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Monday, February 16 2015

2007: Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Intersex-Kindern - wie lange noch?!

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[ Reloaded ]    Seit 1999 ist Kolumbien unverändert das einzige Land, das IGM-Praktiken wenigstens ansatzweise explizit verbietet ... Wie lange noch?!

Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond, Hamburg 30.01.2008

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In einem Vortrag "Gesetzliche und ethische Probleme bei der Behandlung von Kindern und Heranwachsenden mit Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung" an der juristischen Fakultät der Victoria University in Neuseeland forderte Prof. Dr. Milton Diamond (Hawaii, Pacific Center for Sex and Society) explizit ein gesetzliches Verbot der genitalen Zwangsoperationen an Zwitterkindern und rief konkret zu entsprechenden Gesetzesänderungen auf. Aus einem >>> englischen Bericht aus LawTalk (2007), dem Onlinemagazin des neuseeländischen Anwaltsverbandes:

Ändert das Gesetz, um Genitaloperationen an Kindern zu verbieten, sagt Professor

Geschlechtsangleichende Operationen sollten nicht an Kindern durchgeführt werden, sagte Dr. Diamond an einem öffentlichen Vortrag. [...]

"Die informierte Zustimmung muss durch die betroffene Person erfolgen - durch das Kind", sagte er. "Eltern sollten nicht das Recht haben, dem Kind etwas wegzunehmen, was wir das Recht auf eine offene Zukunft nennen. Es geht darum, das Selbstbestimmungsrecht des Kindes zu schützen."

Im Anschluss an seine Vorlesung sprach Dr. Diamond mit LawTalk darüber, was dies für das Gesetz bedeutet.

Zum jetzigen Zeitpunkt, sagte er, können die Mediziner tun und lassen, was sie wollen, vonnöten wäre eine Gesetzesänderung, dass sie keine Operationen mehr vornehmen dürfen ohne die informierte Zustimmung des Patienten selbst." [...]

Wie sollte also das Gesetz geändert werden? Sollten geschlechtsangleichende Operationen ohne informierte Zustimmung unter Strafe gestellt werden, oder sollte dies etwas sein, wofür Mediziner von ihren eigenen Verbänden disziplinarisch gemassregelt werden sollten?

"Beides", sagte Dr. Diamond. "Was immer es braucht, damit es aufhört. Ich will nicht, dass es weiter geschieht." [...] "Es handelt sich um ein Menschenrechtsanliegen." [...]

[Nach dem Break:] Milton Diamond äusserte sich auch zum Thema Krebslüge & Zwangskastrationen an Zwittern:

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Wednesday, July 9 2014

LIVEBLOG Intersex-Fachtagung Hamburg 09.07.2014

09:50 Die Flugblätter alle weg wie warme Semmeln ...

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Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen!Yours truly a.k.a. Markus Bauer war für Zwischengeschlecht.org in Hamburg und bloggte Intersex-Relevantes live aus der Fachtagung.
>>> PM Zwischengeschlecht.org 08.07.2014  
>>> Flugblatt zur Fachtagung 
>>> Programm der Veranstaltung (PDF)
>>> Hamburg, Ort von Intersex-Verstümmelungen

Nachtrag 18:03 Beim Stehempfang ergab sich Gelegenheit zu weiterem Austausch mit Tagungsteilnermer_innen u.a. von Ver.di und Amnesty, und Gelegenheit zu einem Gespräch mit Timo Nieder. Als Reaktion auf seine vorherige Bemerkung, er kenne keine Operateure im UKE, hatte ihn bereits jemand mit einem Ausdruck der erwähnten Senatsantworten auf eine Kleine Anfrage von 2013 versorgt :-), und er erklärte, er wolle sich schlau machen, auch betreffend "Hypospadiekorrekturen"

17:28 Die Fachtagung ist zu Ende. Immerhin konnte erreicht werden, dass Intersex-Genitalverstümmelungen (im Gegensatz zur Programmankündigung) mehrfach thematisiert wurden. Dafür allen Beteiligten ein herzliches Danke! Was nun konkret weiter wird oder eben nicht, muss sich zeigen. Leider stehen traditionsgemäß in Hamburg dafür die Zeichen nicht nur gut ... (dieser Blog berichtete). Es braucht weiterhin öffentlichen Druck auf allen Kanälen!

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Tuesday, January 14 2014

LIVEBLOG "1. Niedersächsischer Fachtag 'Intersexualität'", Hannover 14.01.2014

Bild: Am livebloggen aus dem "Haus der Jugend" auf SAT 1 Regional, 14.01.2014

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Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen! Yours truly a.k.a. Markus Bauer ist für Zwischengeschlecht.org in Hannover und wird für diesen Blog live vom Fachtag berichten.
>>> PM Zwischengeschlecht.org 13.01.2014  
>>>
Programm der Veranstaltung
>>> heutige PM des Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration 

>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

16:24  Zum Ausklang singt Hermaphrodit Müller Zwitterlieder – und ja, jetzt kommt's: "Kann ein Zwitter Sünde sein? Darf ihn niemand kennen? Ach, das wäre schad. [...] Ach, das wäre dumm. [...] Niemand darf den Zwitter morden!" :-)

16:22  Verabschiedung durch Hans Hengelein: Persönliche Parallele: Kinderlähmung – hatte sich mit 14 aus der medizinischen Autorität emanzipiert und nur noch in Anspruch genommen, was er auch brauchte. Bezüglich Fortbildung gar keine Hilfe erhalten. 2 physiotherapeutische Schulen in den 70er Jahren – Kinder werden zwischen Therapietheorien zerrieben. Was ist Normalität? Es braucht Beratung auf Augenhöhe. Dankt für interessante Diskussionen. Hofft auf interdisziplinären Ansatz für Zukunft.

16:15  Zusammenfassung Workshop 1 "Was intersexuelle Kinder und ihre Familien brauchen". Wichtigste Punkte:
2. ZEIT
3. Fortgebildetes Fachpersonal (Hebammen, Psycholog_innen, Ärzt_innen)
4. Beratungsangebote, die individuellen Bedürfnissen gerecht werden (Peerberatung, psychologische Beratung, Printmedien)
[Wer definiert Kindeswohl?]

16:05  Zusammenfassung Workshop 2 "Medizinische Versorgung: Wie viel Behandlung ist nötig und ethisch und medizinisch vertretbar? Positionssuche nach der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates". Die wichtigsten Punkte:
- Welche Normalitätsbegriffe sind in der Medizin vorherrschend? Spannbreite gesund—krank? Wie wird das in der Ausbildung vermittelt.
- In welchem Lenbensalter spielt Medizin eine Rolle (Geburt, Pubertät, Erwachsenenalter).
- Einbezug von Selbsthilfegruppen und Interdisziplinären Teams in Beratung. Nachtrag Diskussion: Peer Support muss Betroffene beinhalten, nicht nur Eltern.
- Einwilligungsfähigkeit abwarten/herstellen, OPs nur bei aktueller medizinischer Notwendigkeit.
- Dialog fortsetzen.

15:50  Zusammenfassung Workshop 3 "Menschenrechte" [mit Ergänzungen von yours truly in eckigen Klammern]. Die 5 wichtigsten Punkte:
1. Körperliche Unversehrtheit – keine [medizinisch nicht notwendige] OP ohne Einwilligung der Betroffenen. Vergangenheit muss aufgearbeitet werden: Datenerfassung und Monitoring! [Wer ist politisch zuständig für Krankenhäuser? Wer finanziert die Operationen? Wie können solche Daten endlich seriös erfasst und offengelegt werden?]
2. Personenstandrecht weiter verbessern.
3. Bildungsbedürfnis besteht.
4. Diskriminierung on Intersexen im Leistungssport. [Beispiele aus Niedersachsen: Diskriminierung im Sport: Niedersachsen CAIS Handballerin (gonadektomiert), sollte in Länderliga aufgenommen werden, musste zu Geschlechtstest antreten, war so demütigend, dass sie in Kreisliga zurückging. Kleiner Mann (Klinefelter) wurde aus Fussballverein ausgeschlossen.]
5. Debatte um Konflikte bei Grundrechten [ging mehr allgemein um Geschlecht und weniger um Intersexe].

15:40  Gleich geht's mit ein bisschen Verspätung weiter mit den Berichten aus den Workshops.

13:50  Es geht nun in die Workshops, Bericht folgt.

13:44  Fragerunde an Lucie Veith: Frage Claudia Lohrenscheidt: Was sind die Selbsthifestrukturen, wie soll das Geld verwendet werden? Antwort Veith: Peer Support bis heute immer ehrenamtlich. Möchten 2 Teilzeitstellen schaffen (mobiles Team), Onlineberatung, Selbsthilfetreffen. Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org): Die Homeage der hiesigen Kinderchirurgie behauptet unter Angeborene Fehlbildungen bei Früh- und Neugeborenen: "Deshalb pflegen wir den Kontakt zu den entsprechenden Selbsthilfegruppen und stellen ihn rechtzeitig her." Hat der Verein Kontakte zur hiesigen Klinik, gibt es Anfragen? Lucie Veith: Keine Kontakte, das Schutzbehauptungen. Es gibt aktuell einen tiefen Graben. Frau Caluich (?), Jugendamt: Kontakte zu Kommunen? Veith: Thema oft gar noch nicht angekommen, baucht Informationen.

13:34  Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) dankt den anwesenden VertreterInnen von Regierung und Parlament. Intersexe werden in der Ganzen Bundesrepublik diskrimniert – auch in Niedersachsen. 30 Intersex-Neugeborene pro Jahr in Niedersachsen, 14 davon mit "uneindeutigem" Genitale. Bis zum heutigen Tage werden operationen ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt, mit lebenslangen Folgen dieser "Verstümmelungen". Fordert Wandel und Kontrolle zur Beendigung dieser Menschenrechtsverletzungen. Erklärt sexuelle Differenzierung. Intersexe leben oft unerkannt und werden unsichtbar gemacht. Erwähnt PStG 22(3) – was ist mit den Intersex-Kindern, die bei der Geburt nicht erkannt werden, mit denen, die vor dem 1.11.13 geboren wurden, was ist mit den verstümmelten Erwachsenen? Laut BGB haben Eltern kein Recht, in eine Verstümmelung ihrer Kinder einzuwilligen – warum wird das zugelassen? International werden die Behandlungen als unmenschlich bewertet (Sonderberichterstatter über Folter). Verpflichtungen der UN gegenüber der BRD müssen auch in Niedersachsen umgesetzt werden. Intersexe sind gleichberechtigte BürgerInnen inkl. Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper. Eine bloße Willenserklärung der Landesregierung reicht nicht aus. Mind. 2 Kinder pro Monat verlieren in Niedersachsen ihre körperliche Atonomie. Es braucht Aufklärung. Es braucht Beratung der Betroffenen sowie An- und Zugehörigen durch Menschen, die in den gleichen Schuhen stehen (Peer Support). Hat Elisabeth Müller inen Anspuch, mit "Hermaphrodit" angesprochen zu werden? Was ist mit Geschlechtergerechtigkeit für Intersexe? Was ist mit den Opfern der Zwangsbehandlungen? Fordert Aufarbeitung in den Universitäten, in Justiz und Politik, damit Gerechtigkeit hergestellt wird. Fordert ein sofortiges Ende der Operationen. Intersexe wollen keinen Sonderstatus, sondern Gleichberechtigung und Schutz vor Übergriffen.

