Die Mediziner

Entries feed - Comments feed

Friday, September 2 2011

London 15.-19.09.2011: Proteste + Info gegen Genitalabschneiderkongress "ISHID 2011"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Genital Mutilators Converging in London, Protests   >>> stop.genitalmutilation.org 

STOP Genital Mutilation in Children's Clinics!

Zwischengeschlecht.org on FacebookLondon, September 17-19, 2011:
PROTESTE GEGEN "ISHID"-GENITALVERSTÜMMLER
+ Public Info Meetings September 15-16

Aus Anlass des "IV Weltkongress über Hypospadie und
Störungen der Geschlechtsentwicklung DSD" a.k.a. "ISHID 2011",
inkl. "Live Operationen"

>>> mehr Info, alle Orte & Termine

Monday, August 22 2011

Aktuelle Termine

Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, 6.2.11 (Bild: Seelenlos)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

 

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012

 

Die ganze Geschichte des Fortschritts menschlicher Freiheit zeigt, dass alle Zugeständnisse, die ihren hehren Forderungen bisher gemacht wurden, aus dem Kampfe geboren sind ... Ohne Kampf gibt es keinen Fortschritt. Die, welche behaupten, für die Freiheit zu sein, Agitation aber ablehnen, sind [Menschen], die ernten wollen, ohne den Grund umzupflügen. Sie wollen Regen ohne Blitz und Donner. Sie wollen den Ozean ohne das grässliche Tosen seiner Wassermassen. Der Kampf mag ein moralischer sein; oder er mag physisch sein; oder er mag moralisch und physisch sein, aber ein Kampf muss stattfinden. Macht gewährt keine Zugeständnisse ohne Forderungen. Sie hat es nie getan und wird es nie tun ...
Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und Abolitionist, 1857
(Zitiert nach: Howard Zinn: "Eine Geschichte des amerikanischen Volkes", S. 180f.)

Dresden, 10.9.11: Vortrag von Anja Gregor: "Aus der Tabuisierung in die Selbstermächtigung - die Intersex-Bewegung seit den 1990er Jahren", 21h RM 16  >>> mehr

London, 17.-19.9.11:  Friedliche Proteste gegen "IV. World Congress on Hypospadias and Disorders of Sex Development" (inkl. "Live-Operationen")  >>> mehr

Tübingen, 6.-8.10.11: Friedliche Proteste gegen "1st Joint Meeting of the EAU Section of Female and Functional Urology (ESFFU) and the EAU Section of Genito-Urinary Surgeons (ESGURS)" a.k.a. "V. Symposium Rekonstruktive Urologie" (inkl. "Live-Operationen"), mehr dazu in Kürze

Berlin, 7.-9.10.11: 1. Berliner Inter*Tagung  >>> Homepage
Zwischengeschlecht.org hat einen Vorschlag für eine Diskussion über konkrete Schritte zur Beendigung der Verstümmelungen eingereicht.

Berlin 11.-13.11.11: Friedliche Proteste gegen "6. Gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" in der Genitalverstümmlerklinik Charité, mehr dazu demnächst

Wir sehn uns, wo die Action ist!  Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Thursday, July 28 2011

"Viele Betroffene fragen, wodurch sich die „geschlechtsangleichenden Operationen“ von „Genitalverstümmelungen“ nordafrikanischer Ethnien, die wir zu Recht verurteilen, unterscheiden." - ETEKAR zu Beitrag von Dr. Jörg Woweries (VII)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Fussnoten/Quellen UPDATE

Nachfolgend dokumentiert dieser Blog einen Kommentar zum Beitrag von Dr. Jörg Woweries: "Hinter Unterschieden versteckt sich die Normalität" von ETEKAR, der vom Deutschen Ethikrat im Online-"Diskurs" das Recht auf freie Meinungsäusserung verweigert wird: 

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Sehr geehrter Herr Dr. Woweries,

zu Ihrem neuen Beitrag möchte ich gerne mein Wissen einbringen und Ihre Zeilen:

"Viele Betroffene fragen, wodurch sich die „geschlechtsangleichenden Operationen“ von „Genitalverstümmelungen“ nordafrikanischer Ethnien, die wir zu Recht verurteilen, unterscheiden. Es ist die gleiche fixe Idee, es „richtig“ zu machen. Es ist dort eine Jahrhunderte alte Tradition, hier ein Jahrzehnte alter medizinischer Brauch, der erst seit wenigen Jahren hinterfragt wird, aber noch nicht geändert ist. Die Tabuisierung hiesiger genitalmedizinischer Praktiken hat verhindert, dass die  Öffentlichkeit den „geschlechtsangleichenden Operationen“ ein gleiches Verbot entgegengesetzt."

aufgreifen.

Wie aus der Dissertation von Hans Martin Wisseler [1] auf Seite 1 hervorgeht, unterscheiden sich die rassistisch motivierten Genitalamputationen und Verstümmelungen an der größten Gruppe zweigeschlechtlicher Säuglinge in nichts, aber auch in gar nichts von den afrikanischen und über den gesamten arabischen Raum verbreiteten Genitalverstümmelungen, denn wie wir der Dissertation von Hans Martin Wisseler entnehmen können, wurden die afrikanischen Genitalverstümmelungen als "Vorbild" gepriesen und genommen.

Der pharaonische Jungfrauenkult, der erstmals in der Gechichte der Menschheit unter Ramses dem II auftauchte, diente dazu, die Fertilität der Frau zu zerstören, weil in Ägypten Hungersnot herrschte und auf diese Weise eine Geburtenkontrolle erreicht wurde! Wie im alten Ägypten ging es auch bei den Nazis und bis in die 80-er Jahre in der BRD unter den alten Naziverbrechern darum, die Fertilität der von Natur aus reproduktionsfähigen zweigeschlechtlichen Menschen zu zerstören!

Es ging dabei niemals um eine fixe Idee es "richtig" im Interesse des Kindes zu machen, sondern es ging und geht seit Jahrtausenden um die Kontrolle/Zerstörung der weiblichen Sexualität, wenn es um Genitalverstümmelungen geht, egal ob in Afrika, Asien, Europa oder den USA. Für die Genitalverstümmelungen von amerikanischen Frauen im 19. Jahrhundert als medizynische Behandlung gegen psychiatrische Erkrankungen lohnt sich der Beitrag von Marion Hulverscheidt [2] zum Lesen.

Die Genitalverstümmelung an europäischen Mädchen zwecks Bestrafung ist auch weit verbreitet gewesen, wie einem Buch von Prof. Dr. Gisela Zenz [3] zu entnehmen ist. Der kranke Diskurs der Genitalverstümmelung an Kindern in Europa zwecks Strafe und Reglementierung für Ungehorsam sowie die Verstümmelung von Armen und Beinen um besser für das Betteln eingesetzt werden zu können, ist ein Relikt aus dem 18. und 19. Jahrhundert, welches noch bis heute in der Hamburger Innenstadt anzutreffen ist. Die Genitalverstümmelung und Genitalamputationen von zweigeschlechtlichen Menschen allerdings, tritt in der Geschichte der Menschheit erstmals in Nazideutschland auf den Plan und wurde bis in die 80-er Jahre von allen den medizynischen Naziverbrechern verübt, die nicht in Nürnberg hingerichtet worden sind! aufgrund der! 

Von einem jahrzehnte alten medizynischen Brauch in der BRD zu sprechen, wo es sich um gezielten Völkermord/Genozid handelt, halte ich für eine Verharmlosung. Diese Verbrechen werden übrigens, wie wir aus zahlreichen Dissertationen wissen, von einigen wenigen mutigen und den Menschrechten zugewandten deutschen Ärzten! bereits seit Jahrzehnten auf das schärfste verurteilt, nicht nur, wie dem Büchlein: "Geschlechtswechsel" von Prof. Dr. Volkmar Sigusch zu entnehmen ist, sondern auch anderen Schriften.

Eine nachträgliche Anmerkung noch zum PStG: In sämtlichen medizynischen Dissertation, die ich aus dem Zeitraum von 1933 bis 1996 gelesen habe, wurde meiner Erinnerung nach kein einziges Mal das Personenstandsgesetz als medizynischer Grund für die Verstümmelung genannt! Das Pseudoargument, dass das PStG für die Verstümmelungen ursächlich ist, wurde erst ab einem bestimmten Zeitpunkt ebenso wie die Lüge, dass John Money die Wurzel allen Übels ist, in der BRD von den TäterInnen verbreitet.

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, auch und ganz besonders, wenn sie aus Nazideutschlands Konzentrationslagern kommt und von den TäterInnen noch Jahrzehnte darüber hinaus ungestraft verbreitet wird! Ist doch traurig, dass im Online-Diskurs die Wahrheit nur des Taktierens und der Ziele einiger weniger wegen ausgelöscht worden ist! Wissenschaft sollte immer die Forschung nach Wahrheit ohne Taktieren bestimmter durchsetzbarer Ziele bedeuten.

Zu kosmetischen Operationen an Kindern, als die viele Verbrecher diese Verbrechen wider die Menschlichkeit ausgeben, können Eltern übrigens keine rechtswirksame Einwilligung erteilen, da kosmetische Operationen an Kindern unzulässig sind. Mit dieser Thematik hat sich Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern [4] in einem rechtswissenschaftlichen Aufsatz detailliert auseinandergesetzt. Dass kosmetische Operationen an Minderjährigen unzulässig sind, ist rechtlicher Konsens unter JuristenInnen.

Im übrigen kann bei Genitalamputationen nicht von einer Angleichung gesprochen werden, denn eine Angleichung ist überhaupt nur an etwas (noch) Vorhandenes möglich, davon kann aber bei ca. 200 in der medizynischen Literatur auffindbaren zweigeschlechtlichen Säuglingen nicht die Rede sein.

Die Öffentlichkeit muß den verübten Verbrechen wider die Menschlichkeit und dem Genozid an zweigeschlechtlichen Menschen kein gleiches Verbot entgegensetzen, wie es bei den afrikanischen und arabischen Genitalverstümmelungen geschieht, sondern die dazu berufenen Stafverfoglungsbehörden müssen dieses bereits seit dem 23. Mai 1949 bestehende Verbot gegen die TäterInnen durchsetzen!!! Es ist nicht die Öffentlichkeit, die versagt hat, sondern ein ganzer Berufsstand und die Bundesrepublick Deutschland als ein Staat, der es bis heute nicht geschafft hat, sich ehrlich mit seiner NS-Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen. Wo ist die medizinische Vereinigung, die sich damit befaßt, was in der medizinischen Behandlung bis heute Nazimethoden sind!

Ein kleiner Teil von Juristen hat zumindest für das Recht eine solche Aufarbeitung mit Gründung des Forums für Justizgeschichte begonnen. Mediziner haben meines Wissens nach damit noch nicht einmal begonnen und die BRD auch nicht!

Mit bestem Gruß

ETEKAR

[Zusätzliche Abschnitte zur leichteren Lesbarkeit durch Zwischengeschlecht.info]

Fussnoten/Quellen (UPDATED) [hinzugefügt durch Zwischengeschlecht.info]

[1] Wisseler, Hans Martin: "Harnweginfektionen nach Klitorektomien bei Mädchen mit kongenitalem adrenogenitalem Syndrom AGS", Hamburg, Dissertation (1977). Zu Wisseler vgl. auch vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR auf dem Online-"Diskurs" Nr. 129 und Nr. 189 sowie Kommentare von Einhorn auf diesem Blog vom 16.6.09, 13.7.09, 17.9.09 und 14.1.10.

[2] Marion Hulverscheidt: "Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum", Dissertation (2000). Vgl. auch: Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen", in: Menschenrechte für die Frau Nr. 3/4 (2004).

[3] Gisela Zenz: "Kindesmißhandlung und Kindesrechte. Erfahrungswissen, Normstruktur und Entscheidungsrationalität", Suhrkamp 1979, S. 29-31  

[4] Siehe: Kern, Bernd-Rüdiger / Köhler, Knut: „Beschneidung in Deutschland: Religionsfreiheit oder Körperverletzung?“, Ärzteblatt Sachsen 3/2006, S. 104f (>>> PDF-Download)

Siehe dazu weiter:
Stehr, Maximilian; Putzke, Holm; Dietz, Hans-Georg: "Zirkumzision bei nicht einwilligungsfähigen Jungen: Strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung", Deutsches Ärzteblatt 2008; 105(34-35): A-1778 / B-1535 / C-1503
+ weitere 13 Artikel u.a. von Prof. Dr. Holm Putzke 

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, July 21 2011

Deutscher Ethikrat: Privilegien für Täter, Zensur für Opfer

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 21.7.11

Siehe auch:
- Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs (I)
- Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV)
- Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Prof. Dr. Hans Naujoks: "Seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen" (Dt. Ethikrat, 19.7.11) (V)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks über die
"biologische Minderwertigkeit" von Intersexen
anlässlich einer "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (1934):

„Gerade in Verfolg unserer neuen großzügigen Bestrebungen weitgehender Erb- und Rassenpflege“ ist von „eugenische[r] Seite“ aus „die Fortpflanzung dieses Wesens im Volksinteresse wohl nicht allzu wünschenswert [...]. In die Vollwertigkeit dieser Nachkommenschaft müssen doch einige Zweifel gesetzt werden [...].“ 
Quelle:
Naujoks, "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, 1934, S. 135-161 (hier S. 151, 160) >>> PDF (5 MB) 
 

«Als gesichert kann hingegen gelten, dass Hans Naujoks seit 1934 rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen vorgenommen hat.»    >>> Deutscher Ethikrat (19.7.11)

 

  STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks –
deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung
vor und nach 1945

 
a) vor 1945

1925 Privatdozent Universität Königsberg
1925 Buchpublikation: "Das Problem der temporären Sterilisierung der Frau"
1926 Oberarzt Philipps-Universität Marburg
1929 außerordentlicher Professor Philipps-Universität Marburg
1933 Mitglied NSDAP, Mitglied SA, Fördermitglied SS, Mitglied NS-Ärztebund, Mitglied NS-Dozentenbund, usw.
1933 erste "rassistisch motivierte" (Ethikrat) kosmetische "Klitorisamputation mit Stumpfbildung" (Leitsch) an "intersexuellem Menschen" in Marburg, kombiniert mit experimenteller hormoneller Fertilisierungsbehandlung
1933 Publikation: "Operative und hormonale Therapie bei Hermaphroditismus verus", in: "Archiv für Gynäkologie" Nr. 1156/1-2, S. 93-99
1934 Publikation: "Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung", in: "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2, S. 135-161 >>> PDF (5 MB)
1934 Publikation: "Die Aufgaben des Frauenarztes bei den neuen bevölkerungspolitischen Bestrebungen", in: Ziel und Weg Nr. 12 (Zeitschrift des NS-Ärztebundes). "Wir sind als Hüter und Förderer der Volksgesundheit verpflichtet, die Überschwemmung mit kranken Erbanlagen zu verhindern."
1934 ordentlicher Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe Universität Köln, Leiter Uni-Frauenklinik
1934 Buchpublikation (zusammen mit Hans Werner Boeminghaus): "Die Technik der Sterilisierung und Kastration"
1934 Mitarbeiter Rassenpolitisches Amt, Beteiligung an mehr als 1'000 Zwangssterilisationen
1936 Schriftleiter Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1939 Herausgeber "Geburtshilfe und Frauenheilkunde" (Publikation der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie = die heutige DGGG)

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129
• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Irene Franken, Daniel Schäfer: "Professionelles Handeln in der Diktatur. Hans Christian Naujoks und die deutsche Frauenheilkunde während des „Dritten Reiches“", in: Groß/Karenberg/Kaiser/Antweiler (Hrsg): "Medizingeschichte in Schlaglichtern Beiträge des „Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker“" 
PDF (4 MB) 
• Dominik Leitsch: “Die Intersexualität – Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht”, Diss. Köln 1996, S. 47
• Deutscher Ethikrat: "Stellungnahme zur Pressemitteilung von „zwischengeschlecht.org“ vom 19.07.2011"

