Saturday, March 8 2014

Di 11.3. Genf: Internationale Intersex-Infoveranstaltung an der UNO

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>>> Flyer als PDF      >>> Media Advisory (PDF)      >>> Concept Note (PDF) Vergrössern: draufklicken!

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Anlässlich der 25. Session des UN-Menschenrechtsrats (UNHRC) findet eine NGO-Infoveranstaltung statt mit Mauro Cabral (Argentinien), Holly Greenberry (Grossbritannien), Morgan Carpenter (Australien) und Daniela "Nella" Truffer sowie yours truly a.k.a. Markus Bauer.

Fettes Dankeschön an alle, die das möglich machen – insbesondere ILGA, ARC International und das Canadian HIV/AIDS Legal Network!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

Friday, February 28 2014

Fr 7.3.: Soliparty + Info im ABS Zürich mit Norton, Joules, Das Archea

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Soliparty für Zwischengeschlecht.org im Autonomen Beauty Salon (ABS), Hohlstr. 481, Zürich-Altstetten

22h Info zu Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

23h Konzerte mit Norton (HC-Punk), Joules (Stoner), Das Archea (Metal), dazwischen Kurzfilme zum Thema, anschl. DJ Ritchi Bitch

Fettes Dankeschön an alle, die das möglich machen!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe 

Tuesday, February 11 2014

Intersex: "Orgasmusfähigkeit leidet durch Klitorisentfernung nicht" - Prof. Dr. Jürgen W. Bierich, Hamburg/Tübingen

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>>> "IGM und Aktionsplan BW"  Rundmail von Zwischengeschlecht.org vom 11.02.2014  

Plastische Operationen an den Genitalien Die operative Korrektur (s. S. 476 ff.) der vermännlichten Genitalien beim kongenitalen adrenogenitalen Syndrom des Mädchens ist aus mehreren Gründen indiziert, 1. um eine regelrechte Funktion der Vagina zu ermöglichen, 2. um die unangenehmen Klitoriserektionen zu verhindern, 3. um seelische Konflikte zu vermeiden, die den Mädchen aus dem Vorhandensein männlicher Attribute erwachsen können. Nach Möglichkeit soll die Operation schon vor dem vierten Lebensjahr durchgeführt werden. Bei leichteren Fällen ist lediglich die Entfernung der Klitoris erforderlich. Das Organ soll dabei exstirpiert und nicht amputiert werden, da sich sonst lästige Erektionen des zurückgebliebenen Stumpfes einstellen können. Wie HAMPSON (1956) bei einer größeren Reihe operierter Frauen festgestellt hat, leidet die Orgasmusfähigkeit durch die Klitorisentfernung nicht. Ist das Genitale stark vermännlicht, so muß darüberhinaus die Eröffnung des Sinus urogenitalis vorgenommen werden. Jürgen W. Bierich, in: Overzier 1961, S. 387

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Der Endokrinologe Prof. Dr. Jürgen W. Bierich (1921-1994) ist und bleibt einer der prominentesten und profiliertesten Serien-Genitalverstümmler Deutschlands. Neben Andrea Prader (Zürich) war Bierich wohl der wichtigste Haupttäter bei der Durchsetzung systematischer kosmetischer "Klitorisamputationen" an wehrlosen Kleinkindern nach dem 2. Weltkrieg, und betreffend der öffentlichen Rechtfertigung dieser besonders barbarischen Praxis der wohl Hartnäckigste und Unverbesserlichste.

Aufarbeitung tut not! Prof. Dr. Bierich war Serien-Täter u.a. im UKE Hamburg-Eppendorf sowie 1968-89 als Pädiatrie-Chef am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) verantwortlich für das schwere und lebenslange Leid zahlloser unter seiner Wacht genitalverstümmelter Kinder.

Tübingen profiliert sich heute noch als Verstümmler-Hochburg. UKE und die angegliederte Altonaer Kinderklinik (AKK) sind heute noch mit die grössten Verstümmlerkliniken in Hamburg und Umgebung. Auch am UKE wurden kosmetische Klitorisamputationen bis mindestens 1976 in Lehre und Praxis propagiert und verbrochen.

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Sunday, February 9 2014

Dokumentation: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Baden-Württemberg

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>>> "IGM und Aktionsplan BW"  Rundmail von Zwischengeschlecht.org vom 11.02.2014 

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>>> Dokumentation (PDF, 4.9 MB) inkl. einem Überblick zu den verschiedenen Formen von IGM, einem historischen Abriss zu IGM & Widerstand, einem Nachweis von Kliniken in BW, die IGM praktizieren, und einer kritischen Würdigung des gegenwärtigen Aktionsplans "Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg" und der Tätigkeit des "Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg".

Mit Dank ans Frauenprojektehaus Tübingen, dessen Einladung die Erstellung der Dokumentation ermöglichte!

Nachfolgend das Inhaltsverzeichnis:

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Friday, February 7 2014

2014: IGM in Baden-Württemberg

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Vorschau auf die in Kürze erscheinende "Dokumentation: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Baden-Württemberg" der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, aus Anlass des Aktionsplans "Für Akzeptanz & gleiche Rechte in Baden-Württemberg" des Sozialministeriums.

Mit Dank ans Frauenprojektehaus Tübingen, dessen Einladung die Erstellung der Dokumentation ermöglichte!

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>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Video "Intersexuelle Kämpfen für ihre Rechte" (SWR)
>>>
IGM in Baden-Württemberg 
>>> IGM in Ulm 
>>> IGM in Mannheim und Heidelberg 
>>> IGM in Tübingen 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
 

Friday, January 31 2014

"operation.de" versucht mit Drohungen Kritik an Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) einen Maulkorb zu verpassen

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Um noch möglichst lange und profitabel nicht eingewilligte, medizinisch nicht notwendige, irreversible, kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen durchführen zu können, sind die TäterInnen & Co. zunehmend darauf angewiesen, kritische öffentliche Berichterstattung über ihr menschenrechtswidriges Treiben möglichst mundtot zu machen.

Erst recht, nachdem letztes Jahr der UN-Sonderberichterstatter über Folter (A/HRC/22/53) und der Europarat (Res. 1952/2013) diese Operationen klipp und klar als unhaltbar kritisierten und gesetzgeberische Maßnahmen dagegen forderten.

So versucht aktuell die kommerzielle "Informationsplattform" "operation.de" ("ein Projekt der BeautyMedical GbR") diesen Blog dazu zu bewegen, künftig nicht mehr zu dokumentieren, wie "operation.de" menschenrechtswidrige "Hypospadie-Korrekturen" an Kleinkindern ausdrücklich "aus kosmetischen Gründen" propagiert und rechtfertigt: "Die Operation sollte zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat oder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr durchgeführt werden („Psychologisches Fenster“)."

Insbesondere möchte "operation.de" diesem Blog gerne verbieten, diese Kritik mit einem Link auf die entsprechende Seite auf "operation.de" zu belegen.

Offizielle Begründung: Der entsprechende Link werde von "operation.de" "als wenig vorteilhaft bewertet". 

Zunächst versuchte es "operation.de"-Redaktorin Katrin Liebisch am 28.01.2014 mit der Zuckerbrot-Methode: "Im Zuge unserer SEO-Arbeiten [SEO = Suchmaschinen-Optimierung] bitten wir Sie, diese Links wieder zu entfernen – Wäre das möglich? Für die damit verbundenen Mühen danken wir sehr."

Drei Tage später dann die Peitsche: Sollten dieser Blog nicht umgehend Gehorsam leisten, droht Katrin Liebisch in einem weiteren Mail vom 31.01.2014 im Namen der "Redaktion operation.de" offiziell mit weiteren Schritten, die ausdrücklich "auch Ihre Domain in Mitleidenschaft [...] zieh[en]".

Meine 2 Cent: Dass den GenitalabschneiderInnen samt HelfershelferInnen inkl. "operation.de" öffentliche Berichterstattung über ihr menschenrechtswidriges Treiben durch diesen Blog mittlerweile genug weh tut, dass sie zunehmend Zeit und Geld in (vergebliche) Versuche investieren, unsere Kritik zum Verstummen zu bringen, find ich prinzipiell doch schon mal Klasse.

Die VerstümmlerInnen-Plattform "operation.de" befindet sich damit in bester Gesellschaft u.a. mit Prof. Dr. Wieland Kiess (Universität und Universitätsklinikum Leipzig) sowie (von der Rechtabteilung seinerzeit namentlich nicht genannten) KollegInnen aus Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) – dessen Kinderurologinnen Prof. Dr. med. Margit Fisch und Dr. med. Silke Riechardt übrigens als "operation.de"-Autorinnen auch für die "wenig vorteilhaft[e]" Propagierung von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) ebendort verantwortlich zeichnen ...

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
 

Tuesday, January 28 2014

Tübingen Mi 29.1. 20h: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) - Vortrag + Film + Diskussion

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Zwischengeschlecht.org on FacebookFrauenprojektehaus Tübingen,
Weberstr. 8, 72070 Tübingen, 20h

Vortrag mit Daniela Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org):
"Intersex-Genitalverstümmelungen & Widerstand: Geschichte & Gegenwart"

Film "Tintenfischalarm" + Diskussion

Der Vortrag setzt sich schwerpunktmäßig mit der Situation in Baden-Württemberg auseinander, inkl. einer kritischen Würdigung des gegenwärtigen Aktionsplans "Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg" (Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren)

Video: "Intersexuelle kämpfen für ihre Rechte" (03:44 min) SWR Zur Sache
SWR»BW Zur Sache: 'Raus aus der Tabuzone: Intersexuelle kämpfen für ihre Rechte' Daniela Truffer, Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org (Video) >>> Online gucken: ins Bild klicken

>>> Tübingen: Live Intersex-Genitalverstümmelungen 2005-2011
>>> Intersex-Verstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Tuesday, January 21 2014

Olaf Hiort (D$Dnet): "In Deutschland keine kosmetischen OPs mehr" - Deutsche Welle, Hauspostille der Intersex-Genitalverstümmler ...

