Friday, June 25 2010

"Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08

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Zum "Welttag gegen Genitalverstümmelung" 2008 brachte die Zeitschrift der Deutschen Sektion von Amnesty International einen gelungen Gastkommentar der Bremer Rechtsprofessorin Konstanze Plett. Der letzte Abschnitt geht spezifisch auf die Genitalverstümmelungen an Zwittern ein und bringt Klartext:

Vor allem darf nicht der Eindruck entstehen, »der Westen« wolle in anderen Teilen der Welt etwas durchsetzen, was er selbst nicht beachtet. Ich denke dabei an etwas, das in der westlichen Kultur seinen Ursprung hat und seit Ende der fünfziger Jahre praktiziert wird, nämlich die Genitalverstümmelung intersexuell geborener Kinder, deren mehrdeutige Geschlechtsorgane mit dem Skalpell manipuliert werden, damit sie einem nur von den Erwachsenen angenommenen Idealbild weiblicher oder männlicher Genitalien entsprechen. Nur wenn »zu Hause« dieselben Maßstäbe gelten wie andernorts, ist der Einsatz für die Menschenrechte glaubhaft.

Ein herzliches Dankeschön an Konstanze Plett und Amnesty Deutschland für diese klaren, solidarischen Worte!

>>> Der ganze Artikel auf Schattenblick.net

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Aufruf zur Solidarität
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Intersex-Schattenbericht online und als Download

Tuesday, June 22 2010

Genitalverstümmelungen an "Intersexuellen": Ethikrat gefordert

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Der Deutsche Ethikrat will morgen, den 23. Juni 2010 in Berlin noch einmal diskutieren, ob verstümmelnde Genitaloperationen an Kindern allenfalls gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit verstossen – oder vielleicht auch doch nicht?!

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org v. 22.6.10

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>>
"Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10 
>>> Audioprotokolle --> zu unterst        >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Zwangskastrationen an Zwittern: "Keine Mutanten züchten"
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Amnesty Deutschland: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"

Monday, June 21 2010

Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg

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>>> Nachtrag: Diakoniekrankenhaus/Frauenarztpraxis Mannheim
>>> Nachtrag:
Kommentar von Nella im Hermaphroditforum

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!kwhal hat in einem >>> Thread im Hermaphroditforum allein in Baden-Württemberg mindestens 9 Kliniken recherchiert, in denen ethisch, moralisch und menschlich gestörte Medizyner serienmässig wehrlose Kinder genital verstümmeln und mit ihren massiven Menschenrechtsverletzungen noch öffentlich prahlen.

Die meisten vermarkten aggressiv eine Vielzahl von medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Zwangseingriffen an Kleinkindern unter Dutzenden von verschiedenen "Diagnosen" wie etwa "Hypospadie", "Epispadie", "AGS/CAH", "AIS", "Pseudohermaphroditismus", "Intersexualität", "Disorders of Sex Development (DSD)", "Swyer", "Turner", etc.

Unter den angebotenen kosmetischen Verstümmelungspraktiken: "Klitorisverkleinerungen", "Peniskorrekturen", "Anlegen von Neovaginas", Kastrationen, Gebärmutterentfernungen, usw. usf.

Und das alles wie gesagt an wehrlosen Kleinkindern!

Nachfolgend eine kommentierte (Teil-)Zusammenfassung, ergänzt um einige (z.T. altbekannte) Namen der verantwortlichen TäterInnen. Der Hauptlink verweist jeweils auf die entsprechende Einzelrecherche inkl. weiterführenden Quellenlinks und zusätzlichen Zitaten:

>>> Universitätsklinikum Heidelberg: Möglicherweise der grösste lokale Anbieter von genitalen Zwangsoperationen, brüstet sich mit breit gefächertem Angebot (dieser Blog berichtete). Propagiert offensiv medizinisch nicht notwendige Eingriffe inkl. Zwangskastrationen: "Die Operation ist in den allermeisten Fällen des Intersex notwendig. (...) Bei Jungen mit einer Gebärmutter wird diese üblicherweise entfernt. Eine Vagina kann, wenn sie allzu groß ist, in der gleichen Sitzung ebenfalls entfernt werden. Obwohl andere gonadale rudimentäre Strukturen meistens keine Probleme verursachen, werden diese ebenfalls mit entfernt, da sie keine spezifischen Funktionen haben." Chefarzt: PD Dr. Stefan Holland-Cunz (weitere). Partner des Genitalverstümmler-Dachverbands "Netzwerk DSD/Intersexualität".

Nachtrag: Aus einem ansonsten eher durchmischt geschriebenen Artikel in der Südeutschen Zeitung vom 22.11.09: "Als die Eltern ihr Kind in die Uniklinik Heidelberg bringen, rückt der Professor gleich mit einer ganzen Schar von Assistenzärzten und Studenten an. In dem kleinen Untersuchungsraum drängen sich 15 Menschen in weißen Kitteln um das nackte, heulende Kind. [...] Die Ärzte raten den Eltern, dass sie dringend etwas unternehmen müssen. Als Lena 15 Monate alt ist, lassen sie die Klitoris verkürzen. Doch trotz Ballettunterricht, rosa Kleidchen und Barbiepuppen wird Lena kein normales Mädchen."

>>> Universitätsmedizin Mannheim: Ableger des Universitätsklinikums Heidelberg, ebenfalls mit breitem Spektrum. Führt kosmetische Genitaloperationen am liebsten an Kindern "um das erste Lebensjahr herum" durch. Chefarzt: Prof. Dr. Lucas Wessel (früher Lübeck, langjähriger Propagandist von Genitalverstümmelungen, dieser Blog berichteteweitere). Partner des Genitalverstümmler-Dachverbands "Netzwerk DSD/Intersexualität".

Nachtrag: >>> Diakoniekrankenhaus Mannheim / Frauenarztpraxis-Mannheim: Mindestens bis 2005 wurden unter der Rubrik "Sexualmedizin" >>> "Fehlbildungen der Geschlechtsorgane" auch in der Frauenklinik des "Diakoniekrankenhaus Mannheim" chirurgische Genitalverstümmelungen an Kindern angepriesen und durchgeführt: "Fetale Fehlbildungen der Frau mit Vermännlichung [...] sowie Verlagerung der Hoden können ein schweres Handicap darstellen, die eine operative und hormonelle Korrektur erfordern." Ebenso Zwangskastrationen an Jugendlichen und jungen Erwachsenen: "Frauen mit weiblichem Körperbild und in den Leisten liegenden Hoden, also genetische Männer, werden in der Regel bis zum 25. Lebensjahr operiert, wobei die Hoden entfernt, die Scheide, falls erforderlich verlängert wird und eine Östrogensubstitution angeschlossen wird." (Passenderweise in derselben Rubrik weiter im Angebot: "Korrekturen"zu großen oder ungleichförmigen Schamlippen".) Chefarzt: Prof. Dr. Wolf Eicher (Quelle) – verstümmelt mittlerweile selbstständig mit demselben Angebotskatalog in der "Frauenarztpraxis-Mannheim". (Gefunden via Living Intersex?!, dort zitierte frühere Version der Diakonie-Homepage --> Rubrik "Intersexualität".)

>>> Universitätsklinik Tübingen: Wiederum breites Spektrum, wohl die ambitionierteste Verstümmler- und Kastrationsklinik. "Die Kinderurologie stellt in der Abteilung Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen einen der zentralen Schwerpunkte dar. [...] Die meisten Kinder, die wir in unseren kinderurologischen Sprechstunden betreuen, sind Klein- und Schulkinder."  Chefarzt: PD Dr. Philipp Szavay. Die Universitätsklinik Tübingen organsiert zudem alle 2 Jahre ein >>> "Symposium Rekonstruktive Urologie"  (PDF) mit "Live-Operationen" durch ranghohe Tübinger Medizyner und weitere Serienverstümmler aus dem nahen In- und Ausland. Live-Operateure 2009: Prof. Dr. K.-D. Sievert (Stv. Direktor Urologie), Dr. J. Seibold (Oberarzt Urologie), Prof. Dr. Christian Radmayr (Innsbruck) (weitere, PDF).

>>> Universitätsfrauenklinik Tübingen: Operieren zwar laut Eigenwerbung bevorzugt erst ab 16 Jahren, Spezialität Neovaginas, sind aber offensichtlich unverbesserliche ZwangskastratorInnen und PropagandistInnen der "Krebslüge": "Der Leistenhoden wird in vielen Fällen entfernt, das er ein 30%iges malignes Entartungsrisiko besitzt, d.h. in 30% der Fälle zu einem Tumor entartet. [...] Wenn ein Karyotyp mit einem Y-Chromosom bekannt ist, ist in jedem Fall die prophylaktische Entfernung der Gonaden vorzunehmen."  Oberärztin: Dr. Sarah Bruckner.

Weitere Kliniken in B-W mit Genitalverstümmelungen im Angebot befinden sich in:

>>> Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim           >>> Freiburg, Ulm 

Kommentar:

Ich darf gar nicht daran denken, wieviele wehrlose Kinder diesen üblen Serienverstümmlern schon zum Opfer fielen – und weiterhin fallen, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr ...

