Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!
>>> "Intersexuelle Kinder": TV-Beitrag von Christine Baumgartner mit Alex Jürgen zum angeblichen "3. Geschlecht in Deutschland" in "ZIB2", der 22-Uhr-Tagesschau auf ORF 2 (nur noch kurze Zeit online zum Nachgucken – Transkript der Sendung siehe weiter unten). Zwar will ZIB2-Moderator Armin Wolf (wider besseren Wissens) strikt nix kapiert haben, und zum Schluss darf Prof. Dr. Ralf Herwig, ein Urologe der Uni-Kinderverstümmlerklinik Wien, einmal mehr unwidersprochen den Medizyner-Mythos "Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" zum Besten geben. Aber Alex Jürgen (Tintenfischlarm) bringt einmal mehr Klartext auch zum D-Personenstandmurks, inkl. warum dadurch MedizynerInnen noch ein leichteres Spiel haben werden, Eltern menschenrechtswidrige kosmetische Genitaloperationen für ihre gesunden, wehrlosen Kinder aufzudrängen. Dafür an Alex und die Autorin des Beitrags von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!
Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Österreich
Der die tatsächlich auch in Österreich andauernden Verstümmelungen leugnende Wiener Urologe Prof. Dr. Ralf Herwig war bis vor wenigen Jahren an der Uni-Verstümmlerklinik Innsbruck tätig, die ebenfalls heute noch offensiv die ganze Bandbreite an Intersex-Genitalverstümmelungen propagiert und praktiziert. Innsbruck ist heute noch Wirkungsstätte des berüchtigten Genitalabschneiders Prof. Dr. Christian Radmayr, der nicht nur zahllose Betroffene auf dem Gewissen hat (u.a. die Kastration von Interlife), sondern auch international Genitalverstümmelungen an Kindern propagiert u.a. als Mitverfasser der üblen AWMF-DGU/DGG-Verstümmler-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" (PDF).
Prof. Dr. Marcus Riccabona, der Genitalabschneider, der in den 1980er-Jahren in Linz veranlasste, dass Alex Jürgens Lustorgan "exstirpiert" wurde (d.h. nicht bloss amputiert, sondern noch "ausgekernt"), war noch bis vor einem Jahr als Kinderverstümmler weiterhin ebendort tätig, sowie auch international als Intersex-Live-Genitalverstümmler und ebenfalls AWMF-DGU/DGG-Verstümmler-Leitlinienverfasser (PDF), und geniesst aktuell seinen Ruhestand unbehelligt und auf freiem Fuss, öffentlich gelobhudelt als "Arzt mit den goldenen Händen", als wäre nie etwas gewesen. Frühling 2013 veranstaltete die "Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz" einen internationalen "D$D"-Verstümmler-Kongress, als Referenten fungierten (Überraschung!) ausnahmslos bekannte Propagandisten und Täter von frühkindlichen Intersex-Verstümmelungen. Nachtrag: Mittlerweile hat Riccabona einen neuen lukrativen Verstümmler-Job in der Kinderurologie München der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) angetreten, wo er weiterhin auch in den Medien frühzeitige "Hypopadiekorrekturen" propagiert (PDF) – aus den üblichen psychologischen Gründen, obwohl eingestanderweise keine medizinische Notwendigkeit besteht: «„Eine Hypospadie ist kein Notfall“, sagt Riccabona. Doch rät er zu einer frühen Operation, am besten im ersten Lebensjahr. Dann heilen die Wunden am schnellsten – und die Kinder erinnern sich später an nichts.» Auch die Klinikhomepage selbst fordert die "Korrektur" "bereits im Kleinkindesalter", trotz eingestandener erheblicher Risiken für die späteren Erwachsenen: "Harnröhrenengen, Fisteln, Penisverkrümmungen, erneute Fehllage der Harnröhrenmündung, Wachstum von Haaren in der Harnröhre und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen".
Entgegen der Behauptungen in ZIB2 durch den Urologen Ralf Herwig wird auch in dessen Universitätsklinik Wien in der Kinderchirurgie (Leitung: Prof. Dr. Ernst Horcher) nach wie vor das gesamte Spektrum von Intersex-Genitalverstümmelungen angeboten, propagiert und durchgeführt, u.a. unter "Neugeborenen- und Fehlbildungschirurgie" unter "Fehlbildungen der Geschlechtsorgane" medizinisch nicht notwendige "Korrektur-OPs" bei "Vaginalatresie", "Sinus urogenitalis" und "Hypospadie", sowie unter "Fehlbildungen des Harntraktes" chirurgische "Korrekturen" von "Hodenhochstand", sowie unter "Kinderurologie" medizinisch nicht notwendige "Hypospadie-Korrekturen" ohne Evidenz ausdrücklich mit lediglich psycho-sozialer Indikation: "Diese auch Hypospadien genannten Erkrankungen bedürfen der frühzeitigen operativen Korrektur (um das 1. Lebensjahr), um die psychosexuelle Entwicklung des Knaben nicht zu gefährden."
