wegen Intersex-Genitalverstümmelungen rügte (CAT/C/DEU/CO/5).

Stattdessen darf – Überraschung! – als einziger "Gastreferent" der Lübecker Promiverstümmler Prof. Dr. Olaf Hiort ("Netzwerk Intersexualität/DSD", "EuroDSD", "I-DSD", "DSD-Life", usw.) die Werbetrommel für seine TäterInnenforschungsprojekte rühren.

Prinzipiell fällt auf, dass am "DSD-Symposium" zu den Themen "Versorgungssituation" (Prof. Dr. med. Olaf Hiort), "Praktisches Vorgehen" (Dr. med. Friedericke Denzer) und "Die interdisziplinäre Hochschulambulanz für DSD" (Prof. Dr. med. Martin Wabitsch) einzig und allein KinderendokrinologInnen zu Wort kommen. Ganz entsprechend der Tatsache, dass – laut Erhebungen der TäterInnen selbst – statt echten "multidisziplinären Teams" auch in Deutschland weiterhin zu 90% KinderendokrinologInnen die Eltern "beraten" – und diese darauf zu 90% ihre Kinder genitalverstümmeln lassen ...

"Betroffene müssen leider draussen bleiben"

Diejenigen, um die es eigentlich geht, nämlich die Betroffenen, sind dagegen auch beim Ulmer "DSD-Symposium" einmal mehr ausdrücklich nicht erwünscht – vorsorglich hält die Pressemitteilung dazu abschliessend fest:

"Das Symposium ist eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Journalisten. Journalisten sind nach kurzer formloser Anmeldung in der Pressestelle herzlich zur Teilnahme eingeladen. Gerne vermitteln wir Ihnen auch Gesprächspartner. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keinen Kontakt zu Betroffenen vermitteln können."

Uniklinik Ulm: Menschenrechte, Psychosoziale Betreuung, Ethik? Aber nicht mit uns!

Wie überall, wo statt adäquater Unterstützung von Eltern und Kindern mit "atypischen" Genitalien vielmehr Genitalverstümmeln "auf Teufel komm raus" propagiert wird, sind auch im Universitätsklinikum Ulm im "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und –Differenzierung (DSD)" ein "altbewährtes" sog. Pseudo-"Multidisziplinäres Team", bestehend ausschliesslich aus KinderendokrinologInnenen + KinderchirurgInnen + Genetiker für die "Behandlung" zuständig – psychosoziale Unterstützung wird laut Homepage nicht einmal der Form halber wenigstens alibimässig angeboten.

Auch die Pressemitteilung zum "DSD-Symposium" (siehe oben) lässt durchblicken, dass psychosziale Unterstützung – statt wie von Betroffenen und EthikerInnen seit Jahrzehnten gefordert – in Ulm wenn überhaupt, dann (wie auch in anderen Kliniken) höchstens als "Zugabe" zu verstümmelnden OPs angeboten wird:

"Alle Pa­ti­en­ten wer­den ge­mein­sam von Ärz­ten der Sek­ti­on Kin­der­chir­ur­gie (Lei­tung: Dr. Clo­thil­de Le­ri­che; Kli­nik für All­ge­mein- und Vis­zer­al­chir­ur­ge) und der Sek­ti­on Päd­ia­tri­sche En­do­kri­no­lo­gie und Dia­be­to­lo­gie (Lei­tung: Prof. Dr. Mar­tin Wa­b­itsch) be­treut. Bei Be­darf wer­den Ärzte an­de­rer Fach­rich­tun­gen und Psy­cho­lo­gen hin­zu­ge­zo­gen."

Vorausgesetzt, die Eltern lassen erstmal die "Genitalkorrektur" zu ...

"normales Aussehen beruhigt"Clothilde Leriche (Leiterin Kinderchirurgie)

Dass ein unverstümmeltes Aufwachsen in Würde für betroffene Kinder keinesfalls erfolgen darf, dafür bürgt auch die Anstellung der berüchtigten Serienverstümmlerin Dr. med. Clothilde Leriche als Leiterin der "Sektion Kinderchirurgie" in Ulm (und Co-Verantwortliche des "DSD-Symposiums"), von der Uniklinik als "Intersex-Referenz-Chirurgin in Deutschland" gefeiert (>>> PDF, S. 1) – wohl in Anspielung auf ihren "Leistungsausweis" von 500 Genitalverstümmeungen an "AGS-Mädchen" plus 170 Genitalverstümmelungen an sonstigen "intersex"-Kindern (siehe oben). 

Wie Clothilde Leriche auch auf ihrer >>> persönlichen Internetseite der Uniklinik anführt, ist sie Mitglied beim "Intersex Netzwerk Lübeck" (korrekt: "Netzwerk Intersexualität/DSD").

In diesem Zusammenhang hob Leriche in einer Publikation in >>> "Kinderärztliche Praxis 74 / 2005 (PDF) gemeinsam mit dem Lübecker "Netzwerk-"Verstümmlerkollegen PD Dr. med. Lutz Wünsch betreffend "Genitalkorrekturen" in einem Kasten hervor: 

"Bei Mädchen mit adrenogenitalem Syndrom bei ausgeprägter Klitorishypertrophie wie auch bei Patienten mit 46,XY-Karyotyp und unvollständiger Virilisierung sollte eine Genitalkorrektur früh durchgeführt werden - am besten gegen Ende des ersten Lebensjahres."

Und führte dazu im Text weiter aus:

"Weibliche Genitalkorrektur
Nach unserer Einschätzung sollte [...] eine Genitalkorrektur früh durchgeführt werden, da es Hinweise darauf gibt, daß „normales Aussehen beruhigt“ und die Identifikation mit der eigenen Geschlechtsrolle gefördert wird. Wir favorisieren den Zeitpunkt zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat, gesicherte Daten für eine solche Empfehlung fehlen aber. Ab dem Alter von zwei Jahren sind diese Kinder in Klinik und Praxis schwerer zu führen und zu untersuchen und erleben Behandlungssituationen als sehr traumatisch. [...] Bei der Operation erfolgt eine Verkleinerung des Phallus im Sinne einer Klitorisplastik [...]. Die Glans wird teilreseziert und remodelliert. [...] In gleicher Sitzung erfolgt eine Introitusplastik [...]." 

Dito bezüglich Genitalkorrekturen" bei Hypospadie:

"Männliche Genitalkorrektur
[...] Auch für diese Patienten ist der günstigste Operationszeitpunkt zum Ende des ersten Lebensjahres gegeben. Wir bevorzugen eine Technik, bei der die Begradigung des Penisschaftes, die Neubildung der Harnröhre und die Korrektur der penoskrotalen Transposition in einem einzigen Operationsschritt durchgeführt wird."