 

 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «Verbindungslinie zur heute gängigen Praxis in der Bundesrepublik unzulässig»

 

Probe aufs Exempel:

Prof. Dr. Hans Christian Naujoks – deutscher Genitalabschneider mit "lückenloser" Karriere und Wirkung

b) nach 1945

1945 Ordinarius Philipps-Universität Marburg (1946 wegen seiner politischen Belastung von den alliierten Militärbehörden entlassen)
1945 Persilschein Nr. 1: "Er hat, wie viele Akademiker, einen hemmenden Einfluß auf die radikalen Pläne und Wünsche gewisser Parteistellen und Parteimitglieder ausgeübt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1946 Persilschein Nr. 2: "Die Kölner Medizinische Fakultät hat im 3. Reich die alte akademische Tradition vollkommen aufrecht erhalten und nur nach sachlichen Gesichtspunkten gehandelt" (NS-Pädiater Hans Kleinschmidt)
1947 Ordinarius Universität Frankfurt a.M.
1951 Präsident Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie (= die heutige DGGG)
1951 von der Bundesärztekammer beauftragt, einen »Leitfaden der Indikation der Schwangerschaftsunterbrechung« zu verfassen (publiziert 1954), die überarbeitete Neuauflage von 1972 ist bis heute die Grundlage für Spätabtreibungen bei "AGS/CAH"
1957 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1959 Der Genitalamputierer stirbt, seine "Errungenschaft" lebt weiter: Bis in die 1980er Jahre werden in allen Kliniken, in denen Naujoks "wirkte", wehrlose Zwitterkinder genitalamputiert – "modernere" Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit "auffälligen" Genitalien sind in ganz Deutschland in Kinderkliniken auch heute noch tägliche Realität, ebenso Fertilisierungsexperimente
1972 überarbeitete Neuauflage des von Naujoks im Auftrag der Bundesärzekammer publizierten 'Schwangerschaftsunterbrechungs-Leitfadens' von 1954 (siehe oben): W. Ahrens (Hrsg.): "Medizinische Indikation zum therapeutischen Schwangerschaftsabbruch" – als "absolute Indikation" ist darin u.a. aufgeführt "Das angeborene adrenogenitale Syndrom [...] auf Grund [...] der Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierung, Pseudohermaphroditismus)" sowie weitere "Diagnosen" mit "Gefahr einer intersexuellen Mißbildung des Fetus".
1996 ehrende Erwähnung von Naujoks historischer "Genitalamputation mit Stumpfbildung" an einem "Intersexuellen" von 1933 in der Dissertation von Dominik Leitsch: "Die Intersexualität, Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht" (Universität Köln)
2006 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) übernimmt die AWMF-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" (niedrigste Evidenzstufe S1), die ungebrochen Genitalverstümmelungen an "gestörten" Kleinkindern propagiert
2011 zensuriert der Deutsche Ethikrat auf re-traumatisierende Art und Weise sämtliche Hinweise auf Naujoks Karriere und Wirkung in sämtlichen Kommentaren von ETEKAR, einer Betroffene der von Naujoks 1934 in Deutschland eingeführten "rassistischen Intersex-Behandlungsmethode"
2012 Als erste Uni überhaupt beschließt die Philipps-Universität Marburg eine öffentliche Aufarbeitung medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen 

Quellen:
• vom Ethikrat zensurierte Kommentare von ETEKAR Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 129

• Ernst Klee: "Deutsche Medizin im 3. Reich. Karrieren vor und nach 1945", S. 282 u. 318f.
• Ernst Klee: "Das Personenlexikon zum 3. Reich. Wer war was vor und nach 1945", S. 428-429
• Nicola Wenge: "Kölner Kliniken in der NS-Zeit – Zur tödlichen Dynamik im lokalen Gesundheitswesen 1933-1945", in: Monika Frank/Fritz Moll (Hrsg.): Kölner Krankenhausgeschichten. Festschrift zum 200-jährigen Gründungsjahr der Kliniken der Stadt Köln, Köln 2006, S. 545-569 PDF (1 MB)
• Aumüller u.a. (Hrsg.): "Die Marburger Medizinische Fakultät im 'Dritten Reich'", S. 548-552. 
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11): «bislang kein registrierter Nutzer und schon gar keine „Benutzergruppe“ ausgeschlossen»

Kommentare von Nutzer_innen dazu:

"Es gibt wohl nur wenige Menschen, die überhaupt nach solchen (Gewalt)Erfahrungen und nachdem man ihnen ständig das Selbstwertgefühl genommen hat, noch zu sich selbst stehen können. Geschweige denn [...] mit Selbstbewusstsein, Humor und Fantasie die Rolle auf sich nehmen, in der Gesellschaft das Schweigen sichtbar und als Erste zu durchbrechen… [...] Zum Sichtbarer werden gehört auch, dass die stille Scham erst in Wut umschlagen kann. [...]" (Kommentar Nr. 284 von Simon Zobel, 15.7.2011)

"Wenn Sie Betroffene, dies sind die Einzigen, die wirklich Bescheid wissen, in den Hintergrund drängen und ihnen nicht genügend zuhören, machen sie den entscheidenden Fehler! [...] Analog zum Thema Mißbrauch bei Kindern hat man leider den Eindruck, dass bei allen Beteuerungen die körperlich geschädigten Betroffenen nicht im Vordergrund stehen! [...] Die Betroffenen (statt Professoren und Ärzten) in den Mittelpunkt zu stellen, das würde ich als ethisch geboten ansehen." (Kommentar Nr. 288 von ab, 16.7.2011)

"Es wird nichts nutzen, wenn hier wütende und verzweifelte Postings zu löschen, denn es sind viele Menschen auf dem Weg und werden die Wahrheit aufarbeiten. Ich bitte den Ehtikrat die Forderung nach der Aufarbeitung der Wahrheit über die den Irrweg, den die Bundesrepublik hier zugelassen hat, zu beenden." (Kommentar Nr. 289 von Lucie G. Veith, 16.7.2011)
 

Dementi des Deutschen Ethikrates (19.7.11):«Auf der Seite des Online-Diskurs’ finden keine willkürlichen Ausschlüsse und auch keine Zensur statt.»

Proben aufs Exempel:

a) Willkür:

Beispiel 1:

3x protestierte Daniela "Nella" Truffer dagegen, dass mit ETEKAR eine Betroffene von Genitalverstümmelung im Kleinkindalter, die laut sagte, was viele andere nur verschämt denken, im Ethikrat-Online-"Diskurs" als "Benutzer zweiter Klasse" gedemütigt und ETEKAR das direkte Kommentieren verweigert wurde, und beantragte, aus Solidarität mit ETEKAR ebenfalls das Recht auf direktes Kommentieren entzogen zu bekommen (Kommentar Nr. 223 vom 8.7.11 / Kommentar Nr. 227 vom 9.7.11 / Kommentar Nr. 228 vom 9.7.11).
Die Ethikrats-Redaktion entgegnete darauf, dies sei nicht möglich, "da Sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen haben". (Kommentar Nr. 232 vom 9.7.11)

Als Daniela "Nella" Truffer dieselbe Forderung mit identischem Wortlaut "Benutzer zweiter Klasse" ein 4. Mal stellte (Kommentar Nr. 236 vom 10.7.11), nimmt die Ethikrat-Redaktion dies als Anlass, ihr genau dieselben Worte ab sofort rückwirkend als "wiederholter Verstoß gegen die Allgemeinen Nutzungsbedingungen" vorzuwerfen sowie als "beleidigend" (Kommentar Nr. 247 vom 11.7.11). Klassischer geht's wohl kaum ... Dass die Redaktion obendrein mit dieser Floskel eine rückwirkende Löschung praktisch aller Kommentare der betreffenden Nutzer_innen ankündigt, hat sie bekanntlich schon am Beispiel ETEKARs vorexerziert.

Beispiel 2:

Anmerkung der Redaktion des Deutschen Ethikrates vom 11.7.11: "Sollten weitere Fragen zum redaktionellen Vorgehen bestehen, bitten wir diese an die Redaktion persönlich zu schicken."
Dementi Deutscher Ethikrat vom 19.7.11: "Auf weitere Nachrichten des Nutzers an die Redaktion wurde seither nicht mehr reagiert." Öhm, ausser natürlich mit umgehender Löschung praktisch aller Kommentare ...

Beispiel 3:

Dementi-Lüge Deutscher Ethikrat, 19.7.11: "Der Nutzer selbst hat [...] mitgeteilt, dass er sich nicht weiter am Dialog beteiligen wollte und dies auch im Online-Diskurs durch einen entsprechenden Kommentar dokumentiert."
Tatsächlich wehrte sich ETEKAR in ihrem letzten Kommentar Nr. 218 auf dem Ethikrat-"Diskurs" explizit gegen die (Vor-)Zensur durch den Ethikrat. Und in ihrem zweitletzten, vom Ethikrat spurlos zensierten Kommentar Nr. 217 wehrte sie sich ebenfalls gegen das Unrecht, von der Ethikrat-Redaktion "als Kind" behandelt zu werden.
In mehreren diesem Blog vorliegenden Mails an den Ethikrat (= die vom Ethikrat "unbeantwortet" gebliebenen "Nachrichten" aus obigem Beispiel 2) beschwerte sich ETEKAR wiederholt gegen die Zensur, monierte explizit die Missachtung ihres Rechts auf freie Meinungsäusserung und verlangte jedes Mal ihr gutes Recht auf zensurfreies, ungehindertes kommentieren. (Worauf der Ethikrat ungehend rückwirkend praktisch alle Kommentare von ETEKAR löschte.) Dass der Ethikrat öffentlich das Gegenteil behauptet im Wissen, dass seine Lügen dank Zensur und mangelnder Quellenangabe im Dunkeln bleiben, sagt wohl alles ...

Beispiel 4:

"@Redaktion : [...] Es steht Ihnen nicht zu bei intersexuellen Genitalien von Fehlbildungen zu sprechen. Sie disqualifizieren sich als neutrale Vermittler. So geht es nicht! [...] Wenn Sie wert auf einen Dialog legen, sollten Sie ihre Vorgehensweise dringend überdenken. Sie müssen sich nicht wundern, wenn hier die Menschen nicht mehr schreiben mögen." (Kommentar Nr. 258 von Lucie G. Veith, 12.7.2011)

b) Zensur:

Beispiel 1:

Am 14.7.11 vom Ethikrat zensurierter Hinweis auf Beschreibung des "intersexuellen Konstitutionstypus" im "Lehrbuch der Frauenheilkunde" (Wilhelm Weibel, 7. Aufl., Berlin/Wien 1944 S. 647f.):

“Der Intersex-Typus  ( M a n n w e i b ,  S c h i z o i d )  (Abb. 863) ist körperlich und psychisch ausgedrückt. Es kommen auch sexuelle Zwischenstufen vor, wobei feminine Zeichen nur schwach ausgebildet sind. Die Behaarung ist übermäßig und atypisch, die Züge sind männlich, die Stimme ist tief. Die Pubertät tritt verzögert auf, es besteht Frigidität und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit bei Hypoplasie der Keimdrüsen und Hyperfunktion der Hypophyse, manchmal ein eunuchoider Hochwuchs, ferner Störungen in der Funktion der Thyreoidea. Häufig wird Dysmenorrhöe beobachtet”

(Quelle: Zensurierter Kommentar Nr. 129 von ETEKAR, 24.6.11)

Beispiele 2-17: 

>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11)

Sonst noch Fragen?

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.07.2011  

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (Stand 19.7.11) (IV)  

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Siehe auch:
- Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 

Thursday, July 14 2011

Dokumentation der Zensur auf dem Online-"Diskurs" des Deutschen Ethikrates über "Intersexualität" (Stand 25.7.11) (IV)

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", 05.11.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013 
>>>
Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 

Menschenrechte auch für Zwitter!

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat der Deutsche Ethikrat am 13.07.2011 praktisch alle Kommentare von ETEKAR gelöscht. Obwohl diese Kommentare vorher teilweise völlig unbeanstandet über Wochen dortstanden und eine Vielzahl anderer Benutzer_innen sich in eigenen Kommentaren positiv darauf bezogen hatten – Bezüge, die nun ebenfalls der Zensur zum Opfer fielen.

Diese neueste Zensur-Attacke unterstreicht einmal mehr das intransparente und willkürliche Vorgehen des Deutschen Ethikrates, der es offensichtlich duldet, dass kritische Betroffene von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken in seinem "Diskurs"verfahren aufs Neue bevormundet und durch Schweigegebote gedemütigt, erniedrigt und entwürdigt werden, während gleichzeitig Medizyner ihre Opfer ungehindert einmal mehr verhöhnen und verletzen dürfen.

Dass obendrein im Ethikrat-"Diskurs" jegliche kritische Hinterfragung der Bezüge zwischen NS-MedizynverbrecherInnen und den heutigen GenitalabschneiderInnen mit einem Tabu belegt wird und entsprechende Belege gelöscht werden, während gleichzeitig die Ethikrat-Redaktion ungehindert "jüdische Sexualwissenschaftler" diffamieren und tatsachenwidrig als UrheberInnen der Verstümmelungen verleumden darf – ein Schelm, wem dazu historische Parallelen in den Sinn kommen ...

Dieser Blog verurteilt das unhaltbare und grundgesetzwidrige Verhalten des Deutschen Ethikrates und sagt JA zur ungehinderten Suche nach der ungeschminkten ganzen Wahrheit und NEIN zu Willkür und Zensur.

Zwischengeschlecht.info dokumentiert deshalb nachfolgend alle bisher bekannt gewordenen 14 17 21 zensierten Kommentare. (Falls uns weitere entgangen sein sollten, sind sachdienliche Hinweise erbeten.)

Nachtrag 19.7.11: Wie uns mitgeteilt wurde, hatten wir offenbar 3 zensierte Kommentare übersehen (Nrn. 133, 137 u. 201), diese sind nun nachgetragen. Danke für den Hinweis!

Nachtrag 25.7.11: Bei weiteren Recherchen stiessen wir auf 4 weitere zensierte Kommentare (Nrn. 176, 188, 189 u. 192), bei denen (wie schon bei anderen auch) perfiderweise sogar ETEKARs Autorenangebe gelöscht bzw. durch "Redaktion" ersetzt wurde.

Dokumentation der vom Deutschen Ethikrat zensierten Kommentare:
Nr. 73 / Nr. 98 / Nr. 99 / Nr. 102 / Nr. 129 / Nr. 130 / Nr. 133 / Nr. 137 / Nr. 176 / Nr. 177 / Nr. 188 / Nr. 189 / Nr. 190 / Nr. 192 / Nr. 197 / Nr. 198 / Nr. 199 / Nr. 200 / Nr. 201 / Nr. 214 / Nr. 217

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer 
>>> Zensur im Ethikrat-Online-"Diskurs": 4 weitere Fälle dokumentiert (VI) 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

Sunday, July 10 2011

Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR "Wir sind keine Kinder, auch wenn Sie uns so behandeln!" + UPDATES (II)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Nachträge 1 + 2

 

 

Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität", hatte dieser Blog im letzten Post halb ironisch getitelt, um auf die Praxis hinzuweisen, wie kritische Betroffene von der Ethikrat-Redaktion ausgesondert und zu unmündig gemachten Benutzer_innen 2. Klasse degradiert werden – offensichtlich um sie zu demütigen, einzuschüchtern und letztlich zum Verstummen zu bringen.