13:06  Sozialministerin Cornelia Rundt hielt fest, dass das Thema immer noch wenig Raum im öffentlichen Bewusstsein hat. Erwähnt das Preussische Landrecht - "waren schon mal weiter". Spricht von einer "bleiernen Zeit", wollen beitragen, diese zu überwinden. Erwähnt Verbindungen zur NS-Medizyn. Zitiert Heinz-Jürgen Voß, dass das Verprechen der Medizyn, "unaffällige Genitalien" herzustellen um Kinder vor Hänseleien zu schützen, in der Praxis oft nicht eingelöst wird. Erwähnt 40'000 Euro Förderung für Selbsthilfegruppen, die auch auf den Koalitionsvertrag zurückgehe, Niedersachsen sei das erste Land, das Intersex Peer Groups unterstütze. Erwähnte abschließend, dass das Grundgesetz und Würde auch für Intersex-Menschen gelten muss, hofft einen Wandel auch der medizinischen Praxis einzuleiten.

12:50  Der Saal ist gut gefüllt mit ca. 80 TeilnehmenrInnen und mehreren Presseteams. Nach einem Grußwort von Hans Hengelein bringt nun Hermaphrodit Elisabeth Müller Klassisches am Flügel (den Publikumsliebling "Kann ein Zwitter Sünde sein?" also nicht, aber zum Schuss der eranstaltung hat sie einen 2. Auftritt mit "Zwitterliedern"). Hans Hengelein, der Ansprechpartner des Sozialministriums für Schwule, Intersexe und Transmenschen hielt fest, dassdie heutige Fachtagung nur ein Anfang sein soll. Laut der PM des Sozialministeriums will das Land die Selbsthilfe mit 40'000 Euro unterstützen.

>>> Pressespiegel 1. Niedersächsischer Intersex-Fachtag
>>> IGM in NDS: Wann kommen Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring?

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>>
Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben  

Tuesday, May 15 2012

Heute 15.5.12: "Intersex-Exploration" mit Diana Hartmann in Hamburg, "Das verordnete Geschlecht" mit Elisabeth Müller in Jena, "Intersex"-Tatort Premiere in Luzern

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Hamburg 12h: "Intersex Exploration" mit Diana Hartmann  

Jena 19h: "Das verordnete Geschlecht" mit Elisabeth Müller 

Luzern 20:15h: "Tatort"-Premiere um ermordeten Verstümmler

>>> "Intersex"-Veranstaltungen an Unis - Aufruf zu Solidarität!
>>> "Intersex"-Tatort "Skalpell" um ermordeten Kinderchirurgen

Friday, March 23 2012

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) in Kinderkliniken: Typische Diagnosen und Eingriffe

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Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012
 

Ausgeliefert! INHALT:
1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen"
       a) IGM 1: "Hypospadiekorrekturen"
       b) IGM 2: Klitorisamputationen / "Vaginalplastiken"
       c) IGM 3: Kastrationen
       d) Anlegen "Neovagina"
       e) Brustamputationen   f) "Hodenverlagerungen"
2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung
3.  Es wird unbeirrt weiterverstümmelt!
4.  Es geht um Genitalverstümmelung und Folter,
     NICHT um "Geschlecht"
5.  Medizyngeschichte u. "Krankheits"-Bezeichnungen
 

Zwischengeschlecht.org on FacebookGegen Zwitter-Tabu, Schweigegebote und Erpressung! 
Intersex-GenitalverstümmlerInnen sind zum möglichst ungestörten Weiterverstümmeln dringend darauf angewiesen, dass nicht über Intersex-Genitalverstümmelungen (IGMs) geredet wird. Und falls doch, dann nicht im Detail, und immer nur über einzelne wenige, aber nie über alle.

  

1.  Die häufigsten kosmetischen "Genitalkorrekturen" & ihre Diagnosen

a)  IGM 1: Harnröhrenverlegung, Hypospadiekorrektur – Hypospadie, Fehlbildungen der Harnröhre: Harnröhrenausgang liegt irgendwo zwischen Penisspitze und Hodensack, ev. in Verbindung mit Bauchhoden und/oder (Partieller) Androgenresistenz ((P)AIS) (siehe unten). Klassische "vermännlichende Genitalkorrektur", der Penis wird auseinandergeschnitten und es wird versucht, eine künstliche Harnröhre u.a. aus Vorhaut oder Mundschleimhaut zu konstruieren mit Ausgang an der Penisspitze; z.T. in Verbindng mit zusätzlicher "Penisaufrichtung". Sehr hohe Komplikationsraten, offizielle Diagnose für hoffnunglos Kaputtoperierte: „Hypospadie Krüppel“ [Warnung!].
"Hypospadie" ist mittlerweile die wohl häufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen im Kindesalter. Die neueste AWMF-Leitlinie 006/026 (Evidenzstufe 1  = niedrigste) empfiehlt ausdrücklich Operationen auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen.“ Die meisten Kliniken empfehlen frühe OPs z.B. „zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat“.
  • Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom"
  • Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie"  
  • Erich Marti: "Operiertes Geschlechtsteil extrem berührungsempfindlich"
  • Erfahrungsberichte: "Sehr taube Eichel nach Op" vs. "unbehandelt gut leben"

  
b
IGM 2: Klitorisamputation, Klitorisreduktionsplastik, Scheidenerweiterungsplastiken – Klitorishypertrophie, Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH), Androgenresistenz (AIS): Erscheinungsform des äußeren Genitals "zwischen" Klitoris und Penis, je nach Betrachtungsweise "vergrößerte Klitoris" oder "Mikropenis mit Hypospadie"; bei AGS/CAH eventuell zusätzlich "zu kleine" oder zugewachsene Scheidenöffnung, sowie bei AIS "zu kleine" oder fehlende Scheide.
bPlastische Operationen an den Genitalien Die operative Korrektur (s. S. 476 ff.) der vermännlichten Genitalien beim kongenitalen adrenogenitalen Syndrom des Mädchens ist aus mehreren Gründen indiziert, 1. um eine regelrechte Funktion der Vagina zu ermöglichen, 2. um die unangenehmen Klitoriserektionen zu verhindern, 3. um seelische Konflikte zu vermeiden, die den Mädchen aus dem Vorhandensein männlicher Attribute erwachsen können. Nach Möglichkeit soll die Operation schon vor dem vierten Lebensjahr durchgeführt werden. Bei leichteren Fällen ist lediglich die Entfernung der Klitoris erforderlich. Das Organ soll dabei exstirpiert und nicht amputiert werden, da sich sonst lästige Erektionen des zurückgebliebenen Stumpfes einstellen können. Wie HAMPSON (1956) bei einer größeren Reihe operierter Frauen festgestellt hat, leidet die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisentfernung nicht. Ist das Genitale stark vermännlicht, so muß darüberhinaus die Eröffnung des Sinus urogenitalis vorgenommen werden. Jürgen W. Bierich, in: Overzier 1961, S. 387Bis in die 1980er Jahre wurde eine "zu grosse Klitoris" oder ein "uneindeutiges Genitale" kurzerhand amputiert – unter Berufung auf medizinische Studien, die "wissenschaftlich bewiesen", das für Frauen die Klitoris für das sexuelle Empfinden unwesentlich sei. Auch bei den neueren "schonenderen" Methoden („Klitorisverkürzung“ oder „Versenkung“) droht weiterhin Verminderung oder Zerstörung der sexuellen Epfindungsfähigkeit; wird immer noch der größte Teil der zu "korrigierenden" Klitoris weggeschnitten und fortgeworfen.
Klassische "verweiblichende GenitalkorrekturOPs". Nach dem ChirurgInnenmotto „It's easier to dig a hole than to build a pole“ ("Es ist einfacher, ein Loch zu graben als einen Mast zu bauen") wurden bis Anfang des 21. Jahrhunderts die meisten Kinder mit "atypischen" Genitalien zu Mädchen gemacht“.
"Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH)" ist die wohl zweithäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen. Die aktuelle AWMF-Leitlinie 027/047 (Evidenzstufe 1 = niedrigste) empfiehlt unter „Operative Therapie“: „[...] Die chirurgische Korrektur umfasst die Klitorisreduktionsplastik unter Schonung des Gefäß-Nervenbündels, die Labienplastik und die Vaginalerweiterungsplastik. In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“
Im Kindesalter durchgeführte "Vaginalplastiken" müssen oft regelmäßig gedehnt werden ("bougiert") – für die Betroffenen schmerzhaft und traumatisierend. Bei Partieller Androgenresistenz (PAIS) ist gar das "Anlegen" einer Neovagina notwendig (s.a. unten).
  • Daniela "Nella" Truffer: "Ein Leben aus der Krankenakte"
  • Alex Jürgen: "Meine Geschichte" 
  • "Michel Reiter, intersexuell" 

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

DOKUMENTATION
>>> Kosmetische Klitorisamputationen (PDF)
in Kinderspital Zürich und Inselspital Bern
mit Belegen aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bis heute vor jeglicher Verantwortung drücken. 

  
c) 
IGM 3: Kastration, Gonadektomie – Komplette Androgenresistenz (CAIS), Androgenresistenz (AIS), Bauchhoden / Adrenogenitales Syndrom (AGS/CAH) / Hermaphroditismus verus: Bei Kompletter Androgenresistenz (CAIS) sowie bei "feminisierender Genitalkorrektur" bei AIS werden die gesunden hormonproduzierenden Hoden chirurgisch aus Bauchraum, Leisten oder Schamlippen entfernt und weggeschmissen – mit allen lebenslangen Folgen einer Kastration. Zusätzlich werden Überlebende oft von Behörden und Krankenkassen gewungen, lebensnotwendige adäquate Ersatzhormone aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Dies ist die wohl dritthäufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen.
Bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" werden männlich zugewiesenen XX-Betroffenen oft Eierstöcke und Gebärmutter entfernt.
Bei "echten Hermaphroditen", die Eierstöcke und Hoden oder Mischgewebe aufweisen, wird meist alles entfernt, was nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht "übereinstimmt".
  • Katrin Ann Kunze: "Die Legende vom besonderen Kind" 
  • Elisabeth Müller: "Ein Zwitter ist nicht per se krank"
  • Fakten zu Kastrationsfolgen und zum angeblichen Krebsrisiko bei (C)AIS

   
d) Anlegen Neovagina – Vaginalaplasie, Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), Komplette Androgenresistenz (CAIS), Partielle Androgenresistenz (PAIS):
Vagina nicht vorhanden oder nur "kurz", chirurgisches Anlegen einer künstlichen Vagina, ausgekleidet mit transplantierter Haut oder Darm, zunehmend laparoskopische 'Einbuchtungs-/"Dehnungs"methoden' – im Kindesalter unnötig, traumatisierend und ohne Einwilligung der betroffenen Person.
  

e) Mastektomie, Brustamputation – Klinefelter-Syndrom ("XXY"):
Chirurgische Entfernung von Brüsten bei männlich Zugewiesenen, meist in der Pubertät sobald es "auffällt". Oft bei XXY-Menschen, und ohne informierte Einwilligung der Betroffenen.

   
f) Orchidopexie, Hodenverlagerung – Androgenresistenz (AIS), Kryptorchismus, Bauchhoden: Bei "maskulinisierenden Korrekturen" werden nicht abgestiegene Hoden versucht chirurgisch in den Hodensack zu verlegen und ggf. dort anzunähen – erwachsene Betroffene beklagen bleibende Schmerzen, etwa beim Joggen oder beim Sex, und uneingewilligte Fertilisierungsexperimente ohne Evidenz. Mittlerweile gibt es auch medizinische Studien, wonach Bauchhoden fertile Spermien produzieren können.