Fettes Dankeschön an kwahl für diese kundige Recherche, die bestimmt nicht immer leicht fiel! Es braucht Nerven, sich mit der Präsenz und dem "Wirken" dieser Medizyner auseinanderzusetzen, die sich aufführen, als hätten sie weder ein Gewissen, noch je etwas von Ethik oder Menschenrechten gehört. Trotzdem bzw. gerade deshalb wären vertiefende Nachforschungen sowie lokale Recherchen auch in anderen Regionen wichtig und sehr zu begrüssen, die Machenschaften der Verstümmler gehören an die Öffentlichkeit!

Die Zeit wird kommen, wo diese Serienverstümmler dorthin "befördert" werden, wo sie hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Nachtrag: Kommentar von Nella im Hermaphroditforum

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- "Krebsgefahr!" - Teamwork zwischen Endokrinologen und Chirurgen im Kinderspital Zürich 
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Inselspital Bern: Angeblich "keine Zwangsoperationen"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- "Netzwerk DSD"/"Euro DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert 

Sunday, June 20 2010

Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker

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Die Menschenrechtsexpertin Marion Böker hat auf ihrer Kalenderseite (--> Eintrag zum 23.6.10) beim Hinweis auf die Ethikrat-Veranstaltung vom nächsten Mittwoch in Berlin folgende solidarische Anmerkung publiziert:

Im Zuge dieser Debatte im Ethikrat ist darauf hinzuweisen, dass die Bundesregierung Genitalverstümmelungen bzw. kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (sogenannte Zwitter / Hermaphroditen / Intersexuelle) in der ganzen Diskussion nicht mitaufgenommen hat. Es geht dabei um massive Verstöße gegen körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Trotz der CEDAW-Sitzung 2/2010 und dem CEDAW-Schattenbericht auch zum Thema kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern, die durch die Beschneidungen mehrheitlich zu "eindeutigen Frauen" zurechtgestutzt werden sollen, sowie mit der anschließenden Rüge des CEDAW-Ausschusses an die Bundesregierung, hat die Bundesregierung noch nicht gehandelt.

Hier finden Sie den CEDAW-Schattenbericht auch zum Thema kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern [PDF]

Wir sagen Dankeschön! Und hoffen, dass sich noch mehr solidarische Nicht-Zwitter tatkräftig dafür einsetzen werden, dass das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit endlich auch für Zwitterkinder durchgesetzt wird – von selbst wird das leider nicht kommen ...

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Aufruf zur Solidarität
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Intersex-Schattenbericht online und als Download 

Saturday, June 19 2010

USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet

>>> Nachtrag: Facebook-Gruppe "End Female Genital Mutilation at Cornell University"

Realexistierender Genitalabschneider beim Anblick eines potentiellen Opfers ...

Dr. Dix P. Poppas vom Weill Cornell Universitätsspital in New York City ist einer der profiliertesten Seriengenitalverstümmler der USA. Die der deutschen "AGS Eltern- und Patienteninitiative e.V." vergleichbare, berüchtigte "CARES-Foundation", bei der er zusätzlich im Verwaltungsrat sitzt, ehrte ihn am 28.3.2009 offiziell "für seine Beiträge und seinen Einsatz für CARES und die CAH-Community".

Prof. Poppas' Spezialität: Die chirurgische "Klitorisreduktion" nach dem Motto "Was zu gross ist, bestimme ich!" als umfassendes, wenn auch unbeaufsichtigtes Humanexperiment.

Dr. Poppas schnippelt nicht nur zurecht, sondern "testet" seine angeblich besonders "nervenschonende" Verstümmelungsmethode anschliessend an seinen Patient_innen im Kleinkindesalter, indem er ihnen nach der "Operation" ab dem Alter von 5 Jahren 1x jährlich u.a. mittels Fingernägeln, Wattestäbchen und Vibratoren die Durchblutung und die Empfindlichkeit der "wiederhergestellten Klitoris" "prüft", worüber er seit Jahren belastendes Material publiziert (PDF) – und niemand von seinen sauberen MedizynerkollegInnen weltweit will irgendetwas bemerkt haben!

Kosmetische Genitaloperationen ausser Kontrolle

Den Eltern der verstümmelten Pastient_innen verkauft Prof. Dr. Dix P. Poppas seine menschenrechtswidrigen chirurgischen Menschenexperimente als erprobte Behandlung (wie deutsche, schweizer und österreichische Genitalabschneider auch). Für seine Publikationen hat der saubere Genitalverstümmelungsforscher Dr. Poppas zwar eine Bewilligung des Institutional Review Board (IRB) der US-amerikanischen Bewilligungsstelle für Humanexperimende, dem Office for Human Research Protections (OHRP) – jedoch nur als "retrospektive Aktenstudie". Die diese "Behandlungsakten" erst produzierenden, eigenen Menschenversuche meldete er jedoch wohlweislich nicht. Auch dies wollte kein einziger Medizynerkollege weltweit gemerkt haben, geschweige den das OHRP, oder ein Ethikkomitee.

Fazit: Business as usual – wie auch in zahllosen europäischen Kliniken, wo das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung von Zwitterkindern TÄGLICH von gewissenlosen Medizynern buchstäblich beschnitten, zerfetzt und anschliessend die Überreste in den Müll getreten werden. Das heisst, zumindest bis letzten Mittwoch, den 16.6.2010.

BioethikerInnen proben den Aufstand

An diesem Tag publizierten nämlich die Ethikerinnen Alice Dreger und Ellen K. Feder (beide auch aktiv in der wegweisenden Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangstherapien) im >>> Bioethics Forum (englisch) des Hastings Center einige kritische Fragen und Kommentare zum unbehelligten "Wirken" des offensichtlich ethisch, moralisch und menschlich schwer gestörten Seriengenitalverstümmlers, gefolgt von einem Follow-Up-Post Dregers auf >>> Psychology Today.

Seit da ist die Katze aus dem Sack, und täglich erscheinen weitere Artikel in verschiedensten englischsprachigen Onlinemedien. Eines ist allen gemeinsam: Sie verzichten (im Gegensatz zum Beispiel des Deutschen Ethikrates oder QueerGrün Berlin) auf jegliche TäterInnensprache, sondern nennen den Tatbestand beim Namen: Genitalverstümmelung! Einige empfehlenswerte Beispiele (mehr):

"Wie gross darf eine Klitoris sein?" (ScienceBlogs.com)
"Weibliche Genitalverstümmelung an der Cornell University" (theStranger.com)
"Doktor verstümmelt kleinen Mädchen die Genitalien: Grosse Zeitschrift veröffentlicht es als Forschung!" (gaia-health.com)
"Cornell Univerity genehmigt Genitalverstümmelung von Kindern" (feministing.com)
"Vor allem schade nicht" (thefword.org.uk)
"Cornell Chirurg benutzt Vibrator um 6-Jährige zu stimulieren" (jezebel.com)
"Genitaverstümmelung am Cornell Medical Center" (carnivaloftherandom.tumblr.com)

Kommentar:

Wir sagen hipp, hipp und allen Beteiligten von ganzem Herzen Danke!

Der 16.6.2010 wird in die Geschichte eingehen als grosser Tag im mittlerweile 17 Jahre dauernden Kampf verstümmelter Zwitter gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern und sonstige, medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige Humanexperimente an Zwittern.

Bleibt zu hoffen, dass der saubere Dr. Poppas gelegentlich dort landet, wo er und seinesgleichen korrekterweise hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Nachtrag: Facebook-Gruppe "End Female Genital Mutilation at Cornell University"

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Zwangskastrationen an "Intersexuellen": "Keine Mutanten züchten"
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Deutscher Ethikrat: Kein Handlungsbedarf bei Genitalverstümmelungen an "Intersexuellen" 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen

Friday, June 18 2010

1. Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V. möchte diesem Blog mal wieder das Kommentieren verbieten ...

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!An und für sich nichts Neues, aber weil's zur Abwechslung so schön öffentlich geschieht:

>>> http://zwitterforum.ath.cx/index.php/topic,1615.0.html
(--> Posts von Lucie Veith v. 16. Juni 07:43:57 / 17. Juni 06:14:48 /
19. Juni 2010, 18:20:01)

Siehe auch:
- IMeV: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- IMeV / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Hamburg: Bürgerschaft will Zwitter stärken – Zwangsoperationen ausgeklammert
Bundestag / CEDAW: "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" will nix kapiert haben – Intersexuelle Menschen e.V. guckt zu und schweigt
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)

Thursday, June 17 2010

"Intersex-Operationen" im Universitätsspital Assiut, Mittelägypten

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To End Forced Genital Surgeries Now!Regelmässig werden in Afrika und Asien Berichte publiziert, in denen Medizyner absolut unreflektiert uneingewilligte Genitaloperationen an wehrlosen Zwitterkindern abfeiern, wie es sich "westliche" Medizyner selten mehr getrauen, wohl weil es (noch) kaum öffentlichen Widerspruch von den Opfern ihrer "medizynischen Heldentaten" gibt.

Auf der Homepage der ägyptischen Tageszeitung Al-Masry Al-Youm ist ein >>> aktueller Bericht (englisch) online mit anzüglichem Titel (etwa: "Unter dem Rock: Intersex-Operationen in Assiut").

Darin prahlen drei Zwangsoperateure stolz mit ihren medizynischen Verbrechen; allein seit 2000 hätten sie "über 25 lokale Intersex-Operationen durchgeführt" (vorher wurden die Kinder jeweils nach Kairo zur Verstümmelung überwiesen).