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

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STOP Intersex Genital Mutilation!

Intersex-VerstümmlerInnen-und-VereinnahmerInnen-Bingo
– leicht gemacht mit Deutsche Welle und "D$Dnet":

 

In einem >>> englischsprachigen DW-Beitrag von heute darf Chef-Genitalverstümmler Prof. Dr. Olaf Hiort ("EuroD$D" / "D$Dnet", siehe unten) mal wieder unwidersprochen und unhinterfragt den altbekannten Medizyner-Mythos "Früher war es vielleicht schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" zum besten geben:

 

"Wir führen keine irreversiblen Eingriffe durch, außer sie sind medizinisch notwendig. Wir lassen den Kindern die Möglichkeit, später selbst zu entscheiden."  Check.

Passend dazu kolportiert Deutsche Welle eingangs – Überraschung! – ebenfalls unreflektiert und unwidersprochen die altbekannte Medizyner-Statistiklüge von angeblich 1 Intersex-Kind "auf mehrere tausend Geburten". Check.

Obligaterweise gleich gefolgt vom – ebenfalls unwidersprochenen und unhinterfragten – Personenstand-Märchen, Eltern hätten in Deutschland neuerdings die angebliche "Option, das Geschlecht ihres Kindes in der Geburtsurkunde und anderen offiziellen Dokumenten offen zu lassen". Check.

Logisch darf da auch die typische, vereinnahmende Überbewertung von Gender a.k.a. Geschechtsidentität nicht fehlen: "Gender ist keine männlich-weibliche Binarität, sondern ein Kontinuum". Check.

Selbstredend werden auch die Betroffenen von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) im Kindesalter – bekanntlich mit 90% die große Mehrheit aller Intersexe – kurzerhand ausgeblendet und unsichtbar gemacht: Im ganzen Beitrag werden sie nicht einmal erwähnt!

Die einzige Betroffene, die erwähnt wird und zu Wort kommt, ist (O-Ton Deutsche Welle) "der echte Hermaphrodit mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen" Maya Posch, von der es im Beitrag – folgerichtig gleich im Anschluss an das oben zitierten "heute-keine-OPs-mehr"-Dementi von Olaf Hiort – abschließend heißt: "Maya Posch hatte bereits eine Operation zur Entfernung der Hoden. Die Kastration erlaubt ihr auf Testosteronblocker zu verzichten. Aber ihre Vagina und ihren Penis wird sie behalten."  BINGO!!!

Meine 2 Cent: Bei der Deutschen Welle hat es bekanntlich Tradition, dass Intersex-GenitalverstümmlerInnen dort unwidersprochen und unhinterfragt ihre kruden Ansichten und Desinformationen zum Besten geben dürfen (vgl. z.B. PD Dr. Heiko Krude, 16.05.2011), und dass der Kampf der Betroffenen um körperliche Unversehrtheit als "Geschlechtszuweisung-Anliegen" von "Gender-Recht-AktivistInnen"  diffamiert wird (vgl. Bericht über den "Kölner Zwitter-Prozess" von Christiane Völling, 12.12.2007). 

Der heutige Beitrag zeigt lediglich (einmal mehr): Egal wie unter aller Sau und verletzend der letzte Beitrag bereits war – es geht immer nochmals etwas tiefer unter die Gürtellinie auf Kosten der Betroffenen von IGM – die VerstümmlerInnen und VereinnahmerInnen danken's ...

Der Mut von Maya Posch, öffentlich mit ihrer Geschichte hinzustehen, hätte definitiv einen besseren Beitrag verdient!

Was auch immer die Ausrede der Autorin Diana Fong und des Redaktors Zulfikar Abbany sein mag – würde ihnen mal an den eigenen Genitalien ungefragt etwas rumgeschnibbelt, würden sie wohl umgehend diesbezüglich gewissenhafter recherchieren – wetten?!

Weit hätten Fong und Abbany dazu gar nicht suchen müssen – z.B. in der Beschreibung von Olaf Hiorts neuestem Multi-Millionen-Verstümmler-"Forschungs"projekt "D$Dnet" heißt's unverblümt:

"Kinder mit DSD kommen mit Genitalien auf die Welt die von atypisch bis wahrhaft uneindeutig reichen können und der Prozess der Geschlechtszuweisung kann für Familien und Mediziner zu einer extremen Herausforderung werden. Häufig werden mehrfache chirurgische Eingriffe zwecks Rekonstruktion der Genitalien zu einem männlichen oder weiblichen Erscheinungsbild durchgeführt. Die Gonaden [d.h. Hoden, Eierstöcke oder Mischgewebe] werden häufig entfernt zur Vermeidung [angeblicher] bösartiger Entartungen." (>>> "DSDnet: Memorandum of Understanding" - PDF S. 4)

>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "der übliche Weg - wegen den Eltern"
>>> Olaf Hiort: IGM - "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil kosmetischer GenitalOPs in Kinderkliniken
>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen" bei Intersex-Genitalverstümmelungen"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Wer sind die TäterInnen? Was soll mit ihnen geschehen?
>>> IGM – eine Genealogie
 

Sunday, January 19 2014

Niedersachsen: Unterstützung für Intersex-Selbsthilfe - wann kommen Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring der Verstümmelungen?

Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", Augsburg 5.11.

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Genitalverstümmelungen stoppen!Zwischengeschlecht.org on Facebook

Am 1. niedersächsischen Fachtag "Intersexualität" gab's gute Neuigkeiten: Das Bundesland wird – als allererstes in Deutschland – die Selbsthilfe mit vorerst 40'000 Euro finanziell unterstützen. Ähnliches gab es bisher nur in Holland, wo die Selbsthilfe noch großzügiger auf Bundesebene unterstützt wird. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel vermehrt Schule machen wird.

Emanzipatorische, von erwachsenen Betroffenen geführte Selbsthilfegruppen mit angegliederten oder assoziierten Elterngruppen können (im Gegensatz zu medizynerdominierten und -finanzierten "Eltern und Patienteninitiativen"!) einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Eltern von vorschneller Einwilligung zu medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen an ihren gesunden Kindern zu schützen. Staatliche Unterstützung emanzipatorischer Selbsthilfegruppen ist längst überfällig und ein erster wichtiger Schritt. Solange jedoch nicht gleichzeitig auch konkret etwas getan wird, künftige Verstümmelungen in den Kinderkliniken zu unterbinden, wird ein solcher erster Schritt diesbezüglich nicht viel mehr als nachträgliche Pflästerchenpolitik bleiben.

Niedersachsen: Bis zu 100 Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) jährlich!

Um Intersex-Verstümmelungen – abgesehen von einem bundesweiten gesetzlichen Verbot – konkret zumindest einzudämmen, fordern Betroffenenverbände bei allen, die überhaupt wollen, seit Jahr und Tag:
Offenlegung von Statistiken der Verstümmelungen (inkl. Kosten),
kontinuierliches Monitoring durch unabhängige Dritte unter Mitwirkung von Betroffenenorgansiationen,
historische Aufarbeitung inkl. Verbindungen zur NS-Medizyn.

Umso erfreulicher, dass am Fachtag im Workshop 3 "Menschenrechte" der weitere Handlungsbedarf als 1. Punkt genau so konkretisiert wurde unter den Stichworten "Datenerfassung und Monitoring", und dass Sozialministerin Cornelia Rundt in ihrer Einführungsrede auch explizit die Verbindungen zur NS-Zeit ansprach (vgl. Liveblog). Allerdings konnte der Beauftragte der Ministerin, Hans Hengelein, auf Anfrage wegen Überlastung keine konkreten Zeiträume nennen, wann ein solches Monitoring implementiert würde.

Eine Erfassung und Offenlegung ALLER kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen wäre umso wichtiger, weil sich so schnell zeigen würde, dass die am Fachtag genannten Zahlen (30 betroffene Kinder pro Jahr in Niedersachsen, davon jedoch nur 14 bei Geburt aufgrund eines "uneindeutigen Genitales" erkannt) alles andere als die Realität der konkreten, verstümmelnden Eingriffe im Bundesland wiedergeben.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Laut weisse-liste.de (PDF) werden aktuell allein in Hannover im Kinderkrankenhaus Auf der Bult jährlich 42 "vermännlichende" kosmetische "Hypospadiekorrekturen" an gesunden Kindern durchgeführt, sowie 32 in der Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Und laut Qualitätsbericht 2008 (PDF, S. 391) allein in  Göttingen weitere 26 "Hypospadiekorrekturen".

Weitere niedersächsische Kliniken, die kosmetische Genital-OPs an Kindern mit "atypischen Genitalien" anbieten und praktizieren, stehen u.a. in Bochum, Celle, Hildesheim, Osnabrück und Wolfsburg.