Horchers und Hertwigs Wiener Uniklinik-Kollege, der Kinderchirurg und Kinderurologe Dr. Alexander Springer, ist ebenfalls ein bekannter Verfechter und Täter u.a. von frühkindlichen "Hypospadie-Korrekturen" aus "kosmetische[r] Indikation", so z.B. (zusammen mit Co-Autor Prof. Horcher) in "Korrektur der Hypospadie und psychosexuelle Entwicklung" (2010, WARNUNG!!!): "Das optimale Lebensalter für die Korrektur der Hypospadie ist zwischen dem 6. und 15. Lebensmonat, da sich hier ein optimales Zeitfenster aus sexueller Identitätsentwicklung, kognitiver und emotionaler Entwicklung ergibt. [...] Das chirurgische Ziel ist heute die Rekonstruktion des Penis zum „normalen“ Organ in ästhetischer und funktioneller Hinsicht." ("Normal funktionell" heisst für die Verstümmler: 1. im Stehen pinkeln und 2. "normaler Geschlechtsverker", notfalls auch mit tauber Eichel.)
[Bild: Die berüchtigen Genitalabschneider Prof. Dr. Ahmed Hadidi (Offenbach/FFM) und Prof. Dr. Ricardo González (Hannover, Berlin, Zürich) nach getanen "Hypospadie-Live-Operationen" auf Einladung der Kinderchirurgie Wien "beim Heurigen".]
Auch die von Dr. Springer verantwortete Homepage "Hypospadie Zentrum Wien" propagiert unter "FAQ" ausdrücklich die "Möglichkeit einer „kosmetischen“ Korrektur", und zwar ausdrücklich im Kleinkindesalter: "Es sollte früh operiert werden. Ab dem 6. Lebensmonat ist ein guter Zeitpunkt. Man denkt heute, dass dann die psychologischen Probleme am geringsten sind und keine schlechten Erinnerungen bleiben. Für Operation und die Narkose stellt das Alter kein Problem dar." Merke gut: Die Ärzte "denken" es sei am Besten früh zu operieren, d.h. sie haben keinerlei Beweise dafür (mangelnde Evidenz). [Nachtrag 2017: Auf der aktuellen Homepage ist die Seite zu Hypospadie-Ops seit Jahren leer, bzw. es heißt dort nur "folgt" – der Eingriff wird jedoch weiterhin angeboten.]
Für wessen Wohl (abgesehen vom finanziellen Interesse sowie Prestige der Operateure) diese – auch laut Horcher und Springer ausdrücklich "komplikationsträchtig[en]" – chirurgischen "Genitalkorrekturen" letztlich gemacht werden, darüber lässt Dr. Springers "Hypospadie Zentrum Wien"-Homepage unter "Psychologie" wenig Zweifel offen: "Die Hypospadie kann für den Knaben und die Eltern eine große psychologische Belastung darstellen. [...] Nicht selten sind die Eltern und besonders die Mutter von Zweifeln und Selbstvorwürfen geplagt. Das Internet mit der ungefilterten und unbegrenzten Verfügbarkeit von Information stellt dabei heute einen wesentlichen Faktor dar. Trotz der relativen Häufigkeit der Hypospadie ist die Erkrankung bei Eltern fast unbekannt oder wird tabuisiert. [...] Erstaunlicherweise gibt es wenig Arbeiten über die Psychologie, über das soziale und sexuelle Leben und über die allgemeine Entwicklung des Kindes und Mannes mit Hypospadie, sei es nach Operationen oder auch nicht korrigiert." [Nachtrag 2017: Auch diese Seite wurde mittlerweile klammheimlich entfernt.]
Die österreichische Juristin Eva Matt kam in ihrer Stellungnahme an den Deutschen Ethikrat zum wenig überraschenden Schluss: "Obwohl es keinen einheitlichen Behandlungsstandard gibt und seit über zehn Jahren Langzeitstudien zur Patient/innenzufriedenheit gefordert werden, wird – auf Basis einer unsicheren Datenlage und trotz den Stimmen Betroffener, die von negativen Behandlungsergebnissen zeugen – weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten."
