Die Mediziner

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Monday, May 28 2012

"Abb. 679. Penisartige Vergrößerung der Clitoris bei angeborenem adrenogenitalen Syndrom. (7jähriges Mädchen.) a) Vor, b) nach Exstirpation der Clitoris." - Max Grob: "Lehrbuch der Kinderchirurgie", 1957 (3)

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>>> "Aufarbeitung tut not!" - Offener Brief 10.05.2012 
>>> "Die Amputation der Clitoris ist sicher gerechtfertigt" - Kinderspital Zürich 1957 (1)
>>> "Wir belassen gewöhnlich einen ganz kurzen Clitorisstumpf" - Kispi Zürich 1957 (2)

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

>>> WARNUNG!!! Scan S. 587 Lehrbuch 

Meine 2 Cent: Die wenigsten Menschen wissen, dass in westlichen Kinderkliniken "Klitorisamputationen" an Kindern mit "auffälligen" Genitalien z.T. bis in die 1980er-Jahre zum (kaum je hinterfragten) Standard gehörten – beispielsweise an der Universität Bern wurde "Amputation der Klitoris" noch in einem Lehrbuch von 1975 empfohlen (Marcel Bettex, François Kuffer, Alois Schärli: "Wesentliches über die Kindrchirurgie", S. 255). Die von Max Grob oben beschriebene "Amputation mit Stumpfbildung" war eine verbreitete Technik, die etwa der NS-Mediziner Prof. Dr. Hans Naujoks bereits 1933-1934 in Publikationen beschrieben hatte. Andere ÄrztInnen war noch das zu wenig, sie beharrten – wie z.B. in einer Kölner Dissertation von 1967 – ihrerseits: "Die Clitoris muss exstirpiert werden, da nach Amputation die Erektion des Stumpfes störende Sensationen bewirkt" (Manutschehr Mohtaschemi: "Adrenogenitales Syndrom (AGS) und Salzverlustsyndrom (SVS). 15 Beobachtungen in der Univesritäts-Kinderklinik Köln von 1944 bis 1966", S. 83, vgl. dazu weiter z.B. Prof. Jürgen W. Bierich).

Mittlerweile wird eine "zu grosse" Klitoris in westlichen Kinderkliniken statt kurzerhand amputiert in der Regel mit einer "Reduktionsplastik" sog. "nervschonend verkürzt" – obwohl sowohl Betroffene wie auch medizinische Studien immer wieder darauf hinweisen, dass auch mit dieser Operationsmethode das sexuelle Empfinden keinesfalls erhalten, sondern ebenfalls oft stark beinträchtigt oder gänzlich zerstört wird. Trotzdem – und obwohl es nach wie vor keine Evidenz dafür gibt, dass die Betrofenen letztlich Vorteile von diesen "Korrekturen" hätten – beharren die meisten ChirurgInnen unbeirrbar darauf, "noch etwas weiter zu experimentieren".

Prof. Dr. Max Grob, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich 1939-71, erster Schweizer Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie, unter Bezug auf Prof. Dr. Andrea Prader, Kispi-Direktor 1962-86, und dessen 1954 etablierte „Praderstufen“, die heute noch weltweit verwendet werden um eine Klitoris als „zu gross“ und damit „korrekturwürdig“ einzustufen.

Max Grobs „Lehrbuch der Kinderchirurgie“ (Stuttgart: Thieme, 1957; unter Mitwirkung von Dr. Margrit Stockmann, Spezialärztin für Kinderchirurgie, Luzern, und Dr. Marcel Bettex, Chirurgischer Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik Zürich, später Professor und Direktor der Chirurgischen Universitäts-Kinderklinik Inselspital Bern), wurde weltweit rezipiert und laut "Forschungsmagazin Nr. 3 / 2009" des Kinderspitals Zürich (S. 19) in sechs Sprachen übersetzt.

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Monday, May 7 2012

"Wir belassen gewöhnlich einen ganz kurzen Clitorisstumpf" - Max Grob: "Lehrbuch der Kinderchirurgie", 1957 (2)

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>>> WARNUNG!!! Scan S. 587 Lehrbuch

"Operative Korrektur des äußern Genitale: Beim Pseudohermaphroditismus femininus drängt sich eine operative Korrektur des äußern Genitale, d. h. die Entfernung der vergrößerten Clitoris und die Freilegung der Vaginalöffnung bei den beschriebenen Formentypen II-IV ["Praderstufen"], auf. [...]

Technik: Die Haut des Clitorisschaftes wird unmittelbar vor der Symphyse zirkulär umschnitten. Nach Freilegung der Corpora cavernosa werden diese an der Symphyse mit einem Kocher abgeklemmt und distal davon quer durchtrennt. Wir belassen gewöhnlich einen ganz kurzen Clitorisstumpf, der zur Blutstillung mit einer Durchstechungsligatur versorgt und mit der überschüssigen Clitorishaut gedeckt wird (Abb. 679)." (S. 587)

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Meine 2 Cent: Die wenigsten Menschen wissen, dass in westlichen Kinderkliniken "Klitorisamputationen" an Kindern mit "auffälligen" Genitalien z.T. bis in die 1980er-Jahre zum (kaum je hinterfragten) Standard gehörten – beispielsweise an der Universität Bern wurde "Amputation der Klitoris" noch in einem Lehrbuch von 1975 empfohlen. Die von Max Grob oben beschriebene "Amputation mit Stumpfbildung" war eine verbreitete Technik, die etwa der NS-Mediziner Prof. Dr. Hans Naujoks bereits 1933-1934 in Publikationen beschrieben hatte. Andere ÄrztInnen war noch das zu wenig, sie beharrten – wie z.B. in einer Kölner Dissertation von 1967 – ihrerseits: "Die Clitoris muss exstirpiert werden, da nach Amputation die Erektion des Stumpfes störende Sensationen bewirkt." Mittlerweile wird eine "zu grosse" Klitoris in westlichen Kinderkliniken statt kurzerhand amputiert in der Regel mit einer "Reduktionsplastik" sog. "nervschonend verkürzt" – obwohl sowohl Betroffene wie auch medizinische Studien immer wieder darauf hinweisen, dass auch mit dieser Operationsmethode das sexuelle Empfinden keinesfalls erhalten, sondern ebenfalls oft stark beinträchtigt oder gänzlich zerstört wird. Trotzdem – und obwohl es nach wie vor keine Evidenz dafür gibt, dass die Betrofenen letztlich Vorteile von diesen "Korrekturen" hätten – beharren die meisten ChirurgInnen unbeirrbar darauf, "noch etwas weiter zu experimentieren".

Prof. Dr. Max Grob, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich 1939-71, erster Schweizer Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie, unter Bezug auf Prof. Dr. Andrea Prader, Kispi-Direktor 1962-86, und dessen 1954 etablierte „Praderstufen“, die heute noch weltweit verwendet werden um eine Klitoris als „zu gross“ und damit „korrekturwürdig“ einzustufen.

Max Grobs „Lehrbuch der Kinderchirurgie“ (Stuttgart: Thieme, 1957; unter Mitwirkung von Dr. Margrit Stockmann, Spezialärztin für Kinderchirurgie, Luzern, und Dr. Marcel Bettex, Chirurgischer Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik Zürich, später Professor und Direktor der Chirurgischen Universitäts-Kinderklinik Inselspital Bern), wurde weltweit rezipiert und laut "Forschungsmagazin Nr. 3 / 2009" des Kinderspitals Zürich (S. 19) in sechs Sprachen übersetzt.

>>> "Die Amputation der Clitoris ist sicher gerechtfertigt" - Kinderspital Zürich 1957 (1)
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>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Friday, May 4 2012

"Die Amputation der Clitoris ist sicher gerechtfertigt" - Max Grob: "Lehrbuch der Kinderchirurgie", 1957 (1)

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>>> WARNUNG!!! Scan S. 587 Lehrbuch

"Operative Korrektur des äußern Genitale: [...] Die Amputation der Clitoris, die durch ihre Größe und Erektion störend wirkt und diesen Mädchen beim Umkleiden, Baden usw. Verlegenheiten bereiten kann, ist sicher gerechtfertigt und wird nicht nur von den meisten Eltern, sondern – wie wir selbst erfahren haben – auch von solchen Patienten im Erwachsenenalter dringend gefordert. Die Clitorisamputation und die Freilegung der Vagina können in der gleichen Sitzung durchgeführt werden." (S. 587)

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

 Meine 2 Cent: Etwas vom schockierendsten an diesem Zitat ist, wie – trotz mittlerweile zahllosen Zeugnissen erwachsener Betroffener über die Schädlichkeit solcher Eingriffe – nach genau der gleichen "Logik" ("Verlegenheit beim Umkleiden", Eltern wollen unbedingt OPs, einige Erwachsene später auch) heute noch überall wehrlosen Kindern systematisch angeblich "nervschonende Klitorisreduktionsplastiken" und andere kosmetische "Genitalkorrekturen" aufgezwungen werden – bis heute ohne medizinische Notwendigkeit und ohne auch nur einen Hauch von wissenschaftlicher Evidenz, dass diese irreversiblen Operationen für die betroffenen Kinder tatsächlich vorteilhaft wären!

Prof. Dr. Max Grob, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich 1939-71, erster Schweizer Lehrstuhlinhaber für Kinderchirurgie, unter Bezug auf Prof. Dr. Andrea Prader, Kispi-Direktor 1962-86, und dessen 1954 etablierte „Praderstufen“, die heute noch weltweit verwendet werden um eine Klitoris als „zu gross“ und damit „korrekturwürdig“ einzustufen.

Max Grobs „Lehrbuch der Kinderchirurgie“ (Stuttgart: Thieme, 1957; unter Mitwirkung von Dr. Margrit Stockmann, Spezialärztin für Kinderchirurgie, Luzern, und Dr. Marcel Bettex, Chirurgischer Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik Zürich, später Professor und Direktor der Chirurgischen Universitäts-Kinderklinik Inselspital Bern), wurde weltweit rezipiert und laut "Forschungsmagazin Nr. 3 / 2009" des Kinderspitals Zürich (S. 19) in sechs Sprachen übersetzt.

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>>> "7jähriges Mädchen. a) Vor, b) nach Exstirpation der Clitoris." - Kinderspital ZH 1957 (3)
>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Aufarbeitung tut not! Kosmetische "Genitalkorrekturen" im Uni-Kinderspital ZH 

Monday, April 23 2012

Was sind Zwitter? Wieviele gibt es? Was wollen sie?

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ZWITTERBEWEGUNG:
GESCHICHTE & GEGENWART
Infoabend Marburg 23.04.2012

Webversion mit zusätzlichen Quellenlinks, 59 Folien

cc Markus Bauer / Zwischengeschlecht.org

>>> Download (PDF, 3.3 MB) 


>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe

Sunday, April 22 2012

UKGM Gießen: "Behandlungshäufigkeit für Operative Korrektur bei männlicher Hypospadie"

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Ausgeliefert!

Von wegen "keine solchen Operationen bei uns im Hause" im Standort Gießen des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM): Wie eine Rechereche in der "Weissen Liste" belegt, deren Statistiken auf den obligatorischen klinikeigenen Qualitätsberichten beruhen, lügt das UKGM Gießen offensichtlich wie gedruckt.

Nachfolgend die aktuellen Zahlen aus dem UKGM zu chirurgischen "Hypospadiekorrekturen":

Behandlungshäufigkeit für Operative Korrektur einer unteren Harnröhrenspaltung beim Mann
5-645 Plastische Rekonstruktion bei männlicher Hypospadie
Krankenhaus:     Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen
Fachabteilung:     Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie
Code     Bezeichnung     Häufigkeit
5-645.1     Schaftaufrichtung und Chordektomie     1
5-645.20     Mit Präputialhaut     11
5-645.22     Transplantation von Mundschleimhaut     1
5-645.2x     Sonstige     1
5-645.3     Sekundärer Eingriff     1
Quelle: weisse-liste.de

Im Offenen Brief, den wir im Rahmen der Proteste heute Nachmittag vor dem Klinikum den Verantwortlichen des UKGM persönlich überreichen, wird Zwischengeschlecht.org weitere Quellen für Angebote von kosmetischen Genitaloperationen auch an Kindern und Jugendlichen im und aus dem UKGM Gießen dokumentieren – ebenso wie Klagen Betroffener solcher Eingriffe sowie Bedenken von Sachverständigen, Ethikkommissionen und internationalen Menschenrechtsorganisationen.