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents      
  

2.  Weitere kosmetische Eingriffe / Abgrenzung

Obige Auflistung ist alles andere als abschließend. Bei den genannten Diagnosen nicht aufgeführte und ggf. weitere Eingriffe im Zusammenhang mit "atypischen Genitalien" müssen zwar nicht in jedem Fall kosmetisch sein: Zum Beispiel bei Verengungen oder Verschlüssen der Harnröhre ist ein ggf. chirurgisches Ermöglichen des Harnabflusses medizinisch klar notwendig, ebenso bei "AGS/CAH" mit Salzverlust entsprechende medikamentöse Cortisol-Substitution. Auch bei "klassischem AGS/CAH ohne Salzverlust" verhindert Cortisol-Substitution Kleinwuchs und vorzeitige Pubertät und stärkt das Recht der betroffenen Kinder auf eine offene Zukunft.

Chirurgische "Genitalkorrekturen" und "Harnröhrenverlegungen" im Kindesalter sind dagegen – wie die MedizynerInnen immer mal wieder selbst zugeben, vgl. Abbildung unten – medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen aus „ästhetischen“ oder „psychosozialen“ Gründen und werden letztlich nicht für das Kind gemacht, sondern "zur Beruhigung" der meist überforderten und von den MedizynerInnen zusätzlich unter Druck gesetzten Eltern; dasselbe gilt auch z.B. für Brustamputationen (Mastektomien) bei "Jungen", für experimentelle pränatale Dexamethason-"Therapien" bei vermuteten "AGS-Mädchen" zur "Verhinderung eines vergrößerten Klitoris", usw.

Infolge der zunehmender Pränataldignostik gewinnt zudem die Problematik der seit 1972 zugelassenen selektiven (Spät)-Abtreibungen von Kindern wegen „Gefahr intersexueller Mißbildungen“ stetig an Bedeutung.

Weitere nicht-chirurgische typische IGM-Praktiken sind Medizinische Zurschaustellung und unötige, wiederholte Genitaluntersuchungen und -Forografien. Der CRC-Schattenbericht listet insgesamt 17 gebräuchliche IGM-Praktiken und -Formen.

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

3.  Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz:
     In den Kinderkliniken wird unbeirrt weiterverstümmelt!

"Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert." – Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen in der Öffentlichkeit regelmäßig, in hiesigen Kinderkliniken würde seit langem nicht mehr kosmetisch "genitalkorrigiert", diese Praxis sei wahlweise schon seit den 1970er oder spätestens seit den 1990er Jahren "Vergangenheit" (Hauptsache, immer mindestens seit Ablauf der absoluten Verjährung). Medien und verantwortliche PolitikerInnen plappern dies immer wieder unüberprüft nach.

Tatsache bleibt: Auch im 21. Jahrhundert werden unverändert 90% aller betroffenen Kinder durchschnittlich mehrfach kosmetische genitalverstümmelt – mehr als die Hälfte davon, bevor sie nur schon 3 Jahre alt sind! Siehe nachfolgende aktuelle Statistik aus der weltweit bisher größten Zwitterstudie, erfasst von den TäterInnen selbst:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert. 87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert. 91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert. 90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert. (BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)Quelle: "Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität: Zentrale Ergebnisse",
Vortrag 27.05.2009, Folie 6.

Auch 2014 gibt es keinerlei Anzeichen, dass sich an dieser Tasache etwas ändern würde. Die MedizynerInnen mauern weiter, versprechen das Blaue vom Himmel, und weigern sich unverändert Ausmass und Umfang von Genitaleingriffen an betroffenen Kindern offen zu legen. Werden ausnahmsweise trotzdem Zahlen öffentlich bekannt, zeigen sie höchstens "saisonale Schwankungen"  – aus nahe liegenden Gründen:  
 

4.  Es geht um Genitalverstümmelung, Folter und unmenschliche
     Behandlung, NICHT um "Geschlecht"

"Diese Genitalkorrektur ist etwas gaanz anderes!" - Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik behaupten MedizynerInnen seit langem, "Hypospadiekorrekturen" seien etwas "gaanz anderes" als "feminisierende Korrektur-OPs" und wollen erstere mit dieser "Begründung" aus der aktuellen ethischen und rechtlichen Diskussion über medizinisch nicht notwendige, kosmetische "Genitalkorrekturen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen ausklammern.

Ebenso seien auch "Klitorisreduktionen" bei "Adrenogenitalem Syndrom (AGS/CAH)" aus der Diskussion auszuklammern, da es sich dabei "nur" um „geschlechtsangleichende“, „geschlechtsbestätigende“ oder „geschlechtsvereindeutigende“ "Klitorisreduktionen" handle, jedoch nicht um „geschlechtszuweisende“, „geschlechtzuordnende“ oder „geschlechtsverändernde“, und somit um etwas "gaanz anderes"! 

Dadurch soll letztlich nur noch ein verschwindend kleiner Bruchteil aller medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" überhaupt problematisiert werden dürfen.

"Und diejenigen 20-25 wirklich ganz echten Hermaphroditen pro Jahr, die dann noch übrig bleiben, operieren wir nämlich schon lange nicht mehr! Schon seit Jahrzehnten! Ehrlich!" (vgl. oben 3.)

Betroffenenorganisationen halten demgegenüber seit jeher fest, dass diese Argumentationen letztlich dem Eigennutz und den finanziellen Interessen der BehandlerInnen entspringen und inhaltlich wie auch historisch unzutreffend sind.

Betroffene weltweit stellen demgegenüber das Recht auf körperliche Unversehrtheit ALLER Betroffenen von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen ins Zentrum, und verurteilen ALLE medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" an Kindern mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen als menschenrechtswidrige Westliche Form der Genitalverstümmelung (IGM) und Folter und unmenschliche Behandlung.

(Zur Kritik an "Definitionstricksereien" durch Betroffenen und ihre Verbänden in den USA seit den 1990er-Jahren vgl. Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f.; zu entsprechender Kritik aus Deutschland vgl. z.B. diese Definition der AGGPG, sowie vgl. Claudia Lang: "Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechter", 2006, S. 95-102, 221; zur Berechtigung dieser Kritik aus aus der Sicht internationaler Menschenrechtsgremien vgl. z.B. Prof. Dr. Beate Rudolf, Deutsches Institut für Menschenrechte, Fachgespräch Bundestags-Familienausschuss.)

>>> "Schädliche Praxis" und "Gewalt": UN-Kinderrechtsausschuss verurteilt IGM
>>> "Unmenschliche Behandlung": UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt IGM
>>> UN-Menschenrechtsausschuss (HRCttee) untersucht IGM-Praktiken

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden zudem von den MedizynerInnen selbst „Prader-Stadien“ ("zu grosse Klitoris") und „Hypospadie-Grade“ (Harnröhrenmündung nicht an der Spitze des Penis) im Klinikalltag auch heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für sog. „abnormale Genitalien“ a.k.a. „genitale Malformationen“ und deren Behandlung nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / ganzes Formular PDF):

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5.  Medizyngeschichte – Entwicklung der "Krankheits"-Bezeichnungen

„(Pseudo) Hermaphroditismushieß der medizinische Überbegriff für obige und weitere Diagnosen bis in die 1950er Jahre, gefolgt von "Intersex" im Anschluss an die Einführung systematischer "Genitalkorrekturen" an Kleinkindern.

Seit 2005 lautet die aktuelle medizinische Bezeichnung „Disorders of Sex Development (DSD) a.k.a. „Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD)“ – was die (medizinisch nicht notwendige) "Korrekturbedürftigkeit" der Betroffenen noch betont und deshalb von ihnen praktisch einhellig abgelehnt wird. 

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy

2014 NGO Report an das UN-Kinderrechtekomitee (CRC) (englisch)
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A
>>> Download PDF (3.65 MB)     >>>
Table of Contents   
  

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
in Baden-Württemberg 2014
 

• häufigste IGM-Formen  • NS-Verbrechen an Zwittern
• 60 Jahre systematische OPs an Kleinkindern
• Nachweis von IGM-Kliniken in BW
• Analyse "Aktionsplan Akzeptanz & gleiche Rechte"

>>> Dokumentation (PDF, 4.9 MB)

>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben 

>>> Medizinische Verbrechen an Kindern mit "atypischen" Genitalien
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Diskriminierung oder Verbrechen? 
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken (IGM) – eine Genealogie der Täter
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen 
>>> 1950 - Beginn der systematischen Auslöschung von Zwittern 
>>>
Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

>>> GenitalOPs an Kindern: relevante Ziffern in der CH-"Liste der Geburtsgebrechen"

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 2MB)
>>> Flugblatt mit Beispielen kosmetischer "Genitalkorrekturen" (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält IGM-Operationsfotos!

Sunday, June 26 2011

"Wollt ihr denn keine Behandlung?" - Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III)

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Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", Augsburg 5.11.

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Ein wichtiger Beitrag zur Aufrechterhaltung von gesellschaftlichem Zwittertabu und verinnerlichtem Schweigegebot der Betroffenen besteht darin, dass Betroffene und Eltern konstant und quasi reflexartig von Medizynern damit erpresst werden, es würden ihnen künftig eventuell notwendige echte Heilbehandlungen verweigert, sobald sie sich gegen medzinisch nicht notwendige Behandlungen sträuben oder gar öffentlich ihre Stimme dagegen erheben wollen.