Die drei interviewten Medizyner, Dr. Mustafa el-Sonbaty (Bild), Chef für kosmetische Chirurgie am Assiut Universitätsspital mit "15-jähriger Erfahrung" im Kinderverstümmeln und "15 Intersex-Operationen" auf den Kerbholz allein seit 2000, Dr. Abdel Moneim el-Haggagy, Urologe und "Pionier von Intersex-Operationen" ebendort, und Dr. Tarek el-Gammal, "Chef rekonstruktive Mikrochirurgie" gleichenorts, stellen sich zudem noch als besonders "fortschrittlich" dar. Ihre Aussagen im Artikel wimmeln von herablassenden Bemerkungen über die "extrem konservative Landbevölkerung", die wegen "Unwissenheit" und "Inzucht" eine "überproportional hohe Rate von Intersex-Kindern" aufweise. Ebenfalls zur Rate beitragende Allgemeinpraktiker und Apotheker, die ihre Patientinnen ungenügend aufklären bzw. Schwangeren unbesehen röntgen oder "potentiell schädliche Medikamente"  wie "gewisse Antibiotika" verordnen, werden hingegen nicht weiter wertend dargestellt.

Das Steckenpferd der "fortschrittlichen" Medizyner sind offensichtlich "komplexe, 12 Stunden dauernde" vermännlichende Genital-Ops, wobei "Gewebe vom Arm" verwendet werde, um den "fehlenden Teil des männlichen Glieds wiederherzustellen und mit den Nerven zu verbinden. Nach der OP bleiben sie vier bis fünf Tage auf der Intensivstation, während dieser Zeit durchläuft der Patient einen 'Maskulinisierungsprozess', der einen Haarschnitt sowie einen Kleiderwechsel beinhaltet."

Laut Dr. Tarek el-Gammal (Bild) sind sie "überglücklich nach der Operation. Sie sind erleichtert, dass ihre Probleme vorbei sind."

Auch die Familien seien jeweils "durchaus zufrieden, dass ihre 'Tochter' über Nacht in einen Sohn umgewandelt wurde". Dr. Mustafa el-Sonbaty: "Ich hatte einen Vater, der war so glücklich, dass er mir die Wangen küsste, bis sie beinah abfielen."

Problematischer für die "fortschrittlicheren" Medizyner ist die Kooperation mit Familien von "weiblichen Pseudohermaphroditen", geschweige denn mit diesen selber: Wegen "Scham" und "sozialem Stigma" würden nur wenige bei ihnen vorstellig, und alle Betroffenen, mit denen es Dr. Abdel Moneim el-Haggay bisher zu tun hatte, hätten Operationen durchwegs abgelehnt, obwohl es sich dabei "nur um einen simplen chirurgischen Eingriff gehandelt hätte, um die Klitoris auf eine normale Grösse zu reduzieren".

Vielfach würden Zwitter auch von den Familien als Frauen deklariert und der rituellen Genitalverstümmelung unterzogen, bevor die Medizyner sie zu Gesicht bekämen, wobei ihnen "der entstellte Penis kurzerhand abgeschnitten wird". Dass auch sie wehrlose Kinder ungefagt verstümmeln, fällt den sauberen Medizynern nicht auf.

Während die Medizyner bei Zwitterkindern uneingewilligte Genitaloperationen für unabdingbar halten, weigern sie sich, in Ägypten an sich legale OPs bei Transsexuellen durchzuführen, die solche wünschen.

Dr. Mustafa el-Sonbaty: "Wie könnte ich bei einem solchen sündhaften Verbrechen mitschuldig machen? Den Körper eines Mannes zu verändern, um ihn seinem psychologischen Problem anzupassen ist eine Sünde, da wir verändern würden, was Gott geschaffen hat."

Dass auch Zwitter so auf die Welt kommen, wie Gott sie geschaffen hat, und dass er bei seinen "rein medizinischen Eingriffen" an wehrlosen Zwitterkindern erst noch das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen sträflich mit Füssen tritt, ist für den "fortschrittlichen" Medizyner kein Thema – wie bei seinen "westlichen" VerstümmlerkollegInnen bekanntlich auch ...

Es ist noch ein weiter Weg ...

Nachtrag: Hintergründe dazu, wie Dr. el-Sonbatys zu seiner letzten Aussage kommt, findet sich in diesem Kommentar von Anne. Danke!

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

Tuesday, June 15 2010

Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

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>>> Nachtrag: Diskussion auf dem Hermaphroditforum
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>>
"Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Audioprotokolle --> zu unterst     >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik  

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Am 23.6.10 organisiert der Deutsche Ethikrat ein "Forum Bioethik" unter dem Titel "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern".

Seit 14 Jahren kämpfen deutschsprachige organiserte Zwitter gegen kosmetische Genitaloperationen an Zwitterkindern und für die Durchsetzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter. Diese Forderungen stehen nicht zufällig an der Spitze aller Forderungslisten (nicht nur) deutschsprachiger Zwitterorganisationen.

Seit bald 2 Jahren wird der Ethikrat u.a. von Daniela Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org kontinuierlich über die massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern informiert und zum Handeln aufgefordert (Beispiel 1 / Beispiel 2 / Beispiel 3) – bisher erfolglos. 

Deshalb ist die Tatsache, dass der Ethikrat nun zumindest eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema ankündigt, erst einmal positiv zu bewerten und schürt neue Hoffnungen. Hat es der Ethikrat nun endlich begriffen und will auch entsprechend handeln?

Leider lässt die Ankündigung zur Veranstaltung wenig Gutes erwarten:

Statt endlich den 14 Jahre langen Kampf organiserter deutschsprachiger Zwitter gegen die klar unethischen sowie menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Zwitterkindern ins Zentrum zu stellen, hält es der Ethikrat offensichtlich einmal mehr mit den Zwangsoperateuren und VereinnahmerInnen.

Statt endlich energisch die massiven Verstösse gegen das elementare Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung durch die genitalen Zwangsoperationen und sonstigen, medizinisch nicht notwendigen Zwangseingriffe unmissverständlich zu benennen und die Forderung nach einem konkreten gesetzlichen Verbot dieser Verstümmelungen zumindest zu erwähnen, geht es dem Ethikrat konkret politisch einmal mehr lediglich um "das Personenstandsrecht, das Namensrecht sowie das Ehe- und Lebenspartnerschaftsrecht", um "sexuelle Identität", "Diskriminierung" und "festgelegte Geschlechtsnormen".

Das eigentliche Hauptthema, nämlich die massiven Verstösse gegen körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung, taucht in der Ankündigung lediglich als Untereventualität in Form einer absurden Frage auf: "Wie verhalten sich korrigierende oder angleichende Eingriffe im Kindesalter mit entsprechenden lebenslangen Folgen für die Betroffenen zum Recht auf physische und psychische Unversehrtheit und Selbstbestimmung?"

Dies ist TäterInnensprache"korrigierende oder angleichende Eingriffe" werden von zwangsoperierten Zwittern seit jeher als genitale Zwangsoperationen, Genitalverstümmelungen, Zwangskastrationen und medizinische Folter beschrieben, und die beschönigende und verharmlosende Medizynerterminologie wird seit langem kritisiert. Eine neutrale, aber trotzdem nicht bescönigende Bezeichnung ist "kosmetische Genitaloperationen an Kindern".

Und wer – wie offensichtlich (nicht nur) der bundesfinanzierte Deutsche Ethikrat – zuerst noch lange diskutieren will, ob die fraglos unethischen, menschenrechtswidrigen, medizinisch nicht notwendigen, nicht-eingewilligten, sogar von den Medizynern selbst als kosmetisch und experimentell deklarierten Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern eventuell möglicherweise gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit verstossen oder vielleicht etwa doch nicht, zeigt unmissverständlich, auf welcher Seite er letztlich steht: nämlich NICHT auf der Seite der um ihr Recht kämpfenden zwangsoperierten Zwitter, sondern auf der Seite der Zwangsoperateure und ihrer Helfershelfer. 

Auch die risikoreichen pränatalen Dexamethason-Zwangsbehandlungen auf blossen "Verdacht" hin, deren gravierenden Folgen auch zahllose Nicht-Zwitter-Kinder zum Opfer fallen, sind der Ankündigung des Ethikrates keine Erwähnung wert – obwohl diese von den Medizynern (wie auch die Genitalverstümmelungen und sonstigen Hormonzwangstherapien) seit Jahrzehnten permanent experimentell und ohne jegliche Evidenz durchgeführt werden und deshalb unlängst von namhaften BioethikerInnen unmissverständlich kritisiert wurden (allerdings bisher lediglich in den USA – in Deutschland herrscht hierzu unter BioethikerInnen nach wie vor das Schweigen der MittäterInnen).

Ebenfalls typisch: Auch der aktuelle Gesetzesentwurf gegen weibliche Genitalverstümmelung wird in der Ankündigung des Ethikrates gar nicht erst angesprochen, ebenso wenig wie die Parallelen zwischen weiblicher Genitalverstümmelung und der Genitalverstümmelung an Zwittern, geschweige denn, dass die rassistisch motivierte Unterschlagung der Genitalverstümmelungen an Zwittern kritisiert würde – stattdessen stehen in der Ankündigung die zwittervereinnahmenden Gesetzesanträge zu "Sexuelle Identität" prominent im Zentrum ...