Somit würde durch Offenlegung und Monitoring kosmetischer Eingriffe an betroffenen Kindern schon auf den 1. Blick klar, dass die immer noch oft genannte Medizyner-Vertuschungsschätzung "1 Intersex-Kind auf 2000 Neugeborene", auf welcher auch die am Fachtag genannten Zahlen basieren, kein Indikator für in den Kinderkliniken insgesamt praktizierte Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) sein können (was Betroffenenverbände seit Jahrzehnten kritisieren – ISNA rechnete mit 1-2 IGM pro 1000 Neugeborene –, und auch die VerstümmlerInnen selbst immer mal wieder unumwunden einräumen).

Kommt dazu, dass bei kosmetischen "verweiblichenden" Intersex-Genitalverstümmelungen (u.a. "Klitorisreduktionen" und "Vaginalplastiken") wegen unpräziser Erfassung in den OPS-Prozedurnummern keine präzisen Fallzahlen abgeleitet werden können (und diese in den Qualitätsberichten gar nicht angegeben sind, da dort oft nur die 10 häufigsten Eingriffe auftauchen), so dass bisher wenn überhaupt, dann nur aufgrund von parlamentarischen Anfragen begrenzt konkrete Zahlen publik werden. Dito bei Kastrationen/"Gonadektomien"/Hysterektomien"/(Sekundären) Sterilisierungen.

Kaum je öffentlich bekannt werden bisher Zahlen für selektive (Spät-)Abtreibungen bei pränataler Intersex-Diagnose sowie bei pränatalen Dexamethason-"Therapien" bei Verdacht auf AGS/CAH – letztere werden bekanntlich oft nicht mal der "zentraln Meldestelle" rapportiert.

Umso wichtiger, dass (nicht nur) in Niedersachsen der Ruf nach Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring der andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen und weiteren Zwangsbehandlungen nicht vorschnell wieder verstummt, sondern stetig lauter wird! Weil "von selbst" wird sich leider weder in Niedersachsen noch sonstwo so schnell etwas an der Tatsache der täglichen menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen von wehrlosen Kindern mit "atypischen Genitalien" etwas ändern ...

>>> LIVEBLOG 1. Niedersächsischer Fachtag "Intersexualität", Hannover 14.01.2014 
>>> Pressespiegel 1. Niedersächsischer Intersex-Fachtag 

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Saturday, January 18 2014

"Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung" - Pressespiegel 1. Niedersächsischer Fachtag Intersexualität, 14.1.14

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Lucie Veith (13:13): "Das große Thema ist natürlich die Genitalverstümmelung an
intersexuellen Kindern […] aber auf der anderen Seite auch die Lebensrealität […]
Warum kennt niemand intersexuelle Menschen? [...]"

Bei >>> NDR "Niedersachsen 18:00" gibt's von 12:29-14:03 einen Kurzbericht mit einem deutlichen Statement von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.). NDS-Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) erklärt, mit den 40'000.-- Euro für die Selbsthilfe soll nicht zuletzt die "Beratung durch Experten in eigener Sache" gefördert werden. Danke!

>>> SAT 1 Regional hat ebenfalls einen Kurzbeitrag, als einzige Interviewpartnerin erklärt Sozialministerin Rundt, der Beitrag an die Selbsthilfe soll auch dazu dienen, die "Diskussion und Kenntnis von Interseuxalität" in der Öffentlichkeit zu fördern. Danke!

Bild: Yours truly am livebloggen aus dem "Fachtag Intersexualität" (SAT 1 Regional)

Bei den Printmedien hat >>> Neues Deutschland klar die Nase vorn mit der Kurzmeldung "Intersexuelle wollen keine Verstümmelung". Bei aller Kürze gibt's im Artikel Klartext: "Säuglinge, die zugleich männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale aufwiesen, würden in Kliniken durch Operationen oder Medikamente manipuliert, sagte Lucie Veith vom Bundesverband Intersexueller Menschen diese Woche in Hannover. [...] »Wer einmal so verstümmelt wurde, für den ist ein normales Leben nicht mehr möglich« [...]" Danke!

Problematischer kommt ein Artikel von Nico Pointer im >>> Weser Kurier daher (abgewandelt auch als dpa-Meldung, vgl. unten) mit dem "typischen" Durch-die-Gender-Brille-Titel "Intersexuelle fordern Recht auf drittes Geschlecht - Mann oder Frau oder was?". Im Text wird dann grad mal knapp erwähnt, dass Anja Kumst die "Hoden [...] entfernt" wurden, hauptsächlich geht's aber um – Überraschung! – "Chromosomensätze", "zweigeschlechtliche Welt", "Diskriminierungen" und "ein Recht auf ein eigenes, drittes Geschlecht". Grad mal im 2. letzten Abschnitt geht's dann doch noch kurz zur Sache:

Problematisch sehen Betroffene die frühzeitige medizinische Behandlung zwischengeschlechtlicher Kinder. Verbände lehnen operative Eingriffe wie die Hoden-Entfernung als menschenrechtswidrig ab. „Das Kind wird geboren, die Ärzte runzeln die Stirn, die Eltern sind verzweifelt“, sagt Michael Wunder, der die Arbeitsgruppe Intersexualität im Deutschen Ethikrat leitete. „Und es gibt viele Operationen.“

Vollends in Richtung Vereinnahmung driftet Nico Pointer ab in der >>> dpa-Meldung "Mann oder Frau - oder was? - Das Ringen um das dritte Geschlecht". Basierend auf dem Weser-Kurier-Artikel (vgl. oben), wird prompt im letzten Abschnitt im Namen der Betroffenen – statt einem Verbot von Intersex-Genitalverstümmlungen (IGM) – Überraschung! – ein "3. Geschlecht" gefordert bzw. "für Erwachsene eine klare dritte Kategorie, wie sie beispielsweise seit vergangenem Sommer in Australien möglich ist."

Passend dazu auch die vereinnahmenden Bilder zum Beitrag, die von dpa beigesteuert werden unter der – Überraschung! – ebenfalls vereinnahmenden Bildlegende: "Inter- und Transsexuelle suchen ihren Weg in einer zweigeschlechtlichen Welt."

So verkauft z.B. die >>> Frankfurter Neue Presse Intersex-Menschen einmal mehr kurzerhand als Transsexuelle:

Und die >>> Hannoversche Allgemeine Zeitung verkauft Intersex-Menschen als Transgender:

Und >>> N24 verkauft Intersex-Menschen ebenfalls als quasi Unentschlossene (Transgender) beim "intimen Geschlechterraten vor dem Schminkspiegel":

Fazit: Danke an Lucie Veith und Anja Kumst für ihren Mut, sich öffentlich für die Betroffenen hinzustellen, sowie an Michael Wunder für seine (erneut) deutlichen Worte betreffend der heute immer noch üblichen kosmetischen Genitaloperationen – kein Dank an Nico Pointer und dpa für vereinnahmende Kacke, die nicht zuletzt dazu beiträgt, dass auch künftig in der BRD in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Intersex-Kind irreversibel genitalverstümmelt wird!

Zumindest optisch fortschrittlich gibt sich im Vergleich die >>> NPD – diese bringt immerhin das korrekte Zwitter-Symbol:

Dass es beim Thema Intersex um brutale Genitalverstümmelungen geht, wie sie auch in Niedersachsen an der Tagesordnung sind, kommt dagegen im NPD-Artikel – Überraschung! – NICHT EIN EINZIGES MAL vor – aber bei "islamischen" Genitalverstümmelungen weit weg in Afrika (oder nur schon bei "jüdisch-islamischen" Knabenbeschneidungen) wär's wohl (nicht nur bei der NPD) etwas "gaaanz anderes" und "gaaanz schlimm" – wetten?!

>>> LIVEBLOG 1. Niedersächsischer Fachtag "Intersexualität", Hannover 14.01.2014

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben 

Tuesday, January 14 2014

LIVEBLOG "1. Niedersächsischer Fachtag 'Intersexualität'", Hannover 14.01.2014

Bild: Am livebloggen aus dem "Haus der Jugend" auf SAT 1 Regional, 14.01.2014

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Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen! Yours truly a.k.a. Markus Bauer ist für Zwischengeschlecht.org in Hannover und wird für diesen Blog live vom Fachtag berichten.
>>> PM Zwischengeschlecht.org 13.01.2014  
>>>
Programm der Veranstaltung
>>> heutige PM des Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration 

>>> Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

16:24  Zum Ausklang singt Hermaphrodit Müller Zwitterlieder – und ja, jetzt kommt's: "Kann ein Zwitter Sünde sein? Darf ihn niemand kennen? Ach, das wäre schad. [...] Ach, das wäre dumm. [...] Niemand darf den Zwitter morden!" :-)

16:22  Verabschiedung durch Hans Hengelein: Persönliche Parallele: Kinderlähmung – hatte sich mit 14 aus der medizinischen Autorität emanzipiert und nur noch in Anspruch genommen, was er auch brauchte. Bezüglich Fortbildung gar keine Hilfe erhalten. 2 physiotherapeutische Schulen in den 70er Jahren – Kinder werden zwischen Therapietheorien zerrieben. Was ist Normalität? Es braucht Beratung auf Augenhöhe. Dankt für interessante Diskussionen. Hofft auf interdisziplinären Ansatz für Zukunft.