Meiner Erfahrung nach können bzw. könnten so ziemlich alle Betroffenen von solchen impliziten oder expliziten Drohungen berichten. Kommt dazu, dass manche Betroffenen lebenslang auf medizinisch notwendige hormonelle Behandlung angewiesen sind, z.B. bei Cortisolmangel (AGS/CAH) oder nach Kastrationen.

Ein von Nella öffentlich dokumentiertes Beispiel anlässlich der 5. Jahresversammlung des "Netzwerk DSD/Intersexualität" vom 06.08.2008 in Kiel --> Programmpunkt 2 "Vorstellung und Diskussion der Selbsthilfeinitiativen zur gesundheitlichen Versorgung der IS-Betroffenen":

Claudia Kreuzer [hielt] ein kurzes Referat zu den Folgen der Fehlbehandlungen [d.h. "Substitution" mit Östrogenen nach Kastration bei AIS, obwohl Testosteron produzierende Hoden entfernt wurden]. [...] [Worauf] die Endokrinologin PD Dr. med. Dagmar l'Allemand-Jander auf Claudias Ausführungen nichts Gescheiteres zu tun hat, als Intersexualität mit anderen chronischen Krankheiten zu vergleichen, die doch auch lebenslanger Behandlung bedürfen.

Auf Claudias Aufforderung, doch bitte zu erklären, was mit einem gonadektomierten XY-Zwitter geschieht, wenn er in der Pubertät mit Östrogenen 'therapiert' wird, weiss Dr. l'Allemand nichts zu antworten, ausser ein schnippisches: "Wollt ihr denn keine Behandlung?"

Ich weiss von vielen Betroffenen und Eltern, dass solche (re)traumatisierende Drohungen auch in "Behandlungsgesprächen" permanent fallen. Die Auswirkungen auf die Adressaten kann sich wohl jedeR, der/die noch einen Funken von Mitgefühl sein/ihr eigen nennt, zumindest ansatzweise selber vorstellen.

Da manche Formen von "Intersexualität" und "atypischen Genitalien" genetisch bedingt verwandtschaftlich gehäuft auftreten, erstrecken sich Geheimhaltungsdruck und Drohungen durch die Medizyner oft über mehrere Generationen und quer über ganze Familienverbände. Hier kommen komplexe Verdrängungsdynamiken und Maulkorbkaskaden zum spielen, wie sie auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung oder im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt an Kindern gehäuft zu Tage treten. Dort werden solche ja nunmehr langsam auch öffentlich bekannt und diskutiert. Jedoch leider bisher kaum im Zusammenhang mit Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken und "Intersexualität". Obwohl Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen seit Jahr und Tag diese und andere Parallelen unterstreichen.

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 

Siehe auch:
- Trauma, Opferrolle, Befreiung
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, April 18 2011

"Gestatten, Elisabeth Müller, Hermaphrodit" - Schenefelder Tageblatt, 18.4.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Gelungenes >>> Interview mit Elisabeth Müller + >>> redaktioneller Kommentar von Katy Krause in einer Hamburger Lokalzeitung.

Eli bringt einmal mehr Klartext:

[...] Äußerlich eine Frau, verbargen sich in der Leistengegend allerdings bei ihrer Geburt kaum sichtbare Hoden. Die wurden ihr im Alter von 24 Jahren auf Anraten eines Arztes entfernt.

Körperliches Martyrium

"Ein widerliches Pack", sagt Müller. Sie hasst Mediziner. Nachdem die funktionierenden Hoden wegen angeblich drohender Krebsgefahr entfernt wurden, begann für die Schenefelderin ein körperliches Martyrium. Die Operation und die anschließende Behandlung mit körperfremden weiblichen Hormonen machten sie krank. "Ich litt unter schweren Depressionen, Stoffwechselproblemen. Ich bekam Östrogene, das führt zu Osteoporose. Ich war chronisch krank." Nach der Kastration fällt sie in ein Loch. Aus ihrem Tief befreit sie sich selbst. Nach sieben Jahren setzt sie die Östrogene einfach ab und nimmt männliche Hormone. Körperlich geht es ihr besser. Seelisch nicht.

An Selbstmord denkt sie aber nie - anders als viele ihrer Leidensgenoss Innen. Warum? Das weiß sie nicht so genau. "Vielleicht, weil ich es durch mein eindeutiges Äußeres leichter hatte als andere Zwitter." Vielleicht, weil sie auch seit 16 Jahren einen Partner an ihrer Seite hat, der sie unterstützt. [...]

"Gott erschuf den Mann, die Frau und mich, und er hat mich so für gut befunden."

Zwar werden in Artikel und Kommentar auch Konsequenzen von öffentlichem Einstehen für "Menschenrechte auch für Zwitter" angesprochen – hier wohl aber nicht mit ganzem Klartext ...

Siehe auch:
- Interview mit Zwitter Elisabeth Müller - advaitaJournal 14
- "Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09 
- «Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09
- Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond - 30.1.08
- Alle Posts über Elisabeth Müller

Friday, February 18 2011

"Sag es niemandem!" - Das verinnerlichte Schweigegebot, Zwittertabu & Medizynermacht (II)

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1. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 12.12.07

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)

Geschlecht: ZwangsoperiertEiner der schlimmsten Feinde der Zwitterbewegung in ihrem Kampf um die Beendigung der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken ist das verinnerlichte Schweigegebot.

Traumatisierte Betroffene (und cotraumatisierte Eltern) stehen vielfach und auf allen Ebenen unter massivem (Geheimhaltungs-)Druck, und das von allem Anfang an und über Jahrzehnte:

Man hat mir nichts erklärt, man hat mich ständig angelogen oder mit Halbwahrheiten abgespiesen. Ich habe aber immer gespürt, dass etwas nicht stimmt, habe mich geschämt, denn ich wusste, dass es mit meinen Genitalien zu tun hat. Sonst würden die doch nicht ständig da hingucken und hingreifen und so besorgt und peinlich berührt tun. Ich war abartig, man musste mich verstecken, man musste meinen Körper korrigieren. Ich war immer innerlich wie gelähmt, machte mich so unsichtbar wie möglich.  Nella 

Kommt dazu: Die wenigsten Betroffenen können es gefühlsmässig überhaupt aushalten, sich direkt mit dem zu konfrontieren, was ihnen von ethisch und moralisch gestörten Pädo-MedizynerInnen an Körper und Seele angetan wurde, geschweige denn eine Konfrontation damit über längere Zeit.

Und sogar noch bei den wenigen Ausnahmezwittern und -Eltern, die sich überhaupt öffentlich über die TäterInnen und das von ihnen angerichtete Leiden äussern, führen das verinnerlichte Zwittertabu, Scham und die anhaltende Verdrängung der Demütigungen und Schmerzen im Zusammenhang mit den Zwangsbehandlungen leider immer wieder dazu, dass sie oft nur durch Auslassungen abgeschwächte bzw. geschönte Versionen dessen bekannt geben, was ihnen angetan wurde, vor allem konkret über übergriffige Worte und Taten von Medizynern.

Was es den TäterInnen und ihren HelfershelferInnen erst recht erleichtert, mit ihren immergleichen Beschönigungen und Ausreden unhinterfragt bei Medien, ParlamentarierInnen und BürgerInnen durchzukommen (womit sich gleichzeitig das traumatisierende Unrecht an den wehrlos gemachten Zwangsoperierten jedesmal noch einmal mehr wiederholt).

"Retraumatisierung" heisst dann wenig überraschend mit unschöner Regelmässigkeit der letzte Sargnagel im öffentlichen Aufbegehren von Verstümmelten gegen die heute noch täglich begangenen medizynischen Verbrechen in den Kinderspitälern. 

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

Zumindest dieser Blog weiss von keinem einzigen Zwitter, der es länger als einige wenige Jahre aushielt, den Medizynern kontinuierlich öffentlich Paroli zu bieten, ohne meist eher früher als später emotional unter die Räder zu kommen und ausgebrannt die Segel zu streichen. Wohl nicht wenige schweigen danach für immer.

Worauf die TäterInnen & Co. die Forderungen der Überlebenden einmal mehr als "Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe" usw. in der Öffentlichkeit diffamieren (womit sich das traumatisierende Unrecht gleich noch einmal mehr wiederholt).

Auf dass in den Kinderspitälern alles weiterhin schön so bleibt wie es ist, erpressen die Medizyner zusätzlich Betroffene und Eltern reflexhaft und systematisch – ganze Familien über mehrere Generationen – mit der Drohung, ihnen auch ev. benötigte ECHTE medizinische Hilfeleistungen zu verweigern, wenn sie weiter aufmucken wollen.

All dieser Druck ist weitaus mehr, als die allermeisten (durch das Schweigebot isoliert gehaltenen) Zwitter und ihr Umfeld auf Dauer je aushalten können. Die wenigsten können es nur schon ertragen, wenn andere Zwitter das Schweigegebot brechen:

[...] Wenn etwas, was uns angetan wurde, zu schrecklich ist, verdrängen wir es. Was wir nicht ertragen, blenden wir aus. Opfer sein ist schrecklich, unerträglich. Deshalb sucht jedes Opfer in seinem Täter etwas Gutes, um weniger Opfer sein zu müssen. Deshalb kommen die meisten Täter ungeschoren davon. Und wenn doch ein Opfer einmal aufsteht und die unerträgliche Wahrheit heraus schreit und die Täter anklagt, dann sind die anderen Opfer die ersten, die es zum Schweigen bringen wollen. [...] 
Nella: "Stockholm under Water"

Umso wichtiger, dass empathische Nichtzwitter den Kampf der Verstümmelten gegen ihre PeinigerInnnen und für die Unversehrtheit der kommenden Generationen aktiv solidarisch unterstützen!

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III) 

Siehe auch:
- Trauma, Opferrolle, Befreiung
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, January 31 2011

Zwittertabu & Medizynermacht (I)

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Proteste gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGKJ 2010", Potsdam 16.-18.9.

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

Der stärkste Verbündete der zwangsbehandelnden Pädo-Medizyner ist und bleibt das sogenannte Zwittertabu:

So lange die breite Öffentlichkeit weiterhin ahnungslos darüber bleibt, dass es

a) Zwitter allgemein überhaupt real gibt, sowie
b) über die an ihnen in den Kinderspitälern tagtäglich verübten medizynischen Verbrechen im Speziellen,

ebenso lange werden die Medizyner & ihre Helfershelfer ungestört nach Lust und Laune weiter verstümmeln können.

(Zumal die Zwangsoperationen auch für die Kinderkliniken selbst ebenfalls Mal für Mal einen hübschen Gewinn abwerfen.)

Umgekehrt gilt: Sobald mehr als die Hälfte der "Menschen auf der Strasse" wissen, dass Zwitter a) real und zuhauf existieren, und was b) in den Kinderkliniken konkret mit ihnen geschieht, wird dies das Ende der Genitalverstümmelungen und sonstigen Zwangsbehandlungen einläuten.