Aus einer "Planetopia"-TV-Sendung vom 18.03.2007 ist weiter folgendes denkwürdiges Zitat von Clothilde Leriche überliefert:

"... es ist einfacher ein Kind zu operieren, als es mühsam mit Hilfe von Psychologen in die Gesellschaft als Intersex zu integrieren"

"erhebliche psychosoziale Belastung der Eltern und der Familie" – Martin Wabitsch (Leiter Kinderendokrinologie)

Prof. Dr. med. Martin Wabitsch ist über seine Rolle im Universitätsklinikum Ulm im "Kompetenzbereich Störungen der Geschlechtsdeterminierung und –Differenzierung (DSD)" und als Hauptorgansiator des "DSD-Symposiums" seit langem prominent in Fachgesellschaften vertreten, die seit Jahrzehnten und bis heute systematische kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kindern propagieren und anordnen. Seit 2008 ist er Sprecher bzw. Präsident der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) bzw. deren Nachfolgeorganisation Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED), die für die aktuelle AWMF-Verstümmler-Leitline 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ verantwortlich zeichnet, und für deren Überprüfung Prof. Wabitsch namentlich mitverantwortlich ist.

Diese Leitlinie rechtfertigt unter dem Strich Genitalverstümmelungen und negiert die Menschenrechte der betroffenen Kinder nach dem üblichen Muster:

"Ein uneindeutiges Genitale kann eine erhebliche psychosoziale Belastung der Eltern und der Familie bedeuten [...]. Rechtlich steht letztlich den Eltern die Entscheidung zu."

Betreffend des Zeitpunktes von "Feminisierungsoperation[en] (Vulvaplastik, Klitorisreduktionsplastik, Labienplastik, Vaginalplastik)" bezieht sich die Leitlinie u.a. auf die europäische (bei der Wabitsch ebenfalls Mitglied ist) sowie auf die US-amerikanische KinderendokrinologInnengesellschaft: 

"Das AGS- Konsensusstatement der ESPE und der LWPES empfiehlt eine frühzeitige einzeitige Operation (2. – 6. Lebensmonat) [...]"  

>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Friday, November 2 2012

Intersex: SPD Berlin "lehnt geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab" - will aber konkret nichts dagegen unternehmen ...

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Am Landesparteitag der SPD Berlin standen verschiedene Anträge zu Intersex auf der Traktandenliste (>>> Antragsbuch, PDF). Der sehr gute Antrag 45/II/2012 der Abt. 13 | Pankow forderte etwa konkret und fortschrittlich im Sinne der Betroffenen:

"Die Sozialdemokratische Partei Deutschland spricht sich gegen Geschlechtszuweisende Operationen bei Kindern aus und tritt für ein sofortiges Verbot dieser Operationen ein."

Dieser fortschrittliche und konkrete Antrag wurde jedoch von den Berliner Delegierten nicht gutgeheissen. Angenommen wurde stattdessen der Antrag 44/II/2012 der AG Schwusos Berlin (>>> Beschlussbuch, PDF). Dieser fordert als einzige konkrete Massnahme – Überraschung! – in typisch vereinnahmender Weise:

"Die Bundestagsfraktion wird dazu aufgefordert, sich für die Einführung der Geschlechtskategorie „anderes“ im Personenstandsregister einzusetzen, die es intersexuellen Menschen ermöglicht, sich nicht den Kategorien „weiblich“ oder „männlich“ zuordnen zu müssen.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Auch die Bundeskonferenz AG Lesben und Schwule in der SPD hatte übrigens am 6./7. Oktober 2012 in Leipzig ursprünglich auch über einen zweigeteilten, fortschrittlichen Alternativ-Antrag der Antragskommission beraten, dieser sah vor (>>> Antragsbuch, PDF):

"Daher lehnt die SPD geschlechtszuordnende Operationen im Kindesalter ab.
Dieses Anliegen soll außerdem in das SPD-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013 aufgenommen werden."

Offenbar fand auch dieser konkrete Antrag kein Gehör ...

Kommt dazu, dass die in allen Anträgen verwendete Formulierung "Geschlechtszuweisende Operationen" ebenfalls wenig zielführend ist: Nicht nur entstammt sie der TäterInnensprache und lenkt ab vom eigentlichen Problem medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen an wehrlosen Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (und zwar sämtlicher entsprechenden Eingriffe jenseits allen "Geschlechterbrimboriums", sprich inkl. "Hypospadiekorrekturen" sowie "Klitorisreduktionen" bei AGS/CAH usw.), sondern öffnet weiter menschenrechtlich unhaltbaren "Unterscheidungen" der TäterInnen zwischen "geschlechtszuweisenden" und "geschlechtsvereindeutigenden" Eingriffen Tür und Tor, wie bekanntlich schon die die Ethikrat-Stellungnahme aufzeigte.

Kommt weiter dazu, dass der SPD-dominierte Berliner Senat seit Jahr und Tag die systematischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich leugnet, und dass die Berliner Charité unter der Wache ebendieses SPD-Senates im letzten Jahr das Verstümmlerangebot massiv ausbaute, während die Charité gleichzeitig die Verstümmelungen weiterhin rundheraus abstreitet.

Und nicht zuletzt, dass Betroffene aktuell wegen der Verjährungsfristen keine Chance haben, gegen das ihnen Angetane juristisch vorzugehen, was auch die TäterInnen nur zu genau wissen und schamlos ausnützen.

Meine 2 Cent: Offensichtlich ist der Berliner SPD Schwulen-, Geschlechtsidentitäts- und Genderpolitik weiterhin wichtiger als das Recht auf körperliche Unversehrtheit wehrloser Kinder – womöglich, wei sie von letzterem Anliegen persönlich nicht (mit-)profitieren?

Würde den betreffenden Delegierten selber mal ungefragt kometisch etwas an den eigenen Genitalien rumgeschnippelt, würden sich ihre Prioritäten wohl ziemlich rasch ändern – wetten?!

>>> Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung & Kastration geschützt als Kinder
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen in der Berliner Charité 2012
>>> Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> PD. Dr. Heiko Krude (Charité): Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez (Charité): "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Birgit Köhler (Charité): Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich (Charité) als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Claire Nihoul-Fékété (Charité): Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berliner Senat leugnet "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der Charité  
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael
>>> "Aufarbeitung tut not!" Unis, Klitorisamputationen u. a. "Genitalkorrekturen"
>>> Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut!  

Monday, October 8 2012

Intersex: Baltimore, 1950 - Beginn der systematischen Auslöschung von Zwittern (Lawson Wilkins, John Hopkins University Hospital)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Aufarbeitung tut not! Der verlinkte >>> Scan (WARNUNG!) der S. 238 aus dem Lehrbuch "The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence" (Springfield, 1950) des heute noch weltweit hoch angesehenen und verehrten Pädiaters und Endokrinologen Lawson Wilkins (1894-1963), Professor für Pädiatrie am Johns Hopkins University Hospital (Baltimore), dem "Vater der Pädiatrischen Endokrinologie" und Lehrmeister u.a. von Andrea Prader (Zürich) und Jürgen Bierich (Hamburg / Tübingen), belegt vier Dinge:

1) Die systematische chirurgische und hormonelle Auslöschung von Zwittern war 1950 am Johns Hopkins University Hospital in Baltimore bereits etablierte Praxis.

