Tuesday, May 10 2011

SP Schweiz: Engagement gegen Genitalverstümmelungen im Kinderspital

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Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org vom 10.05.2011

STOP Genitalverstümmelung im Kinderspital!Nach Differenzen um eine von Zwischengeschlecht.org initiierte Interpellation im Nationalrat betreffend der Finanzierung von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern durch die Invalidenversicherung IV kam es am 14.04.2011 zu einer positiv verlaufenen Aussprache mit den SP-Nationalrätinnen Jacqueline Fehr und Margret Kiener Nellen sowie mit dem SP-Parteisekretär Carsten Schmidt.

Daniela "Nella" Truffer als Präsidentin von Zwischengeschlecht.org und Seelenlos als Kampagnenverantwortlicher legten dar, inwiefern aus ihrer Sicht die politische Zusammenarbeit für die schnellstmögliche Beendigung der Genitalverstümmelungen in den Kinderspitälern nicht gut funktioniert hat. Sie formulierten als Wunsch der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org an die SP Schweiz:

[...] dass sie unser Anliegen der schnellstmöglichen Beendigung der Verstümmelungen auf den richtigen Ebenen/in den adäquaten Ressorts politisch wirksam angeht und mit einbezieht, nämlich:

- Menschenrechte (insbesondere Recht auf körperliche Unversehrtheit)

- Kinderrechte (insbesondere Schutz vor grausamer Behandlung/Verstümmelung/Folter)

- Verbot von Genitalverstümmelungen auch in den Kinderspitälern

- Wirksame Massnahmen gegen unkontrollierte medizinische Humanexperimente

(Und NICHT unter Rubriken/Diskursen wie "Sexualität", "sexuelle Orientierung", "Geschlechtsidentität", inkl. austauschbarem Gebrauch von "Intersexualität" in einer Reihe mit Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität usw.)

Entsprechender Einbezug in aktuelle politische Debatten, z.B.:

- Verbot der (weiblichen) Genitalverstümmelung

- Humanforschungsgesetz / Regulierung systematischer experimenteller "Heilversuche"

Die SP-VertreterInnen bedauern, dass die SP-"Fachkommission sexuelle Orientierung und Identität", welche innerhalb der SP Schweiz bisher für das Dossier "Intersexualität" zuständig war, bei der inhaltlichen Aufarbeitung des Themenfeldes und der Vorbereitung des politischen Vorstosses ausgerechnet Zwischengeschlecht.org nie konsultierte. Die vorliegende Interpellation sei jedoch nicht böswillig erfolgt, auch nicht die Aktivitäten der SP-"Fachkommission sexuelle Orientierung und Identität". Die Tonalität der Kritik auf dem Weblog Zwischengeschlecht.info sei deshalb als störend empfunden worden.

Parteisekretär Carsten Schmidt schlug vor, "Intersexualität" bei der "Fachkommission sexuelle Orientierung und Identität" herauszunehmen und künftig bei Menschenrechten sowie Gesundheitspolitik unterzubringen. Jacqueline Fehr sicherte weiter zu, nach erfolgter Antwort des Bundesrates in Absprache mit Zwischengeschlecht.org umgehend weitere politische Schritte zu veranlassen.

Zwischengeschlecht.org ist sehr erfreut und erleichtert über diese konstruktive Lösung.

Der Weblog Zwischengeschlecht.info nimmt den pauschalen Vorwurf der Vereinnahmung per sofort zurück, der entsprechende Blogpost und die Titel der dazugehörigen Pages wurden entsprechend überarbeitet.

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen
- Kosmetische Genitaloperationen auf der IV-"Liste der Geburtsgebrechen"   

Saturday, May 7 2011

"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Kinderkliniken "letztendlich der übliche Weg - den Eltern zuliebe"

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Prof. Dr. Olaf Hiort war Chef des BMBF-finanzierten "Netzwerk Intersexualität/DSD", unter Kritiker_innen u.a. bekannt dafür, wie es Betroffenenverbände jahrelang erfolgreich an der Nase herumführte und fortlaufend die "Lübecker Studie" frisiert. Nachdem die BMBF-Gelder inzwischen versiegten, ist Prof. Dr. Hiort mittlerweile Chef des nicht minder berüchtigten, EU-finanzierten "EuroDSD Consortium", das in Kürze in seinem Lübecker Hauptquartier das "3rd EuroDSD Symposium" ausrichtet.

Zwischendurch fungiert Prof. Olaf Hiort auch immer wieder in Öffentlichkeit und Medien als Aushängeschild der Genitalabschneiderzunft (der sich obendrein auch nicht zu schade ist, kritische Überlebende als ewiggestrige Radaumacher_innen zu diffamieren). So auch unlängst wieder mal auf Arte, wo er "in bester Schwöbel-Manier" unverdossen einmal mehr Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern propagierte:

Netzwerk DSD/Intersexualität und EuroDSD-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort

SprecherIn: Die Frage bleibt: Wenn nur selten eine medizinische Notwendigkeit vorliegt, warum werden Kinder überhaupt operiert?

Olaf Hiort: Die wenigsten Eltern können tatsächlich aushalten, dass man ihrem Kind kein Geschlecht zuweist. Denn das ist in unserer Gesellschaft letztendlich der übliche Weg, dass man Junge oder Mädchen ist. In Deutschland leben wir in einer relativ offenen Gesellschaft, vielfach laufen die Kinder zum Beispiel nackt am Strand herum. Und vielfach fühlen sich die Eltern, weniger die Kinder, doch ein wenig zurückgesetzt dadurch, wenn sie häufig angesprochen werden, dass das Genitale des Kindes auffällig aussieht. Und dann fragen Eltern schon danach, ob chirurgische Massnahmen ergriffen werden müssen. Wie sich jemand später in seinem Geschlecht fühlen wird, ist im allgemeinen schwierig vorherzusagen, das muss man einfach gestehen.

Weiterer Kommentar überflüssig ...

>>> Olaf Hiort: "Genitalverstümmelungen durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen bei Genitalverstümmelungen"
>>> Olaf Hiort: "Intersexuelle nur Bruchteil aller Genitalverstümmelten"

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- Genitalverstümmler Mouriquand: "keine Garantie für sexuelle Empfindsamkeit"
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, May 2 2011

Ethikrat: Betroffenenbefragung "Intersexuelle" in Deutschland

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>>> Newsletter Zwischengeschlecht.org vom 29.4.11

>>> Befragung verlängert bis 19.6.
>>> Nachträge 3.5.11 und 4.5.11

 

 

Der Ethikrat führt aktuell eine Befragung von in Deutschland lebenden "Intersexuellen" durch. Das Ausfüllen des Fragebogens ist sowohl online möglich wie auch per Brief.

Zwischengeschlecht.org fordert ALLE von kosmetischen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken Betroffenen oder davon Bedrohten auf, an der Umfrage teilzunehmen.

Und sich dabei insbesondere und ausdrücklich für die Forderung nach schnellstmöglicher Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen u.a. durch ein gesetzliches Verbot einzusetzen, die im Fragebogen leider ziemlich an den Rand gedrängt wurde.

Damit die täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken endlich aufhören – und zwar ALLE und nicht nur bei ausgewählten "Intersex"-Diagnosen!

>>> Link zum Online-Fragebogen

Der Ethikrat führt zudem am 8. Juni eine öffentliche ExpertInnenanhörung durch, mehr Infos dazu im Newsletter vom 29.4.

Nachtrag 3.5.11: Der Ethikrat hat inzwischen auf seiner Homepage das "mehrstufige Diskurs-Verfahren Intersexualität" >>> offiziell angekündigt. Entgegen dem Rückzieher nach dem letztjährigen Ethikforum "vorerst kein Handlungsbedarf" erarbeite der Ethikrat inzwischen "im Auftrag der Bundesregierung eine Stellungnahme zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland". Ziel u.a. der Betroffenenbefragung sei es, "eine solide empirische Basis für seine Stellungnahme schaffen".

Wie durch die "anonyme" Befragung, an der sich offenbar jedeR als Zwitter ausgeben und irgend etwas angeben kann, "eine solide empirische Basis" gewährleistet werden soll, wird sich zeigen. Ebenso, ob bereits vorhandene empirische Erkenntnisse z.B. aus den BMBF-Studien (die von den Medizynern selber bekanntlich seit längerem frisiert werden) vollumfänglich oder nur selektiv einfliessen. Sowie, welche "ExpertInnen" an der kommenden Anhörung zum Zuge kommen werden ...

Nachtrag 4.5.11: Von OII Deutschland (Internationalen Vereinigung intergeschlechtlicher Menschen IVIM) gibt es eine >>> kritische Stellungnahme zur Umfrage. Von Intersexuelle Menschen e.V. wurde verlautet, der Verein stünde schon sehr lange in gutem Kontakt mit dem Ethikrat und hätte bei der Entwicklung des Fragebogens mitgewirkt.

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    
Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, May 1 2011

Video vom friedlichen Protest vor dem Ostschweizer Kinderspital SG

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Infoseite zum Protest   >>> Pressemitteilung 2.2.11    >>> Der Offene Brief

Witziger Clip von M. Biolley von der >>> Demo vor dem Kispi St. Gallen. Danke! 
Zum abspielen hier oder ins Bild klicken.

