Search

Your search for olaf hiort returned 123 results.

Monday, September 13 2010

Genitalverstümmelung: "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Bezeichnenderweise hat es der Deutsche Ethikrat auch nach bald 3 Monaten immer noch nicht geschafft, die versprochenen Wortprotokolle seines "Forum Biotehik: Intersexualität – Leben zwischen den Geschlechtern" vom 23.6.10 in Berlin aufzuschalten.

Anlass für diesen Blog, erneut einen Ausschnitt aus der Abschlussdiskussion des Forums in einem eigenen Transkript öffentlich zu machen.

Nach dem bereits vor einem Monat veröffentlichten Diskussionsbeitrag von Zwischengeschlecht.org "Ethik als Feigenblatt?", der u.a. konkrete Fragen an die "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Ethikerin Prof. Dr. Claudia Wiesemann richtete, diesmal der darauf folgende Diskussionsbeitrag von Claudia Wiesemann, in dem sie u.a. die bereits seit einem Jahr im Raum stehende Kritik dieses Blogs streift betreffend des Missbrauchs der Ethik-Empfehlungen der Netzwerk-Ethikarbeitsgruppe durch die AWMF-Leitlinie "Störungen der Geschlechtsentwicklung" von DGKJ, DGE und APE.

Weiter lässt der letzte Satz darauf schliessen, dass auch Frau Wiesemann vom Deutschen Ethikrat etwas mehr erwartet hätte als "vorerst kein weiterer Handlungsbedarf" (Hervorhebungen durch Zwischengeschlecht.info):

Claudia Wiesemann: Mir scheinen zwei Begriffe, die in diesen letzten Fragen gefallen sind, nochmal sehr wichtig zu sein.

Einmal ist es dieser Begriff der Verdunkelung, der hier fiel, und der besagt, dass einfach noch zuviel operiert wird auf Teufel komm raus, in Kleinstzentren, die vielleicht drei Mal im Jahr mit einem solchen Fall zu tun haben und ohne grössere Kompetenzen, und dass in einer solchen Situation der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrtschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren. Das halte ich selber auch für höchstgefährlich und auch höchstproblematisch.

Es scheint sich ein gewisser paradoxer Effekt inzwischen einzustellen, das heisst die Zentren, die im Augenblick sehr Aufklärungsarbeit betreiben, und für einen wesentlich offeneren und besseren Umgang mit Intersexualität plädieren, die sorgen für ein gewisses Informationsniveau, so dass sich jetzt dann doch wieder jeder Feld- und Wiesenchirurg zutraut, mit den Kenntnissen, die er in der Monatsschrift Kinderheilkunde erworben hat, doch ganz schnell noch mal ein paar Operationen durchzuführen. Und das ist tatsächlich ein grosses Problem auch der medizinischen Landschaft in Deutschland.

Meines Erachtens ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir mit unseren Empfehlungen, ethischen Empfehlungen überhaupt durchdringen, dass solche Konditionen nur in spezifischen Zentren behandelt werden, wo ausreichend professionelles Personal vorkommt, und zwar nicht nur Mediziner, sondern zum Beispiel auch wirklich geschulte Psychologen.

Und damit verbunden ist für mich die Frage, wie stärken wir die Kompetenz des Kindes in dieser spezifischen Situation? Mir scheint es sehr wichtig zu sein, das Kind so früh wie möglich und den Jugendlichen so früh wie möglich einzubeziehen. Wir entlasten uns damit eines Teils des Prognoseproblems, das dieser spezifischen Situation immer anhaftet, dass man zwanzig Jahre im Voraus eine Prognose treffen soll.

Und diese Frage, also, wie stärke ich die Kompetenz des Kindes, wie stärke ich die Rolle des Kindes, die ist mir - die ist bislang noch nicht gut beantwortet, auch von uns nicht gut beantwortet worden. Soll das über einen Kinderanwalt geschehen beispielsweise? Ist der Psychologe im Team die geeignete Person, die sich für die Kindesinteressen einsetzt?

Das sind Fragen, die gehören für mich in Zukunft ganz intensiv diskutiert und ich wäre auch sehr neugierig darauf zu wissen, was der Ethikrat sich dazu einfallen lässt.