2) Es war der Pädiater und Endokrinologe Lawson Wilkins, der die systematischen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen bereits 1950 auch über Baltimore hinaus salonfähig machte (und der auch in Baltimore die Intersex-Behandlungen leitete), und NICHT der Sexologe und Psychiater John Money, der erst 5 Jahre später mit seiner "Optimal Gender [!] Policy" (1955) eine "wissenschaftliche" theoretische "Begründung" dafür nachlieferte, aber im Klinikalltag die Behandlungen NICHT leitete (vgl. dazu auch: Alison Redick, "American History XY: The Medical Treatment of Intersex, 1916-1955", Dissertation 2004, S. 238f.)

3) Modell und Ausgangspunkt für die systematischen Verstümmelungen war die "Behandlung" von Kindern mit der Diagnose AGS/CAH, was den Medizynern gelegen kam, um eine "medizinische Dringlichkeit" zu postulieren, da AGS in seinen "schweren Formen" mit Salzverlust ohne umgehende Cortisol-Substitution tatsächlich lebensbedrohlich sein kann. (Die in diesem Fall medizinisch notwendige Cortisol-Substitution bedingt allerdings KEINE zusätzlichen, medizinisch NICHT notwendigen kosmetischen Genitaloperationen, was die Medizyner jedoch bis heute gerne unterschlagen.)

4) Klitorisamputationen und "Hypospadiekorrekturen" sind für die Medizyner austauschbare Eingriffe, je nachdem, welches soziale Geschlecht einem Kind zugewiesen wird; die heutige Behauptung der Medizyner, kosmetische "Hypospadiekorrekturen" seien etwas "ganz anderes" und hätten aber auch rein gar nichts mit kosmetischen "Klitorisreduktionen" gemeinsam, ist sachlich wie historisch unzutreffend und eine reine Schutzbehauptung aus eigennützigen Gründen ("Hypospadiekorrekuren" sind heute die häufigsten und damit auch finanziell lukrativsten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen).

Bild: Legenden zu den 5 Illustrationen. Aus: Lawson Wilkins (1950), "The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence", S. 238

Die mit dem Titel "CONGENITAL ADRENAL HYPERPLASIA–FEMALE PSEUDOHERMAPHRODITISM" überschriebene Seite 238 von Lawson Wilkins' Lehrbuch zeigt in Bild und Text eine Gegenüberstellung von 1 Kind "Normal, Alter 9 Jahre" auf der linken Seite und 4 Kindern im Alter von von 2 Jahren 11 Monaten bis 9 Jahren mit der Diagnose "Adrenogenitales Syndrom (AGS) / Congenital Adrenal Hyperplasia (CAH)" auf der rechten Seite (gekennzeichnet A–D).

Wie der Bildlegende (siehe oben) zu entnehmen ist, sind alle "abnormalen" Kinder ausnahmslos kosmetisch genitaloperiert, und zwar entsprechend ihrer sozialen Zuweisung: Bei den weiblich zugewiesenen wurde eine Klitorisamputation (1x, A) rsp. Klitorisexcisionen (2x, C und D) durchgeführt, beim männlich zugewiesenen Kind "plastische Operationen am hypospadischen Penis" (1x, B). Das 2-jährige Kind (A) hat zudem wohl eine Narbe am Bauch, die darauf schliessen lässt, dass "explorativ" nachgeschaut wurde, ob im Bauchraum Hoden oder Uterus und Eierstöcke vorhanden sind, um dann entsprechend dem Ergebnis die soziale Zuweisung sowie die "Genitalkorrektur" vorzunehmen.

Fazit: Lawson Wilkins' Buch und seine Behandlungen seit spätestens 1950 waren die Blaupause und der Ursprung der heute noch üblichen, systematischen Intersex-Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken; via Zürich (Andrea Prader, ab 1950) und Hamburg/Tübingen (Jürgen Bierich, ab 1958) breitete sich die systematische Praxis dann auch in Europa aus (obwohl die Methode der "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" in Verbindung mit Hormongaben zur "Zwitterbehandlung" als solche in Europa schon vorher etabliert war, vgl. z.B. den NS-Medizyner Hans Christian Naujoks ab 1933/1934).

Die "Chicago Consensus Conference 2005" und als deren Resultat das "DSD Consensus Statement 2006", auf welches sich u.a. auch die aktuelle AWMF-Leitline 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ bezieht, wurden gemeinsam organisiert bzw. herausgegeben von der "Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society (LWPES)" und der "European Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)".

Andrea Prader und Jürgen Bierich waren beide Gründungsmitglieder der "European Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)", und in beider Namen werden heute noch jährlich wissenschaftliche Preise vergeben, nämlich der "Andrea Prader Prize" von der "ESPE" und der "Jürgen Bierich Preis" von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)" (vgl. Offener Brief "ESPE 2012").

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden "Prader-Stadien" ("zu grosse Klitoris") und "Hypospadie-Grade" heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für "DSD" nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / Formular PDF):

Vergrössern: Reinklicken!

Und bis heute drücken sich sämtliche involvierten Universitäten, Kliniken und Fachgesellschaften vor einer angemessenen Aufarbeitung ...

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Intersex-Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Wer sind die Täter? 
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Sunday, September 9 2012

"Verstümmeln ist OK, solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" - Intersex-Vereinnahmungs-1-0-1 mit Dr. Michael Wunder (Deutscher Ethikrat)

Bild: Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

Solidarität mit Zwittern statt Vereinnahmung!In einem >>> Interview auf Deutschlandradio von Arndt Reuning zur >>> Intersex-Stellungnahme des Deutschen Ethikrates gab Ethikratsmitglied und Leiter "AG Intersexualität" Dr. Michael Wunder gleich noch eine bemerkenswerte praktische Anleitung zum Zwittervereinnahmen in 3 einfachen Schritten obendrauf:

1. Streiche immer nur deine eigenen Forderungen nach Gender-, Identitäts- und Personenstandspolitik heraus, nie aber die Anliegen der Betroffenen nach körperlicher Unversehrtheit.

So schwadroniert Michael Wunder auf die 1. Frage nach "zentralen Thesen und Forderungen" in Bezug auf erlebtes "Leid" der Betroffenen konkret ausschliesslich von "Tabuisierung und Zurücksetzung", und bezüglich "konkrete Empfehlungen" führt er als einzige (und selbstverständlich "ganz wichtige") die (Trans-)Gender-Forderung nach Einführung einer "Kategorie 'anderes'" im Personenstandsgesetz an – und redet in der Folge des langen und breiten ausschliesslich nur noch über diese. Check.