Würden von den ehrenwerten Mitgliedern des Ethikrats mal nur schon ein paar an den eigenen Geschlechtsteilen etwas genital zwangsoperiert, hätten sie bestimmt ziemlich schnell andere Prioritäten – wetten?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Nachtrag: Diskussion auf dem Hermaphroditforum

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org vom 22.6.2010

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10

>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10

--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Aufforderung um Unterstützung an Deutschen Ethikrat
- Deutscher Ethikrat reiht sich ein unter die MittäterInnen 
- Erneute Anfrage um Unterstützung an Deutschen Ethikrat 
- Weitere Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- "Netzwerk DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- IMeV: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
Bundestag / CEDAW: "Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe" will nix kapiert haben – Intersexuelle Menschen e.V. guckt zu und schweigt
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)

Saturday, June 12 2010

Berichterstattung über das "Schwule Ehepaar aus Malawi": Beispiel für Vereinnahmungskaskaden?

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Solidarität mit Zwittern statt VereinnahmungGeorg Klauda hat in seinem bahnbrechenden Vortrag "Fürsorgliche Belagerung" vom 31.10.2002 von "Kolonialisierungskaskaden" gesprochen, deren Opfer die Zwitter würden:

Durch die Queer- und Transgender-Modelle entstehen darüber hinaus Kolonialisierungskaskaden: Lesben und Schwule kolonialisieren Transsexuelle, und diese wiederum kolonialisieren Hermaphroditen. So haben etwa in der Berliner Partyszene die Tunten den Begriff Transgender für sich okkupiert und verneinen damit die Differenz, die zwischen ihnen besteht und Leuten, die die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass ihre Einbildungskraft ihnen die Zugehörigkeit zu einem anderen Körper aufgibt als den, den sie besitzen. Gleichzeitig beginnen Transsexuelle für Hermaphroditen zu sprechen, sich unter Umständen sogar selbst als intersexuell zu bezeichnen. Aber damit verleugnen sie die Tatsache, dass genau die Operationen, die ihnen den Geschlechtsübergang erleichtern sollen, unter Umständen an der Verstümmelung von Hermaphroditen entwickelt wurden. Und vergessen Lesben und Schwule, wenn sie die Konstruiertheit von Geschlecht hervorheben, nicht allzu leicht, dass diese Formulierung für Hermaphroditen einen bitteren Beigeschmack hat? Denn an ihnen wurde versucht, ein Geschlecht zu konstruieren, und das mit katastrophalem Ausgang.

Auch der (Ex-)Zwitter-Aktivist Vincent Guillot sagte an einer Diskussionsveranstaltung in Zürich vom 4.4.10 sinngemäss:

"Die Befreiung der Schwulen und Lesben wurde auf Kosten der Transsexuellen erkauft, und die Befreiung der Transsexuellen wird mit der Psychiatrisierung der Intersexuellen erkauft werden [bei DSM-V werden ja Zwitter klar verstärkt psychiatrisiert – die Psychiater bauen schon mal vor], und die Befreiung der Zwitter wird höchstwahrscheinlich auf Kosten einer weiteren Gruppe erfolgen [was Vincent durch ein "ganzheitliches Befreiungsmodell" verhindern will, ohne das jedoch konkretisieren zu können, ebensowenig, wie er damit die Zwangsoperationen und sonstigen medizinisch nicht notwendigen Zwangsbehandlungen an Zwittern innert nützlicher Frist abschaffen will]." (Vgl. dazu auch den Nachtrag im Kommentar hier.)

Jedoch ging schon die Entstehung der 1. Schwulenbewegung letztlich auf Kosten der Zwitter, bzw. trug bei zu den späteren menschenrechtswidrigen, medizynischen und psychiatrischen Zwangspraktiken, unter denen Zwitter heute noch leiden (vgl. z.B. Karl Heinrich Ulrichs und Magnus Hirschfeld), was das Ganze noch einmal komplizierter macht.

Zumindest die aktuelle Medienberichterstattung über den "Fall" von Tiwonge "Aunty Tiwo" Chimbalanga und Steven Monjeza, die in Malawi wegen "Sodomie" zu 14 Monaten Zwangsarbeit verurteilt wurden, weil sie eine Heiratszeremonie durchgeführt hatten, kann jedoch durchaus im Bezugsrahmen der Vereinnahmungskaskade betrachtet werden, wie sie oben von Georg Klauda und Vincent Guillot umrissen wurde:

LGB(T)-Aktivistinnen weltweit hatten diesen "Fall" aufgegriffen und berichteten über das skandalöse Urteil gegen das "schwule Ehepaar". Dank grossem internationalem Druck (auch Madonna hatte eine Unterschriftensammlung veranstaltet, der US-Präsident Barack Obama sprach sich gegen das Urteil aus) wurden die beiden zum Glück schliesslich begnadigt. Soweit, so positiv, und dafür allen Beteiligten ein herzliches Danke.

Negativ ist hingegen, wie LGB(T)-Organisationen und -Medien die beiden unhinterfragt und unbeirrbar als "schwules Ehepaar" beschrieben und annektierten, selbst als schon lange klar war, dass dies wohl so nicht zutreffen kann, und nachdem die Organsisationen und Medien mehrfach auf diesen Lapsus aufmerksam gemacht wurden (worauf auch solidarische kritische Kommentare auf diesem Blog hinwiesen). Weil erstens versteht sich Aunty Tiwo offensichtlich als Frau und ebenso wie Steven NICHT als "schwuler Mann". Weiter gibt es verschiedene Berichte, wonach Aunty Tiwo wahrscheinlich Intersexuell ist (sie habe Monatsblutungen und ihr Penis schaue "nicht normal" aus – vgl. die erwähnten Kommentare sowie einen bei BadHairDays übersetzten Artikel aus der NY-Times). Trotz mehrfachen Hinweisen darauf zeigten sich praktisch alle LGB-Organsisationen und -Medien weitgehend unbeirrbar, und wo sie diese Hinweise überhaupt konkret zur Kenntnis nahmen, neigten sie in der Regel zu paternalistischen Verschlimmbesserungen und Zurechtweisungen, so scheints u.a. Queer.de, MERSI-Amnesty und Queeramnesty, Volker Beck/Grüne.

Zu Recht wurden diese (und andere) LGB-Organisationen und -Medien deshalb vor allem von Trans*-Aktivist_innen kritisiert, die sich solche Unterschlagungen/Vereinnahmungen durch LGB auch sonst gewohnt sind.

Leider machten die allermeisten dieser Kritiken entsprechend der Logik der Vereinnahmungskaskade (oder einfach schlicht aus Unwissenheit?) den gleichen Fehler "gegen unten", indem sie Aunty Tiwo kurzerhand im Namen von "T" als "Transgender" reklamierten, und die Hinweise auf Intersexualität zwar z.T. kurz erwähnten, schlussendlich dann aber schlicht beiseite liessen (und so nebenbei z.T. auch zu vergessen schienen, dass das "T" eigentlich und ursprünglich (zumindest auch) für Transsexuelle steht), vgl. z.B. pamshouseblend.com, huffingtonpost.com, guardian.co.uk, news.pinkpaper.com (vgl. dort auch kritische Kommentare).

(NB: Ob Aunty Tiwo nun wirklich intersexuell ist oder Transgender oder was sonst, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht, weil ich schlicht keine verlässlichen Infos darüber habe, doch ich denke, dass sie und Steven NICHT "homosexuell" sind, dürfte anhand des wenigen Bekannten klar genug sein, dass die betreffenden LGB-Organisationen und Medien hätten zumindest seriös darauf eingehen müssen. Meine Kritk in diesem Post richtet sich ausschliesslich an die LGB(T)-Berichterstattung über diesen "Fall" bzw. dessen öffentliche Handhabung. Obwohl, worauf schon BadHairDays hinwies, die Vereinnahmung in diesem Fall ausnahmsweise für die direkt betroffenen etwas Gutes bewirkte, nämlich, dass Aunty Tiwo und Steven begnadigt wurden.)

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Kritische Kommentare zum "Fall" auf diesem Blog

Thursday, June 10 2010

Caster Semenya: Startfreigabe angekündigt – dann Pressekonferenz abgesagt (XVIII)

>>> Nachträge 1-2

IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Bisher letztes Kapitel im längst zur schlechten Gewohnheit gewordenen Medienspektakel um verschobene Termine und willkürliche Kehrtwenden:

Gestern hatte ein südafrikanischer Fernsehsender berichtet, der Weltathletikverband IAAF sei endlich zu einem verbindlichen Resultat gekommen, wonach Mokgadi Caster Semenya nach fast einem Jahr de facto Sperre wieder antreten dürfe, dies würde heute an einer Pressekonferenz unter Anwesenheit der Athletin, des südafrikanischen Sportministers Makhenkesi Stofile und IAAF-Präsident Lamine Diack offiziell bekannt gegeben.

Wie Sowetan berichtete, sei Caster laut einer anonymen Quelle aus ihrem Umfeld gestern vom Sportminister Stofile auf ihr Handy angerufen und mit der frohen Botschaft überrascht worden. Diese Meldung wurde von zahlreichen weiteren lokalen Medien aufgegriffen (u.a. Times Live, Pretoria News, ANC Youth League Pressemitteilung) und auch weltweit durch Agenturen und Medien verbreitet.