Für alle des Schwyzerdütschen nicht Mächtigen untenstehend ein germanisiertes Transkript der Statements von Daniela "Nella" Truffer und yours truly, sowie der Beschwerde von OKS-Oberärztin Dr. Marx-Berger.

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Monday, April 25 2011

Tatort über intersexuelle Tennisspielerin in Produktion

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Laut einem >>> Artikel in der Esslinger Zeitung dreht sich eine aktuell in Produktion befindliche Münsteraner Tatort-Folge um die "junge[...] Profi-Tennisspielerin Nadine, deren Eltern erpresst werden, weil ihre Tochter intersexuell sein soll" – offensichtlich in Anlehnung an die reale Geschichte der zwischengeschlechtlich geborenen Tennisspielerin Sarah Gronert, die verschiedentlich durch "menschenrechtsverletzende Gerüchte" (so der Westfälische Tennisverband im Juli 2008) öffentlich diffamiert wurde.

Wir sind gespannt ...

Aktuell befindet sich zudem in der Schweiz mit "Skalpell" wie berichtet eine weitere Tatort-Folge um "zwielichtige Kinderchirurgen" im Dreh, die für Leser_innen dieses Blogs möglicherweise interessant werden könnte ...

>>> Diskrimierung von Zwittern im Sport weltweit
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Zwielichtige Kinderchirurgen: "Ärzte bremsen «Tatort» aus" - SonntagsZeitung, 13.3.11
- Niedrig und Kuhnt "Nicht Fisch, nicht Fleisch" (11.12.09) vs. Law & Order: New York "Identität" (2005)

Friday, April 22 2011

"Geschlecht: uneindeutig!" - radio dreyeckland 21.4.11

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>>> Gelungenes Interview von Konrad mit Daniela "Nella" Truffer von Zwischengeschlecht.org. Herzliches Dankeschön! Nella bringt wie gewohnt souverän Klartext über Genitalverstümmelungen und weitere massive Menschenrechtsverletzungen an wehrlosen Zwitterkindern in "unseren" Kinderkliniken und berichtet vom Kampf der internationalen Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org gegen diese menschenverachtenden Praktiken.

Das Interview kann jetzt auch >>> online nachgehört oder >>> mit Rechtsklick heruntergeladen werden.

Tuesday, April 19 2011

Genitalverstümmler-Kongress "DGE 2011": Bilder der 2. Mahnwache

>>> Lübeck 20.-22.5.11: Proteste gegen Genitalverstümmler-Kongress "3rd EuroDSD"

"Hier drin tagen GenitalverstümmlerInnen!" Eingang zur "DGE 2011", Hamburg 2.4.11

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>>> Infoseite zu den Protesten   >>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.

Bei Postkartenwetter bauten wir am Samstagmorgen die Transparente und Schilder auf zur mittlerweile 3. Friedlichen Protestaktion gegen das Genitalabschneider-Jahrestreffen der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)" sowie der "Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK)" (wobei letztere mit den Verstümmelungen angeblich nichts am Hut haben will, aber scheints wegen Kompetenzproblemen auch nicht konkret Stellung dazu beziehen könne). Unterstützt wurden wir erneut durch eine noch zahlreicher erschienene, lokale Soli-Delegation. Fettes Dankeschön an alle, die kamen!

Konkreter Anlass für die heutige Mahnwache war der "DGE 2011"-Programmpunkt "Meet the Expert: Adrenogenitales Syndrom [CAH/AGS]". Dabei propagierte die "EuroDSD"-"Expertin" Dr. Nicole Reisch (Klinikum Universität München / School of Clinical & Experimental Medicine, Birmingham) dem Vernehmen nach erwartungsgemäss die üblichen medizinisch nicht notwendigen, chirurgischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kleinkindern, getreu der von der DGE mitverantworteten AMWF-Verstümmlerleitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom"

"In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt."

Allerdings klappte das mit dem Anpreisen von Genitalverstümmelungen dann doch nicht ganz so ungestört, wie es Dr. Nicole Reisch und ihre GenitalabschneiderkomplizInnen wohl gern gehabt hätten ...

An der bewährten Zwitter-Flugblatt-Brigade kam nämlich auch diesmal keinE KongressbesucherIn unbehelligt vorbei, weder auf dem Hin- noch später auf dem Nachhauseweg. Freundlich, aber bestimmt wurden sie allesamt einmal mehr auf das menschenrechtswidrige Treiben im Congress Centrum Hamburg aufmerksam gemacht. 

Da parallel zu den "Meet the Expert Sessions" auch noch diverse PatientInnenveranstaltungen auf dem Programm standen, gab es unter den BesucherInnen auch viele Nicht-MedizinerInnen, die wie noch so viele andere MitbürgerInnen auch noch gar nicht wussten, was in den hiesigen Kinderkliniken vor sich geht.

Die Flugblätter (>>> Download PDF, 168KB) gingen weg wie warme Semmeln, zwischendurch mussten wir gar zusätzliche 150 nachdrucken.

Auch ergaben sich beim Verteilen zahlreiche interessante und positive Gespräche mit BesucherInnen. Viele reagierten betroffen und empört über die Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre, solidarisierten sich und kündigten gar an, von sich selber für weitere Aufklärung über diese Praktiken zu sorgen.

Erneut taten auch an den Verstümmelungen nicht direkt mitbeteiligte MedizinerInnen ebenfalls ihre Unterstützung für unser Anliegen kund.

Diejenigen der TäterInnen selber, die sich überhaupt auf Gespräche einliessen, sagten auffällig oft dasselbe, bevor sie rasch weitereilten:

"Wir machen es uns bestimmt nicht leicht!"

Nun ja, für die Verstümmelten, die später ein Leben lang an den Folgen leiden, bestimmt beruhigend zu wissen ...

Mal abgesehen davon, dass "Unbedingt zwangsoperieren, so schnell wie möglich, zack-zack!", wie es nicht nur die DGE-Verstümmlerleitlinie 027/047 nach wie vor propagiert, auch nicht gerade besonders differenziert und wohlabwägend daherkommt.

Dass die "herausforderungssüchtigen" GenitalabschneiderInnen auch schlicht endlich damit aufhören könnten, täglich weitere wehrlose Kleinkinder irreversibel zu verstümmeln, ist ihnen wohl definitiv zu unkompliziert. Wo sich doch all die schönen Komplikationen (WARNUNG!) für sie selber und ihre Brötchengeber offensichtlich bestens rentieren ...

Vielsagend auch folgende Kommentare eines offensichtlich selber an den Verstümmelungen beteiligten Kongressteilnehmers:

"Kommt ihr auch nach Lübeck ['3rd EuroDSD Symposium' 20.-22.5.]?"

"Ein Verbot wäre auch keine Lösung!" 

Gekrönt vom anscheinend obligaten letzten Schluss aller offensichtlich Unverbesserlichen:

"Dann gehen die Eltern nämlich einfach ins Ausland!"

Meine 2 Cent: Immerhin scheint sich auch unter den hartgesotteneren TäterInnen langsam herumzusprechen, dass sie sich künftig nicht mehr beliebig zu Städteausflügen treffen können, ohne dass jeweils Überlebende und solidarische Nicht-Betroffene draussen vor dem Eingang gegen ihr menschenverachtendes Treiben friedlich, aber unübersehbar protestieren – ob's den GenitalabschneiderInnen drinnen passt oder nicht. 

Sowie, dass ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen in den Kinderkliniken eine realistische, legitime und logische Forderung darstellt, die mehr und mehr ins Gespräch kommt und inzwischen nicht mehr länger einfach als rein utopisch abgetan werden kann. 

Logisch sind mit einem Verbot der Verstümmelungen nicht automatisch alle weiteren Probleme gelöst, im Gegenteil: Danach können die eigentlichen Fragen nach einer menschenwürdigen psychosozialen Versorgung von Eltern und "Betroffenen" erst konsequent angegangen werden. 

Für das Problem der wenigen ebenfalls unverbesserlich menschenverachtenden Eltern lassen sich (wie übrigens auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung vorgesehen) kosmetische Genitaloperationen an Kindern zudem problemlos auch unter Strafe stellen, wenn die Tat selber im Ausland begangen bzw. veranlasst wurde – ebenso die dringend notwendige Aufhebung/Verlängerung der Verjährung.

Und nicht zuletzt, wie sich der betreffende Medizyner in Hamburg von einer Überlebenden sagen lassen musste:

"Erst, wenn die Forderung nach einem Verbot der Verstümmelungen unübersehbar im Raum steht, werden die Medizyner beginnen, ernsthaft mit den Betroffenen zu reden."

In diesem Sinne: Wir sehn uns, wo die Action ist!