>>> Berichte von Betroffenen zu "Hypospadiekorrekturen"
• Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom"
• Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"  
• Erfahrungsberichte: "Sehr taube Eichel nach Op" vs. "unbehandelt gut leben"

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Einige typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
UKGM leugnet Verstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich ...
>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Friday, April 20 2012

Hypospadie (unoperiert): "Beschwerden liegen fast nie vor, auch die Harnentleerung bereitet nur in Ausnahmefällen Probleme" - "Therapie: Korrektur zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat" - Uniklinik Jena

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

[ "Hypospadie" = wenn der Harnröhrenausgang nicht an der Penisspitze liegt, sondern etwas bis deutlich weiter unten – laut "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis" (2008) bei mind. jedem 200. Jungen. ]

Obige 2 Zitate im Titel stammen aus dem offiziellen Internetauftritt der Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Jena, und finden sich wortwörtlich auch auf der Homepage der Asklepios-Kinderklinik St. Augustin – an beiden Orten auch 2013 unverändert.

Nach dem 1. Zitat von wegen im unoperierten Zustand "Beschwerden fast nie" und dito Probleme beim Wasser lassen "nur im Ausnahmefall" legen beide Kliniken unter "Symptome" nochmal eins drauf:

"Die [sic] frühere Glaube, erwachsene Männer mit oder nach Hypospadie seien unfruchtbar, ist falsch."

(Bei Asklepios steht statt "Glaube": "Die frühere Annahme".)

OK: Keine Beschwerden, keine Einschränkung der Fruchtbarkeit – der Fall scheint klar.

Doch wer nun dachte, nach diesem Eingeständis, dass bei "Hypospadie" für invasive Eingriffe offensichtlich keine medizinische Notwendigkeit vorliegt, würden die beiden Kliniken besorgten Eltern als nächstes empfehlen, mit einer reichlich komplikationsträchtigen kosmetischen "Genitalkorrektur" erstmal abzuwarten, ob der betroffene Mensch das später überhaupt will – hat die Rechnung allerdings ohne die Genitalabschneider und Zwangsoperateure gemacht ...

Die behaupten im nächsten Satz einfach schlankweg:

"Wir wissen heute, dass bei zu später oder gar nicht erfolgter Operation ein "Minderwertigkeitsgefühl" des Mannes vorliegt und er weit seltener Geschlechtsverkehr hat. Dieses erklärt die geringere Zahl an Vaterschaften."

Eine Quelle für diese "neue" Annahme rsp. diesen "neuen" Glauben bleiben beide Kinderkliniken wenig überraschend schuldig. Dass es dafür ebensowenig Evidenz gibt wie für den alten Glauben, werden sie den meist überforderten Eltern ebenfalls kaum auf die Nase binden. Ebenso, dass Zeugnisse Betroffener klar eine andere Sprache sprechen.

Stattdessen propagieren beide Kliniken einfach stur weiter medizinisch nicht notwendige kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern "auf Teufel komm raus"
(Claudia Wiesemann) – aus "psychologischen Gründen":

Therapie

Die Therapie sollte zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat erfolgen. Bei späteren Eingriffen kann bereits das Selbstwertgefühl der Männer leiden.

Es existieren eine Vielzahl von Operationsmethoden, letztlich immer mit dem Ziel der Harnröhrenverlagerung zur Penisspitze.

Sonst noch Fragen?

Öhm, eigentlich ja: Wie lange noch?!

>>> "Sehr taube Eichel": Erfahrungsberichte zu "Hypospadiekorrekturen"
>>> Hypospadie: "Kindheit voller Schmerz, Operationen und Isolation" (Tiger Devore)
>>>
Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch

Monday, April 16 2012

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen in Marburg? Aber wir doch nicht!

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>>> UKGM leugnet Verstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich ...

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) In einem Artikel in der Oberhessischen Presse vom 14.4.12 stritten ein Kinderchirurg und eine Sprecherin des Unveritätsklinikums Marburg die Durchführung von kosmetischen Genitaloperationen rundheraus und pauschal ab (genauer Wortlaut siehe untenstehend).

Meine 2 Cent:

Ein Dementi von Seiten der Medizyner wie im vorliegenden Fall ist realistischerweise schon mal ein guter Anfang.

Vor allem, wenn das Dementi derart platt ausfällt wie vorliegend: Die Behauptung, "[i]n der Marburger Kinderklinik habe es bislang keine kosmetischen Genitaloperationen gegeben", ausser natürlich "Operationen an Kindern etwa an der Harnröhre […], wenn sie medizinisch notwendig sind und das Geschlecht bereits eindeutig fest steht", lässt sich etwa leicht widerlegen – genau so steht's verräterischerweise nämlich auch in der berüchtigten AWMF-Leitlinie 006/026 "Hypospadie" (PDF) (Evidenzstufe 1 = niedrigste), herausgegeben von der "Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)", die – Überraschung! – unter "Indikation" ausdrücklich festhält:

"Indiziert ist die Korrektur […] bei distalen [= häufigsten] Formen auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen."

"Hypospadiekorrekturen" werden aktuell im Universitätsklinikum Marburg gleich doppelt angeboten, nämlich – wie im Offenen Brief dokumentiert – in der Kinderurologie ebenso wie in der Neugeborenenchirurgie, plus noch einmal im Akademischen Lehrkrankenhhaus der Philipps-Universität Marburg in Fulda. Aber bestimmt werden diese kosmetischen Eingriffe für "unvollständige Knaben" dort überall nur angeboten, aber bei konkreter Nachfrage dann jedoch keinesfalls ausgeführt …

Ebenso hat wohl der (inzwischen nach Aachen weitergezogene) Chef-Urologe Prof. Dr. Axel Heidenreich während seiner Marburger Zeit nur so zum Spaß und ausschließlich theoretisch bei der sehr üblen AWMF-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" mitgewirkt, die unter anderem fordert:

"Aus psychologischen Gründen sollte die kosmetische Korrektur des äußeren Genitale so früh wie möglich erfolgen, in der Regel innerhalb der ersten 6 Lebensmonate. Dabei wird das Schwellkörpergewebe der hypertrophierten Klitoris entfernt, das Gefäßnervenbündel und die Glans erhalten, um eine, vom Aspekt normale, sensible Klitoris zu bilden. Die kleinen Labien können aus der überschüssigen Haut der zuvor hypertrophierten Klitoris gebildet werden. […]

Hoden sollten, wenn möglich, in das Skrotum verlagert werden, ansonsten wegen des erhöhten Entartungsrisikos entfernt werden. Die weiteren Korrekturen richten sich nach den Gegebenheiten, beispielsweise kann ein Harnröhrenaufbau notwendig sein, wobei hier die Techniken wie bei Hypospadiekorrektur anzuwenden sind. Hat man sich von der Stimulierbarkeit des Peniswachstums überzeugt, sollten alle weiteren Korrekturen zu einem entsprechend frühen Zeitpunkt durchgeführt werden. […]

Alle Überlegungen zur Korrektur des intersexuellen Genitale beruhen bisher auf einem Konsens zwischen den beteiligten Medizinern und den Eltern. Aktuell werden gerade in Selbsthilfe-Gruppen Stimmen erwachsener Betroffener laut, die ein Hinauszögern der Entscheidung für die Geschlechtszugehörigkeit fordern. Die Betroffenen sollen so alt sein, daß sie selbst entscheiden können. Ein Leben als "Zwitter" bis zur Pubertät scheint aber psychologisch nicht weniger problematisch. […]"

Auch diese selbstverständlich ausschließlich und streng rein medizinisch notwendigen "Korrekturen" wurden in Marburg offenbar nur theoretisch abgesegnet, keinesfalls aber je praktiziert – ein Schelm, wer Böses dabei denkt … (Mehr zum angeblich pauschal "erhöhten Entartungsrisiko" von Bauchhoden siehe hier.)

Auch der seinerzeitige Marburger Oberarzt und Professor Dr. Hans Naujoks, von dem der Ethikrat bekanntlich verlauten ließ: "Als gesichert kann hingegen gelten, dass Hans Naujoks seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen vorgenommen hat", kann getrost beiseite gelassen werden – schließlich operierte Naujoks in der Universitäts-Frauenklinik an minderjährigen Hermaphroditen, und nicht in der Kinderklinik.

Somit ist klar: In Marburg hat es an der Universitätsklinik bisher weder kosmetische Genitaloperationen an Kindern oder Jugendlichen gegeben, noch wird es dies jemals: "'Ganz klar, nein', sagt der Marburger Kinderchirurg Dr. Micha Bahr im Gespräch mit der OP." Und: "Auch Christine Bode, Pressesprecherin des UKGM, erklärte für das Klinikum, dass in Marburg und Gießen keine Kinder kosmetisch umoperiert werden." Was zu beweisen war, etc. pp.

Und nach all diesen "überzeugenden" Dementis wäre es nun vielleicht langsam an der Zeit, mal etwas genauer zu diskutieren, warum eigentlich "ästhetisch-psychologische Gründe" eben keine zwingend medizinischen Notwendigkeiten darstellen.

Und warum Überlebende solcher irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter seit bald zwei Jahrzehnten öffentlich dagegen protestieren und diese Eingriffe als "immens schädlich", menschenrechtswidrig und als "westliche Genitalverstümmelung" denunzieren.

Und dann könnte das Universitätsklinikum Marburg und die Philipps-Universität sich mal daran machen – wie im Antrag an den Senat gefordert – den Umfang, das Ausmaß und die Dauer der in Marburg praktizierten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern aufzuarbeiten.

Damit es vielleicht dereinst einmal zu einer gesellschaftlichen Aussöhnung über "eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" (Apotheken-Umschau, 1.6.11) kommen kann.

Immer schön einen Schritt nach dem anderen.

Auch wenn es für den einen oder anderen Medizyner oder sonstige Offiziellen nicht nur am Universitätsklinikum Marburg dazu wohl erst noch etwas mehr öffentlichen Druck braucht …

>>> UKGM leugnet Verstümmelungen - Kinderchirurg verplappert sich ...

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> Kosmetische Genitaloperationen: Einige typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Wednesday, April 11 2012

Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Fehlende Einsicht der Täter - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)

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>>>  NEK-CNE: Anhörungen 2011-2012      >>> Redebeitrag zur Anhörung vom 15.12.11

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Als Reaktion auf 2 von Zwischengeschlecht.org initiierte parlamentarische Vorstöße führt aktuell die schweizerische Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) im Auftrag des Bundesrates nicht-öffentliche Anhörungen zum Thema "Intersexualität/DSD" durch. In einer schriftlichen Vorab-Stellungnahme hob Zwischengeschlecht.org aus der Perspektive von Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter zentrale Fakten heraus.

Die im nachfolgend dokumentierten Ausschnitt belegten Zahlen stammen aus internationalen Erhebungen und repräsentieren die aktuelle Situation auch in Deutschland und Österreich. Die Zitate unbeirrbarer TäterInnen beschränken sich zwar auf die Schweiz, vergleichbare Äußerungen finden sich jedoch aus allen Ländern, in denen weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt werden. Weitere Teile der Stellungnahme werden in loser Folge erscheinen.  

 
Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE)

Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org, 8.12.2011:

Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen (Intersexualität/DSD)

Anhang 5: Fehlende Einsicht der Behandler

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst 90% aller Betroffenen als Kinder und Jugendliche durchschnittlich mehrfach operiert:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)

Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung) Quelle: Martina Jürgensen: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität: Zentrale Ergebnisse", Vortrag 27.05.2009, Folie 6.