Wie ETEKAR mittlerweile in einer Mail an Nella mitteilte, liess der Ethikrat es jedoch nicht bei dieser "Zensur light" bewenden, sondern löschte zusätzlich kurzerhand folgenden Kommentar, den ETEKAR zur Sicherheit ausgedruckt hatte, als sie sah, dass er nicht freigegeben wurde:

ETEKAR sagt: Dein Kommentar muss noch moderiert werden. 7. Juli um 20:13. Sehr geehrte Redaktion des Deustchen Ethikrates, wir sind keine Kinder, auch wenn Sie uns so behandeln!Dieser Kommentar befand sich unmittelbar vor diesem letzten Kommentar von ETEKAR "in der Warteschleife", wie es die Ethikrat-Redaktion nennt - und wenn er nicht gelöscht wurde, so befindet er sich dort wohl noch heute ...

Dies entgegen dem ausdrücklichen Versprechen der Ethikrat-Redaktion, "gelöscht" würde wenn überhaupt, dann ausschliesslich "transparent und in Rücksprache mit der betroffenen Person partiell[e] Stellen". Scheinheiliger noch, zum Zeitpunkt, als "Zur Klärung" dieses Versprechen abgegeben wurde, war der obige Kommentar längst klammheimlich zum Verschwinden gebracht.

Meine 2 Cent:

Machen wir uns nichts vor, ein "bisschen Zensur" gibt's ebensowenig wie ein "bisschen gelogen", ein "bisschen Folter" oder ein "bisschen Verstümmelung", und wer einmal mit solchen Praktiken anfängt, wird es selten lange bei der "Light-Version" bewenden lassen - wie sich offensichtlich gerade einmal wieder zeigte.

Doch keine Bange, bestimmt wird der Ethikrat auch diesmal wieder eine superoriginelle Ausrede auf Lager haben à la "Ihr Kommentar wurde versehentlich vom System amputiert, zerstückelt und in den Mülleimer verschoben. Wir bitten dies zu entschuldigen".

Zwitter und ihre Organisationen sind ja soo genügsam und um jeden Brosamen so unendlich froh, die liessen sich ja schon vom BMBF-finanzierten Medizyner-"Netzwerk Intersexualität/DSD" stets aufs neue widerspruchslos über den Tisch ziehen und waren am Schluss sogar noch dankbar dafür.

Und sollten sich ausnahmsweise trotzdem irgendwelche durchgeknallten Kampfzwitter doch nicht einfach so abspeisen lassen wollen wie wehrlose Kinder, schaltet "das System" eh automatisch um auf Zensur 2.0 ...

Während gleichzeitig weiterhin allein in Deutschland JEDEN TAG in einer Kinderklinik mindestens 1 wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt wird.

Wie lange noch?!

Nachtrag 1: Auf Nachfrage vom 10.7.11 von Daniela "Nella" Truffer bestätigte die Ethikrat-Redaktion gleichentags, den Kommentar von ETEKAR zurückbehalten zu haben, da ETEKAR sich geweigert habe, eine nicht näher umschriebene "Abänderung der Redaktion" zu akzeptieren, was die Redaktion offenbar als Bedingung zur Veröffentlichung gemacht hatte. Zusätzlich kündigte die Redaktion zu Nellas Fragen "bald weitere Informationen" an. Von ETEKAR kam dazu bisher keine weitere Stellungnahme.

Nachtrag 2: Während die Ethikrat-Redaktion am 9.7.11 noch festhielt, Nella habe "nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen", änderte die Redaktion am 10.7.11 ihre Meinung (nach lediglich 1 weiteren Kommentar von Nella dazwischen) plötzlich dahingehend, Nella habe "wiederholt ... gegen die Nutzungsbedingungen ... verstoßen". Nellas Rückantwort auf diese Beschuldigung:

Ich bitte die Redaktion zu spezifizieren, wann und wo ich “wiederholte Anschuldigungen” an die Redaktion und den Ethikrat getätigt haben soll, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen bzw. “links- und rechtsradikale, pornografische, rassistische, beleidigende, diskriminierende, verleumderische sowie ruf- und geschäftsschädigende Inhalte” darstellen sollen.

Dieser unbegründete schwerwiegende Vorwurf ist für mich nicht nachvollziehbar und widerspricht zudem Ihrer eigenen Aussage vom 9. Juli 2011 um 12:27.

Meine 2 Cent so far: Längst erinnert das Ganze peinlich an eine Sandkastenkomödie, die mensch schnell einmal versucht sein könnte mit einem Schulterzucken abtun – wenn da nicht der durchaus ernste Hintergrund wäre inkl. einer Vielzahl bisher nach wie vor unbeantwortet gebliebener, durchaus ernsthafter Fragen.

Wie z.B., warum TäterInnen-assoziierte "ExpertInnen" auf allen Ebenen ungerührt und einseitig ihre Sicht der Dinge öffentlich durchdrücken dürfen, ohne Rücksicht darauf, ob dies Überlebende der Zwangsbehandlungen verletzt oder nicht. Während gleichzeitig kritischen Betroffenen im Online-Diskurs offenbar nicht erlaubt sein soll, ungeschminkt öffentlich über ihre Lebensrealität zu berichten und ihre ureigenen Sichtweisen aufzuzeigen.

Kommt dazu, dass die (einseitige) Verteilung der vom Ethikrat bestellten "ExpertInnen" von Anfang an von praktisch allen Betroffenen durchgehend und immer wieder angesprochen und kritisiert wurde. Sowie andrerseits die wiederholt vorgebrachte und von einer Vielzahl von Betroffenen bestätigte Kritik, dass (nicht nur beim Ethikrat) Untergruppen der Betroffenen den öffentlichen Diskurs oft überproportional mit ihren Partikularinteressen dominieren.

Bekanntlich soll das mehrstufige Diskursverfahren dazu dienen, dem Ethikrat "eine solide empirische Basis für seine Stellungnahme" zu ermöglichen. Dazu wäre aber nicht zuletzt notwendig, dass alle Betroffenen frei und ohne Angst vor unbegründeten oder gar willkürlichen Restriktionen auf Gehör hoffen können. Statt dass, wie sich aktuell abzuzeichen scheint, dies ausgerechnet welchen der artikuliertesten Kritiker_innen nach und nach verunmöglicht wird.

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III)
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV)  
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Dr. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

Siehe auch:
- Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000

Tuesday, June 28 2011

"Grausam wäre es, nicht zu operieren" - Tätersprache im Ethikrat-Diskurs (Daniela "Nella" Truffer, 28.6.11)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Mein Kommentar im Ethikrat-Online-Diskurs zum Beitrag von Claudia Wiesemann: "Kinder haben Rechte":

Immer wieder dasselbe …

Genährt von der Hoffnung, dass sich endlich mal was ändert, hatte ich zuerst den Eindruck, dass hier jemand die Praxis der “Behandlung” von “intersexuellen Menschen” kritisiert (vor allem weil sich Claudia Wiesemann in der Vergangenheit schon klarer dazu geäußert hat, zum Teil auch am letztjährigen Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates).

Aber wenn dann schon zu Beginn vom “Preis” gesprochen wird, der “zu hoch” war, dann suggeriert dies, dass alles besser wäre, wenn man das Ganze nur etwas “günstiger” verkaufen würde.

Dass der “intersexuelle Mensch” dabei in den allermeisten Fällen nicht “Käufer” war, der selbst entscheiden konnte, ob er etwas “kaufen” will, und falls ja, zu welchen Konditionen, wird natürlich nicht explizit erwähnt, sondern es wird durch die schiefe Metapher vielmehr das Gegenteil impliziert.

Was – wen wundert’s – gut zum scheinbar obligaten relativierenden Fazit passt:

“Wir sollten nicht ganz selbstverständlich die Interessen des Kindes zugunsten der Wünsche des späteren Erwachsenen hintanstellen. So wichtig es ist, dem Erwachsenen, der das Kind einmal sein wird, die Verfügungsgewalt über sein Leben zu erhalten, so wichtig ist es auch, die Bedürfnisse des Kindes nicht zu hintergehen. [...] Das Kind braucht – wie die Kinderrechtskonvention betont – seine Familie als Schutzraum seiner Entwicklung; es braucht Verlässlichkeit, Geborgenheit, Zugehörigkeit. Die Menschenrechte des Kindes zu beschneiden, um den Menschenrechten des zukünftigen Erwachsenen Genüge zu tun? Das wäre grausam und kann der Sache nicht dienlich sein.”

Aha: dann stattdessen lieber das Kind selbst “beschneiden”, um – äh, welche nun genau? – Menschenrechte zu wahren … ? Und obendrein noch um “Grausamkeiten” zu vermeiden? Hallo?

Als Betroffene empfinde ich solche vermeintliche Kritik an der “Behandlung” Zwischengeschlechtlicher jedes Mal aufs Neue als betäubenden Schlag ins Gesicht, als Fortführung des mir seit meiner Kindheit angetanen Unrechts.

Schwammige Aussagen und Interpretationen dieser Art, die dann Medizynern postwendend als Rechtfertigung für weitere Verstümmelungen dienen, muss ich mir jedoch ständig anhören oder sie lesen, sobald “wissenschaftliche Experten” bestellt werden und ich mich an einem solchen Diskurs beteiligen will.

Ebenso den rhetorischen Kniff mit dem relativierenden täterfreundlichen Fazit, dieser findet sich zum Beispiel auch in den “Ethischen Grundsätzen und Empfehlungen” der Arbeitsgruppe Ethik des Netzwerk Intersexualität/DSD (Leitung: Claudia Wiesemann, juristische Expertin: Sonja Rothärmel).

In diesen “Ethik-Empfehlungen” heißt es betreffend juristische Rechte der Kinder abschließend kurz und knapp: “Rechtlich steht letztlich den Eltern die Entscheidung zu.”

Was dann die aktuelle AWMF-Leitlinie 027/022 “Störungen der Geschlechtsentwicklung” im Abschnitt “Chirurgische Therapie” prompt ebenfalls abschließend zitiert, und worauf sich seither Medizyner unvermeidlich jedes Mal berufen, sobald Betroffene es wagen sollten, die Rechtmäßigkeit der Kinderverstümmelungen anzuzweifeln.

Ja, ja, “Kinder haben Rechte”, aber “Erwachsene sind oft gefangen in der Ambivalenz der Wünsche” usw., und das muss man doch auch respektieren, denn: “Eltern haben auch Rechte!” (Kinderchirurgin Susanne Krege, Leiterin Kinderurologie Krankenhaus Maria Hilf Krefeld, an einem “Ethik”-Vortrag am UK Aachen 30.05.2011, unter Berufung auf … – genau, die “Netzwerk-Empfehlungen”).

Und tja, wenn die Eltern ein unverstümmeltes Kind halt einfach nicht wollen, dann wäre es in diesem Fall doch unmenschlich, ja “grausam”, dem Kind den “Schutzraum der Familie” und “ein Leben in Normalität” böswillig versagen zu wollen, oder?

Diese unsägliche und für alle Betroffenen schlichtweg unerträgliche Verdrehung, “grausam” (oder gar “Gewalt”) seien in Tat und Wahrheit nicht etwa die Genitalverstümmelungen an Kindern und deren lebenslange Folgen, sondern “grausam” (oder gar “Gewalt”) sei es im Gegenteil, Kinder unverstümmelt aufwachsen zu lassen, und das alles unter Berufung auf Kinderkonvention, “Kindeswohl” und sonstigen “Schutz der Kinder”, das ist leider ebenfalls keine einmalige Entgleisung, sondern seit Jahr und Tag in Diskursen mit Medizynern und “Experten” offensichtlich unvermeidlich.

Stellvertretend nur zwei weitere aktuelle Beispiele:

“Ich stelle mir einen Schulhof vor. Jetzt stellen Sie dort ein Kind hinein, das keine Zuordnung Junge oder Mädchen hat. Dieses Kind setzen Sie einer Situation aus, in der es extrem verletzlich ist. Sie wissen, wie grausam Kinder sein können. [...] Wenn Sie in unserer Gesellschaft nur einen Arm haben, dumm sind oder an einem Herzfehler leiden, dann wird die Gesellschaft das akzeptieren. Wenn Sie aber keine klaren Aussagen über Ihr Geschlecht treffen können, dann wird Ihnen die Gesellschaft übel mitspielen. [...] Und ohne die Möglichkeit, eindeutig wahrgenommen zu werden, ist das Leben extrem grausam und meiner Meinung nach auch nicht zu bewältigen.” (Kinderchirurg Pierre Mouriquand, Referent am diesjährigen “3rd EuroDSD Symposium” in Lübeck, Arte 08.10.2010. – Immerhin gibt Pierre Mouriquand im selben Interview wenigstens zu, dass es “Augenwischerei” wäre, zu behaupten, “dass sich bei einer Klitorisreduktion die Empfindsamkeit nicht verändern würde”.)

“Wenn sie eine Patientin nicht operieren, etwa ein Mädchen mit Adrenogenitalem Syndrom, von denen wir wissen, dass sie sich als Mädchen entwickeln werden, das wäre eine Art von Gewalt, dieses Kind nicht zu operieren, weil es sonst Jahre einer sehr schwierigen Entwicklung mit einem uneindeutigen Genitale durchmachen muss.” (Heiko Krude, stellvertretender Direktor Otto-Heubner-Centrum, Charité Berlin, Deutsche Welle 16.05.2011)

Kein Wunder, haben die meisten Zwangsoperierten wenig Lust und auch nicht die Kraft, sich solchen in mehrerer Beziehung grauenhaften und grausamen Diskursen auszusetzen – obwohl rege Beteiligung gerade deshalb umso nötiger wäre!

>>> Trauma, Opferrolle, Befreiung  

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    
Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, May 19 2011

"EuroDSD"-Genitalverstümmler Garry L. Warne (Royal Children's Hospital, Melbourne): "Wir operieren Kinder am liebsten 4 bis 6 Wochen nach der Geburt"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

«A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» - Garry L. Warne (left) at the main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 20.5.11Friedlicher Protest vor dem "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 20.05.2011
(Mitte: Garry L. Warne, Royal Children's Hospital Melbourne)

Zum Auftakt des "3rd EuroDSD Symposium" morgen in Lübeck haben die Lübecker Organisatoren den Australier Endokrinologen Garry L. Warne eingeladen, der zum Thema "Neue Erfolgsaussichten in der DSD-Forschung" referieren wird.

Allerdings nährt ein Blick auf Garry L. Warnes bisherige "Errungenschaften" primär die Befürchtung, dass die "neuen Aussichten" sich – Überraschung! – letztlich als die alten entpuppen werden, inkl. der bekannten Folgen für die überlebenden Opfer – wohl auch der Grund für die Wahl von Warne durch die "EuroDSD"-Verantwortlichen Olaf Hiort und  Lutz Wünsch (Übersetzungen aus dem Englischen durch Zwischengeschlecht.info):

Das Kernteam für die Behandlung von Intersex-Patienten [am Royal Children Hospital (RCH) Melbourne] arbeitet seit über 25 Jahren zusammen [...]. Während dieser Zeitspanne von 25 Jahren blieb es eine Verfechterin früher Genitaloperationen an Kindern mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die als Mädchen aufwachsen sollen. Es rät, die Operationen im Alter von vier bis sechs Wochen vorzunehmen. Das Team empfiehlt ebenfalls die frühe Entfernung der Hoden bei Kompletter Androgenresistenz [CAIS] und bei gemischer XY Gonadendysgenesie. ("Intersex, East and West", S. 200)

Entsprechende Verstümmelungsanpreisungen, versetzt mit einigen symbolischen etwas "progressiver" anmutenden Bausteinen, finden sich dann prompt auch in den Eltern-Broschüren von Garry L. Warne zu "Androgenresistenz" und dem "Adrenogenitalen Syndrom (AGS/CAH)":

BEHANDLUNG VON AGS

[...] Mädchen mit AGS benötigen gewöhnlich Operationen, um normal aussehende Genitalien wiederherzustellen. Jungen benötigen dies nicht.