16:15  Zusammenfassung Workshop 1 "Was intersexuelle Kinder und ihre Familien brauchen". Wichtigste Punkte:
2. ZEIT
3. Fortgebildetes Fachpersonal (Hebammen, Psycholog_innen, Ärzt_innen)
4. Beratungsangebote, die individuellen Bedürfnissen gerecht werden (Peerberatung, psychologische Beratung, Printmedien)
[Wer definiert Kindeswohl?]

16:05  Zusammenfassung Workshop 2 "Medizinische Versorgung: Wie viel Behandlung ist nötig und ethisch und medizinisch vertretbar? Positionssuche nach der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates". Die wichtigsten Punkte:
- Welche Normalitätsbegriffe sind in der Medizin vorherrschend? Spannbreite gesund—krank? Wie wird das in der Ausbildung vermittelt.
- In welchem Lenbensalter spielt Medizin eine Rolle (Geburt, Pubertät, Erwachsenenalter).
- Einbezug von Selbsthilfegruppen und Interdisziplinären Teams in Beratung. Nachtrag Diskussion: Peer Support muss Betroffene beinhalten, nicht nur Eltern.
- Einwilligungsfähigkeit abwarten/herstellen, OPs nur bei aktueller medizinischer Notwendigkeit.
- Dialog fortsetzen.

15:50  Zusammenfassung Workshop 3 "Menschenrechte" [mit Ergänzungen von yours truly in eckigen Klammern]. Die 5 wichtigsten Punkte:
1. Körperliche Unversehrtheit – keine [medizinisch nicht notwendige] OP ohne Einwilligung der Betroffenen. Vergangenheit muss aufgearbeitet werden: Datenerfassung und Monitoring! [Wer ist politisch zuständig für Krankenhäuser? Wer finanziert die Operationen? Wie können solche Daten endlich seriös erfasst und offengelegt werden?]
2. Personenstandrecht weiter verbessern.
3. Bildungsbedürfnis besteht.
4. Diskriminierung on Intersexen im Leistungssport. [Beispiele aus Niedersachsen: Diskriminierung im Sport: Niedersachsen CAIS Handballerin (gonadektomiert), sollte in Länderliga aufgenommen werden, musste zu Geschlechtstest antreten, war so demütigend, dass sie in Kreisliga zurückging. Kleiner Mann (Klinefelter) wurde aus Fussballverein ausgeschlossen.]
5. Debatte um Konflikte bei Grundrechten [ging mehr allgemein um Geschlecht und weniger um Intersexe].

15:40  Gleich geht's mit ein bisschen Verspätung weiter mit den Berichten aus den Workshops.

13:50  Es geht nun in die Workshops, Bericht folgt.

13:44  Fragerunde an Lucie Veith: Frage Claudia Lohrenscheidt: Was sind die Selbsthifestrukturen, wie soll das Geld verwendet werden? Antwort Veith: Peer Support bis heute immer ehrenamtlich. Möchten 2 Teilzeitstellen schaffen (mobiles Team), Onlineberatung, Selbsthilfetreffen. Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org): Die Homeage der hiesigen Kinderchirurgie behauptet unter Angeborene Fehlbildungen bei Früh- und Neugeborenen: "Deshalb pflegen wir den Kontakt zu den entsprechenden Selbsthilfegruppen und stellen ihn rechtzeitig her." Hat der Verein Kontakte zur hiesigen Klinik, gibt es Anfragen? Lucie Veith: Keine Kontakte, das Schutzbehauptungen. Es gibt aktuell einen tiefen Graben. Frau Caluich (?), Jugendamt: Kontakte zu Kommunen? Veith: Thema oft gar noch nicht angekommen, baucht Informationen.

13:34  Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) dankt den anwesenden VertreterInnen von Regierung und Parlament. Intersexe werden in der Ganzen Bundesrepublik diskrimniert – auch in Niedersachsen. 30 Intersex-Neugeborene pro Jahr in Niedersachsen, 14 davon mit "uneindeutigem" Genitale. Bis zum heutigen Tage werden operationen ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt, mit lebenslangen Folgen dieser "Verstümmelungen". Fordert Wandel und Kontrolle zur Beendigung dieser Menschenrechtsverletzungen. Erklärt sexuelle Differenzierung. Intersexe leben oft unerkannt und werden unsichtbar gemacht. Erwähnt PStG 22(3) – was ist mit den Intersex-Kindern, die bei der Geburt nicht erkannt werden, mit denen, die vor dem 1.11.13 geboren wurden, was ist mit den verstümmelten Erwachsenen? Laut BGB haben Eltern kein Recht, in eine Verstümmelung ihrer Kinder einzuwilligen – warum wird das zugelassen? International werden die Behandlungen als unmenschlich bewertet (Sonderberichterstatter über Folter). Verpflichtungen der UN gegenüber der BRD müssen auch in Niedersachsen umgesetzt werden. Intersexe sind gleichberechtigte BürgerInnen inkl. Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper. Eine bloße Willenserklärung der Landesregierung reicht nicht aus. Mind. 2 Kinder pro Monat verlieren in Niedersachsen ihre körperliche Atonomie. Es braucht Aufklärung. Es braucht Beratung der Betroffenen sowie An- und Zugehörigen durch Menschen, die in den gleichen Schuhen stehen (Peer Support). Hat Elisabeth Müller inen Anspuch, mit "Hermaphrodit" angesprochen zu werden? Was ist mit Geschlechtergerechtigkeit für Intersexe? Was ist mit den Opfern der Zwangsbehandlungen? Fordert Aufarbeitung in den Universitäten, in Justiz und Politik, damit Gerechtigkeit hergestellt wird. Fordert ein sofortiges Ende der Operationen. Intersexe wollen keinen Sonderstatus, sondern Gleichberechtigung und Schutz vor Übergriffen.

13:06  Sozialministerin Cornelia Rundt hielt fest, dass das Thema immer noch wenig Raum im öffentlichen Bewusstsein hat. Erwähnt das Preussische Landrecht - "waren schon mal weiter". Spricht von einer "bleiernen Zeit", wollen beitragen, diese zu überwinden. Erwähnt Verbindungen zur NS-Medizyn. Zitiert Heinz-Jürgen Voß, dass das Verprechen der Medizyn, "unaffällige Genitalien" herzustellen um Kinder vor Hänseleien zu schützen, in der Praxis oft nicht eingelöst wird. Erwähnt 40'000 Euro Förderung für Selbsthilfegruppen, die auch auf den Koalitionsvertrag zurückgehe, Niedersachsen sei das erste Land, das Intersex Peer Groups unterstütze. Erwähnte abschließend, dass das Grundgesetz und Würde auch für Intersex-Menschen gelten muss, hofft einen Wandel auch der medizinischen Praxis einzuleiten.

12:50  Der Saal ist gut gefüllt mit ca. 80 TeilnehmenrInnen und mehreren Presseteams. Nach einem Grußwort von Hans Hengelein bringt nun Hermaphrodit Elisabeth Müller Klassisches am Flügel (den Publikumsliebling "Kann ein Zwitter Sünde sein?" also nicht, aber zum Schuss der eranstaltung hat sie einen 2. Auftritt mit "Zwitterliedern"). Hans Hengelein, der Ansprechpartner des Sozialministriums für Schwule, Intersexe und Transmenschen hielt fest, dassdie heutige Fachtagung nur ein Anfang sein soll. Laut der PM des Sozialministeriums will das Land die Selbsthilfe mit 40'000 Euro unterstützen.

>>> Pressespiegel 1. Niedersächsischer Intersex-Fachtag
>>> IGM in NDS: Wann kommen Offenlegung, Aufarbeitung und Monitoring?

>>> Hannover, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>>
Göttingen, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
>>> Bochum, Ort von Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben  

Sunday, January 12 2014

CDU/CSU, SPD und BÄK: Verbot für SchönheitsOPs unter 18 Jahren – Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) an Babies weiterhin "legal"

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Nach einem Bericht in der Frankfurter Rundschau machte die Neuigkeit dank zwei Agenturmeldungen und Berichten u.a. in FAZ, Süddeutsche, Spiegel, Bild, Stern, Handelsblatt, ÄrzteZeitung, aerzteblatt.de und Deutsches Ärzteblatt blitzschnell die Runde:
CDU/CSU und SPD haben sich während der Koallitionsverhandlungen zusätzlich geeinigt, noch 2014 via Präventionsgesetz:

  • medizinisch nicht notwendige kosmetische Operationen an Minderjährigen grundsätzlich zu verbieten
  • Eltern sollen kein Recht mehr haben, als rechtliche VertreterInnen wie bis anhin stellvertretend zu solchen Eingriffen ihre Einwilligung zu geben

Gegenüber der ÄrzteZeitung bekräftigten die gesundheitspolitischen Sprecher von CDU/CSU, Jens Spahn, und der SPD, Prof. Karl Lauterbach, die Pläne zum OP-Verbot ausdrücklich.

