Tuesday, March 26 2013

Intersex-Zwangsbehandlungen und Genozid [UPDATE3]

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Darf mensch im Zusammenhang mit Zwitter-Zwangsbehandlungen von Genozid reden?

Auf dem Sündikat-Verteiler gibt's dazu aktuell eine kontroverse Diskussion. Als Romeo im Zusammenhang mit einem Hinweis auf den Film "Orchids: My Intersex Adventure" auf Arte und unter Verweis auf die Praxis in unseren Kinderspitälern >>> das G-Wort benutzte, gab's umgehend >>> geharnischte Kritik:

«Romeo, "genozid" heisst VÖLKERmord. Die doch so raren Intersex-Personen, Hermaphroditen, mit Völkern zu vergleichen, überstrapaziert die Sache. Ich grenze mich in aller Form von dem Vergleich ab, auch weil er zweitens unselige Ereignisse wie die Shoah oder den Genozid in Ruanda, in Armenien, in Bosnien, o.ä. hervorruft und nivelliert. Und drittens ist das Verunmöglichen einer nicht-normkonformen ExistenzWEISE und Lebensform etwas anderes, als die EXISTENZ zu vernichten. [...]»

Romeo hielt wiederum >>> dazu u.a. fest: "Genozid heisst im Ursprung immer noch Ausrottung. Mit meiner Menschenethik, beziehe ich Stellung gegenüber einer Tatsache die hier und jetzt geschieht und es eben keine Ausreden mehr geben sollte!"  Was meint ihr?

[UPDATES] 

>>> Meine 2 Cent (mit Belegen), warum nach Definition des UN-Übereinkommens über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (CPPCG) sehr wohl Genozid vorliegt, worauf Überlebende bekanntlich seit längerem hinweisen, gleich anschliessend unten in den Kommentaren, sowie ebendort eine >>> Antwort darauf via Sündikat-Verteiler, die zudem (in Bezug auf obige geharnischte Kritik) festhält, die (mangelnde) Grösse einer Gruppe rechtfertige keinesfalls Ausgrenzung.

Auf dem Hermaphroditforum gibt's einen >>> Kurzkommentar von mimi, einen
>>> ausführlichen Kommentar von StrangeFruitHH und >>> einen weiteren von Frances, die es alle richtig und wichtig finden, im Zusammenhang mit den Meschenrechtsverbrechen an Zwittern von Genozid zu sprechen, und zusätzliche Gründe dafür vorbringen.
>>> Heike findet dagegen, das G-Wort werde überhaupt inflationär verwendet und sollte nur gebraucht werden z.B. in Bezug auf "Kulturen [...], die tatsächlich bis auf das letzte Individuum ausgerottet wurden", was auch auf die "erwähnten Armenier, Juden und Bosniaken" nicht zutreffe.
>>> Alex übersetzt Genozid mit "Geschlecht zerhacken" [!] und argumentiert, diese Bezeichnung sei ausschliesslich vergeben an "Juden, Sinti und Roma", für Zwitter müsse ein neues Wort konstruiert werden.
Eine >>> Replik von StrangeFruitHH hält demgegenüber fest: "Wir Juden erheben keinen Allmachtsanspruch auf den Begriff des Genozids. Genozid fing mit uns nicht an und hört(e) mit uns nicht auf. [...] Die Begrifflichkeit des Genozids ausschliesslich auf uns Juden zu projizieren ist historisch inkorrekt [...]". Und erläutert den Ursprung des Begriffs von Raphael Lemkin über Helen Fein bis zur UN-Völkermordkonvention.   Und was meinst du?

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

Sunday, March 24 2013

Bezeichnend: Intersex-Genitalverstümmler Wieland Kiess (Universitäts-Kinderklinik Leipzig, "DGE", "ESPE") fordert "Drittes Geschlecht" und "Unisex-Klos" statt Verstümmelungsverbot

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an die Universitätskinderklinik Leipzig, 21.09.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on FacebookProf. Dr. Wieland Kiess verbrachte seine gesamte pädiatrische Karriere in Institutionen, die Intersex-Genitalverstümmelungen und andere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen propagieren und durchführen:

Ausbildung u.a. in Tübingen, Oberarzt Universitäts-Kinderklinik München, Oberarzt und stellvertretender Abteilungsleiter Universitäts-Kinderklinik Justus Liebig Universität Gießen, Direktor der Universitäts-Kinderklinik Leipzig, Professor für Allgemeine Pädiatrie und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Mitglied "Netzwerk Intersexualität/DSD", Mitglied Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ), Mitglied Deutsche Gesellschaft für das Neugeborenenscreening (DGNS), Mitglied Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Präsident der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie (ESPE), Tagungspräsident beim GenitalabschneiderInnenkongress "ESPE 2012", usw. usf.

Auch aktuell ist Prof. Dr. Wieland Kiess im Genitalabschneider-Business weiterhin an vorderster Front mit dabei:

  • Prof. Dr. Wieland Kiess' Universitäts-Kinderklinik Leipzig bietet auch 2013 unverändert kosmetische "Genitalkorrekturen" online an u.a. bei "Hypospadie", "AGS/CAH" und "Hodenhochstand" (Quellen vgl. Offener Brief Uni-Kinderklinik Leipzig 2012).
  • Ebenso propagiert der von Kiess präsidierte GenitalabschneiderInnenkongress "ESPE 2012" kosmetische Eingifffe an betroffenen Kindern, verherrlicht weiterhin unreflektiert hauptverantwortliche TäterInnen, z.B. durch die völlig unkritische Vergabe des jährlichen "Andrea Prader Prize", und verweigert sich jeglicher historischen Aufarbeitung (vgl. Offener Brief an "ESPE 2012").

Trotzdem (oder eher deshalb?) leugnet Prof. Dr. Kiess in der Öffentlichkeit gern die täglichen Genitalverstümmelungen, wäscht seine Hände in Unschuld, und tut so, als wäre das alles längst "Vergangenheit" und höchstens lange vor seiner Zeit passiert.

Andererseits schiebt Kiess Punkt für Punkt nach der "VerstümmlerInnen-Argumentationsfibel" (vgl. auch Dagmar L'Allemand-Jander) gern der "intoleranten Gesellschaft" die Schuld in die Schuhe und fordert statt dem sofortigen Ende kosmetischer Genitaloperationen an Kindern lieber ein "drittes Geschlecht" und "Unisex-Klos".

Aktuelles Beispiel: Prof. Dr. Wieland Kiess' Vortrag an der Leipziger Buchmesse-Akademie bzw. die verstümmlerInnenfreundliche >>> Ankündigung dazu in der Leipziger Volkszeitung von Dominique Bielmeier [inzwischen offline].

Darin darf Prof. Kiess gänzlich unhinterfragt nach Lust und Laune verharmlosen, herunterspielen und mit Desinformationen um sich werfen:

Dies beginnt nach bekanntem Schema schon im 1. Abschnitt nach dem Lead u.a. mit der altbekannten "Intersex"-Statistiklüge, bei der MedizynerInnen um den Faktor 10 verkleinerte Zahlen angeben, u.a. durch Unterschlagung der häufigsten "Genitalkorrektur"-Diagnose "Hypospadie", und unter gleichzeitger Betonung der "Geschlechterfrage", so auch bei Kiess:

In Deutschland wird von 10.000 Kindern jährlich eines geboren, das Merkmale beider Geschlechter aufweist: bei Mädchen eine verlängerte Klitoris, die aussieht wie ein kleiner Penis, oder Eierstöcke bei Jungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die häufigste Form eines „Zwischengeschlechts“ ist die Vermännlichung von Mädchen als Folge des Adrenogenitalen Syndroms, einer Nebennieren-Erkrankung. Männer mit Androgenrezeptordefekt entwickeln sich körperlich zu Frauen, denen sowohl Achsel- als auch Schambehaarung fehlt.

(Noch nicht einmal die aktuelle Nomenklatur "DSD = Disorders of Sex Development" wird korrekt wiedergegeben, die Leipziger Volkszeitung schreibt sattdessen von "disorders of sex differentitation" [sic!].)

Als nächstes wird unbelegt behauptet, heute wäre ja alles gut und menschenrechtskonform, wobei wiederum der für die Betroffenen zentrale Aspekt der körperlichen Unversehrtheit ausgeblendet und stattdessen auf die Medizyner-Betrachtungsweise vom "falschen und richtigen Geschlecht" rekurriert wird:

Mit den neuen Begriffen geht auch eine Sensibilisierung im Umgang mit den Betroffenen einher. Wenn früher ein Kind mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde, entschieden die Ärzte in den meisten Fällen, dass eine Operation zum vermeintlich „richtigen“ Geschlecht nötig sei. [...]

Der Umgang mit Menschen, die eine gestörte Geschlechtsentwicklung haben, hat sich heute grundlegend geändert. Überstürzte Geschlechtsanpassungen gibt es nicht mehr. Zum Glück, findet Kiess. „Mein Ziel ist es, Eltern so aufzuklären, dass sie fast genauso Bescheid wissen wie wir Ärzte.“ Heute wird nur in Ausnahmefällen – wenn durch die gestörte Entwicklung die Gesundheit des Kindes gefährdet wäre – operiert. Ansonsten kann der Betroffene später selbst entscheiden, ob er als Mann oder Frau leben und sein Geschlecht eventuell durch eine Operation angleichen möchte.

Zu diesem "Persilschein" nach dem Motto "Früher war's vielleicht schlimm, aber heute ist alles im grünen Bereich" gehört selbstredend auch die (scheinbare) Kritik der "Vergangenheit", bei Kiess wiederum unter Betonung des "falschen bzw. richtigen Geschlechts":

„Das war wirklich gnadenlos“, sagt Kiess. „Gerade bei kleinen Mädchen, die eine Störung der Nebennierenrinde und dadurch eine relativ große Klitoris hatten, wurde diese oft einfach verkleinert – mit dem Effekt, dass man Nerven zerstört und das ganze spätere Sexualleben ruiniert hat.“ Betroffene solcher Operationen litten später häufig darunter, sich im falschen Körper gefangen zu fühlen – auch wenn sich ihre Anatomie mit dem Chromosomensatz von XX für Frauen oder XY für Männer deckte.