AGS – CHIRURGISCHE BEHANDLUNG

Chirurgische Behandlung für Mädchen mit AGS

Mädchen mit AGS brauchen gewöhnlich Operationen, um die Klitoris auf Normalgrösse zu verkleinern, zur Trennung zusammengewachsener Schamlippen und zur Vergrösserung des Scheideneingangs. Der technische Name für diese Operation ist 'Klitorisreduktion und Vaginoplastie'. Es wird entweder einzeitig oder in zwei Schritten gemacht. Die Klitorisreduktion wird in den ersten Lebensmonaten vorgenommen. Die Vaginoplastie wird gewöhnlich zur selben Zeit gemacht wie die Klitorisreduktion [...]. ("Your Child with Congenital Adrenal Hyperplasia")

OPERATIONEN VON MÄDCHEN MIT AIS

Die Entfernung der Hoden

Die in der Bauchhöhle verbleibenden Hoden [...] neigen zu Krebsentwicklung. Dies tritt bei etwa 9% der Frauen mit AIS auf, doch selten vor der Pubertät. [Anmerkung: bei CAIS beträgt das Krebsrisiko laut Looijenga et. al. 0.8%-2%] Die meisten Experten sind jedoch der Meinung, dass das Krebsrisiko nach der Pubertät zu hoch ist und empfehlen daher die Entfernung der Hoden vor dem 20. Lebensjahr. [...] Die [...] Entfernung der Hoden in der frühen Kindheit [...] wird zum Teil gewählt, um das Krebsrisiko auszuschließen, weil es viele Eltern in Sorge versetzt. Eine andere Überlegung von Eltern und Ärzten ist, dass es für das Mädchen besser ist, nicht an der Entscheidung über die Entfernung der Hoden beteiligt zu werden. Die frühzeitige Entfernung der Hoden ist bei Kleinkindern mit PAIS (im Gegensatz zu CAIS), die als Mädchen erzogen werden, äußerst wichtig, weil die Hoden ansonsten eine fortschreitende männliche Entwicklung bewirken können. Bei diesen Mädchen bieten Ärzte den Eltern auch eine Operation zur Verkleinerung der Klitoris und zur Trennung der verwachsenen Schamlippen an.
("Komplette Androgenresistenz (CAIS)", S. 17; vgl. auch Anmerkung unten bei Quellenangabe betr. Übersetzung, Unterstützung und Propagierung dieser Aufforderung zum Genitalerstümmeln durch XY-Frauen/Intersexuelle Menschen e.V.)

Dieselben Anpreisungen von verstümmelnden Zwangseingriffen an Neugeborenen, wiederum inkl. einigen symbolischen "progressiveren" Einschüben, sowie unterlegt durch anekdotische "Beweise", propagiert Garry L. Warne auch in medizynischen Fachbüchern – unter mehrfacher Betonung der absoluten Verfügungsgewalt von Eltern und Medizynern über die Körper wehrlosen Kleinkinder:

Etwa 1 von 4000 Kindern wird mit uneindeutigen Genitalien geboren [...]. Dieses Ereignis erzeugt bei den Eltern furchtbare Ängste [...]

MEDIZINISCHE BEHANDLUNG

[...]

Psychologische Unterstützung für Eltern 

[...] Beide Eltern sollten zusammen psychologisch beraten werden. Sie werden dankbar sein zu hören, dass es andere Babies mit denselben Befunden gibt und dass es eine Anzahl wohlbekannter und behandelbarer medizinischer Befunde gibt, die dazu führen, dass Genitalien atypisch aussehen. [...] 

Geschlechtszuweisung

[...] Obwohl es vereinzelt Berichte über erfolgreiche psychosexuelle Ergebnisse gibt bei Menschen, die mit uneindeutigen Genitalien gross geworden sind, besteht keine Klarheit über ihre Anzahl, und die Fallgeschichten sind schlecht dokumentiert, und der Berufsstand der Ärzte bleibt unüberzeugt, dass es vernünftig sei, einem Kind zuzumuten mit uneindeutigen Genitalien aufzuwachsen und für sich selbst eine Entscheidung zu treffend bezüglich Operationen, geschweige denn das Beste. Beobachtungen des Autors in Indien und Vietnam (unpubliziert) weisen darauf hin, dass die meisten Kinder, die mit uneindeutigen Genitalien aufwachsen, weil kein Zugang zu Operationen bestand, ein elendes Leben führen und täglich unter Diskriminierung und Beschimpfungen leiden. [...]

Es gibt objektive Gründe, warum Patienten, die heute operiert werden, bessere Resultate erwarten können als Patienten, die vor 20-30 Jahren behandelt wurden. Klitorisoperationen haben sich mit Sicherheit verbessert. [...]

Aus all diesen Gründen plädiert der Autor fürt die Fortführung der Praxis der frühen Operationen, speziell bei AGS-Mädchen im Hinblick auf die Fertilität. [...] Eltern haben das gesetzliche Recht, über Genitaloperationen [für ihre Kinder] zu entscheiden, wenn ihrer Meinung nach und nach der Meinung der verantwortlichen Ärzte die Vorteile einer Operation grösser sind als die Risiken [...]. ("Management of ambiguous genitalia at birth", S. 97, 100, 101)

Dies alles wohlbemerkt, obwohl sogar eine in Melbourne von Warne selber durchgeführte Vergleichsstudie über "psychologische, sexuelle, soziale Langzeitergebnisse" an 50 operierten "Intersex-Patienten" zum (wenig überraschenden) Resultat kam:

Bei der IS-Gruppe war die Wahrscheinlichkeit geringer zu einem Orgasmus zu kommen als bei der kombinierten Vergleichsgruppe (p<0.05), sie tendierte zu mehr Schmerzen während dem Verkehr (p=0.06), und sie hatte mehr Schwierigkeiten mit Penetration (p<0.01). [...] ("Intersex, East and West", S. 202)

Auch der wohl unheilbar selbstgerechte Verstümmler Warne kommt zwar mittlerweile nicht mehr darum herum, zumindest da und dort zu erwähnen, dass unter den "Patienten" die Meinung über das ihnen angetane Unrecht eine andere ist als unter den BehandlerInnen. Wenig überraschend kann Dr. Warne es dabei nicht lassen, diese über ihre Verstümmelungen wenig Erbauten als "Aktivisten" zu verunglimpfen und ihre Anliegen, Pardon: "Behauptungen", mutwillig zu verzerren und nach Möglichkeit lächerlich zu machen:

[...] einige Patienten-Interessegruppen und Kliniker stellen sich gegen frühe Operationen [...]. Die früheren Patienten, die sich gegen frühe Operationen stellen, tun dies, weil sie unglücklich sind mit den Ergebnissen im Anschluss an ihre eigenen Operationen. Einige sind unzufrieden mit dem Geschlecht, das ihnen als Kind zugewiesen wurde, und viele behaupten weiter, wenig oder keine Befriedigung von sexuellen Beziehungen zu erlangen. ("Management of ambiguous genitalia at birth", S. 101)

Die meisten Pädiater und Kinderchirurgen bevorzugen frühe Operationen, doch die meisten Aktivisten sind dagegen. Wir haben eine Pattsituation erreicht. ("Intersex, East and West", S. 202)

Quellenangaben:
• Garry Warne and Vijayalakshmi Bhatia: "Intersex, East and West", in: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Intersex and Ethics", Springer 2006, S. 183-205
• G. L. Warne: "Your Child with Congenital Adrenal Hyperplasia [CAH]" >>> Online-Broschüre
• Garry L. Warne: "Komplette Androgenresisten (CAIS)", Elternbroschüre 1997 (Deutsche Übersetzung XY-Frauen, 2004) (>>> PDF, 1.1 MB  [Anmerkung: Die Selbsthilfegruppe XY-Frauen, Bestandteil von Intersexuelle Menschen e.V., die sich sonst beide insbesondere bei CAIS eigentlich stets gegen die in der Broschüre hemmungslos propagierten Kastrationen etc. aussprechen, bezog als offizielle Übersetzerin der Broschüre dazu bis heute nie entsprechend Stellung, sondern empfehlen sie im Gegenteil unverändert kritiklos inkl. Download-Angebot auf xy-frauen.de, sowie Intersexuelle Menschen e.V. auf ihrer Linkseite unter "Aufklärung" [!].]
• Gary L. Warne: "Management of ambiguous genitalia at birth", in: Adam H. Balen/Sarah M. Creighton/Melanie C. Davies/Jane MacDougall/Richard Stanhope (Ed.): "Paediatric and Adolescent Gynaecology. A Multidiscilipnary Approach", Cambridge University Press 2004, S. 97-103.

Meine 2 Cent: "Pattsituation" bei gleichzeitig unveränderten täglichen Genitalverstümmelungen und Gonadektomien durch ethisch gestörte Medizyner von Melbourne bis Lübeck, am Arsch! Sobald es um seine eigenen Genitalien und Gonaden ginge, hätte der saubere Dr. Warne wohl ziemlich schnell eine ziemlich andere Meinung – wetten?!

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- "Unrecht der Medizinversuche anerkennen" (Oliver Tolmein 2009)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- Genitalverstümmler Mouriquand: "keine Garantie für sexuelle Empfindsamkeit"
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Saturday, May 14 2011

Wie TransInterQueer (TrIQ) und die Antidiskriminierungsstelle (ADS) Zwitter und ihre Anliegen vereinnahmen und unsichtbar machen - Genitalverstümmelung: Diskriminierung oder Verbrechen? (II)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken - Diskriminierung oder Verbrechen? (I) 

Am selben Tag, an dem in Potsdam der von Zwischengeschlecht.org organisierte 1. Protest gegen den GenitalabschneiderInnenkongress "DGKJ 2010" über die Bühne ging, fand im nahen Berlin eine ganztägige Veranstaltung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) statt mit dem Titel "Gleiche Rechte! Gleiche Chancen? Herausforderungen effektiver Antidiskriminierungsarbeit". (Siehe den Kommentar von Nella im 1. Teil.)

In Berlin mit auf dem Programm: Ein Workshop Nr. 6 (PDF 2,3 MB --> S. 34, S. 20-21) mit dem typischen Titel "Geschlechtsausdruck, geschlechtliche Identität, Zwei-Geschlechter-Ordnung: Diskriminierung von Trans*, Inter* und schwul-lesbisch-bi lebenden Menschen", geleitet von Jannik Franzen, TransInterQueer e.V. (TriQ), Berlin, und unter Beteiligung von Lucie Veith von Intersexuelle Menschen e.V. (IMeV).

Im unmittelbaren Vorfeld der ADS-Veranstaltung inkl. TRiQ-IMeV-Workshop Nr. 6 hatte dieser Blog kommentiert:

"Ob sich daraus eine konkrete Praxis gegen die GenitalabschneiderInnen entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Zumindest bisher dienten solche Veranstaltungen hauptsächlich als Feigenblatt, wenn verantwortliche PolitikerInnen sich später öffentlich herauslügen wollen, eigentlich würden sie im Gegenteil ja etwas für die Menschenrechte der Zwitter tun."

Leider gibt es seither wenig Anlass, diese Einschätzung zu überarbeiten – im Gegenteil:

• Am 17.9.10 berichtete Lucie Veith im IMeV-Forum, 2 Vorstandsmitglieder von Intersexuelle Menschen e.V. hätten während der Veranstaltung u.a. "[a]m Rande [...] Gespräche geführt mit der Leiterin des Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Hier wurde eine Einlagung zu einer Unterredung durch die Behörde in Aussicht gestellt. Gespräche wurden weiter geführt [...] mit Vertretern TransQueerInter, Berlin [...]."  Weiter wurde seither nichts mehr bekannt. Auch von TrIQ und der ADS wurden seither keinerlei Aktivitäten zur konkreten Beendigung der täglichen Genitalverstümmelungen bekannt.

• Am 1.12.10 veröffentlichte die Antidiskriminierungsstelle eine Dokumentation der Veranstaltung (PDF 2,3 MB). Auf den S. 20-21 befindet sich ein Bericht über den Workshop 6. Darin werden in der Zusammenfassung des Beitrags von Konstanze Plett die Genitalverstümmelungen gerade ein einziges Mal kurz angetönt, wenn auch bezeichnenderweise strikt in der Vergangenheitsform:

"Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieser Verdrängungsprozess [der Intersexualität] noch verstärkt, als viele Betroffene im frühen Kindesalter umoperiert wurden, was eine erhebliche Gewalterfahrung war."

In Bezug auf die Gegenwart geht es dann – Überraschung! – wieder ausschliesslich um "die fehlende Respektierung im Personenstandsrecht", "Diskriminierung" in Bezug auf Verweigerung der Eintragung des "chromosomalen Geschlechts" in "Papiere" und "Dokumente", wobei von den Behörden oft "auf das Transsexuellengesetz verwiesen" würde:

"Hier zeige sich einmal mehr die Unwissenheit der Behörden über die Unterschiede zwischen Trans* und Intersexualität, betonte die Wissenschaftlerin."

Was die vorliegnde Dokumentation dann – Überraschung! – in Bezug auf die Tagung gleich selber bestätigt: In typischer VereinnahmerInnen-Manier werden auf S. 21 am Schluss des "Trans*, Inter*"-usw.-Workshop-Berichts in einer Anmerkung Zwitter einmal mehr zur blossen Untergruppe von "Trans*" (weg-)erklärt:

"Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwendet die Bezeichnung Trans*Personen als Sammelbegriff für die vielfältigen Erscheinungs- und Ausdrucksformen geschlechtlicher Identität, die Menschen jenseits der Matrix zweigeschlechtlicher Heteronormativität leben. Darunter fallen bspw. Transgender, Transsexuelle, Dragqueens und -kings, Cross-Dresser sowie transidente und queer lebende Personen, aber auch intersexuelle Menschen."

Dass die meisten Zwitter erstmal keine Probleme mit "geschlechtlicher Identität" oder mit "Heteronormativität" haben, sondern mit den heute noch andauernen täglichen Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken und deren massiven Folgen, unterschlagen die VereinnahmerInnen einmal mehr.

Wem der Schwarze Peter für diese plumpe Vereinnahmung letztlich gebührt, bleibt bezeichnenderweise undeklariert:

Betreffend der Verantwortung für die einzelnen Workshop-Berichte heisst einerseits es am Schluss der Dokumentation auf S. 54 in einem Disclaimer:

"Der Inhalt des Dokuments wird vollständig von den Autor_innen verantwortet und spiegelt nicht notwendigerweise die Position der ADS wider."

Wer genau nun eigentlich den Text und die vereinnahmende Anmerkung zum Workshop 6 verfasste, und ob dazu auch die Anmerkung im Namen der Antidiskriminierungsstelle gehört, wird nirgends konkret offengelegt. Im Inhaltsverzeichnis werden keine AutorInnen aufgeführt, zum Workshop 6 steht auf S. 3 lediglich:

"Leitung: Jannik Franzen, TransInterQueer e. V. Berlin"

Meine 2 Cent: Ob für diese Ungeheuerlichkeiten letztlich nun die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) verantwortlich zeichnet oder Trans"Inter"Queer (TrIQ) macht eh keinen wirklichen Unterschied – für beide wäre es nicht die erste Vereinnahmung, und wohl auch nicht die Letzte. Dass Intersexuelle Menschen e.V. unkritisch danebensteht und sich von den VereinnahmerInnen noch widerstandslos vor den Karren spannen lässt, dito.Gegen die Genitalabschneider in den Kinderkliniken haben sie alle bisher noch nichts konkret unternommen – wozu auch, ihre eigenen Lustorgane sind ja intakt ...