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst Eltern zu 90% ausschliesslich von Endokrinologen und Kinderchirurgen beraten und betreut. Werden überhaupt Psychologen und Sozialpädagogen hinzugezogen, so spielen sie im "multiprofessionellen Team" höchstens eine Nebenrolle.
Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements", Vortrag APE 2006, Folie 16.

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst 50% der betroffenen Kinder nicht oder nur unzureichend aufgeklärt:

"Die Hälfte aller Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, bei denen regelmäßige ärztliche Kontrollen durchgeführt werden, ist nicht über die konkreten Gründe dafür aufgeklärt."
Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung)
Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz. Januar 2005 bis Dezember 2007, 2008, S. 32
http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

Bis heute werden nach Erhebungen der Behandler selbst rund 20% der betroffenen Jugendlichen nicht oder nur unzureichend aufgeklärt:

"82% der Jugendlichen kennen die genauen Gründe der regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen und 3/4 der Jugendlichen mit uneindeutigem Genitalbefund wissen, dass die bei ihnen die Geschlechtsorgane anders aussehen oder ausgesehen haben als es gewöhnlich der Fall ist."
Lübecker Studie (mit Schweizer Beteiligung)
Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz. Januar 2005 bis Dezember 2007, 2008, S. 32
http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

Eine beliebte Ausflucht der Behandler besteht darin, gebetsmühlenartig das Fehlen von Langzeitstudien zu beklagen und gleichzeitig unkontrolliert weiter zu operieren.
Howard Devore: "Endless Calls for 'More Research' as Harmful Interventions Continue". In: Hermaphrodites With Attitude, Fall/Winter 1996, S. 3 [PDF].

Eine weitere beliebte Ausflucht der Behandler besteht darin, als Reaktion auf Kritik die Definition von "Intersexualität" nach Bedarf zu verengen, um die Zwangsbehandlungen öffentlich abzustreiten:

Prof. Dr. Primus Mullis, Abteilungsleiter für pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, behauptet zunächst: "Hier werden keine Zwangsoperationen durchgeführt", um darauf sogleich als "Ausnahme in kosmetischer Hinsicht" diejenigen "Mädchen" zu nennen, die mit dem so genannten adrenogenitalen Syndrom geboren werden: "Die oft vergrösserte Klitoris werde wegen des sozialen Stigmas verkleinert." Bezeichnenderweise handelt es sich bei der "Ausnahme" AGS-"Mädchen" um die zahlenmässig grösste "Patientengruppe" für "Klitorisreduktionen".
Pascale Hofmeier: "Frauen, Männer und Intersexuelle". Der Bund, 15.11.2008

Trotz aller Ausflüchte bleiben gemäss öffentlichen Aussagen der Behandler die kosmetischen Genitaloperationen weiterhin die Regel:

Prof. Dr. Zacharias Zachariou, seinerzeitiger Direktor der Kinderchirurgie am Inselspital Bern, betont, dass es wichtig sei, "möglichst in den ersten zwei Jahren nach der Geburt zu einer Entscheidung zu kommen", sprich zu einer geschlechtsangleichenden Operation, was "für die Identität des Kindes [...] sehr wichtig" sei.
Lena Stallmach: "Das dritte Geschlecht". NZZ am Sonntag, 13.7.2008

"Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächst unter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht auch einmal sein zu lassen [...]»."
Christoph Keller: "Die Frau, die nie ein Mann war". Das Magazin, Nr. 36/2007, 7.9.2007

Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt und Präsident SAMW-Ethikkommission:
«Wenn die Eltern ein intersexuelles Kind nicht annehmen können, dann kann es für das Wohl des Kindes besser sein, zu operieren.»
"Christian Kind sieht das pragmatisch: «Es ist mir lieber, wir behandeln die Kinder hier, als dass die Eltern in den Osten fahren und die Operation dort vornehmen lassen.»"
St. Galler Tagblatt und Regionalausgaben 11.02.2011, http://www.thurgauerzeitung.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/art120094,1686613

Trotz der Jahrzehnte langen Klagen Betroffener und der durch Studien erhärteten hohen Behandlungsunzufriedenheit werden Betroffene, die es wagen, die Zwangsbehandlungen öffentlich zu kritisieren, von Behandelnden als Einzelfälle diffamiert. Und erst auf öffentlichen Druck Dritter werden allenfalls verbale Zugeständnisse gemacht, denen in der Regel jedoch keine Taten folgen:

Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt und Präsident SAMW-Ethikkommission:
"Es scheint uns eher, dass es sich um Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe zu handeln scheint und sich auch auf etwas Vergangenes bezieht."
"Die zentrale Ethikkommission der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften macht in der Tat Richtlinien zu ethischen Problemen, die, so wie wir das empfinden, für die Ärzteschaft von Wichtigkeit und von Belang sind, und richten uns dabei eigentlich nach dem, was wir für Signale aus der Ärzteschaft und aus der Öffentlichkeit bekommen. Und da muss ich Ihnen sagen, dass in unserer Wahrnehmung bis jetzt das Problem der Störung der Geschlechtsentwicklung nicht als so brennend und mit einem grossen Handlungsbedarf behaftet gesehen wird."
"Wo dass der Handlungsbedarf besteht, dass kann auch unterschiedlich empfunden werden und gibt es wahrscheinlich kaum objektive Massstäbe dafür, was jetzt da richtig ist, aber ich werde das zum Anlass nehmen, das etwas näher nochmals anzuschauen, ob wir auch so ein grosses Problem sehen kann."
DRS2, Kontext: "Geschlechter jenseits von Mann und Frau" / "Wenn der Arzt das Geschlecht bestimmt" (2010), http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/top/kontext/5005.sh10153727.html

>>>  NEK-CNE: Anhörungen 2011-2012     >>> Redebeitrag zur Anhörung vom 15.12.11

>>> Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org (PDF, 460 kb)
>>>
Verstoss gegen die Menschenrechte - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE) 

>>> Medizinische Verbrechen an Zwittern
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Friday, March 23 2012

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe

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Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012
 

Ausgeliefert! INHALT:
1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen"
       a) IGM 1: "Hypospadiekorrekturen"
       b) IGM 2: Klitorisamputationen / "Vaginalplastiken"
       c) IGM 3: Kastrationen
       d) Anlegen "Neovagina"
       e) Brustamputationen   f) "Hodenverlagerungen"
2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung
3.  Es wird unbeirrt weiterverstümmelt!
4.  Es geht um Genitalverstümmelung und Folter,
     NICHT um "Geschlecht"
5.  Medizyngeschichte u. "Krankheits"-Bezeichnungen
 

Zwischengeschlecht.org on FacebookGegen Zwitter-Tabu, Schweigegebote und Erpressung! 
Intersex-GenitalverstümmlerInnen sind zum möglichst ungestörten Weiterverstümmeln dringend darauf angewiesen, dass nicht über Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) geredet wird. Und falls doch, dann nicht im Detail, und immer nur über einzelne wenige, aber nie über alle.

  

1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen" & ihre Diagnosen

a)  IGM 1: Harnröhrenverlegung, Hypospadiekorrektur – Hypospadie, Fehlbildungen der Harnröhre: Harnröhrenausgang liegt irgendwo zwischen Penisspitze und Hodensack, ev. in Verbindung mit Bauchhoden und/oder (Partieller) Androgenresistenz ((P)AIS) (siehe unten). Klassische "vermännlichende Genitalkorrektur", der Penis wird auseinandergeschnitten und es wird versucht, eine künstliche Harnröhre u.a. aus Vorhaut oder Mundschleimhaut zu konstruieren mit Ausgang an der Penisspitze; z.T. in Verbindng mit zusätzlicher "Penisaufrichtung". Sehr hohe Komplikationsraten, offizielle Diagnose für hoffnunglos Kaputtoperierte: „Hypospadie Krüppel“ [Warnung!].
"Hypospadie" ist mittlerweile die wohl häufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen im Kindesalter. Die neueste AWMF-Leitlinie 006/026 (Evidenzstufe 1  = niedrigste) empfiehlt ausdrücklich Operationen auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen.“ Die meisten Kliniken empfehlen frühe OPs z.B. „zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat“.
  • Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom"
  • Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"  
  • Erich Marti: "Operiertes Geschlechtsteil extrem berührungsempfindlich"
  • Erfahrungsberichte: "Sehr taube Eichel nach Op" vs. "unbehandelt gut leben"

  
b
IGM 2: Klitorisamputation, Klitorisreduktionsplastik, Scheidenerweiterungsplastiken – Klitorishypertrophie, Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH), Androgenresistenz (AIS): Erscheinungsform des äußeren Genitals "zwischen" Klitoris und Penis, je nach Betrachtungsweise "vergrößerte Klitoris" oder "Mikropenis mit Hypospadie"; bei AGS/CAH eventuell zusätzlich "zu kleine" oder zugewachsene Scheidenöffnung, sowie bei AIS "zu kleine" oder fehlende Scheide.
bPlastische Operationen an den Genitalien Die operative Korrektur (s. S. 476 ff.) der vermännlichten Genitalien beim kongenitalen adrenogenitalen Syndrom des Mädchens ist aus mehreren Gründen indiziert, 1. um eine regelrechte Funktion der Vagina zu ermöglichen, 2. um die unangenehmen Klitoriserektionen zu verhindern, 3. um seelische Konflikte zu vermeiden, die den Mädchen aus dem Vorhandensein männlicher Attribute erwachsen können. Nach Möglichkeit soll die Operation schon vor dem vierten Lebensjahr durchgeführt werden. Bei leichteren Fällen ist lediglich die Entfernung der Klitoris erforderlich. Das Organ soll dabei exstirpiert und nicht amputiert werden, da sich sonst lästige Erektionen des zurückgebliebenen Stumpfes einstellen können. Wie HAMPSON (1956) bei einer größeren Reihe operierter Frauen festgestellt hat, leidet die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisentfernung nicht. Ist das Genitale stark vermännlicht, so muß darüberhinaus die Eröffnung des Sinus urogenitalis vorgenommen werden. Jürgen W. Bierich, in: Overzier 1961, S. 387Bis in die 1980er Jahre wurde eine "zu grosse Klitoris" oder ein "uneindeutiges Genitale" kurzerhand amputiert – unter Berufung auf medizinische Studien, die "wissenschaftlich bewiesen", das für Frauen die Klitoris für das sexuelle Empfinden unwesentlich sei. Auch bei den neueren "schonenderen" Methoden („Klitorisverkürzung“ oder „Versenkung“) droht weiterhin Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Epfindungsfähigkeit; wird immer noch der größte Teil der zu "korrigierenden" Klitoris weggeschnitten und fortgeworfen.
Klassische "verweiblichende GenitalkorrekturOPs". Nach dem ChirurgInnenmotto „It's easier to dig a hole than to build a pole“ ("Es ist einfacher, ein Loch zu graben als einen Mast zu bauen") wurden bis Anfang des 21. Jahrhunderts die meisten Kinder mit "atypischen" Genitalien zu Mädchen gemacht“.
"Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH)" ist die wohl zweithäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen. Die aktuelle AWMF-Leitlinie 027/047 (Evidenzstufe 1 = niedrigste) empfiehlt unter „Operative Therapie“: „[...] Die chirurgische Korrektur umfasst die Klitorisreduktionsplastik unter Schonung des Gefäß-Nervenbündels, die Labienplastik und die Vaginalerweiterungsplastik. In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“
Im Kindesalter durchgeführte "Vaginalplastiken" müssen oft regelmäßig gedehnt werden ("bougiert") – für die Betroffenen schmerzhaft und traumatisierend. Bei Partieller Androgenresistenz (PAIS) ist gar das "Anlegen" einer Neovagina notwendig (s.a. unten).
  • Daniela "Nella" Truffer: "Ein Leben aus der Krankenakte"
  • Alex Jürgen: "Meine Geschichte" 
  • "Michel Reiter, intersexuell" 