2. Wirst du trotz allem konkret auf die Forderungen der Betroffenen nach körperlicher Unversehrtheit angesprochen, negiere und relativiere sie sofort ...

Auf die 2. Frage "Wie sieht es denn aus mit chirurgischen Eingriffen zur Festlegung des Geschlechts, zumindest äußerlich?" stellt Michael Wunder als erstes sofort klar, dass es sich dabei (im Gegensatz zu seinem eigenen LGBT-Identitäts-Anliegen) um eine klar niederrangige Angelegenheit handelt, nämlich um den "natürlich" lediglich "zweiten Entzündungspunkt der Auseinandersetzung" (was bekanntlich historisch falsch ist – vgl. Ethikrat-Statement von Daniela "Nella" Truffer inkl. Quellenangabe [5]).

Als nächstes hält Michael Wunder fest, dass es sich hier um "Vergangenheit" handle (dass Überlebende von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter ein Leben lang und somit auch heute noch an den massiven körperlichen Folgen wie z.B. Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Empfindungsfähigkeit leiden, lässt Wunder "natürlich" aus – ebenso, dass die Verstümmelungen ringsum täglich weitergehen). Stattdessen deutet Michael Wunder die "Empörung" und "Leidbesetztheit" der Überlebenden sogleich dahingehend um, diese würden – statt von körperlichen Beschwerden, von denen Überlebende berichten – vielmehr daher rühren,"in die eine oder andere Rolle hineinoperiert und -gezwungen" worden zu sein (wiederum entsprechend seiner eigenen LGBT-Identitäts-Anliegen). Check.

3. ... und schwenke so schnell wie möglich wieder auf deine eigenen Forderungen nach Gender-, Identitäts- und Personenstandspolitik um.

Anschliessend fokussiert Michael Wunder folgerichtig auschliesslich auf den LGBT-Identitäts-Aspekt und erklärt es kurzerhand für "grundrechtswidrig", "ohne die Einwilligung des Betroffenen einfach eine Entscheidung treffen: Du bist jetzt ein Junge oder du bist jetzt ein Mädchen". In diesem Sinne sollen dann "Operationen, soweit sie geschlechtszuordnend sind" – und nur diese! – künftig "unterlassen"  werden (und nicht etwa verboten oder für seit jeher illegal erklärt).

Von diesen seine LGBT-Identitäts-Anliegen tangierenden und folglich einen "Grundrechtseingriff" darstellenden "geschlechtszuordnenden Operationen" ist laut Michael Wunder als "Ausnahme" streng zu "unterscheiden" ein "Eingriff in den Körper, der aber nicht die Persönlichkeit betrifft, sondern eine Geschlechtsverdeutlichung" [in der Ethikrat-Stellungnahme selbst ist jeweils die Rede von "geschlechtsvereindeutigenden Eingriffen"]. Statistisch gesehen sind Wunders "Ausnahme"-"Verdeutlichungs"-OPs dagegen die Mehrzahl, sprich es soll – wie längst von MedizynerInnen gefordert, vgl. z.B. Westenfelder u.a. im Ethikrat-"Diskurs" – wenn überhaupt, dann nur ein kleiner Bruchteil aller kosmetischen Genital-OPs an Kindern "unterlassen" werden – die VerstümmlerInnen freut's!

Fazit: "Wenn das Geschlecht feststeht" und es "nur" um "zum Beispiel [...] hormonelle Fehlstellungen oder Andersartigkeit im Körper" geht, dann sind laut Michael Wunder auch Genitalverstümmelungen als angeblich "medizinische Eingriffe" durchaus legitim und "sozusagen" erst noch "im Sinne des Kindeswohls", so etwa "Klitorisreduktionen" (Pardon: "operative Angleichung der Genitalien an das Geschlecht", vgl. Ethikrat-Stellungnahme S. 174) bei AGS-Menschen oder "Hypospadiekorrekturen" (vom Ethikrat in den Empfehlungen gar nicht erst angesprochen).

Denn, so Michael Wunder weiter im Interview, um eine "höchstpersönliche Entscheidung" und somit um einen "Grundrechtseingriff" gehe es nur bei den nach seiner Definition "geschlechtszuordnenden Operationen". (Das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit erwähnt Michael Wunder – Überraschung! – wie auch in anderen Interviews gar nicht erst.) Sondern fabuliert stattdessen munter von "einem dritten, einem vierten, einem fünften Geschlecht und so weiter". Und verlegt noch im letzten Satz einmal mehr den Schwerpunkt "sehr differenziert" weg von körperlichen Aspekten (bei Wunder: "nur medizinisch-körperliche Bilder") und dafür hin auf "ganz verschiedene, psychologische und andere Fragestellungen" (3 mal dürft ihr raten ...). Check. 

PS: Dass es sich beim chronischen Zwitter-Vereinnahmer Dr. Michael Wunder um einen "bekennenden Homosexuellen" handelt, ist für ersteres zwar keine Voraussetzung, aber leider allzuoft durchaus symptomatisch:

"Dass sich gerade [Transsexuelle sowie Lesben und Schwule] dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d. h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[sexuell]enbewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt."
(Georg Klauda 2002)

[Nachtrag: Von Michael Wunder gab's inzwischen zumindest einen durchaus positiveren Interviewbeitrag auf dradio, u.a.:

«[...] Michael Wunder, Mitglied im Ethikrat:

"Das Unrecht, das diese Menschen erlebt haben und – ich bedaure das sehr, das sagen zu müssen – bis heute erleben, [...]"

[...] Der Psychologe Michael Wunder hält dagegen, dass Kinder noch immer operiert werden. Verlässliche Zahlen jedoch gibt es nicht.

"Ich erwarte natürlich, um das Mal ganz aktuell zu sagen, von der neuen Bundesregierung, dass in diese Debatte noch mal neu Schwung kommt, weil die Argumente sind alle auf dem Tisch und es fehlt jetzt nicht mehr an Untersuchungen, an wissenschaftlichem Unterbau, jetzt fehlt es an politischer Durchführung."»

Danke!]

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

Ethikrat-Stellungnahme als Freibrief zum Kinderverstümmeln:
>>> Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD")  
>>> Prof. Dr. Wieland Kiess (Dekan Medizinische Fakultät Leipzig)  

>>> Operiertes Kind als "wünschenswerter Regelfall" - Michael Wunder im "Diskurs" (I)
>>> Operiertes Kind als Beispiel für "tolerable Erziehung?" - Michael Wunder (II)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" 

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Verflucht sollt ihr alle sein, denn an euren Händen klebt Kinderblut!
- Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael 

Friday, September 7 2012

Ethikrat guckt Beschneidungs- und Ohrstech-Videos, Zuschauerin fällt in Ohnmacht ... - FAZ 3.9.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Hände weg von Kindergenitalien!... einem anderen Zuschauer wurde ebenfalls schlecht und er musste den Saal verlassen. Vorgeführt hatte die Clips der Arzt und Ethikrat-Mitglied Dr. med. Leo Latasch – um zu zeigen, dass Knabenbeschneidungen wohl nicht ganz so schlimm seien („Wir wissen also gar nicht, ob das Neugeborene nicht auch aus Hunger schreit oder weil es festgehalten wird“), Ohrlochstechen dagegen auch („um zu zeigen, dass auch so etwas schmerzhaft und trotzdem erlaubt ist“).