Denn zum Glück sind Folter und Verstümmelung von wehrlosen Kleinkindern in der hiesigen Wahlbevölkerung NICHT mehrheitsfähig! Ganz im Gegensatz zu Bestrebungen zur Abschaffung solcher menschenverachtender Praktiken, wie sie in hiesigen Kinderkliniken leider nach wie vor an der Tagesordnung sind.

Sprich, sobald es gelingt, das gesellschaftliche Tabu über Zwitter und ihre "Behandlung" wirkungsvoll zu durchbrechen, wird dadurch der Druck auf die TäterInnen und ihre HelfershelferInnen insbesondere in Politik und Justiz derart wachsen, dass die Interessen der zwangsoperierten und künftigen Zwitter plötzlich eine reale politische Chance haben werden – auch gegen die nicht zu unterschätzende Macht der ethisch und moralisch herausgeforderten Pädo-MedizynerInnen & Co.

Aus diesem Grund hat für die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über die Machenschaften der GenitalabschneiderInnen einen grossen Stellenwert, und wir begrüssen entsprechende Berichterstattung in allen Medien, ausdrücklich inkl. Boulevard und ungeachtet persönlicher Vorlieben – vorausgesetzt, dass die medizynischen Verbrechen an Zwittern in der Berichterstattung angemessen erwähnt werden.

(Letzteres darf allerdings nicht dem Zufall überlassen werden, sondern muss aus verschiedenen Gründen leider bei so ziemlich allen Medien Mal für Mal durch effektive Medienarbeit erkämpft werden.)

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

Auch wenn mache Zwitter wegen des verinnerlichten Schweigegebots das Licht der Öffentlichkeit primär als Gefahr wahrnehmen: Klartext, ungeschminkte Fallberichte von Freiwilligen, TäterInnen, Taten und Tatorte öffentlich beim Namen nennen, kurz: Transparenz und Informationsfreiheit sind die mächtigsten Waffen im Kampf um die Beendigung der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken – Geheimhaltung, Maulkörbe, Geheimverhandlungen durch den Dienstboteneingang und Redeverbote spielen hingegen erwiesenermassen Mal für Mal letztlich den MedizynerInnen in die Hände.

Und nicht zuletzt: Auf einen groben Klotz gehört bekanntlich auch ein grober Keil. Sprich, ein derart mächtiges und lange bestehendes Tabu wie dasjenige über die Existenz der Zwitter und die an ihnen bis heute verübten medizynischen Verbrechen wird kaum mit Geflüster und subtilen theoretischen Aufsätzen zu knacken sein. Sondern dazu braucht es nicht zuletzt kontinuierliche, angriffige Medienarbeit und öffentlichkeitswirksame friedliche Protestaktionen (Gewaltfreie Aktion).

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 
>>>
Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III)  

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Medizinische Verbrechen an Zwittern
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, September 10 2010

Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

V.l.n.r.: Elisabeth Müller, Daniela "Nella" Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Leider verfügen bis heute die wenigsten BürgerInnen über fundiertes Wissen aus erster Hand über die in nahezu allen Kinderkliniken tagtäglich begangenen medizinischen Verbrechen an Zwittern.

Die Tabuisierung und Unsichtbarmachung der (zwangsoperierten) Zwitter trägt so ihren Teil bei, dass die Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre ungebrochen andauern.

Umso wichtiger, dass Zwitter endlich sichtbar – und auch angehört werden!

Nellas Geschichte / Tagesschau 6.7.08 (Video) / Annabelle 9/06 / Basler Zeitung 12.8.08
   SWR 08.03.12 (Video) / Kreuzer 11/2012 / Der Club 22.05.12 (Video) / Landbote 6.6.12
   Trauma, Opferrolle, Befreiung / Migros-Magazin 06.10.08 / Rundschau 19.12.07 (Video)
   NZZ-Format 05.03.11 / Sonntag / Leben & Glauben 36/2010 / Der Bund 07.08.09
Christiane Völlings Geschichte / Arte-Doku 08.08.10 (Video) / Kulturzeit 25.6.08
Michel Reiter: "Genitalverstümmelungen in Deutschland" - AGGPG (1996)
   "Genitalverstümmelungen auch in der ersten Welt" - AGGPG & GMSSN (1997)
   "Genitale Korrekturen an intersexuellen Menschen" - AGGPG (1998) 
   "Was hätten Sie denn gerne, einen Jungen oder ein Mädchen?" - Interview (1998)
   "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - AGGPG (1998)
   Zeit-Magazin 28.1.99 (O. Tolmein) / "Ein Normales Leben ermöglichen" (2000) 
   GEO Wissen 26/00 - Interview / "Medizin als Folter"- Vortrag efs 30.6.00
• Elisabeth Müller: dradio 20.3.06 / advaita 14/06 (PDF) / MDR 18.1.08 (mp3 15.1 MB)
   Hamburger Abendblatt 23.7.09 [1] / news.de 12.8.09 / ndr3 23.9.09 / Abendblatt [2]
• Ernst Bilke: "Die Wut ist gut versteckt" - Biographie mit "Hypospadie" / FAZ 15.1.03 
• Tiger Howard Devore: "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom"
"Sehr taube Eichel nach Op" vs. "unbehandelt gut leben": Erfahrungen mit Hypospadie
Katrin Ann Kunzes Geschichte / Die Zeit 00 / Freitag 44/02 / Katrin Ann Kunze †
Raphael L.s Geschichte / Aspekte, 6.6.08 / Text
Alex Jürgens Geschichte / Homepage / "Tintenfischalarm" Presseheft (DOC)  
Ins A. Krommingas Geschichte --> "Borniertheit der Toleranz" / A Story (english)
   Polylux 13.3.08 Video / Kulturzeit 25.6.08
Karim "Dusty" Merahs Geschichte / Teil 2
• A***: Flyer-Aktion 13.12.08 / Soester Anzeiger 22.11.08
• Claudia Kreuzer: Arte 4.7.02 Text / Videos / OB Netzwerk 4.9.07 / LB Die Zeit Sept. 08
• Lucie Veith: Tagesschau 23.02.12 / OB Netzwerk 2007 / taz 6.11.07 / DRadio 6.7.08 
• Anja Kumst: Polylux 13.3.08 Video
• Helen Guhde: Vortrag Magdeburg 7.3.01
Kitty ISt zu Hause Blog
Zwischi - Rasas Zwitter-Blog
Jassis Geschichte / Living Intersex?! Blog (via archive.org)
Persönliche Geschichten auf xy-frauen.de    
>>
Die Zwitter Medien Offensive™ (Aktuelle Berichte mit Interviews)
>> regelmässige Updates: Zwischengeschlecht.info

Tuesday, July 13 2010

"Ethikrat diskutiert über Intersexualität" - BR 25./27.6.10 + "Leben zwischen den Geschlechtern" - Dradio 24.6.10

>>> Nachträge

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Bayerische Rundfunk berichtete vom "Forum Bioethik" des Ethikrates am 23.6.10 in Berlin zum Thema "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern".

Nachtrag: Zudem hatte Dradio Wissen schon am 24.6.10 über die Diskussion berichtet (siehe auch unten).

Der gelungener Beitrag von Andrea Heinze im Bayerischen Rundfunk wurde gleich im Doppelpack ausgestrahlt.

Mit Interviewbeiträgen zu Wort kamen (in chronologischer Reihenfolge): Claudia Kreuzer, Hertha Richter-Appelt, Claudia Wiesemann (ohne Credit) und Lucie Veith.

Die ursprüngliche Anmoderation sowie der Eingangsbeitrag von Claudia Kreuzer wurden allerdings in der 2. Sendung durch eine neue Einleitung ersetzt. Beide Versionen sind online erhältlich, ebenso Ankündigung und eine etwas durchmischte Infoseite:

BR 25.6.10 --> 05:56-11:28
"Weder Frau noch Mann? Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> IQ - Wissenschaft und Forschung

(Ankündigung mit Downloadlink)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören
(Mit zusätzlichem Eingangszitat von Claudia Kreuzer)

BR 27.6.10 --> 00:42-05:16
"Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> B5 aktuell - Aus Wissenschaft und Technik

(Beitrag zum live anhören mit neuer redaktioneller Einleitung)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören

Weniger gelungen ist allerdings die zur IQ-Ethikrat-Sendung aufdatierte >>> Infopage zum Thema auf br-online. Zwar enthält sie viele gute Informationen, die noch vor 5 Jahren in Mainstreammedien so nicht Standard waren. Doch mit dem Zwischentitel "Grobe Fehler in der Vergangenheit" und dem darauf folgenden Abschnitt wird einmal mehr die Medizyner-Mär verbreitet, heute sei ja alles besser:

Wird heute ein Kind mit geschlechtlichen Besonderheiten geboren, hat es gute Chancen, menschenwürdig behandelt zu werden - sofern die Eltern an die richtigen Experten geraten.

Kein Wort davon, dass auch bei den empfohlenen "Netzwerk Intersexualität/DSD"- und "EuroDSD"-"ExpertInnen" medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an nicht zustimmungsfähigen Kindern nach wie vor die Regel sind!

Kein Wort, dass allein in Deutschland weiterhin JEDEN TAG mindestens 1 Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt wird!

Die Zwangsoperateure freut's ...

Nachtrag:

Für Dradio Wissen hatte Monika Ahrens schon am 24.6.10 berichtet. Im 8-minütigen Beitrag kamen Lucie Veith und Hertha Richter-Appelt zu Wort. 

dradio 24.6.10
"Biologie - Leben zwischen den Geschlechtern"
>>> Dradio Wissen - Kultur
(Seite zur Sendung inkl. Beitrag zum live anhören)
>>> mp3 zum runterladen und anhören

Leider hat Dradio die Prioritäten überhaupt nicht kapiert: In der Sendung gehts praktisch ausschliesslich um "Geschlechtskategorien", "Diskriminierung" "sexuelle Identität" und "Personenstandseintrag".

Zwar werden die Traumatisierungen durch das Medizyner-Schweigegebot gut verdeutlicht. Und immerhin wird kurz angetönt, dass auch "heute noch [...] intersexuelle Personen als Kleinkind operiert werden", und als Position von Intersexuelle Menschen e.V. wird kurz referiert: "Operationen erst ab dem 18. Lebensjahr [...], vorher sollte eine Operation nur stattfinden, wenn es lebensnotwendig ist." Und auf der Internetseite zur Sendung hat's gar noch einen Link auf die kritische Berichterstattung zum Ethikrat-Forum auf diesem Blog.

Bezüglich abschliessender praktischer Forderungen geht's dann aber in der Sendung selbst im Namen der "Intersexuellen" einmal mehr nur noch um "Personenstand", "Identität" und "Schända". Die zentrale Zwitter-Forderung "Recht auf körperliche Unversehrtheit" wird dagegen im ganzen Beitrag nicht ein einziges Mal erwähnt!