>>> Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Diskriminierung oder Verbrechen? (I) 

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen: Berliner Senat angeblich keine Erkenntnisse
- Zwitter-Vereinnahmung: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ...
- "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe": Ausser Vereinnahmung nix gewesen – Intersexuelle Menschen e.V. guckt zu und schweigt
- ICESCR: Intersexuelle Menschen e.V. unterstützt Vereinnahmung
- IMeV-Schattenbericht CAT 2011: Häufigste Genitalverstümmelungen ausgeblendet
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ  
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung   

Saturday, May 7 2011

"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Kinderkliniken "letztendlich der übliche Weg - den Eltern zuliebe"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Prof. Dr. Olaf Hiort war Chef des BMBF-finanzierten "Netzwerk Intersexualität/DSD", unter Kritiker_innen u.a. bekannt dafür, wie es Betroffenenverbände jahrelang erfolgreich an der Nase herumführte und fortlaufend die "Lübecker Studie" frisiert. Nachdem die BMBF-Gelder inzwischen versiegten, ist Prof. Dr. Hiort mittlerweile Chef des nicht minder berüchtigten, EU-finanzierten "EuroDSD Consortium", das in Kürze in seinem Lübecker Hauptquartier das "3rd EuroDSD Symposium" ausrichtet.

Zwischendurch fungiert Prof. Olaf Hiort auch immer wieder in Öffentlichkeit und Medien als Aushängeschild der Genitalabschneiderzunft (der sich obendrein auch nicht zu schade ist, kritische Überlebende als ewiggestrige Radaumacher_innen zu diffamieren). So auch unlängst wieder mal auf Arte, wo er "in bester Schwöbel-Manier" unverdossen einmal mehr Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern propagierte:

Netzwerk DSD/Intersexualität und EuroDSD-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort

SprecherIn: Die Frage bleibt: Wenn nur selten eine medizinische Notwendigkeit vorliegt, warum werden Kinder überhaupt operiert?

Olaf Hiort: Die wenigsten Eltern können tatsächlich aushalten, dass man ihrem Kind kein Geschlecht zuweist. Denn das ist in unserer Gesellschaft letztendlich der übliche Weg, dass man Junge oder Mädchen ist. In Deutschland leben wir in einer relativ offenen Gesellschaft, vielfach laufen die Kinder zum Beispiel nackt am Strand herum. Und vielfach fühlen sich die Eltern, weniger die Kinder, doch ein wenig zurückgesetzt dadurch, wenn sie häufig angesprochen werden, dass das Genitale des Kindes auffällig aussieht. Und dann fragen Eltern schon danach, ob chirurgische Massnahmen ergriffen werden müssen. Wie sich jemand später in seinem Geschlecht fühlen wird, ist im allgemeinen schwierig vorherzusagen, das muss man einfach gestehen.

Weiterer Kommentar überflüssig ...

>>> Olaf Hiort: "Genitalverstümmelungen durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen bei Genitalverstümmelungen"
>>> Olaf Hiort: "Intersexuelle nur Bruchteil aller Genitalverstümmelten"

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- Genitalverstümmler Mouriquand: "keine Garantie für sexuelle Empfindsamkeit"
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Wednesday, April 6 2011

IOC: neue Geschlechter-Regeln für Athletinnen mit "Hyperandrogenismus" auf 2012

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!In einer gestrigen >>> Pressmitteilung (englisch) vom 5.4.11 anlässlich eines Treffens der Geschäftsleitung in London "bekräftigte" das Internationale Olympische Kommittee IOC "die Notwendigkeit verbindliche Regeln aufzustellen betreffend der Teilahme weiblicher Athletinnen mit erhöhtem Androgenspiegel ['Hyperandrogenismus'] bis zur Sommerolympiade 2012". Weiter empfahl das IOC, auch die anderen internationalen Sportverbände sollen ähnliche Eigene Regeln aufstellen.

Als ersten Ausblick auf die im Detail noch zu bestimmenden Regeln gab das IOC bekannt:

"Juristisch als Frauen lebende Athletinnen sollen bei Frauenwettkämpfen teilnehmen können, sofern ihr Androgenspiegel unter dem von Männern liegt (gemessen anhand der Serumkonzentration von Testosteron), sowie, falls ihr Spiegel innerhalb der männlichen Bandbreite liegt, sofern eine Androgenresistenz vorliegt, so dass sie keine Wettbewerbsvorteile davon haben."

Zum ersten Mal überhaupt wurde in der IOC-Pressemitteilung ferner festgehalten, es sei "das individuelle Recht" von Athletinnen, medizynische Behandlungen zu "verweigern".

Als weitere Premiere wurden erste Details der "Geheimkonferenz" vom Oktober 2010 in Lausanne offiziell bekannt gegeben, z.B. die Teilnahme "eine_r Delegierten von Organisation Intersex International [OII]". Wie seinerzeit auf dem Hermaphroditforum inoffiziell verlautete, handle es sich dabei um Hida Viloria.

Gegenüber >>> BBC London (englisch) gab IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist weiter Auskunft, entgegen der bisherigen Praxis auch des Athletikweltverbandes IAAF sollen Anschuldigungen von Konkurretinnen künftig keine "Geschlechtsuntersuchungen" mehr "auslösen können", sondern lediglich "wenn eine Athletin während Dopingtests als mit männlichen Charakteristiken ausgestattet identifiziert wird" (anstelle der vielkritisierten früheren "Nacktparaden" vor Sportärzten werden die primären Geschlechtsmerkmale heutzutage "unauffällig" während der Abgabe der Urinproben kontrolliert), oder wenn "Dopingtests abnormal hohe Hormonwerte" ergäben, sowie, falls eine Athletin selbst um eine Abklärung ersuche.

Die IOC-Medizyner-Kommission wolle nun detaillierte Regeln ausarbeiten, die dann bis am nächsten Treffen der Geschäftsleitung vom 6.-9. Juli in Durban (Südafrika) abgesegnet werden sollen.

Kommentar: Fürs erste klingt das alles schon mal vernünftiger als z.B. die Aussagen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist sowie der IOC-Genitalverstümmler-"ExpertIn" Maria I. New im Anschluss an das berüchtigte IOC-Medizyner-Symposium in Miami im Januar 2010.

Einmal mehr wird allerdings der Teufel im Detail stecken, beispielsweise in den konkreten Auslegungen/Limiten betreffend Androgenresistenz (die sich zudem aktuell nicht immer genau bestimmen lassen) – lauter Dinge, worüber sich die aktuelle Verlautbarung bezeichnenderweise ausschweigt. 

Stark negativ fällt weiter auf, dass zumindest laut der Verlautbarung auch keine transparenten Rekursmöglichkeiten vorgesehen sind, und die IOC-Medizyner bzw. "internationale Hyperandrogenismus-Experten" hinter verschlossenen Türen Ausschlüsse durchsetzen sollen.

Bis diese Fragen zufriedenstellend geklärt werden, bleiben die treuherzigen Beteuerungen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist, wonach die "seltenen Fälle" intersexueller Teilnehmerinnen "mit Fairness gegenüber den Athletinnen wie gegenüber dem Sport behandelt" werden sollen, mit Vorsicht zu geniessen.

Dies umsomehr, als die von Ljungqvist gegenüber BBC erneut vorgebrachte Beteuerung, die neuen Regeln stünden nun aber bestimmt in gar "keinem Zusammenhang" mit dem IAAF-Debakel um Mokgadi Caster Semenya, auch durch stete Wiederholung weder fairer noch wahrer wird ...

Fortsetzung folgt ...

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Sunday, April 3 2011

Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Chirurgische Arbeitsgemeinschaft geht auf Distanz (will sich aber nicht distanzieren)

1. Mahnwache vor der "DGE 2011" mit Offenen Briefen, Hamburg 1.4.11

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Infoseite zu den Protesten   >>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.

Die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) zeigt sich besogt darüber, als Mitorganisatorin bei der "DGE 2011" in der Öffentlichkeit mit der Praxis der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken in Verbindung gebracht zu werden.

Auf den >>> Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 1.4.11 an die Mitgliederversammlung der DGE, welcher der zeitgleich tagenden CAEK ebenfalls zugestellt wurde, kam von letzterer als Antwort sogleich eine Beschwerde. Darin monierte der CAEK-Vorsitzende (der seinen Namen in dieser Angelegenheit im Internet nicht genannt haben will) "bei allem Verständnis für Ihr Anliegen", durch den Offenen Brief werde eine "Beziehung" hergestellt, "welche nicht existiert" und daher "für den Leser irreführend" sei. Sowie u.a. mit der "dringenden" Bitte an Zwischengeschlecht.org, "die von Ihnen erhobenen Vorwürfe gegenüber der CAEK zurückzunehmen bzw. gegenüber den Lesern des offenen Briefes richtig zu stellen".

In diesem Sinne dokumentiert dieser Blog nachfolgend die Antwort an den ungenannt sein wollenden Vorsitzenden, die auszugsweise auch in der Pressemitteilung vom 2.4.11 wiedergegeben war:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. [...]

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme und für Ihr Verständnis für unser Anliegen.

Unsere Menschenrechtsgruppe ist sich bewusst, dass die Schwerpunkte der CAEK bei medizinisch indizierten Eingriffen an Erwachsenen liegen, hauptsächlich der Schilddrüsen, [...] der Bauchspeicheldrüse und der Nebennierenrinden, und somit NICHT medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kindern betreffen. Wie Sie unserem Offenen Brief wie auch unseren Pressemitteilungen, Flugblättern usw. entnehmen können, behaupten wir auch nirgends, die CAEK sei an Leitlinien beteiligt, die solche menschenrechtswidrigen Eingriffe propagieren, sondern sehen die Verantwortung dafür im Zusammenhang mit der DGE 2011 klar bei der DGE.

Da Ihre Vereinigung jedoch als Mitorganisatorin der DGE 2011 auftritt und ihre Mitgliederversammlung zeitgleich mit der DGE abhielt, erlaubten wir uns, Ihnen unseren Offenen Brief ebenfalls zukommen zu lassen, um Sie über unsere Bedenken und Anliegen zu informieren.

Auch sind wir der Ansicht, dass bei gravierenden medizinethischen Fragen wie im Falle der systematischen kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern die gesamte medizinische Gemeinschaft gefordert ist, und nicht nur die unmittelbar betroffenen Teildisziplinen, und dies umso mehr, je enger andere Disziplinen mit den direkt verantwortlichen Kontakt pflegen und zusammenarbeiten.

Es war jedoch nicht unsere Absicht, eine direkte Beziehung der CAEK zu den von uns kritisierten Praktiken herstellen zu wollen, und wir werden dies auch nochmals explizit öffentlich bekräftigen.

Jedoch würden wir es begrüssen, wenn die CAEK zu den von uns angesprochenen Problemen prinzipiell Stellung beziehen würde, da wir uns erhoffen, dies könnte zur Beschleunigung der Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen entscheidend beitragen. Auch könnte dies gleichzeitig potentielle Missverständnisse betreffend der Beziehungen der CAEK zu fragwürdigen Praktiken, wie sie offensichtlich im Rahmen der DGE 2011 auch am heutigen Tage nach wie vor propagiert werden, von vornherein ausschließen.

Freundliche Grüsse

Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Soweit wollte der ungenannt bleiben wollende Vorsitzende aber nicht gehen. Sondern schrieb im Gegenteil mit Datum vom 2.4. zurück, die Arbeitsgemeinschaft habe "zu diesem Thema" noch nie Stellung bezogen und werde es auch künftig nicht tun, "da ihr in dieser Hinsicht jegliche Fachkompetenz fehlt".

Offenbar fachkompetent genug fühlte sich der ungenannt bleiben wollende Vorsitzende demgegenüber für folgende Formulierung: "Die von Ihnen erhobenen Vorwürfe in dem offenen Brief sind schwerwiegend und rufschädigend. [...] Die hierdurch bedingten Auswirkungen im Zeitalter der umfassenden Google-Suche sind immens."

Von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)", an welche die im Offenen Brief stehenden "Vorwürfe" bekanntlich gerichtet sind, kam bisher übrigens keine Rückmeldung.

Meine 2 Cent: Etwas Nachhilfe in Grundprinzipien der (Medizin-)Ethik könnte wohl beiderseits nicht schaden ...

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> Infoseite zu den Protesten zur "DGE 2011" 
>>> Download Flugblatt (PDF, 168KB)
>>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief, IOC 2009

Sunday, March 27 2011

Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen - 2x Zwitter-Vorstoss im Nationalrat: Von knapp vorbei bis voll daneben

>>> Nachträge 30.3.11 / 4.4.11 / 26.4.11

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktion vor dem Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen 6.2.2011 (Bild: NZZ Format)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Stellungnahme zur überparteilichen Interpellation 11.3286
>>> Stellungnahme zur Zweit-Interpellation 11.3265

STOP Genitalverstümmelung im Kinderspital!Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen

In schweizer Kinderkliniken werden Genitalverstümmelungen nicht über die Krankenkassen abgerechnet, sondern über die Invalidenversicherung (IV), die bis zum vollendeten 20. Lebensjahr für die ganze Bandbreite medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen aufkommt.

Was von der IV letztlich alles übernommen wird, regelt im Detail eine gut 200 Diagnosegruppen umfassende "Liste der Geburtsgebrechen". Erstellt von der ethisch herausgeforderten CH-VerstümmlerInnenlobby "Schweizerische Akademie der Medizynischen Wissenschaften (SAMW)", dokumentiert diese Liste unter mindestens 12 Ziffern sowohl das weitläufige Tätigkeitsgebiet der lokalen GenitalabschneiderInnenzunft wie auch deren Verbundenheit mit medizynischer Nomenklatur aus der Zeit noch vor dem 2. Weltkrieg ("Pseudohermaphroditismus").

Datenspur der Zwangsoperateure

Da die Invalidenversicherung (IV) dem Bund untersteht, ist es theoretisch möglich, via eine Anfrage im Nationalrat Daten der über die IV abgerechneten menschenrechtswidrigen Genitaloperationen zu erhalten.

Nach 4 überparteilichen Anfragen auf Kantonsebene in den letzten 18 Monaten zu ebensovielen deutschschweizer Genitalabschneiderkliniken (deren Antworten bisher wenig überraschend in erster Linie ihre Unwilligkeit zur Offenlegung konkreter Fallzahlen und Statistiken demonstrierten, jedoch deshalb als Vergleichszahlen noch wichtig sein werden), sah die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org die Zeit gekommen und nahm mit PolitikerInnen Kontakt auf zwecks Einreichung einer überparteilichen Interpellation im Nationalrat.

>>> Übersicht relevante Ziffern in der "Liste der Geburtsgebrechen"
>>> Entwurf für Interpellation 

Nationalrat: 2x Zwitter-Vorstoss – von knapp vorbei bis voll daneben

Am letzten Freitag, den 18. März war es dann schliesslich so weit: Als Krönung monatelanger harter Arbeit sollte im Nationalrat eine überparteiliche Interpellation den Bundesrat zur Herausgabe der Fallzahlen aller relevanten IV-Ziffern auffordern sowie zu einer erstmaligen Stellungnahme zu den kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen.

Nun ja, öhm, ausser, dass an diesem letzten Sitzungstag der Frühjahrssession im Wahljahr 2011 dann plötzlich gleich 2 Anfragen eingereicht wurden.

Von denen letztlich leider weder die eine noch die andere wirklich hielt, was ihre Urheberinnen uns zuvor zugesichert hatten ...

1) Überparteiliche Interpellation "Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen"
11.3286
Eingereicht von Ida Glanzmann-Hunkeler (CVP)
Mitunterzeichnet von Maria Roth Bernasconi (SP), Alice Glauser (SVP), Corina Eichenberger (FDP), Yvonne Gilli (Grüne), Elisabeth Schneider Schneiter (CVP)

>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 20.3.11 
>>> Text der Überparteilichen Interpellation 11.3286 vom 18.3.11
>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org an die Mitunterzeichnerinnen vom 20.3.11

Meine 2 Cent: Leider knapp vorbei ...

Ein überparteilicher Vorstoss gegen uneingewilligte kosmetische Genitaloperationen in einem Nationalparlament, unterzeichnet von Parlamentarierinnen aus allen 5 "grossen" Parteien – sowas gab es bisher auf der ganzen Welt noch nie!