Meine 2 Cent: Klassisches Eigentor ("Ich nicht - er auch"), PR-Debakel und "Nicht-gerade-ein-Empathiebeweis". Schade, zeigten die MedizynerInnen an der "Intersex"-Anhörung im Ethikrat keine entsprechenden "geschlechtsvereindeutigenden" Filmchen – vielleicht mit einem solchen Knabenbeschneidungsvideo als Kontrast, dies sei ja auch OK (à la die UKE-Dissertation von Dr. med. Hans Martin Wisseler) ...

>>> FAZ-Artikel (mit Video-Links)    (Gefunden via Kommentar auf NetzwerkB)

Tuesday, September 4 2012

"Intersex": Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Kindern

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor dem 'Campus Virchow Klinikum' der 'Charité', 11.11.2011 Friedlicher Protest + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

In einem >>> Offenen Brief an die "Charité Universitätsmedizin" (PDF) belegte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org detailliert konkrete Angebote von kosmetischen Genitaloperationen an "intersexuellen" Kindern in Abteilungen auf dem "Campus Virchow-Klinikum" sowie Aussagen von Charité-MitarbeiterInnen, die ebensolche chirurgischen "Genitalkorrekturen" u.a. in Funk und Presse öffentlich propagieren (vgl. PDF S. 1-2).

In ihrer aus insgesamt 2 Sätzen zum Thema bestehenden >>> Antwort leugnete die "Charité Universitätsmedizin" diese belegten Angebote und Aussagen rundheraus und abschliessend mit folgenden Worten:

"Ihr unhaltbarer pauschaler Vorwurf einer öffentlichen Propagierung medizinisch nicht gerechtfertigter Zwangsmaßnahmen durch Ärztinnen und Ärzte der Charité ist einem sachlichen Diskurs leider nicht zuträglich."

Der andere Satz betreffend der angesprochenen "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern ohne Einwilligung der Betroffenen lautete in seiner Gänze wörtlich:

"Wir möchten Ihnen versichern, dass der Dialog im Sinne einer Behandlungspartnerschaft mit informierten und autonomen Patienten Anspruch der Charité ist." 

Sonst noch Fragen?

>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> Prof Dr. Martin Westenfelder: "Knapp 4.000 Hypospadien, über
        160 Feminisierungsoperationen bei intersexuellen Differenzierungsstörungen"
>>> PD. Dr. Heiko Krude: Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez: "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Med. Birgit Köhler: Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété: Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berliner Senat leugnet "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der Charité  
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

Monday, June 25 2012

"Intersex": "In der Kinderheilkunde ist die Indikation zur Klitorektomie gegeben, wenn bei Mädchen ein übermäßiges Wachstum der Klitoris stattfindet" - Dr. med. Hans Martin Wisseler, Uni Hamburg 1976

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

«Ah, ein Zwitter! Da müssen wir gleich ein paar lebenserhaltende Massnahmen ... öhm ... ABSCHNEIDEN!!!»

Aufarbeitung tut not! Vor genau einem Jahr hatte ETEKAR im Online-Diskurs des Deutschen Ethikrates in 2 Kommentaren vom 24. Juni 2011 um 23:08 und vom 5. Juli 2011 um 22:44 auf die Dissertation von Dr. med. Hans Martin Wisseler "Harnwegsinfektionen nach Klitoridektomien bei Mädchen mit kongenitalem adrenaogenitalem Syndrom (AGS)" hingewiesen, die u.a. belegt, dass 1976 in Hamburg Klitorisamputationen ohne tatsächliche medizinische Indikation immer noch unhinterfragt empfohlen und regelmässig verbrochen wurden.

(Vgl. ebenfalls die Kommentare von Einhorn zu Wisseler auf diesem Blog vom 16.6.09, 13.7.09, 17.9.09 und 14.1.10.)

Im ersten Ethikrat-Kommentar hatte ETEKAR u.a. hervorgehoben, wie Dr. Wisseler in seiner Einleitung die Kliktorisamputationen in der westlichen "Kinderheilkunde" selbst in eine Reihe mit stellt mit "Beschneidung von Mädchen bei afrikanischen Naturvölkern".

Und im 2. Kommentar zusätzlich bemängelt, wie im Ethikrat-Diskurs die grösste Opfergruppe der als Kleinkinder Verstümmelten einmal mehr marginalisiert und ausgeblendet wurde.

Und siehe da: Auch diese beiden Kommentare wurden bald darauf von der Ethikrat-Redaktion wegen angeblichem Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen gelöscht.

Aus aktuellem Anlass deshalb die fragliche Passage aus Hans Martin Wisselers Verstümmler-Disse im Wortlaut:

Aus der Universitäts-Kinderklinik und -Poliklinik
Dir.: Prof. Dr. K.-H. Schäfer)

Harnwegsinfektionen nach Klitorektomien
bei Mädchen mit
kongenitalem adrenogenitalem Syndrom (AGS)

Dissertation
zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin
dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg
vorgelegt von
Hans Martin Wisseler
aus Bad Schwalbach
Hamburg 1976

E I N L E I T U N G

Der Brauch vieler Völker und Religionsgemeinschaften, den männlichen Nachwuchs in einem bestimmten Lebensjahr zu beschneiden, ist weithin bekannt. So ist es in der mohammedanischen und jüdischen Lehre festgelegt, die Knaben kurz nach der Geburt zu beschneiden; bei bestimmten Völkern wird diese Handlung bei Mannbarkeitsfeiern zur Zeit der Pubertät vollzogen.

Weniger bekannt ist die Beschneidung von Mädchen. BRYK (1931) und JENSEN (1933) berichten in ihren Untersuchungen über afrikanische Naturvölker von Circumcisionen oder Incisionen der Klitoris bei heranwachsenden Mädchen. LAMBERT (1956) macht in seiner Arbeit: 'Kikuyu: social and political institutions' den Stellenwert dieser Handlung innerhalb des sozialen Gefüges der Kikuyu, eines im zentralen Hochland von Kenia lebenden Bantu-Stammes, deutlich. In dem Roman 'Die schwarze Haut' von R. RUARK (1974) finden sich anschauliche Darstellungen dieser Zeremonien.