Es ist noch ein weiter Weg ...

(Dradio konnte es übrigens schon besser und brachte schon verschiedentlich sehr gute Beiträge mit O-Ton von Exponent_innen der Zwitterbewegung, z.B. 2005 mit der letztes Jahr verstorbenen >>> Katrin Ann Kunze oder 2006 mit >>> Elisabeth Müller. In den letzten 2 Jahren scheint es allerdings überhand zu nehmen, dass die BerichterstatterInnen wegen Tunnelblick durch die festgeleimte Genderbrille das eigentliche Kernproblem der andauernden chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern zusehends aus den Augen verlieren, vgl. z.B. die Kultursendung zur "Geschichte der Hermaphroditen" (29.4.09) oder der Bericht zum Deutschlandstart von XXY (25.6.08).)

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Tuesday, January 26 2010

"Zwangsoperationen verletzen die Menschenrechte" - Hamburger Abendblatt, 23.9.09

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Allen Zwangsoperateuren, Zulieferern & Co. zur Erinnerung:

"Die Mediziner versuchen über Jahrzehnte hinweg auf Deubel komm' raus, das Thema Zwitter totzuschweigen und helfen auch noch mit Operationen nach. ...

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Saturday, October 24 2009

Hamburg: Bürgerschaft will Zwitter stärken – Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken ausgeklammert

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Nachtrag 2011: Ausser Vereinnahmung letztlich nichts gewesen – die einzigen konkreten politischen Folgen dieses Antrages blieben 2 (erfolglose) Vereinnahmungsvorstösse von Linke und SPD zur – Überraschung! – Lockerung/Änderung des Personenstandsgesetzes. Die auch in Hamburg weiter andauernden täglichen kosmetischen Genitaloperationen in den Kinderkliniken blieben nicht nur im Antrag ausgeblendet: Es gibt in Hamburg bis heute keinen einzigen konkreten politischen Vorstoss zu ihrer Beendigung ... 

Nach den historischen kleinen und grossen Anfragen und der ebenfalls historischen Anhörung vor dem Gesundheits-Ausschuss der Bürgerschaft unternimmt die Hamburgische Bürgerschaft als erstes Parlament in Deutschland erste konkrete politische Schritte: Mit Datum vom 16.7.09 wurde eine von Mitgliedern der Parteien GAL, CDU, SPD und Die Linke unterzeichneter Antrag eingereicht mit dem Titel "Intersexualität – Gesellschaftliches Bewusstsein schaffen sowie Betroffene und deren Familien stärken" (>>> Drucksache 19/4095, PDF).

In der Bürgerschaftssitzung ebenfalls vom 16.7.09 wurde dieser Antrag laut >>> offiziellem Kurzprotokoll (-> TOP 32) einstimmig angenommen!

Dadurch wird der Hamburger Senat verpflichtet, sich einzusetzen:

  • für psychologischen Beistand für Betroffene und Eltern
  • für eine Gesetzesänderung, dass Zwitter-Krankenakten neu erst nach 75 Jahren legal vernichtet werden dürfen
  • für eine bundesweite Beratungsstelle für Zwitter und Eltern unter Einbezug der Betroffenen
  • für eine Überprüfung und evtl. Änderung der PStG-Praxis der Standesämter betreffend Termindruck bei Geschlechtseintrag
  • für Aufnahme des Themas "Intersexualität" in die Lehrpläne der Hamburger Schulen und Lehranstalten sowie speziell in der Fortbildung von Hebammen und Medizinern
  • die Bürgerschaft über seine Bemühungen auf dem Laufenden zu halten

Kommentar:

Wieder ein historischer Vorstoss aus Hamburg, von dem sich alle übrigen Bundesländer und auch der Bundestag ruhig mal eine dicke Scheibe abschneiden könnten! Erst recht, da der Antrag mehrfach wichtige Zwitterforderungen konkret aufgreift (psychologische Unterstützung, Massnahmen gegen Unterschlagung von Krankenakten, Beratung unter Einbezug der Betroffenenselbsthilfe). Umso erfreulicher, dass der Antrag von der Bürgerschaft einstimmig angenommen wurde!

Weniger erfreulich ist hingegen schon mal, dass der Antrag sozusagen hinter geschlossenen Türen und unter ferner liefen lanciert und bisher weder von der Bürgerschaft noch von anderen involvierten Kreisen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Entschiedenes Eintreten aller Beteiligten für die Rechte von Zwittern sähe anders aus ...

Der Antrag fordert im Titel "Gesellschaftliches Bewusstsein schaffen" und merkt zu Beginn der Einleitung selber an, bekanntlich bestehe ein entscheidender Teil der Problematik darin, dass die blosse Existenz sowie die Leiden der Zwitter "[b]reiten Teilen der Bevölkerung [...] kaum bekannt [sind]". Leisetreterei und verschwiegenes Rumdrucksen wird hier allerdings kaum Abhilfe schaffen.

Das gravierendste Problem des Antrags ist, was NICHT drinsteht:

a) konkrete Anstrengungen zur Beendigung der genitalen Zwangsoperationen an Zwittern und

b) das Recht auf Peer Support rsp. Zugang zu Selbsthilfegruppen für alle Eltern wie Zwitter von Anfang an (nach wie vor unterschlagen Medizyner die Existenz und das Angebot der meisten Selbsthilfegruppen systematisch).

Kaum zufällig steht a) an erster Stelle auf den Forderungslisten aller Zwitter-Lobbyorganisationen und auch b) gehört zu den zentralen Forderungen.

Fairerweise muss zwar angemerkt werden, dass der Antrag Peer Support immerhin indirekt erwähnt und fördern will ("das Wissen der Betroffenen einbezieh[hen]"). Sowie weiter, dass realpolitische Veränderungen (oder – wie im vorliegenden Fall – nur schon Vorstufen dazu) zu Gunsten unterschlagenener Minderheiten sich leider generell im Nanomillimeterbereich abspielen.

Ohne vernehmbaren Auftritt auch auf dem politischen Parkett und erst recht ohne konkrete Massnahmen zu Beendigung der menschenrechtswidrigen und illegalen Zwangsoperationen landen weiterhin Zehntausende von wehrlosen Zwitterkindern auf den OP-Tischen – allein in Deutschland jeden Tag eines ...

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung: Vereinnahmer helfen Berliner Senat beim Vertuschen (16/14436)
- Bremen: VereinnahmerInnen helfen Gesundheitsminister beim Leugnen
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert   
- Rechtsanwalt Oliver Tolmein: "Deutschland gerügt: Menschenrechte von Zwittern nicht geschützt"
- Rechtsprofessorin Konstanze Plett: “Intersexualität aus rechtlicher Perspektive” (PDF)

Da der Antrag aktuell auf der Bürgerschaftspage nicht verfügbar ist (das PDF scheint irgendwie defekt zu sein), dokumentieren wir den Wortlaut nachfolgend:

Continue reading...

Tuesday, September 22 2009

Elisabeth Müller @ NDR3 Mi 23.9.09 18:45h

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

In der Sendung DAS! (18.45 bis 19.30) kommt ein 3.5 minütiger Beitrag mit Elisabeth "Kann ein Zwitter Sünde sein?" Müller zum Thema – na, was wohl?
Sind schon mal gespannt ...

Bild: Eli an der 1. Zwitter-Demo vom 12.12.07 vor dem Landgericht Köln zu Christianes 1. Prozesstag.
Foto: Katrin Ann Kunze

"Von Ärzten behandelt wie der letzte Dreck" – Besprechung von Nella:

"Elisabeth Müller hat etwas gegen die Anrede Frau. Doch ein Mann ist sie auch nicht. (...) Elisabeth Müller spricht von sich lieber als Hermaphrodit."

Ganz am Schluss der Sendung kam endlich - last but not least at all - Elisabeth Müller, die einmal mehr in gewohnter Manier als Hermaphrodit Müller Klartext redete:

Über Medizyner: "Ich habe mit Sechzehn erfahren, dass ich intersexuell bin. Ich hatte sicherlich damals die Angst, dass mich andere als Monster sehen. Und ich denke mal, ich hatte diese Angst, weil ich wurde von Ärzten so behandelt, wie, man muss sagen wie der letzte Dreck."

Über "das Monster aus Demütigung, Diskriminierung und Verstümmelung" (NDR), das sie nach Jahre langem Kampf besiegte: "Es gab eine Zeit, da konnte ich Zwitter nicht aussprechen, aber Monster konnte ich eher aussprechen als Zwitter. Und das ist natürlich fürchterlich, wenn man sowas sagen muss. Aber es ist auch sehr schön, wenn man irgendwann das so locker sagen kann und weiss: dieser Albtraum ist vorbei."

Über den Weg zu sich selbst: "Musik war für mich sogar im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, um Not abzuwenden. Ich denke, ich wäre wesentlich, auch seelisch wesentlich weniger gut drauf, wenn ich meine Musik nicht hätte. Und der Gesang hat dann noch zusätzlich diese besondere Komponente der Körperlichkeit hinzugebracht, was mich damals (...) gezwungen hat, mich mit meinem Körper auseinanderzusetzen und den Körper, den ich habe, so anzunehmen, wie er ist."

Auch der Kommentar des NDR nahm kein Blatt vor den Mund:

Über die auch heute noch gängige menschenverachtende Praxis der Zwangsoperationen und ihre Folgen: "Das Neugeborene hatte beide Geschlechtsmerkmale. Nach einer Woche wurde ein Geschlecht festgelegt, wie etwa bei 100'000 anderen Menschen in Deutschland. Als Elisabeth Müller 24 war, haben Ärzte die Hoden entfernt. Die Folgen: Osteoporose, Gewichtszunahme, Blutarmut und Depressionen."

Über selbstbestimmte Schadensbegrenzung: "Seitdem Elisabeth Müller Testosteron nimmt, sind die gesundheitlichen Beschwerden zurück gegangen."

Über die Wirkung von Selbsthilfegruppen: "Zusammen mit den XY-Frauen, einer Selbsthilfegruppe, kämpft sie dafür, dass Hermaphroditen so bleiben dürfen, wie sie auf die Welt kamen."

Am Schluss der Sendung fragte der Moderator den Studiogast sinnigerweise, was es denn nach dem Söhnchen werden solle. Der Studiogast: "Ein Mädchen."

Wir hingegen fragen einmal mehr:

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Siehe auch:
- Zwitter Elisabeth Müller im MDR Fr 18.1.08 + Podcast
- Interview mit Zwitter Elisabeth Müller - advaitaJournal 14 
- «Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09 
- "Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09  
- "Weder Mann noch Frau! Leben als Zwitter" - Stern TV 14.10.08
- Zwitter @ Kulturzeit, Mi 25.6.08 19:20h 3Sat
- Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond - 30.1.08 

Sunday, August 30 2009

Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2.2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)

Foto: Kundgebung zum 1. Prozesstag im 'Zwitterprozess' vor dem Landgericht Köln,12.12.2007.

V.l.n.r.: Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Jeder hat das [...] Recht auf körperliche Unversehrtheit", steht im Deutschen Grundgesetz (Artikel 2.2).

Auch in der Schweizerischen Bundesverfassung ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit verankert (Artikel 10.2).

In Österreich ist Recht auf körperliche Unversehrtheit kein explizites Grundrecht, aber "anerkanntes öffentliches Interesse". (Vgl. Anhang)

Genitale Zwangsoperationen an zwischengeschlechtlichen Kindern sind eine massive Menschenrechtsverletzung!

Seit 1996 verurteilen zwangsoperierte Zwitter aus Deutschland, aus der Schweiz und aus Österreich öffentlich die an ihnen begangenen Zwangseingriffe explizit als Menschenrechtsverletzung und fordern ihre sofortige Beendigung – nicht zuletzt unter Berufung auf ihr "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung"  (Vgl u.a. XY-Frauen, Zwischengeschlecht.org, Intersex.ch, Intersexuelle Menschen e.V., OII Deutschland / IVIM).

Zwangsoperiert wird in diesen Länder trotzdem weiterhin ungebrochen (wie leider ja auch sonst so ziemlich überall in der "aufgeklärten Welt"). 

Als bisher einzige Regierung der drei genannten Länder musste sich die Deutsche Bundesregierung aktuell immerhin schon sieben Mal wenigstens im Parlament unbequeme Fragen gefallen lassen. Auch explizit betreffend Verfassungswidrigkeit der systematische Genitalverstümmelungen an zehntausenden, wehrlosen kleinen Zwitterkindern allein in ihrem Zuständigkeitsbereich.

Wo sie nicht schlichtwegs jede Antwort verweigerte ("derzeit keine relevanten Informationen" heisst es stereotyp auch gegenüber der UNO), propagiert die Deutsche Bundesregierung seit über 10 Jahren unbeirrt die nicht-eingewilligten genitalen Zwangsoperationen an Zwitterkindern als "medizinisch notwendig" und "am Kindeswohl aus[ge]richte[t]", eine Grundrechtsverletzung durch Zwangseingriffe sei deshalb "nicht anzunehmen":  

Deutscher Bundestag
Drucksache 14/5627 >>> PDF-Download
14. Wahlperiode, 20. 03. 2001 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Gesundheit vom 16. März 2001 übermittelt.
Antwort der Bundesregierung
auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Christina Schenk und der Fraktion der PDS
– Drucksache 14/5425 –
Intersexualität im Spannungsfeld zwischen tatsächlicher Existenz und rechtlicher Unmöglichkeit

[Frage:]
30. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, das medizinische Interventio-
nen zum Zwecke einer geschlechtlichen Polarisierung an nicht Einwilli-
gungsfähigen den verfassungsrechtlich zugesicherten Grundrechten auf
Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit zuwiderlaufen?
Wenn ja, sieht die Bundesregierung Handlungsbedarf?
[Fettschreibung durch zwischengeschlecht.info]

[Antwort:]
Die Fragen 29 bis 31 werden zusammenfassend wie folgt beantwortet:
Die Ausübung des elterlichen Sorgerechts hat sich stets am Kindeswohl auszu-
richten (§ 1627 BGB). Deshalb dürfen die Menschenwürde und die Rechte des
Kindes auch durch eine Einwilligung der Eltern in medizinische Eingriffe nicht
verletzt werden. Eine solche Verletzung ist aber nicht anzunehmen, wenn ein
Eingriff medizinisch indiziert ist.
[Fettschreibung durch zwischengeschlecht.info]

Anmerkung 1: Kosmetische Operationen an den "uneindeutigen" Genitalien kleiner Kinder sind etwa so "medizinisch notwendig" wie eine Nasenverkleinerung für sagen wir mal Elefanten. Wetten: Würde "der Bundesregierung" nur einmal auf solche Weise ungefragt ein wenig zwischen den Beinen herumgeschnippelt (oder nur schon an der Nase) – "die Bundesregierung" würde plötzlich einiges ziemlich anders sehen ...


Anmerkung 2: Argumentationen, welchem angeblichen oder tatsächlichen gesellschaftlichen "Zweck" diese kosmetischen Zwangsoperationen von welchem Standpunkt aus gesehen jeweils dienen (z.B. "geschlechtliche Polarisierung" vs. "stabile Geschlechtsidentität", "Herstellung von Normalität", "Aufrechterhaltung des Zweigeschlechtersystems" usw.), sind wenig hilfreich zur realpolitischen Durchsetzung des Kernarguments "Beendigung der genitalen Zwangsoperationen innert nützlicher Frist".

Schluss mit Genitalverstümmelungen an Kindern! Menschenrechte auch für Zwitter!

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Schlussmit genitalen Zwangsoperationen!

Anhang:

"Recht auf körperliche Unversehrtheit" in der Verfassung in Deutschland, Österreich und in der Schweiz


Deutschland: >>> Grundgesetz Artikel 2 (Vgl. auch Art. 1.1, 2.1 und 2.3)

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Schweiz: >>> Bundesverfassung Artikel 10 (Vgl. auch Art 10.3)

(2) Jeder Mensch hat das Recht auf persönliche Freiheit, insbesondere auf körperliche und geistige Unversehrtheit und auf Bewegungsfreiheit.

Österreich:

In Österreich ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit zwar "anerkanntes höchstrangiges öffentliches Interesse", aber "kein explizites Grundrecht". (Quelle)

Siehe auch:
- Amnesty D: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Schweiz: Amnesty International und Terre des Femmes fordern Strafbarkeit von Genitalverstümmelung auch bei Zwittern
- "Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt
- Faule Eier für "die Bundesregierung"! 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, August 14 2009

«Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Artikel über Elisabeth "Ich bin keine Frau, ich bin ein Hermaphrodit" Müller von Isabelle Wiedemeier mit einem Foto von Katrin Ann Kunze, das zuerst auf diesem Blog erschien.

Zwitter Eli redet erneut Klartext – über Lügen, genitale Zwangsoperationen, Zwangshormonbehandlungen, gewissenlose Medizyner und Politiker! Danke!

Thursday, July 30 2009

"Intersexualität: Betroffene extrem belastet" - Hamburger Abendblatt 30.7.09

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Weiterer gelungener Artikel im Hamburger Abendblatt über Elisabeth "Hermaphrodit Müller, bitte, ich bin keine Fau!" von Angela Grosse mit dem vollständigen Titel "Intersexualität: Betroffene extrem belastet - Ein Leben zwischen den Geschlechtern". Einziges Manko: Einmal mehr wird von den Zwangsoperationen quasi nur in der Vergangenheit gesprochen, als wären sie heute scheints nicht mehr üblich – schön wär's!

Eine Woche nach "Ich wurde belogen und verstümmelt" redet Zwitter Eli im Abendblatt erneut Klartext. Auch Hertha Richter-Appelt steuert klare Statements bei über die "Hamburger Studie". Danke!

Thursday, July 23 2009

"Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09

Gratuliere, es ist sein Zwitter!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Portrait von Hermaphrodit Elisabeth Müller plus >>> Infokasten aus der Feder von Rainer Burmeister mit dem vollständigen Titel: "Kirchenmusikerin wurde als Zwitter geboren: 'Ich wurde belogen und verstümmelt'". Zwitter Eli redet einmal mehr Klartext.

Aus der Sicht dieses Blogs weiter positiv zu vermerken, dass die von der Zwitter Medien Offensive seit Beginn geforderte Tendenz nach "eindeutigen" und "griffigen" Titeln, die von Anfang an unmissverständlich auf die menschenrechtswidrige Unterdrückung und Schädigung der Zwitter hinweisen, einmal mehr markant fortgeführt wird.

Einziger Wermutstropfen: Es fehlt noch der kleinste Hinweis, dass die meisten Zwitter schon als Kleinkinder auch an ihren Genitalien zwangsoperiert bzw. verstümmelt werden, mit allen bekannten Folgen, und nicht erst nach der Pubertät "nur" zwangskastriert wie u.a. Elisabeth Müller. Doch ansonsten Gratulation und Danke an Eli wie auch an den Autor!

>>> http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article1107250/Ich-wurde-belogen-und-verstuemmelt.html

>>> http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article1107251/Zwangsoperationen-verletzen-die-Menschenrechte.html

Friday, May 1 2009

"Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", 5.11.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Flugblatt der AGGPG zum 3. "Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" (1998)
>>> ganzer Text

Folgeschäden

Eltern erleben eine Cotraumatisierung, da sie zum einen unter erheblichen Streß gesetzt werden, medizinische Anweisungen zu befolgen, zum anderen schädliche Folgen der medizinisch nicht notwendigen Behandlung an ihrem Kind miterleben. Die hieraus resultierende Destruktivität überträgt sich auf das Kind. Für intersexuelle Kinder sind folglich Eingriffe und Reaktionen der Bezugspersonen extrem traumatisierend, denn neben massiven Integritätsverletzungen kommen strikte Tabuiserungsanweisungen, Reduktion zum Objekt und gesamtpersonelle Ablehnung seitens der Eltern hinzu. Lebenslange physische und psychische Schädigungen sind die Folge. Sozialer Unbill, welchen es offiziell zu vermeiden galt, wird dadurch noch verstärkt. Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich.

Leider ist auch die Forderungsliste des Flugblatts heute immer noch gleich aktuell wie vor 11 Jahren:

Wir fordern:

  • Menschenrechte für Intersexuelle
  • das Recht auf Selbstbestimmung und vollständige Aufklärung
  • Beendigung chirurgischer Eingriffe vor Einwilligungsfähigkeit
  • psychologisches Betreuungsangebot für alle Familenangehörigen
  • außerklinische Beratungsstellen und Kontaktvermittlung zu kritischen Gruppen


Aufruf der Queerulanten nach demselben 3. "Berliner Symposium für Kinder- und Jugendgynäkologie" (1998)

>>> ganzer Text via archive.org

Wie kann es sein, daß es zu solch extremen Angriffen gegen das Recht jedes Menschen auf persönliche, körperliche und psychische Integrität kommen kann und zum unsichtbar gemachten Alltag der BRD 1998 gehört?

Intersexuelle Menschen haben keine Lobby, finden kein Gehör in der Öffentlichkeit. Stillschweigende Anonymität wird als bester Schutz vor Verletzung und Ausgrenzung, als einziger Lösungsweg propagiert. [...]

"Suizid (Selbstmord) ist einfach die Realität und lebensbegleitender Umstand zwangszugewiesener intersexueller Menschen"    

Claudia Kreuzer-Clüsserath: dgti Intersex Elternbrief No 0-2001
>>> ganzer Text auf dgti.org

Viele intersexuelle Menschen haben, die falsche Entscheidung Anderer über Ihr Geschlecht schon mit Ihrem Leben bezahlt. Dies ist eine Tatsache und keine Drohung und wir wollen Ihnen als Eltern damit auch keine Angst machen. Suizid (Selbstmord) ist einfach die Realität und lebensbegleitender Umstand zwangszugewiesener intersexueller Menschen, die einfach nur Opfer einer zugegebenermaßen potenten Gruppe von Medizinern geworden sind [...].


"Ca. 30 Prozent genital zwangszugewiesener Menschen begehen "vollendeten Suizid"."

Tintenfischalarm: Fakten zum Thema "Intersexualität" (2006)
>>> ganzer Text auf Tintenfischalarm.at

Internationaler Solidaritätstag mit Intersexuellen, EKH Wien (2006)
>>> ganzer Text via no-racism.net

Viele Intersexuelle klagen an, dass durch geschlechtliche Zwangszuweisungen an nicht einwilligungsfähigen intersexuellen Kindern ein erheblich höherer psychischer Schaden entsteht, als dies durch Ablehnung seitens der Bevölkerung jemals möglich sein würde. Ganz abgesehen von physisch irreparablen Schäden. [...]


"[...] bei [zwangsoperierten] Intersexuellen [kommt es] doppelt so oft zu selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord [...] wie bei der Normalbevölkerung"

Eike Bruhn: "Intersexualität & Selbstbestimmung: Im Transit", taz 06.11.2007
>>> ganzer Text auf taz.de

Das Ergebnis: Intersexuelle sind überdurchschnittlich unglücklich und depressiv, ihre Neigungen zu selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord ist doppelt so hoch wie bei der Normalbevölkerung.

Die Hamburger ForscherInnen vergleichen dies mit "traumatisierten Frauen nach körperlichem oder sexualisiertem Missbrauch". So berichten 17 Teilnehmende über lebensbegleitende Selbstmordgedanken, wobei Richter-Appelt einen Zusammenhang sieht zu OPs wie der Entfernung der Keimdrüsen.


Eike Bruhn: "Intersexualität: Identität unterm Skalpell"
, taz hamburg 28.4.2009
>>> Artikelbesprechung und Link

Eine Studie des Hamburger Instituts für Sexualforschung aus dem Jahr 2007 bewies, dass die es bei Intersexuellen doppelt so oft zu selbstverletzendem Verhalten und Selbstmord kommt wie bei der Normalbevölkerung.


"50 Prozent der [überlebenden zwangsoperierten] Personen haben Suizidgedanken geäußert."

Antwort des Hamburger Senats auf die Grosse Anfrage von DIE LINKE, Drucksache 19/1993, vom 13.02.2009
>>> Besprechung und Link

21) Wie viel Prozent der bundesweiten Teilnehmer an der Hamburger IS-Studie, die als zwischengeschlechtliche Menschen irreversiblen chirurgischen Interventionen ausgesetzt waren, haben insgesamt Suizidge danken geäußert?

50 Prozent der Personen haben Suizidgedanken geäußert.


"[Zwangsoperierte] Zwitter haben eine höhere Selbstmordrate als nicht-traumatisierte Nicht-Zwitter, vergleichbar mit traumatisierten Frauen nach körperlicher Misshandlung oder Kindesmissbrauch."

Schützmann K, Brinkmann L, Richter-Appelt H. "Psychological distress, suicidal tendencies, and self-harming behaviour in adult persons with different forms of intersexuality" (2009) Arch Sex Behav. 2009 Feb;38(1):16-33
>>> Abstract via pubmed.gov

The prevalence rates of self-harming behavior and suicidal tendencies in the DSD sample exceeded the rates of the non-traumatized comparison subgroup, with rates comparable to the traumatized comparison groups of women with physical or sexual abuse.

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

Monday, March 16 2009

Treffen "Netzwerk DSD" vom 28.2.09 in Lübeck

In kleinerem Rahmen als auch schon fand das erste Treffen des "neuen" Netzwerk DSD statt (vormals "Netzwerk Intersexualität"). Nachdem die seinerzeitigen Forschungsgelder Ende letztes Jahr ausliefen, wurde am letzten Treffen vom 6.9.08 beschlossen, das Netzwerk als Verein mit neuen Statuten und neuem Namen weiterlaufen zu lassen, um die etablierten Kontakte zwischen den beteiligten Kliniken weiterzupflegen. Das neue Netzwerk ist zudem eingebunden in "Euro DSD".

Von Seiten der Selbsthilfegruppen war für Intersexuelle Menschen e.V. und XY-Frauen diesmal Elisabeth "Museli" Müller ("Hermaphrodit Müller bitte, ich bin keine Frau") mit dabei. Auch die AGS Eltern- und Patienteninitiative war wiederum durch eine Mutter und eine betroffene Person vertreten.

Viel Platz nahmen bei dieser ersten Sitzung Interna in Anspruch. Bedauerlicherweise startet das "neue" Netzwerk ziemlich "chirurgenlastig", der neue Vorstand besteht aus einem Endokrinologen und zwei ChirurgInnen: Olaf Hiort (1. Vorsitzender, zugleich "Projektleiter" bei "EuroDSD"), Susanne Krege (2. Vorsitzende), Lutz Wünsch (Kassenwart). Ausführlich besprochen wurde die neue Satzung des Vereins (mehr dazu im Bericht vom letzten Treffen).

In einem 2. Teil wurde es dann für die Vertreter_innen der Selbsthilfegruppen spannend: Viele der Anwesenden sprachen sich für eine Verbesserung der psychologischen Unterstützung aus ("psychosoziale Versorgung von DSD-Patienten" im Jargon der anwesenden MedizinerInnen). Die einseitig ausschliesslich durch Endokrinologen und Chirurgen vorgenommene "Beratung" der Eltern wie der (in der Folge – Überraschung! – nach wie vor meist zwangsoperierten) jungen Zwitter wird schon seit 1992 von allen Selbsthilfegruppen einhellig kritisiert – und stattdessen erstmal umfassende und kompetente psychologische Unterstützung gefordert! Trotzdem ist es heute noch so, dass funktionierende psychologische Betreuung durch spezialisierte Fachkräfte (entgegen anderslautenden Lippenbekenntnissen auch aus dem Netzwerk) nach wie vor klar die Ausnahme darstellt. Letzten Angaben zufolge ist z.B. sogar in der Netzwerk-Hochburg Lübeck die psychologische Versorgung für das laufende Jahr nicht wirklich gesichert. Zu oft wird auch von Medizinerseite der Kontakt zu den Selbsthilfegruppen Trotz anderslautender Versprechen bewusst nicht hergestellt. Neuen Zündstoff erhielt die Ur-Forderung der Selbsthilfegruppen nach psychologischer Unterstützung nicht zuletzt durch die jüngste Lübecker Netzwerkstudie, die klar zeigt, dass Betroffene mit psychologischer Unterstützung eine bessere Lebensqualität haben. Forderungen und vor allem konkrete Schritte durch das Netzwerk zur allgemeinen Sicherstellung der "psychosoziale[n] Versorgung" für ALLE Zwitter und ihre Angehörigen wären demnach klar zu begrüssen – Fortsetzung folgt ...

Von Seiten der Selbsthilfegruppen wurde auch der unter Betroffen klar abgelehnte und als Affront und Unwort empfundene Begriff "Störung" kritisiert, der nun in der neuen Satzung durchgegend verwendet wird (im "alten" Netzwerk wurde das englische "Disorder" jeweils noch stillschweigend mit "Besonderheit" "übersetzt"). Von Seiten der AGS-Initiative wurde auf Milton Diamonds "freundlichere Beschreibung" "Varieties of Sex Development" hingewiesen, was unter den Anwesenden überraschenderweise überwiegend auf Zustimmung gestossen sei. Elisabeth Müllers Beitrag zur Diskussion:

Mein Kommentar dazu: es gelte hier nicht, irgendwelche großzügigen Freundlichkeiten zu verteilen, sondern den zwischengeschlechtlichen Menschen schlichtweg Menschenrechte zu gewähren. Zu Krege sagte ich: "Ihnen sagt doch auch keiner, daß Sie eine gestörte Körper- und Geschlechtsentwicklung haben".

Für zwangsoperierte und dadurch traumatisierte Zwitter kostet es aus naheliegenden Gründen immer starke Nerven, bei Mediziner-Veranstaltungen mit dabei zu sein. Vorletzen Herbst war es bei einem Netzwerktreffen in Buchum zudem zu unschönen Szenen gekommen, als viele Mediziner und ein Psychologe bei einem Vortrag von Betroffenen lauthals pöbelnd den Saal verliessen (eins / zwei) – eine unrühmliche Tradition seit 2000. Wie schon beim letzten Treffen scheint es auch dem "neuen" Netzwerk wichtig, dies künftig besser zu machen. Wie Elisabeth Müller berichtet, habe es bei ihr einzig mit der Anrede nicht auf Anhieb geklappt:

Als mir Versammlungleiterin Ute Thyen sehr höflich und mit Achtung  das Wort erteilte "Bitte, Frau Müller", habe ich mit beherrschter Stimme richtig gestellt, daß ich Hermaphrodit Müller sei.

Kommentar: Noch 1999 wurde Michel Reiter in Berlin von der Teilnahme an einem Kongress durch die Security kurzerhand ausgeschlossen. Offensichtlich haben die Proteste der letzten anderthalb Jahrzehnte zumindest einiges bewirkt. Bleibt zu hoffen, dass nicht zuletzt durch die neu erstarkte Zwitterbewegung die Mediziner auch künftig damit leben müssen, dass wo immer sie sich treffen, auch Vertreter_innen der betroffenen Menschen dabei sind und respektvoll angehört werden müssen!

Schön zu erfahren auch, dass die langjährige, begründete Kritik am menschenverachtenden Unwort "Störung" anscheinend mittlerweile auch im "Netzwerk der Geschlechtsentwicklungsgestörten" langsam anzukommen scheint. Zu schön, wenn nun das Netzwerk (und alle angeschlossenen Spitäler und vertretenen Standesorganisationen) in Namen (und Statuten) demnächst "freundlicher" würde(n) – auch und erst recht in den Behandlungsleitlinien! Denn nicht zuletzt dort hapert's nach wie vor gewaltig! Fortsetzung folgt ...

Siehe auch:
- 5. Netzwerk-Treffen Kiel 6.9.08: Intersexualität ade - DSD ahoi!
- Lübeck: Doch psychologische Versorgung auch 2009?
- Tagung RECHTE VON KINDERN IN MEDIZIN UND FORSCHUNG
- Netzwerk Intersexualität und wir Intersexuellen - Mitsprache geht anders

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