Umso schmerzhafter, dass im letztlich eingereichten Vorstoss in der 1. Frage – ausgerechnet! – die matchentscheidenden konkreten Ziffern aus der "Liste der Geburtsgebrechen" kurzerhand gestrichen wurden – noch dazu ohne vorherige Rücksprache und entgegen der Zusicherung der Erstunterzeichnenden ...

Nachfolgend die ungekürzte 1. Frage (mit ausgelassenem Text kursiv):

1. Wie viele Behandlungen wurden von der IV übernommen seit Inkrafttreten der Verordnung über Geburtsgebrechen (GgV), aufgeschlüsselt nach Jahr, Kanton, Alter der Behandelten, den jeweils konkret vorgenommenen Eingriffen (einschliesslich ob Ersteingriffe oder Nachbesserungseingriffe in Folge von Komplikationen) sowie bei Ziffern mit mehreren Diagnosen die genaue Diagnose, von folgenden Ziffern der Liste der Geburtsgebrechen: 113, 350, 352, 355, 357, 358, 359, 453, 462, 465, 466, 486, 488?

Wenig tröstlich weiter, dass die Erstunterzeichnerin auf Anfrage als Begründung für die Kürzung angab, diese hätte aus Platzgründen leider sein müssen – obwohl der Interpellationstext laut automatischer Zeichenzählung auf dem Einreichungsformular auch mit vollständiger Frage 1. inkl. aller Ziffern mit 2349 Zeichen nach wie vor klar unter dem erlaubten Maximum von 2400 Zeichen lag (vgl. Statement).

In der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org haben viele Menschen, Zwitter wie solidarische Nicht-Zwitter, unzählige Stunden, Tage, Wochen oder gar Monate harter Arbeit investiert, um im Nationalrat einen möglichst wirksamen Vorstoss zu ermöglichen.

Was uns allen mit Abstand am meisten wirklich wehtut, ist die Tatsache, dass es durch die Auslassung der Ziffern und der Frage nach den genauen Diagnosen nun den verantwortlichen PolitikerInnen und MedizynerInnen unnötig leicht gemacht wird, schon wieder bloss die üblichen Täter-Beschönigungen aufzutischen, statt endlich einmal relevante konkrete Zahlen herausrücken zu müssen.

Dadurch wird die Beendigung der Genitalverstümmelungen in schweizer Kinderspitälern ganz konkret mindestens um Monate zurückgeworfen.

Die GenitalabschneiderInnen danken ...

Aktueller Stand 26.3.11: Auf die Bitte um eine Erklärung erhielt Zwischengeschlecht.org von der Erstunterzeichnenden bisher keine Antwort.

Vorläufiges Fazit: Es gibt Dinge, die sind so unglaublich, dass sie nur real sein können ...

2) Zweit-Interpellation "Umgang mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD/Intersexualität) in der Schweiz"
11.3265
Eingereicht von Margret Kiener Nellen (SP)
Mitunterzeichnet von Eichenberger-Walther Corina (FDP), Gilli Yvonne (Grüne), Glanzmann-Hunkeler Ida (CVP), Glauser-Zufferey Alice (SVP), Streiff-Feller Marianne (CVP), Weber-Gobet Marie-Thérèse (CSP)

>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 20.3.11
>>>
Text der Zweit-Interpellation 11.3265 vom 18.3.11
>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 16.3.11

Meine 2 Cent: Wortbrüchig, eigennützig ...

Am 26.2.11 hatte die spätere Zweit-Interpellantin auf Nellas Anfrage hin in einem ersten Telefongespräch zugesagt, bei einem überparteilichen Vorstoss mitzumachen. Anschliessend war sie weder per Mail noch telefonisch mehr erreichbar, obwohl sie nach späterem eigenen Bekunden unsere Nachricht sehr wohl ausgerichtet bekommen hatte.

Um dann knapp eine Woche nach Ausstrahlung der NZZ Format Doku am 16.3.11 unverhofft zu verkünden, sie gedenke nunmehr statt wie vereinbart bei einer sachbezogenen überparteilichen Interpellation mitzumachen, lieber eine Eigen-Interpellation einzureichen, in der einmal mehr Anliegen dritter Interessensgruppen mit hereingenommen werden.

... vereinnahmend, bevormundend ...

Als Nella die wortbrüchige Parlamentarierin darauf hinwies, dass dies nicht in Sinne von Zwischengeschlecht.org sei, sondern im Gegenteil für die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen politisch massiv schädlich, beschied ihr die Eigen-Interpellantin wiederholt ungerührt, Nella als Betroffene solle "das doch nicht so eng sehen" (!!!), sondern gescheiter dankbar sein, wenn ihr schon mal jemand helfen wolle.

Überhaupt habe sie als Nationalrätin zweifellos mehr Ahnung, was für zwangsoperierte Zwitter politisch "am Besten" sei – und noch weitere "gutgemeinte", verletzende, entmündigende, entwürdigende und (re-)traumatisierende Ekelkotzsprüche mehr – Sprüche, wie sie Zwangsoperierte von Kind an von gewissenlosen GenitalabschneiderInnen und anderen "wohlmeindenden" Besserwisser-"ExpertInnen" am laufenden Band zu hören bekommen – und von Nationalrats-PolitikerInnen in Wahljahren offenbar nicht minder ...

... politisch herausgefordert und voll daneben!

Nachträglich per Mail dann noch das Sahnehäubchen: "Aus menschen- und  grundrechtlicher Sicht muss ich jedoch meinem Gewissen folgend diese Fragen so eingeben."

Tatsache bleibt: In den letzten beiden Jahrzehnten sind leider allgegenwärtige politische Vereinnahmungen der Hauptgrund, weshalb die Verstümmelungen nach wie vor politisch unangefochten weitergeführt werden können!

Denn wie leider auch die vorliegende Interpellation zeigt, kaum kommt (zum allerersten Mal überhaupt!) in einem nationalen Parlament etwas in Bewegung, das überparteilich und ganz konkret auf die Gentalverstümmelungen in den Kinderkliniken rsp. auf ihre Beendigung abzielt, folgt prompt auf dem Fuss der nächste Versuch, in die Diskussion – bevor sie überhaupt in die Gänge kommt! – gleich wieder sachfremde und obendrein politisch chancenlose Themen und Anliegen dritter Interessensgruppen hineinzunehmen, im vorliegenden Fall z.B.  "Geschlechtszugehörigkeit", "(Inter-)Sexualität" und "Lockerung des Geschlechtseintrags" – die GenitalabschneiderInnen danken!

Aktueller Stand 30.3.11: Auf unsere Stellungnahme vom 20.3. erhielt Zwischengeschlecht.org von der Zweit-Interpellantin bisher keine Antwort, dito nach einer nochmaligen Erinnerung sowie Bitte um eine Aussprache vom 28.3.11.

Vorläufiges Fazit: Nun ja, mag vielleicht tatsächlich so sein, dass die betreffende Nationalrätin anscheinend Politik auf Kosten wehrloser genitalverstümmelter Kinder zu betreiben vermag, ohne dabei Gewissensbisse zu empfinden, ja, dass sie sich vielleicht gar gewohnt ist, sowas noch als "Menschenrechtsengagement" auszugeben, und womöglich obendrein noch davon ausgeht, damit unbemerkt durchzukommen. Dieser Blog meint dazu:

Fortsetzung folgt ... 

Nachtrag 4.4.11: "Kampf gegen Genitalverstümmelung - öhm, Geschlechtszwang" - Zentralschweiz am Sonntag, 3.4.11


Nachtrag 26.4.11: Inzwischen kam es am 14.4.11 zu einer positiv verlaufenen Aussprache mit SP-VertreterInnen. >>> Mehr dazu hier.

Zwischengeschlecht.org ist sehr erfreut und erleichtert, dass eine konstruktive Lösung gefunden werden konnte.

Dieser Blog nimmt zudem den pauschalen Vorwurf der Vereinnahmung per sofort zurück, der obige Blogpost und die Titel der dazugehörigen Pages wurden entsprechend überarbeitet, zusätzlich wurden polemische Formulierungen versachlicht.

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Kosmetische Genitaloperationen auf der "Liste der Geburtsgebrechen"  

>>> Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ
>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
>>> Genitalverstümmelungen: "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems?
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Genitalverstümmelungen im Inselspital Bern 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelung im Kinderspital Luzern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller Verstümmelungen
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler in Frankreich: Claire Nihoul-Fékété & Stephen Lortat-Jacob
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Wednesday, March 9 2011

Antwort des Ostschweizer Kinderspitals auf den Offenen Brief von Zwischengeschlecht.org vom 6.2.11

Friedlicher Protest vor dem Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen 6.2.2011 (Bild: Seelenlos)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Infoseite zum Protest   >>> Der Offene Brief   >>> Pressemitteilung 2.2.11
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

Menschenrechte auch für Zwitter!

Es geschehen noch Zeichen und Wunder?!

Mit Datum vom 10. und Poststempel vom 15. Februar erhielt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org auf unseren traditionellen Offenen Brief anlässlich des friedlichen Protests vom 6.2. eine >>> ausführliche 2-seitige Antwort des Ostschweizer Kinderspitals (PDF, 333 KB) inkl. einem Angebot zu einem "direkten Gespräch".

Zum Vergleich: Auf die vorgängigen 3 Offenen Briefe an CH-Kinderkliniken blieben das Inselspital Bern und das Kinderspital Luzern bis heute jegliche Antwort schuldig – einzig mit Verantwortlichen des Kispi Zürich kam es im Anschluss zu Gesprächen und schliesslich am 26.3.10 zu einer Fokusgruppe, die aktuell in die lesenswerten Psychologie-Bachelorarbeit von Yvonne Cavicchia-Balmer "Information, Aufklärung und Entscheidungsfindung von Eltern bei der Geburt eines Kindes mit uneindeutigem Geschlecht" (November 2010) und in die kommenden Ethik-Doktorarbeit von Jürg Streuli Eingang fand. In Deutschland erhielten wir auf unsere Offenen Briefe bis heute von APE-AGPD ebenfalls nicht die geringste Antwort bzw. von EMBL/EMBO einzig verbale Beschimpfungen, allein von DGKJ/DGKCH gab's immerhin eine höfliche erste Antwort von ebenfalls 2 Seiten, die jedoch u.a. hauptsächlich aus kopierten und eingefügten Auszügen der "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" bestand, deren Nichteinhaltung der Offene Brief gerade kritisierte.

Kommentar:

Logo bleibt es trotzdem auch in St. Gallen noch ein weiter Weg – wovon nicht zuletzt auch die vorliegende Antwort zeugt, etwa in unverdrossen-fragwürdigen Passagen z.B. von wegen, das Kispi könne sich "nicht nur auf die abstrakte, ethische und juristische Perspektive [...] stützen", wo doch angeblich für das "Wohl des in seiner Familie heranwachsenden Kindes" mitunter uneingewilligte "medizinisch nicht dringend indizierte Operation[en]" (deren angebliche Wirksamkeit wohlbemerkt seit 60 Jahren nie bewiesen wurde) nach wie vor unverfroren als "für uns der bessere Weg" verkauft werden – wird's auch diesmal wohl eh niemand bemerkt haben wollen – wetten?!

Jedoch, auch der längste Weg beginnt mit konkreten ersten Schritten – und wohl nicht zuletzt mit stetig wachsendem öffentlichem und politischem Druck ...

>>> Die Antwort des Ostschweizer Kinderspitals als PDF (333 KB) 

Nachfolgend dokumentieren wir die Rückantwort von Nella im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org:

Continue reading...

Saturday, February 26 2011

Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012

Friedlicher Protest zur APE-AGPD 2010, Augsburg 5.11.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Auch dieses Jahr planen die MedizynerInnen diverse Städtereisen, Jahresversammlungen und sonstige Sausen, um ungestört neue "Verbesserungen" ihrer menschenrechtswidrigen Verstümmelungen zu propagieren.

Weitere sachdienliche Hinweise jederzeit willkommen!

Wir sehn uns, wo die Action ist!  Mehr dazu laufend ...

>>> DGE 2011   30.3.-2.4. Hamburg
54. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
+ Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) der Deutschen Gesellschaft für die Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV)
www.dge2011.de

3. Dreiländertreffen der Kinderchirurgie   1.-2.4. Basel
www.dreilaendertreff.net

SWDGU 2011   7.-9.4. Tübingen
52. Jahrestagung Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie
www.swdgu.de/2011

"Fritz Rehbein Jubiläum" KBC 2011   8.-9.4. Bremen
Fritz-Rehbein-Symposium zum 100. Geburtstag – Alte und neue Herausforderungen in der Kinderchirurgie – 100 Jahre Kinderchirurgie in Bremen – 60 Jahre Kinderchirurgische Klinik am Standort Mitte
www.conventus.de/kcb2011

22nd ESPU   27.-30.4. Kopenhagen
22nd Congress of the European Society for Paediatric Urology
www.espu2011.org

ECE 2011  30.4.-4.5. Rotterdam
13th European Congress of Endocrinology
www.ece2011.com

3rd EuroDSD Symposium  20.-22.5. Lübeck
3rd Symposium on Disorders of Sex Development – From Gene to Gender
www.eurodsd.eu/en/9384.php

"Ringvorlesung Medizin und Ethik"   Mo 30.5.11 Aachen
Vortrag von Genitalabschneiderin Susanne Krege:
"Intersexualität - Gefangen im falschen Körper"
http://www.ukaachen.de/content/page/5367325

3rd IHW   26.-27.5. Szeged HU
The Third International Hypospadias Workshop
www.srcp.ro/data//Hypospadias%20workshop%20May%202011.pdf

50th ESPE   25.-28.9. Glasgow
50th Annual Meeting European Society for Paediatric Endocrinology
www.espe2011.org

DGU 2011   14.-17.9. Hamburg
63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie
www.dgu-kongress.de

IV. ISHID   17.-19.9. London
IV. World Congress on Hypospadias and Disorders of Sex Development
www.ishidcongress2011.org

1st Failed Hypospadias   18.9. Arezzo
1st European Conference on Failed Hypospadias Repair

DGKJ 2011   22.-25.9. Bielefeld
107. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
+ 49. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
www.dgkj2011.de

1st ESFFU ESGURS   06.-08.10. Tübingen
1st Joint Meeting of the EAU Section of Female and Functional Urology (ESFFU) and the EAU Section of Genito-Urinary Surgeons (ESGURS)
http://esffu-esgurs.uroweb.org/
[a.k.a. V. Symposium Rekonstruktive Urologie
www.uro-tuebingen.de/termine.html
ww.tuebingen-info.de/tagungen-kongresse/aktuelle-tagungsliste.html ]

SIU 2011   16.-20.10. Berlin
31st Congress of the Société Internationale d'Urologie (mit "Live Operationen" in der Charité am 18.10.)
www.siucongress.org/2011/schedule.asp

5th Masterclass   2.-4.11. London
5th Annual Masterclass of Genito-Urethral Surgery ("live-surgery")
www.instituteofurology.org/edu.php?page=14

KTK 2011   10.11.11 Basel
4th Symposium on Pediatric Endocrinology and Urology, organisiert von der KTK Kindertagesklinik Liestal (kindertagesklinik.ch)
http://www.swiss-pediatricsurgery.org/upload/ktk11.pdf

APE-AGPD 2011   11.-13.11. Berlin
JA-PED – 6. Gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)
www.ja-ped.de

2nd ISPAE 2011   25.-27.11.11 Calicut (India)
2nd Biennial Conference of the Indian Society for Pediatric and Adolescent Endocrinology (ISPAE)
www.ispae.org.in

Kinderchirurgisches Symposium 2011   7.12. Bremen
www.klinikum-bremen-mitte.de/internet/ibf/de/2011/Mitte/A/002--.jsp?siteName=kbm
  

Vorschau 2012 / 2013

27th EAU   24-28.2.2012 Paris

DGE 2012   07.-10.3.2012 Heidelberg/Mannheim

4. Dreiländertreffen der Kinderchirurgie   23.3.2012 Colmar (F)

SGKJ 2012   04.-06.5.2012 München

23rd ESPU 2012   09.-12.5.2012 Zürich

13th EUPSA / 59th BAPS 2012   13.-16.6.2012 Rom

DGKJ 2012   13.-16.9.2012 Hamburg

SGKC 2012   20.9.2012 Luzern

51st ESPE   20.-23.9.2012 Leipzig

2nd Failed Hypospadias   22.9.2012 Arezzo

DGU 2012   26.-29.9.2012 Leipzig

APE-AGPD 2012   08.-11.11.2012 Erlangen

DGGG 2012   9.-12.10.2012 München

SGKC   20.9.2012 Luzern

WOFAPS 2013   13.10.2013 Berlin

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief 3rd EuroDSD Symposium 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief "Ethik"-Vortrag UK Aachen 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGE 2011
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008

Thursday, February 24 2011

Genitalverstümmler Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Lyon, Frankreich): "keine Garantie für sexuelle Empfindsamkeit", 57% Komplikationen, 50% Nachbesserungs-OPs, 10 OPs pro Woche ...