Laut Deutsches Ärzteblatt rennen die Parteien bei den MedizinerInnen offene Türen ein: "In der Ärzteschaft stieß der Vorschlag auf grundsätzliche Zustimmung." Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unterstütze das Vorhaben laut Verbandspräsident Wolfram Hartmann.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Die Bundesärztekammer (BÄK) (= die treibende Kraft hinter selektiven Spätabtreibungen an Zwitterkindern mit Begründung "Gefahr intersexueller Mißbildungen (Pseudohermaphroditismus)") "begrüßt" und "unterstützt das geplante Verbot" ebenfalls ausdrücklich und fordert "darüber hinaus europaweite Regelungen", und verweist lobhudelnd auf ihre zuvor eigens gegründete "Koalition gegen den Schönheitswahn":

Die Initiative hat seit ihrer Gründung breite Zustimmung erfahren. Das Zusammenwirken von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, hat eine nachhaltige Resonanz in den Medien gefunden. Die Berichterstattung über die Gefahren von Schönheitsoperationen gerade bei jungen Menschen ist kritischer geworden. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) haben die Aktivitäten der Koalition gegen den Schönheitswahn ausdrücklich begrüßt. Das Interesse an Schönheitsoperationen ist allerdings auch bei jungen Menschen nach wie vor groß, wie Umfragen immer wieder belegen. Deshalb ist es wichtig, dass die Koalition weiterhin Resonanz erfährt und dass das Thema auch Teil des Unterrichts an den Schulen wird. Eine mit Unterstützung des Deutschen Lehrerverbandes erstellte didaktische DVD „Wa(h)re Schönheit“ zum Thema Schönheitswahn ist ein Arbeitsergebnis der Koalition.

Einzig die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) äußerte laut Deutsches Ärzteblatt Bedenken.

Die Union versucht schon seit Jahren immer wieder, ein solches Verbot durchzusetzen, zuletzt 2012 im Zusammenhang mit dem Patientenrechtegesetz – obwohl schon im ersten Anlauf 2008 nach einem Vorstoß von Union und SPD eine Anhörung im Bundestag "verfassungsrechtliche Bedenken" ergab. Auch ein weiterer Versuch von CDU/CSU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn 2011 scheiterte. Dito 2012 wegen Widerstand des damaligen Koalitionspartners FDP; das "Bundesgesundheitsministerium und auch das Bundesjustizministerium hatten allerdings rechtliche Bedenken geäußert".

Zu Unmut unter ÄrztInnen hatte schon damals geführt, dass CDU/CSU die Zahl von "medizinisch nicht notwendigen Schönheitsoperationen" an Kindern um das 10-fache übertrieb.

Meine 2 Cent: Wie schon beim Intersex-Personenstand-Murks zeigt sich einmal mehr, wie CDU/CSU und Bundesärztekammer (BÄK) offenbar MeisterInnen sind im Fach, menschenrechtliche und ethischen Missstände unter den Teppich zu kehren, dafür aber Nebenschauplätze groß aufzubauschen und dort der Öffentlichkeit durch "entschlossenes Durchgreifen" vorzugaukeln, es würde ja nun etwas getan und die tatsächlichen Probleme seien angeblich längst behoben ...

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Intersex-Verstümmelungen (IGM) im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 24.11.2011: 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte - Protokoll und Videos 
- 25.06.2012: Öffentliche Anhörung Familienausschuss - Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll + Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen 
- Bundestag 27.06.2013: CDU/CSU + FDP = Lizenz zum ungestört Weiterverstümmeln
- 27.11.2013: CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag = Freibrief für Intersex-VerstümmlerInnen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Saturday, January 11 2014

Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) über andauernde Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

«Human Rights for Hermaphrodites too!» - «A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» «NON aux opérations génitales forcées!» - Main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 22.5.11Empfangskomitee am letzten Tag des "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 22.05.2011
>>> "3rd EuroDSD"-Proteste     >>> Der Offene Brief     >>> Bericht 1. Aktion 20.5.

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

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"Es ist ein Skandal, Mediziner gibt öffentlich zu, dass weiter an intersexuellen Kindern "behandelt" wird. ...... Eltern würden heute früher in die Behandlung einbezogen. Menschenrechtsverletzer_innen haben offenbar in Deutschland nichts zu befürchten, wohl aber die Opfer"

>>> Deutliche Stellungnahme von Lucie G. Veith, 1. Vorsitzende von Intersexuelle Menschen e.V. zu Äußerungen von "EuroD$D"/"D$Dnet"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort, nachdem dieser (wie immer mal wieder) in einer >>> dpa-Meldung öffentlich einräumte, dass Zwitterkinder heute noch "kosmetisch" an ihren Genitalien "operiert" werden, angeblich um ihnen "ein Aufwachsen möglichst nah an der Normalität zu ermöglichen".

Anlass der dpa-Meldung mit den Äußerungen Hiorts waren die Friedlichen Proteste von Zwischengeschlecht.org gegen den internationalen GenitalabschneiderInnen-Kongress "3rd EuroDSD Symposium" in Lübeck (siehe Bild). An Lucie Veith für ihre deutlichen Worte von diesem Blog ein herzliches Dankeschön!

>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "der übliche Weg - wegen den Eltern"
>>> Olaf Hiort: IGM - "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil kosmetischer GenitalOPs in Kinderkliniken
>>> Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen "durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen" bei Intersex-Genitalverstümmelungen"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Sunday, January 5 2014

Newsletter 2014 - Kampf gegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) geht weiter!

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Newsletter 1/2014 von Zwischengeschlecht.org vom 05.01.2014:

Genitalverstümmelungen stoppen!

Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

nach einem besonders erfolgreichen 2013 (siehe anschließend) starten wir mit Volldampf ins neue Jahr und bitten euch, folgende Termine schon mal vorzumerken:

Erste Friedliche Proteste 2014

• 24.-28. März Berlin: Friedliche Proteste + Info gegen GenitalabschneiderInnenkongress "Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)" & "Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)"

• 05.-10. Mai Innsbruck: Friedliche Proteste + Info gegen GenitalabschneiderInnenkongress "European Society for Paediatric Urology (ESPU)"

Infoveranstaltungen
• 14.01. Hannover
• 29.01. Tübingen
• 02.02. Zürich

Mehr dazu siehe unsere laufend aufdatierten Rubrik "Aktuelles & Termine".

Ein weiterer Schwerpunkt 2014 wird das UN-Überprüfungsverfahren der Schweiz zur Kinderrechtskonvention sein. Wir sind im NGO-Schattenbericht vertreten und bereiten zusätzlich einen eigenständigen Intersex-Schattenbericht vor.

Bitte beachtet auch unseren Aufruf zur Unterstützung 2014 (unten), Danke!

2013: Bisher erfolgreichstes Jahr im Kampf gegen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)

Nachdem Ende 2012 die schweizerische Nationale Ethikkommission (NEK) zum ersten Mal die Forderungen der Betroffenen ernst nahm und in ihrer Stellungnahme gesetzgeberische Maßnahmen gegen IGM empfahl, zogen 2013 der UN-Sonderberichterstatter über Folter ebenso wie der Europarat (COE) nach. Im Deutschen Bundestag und dessen Familienausschuss wurde anhand von 3 Anträgen von SPD, Grünen und Linke zum ersten Mal konkret über ein Verbot von IGM diskutiert, wobei zumindest auf dem Papier und in Wahlerklärungen alle Parteien ein solches befürworteten. Am 3. Internationalen Intersex-Forum in Malta sprachen sich Vertreter_innen von 30 Betroffenen-Organisationen (darunter auch Zwischengeschlecht.org) einhellig für gesetzgeberische Maßnahmen zur Beendigung von IGM aus. In den USA gab es zum ersten Mal ein mehrstufiges Gerichtsverfahren gegen Intersex-VerstümmlerInnen, und auch in Deutschland ist ein weiteres Verfahren am Laufen. Zwischengeschlecht.org unterstützte parlamentarische Anfragen und Menschenrechtsgremien mit Zuarbeiten und organisierte im 6. Jahr in Folge friedliche Proteste gegen lokale und internationale GenitalverstümmlerInnen in Deutschland, Schweiz, Italien und Schottland, inkl. Offene Briefe mit jeweils über 50 Mitunterzeicher_innen aus aller Welt. Und wir nennen weiterhin GenitalverstümmlerInnen beim Namen – unangefochten trotz wiederholter Einschüchterungsversuchen und leeren Strafandrohungen durch betupfte TäterInnen und Kliniken!

Trotzdem zeigte sich, dass es allen Erfolgen zum Trotz zur Durchsetzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit auch für Intersexe noch einiges braucht:

Auf Drängen der CDU/CSU erteilte der Deutsche Bundestag den TäterInnen mehrfach offiziell die Lizenz zum ungestörten Weiterverstümmeln, und verabschiedete stattdessen im Hau-Ruck-Verfahren und ohne Konsultation der Betroffenen den Personenstand-Murks § 22 (3) PStG, gegen den der Zwitterparagraph des Preußischen Landrechts von 1794-1900 modern und aufgeklärt wirkt. Und der neue CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag verheißt für Betroffene wenig Gutes …

Auch die VerstümmlerInnen ruhten nicht:

Mit D$D-Life und D$Dnet wurden gleich 2 internationale TäterInnen-Millionenprojekte mit Zentrale in Deutschland aus der Taufe gehoben, zum Teil gar noch mittels Fördergeldern für Betroffene!

Und mit dem kurz vor der Vollendung stehenden AWMF-Leitlinienvorhaben 027-022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung" unter der Leitung der berüchtigten ChirurgInnen Eckholdt (Jena) und Krege (Krefeld) und mit Sekretariat in der berüchtigten KinderverstümmlerInnen-Klinik Ulm sowie mit breiter Abstützung durch medizynische und weitere Standesorganisationen sollen Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) künftig als angeblich evidenzbasiert und ethisch einwandfrei verkauft werden …

2014: Der Kampf geht weiter - Aufruf zur Unterstützung!