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> Infoseite zu den Protesten zur "DGE 2011" 
>>> Download Flugblatt (PDF, 168KB)
>>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.
>>> Chirurgische Arbeitsgemeinschaft geht auf Distanz (will sich aber nicht distanzieren)

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008
- Friedlicher Protest & Offener Brief, IOC 2009
- 2. Mahnwache vor der UNO in Genf, 26.01.09
- 1. Mahnwache vor der UNO in Genf, 02.02.09
- 3. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 20.05.09
- 2. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 06.02.08
- 1. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 12.12.07 

Monday, April 18 2011

"Gestatten, Elisabeth Müller, Hermaphrodit" - Schenefelder Tageblatt, 18.4.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Gelungenes >>> Interview mit Elisabeth Müller + >>> redaktioneller Kommentar von Katy Krause in einer Hamburger Lokalzeitung.

Eli bringt einmal mehr Klartext:

[...] Äußerlich eine Frau, verbargen sich in der Leistengegend allerdings bei ihrer Geburt kaum sichtbare Hoden. Die wurden ihr im Alter von 24 Jahren auf Anraten eines Arztes entfernt.

Körperliches Martyrium

"Ein widerliches Pack", sagt Müller. Sie hasst Mediziner. Nachdem die funktionierenden Hoden wegen angeblich drohender Krebsgefahr entfernt wurden, begann für die Schenefelderin ein körperliches Martyrium. Die Operation und die anschließende Behandlung mit körperfremden weiblichen Hormonen machten sie krank. "Ich litt unter schweren Depressionen, Stoffwechselproblemen. Ich bekam Östrogene, das führt zu Osteoporose. Ich war chronisch krank." Nach der Kastration fällt sie in ein Loch. Aus ihrem Tief befreit sie sich selbst. Nach sieben Jahren setzt sie die Östrogene einfach ab und nimmt männliche Hormone. Körperlich geht es ihr besser. Seelisch nicht.

An Selbstmord denkt sie aber nie - anders als viele ihrer Leidensgenoss Innen. Warum? Das weiß sie nicht so genau. "Vielleicht, weil ich es durch mein eindeutiges Äußeres leichter hatte als andere Zwitter." Vielleicht, weil sie auch seit 16 Jahren einen Partner an ihrer Seite hat, der sie unterstützt. [...]

"Gott erschuf den Mann, die Frau und mich, und er hat mich so für gut befunden."

Zwar werden in Artikel und Kommentar auch Konsequenzen von öffentlichem Einstehen für "Menschenrechte auch für Zwitter" angesprochen – hier wohl aber nicht mit ganzem Klartext ...

Siehe auch:
- Interview mit Zwitter Elisabeth Müller - advaitaJournal 14
- "Ich wurde belogen und verstümmelt" - Hamburger Abendblatt 23.7.09 
- «Ich dachte, ich bin das einzige Monster der Welt» – news.de 12.8.09
- Zwischengeschlechtliche ehrten Milton Diamond - 30.1.08
- Alle Posts über Elisabeth Müller

Friday, April 15 2011

Caster Semenya ist Südafrikameisterin über 800 und 1500 Meter; IAAF: neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln auf Mai; Claudia Wiesemann: "Sportverbände sind naiv"; Hida Viloria (OII) über die IOC-Geheimkonferenz (XXIX)

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination! Mokgadi Caster Semenya ist doppelte Südafrikameisterin: Letzten Sonntag errang sie in Durban zunächst in brütender Mittagshitze den Titel über 800m mit 2:2.10, und siegte wenige Stunden später auch über 1500m (4:12.93), vgl. englische Berichte u.a. auf Sowetan und SA-Times.

Wie Semenya Reportern erzählte, war sie mit ihrer 800m-Zeit nicht ganz zufrieden (vor dem Rennen hatten sie und ihr Trainer Michael "Sponge" Seme verlauten lassen, sie strebe eine Zeit unter 2 Minuten an, was sie knapp verfehlte), jedoch erfreut über das Resultat über 1500m. Letzteres Rennen habe sie ursprünglich lediglichzur Unterstützung ihrer Teamkollegin Violet Raseboya mitgemacht, die dann mit einer persönlichen Bestzeit von 4:16,12 Dritte wurde, vgl. witness.co.za.

Gegenüber der Agentur Reuters gab Caster Semenya weiter bekannt, sie wolle sowohl in den kommenden Weltmeisterschaften Ende August in Daegu, Südkorea Korea wie auch an den Olympischen Spielen 2012 ebenfalls über beide Distanzen antreten.

Semenyas Manager Jukka Harkonen kündigte an, Caster werde u.a. am 28. Mai zur IAAF World Challenge in Dakar, Senegal antreten, sowie am 4. Juni am Prefontaine Classic Diamond League Meeting in Eugene, Oregon (USA). Ein weiterer Start 5 Tage später in Oslo an den Bislett Games sei noch in Verhandlung.

Zu einer unschönen Szene sei es zudem am Rande von Casters 1500m-Sieg gekommen, als die zweitplatzierte Lebogang Phalula (4:13.89) eine Tirade gegen die Siegerin vom Stapel liess, wobei sie versucht habe, diese über das Ansagemikrophon zu verbreiten, was nur durch Beistehende habe verhindert werden können. Auf Anraten ihres Anwaltes hält sich Lebogang Phalula mittlerweile öffentlich über den Vorfall bedeckt, was aber offenbar nicht verhinderte, dass nun der Südafrikanischen Athletikverband ASA deswegen ein Disziplinatverfahren gegen sie einleitete (vgl. Sowetan, Witness und Legalbrief).

IAAF: neue "Hyperandrogenismus"-Geschlechterregeln auf 1. Mai

Wie der Weltathletikverband IAAF in einer >>> Pressmitteilung (englisch) vom 12. April bekannt gab, will er als erster Weltverband die bereits vom Internationalen Olympischen Komitee IOC angekündigten, neuen "Geschlechtertests für Athletinnen mit Hyperandrogenismus" implementieren. Wie schon das IOC liess sich auch die IAAF über die Details nicht öffentlich aus. Laut einem >>> Zeit-Artikel soll die IAAF einen Grenzwert von "zehn Nanomol Testosteron pro Liter Blut anpeil[en]".

Wie in einem >>> Kommentar auf diesem Blog vermerkt, sind damit prinzipiell Athletinnen mit CAH/AGS schlechter gestellt, nach den bisherigen IAAF-Regeln (Stockholm Consensus) waren diese bisher unbeschränkt zugelassen. Wie auch bei den IOC-Ankündigungen besteht auch bei der IAAF weiterhin das Problem mangelnder Transparenz wegen undurchsichtigen Entscheiden hinter verschlossenen Türen und weiterhin fehlenden offiziellen Rekursmöglichkeiten.

Auch der IAAF nicht angesprochen wurden weiter bekannte Probleme im Zusammenhang mit Athletinnen mit Androgenresistenz, da "Wissenschaft und Medizin" dabei nach wie vor in 50% aller Fälle keine exakte Diagnose stellen können, es aber anzunehmen ist, dass IOC und IAAF eine ebensolche exakte Diagnose als Startbedingung voraussetzen werden.

Ebenso unangesprochen ist nach wie vor die ethisch, menschenrechtlich und juristisch höchst problematische, unreflektierte Zusammenarbeit der Sportverbände mit bekannten GenitalverstümmlerInnen und weiteren medizynischen VerbrecherInnen. Bezeichnenderweise kommt im Zeit-Artikel als lokaler "Experte" dann ausgerechnet der Leiter der Endokrinologie an der Berliner Charité zu Wort – eine altbekannte und ebenso notorische Genitalabschneiderklinik (nur der politisch verantwortliche Berliner Senat will wenig überraschend angeblich "keine Erkenntnisse über konkrete Fälle" haben, vgl. 16/14436).

Dass die von IOC undf IAAF angekündigte Regeln alles andere als klar sind (wie z.B. eine >>> dpa-Meldung in der Ärztezeitung behauptet), zeigt sich u.a. auch darin, dass der >>> englische Sportkolumnist John Goodbody meint, die neuen Regeln würden bedeuten, dass Caster Semenxa sich nun von neuem testen lassen müsse, um künftig zu Wettkämpfen zugelassen zu werden, was nach den neuen Reglen nicht mehr garantiert sei. 

Medizinethikerin Claudia Wiesemann: "Sportverbände sind naiv"

Nicht zu unrecht wurden die internationalen Sportverbände dann auch von der Göttinger Medizinethikerin Claudia Wiesemann in in der >>> Süddeutschen Zeitung als "noch sehr naiv" kritisiert: "Das IOC missachtet den Schutz der Sportlerinnen."

Leider argumentiert Claudia Wiesemann im Interview – wie schon in ihrer aktuellen Publikation "Is there a right not to know one’s sex? The ethics of ‘gender verification’ in women’s sports competition" (Journal of Medical Ethics, März 2011) – hauptsächlich in Bezug auf das Recht der Athletinnen auf Nichtwissen um eine mögliche biologische Zwischengeschlechtlichkeit, während gleichzeitig verstümmelnde medizynische Eingriffe und undurchsichtige Ausschlussverfahren kaum angesprochen werden.