Weniger als 4 Stunden vor dem angekündigten Grossereignis dann der beinah schon obligate Rückzieher: Die Pressekonferenz wurde vom Sportministerium kurzerhand abgesagt. Gemäss einer Reuters-Agenturmeldung habe das Ministerium kiene Begründung angegeben, es sei auch nicht sicher, ob eventuell heute oder morgen eine substanzielle Stellungnahme folge oder nicht. Nach einem Artikel auf Times Live sei laut IAAF das "Verfahren immer noch nicht abgeschlossen und muss deshalb geheim bleiben".

Fazit: Das unwürdige Trauerspiel des Weltathletikverbandes IAAF auf Kosten von Caster Semenya geht weiter wie gehabt ...

Nachtrag 1: Inzwischen ist auch eine deutschspachige DPA-Meldung erschienen.

Nachtrag 2: Laut der Printausgabe der südafrikanischen Zeitung The Star vom 11.5. erklärte Caster Semenyas Anwalt Greg Nott, zwar habe das Mediziner-Team des IAAF inzwischen seine Untersuchungen abgeschlossen, diese müssten nun aber zuerst noch dem Exekutivkomitee vorgelegt werden, das sie zunächst noch offiziell absegnen müsse. Er sei aber zuversichtlich, dass dies in nahester Zukunft geschehe, und das das offizielle Resultat "nur positiv" sein könne. Gemäss einer Meldung des britischen Telegraph vom 10.5. hatte Caster Semenya bereits ein Statement vorbereitet: “Ich bin überglücklich, dass das Medizinische Team zur richtigen Entscheidung gelangt ist. Ich freue mich im Verlauf der kommenden Leichtathletiksaison wieder an Wettkämpfen teilzunehmen." Gemäss einem Bericht in der London Times vom 11.5. sagte Semenyas Trainer Michael "Sponge" Seme, Semenya laufe im Training 800 Meter nach wie vor unter 2 Minuten. Ein Kommentar der Süddeutschen Zeitung spart nicht an Kritik an Caster Semenyas "vermeintlichen Freunden" (gemeint sind wohl ihre Anwälte und das südafrikanische Sportministerium), hält aber abschliessend immerhin fest: "Die Hauptschuld daran, dass die intimste Privatsphäre Semenyas zu einem weltweiten Thema geworden ist, liegt bei der IAAF. Ihre mangelnde Weitsicht, ihre unsensible Art, den Fall zu moderieren, und ihre Unfähigkeit, ein Urteil zu fällen, zeigen, dass Institutionen des Sports mit Fällen überfordert sind, die über die einfachen Gesetze ihrer schönen Nebensache hinausweisen." 

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Tuesday, June 8 2010

Positionspapier Bündnis 90/Die Grünen + Fachgespräch QueerGrün Berlin, 8.6.10: Am konkreten Problem vorbei

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Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat unlängst ein Positionspapier "Menschenrechte Intersexueller gewährleisten" veröffentlicht, das leider das eigentliche Problem der Verletzung des Grund- und Menschenrechts auf körperlichen Unversehrtheit einmal mehr aussen vor lässt.

Auch konkret lassen die Bundes-Grünen genitalverstümmelte Zwitter weiterhin im Regen stehen:

Statt wie von der Zwitterbewegung seit 14 Jahren gefordert endlich einmal konkrete Vorstösse gegen die SeriengenitalabscheiderInnen in deutschen Spitälen zu unternehmen, starten die Grünen lieber die x-te chancenlose Initiative zu einer Änderung des Personenstandsrechts – bekanntlich eine Hauptforderung von Transsexuellen/Transgendern, und NICHT von Zwittern – während die SerientäterInnen weiterhin ungehindert im Akkord wehrlose Zwitterkinder verstümmeln ...

Schlimmer noch, das Positionspapier macht sprachlich und in der Sache wiederholt gemeinsame Sache mit den TäterInnen (mehr zum Positionspapier siehe unten "Kommentar").

Gleichzeitig lädt heute die Landesarbeitsgruppe QueerGrün Berlin unter dem Titel: "Kontrollierte Körper und beschädigte Psychen: Menschenrechtsverletzungen der Medizin an Intersexuellen und Trans*" wieder einmal zu einem "Fachgespräch" (die entsprechende Ankündigung ist zu unterst vollständig dokumentiert).

Leider scheint dabei auch QueerGrün nicht zum ersten Mal primär die Problematik und Sichtweise der Transsexuellen im Blickfeld zu haben. Zumindest die Ankündigung zielt ebenfalls in leider altbekannter Weise am eigentlichen Problem der Zwitter vorbei:

Die massivsten Grund- und Menschenrechtsverletzungen an den "Intersexuellen" werden (im Gegensatz zur den Forderungen der Tanssexuellen/Transgender) laut Ankündigung leider, leider wieder mal von vornherein bagatellisiert – und nach bekanntem Muster instrumentalisiert zu Gunsten einer erhöhten Sichtbarmachung der in Wahrheit auf einer anderen Ebene gelagerten Grundrechtsverletzungen von Transsexuellen:

Dies beginnt schon im Titel, wo die massiven körperlichen Schäden durch die heute noch möglichst flächendeckend durchgeführten Genitalverstümmelungen an wehrlosen Zwitterkindern verniedlicht werden, indem deren Körper nach dem Verständnis von QueerGrün Berlin nicht etwa "beschädigt" werden, sondern lediglich "kontrolliert" (im Gegensatz zur Psyche/Identität, dem Hauptthema der Transsexuellen).

Dieselbe Tendenz setzt sich in der Ankündigung dann auch im Kleingedrucken konsequent fort: Statt Klartext zu reden über Genitalverstümmelungen, Zwangskastrationen, genitale Zwangsoperationen oder nur schon von kosmetischen Genitaloperationen an Zwitterkindern, ist in Bezug auf die Zwitter lediglich die Rede von "sogenannte „geschlechtsangleichende Operationen“ [...], um dem Kind ein „eindeutig“ männliches oder weibliches Geschlecht zuzuweisen". Dies ist TäterInnensprache! Zwangsoperierte Zwitter wehren sich seit Jahrzehnten gegen diesen sprachliche Verschleierung und Beschönigung!

Doch es kommt noch übler: Bei den "Trans*-Menschen" ist nebst der von diesen bevorzugten Sprachregelung, nämlich "„geschlechtsangleichende“ Maßnahmen" dann demgegenüber zusätzlich noch explizit die Rede von "Zwangskastration"! Dies ist nicht nur eine Verdrehung der Tatsachen, sondern eine schamlose Vereinnahmung und Verniedlichung der medizynischen Verbrechen an Zwittern!

Denn es verdeckt den realen Unterschied zwischen Zwangskastrationen, wie sie einerseits wehrlosen Zwittern gewaltsam oder mit Lügen von einer angeblich direkt lebensbedrohenden "generellen Krebsgefahr" aufgezwungen werden, ohne dass diese eine Möglichkeit hätten, sich dagegen zu wehren oder abzulehnen, und andrerseits dem Kastrationszwang, wie ihm Transsexuelle/Transgender mit eindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen ausgesetzt sind, die eine Änderung des Personenstandseintrags wollen, ohne dass sie deshalb gewaltsam oder durch hinterlistische Täuschung gezwungen würden. Diese Verdrehung entspricht sinngemäss etwa einer Gleichsetzung/"Verwechslung" von Nötigung ("Geld oder Leben!") mit Mord aus dem Hinterhalt.

In dieselbe Kerbe haut auch das von QueerGrün als Ankündigung verwendete Piktogramm:

Hier ist klar ein erwachsener Mensch abgebildet, es steht also wiederum für Transsexuelle oder Transgender – Zwitter, die in der Regel nach wie vor als Kleinkinder vor dem 2. Lebensjar von den Medizynern verstümmelt werden, bleiben einmal mehr aussen vor.

Wörter, Symbole und Zeichen schaffen Tatsachen, wer sie unsachgemäss benutzt oder gar mutwillig für eigene Zwecke verdreht, macht sich zur MittäterIn!

Aus diesen Gründen, und weil Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Zwittern durch LGBT inkl. "Trans*-Menschen" leider eine Jahrzehnte alte, unwürdige Tradition hat, die bisher von beiden Seiten noch nicht wirklich aufgearbeitet wurde, sollten die massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern besser nicht im selben Atemzug bzw. an derselben Veranstaltung mit Transgender/Transsexuellen behandelt werden. Wer dies trotzdem tut, sollte sich der Gefahr bewusst sein und entsprechende Vorsicht an den Tag legen – ausser, die Betreffenden nehmen die Fortsetzung der Zwittervereinnahmung entweder mutwillig in Kauf, oder haben es gar von vornherein darauf abgesehen.

Kommentar:

An und für sich ist es ja prinzipiell positiv, dass QueerGrün wie auch die Mutterpartei sich gegen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern positionieren wollen.

Die vorliegende Veranstaltungsankündigung lässt jedoch leider nicht zum ersten Mal betreffend der oben angesprochenen Kritikpunkte jegliche notwendige Sensibilität vermissen, und auch die geladenen Expert_innen haben sich leider diesbezüglich zumindest bisher nicht gerade durch analytische Trennschärfe hervorgetan (geschweige denn durch realpolitisch durchsetzbare, klare Positionen und Forderungen, etwa indem sie sich aktiv für ein Verbot der Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern einsetzen würden).

Bezeichnenderweise kommt das von allen Zwitterorganisationen in ihren Forderungslisten nicht zufällig an erster Stelle angeführte, zentrale Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung im ganzen QueerGrün-Ankündigungstext nicht ein einziges Mal vor!