(Dass gerade Leipzig eine Hochburg nicht nur von sog. "Klitorisreduktionen", sondern auch von Klitorisamputationen und "Klitorisauskernungen" a.k.a. Klitorisexstirpationen war, die in Leipzig bis mindestens in die 1980er-Jahre propagiert und praktiziert wurden, verschweigt Prof. Dr. Wieland Kiess aus nahe liegenden Gründen, und ist auch der Leipziger Vorlkszeitung keine Nachfrage wert ... Ebenso, dass "Klitorisreduktionen" und "Hypospadiekorrekturen" usw. heute noch auf der Kinderklinik-Homepage angeboten werden, vgl. Offener Brief 2012).

Nicht fehlen darf nach dem ungeschriebenen Gesetz der GenitalabschneiderInnenlogik der Rückgriff auf die angeblich fortschrittliche, tatsächlich aber verstümmlerInnenfreundliche Stellungnahme des Deutschen Ethikrates (die deshalb auch von allen Betroffenenorganisationen kritisiert wird). Prof. Kiess:

Am 23. Februar 2012 veröffentlichte der von der Bundesregierung beauftragte Deutsche Ethikrat eine „Stellungnahme zu Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung“. Ziel war es, die Situation von Menschen mit DSD aufzuzeigen. Erstmals kamen Betroffene zu Wort. Ihre Aussagen zeigten, dass die frühere medizinische Behandlung zum Teil erhebliches Leid geschaffen hatte. [...] Der Ethikrat gab auch eine Reihe von Empfehlungen heraus, die die Behandlung von Menschen mit DSD verbessern sollen. Dazu zählen der Aufbau interdisziplinärer Kompetenzzentren und bessere psychosoziale Betreuung.

(Tatsächlich waren Betroffene von frühkindlichen kosmetischen Genitaloperationen in allen Anhörungen des Ethikrates überproportional krass untervertreten und wurden aus dem Ethikrat-Online-"Diskurs" gar herausgemobbt und wegzensiert.)

Prof. Kiess nächster Punkt ist dann folgerichtig die erneute Hervorhebung der "Identitätsschiene" in Verbindung mit der angeblich "intoleranten Gesellschaft" und der Behauptung, was es brauche, sei nicht (wie von den Betroffenen gefordert) ein Verbot der Genitalverstümmelungen, sondern utopische Personenstandspolitik, plus die üblichen Vermischungen mit "Homo, Trans-, Bi- und Was-auch-immer-Sexualität":

Kiess und seine Kollegen fanden im Rahmen einer deutschlandweiten Studie unter Leitung der Lübecker Kinderklinik außerdem heraus, dass viele Betroffene unter Identitätsproblemen leiden. [...]

Professor Kiess sucht gesellschaftliche Akzeptanz für das dritte Geschlecht

In der Gesellschaft fehlt es dennoch weitgehend an Akzeptanz für die Bedürfnisse von Menschen mit DSD. Gemeinsame Toiletten für beide Geschlechter, wie es sie in Frankreich und England häufig gibt, fehlen in Deutschland. Der Beschluss des Berliner Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain, Unisex-Toiletten einzuführen – ein Vorschlag der Piratenpartei – ist für Kiess ein erster Vorstoß für mehr Akzeptanz von DSD-Betroffenen.

In den USA dagegen ist man in Geschlechterfragen schon weiter als hierzulande: „Dort gibt es drei Geschlechter, die gesetzlich festgelegt sind: ,male', ,female' und ,other'“, erklärt Kiess. Personen mit gestörter Geschlechtsentwicklung müssen sich beispielsweise bei Formularen nicht mehr auf „männlich“ oder „weiblich“ festlegen.

Dass das Thema DSD gesellschaftlich bekannter und akzeptierter wird, ist dem Mediziner wichtig. Dazu will er seinen Vortrag zum "dritten Geschlecht" bei der Buchmesse-Akademie nutzen. Zusammen mit Charlotte Schubert, Professorin für Alte Geschichte, beleuchtet er das „Zwischengeschlecht“ aus medizinischer und historischer Sicht gleichermaßen. Auch Bi- und Transsexualität werden thematisiert.

(Tatsächlich gibt es auch in den USA nach wie vor 2 Geschlechter im Ausweis, offensichtlich velwechsern da Wieland Kiess und Volkszeitungs-Schreiberin Dominique Bielmeier die USA mit Australien – Intersex-Genitalverstümmelungen sind übrigens da wie dort ebenfalls immer noch an der Tagesordnung ... Betreffend der von Kiess flugs instrumentalisierten Unisex-Klos: Lena Rohrbach, die Urheberin des entsprechenden Antrags, hielt dazu z.B. in der taz immerhin fest: "Das Fehlen von Unisextoiletten sei nicht das größte Problem für Intersexuelle, meint Rohrbach, die Geschlechtsoperationen im Kindesalter seien der viel größere Skandal.")

Bezeichnend: Die erste und wichtigste Forderung der Betroffenen seit 20 Jahren, nämlich ein gesetzliches Verbot der Genitalverstümmelungen und Bestrafung der TäterInnen, unterschlägt Prof. Kiess dagegen rundheraus – warum wohl? Und die Leipziger Volkszeitung stellt auch hierzu einmal mehr keinerlei Rückfragen ...

Meine 2 Cent:

Offensichtlich spürt auch Prof. Dr. Wieland Kiess in Leipzig den Gegenwind durch die anhaltende öffentliche Kritik an kosmetischen Genitaloperationen an "atypischen" Kindern (für Leipig vgl. z.B. Interview im "Kreuzer" 11/2012 und Beitrag auf "Radio Mephisto" 25.09.2012, inkl. verräterischem O-Ton aus der Uni-Kinderklinik), und versucht sich nun seinerseits mit "Schadensbegrenzungs-PR".

Schliesslich steht für die VerstümmlerInnen und ihre Kliniken einiges auf dem Spiel: Nicht nur verdienen sie an den anhaltenden Verstümmelungen ganz ordenlich (z.B. die Kliniken € 8175,12 Reingewinn pro "Plastische Rekonstruktion der Vulva" bei "AGS/CAH"), sondern haben offensichtlich (und zu Recht!) Schiss vor den Schadenersatzklagen, die früher oder später auf sie zukommen werden (dass Christiane Völling lediglich € 100'000.-- Schmerzensgeld erhielt, war bekanntlich bloss, weil sie kein Geld hatte für eine höhere Klage, ansonsten hätte sie wohl € 250'000.-- oder mehr Schmerzengeld gekriegt).

Dass dabei die Leipziger Volkszeitung "aus wirtschaftlichen Gründen" für die GenitalabschneiderInnen unkritisch Steigbügelhalter spielt, hat mittlerweile Tradition: Schon bei den Intersex-Protesten in Leipzig im Herbst 2012 wurde nach einem ersten kritischen Artikel und einem geplanten 2. der betreffende Journalist (und wohl auch seine Vorgesetzten) von Messeveranstaltung (und wohl auch Klinik) erfolgreich unter Druck gesetzt; stattdessen erschien in der Volkszeitung bald darauf ein Artikel, wie viel Geld die beiden VerstümmlerInnen-Kongresse nach Leipzig brachten …

(Danke an Das Ende des Sex für Hinweis und solidarischen Kommentar: "Intergeschlechtlichkeit (Intersexualität): Glatte Fehlinformationen von einem Arzt im Rahmen der Leipziger Buchmesse".)

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Verstümmeln ist OK, wenn's nicht um Geschlechtsindentität geht"
        Intersex-Vereinnahmungs-1-0-1 mit Dr. Michael Wunder (Ethikrat)    

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Saturday, March 23 2013

"Mein Leben zwischen den Geschlechtern" a.k.a. "Orchids: My Intersex Adventure" von Phoebe Hart jetzt online auf arte.tv + youtube

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zum Abspielen reinklicken:   >>> youtube 1   >>> youtube 2   >>> youtube 3

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Das gelungene autobiografische Road-Movie von Phoebe Hart kann aktuell unter leicht bescheuertem Titel, aber in guter Qualität und auf Deutsch synchronisiert via >>> youtube 1 >>> youtube 2 >>> youtube 3 >>> arte.tv online angeguckt werden. Auch Phoebe wurden ihre gesunden Hoden nach der Pubertät wegen angeblichen Krebsrisiko sinnlos herausgeschnitten und in den Mülleimer geworfen, und ihre Familie von den MedizynerInnen zu Schweigegebot und verinnerlichter Scham verdammt.

Wie Phoebes Mutter sich lange weigerte, im Film mitzumachen, illustriert ebenfalls einmal mehr, dass das gewissenlose Vorgehen der GenitalabschneiderInnen (Hallo, Garry L. Warne!) alles andere als gute innerfamiliäre Verhältnisse produziert. Phoebe ist seit langem in der australischen AIS-Selbsthilfegruppe aktiv und betreibt eine eigene Filmproduktionsfirma.

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

Thursday, March 21 2013

Bundestags-Anträge "Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren" - Revolution bei den Grünen und die Linke!

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Nachtrag 22.3.: Die Linke hatte gleichentags einen >>> praktisch gleichlautenden Antrag (17/12859, PDF) eingereicht. Auch hier allen Beteiligten ein ganz herzliches Danke! 

>>> Pressemitteilung zum Thema von Zwischengeschlecht.org vom 21.03.2013 

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Lange redeten die Grünen zwar im Bundestag immer mal wieder über "Intersexuelle", missachteten dabei aber stets das zentrale Anliegen der Betroffenen nach Beendigung der Genitalverstümmelungen, sondern betrieben hauptsächlich Personenstands- und LGBT-Politik auf Kosten der Zwangsoperierten und waren sich noch nicht mal zu schade, sich dabei sprachlich mit den TäterInnen in ein Boot zu setzen (was dieser Blog seit Jahren auch immer wieder deutlich kritisierte).

Umso mehr freut es, nun feststellen zu dürfen: Mit dem gestern eingereichten >>> Antrag "Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren" (Drucks. 17/12851, PDF) hat sich das jetzt endlich grundsätzlich geändert, und ist das vorherige unrühmliche Verhalten nun hoffentlich endgültig Vergangenheit! Dafür allen Beteiligten ein ganz herzliches Danke!