Zwar mag das das "Recht auf Nichtwissen" ein tatsächliches und interessantes ethisches Problem darstellen. Angesichts der massiven Verletzungen des Rechts auf körperliche Unversehrtheit durch die Sportverbände und ihre Genitalabschneider-"ExpertInnen" mutet die Gewichtung bei Wiesemann zumindest streckenweise aber doch eher akademisch an. Schlimmer noch, im Journal of Medical Ethics zitiert sie Resultate der Hamburger Studie zur bekanntlich hohen Selbstmordgefährdung mehrheitlich genital zwangsoperierter Zwischengeschlechtlicher – lässt aber die Tatsache der Traumatisierung durch die Verstümmelungen kurzerhand aus und behauptet gar, das Trauma rühre einzig (!) von der "Verunsicherung [...] mit DSD diagnostiziert zu werden". Dies ist nicht nur grobfahrlässig und kompletter Unsinn, sondern arbeitet dazu noch direkt den VerstümmlerInnen in die Hände ...

Immerhin spricht Wiesemann aber im Interview die massiven Verletzungen der Persönlichkeitsrechte durch die Sportverbände konkret an.

Hida Viloria (OII) über die IOC-Geheimkonferenz

In einem >>> englischen Online-Artikel äusserte sich Hida Viloria (Organisation Intersex International OII), die vom IOC als "Vertreterin der Intersex-Community" zu einer von Geheimnistuerei umgebenen Konferenz um die neuen Regeln eingeladen worden war (dieser Blog berichtete), zum ersten Mal öffentlich über diese Verhandlungen.

Als medizynische Zwangsauflagen der Sportverbände sprach Hida Viloria im Artikel überraschenderweise ausschliesslich medikamentöse Eingriffe an und keine Operationen (wie z.B. Kastration/Gonadektomie etwa bei Sportlerinnen mit partieller Androgenresistenz), wobei nicht klar wird, ob letztere mittlerweile etwa von den Sportverbänden fallen gelassen wurde (was eine bemerkenswerte Neuigkeit wäre), oder ob diese Auslassung möglicherweise dem Blickwinkel von Hida Vilorias persönlichen Biographie geschuldet war.

Vergleichsweise grossen Platz nahmen dagegen Überlegungen ein über soziale Wahrnehmung von Geschlechtsunterschieden, "Beweise über die grosse Vielfalt von Männern und Frauen", "Akzeptanz" von Menschen "ausserhalb der Norm", usw. Sich selbst deklarierte Viloria im vorliegenden Artikel übrigens als "Intersex Frau": "Ich fühlte mich immer als Mädchen und passte auch ins entsprechende Bild, war sogar Cheerleaderin an der High School".

Hida Vilorias am IOC-Meeting vertretene Position [1] war laut dem Bericht die seinerzeit u.a. auch von Alice Dreger [2] und jüngst von Claudia Wiesemann [3] vertretene, nämlich: juristisch und sozial als Frauen lebende Athletinnen sollten alle ohne Auflagen teilnehmen können.

(Betreffend damit verbundenen Befürchtungen hiess es in ähnlichem Zusammenhang im Hermaphroditforum kürzlich trocken: "Die Gefahr, dass gewissenlose Eltern Kinder zu Rekordathleten heranzüchten wollen könnten, sehe ich auch.")

[1] Hida Viloria: "Letzten Oktober am IOC-Meeting zum Thema weibliche Athletinnen mit Hyperandrogenismus vertrat ich die Position, diese Frauen sollten teilnehmen dürfen ohne dazu Hormone nehmen zu müssen. Schliesslich waren sie während ihres ganzen Lebens Frauen, und keine Männer, und es stehen nur zwei Geschlechter zur Verfügung um an Wettkämpfen teilzunehmen." [meine Hervorhebungen] >>> englisches Original, 11.4.11
[2] Claudia Wiesemann: "Ich würde dafür plädieren, dass jeder Mensch, der im sozialen Geschlecht Frau aufgewachsen ist und legal als Frau gilt, auch bei Frauen starten darf."  [meine Hervorhebungen] Quelle: Interview Süddeutsche Zeitung, 16.4.11
[3] Alice Dreger: "Einige haben vorgeschlagen – und ich tendiere stark dazu dem zuzustimmen – dass "Geschlechtstests" wirklich nur "Gendertests" sein sollten: Wenn jemand wirklich als Frau aufwuchs, kann sie teilnehmen."
[meine Hervorhebungen] >>> englisches Original: "Sex Typing for Sport", Hastings Center Report March-April 2010 (PDF 187 KB) 

Wie schon Zwischengeschlecht.org (u.a. im Offenen Brief an das IOC) vertrat Viloria laut Artikel an der IOC-Konferenz weiter, wenn schon Geschlechtertests, so müssten alle Frauen denselben Tests unterzogen werden (statt wie bisher bloss "verdächtig Aussehende"/als solche Denunzierte), und weiter müssten entsprechende konkrete Regeln öffentlich bekannt gegeben werden (statt, dass – wie auch unter den "neuen Regeln" – letztlich Medizyner-Geheimkommissionen hinter verschlossenen Türen undurchsichtige "Fall-zu-Fall-Entscheide" nach eigenem Gutdünken treffen).

Sowie den anscheinend letztlich verwirklichten Vorschlag, dass die neuen Geschlechtstests im Rahmen der eh schon stattfindenden Dopingkontrollen durchgeführt werden sollen (wie seit geraumer Zweit bekanntlich auch die offiziell mit den seinerzeitigen obligatorischen Gentests abgeschaffte "Strip Show" vor MedizinerInnen, neu nun einfach während der Urinabgabe während der Dopinhkontrollen).

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Friday, April 8 2011

"Ehrung von Fritz Rehbein: Berufskrankheit Ehrfurcht" - taz, 7.4.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Gelungener >>> medizinkritischer Aktikel plus ebensolcher
>>> Kommentar von Benno Schirrmeister in der taz-Nord zum "Fritz-Rehbein-Jubel-Symposium" in Bremen dieses Wochenende, mit Erwähnung der seinerzeitigen Kritik auf diesem Blog an der unreflektierten Verherrlichung des ethisch herausgeforderten Bremer "Pioniers der Kinderchirurgie" (und ebenso an den ihn zelebrierenden GenitalabschneiderInnen aus Nah und Fern).

Weiter kritisiert der Artikel (wenn auch etwas verhalten) die bisher unwidersprochen gebliebene  Lüge des verantwortlichen Bremer Gesundheitsministers Hermann Schulte-Sasse (SPD), in Bremer Kinderkliniken würde angeblich schon seit 10 Jahren nicht mehr verstümmelt – während Bremer Kinderkliniken weiterhin jahrein jahraus Genitalverstümmelungen öffentlich anbieten.

Herausposaunt worden war diese altbekannte TäterInnenlüge in Bremen hochoffiziell und in aller Öffentlichkeit: in der Bremer Bürgerschaft – auch die taz-Nord selbst hatte die dreiste Schutzbehauptung seinerzeit unhinterfragt weiterkolportiert.

Hintergrund der TäterInnenlüge des SPD-Gesundheits-Staatsrats Schulte-Sasse war – Überraschung! – eine der praktisch täglichen politischen Vereinnahmungen von Zwittern, diesmal durch die Bremer Grünen, und wie üblich unter gleichzeitiger Ausklammerung der täglichen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern.

(Was dieser Blog seinerzeit bereits im Vorfeld des Bremer-Vereinnahmungsvorstosses konkret und inhaltlich kritisierte, wozu dem verantwortlichen grünen Vereinnahmer Björn Fecker aber bloss Ausreden und Vertröstungen einfielen ...)

Für beide Kritikpunkte an den taz-Autor Benno Schirrmeister ein herzliches Danke! Medizinkritische Solidarität wie vorliegend ist es, was wir brauchen im Kampf gegen die GenitalabschneiderInnen in Bremen und überall – KEINE politischen Vereinnahmungen, die noch den TäterInnen beim Vertuschen behilflich sind (vgl. auch Berliner Senat 16/14436)!

>>> Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde" 
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen 

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern sind KEIN "Nebenwiderspruch des Zweigeschlechtersystems"! (Von der Frauenbewegung lernen 2)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Göttingen / Lübeck: Direktor und Oberarzt propagieren genitale Zwangsoperationen
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen 

Thursday, April 7 2011

frauTV: "Intersexualität: er, sie oder wie?" - HEUTE WDR 7.4.11 22h

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Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Halbstündiger Dokfilm von Julia Dittmann über einen fünfeinhalbjährigen unoperierten Zwitter, mit Wiederholung am Mo 11.4. 11:30 h, sowie demnächst auch online. Wir sind gespannt!

Wenn nach der >>> offiziellen Ankündigung gegangen werden kann, so kommt neben der Mutter des Zwitterkindes weiter Konstanze Plett zu Wort, zwar leider einiges vager als auch schon. Überhaupt werden in der Ankündigung die Verstümmelungen, denen heute noch 87% aller über vierjährigen Zwitterkinder ausgesetzt sind, kein einziges Mal vor. Was doch etwas bedenklich stimmt. Auch wenn es natürlich immer ein Grund zur Freude ist, wenn ein Zwitterkind unversehrt aufwachsen darf. Schaun wer mal ...

Wednesday, April 6 2011

IOC: neue Geschlechter-Regeln für Athletinnen mit "Hyperandrogenismus" auf 2012

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!In einer gestrigen >>> Pressmitteilung (englisch) vom 5.4.11 anlässlich eines Treffens der Geschäftsleitung in London "bekräftigte" das Internationale Olympische Kommittee IOC "die Notwendigkeit verbindliche Regeln aufzustellen betreffend der Teilahme weiblicher Athletinnen mit erhöhtem Androgenspiegel ['Hyperandrogenismus'] bis zur Sommerolympiade 2012". Weiter empfahl das IOC, auch die anderen internationalen Sportverbände sollen ähnliche Eigene Regeln aufstellen.

Als ersten Ausblick auf die im Detail noch zu bestimmenden Regeln gab das IOC bekannt:

"Juristisch als Frauen lebende Athletinnen sollen bei Frauenwettkämpfen teilnehmen können, sofern ihr Androgenspiegel unter dem von Männern liegt (gemessen anhand der Serumkonzentration von Testosteron), sowie, falls ihr Spiegel innerhalb der männlichen Bandbreite liegt, sofern eine Androgenresistenz vorliegt, so dass sie keine Wettbewerbsvorteile davon haben."

Zum ersten Mal überhaupt wurde in der IOC-Pressemitteilung ferner festgehalten, es sei "das individuelle Recht" von Athletinnen, medizynische Behandlungen zu "verweigern".

Als weitere Premiere wurden erste Details der "Geheimkonferenz" vom Oktober 2010 in Lausanne offiziell bekannt gegeben, z.B. die Teilnahme "eine_r Delegierten von Organisation Intersex International [OII]". Wie seinerzeit auf dem Hermaphroditforum inoffiziell verlautete, handle es sich dabei um Hida Viloria.

Gegenüber >>> BBC London (englisch) gab IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist weiter Auskunft, entgegen der bisherigen Praxis auch des Athletikweltverbandes IAAF sollen Anschuldigungen von Konkurretinnen künftig keine "Geschlechtsuntersuchungen" mehr "auslösen können", sondern lediglich "wenn eine Athletin während Dopingtests als mit männlichen Charakteristiken ausgestattet identifiziert wird" (anstelle der vielkritisierten früheren "Nacktparaden" vor Sportärzten werden die primären Geschlechtsmerkmale heutzutage "unauffällig" während der Abgabe der Urinproben kontrolliert), oder wenn "Dopingtests abnormal hohe Hormonwerte" ergäben, sowie, falls eine Athletin selbst um eine Abklärung ersuche.

Die IOC-Medizyner-Kommission wolle nun detaillierte Regeln ausarbeiten, die dann bis am nächsten Treffen der Geschäftsleitung vom 6.-9. Juli in Durban (Südafrika) abgesegnet werden sollen.

Kommentar: Fürs erste klingt das alles schon mal vernünftiger als z.B. die Aussagen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist sowie der IOC-Genitalverstümmler-"ExpertIn" Maria I. New im Anschluss an das berüchtigte IOC-Medizyner-Symposium in Miami im Januar 2010.

Einmal mehr wird allerdings der Teufel im Detail stecken, beispielsweise in den konkreten Auslegungen/Limiten betreffend Androgenresistenz (die sich zudem aktuell nicht immer genau bestimmen lassen) – lauter Dinge, worüber sich die aktuelle Verlautbarung bezeichnenderweise ausschweigt. 

Stark negativ fällt weiter auf, dass zumindest laut der Verlautbarung auch keine transparenten Rekursmöglichkeiten vorgesehen sind, und die IOC-Medizyner bzw. "internationale Hyperandrogenismus-Experten" hinter verschlossenen Türen Ausschlüsse durchsetzen sollen.

Bis diese Fragen zufriedenstellend geklärt werden, bleiben die treuherzigen Beteuerungen von IOC-Chefmedizyner Arne Ljungqvist, wonach die "seltenen Fälle" intersexueller Teilnehmerinnen "mit Fairness gegenüber den Athletinnen wie gegenüber dem Sport behandelt" werden sollen, mit Vorsicht zu geniessen.

Dies umsomehr, als die von Ljungqvist gegenüber BBC erneut vorgebrachte Beteuerung, die neuen Regeln stünden nun aber bestimmt in gar "keinem Zusammenhang" mit dem IAAF-Debakel um Mokgadi Caster Semenya, auch durch stete Wiederholung weder fairer noch wahrer wird ...

Fortsetzung folgt ...

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Monday, April 4 2011

"Kampf gegen Genitalverstümmelung - öhm, Geschlechtszwang" - Zentralschweiz am Sonntag, 3.4.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

«Kampf gegen Genitalverstümmelung, öhm, Geschlechterzwang» - Zentralschweiz am Sonntag, 3.4.11Gelungener Artikel von Eva Novak in der überregionalen innerschweizer Sonntagszeitung, der knapp aber umfassend über die von Zwischengeschlecht.org initiierten Vorstösse im Nationalrat berichtet, und worin Daniela "Nella" Truffer Klartext redet auch über die reichlich unschönen Misstöne dabei.
Dafür der Autorin ein herzliches Danke! 

Schade nur, dass die Überschrift dann die im Artikel geschilderte Vereinnahmung gleich noch einmal wiederholt ...

>>> Zum Lesen hier oder ins Bild klicken! (Plus darauf ggf. nochmals reinklicken, um den Scan auf 100% Grösse auszuklappen.)

>>> Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen
>>> 2x Zwitter-Vorstoss im Nationalrat: Von knapp vorbei bis voll daneben

Sunday, April 3 2011

Genitalverstümmelung in Kinderkliniken: Chirurgische Arbeitsgemeinschaft geht auf Distanz (will sich aber nicht distanzieren)

1. Mahnwache vor der "DGE 2011" mit Offenen Briefen, Hamburg 1.4.11

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>>> Infoseite zu den Protesten   >>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.

Die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) zeigt sich besogt darüber, als Mitorganisatorin bei der "DGE 2011" in der Öffentlichkeit mit der Praxis der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken in Verbindung gebracht zu werden.

Auf den >>> Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 1.4.11 an die Mitgliederversammlung der DGE, welcher der zeitgleich tagenden CAEK ebenfalls zugestellt wurde, kam von letzterer als Antwort sogleich eine Beschwerde. Darin monierte der CAEK-Vorsitzende (der seinen Namen in dieser Angelegenheit im Internet nicht genannt haben will) "bei allem Verständnis für Ihr Anliegen", durch den Offenen Brief werde eine "Beziehung" hergestellt, "welche nicht existiert" und daher "für den Leser irreführend" sei. Sowie u.a. mit der "dringenden" Bitte an Zwischengeschlecht.org, "die von Ihnen erhobenen Vorwürfe gegenüber der CAEK zurückzunehmen bzw. gegenüber den Lesern des offenen Briefes richtig zu stellen".

In diesem Sinne dokumentiert dieser Blog nachfolgend die Antwort an den ungenannt sein wollenden Vorsitzenden, die auszugsweise auch in der Pressemitteilung vom 2.4.11 wiedergegeben war:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. [...]

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme und für Ihr Verständnis für unser Anliegen.

Unsere Menschenrechtsgruppe ist sich bewusst, dass die Schwerpunkte der CAEK bei medizinisch indizierten Eingriffen an Erwachsenen liegen, hauptsächlich der Schilddrüsen, [...] der Bauchspeicheldrüse und der Nebennierenrinden, und somit NICHT medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kindern betreffen. Wie Sie unserem Offenen Brief wie auch unseren Pressemitteilungen, Flugblättern usw. entnehmen können, behaupten wir auch nirgends, die CAEK sei an Leitlinien beteiligt, die solche menschenrechtswidrigen Eingriffe propagieren, sondern sehen die Verantwortung dafür im Zusammenhang mit der DGE 2011 klar bei der DGE.

Da Ihre Vereinigung jedoch als Mitorganisatorin der DGE 2011 auftritt und ihre Mitgliederversammlung zeitgleich mit der DGE abhielt, erlaubten wir uns, Ihnen unseren Offenen Brief ebenfalls zukommen zu lassen, um Sie über unsere Bedenken und Anliegen zu informieren.

Auch sind wir der Ansicht, dass bei gravierenden medizinethischen Fragen wie im Falle der systematischen kosmetischen Genitaloperationen an wehrlosen Kindern die gesamte medizinische Gemeinschaft gefordert ist, und nicht nur die unmittelbar betroffenen Teildisziplinen, und dies umso mehr, je enger andere Disziplinen mit den direkt verantwortlichen Kontakt pflegen und zusammenarbeiten.

Es war jedoch nicht unsere Absicht, eine direkte Beziehung der CAEK zu den von uns kritisierten Praktiken herstellen zu wollen, und wir werden dies auch nochmals explizit öffentlich bekräftigen.

Jedoch würden wir es begrüssen, wenn die CAEK zu den von uns angesprochenen Problemen prinzipiell Stellung beziehen würde, da wir uns erhoffen, dies könnte zur Beschleunigung der Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen entscheidend beitragen. Auch könnte dies gleichzeitig potentielle Missverständnisse betreffend der Beziehungen der CAEK zu fragwürdigen Praktiken, wie sie offensichtlich im Rahmen der DGE 2011 auch am heutigen Tage nach wie vor propagiert werden, von vornherein ausschließen.

Freundliche Grüsse

Daniela Truffer / Zwischengeschlecht.org

Soweit wollte der ungenannt bleiben wollende Vorsitzende aber nicht gehen. Sondern schrieb im Gegenteil mit Datum vom 2.4. zurück, die Arbeitsgemeinschaft habe "zu diesem Thema" noch nie Stellung bezogen und werde es auch künftig nicht tun, "da ihr in dieser Hinsicht jegliche Fachkompetenz fehlt".

Offenbar fachkompetent genug fühlte sich der ungenannt bleiben wollende Vorsitzende demgegenüber für folgende Formulierung: "Die von Ihnen erhobenen Vorwürfe in dem offenen Brief sind schwerwiegend und rufschädigend. [...] Die hierdurch bedingten Auswirkungen im Zeitalter der umfassenden Google-Suche sind immens."

Von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)", an welche die im Offenen Brief stehenden "Vorwürfe" bekanntlich gerichtet sind, kam bisher übrigens keine Rückmeldung.

Meine 2 Cent: Etwas Nachhilfe in Grundprinzipien der (Medizin-)Ethik könnte wohl beiderseits nicht schaden ...

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> Infoseite zu den Protesten zur "DGE 2011" 
>>> Download Flugblatt (PDF, 168KB)
>>> Bericht 1. Aktion 30.3.   >>> Bericht 2. Aktion 1.4.

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief, IOC 2009

Saturday, April 2 2011

Hamburg 30.3.-2.4. - Friedliche Proteste + Infoveranstaltung gegen GenitalverstümmlerInnen-Kongress "DGE 2011"

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FRIEDLICHER PROTEST: Mi 30.3. 10:30-16:00 h    + Infoveranstaltung: Mi 30.3. 20 h @ SternChance   + 1. FRIEDLICHE MAHNWACHE: Fr 1.4. 07:30-10:00 h    + 2. FRIEDLICHE MAHNWACHE: Sa 2.4. 09:30-13:30 h   ... Wir sehn uns, wo die Action ist!Proteste + Infoveranstaltung zum
54. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
"DGE 2011"
, dem Jahrestreffen der GenitalverstümmlerInnen in Weiss diese Woche in Hamburg.

Wir sehn uns, wo die Action ist!

>>> Mehr Infos hier!   

Genitalverstümmler-Kongress "DGE 2011": Bilder der 1. Mahnwache

1. Mahnwache vor der "DGE 2011", Hamburg 1.4.11

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>>> Infoseite zu den Protesten   >>> Demo-Flugblatt (PDF)   >>> Bericht 1. Aktion 30.3.

Als gestern morgen früh die Mitglieder des Genitalabschneider-Standesorganisation "Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)" zu ihrer Jahresversammlung 2011 ins Congress Centrum Hamburg CCH eilten, empfing sie das unvermeidliche Empfangskomitee mit Flugblättern (>>> Download PDF, 168KB), Schildern und Transparenten – sowie verstärkt um eine lokale Soli-Delegation. Fettes Dankeschön an alle, die kamen!

Und von den "DGE 2011"-TeilnehmerInnen offensichtlich mittlerweile nicht mehr ganz unerwartet: "Ah, die Demo!", begrüsste uns lautstark schon der erste Pulk, sobald er vom Bahnhof her um die Ecke bog. Auffallend viele Male hörten wir diesmal auch beim Flugblattverteilen erfreuliche Aussagen wie: "Ich bin auf eurer Seite!" – obwohl nach wie vor die Mehrzahl der KongressteilnehmerInnen Gesichter schnitt, als hätten sie in etwas besonders Saures gebissen ...

Und während dann die DGE-GenitalabschneiderInnen drinnen tagten, überbrachte die unermüdliche Zwitter-Flugblattbrigade am "DGE 2011"-Empfang den obligaten >>> Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org.

Auch PassantInnen wurden erneut zahlreich über die Genitalverstümmelungen vor ihrer Haustüre informiert. Wie schon gestern überwiegend mit positiven Reaktionen: "Warum warten die nicht einfach zu?", sprach etwa ein junger Mann ein grosses Wort gelassen aus.

Ja, warum eigentlich nicht?

Und damit bis zur heutigen 2. Mahnwache, Samstag 09:30-13:30 Uhr am selben Ort ...

>>> Infoseite zu den Protesten zur "DGE 2011" 
>>> Download Flugblatt (PDF, 168KB)

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief, IOC 2009

Friday, April 1 2011

Caster Semenya: Sieg über 800m, Zweite über 400m - IOC will ab Di "Richtlinien für Störungen der Sexualentwicklung" beraten (XXVIII)

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IOC IAAF: Stop Intersex Discrimination!Mokgadi Caster Semenya scheint ihre Rückenverletzung zumindest soweit überwunden zu haben, dass sie wieder regelmässig an Wettkämpfen teilnehmen kann – zur Vorbereitung auf die kommenden südafrikanischen Meisterschaften nächste Woche in Durban, wie sie vorletzten Samstag nach ihrem Sieg über 800m im südafrikanischen Germiston verriet. Semenya erreichte dabei eine Saisonbestzeit von 2:01,77. (>>> sapa-Agenturmeldung, englisch).

Ebenfalls in Germiston bestritt Semenya ein weiteres 400m-Rennen, musste dabei aber mit dem 2. Platz vorlieb nehmen. Auf dem Siegerpodest stand diesmal die namibische Läuferin Tjipekapora Herunga mit einer persönlichen Bestzeit von 52,32; in der letzten Begegnung war sie nach Semenya Zweite geworden. (>>> namibian.com.na, englisch)

Die Agentur >>> Reuters (englisch) vermeldete derweil, der Vorstand des Internationalen Olympia Komitees IOC wolle an einem Treffen von nächstem Dienstag bis Mittwoch, 5.-6. April in London über "Richtlinien für Störungen der Sexualentwicklung [sic!]" für die Olympischen Spiele 2012 ebendort beraten ("guidelines for disorders of sexual development").

Wie ein ungenannt bleibender IOC-Funktionär bekanntgab, sei es "noch unklar, ob die Richtlinien während des Treffens bekannt gegeben würden oder erst später".

Fortsetzung folgt ...

>>> IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen
>>> Zwitter im Sport: IOC, IAAF und FIFA leugnen Verantwortung
>>> IOC/IAAF/FIFA: "Zwitter brauchen OPs und Hormonbehandlungen"
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org von 22.01.2010

Siehe auch:
- Alle Posts über Caster Semenya
- Caster Semenya rehabilitiert – und Santhi Soundarajan??? 
- Diskriminierung von Zwittern im Sport weltweit
- "Caster Semenya wird als Zwitter verheizt"
- Protest gegen Diskriminierung von Zwittern im Sport, IOC 19.11.09

Thursday, March 31 2011

1. Protest gegen GenitalverstümmlerInnenkongress "DGE 2011"

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«STOP Genitalverstümmelung im Kinderspital! Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem Congess Centrum Hamburg CCHAn ihnen kam keineR unbehelligt vorbei: Zwitter-Flugblattbrigade vor dem CCH, 30.4.11

>>> Infoseite zu den Protesten  

Pünktlich und unübersehbar startete gestern vor dem "Congress Centrum Hamburg (CCH)" die 1. von insgesamt 3 friedlichen Protestaktionen zum Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGE 2011" der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)" und der "Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK)".

Bewaffnet mit unwiderstehlichem Charme, angriffigen Flugblättern (>>> Download PDF, 168KB) und unerschöpflichem Durchhaltevermögen machten die Zwitter-Menschenrechtskämpfer_innen mit dieser mittlerweile 5. entsprechenden Aktion von Zwischengeschlecht.org in Folge den anreisenden MedizynerInnen freundlich, aber bestimmt klar, dass die Zeiten, als sie sich unbehelligt und unwidersprochen zum gemütlichen Fachsimpeln über "neue Verbesserungen" ihrer menschenrechtswidrigen Verstümmelungspraktiken versammeln konnten, endgültig der Vergangenheit angehören.

Gleichzeitig wurden zahllose PassantInnen über die täglichen chirurgischen Genitalverstümmelungen vor ihrer Haustüre informiert, ebenso über die KomplizInnenschaft ihrer gewählten PolitikerInnen bei diesen medizinischen Verbrechen. Viele reagierten überrascht bis betroffen, da sie bisher noch nichts davon vernommen hatten, einige meinten ungläubig: "Ich dachte, sowas wär verboten?" Einige waren jedoch bereits auf dem Laufenden, bekundeten gar von sich aus, dagegen müsse endlich international auf Menschenrechtsebene vorgegangen werden.

Die konfrontierten EndokrinologInnen wiederum teilten sich in die bereits von anderen Kongressen her bekannten Lager:

Auf der einen Seite die Mehrzahl der letztlich wohl unverbesserlichen VerstümmlerInnen sowie quasi berufsmässigen IgnorantInnen, die ihr schlechtes Gewissen mit bösen Blicken, gehässigen Bemerkungen und "gutgemeinten Ratschlägen" zu kaschieren versuchten. Die wohl mit Abstand verbreitetste Taktik dieser Gruppe war, das Unrecht zwar nicht prinzipiell zu leugnen, jedoch – entgegen der auch auf dem Flugblatt angeführten bekannten Federführung der EndokrinologInnen bei den Zwangsbehandlungen – jegliche Beteiligung an den menschenverachtenden Verstümmelungen rundherum abzustreiten nach dem aus zahllosen Krimiserien bekannten Muster: "Ich hab nix getan! Ich war's nicht! Ich bin unschuldig! Geht gescheiter zu den KinderchirurgInnen!" Die unbedarfteste Vertreterin dieser Art: "Damit macht ihr euch bei den Endokrinologen keine Freunde" – und vor lauter Verärgerung über die ach so unbotmässigen Überlebenden dürfen die Entrüstete und ihre sauberen KollegInnen dann quasi gerechtfertigterweise umso mehr wehrlose Kinder verstümmeln, alles klar ...

Auf der anderen Seite dagegen eine Minderheit, unsere Anwesenheit unser Anliegen der schnellstmöglichen Beendigung der menschenverachtenden Verstümmelungspraktik ausdrücklich guthiessen: "Wird Zeit, dass da endlich die Moderne Einzug hält."

Nach vielen meist erfreulich verlaufenen Diskussionen und mehr als 200 verteilte Flugblätter später wurde die Kundgebung schliesslich um 4 Uhr nachmittags ordnungsgemäss beendet – fürs erste.

Wir sehn uns wieder zur 1. Friedlichen Mahnwache während der Mitgliederversammlungen von DGE und CAEK, morgen Freitag ab 07:30 bis 10:00 Uhr – sowie erneut am Samstag ab 09:30, jeweils am bekannten Ort ...

>>> Infoseite zu den Protesten zur "DGE 2011" 
>>> Download Flugblatt (PDF, 168KB)

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
- Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
- Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
- Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008
- Friedlicher Protest & Offener Brief, IOC 2009
- 2. Mahnwache vor der UNO in Genf, 26.01.09
- 1. Mahnwache vor der UNO in Genf, 02.02.09
- 3. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 20.05.09
- 2. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 06.02.08
- 1. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 12.12.07

Monday, March 28 2011

«Hermaphrodite - Phoebes intersexuelles Abenteuer» - HEUTE 28.3.11 22:50h SF1 (Wiederholung: 4.4.11, 11:10h SF1)

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Zufällig entdeckt: Heute abend läuft auf SF1 die deutsche Fassung der australischen Filmbiographie von Phoebe Hart (Originaltitel: "Orchids - My Intersex Adventure").

Die Hinweise auf den Film in den Medien sind eher durchzogen:

Auf der >>> Ankündigung auf SF.tv wird etwa unhinterfragt und undifferenziert einmal mehr die Medizyner-Krebslüge kolportiert: "Ihre Hoden wurden später entfernt, da ein erhöhtes Krebsrisiko bestand." Dazu das übliche unzutreffende, aber Hauptsache Gender-fixierte Gefasel à la "Sie hat eine Veranlagung namens Androgenresistenz, ist also halb Mann, halb Frau".

Auch die >>> Vorschau auf 20min.ch dreht sich identitätsfixiert um "Die Reise zum eigenen Ich" (so der Titel). Immerhin wird aber auch ein Bezug zur Schweiz gemacht – und es werden zwischendurch auch kritische Töne angeschlagen:

Noch bis in die 80er-Jahre war es Intersexuellen – wie sie heute heissen – meistens nicht möglich, ihr Geschlecht selbst zu wählen. Oft hatten sich die Eltern bereits früh dafür entschieden, ob das Kind ein Bub oder ein Mädchen sein soll. Wie «drs2.ch» berichtete, operierten Ärzte die Kinder sogar ohne die Zustimmung der Eltern. Die aufgezwungene Geschlechterzuweisung, die später unter Umständen von einer Hormonbehandlung begleitet wird, bleibt für viele Betroffene nicht folgenlos: Sie geraten in eine Identitätskrise, fühlen sich weiblich, werden aber in die männliche Rolle gedrängt oder umgekehrt. Hinzu kommt, dass es durch die operative «Korrektur» zu einer Minderung des sexuellen Empfindens kommen kann, wie es auf «intersex.ch» heisst.

Zwar handelt es sich mit der Behauptung, "seit den 80-er Jahren" würden hierzulande Zwitter nicht mehr genitalverstümmelt, bekanntlich bloss um das unkritische Nachplappern eines altbekannten Medizynermärchens, das durch stete und unhinterfragte Wiederholung auch nicht wahrer wird: Tatsächlich werden (wohlbemerkt laut Erhebungen der VerstümmlerInnen selber!) heute noch 90% aller Kinder mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen mindestens einmal ohne medizinischen Grund in Kinderspitälern genitalverstümmelt, auch in der Schweiz.

Auch wäre die neuere >>> DRS2-"Kontext"-Sendung (davon insbesondere der 2. Teil) ein wertvollerer Hinweis gewesen als die bei 20min.ch verlinkte, ältere "Wissen aktuell"-Kurzsendung.

Immerhin wird aber explizit auf die "Minderung des sexuellen Empfindens" durch die kosmetischen Genitaloperationen hingewiesen, und in diesem Zusammenhang auf die CH-Selbsthilfegruppe verlinkt. Dafür ein herzliches Danke! 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"

Sunday, March 27 2011

Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen - 2x Zwitter-Vorstoss im Nationalrat: Von knapp vorbei bis voll daneben

>>> Nachträge 30.3.11 / 4.4.11 / 26.4.11

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktion vor dem Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen 6.2.2011 (Bild: NZZ Format)

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Stellungnahme zur überparteilichen Interpellation 11.3286
>>> Stellungnahme zur Zweit-Interpellation 11.3265

STOP Genitalverstümmelung im Kinderspital!Schweiz: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen

In schweizer Kinderkliniken werden Genitalverstümmelungen nicht über die Krankenkassen abgerechnet, sondern über die Invalidenversicherung (IV), die bis zum vollendeten 20. Lebensjahr für die ganze Bandbreite medizinisch nicht notwendiger, kosmetischer Genitaloperationen aufkommt.

Was von der IV letztlich alles übernommen wird, regelt im Detail eine gut 200 Diagnosegruppen umfassende "Liste der Geburtsgebrechen". Erstellt von der ethisch herausgeforderten CH-VerstümmlerInnenlobby "Schweizerische Akademie der Medizynischen Wissenschaften (SAMW)", dokumentiert diese Liste unter mindestens 12 Ziffern sowohl das weitläufige Tätigkeitsgebiet der lokalen GenitalabschneiderInnenzunft wie auch deren Verbundenheit mit medizynischer Nomenklatur aus der Zeit noch vor dem 2. Weltkrieg ("Pseudohermaphroditismus").

Datenspur der Zwangsoperateure

Da die Invalidenversicherung (IV) dem Bund untersteht, ist es theoretisch möglich, via eine Anfrage im Nationalrat Daten der über die IV abgerechneten menschenrechtswidrigen Genitaloperationen zu erhalten.

Nach 4 überparteilichen Anfragen auf Kantonsebene in den letzten 18 Monaten zu ebensovielen deutschschweizer Genitalabschneiderkliniken (deren Antworten bisher wenig überraschend in erster Linie ihre Unwilligkeit zur Offenlegung konkreter Fallzahlen und Statistiken demonstrierten, jedoch deshalb als Vergleichszahlen noch wichtig sein werden), sah die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org die Zeit gekommen und nahm mit PolitikerInnen Kontakt auf zwecks Einreichung einer überparteilichen Interpellation im Nationalrat.

>>> Übersicht relevante Ziffern in der "Liste der Geburtsgebrechen"
>>> Entwurf für Interpellation 

Nationalrat: 2x Zwitter-Vorstoss – von knapp vorbei bis voll daneben

Am letzten Freitag, den 18. März war es dann schliesslich so weit: Als Krönung monatelanger harter Arbeit sollte im Nationalrat eine überparteiliche Interpellation den Bundesrat zur Herausgabe der Fallzahlen aller relevanten IV-Ziffern auffordern sowie zu einer erstmaligen Stellungnahme zu den kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen.

Nun ja, öhm, ausser, dass an diesem letzten Sitzungstag der Frühjahrssession im Wahljahr 2011 dann plötzlich gleich 2 Anfragen eingereicht wurden.

Von denen letztlich leider weder die eine noch die andere wirklich hielt, was ihre Urheberinnen uns zuvor zugesichert hatten ...

1) Überparteiliche Interpellation "Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen"
11.3286
Eingereicht von Ida Glanzmann-Hunkeler (CVP)
Mitunterzeichnet von Maria Roth Bernasconi (SP), Alice Glauser (SVP), Corina Eichenberger (FDP), Yvonne Gilli (Grüne), Elisabeth Schneider Schneiter (CVP)

>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 20.3.11 
>>> Text der Überparteilichen Interpellation 11.3286 vom 18.3.11
>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org an die Mitunterzeichnerinnen vom 20.3.11

Meine 2 Cent: Leider knapp vorbei ...

Ein überparteilicher Vorstoss gegen uneingewilligte kosmetische Genitaloperationen in einem Nationalparlament, unterzeichnet von Parlamentarierinnen aus allen 5 "grossen" Parteien – sowas gab es bisher auf der ganzen Welt noch nie!

Umso schmerzhafter, dass im letztlich eingereichten Vorstoss in der 1. Frage – ausgerechnet! – die matchentscheidenden konkreten Ziffern aus der "Liste der Geburtsgebrechen" kurzerhand gestrichen wurden – noch dazu ohne vorherige Rücksprache und entgegen der Zusicherung der Erstunterzeichnenden ...

Nachfolgend die ungekürzte 1. Frage (mit ausgelassenem Text kursiv):

1. Wie viele Behandlungen wurden von der IV übernommen seit Inkrafttreten der Verordnung über Geburtsgebrechen (GgV), aufgeschlüsselt nach Jahr, Kanton, Alter der Behandelten, den jeweils konkret vorgenommenen Eingriffen (einschliesslich ob Ersteingriffe oder Nachbesserungseingriffe in Folge von Komplikationen) sowie bei Ziffern mit mehreren Diagnosen die genaue Diagnose, von folgenden Ziffern der Liste der Geburtsgebrechen: 113, 350, 352, 355, 357, 358, 359, 453, 462, 465, 466, 486, 488?

Wenig tröstlich weiter, dass die Erstunterzeichnerin auf Anfrage als Begründung für die Kürzung angab, diese hätte aus Platzgründen leider sein müssen – obwohl der Interpellationstext laut automatischer Zeichenzählung auf dem Einreichungsformular auch mit vollständiger Frage 1. inkl. aller Ziffern mit 2349 Zeichen nach wie vor klar unter dem erlaubten Maximum von 2400 Zeichen lag (vgl. Statement).

In der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org haben viele Menschen, Zwitter wie solidarische Nicht-Zwitter, unzählige Stunden, Tage, Wochen oder gar Monate harter Arbeit investiert, um im Nationalrat einen möglichst wirksamen Vorstoss zu ermöglichen.

Was uns allen mit Abstand am meisten wirklich wehtut, ist die Tatsache, dass es durch die Auslassung der Ziffern und der Frage nach den genauen Diagnosen nun den verantwortlichen PolitikerInnen und MedizynerInnen unnötig leicht gemacht wird, schon wieder bloss die üblichen Täter-Beschönigungen aufzutischen, statt endlich einmal relevante konkrete Zahlen herausrücken zu müssen.

Dadurch wird die Beendigung der Genitalverstümmelungen in schweizer Kinderspitälern ganz konkret mindestens um Monate zurückgeworfen.

Die GenitalabschneiderInnen danken ...

Aktueller Stand 26.3.11: Auf die Bitte um eine Erklärung erhielt Zwischengeschlecht.org von der Erstunterzeichnenden bisher keine Antwort.

Vorläufiges Fazit: Es gibt Dinge, die sind so unglaublich, dass sie nur real sein können ...

2) Zweit-Interpellation "Umgang mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD/Intersexualität) in der Schweiz"
11.3265
Eingereicht von Margret Kiener Nellen (SP)
Mitunterzeichnet von Eichenberger-Walther Corina (FDP), Gilli Yvonne (Grüne), Glanzmann-Hunkeler Ida (CVP), Glauser-Zufferey Alice (SVP), Streiff-Feller Marianne (CVP), Weber-Gobet Marie-Thérèse (CSP)

>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 20.3.11
>>>
Text der Zweit-Interpellation 11.3265 vom 18.3.11
>>> Stellungnahme Zwischengeschlecht.org vom 16.3.11

Meine 2 Cent: Wortbrüchig, eigennützig ...

Am 26.2.11 hatte die spätere Zweit-Interpellantin auf Nellas Anfrage hin in einem ersten Telefongespräch zugesagt, bei einem überparteilichen Vorstoss mitzumachen. Anschliessend war sie weder per Mail noch telefonisch mehr erreichbar, obwohl sie nach späterem eigenen Bekunden unsere Nachricht sehr wohl ausgerichtet bekommen hatte.

Um dann knapp eine Woche nach Ausstrahlung der NZZ Format Doku am 16.3.11 unverhofft zu verkünden, sie gedenke nunmehr statt wie vereinbart bei einer sachbezogenen überparteilichen Interpellation mitzumachen, lieber eine Eigen-Interpellation einzureichen, in der einmal mehr Anliegen dritter Interessensgruppen mit hereingenommen werden.

... vereinnahmend, bevormundend ...

Als Nella die wortbrüchige Parlamentarierin darauf hinwies, dass dies nicht in Sinne von Zwischengeschlecht.org sei, sondern im Gegenteil für die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen politisch massiv schädlich, beschied ihr die Eigen-Interpellantin wiederholt ungerührt, Nella als Betroffene solle "das doch nicht so eng sehen" (!!!), sondern gescheiter dankbar sein, wenn ihr schon mal jemand helfen wolle.

Überhaupt habe sie als Nationalrätin zweifellos mehr Ahnung, was für zwangsoperierte Zwitter politisch "am Besten" sei – und noch weitere "gutgemeinte", verletzende, entmündigende, entwürdigende und (re-)traumatisierende Ekelkotzsprüche mehr – Sprüche, wie sie Zwangsoperierte von Kind an von gewissenlosen GenitalabschneiderInnen und anderen "wohlmeindenden" Besserwisser-"ExpertInnen" am laufenden Band zu hören bekommen – und von Nationalrats-PolitikerInnen in Wahljahren offenbar nicht minder ...

... politisch herausgefordert und voll daneben!

Nachträglich per Mail dann noch das Sahnehäubchen: "Aus menschen- und  grundrechtlicher Sicht muss ich jedoch meinem Gewissen folgend diese Fragen so eingeben."

Tatsache bleibt: In den letzten beiden Jahrzehnten sind leider allgegenwärtige politische Vereinnahmungen der Hauptgrund, weshalb die Verstümmelungen nach wie vor politisch unangefochten weitergeführt werden können!

Denn wie leider auch die vorliegende Interpellation zeigt, kaum kommt (zum allerersten Mal überhaupt!) in einem nationalen Parlament etwas in Bewegung, das überparteilich und ganz konkret auf die Gentalverstümmelungen in den Kinderkliniken rsp. auf ihre Beendigung abzielt, folgt prompt auf dem Fuss der nächste Versuch, in die Diskussion – bevor sie überhaupt in die Gänge kommt! – gleich wieder sachfremde und obendrein politisch chancenlose Themen und Anliegen dritter Interessensgruppen hineinzunehmen, im vorliegenden Fall z.B.  "Geschlechtszugehörigkeit", "(Inter-)Sexualität" und "Lockerung des Geschlechtseintrags" – die GenitalabschneiderInnen danken!

Aktueller Stand 30.3.11: Auf unsere Stellungnahme vom 20.3. erhielt Zwischengeschlecht.org von der Zweit-Interpellantin bisher keine Antwort, dito nach einer nochmaligen Erinnerung sowie Bitte um eine Aussprache vom 28.3.11.

Vorläufiges Fazit: Nun ja, mag vielleicht tatsächlich so sein, dass die betreffende Nationalrätin anscheinend Politik auf Kosten wehrloser genitalverstümmelter Kinder zu betreiben vermag, ohne dabei Gewissensbisse zu empfinden, ja, dass sie sich vielleicht gar gewohnt ist, sowas noch als "Menschenrechtsengagement" auszugeben, und womöglich obendrein noch davon ausgeht, damit unbemerkt durchzukommen. Dieser Blog meint dazu:

Fortsetzung folgt ... 

Nachtrag 4.4.11: "Kampf gegen Genitalverstümmelung - öhm, Geschlechtszwang" - Zentralschweiz am Sonntag, 3.4.11


Nachtrag 26.4.11: Inzwischen kam es am 14.4.11 zu einer positiv verlaufenen Aussprache mit SP-VertreterInnen. >>> Mehr dazu hier.

Zwischengeschlecht.org ist sehr erfreut und erleichtert, dass eine konstruktive Lösung gefunden werden konnte.

Dieser Blog nimmt zudem den pauschalen Vorwurf der Vereinnahmung per sofort zurück, der obige Blogpost und die Titel der dazugehörigen Pages wurden entsprechend überarbeitet, zusätzlich wurden polemische Formulierungen versachlicht.

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Kosmetische Genitaloperationen auf der "Liste der Geburtsgebrechen"  

>>> Das Problem der Instrumentalisierung durch LGBTQ
>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
>>> Genitalverstümmelungen: "Nebenwiderspruch" des Zweigeschlechtersystems?
>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Genitalverstümmelungen im Inselspital Bern 
- Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten" (Prof. Dr. Christian Kind)
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Genitalverstümmelung im Kinderspital Luzern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller Verstümmelungen
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmler in Frankreich: Claire Nihoul-Fékété & Stephen Lortat-Jacob
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (eine Mutter)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

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