Obwohl u.a. Amnesty Schweiz und Amnesty Deutschland, aber auch Terre des Femmes Schweiz erst gerade bewiesen, dass es auch anders geht – nämlich mit Klartext, auf den Punkt gebracht und erst noch ohne Vereinnahmung! Ebenso die schweizer Grünen.

Nur die deutschen Grünen haben bisher trotz bald Jahrzehnte langem Gerede noch nichts konkretes zur Durchsetzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter auf die Reihe gekriegt – sondern zumindest bisher stattdessen stets bloss Vereinnahmung pur! (eins / zwei / drei / vier / fünf / sechs)

Auch das 4-seitige Positionspapier der Bundes-Grünen "Jenseits des Geschlechts: Menschenrechte Intersexueller gewährleisten" mit Datum vom 6. Mai 2010 zielt einmal mehr am eigentlichen Problem vorbei und hofiert letztlich gar zum Teil einmal mehr die Zwangsoperateure (etwa, in dem es auf S. 2 unbesehen und unhinterfragt deren je nach Bedarf beschönigte Zahlen und Statistiken übernimmt). Auf S. 3 wird gar unterstellt, zwangsoperierte Zwitterkinder (in der Regel unter 2-jährig!) wären zumindest "bedingt einwilligungsfähig". Weiter ist die Rede von "sexuelle Funktionsfähigkeit", ohne dass eben der deren Infragestellung durch Verminderung/Verlust des sexuellen Empfindens durch die Verstümmelungen je angesprochen wird (viele Zwangsoperierte spüren nichts mehr oder nur noch Schmerzen). Das ist einmal mehr unhinterfagt übernommene TäterInnensprache der SerienverstümmlerInnen vom "Netzwerk DSD/Intersexualität" / "EuroDSD"!

Das den Zwittern nach wie vor vorenthaltene, zentrale Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit kommt im ganzen Positionspapier immer noch kein einziges Mal vor!

Statt endlich entschlossen gegen die Medizyner-Verbrecher vorzugehen und ihnen endlich, endlich das Verstümmeln wehrloser Kinder gesetzlich zu verbieten (z.B. entsprechend dem aktuellen Gesetzesentwurf gegen weibliche Genitalverstümmelung), geht es den Grünen auf S. 4 in ihrer konkreten politischen Arbeit aktuell dann folgerichtig einmal mehr lediglich um das Lieblingskind der Transsexuellen und Transgender, nämlich ausschliesslich um das Personenstandsgesetz. Während gleichzeitig wherlose Zwitterkinder genitalverstümmelt und kastriert werden – allein in deutschen Spitälern etwa JEDEN TAG EINES!!!

Fazit: Es wäre ja wirklich sehr schön und eine Riesenfreude, falls sich das alles anlässlich dieses x-ten "Fachgesprächs" der Grünen endlich ändern würde – aber ehrlich gesagt halt ich bis dahin die Luft nicht an ...

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" 
- "Netzwerk DSD/Intersexualität" / "Euro-DSD": Lübecker Zwitterstudie frisiert 

Nachfolgend dokumentieren wir die oben kritisierte Veranstaltungseinladung:

Continue reading...

Wednesday, June 2 2010

IAAF plant neues Geschlechter-Regelwerk auf 2011 – wegen Caster Semenya (XVII)

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Michael "Sponge" Seme, der Trainer von Mokgadi Caster Semenya, hatte seit längerem öffentlich gesagt, ein Grund für die ungebührlich lange Dauer von Casters "Geschlechtstest" liege darin, dass der Weltathletikverband IAAF anhand ihres "Falles" neue Regeln ausarbeiten wolle, wer künftig zu Frauenwettkämpfen zugelassen werden soll und wer nicht.

Offensichtlich traf er damit voll ins Schwarze: Wie eine letzte Woche vorerst nur auf französisch, spanisch und portugiesisch veröffentlichte AFP-Agenturmeldung unter Berufung auf ein anonym bleibendes IAAF-Vorstandsmitglied berichtet, sei aktuell diesbezüglich ein Team an der Arbeit. Diese werde einen Vorbericht zu Handen der IAAF-Vorstandssitzung vom 7.-8. August in Kiew erstellen. Danach soll dieses neue Regelwerk an einer weiteren Sitzung im November abgesegnet werden und auf 1. Januar 2011 in Kraft treten. Über den möglichen Inhalt des neuen Regelwerks wurden keine Angaben gemacht.

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!  
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Tuesday, June 1 2010

"Amnesty engagiert sich für Menschenrechte von Intersexuellen" - FAZ.net, 31.5.10

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Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Post von Oliver Tolmein auf Biopolitik über die Vorstösse von Amnesty Schweiz und Amnesty Deutschland zu Gunsten von "Menschenrechte auch für Zwitter!" – leider mit einem ziemlich kontraproduktiven Ausrutscher zum Schluss ... Schade, schade ...

>>> Der Artikel auf faz.net/biopolitik

"Theoretisch intersexuell" - Joke Janssen, 2006/2008

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Texte innerhalb der Gender- und Queer Studies, die sich selbstkritisch mit der Vereinnahmung von Zwittern durch die eigene Zunft beschäftigen, haben immer noch Seltenheitswert. Umso erfreulicher, auf ein weiteres Beispiel zu stossen!

Der vorliegende Text von Joke Janssen wurde publiziert im von der Hamburger AG Queerstudies herausgegebenen Sammelband "Verqueerte Verhältnisse. Intersektionale, ökonomiekritische und strategische Interventionen" (Männerschwarm Verlag, Hamburg 2009). Der vollständige Titel des Beitrags lautet "Theoretisch intersexuell. Wie intersexuelle Menschen zwischen den Zeilen bleiben." (S. 165-184).

>>> Ältere Fassung von 2006 als PDF im InterArchiv

Der Artikel greift die Kritik auf, dass Gender- und Queer Studies Zwitter zwar gerne behandeln, jedoch meist nur als Mittel zum eigenen Zweck, d.h. Dekonstruktion von Geschlecht bzw. Kritik am Zweigeschlechtersystem, jedoch ohne angemessene Berücksichtigung der Lebensrealitäten und Kämpfe der meist zwangsoperierten Zwitter selber, geschweige denn ohne je praktisch einen solidarischen Beitrag zum Kampf der Zwitter gegen die Zwangsoperateure zu leisten (obwohl diese Verbrecher meist in genau denselben akademischen Intstitutionen "tätig" sind wie die ach so "kritischen" Gender-WissenschaftlerInnen selber).

Joke Jansen greift dabei auf drei exemplarische, (selbst)kritische Texte zurück, die in diesem Blog schon öfters gewürdigt wurden:

  • Antke Engel: "Eene meene meck, und du bist weck." (Hamburger Frauenzeitung, 1997)
  • Emi Koyama / Lisa Weasel:
 "Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern." (2002, auf Deutsch in: Die Philosophin, 2003)
  • Gabriele Dietze: "The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells" 
a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus" 
(In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers, 2006)

Joke Janssen untersucht in der erweiterten Buchfassung dann 4 Texte, denen innerhalb der Gender Studies "sehr viel Bedeutung beigemessen wird" (S. 166) darauf, inwiefern sie die in den obigen Texten angeführten Kritikpunkte berücksichtigen oder nicht. Dabei handelt es sich um:

  • Michel Foucault: "Das wahre Geschlecht" (die Einleitung zu den Tagebüchern von Herculine Barbin, auf Deutsch 1998)
  • Judith Butler: "Foucault, Herculine und die Politik der sexuellen Diskontinuität" [In: "Das Unbehagen der Geschlechter" S. 142-165, auf Deutsch 1991]
  • Anne Fausto-Sterling: "The Five Sexes" (1993)
  • Gabriele Dietze: "Allegorien der Heterosexualität. Intersexualität und Zweigeschlechtlichkeit – eine Herausforderung an die Kategorie Gender?" (2003)

Einleitend wird in einem Überblick zunächst konstatiert, dass der den meisten Zwitter-Aktivist_innen (im Gegensatz zu VertreterInnen von Queer- und Gender Studies) in erster Linie um "ethische Fragen nach dem Recht auf körperliche Unversehrtheit" (S. 169) geht, sowie in der Buchfassung, dass sich die Zwitterbewegung vielfach ausdrücklich "entgegen queeren Lebens- und Identitätsentwürfen [positioniert]" (S. 170).

Folgerichtig (und wenig überraschend) kommt Joke Janssen in der weiteren Analyse zum Schluss, dass alle 4 untersuchten Texte Intersexuelle selbst bzw. ihre eigenen Zeugnisse und Geschichten weitgehend ausser Acht lassen, sondern dass vielmehr die altbekannte "Instrumentalisierung von Intersexuellen im Text" (S. 171) die Regel ist, wobei sich lediglich "das ‹Schreckensbild› sexueller ‹Transgressionen› [...] hier zu einer romantischen Vorstellung von Geschlechtergrenzgänger_Innen [verschiebt]" (S. 171).

Ebenso werden Zwitter einer "Mystifizierung" als "[r]ätselhafte Gestalten" (S. 172) unterworfen: "Auf diese Weise wird das alltägliche Leben intersexueller Menschen verklärt und / oder erotisiert." (S. 173). Generell sei "hegemoniales Schreiben" (S. 174) über Intersexuelle als "Andere" vorherrschend. "Intersexualität wird zum «Qualifizierungsobjekt» der Geschelchterforschung, [wird] entkörpert und [...] [dient] als Metakritik der Zweigeschlechtlichkeit" (S. 178).