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

DOKUMENTATION
>>> Kosmetische Klitorisamputationen (PDF)
in Kinderspital Zürich und Inselspital Bern
mit Belegen aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bis heute vor jeglicher Verantwortung drücken. 

  
c) 
IGM 3: Kastration, Gonadektomie – Komplette Androgenresistenz (CAIS), Androgenresistenz (AIS), Bauchhoden / Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH) / Hermaphroditismus verus: Bei Kompletter Androgenresistenz (CAIS) sowie bei "feminisierender Genitalkorrektur" bei AIS werden die gesunden hormonproduzierenden Hoden chirurgisch aus Bauchraum, Leisten oder Schamlippen entfernt und weggeschmissen – mit allen lebenslangen Folgen einer Kastration. Zusätzlich werden Überlebende oft von Behörden und Krankenkassen gewungen, lebensnotwendige adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Dies ist die wohl dritthäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen.
Bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" werden männlich zugewiesenen XX-Betroffenen oft Eierstöcke und Gebärmutter entfernt.
Bei "echten Hermaphroditen", die Eierstöcke und Hoden oder Mischgewebe aufweisen, wird meist alles entfernt, was nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht "übereinstimmt".
  • Katrin Ann Kunze: "Die Legende vom besonderen Kind" 
  • Elisabeth Müller: "Ein Zwitter ist nicht per se krank"
  • Fakten zu Kastrationsfolgen und zum angeblichen Krebsrisiko bei (C)AIS

   
d) Anlegen Neovagina – Vaginalaplasie, Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), Komplette Androgenresistenz (CAIS), Partielle Androgenresistenz (PAIS):
Vagina nicht vorhanden oder nur "kurz", chirurgisches Anlegen einer künstlichen Vagina, ausgekleidet mit transplantierter Haut oder Darm, zunehmend laparoskopische 'Einbuchtungs-/"Dehnungs"methoden' – im Kindesalter unnötig, traumatisierend und ohne Einwilligung der betroffenen Person.
  

e) Mastektomie, Brustamputation – Klinefelter-Syndrom ("XXY"):
Chirurgische Entfernung von Brüsten bei männlich Zugewiesenen, meist in der Pubertät sobald es "auffällt". Oft bei XXY-Menschen, und ohne informierte Einwilligung der Betroffenen.

   
f) Orchidopexie, Hodenverlagerung – Androgenresistenz (AIS), Kryptorchismus, Bauchhoden: Bei "maskulinisierenden Korrekturen" werden nicht abgestiegene Hoden versucht chirurgisch in den Hodensack zu verlegen und ggf. dort anzunähen – erwachsene Betroffene beklagen bleibende Schmerzen, etwa beim Joggen oder beim Sex, und uneingewilligte Fertilisierungsexperimente ohne Evidenz. Mittlerweile gibt es auch medizinische Studien, wonach Bauchhoden fertile Spermien produzieren können.

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents      
  

2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung

Obige Auflistung ist alles andere als abschließend. Bei den genannten Diagnosen nicht aufgeführte und ggf. weitere Eingriffe im Zusammenhang mit "atypischen Genitalien" müssen zwar nicht in jedem Fall kosmetisch sein: Zum Beispiel bei Verengungen oder Verschlüssen der Harnröhre ist ein ggf. chirurgisches Ermöglichen des Harnabflusses medizinisch klar notwendig, ebenso bei "AGS/CAH" mit Salzverlust entsprechende medikamentöse Cortisol-Substitution. Auch bei "klassischem AGS/CAH ohne Salzverlust" verhindert Cortisol-Substitution Kleinwuchs und vorzeitige Pubertät und stärkt das Recht der betroffenen Kinder auf eine offene Zukunft.

Chirurgische "Genitalkorrekturen" und "Harnröhrenverlegungen" im Kindesalter sind dagegen – wie die MedizynerInnen immer mal wieder selbst zugeben, vgl. Abbildung unten – medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen aus „ästhetischen“ oder „psychosozialen“ Gründen und werden letztlich nicht für das Kind gemacht, sondern "zur Beruhigung" der meist überforderten und von den MedizynerInnen zusätzlich unter Druck gesetzten Eltern; dasselbe gilt auch z.B. für Brustamputationen (Mastektomien) bei "Jungen", für experimentelle pränatale Dexamethason-"Therapien" bei vermuteten "AGS-Mädchen" zur "Verhinderung eines vergrößerten Klitoris", usw.

Infolge der zunehmender Pränataldignostik gewinnt zudem die Problematik der seit 1972 zugelassenen selektiven (Spät)-Abtreibungen von Kindern wegen „Gefahr intersexueller Mißbildungen“ stetig an Bedeutung.

Weitere nicht-chirurgische typische IGM-Praktiken sind Medizinische Zurschaustellung und unötige, wiederholte Genitaluntersuchungen und -Forografien. Der CRC-Schattenbericht listet insgesamt 17 gebräuchliche IGM-Praktiken und -Formen.

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

3.  Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz:
     In den Kinderkliniken wird unbeirrt weiterverstümmelt!

"Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert." – Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen in der Öffentlichkeit regelmäßig, in hiesigen Kinderkliniken würde seit langem nicht mehr kosmetisch "genitalkorrigiert", diese Praxis sei wahlweise schon seit den 1970er oder spätestens seit den 1990er Jahren "Vergangenheit" (Hauptsache, immer mindestens seit Ablauf der absoluten Verjährung). Medien und verantwortliche PolitikerInnen plappern dies immer wieder unüberprüft nach.

Tatsache bleibt: Auch im 21. Jahrhundert werden unverändert 90% aller betroffenen Kinder durchschnittlich mehrfach kosmetische genitalverstümmelt – mehr als die Hälfte davon, bevor sie nur schon 3 Jahre alt sind! Siehe nachfolgende aktuelle Statistik aus der weltweit bisher größten Zwitterstudie, erfasst von den TäterInnen selbst:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)Quelle: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität: Zentrale Ergebnisse",
Vortrag 27.05.2009, Folie 6.

Auch 2014 gibt es keinerlei Anzeichen, dass sich an dieser Tasache etwas ändern würde. Die MedizynerInnen mauern weiter, versprechen das Blaue vom Himmel, und weigern sich unverändert Ausmass und Umfang von Genitaleingriffen an betroffenen Kindern offen zu legen. Werden ausnahmsweise trotzdem Zahlen öffentlich bekannt, zeigen sie höchstens "saisonale Schwankungen"  – aus nahe liegenden Gründen:  
 

4.  Es geht um Genitalverstümmelung, Folter und unmenschliche
     Behandlung, NICHT um "Geschlecht"

"Diese Genitalkorrektur ist etwas gaanz anderes!" - Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen seit langem, "Hypospadiekorrekturen" seien etwas "gaanz anderes" als "feminisierende Korrektur-OPs" und wollen erstere mit dieser "Begründung" aus der aktuellen ethischen und rechtlichen Diskussion über medizinisch nicht notwendige, kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen ausklammern.

Ebenso seien auch "Klitorisreduktionen" bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" aus der Diskussion auszuklammern, da es sich dabei "nur" um „geschlechtsangleichende“, „geschlechtsbestätigende“ oder „geschlechtsvereindeutigende“ "Klitorisreduktionen" handle, jedoch nicht um „geschlechtszuweisende“, „geschlechtzuordnende“ oder „geschlechtsverändernde“, und somit um etwas "gaanz anderes"! 

Dadurch soll letztlich nur noch ein verschwindend kleiner Bruchteil aller medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" überhaupt problematisiert werden dürfen.

"Und diejenigen 20-25 wirklich ganz echten Hermaphroditen pro Jahr, die dann noch übrig bleiben, operieren wir nämlich schon lange nicht mehr! Schon seit Jahrzehnten! Ehrlich!" (vgl. oben 3.)

Betroffenenorganisationen halten demgegenüber seit jeher fest, dass diese Argumentationen letztlich dem Eigennutz und den finanziellen Interessen der BehandlerInnen entspringen und inhaltlich wie auch historisch unzutreffend sind.

Betroffene weltweit stellen demgegenüber das Recht auf körperliche Unversehrtheit ALLER Betroffenen von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen ins Zentrum, und verurteilen ALLE medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen als menschenrechtswidrige Westliche Form der Genitalverstümmelung (IGM) und Folter und unmenschliche Behandlung.

(Zur Kritik an "Definitionstricksereien" durch Betroffenen und ihre Verbänden in den USA seit den 1990er-Jahren vgl. Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f.; zu entsprechender Kritik aus Deutschland vgl. z.B. diese Definition der AGGPG, sowie vgl. Claudia Lang: "Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechter", 2006, S. 95-102, 221; zur Berechtigung dieser Kritik aus aus der Sicht internationaler Menschenrechtsgremien vgl. z.B. Prof. Dr. Beate Rudolf, Deutsches Institut für Menschenrechte, Fachgespräch Bundestags-Familienausschuss.)

>>> "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss verurteilt IGM
>>> "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt IGM
>>> UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden zudem von den MedizynerInnen selbst „Prader-Stadien“ ("zu grosse Klitoris") und „Hypospadie-Grade“ (Harnröhrenmündung nicht an der Spitze des Penis) im Klinikalltag auch heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für sog. „abnormale Genitalien“ a.k.a. „genitale Malformationen“ und deren Behandlung nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / ganzes Formular PDF):

Vergrössern: Reinklicken!

5.  Medizyngeschichte – Entwicklung der "Krankheits"-Bezeichnungen

„(Pseudo) Hermaphroditismushieß der medizinische Überbegriff für obige und weitere Diagnosen bis in die 1950er Jahre, gefolgt von "Intersex" im Anschluss an die Einführung systematischer "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern.

Seit 2005 lautet die aktuelle medizinische Bezeichnung „Disorders of Sex Development (DSD) a.k.a. „Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD)“ – was die (medizinisch nicht notwendige) "Korrekturbedürftigkeit" der Betroffenen noch betont und deshalb von ihnen praktisch einhellig abgelehnt wird. 

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
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Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
in Baden-Württemberg 2014
 

• häufigste IGM-Formen  • NS-Verbrechen an Zwittern
• 60 Jahre systematische OPs an Kleinkindern
• Nachweis von IGM-Kliniken in BW
• Analyse "Aktionsplan Akzeptanz & gleiche Rechte"

>>> Dokumentation (PDF, 4.9 MB)

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 

>>> Medizinische Verbrechen an Kindern mit "atypischen" Genitalien
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Diskriminierung oder Verbrechen? 
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken (IGM) – eine Genealogie der Täter
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 
>>> 1950 - Beginn der systematischen Auslöschung von Zwittern 
>>>
Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

>>> GenitalOPs an Kindern: relevante Ziffern in der CH-"Liste der Geburtsgebrechen"

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Friday, February 3 2012

Genitalabschneider-Treffen: Termine 2012/2013

Friedlicher Protest + Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, 6.2.11

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

"Die ganze Geschichte des Fortschritts menschlicher Freiheit zeigt, dass alle Zugeständnisse, die ihren hehren Forderungen bisher gemacht wurden, aus dem Kampfe geboren sind ... Ohne Kampf gibt es keinen Fortschritt. Die, welche behaupten, für die Freiheit zu sein, Agitation aber ablehnen, sind Menschen, die ernten wollen, ohne den Grund umzupflügen. Sie wollen Regen ohne Blitz und Donner. Sie wollen den Ozean ohne das grässliche Tosen seiner Wassermassen. Der Kampf mag ein moralischer sein; oder er mag physisch sein; oder er mag moralisch und physisch sein, aber ein Kampf muss stattfinden. Macht gewährt keine Zugeständnisse ohne Forderungen. Sie hat es nie getan und wird es nie tun ..."
Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und Abolitionist, 1857

Auch 2012 planen die MedizynerInnen diverse Städtereisen, Jahresversammlungen und sonstige Sausen, um möglichst ungestört neue "Verbesserungen" ihrer menschenrechtswidrigen Verstümmelungen zu propagieren.

Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

Wir sehn uns, wo die Action ist!     >>> Newsletter-Abo
 

GENITALABSCHNEIDERTREFFEN 2012

17. NRW Endo   20.-21.1.2012 Bonn
17. Jahrestagung der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
http://www.nrw-endokrinologie.de/events/17.-jahrestagung-der-nordrhein-westfaelischen-gesellschaft-fuer-endokrinologie-und-diabetologie

17. Fortbildung Urologische Kliniken   2.2.2012 Hamburg
17. Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung der Hamburger Urologischen Kliniken und Abteilungen
www.martini-klinik.de/fileadmin/documents/Info-materialien/Empire_Riverside-Treffen_2012_online.pdf

27th EAU   24-28.2.2012 Paris
27th Annual EAU Congress of the European Association of Urology
eauparis2012.org

DGE 2012   07.-10.3.2012 Heidelberg/Mannheim
55. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
dge2012.de

4. Dreiländertreffen der Kinderchirurgie   23.3.2012 Colmar (F)
dreilaendertreff.net

SGKJ 2012   04.-06.5.2012 München
Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern
sgkj2012.de

ICE/ECE 2012   05.-09.5.2012 Florenz (I)
15th International Congress of Endocrinology and 14th European Congress of Endocrinology
ice-ece2012.com

23rd ESPU 2012   09.-12.5.2012 Zürich
23rd Congress of the European Society for Paediatric Urology
espu2012.org

Nordkongress 2012   10.-12.5.2012 Berlin
6. Nordkongress Urologie
www.nordkongress.de/

13th EUPSA / 59th BAPS 2012   13.-16.6.2012 Rom
Joint Congress 13th Congress of the European Paediatric Surgeons' Association (EUPSA) and 59th Congress of the British Association of Paediatric Surgeons (BAPS)
www.eupsa.org/home/eupsa-congresses/rome_italy2012/Welcome-Address.en.php

DGKJ 2012   13.-16.9.2012 Hamburg
108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), gemeinsam mit der 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSP), 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), 34. Jahrestagung des Berufsverands Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BFKD), 80. Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), 48. Arbeitstagung Pädiatrische Forschung
dgkj2012.de

SGKC 2012   20.9.2012 Luzern
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Kinderchirurgie (SGKC)
www.swiss-pediatricsurgery.org/agenda-de.php

51st ESPE   20.-23.9.2012 Leipzig
51st Annual Meeting of the European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE)
espe2012.org

2nd Failed Hypospadias   22.9.2012 Arezzo
2nd European Conference on Failed Hypospadias Repair 2012
www.failedhypospadias.com/index.php?id=4&cs=3

DGU 2012   26.-29.9.2012 Leipzig
64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
www.dgu-kongress.de/index.php?id=351

SIU 2012   30.9.-04.10.2012 Fukuoka (Japan)
32st Congress of the Société Internationale d'Urologie
www.siucongress.org/2012/

DGGG 2012   9.-12.10.2012 München
59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
http://www.dggg2012.de/

6th Masterclass   5.11.2012 London
6th Annual Masterclass of Genito-Urethral Surgery ("live-surgery")
www.instituteofurology.org/edu.php?page=master

AGKU 2012   15.-17.11.2012 Tübingen
9. Symposium der Arbeitsgemeinschaft Kinderurologie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
www.ag-kinderurologie.de

APE-AGPD 2012   23.-25.11.2012 Erlangen
JA-PED 2012 – 7. Gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)
www.ja-ped.de/

DSD Symposium Uniklinik Ulm   7.12.2012 Ulm
Symposium Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung Disorders of Sex Development (DSD) - endokrinologische, chirurgische, gynäkologische, genetische, ethische und gesellschaftliche Aspekte. Gemeinsame Fortbildung der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie und der Sektion Kinderchirurgie, Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) Universitätsklinikum Ulm
www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/dokumente/Allgemein/Programm_Symposium_DSD_07.12.2012.pdf
 

VORSCHAU 2013

18. NRW Endo   18.-19.1.2013 Aachen
17. Jahrestagung der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
www.endokrinologie.net/download/veranstaltungen/12112701.pdf

I-DSD Seminar   31.1.-2.2.2013 Linz
www.sdsd.scot.nhs.uk/symposiums/Program%20Linz%202013.pdf

5. Dreiländertreffen   15.-16.3.2013 Heidelberg

DGE 2013   20.-22.3.2013 Bonn

GFH 2013   20.-22.3. Dresden

8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie  18.-20.4.2013 Berlin
www.kjgberlin.de/

ESPE ESS 2013   10.-12.5-2013 Haifa

I-DSD 2013 (= 4th EuroDSD)   7.-9.6.2013 Glasgow

11. SGA   28.-29.6.2012 Niederkassel
www.sga-syndrom.de/Workshop/2013/2013-Programm.pdf

V. ISHID 2013    t.b.c. Lucknow (Indien)

DGKJ 2013   12.-15.9.2013 Düsseldorf

ESPE/LWPES 2013   19.-22.9.2013 Mailand
www.jointmeeting2013.org/

DGFS 2013   20.-22.9.2013 Hamburg

DGU 2013    25.-28.9.2013 Dresden

AEM 2013   10.12.10.2013 München

WOFAPS 2013   13.-16.10.2013 Berlin
www.wofaps2013.com/

JA-PED 2013   22.-24.11.2013 Hannover

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief 3rd EuroDSD Symposium 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief "Ethik"-Vortrag UK Aachen 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGE 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008    

Tuesday, January 17 2012

2 weitere historische Fälle von Genitalamputation an Kindern mit "zu grosser Klitoris" dokumentiert

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Noch immer ist in der Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt, wie sich die heutigen Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken mit historischen medizinischen Verbrechen zusammenhängen, z.B. mit von Frauenärzten lange Zeit empfohlenen "Klitoris"amputationen bei scheinbar medizinischen Indikationen wie "Onanie", "Tribadismus" ("Lesbianismus") und "Hypertrophie" ("Übergrösse") bis zu Genitalamputationen und anderen menschenverachtenden Humanexperimenten in Nazi-KZs. Sowie dass, während bei "richtigen Frauen" (und Männern) solche Praktiken längst als zu Recht als barbarisch und unhaltbar erkannt und gestoppt wurden, Kinder mit "atypischen" a.k.a. "unfertigen" Genitalien die einzigen sind, bei denen diese unmenschlichen Praktiken letztlich bis heute andauern.

Dieser Blog hat dazu den seinerzeitigen >>> Post zur Genealogie der heutigen Verstümmelungen um 2 weitere historisch belegte Fälle ergänzt:

• 1875 amputierte ein Dr. Berendes in Deutschland einem 4-jährigen "Mädchen [...] auf Wunsch der Eltern [...] die angeblich hypertrophische Clitoris". (Franz Ludwig von Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 282)

• 1892 "schnitt" Henri Albert Hartmann (1860-1952) in Paris "bei einem 7jähr. Mädchen, welches hartnäckig masturbierte, auf Wunsch der Mutter hin die hypertrophische Klitoris ab". (Franz Ludwig von Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 234)

Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Monday, January 2 2012

"Richtige" Menschen vs. "unfertige" Zwitter (Diamond / Beh: "Die Probleme der Informierten Einwilligung und der genitalen Chirurgie an Kleinkindern")

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1) Eine der fiesesten Ausreden der Medizyner gegenüber überforderten Eltern und einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit ist die Behauptung, Zwitterkinder seien "unfertig entwickelte", "unvollständige" (Unter-)Menschen, und die Genitalverstümmelungen würden folglich bloss dazu dienen, diese "unvollständigen" Kinder zu "vervollkommnen" und zu "richtigen" Menschen zu machen – eine "Argumentation", die der infame John Money bereits 1968 popularisierte in seiner Publikation "Sex Errors of the Body" (auf Deutsch 1969 erschienen unter dem Titel "Körperlich-sexuelle Fehlentwicklungen").

Diese "Argumentation" von "richtigen" Menschen vs. "unfertige" bzw. "fehlentwickelte" (Unter-)Menschen a.k.a. "Intersexuelle" liegt auch den Medizyner-Kampfbegriffen von "korrigierenden" und "rekonstruktiven" chirurgischen Genitaleingriffen zugrunde, ebenso der aktuellen Nomenklatur "Störungen der Geschlechtsentwicklung" (ein Kampfbegriff, der unter Medizynern übrigens schon lange vorher gängig war, u.a. findet er sich auch in einem Eintrag in Nellas Krankenakte aus den 1970er Jahren).

Dass es sich bei dieser "Argumentation" in Tat und Wahrheit um eine gravierende Unterlassung der ärztlichen Aufklärungspflicht handelt, hatten Milton Diamond und Hazel Glenn Beh bereits 2000 belegt in ihrem bahnbrechenden Aufsatz "Ein zum Vorschein kommendes ethisches und medizinisches Dilemma: Sollten Ärzte geschlechtsangleichende Operationen an Kleinkindern mit uneindeutigen Genitalien durchführen?". Da dieser wichtige Punkt in diesem längeren Aufsatz mit seinen vielen Themen leicht unterzugehen droht, nachfolgend eine Teilveröffentlichung des entsprechenden Abschnittes, der es auch sonst in sich hat. Die Problematik der Behauptung von der "unfertig entwickelten" Zwitterkindern steht unter "2. Vermittlung unvollständiger Informationen". Der gesamte Aufsatz auf Deutsch findet sich auf intersex.schattenbericht.org. 

INHALT
Die Probleme der Informierten Einwilligung und der genitalen Chirurgie an Kleinkindern
1.  Die Atmosphäre der Eile
2.  Vermittlung unvollständiger Informationen
3.  Die Durchsetzung des Schweigens
4.  Unterlassung der Mitteilung der Ungewißheit des Langzeit-Ergebnisses
5.  Ignorierung des Rechts des Kindes auf eine offene Zukunft
Fussnoten
Anmerkung der Übersetzer

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Monday, November 14 2011

Charité: 1. Friedliche Mahnwache mit kleinen Zwischenfällen

1. Protestaktion draussen vor dem "Campus Virchow-Klinikum" der "Charité", Berlin 11.11.11

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>>> Infoseite zu den Protesten  >>> Offener Brief Charité   >>> Offener Brief JA-PED

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Das diesjährige Genitalabschneidertreffen "JA-PED 2011" fand innerhalb des "Campus Virchow-Klinikum" der "Charité" statt und somit auf Privatgelände.

Deshalb fragten wir vorgängig bei der "Charité" um eine Genehmigung für zeitlich und von der Teilnehmer_innenzahl begrenzte, friedliche Mahnwachen auf dem Vorplatz des eigentlichen Tagungsgebäudes für die Zeiten, während denen drinnen die "Behandlung" von Menschen mit "atypischen Geschlechtsmerkmalen" auf der Tagesordnung stand, was uns die Charité freundlicherweise auch bewilligte.

Wer jedoch dachte, damit könnte die 1. friedliche Mahnwache ohne Weiteres ebenso über die Bühne gehen, sah sich durch hochrangige "Charité"-Medizyner bald einmal eines besseren belehrt ...

Nachfolgend ein Gedächtnisprotokoll von Nella über Geschehnisse während der 1. friedlichen Mahnwache vor der "JA-PED 2011":

Während vor dem Haupteingang der Charité Plakate aufgestellt und Flugblätter verteilt werden, steht am Nachmittag eine weitere Delegation von Zwischengeschlecht.org vor dem eigentlichen Tagungsort, dem Eingang zum Campus 3 und verteilt ihrerseits wie gewohnt Flyer und macht mit Plakaten und T-Shirts auf die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern aufmerksam.

Wie üblich sind die Reaktionen gemischt: vom freundlichen Lächeln und aufmunternden Daumen hoch (Ich finde das gut, was Sie da machen!) bis zur säuerlichen Miene oder dem angestrengten Wegschauen ist alles vertreten. Einzelne schütteln gar den Kopf und lachen über unsere Botschaft. Vereinzelt kommen Gespräche zustande, natürlich immer wieder mal das obligate "Wir verstehen Sie, aber heute läuft das ganz anders!" Wie so oft ist dagegen den Nicht-Medizinern sofort klar, was wir meinen: "Die sollen doch selber entscheiden dürfen!" Soweit, so gewohnt.