In der Kinderheilkunde ist die Indikation zur Klitorektomie gegeben, wenn im Rahmen von Virilisierungserscheinungen bei Mädchen ein übermäßiges Wachstum der Klitoris stattfindet. Verschiedene Ausmaße der Klitorishypertrophie, von der geringfügigen Vergrößerung bis zur penisartigen Gestalt, werden beim kongenitalen adrenogenitalen Syndrom beobachtet (PRADER 1954).Grössere Version samt Titelei: draufklicken

Dr. med. Hans Martin Wisseler arbeitet heute im MVZ-Seligenstadt als Internist - Rheumatologie und führt die Osteoporosesprechstunde.

Hamburg war seinerzeit neben Zürich das wohl wichtigste Verstümmler-Zentrum zur Durchsetzung der sytematischen Klitorisamputationen an Kindern mit "auffälligen" Genitalien in Europa.

Auch heute noch werden in Hamburg regelmässig wehrlose Kinder chirurgisch genitalverstümmelt, und die Universitäts-Kinderkliniken im UKE und der Altonaer Kinderklinik sind heute noch mit die grössten Verstümmlerkliniken in Hamburg und Umgebung.

Doch die Hamburgische Bürgerschaft schaut weg, befriedigt sich selbst mit Personenstandsblabla und lässt die GenitalabschneiderInnen ungehemmt und ungehindert weiterverstümmeln.

(Auch der Berliner Senat leugnet weiterhin öffentlich und kategorisch die Existenz der täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken. Gleichzeitig spielt sich der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlich als Zwitterbeschützer auf und werden "Intersexuelle" im Bundestag für schwulenpolitische Anliegen dauerverheizt. Ebenso behauptet der Bremer Gesundheitsminister im Parlament unwidersprochen, in Bremen würde seit über 10 Jahren nicht mehr zwangsoperiert.)

Wie lange noch ?!!

>>> "Orgasmusfähigkeit leidet durch Klitorisentfernung nicht" - Prof. Bierich, Hamburg

>>> Hamburg, Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken 
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)   

Thursday, June 21 2012

NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" - Wilhelm Weibel: "Intersex-Typus (Mannweib, Schizoid)" (Lehrbuch Frauenheilkunde, Wien/Berlin 1944) - Paul Mathes, Robert Stigler, Hans Guggisberg, Fritz Lenz, Otto Flößner, Hans Naujoks, Walther Stoeckel u.v.a.m.

>>> Innsbruck 6.–10. Mai 2014: Intersex-Info + Proteste vs. "25th ESPU" + Med. Uni

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet”  (Quelle: Gelöschter Kommentar Nr. 129 von ETEKAR, 24.6.11)

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Aufarbeitung tut not! Am 14.7.11 zensierte der Deutschen Ethikrat in seinem Online"diskurs" obigen mit Quellenanagebe belegten Hinweis auf den im "Lehrbuch der Frauenheilkunde" von Wilhelm Weibel (7. Aufl., Berlin/Wien 1944 S. 647f.) propagierten sog. "intersexuellen Konstitutionstypus":
 

Unzensierte Version: draufklicken (WARNUNG!!!)

Der sog. "Intersexuelle Konstitutionstypus" war eine seit den 1920-er Jahren verbreitete "völkische Diagnose", welche (in Anlehnung an Richard Goldschmidt) Zwitter als "minderwertige Spezies" infolge von "Rassenvermischung" definierte, die angeblich in der "jüdischen Rasse" gehäuft auftrete.

Diese rassistische "Lehre" war auch der theoretische Hintergrund für die verbrecherischen "Experimente" an Zwittern in Auschwitz durch Josef Mengele (1911-1971).

Das Aufkommen der völkischen Diagnose "Intersexueller Konstitutionstypus" in den 1920ern in der Gynäkologie in Österreich als eigenständige "völkische Diagnose", 1924 erstmals publiziert vom österreichischen Gynäkologen Paul Mathes (1871-1923) und dem Schweizer Gynäkologen und Zwangssteriliserer Hans Guggisberg (1880-1977) ("Die Konstitutionstypen des Weibes, insbesondere der intersexuelle Typus", in: Josef Halban, Ludwig Seitz: Biologie und Pathologie des Weibes. Bd.3, 1924) war gleichzeitig die Einführung des Begriffs "Intersex" in die Humanmedizin. Diese rassistische Definition von "Intersex" als "entartet", "krankhaft" und "minderwertig" wurde in der Folge von zahlreichen prominenten NS-Medizinern und "Rassenhygienikern" bis in die 1950er-Jahre propagiert, und wirkt unterschwellig bis ins 21. Jahrhundert fort (vgl. z.B. "Wir wollen in Deutschland keine Mutanten züchten", 2003, "therapeutische" Spätabtreibungen bei "Intersex-Gefahr").

Weitere prominente völkische und NS-Propagandisten dieser rassistischen "Theorie" waren nebst den bereit erwähnten Wilhelm Weibel (Wien, Prag 1876-1945) (--> PDF S. 316 / S. 314 laut Seitennummerierung) und Josef Mengele u.a. der Namensgeber des "Intersexuellen Konstitutionstypus" Paul Mathes (Innsbruck, Wien, Graz 1871-1923), Robert Stigler (Steyr, Wien, Graz, Bern 1878-1975) (PDF 45.3 MB, Jg 1919-1920, S. 6-9, bes. S. 7, = S. 166-9 rsp. 167 Gesamt-PDF), Lothar Gottlieb Tirala (Wien, München 1866-1974), Fritz Lenz (München, Göttingen 1887-1976), Hans Günther (Freiburg i.Br. 1891-1968)  (--> PDF 44 MB S. 274f. / im Buch S. 272f.), Theodor Fritsch (Markkleeberg b. Leipzig 1852-1933) (--> PDF 226 MB S. 33, im Buch S. 31)  Hans Christian Naujoks (Marburg, Köln, Frankfurt a.M. 1892-1959), Arno Schickedanz (Berlin 1892-1945), Otto Herschan (Breslau/Wrocław *1895), Otto Flößner (Berlin 1895-1948) und Walther Stoeckel (Berlin 1871-1961).

Weitere aus dem Ethikrat-"Diskurs" herauszensierte NS-Quellen zu "Intersex" betreffen u.a. Ausführungen zur Eheunfähigkeit (Luise Kimm: “Über Pseudohermaphroditismus masculinus und die Indikationsstellung für die operative Bildung einer künstlichen Vagina”, 1935), Überlegungen zu Häufung von "Intersexualität" unter Juden durch "Bastardisierung und Rassenkreuzung" (Otto Flößner: Rassenphysiologie, in: Johannes Schottky (Hrsg.): "Rasse und Krankheit", 1937, S. 42) und die "biologische Minderwertigkeit" von Hermaphroditen (Hans Christian Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", 1934).

Wilhelm Weibel (Mitte) 1917 als "Lieblingsschüler"
des Wiener Gynäkologen Ernst Wertheim
(links).