Kritisert wird weiter der Gebrauch der "Fallgeschichte John/Joan" als "Platzhalter" der Geschlechterforschung (S. 176), bzw. die "unproduktive Fokussierung" der Genderstudies auf diesen einzelnen Fall unter Auslassung der täglichen Genitalvesrtümmelungen an Zwittern (im Gegensatz zum "«biologisch männlichen»" David Reimer a.k.a. "John"), wofür möglicherweise "hegemoniale sexistische Vorannahmen" verantwortlich seien (S. 177).

(Leider unterlässt es der Artikel, gleichzeitig festzuhalten, dass dieses infame, tragisch verlaufene "Zwillingsexperiment" von John Money, das von diesem als "Beweis" für die Zwangsbehandlungen an Zwittern verbraten wurde, und das er auch nie zurücknahm und das von der akademischen Gemeinschaft bisher auch noch nie angemessen kritisiert wurde als das, was es letztlich ist, nämlich ein krasses Menschenrechtsverbrechen, und dass dieses Verbrechen als solches aus einer Menschenrechtsperspektive solange weiter angeführt und kritisiert werden muss, bis endlich die Gerechtigkeit siegt, soweit das überhaupt noch möglich ist – auch wenn einige "GenderwissenschaftlerInnen" es stattdessen lieber gleich ganz unter dem Tisch haben, oder gar noch – wie schon John Money selber – gleich noch anderen die Verantwortung für den Tod von David Reimer in die Schuhe schieben möchten.)

Abschliessend hält Joke Janssen in der erweiterten Buchfassung von 2008 fest (S. 179-181):

Bei Intersexualität geht es um Körper, denen die Chance auf eine Zukunft abgesprochen wird, insofern haben Theoretiker_Innen, die Intersexualität in ihre Texte einbeziehen, eine Verantwortung gegenüber dem, was sie be / schreiben. Den Text von der Körperlichkeit zu befreien, bedeutet ein unverantwortliches Verhandeln dessen, was die Theorie untermauern soll. [...] Dieser Akt der Aneignung des Anderen [durch Objektivierung über das Absprechen von Individualität] und das damit verbundene Versagen von Selbstbestimmung wurde schon ausführlich von Kritiker_Innen eines weißen hegemonialen Feminismus und seinen Rassismen [...] beschrieben [...]

Die politischen Forderungen nach körperlicher Selbstbestimmung einer breit angelegten Medizinkritik oder einer Kritik der Zweigeschlechtlichkeit, welche die Individuen nicht aus dem Fokus verliert, finden sich ich den von mir gewählten gendertheoretischen Texten nicht wieder. Im Gegenteil lässt sich durchaus sagen, dass Intersexualität nur als abstrakt bleibende Widerlegung des Prinzips Zweigeschlechtlichkeit Eingang in die von mir kritisierten Texte findet. [...]

Eine theoretische Behandlung von Intersexualität, welche die Forderungen von Aktivist_innen nicht mitdenkt, schafft eine textuelle Wirklichkeit, in der eine «Gruppe» eine andere repräsentieren kann und Individuen bestimmte Kriterien erfüllen müssen, um an Diskursen teilnehmen zu können. [...] Eine Instrumentalisierung von Intersexualität, wie ich sie oben dargestellt habe, kann deshalb hinterfragt und vermieden werden

Soweit die Theorie. Dafür schon mal ein fettes Dankeschön!

Der nächste logische Schritt wäre nun eine aktive und tatkräftige Solidarisierung mit den Zwittern in ihrem Kampf um die schnellstmögliche Beendigung der genitalen Zwangsoperationen und sonstigen uneingewilligten, medizinisch nicht notwendigen Zwangsbehandlungen. Damit sieht's allerdings leider aktuell nicht nur an der Uni Hamburg bisher nach wie vor erstmal düster aus ...

>>> Ältere Fassung des Texts von Joke Janssen von 2006 als PDF im InterArchiv

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Wednesday, May 26 2010

Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit

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Nach der sensationellen, einstimmig verabschiedeten Motion der Schweizer Sektion vom 25.4. hat die Sektion Deutschland an ihrer Jahresversammlung 2010 ebenfalls einen historischen Beschluss gefasst, wonach auch sie sich bei der Dachorganisation Amnesty International zu Gunsten einer offiziellen Position betreffend der Menschenrechtsverletzungen an Zwittern einsetzen wird.

Dafür allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön!

Im Gegensatz zur Schweiz sind die Beschlüsse der Deutschen Sektion nicht öffentlich. Auf Anfrage hin hat MERSI-Hamburg nun aber eine >>> offizielle Mitteilung veröffentlicht, die u.a. festhält:

Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben.

Da der Deutsche Entwurf des Beschlusses explizit die oben erwähnten, zentralen Forderungen nach "Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!" enthielt, ging er als solcher sogar noch deutlich weiter als die CH-Version.

(Bei letzterer war dagegen die Begründung etwas weitgehender und detaillierter, sprach sie doch zusätzlich konkret die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung an – wozu auch in der Schweiz aktuell ein Gesetzesentwurf ansteht, bei dem u.a. Amnesty Schweiz offiziell bedauerte, dass darin, wie auch in Deutschland, die Genitalverstümmelungen an Zwittern nicht ebenfalls angesprochen wurden –, sowie die Diskriminierung intersexueller Sportlerinnen durch Athletikverbände, und nicht zuletzt auch die Problematik, dass eine Einordnung der an Zwittern begangenen Menschenrechtsverletzungen z.B. unter die Rubrik "Sexuelle Identität" dazu führen kann, dass "oft verkannt [wird], dass Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen in erster Linie genitale Zwangsoperationen bedeuten und weniger Gender- und Identitätsfragen.")

Auch wenn es wohl noch einige Zeit und Lobbyarbeit braucht, bis Amnesty International endlich eine offizielle Position gegen die Menschenrechtsverletzungen an Zwittern verabschieden wird, ist dieser erneute Beschluss ein weiterer wichtiger Schritt dazu!

Siehe auch:
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen genitale Zwangsoperationen
- Kosmetische Genitaloperationen an Zwitterkindern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- Amnesty Schweiz: Historischer Entscheid für "Menschenrechte auch für Zwitter!" 
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10 

Tuesday, May 25 2010

"Ettlich Sind Bederlay Geslechts" - Ausstellung von Ins Kromminga in Bremen

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Ins A. Kromminga stellt aus in der Galerie Herold in Bremen (noch bis am 30.5.).

>>> offizielle Ankündigung

Eine >>> Besprechung in der taz kommentiert wohlwollend, wie wenig aktionistisch die Ausstellung daherkomme. (Als Kontrast hierzu ein >>> englischsprachiger Artikel anlässlich einer Ausstellung vom letzten Jahr in Delhi.)

Auf Ins' neuer Homepage >>> Abject.de hat's zudem eine >>> Galerie mit aktuellen Werken.

Meine 2 Cent: Dass auch Künstler_innen leben müssen, leuchtet ein. Persönlich find ich's trotzdem zuallermindest diskussionswürdig, wie Ins bei der aktuellen Ausstellung primär "Mythologisches" in den Vordergrund stellt, zumal scheinbar unreflektiert und in einer Form, die zumindest mich fatal an seinerzeitige (Fake-)Zwitter erinnert, wie sie einst als sogenannte >>> "Half-and-Half" bei jeder gut sortierten Freakshow dazugehörten:

  
Links ein zeitgenössisches Sideshow-Beispiel,
rechts das titelgebende Bild der Ausstellung © Ins Kromminga.
(zum Vergrössern jeweils reinklicken)

Denn bekanntlich kann Ins Kromminga auch anders:

"PRADER™: Genital Fashion* since 1957.
*Fashion, Design, experimental, cosmetic plastic surgery."

© Ins Kromminga 2009

(Andrea Prader hiess der schweizer Endokrinologe, der 1950 bei John Moneys Einflüsterer Lawson Wilkins im berüchtigten Johns Hopkins Hospital lernte und 1957 eine Habilitation zum Thema verfasste; von ihm stammt die berühmt-berüchtigte "Prader-Skala".)

Sunday, May 23 2010

Onlinepetition medizinische Versorgung für Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung auf Kasse

Nicht nur Zwitter sind damit konfrontiert, dass Krankenkassen sich rundheraus weigern, für die Folgen von Genitalverstümmelungen aufzukommen, z.B. für adäquate Ersatzhormone nach Zwangskastrationen, psychologische Behandlungen wegen der Traumatisierungen, oder dass sie versuchen, Zwitter, die mit ihrer Zwangszuweisung nicht zufrieden sind, in eine Transsexuellenlaufbahn zu zwingen um die Verstümmelungen nicht als Fehlbehandlung anerkennen zu müssen.

Auch bei Betroffenen von weiblicher Genitalverstümmelung wollen die Kassen oft nicht für Behandlungen aufkommen. Hier mit der Ausrede, es gäbe im ICD-Behandlungsschlüssel nunmal keine entsprechende Diagnose.

Terre des Femmes und das Familienplanungszentrum Balance haben deshalb eine Petition an den Bundesgesundheitsminister gestartet, um hier für Abhilfe zu sorgen.

>>> Die Petition kann auch online unterschrieben werden! Danke!

Saturday, May 22 2010

Zwitter @ Lesbenfrühlingstreffen 2010 - Workshop mit Diana Hartmann

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Gestern war sie zu Gast in der Sendung Nachtcafé (neu:
>>>
Videolink, Kommentar & Transkript) – heute hält Diana Hartmann einen 3-teiligen Workshop zum Thema am diesjährigen >>> Lesbenfrühlingstreffen im Hamburg:

Intersexualität – Krankenaktenzeichen xx xox xxy ungelöst, das Leben zwischen den anerkannten Geschlechtern

1. Was ist Intersexualität – eine Stunde der Aufklärung
2. Intersexuelle in der Geschichte damals und heute
3. Menschenrechte auch für Zwitter 

Der Workshop findet statt im Themenblock "Tabus in der Lesbenszene", in einem weiteren Workshop dieser Rubrik geht es übrigens um "Bärtige und haarige Frauen".

Kommentar: Zwitter sind Menschen wie alle anderen auch. Sie fühlen sich als (eher) Frauen, als (eher) Männer, als etwas dazwischen oder nochmals anders. (Manche Zwitter fühlen sich gar ausdrücklich als Zwitter – als weibliche Zwitter, als männliche Zwitter, oder einfach "nur" als Zwitter.) Ungeachtet dessen stehen die einen Zwitter auf Frauen, die anderen auf Männer, auf beide, (auch) auf Zwitter – usw. 

Ob zwangsoperiert oder nicht: Sowohl in der Hetero- wie auch in der Lesben- und Schwulenszene beklagen sich manche Zwitter darüber, dass sie von den "reinrassigen" Frauen und Männern wegen ihrer körperlichen Besonderheiten ausgegrenzt werden – auch sexuell und in der Liebe.

Umso schöner, dass das Lesbenpfingsttreffen 2010 mit diesem Workshop von Diana Hartmann einen aktiven Beitrag leistet für mehr Toleranz, gegen das Zwitter-Tabu und gegen Stigmatisierung. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Danke!

Siehe auch:
- Mit der Hoffnung im Herzen
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 

Thursday, May 20 2010

Sportprofessor: Athletikverbänden geht es ums Image, nicht um Fairness; Caster Semenyas Rechte werden unter den Teppich gekehrt (XVI)

>>> Nachtrag

IOC IAAF: Intersex - Guilty by SuspicionTimothy "Tim" Noakes von der Universität Kapstadt (Südafrika), Mitbegründer des Sports Science Institute of South Africa und der Olympic Science Academy des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), redet Klartext und erregt damit weltweites Aufsehen.

Auftakt war ein Interview mit Tim Noakes in der südafrikanischen Sunday Times vom 15.5.10 (englisch), publiziert unter dem Titel "Caster 'ein Opfer von Image Management'". Darin führte er aus, seiner Meinung nach würden intersexuelle Athletinnen von Verbänden wie dem Internationalen Athletikverband IAAF und dem Olympischen Komitee IOC von Wettkämpfen ausgeschlossen, um das Image des Sports zu schützen, und nicht wegen bewiesener unfairer Vorteile der intersexuellen Athletinnen:

"Insgesamt 8 intersexuelle Frauen wurden bisher von Wettkämpfen ausgeschlossen – soviel ich weiss mit der Warnung, dass sie öffentlich blossgestellt würden, sollten sie es wagen, einen Wirbel daraus zu machen. Es sieht deshalb danach aus, dass es nicht um athletische Vorteile geht, sondern darum, die Olympischen Spiele [von intersexuellen Athletinnen,] von unerwünschten Verwicklungen freizuhalten. Das sendet die Botschaft aus, dass Frauen tun müssen, was Männer sagen, und wenn dabei acht Athletinnen geopfert werden müssen, so sei es, was ich beunruhigend finde."

"Meiner Ansicht nach sollte Caster Semenya rennen dürfen. Sie rennt nicht so schnell wie die Männer, und noch nicht einmal so schnell wie andere Frauen. Wenn sie jedoch 1:41 rennen würde [der Rekord für Männer], dann hätten wir ein Problem."

Tim Noakes kritisierte auch die Mokgadi Caster Semenya und anderen "verdächtigten Athletinnen" aufgezwungenen, willkürlichen Geschlechtstests:

"Es gibt keinen einzigen Test, der zeigen kann, ob jemand mehr männlich oder weiblich ist. Für mich ist es falsch, solchen Athletinnen Hormonbehandlungen aufzuzwingen [wie dies anscheinend bei Caster Semenya der Fall sein soll]. Ich glaube nicht, dass die acht früheren Athletinnen respektvoll behandelt wurden, und ich glaube, die südafrikanischen Sportchefs taten gut daran, dem IAAF gegenüber nicht klein beizugeben."

Weiter argumentierte Tim Noakes, im Sport seien manche genetische Besonderheiten gängig, und führte das Beispiel von Usain Bolt an, der zusammen mit Michael Phelps auch von anderen ExpertInnen oft als Beispiel für Sportler mit genetischen Besonderheiten angeführt wird.

Gestern 19.5.10 wurde diese Meldung u.a. auch vom der englischen Zeitung "Telegraph" sowie von der kanadischen "National Post" aufgegriffen. Dabei verschäfte Tim Noakes seine Kritik, indem er beifügte, Caster Semenyas Rechte würden "unter den Teppich gekehrt".

Gleichzeitig erschienen am 19.5.10 englischsprachige Meldungen, wonach die die englische Sprinterin Jenny Meadows sich mit Caster Semenya solidarisierte und nicht zum ersten Mal das ungebührlich lange Lavieren des IAAF kritisierte. Meadows gab weiter zu Protokoll, dass sie gegen Caster Semenya antreten würde, jedoch wisse sie von einigen anderen Weltklasse-Läuferinnen, dass diese bei einer Rückkehr von Caster Semenya planen, Wettkämpfe zu boykottieren (u.a. London Times, Times Südafrika, SkySports, UKPA-Agenturmeldung).

Heute 20.5.10 fanden die Zitate von Tim Noakes vereinzelt auch ihren Weg in deutschsprachige Pressemeldungen, etwa bei diePresse.com und bei dieStandard.at.

Gleichzeitig gab der südafrikanische Sportminister bekannt, die Entscheidung für Caster Semenyas Rückkehr werde innerhalb der nächsten 3 Wochen fallen, was aktuell auch als deutschsprachige SID-Agenturmeldung verbreitet wird.

Nachtrag: Der südafrikanische Läufer Oscar Pistirius solidarisierte sich in einem Interview auf Scotsman.com (englisch) ebenfalls mit Caster Semenya: "Das Schlimmste ist vorbei für sie, sie hat einen starken Charakter und ich bin sicher, sie wird es überstehen. [...] Es tut mir Leid für sie, wei dies alles gelaufen ist."

>>> Bitte unterschreibt die Petition an das IOC!

>>> Zwitter im Sport: IOC und IAAF leugnen Verantwortung

>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"

>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!   
- Caster Semenya verzichtet vorläufig auf Klage (XIII)
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt" (IV) 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Tuesday, May 18 2010

Zwitter @ Nachtcafé Fr 21.5.10 22h SWR mit Diana Hartmann

>>> Videostream     >>> Kommentar von Nella (unten Nachtrag 2)    >>> Transkript

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!  

Am kommenden Freitag ist Diana Hartmann aus Hamburg zu Gast bei Wieland Backes in der beliebten Sendung Nachtcafé (Wiederholung: Sa 22.5.10 12:20h, sowie auch online auf http://www.swr.de/nachtcafe/). Diana ist den letzten Monaten schon mehrfach an die Öffentlichkeit getreten und betreibt das InterArchiv.

Laut der Ankündigung bei SWR steht die Sendung unter dem Titel "Ausserhalb der Norm", was in der Regel erstmal Befürchtungen um die leider nicht nur in den Medien üblichen, politisch verhängnisvollen Vermischungen / "Verwechslungen" aufkommen lässt. Trotzdem kann diesbezüglich Entwarnung gegeben werden, handelt es sich bei den übrigen 5 Gästen diesmal nicht um die "üblichen Verdächtigten".

Diana zu ihrem Auftritt:

"Meine  Motivation und mein Anliegen ist es, die nachfolgende/n Generation/en  von den OP-Tischen runter zu bekommen - und zwar noch in diesem Leben. Ich glaube, dass wir dieses Ziel nur mit Hilfe einer breiten Öffentlichkeit erreichen können."

Wir gratulieren und sind gespannt!

Nachtrag 1: Das >>> Video zur Sendung ist jetzt online! Die Beiträge von Diana Hartmann sind ab 08:14, 15:00 und 59:00.

Nachtrag 2 – Kommentar zur Sendung von Nella:

Diana redet Klartext und verwendet das Wort Zwangsoperationen. Schade nur, dass sie nicht expliziter erwähnt hat, dass im Gegensatz zu ihr die meisten Zwitter zwangsoperiert werden und ihr Leben lang psychisch und physisch darunter leiden.

Aber ansonsten finde ich, dass sie es toll gemacht hat, berührend und mutig. Es hat mich zu Tränen gerührt, wohl einerseits, weil ich selber ein Zwitter bin, aber auch, weil ich weiss, wie es ist, wenn man damit an die Medien geht, puh ...

Nachtrag 3: >>> Transkript zur Sendung 

Siehe auch:
- Zwitter @ Lesbenfrühlingstreffen 2010 - Workshop mit Diana Hartmann

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