Die internationale Menschenrechts-NGO Zwischengeschlecht.org ist zur Zeit weltweit die einzige Betroffenen-Organisation, die TäterInnen und Kliniken, die IGM durchführen, lehren und propagieren, konkret und deutlich benennt und vor Ort mit dem Unrecht ihres Tuns unmissverständlich konfrontiert, mittels öffentlicher Aufklärung und Friedlichen Protesten.

Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Selbsthilfeorganisationen und anderen Betroffenenvertretungen wie zum Beispiel Intersexuelle Menschen e.V., Intersex Austria (ISÖ), Intersex.ch und OII Deutschland/IVIM, sondern als notwendige Ergänzung, und suchen international die Zusammenarbeit mit allen Organisationen, die aktiv für die Beendigung von IGM einstehen.

Um unsere Arbeit auch 2014 weiterführen zu können, sind wir dringend auf Neumitglieder und sonstige Unterstützung angewiesen!

>>> Mitgliedschaft und Statuten (Die Mitgliedschaft ist offen für Betroffene ebenso wie solidarische Nicht-Betroffene, die unsere Ziele teilen. Für Mittellose besteht die Möglichkeit, einen begründeten Antrag zur Ermäßigung/Erlassung des Mitgliederbeitrags zu stellen.)

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten sind z.B. >>> "gefällt mir" via Facebook, und nicht zuletzt Unterstützung bei Friedlichen Protesten vor Ort.

Auch über wiederkehrende kleine >>> Spenden freuen wir uns sehr! Aktuell herrscht in unserer Kriegskasse gähnende Lehre, und um unsere Arbeit weiterführen zu können, sind wir auf neue Mittel dringend angewiesen!

DANKE!!!

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Liebe Grüße

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen 
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen

Saturday, January 4 2014

Überraschung! Verstümmler-Uni Halle-Wittenberg und BMBF verharmlosen Intersex-Genitalverstümmelungen

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an das Uiversitätsklinikum Halle, 25.09.2012

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Zwischengeschlecht.org on Facebook WAHRHEITSKOMMISSION statt D$D-Verstümmler-'Forschung'!Praktisch an jeder Universitätskinderklinik, die Intersex-Genitalverstümmelngen durchführt, propagiert und "erforscht", gibt's auch ein "Institut für Geschichte und Ethik der Medizin", meist als Anhängsel der medizinischen Fakultät.

Wer nun aber denkt, die dortigen "EthikerInnen" würden einerseits die Medizingeschichte der Intersex-Verstümmelungen historisch aufarbeiten, oder gar den GenitalabschneiderInnen die Unhaltbarkeit ihrer menschenrechtswidrigen Praktiken aufzeigen, hat in der Regel die Rechnung ohne die Gewissenlosigkeit der betreffenden AkademikerInnen gemacht. 

Stattdessen betätigen sich diese "Institute für Geschichte und Ethik der Medizin" hauptsächlich als Feigenblatt und moralische UnterstützerInnen der Genitalabschneider-KollegInnen im gleichen Hause (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Nach Göttingen und Tübingen heuer das "Institut für Geschichte und Ethik der Medizin" der berüchtigten Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg samt angegliederter Universitäts-KinderverstümmlerInnenklinik, einmal mehr mit gütiger Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das schon das TäterInnen-"Netzwerk Intersexualität/DSD" finanzierte.

Konkret veranstaltet das "Institut" in Halle am 23.06.-29.06.2014 eine "BMBF-Klausurwoche: Ethische, juristische und soziale Aspekte der sexuellen Identität am Beispiel von Intersexualität und Transsexualität".

Aus der >>> Vorankündigung PDF:

"Am Beispiel von Intersexualität und Transsexualität soll in einem interdisziplinären Arbeitszusammenhang intensiv und themenbezogen über Fragestellungen zur sexuellen Identität diskutiert werden. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten sollen die Unterschiede zwischen Intersexualität und Transsexualität herausgearbeitet sowie die Schnittmengen beider Formen von sexueller Identität bestimmt werden. Dabei stehen ethische, juristische und soziale Aspekte im Zentrum der Klausurwoche."

Ausgangspunkt der Veranstaltung sind ausdrücklich "aktuelle Debatten zur Situation intersexueller Menschen". Aufgegleist wird das Ganze dann aber auschließlich durch die Trans-Perspektive: So wird zunächst die Ethikrat-Stellungnahme gerügt – allerdings nicht deren menschenrechtswidrige und verstümmlerInnenfreundliche Kapriolen. Stattdessen wird bemängelt, in der Intersex-Stellungnahme seien Transsexuelle nicht gebührend beachtet und gar ausgeschlossen worden:

"Die Stellungnahme schließt jedoch explizit Fragen zur Situation transsexueller Menschen in Deutschland aus. Mit dieser Trennung wurde der Dialog zwischen intersexuellen und transsexuellen Menschen nicht befördert. Unbearbeitet blieben darüber hinaus die drängenden ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen, die im Zusammenhang mit Transsexualität auftreten."

Intersex-Genitalverstümmelungen werden einmal mehr als "Geschlechtsangleichende Operationen" gedeutet und vom Prinzip her mit eingewilligten "Chirurgische[n] Interventionen" bei Transsexuellen gleichgesetzt, während gleichzeitig das Recht auf körperliche Unversehrtheit von Intersex-Kindern "zur Diskussion [gestellt]" wird:

"(1) Geschlechtsangleichende Operationen: Chirurgische Interventionen werden sowohl bei intersexuellen als auch bei transsexuellen Menschen durchgeführt. Während intersexuelle Menschen bereits im frühkindlichen Alter operiert werden, finden diese Eingriffe an transsexuellen Menschen frühestens mit dem Erreichen der Volljährigkeit statt. Dabei stehen Grundrechtsfragen intersexueller Menschen auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Selbstbestimmung transsexueller Menschen zur Diskussion."

Unter "(2) Begleittherapien" wird zunächst unterstellt: "Sowohl intersexuelle als auch transsexuelle Menschen sind mit Begleittherapien konfrontiert." Danach werden – wiederum ausschließlich im Deutungsrahmen "Geschlechtsangleichung“ und "geschlechtsangleichende Operation[en]" – ausschließlich Trans-"Begleittherapien" aufgezählt. Die Forderungen von Intersexen nach Peer Support und psychosozialen Unterstützungsangeboten für Eltern, das Umfeld und ggf. auch Betroffene werden gar nicht erst angesprochen, ebensowenig die Forderung nach Trauma-Therapien für (meist schwertraumatisierte) Überlebende von Intersex-Genitalverstümmelungen. 

Unter "(3) Rechtliche Stellung" geht's – Überraschung! – auschließlich um Personenstandsfragen – die für Intersexe wesentlichen Menschenrechtsverletzungen durch nicht-eingewilligte kosmetische "Genitalkorrekturen" werden schlicht ignoriert.

Unter "(4) Binnenverhältnis" werden erneut uneingewilligte Intersex-Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit eingewilligten Eingriffen an Transsexuellen gleichgesetzt – und statt darum, wie die (auch in Halle!) täglich praktizierten Intersex-Genitalverstümmelungen endlich gestoppt werden können, geht's mal wieder bloß um das eine, d.h. Fragen von "Geschlechtlichkeit"

"Während sich intersexuelle Menschen häufig gegen geschlechtsangleichende Interventionen zur Wehr setzen, können solche Behandlungsformen für viele Transsexuelle die Möglichkeit bieten, das biologische Geschlecht dem psychischen anzugleichen. Zu fragen wäre, wie mit diesen unterschiedlichen Situationen medizinethisch und medizinrechtlich umzugehen ist. Welche Folgen ergeben sich aus diesen beiden Positionen für das Verständnis von Geschlechtlichkeit?"

Fazit 1: Einmal mehr werden von AkademikerInnen "Intersexuelle" als Mittel zum Zweck für Transsexuellenforderungen vereinnahmt, während gleichzeitig die Menschenrechtswidrigkeit von Intersex-Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern (auch im eigenen Hause!) relativiert, verharmlost, schöngeredet und ausgeblendet werden.

Bezeichnend auch, wer an der "BMBF-Klausurwoche" erwünscht ist – und wer nicht: Angesprochen sind "Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Bereichen der Humanmedizin, den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften. [...] Die Präsentationen der Teilnehmenden und die Diskussionen im Rahmen der Klausurwoche werden ergänzt durch Fachvorträge von einschlägigen Expertinnen und Experten."

Fazit 2: Es soll zwar um Betroffene gehen, deren Expertise ist aber einmal mehr unerwünscht. Statt mit Betroffenen wird einmal mehr auschließlich "in akademischem Rahmen" über diese geredet.

Meine 2 Cent: Wenn all diesen gewissenlosen und wohl terminal karrieregeilen Akademiker-"EthikerInnen" mal uneingewilligt etwas an deren eigenen Genitalien chirurgisch "herumkorrigiert" würde, hätten sie wohl ziemlich schnell ziemlich andere Prioritäten – wetten?!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex Genital Mutilations (IGM) – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen

Friday, January 3 2014

Intersex: Vaginalplastik ("Harnröhrenverlegung") "bei AGS-Mädchen medizinisch notwendig"? Studie widerlegt Medizyner-Märchen

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Seit MedizynerInnen und andere PropagandistInnen von Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken zunehmend in der öffentlichen und (menschen-)rechtlichen Kritik stehen, versuchen sie ihr unhaltbares Tun zunehmend mittels Desinformationen zu vertuschen oder zu rechtfertigen. Meist entweder mit der pauschalen (und unbelegten sowie tatsachenwidrigen) Behauptung "Früher war es vielleicht schlimm, aber heute operieren wir schon seit Jahren/Jahrzehnten nicht mehr".

Oder aber sie behaupten (ebenso pauschal, unbelegt und tatsachenwidrig), gewisse Zwangsoperationen seien angeblich gar nicht kosmetisch bzw. psychosozial begründet, sondern angeblich "medizinisch notwendig" (nach dem Motto, wenn mensch etwas lange genug immer wieder pauschal behauptet, wird's irgendwann schon hängenbleiben).

Letztere Taktik läßt sich in Deutschland vor allem betreffend frühkindlichen "Vaginalplastiken" bei "AGS-Mädchen" vermehrt beobachten, wobei "Korrektur"-OPs bei "Missbildungen der Harnwege" (sog. Sinus Urogenitalis = gemeinsamer Ausgang von Harnröhre und Vagina) zunehmend als "Heileingriffe" zur Verhinderung von sonst angeblich häufigen Harnwegsinfektionen (Blasenentzündungen) verkauft werden.

So z.B. in der >>> Stellungnahme der (medizynerfinanzierten und -gesteuerten) "AGS Eltern- und Patienteninitiative" zur Ethikrat-Anhörung 2011 (PDF), oder in der
>>> (medizynerInnenfreundlichen) "AGS-Ethikstellungnahme" in der Dt. Ärztezeitung aus der VerstümmlerInnen-Uni Tübingen.

Darin behauptet die "AGS Eltern- und Patienteninitiative" (PDF), wohlbemerkt ohne Anführung von Belegen (Hervorhebung von "Harnwegsinfekte" durch Zwischengeschlecht.info):

Warum sollten AGS-Patientinnen frühzeitig – also im ersten Lebensjahr – operiert werden?
- Mädchen mit stark virilisiertem äußeren Genital (Prader 3-5) können starke gesundheitliche Probleme bekommen, da sie sich typisch weiblich entwickeln und wachsen (Störung des Abflusses von Menstruationsblut, Harnwegsinfekte).

(Beachte zudem: Menstruationsblutungen treten auch bei "AGS-Mädchen" nicht vor der Pubertät auf; die "Rechtfertigung" frühkindlicher "Genitalkorrekturen" im erste Lebensjahr ist folglich ebenfalls reiner Humbug und wider besseren Wissens.)

Auch das "Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Eberhard-Karls-Universität Tübingen" postuliert dito eine angebliche "medizinische Dringlichkeit" bzw. einen "medizinischen Notfall" bei "Missbildungen der Harnwege", dito ohne Anführung von Belegen (Hervorhebung durch Zwischengeschlecht.info):

[...] zum einen operative Korrektur der Genitalien im Kindesalter (circa erstes Lebensjahr, bei Mädchen mit stark virilisiertem Genitale) und zum anderen die Genitalkorrektur in der Pubertät. Beide Optionen verfolgen dasselbe Ziel: ein möglichst unauffälliges weibliches Genitale, eine normale Blasenentleerungsfunktion und Menstruation sowie später eine ungestörte Sexualfunktion mit der Möglichkeit einer natürlichen Schwangerschaft und Geburt. Während im Fall von Missbildungen der Harnwege die operative Genitalkorrektur dringend ist, sind geschlechtsangleichende Operationen kein medizinischer Notfall.

Tatsache bleibt, dass es für diese "Genitalkorrekturen" zur angeblichen Verhinderung von Blasenentzündungen ebenso KEINERLEI EVIDENZ gibt wie für alle anderen Intersex-Genitalverstümmelungen auch.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Demgegenüber gibt es immer wieder Berichte von Überlebenden über häufige Blasentzündungen als FOLGE von "Genitalkorrekturen", und zwar sowohl bei "vermännlichenden Korrektur-OPs" (z.B. Christiane Völling
--> "chronische Harnwegsinfektion") ebenso wie bei "verweiblichenden" (z.B. Daniela "Nella Truffer"
--> "regelmässige Blasenentzündungen") – was die MedizynerInnen aber bekanntlich bis heute nicht vom Weiterverstümmeln abhält.

Schlimmer noch: Es gibt seit Jahr und Tag medizinische Studien, die das Medizyner-Märchen von wegen "häufige Harnwegsinfekte bei AGS-Mädchen", die durch "Genitalkorrekturen" angeblich verhindert würden, klar in Frage stellen oder gar widerlegen.

So z.B. eine Studie aus der Indiana School of Medicine, Indianapolis (USA) mit 71 Proband_innen: 

Zeina M. Nabhan, Richard C. Rink, Erica A. Eugster: "Urinary tract infections in children with congenital adrenal hyperplasia", J Pediatr Endocrinol Metab. 2006; 19: 815–820.

Schon das >>> Abstract hält unmissverständlich fest (Übersetzung durch Zwischengeschlecht.info):

Ziel: Untersuchung des Vorkommens von Harnwegsinfektionen (HWIs) bei Kindern mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS), Ermittlung ob es einen Zusammenhang gibt zwischen HWI und dem Zeitpunkt und der Art der Genitaloperation bei Mädchen.

Studiendesign: Krankenhausakten von PatientInnen mit AGS unter oder bis 15 Jahre wurden überprüft. Ein Elternfragebogen zur Krankengeschichte von HWIs wurde ausgefüllt.

Ergebnisse: 71 PatientInnen mit klassischem AGS (41 Mädchen, 30 Jungen) im Alter von 8.3 +/- 4.2 Jahren wurden ermittelt. 35 (85%) der Mädchen waren feminisierenden Genitalplastiken unterzogen worden im Alter von 1.1 +/- 0.8 Jahren, während 5 (15%) keine hatten. Krankengeschichten von HWIs wurden berichtet bei 9 (12.6%) der PatientInnen (1 Junge, 8 Mädchen). Bei 7 der 8 Mädchen waren Genitaloperationen durchgeführt worden, und alle HWIs traten nach der Operation auf. 1 HWI wurde berichtet bei einem Mädchen, das keiner Operation unterzogen wurde. Es wurden keine Zusammenhänge festgestellt zwischen HWIs und der Art der Genitaloperation.

Fazit: Das Vorkommen von HWIs bei Kindern mit AGS ist ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung. Obwohl unsere Ergebnisse vorläufig sind, weisen sie auf kein erhöhtes Risiko von HWIs hin, wenn Operationen aufgeschoben werden.

Von den 6 nicht-operierten "AGS-Mädchen" hatten 2 "Prader 1", die übrigen 4 "Prader 3-4", d.h. einen deutlichen urogenitalen Sinus. Von den 35 operierten "AGS-Mädchen" hatten 31 "Prader 3-4", 1 "Prader 1", bei 3 war der ursprüngliche Genitalbefund "undokumentiert" (!).

Bei den operierten "AGS-Mädchen" mit Infektionen war die "Genitalkorrektur" ausnahmslos im Alter von knapp 7 Monaten bis 1 Jahr erfolgt (d.h. an einer "zu späten Operation" kann es also definitiv nicht gelegen haben), zudem hatten die allermeisten Operierten 3-7 Infektionen (im Gegensatz zum einzigen nichtoperierten Kind mit Infektionen, das lediglich 1 HWI hatte):

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Meine 2 Cent: Wetten, dass nichtsdestotrotz die GenitalabschneiderInnen & Co. auch 2014

a) ungehemmt weiterverstümmeln werden mit der "Begründung" "medizinisch notwendig zur Verhinderung von Harnweginfekten", während sie gleichzeitig

b) genauere Studien zum angeblichen "Infektionsrisiko bei unoperierten AGS-Mädchen" (und erst recht Studien zu erhöhtem Infektionsriskio nach "Genitalkorrekturen"!!) weiterhin stillschweigend aufschieben werden zugunsten von möglichst fleissigem Weiterverstümmeln auf Teufel komm 'raus, so lange es noch irgendwie geht?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloß auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

>>> Europarat verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen 

Monday, December 30 2013

Infoveranstaltung zu Intersex-Genitalverstümmelungen - ABS Zürich, Sonntag 02.02.2014 16h

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    Infonachmittag So 02.02.2014 16h
Autonomer Beauty Salon ABS Zürich
"Intersex-Genitalverstümmelungen & Widerstand: Geschichte & Gegenwart"
Mit Markus Bauer u. Daniela "Nella" Truffer  (Zwischengeschlecht.org)

>>> A4-Flyer als PDF (232 kb)     >>> 2xA5

Allein in der Schweiz wird bis heute JEDE WOCHE mindestens ein wehrloses Intersex-Kind in einer Kinderklinik irreversibel genitalverstümmelt – auch im Universitäts-Kinderspital Zürich. Bis in die 1980-Jahre wurde eine „zu grosse Klitoris“ kurzerhand amputiert. Uni und Kispi Zürich waren an der globalen Durchsetzung dieser Praxis von Anfang an massgeblich beteiligt.

Bis heute weigern sie sich, diesen Teil ihrer Geschichte anzuerkennen, geschweige denn aufzuarbeiten. Die Infoveranstaltung zeigt die globale Geschichte von IGM auf mit Schwerpunkt Zürich sowie den Widerstand der Betroffenen und die Kampagne für historische Aufarbeitung an Uni und Kispi Zürich.

>>> Video       >>> Transkript        >>> Demo-Bericht

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
 
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

Sunday, December 29 2013

"Entstellte" Sarah: «Meine Muttermale haben mich zu dem sensiblen, empathischen, sozialen, aber auch starken Menschen gemacht, der ich heute bin.»

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Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

[ Bild: "Sarah wurde wegen ihrer Muttermale selten gehänselt: Keck blickt sie in die Kamera des Schulfotografen." ]

>>> Hochinteressanter Artikel über eine Frau mit Muttermalen, die froh ist, dass ihre Eltern sie selbst entscheiden liessen, ein >>> Interview mit einem Kinderchirurgen, der Muttermale am liebsten an Kleinkindern "korrigiert", sowie >>> ebendort in der Box ein Audiobeitrag mit der Familie eines 2.-Klässlers, dessen Familie ihn sein Muttermal ebenfalls behalten liess, alle von Noemi Landolt auf Tamedia/Newsnet. Dieser Blog sagt der portraitierten Sarah und allen anderen Beteiligen Danke für ihren Mut und wünscht weiterhin viel Kraft!

Auf den ersten Blick ist deren Situation eine ganz andere:

Menschen mit Muttermalen, vor allem im Gesicht, fallen im Unterschied zu Intersexen in der Öffentlichkeit unvermeidlich blitzschnell auf – sehen sich aber im Alltag in der Regel nicht speziell mit all den üblichen Komplexen, Fantasien, Schambeladenheiten usw. im Zusammenhang mit Genitalien und "Geschlächt" konfrontiert.

Bei allen Unterschieden sind die Gemeinsamkeiten frappierend:

  • die Schuldgefühle der Mütter
  • pädo-chirurgische "Korrekturen" am gesunden Kind
  • fehlende Evidenz
  • "vor allem aus kosmetischen Gründen"
  • das angeblich "sehr hohe" Krebsrisiko
  • die terminal operationsgeilen Kinderchirurgen ("[...] in der Regel mehrere Eingriffe nötig [...] Die Haut ist im Kleinkindalter noch elastischer [...]"), für welche neumodisches Beigemüse wie Psychologen und andere nicht-operierende KollegInnen sowie "zahlreiche Gespräche" mit den Eltern primär dazu dienen, die Durchsetzung von Zwangsoperationen am gesunden Kind ("[Die Eltern] müssen es wirklich wollen") gegen aussen und innen abzusichern: 

    "Wir Chirurgen sind Macher und sind überzeugt, dass wir gut sind. Vor allem bei komplizierteren Fällen, bei denen wir gerne operieren würden, ist es nicht einfach, sich zurückzuhalten. Da müssen uns die Psychologen und Dermatologen, die nicht operieren, manchmal etwas bremsen. Aber wenn sich die Eltern nach zahlreichen Gesprächen mit uns allen für eine Operation entscheiden, haben am Ende auch wir ein besseres Gefühl."

  • die übertrieben Fantasien der Medzyner über einen "sozialen Super-GAU" ohne frühe "Korrektur"
  • die praktischen Gegenbeispiele unversehrt aufwachsender Kinder
  • die überragende Wichtigkeit des Kontakts zu anderen Betroffenen (statt zu OP-geilen MedizynerInnen) und des Zugangs zu Selbsthilfegruppen

Meine 2 Cent: Wie u.a. die medizynische "Behandlung" vom Menschen mit mehr als 10 Fingern zeigt auch der medizynische Umgang mit Menschen mit Muttermalen, dass Intersex-Genitalverstümmelungen als gesamtmedizynisches Menschenrechts-Problem (und der Pädiatrie im Speziellen) begriffen und analysiert werden muss (und NICHT durch die "Geschlechter-Konstruktions-Brille"), um die strukturellen Gegebenheiten und traditionellen Ausreden der TäterInnen auch als solche zu entlarven, und ebenso die historische Entwicklung der Intersex-Verstümmelungen inkl. die Verbindungen zur NS-Medizyn, um letztlich (nicht nur) den Intersex-GenitalabschneiderInnen hier und heute wirksam Paroli bieten zu können.

Siehe auch:
- Gewalt und Pharma-Experimente in CH-Kinderheimen: Aufarbeitung gefordert
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus" 

Tuesday, December 24 2013

USA: "Männliche" Intersex Barsche vielerorts die Mehrheit

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Laut einem englischsprachigen Bericht auf news.dicovery.com >>> "More Hermaphrodite Fish in U.S. Rivers" (unter Berufung auf einen Artikel in "Aquatic Toxicology") sind männliche Barsche in den USA vom Aussterben bedroht: Von 111 untersuchten Stellen in Flüssen wurden einzig in Alaska (Yukon River) keine "männlichen" Intersex-Barsche mit weiblichen Ei-Zellen in den Hoden gefunden. Überall sonst sind sie inzwischen oft die Regel, mitunter sogar krass:

91% im Pee Dee River (South Carolina), über 65% an Fundstsellen in Minnesota, Idaho und Colarado, 60% im Apalachicola River (Florida), 50% im Savannah River (Georgia).

Discovery zitiert den Toxikologen Alan Vajda, gehäuftes Vorkommen von Intersex-Fische sei seit den 1990ern bekannt, und es gäbe "wachsende Beweise für ähnliche Gegebenheiten bei Vögeln, Säugetieren und Menschen".

Keine Angaben macht der Artikel dagegen über "weibliche" Intersex-Fische. Auch über konkrete Ursachen schweigt er sich vornehm aus, hält jedoch fest, von früheren (d.h. inzwischen vebotenen) "üblichen Verdächtigen" a.k.a. "legacy chemicals" (namentlich DDT, PCB – u.a. als Plastik-Weichmacher eingesetzt –, Quecksilber sowie weitere – namentlich nicht genannte – Pestizide) sei an den Intersex-Fundstellen nichts festzustellen gewesen, noch von sonstigen "Mustern" möglicherweise ursächlicher "neuer Chemikalien" oder anderer "Umstände", man tappe im Dunkeln, "sehr wenig" werde getan ...

Meine 2 Cent: Alles andere wäre ja wohl auch krass geschäftsschädigend, und Mr Vajda und KollegInnen umgehend ihre Jobs los!

>>> "Sensation": Genitalverstümmler tötet Intersex-Reh für "Forschung"
        - ahnungslose Medien zelebrieren "Entdeckung" 

Sunday, December 22 2013

Intersex: "Es muss auch den Ärzten weh tun, damit sich endlich etwas ändert" - Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org), Ostschweiz am Sonntag 24.11.13

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Gelungenes Interview von Katharina Baumann (PDF) mit Daniela "Nella" Truffer aus Anlass des D-Personenstand-Murkses, gross aufgemacht auf den ersten beiden Seiten des 2. Bundes der gemeinsamen überregionalen Sonntagsausgabe von St. Galler Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung, Toggenburger Tagblatt, Wiler Zeitung und Der Rheintaler. (Katharina Baumann hatte schon im Februar 2008 in Der Landbote einen
>>> gelungenen ganzseitigen Artikel (PDF) zum Thema verfasst und im Juni 2008 einen ebensolchen Bericht über die >>> "Zwitter-Demo vor dem Kinderspital" Zürich.) Dafür allen Beteiligten von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön!

Nella bringt wie gewohnt souverän Klartext über ihre eigene Geschichte ("Als Kind [fragte ich mich], warum mir alle zwischen die Beine schauen, und was sie mir wohl als Nächstes abschneiden"), wie sie mit 14 unverhofft die Wahrheit herausfand, und über die lebenslangen Folgen der medizinisch nicht notwendigen Eingriffe. Sowie, was betroffene Kinder und ihre Eltern wirklich brauchten statt verstümmelnde Genital-Ops am gesunden Kind. Und warum nach der Logik hiesiger KinderärtztInnen auch weibliche Genitalverstümmelungen in deren Kinderkliniken angeboten werden müssten. Und wie sie selbst erst mit ihren Eltern offen reden konnte, nachdem sie mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit ging, und welche Auswirkungen der langjährige Aktivismus auf sie selbst hat.

"hingehalten, für dumm verkauft, mit leeren Versprechungen abgespeist"

Sowie nicht zuletzt darüber, warum es auch gewaltfreie Protestaktionen braucht – und den TäterInnen gegenüber eine deutliche Sprache:

Die von Ihnen mitgegründete Organisation «Zwischengeschlecht» tritt gegenüber den Ärzten militant auf, gerade bei Demonstrationen vor den Kinderspitälern. Kann sich das nicht kontraproduktiv auswirken?
Truffer: Früher hatte ich auch Mühe damit. Aber nur so können wir etwas bewirken. Unsere Protestaktionen sind immer friedlich. Aber unsere Sprache ist deutlich: Wir nennen die Ärzte Genitalverstümmler. Aus meiner Sicht sind sie das; denn wenn man einem Kind ohne medizinische Notwendigkeit die Genitalien operiert, ist das eine Verstümmelung. Wir brauchen bewusst deutliche Worte.

Warum?
Seit 20 Jahren gehen Betroffene an die Öffentlichkeit und versuchen, die Ärzte vom Unrecht ihres Tuns zu überzeugen – erfolglos. Wir werden hingehalten, für dumm verkauft, mit leeren Versprechungen abgespeist. Wir haben gemerkt, dass es auch den anderen weh tun muss, damit sich etwas verändert. [...]

>>> Der ganze Artikel als PDF (667 kb)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

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