So verweist der Antrag z.B. im ersten Abschnitt ausdrücklich auch auf die Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE), und hält im 2. Abschnitt in entsprechender Reihenfolge klar fest:

"Im Besonderen wurden und werden intersexuelle Menschen in ihrem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Nicht-Diskriminierung verletzt, weshalb sie in diesen Rechten und ihrem Anspruch auf Anerkennung unterstützt und bestärkt werden müssen."

Und fordert im letzten Abschnitt unter I.:

"Der Deutsche Bundestag sieht und erkennt erlittenes Unrecht und Leid an, das intersexuellen Menschen widerfahren ist und bedauert dies zutiefst."

In den konkreten Forderungen unter II. lautet der erste Punkt folgerichtig:

  • sicherzustellen, dass geschlechtszuweisende und –anpassende Operationen an minderjährigen Intersexuellen Menschen vor deren Einwilligungsfähigkeit grundsätzlich verboten werden. Dabei muss gewährleistet sein, dass eine alleinige Einwilligung der Eltern in irreversible geschlechtszuweisende Operationen ihres minderjährigen Kindes - außer in lebensbedrohlichen Notfällen - nicht zu lässig ist. Bei einer medizinischen Indikation muss diese von einem qualifizierten interdisziplinären Kompetenzzentrum zur Diagnostik und Behandlung bestätigt werden

Weitere wichtigste Punkte betreffen Übernahme therapeutischer Kosten bei Verstümmelten, Gewährleistung des Zugangs zu Krankenakten, nachträglich unbürokratische Änderung des Geschlechtseintrags für erwachsene Betroffene, Aufarbeitung des begangenen Unrechts, und eine künftige Abkehr von der medizynischen Täterforschung, stattdessen Einbezug der Betroffenen und von Gesellschafts- und Kulturwissenschaften:

  • dafür Sorge zu tragen, dass intersexuellen Menschen, die in ihrer Kindheit operiert worden sind, die Kosten für daraus resultierende Hormonbehandlung sowie – falls notwendig - psychotherapeutische Unterstützung von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden

  • bei den Ländern darauf hinzuwirken, dass die Fristen für die Aufbewahrung der Krankenakten bei Operationen im Genitalbereich auf mindestens 40 Jahre ab Volljährigkeit verlängert werden und intersexuellen Menschen ein ungehinderter Zugang zu ihren Krankenakten gewährleistet wird

  • dafür Sorge zu tragen, dass intersexuelle Menschen eine vereinfachte Änderungsmöglichkeit der Vornamen sowie der ursprünglich durch ihre Eltern vorgenommenen Geschlechtskategorisierung erhalten, wenn diese nicht mehr mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt; dabei muss ein effektives Offenbarungsverbot gewährleistet werden

  • eine Forschungsstudie im Auftrag zu geben, die das an intersexuellen Menschen begangene Unrecht dokumentiert und dem Bundestag einen Bericht bis zum 31.12. 2015 vorzulegen

  • weitere wissenschaftliche Forschungen zum Thema Intersexualität mit einem interdisziplinären Ansatz unter Beteiligung von Kultur-, Gesellschaftswissenschaften sowie der Betroffenenverbände zu fördern

Damit werden endlich zentrale Forderungen der Betroffenen konkret angegangen, welche Überlebende schon seit 20 Jahren öffentlich formulieren, und die u.a. Daniela "Nella" Truffer im Namen von Zwischengeschlecht.org 2010 und 2011 auch beim Deutschen Ethikrat deponiert hatte (eins / zwei), und die 2012 auch in die Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE) einflossen.

Damit liegt der Ball erstmal beim Bundestag und den anderen Parteien. Bleibt zu hoffen, dass endlich eine breite grundsätzliche Diskussion in Gang kommt, die auch weitere wichtige Punkte berücksichtigt, z.B.

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Wednesday, March 20 2013

Folien zur Diskussionsveranstaltung "Projektion oder Solidarität? Vereinnahmung von Intersexen durch LGBTQs"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Auf Wunsch neu auf Zwischengeschlecht.org unter >>> Downloads:

"PROJEKTION ODER SOLIDARITÄT? Vereinnahmung von Intersexen durch LGBTQs"
FOLIEN zur Diskussion Frankfurt 15.11.2012

>>> Download Folien (PDF, 2.1 MB)

© Zwischengeschlecht.org; keine Weitergabe und keine Benutzung von Bildmaterial ohne vorherige Genehmigung!

Siehe auch:
- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ

Monday, March 18 2013

Vom Mut und den Erfahrungen der ehemaligen Heimkinder lernen

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

"Die ehemaligen Heimkinder haben es ja gut: Immerhin wurde das ihnen angetane Unrecht öffentlich anerkannt, und sogar Entschädigung haben sie bekommen!" Diesen Eindruck könnte gewinnen, wer jüngst Berichte und Verlautbarungen in der Öffentlichkeit konsultierte, jedoch – wie auch die Bundesregierung – NICHT die Betroffenen selbst, bzw. nur alibimässig.

Nach demselben faulen Muster hat der Bundestag bekanntlich soeben auch die Betroffenen von sexualisierter Gewalt an Kindern abgespiesen, und wurden Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter im "Ethikrat-Diskurs Intersexualität" mundtot gemacht. Umso wichtiger, betreffend der Winkelzüge gegenüber den ehemaligen Heimkindern mal wieder genauer hinzuschauen – und auch zu würdigen, wie die Betroffenen trotzdem weiterhin öffentlich machen, was Sache ist.

Anfang Monat gab's im ZDF mit "Und alle haben geschwiegen" einen dramatisierten Spielfilm zum Thema, und damit zusammenhängend weitere Medienberichte. Zum ZDF-Film gibt's z.B. eine >>> erhellende Kritik von Heidi Dettinger (Verein ehemaliger Heimkinder, im Bild oben 4. von links). Und im Vorfeld einen >>> sehenswerten Beitrag von Frontal 21, in dem auch der Betroffene Dietmar Krone (im Bild oben ganz links) zu Wort kommt; zum Hauptbeitrag gibts auch ein >>> Transkript (PDF).

Unbedingt auch angucken: Das zusätzliche Video-Interview mit dem Betroffenenvertreter Manfred Kappeler "Es ist die Billiglösung" (3. Reiter über dem Frontal21-Hauptbeitrag oder >>> youtube), der Klartext redet: "[Fehlende] Einsicht in die eigene Schuld – da liegt das Versagen und damit, das will ich mal deutlich sagen, ist auch wieder neue Schuld entstanden." Beim Verein ehemaliger Heimkinder gibt's auch dazu ein >>> Transkript des Interviews.

Weiter verlinkt der Verein >>> zusätzliche Wortmeldungen Betroffener + Medienberichte und >>> dokumentiert den gesamten ZDF-Chat zum Film, der auf der ZDF-Hompage gleich wieder runtergenommen wurde ...

Wetten, dass Bundesregierung und Bundestag auch gegenüber den Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern nach genau derselben faulen Masche weiterkutschieren werden?!

(Mit Dank an NetzwerkB für den Hinweis.)

Siehe auch:
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Sunday, March 17 2013

Bezeichnend: Intersex-Serienverstümmlerin Dagmar L'Allemand-Jander ("EuroDSD") fordert "3. Geschlecht statt OP-Verbot"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Geschlecht: Zwangsoperiert

Zwischengeschlecht.org on FacebookDie Endokrinologin Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD", leitende Ärztin Kinderspital St. Gallen) ist eine der an Intersex-Genitalverstümmelungen unmittelbar beteiligten MedizynerInnen, die scheinbar unbeirrbar wieder und wieder explizit kosmetische Genitaloperationen an Kindern "mit atypischen Genitalien" propagieren, sowohl gegenüber den meist überforderten Eltern (die von den BehandlerInnen zusätzlich in Panik versetzt werden, was dann als "Betreuung" verkauft wird) wie auch in der Öffentlichkeit.

Dabei vermischt Prof. Dr. L’Allemand-Jander gekonnt Betroffene und Eltern, medizinisch tatsächlich notwendige und kosmetische Eingriffe usw. und stellt pauschal unbelegte Behauptungen auf. Ein Müsterchen aus dem "Beobachter" 20/2012 mit verräterischem Vokabular und unzulässigen Vergleichen:

"Aus Erfahrung wisse sie, dass jene Patienten, die sich für die Geschlechtsoperation entschieden ha­ben, den Eingriff dann am besten über­stehen, wenn Kind und Eltern sorgfältig betreut wurden. [...] «Es ist die Aufgabe der Eltern, für ihr Kind zu entscheiden. Das beginnt schon bei der Zeugung», findet L’Allemand. «Wenn ein Mädchen mit einem adrenogenitalen Syn­drom zur Welt kommt, kann ich meistens schon bei der Geburt sagen, dass es eine normale Frau wird, die Geschlechtsverkehr haben und Kinder bekommen kann. Wa­rum soll man das Geschlecht nicht sofort festlegen und dieses Kind stattdessen mit einer Uneindeutigkeit aufwachsen lassen? Warum soll man es nicht gleich so machen, dass alle – auch die Eltern – nicht täglich daran erinnert werden, dass es ein Gebrechen hat?», fragt L’Allemand. Wenn ein Kind mit einer Lippen­-Kiefer­-Gaumen­-Spalte zur Welt komme, sei der Eingriff in den meisten Fällen ebenfalls nicht medizi­nisch indiziert, und dennoch operiere man den Säugling, damit sein Gesicht nicht ent­stellt ist», sagt die Endokrinologin."
("Beobachter" 20/2012, S. 25f.)

[Anmerkung zu L'Allemand-Janders Vergleich von kosmetischen Genitaloperationen mit OPs wegen Lippen­-Kiefer­-Gaumen­-Spalte: MedizinethikerInnen, die diesen Namen auch verdienen, haben schon vor längerem klargestellt, dass dieser Vergleich unzulässig ist, vgl. z.B. Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006; dieses Buch wurde bekanntlich auch im Offenen Brief von Zwischengeschlecht.org an das Kispi St. Gallen erwähnt. Auch darin wird festgehalten: Erstens können Kinder mit LKGS oft nicht richtig saugen, es handelt sich dann nicht um einen kosmetischen Eingriff. Zweitens, und das ist für Mediziner mit funktionierendem Gewissen der springende Punkt, gibt es unter Betroffenen von frühkindlichen LKGS-OPs – im Gegensatz zu Betroffenen von Intersex-Genitalverstümmelungen! – nicht seit Jahrzehnten konstant öffentliche Berichte, wonach diese OPs für sie verheerend waren, ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigen und sie nichts mehr wünschten, als dass diese kosmetischen Eingriffe unterlassen worden wären.]