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Ah, ein Zwitter! Da müssen wir gleich ein paar lebenserhaltende Massnahmen... öhm... - ABSCHNEIDEN!!!

Kommenden Mai wird der Serienverstümmler Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Université Claude Bernard / Hôpital Femme Mère Enfant, Bron, F) in Lübeck am"3rd Symposium on Disorders of Sex Development: From Gene to Gender" (20.-22.5.11), organisiert von "EuroDSD", einmal mehr ungehemmt und straffrei medizinische Verbrechen an Kindern anpreisen.

Nachfolgend ein Transkript aller Interviewpassagen mit dem Pädo-Urologen Prof. Pierre Mouriquand aus der Arte-Doksendung "Tabu Intersexualität" vom 8.10.10 (wiederverwurstet im Vereinnahmungs-Vehikel "X:enius" vom 21.2.11), gefolgt von einigen weiteren menschenverachtenden "Highlights" von Dr. Mouriquand aus einem Vortrag am "Symposium International de Paris - Surgery of hypospadias in 2006" (hier jedoch ohne OP-Bilder).

Wie Mouriquands u.a. von der Berliner Charité jeweils gern eingeflogene Serienverstümmler-Kollegin Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété ist auch Prof. Dr. Pierre Mouriquand offensichtlich (noch) völlig unbeleckt von jeglicher Kritik an seinem menschenrechtswidrigen Handeln und plauderte gegenüber Arte treuherzig aus dem "Skalpellkästchen" (meine Hervorhebungen):

Prof. Pierre Mouriquand, Chirurg: Ich stelle mir einen Schulhof vor. Jetzt stellen Sie dort ein Kind hinein, das keine Zuordnung Junge oder Mädchen hat. Dieses Kind setzen Sie einer Situation aus, in der es extrem verletzlich ist. Sie wissen, wie grausam Kinder sein können. In den Augen seiner Schulkameraden stellt dieses Kind eine Seltsamkeit dar und das ist meiner Meinung nach eine Situation, die nur sehr schwer zu akzeptieren ist.

Nach streng chirurgischen Gesichtspunkten ist eine Formung der Genitalien in den ersten Lebensmonaten am einfachsten zu machen. Das Gewebe eignet sich einfach besser als zu einem späteren Zeitpunkt.

Das Paradoxe an dieser Situation ist, dass die Person, die das Problem am meisten betrifft, nach der Geburt nicht selbst befragt werden kann. Das kann natürlich extrem schwierige Situationen hervorbringen. Es gibt leider Momente, in denen es keine gute Entscheidung gibt, sondern nur die weniger schlechte.

Wenn Sie in unserer Gesellschaft nur einen Arm haben, dumm sind oder an einem Herzfehler leiden, dann wird die Gesellschaft das akzeptieren. Wenn Sie aber keine klaren Aussagen über Ihr Geschlecht treffen können, dann wird Ihnen die Gesellschaft übel mitspielen. Es ist ein Problem der Wahrnehmung. Ich denke, dass die entscheidende Funktion von Geschlecht auf sozialer Ebene die Wahrnehmung ist. Und ohne die Möglichkeit, eindeutig wahrgenommen zu werden, ist das Leben extrem grausam und meiner Meinung nach auch nicht zu bewältigen.

Prof. Pierre Mouriquand, Chirurg: Die Frage, die Sie stellen, lautet: Kann die Chirurgie garantieren, dass die Empfindsamkeit der Klitoris oder des Penis nicht beeinträchtigt wird? Die Antwort ist sicherlich nein, das kann sie nicht. Wir haben unsere Techniken in den letzten Jahren weiterentwickelt und das lässt uns hoffen, aber es wäre Augenwischerei, den Eltern zu versichern, dass sich bei einer Klitorisreduktion die Empfindsamkeit nicht verändern würde. Das kann keiner. Und um das noch einmal ganz deutlich zu sagen: das sind chirurgische Massnahmen, die grosse Ehrlichkeit und auch Bescheidenheit erfordern, wenn man von den Patienten respektiert werden wird.

(Sprecherstimme:) Ethische Richtlinien zum Umgang mit intersexuellen Patienten wurden erarbeitet, verbindlich sind sie jedoch nicht. Viele Ärzte greifen nicht mehr so schnell zum Skalpell wie noch vor zwanzig Jahren. Aber operiert wird dennoch. (...) Es gibt keine Langzeitstudien über das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der als Kinder operierten. Einer der Hauptkritikpunkte der erwachsenen Betroffenen.

Prof. Pierre Mouriquand, Chirurg: Das [Hypospadie] ist ein häufiges Krankheitsbild. Wir operieren das inzwischen vier bis zehn Mal pro Woche. Das sind mehr als zweihundert Patienten pro Jahr. Das sind viel mehr als früher. Unser Eindruck hier in Frankreich ist, und ich denke das ist in Nordeuropa ähnlich, dass die Häufigkeit sehr sehr stark zugenommen hat. Das hat sich über die letzten zwanzig Jahre verdoppelt, vielleicht sogar verdreifacht. Im Moment hat man Umweltfaktoren dafür in Verdacht. Man nimmt an, dass unsere moderne Gesellschaft die Umwelt mit hormonellen Stoffen verschmutzt, durch Pestizide, Dünger oder bestimmte Gifte, die in Plastikmaterialien enthalten sind. Diese Belastungen können offenbar die Entwicklung des Penis bei kleinen Jungen negativ beeinflussen.

Anlässlich der Tagung "Symposium International de Paris - Surgery of hypospadias in 2006"  hielt Pierre Mouriquand zu dieser Zeit "tätig" in den "Hospices Civils de Lyon") u.a. einen Vortrag zum Thema "Techniques & outcomes", von dem sowohl ein Videomitschnitt wie auch die Präsentatiosfolien vorbildlich online dokumentiert sind. Darin finden sich nebst Fotobeweisen medizinischer Verbrechen an wehrlosen Kindern und Portraits grinsender Verstümmlerkollegen weitere entwaffnend ehrliche Aussagen von Prof. Dr. Mouriquand, zum Beispiel über Komplikationsraten von 42% (Folie 13) bis 57% (Folie 15):

In seinen abschliessenden Bemerkungen (Folie 42) hält Prof. Dr. Pierre Mouriquand weiter fest: "50% aller Hypospadien benötigen Nachbesserungs-Operationen". Und konstatiert (wohl nicht zum ersten Mal): "Langzeituntersuchungen sind schlecht erhältlich" und "Psychologische Konsequenzen sind schlecht erforscht":

Wen wundert's? Wen interessiert's überhaupt? Die GenitalverstümmlerInnen & Co. ("enge Zusammenarbeit mit Endokrinologen ist wichtig") in den Kinderkliniken offensichtlich nicht.

Denn wohl nicht umsonst vermerkt Prof. Dr. Pierre Mouriquand an erster Stelle seines Fazits in typischem Jargon: "Hypospadie-Operationen bleiben eine chirurgische Herausforderung". Und welcher aufrechte Genitalabschneider kann – oder will – da schon widerstehen?

Umso wichtiger, dass Eltern, die sich überlegen, ihr Kind einem solch gewissenlosen Metzger zu überlassen, sich umfassend informieren – z.B. auch anhand von Prof. Mouriquands Vortrag.

Dieser Blog empfielt zu diesem Zweck insbesondere verstärkte Beachtung (Warnung!!!) u.a. der Folien 19 ("Hypospadias Cripple") [= von Medizynern zum "Krüppel" operiert!!!], 26 ("Bad cosmetic result"), 27 ("Fistula"), 30 ("Urethral stenosis"), 34 ("infection"), die geignet sind, abstrakte Begriffe à la "42-57% Komplikationen" durch konkrete Beispiele zu veranschaulichen.

Der vollständige Vortrag "Surgery of Hypospadias – Techniques & outcomes" ist unter folgender URL erhältlich:
https://www.canal-u.tv/chaines/canal-u-medecine/symposium-international-de-paris-surgery-of-hypospadias-in-2006-techniques

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmler in Frankreich: Claire Nihoul-Fékété & Stephen Lortat-Jacob
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller Verstümmelungen
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Genitalverstümmelungen im Inselspital Bern 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelung im Kinderspital Luzern
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, February 11 2011

Radiodoktor: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern" @ Oe1 7.2.11 + online

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Kann ein Zwitter Sünde sein?In der Rubrik "Radiodoktor - Medizin und Gesundheit" strahlte das österreichische Radio eine Sendung zum Thema aus, die online nachgehört werden kann.

Als Studiogäste beim "Radiodoktor" Prof. Dr. Manfred Götz waren 2 VertreterInnen der GenitalabschneiderInnen & Co. aus Wien, nämlich der Endokrinologe Dr. Stefan Riedl vom "St. Anna Kinderspital / Medizinische Universität Wien" und die Psychologin Prof. Dr. Brigitte Hackenberg von der "Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde", sowie als einziger Nicht-Medizyner der Vater eines unoperierten betroffenen Kindes.

>>> Sendungshomepage mit Nachhörmöglichkeit
>>> "Online-Infomappe" (PDF, 344 KB)

Der Vater plädierte rührend für die Unversehrtheit und spätere eigene Wahlmöglichkeit seines Kindes und strafte einmal mehr die gängigen Medizynermärchen Lügen, ein unoperiertes Kind sei unbedingt das sofortige und absolute soziale Aus sowie eine weltuntergangsähnliche Katastophe. (Dafür musste er sich auf Anfrage eines Hörers noch rechtfertigen, warum er in der Sendung anonym blieb.)

Die Medizyner machten wie heute üblich auf pseudo-verständnisvoll und aufgeklärt, brachten dabei aber nie Klartext, sondern redeten ständig rechtfertigend um den Brei herum.

Das bezeichnendste Beispiel fand sich im Anschluss an die Sendung im Forumsbereich zu unterst auf der Sendungshomepage, als dort in einem Posting detailliert und konkret nach Ort und Anzahl der Zwangsoperationen in Österreich gefragt wurde. Die vielsagend unbestimmte Antwort, wohl durch Dr. Stefan Riedl, in der wie üblich die Verantwortung auf die meist von den Medizynern massiv bedrängten Eltern abgeschoben wird:

Bei Prader III werden den Eltern die verschiedenen Möglichkeiten, zu operieren oder zuzuwarten, auseinandergesetzt. Meist wird bei der häufigsten Form, dem AGS, ein solcher Eingriff gewünscht. Operationen werden in einigen größeren Spitälern Österreichs durchgeführt, z.b. Innsbruck, Linz, Wien. Wir folgen prinzipiell dem Chikagokonsensus. Ich kann natürlich in erster Linie nur für die Wiener Ambulanz, wo ich tätig bin, sprechen.

Das "Online-Info-PDF" hat immerhin eingangs ein Zitat von Michel Reiter und merkt (wie auch die Sendungshomepage) zudem immerhin an, dass die Verstümmelungen von Zwittern (die natürlich nirgends so bezeichnet werden) historisch relativ neu sind, während Zwitter früher lange Jahrhunderte selber über sich entscheiden durften. Das war's dann allerdings schon mit den guten Nachrichten.

Betreffend des heutigen Zustandes wird in bekannter Medizyner-Manier tatsachenwidrig John Money zum alleinigen Sündenbock gestempelt. Ansonsten besteht die "Infomappe" hauptsächlich aus der handelsüblichen gequirlten Genderkacke, während andrerseits Menschenrechte als relativ und beliebig form- sowie "interpretierbar" dargestellt werden, sowie Genitalverstümmelung als "medizinische Hilfe":

Es existieren unterschiedliche Auffassungen darüber, was das „Wohl“ eines intersexuellen Kindes sein soll. Das erwähnte Recht auf Selbstbestimmung und einen intakten Körper stehen im Widerspruch mit dem Recht auf medizinische Behandlung und Hilfe. Was genau in diesem Falle „intakt“ bedeuten soll, ist unklar: Je nachdem, ob ein intersexuelles Genitale als vollständig und normal oder als fehlgebildet betrachtet wird, wird ein intakter Körper unterschiedlich gesehen. Gilt ein intersexueller Körper nicht als fehlgebildet, sondern als normal und gesund, so stellen Operationen juristisch eine Verletzung des Rechts auf körperliche Intaktheit dar. Dem medizinischen Konzept hingegen kann ein intakter Körper nur ein „normaler“ männlicher oder weiblicher Körper sein – in diesem Sinne wäre die Behandlung von Intersexualität ein Vorgang im Dienste der Gesundheit. Die behandelnden Ärzte befinden sich demnach im Spannungsfeld zwischen den Diskursen. (S. 24)

Ganz schlimm auch die ständige Rede von "neutrale Erziehung", die "von vielen Experten [...] propagiert" werde (S. 17, 11, 14, 22, 24). Dies ist bekanntlich das Gegenteil von dem, was die Betroffenen seit bald 20 Jahren forden, ausserdem hochgradig politisch schädlich. Nicht zuletzt in Verbindung mit Seiten über Seiten langem Propagieren von "Gehirngeschlecht" als Rechtfertigung für diese oder jene Art von "Behandlungen" (S. 5, 6, 14, 15). Mit solchen "HelferInnen", wer braucht da noch Feinde?

Letztlich spricht die "Radiodoktor Online-Infomappe" mit den üblichen Medizyner-Behauptungen einmal mehr den bedrohten Kindern jegliches Recht auf Unversehrtheit und Selbstbestimmung von vornherein ab. Und schiebt gleichzeitig nach bekanntem Muster die (meist genötigten) Eltern als "Verantwortliche" vor:

Sofern die Erziehungsberechtigten sich nicht ausdrücklich gegen rein kosmetische operative Eingriffe aussprechen [...] wird das Genitale intersexueller Minderjähiger chirurgisch in die entsprechende Richtung „rekonstruiert.“ (S. 17)

Fazit:

Einerseits die üblichen, üblen Genitalbeschneider-Sprüche, -Rechtfertigungen, -Ausreden, -Lügen usw.

Andrerseits typisches weltfremd-akademisches "Diskurs"-Gelaber privilegierter "Normal"-Menschen, die noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Geschlechtsteile fürchten mussten. Inkl. die dort übliche gewissenlose Vereinnahmung der Leiden der von Verstümmelung Betroffenen und Bedrohten im Namen von "Gender".

Es ist noch ein weiter Weg ...

... und ohne zumindest konkreten öffentlichen, politischen und juristischen Druck sowohl auf die GenitalabschneiderInnen & Co. wie auch auf die interlecktuellen SchönrednerInnen vom Dienst wird sich nicht nur in Österreich an der nach wie vor gängigen Praxis der TÄGLICHEN Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken nicht so schnell was ändern ...