Auch punkto Aufarbeitung von NS-Verbrechen an Zwittern gäbe es in Österreich einigen Handlungsbedarf: Nicht nur war die völkische und später NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" eine österreichische "Erfindung", auch einige ihrer unverbesserlichen Verfechter (z.T. bis in die 1950er-Jahre) waren Österreicher oder hatten in Österreich studiert, z.B. Robert Stigler (Steyr, 1878-1975), Paul Mathes (Innsbruck, Graz 1871-1923) oder Lothar Gottlieb Tirala (Wien, München 1866-1974).
Transkript des Intersex-Beitrags in ZIB2, ORF2 05.11.2013 22h
Armin Wolf (Moderation): "Ist ein neugeborenes Baby ein Mädchen oder ein Bub? In den allermeisten Fällen ist das eindeutig, aber nicht immer. Bei einem von zwei- bis fünftausend Neugeborenen ist das Geschlecht nicht eindeutig feststellbar. Mediziner nennen das Intersexualität. In Deutschland nimmt der Gesetzgeber darauf nun Rücksicht. Seit dem 1. November kann in der Geburtsurkunde das Feld "Geschlecht" auch freigelassen werden. Aber was Befürworter als Schritt zur Gleichberechtigung von intersexuellen Menschen loben, wirft für andere neue Probleme auf, berichtet Christine Baumgartner."
Christine Baumgartner: "Es lebt, es schreit, es atmet. Doch die erste Frage der Eltern, ist es ein Bub oder ein Mädchen, bleibt manchmal unbeantwortet. Bei intersexuellen Menschen entwickeln sich die Geschlechtsorgane nicht vollständig. Sie sind weder eindeutig männlich noch weiblich. Bisher mussten sich Eltern entscheiden. In Deutschland ist das jetzt anders. Um eine spätere Wahl offen zu lassen, wird bei intersexuellen Kindern die Angabe zum Geschlecht auf der Geburtsurkunde freigelassen. Viele Intersexuellenvereine halten das Gesetz für einen ersten Schritt in die richtige Richtung.
In Österreich entscheiden weiterhin die Eltern, ob ihr Kind männlich oder weiblich ist. Und diese Entscheidung hat Folgen, auch für Alex Jürgen, der einzige intersexuelle Mensch in Österreich, der offen darüber spricht."
Alex Jürgen: "Geschlecht und Geschlechtsorgane ist ja nicht so ein Thema, über das man mit jedem reden kann in Österreich, und ich glaube es ist einfach ein Tabuthema, was man zwischen den Beinen hat."
Christine Baumgartner: "Dass in Deutschland auf der Geburtsurkunde keine eindeutige Zuordnung mehr nötig ist, sieht Alex Jürgen kritisch."
Alex Jürgen: "So schön, wie das dargestellt wird, ist es leider nicht. Solche Kinder werden meiner Meinung nach zwangsgeoutet. Ich glaube auch, dass es vielleicht sogar die Operationen rauftreiben wird, weil wenn jetzt die Eltern nicht wollen, dass dort dieses "X" dort drinnen steht, dann sind die vielleicht in der Bedrängnis, dass die zum Doktor sagen, ja, dann schneiden wir halt schnell weg, dann können wir weiblich eintragen oder so."
Christine Baumgartner: "Alex Jürgen wurde mit keinem eindeutigen Geschlecht geboren und Jahre lang mit schmerzhaften Operationen zum Mädchen gemacht. Eine Prozedur, die viele Intersexuelle mitmachen mussten."
Ralf Herwig (Urologe MediUni Wien): "Bei so einer derartigen Operation ist das Kind sehr früh mit Operationen, mit Schmerzen, mit Narbenbildung und den entsprechenden Folgen konfrontiert. Und aus diesem Grunde verlegen wir diese Operationen jetzt in die Pubertät, mit Entscheidungsfreiheit der entsprechenden Kinder."
Christine Baumgartner: "In Österreich werden Kinder nur noch selten operiert, so der Mediziner, aber Intersexualität ist immer noch ein Tabu. Viele Eltern fürchten, dass ein intersexuelles Kind diskriminiert wird. Das sei das eigentliche Problem. Und dieses Problem lasse sich nicht mit dem Messer im Operationssaal lösen."
>>> Österreich, Ursprungsland der NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" (1)
>>> IGM in Österreich (2): Innsbruck
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>>> Radiodoktor: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"
>>> "Der medizinische Umgang mit Intersexualität" - Suspect 17 / 2009
>>> "Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt, 8.11.06
>>> Bericht 3. ISÖ-Treffen (Intersex Österreich)
>>> Intersex-Thread auf parents.at
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>>> Genitalverstümmler Prof. Radmayr (Innsbruck) und Prof. Riccabona (Linz)
>>> "Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation"