Sunday, January 19 2014

Niedersachsen: Unterstützung für Intersex-Selbsthilfe - wann kommen Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring der Verstümmelungen?

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", Augsburg 5.11.

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Am 1. niedersächsischen Fachtag "Intersexualität" gab's gute Neuigkeiten: Das Bundesland wird – als allererstes in Deutschland – die Selbsthilfe mit vorerst 40'000 Euro finanziell unterstützen. Ähnliches gab es bisher nur in Holland, wo die Selbsthilfe noch großzügiger auf Bundesebene unterstützt wird. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel vermehrt Schule machen wird.

Emanzipatorische, von erwachsenen Betroffenen geführte Selbsthilfegruppen mit angegliederten oder assoziierten Elterngruppen können (im Gegensatz zu medizynerdominierten und -finanzierten "Eltern und Patienteninitiativen"!) einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Eltern von vorschneller Einwilligung zu medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen an ihren gesunden Kindern zu schützen. Staatliche Unterstützung emanzipatorischer Selbsthilfegruppen ist längst überfällig und ein erster wichtiger Schritt. Solange jedoch nicht gleichzeitig auch konkret etwas getan wird, künftige Verstümmelungen in den Kinderkliniken zu unterbinden, wird ein solcher erster Schritt diesbezüglich nicht viel mehr als nachträgliche Pflästerchenpolitik bleiben.

Niedersachsen: Bis zu 100 Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) jährlich!

Um Intersex-Verstümmelungen – abgesehen von einem bundesweiten gesetzlichen Verbot – konkret zumindest einzudämmen, fordern Betroffenenverbände bei allen, die überhaupt wollen, seit Jahr und Tag:
Offenlegung von Statistiken der Verstümmelungen (inkl. Kosten),
kontinuierliches Monitoring durch unabhängige Dritte unter Mitwirkung von Betroffenenorgansiationen,
historische Aufarbeitung inkl. Verbindungen zur NS-Medizyn.

Umso erfreulicher, dass am Fachtag im Workshop 3 "Menschenrechte" der weitere Handlungsbedarf als 1. Punkt genau so konkretisiert wurde unter den Stichworten "Datenerfassung und Monitoring", und dass Sozialministerin Cornelia Rundt in ihrer Einführungsrede auch explizit die Verbindungen zur NS-Zeit ansprach (vgl. Liveblog). Allerdings konnte der Beauftragte der Ministerin, Hans Hengelein, auf Anfrage wegen Überlastung keine konkreten Zeiträume nennen, wann ein solches Monitoring implementiert würde.

Eine Erfassung und Offenlegung ALLER kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen wäre umso wichtiger, weil sich so schnell zeigen würde, dass die am Fachtag genannten Zahlen (30 betroffene Kinder pro Jahr in Niedersachsen, davon jedoch nur 14 bei Geburt aufgrund eines "uneindeutigen Genitales" erkannt) alles andere als die Realität der konkreten, verstümmelnden Eingriffe im Bundesland wiedergeben.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Laut weisse-liste.de (PDF) werden aktuell allein in Hannover im Kinderkrankenhaus Auf der Bult jährlich 42 "vermännlichende" kosmetische "Hypospadiekorrekturen" an gesunden Kindern durchgeführt, sowie 32 in der Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Und laut Qualitätsbericht 2008 (PDF, S. 391) allein in  Göttingen weitere 26 "Hypospadiekorrekturen".

Weitere niedersächsische Kliniken, die kosmetische Genital-OPs an Kindern mit "atypischen Genitalien" anbieten und praktizieren, stehen u.a. in Bochum, Celle, Hildesheim, Osnabrück und Wolfsburg.

Somit würde durch Offenlegung und Monitoring kosmetischer Eingriffe an betroffenen Kindern schon auf den 1. Blick klar, dass die immer noch oft genannte Medizyner-Vertuschungsschätzung "1 Intersex-Kind auf 2000 Neugeborene", auf welcher auch die am Fachtag genannten Zahlen basieren, kein Indikator für in den Kinderkliniken insgesamt praktizierte Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) sein können (was Betroffenenverbände seit Jahrzehnten kritisieren – ISNA rechnete mit 1-2 IGM pro 1000 Neugeborene –, und auch die VerstümmlerInnen selbst immer mal wieder unumwunden einräumen).

Kommt dazu, dass bei kosmetischen "verweiblichenden" Intersex-Genitalverstümmelungen (u.a. "Klitorisreduktionen" und "Vaginalplastiken") wegen unpräziser Erfassung in den OPS-Prozedurnummern keine präzisen Fallzahlen abgeleitet werden können (und diese in den Qualitätsberichten gar nicht angegeben sind, da dort oft nur die 10 häufigsten Eingriffe auftauchen), so dass bisher wenn überhaupt, dann nur aufgrund von parlamentarischen Anfragen begrenzt konkrete Zahlen publik werden. Dito bei Kastrationen/"Gonadektomien"/Hysterektomien"/(Sekundären) Sterilisierungen.

Kaum je öffentlich bekannt werden bisher Zahlen für selektive (Spät-)Abtreibungen bei pränataler Intersex-Diagnose sowie bei pränatalen Dexamethason-"Therapien" bei Verdacht auf AGS/CAH – letztere werden bekanntlich oft nicht mal der "zentraln Meldestelle" rapportiert.

Umso wichtiger, dass (nicht nur) in Niedersachsen der Ruf nach Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring der andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen und weiteren Zwangsbehandlungen nicht vorschnell wieder verstummt, sondern stetig lauter wird! Weil "von selbst" wird sich leider weder in Niedersachsen noch sonstwo so schnell etwas an der Tatsache der täglichen menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen von wehrlosen Kindern mit "atypischen Genitalien" etwas ändern ...

>>> LIVEBLOG 1. Niedersächsischer Fachtag "Intersexualität", Hannover 14.01.2014 
>>> Pressespiegel 1. Niedersächsischer Intersex-Fachtag 

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Saturday, January 18 2014

"Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung" - Pressespiegel 1. Niedersächsischer Fachtag Intersexualität, 14.1.14

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Lucie Veith (13:13): "Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung an
intersexuellen Kindern […] aber auf der anderen Seite auch die Lebensrealität […]
Warum kennt niemand intersexuelle Menschen? [...]"

Bei >>> NDR "Niedersachsen 18:00" gibt's von 12:29-14:03 einen Kurzbericht mit einem deutlichen Statement von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.). NDS-Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) erklärt, mit den 40'000.-- Euro für die Selbsthilfe soll nicht zuletzt die "Beratung durch Experten in eigener Sache" gefördert werden. Danke!

>>> SAT 1 Regional hat ebenfalls einen Kurzbeitrag, als einzige Interviewpartnerin erklärt Sozialministerin Rundt, der Beitrag an die Selbsthilfe soll auch dazu dienen, die "Diskussion und Kenntnis von Interseuxalität" in der Öffentlichkeit zu fördern. Danke!

Bild: Yours truly am livebloggen aus dem "Fachtag Intersexualität" (SAT 1 Regional)

Bei den Printmedien hat >>> Neues Deutschland klar die Nase vorn mit der Kurzmeldung "Intersexuelle wollen keine Verstümmelung". Bei aller Kürze gibt's im Artikel Klartext: "Säuglinge, die zugleich männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale aufwiesen, würden in Kliniken durch Operationen oder Medikamente manipuliert, sagte Lucie Veith vom Bundesverband Intersexueller Menschen diese Woche in Hannover. [...] »Wer einmal so verstümmelt wurde, für den ist ein normales Leben nicht mehr möglich« [...]" Danke!

Problematischer kommt ein Artikel von Nico Pointer im >>> Weser Kurier daher (abgewandelt auch als dpa-Meldung, vgl. unten) mit dem "typischen" Durch-die-Gender-Brille-Titel "Intersexuelle fordern Recht auf drittes Geschlecht - Mann oder Frau oder was?". Im Text wird dann grad mal knapp erwähnt, dass Anja Kumst die "Hoden [...] entfernt" wurden, hauptsächlich geht's aber um – Überraschung! – "Chromosomensätze", "zweigeschlechtliche Welt", "Diskriminierungen" und "ein Recht auf ein eigenes, drittes Geschlecht". Grad mal im 2. letzten Abschnitt geht's dann doch noch kurz zur Sache:

Problematisch sehen Betroffene die frühzeitige medizinische Behandlung zwischengeschlechtlicher Kinder. Verbände lehnen operative Eingriffe wie die Hoden-Entfernung als menschenrechtswidrig ab. „Das Kind wird geboren, die Ärzte runzeln die Stirn, die Eltern sind verzweifelt“, sagt Michael Wunder, der die Arbeitsgruppe Intersexualität im Deutschen Ethikrat leitete. „Und es gibt viele Operationen.“

Vollends in Richtung Vereinnahmung driftet Nico Pointer ab in der >>> dpa-Meldung "Mann oder Frau - oder was? - Das Ringen um das dritte Geschlecht". Basierend auf dem Weser-Kurier-Artikel (vgl. oben), wird prompt im letzten Abschnitt im Namen der Betroffenen – statt einem Verbot von Intersex-Genitalverstümmlungen (IGM) – Überraschung! – ein "3. Geschlecht" gefordert bzw. "für Erwachsene eine klare dritte Kategorie, wie sie beispielsweise seit vergangenem Sommer in Australien möglich ist."

Passend dazu auch die vereinnahmenden Bilder zum Beitrag, die von dpa beigesteuert werden unter der – Überraschung! – ebenfalls vereinnahmenden Bildlegende: "Inter- und Transsexuelle suchen ihren Weg in einer zweigeschlechtlichen Welt."

So verkauft z.B. die >>> Frankfurter Neue Presse Intersex-Menschen einmal mehr kurzerhand als Transsexuelle:

Und die >>> Hannoversche Allgemeine Zeitung verkauft Intersex-Menschen als Transgender:

Und >>> N24 verkauft Intersex-Menschen ebenfalls als quasi Unentschlossene (Transgender) beim "intimen Geschlechterraten vor dem Schminkspiegel":

Fazit: Danke an Lucie Veith und Anja Kumst für ihren Mut, sich öffentlich für die Betroffenen hinzustellen, sowie an Michael Wunder für seine (erneut) deutlichen Worte betreffend der heute immer noch üblichen kosmetischen Genitaloperationen – kein Dank an Nico Pointer und dpa für vereinnahmende Kacke, die nicht zuletzt dazu beiträgt, dass auch künftig in der BRD in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Intersex-Kind irreversibel genitalverstümmelt wird!

Zumindest optisch fortschrittlich gibt sich im Vergleich die >>> NPD – diese bringt immerhin das korrekte Zwitter-Symbol:

Dass es beim Thema Intersex um brutale Genitalverstümmelungen geht, wie sie auch in Niedersachsen an der Tagesordnung sind, kommt dagegen im NPD-Artikel – Überraschung! – NICHT EIN EINZIGES MAL vor – aber bei "islamischen" Genitalverstümmelungen weit weg in Afrika (oder nur schon bei "jüdisch-islamischen" Knabenbeschneidungen) wär's wohl (nicht nur bei der NPD) etwas "gaaanz anderes" und "gaaanz schlimm" – wetten?!

>>> LIVEBLOG 1. Niedersächsischer Fachtag "Intersexualität", Hannover 14.01.2014

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Tuesday, January 14 2014

LIVEBLOG "1. Niedersächsischer Fachtag 'Intersexualität'", Hannover 14.01.2014

Bild: Am livebloggen aus dem "Haus der Jugend" auf SAT 1 Regional, 14.01.2014

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Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen! Yours truly a.k.a. Markus Bauer ist für Zwischengeschlecht.org in Hannover und wird für diesen Blog live vom Fachtag berichten.
>>> PM Zwischengeschlecht.org 13.01.2014  
>>>
Programm der Veranstaltung
>>> heutige PM des Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration 

>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

16:24  Zum Ausklang singt Hermaphrodit Müller Zwitterlieder – und ja, jetzt kommt's: "Kann ein Zwitter Sünde sein? Darf ihn niemand kennen? Ach, das wäre schad. [...] Ach, das wäre dumm. [...] Niemand darf den Zwitter morden!" :-)

16:22  Verabschiedung durch Hans Hengelein: Persönliche Parallele: Kinderlähmung – hatte sich mit 14 aus der medizinischen Autorität emanzipiert und nur noch in Anspruch genommen, was er auch brauchte. Bezüglich Fortbildung gar keine Hilfe erhalten. 2 physiotherapeutische Schulen in den 70er Jahren – Kinder werden zwischen Therapietheorien zerrieben. Was ist Normalität? Es braucht Beratung auf Augenhöhe. Dankt für interessante Diskussionen. Hofft auf interdisziplinären Ansatz für Zukunft.

16:15  Zusammenfassung Workshop 1 "Was intersexuelle Kinder und ihre Familien brauchen". Wichtigste Punkte:
2. ZEIT
3. Fortgebildetes Fachpersonal (Hebammen, Psycholog_innen, Ärzt_innen)
4. Beratungsangebote, die individuellen Bedürfnissen gerecht werden (Peerberatung, psychologische Beratung, Printmedien)
[Wer definiert Kindeswohl?]

16:05  Zusammenfassung Workshop 2 "Medizinische Versorgung: Wie viel Behandlung ist nötig und ethisch und medizinisch vertretbar? Positionssuche nach der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates". Die wichtigsten Punkte:
- Welche Normalitätsbegriffe sind in der Medizin vorherrschend? Spannbreite gesund—krank? Wie wird das in der Ausbildung vermittelt.
- In welchem Lenbensalter spielt Medizin eine Rolle (Geburt, Pubertät, Erwachsenenalter).
- Einbezug von Selbsthilfegruppen und Interdisziplinären Teams in Beratung. Nachtrag Diskussion: Peer Support muss Betroffene beinhalten, nicht nur Eltern.
- Einwilligungsfähigkeit abwarten/herstellen, OPs nur bei aktueller medizinischer Notwendigkeit.
- Dialog fortsetzen.

15:50  Zusammenfassung Workshop 3 "Menschenrechte" [mit Ergänzungen von yours truly in eckigen Klammern]. Die 5 wichtigsten Punkte:
1. Körperliche Unversehrtheit – keine [medizinisch nicht notwendige] OP ohne Einwilligung der Betroffenen. Vergangenheit muss aufgearbeitet werden: Datenerfassung und Monitoring! [Wer ist politisch zuständig für Krankenhäuser? Wer finanziert die Operationen? Wie können solche Daten endlich seriös erfasst und offengelegt werden?]
2. Personenstandrecht weiter verbessern.
3. Bildungsbedürfnis besteht.
4. Diskriminierung on Intersexen im Leistungssport. [Beispiele aus Niedersachsen: Diskriminierung im Sport: Niedersachsen CAIS Handballerin (gonadektomiert), sollte in Länderliga aufgenommen werden, musste zu Geschlechtstest antreten, war so demütigend, dass sie in Kreisliga zurückging. Kleiner Mann (Klinefelter) wurde aus Fussballverein ausgeschlossen.]
5. Debatte um Konflikte bei Grundrechten [ging mehr allgemein um Geschlecht und weniger um Intersexe].

15:40  Gleich geht's mit ein bisschen Verspätung weiter mit den Berichten aus den Workshops.

13:50  Es geht nun in die Workshops, Bericht folgt.

13:44  Fragerunde an Lucie Veith: Frage Claudia Lohrenscheidt: Was sind die Selbsthifestrukturen, wie soll das Geld verwendet werden? Antwort Veith: Peer Support bis heute immer ehrenamtlich. Möchten 2 Teilzeitstellen schaffen (mobiles Team), Onlineberatung, Selbsthilfetreffen. Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org): Die Homeage der hiesigen Kinderchirurgie behauptet unter Angeborene Fehlbildungen bei Früh- und Neugeborenen: "Deshalb pflegen wir den Kontakt zu den entsprechenden Selbsthilfegruppen und stellen ihn rechtzeitig her." Hat der Verein Kontakte zur hiesigen Klinik, gibt es Anfragen? Lucie Veith: Keine Kontakte, das Schutzbehauptungen. Es gibt aktuell einen tiefen Graben. Frau Caluich (?), Jugendamt: Kontakte zu Kommunen? Veith: Thema oft gar noch nicht angekommen, baucht Informationen.

13:34  Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) dankt den anwesenden VertreterInnen von Regierung und Parlament. Intersexe werden in der Ganzen Bundesrepublik diskrimniert – auch in Niedersachsen. 30 Intersex-Neugeborene pro Jahr in Niedersachsen, 14 davon mit "uneindeutigem" Genitale. Bis zum heutigen Tage werden operationen ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt, mit lebenslangen Folgen dieser "Verstümmelungen". Fordert Wandel und Kontrolle zur Beendigung dieser Menschenrechtsverletzungen. Erklärt sexuelle Differenzierung. Intersexe leben oft unerkannt und werden unsichtbar gemacht. Erwähnt PStG 22(3) – was ist mit den Intersex-Kindern, die bei der Geburt nicht erkannt werden, mit denen, die vor dem 1.11.13 geboren wurden, was ist mit den verstümmelten Erwachsenen? Laut BGB haben Eltern kein Recht, in eine Verstümmelung ihrer Kinder einzuwilligen – warum wird das zugelassen? International werden die Behandlungen als unmenschlich bewertet (Sonderberichterstatter über Folter). Verpflichtungen der UN gegenüber der BRD müssen auch in Niedersachsen umgesetzt werden. Intersexe sind gleichberechtigte BürgerInnen inkl. Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper. Eine bloße Willenserklärung der Landesregierung reicht nicht aus. Mind. 2 Kinder pro Monat verlieren in Niedersachsen ihre körperliche Atonomie. Es braucht Aufklärung. Es braucht Beratung der Betroffenen sowie An- und Zugehörigen durch Menschen, die in den gleichen Schuhen stehen (Peer Support). Hat Elisabeth Müller inen Anspuch, mit "Hermaphrodit" angesprochen zu werden? Was ist mit Geschlechtergerechtigkeit für Intersexe? Was ist mit den Opfern der Zwangsbehandlungen? Fordert Aufarbeitung in den Universitäten, in Justiz und Politik, damit Gerechtigkeit hergestellt wird. Fordert ein sofortiges Ende der Operationen. Intersexe wollen keinen Sonderstatus, sondern Gleichberechtigung und Schutz vor Übergriffen.

13:06  Sozialministerin Cornelia Rundt hielt fest, dass das Thema immer noch wenig Raum im öffentlichen Bewusstsein hat. Erwähnt das Preussische Landrecht - "waren schon mal weiter". Spricht von einer "bleiernen Zeit", wollen beitragen, diese zu überwinden. Erwähnt Verbindungen zur NS-Medizyn. Zitiert Heinz-Jürgen Voß, dass das Verprechen der Medizyn, "unaffällige Genitalien" herzustellen um Kinder vor Hänseleien zu schützen, in der Praxis oft nicht eingelöst wird. Erwähnt 40'000 Euro Förderung für Selbsthilfegruppen, die auch auf den Koalitionsvertrag zurückgehe, Niedersachsen sei das erste Land, das Intersex Peer Groups unterstütze. Erwähnte abschließend, dass das Grundgesetz und Würde auch für Intersex-Menschen gelten muss, hofft einen Wandel auch der medizinischen Praxis einzuleiten.

12:50  Der Saal ist gut gefüllt mit ca. 80 TeilnehmenrInnen und mehreren Presseteams. Nach einem Grußwort von Hans Hengelein bringt nun Hermaphrodit Elisabeth Müller Klassisches am Flügel (den Publikumsliebling "Kann ein Zwitter Sünde sein?" also nicht, aber zum Schuss der eranstaltung hat sie einen 2. Auftritt mit "Zwitterliedern"). Hans Hengelein, der Ansprechpartner des Sozialministriums für Schwule, Intersexe und Transmenschen hielt fest, dassdie heutige Fachtagung nur ein Anfang sein soll. Laut der PM des Sozialministeriums will das Land die Selbsthilfe mit 40'000 Euro unterstützen.

>>> Pressespiegel 1. Niedersächsischer Intersex-Fachtag
>>> IGM in NDS: Wann kommen Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring?

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>>
Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen 

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Sunday, January 12 2014

CDU/CSU, SPD und BÄK: Verbot für SchönheitsOPs unter 18 Jahren – Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) an Babies weiterhin "legal"

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Nach einem Bericht in der Frankfurter Rundschau machte die Neuigkeit dank zwei Agenturmeldungen und Berichten u.a. in FAZ, Süddeutsche, Spiegel, Bild, Stern, Handelsblatt, ÄrzteZeitung, aerzteblatt.de und Deutsches Ärzteblatt blitzschnell die Runde:
CDU/CSU und SPD haben sich während der Koallitionsverhandlungen zusätzlich geeinigt, noch 2014 via Präventionsgesetz:

  • medizinisch nicht notwendige kosmetische Operationen an Minderjährigen grundsätzlich zu verbieten
  • Eltern sollen kein Recht mehr haben, als rechtliche VertreterInnen wie bis anhin stellvertretend zu solchen Eingriffen ihre Einwilligung zu geben

Gegenüber der ÄrzteZeitung bekräftigten die gesundheitspolitischen Sprecher von CDU/CSU, Jens Spahn, und der SPD, Prof. Karl Lauterbach, die Pläne zum OP-Verbot ausdrücklich.

Laut Deutsches Ärzteblatt rennen die Parteien bei den MedizinerInnen offene Türen ein: "In der Ärzteschaft stieß der Vorschlag auf grundsätzliche Zustimmung." Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unterstütze das Vorhaben laut Verbandspräsident Wolfram Hartmann.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Die Bundesärztekammer (BÄK) (= die treibende Kraft hinter selektiven Spätabtreibungen an Zwitterkindern mit Begründung "Gefahr intersexueller Mißbildungen (Pseudohermaphroditismus)") "begrüßt" und "unterstützt das geplante Verbot" ebenfalls ausdrücklich und fordert "darüber hinaus europaweite Regelungen", und verweist lobhudelnd auf ihre zuvor eigens gegründete "Koalition gegen den Schönheitswahn":

Die Initiative hat seit ihrer Gründung breite Zustimmung erfahren. Das Zusammenwirken von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, hat eine nachhaltige Resonanz in den Medien gefunden. Die Berichterstattung über die Gefahren von Schönheitsoperationen gerade bei jungen Menschen ist kritischer geworden. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) haben die Aktivitäten der Koalition gegen den Schönheitswahn ausdrücklich begrüßt. Das Interesse an Schönheitsoperationen ist allerdings auch bei jungen Menschen nach wie vor groß, wie Umfragen immer wieder belegen. Deshalb ist es wichtig, dass die Koalition weiterhin Resonanz erfährt und dass das Thema auch Teil des Unterrichts an den Schulen wird. Eine mit Unterstützung des Deutschen Lehrerverbandes erstellte didaktische DVD „Wa(h)re Schönheit“ zum Thema Schönheitswahn ist ein Arbeitsergebnis der Koalition.

Einzig die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) äußerte laut Deutsches Ärzteblatt Bedenken.

Die Union versucht schon seit Jahren immer wieder, ein solches Verbot durchzusetzen, zuletzt 2012 im Zusammenhang mit dem Patientenrechtegesetz – obwohl schon im ersten Anlauf 2008 nach einem Vorstoß von Union und SPD eine Anhörung im Bundestag "verfassungsrechtliche Bedenken" ergab. Auch ein weiterer Versuch von CDU/CSU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn 2011 scheiterte. Dito 2012 wegen Widerstand des damaligen Koalitionspartners FDP; das "Bundesgesundheitsministerium und auch das Bundesjustizministerium hatten allerdings rechtliche Bedenken geäußert".

Zu Unmut unter ÄrztInnen hatte schon damals geführt, dass CDU/CSU die Zahl von "medizinisch nicht notwendigen Schönheitsoperationen" an Kindern um das 10-fache übertrieb.

Meine 2 Cent: Wie schon beim Intersex-Personenstand-Murks zeigt sich einmal mehr, wie CDU/CSU und Bundesärztekammer (BÄK) offenbar MeisterInnen sind im Fach, menschenrechtliche und ethischen Missstände unter den Teppich zu kehren, dafür aber Nebenschauplätze groß aufzubauschen und dort der Öffentlichkeit durch "entschlossenes Durchgreifen" vorzugaukeln, es würde ja nun etwas getan und die tatsächlichen Probleme seien angeblich längst behoben ...

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Intersex-Verstümmelungen (IGM) im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 24.11.2011: 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte - Protokoll und Videos 
- 25.06.2012: Öffentliche Anhörung Familienausschuss - Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll + Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen 
- Bundestag 27.06.2013: CDU/CSU + FDP = Lizenz zum ungestört Weiterverstümmeln
- 27.11.2013: CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag = Freibrief für Intersex-VerstümmlerInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Saturday, January 11 2014

Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) über andauernde Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

«Human Rights for Hermaphrodites too!» - «A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» «NON aux opérations génitales forcées!» - Main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 22.5.11Empfangskomitee am letzten Tag des "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 22.05.2011
>>> "3rd EuroDSD"-Proteste     >>> Der Offene Brief     >>> Bericht 1. Aktion 20.5.

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

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"Es ist ein Skandal, Mediziner gibt öffentlich zu, dass weiter an intersexuellen Kindern "behandelt" wird. ...... Eltern würden heute früher in die Behandlung einbezogen. Menschenrechtsverletzer_innen haben offenbar in Deutschland nichts zu befürchten, wohl aber die Opfer"

>>> Deutliche Stellungnahme von Lucie G. Veith, 1. Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V. zu Äußerungen von "EuroD$D"/"D$Dnet"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort, nachdem dieser (wie immer mal wieder) in einer >>> dpa-Meldung öffentlich einräumte, dass Zwitterkinder heute noch "kosmetisch" an ihren Genitalien "operiert" werden, angeblich um ihnen "ein Aufwachsen möglichst nah an der Normalität zu ermöglichen".

Anlass der dpa-Meldung mit den Äußerungen Hiorts waren die Friedlichen Proteste von Zwischengeschlecht.org gegen den internationalen GenitalabschneiderInnen-Kongress "3rd EuroDSD Symposium" in Lübeck (siehe Bild). An Lucie Veith für ihre deutlichen Worte von diesem Blog ein herzliches Dankeschön!

>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "der übliche Weg - wegen den Eltern"
>>> Olaf Hiort: IGM - "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil kosmetischer GenitalOPs in Kinderkliniken
>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen" bei Intersex-Genitalverstümmelungen"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Sunday, January 5 2014

Newsletter 2014 - Kampf gegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) geht weiter!

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Newsletter 1/2014 von Zwischengeschlecht.org vom 05.01.2014:

Genitalverstümmelungen stoppen!

Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

nach einem besonders erfolgreichen 2013 (siehe anschließend) starten wir mit Volldampf ins neue Jahr und bitten euch, folgende Termine schon mal vorzumerken:

Erste Friedliche Proteste 2014

• 24.-28. März Berlin: Friedliche Proteste + Info gegen GenitalabschneiderInnenkongress "Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)" & "Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)"

• 05.-10. Mai Innsbruck: Friedliche Proteste + Info gegen GenitalabschneiderInnenkongress "European Society for Paediatric Urology (ESPU)"

Infoveranstaltungen
• 14.01. Hannover
• 29.01. Tübingen
• 02.02. Zürich

Mehr dazu siehe unsere laufend aufdatierten Rubrik "Aktuelles & Termine".

Ein weiterer Schwerpunkt 2014 wird das UN-Überprüfungsverfahren der Schweiz zur Kinderrechtskonvention sein. Wir sind im NGO-Schattenbericht vertreten und bereiten zusätzlich einen eigenständigen Intersex-Schattenbericht vor.

Bitte beachtet auch unseren Aufruf zur Unterstützung 2014 (unten), Danke!

2013: Bisher erfolgreichstes Jahr im Kampf gegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

Nachdem Ende 2012 die schweizerische Nationale Ethikkommission (NEK) zum ersten Mal die Forderungen der Betroffenen ernst nahm und in ihrer Stellungnahme gesetzgeberische Maßnahmen gegen IGM empfahl, zogen 2013 der UN-Sonderberichterstatter über Folter ebenso wie der Europarat (COE) nach. Im Deutschen Bundestag und dessen Familienausschuss wurde anhand von 3 Anträgen von SPD, Grünen und Linke zum ersten Mal konkret über ein Verbot von IGM diskutiert, wobei zumindest auf dem Papier und in Wahlerklärungen alle Parteien ein solches befürworteten. Am 3. Internationalen Intersex-Forum in Malta sprachen sich Vertreter_innen von 30 Betroffenen-Organisationen (darunter auch Zwischengeschlecht.org) einhellig für gesetzgeberische Maßnahmen zur Beendigung von IGM aus. In den USA gab es zum ersten Mal ein mehrstufiges Gerichtsverfahren gegen Intersex-VerstümmlerInnen, und auch in Deutschland ist ein weiteres Verfahren am Laufen. Zwischengeschlecht.org unterstützte parlamentarische Anfragen und Menschenrechtsgremien mit Zuarbeiten und organisierte im 6. Jahr in Folge friedliche Proteste gegen lokale und internationale GenitalverstümmlerInnen in Deutschland, Schweiz, Italien und Schottland, inkl. Offene Briefe mit jeweils über 50 Mitunterzeicher_innen aus aller Welt. Und wir nennen weiterhin GenitalverstümmlerInnen beim Namen – unangefochten trotz wiederholter Einschüchterungsversuchen und leeren Strafandrohungen durch betupfte TäterInnen und Kliniken!

Trotzdem zeigte sich, dass es allen Erfolgen zum Trotz zur Durchsetzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit auch für Intersexe noch einiges braucht:

Auf Drängen der CDU/CSU erteilte der Deutsche Bundestag den TäterInnen mehrfach offiziell die Lizenz zum ungestörten Weiterverstümmeln, und verabschiedete stattdessen im Hau-Ruck-Verfahren und ohne Konsultation der Betroffenen den Personenstand-Murks § 22 (3) PStG, gegen den der Zwitterparagraph des Preußischen Landrechts von 1794-1900 modern und aufgeklärt wirkt. Und der neue CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag verheißt für Betroffene wenig Gutes …

Auch die VerstümmlerInnen ruhten nicht:

Mit D$D-Life und D$Dnet wurden gleich 2 internationale TäterInnen-Millionenprojekte mit Zentrale in Deutschland aus der Taufe gehoben, zum Teil gar noch mittels Fördergeldern für Betroffene!

Und mit dem kurz vor der Vollendung stehenden AWMF-Leitlinienvorhaben 027-022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" unter der Leitung der berüchtigten ChirurgInnen Eckholdt (Jena) und Krege (Krefeld) und mit Sekretariat in der berüchtigten KinderverstümmlerInnen-Klinik Ulm sowie mit breiter Abstützung durch medizynische und weitere Standesorganisationen sollen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) künftig als angeblich evidenzbasiert und ethisch einwandfrei verkauft werden …

2014: Der Kampf geht weiter - Aufruf zur Unterstützung!

Die internationale Menschenrechts-NGO Zwischengeschlecht.org ist zur Zeit weltweit die einzige Betroffenen-Organisation, die TäterInnen und Kliniken, die IGM durchführen, lehren und propagieren, konkret und deutlich benennt und vor Ort mit dem Unrecht ihres Tuns unmissverständlich konfrontiert, mittels öffentlicher Aufklärung und Friedlichen Protesten.

Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Selbsthilfeorganisationen und anderen Betroffenenvertretungen wie zum Beispiel Intersexuelle Menschen e.V., Intersex Austria (ISÖ), Intersex.ch und OII Deutschland/IVIM, sondern als notwendige Ergänzung, und suchen international die Zusammenarbeit mit allen Organisationen, die aktiv für die Beendigung von IGM einstehen.

Um unsere Arbeit auch 2014 weiterführen zu können, sind wir dringend auf Neumitglieder und sonstige Unterstützung angewiesen!

>>> Mitgliedschaft und Statuten (Die Mitgliedschaft ist offen für Betroffene ebenso wie solidarische Nicht-Betroffene, die unsere Ziele teilen. Für Mittellose besteht die Möglichkeit, einen begründeten Antrag zur Ermäßigung/Erlassung des Mitgliederbeitrags zu stellen.)

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten sind z.B. >>> "gefällt mir" via Facebook, und nicht zuletzt Unterstützung bei Friedlichen Protesten vor Ort.

Auch über wiederkehrende kleine >>> Spenden freuen wir uns sehr! Aktuell herrscht in unserer Kriegskasse gähnende Lehre, und um unsere Arbeit weiterführen zu können, sind wir auf neue Mittel dringend angewiesen!

DANKE!!!

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Liebe Grüße

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen

Saturday, January 4 2014

Überraschung! Verstümmler-Uni Halle-Wittenberg und BMBF verharmlosen Intersex-Genitalverstümmelungen

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an das Uiversitätsklinikum Halle, 25.09.2012

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Zwischengeschlecht.org on Facebook WAHRHEITSKOMMISSION statt D$D-Verstümmler-'Forschung'!Praktisch an jeder Universitätskinderklinik, die Intersex-Genitalverstümmelngen durchführt, propagiert und "erforscht", gibt's auch ein "Institut für Geschichte und Ethik der Medizin", meist als Anhängsel der medizinischen Fakultät.

Wer nun aber denkt, die dortigen "EthikerInnen" würden einerseits die Medizingeschichte der Intersex-Verstümmelungen historisch aufarbeiten, oder gar den GenitalabschneiderInnen die Unhaltbarkeit ihrer menschenrechtswidrigen Praktiken aufzeigen, hat in der Regel die Rechnung ohne die Gewissenlosigkeit der betreffenden AkademikerInnen gemacht. 

Stattdessen betätigen sich diese "Institute für Geschichte und Ethik der Medizin" hauptsächlich als Feigenblatt und moralische UnterstützerInnen der Genitalabschneider-KollegInnen im gleichen Hause (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Nach Göttingen und Tübingen heuer das "Institut für Geschichte und Ethik der Medizin" der berüchtigten Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg samt angegliederter Universitäts-KinderverstümmlerInnenklinik, einmal mehr mit gütiger Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das schon das TäterInnen-"Netzwerk Intersexualität/DSD" finanzierte.

Konkret veranstaltet das "Institut" in Halle am 23.06.-29.06.2014 eine "BMBF-Klausurwoche: Ethische, juristische und soziale Aspekte der sexuellen Identität am Beispiel von Intersexualität und Transsexualität".

Aus der >>> Vorankündigung PDF:

"Am Beispiel von Intersexualität und Transsexualität soll in einem interdisziplinären Arbeitszusammenhang intensiv und themenbezogen über Fragestellungen zur sexuellen Identität diskutiert werden. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten sollen die Unterschiede zwischen Intersexualität und Transsexualität herausgearbeitet sowie die Schnittmengen beider Formen von sexueller Identität bestimmt werden. Dabei stehen ethische, juristische und soziale Aspekte im Zentrum der Klausurwoche."

Ausgangspunkt der Veranstaltung sind ausdrücklich "aktuelle Debatten zur Situation intersexueller Menschen". Aufgegleist wird das Ganze dann aber auschließlich durch die Trans-Perspektive: So wird zunächst die Ethikrat-Stellungnahme gerügt – allerdings nicht deren menschenrechtswidrige und verstümmlerInnenfreundliche Kapriolen. Stattdessen wird bemängelt, in der Intersex-Stellungnahme seien Transsexuelle nicht gebührend beachtet und gar ausgeschlossen worden:

"Die Stellungnahme schließt jedoch explizit Fragen zur Situation transsexueller Menschen in Deutschland aus. Mit dieser Trennung wurde der Dialog zwischen intersexuellen und transsexuellen Menschen nicht befördert. Unbearbeitet blieben darüber hinaus die drängenden ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen, die im Zusammenhang mit Transsexualität auftreten."

Intersex-Genitalverstümmelungen werden einmal mehr als "Geschlechtsangleichende Operationen" gedeutet und vom Prinzip her mit eingewilligten "Chirurgische[n] Interventionen" bei Transsexuellen gleichgesetzt, während gleichzeitig das Recht auf körperliche Unversehrtheit von Intersex-Kindern "zur Diskussion [gestellt]" wird:

"(1) Geschlechtsangleichende Operationen: Chirurgische Interventionen werden sowohl bei intersexuellen als auch bei transsexuellen Menschen durchgeführt. Während intersexuelle Menschen bereits im frühkindlichen Alter operiert werden, finden diese Eingriffe an transsexuellen Menschen frühestens mit dem Erreichen der Volljährigkeit statt. Dabei stehen Grundrechtsfragen intersexueller Menschen auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Selbstbestimmung transsexueller Menschen zur Diskussion."

Unter "(2) Begleittherapien" wird zunächst unterstellt: "Sowohl intersexuelle als auch transsexuelle Menschen sind mit Begleittherapien konfrontiert." Danach werden – wiederum ausschließlich im Deutungsrahmen "Geschlechtsangleichung“ und "geschlechtsangleichende Operation[en]" – ausschließlich Trans-"Begleittherapien" aufgezählt. Die Forderungen von Intersexen nach Peer Support und psychosozialen Unterstützungsangeboten für Eltern, das Umfeld und ggf. auch Betroffene werden gar nicht erst angesprochen, ebensowenig die Forderung nach Trauma-Therapien für (meist schwertraumatisierte) Überlebende von Intersex-Genitalverstümmelungen. 

Unter "(3) Rechtliche Stellung" geht's – Überraschung! – auschließlich um Personenstandsfragen – die für Intersexe wesentlichen Menschenrechtsverletzungen durch nicht-eingewilligte kosmetische "Genitalkorrekturen" werden schlicht ignoriert.

Unter "(4) Binnenverhältnis" werden erneut uneingewilligte Intersex-Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit eingewilligten Eingriffen an Transsexuellen gleichgesetzt – und statt darum, wie die (auch in Halle!) täglich praktizierten Intersex-Genitalverstümmelungen endlich gestoppt werden können, geht's mal wieder bloß um das eine, d.h. Fragen von "Geschlechtlichkeit"

"Während sich intersexuelle Menschen häufig gegen geschlechtsangleichende Interventionen zur Wehr setzen, können solche Behandlungsformen für viele Transsexuelle die Möglichkeit bieten, das biologische Geschlecht dem psychischen anzugleichen. Zu fragen wäre, wie mit diesen unterschiedlichen Situationen medizinethisch und medizinrechtlich umzugehen ist. Welche Folgen ergeben sich aus diesen beiden Positionen für das Verständnis von Geschlechtlichkeit?"

Fazit 1: Einmal mehr werden von AkademikerInnen "Intersexuelle" als Mittel zum Zweck für Transsexuellenforderungen vereinnahmt, während gleichzeitig die Menschenrechtswidrigkeit von Intersex-Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern (auch im eigenen Hause!) relativiert, verharmlost, schöngeredet und ausgeblendet werden.

Bezeichnend auch, wer an der "BMBF-Klausurwoche" erwünscht ist – und wer nicht: Angesprochen sind "Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Bereichen der Humanmedizin, den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften. [...] Die Präsentationen der Teilnehmenden und die Diskussionen im Rahmen der Klausurwoche werden ergänzt durch Fachvorträge von einschlägigen Expertinnen und Experten."

Fazit 2: Es soll zwar um Betroffene gehen, deren Expertise ist aber einmal mehr unerwünscht. Statt mit Betroffenen wird einmal mehr auschließlich "in akademischem Rahmen" über diese geredet.

Meine 2 Cent: Wenn all diesen gewissenlosen und wohl terminal karrieregeilen Akademiker-"EthikerInnen" mal uneingewilligt etwas an deren eigenen Genitalien chirurgisch "herumkorrigiert" würde, hätten sie wohl ziemlich schnell ziemlich andere Prioritäten – wetten?!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen

Friday, January 3 2014

Intersex: Vaginalplastik ("Harnröhrenverlegung") "bei AGS-Mädchen medizinisch notwendig"? Studie widerlegt Medizyner-Märchen

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Seit MedizynerInnen und andere PropagandistInnen von Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken zunehmend in der öffentlichen und (menschen-)rechtlichen Kritik stehen, versuchen sie ihr unhaltbares Tun zunehmend mittels Desinformationen zu vertuschen oder zu rechtfertigen. Meist entweder mit der pauschalen (und unbelegten sowie tatsachenwidrigen) Behauptung "Früher war es vielleicht schlimm, aber heute operieren wir schon seit Jahren/Jahrzehnten nicht mehr".

Oder aber sie behaupten (ebenso pauschal, unbelegt und tatsachenwidrig), gewisse Zwangsoperationen seien angeblich gar nicht kosmetisch bzw. psychosozial begründet, sondern angeblich "medizinisch notwendig" (nach dem Motto, wenn mensch etwas lange genug immer wieder pauschal behauptet, wird's irgendwann schon hängenbleiben).

Letztere Taktik läßt sich in Deutschland vor allem betreffend frühkindlichen "Vaginalplastiken" bei "AGS-Mädchen" vermehrt beobachten, wobei "Korrektur"-OPs bei "Missbildungen der Harnwege" (sog. Sinus Urogenitalis = gemeinsamer Ausgang von Harnröhre und Vagina) zunehmend als "Heileingriffe" zur Verhinderung von sonst angeblich häufigen Harnwegsinfektionen (Blasenentzündungen) verkauft werden.

So z.B. in der >>> Stellungnahme der (medizynerfinanzierten und -gesteuerten) "AGS Eltern- und Patienteninitiative" zur Ethikrat-Anhörung 2011 (PDF), oder in der
>>> (medizynerInnenfreundlichen) "AGS-Ethikstellungnahme" in der Dt. Ärztezeitung aus der VerstümmlerInnen-Uni Tübingen.

Darin behauptet die "AGS Eltern- und Patienteninitiative" (PDF), wohlbemerkt ohne Anführung von Belegen (Hervorhebung von "Harnwegsinfekte" durch Zwischengeschlecht.info):

Warum sollten AGS-Patientinnen frühzeitig – also im ersten Lebensjahr – operiert werden?
- Mädchen mit stark virilisiertem äußeren Genital (Prader 3-5) können starke gesundheitliche Probleme bekommen, da sie sich typisch weiblich entwickeln und wachsen (Störung des Abflusses von Menstruationsblut, Harnwegsinfekte).

(Beachte zudem: Menstruationsblutungen treten auch bei "AGS-Mädchen" nicht vor der Pubertät auf; die "Rechtfertigung" frühkindlicher "Genitalkorrekturen" im erste Lebensjahr ist folglich ebenfalls reiner Humbug und wider besseren Wissens.)

Auch das "Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Eberhard-Karls-Universität Tübingen" postuliert dito eine angebliche "medizinische Dringlichkeit" bzw. einen "medizinischen Notfall" bei "Missbildungen der Harnwege", dito ohne Anführung von Belegen (Hervorhebung durch Zwischengeschlecht.info):

[...] zum einen operative Korrektur der Genitalien im Kindesalter (circa erstes Lebensjahr, bei Mädchen mit stark virilisiertem Genitale) und zum anderen die Genitalkorrektur in der Pubertät. Beide Optionen verfolgen dasselbe Ziel: ein möglichst unauffälliges weibliches Genitale, eine normale Blasenentleerungsfunktion und Menstruation sowie später eine ungestörte Sexualfunktion mit der Möglichkeit einer natürlichen Schwangerschaft und Geburt. Während im Fall von Missbildungen der Harnwege die operative Genitalkorrektur dringend ist, sind geschlechtsangleichende Operationen kein medizinischer Notfall.

Tatsache bleibt, dass es für diese "Genitalkorrekturen" zur angeblichen Verhinderung von Blasenentzündungen ebenso KEINERLEI EVIDENZ gibt wie für alle anderen Intersex-Genitalverstümmelungen auch.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Demgegenüber gibt es immer wieder Berichte von Überlebenden über häufige Blasentzündungen als FOLGE von "Genitalkorrekturen", und zwar sowohl bei "vermännlichenden Korrektur-OPs" (z.B. Christiane Völling
--> "chronische Harnwegsinfektion") ebenso wie bei "verweiblichenden" (z.B. Daniela "Nella Truffer"
--> "regelmässige Blasenentzündungen") – was die MedizynerInnen aber bekanntlich bis heute nicht vom Weiterverstümmeln abhält.

Schlimmer noch: Es gibt seit Jahr und Tag medizinische Studien, die das Medizyner-Märchen von wegen "häufige Harnwegsinfekte bei AGS-Mädchen", die durch "Genitalkorrekturen" angeblich verhindert würden, klar in Frage stellen oder gar widerlegen.

So z.B. eine Studie aus der Indiana School of Medicine, Indianapolis (USA) mit 71 Proband_innen: 

Zeina M. Nabhan, Richard C. Rink, Erica A. Eugster: "Urinary tract infections in children with congenital adrenal hyperplasia", J Pediatr Endocrinol Metab. 2006; 19: 815–820.

Schon das >>> Abstract hält unmissverständlich fest (Übersetzung durch Zwischengeschlecht.info):

Ziel: Untersuchung des Vorkommens von Harnwegsinfektionen (HWIs) bei Kindern mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS), Ermittlung ob es einen Zusammenhang gibt zwischen HWI und dem Zeitpunkt und der Art der Genitaloperation bei Mädchen.

Studiendesign: Krankenhausakten von PatientInnen mit AGS unter oder bis 15 Jahre wurden überprüft. Ein Elternfragebogen zur Krankengeschichte von HWIs wurde ausgefüllt.

Ergebnisse: 71 PatientInnen mit klassischem AGS (41 Mädchen, 30 Jungen) im Alter von 8.3 +/- 4.2 Jahren wurden ermittelt. 35 (85%) der Mädchen waren feminisierenden Genitalplastiken unterzogen worden im Alter von 1.1 +/- 0.8 Jahren, während 5 (15%) keine hatten. Krankengeschichten von HWIs wurden berichtet bei 9 (12.6%) der PatientInnen (1 Junge, 8 Mädchen). Bei 7 der 8 Mädchen waren Genitaloperationen durchgeführt worden, und alle HWIs traten nach der Operation auf. 1 HWI wurde berichtet bei einem Mädchen, das keiner Operation unterzogen wurde. Es wurden keine Zusammenhänge festgestellt zwischen HWIs und der Art der Genitaloperation.

Fazit: Das Vorkommen von HWIs bei Kindern mit AGS ist ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung. Obwohl unsere Ergebnisse vorläufig sind, weisen sie auf kein erhöhtes Risiko von HWIs hin, wenn Operationen aufgeschoben werden.

Von den 6 nicht-operierten "AGS-Mädchen" hatten 2 "Prader 1", die übrigen 4 "Prader 3-4", d.h. einen deutlichen urogenitalen Sinus. Von den 35 operierten "AGS-Mädchen" hatten 31 "Prader 3-4", 1 "Prader 1", bei 3 war der ursprüngliche Genitalbefund "undokumentiert" (!).

Bei den operierten "AGS-Mädchen" mit Infektionen war die "Genitalkorrektur" ausnahmslos im Alter von knapp 7 Monaten bis 1 Jahr erfolgt (d.h. an einer "zu späten Operation" kann es also definitiv nicht gelegen haben), zudem hatten die allermeisten Operierten 3-7 Infektionen (im Gegensatz zum einzigen nichtoperierten Kind mit Infektionen, das lediglich 1 HWI hatte):

Vergrössern: Reinklicken!

Meine 2 Cent: Wetten, dass nichtsdestotrotz die GenitalabschneiderInnen & Co. auch 2014

a) ungehemmt weiterverstümmeln werden mit der "Begründung" "medizinisch notwendig zur Verhinderung von Harnweginfekten", während sie gleichzeitig

b) genauere Studien zum angeblichen "Infektionsrisiko bei unoperierten AGS-Mädchen" (und erst recht Studien zu erhöhtem Infektionsriskio nach "Genitalkorrekturen"!!) weiterhin stillschweigend aufschieben werden zugunsten von möglichst fleissigem Weiterverstümmeln auf Teufel komm 'raus, so lange es noch irgendwie geht?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen 

Monday, December 30 2013

Infoveranstaltung zu Intersex-Genitalverstümmelungen - ABS Zürich, Sonntag 02.02.2014 16h

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    Infonachmittag So 02.02.2014 16h
Autonomer Beauty Salon ABS Zürich
"Intersex-Genitalverstümmelungen & Widerstand: Geschichte & Gegenwart"
Mit Markus Bauer u. Daniela "Nella" Truffer  (Zwischengeschlecht.org)

>>> A4-Flyer als PDF (232 kb)     >>> 2xA5

Allein in der Schweiz wird bis heute JEDE WOCHE mindestens ein wehrloses Intersex-Kind in einer Kinderklinik irreversibel genitalverstümmelt – auch im Universitäts-Kinderspital Zürich. Bis in die 1980-Jahre wurde eine „zu grosse Klitoris“ kurzerhand amputiert. Uni und Kispi Zürich waren an der globalen Durchsetzung dieser Praxis von Anfang an massgeblich beteiligt.

Bis heute weigern sie sich, diesen Teil ihrer Geschichte anzuerkennen, geschweige denn aufzuarbeiten. Die Infoveranstaltung zeigt die globale Geschichte von IGM auf mit Schwerpunkt Zürich sowie den Widerstand der Betroffenen und die Kampagne für historische Aufarbeitung an Uni und Kispi Zürich.

>>> Video       >>> Transkript        >>> Demo-Bericht

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

Sunday, December 29 2013

"Entstellte" Sarah: «Meine Muttermale haben mich zu dem sensiblen, empathischen, sozialen, aber auch starken Menschen gemacht, der ich heute bin.»

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Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

[ Bild: "Sarah wurde wegen ihrer Muttermale selten gehänselt: Keck blickt sie in die Kamera des Schulfotografen." ]

>>> Hochinteressanter Artikel über eine Frau mit Muttermalen, die froh ist, dass ihre Eltern sie selbst entscheiden liessen, ein >>> Interview mit einem Kinderchirurgen, der Muttermale am liebsten an Kleinkindern "korrigiert", sowie >>> ebendort in der Box ein Audiobeitrag mit der Familie eines 2.-Klässlers, dessen Familie ihn sein Muttermal ebenfalls behalten liess, alle von Noemi Landolt auf Tamedia/Newsnet. Dieser Blog sagt der portraitierten Sarah und allen anderen Beteiligen Danke für ihren Mut und wünscht weiterhin viel Kraft!

Auf den ersten Blick ist deren Situation eine ganz andere:

Menschen mit Muttermalen, vor allem im Gesicht, fallen im Unterschied zu Intersexen in der Öffentlichkeit unvermeidlich blitzschnell auf – sehen sich aber im Alltag in der Regel nicht speziell mit all den üblichen Komplexen, Fantasien, Schambeladenheiten usw. im Zusammenhang mit Genitalien und "Geschlächt" konfrontiert.

Bei allen Unterschieden sind die Gemeinsamkeiten frappierend:

  • die Schuldgefühle der Mütter
  • pädo-chirurgische "Korrekturen" am gesunden Kind
  • fehlende Evidenz
  • "vor allem aus kosmetischen Gründen"
  • das angeblich "sehr hohe" Krebsrisiko
  • die terminal operationsgeilen Kinderchirurgen ("[...] in der Regel mehrere Eingriffe nötig [...] Die Haut ist im Kleinkindalter noch elastischer [...]"), für welche neumodisches Beigemüse wie Psychologen und andere nicht-operierende KollegInnen sowie "zahlreiche Gespräche" mit den Eltern primär dazu dienen, die Durchsetzung von Zwangsoperationen am gesunden Kind ("[Die Eltern] müssen es wirklich wollen") gegen aussen und innen abzusichern: 

    "Wir Chirurgen sind Macher und sind überzeugt, dass wir gut sind. Vor allem bei komplizierteren Fällen, bei denen wir gerne operieren würden, ist es nicht einfach, sich zurückzuhalten. Da müssen uns die Psychologen und Dermatologen, die nicht operieren, manchmal etwas bremsen. Aber wenn sich die Eltern nach zahlreichen Gesprächen mit uns allen für eine Operation entscheiden, haben am Ende auch wir ein besseres Gefühl."

  • die übertrieben Fantasien der Medzyner über einen "sozialen Super-GAU" ohne frühe "Korrektur"
  • die praktischen Gegenbeispiele unversehrt aufwachsender Kinder
  • die überragende Wichtigkeit des Kontakts zu anderen Betroffenen (statt zu OP-geilen MedizynerInnen) und des Zugangs zu Selbsthilfegruppen

Meine 2 Cent: Wie u.a. die medizynische "Behandlung" vom Menschen mit mehr als 10 Fingern zeigt auch der medizynische Umgang mit Menschen mit Muttermalen, dass Intersex-Genitalverstümmelungen als gesamtmedizynisches Menschenrechts-Problem (und der Pädiatrie im Speziellen) begriffen und analysiert werden muss (und NICHT durch die "Geschlechter-Konstruktions-Brille"), um die strukturellen Gegebenheiten und traditionellen Ausreden der TäterInnen auch als solche zu entlarven, und ebenso die historische Entwicklung der Intersex-Verstümmelungen inkl. die Verbindungen zur NS-Medizyn, um letztlich (nicht nur) den Intersex-GenitalabschneiderInnen hier und heute wirksam Paroli bieten zu können.

Siehe auch:
- Gewalt und Pharma-Experimente in CH-Kinderheimen: Aufarbeitung gefordert
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" 

Tuesday, December 24 2013

USA: "Männliche" Intersex Barsche vielerorts die Mehrheit

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Laut einem englischsprachigen Bericht auf news.dicovery.com >>> "More Hermaphrodite Fish in U.S. Rivers" (unter Berufung auf einen Artikel in "Aquatic Toxicology") sind männliche Barsche in den USA vom Aussterben bedroht: Von 111 untersuchten Stellen in Flüssen wurden einzig in Alaska (Yukon River) keine "männlichen" Intersex-Barsche mit weiblichen Ei-Zellen in den Hoden gefunden. Überall sonst sind sie inzwischen oft die Regel, mitunter sogar krass:

91% im Pee Dee River (South Carolina), über 65% an Fundstsellen in Minnesota, Idaho und Colarado, 60% im Apalachicola River (Florida), 50% im Savannah River (Georgia).

Discovery zitiert den Toxikologen Alan Vajda, gehäuftes Vorkommen von Intersex-Fische sei seit den 1990ern bekannt, und es gäbe "wachsende Beweise für ähnliche Gegebenheiten bei Vögeln, Säugetieren und Menschen".

Keine Angaben macht der Artikel dagegen über "weibliche" Intersex-Fische. Auch über konkrete Ursachen schweigt er sich vornehm aus, hält jedoch fest, von früheren (d.h. inzwischen vebotenen) "üblichen Verdächtigen" a.k.a. "legacy chemicals" (namentlich DDT, PCB – u.a. als Plastik-Weichmacher eingesetzt –, Quecksilber sowie weitere – namentlich nicht genannte – Pestizide) sei an den Intersex-Fundstellen nichts festzustellen gewesen, noch von sonstigen "Mustern" möglicherweise ursächlicher "neuer Chemikalien" oder anderer "Umstände", man tappe im Dunkeln, "sehr wenig" werde getan ...

Meine 2 Cent: Alles andere wäre ja wohl auch krass geschäftsschädigend, und Mr Vajda und KollegInnen umgehend ihre Jobs los!

>>> "Sensation": Genitalverstümmler tötet Intersex-Reh für "Forschung"
        - ahnungslose Medien zelebrieren "Entdeckung" 

Sunday, December 22 2013

Intersex: "Es muss auch den Ärzten weh tun, damit sich endlich etwas ändert" - Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org), Ostschweiz am Sonntag 24.11.13

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Interview von Katharina Baumann (PDF) mit Daniela "Nella" Truffer aus Anlass des D-Personenstand-Murkses, gross aufgemacht auf den ersten beiden Seiten des 2. Bundes der gemeinsamen überregionalen Sonntagsausgabe von St. Galler Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung, Toggenburger Tagblatt, Wiler Zeitung und Der Rheintaler. (Katharina Baumann hatte schon im Februar 2008 in Der Landbote einen
>>> gelungenen ganzseitigen Artikel (PDF) zum Thema verfasst und im Juni 2008 einen ebensolchen Bericht über die >>> "Zwitter-Demo vor dem Kinderspital" Zürich.) Dafür allen Beteiligten von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Nella bringt wie gewohnt souverän Klartext über ihre eigene Geschichte ("Als Kind [fragte ich mich], warum mir alle zwischen die Beine schauen, und was sie mir wohl als Nächstes abschneiden"), wie sie mit 14 unverhofft die Wahrheit herausfand, und über die lebenslangen Folgen der medizinisch nicht notwendigen Eingriffe. Sowie, was betroffene Kinder und ihre Eltern wirklich brauchten statt verstümmelnde Genital-Ops am gesunden Kind. Und warum nach der Logik hiesiger KinderärtztInnen auch weibliche Genitalverstümmelungen in deren Kinderkliniken angeboten werden müssten. Und wie sie selbst erst mit ihren Eltern offen reden konnte, nachdem sie mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit ging, und welche Auswirkungen der langjährige Aktivismus auf sie selbst hat.

"hingehalten, für dumm verkauft, mit leeren Versprechungen abgespeist"

Sowie nicht zuletzt darüber, warum es auch gewaltfreie Protestaktionen braucht – und den TäterInnen gegenüber eine deutliche Sprache:

Die von Ihnen mitgegründete Organisation «Zwischengeschlecht» tritt gegenüber den Ärzten militant auf, gerade bei Demonstrationen vor den Kinderspitälern. Kann sich das nicht kontraproduktiv auswirken?
Truffer: Früher hatte ich auch Mühe damit. Aber nur so können wir etwas bewirken. Unsere Protestaktionen sind immer friedlich. Aber unsere Sprache ist deutlich: Wir nennen die Ärzte Genitalverstümmler. Aus meiner Sicht sind sie das; denn wenn man einem Kind ohne medizinische Notwendigkeit die Genitalien operiert, ist das eine Verstümmelung. Wir brauchen bewusst deutliche Worte.

Warum?
Seit 20 Jahren gehen Betroffene an die Öffentlichkeit und versuchen, die Ärzte vom Unrecht ihres Tuns zu überzeugen – erfolglos. Wir werden hingehalten, für dumm verkauft, mit leeren Versprechungen abgespeist. Wir haben gemerkt, dass es auch den anderen weh tun muss, damit sich etwas verändert. [...]

>>> Der ganze Artikel als PDF (667 kb)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

Friday, December 20 2013

"Zwangsgeoutet" - Ins A Kromminga (OII) zum Personenstand-Murks, Siegessäule 12/2013

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Artikel von Caroline Ausserer mit Ins A Kromminga (OII Deutschland/IVIM) zum Personenstand-Murks (§ 22(3) PStG) in der Dezember-Ausgabe des Berliner Queer-Magazins Siegessäule.

Ins bringt Klartext, ebenso der redaktionelle Teil des Artikels:

"Das ist Flickschusterei", sagt Ins A Kromminga [...]. "Während es bisher theoretisch unbegrenzt möglich war, den Geschlechtseintrag offen zu lassen [§ 7 PStV], so ist dieser Nichtstatus nun verpflichtend und wird in der Geburtsurkunde festgeschrieben. Dies führt unserer Meinung nach zu einer verstärkten Sigmatisierung und zu einem Zwangsouting." [...] [Es] besteht die Gefahr, dass die Neuregelung Eltern und ÄrztInnen dazu bringen kann, alles zu tun, um ein "uneindeutiges Kind" zu vermeiden. [...] Das neue Gesetz ändert auch nichts daran, dass die Praxis der operativen Eingriffe im Säuglingsalter ohne medizinische Notwendigkeit weiterbestehe. [...] Zahlreiche Anträge der Opposition zur Stärkung von deren Rechte [inkl. Verbot von Intersex-Genitalverstümmelungen] hatten im Deutschen Bundestag im Juni 2013 keine Mehrheit gefunden. "Die Änderung im Personenstandsgesetz ist bislang die einzige von insgesamt 22 Empfehlungen des Ethikrats, die umgesetzt wurde", kritisiert Kromminga. Vier der Empfehlungen betrafen das Personenstandsgesetz, rund 18 hingegen die medizinische Behandlung. "Zunächst müssen die nicht eingewilligten Eingriffe verboten werden, dann das gesetzliche Umfeld an die Gesetzesänderung angepasst werden", betont Kromminga.

Dafür an an Ins A Kromminga, OII/IVIM und die Siegessäule-Autorin Caroline Ausser von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

>>> Überblick zum Intersex-Personenstand-Murks: Medienmärchen und Wirklichkeit

Intersex im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 24.11.2011: 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte - Protokoll und Videos 
- 25.06.2012: Öffentliche Anhörung Familienausschuss - Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll + Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen 
- Bundestag 27.06.2013: CDU/CSU + FDP = Lizenz zum ungestört Weiterverstümmeln
- 27.11.2013: CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag Freibrief für Intersex-VerstümmlerInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

Tuesday, December 10 2013

Jena Mi 11.12.13 19h: Intersex-Infoabend + Film XXY + Diskussion

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19h, Hörsaal 7, Carl-Zeiss-Str. 3

Morgen Mittwoch findet in Jena ein Intersex-Infoabend mit Film und Diskussion statt, organisiert vom Fachschaftsrat Soziologie und dem Gleichstellungsreferat der Friedrich Schiller-Universität Jena.
>>> Download Flyer (PDF 290kb)

Das Programm: Zuerst gibt's einen Beitrag von yours truly a.k.a. Markus Bauer zu "Intersex-Genitalverstümmelungen & Widerstand: Geschichte & Gegenwart", gefolgt vom argentinischen Film "XXY", einem Input von Anja Gregor + Diskussion. Dank an alle, die das möglich machen! 

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Wednesday, November 27 2013

Koalitionsvertrag: Freibrief für Intersex-GenitalverstümmlerInnen – Schwarzer Tag für Zwitterbewegung - BRD offiziell TäterInnenstaat

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STOP Intersex Genital Mutilation!

Nach dem Personenstandmurks zugunsten der VerstümmlerInnen vom 31.1.13 und dem offiziellen CDU/CSU/FDP-Freipass im Bundestag zum ungestraften Weiterverstümmeln vom 27.6.13 ist auch von der nächsten Bundesregierung leider nichts weiter zu erwarten als die übliche Weiterführung des ohnehin traditionellen Kuschelkurses der MittäterInnen in der Politik mit den offenbar spendefreudigen GenitalabschneiderInnen, wie er seit 17 Jahren üblich ist – übrigens ganz egal, ob Rot-Grün, Schwarz-Gelb, Schwarz-Rot, oder (wie das Beispiel Berlin aufzeigt) Rot-Rot. Geht ja eh nur um paar wehrlose Zwitterkinder ohne nennenswerte politische Lobby, weshalb also wegen ein paar hundert verstümmelten Kindergenitalien jedes Jahr unnötig Staub aufwirbeln? Zumal die Kinderkliniken bekanntlich an jeder Verstümmelung nicht schlecht verdienen.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Konkret blendet der >>> heute vorgestellte CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag (PDF) die auch in Deutschland tatsächlich zunehmenden Intersex-Genitalverstümmelungen einmal mehr nach altbekanntem Muster aus, indem er sie gar nicht erst erwähnt. Stattdessen werden die auch heute noch zu 90% im Kindesalter genitalverstümmelten Zwitter nach ebenfalls altbekannter VereinnahmerInnen-Logik lediglich als obligates Schlusslicht bei "sexuelle Identität" a.k.a. LGB(T) "mitgemeint" – nämlich im allerletzten Abschnitt dort abschließend wie folgt (S. 105):

Die durch die Änderung des Personenstandrechts für intersexuelle Menschen erzielten Verbesserungen werden wir evaluieren und gegebenenfalls ausbauen und die besondere Situation von trans- und intersexuellen Menschen in den Fokus nehmen [.]

Meine 2 Cent: Wenn all diesen vereinnahmenden VerstümmlerkomplizInnen mal ungefragt an den eigenen Genitalien etwas "nachkorrigiert" würde, hätten sie ziemlich plötzlich ganz andere Perspektiven – wetten?!

Das einzig Positive an dieser bitteren Pille: Indem die Bundesrepublik (entgegen offiziellen Verlautbarungen und Wahlversprechen) sich letztlich zum wiederholten Male offiziell hinter die andauernden Verstümmelungen stellt und den GenitalabschneiderInnen schon wieder eine offizielle Lizenz zum Weiterverstümmeln erteilt, machen sich sowohl die individuellen regierenden MittäterInnen ebenso wie der TäterInnenstaat BRD als solcher völkerrechtlich angreifbar. Und geht hoffentlich immer mehr Menschen ein Licht auf, wohin die üblichen Vereinnahmungen letztlich unvermeidlich jedesmal hinführen ...

Wie lange noch?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Überblick zum Intersex-Personenstand-Murks: Medienmärchen und Wirklichkeit

Intersex-Verstümmelungen (IGM) im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 24.11.2011: 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte - Protokoll und Videos 
- 25.06.2012: Öffentliche Anhörung Familienausschuss - Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll + Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen 
- Bundestag 27.06.2013: CDU/CSU + FDP = Lizenz zum ungestört Weiterverstümmeln

 

>>> Intersex-Verstümmler: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Uni-Kinderklinik: € 8175,12 Reingewinn pro Intersex-Genitalverstümmelung

>>> "Täter, Mitläufer und Apologeten: Wer ist an dem Bösen Schuld?"
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen

 

Sunday, November 24 2013

«Wer beschäftigt sich schon gern mit seiner Schuld?» - Gründe für und Mittel gegen geringes Interesse an Aufarbeitung (nicht nur) in den USA

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Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Wieviel jahrzehntelange Anstrengungen es braucht, um in einer Gesellschaft eine öffentliche Aufarbeitung vergangenen Unrechts durchsetzen zu können (und erst recht eine faire Entschädigung der Opfer), davon können nicht nur als Kinder genitalverstümmelte Zwitter ein Lied singen.

Aus Anlass des 50-Jahre-Jubiläums der Kennedy-Ermordung gab's zu diesem Thema ein >>> interessantes Interview mit dem US-Politologen Ned Lebow über "schwarze Löcher" in der Geschichtsschreibung und erforderliches Durchhaltevermögen ebenso wie notwendigen Druck von aussen, um dem (Ver-)Schweigen der (Mit-)TäterInnen ein Ende setzen zu können. 

Siehe auch:
- Gewalt und Pharma-Experimente in CH-Kinderheimen: Aufarbeitung gefordert
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Sunday, November 17 2013

Intersex: "Alex Jürgen - zum Mädchen operiert" - m-media.or.at, 5.11.13

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungener Artikel von Clara Akinyosoye über Alex Jürgen auf "M-Media Diversity Mediawatch Austria", der auch im redaktionellen Teil zur aktuellen Situation Klartext redet:

"Doch auch hierzulande werden Intersex-Kinder mehrfach Genitaloperationen unterzogen um sie einem Geschlecht anzupassen. Mitunter gehen spätestens im Erwachsenenalter physische und psychische Probleme damit einher. Während  Kritiker_innen wie Alex Jürgen eine Verletzung der Menschenrechte sehen, orten viele Mediziner_innen darin notwendige Heilbehandlungen um Krankheit und Identitätsprobleme abzuwenden. Schätzungen zufolge werden in Österreich jährlich etwa 20-25 intersexuelle Kinder geboren. Die Dunkelziffer soll aber höher liegen."

Auch Alex Jürgen (Tintenfischlarm) sagt ungeschminkt, was Sache ist, immer wieder seit über 10 Jahren, im vorliegenden Artikel über ein schwieriges Thema, das sonst selten angesprochen wird, über das aber praktisch alle Überlebenden von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) zu berichten wissen: Nämlich wie sie wegen der Traumatisierungen durch die verschiedenen Zwangsbehandlungen ein derart schlechtes Verhältnis zu ÄrztInnen haben, dass sie meist um keinen Preis eineN aufsuchen wollen, nicht einmal, wenn sie konkrete medizinische Probleme haben, die (wie auch im vorliegenden Fall bei Alex) nicht selten direkte Folgen der menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen im Kindesalter sind.

Meine 2 Cent: Erst wenn die Mehrheit der "Menschen auf der Strasse" drastisch darüber Bescheid wissen, was in "unseren" Universitäts-Kinderkiniken mit Intersex-Kindern konkret gemacht wird, und wie sich das für die Betroffenen in ihren Leben konkret auswirkt, werden wir gegen die andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen Entscheidendes bewirken können. Deshalb von diesem Blog an Alex Jürgen und die Autorin Clara Akinyosoye ein ganz fettes Dankeschön!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Österreich
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
   

Saturday, November 16 2013

"Vorstöße für Intersexuelle: 'Operationen nach der Geburt verhindern'" + "Das dritte Geschlecht" - Stuttgarter Zeitung, 30.10.13

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Klasse Berichterstattung zum Personenstand-Murks auch in der Stuttgarter Zeitung, und zwar in 2 Teilen:

>>> Herausragendes Interview mit Beate Rudolf (Dt. Institut für Menschenrechte) unter dem Titel "Vorstöße für Intersexuelle: 'Operationen nach der Geburt verhindern'".

Beate Rudolf, die bekanntlich schon vor dem Bundestags-Familienausschuss Klartext brachte zum Thema Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM), nimmt erneut kein Blatt vor den Mund:

"Aus menschenrechtlicher Perspektive ist der dringlichste Schritt, geschlechtszuweisende Operationen zu verhindern, die nicht der Lebensrettung dienen – und das sind fast alle. Das folgt aus dem Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit, aus dem Selbstbestimmungsrecht des Kindes und dem Grundsatz des Kindeswohls. Hierfür bedarf es klarer rechtlicher Regelungen und der Aufklärung von medizinischem Personal, Eltern und der allgemeinen Öffentlichkeit."

"Hebammen, Ärztinnen und Ärzte sind in der Regel die ersten Ansprechpartner für Eltern. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich der menschenrechtlichen Grenzen ihrer Tätigkeit, vor allem der Begrenzung durch die Kinderrechte, bewusst sind. Es bedarf der Einsicht, dass die Furcht vor der Diskriminierung einen unumkehrbaren medizinischen Eingriff nicht rechtfertigt."

"Der Bundestag hat im vergangenen Jahr eine eindrucksvolle Debatte über das Thema Intersexualität geführt – allerdings spätabends. Nicht weit genug verbreitet ist jedoch die Einsicht, wie dringend es ist, intersexuelle Kinder vor unumkehrbaren Operationen zu schützen."

>>> Gelungener Artikel "Das dritte Geschlecht" von Stefan Geiger. Im 1. Abschnitt wird scheinbar obligat Nellas Geschichte aus dem CEDAW-Schattenbericht kurz zusammengefasst (scheinbar ebenfalls obligat ohne oder Namensnennung oder ursprüngliche Quellenangabe), ebenso im letzten Abschnitt (auf der 2. Artikel-Seite "Intersexualität: Operationen nur in Ausnahmefällen") mit einem zusätzlichen Zitat die Geschichte von Frances (ebenfalls ohne Name oder Quelle), vgl. CESCR-Schattenbericht (S. 46-49) sowie CAT-Schattenbericht (S. 40-41).

Auch sonst gibt's im Artikel wiederholt Klartext:

"Es ist wohl kein Zufall, dass diese Gesetzesänderung zwar mit großer Mehrheit beschlossen wurde, aber fast ohne Diskussion und faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem Gesetzesvorhaben versteckt wurde, das ansonsten rein bürokratische Ziele verfolgte. Angestoßen wurde diese Entwicklung übrigens nicht in Deutschland selbst, sondern von den UN, die von der Bundesregierung Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte von Intersexuellen gefordert hatten."

"Viel wichtiger als das Personenstandsrecht sind die Empfehlungen, die der Ethikrat zur medizinischen Behandlung gegeben hat. Operationen an Kindern soll es nur noch in Ausnahmefällen geben. Über „irreversible medizinische Maßnahmen“ sollen grundsätzlich nur noch die Betroffenen selbst entscheiden – wenn sie volljährig sind. Operationen an Kindern sollen nur bei Lebensgefahr erlaubt sein oder bei einer schwerwiegenden Gefahr für die physische Gesundheit. Auch in diesen Fällen sollten „ältere“ Kinder gehört werden. Denn es sei das höchstpersönliche Recht der Betroffenen, über ihre geschlechtliche und sexuelle Identität zu entscheiden. Dazu zähle das „Recht auf Fortpflanzungsfreiheit“, das operative Eingriffe nehmen können. Das alles sind eigentlich Selbstverständlichkeiten."

Meine 2 Cent: Zwar gehen beide Beiträge etwas gar salopp über die bekannten Schattenseiten sowohl des § 22 (3) PStG wie auch der Ethikrat-Stellungnahme hinweg, aber dafür arbeiten beide den dringenden Handlungsbedarf betreffend der Hauptproblematik der andauernden Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern deutlich heraus. Dafür allen Beteiligten von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön! 

>>> Intersex-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013 
>>> § 22 (3) PStG: Zwangsouting für Intersex-Kinder - Freipass für Genitalverstümmler
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
  

Warum wir an der "Inter*Aktion Berlin 2013" nicht dabei sein können

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Nachtrag 2014: Inzwischen hatten wir eine Aussprache mit OII Deutschland / IVIM, wobei wir unesere Differenzen beilegten und künftige Zusammenarbeit vereinbarten. Aus diesem Grund ist die nachfolgende Stellungnahme inzwischen überholt und bleibt lediglich zu Archivzwecken dokumentiert; zudem wurden einige polemische Aussagen sachlicher formuliert oder entfernt.

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Die internationale NGO Zwischengeschlecht.org ist die einzige Betroffenenvertretung in Deutschland mit einer konkreten Praxis zur Beendigung von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) an der Quelle, d.h. in Deutschen Kinderkliniken und Deutschen MedizynerInnen-TäterInnenorganisationen.

An der laufenden "2. Inter*Tagung Berlin 2013" sind wir nicht dabei – wie schon seinerzeit an der "1. Inter*Tagung Berlin 2011", und offenbar ebenso wie allgemein Überlebende von Intersex-Genitalverstümmelungen im Kindesalter, die konkret und an der Quelle etwas gegen die menschenrechtswidrige Praxis in Deutschland unternehmen wollen. [...]

Dank an alle Besucher_innen der Tagung, die [...] den Kampf der als Kinder Zwangsoperierten zur schnellstmöglichen Beendigung von IGM anerkennen und unterstützen!

>>> Stellungnahme zur 2. OII-TrIQ-Inter-Tagung Berlin 2013  

Saturday, November 9 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Österreich: Interview mit Alex Jürgen - Zeit im Bild, ORF2 5.11.13 + online + Transkript

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> "Intersexuelle Kinder": TV-Beitrag von Christine Baumgartner mit Alex Jürgen zum angeblichen "3. Geschlecht in Deutschland" in "ZIB2", der 22-Uhr-Tagesschau auf ORF 2 (nur noch kurze Zeit online zum Nachgucken – Transkript der Sendung siehe weiter unten). Zwar will ZIB2-Moderator Armin Wolf (wider besseren Wissens) strikt nix kapiert haben, und zum Schluss darf Prof. Dr. Ralf Herwig, ein Urologe der Uni-Kinderverstümmlerklinik Wien, einmal mehr unwidersprochen den Medizyner-Mythos "Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" zum Besten geben. Aber Alex Jürgen (Tintenfischlarm) bringt einmal mehr Klartext auch zum D-Personenstandmurks, inkl. warum dadurch MedizynerInnen noch ein leichteres Spiel haben werden, Eltern menschenrechtswidrige kosmetische Genitaloperationen für ihre gesunden, wehrlosen Kinder aufzudrängen. Dafür an Alex und die Autorin des Beitrags von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Österreich

STOP Intersex Genital Mutilation!

Der die tatsächlich auch in Österreich andauernden Verstümmelungen leugnende Wiener Urologe Prof. Dr. Ralf Herwig war bis vor wenigen Jahren an der Uni-Verstümmlerklinik Innsbruck tätig, die ebenfalls heute noch offensiv die ganze Bandbreite an Intersex-Genitalverstümmelungen propagiert und praktiziert. Innsbruck ist heute noch Wirkungsstätte des berüchtigten Genitalabschneiders Prof. Dr. Christian Radmayr, der nicht nur zahllose Betroffene auf dem Gewissen hat (u.a. die Kastration von Interlife), sondern auch international Genitalverstümmelungen an Kindern propagiert u.a. als Mitverfasser der üblen AWMF-DGU/DGG-Verstümmler-Leitlinie 043/029 "Störungen der sexuellen Differenzierung" (PDF).

Prof. Dr. Marcus Riccabona, der Genitalabschneider, der in den 1980er-Jahren in Linz veranlasste, dass Alex Jürgens Lustorgan "exstirpiert" wurde (d.h. nicht bloss amputiert, sondern noch "ausgekernt"), war noch bis vor einem Jahr als Kinderverstümmler weiterhin ebendort tätig, sowie auch international als Intersex-Live-Genitalverstümmler und ebenfalls AWMF-DGU/DGG-Verstümmler-Leitlinienverfasser (PDF), und geniesst aktuell seinen Ruhestand unbehelligt und auf freiem Fuss, öffentlich gelobhudelt als "Arzt mit den goldenen Händen", als wäre nie etwas gewesen. Frühling 2013 veranstaltete die "Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz" einen internationalen "D$D"-Verstümmler-Kongress, als Referenten fungierten (Überraschung!) ausnahmslos bekannte Propagandisten und Täter von frühkindlichen Intersex-Verstümmelungen. Nachtrag: Mittlerweile hat Riccabona einen neuen lukrativen Verstümmler-Job in der Kinderurologie München der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) angetreten, wo er weiterhin auch in den Medien frühzeitige "Hypopadiekorrekturen" propagiert (PDF) – aus den üblichen psychologischen Gründen, obwohl eingestanderweise keine medizinische Notwendigkeit besteht: «„Eine Hypospadie ist kein Notfall“, sagt Riccabona. Doch rät er zu einer frühen Operation, am besten im ersten Lebensjahr. Dann heilen die Wunden am schnellsten – und die Kinder erinnern sich später an nichts.» Auch die Klinikhomepage selbst fordert die "Korrektur" "bereits im Kleinkindesalter", trotz eingestandener erheblicher Risiken für die späteren Erwachsenen: "Harnröhrenengen, Fisteln, Penisverkrümmungen, erneute Fehllage der Harnröhrenmündung, Wachstum von Haaren in der Harnröhre und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen"

Entgegen der Behauptungen in ZIB2 durch den Urologen Ralf Herwig wird auch in dessen Universitätsklinik Wien in der Kinderchirurgie (Leitung: Prof. Dr. Ernst Horcher) nach wie vor das gesamte Spektrum von Intersex-Genitalverstümmelungen angeboten, propagiert und durchgeführt, u.a. unter "Neugeborenen- und Fehlbildungschirurgie" unter "Fehlbildungen der Geschlechtsorgane" medizinisch nicht notwendige "Korrektur-OPs" bei "Vaginalatresie", "Sinus urogenitalis" und "Hypospadie", sowie unter "Fehlbildungen des Harntraktes"  chirurgische "Korrekturen" von "Hodenhochstand", sowie unter "Kinderurologie" medizinisch nicht notwendige "Hypospadie-Korrekturen" ohne Evidenz ausdrücklich mit lediglich psycho-sozialer Indikation: "Diese auch Hypospadien genannten Erkrankungen bedürfen der frühzeitigen operativen Korrektur (um das 1. Lebensjahr), um die psychosexuelle Entwicklung des Knaben nicht zu gefährden."

Horchers und Hertwigs Wiener Uniklinik-Kollege, der Kinderchirurg und Kinderurologe Dr. Alexander Springer, ist ebenfalls ein bekannter Verfechter und Täter u.a. von frühkindlichen "Hypospadie-Korrekturen" aus "kosmetische[r] Indikation", so z.B. (zusammen mit Co-Autor Prof. Horcher) in "Korrektur der Hypospadie und psychosexuelle Entwicklung" (2010, WARNUNG!!!): "Das optimale Lebensalter für die Korrektur der Hypospadie ist zwischen dem 6. und 15. Lebensmonat, da sich hier ein optimales Zeitfenster aus sexueller Identitätsentwicklung, kognitiver und emotionaler Entwicklung ergibt. [...] Das chirurgische Ziel ist heute die Rekonstruktion des Penis zum „normalen“ Organ in ästhetischer und funktioneller Hinsicht." ("Normal funktionell" heisst für die Verstümmler: 1. im Stehen pinkeln und 2. "normaler Geschlechtsverker", notfalls auch mit tauber Eichel.)

[Bild: Die berüchtigen Genitalabschneider Prof. Dr. Ahmed Hadidi (Offenbach/FFM) und Prof. Dr. Ricardo González (Hannover, Berlin, Zürich) nach getanen "Hypospadie-Live-Operationen" auf Einladung der Kinderchirurgie Wien "beim Heurigen".]

Auch die von Dr. Springer verantwortete Homepage "Hypospadie Zentrum Wien" propagiert unter "FAQ" ausdrücklich die "Möglichkeit einer „kosmetischen“ Korrektur", und zwar ausdrücklich im Kleinkindesalter: "Es sollte früh operiert werden. Ab dem 6. Lebensmonat ist ein guter Zeitpunkt. Man denkt heute, dass dann die psychologischen Probleme am geringsten sind und keine schlechten Erinnerungen bleiben. Für Operation und die Narkose stellt das Alter kein Problem dar." Merke gut: Die Ärzte "denken" es sei am Besten früh zu operieren, d.h. sie haben keinerlei Beweise dafür (mangelnde Evidenz). [Nachtrag 2017: Auf der aktuellen Homepage ist die Seite zu Hypospadie-Ops seit Jahren leer, bzw. es heißt dort nur "folgt" – der Eingriff wird jedoch weiterhin angeboten.]

Für wessen Wohl (abgesehen vom finanziellen Interesse sowie Prestige der Operateure) diese – auch laut Horcher und Springer ausdrücklich "komplikationsträchtig[en]" – chirurgischen "Genitalkorrekturen" letztlich gemacht werden, darüber lässt Dr. Springers "Hypospadie Zentrum Wien"-Homepage unter "Psychologie" wenig Zweifel offen: "Die Hypospadie kann für den Knaben und die Eltern eine große psychologische Belastung darstellen. [...] Nicht selten sind die Eltern und besonders die Mutter von Zweifeln und Selbstvorwürfen geplagt. Das Internet mit der ungefilterten und unbegrenzten Verfügbarkeit von Information stellt dabei heute einen wesentlichen Faktor dar. Trotz der relativen Häufigkeit der Hypospadie ist die Erkrankung bei Eltern fast unbekannt oder wird tabuisiert. [...] Erstaunlicherweise gibt es wenig Arbeiten über die Psychologie, über das soziale und sexuelle Leben und über die allgemeine Entwicklung des Kindes und Mannes mit Hypospadie, sei es nach Operationen oder auch nicht korrigiert." [Nachtrag 2017: Auch diese Seite wurde mittlerweile klammheimlich entfernt.]

Die österreichische Juristin Eva Matt kam in ihrer Stellungnahme an den Deutschen Ethikrat zum wenig überraschenden Schluss: "Obwohl es keinen einheitlichen Behandlungsstandard gibt und seit über zehn Jahren Langzeitstudien zur Patient/innenzufriedenheit gefordert werden, wird – auf Basis einer unsicheren Datenlage und trotz den Stimmen Betroffener, die von negativen Behandlungsergebnissen zeugen – weiter an den Genitalien von Kleinkindern geschnitten."

Auch punkto Aufarbeitung von NS-Verbrechen an Zwittern gäbe es in Österreich einigen Handlungsbedarf: Nicht nur war die völkische und später NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" eine österreichische "Erfindung", auch einige ihrer unverbesserlichen Verfechter (z.T. bis in die 1950er-Jahre) waren Österreicher oder hatten in Österreich studiert, z.B. Robert Stigler (Steyr, 1878-1975), Paul Mathes (Innsbruck, Graz 1871-1923) oder Lothar Gottlieb Tirala (Wien, München 1866-1974).  

Transkript des Intersex-Beitrags in ZIB2, ORF2 05.11.2013 22h

Armin Wolf (Moderation): "Ist ein neugeborenes Baby ein Mädchen oder ein Bub? In den allermeisten Fällen ist das eindeutig, aber nicht immer. Bei einem von zwei- bis fünftausend Neugeborenen ist das Geschlecht nicht eindeutig feststellbar. Mediziner nennen das Intersexualität. In Deutschland nimmt der Gesetzgeber darauf nun Rücksicht. Seit dem 1. November kann in der Geburtsurkunde das Feld "Geschlecht" auch freigelassen werden. Aber was Befürworter als Schritt zur Gleichberechtigung von intersexuellen Menschen loben, wirft für andere neue Probleme auf, berichtet Christine Baumgartner."

Christine Baumgartner: "Es lebt, es schreit, es atmet. Doch die erste Frage der Eltern, ist es ein Bub oder ein Mädchen, bleibt manchmal unbeantwortet. Bei intersexuellen Menschen entwickeln sich die Geschlechtsorgane nicht vollständig. Sie sind weder eindeutig männlich noch weiblich. Bisher mussten sich Eltern entscheiden. In Deutschland ist das jetzt anders. Um eine spätere Wahl offen zu lassen, wird bei intersexuellen Kindern die Angabe zum Geschlecht auf der Geburtsurkunde freigelassen. Viele Intersexuellenvereine halten das Gesetz für einen ersten Schritt in die richtige Richtung.
In Österreich entscheiden weiterhin die Eltern, ob ihr Kind männlich oder weiblich ist. Und diese Entscheidung hat Folgen, auch für Alex Jürgen, der einzige intersexuelle Mensch in Österreich, der offen darüber spricht."

Alex Jürgen: "Geschlecht und Geschlechtsorgane ist ja nicht so ein Thema, über das man mit jedem reden kann in Österreich, und ich glaube es ist einfach ein Tabuthema, was man zwischen den Beinen hat."

Christine Baumgartner: "Dass in Deutschland auf der Geburtsurkunde keine eindeutige Zuordnung mehr nötig ist, sieht Alex Jürgen kritisch."

Alex Jürgen: "So schön, wie das dargestellt wird, ist es leider nicht. Solche Kinder werden meiner Meinung nach zwangsgeoutet. Ich glaube auch, dass es vielleicht sogar die Operationen rauftreiben wird, weil wenn jetzt die Eltern nicht wollen, dass dort dieses "X" dort drinnen steht, dann sind die vielleicht in der Bedrängnis, dass die zum Doktor sagen, ja, dann schneiden wir halt schnell weg, dann können wir weiblich eintragen oder so."

Christine Baumgartner: "Alex Jürgen wurde mit keinem eindeutigen Geschlecht geboren und Jahre lang mit schmerzhaften Operationen zum Mädchen gemacht. Eine Prozedur, die viele Intersexuelle mitmachen mussten."

Ralf Herwig (Urologe MediUni Wien): "Bei so einer derartigen Operation ist das Kind sehr früh mit Operationen, mit Schmerzen, mit Narbenbildung und den entsprechenden Folgen konfrontiert. Und aus diesem Grunde verlegen wir diese Operationen jetzt in die Pubertät, mit Entscheidungsfreiheit der entsprechenden Kinder."

Christine Baumgartner: "In Österreich werden Kinder nur noch selten operiert, so der Mediziner, aber Intersexualität ist immer noch ein Tabu. Viele Eltern fürchten, dass ein intersexuelles Kind diskriminiert wird. Das sei das eigentliche Problem. Und dieses Problem lasse sich nicht mit dem Messer im Operationssaal lösen."

>>> Österreich, Ursprungsland der NS-Diagnose "Intersexuelle Konstitution" (1)
>>> IGM in Österreich (2): Innsbruck

>>>
"Brüste und Penis amputiert: Die verstörende Tortur eines Intersexuellen"
>>> Radiodoktor: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"
>>> "Der medizinische Umgang mit Intersexualität" - Suspect 17 / 2009
>>> "Intersexualität und Recht" in Österreich - Eva Matt, 8.11.06
>>>
Bericht 3. ISÖ-Treffen (Intersex Österreich)
>>> Intersex-Thread auf parents.at
>>>
"Jedes Verbrechen hinterlässt Spuren" 
>>> Genitalverstümmler Prof. Radmayr (Innsbruck) und Prof. Riccabona (Linz)
>>> "Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation"

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