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- "Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt
- Prof. Christian Radmayr (Innsbruck): Live-Genitalverstümmelung in Tübingen
- Prof. Christian Radmayr (Innsbruck) und Prof. Marcus Riccabona (Linz) propagieren zusammen mit deutschen Medizynern Verstümmelungen von Säuglingen
- «JEDES VERBRECHEN HINTERLÄSST SPUREN» - Österr. Bundesministerium für Justiz 
- "EuroDSD": 90% aller betroffenen Kinder durchschnittlich mehrfach verstümmelt
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung 

Saturday, February 5 2011

"Genitalverstümmelungen ethisch unbedenklich" - Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt Pädiatrie Kinderspital St. Gallen, Präsident Zentrale Ethikkommission SAMW

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Infoseite zum Protest
>>> Offener Brief an das Ostschweizer Kinderspital
>>> Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten"
>>> Bericht einer Mutter über das Ostschweizer Kinderspital 

 

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

 

Seit bald 20 Jahren stellen sich die Verantwortlichen der uneingewilligten kosmetischen Genitaloperationen an Kindern taub gegenüber den Klagen der Betroffenen, operieren stur weiter auf Teufel komm raus und verhöhnen regelmässig gar noch die Opfer.

Aus aktuellem Anlass ein nicht ganz alltägliches, aber dennoch alles andere als untypisches Beispiel:

Prof. Dr. med. Christian Kind, Facharzt FMH für Pädiatrie / Schwerpunkt Neonatologie, ist ein einflussreicher Medizyner:

So ist der vielseitige Dr. Christian Kind einerseits als Akteur massgeblich beteiligt an (von überlebenden Betroffenen seit 20 Jahren heftig kritisierten) uneingewilligten, medizinisch nicht notwendigen GenitalOPs an Kindern – und kann sich und seinen KollegInnen andrerseits als "oberster Ethiker" gleichzeitig einen Persilschein ausstellen.

Denn wenig überraschend stuft Dr. Kind die chirurgischen Genitalverstümmelungen in den hiesigen Kinderspitälern im Namen der SAMW als ethisch unbedenklich ein, und vermag in seiner Funtion als Präsident der Zentralen Ethikkommission keinen Handlungsbedarf zu erkennen, wie er unlängst im Schweizer Radio DRS verkündete (Sendung "Kontext": "Wenn der Arzt das Geschlecht bestimmt", 2. Teil vom 21.10.10):

Prof. Dr. Christian Kind, Chefarzt Ostschweizer Kinderspital, Präsident SSP SGP, Präsident Zentrales Ethikkommittee (ZEK) Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW)[00:04:12] Christian Kind, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Swiss Pediatrics, und Chef der Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften:

"Es ist bei der Intersexualität sicher sehr komplex, weil sich hier viele verschiedene Unsicherheiten überlagern, dass hier die Ursachen sehr vielfältig und sehr komplex sind, und es wird entschieden darüber, wie sich später das Aussehen dieses Menschens im Genitalbereich, wie das sein wird, wie die sexuellen Funktionen sein werden. Es hat Einfluss auf die Fruchtbarkeit, es hat aber auch Einfluss auf seine psychische Geschlechtsidentität und auf seine soziale Integration im weitesten Sinn hat es auch Einflüsse. Und es ist auch immer eine gewisse Unsicherheit dabei, wie dass sich diese Entscheide dann auswirken werden."

Es sind Erwachsene, die festlegen, welchem Geschlecht das Baby zugewiesen wird, ob es als Mädchen oder Junge aufwachsen soll. Es sind Erwachsene, die operative Geschlechtsanpassungen beschliessen und durchführen. (...)

[00:24:03] Jürg Streuli vom Bioethischen Institut der Universität Zürich:

"Es braucht viel Arbeit und auch Mut von einem Arzt oder einem Chirurgen, die operative Lösung den Eltern zu verweigern. Vielleicht braucht es hier sogar eine Rahmenbedingung, die den Ärzten diese Arbeit abnimmt."

Rahmenbedingungen schaffen könnte beispielsweise die Zentrale der Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften, deren Richtlinien zwar nicht rechtlich bindend sind, bei Ärztinnen und Ärzten aber eine hohe Autorität besitzen. Beispiele sind die von der Ethikommission erlassenen Richtlinien zu Zwangsmassnahmen in Medizin, zur Betreuung von Menschen am Lebensende und zur Forschung an Menschen. Bis heute fehlen gesetzliche Regelungen beziehungweise entsprechende standesrechtliche Empfehlungen für den medizinischen Umgang mit Intersexualität. 

Doch Christian Kind, Präsident der Schweizer Kinderärzte und Chef der zentralen Ethikkommission der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften kann kein Bedürfnis erkennen:

"Die zentrale Ethikkommission der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften macht in der Tat Richtlinien zu ethischen Problemen, die, so wie wir das empfinden, für die Ärzteschaft von Wichtigkeit und von Belang sind, und richten uns dabei eigentlich nach dem, was wir für Signale aus der Ärzteschaft und aus der Öffentlichkeit bekommen. Und da muss ich Ihnen sagen, dass in unserer Wahrnehmung bis jetzt das Problem der Störung der Geschlechtsentwicklung nicht als so brennend und mit einem grossen Handlungsbedarf behaftet gesehen wird."

Zwar machen Betroffene und Mitstreiter zunehmend öffentlich Druck, doch werden sie von der Ärzteschaft als Einzelfiguren abgetan, deren Schicksal nicht repräsentativ ist.

[Christian Kind:] "Es scheint uns eher, dass es sich um Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe zu handeln scheint und sich auch auf etwas Vergangenes bezieht."

Natürlich haben die Betroffenen Intersex-Aktivisten eine Behandlungsgeschichte, die in der Vergangenheit liegt. Aber Kinder und Jugendliche gehen auch kaum auf die Strasse. Und tatsächlich sind es nur wenige, die in der Öffentlichkeit über ihre Intersexualität sprechen. Doch daraus zu schliessen, ihre Traumatisierungen seien eine Ausnahme, ist spekulativ. Denn sowohl die Hamburger wie die Lübecker Studie zeigen, dass viele Intersexuelle noch nach Jahrzehnten sehr unglücklich sind über ihre Operationen und das Verhalten der Mediziner. In den Hamburger Befragungen hat sich zudem ergeben, dass traumatisierte Menschen den Kontakt zu Ärzten meiden, dass Mediziner also vermutlich zu den letzten gehören, die von den Nöten eines traumatisierten ehemaligen Patienten erfahren. Doch ein grosser Teil der Ärzteschaft tut sich schwer mit der Konfrontation.

Christian Kind von der zentralen Ethikkommission der schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften:

"Wo dass der Handlungsbedarf besteht, dass kann auch unterschiedlich empfunden werden und gibt es wahrscheinlich kaum objektive Massstäbe dafür, was jetzt da richtig ist, aber ich werde das zum Anlass nehmen, das etwas näher nochmals anzuschauen, ob wir auch so ein grosses Problem sehen können."

Politiker und Juristinnen jedenfalls sehen da mittlerweilen durchaus ein grosses Problem. Parlamentarische Anfragen in verschiedenen Kantonen sind hängig, Rechtsexperten zweifeln die Legitimität nicht lebensnotwendiger Operationen an Genitalien und Keimdrüsen von nicht urteilsfähigen Kindern und Jugendlichen an.

Meine 2 Cent:

Typischer Fall von Wolf im Schafspelz a.k.a. Genitalabschneider im "Ethiker"-Gewändchen. Wenig überraschend reagiert diese Spezies, wenn überhaupt, dann erst auf öffentlichen Druck.

Ob diese scheinbar plötzliche Bereitschaft, die Problematik eventuell doch nochmals zu überdenken, letztlich etwas anderes ist als die von den GenitalabschneiderInnen seit Jahr und Tag reflexartig abgespulten Lippenbekenntnisse, glaube ich allerdings erst, wenn ich es sehe ...

Fortsetzung folgt ...

>>> Infoseite zum Protest   >>> Der Offene Brief   >>> Pressemitteilung 2.2.11
>>> Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" 
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig."
- Schweiz: Amnesty International und Terre des Femmes fordern Strafbarkeit von Genitalverstümmelung auch bei Zwittern
- Stiftung Kinderschutz Schweiz: Bei Zwitterkindern "nicht notwendige operative Eingriffe dringend vermeiden"
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Kinderspital Zürich propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Angeblich "keine Zwangsoperationen" in der Schweiz gemäss Prof. Primus Mullis (Inselspital Bern)
- Rita Gobet, Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen nur "ganz selten"
- Prof. Dr. Ricardo González (Kispi Zürich): "Noch etwas weiter experimentieren, vielleicht künftig bessere Resultate"
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung 
- "Neuere Operationstechniken beeinträchtigten die Orgasmus-Fähigkeit stärker als ältere"
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, February 3 2011

9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizynische Verbrechen an Zwittern

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Seit langen kritisiert dieser Blog die Komplizenschaft der Bundesregierung sowie des Bundestags mit den GenitalverstümmlerInnen in den Kinderkliniken, insbesondere das fehlende Eintreten der verantwortlichen PolitikerInnen für die Durchsetzung des Grund- und Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Kinder mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen.

Und ebenso die Untätigkeit und Komplizenschaft speziell des Bundestags-"Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe".

Umso erfreulicher, dass diese begründete Kritik nun in einer Anhörung im Bundestag durch die Menschenrechts-"Sachverständigen" Michael Krennerich (Nürnberger Menschenrechtszentrum) und Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) zumindest teilweise aufgenommen wurde!

Anlass dazu war eine öffentliche Anhörung des "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" am 19.1.11 (>>> Tagesordnung als PDF, 16 KB) zum
>>> 17/2840 - 9. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung (PDF, 1.2 MB).

Dieser 9. Bericht (vollständiger Titel: "Neunter Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen und in anderen Politikbereichen") erwähnt "Intersexuelle" ganze 2 mal:

1) Auf S. 15 in "Teil A — Menschenrechte in Deutschland und in der gemeinsamen Justiz- und Innenpolitik der Europäischen Union" im Zusammenhang mit den Abschliessenden Bemerkungen des UN-Komitees CEDAW (dieser Blog berichtete):

In seinen abschließenden Bemerkungen fordert der Ausschuss die Bundesregierung auf, innerhalb von zwei Jahren einen schriftlichen Bericht zu Maßnahmen im Zusammenhang mit der vom Ausschuss geforderten Dialogaufnahme mit Nichtregierungsorganisationen von intersexuellen und transsexuellen Menschen [...] vorzulegen.

2) Sowie auf S. 43 in "Teil B — Menschenrechte in der Außen- und Entwicklungspolitik" im Zusammenhang mit den EU-"Leitlinien zu Menschenrechtsverteidigern" (in der üblichen vereinnahmenden Reihenfolge):

Unter schwedischer EU-Präsidentschaft im 2. Halbjahr 2009 wurde wegen ihrer besonderen Verletzbarkeit besonderes Augenmerk auf die Lage von [...] Menschenrechtsverteidigern [...] gelegt, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen einsetzen.

(Ob und falls ja, wie sich die EU je konkret für "Menschenrechtsverteidiger von Intersexuellen" stark gemacht hätte, ist mir nicht bekannt. Jedoch kursieren aktuell Berichte von mindestens einem konkreten Fall in Deutschland, wonach eine Zwitter-Menschenrechtsverteidigerin wegen ihres öffentlichen Engagements in den Medien von einem quasi-öffentlichen Arbeitgeber die Kündigung erhielt und ihre Stelle verlor (!!!), und von weiteren Beispielen im deutschen Sprachraum, bei denen Zwitter-Menschenrechtsverteidiger_innen aus denselben Gründen am Arbeitsplatz unter Druck gesetzt wurden, wobei sich jedoch aufgrund entschlossenen Gegensteuerns zum Glück Schlimmeres abwenden liess ...)

Zumindest die 1. obige Erwähnung im Menschenrechtsbericht wurde nun anlässlich der erwähnten öffentliche Anhörung des "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" am 19.1.11 von 2 der geladenen Sachverständigen kritisch aufgenommen und bemängelt, nämlich von Dr. Michael Krennerich, Vorsitzender des Nürnberger Menschenrechtszentrum (NMRZ) sowie Mitarbeiter am Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie von Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin im Deutschen Institut für Menschenrechte.

Wenig überraschend ist diese Kritik der beiden Sachverständigen auf der >>> Bundestags-Homepage zur Anhörung (mit Videomitschnitt) direkt nirgends angeführt, sondern es muss dazu der ganze Videomitschnitt visioniert werden (Relevante Stellen: 00:24:00 und 00:52:00, danke an Intersexuelle Menschen e.V. für den Hinweis) – ein Trick, den bekanntlich auch der Ethikrat gern praktiziert.

Zwar ist eine >>> schriftliche Stellungnahme von Dr. Michael Krennerich (PDF, 160 KB) immerhin auf der Bundestagshomepage verfügbar, diese findet sich aber nirgends direkt verlinkt, sondern ist nur via Bundestags-Suchmaschine auffindbar.

Deshalb nachfolgend von Nella angefertigte Transkripte der relevanten Aussagen:

Dr. Michael Krennerich (Nürnberger Menschenrechtszentrum) [meine Hervorhebung]:
Es ist sehr schön, dass Sie NGO's um eine Stellungnahme bitten, zumal ich bei dem vorliegenden Bericht den Eindruck habe, dass die Empfehlungen aus der letzten öffentlichen Anhörung durchaus aufgegriffen wurden in dem Bericht. (...)
Der Menschenrechtsbericht ist wichtig, er ist informativ und kompakt und ist vielleicht der Beste der bisherigen Menschenrechtsberichte. (...)
Wichtig ist schliesslich, dass der Bericht ein Aktionsplan für Menschenrechte enthält. Soweit zum allgemeinen Lob. Nun zur Detailkritik. (...)

[00:24:00, PDF S. 4] Ausserdem kommen im Bereich sozialer Menschenrechte wichtige Probleme innerhalb Deutschlands nicht zur Sprache, so etwa Probleme von Gesundheitsversorgung von Menschen ohne Krankenversicherung oder ohne regulären Aufenthaltsstatus, Probleme des Schulbesuchs von Kindern ohne regulären Aufenthaltsstatus, schwerwiegende medizinische Eingriffe gegenüber intersexuellen Menschen - wichtiges Thema. Auch die menschenrechtliche Lage der Roma oder auch Probleme bei der Umsetzung des Rechts auf Wohnen.

Im PDF wird diese Kritik von Dr. Michael Krennerich zwei weitere Male bekräftigt (S. 11 und S. 13); auf S. 10 erwähnt er zudem die in den CEDAW-Abschlussbemerkungen geforderte "Dialogaufnahme mit NGOs von [...] intersexuellen Menschen".

Prof. Dr. Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) [meine Hervorhebung]:
[00:52:00 ] Ein Themenbereich, der nur ganz kurz aufscheint, aus unserer Sicht aber in unzureichender Weise, ist die Menschenrechtssituation von intersexuellen Menschen. Der Bericht erwähnt lediglich, dass die Bundesregierung an den CEDAW-Ausschuss darüber berichten muss, wie sie in den Dialog mit dieser Menschengruppe eingetreten ist. Es wird aber aus dem Bericht nicht deutlich, wie die Bundesregierung hier vorgehen will und vor allem auch, welches Ressort hierfür federführend sein soll. Und aus unserer Sicht ist das längst überfällig, denn es geht um die Situation einer Gruppe von Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes unsichtbar ist, bei der aber erhebliche menschenrechtliche Probleme bestehen. Und hierüber muss sich die Regierung, muss sich auch der Bundestag Gewissheit und Wissen verschaffen.

Für diese klaren und deutlichen Aussagen im Namen dieses Blogs an Dr. Michael Krennerich und Prof. Dr. Beate Rudolf ein ganz herzliches Danke!!!

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

PS: Leider ist bisher nicht abzusehen, dass diese engagierten Worte bei den AdressatInnen auf fruchtbaren Boden gefallen wären – im Gegenteil:

Continue reading...

- page 7 of 13 -