1. friedliche Manhwache direkt vor dem Eingang zur "JA-PED", Berlin 11.11.11

Bald nach unserem Eintreffen kommt auch ein Herr von der Security und möchte wissen, was wir da tun und ob wir eine Genehmigung haben. Ich zeige ihm die Genehmigung und er wünscht uns einen schönen Nachmittag.

Etwa eine halbe Stunde später kommt ein sichtlich aufgeregter Heiko Krude gelaufen, stellvertretender Klinikdirektor am "Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie" der "Charité": Was machen Sie hier, wer hat Ihnen die Erlaubnis erteilt, hier hinzustehen? Das tolerieren wir nicht.

Ich: Wir haben eine Genehmigung der Charité, die habe ich dem Herrn von der Security soeben gezeigt.

Heiko Krude: Wer hat Ihnen diese Genehmigung erteilt, das möchte ich genau wissen.

Ich: Das kann Ihnen der Herr von der Security sagen, dem habe ich die Genehmigung gezeigt.

Herr von der Security (kommt herbeigelaufen): Ja, die Genehmigung ist vorhanden.

Krude: Was ist das für eine Genehmigung, wer genau hat sie erteilt? Ich will diese Genehmigung sehen.

Ich gebe nach: OK, hier ist sie.

Heiko Krude liest und tippt die Telefonnummer ins Handy, die auf der Genehmigung steht. Spricht mit jemanden, beschwert sich: Da hat doch tatsächlich die Charité diese Bewilligung erteilt.
Anschliessend zu mir: Da haben Sie Glück gehabt, die wussten nicht Bescheid, wussten nicht, was hier läuft, wie das läuft. Ja, Sie haben jetzt eine Genehmigung, aber das tolerieren wir hier nicht. Sagt's und verschwindet durch den Eingang zur Tagung und ignoriert uns für den Rest des Tages.

Wir haben uns kaum erholt, da kommt der "JA-PED"-Tagungsleiter Dirk Schnabel, Oberarzt am "Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie" der "Charité" und Vorstandsmitglied der "Arbeitsgemeinschaft und Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (APE)" der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)", dasselbe in Grün:

Wer uns erlaubt habe, hier zu stehen?

Ich: Sie sind nun schon der Dritte, dem ich die Bewilligung zeigen muss.

Auch Dirk Schnabel will unbedingt die Bewilligung sehen und beginnt seinerseits aufgeregt herumzutelefonieren, bevor er unvermittelt davonläuft, Handy immer noch am Ohr.

Später am Nachmittag kommt Dirk Schnabel wieder auf uns zu, diesmal sichtlich freundlicher, er sei sich nicht sicher, ob er eventuell eine Mail von uns verpasst habe. Er finde es schade, wir hätten ja auch mit den anderen Selbsthilfegruppen einen Infotisch drinnen aufstellen können.

Ich: Wir sind keine Selbsthilfegruppe, sondern eine Menschenrechtsgruppe und machen Öffentlichkeitsarbeit. Wir machen eine Mahnwache hier draussen und keinen Infotisch drinnen.

Dirk Schnabel: Ich wollte nur sicher sein, nichts verpasst zu haben.

Als es eindunkelt, stellen wir Grablichter in einer Reihe unter ein Plakat.

Zuerst kommt ein Herr der Security und weist uns darauf hin, dass wir die Kerzen nicht auf den Rasen stellen dürfen. (Es ist jedoch kein Rasen, sondern blanke Erde.)

Wir stellen die Kerzen also auf die Steinplatten, die an den Nicht-Rasen angrenzen. Wenig später kommt eine Dame der Security: Sie haben eine Genehmigung für diese Kundgebung?

Ich: Ja.

Dame der Security: Haben Sie auch eine Genehmigung, offene Feuerstellen aufzustellen?

Wir müssen in der Folge die Kerzen für unsere Mahnwache auslöschen, weil auf dem Klinikgelände offene Feuerstellen nicht erlaubt sind.

Was kommt wohl als nächstes, fragen wir uns, doch für heute waren keine weiteren Zwischenfälle zu verzeichnen. 20:00 Uhr ziehen wir pünktlich und halberfroren von dannen. Morgen früh um 08:30 Uhr werden wir zurück sein ...

>>> Infoseite zu den "JA-PED"- und "Charité"-Protesten 
>>> Charité-Kinderklinik "etabliert" neues Verstümmler-"Zentrum" 
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

1. Protestaktion draussen vor dem "Campus Virchow-Klinikum" der "Charité", Berlin 11.11.11

Tuesday, November 8 2011

"Intersex"-Genitalverstümmelungen: Charité-Kinderklinik "etabliert" neues "überregionales Zentrum"

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Ah, ein Zwitter! Da müssen wir gleich ein paar lebenserhaltende Massnahmen... öhm... - ABSCHNEIDEN!!!

Die Berliner Charité hat eine lange und unwürdige Geschichte von unethischen "Humanforschungen" und medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern mit "atypischen Genitalien". Dieses "dunkle Kapitel der Medizingeschichte" (Apotheken Umschau 1.6.2011) reicht in der Charité noch über das "3. Reich" hinaus bis mindestens ins Jahr 1831 zurück, als im vom damaligen Charité-Direktor Johann Nepomuk Rust (1775-1840) herausgegebenen "Handbuch der Chirurgie" ein "übergrosser Kitzler [...] bei jungen Mädchen" indirekt als Indikation zum "wegschneiden" freigegeben wurde.

Im 21. Jahrhundert führte bisher vor allem das Charité-"Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie" diese unwürdige Tradition fort, allen voran dessen spätestens seit 2002 als "Serienverstümmlerin" kritisierte Direktorin Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich, ihr Stellvertreter PD Dr. Heiko Krude sowie die ebendort tätige Dr. med Birgit Köhler

Allein ein prominenter Pädo-Chirurg fehlte zwischendurch im "Otto Heubner Centrum für Kinder- und Jugendmedizin" des "Campus Virchow-Klinikum" der "Charité-Universitätsmedizin", so dass Grüters & Co. jeweils eigens die berüchtigte Verstümmlerin Pfrof. Dr. Claire Nihoul Fékété aus Frankreich einfliegen liessen.

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor dem 'Campus Virchow Klinikum' der 'Charité', 11.11.2011Bild: Protest + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

Im August 2011 konnte nun auch diese "Lücke" wieder geschlossen werden: Seither wütet im Campus Virchow als Chefverstümmler der aus Krefeld abgeworbene Prof. Dr. Martin Westenfelder ("knapp 4.000 Hypospadien, über 160 Feminisierungsoperationen bei intersexuellen Differenzierungsstörungen") in der eigens für ihn neu eingerichteten "Abteilung für Kinderurologie und plastisch rekonstruktive Urologie" (Abteilungsleiter: Prof. Dr. med. Martin Westenfelder, Oberärzin: Dr. med. Anja Lingnau, Direktor der übergeordneten Urologischen Klinik: Prof. Dr. med. Kurt Miller).

Nachtrag 2012: Zwar wurde Westenfelder Anfang 2012 unfreiwillig in die Pension zurückgeschickt. Seinen Chefposten übernahm neu die Oberärztin Dr. med. Anja Lingnau. Als neuer internationaler Star-"Genitalrekonstrukteur" im Rentenalter wurde ab Februar zusätzlich der nicht minder berüchtigte Prof. Dr. med. "Gerne noch etwas weiter experimentieren" Ricardo González verpflichtet (verstümmelt aktuell weiterhin auch in Hannover, Zürich und Buenos Aires).

Hier verstümmelt der Chef: Der Eingang zur neuen Abteilung
mit "vertrauenserweckender" Beschriftung (Herbst 2011)

Mit der für Westenfelder neu geschaffenenen "Abteilung für Kinderurologie und plastisch rekonstruktive Urologie" hat die Charité offenbar Grosses vor.

Ein (2012 unveränderter) >>> hauseigener Werbezettel (PDF) verspricht vollmundig:

"Die Charité etabliert in der Klinik für Urologie ein Zentrum für Kinderurologie und plastisch-rekonstruktive Urologie, um überregional die Behandlung komplexer kinderurologischer Erkrankungen auf höchstem Niveau sicherzustellen."

Tatsächlich preist der Waschzettel unter der üblichen Rubrik "Korrekturen angeborener Fehlbildungen" u.a. das ganze Spektrum medizinisch nicht notwendiger, menschenrechtswidriger kosmetischer Genitaloperationen an wehrlosen Kindern ungehemmt öffentlich an:

am männlichen Genitale
 » Korrektur von Maldescensus testis [...]
 » Korrektur aller Penisanomalien wie Hypospadie, Epispadie,
    Penisschaftverkrümmung, Penistorsionen und -Deviationen [...]

am weiblichen Genitale
 » Behandlung der Labiensynechie, der Scheideneingangs-
    strikturen und der Scheidenaplasie.
 » Anomalien des Sinus urogenitalis

am intersexuellen Genitale, Störungen der 
sexuellen Differenzierungen
 » Morphologische Abklärung und, entsprechend der
    Geschlechtszuweisung, die adäquate
[sic!] Feminisierungs- oder
    Maskulinisierungsoperationen.
 » Scheidenaufbau und Erweiterung

Fazit: Deutlicher geht's ja kaum mehr. Trotzdem bleibt zu befürchten, dass leider auch künftig in Berlin kaum wer etwas gemerkt haben will – und der Berliner Senat weiterhin jegliche Kenntnis von "derartigen Eingriffen oder Therapien" rundheraus öffentlich leugnen wird ...

>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> Charité leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen
>>> PD. Dr. Heiko Krude: "Nicht verstümmeln wäre Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez: "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Med. Birgit Köhler: Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Anette Grüters-Kieslich als "Serienverstümmlerin" kritisiert
>>> Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété: Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berlin 10.-13.11.11: Infoabend + Proteste gegen Charité-VerstümmlerInnen & Co.
>>> Bericht 1. Friedliche Mahnwache 11.11.11

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

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Tuesday, November 1 2011

Charité-Genitalverstümmler PD Dr. Heiko Krude: "Nicht zu operieren wäre eine Art von Gewalt"

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Kann ein Zwitter Sünde sein? PD Dr. med. Heiko Krude ist stellvertretender Klinikdirektor am "Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie" im "Otto Heubner Centrum für Kinder- und Jugendmedizin" des Campus Virchow-Klinikum der Berliner Charité.

Wie u.a. seine Chefin Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich und der aktuelle Charité-Chefgenitalabschneider Prof. Dr. Martin Westenfelder ist auch Heiko Krude ein offensichtlich unbelehrbarer Propagandist und Profiteur von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern, der gern öffentlich verkündet, Gewalttäter seien nicht etwa er und seine VerstümmlerkollegInnen – neiiiiin, Gewalt wäre es im Gegenteil, Kinder NICHT zu verstümmeln:

PD Dr. med. Heiko Krude (Charité): “Wenn Sie eine Patientin nicht operieren, etwa ein Mädchen mit Adrenogenitalem Syndrom, von denen wir wissen, dass sie sich als Mädchen entwickeln werden, das wäre eine Art von Gewalt, dieses Kind nicht zu operieren, weil es sonst Jahre einer sehr schwierigen Entwicklung mit einem uneindeutigen Genitale durchmachen muss.” (Deutsche Welle 16.05.2011, Quelle Transkript)

Offensichtlich kümmert es auch Dr. Heiko Krude herzlich wenig, dass die angeblich positive "Wirksamkeit" der Verstümmelungen nie erwiesen werden konnte, sondern die Opfer im Gegenteil seit Jahrzehnten den daraus resultierenden Verlust der sexuellen Empfindsamkeit und Verletzung ihres Rechts auf körperliche Unversehrtheit öffentlich anklagen – und die negativen Folgen der Verstümmelungen bekanntlich auch von Studien der GenitalabschneiderInnen selbst bestätigt werden.

>>> 10.-13.11.11: Proteste gegen Charité-VerstümmlerInnen
>>>
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Friday, October 21 2011

"6. JA-PED 2011" @ Charité, 11.-13.11.: Ethische Perspektive auf kosmetische Genitaloperationen an Kindern? Wir doch nicht!

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

In 3 Wochen treffen sich die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE)" inkl. ihre für diverse Verstümmler-Leitlinien mitzeichende "Arbeitsgruppe DSD" sowie die "Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" im Campus Virchow-Klinikum der Charité zum 6. gemeinsamen Jahrestreffen – auch dieses Jahr wieder flankiert von friedlichen Protesten.

Traditionell werden im Vorfeld der Veranstaltung die Abstracts der dort gehaltenen Vorträge in der "Monatschrift Kinderheilkunde" publiziert, dieses Jahr eingeführt durch ein Grusswort (>>> Scan als JPG, 69 KB) der Organisatoren Dr. Dirk Schnabel und PD Dr. Klemens Raile vom "Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin" der Charité.

Diesem Grusswort ist zu entnehmen, dass diesmal am Jahrestreffen tatsächlich auch "ethische Perspektiven" erörtert werden sollen, jedoch – Überraschung! – ausdrücklich nicht in Bezug auf die Genitalverstümmelungen in hiesigen Kinderkliniken unter reger Beteiligung der APE, sondern ausschliesslich in Bezug auf "die neuen, genomweiten Sequenziertechniken".

Bei oberflächlichem Studium des Grussworts könnte Mensch gar zum Schluss kommen, Genitalverstümmelungen stünden beim 6. Jahrestreffen gar nicht auf der Traktandenliste. Tatsächlich sind sie jedoch einfach gut versteckt in der Rubrik "Entwicklungsbiologie endokriner Organe". Mehr zu entsprechenden Veranstaltungen an der diesjährigen JA-PED folgt ...

>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
>>> Charité leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen
>>> PD. Dr. Heiko Krude: "Nicht verstümmeln wäre Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez: "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Med. Birgit Köhler: Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Anette Grüters-Kieslich als "Serienverstümmlerin" kritisiert
>>> Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété: Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Berlin 10.-13.11.11: Infoabend + Proteste gegen Charité-VerstümmlerInnen & Co.
>>> Bericht 1. Friedliche Mahnwache 11.11.11

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Saturday, October 15 2011

Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011: Von "einzeitigen Hypospadiekorrekturen" und "Harnröhrenverlegungen" über "Wiederholungsprozeduren", "RettungsOPs" und "gescheiterte Hypospadie" zum "Hypospadiekrüppel"

ddd

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Am Protest gegen das "1st ESFFU-EFGURS Joint Meeting" letzte Woche in Tübingen (siehe Bild) sprachen wir mit einer Journalistin des "Schwäbischen Tagblattes", die sagte, ein ungenannt bleibender verantwortlicher Tübinger Medizyner hätte ihr gesagt, hier würden gar keine Kinder operiert.

Dies, obwohl in Tübingen nachweislich wiederholt wehrlose Kinder an Kongressen "live" verstümmelt wurden (und auch sonst regelmässig im "Universitästsklinikum Tübingen UKT" verstümmelt werden), und die für die bisherigen Live-Verstümmelungs-Kongresse verantwortlichen Tübinger Operateure Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Udo Nagele und Dr. med. Saladin Helmut Alloussi regelmässig über kosmetische Genitaloperationen an Kindern publizieren beispielsweise im Alter "von 1.4 bis 14 Jahren (Durchschnitt: 3.8 Jahre)" (vgl. Seibold, Stemzl, Sievert et. al. BJU Int 100, 2007, PDF; Seibold, Alloussi, Sievert, Stenzl et. al. CEJUrol 63, 2010, PDF).

Obendrein schwärmen die Verstümmler gern in bekannt überheblicher und menschenverachtender Weise von – Überraschung! – chirurgischen "Herausforderungen"  inkl. verbesserten "Nachbesserungsmöglichkeiten" mit "Transplantaten", vgl. etwa die im Offenen Brief erwähnte Publikation von Seibold, Nagele, Sievert und Stenzl in Der Urologe 44 mit dem bezeichnenden Eröffnungssatz im Abstract: "Harnröhrenrekonstruktionen stellen bei Erwachsenen, jedoch bei Kindern und Jugendlichen umso mehr, eine Herausforderung an den Operateur dar."  (Auf langjährige Follow-Ups verzichtet auch diese Publikation aus naheliegenden Gründen.)

Da das "Schwäbische Tagblatt" m.W.n. nichts über die Tagung veröffentlichte, jedoch anzunehmen ist, dass die betreffenden MedizynerInnen solche Aussagen auch sonst herumreichen, nachfolgend einige Quellen zum Thema "Traditionelles 2-jährliches Herbst-Live-Genitalverstümmeln in Tübingen":

Vor dem diesjährigen "1st ESFFU-ESGURS" fanden in Tübingen bereits 4 sog. "Symposien Rekonstruktive Urologie" statt, ebenfalls jeweils in den ungeraden Jahren im Herbst und ausgerichtet von denselben lokalen Veranstaltern aus der "Klinik für Urologie" des "Universitätsklinikum Tübingen (UKT)", jedesmal als besonderen "Höhepunkt" inkl. "Live Operationen" a.k.a. "Direktübertragungen von Live-Operationen mit 'perioperativer' Diskussion einzelner Behandlungsschritte" (Ankündigung II. Symposium, 2005).

Von diesen "Symposien Rekonstruktive Urologie" sind die Programme der jeweils im "Universitätsklinikum Tübingen (UKT)" abgehaltenen Symposien II-IV noch online einsehbar. In allen firmierten berüchtigte spezialisierte pädiatrische "Live-Operateure" sowie weitere "Experten", die sich explizit mit kosmetischen "Korrekturen" an Kindern befassen, darunter:

2005: "II. Symposien Rekonstruktive Urologie: Harnröhrenrekonstruktion bei Erwachsenen und Kindern"
(>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, OA Dr. med. Jörg Seibold)

Margit Fisch, Hamburg (Altonaer Kinderkrankenhaus AKK):
Referat: "Hypospadie: Management von Komplikationen"
"Live-Operationen mit Direktübertragung in den Hörsaal: Endoskopische Strikturbehandlung, Strikturinzision mit End-zu-End Anastomose, MAGPI, gestielter Vorhautlappen (Onlay), bulbäre Harnröhrenrekonstruktion mit Wangenschleimhaut, etc. Operateure: Margit Fisch, Udo Nagele, Marcus Riccabona, Dorothea Rohrmann, Wolfgang Rösch, Jörg Seibold, Arnulf Stenzl, Ulrich Drews"

Marcus Riccabona, Linz (Kinderurologie Barmherzige Schwestern):
Referat: "Hypospadie: Zeitpunkt und Korrekturmöglichkeiten der kongenitalen Harnröhrenmissbildungen"
"Live-Operationen mit Direktübertragung in den Hörsaal: Endoskopische Strikturbehandlung, Strikturinzision mit End-zu-End Anastomose, MAGPI, gestielter Vorhautlappen (Onlay), bulbäre Harnröhrenrekonstruktion mit Wangenschleimhaut, etc. Operateure: Margit Fisch, Udo Nagele, Marcus Riccabona, Dorothea Rohrmann, Wolfgang Rösch, Jörg Seibold, Arnulf Stenzl, Ulrich Drews"

2007: "III. Symposium Rekonstruktive Urologie: Urethra-, Hypospadiekorrektur, rekonstruktive Laparoskopie"
(>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Udo Nagele, Dr. med. David Schilling, Markus Renninger)

Laurence Baskin, San Francisco (Kinderurologie Universitätsklinik SF):
Vortrag: "Hypospadie"
"Live-Operationen: Onlay"
(vgl. auch Laurence Baskins Lügen über Anzahl kosmetische OPs an Minderjährigen vor der San Francisco Human Rights Commission, 2005. Baskin gab dort an, in seiner Klinik würde 1 kometische Genitaloperation pro Jahr durchgeführt; eine Anfrage der SFHRC bei der betreffenden Klinik ergab dann allerding im Zeitraum 2000-2003 insgesamt 311 kosmetische Genitaloperationen an Minderjährige, d.h. knapp 78 pro Jahr, vgl. Report als PDF S. 52-53. Als Reaktion darauf unterstellt Baskin der Kommission darauf öffentlich gewalttätige Absichten: "Ich dachte, sie würden mich erschiessen!", vgl. Stanford Medicine Spring 2011 PDF, S. 26. Laurence Baskin war u.a. auch Referent am "3rd EuroDSD Symposium 2011" in Lübeck.)

Christian Radmayr, Innsbruck (Kinderurologie Medizinische Universität):
Vortrag: "VUR-Endoskopische Refluxkorrektur vs. HL-Neuimplantation"
"Live-Operationen: Hypospadie"

2009: "IV. Symposium Rekonstruktive Urologie: Geschlechtsangleichende Operation, Rekonstruktion äußeres Genitale, VUR-Korrektur" (>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. Jörg Seibold, Dr. med. Saladin Helmut Alloussi)

Marcus Riccabona, Linz (Kinderurologie Barmherzige Schwestern):
"Live Operationen: Hypospadie"

Karl-Dietrich Sievert, Tübingen (Urologische Klinik, Universitätsklinikum):
Vortrag: "Harnröhrenchirurgie: Unterschiede bei Kindern und Erwachsenen"

Guy Bogaert, Leuven Belgien (Kinderurologie, Universitätskrankenhaus):
Vortrag: "Kinderurologie in Europa: Leitlinien"

Vom Symposium 2009 ist uns weiterhin der Bericht einer Teilnehmerin bekannt, wonach Kinder operiert wurden, die der Operateur zumindest zum Teil das erste Mal sah, als sie bereits narkotisiert auf dem Tisch lagen, in einem Fall habe de Operateur gar angemerkt, der Befund sei anders, als er ihn sich aufgrund der Akten vorgestellt habe, aber er operiere jetzt trotzdem. Zudem mindestens eine OP ("Korrektur schwere Hypospadie") ohne genaue (Intersex-)Diagnostik erfolgt, obwohl zumindest schwere Hypospadien unter Medizinern offiziell als "DSD" gelten, vgl. z.B. Vortrag Susanne Krege DGU 2011.

2011: "1st ESFFU-EFGURS Joint Meeting" (>>> Programm als PDF)
(Organisation & Leitung: Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert, Dr. med. John Heesakkers, Prof. Dr. med. Serdar Deger)

Über die auch heuer wieder vertretenen Tübinger "Live-Operateure" Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Karl-Dietrich Sievert und Dr. med. Jörg Seibold und ihre Verbindungen zu Genitalverstümmelungen an Kindern vgl. die oben im 2. und 3. Abschnitt dieses Posts verlinkten Quellen.

Vom diesjährigen "1st ESFFU-ESGURS" liegen uns keine konkreten Angaben über das Alter der kosmetisch "Live-Operierten" vor. Teilnehmer, mit denen wir Kontakt hatten, erwähnten "Live-OPs" an Erwachsenen, wollten uns aber nicht bestätigen, dass ausschliesslich Erwachsene und keine Minderjährigen operiert würden.

Uns ist bekannt, dass die in unserem Offenen Brief (nebst Seibold, Sievert und Stenzl) namentlich erwähnten diesjährigen "Live-OperateurInnen" Daniela Andrich (London), Anthony Mundy (London) und Enzo Palminteri (Arezzo) über "Redo-Surgeries" ("Wiederholungsoperationen") bei Erwachsenen mit "Failed Hypospadias" ("gescheiterte Hypospadie") bzw. "Hypospadias Cripple" (Hypospadie Krüppel") publizieren (siehe unten), Erwachsene, bei denen aufgrund der vorherigen "gescheiterten" OPs im Kindesalter oft tatsächliche, z.T. massive medizinische Indikationen für OPs bestehen (z.B. bei Harnröhrenverengungen).