Ebenso unbeirrt propagiert die "EuroDSD"-Endokrinologin Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander kosmetische Genitaloperationen an Kindern Trotz der Intersex-Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK-CNE). Diese wurde bekanntlich – im Gegensatz zu derjenigen des Deutschen Ethikrates – von Betroffenenorganisationen weltweit gelobt (während es sich bei den MedizynerInnen genau umgekehrt verhielt).

Zwar erwähnte Prof. Dr. L'Allemand-Jander in ihren Aussagen in den >>> "Schaffhauser Nachrichten" vom 15.11.2012 (S. 2) die verstümmlerInnen- freundliche Empfehlungen des Deutschen Ethikrat nicht explizit, doch inhaltlich sehr wohl.

Bekanntlich unterscheiden sich die Stellungnahmen der beiden Ethikgremien hauptsächlich in 2 Punkten:

1. Intersex-Genitalverstümmelungen: Der Deutsche Ethikrat behauptete eine (Pseudo-)Unterscheidung zwischen "geschlechtszuordnenden" und "geschlechtsvereindeutigenden" "Genitalkorrekturen" an Intersex-Kindern, und befand die allermeisten kosmetischen Genitaloperationen, z.B. bei "AGS" und "Hypospadie" (laut Ethikrat sog. "geschlechtsbestätigende OPs") zwar als leicht fragwürdig, aber letztlich schon OK, solange die Eltern darauf bestehen; einzig bei der (verschwindend kleinen) Minderheit der Betroffenen, bei denen auch die MedizynerInnen von "wirklich uneindeutigen" Fällen ausgehen (laut Ethikrat sog. "geschlechtsvereindeutigende OPs"), sprach er sich definitiv gegen frühkindliche kosmetische OPs aus, ohne jedoch klar gesetzgeberische Massnahmen zu fordern. Demgegenüber kritisierte die Nationale Ethikkommission (NEK-CNE) ausdrücklich "alle nicht bagatellhaften, geschlechtsbestimmenden Behandlungsentscheide, die irreversible Folgen haben, aber aufschiebbar sind" und die nicht aus medizinischen Gründen, sondern aufgrund "kulturell-gesellschaftlichen Wertvorstellungen" durchgeführt werden, und forderte die Prüfung gesetzgeberischer Massnahmen im Straf- und Haftungsrecht.

2. Personenstandspolitik: Während der Deutsche Ethikrat die vor allem von LGBT-Interessensgruppen aufgestellte Forderung nach Abschaffung des Geschlechtseintrags bzw. Einführung eines "Dritten Geschlechts" als einzige konkrete gesetzgeberische Forderung propagierte (mit den bekannten Folgen), orientierte sich die Nationale Ethikkommission pragmatisch an den Bedürfnissen der direkt betroffenen Kinder und Erwachsenen und forderte, dass Betroffene, die mit ihrer zivilrechtlichen Geschlechtszuweisung nicht zufrieden sind, die Möglichkeit erhalten sollen, ihren Personenstand später unbürokratisch ändern zu können.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang die Aussagen der bekennenden "EuroDSD"-Serienverstümmlerin Dagmar L’Allemand-Jander:

"Es sollte eine individuelle Lösung für jedes Kind gefunden werden, deshalb hält die Ärztin ein generelles Verbot von Operationen bei Kleinkindern für ungünstig. Dagegen würden sich die Fachleute wehren.

Einführung dritten Geschlechts

Allerdings stehe die Operation nicht im Vordergrund der Behandlung. [...] «Deshalb wäre es unser Wunsch, ein Drittes Geschlecht einzuführen. Das würde dem Kind und den Eltern Zeit geben, um über Entscheidungen nachzudenken», sagt l'Allemand." (SN 15.11.2012, S. 2)

Ebenso bezeichnend, wie L’Allemand-Jander wiederholt behauptet, es würde von Betroffenen konkret ein Verbot (auch) von medizinisch notwendigen Operationen gefordert – das Gegenteil ist bekanntlich der Fall. Und wie sie konstant beteuert, diejenigen Betroffenen, die sich über das ihnen Angetane beklagen, seien "Fälle aus der Vergangenheit", und die "Ethikkomission habe solche Fälle untersucht, die nicht nach den heutigen Standards betreut worden seien oder nach der Operation zu medizinischen Problemen geführt hätten". Heute sei angeblich alles anders und "viele [...] froh über eine Operation im Kleinkindesalter, die das Leben der Aufwachsenden erleichtert habe".

Kurz: Die übliche Litanei der VerstümmlerInnen & Co. Belege irgendwelcher Art für letztere pauschale Behauptung "zufriedener" Verstümmelter bleibt - Überraschung! – auch L'Allemand-Jander einmal mehr schuldig, während umgekehrt die Beinträchtigung des sexuellen Empfindens auch bei den "neuen Operationsmethoden" wiederholt von Betroffenen beklagt und von Studien bestätigt wird, von L'Allemand-Jander – Überraschung! – jedoch unterschlagen wird.

Meine 2 Cent:

Offensichtlich ist sich auch "EuroDSD"-Verstümmlerin Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander klar darüber, dass einzig ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern sie und ihre unbeirrbaren Genitabschneider-Kolleginnen künftig davon abhalten würde, weiterhin wehrlose Kinder zu verstümmeln – sicher im Wissen, dass wegen der "Einwilligung" der Eltern und vor allem wegen der geltenden Verjährungsbestimmungen die Betroffenen auch weiterhin keine Möglichkeit haben werden, juristisch gegen sie und andere VerstümmlerInnen vorzugehen.

Während umgekehrt die Einführung eines zwangsweisen "3. Geschlechts" für "uneindeutige" Kinder nicht das Ende der für die TäterInnen und ihre Spitäler lukrativen Verstümmelungen bedeuten würde, sondern im Gegenteil ein für die MedizynerInnen willkommenes zusätzliches Druckmittel gegenüber eingeschüchterten Eltern darstellt, um diese erst recht zur "Einwilligung" in medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an ihren Kindern zu "bewegen".

Passend auch, wie der medizynerfreundliche Artikel in den "Schaffhauser Nachrichten" diese – von Betroffenen seit langem abgelehnte – Forderung nach Einführung eines "3. Zwangsgeschlechts" für "uneindeutige" Kinder im Text gleich 2x hervorhebt (einmal als Zwischentitel und einmal als übergrosses Zwischenzitat), während demgegenüber im ganzen 1-seitigen Artikel Betroffene nicht ein einziges Mal zu Wort kommen ...

Nachtrag: Der Bericht mit Dagmar L’Allemand-Jander erschien auch im St. Galler Tagblatt, im Toggenburger Tagblatt und in der Appenzeller Zeitung.

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> "Verstümmeln ist OK, wenn's nicht um Geschlechtsindentität geht"
        Intersex-Vereinnahmungs-1-0-1 mit Dr. Michael Wunder (Ethikrat)    

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Friday, March 15 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen: Info + 3 Proteste, Berlin Do 18. - Sa 20. April 2013

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook Zum "8. Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" treffen sich diese Woche VertreterInnen bundesweit bekannter Intersex-Verstümmler-Kliniken sowie internationaler TäterInnen-Forschungsprojekte an der Friedrichstr.
Betroffene sind nicht geladen.
Wir wollen bei den täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!  
>>> Infoveranstaltung + 3 Friedliche Proteste  

Wednesday, March 13 2013

NetzwerkB: Demo zur Bundestagsberatung über sexualisierte Gewalt an Kindern, Do 14.3.13

Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Soweit wie die Lobbyorganisationen der Betroffenen von sexualisierter Gewalt an Kindern ist die Zwitterbewegung leider noch lange nicht: Immerhin haben erstere in der politischen Diskussion längst durchgesetzt, dass es sich bei dem ihnen Angetanen um schwere Verbrechen handelt, die fraglos bestraft gehören, und dass Kinder keine Gegenstände sind, mit denen Eltern und andere Erwachsene nach Gutdünken verfahren dürfen.

Nach jahrelangem Herumlavieren um einen "Runden Tisch Kindesmissbrauch", bei dem die Betroffenen gekonnt weitgehendst aussen vor gelassen wurden – wie auch die die ehemaligen Heimkinder beim "Runden Tisch Heimerziehung" und die Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter im "Ethikrat-Diskurs Intersexualität" – berät nun der Bundestag morgen Donnerstag >>> gleich eine Reihe verschiedener Vorstösse, die erwachsenen Betroffenen von sexualisierter Gewalt im Kindesalter künftig besser zu ihrem Recht verhelfen sollen – oder zumindest ein ganz, ganz kleines bisschen.

Denn leider steckt auch dort der Teufel im "Detail". >>> NetztwerkB kritisiert in einer Pressemitteilung die Vorstösse als "Verkennung der Situation der Opfer" und "Täterschutz". Und ruft >>> von 12-17h zu einer angemeldeten Demo auf.

Dieser Blog sendet solidarische Grüsse und wünscht weiterhin viel Kraft!

Nachtrag: Kritik von NetzwerkB am verabschiedeten Gesetz: "Ein paar Tempotaschentücher" + Bericht von der Demo vor dem Bundestag.

Siehe auch:

- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (1) 
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (2)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (3)
- Vom Mut der Betroffenen von sexualisierter Gewalt lernen (4)
- NetzwerkB: Hungerstreik gegen untätige PolitikerInnen
- "Runder Tisch Heimerziehung": Betroffene zum 2. Mal gedemütigt und erpresst
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" 

Friday, March 8 2013

"Das dritte Geschlecht - Me, My Sex and I" - BBC/Oprah-Doku jetzt online auf Spiegel.TV

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Die gelungene Co-Produktion des englischen Staatssenders BBC mit dem US-amerikanischen Kanal der Talkmasterin Oprah Winfrey (dort unter dem Titel "The Truth of My Sex") gibt jetzt
>>> auf Deutsch synchronisiert online via spiegel.tv.

Im Film gibt's eindrückliche Statements u.a. von den überlebenden Betroffenen Janet Green und Tiger Howard Devore. Danke! 

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch 

Wednesday, March 6 2013

Genf: UN-Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen – Zwischengeschlecht.org belegt grausame und unmenschliche Behandlung

Aktion vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf mit Beispielen aus Medizyner-Publikationen

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Am 05.03.2013 präsentierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org in Genf anlässlich einer NGO-Informationsveranstaltung im Beisein des UN-Sonderberichterstatters über Folter eine englischsprachige Dokumentation "Intersex-Genitalverstümmelungen: Geschichte und gegenwärtige Praxis", und überreichte Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez persönlich ein Exemplar. Bei einem anschließenden Treffen sicherte Méndez Betroffenenorganisationen seine Unterstützung zu.

          >>> Download Dokumentation (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGERWARNUNG!!! ]

1.  UN-Sonderberichterstatter über Folter: Warum kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern unmenschlich sind und verboten werden müssen

Hintergrund des Side-Events war ein bahnbrechender Report des Sonderberichterstatters zum Thema "Folter und unmenschliche Behandlung im Gesundheitswesen" (A/HRC/22/53), den dieser am Vortag dem UN-Menschenrechtsrat während dessen 22. Session offiziell vorgestellt hatte. Dieser verurteilt explizit und deutlich auch kosmetische Genitaloperationen und andere menschenrechtswidrige Zwangsbehandlungen an Intersex-Kindern.

Sowohl vor dem Menschenrechtsrat wie am Side-Event hielt der Sonderberichterstatter über Folter diese Kritik ausdrücklich aufrecht. Gemäß der UN-Definition von Folter oder unmenschlicher Behandlung sei es keine Voraussetzung, dass kriminelle Absichten vorlägen, Nachlässigkeit sei dazu ausreichend. Sogar wenn der ursprüngliche Behandlungszweck gute Absichten verfolge, komme es letztlich auf die konkreten Auswirkungen an. Informierte Zustimmung durch die direkt Betroffenen sei zentral.

Gerade gegenüber gefährdeten Gruppen habe der Staat laut UN-Antifolterkonvention eine besondere Schutzpflicht und sei bei Verstößen auch zur Ahndung verpflichtet. Die Ratifizierung des Fakultativprotokolls OPCAT verpflichte zudem zu Prävention sowie zur Behandlung von Individualbeschwerden.

Von Daniela Truffer (Zwischengeschlecht.org) als Direktbetroffene konkret auf die Intersex-Genitalverstümmelungen angesprochen und insbesondere auf den Missstand, das wegen der Verjährung als Kleinkinder Verstümmelte gar nie die Chance haben, auf juristischem Wege Gerechtigkeit einzufordern, unterstrich UN-Sonderberichterstatter Juan Ernesto Méndez die Notwendigkeit absoluter Verbote, die auch dieses Problem berücksichtigen. Hierzu brauche es entsprechende Gesetzesanpassungen auf nationaler Ebene, sowie das Engagement weiterer regionaler wie auch internationaler Organe zur Verhütung von Folter, namentlich des UN-Unterausschusses zur Prävention (SPT).

2.  Zwischengeschlecht.org belegt grausame und unmenschliche Behandlung

Die von Zwischengeschlecht.org vorgestellte Dokumentation "Intersex Genital Mutilations: History & Current Practice" >>> PDF (2.4 MB) [TRIGGERWARNUNG!!!] befasst sich mit medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen und enthält eine Vielzahl von konkreten Beispielen aus namhaften medizinischen Fachpublikationen, die Mal für Mal eindrücklich die außerordentliche Grausamkeit der an betroffenen Kindern begangenen medizynischen Verbrechen belegen.

Diese zeigen auf, wie kaltherzig viele TäterInnen die schrecklichen Folgen für die Überlebenden rundheraus leugnen. So behaupteten zahlreiche "führende" BehandlerInnen auch aus Deutschland und der Schweiz über Jahrzehnte unbeirrbar, kosmetische Klitorisamputationen (!) hätten für die Betroffenen "nachweislich keinen negativen Einfluss auf das Sexualempfinden". Erst als 1993 in den USA die ersten Proteste Überlebender in die Medien gelangten, änderten die TäterInnen ihre Taktik: Seither behaupten sie einfach alle Jahre stets aufs Neue, dank "verbesserten Operationsmethoden" seien chirurgische Genitalverkleinerungen usw. mittlerweile ganz sicher unschädlich – obwohl Aussagen Überlebender wie auch Studien wieder und wieder das Gegenteil belegen.

Ein eigenes Kapitel der Dokumentation informiert konkret in Wort und Bild über die 3 häufigsten kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Säuglingen, die heute noch täglich (!!!) in zahllosen Kinderkliniken rund um den Globus praktizierte werden, und was für Folgen diese angeblich "sicheren" und "harmlosen Operationen" für die Betroffenen haben.

 

3.  Intersex-Genitalverstümmelungen als eigenständige Problematik gezielt bekämpfen

 

Bei einem persönlichen Treffen mit UN-Sonderberichterstatter Juan Méndez erläuterten Mitglieder der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org und der US-Lobbygruppe Advocates for Informed Choice (AIC) unsere Anliegen und unterstrichen, dass medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen ein eigenes und einzigartiges Problemfeld mit erheblichen Menschenrechtsverstößen darstellen.

Obwohl Kinder mit Varianten der Geschlechtsentwicklung verschiedenen Problemfeldern ausgesetzt sind, bilden die nicht eingewilligten Eingriffe an Genitalien und Fortpflanzungsorganen betroffener Kinder klar das dringendste Problem, und unterscheiden sich von den Problemstellungen, mit denen die LGBT-Community konfrontiert ist. Um Intersex-Genitalverstümmelungen angemessen bekämpfen zu können und mögliche Missverständnisse auszuschließen, ist es deshalb angebracht, dieses spezifische Problem angemessenerweise künftig in einem eigenen Abschnitt anzusprechen, wie dies bereits in einer kommenden WHO-Stellungnahme über erzwungener Sterilisierung vorgesehen ist.

Sonderberichterstatter Méndez räumte ein, dass die kosmetischen Genitaloperationen an betroffenen Kindern auf dem Gebiet der Folterbekämpfung noch Neuland sind und nun nach grundlegenden ersten Schritten eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema erst beginne. Und erklärte seine Bereitschaft, auf Anfrage jederzeit öffentlich Stellung zu beziehen. 

Zwischengeschlecht.org dankt dem UN-Sonderberichterstatter über Folter Juan Ernesto Méndez und allen weiteren Beteiligten ganz herzlich für ihr willkommenes Engagement zur Beendigung der andauernden medizinischen Verbrechen an Zwittern und zur Durchsetzung ihres Rechts auf körperliche Unversehrtheit!

Wir werden unsererseits am Ball bleiben und weiterhin Behörden, regionale und internationale Organe auf die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern aufmerksam machen – und nicht zuletzt auch die TäterInnen immer wieder mit dem Unrecht ihres Tuns konfrontieren.

>>> Download Dokumentation (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGERWARNUNG!!! ]

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  

Monday, March 4 2013

"Intersex: Recht auf körperliche Selbstbestimmung" - diestandard.at, 4.3.13 + Nachtrag

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> Gelungener Artikel über den Intersex-Bericht des UN-Sonderberichterstatters über Folter Juan Ernesto Méndez, den dieser heute dem UN-Menschenrechtsrat vorstellte.

Danke! 

Auch für den flotten 1. Kommentar unter dem Artikel:
"Schon lange Zeit, dass da was getan wird! :)"

Nachtrag:  Auch Heinz-Jürgen Voß berichtete auf Das Ende des Sex. Danke!

>>> Pressemitteilung zum Thema von Zwischengeschlecht.org (07.02.2013)

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe

Genf: UN-Sonderberichterstatter über Folter stellt Intersex-Bericht vor + mehr!

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgAktion von Zwischengeschlecht.org vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf, 20.10.2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Heute Nachmittag wird der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Juan Ernesto Méndez, im UN-Menschenrechtsrat
>>> seinen sensationellen Intersex-Bericht vorstellen, wann genau ist verspätungsbedingt noch nicht abzusehen.

Delegationen von Zwischengeschlecht.org und Advocates for Informed Choice (AIC) sind live vor Ort, mehr Infos folgen.

Morgen haben wir zusätzlich einen Termin mit Mr. Méndez und seinem Stab, und nachmittags wird es einen Side-Event (NGO-Informationsveranstaltung) zum Thema geben, drückt uns die Daumen! 

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Tuesday, February 26 2013

Neue Rezension von Anja Gregor zu Schweizer/Richter-Appelt (Hrsg.): "Intersexualität kontrovers"

«A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» - Garry L. Warne (left) at the main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 20.5.11Serien-Genitalverstümmler Garry L. Warne (Mitte) am "3rd EuroDSD" Lübeck 20.5.11,
wo er denselben Vortrag hielt wie den im Buch abgedruckten

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Nach der gelungenen Rezension von Heinz-Jürgen Voß auf querelles.net nun eine weitere >>> ebensolche von Anja Gregor auf socialnet.de, Danke!

Anja Gregor unterstreicht ihrerseits die Abwesenheit von kritischen Stimmen Betroffener im Buch (und verweist dazu auf entsprechende Kritik auf diesem Blog), und arbeitet unter "Fazit" gut heraus, wie auch dieses "Fachbuch" grossteils aus einem geschlossenen, selbstreferenziellen "Diskurs" einiger weniger MedizynerInnen besteht: "An 9 von 26 Beiträgen sind die Herausgeber_innen (allein, zu zweit oder im Autor_innenkollektiv) selbst beteiligt, zwei weitere sind von Personen aus ihrem unmittelbaren wissenschaftlichen Umfeld verfasst (dem Hamburger Klinikum oder gedankten Unterstützer_innen ihrer Projekte; vgl. S. 202)."