Eine historische Aufarbeitung der medizinischen Verbrechen an Zwittern steht in allen deutschsprachigen Ländern nach wie vor aus – sowohl für die NS-Zeit wie auch für die Zeit nach 1950, als die systematischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern überhand nahmen. Obwohl es mittlerweile Ansätze zu einer Aufarbeitung gibt (z.B. in Österreich Überlegungen zur Rückgängigmachung von Straßenbenennungen, etwa bei Robert Stigler in Steyr und Wilhelm Weibel in Wien), und praktisch alle oben Erwähnten eigentlich längst als Nazigrößen, NS-Medizyner und Rassenhygieniker öffentlich bekannt sind, ist ihre Rolle in den systematischen medizinischen Verbrechen an Intersexen bis heute in der Öffentlichkeit kein Thema.

Aktuelle akademische Publikationen aus der Geschlechterforschung, die sich (auch) mit dem Schicksal von "Intersexuellen" im "3. Reich" beschäftigen, behaupten regelmäßig, es hätte unter den Nazis angeblich keine Verfolgung von Zwittern gegeben, und verweisen dabei darauf, es liessen sich keine spezifischen NS-"Zwittergesetze" oder -Erlasse nachweisen (vgl. z.B. die preisekrönte Dissertation von Angela Kolbe: "Intersexualität, Zweigeschlechtlichkeit und Verfassungsrecht"; vgl. weiter den vollständigen Mangel an konkreten Erkenntnissen zu "Inter*geschichte" im Workshop „Lebenssituationen und Repressionen von [...] Intersexuellen im Nationalsozialismus“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld vom 01.02.2013).

Der Mensch oben auf dem Bild bei Weibel hat zudem offenbar eine etwa handbreite frische Operationsnarbe vom Bauchnabel abwärts, wie sie für auch nach dem 2. Welltkrieg verbreitete "chirurgische Explorationen" zur Feststellung der Gonaden (Eierstöcke, Bauchhoden und/oder Mischgewebe) typisch ist.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Welches typische Los Intersex-Menschen, die von prominenten NS-Medizynern als von vornherein "schizoide Abartige" und "Untermenschen" klassifiziert wurden, in Nazi-Deutschland und -Österreich sonst noch drohte – 3x dürft ihr raten!

Kommt noch dazu, dass auch Weibels Handbuch noch 1947 diesbezüglich inhaltlich unverändert neu aufgelegt wurde ...

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

>>> Innsbruck 6.–10. Mai 2014: Intersex-Info + Proteste vs. "25th ESPU" + Med. Uni
>>> IGM in Österreich (1): Wien, Linz, Innsbruck

>>> Intersexe "biologische minderwertig" (Prof. Dr. Hans Christian Naujoks, 1934)

>>>
Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" 
>>> IGMs: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 

Wednesday, June 6 2012

Gießen: Klitorisamputationen und andere chirurgische "Genitalkorrekturen" - Uni-Senat debattiert heute über Aufarbeitung in JLU und UKGM

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> 06.06.2012: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an! 

 

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Seit 60 Jahren werden mit "atypischen" oder "uneindeutigen" Genitalien geborene Kinder systematisch und möglichst früh medizinisch nicht notwendigen Genitaloperationen unterworfen – bis in die 1980er-Jahre wurde dabei eine "zu große Klitoris" rsp. ein "zu kurzer Penis" kurzerhand amputiert. Wie aktuelle offizielle Fallzahlen, Behandlungsangebote und wissenschaftliche Publikationen aus Gießen mehrfach belegen, werden solche kosmetischen "Genitalkorrekturen" an Kindern auch im Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) sowie im Lehrangebot der Justus-Liebig-Universität Gießen heute noch propagiert, angeboten und auch durchgeführt.

 

Aufgrund eines >>> studentischen Antrags (PDF) berät heute der Senat der JLU u.a. über eine Aufarbeitung dieser fragwürdigen Praxis, die Anfang Jahr auch der Deutsche Ethikrat in einer Stellungnahme deutlich kritisierte. >>> Sitzung 6. Juni, TOP 19 (PDF) 

Professoren leugnen "Genitalkorrekturen" - die sie persönlich publizierten

Offensichtlich ist den verantwortlichen Professoren wie auch der UKGM GmbH das erwachte öffentliche Interesse an den umstrittenen, medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen chirurgischen Eingriffen an Kindergenitalien alles andere als genehm – erst recht, nachdem die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org in einem >>> Offenen Brief an UKGM und JLU (PDF, S. 2) offizielle OP-Zahlen aus dem UKGM-Qualitätsbericht sowie "Behandlungs"angebote und -zahlen auf der UKGM-Homepage publik machte.

So hatte sich etwa Prof. Stefan Wudy sich im "Gießener Anzeiger" vom 22.04.2008 öffentlich damit gebrüstet, im UKGM Gießen würden "über 100 Betreute, vorwiegend Kinder und Jugendliche" mit Diagnose Adrenogenitales Syndrom (AGS) behandelt, seit 2000 werde "diese[r] Schwerpunkt kontinuierlich ausgebaut" – als operative Therapie bei AGS empfiehlt die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE)" in ihrer Leitlinie 027/047 bekanntlich unverändert eine chirurgisch-kosmetische "Klitorisreduktionsplastik [...] im ersten Lebensjahr" (Vorstandsmitglied der APE zur Zeit der Publikation: Prof. Stefan Wudy). Ebenso werden kosmetische Genitaloperationen an Kindern bis heute unverändert propagiert in der APE-Leitlinie 027/022 (Mitverfasser: Prof. Stefan Wudy).

Auch ein >>> Beiblatt Genitalstatus (PDF) aus dem UKGM illustriert, dass "Genitalmalformationen" in Gießen durchaus behandelt werden – wie jüngst eine BMBF-geförderte Studie zu Tage förderte, werden Menschen mit "auffälligen" Genitalien in Deutschland unverändert zu 90% im Kindesalter kosmetisch genitaloperiert.

Oder in der Fachzeitschrift "Hormones in Pediatrics" Vol. 74, No. 1, 2010 erschien ein Artikel "Difficulties in Diagnosis and Treatment of 5α-Reductase Type 2 Deficiency in a Newborn with 46,XY DSD", mitverfasst von Prof. Stefan Wudy, darin wird von einer "vermännlichenden" kosmetischen Genitaloperation an einem Kind berichtet ("masculinization operation"). Ein typisches Beispiel für "vermännlichende" Genitaloperationen sind so genannte "Hypospadiekorrekturen", in der offizielle OPS-Systematik "5-645 Plastische Rekonstruktion bei männlicher Hypospadie"genannt. Laut klinikeigenem obligatorischem Qualitätsbericht werden solche "Korrekturen" in Gießen 15 mal pro Jahr durchgeführt.