Doch sogar wenn dieses Jahr in Tübingen zur Abwechslung ausschliesslich medizinisch notwendige "Redo-OPs" an Erwachsenen vorgenommen wurden, ist dies für unsere Menschenrechtsgruppe zwar nicht dasselbe wie kosmetische Eingriffe an Unmündigen, doch bleibt die Thematisierung und Durchführung solcher Eingriffe an einem Kongress trotzdem unhaltbar, solange nicht gleichzeitig auch ihre Verursachung durch kosmetische Eingriffe in der Regel an Kindern adäquat angesprochen werden, sondern womöglich im Gegenteil durch Glorifizierung von "Salvage Surgeries" ("Rettungsoperationen") vom eigentlichen Problem abgelenkt wird. (Wie dies leider oft geschieht, vgl. etwa die Publikation der in Tübingen 2005 als Live-Verstümmlerin aufgetretenen, berüchtigten Hamburger Chirurgin Prof. Dr. Margit Fisch: "Salvagestrategien nach Komplikationen der Hypospadiechirurgie" in Der Urologe 46, 2007).

Ebenso, wenn nicht zumindest adäquat thematisiert wird, dass das Versprechen der (Kinder-)ChirurgInnen, "unauffällige Penisse" zu produzieren, klar nicht den Tatsachen entspricht, vgl. z.B.:

Anthony Mundy / Daniela Andrich: "Hypospadias–Historical Aspects", Folie 12: "Post Operative - General" (>>> PDF S. 12 - WARNUNG!!!)

Enzo Palminteri et.al.: European Urology 49 (2006), vgl. speziell S. 892 "(B) Excellent appearance of the buccal mucosa graft 6 mo after the transplant" (>>> PDF S. 892 - WARNUNG!!!)

>>> Tübingen: "Live Verstümmelungen" - Zwitter attackieren Kinderchirurgen
>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

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Sunday, October 9 2011

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Berliner Kinderkliniken: Senat hat angeblich "keine Erkenntnisse"

Friedlicher Protest + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

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Kann ein Zwitter Sünde sein?2010 befasste sich der Berliner Senat zum ersten Mal mit Fragen zu Umfang und (menschen-)rechtlicher Beurteilung von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken in seinem Zuständigkeitsbereich.

Anlass dazu war eine kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus Berlin >>> Drucks. 16/14436 (PDF, 38 KB), deren Text wörtlich aus früheren von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org initiierten parlamentarischen Anfragen übernommen worden war (mit Ausnahme der Auslassung der Teilfragen betreffend Peer Support für direkt Bedrohte oder bereits Betroffen gemachte, sowie der nicht minder fragwürdigen Sexualisierung des Titels) – bezeichnenderweise ohne Absprache.

In seiner Antwort stellte sich der Berliner Senat schamlos und tatsachenwidrig gleich selber einen Persilschein aus, indem er die Durchführung von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern a.k.a. Genitalverstümmelungen in diversen Berliner Kinderkliniken pauschal rundheraus abstritt:

„Dem Senat liegen keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien vor. Eine rechtliche Beurteilung ist somit nicht möglich.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 2). 

„Auch gibt es keine Erkenntnisse darüber, ob und welche Krankenhäuser in Berlin solche Behandlungen an Kindern vorgenommen haben.“
(Drucks. 16 / 14436, S. 1).
 

• Tatsache bleibt, dass „solche Behandlungen an Kindern“ in Berlin sowohl in der Charité wie auch in verschiedenen Privatkliniken seit Jahr und Tag systematisch „vorgenommen“ werden, obwohl es sich dabei klar um schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen handelt, namentlich gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. 

• Tatsache bleibt, dass der Senat, der diese Verstümmelungen duldet und durch Wegschauen und Leugnen unterstützt, in der Antwort zu seiner Weisswaschung abschließend als Feigenblatt auf ein von ihm publiziertes "Fachgespräch" u.a. mit den üblichen "(Trans-)Gender-ExpertInnen" verweist (Drucks. 16 / 14436, S. 2). In dieser Doku 22 "Zur Trans- und Intergeschlechtlichkeit" werden Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderklinken u.a. einmal mehr für Anliegen dritter Interessengruppen instrumentalisiert, u.a. durch Menschen, die heute noch als Funktionäre z.T. in Inter- und Transzusammenhängen aktiv sind (z.T. inzwischen deutlich progeressiver). Dieser Blog bedauert sehr, dass bis heute noch niemand von diesen Betreffenden öffentlich gegen diese unhaltbare "Feigenblatt-Strategie" Stellung bezogen hat.

• Tatsache bleibt, dass auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sich schon öffentlich als Zwitterbeschützer aufspielte, während er in Tat und Wahrheit die Leiden der Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ebenfalls bloss als Mittel zum Zweck für Schwulen-, Lesben- und Trans-Anliegen instrumentalisiert ("Sexuelle Identität ins Grundgesetz").

Fazit: Heute noch schauen der Berliner Senat, der Regierende Bürgermeister und manche "(Trans-)Gender-ExpertInnen" krampfhaft in die andere Richtung, während gleichzeitig in Berliner Kliniken weiterhin jährlich Dutzende wehrloser Kleinkinder irreversibel genitalverstümmelt werden – wie lange noch?! 

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt unbestrittenermassen ne ganze Menge LGBTQs, die mit Zwittern solidarisch sind ohne sie zu vereinnahmen  – wir treffen welche an jedem Protest und sind froh darum. — Auch von den Vereinnahmer_innen haben bestimmt viele "nur die besten Absichten" – aber um die Verstümmelungen endlich zu stoppen, ist gut gemeint nunmal definitiv nicht gut genug.)

[ Edit Dezember 2013: Einige polemische Formulierungen sowie Namen von Organisationen und von Funktionär_innen auf Wunsch entfernt. ]

>>> "Intersex"-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
>>> Offener Brief zu Genitalverstümmelungen in der "Charité" (PDF)
>>>
Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Kindern 
>>> Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"
 

>>> Mechthild Rawert (SPD) verweigert Dialog mit Betroffenen
>>>
"Intersex"-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Wednesday, October 5 2011

Deutschland: Hunde besser vor Verstümmelung und Kastration geschützt als Kinder

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Seit 15 Jahren klagen zwangsoperierte Zwitter in Deutschland und weniger lang auch in Österreich und in der Schweiz die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – bisher vergeblich:

  • Die Bundesregierung gab wiederholt zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen (Drucks. 14/5627), und sah keinen Handlungsbedarf (--> Drucks. 16/13269). 
  • Die Hamburgische Bürgerschaft befasste sich zwar 2009 mit den Verstümmelungen, klammerte dann aber in den konkreten Vorstössen zum Thema stillschweigend ausgerechnet die GenitalOPs jedesmal aus.
  • Der Berliner Senat durfte im Sommer 2010 widerspruchslos verkünden, angeblich "keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien" zu haben (--> Drucks. 16 / 14436)
  • Der Bremer Gesundheitsminister durfte in Februar 2011 ebenfalls tatsachenwidrig und unwidersprochen behaupten, "Intersexuelle" würden angeblich seit 10 Jahren nicht mehr verstümmelt.

Aktuell sind in Deutschland Haustiere deutlich besser geschützt als Kinder: Während z.B. Hunde ohne medizinische Notwendigkeit weder kupiert noch kastriert werden dürfen, wird in den Kinderkliniken ungehindert weiter kosmetisch verstümmelt und kastriert.

(In der Schweiz und in Österreich ist das Kupieren von Haustieren ohne medizinische Notwendigkeit übrigens ebenfalls verboten, in der Schweiz gilt dies auch für die Einfuhr bereits kupierter Tiere. Kastration von Hunden ist in der Schweiz hingegen legal und für die Tierärzte lukrativ, siehe: "Dreimal nicht pariert, schon wird er kastriert.")

Laut neuesten BMBF-Studien sind in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ab 3 Jahren unverändert 90% aller bedrohten Kinder durchschnittlich mehrfach "kosmetisch genitaloperiert". 

Ähnlich wie bei Betroffenen von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für Überlebende von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen, haben Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung zu klagen. Die meisten leiden ein Leben lang an durch die Verstümmelungen und das Verheimlichen der "Behandlungen" versursachten, schweren Traumatisierungen.

JEDEN TAG wird allein in Deutschland in einer Kinderklinik ein wehrloses Kleinkind genital "kupiert" und/oder kastriert – wie lange noch???  

Genitalabschneiderin Susanne Krege: «Als ich näher kam, las ich dann auf den Transparenten: "Weg mit verstümmelnden Operateuren!" Da merkte ich natürlich, dass das gegen meinen Vortrag gerichtet war ...» ("DGU 2011", Hamburg 15.9.)

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Bild: Das nachfolgend im "DGU 2011"-Vortrag angesprochene "persönliche Erlebnis":
UK Aachen, 30.05.2011 - Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(im Bild ganz rechts)

Am 14.-17. September fand in Hamburg der "63. Jahrekongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie" a.k.a. "DGU 2011" statt. Zwischengeschlecht.org war nicht vor Ort, da wir schon in London gegen die "ISHID"-Live-Genitalverstümmelungen protestierten. Inzwischen sind jedoch die "DGU 2011"-Vorträge in vorbildlicher Weise audiovisuell online dokumentiert – und siehe da:

Author: Susanne Krege (Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf, Krefeld)
Session: Fo 7 - Adoleszentenurologie - die Langzeitergebnisse der Kinderurologie
Title: Störungen der sexuellen Differenzierung (Disorders of sexual differentiation – DSD)
Event: DGU Hamburg 2011
Date: September 15, 2011 15:36
Room: Saal 8
Excerpt: 00:00:00—00:00:56

Prof. Dr. Susanne Krege: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, mein Thema [...] sind die Störungen der sexuellen Entwicklung oder auch Disorders of sexual differentiation genannt, kurz DSD. Um Ihnen klarzumachen, worum es geht, möchte ich mit einem kleinen persönlichen Erlebnis anfangen, das ich Anfang des Jahres hatte. Ich war von Aachener Studenten eingeladen, im Rahmen einer [Ethik-]Ringvorlesung zu diesem Thema einen Vortrag zu halten. Ich freute mich sehr über diese Einladung, weil ich in Aachen studiert habe, und kam dann am späten Nachmittag in Aachen an, ein reges Treiben auf dem Klinikvorplatz, und ich sah einige Transparente aufgestellt und dachte, na ja, die Studenten haben wieder irgend ein Anliegen. Als ich näher kam, las ich dann auf den Transparenten "Schluss mit Operationen beim unmündigen Kind!" und "Weg mit verstümmelnden Operateuren!". Da merkte ich natürlich, dass das gegen meinen Vortrag gerichtet war ..."

Obacht, nach der 53. Sekunde wird der Vortrag dann in Powerpoint-Folien-Bild und Wort schnell mal ziemlich igittigitt (obwohl ich selber bisher nicht dazukam, ihn mir in seiner Gänze anzutun). In Aachen hatte Frau Krege übrigens noch frech behauptet, erwachsene Betroffene würden ihre Verstümmelungen an wehrlosen Kindern befürworten, und führte dazu einmal mehr die Selbsthilfegruppe "XY-Frauen" als angebliches Beispiel an ...
>>> Ganzer AV-Podcast - TRIGGERWARNUNG!
>>> Nur Audio (mp3)

Übrigens stellt Chef-Pädoverstümmlerin Krege in Hamburg an der "DGU 2011" bereits in der 2. Folie wiederum unmissverständlich klar, dass für ihre Zunft kosmetische "Hypospadiekorrekturen" klar in die Rubrik "intersexuelles Genitale" gehören:

>>> Offener Brief zu Kreges "Ethik"-Vortrag, UK Aachen 30.5.11 

>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch

 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

 

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