Was in den biografischen Angaben zu den AutorInnen am Ende des Buches NICHT erwähnt wurde, und Anja Gregor deshalb offenbar entging: Auch die einzige im Buch als (angeblich) eigentliche "Betroffene" gelistete Autorin, Eveline Kraus-Kinsky, gehört tatsächlich ebenfalls unmittelbar zu diesem geschlossenen Universum der GenitalabschneiderInnen. Kraus-Kinsky ist nämlich nicht nur irgendeine "AGS-Patientin und Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin" (lediglich dies ist abschliessend in der Bio im Buch erwähnt), sondern kaum zufällig auch Gründungsmitglied, jahrelange 1. Vorsitzende sowie öffentliches Aushängeschild der passend benannten "AGS Eltern- und Patienteninitiative", ins Leben gerufen von einschlägigen Serien-GenitalverstümmlerInnen, und praktisch deren verlängerter Arm in der Öffentlichkeit. Sowie eng verbandelt mit den Verstümmler-Vereinigungen "Netzwerk Intersexualität/DSD" (bei den auch Schweizer, Appelt & Co. prominent vertreten waren) inkl. Nachfolgeorganisationen "EuroDSD", "I-DSD" und "DSD Life", die ihrerseits bisher (und wohl auch künftig) stets zur Stelle eilen, wenn z.B. die Bundesregierung betreffend Intersex-Genitalverstümmelungen mal wieder einen "Persilschein in eigener Sache" benötigt.

Eine kleine Unaufmerksamkeit auch bei Beschreibung der 2 Beiträge betroffener Mütter, wenn Anja Gregor schreibt: "[E]s sei jedoch angemerkt, dass hier zwei Mütter zu Wort kommen, die sich gegen die Operation ihrer Kinder entschieden haben. Erhellend wären zudem Sichtweisen von Vätern ebenso wie die von Eltern gewesen, die sich für eine Operation ihres Kindes entschieden haben." Zumindest die eine (anonym bleibende) Mutter hat, wie sie deutlich beschreibt, für ihre knapp 6-jährige "Tochter" sehr wohl in eine kosmetische "Klitorisreduktion" eingewilligt, lediglich die von den MedizynerInnen zusätzlich vorgeschlagene Konstruktion einer "Neovagina" schlug sie aus. Zwar "rechtfertigt" die Mutter diesen Entscheid, es sei der eigene Wunsch der knapp Sechsjährigen gewesen nach "Hänseleien im Kindergarten" – als ob ein Mensch in diesem Alter eine informierte Zustimmung/Abwägung treffen könnte betreffend des bekanntlich erheblichen Risikos einer Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Empfindungsfähigkeit!

Eine folgenschwere Entscheidung, welche die (aus Rücksicht auf ihr Kind anonym bleibende) Mutter bekanntlich laut sonstigen Äusserungen, und Trotz allem Herumlavieren auch im vorliegenden Text nachträglich nicht nur positiv sieht (um es "diplomatisch" auszudrücken):

"Dennoch habe ich heute das Gefühl, dass ich mich eindeutiger für [meine Tochter] entschieden hätte, wenn ich ihr im Kindergarten den Rücken gestärkt und dafür gesorgt hätte, dass sie sich gegen die Hänseleien wehren konnte, anstatt die Lösung in einer Operation zu suchen." (S. 156)

Eine Option, die ihr offensichtlich die MedizynerInnen (warum wohl?!) nicht nahelegten, noch fachkundige psychosoziale Unterstützung dazu anboten ...

(Einiges direktere rückblickende Äusserungen eines Vaters, der sich ebenfalls zu einer – noch frühzeitigeren – Operation an seinem Kind hatte breitschlagen lassen, finden sich übrigens im Film "Das verordnete Geschlecht".)

Ansonsten arbeitet Anja Gregor im Hauptteil hauptsächlich anhand des Beitrags von Kathrin Zehnder und Jürg Streuli sehr schön (und wie von ihr erwähnt zugespitzt und somit deutlicher, als im Buch selbst vorgesehen/enthalten) folgende Konfrontationslinien heraus: 

  1. eine Kluft zwischen medizinischem und feministischem/geschlechtertheoretischem Diskurs in der Art des Zugangs zum Thema,
  2. den Streit zwischen intergeschlechtlichen Menschen und Medizin um das Expert_innentum (Expert_innentum in eigener Sache vs. Pathologisierung/Normalisierung),
  3. den Streit um die Vertretungshoheit der Interessen (Konflikte und Unklarheiten innerhalb des vielgestaltigen Feldes des „Intersex-Aktivismus“ (S. 401) ebenso wie im Streit um die Vertretung/Entscheidung über minderjährige/r Betroffene/r);
  4. Unverständnis bei der Zielsetzung (Autonomie und Copingfähigkeit der Betroffenen vs. Handeln der Eltern und Medizin unter Berufung auf die Interessen der Betroffenen) und
  5. das Unverständnis bei Begrifflichkeiten (Selbstbezeichnung intergeschlechtlicher Menschen vs. medizinische/pathologisierende Begriffe).

Und unternimmt mit besonderer Berücksichtigung der Beiträge von Konstanze Plett, Oliver Tolmein, Angela Kolbe, Ilka Quindeau und Michael Groneberg die ihr hoch anzurechnende, "sicher kontrovers zu betrachtende" Anstrengung, "insbesondere jene Beiträge zu Wort kommen zu lassen, die sich kritisch zur hegemonialen Deutungsmacht und Praxis der Medizin über Intergeschlechtlichkeit äußern".

Als besonders konfrontativ-unverbesserlich der VerstümmlerInnen-Logik verhafteten Medizyner hebt Anja Gregor (wie auch Voß) den Beitrag des berüchtigten Serien-Genitalabschneiders Garry L. Warne (Royal Children's Hospital Melbourne) hervor. (Warne darf obendrein auch 2013 noch unverändert in einer Publikation unter Beteiligung von XY-Fauen/Intersexuelle Menschen e.V. medizinisch nicht notwendige Kastrationen plus alle sonstigen Genitalverstümmelungen an "AIS-Mädchen" unwidersprochen propagieren, vgl. hier unter "Operationen von Mädchen mit AIS" sowie Anmerkung in Quellenangabe.)

Ebenfalls positiv, wie Anja Gregor unter "Entstehungshintergrund" einleitend herausschält, dass die auch diesem Buch ursächlich zugrunde liegende "Diskussion um den medizinischen, juristischen und gesellschaftlichen Umgang mit Intergeschlechtlichkeit [...] letztlich auf die Initiative von intergeschlechtlichen Menschen seit den 1990er Jahren zurückgeht und [...] seit dem Erscheinen des CEDAW-Parallelberichts 2009 politisch erstmals andauernd auf Bundesebene geführt wird."

Als aktuellen Rückbezug verweist Anja Gregor auf die jüngste Änderung des § 22 (3) PStG: "Es ist nun möglich, bei der Geburt eines Kindes, dessen Geschlecht nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen zuzuordnen ist, den Eintrag des Geschlechts auszulassen. (Belegt werden kann dies bisher nur mit Bundestagsreden Abgeordneter; das PStG ist bisher online nur in der alten Form zugänglich.)" Dass sie dabei nicht erwähnt, dass der beschlossene Paragraph im Wortlaut sehr wohl längst bekannt ist (nicht zuletzt aus dem konkret gutgeheissenen offiziellen Gesetzesänderungsantrag) und im Gegensatz zu den Beteuerungen der PolitikerInnen keine neue "Möglichkeit", sondern vielmehr einen neuen Zwang enthält (der von allen Betroffenenorganisationen als kontraproduktiv kritisiert wurde), ist ein letzter Wermutstropfen dieser ansonsten (wie eingangs erwähnt) gelungenen Rezension eines trotz interessanter einzelner Beiträge als Ganzes letztlich bedeutend weniger gelungenen Buches.

>>> Besprechung zu "Intersexualität kontrovers" von Heinz-Jürgen Voß 

>>> Diskussionsbeiträge zu Richter Appelt aus 2010

Sunday, February 24 2013

Hamburger Senat: Intersex-Genitalverstümmelungen "nicht rechtswidrig", in Hamburger Kinderkliniken 2-3 jede Woche

xxx1. Mahnwache + Offener Brief zum Verstümmlerkongress "DGE 2011", Hamburg 01.04.2011

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 24.02.2012:

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

In seiner >>> Antwort (PDF, 117 kb) auf die von Kersten Artus in Zusammenarbeit mit Zwischengeschlecht.org eingereichte Kleine Anfrage 20/6850 "Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen" musste der Senat einräumen, dass in Hamburger Kinderkliniken wöchentlich 2-3 kosmetische Genitaloperationen an betroffenen Kindern durchgeführt werden (Antwort auf Frage 3a).

Weiter wurde bekannt, dass der Senat bisher keinen Bedarf sah, Eltern darüber aufzuklären, dass bei betroffenen Kindern ein Geschlechtseintrag nicht zwingend in der ersten Woche dem Standesamt gemeldet werden muss – entgegen dem Auftrag der Bürgerschaft aus dem Jahre 2009, Maßnahmen zu prüfen, um Eltern diesbezüglich zu entlasten (Antwort auf Frage 1). 

Sowie, dass in der Hamburger Universität und in ihren Kinderkliniken eine historische Aufarbeitung etwa der dort bis Ende der 1980er Jahre propagierten "kosmetischen" Klitorisamputationen an betroffenen Kindern immer noch bei Null steht (Antwort auf Frage 4; in der Senatsantwort irrtümlich als Antwort 2 geführt).

AKK-Statistik: Laut Senatsanwort wurden im Altonaer Kinderkrankenhaus von 2010-2012 insgesamt 216 IGM-OPs an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren durchgeführt – laut Senat angeblich allesamt medizinisch notwendig bzw. durch Betroffene informiert eingewilligt, und alle "rechtens" ...

Folgerichtig übernahm der Senat unhinterfragt die These von den MedizynerInnen, GeschlechterforscherInnen & Co., es handle sich bei der überwiegenden Mehrzahl der auch in Hamburg regelmäßig verbrochenen kosmetischen, medizinisch nicht notwendigen und irreversiblen Genitaloperationen an Kindern angeblich nicht um Genitalverstümmelungen, weil es sich "nur" um "Korrekturen" von "Fehlbildungen" an atypischen Geschlechtsorganen "ohne geschlechtszuweisenden Charakter" handle – als ob das am kosmetischen Charakter und der fehlenden Einwilligung der Betroffenen etwas ändern würde, und den Betroffenen z.B. bei Beeinträchtigung oder Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit ein Trost wäre (Antwort auf Frage 3a).

UKE-Statistik: Laut Senatsanwort wurden im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf von 2010-2012 insgesamt 155 IGM-OPs an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren durchgeführt – laut Senat angeblich allesamt medizinisch notwendig bzw. durch Betroffene informiert eingewilligt, und alle "rechtens" ...

Wen wundert es da noch, dass der Senat wider besseren Wissen weiterhin unbeirrt "davon aus[geht], dass keine rechtswidrigen Eingriffe vorgenommen werden" (Antwort auf Frage 3c) – obwohl dem Senat nachweislich bekannt sein müsste, dass nicht nur Betroffene, sondern auch JuristInnen (Oliver Tolmein 1 / Konstanze Plett 1 / Oliver Tolmein 2 / Konstanze Plett 2), u.a. anläßlich einer Anhörung der Hamburgischen Bürgerschaft vom 29.04.2009, das seit jeher anders beurteilen, ebenso aktuell der UN-Sonderberichterstatter über Folter.

Dadurch verletzt das Land Hamburg gegenüber den in seinen Kinderkliniken wöchentlich 2-3 verstümmelten, wehrlosen Kindern mutwillig die im UN-Abkommen gegen Folter und unmenschliche Behandlung unmissverständlich festgehaltene Schutzpflicht gegenüber (potenziellen) Opfern, weswegen Deutschland bereits vom UN-Komitee gegen Folter gerügt wurde, und missachtet sträflich das Grundgesetz, insbesondere Art. 2.2 (Recht auf körperliche Unversehrtheit). Wie lange noch?!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken
>>> Uni HH 1971: "Orgasmusfähigkeit leidet durch Klitorisamputationen nicht"
>>> Uni HH 1976: "Indikation zur Klitorektomie gegeben bei übermäßigem Wachstum"
>>> Hamburg: Intersex-Proteste gegen "DGKJ 2012", UKE und AKK (13.-16.09.2012)

>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern 

Friday, February 22 2013

"Hermaphrodites speak!" - Wegweisendes Intersex-Bewegungs-Video

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ bevor sie so hieß!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Im Herbst 1996 hatte die Intersex Society of North America (ISNA) zum ersten internationalen Treffen eingeladen. 10 Betroffene hauptsächlich aus den USA nahmen daran teil, 8 davon stellten sich für einen Film zur Verfügung, um die neu entstandene Bewegung zu dokumentieren. Diesen >>> bahnbrechenden 35-Minuten-Clip gibt's nun seit kurzem in der Originalversion auch via youtube zum online nachgucken.

Die Bedeutung dieses Films kann gar nicht hoch genug angesetzt werden. Jede_r des englischen zumindest halbwegs Mächtige sollte sich die Zeit nehmen, dieses bewegende Dokument reinzuziehen. Die ersten 5 wichtigen Gründe dafür, die mir grad einfallen:

  • Mani Bruce Mitchell sagt ausdrücklich, dass es sich um Verstümmelungen an kleinen Kindern handelt, die aufhören müssen, und ist damit nicht die einzige.
  • Heidi Walcutt (1961-2010) spricht gegen Schluss klar und explizit aus, dass es sich bei den systematischen Genitalverstümmelungen an Kindern mit "atypischen" Geschlechtsteilen um einen Versuch handelt, diese spezifische Gruppe als solche aus der Gesellschaft und aus der Welt zu schaffen, und damit um eine Form von Genozid.
  • Angela Moreno sagt – wie auch sonst Betroffene, die einen Vorher/Nachher-Vergleich hatten – im Schlussstatement klipp und klar, dass auch die "nervschonenenen modernen Operationsmethoden" zur "Klitorisreduktion" definitiv zu einer deutlich spürbaren Verminderung der sexuellen Empfindungsfähigkeit führen.

Die MedizynerInnen & Co. inkl. dem Deutschen Ethikrat und PolitikerInnen aller Parteien versuchen konstant, die Geschichte der Intersex-Bewegung und ihre Erkenntnisse auszulöschen, indem sie sie schlicht ignorieren und jedes Mal versuchen, die Diskussion um die systematischen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern alle Jahre wieder mit "Fachgesprächen" zum x-ten Mal neu "von Null an" zu "initiieren", sicher im Wissen, dass die Traumatisiertesten unter den Betroffenen nicht die Kraft haben, ihre Geschichte(n) über Jahrzehnte immer wieder von Neuem zu erzählen. Und leider zeigen auch manche öffentlich agierende Betroffene selbst zu wenig (historisches) Wissen um die ganze Bandbreite der Betroffenen und ihrer Forderungen, sondern reproduzieren bloss isoliert ihre individuelle Bauchnabelperspektive, welche sie dann unglücklicherweise als Gesamtbild verkaufen, was den VerstümmlerInnen & Co. jedes Mal leichtes Spiel bereitet.

U.a. das Video "Hermaphrodites speak!", die seinerzeitigen Ausgaben des ISNA-Newsletters "Hermaphrodites with Attitude" (Downloads auf ISNA-Homepage / der dort fehlende allererste vom Winter '94/94, PDF 200 kb), Texte der Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG) oder die auf Zwischengeschlecht.org dokumentierten deutschsprachigen Geschichten Betroffener sind allesamt online erhältlich und leisten unersetzbare Dienste, um Wissenslücken zu stopfen und den TäterInnen wirksam Paroli zu bieten!

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Wer sind die TäterInnen? Was soll mit ihnen geschehen?  

Monday, February 18 2013

Geschlechtsverbot für Intersex-Kinder (§ 22 PStG): Noch mehr Kritik, diesmal von Mechthild Rawert (SPD)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Geschlecht: Zwangsoperiert

Zwischengeschlecht.org on FacebookNach den Betroffenenorganisationen Zwischengeschlecht.org sowie Intersexuelle Menschen e.V., OII Deutschland (IVIM) und der Juristin Konstanze Plett hat mit Mechthild Rawert inzwischen auch eine Bundestags-Vertreterin der SPD Kritik am neuen "Hauruck"-Paragraphen geäussert (siehe >>> hier Nachtrag 2).

Leider scheint an Mechthild Rawert allerdings die hauptsächliche Kritik der Betroffenen spurlos vorbeigegangen zu sein. Nämlich, dass es sich nach dem Gesetzesbuchstaben nicht um eine Option, sondern vielmehr um einen neuen Zwang handelt, der Eltern noch stärker unter Druck setzen und dadurch betroffenen Kindern konkret schaden wird. Und dass dieser Murks (einmal mehr) ohne Konsultation der Betroffenenorganisationen erfolgte.

Immerhin will laut Rawert die SPD sich mittlerweile an erster Stelle für ein Verbot kosmetischer Genitaloperationen an betroffenen Kindern und Jugendlichen einsetzen – wenn leider auch aktuell noch mit ziemlich missverständlichen Formulierungen ...

Und in der Praxis tat sich Mechthild Rawert bei den konkreten täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen im In- und Ausland – statt mit beherztem Eingreifen – bisher erst mit wegschauen, leugnen und schönreden hervor ... (vgl. >>> hier Nachtrag 2)

Siehe auch: SPD Berlin "lehnt geschlechtszuordnende OPs im Kindesalter ab" - will aber konkret nichts dagegen unternehmen ... 

>>> Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen? 
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> "Intersex"-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

Tuesday, February 12 2013

Hamburg: Vorstoß gegen Intersex-Genitalverstümmelungen und Personenstand-Bürokratie, für historische Aufarbeitung!

>>> Pressemitteilung zum Thema vom 12.02.2013 (Onlineversion mit zusätzlichen Quellen)

Hamburg: Proteste + Offener Brief an Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) und UKE, 16.9.12

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Als Reaktion auf die Pressemitteilung vom 03.02.2013 erhielt Zwischengeschlecht.org eine Mail der Hamburger Abgeordneten Kersten Artus (Die Linke), ob eine Kleine Anfrage zu § 7 PStV und kosmetische Genitaloperationen in unserem Sinne wäre.

Natürlich waren wir umgehend begeistert und boten Zuarbeiten an – et voilà:

Gestern publizierte Kersten Artus auf ihrem Blog die mittlerweile eingereichte kleine Anfrage
>>> Drucks. 20/6850 "Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen"
.
>>> Offizielles PDF mit Drucks.-Nr. (15 kb) 

Dieser Blog sagt Danke!!!

Mit der letzten Frage schreiben die Hamburgische BürgerInnenschaft im Allgemeinen und Kersten Artus im Speziellen einmal mehr Intersex-Geschichte – im positiven Sinn: Dies ist das allererste Mal, dass in einem Parlament eine historische Aufarbeitung der medizinischen Verbrechen an Zwittern eingefordert wird!

In der Kleinen Anfrage will Kersten Artus vom Senat wissen:

Nun sind wir mal gespannt auf die neuesten Ausreden des Senats – nicht zuletzt, weil:

a) die Hamburgische Bürgerschaft vor gut 3 Jahren – im Anschluss an 3 Kleine Anfragen (SPD), eine Große Anfrage (Kersten Artus, Die Linke), eine weitere Große Anfrage (SPD) sowie eine ebenfalls historische Anhörung (Auszug) – schließlich mit einem überparteilichen Antrag (Grüne/CDU/SPD/Die Linke) (der allerdings das eigentliche Problem der Zwangsoperationen außen vor ließ) den Senat einstimmig verpflichtet hatte, zumindest u.a. in Sachen psychologische Betreuung der Eltern, Aufklärung der Bevölkerung und Verlängerung der Aufbewahrungsfrist von Krankenakten aktiv zu werden, und nicht zuletzt die Bürgerschaft über seine Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten (und der Rest war Schweigen ...)

b) die Hamburger Universitäts-Genitalabschneiderkliniken sowohl bezüglich ihrer gegenwärtigen Verstümmelungspraktiken wie auch in Sachen historische Aufarbeitung bis heute einen auf unbeirrbar machen: So versuchten UKE und AKK diesem Blog mit juristischen Drohungen zu verbieten, ihr aktuelles Online-Verstümmler-Angebot zu dokumentieren (vergeblich;-)) – auf den Offener Brief vom 19.06.2012 u.a. betreffend historische Aufarbeitung blieben UKE und AKK dagegen bis heute jede Antwort schuldig ...