Doch statt in einen konstruktiven Dialog zu treten, wie dies an vielen anderen Kliniken problemlos möglich war, leugnen die verantwortlichen JLU-Professoren seit Wochen entgegen allen bekanntgewordenen Tatsachen (und ihren eigenen Publikationen!) die kosmetischen Genitaloperationen rundheraus. Und versuchen stattdessen Betroffene von solchen "Korrekturen" im Kindesalter, die eine Aufarbeitung fordern, schamlos zu verunglimpfen und zu diffamieren, so zum Beispiel in einer im April im Senat verlesenen, offiziellen >>> UKGM-Erklärung (PDF).

Aufarbeitung tut not!

Bereits in der Senatssitzung vom 25.04.2012 war das Thema "kosmetische Genitaloperationen im Universitätsklinikum Gießen / Marburg an Kindern und Jugendlichen" auf der Tagesordnung gestanden. Jedoch hatten die (ausser dem Dekan abwesenden) angesprochenen Medizin-Professoren der JLU versucht, mit der an der Sitzung vom Rektor mündlich verlesenen "UKGM-Erklärung" eine eigentliche Debatte zum Thema zu verhindern – wenn auch ohne Erfolg.

An der heutigen Sitzung vom 06.06.2012 stehen das Thema sowie ausdrücklich auch eine Debatte erneut auf der Tagesordnung. Zur Beratung steht dabei u.a. an, ob auch die JLU Gießen eine öffentlich zugänglich zu machende historische Aufarbeitung einschlägiger kosmetischer "Genitalkorrekturen" an Kindern bewirken will. Betroffene fordern schon lange, die bis in die 1980er-Jahre regelmäßig durchgeführten, medizinisch nicht notwendigen Klitorisamputationen an betroffenen Kindern aufzuarbeiten. Bereits im April hatte der Senat der Philipps-Universität Marburg eine solche Aufarbeitung beschlossen. Auch der Justus-Liebig Universität Gießen würde ein solcher Beschluss gut anstehen ...

Wir danken allen ganz herzlich, die sich vor Ort für die Rechte der von uneingewilligten, medizinisch nicht notwendigen Eingriffen bedrohten Kinder einsetzen, speziell dem Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referat im AStA der JLU Gießen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat im AStA der Universität Marburg!

>>> Nachtrag: Senat der JLU Gießen regt einstimmig historische Aufarbeitung an! 

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.04.-06.06.2012
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012

Monday, June 4 2012

Gießen: UKGM-Professoren leugnen kosmetische Genitaloperationen an Kindern und verhöhnen Opfer - Senatsdebatte Mi 6.6.12

Vor dem Universitätsklinikum Gießen, 22.4.12 Friedlicher Protest + Offener Brief Universitätsklinikum Gießen, 22.04.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

In der Senatssitzung vom 25.04.2012 der Justus-Liebig-Universität Gießen war das Thema "kosmetische Genitaloperationen im Universitätsklinikum Gießen / Marburg an Kindern und Jugendlichen" bereits Tagesordnungspunkt. Prompt hatten die (ausser dem Dekan abwesenden) angesprochenen Medizin-Professoren der JLU versucht, mit einer an der Sitzung vom Rektor mündlich verlesenen "Erklärung" eine eigentliche Debatte zum Thema zu verhindern – wenn auch ohne Erfolg.

Der Senat beschloss vielmehr, an der nächsten Sitzung vom kommenden Mittwoch 06.06.2012 das Thema sowie ausdrücklich auch eine Debatte erneut auf die Tagesordnung zu setzen (vgl. TOP 19). Zur Beratung steht dabei u.a. an, ob auch die JLU Gießen eine öffentlich zugänglich zu machende historische Aufarbeitung enschlägiger kosmetischer "Genitalkorrekturen" an Kindern bewirken will. Betroffene fordern schon lange die bis in die 1980er-Jahre regelmäßig durchgeführten, medizinisch nicht notwendigen Klitorisamputationen an betroffenen Kindern aufzuarbeiten.

Mittlerweile liegt die >>> „UKGM‐Erklärung in Abstimmung mit den Professoren Burkhard Brosig, Winfried Padberg, Hans‐Rudolf Tinneberg, Wolfgang Weidner, Stefan Wudy und Klaus-Peter Zimmer zur Demonstration der Initiative 'Zwischengeschlecht' am 22. April 2012 in Gießen“ (PDF) auch schriftlich vor.

Die UKGM-Mediziner und JLU-Professoren leugnen darin jegliche kosmetische Genitaloperationen an Minderjährigen pauschal und rundheraus – entgegen der im >>> Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 22.04.2012 angesprochenen Faktenlage (belegt u.a. durch OP-Zahlen aus dem UKGM-Qualitätsbericht sowie "Behandlungs"angebote und -zahlen auf der UKGM-Homepage), wonach medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Minderjährigen Operationen auch am Standort Gießen des UKGM nach wie vor angeboten, durchgeführt und in Publikationen für Kleinkinder "im ersten Lebensjahr" propagiert werden – allen schönen Dementis zum Trotz..

Die im UKGM für diese Eingriffe an Kindern verantwortlichen Professoren scheuten in der "Erklärung" weiter auch nicht davor zurück, Überlebende medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen, die sich über das ihnen angetane Unrecht beklagen und Aufarbeitung fordern, als "unsachliche und unsensible", angeblich von allen Betroffenenorganisationen ausgegrenzte Einzelfälle zu diffamieren – auch hier ohne jegliche Belege und entgegen der bekannten Faktenlage.

Der (mit Belegen versehene) studentische Antrag S-12-05-061T zur kommenden Senatssitzung vom 06.06.2012 hält dazu ebenfalls fest:

"Auch für weitere pauschale Behauptungen, etwa dass der Offene Brief „nicht zwischen den verschiedenen Formen von DSD [differenzieren]“ würde und dass „[v]iele Menschen mit DSD und ihre Familien […] sich von dieser Interessengruppe [distanzieren]“ würden, vermag die „Erklärung“ keine Belege beizubringen. Demgegenüber stehen öffentliche Stellungnahmen von Betroffenen- wie Menschenrechtsorganisationen, dass die Menschenrechte und insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit, welche kosmetische Genitaloperationen an Kindern untersagen, unteilbar sind und nicht je nach Diagnose und Ermessen von Dritten eigenmächtig suspendiert werden dürfen. (13) Ebenso fordern  deutschsprachige Betroffenenvertretungen unmissverständlich ein Verbot kosmetischer Genitaloperationen an Kindern beziehungsweise eine Beschränkung des Rechts der Eltern, im Namen ihrer Kinder kosmetischen Genitaloperationen zuzustimmen, und verurteilen diese Eingriffe als „Genitalverstümmelung“. (14)"

Dieser Blog dankt allen Beteiligten ganz herzlich, speziell dem Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referat im AStA der JLU Gießen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat im AStA der Universität Marburg!

Fortsetzung folgt ...

>>> Marburg + Gießen: Proteste + Info + Senatstermine 15.-25.04.2012
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Offener Brief an JLU und UKGM Giessen, 22.04.2012
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 

- page 5 of 13 -