Laut Kersten Artus' Blog dürfen "Antworten" auf Anfang nächste Woche erwartet werden. Fortsetzung folgt ...

>>> Pressemitteilung zum Thema von Zwischengeschlecht.org (12.02.2013)

>>> Hamburg - Ort von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken
>>> Uni HH 1971: "Orgasmusfähigkeit leidet durch Klitorisamputationen nicht"
>>> Uni HH 1976: "Indikation zur Klitorektomie gegeben bei übermäßigem Wachstum"
>>> Hamburg: Intersex-Proteste gegen "DGKJ 2012", UKE und AKK (13.-16.09.2012)

>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern 

Sunday, February 10 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen: "Wir haben nicht das Recht, die Hilflosigkeit der Eltern mit Chirurgie am Kind zu behandeln." (Kinderchirurg Dr. Blaise Meyrat, Uniklinik Lausanne) (2)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Die französischsprachige Intersex-Sendung >>> "Un corps, deux sexes" (Online Video) wurde von vielen gelobt. Was besonders Aufsehen erregte: Nicht nur nahmen darin Betroffene klar Stellung gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern (darunter Daniela "Nella" Truffer und Vincent Guillot) und es gab Ausschnitte vom Protest gegen den Europäischen KinderurologInnenkongress "ESPU 2012", sondern es äusserten sich auch mehrere MedizinerInnen mit bisher kaum gehörter Deutlichkeit. Danke!!!

Als zweites Beispiel dokumentiert dieser Blog nachfolgend ein auf Deutsch übersetztes Transkript von Nella mit den Aussagen des Lausanner Kinderchirurgen Dr. Blaise Meyrat, der schon länger aus ethischen Gründen aufgehört hat, kosmetische Genitaloperationen an Kindern durchzuführen (mit Ausnahme leichter "Hypospadiekorrekturen", da hierbei, so Meyrat, kaum Komplikationen aufträten). Nella und yours truly haben schon selber erlebt, wie Meyrat dies auch vor MedizinstudentInnen vertrat. Damit gehört Meyrat (zusammen mit Dr. Sarah Creighton, London) zu den leider ganz raren Ausnahmen unter den KinderchirurgInnen, und er scheut sich auch nicht, das Offensichtliche in der Öffentlichkeit auszusprechen. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!!!

Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, die Hilflosigkeit der Eltern mittels Chirurgie [am Kind] zu behandeln. Ich glaube, dass wir uns da ethisch gesehen nicht auf etwas Korrektes einlassen. Man spricht vom Trauma der Eltern, ok, das gibt es, da bin ich absolut sicher, dass es ein extrem grosses Trauma gibt. Nun stelle ich Ihnen die Frage, ich stelle die Frage denjenigen, die früh operieren: kann das Trauma der Eltern durch das Trauma eines Kindes ausgelöscht werden, ihres Kindes, das man operiert, das man in den Operationssaal bringt, einmal, zweimal, dreimal, viermal? Ist dieses Trauma nicht noch schlimmer? Ich glaube das ist es."

Kommentar Sprecher: "In der Tat ist es selten, dass eine einzige Operation ausreicht. Die Genitalien eines Babys zu verändern impliziert oft eine Rückkehr in die Operationssäle schrittweise mit dem Wachstum des Kindes."

Blaise Meyrat (Chirurgie pédiatrique du CHUV): "Ich glaube nicht, dass das Argument 'es wird besser gelingen, wenn wir es beim Kleinkind machen', hält. Die Mehrheit der Kinder, die als Babies operiert wurden, mussten später erneut operiert werden. Die Mehrheit."

>>> "Beeinträchtigte sexuelle Empfindungsfähigkeit" (Dr. Michal Yaron, UK Genf) (1)

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> "Klitorisamputationen an Kindern - Aufarbeitung tut Not!" Offener Brief an Uni ZH

Saturday, February 9 2013

§ 22 (3) PStG: Deutliche Kritik von Zwischengeschlecht.org, Intersexuelle Menschen e.V., OII Deutschland (IVIM), Konstanze Plett

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Zum >>> unglücklichen neuen "Geschlechtseintrags-Verbot"
für Intersex-Kinder (§ 22 PStG)
, das der Bundestag am 31.1.13 beschloss, liegen nach der Kritik durch die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org nun auch öffentliche Verlautbarungen von den Betroffenenorganisationen Intersexuelle Menschen e.V. und Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (IVIM) vor, sowie von der Juristin Konstanze Plett, die alle (fast) kein Blatt vor den Mund nehmen. Danke!

In einem >>> Artikel des Weser Kurier vom 5.2.13 (Scan) sagt Lucie Veith im Namen von Intersexuelle Menschen e.V. zum neuen Paragraphen, sie seien "traurig über den Schnellschuss", und "kritisiert", dass weder die "Stimmen der Betroffenen genügend berücksichtigt wurden", noch die Empfehlungen des Ethikrates, "dass nur Betroffene selbst über geschlechtszuordnende Operationen entscheiden sollten und dass es einen Härtefallfonds für Opfer von medizinisch nicht indizierten Operationen geben sollte".

Die "nun schnell gefasste Neuregelung" könne "den Druck auf Betroffene und deren Eltern nicht abmildern".  Veith fordert – nebst einem (realpolitisch unrealistischen) generellen Verzicht auf Geschlechtseinträge "bis zum 16. oder 18. Lebensjahr" – ein "grundsätzliches" gesetzliches Verbot kosmetischer Genitaloperationen an betroffenen Kindern (vom Weser Kurier in indirekter Rede und unglücklicherweise in der TäterInnensprache wiedergegeben als "geschlechtsangleichende Operationen").

Zum Vergrössern: reinklicken! 

Und weiter:"„Intersexuell geboren zu sein, heißt nicht, krank zu sein.“ Veith möchte zudem, dass auch Eltern nicht über den Kopf des Kindes hinweg in eine Geschlechtsoperation einwilligen. [...] Laut Veith wird insgesamt weniger, aber immer noch zu viel operiert." 

(Quellen werden keine genannt für letztere Behauptung von wegen "weniger" OPs, bei der offensichtlich in erster Linie Kastrationen bei CAIS gemeint und die massiv häufigeren – und zunehmenden! – kosmetischen "Peniskorrekturen"/"Harnröhrenverlegungen"/"Hypospadiekorrekturen" sowie "Klitorisreduktionen" und "Vaginalplastiken" einmal mehr nicht mit berücksichtigt sind – was dem Leiter der Kinderchirurgie am >>> Verstümmler-Klinikum Bremen-Mitte, Christian Lorenz, eine Steilvorlage liefert zur üblichen Schutzbehauptung, dass heutzutage praktisch nur noch "Fälle [...] vorlägen, die also medizinisch notwendig seien", und überhaupt: "Reine Rekonstruktionsoperationen, wie sie in den 60er-Jahren üblich waren, seien überholt." Schön wärs – aber Hauptsache, nichts zugeben, was auch nicht ganz sicher längst absolut verjährt ist ...)

In einer >>> Pressemitteilung vom 07.02.2013 hält die Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (IVIM) / OII Deutschland ebenfalls fest: Der neue § 22 (3) PStG "bedeutet im Klartext, dass es sich nicht um eine Wahlmöglichkeit, sondern um eine Vorschrift handelt", gar um eine "Sondervorschrift", die "Ausschlüsse" produziere: "Die Lebenssituation der allermeisten intergeschlechtlichen Menschen wird sich dadurch nicht verbessern." Zudem bleibe die "Definitionsmacht" der MedizinerInnen über die Betroffenen "unangetastet", und es drohe "die Gefahr der Stigmatisierung":

"Daher könnte im Gegenteil, die neue Vorschrift (potentielle) Eltern und Ärzt_innen zusätzlich darin bestärken, ein “uneindeutiges” Kind um jeden Preis zu vermeiden (durch Abtreibung, pränatale “Behandlung” oder sogenannte vereindeutigende chirurgische und/oder hormonelle Eingriffe). Sofern das Motiv der Neureglung gewesen ist, chirurgisch-hormonelle “Vereindeutigungen” von Kindern zu verringern, so ist abzusehen, dass dieses Ziel nicht erreicht werden wird."

Fazit von IVIM: "Was wir brauchen, ist ein Ende der fremdbestimmten Geschlechtszuweisung, der Praxis geschlechtlicher Normierung und Verstümmelung sowie der medizinischen Definitionshoheit über Geschlecht."

Ebenfalls im >>> Artikel des Weser Kurier vom 5.2.13 (Scan) kam weiter die emeritierte Jus-Professorin Konstanze Plett zu Wort. Auch sie kommt zum Schluss:

„Diese Regelung löst eher Zwang aus“, sagt sie, „weil die Ärzte entscheiden müssen, ob eine Geschlechtszuordnung möglich ist.“ Zudem sei ungeklärt, wie Standesämter prüfen sollen, dass eine bestimmte Zuordnung nicht möglich ist – Entwürfe für Ausführungsvorschriften gebe es bislang nicht. „Im Zweifel ist wohl ein Attest eines Arztes nötig“, so Plett, sodass weiter die Gefahr einer zwangsweisen Geschlechtszuordnung bestehe.

>>> Bundesrat 2014: Verwaltungsvorschrift zum PStG-Murks § 22(3) PStG:
        Alleinige Definitionshoheit und Entscheidungsgewalt für Ärzte    

>>> Bundestag 31.1.13: Staatliches Zwangsouting für "Intersex-Kinder" -
        Freipass für GenitalabschneiderInnen

>>> Intersex-Fakten: Geschlechtseintrag "offen" seit 2009 möglich (§ 7 PStV) -
        Genitalverstümmelungen zunehmend 

>>> § 22 (3) PStG: "Deutliche Kritik an neuer Regelung" - erste Reaktionen

- page 22 of 68 -