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> Intersexuelle Menschen e.V. kritisiert Untätigkeit des Ethikrates 
>>> Ethikrat: "Kein Handlungsbedarf" bei Genitalverstümmelung?!
>>> (Audio-)Protokolle --> zu unterst     >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
--> Diskussion zum "Forum Bioethik" auf dem Hermaphroditforum
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Bremen: Genitalverstümmelungen im "Zentrum für Kinderheilkunde"
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Thursday, September 9 2010

Potsdam: Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken 16.+18.9.2010 (DGKJ 2010)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Proteste gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen DGKJ 2010, Potsdam 16.+18.9.

>>> Offener Brief an die "DGKJ 2010" 18.09.2010

>>> DGKJ/DGKCH: Erste Antwort auf Offenen Brief, 24.9.10 

>>> Pressemitteilung vom 16.09.2010
>>> Pressemitteilung vom 09.09.2010 --> siehe unten
>>> Hintergrundartikel auf Indymedia
>>>
Fotos vom 1. Protest in Potsdam, 16.9.10
>>> Flugblatt zur Demo (PDF 193 KB)
    >>> Flyer & Plakate Download

Medienberichte:
- "Die Unsicherheit der Ärzte" - Potsdamer Neueste Nachrichten, 18.9.10
- "Protest gegen ­Verstümmelung"- junge Welt, 17.09.10
- "Genitalverstümmelung in Deutschland" - blu.fm, 16.09.10
- "Über 3000 Kinderärzte tagen in Potsdam" - Potsdamer Neueste Nachrichten, 14.09.10


PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 9.9.2010:

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Nächste Woche versammeln sich in Potsdam-Babelsberg zur "DGKJ 2010" 2 der 3 hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen:

  • Die organisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)" ist auch federführend bei der aktuell geltenden AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung".
     
  • Die mitorganisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)" führt in Babelsberg ihre Jahrestagung zeitgleich mit der DGKJ durch und verleiht Preise.

(Die 3. Gruppe der Hauptverantwortlichen, die Endokrinologenverbände APE und DGE, sind in Potsdam zwar auch anwesend, führen ihre Jahresversammlungen aber getrennt durch.)

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird während des Kongresses gegen diese menschenrechtswidrigen Praktiken vor Ort in Potsdam friedlich protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit:

FRIEDLICHER PROTEST

vor und während der DGKJ-Pressekonferenz
Do 16.9.10 - 12:30-15:30 h

Babelsberg, vor der Metropolishalle
Großbeerenstraße (nächster Bushalt: Filmpark)

MAHNWACHE

während der DGKCH und DGKJ Jahrestagungen
Sa 18.9.10 - 15:30-18:30 h

Babelsberg, Hochschule für Film und Fernsehen
Marlene-Dietrich-Allee 11 (nächster Bushalt: Filmpark)

+ INFOVERANSTALTUNGEN
Potsdam:
Mi 15.9. 20:00 h @ KUZE, Hermann-Elflein-Str. 10
Anschließend Film: "Die Katze wäre lieber ein Vogel"
Berlin:
Do 16.9. 20:00 h @ TRISTEZA, Pannierstr. 5, Neukölln (U Hermannplatz)
Anschließend Film: "Das verordnete Geschlecht"
 

KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen (Zwitter / "Intersexuelle" / Hermaphroditen) systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Medizinern in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele dieser Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Das durch diese medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern verursachte Leid ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach belegt, auch in der Bundesrepublik. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass die Zwangseingriffe ethische Grundsätze verletzen, gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Amnesty Deutschland), und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika (Terre des Femmes).

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Hintergrundartikel auf Indymedia

Siehe auch:
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, September 5 2010

"Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

Eingang Kinderspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

>>> Gelungener ganzseitiger Artikel (PDF) von Robert Bossart zur diesjährigen Aktion in der überregionalen Sonntagsausgabe verschiedener Zentralschweizer Tageszeitungen, im Bund "Wissen" in der Rubrik "Gesundheit". Danke!

Der etwas "Gender-zentrierte" Titel plus Aufhängerbild hätten zwar definitiv nicht sein müssen, doch die Zwischentitel und das sonstige Layout machen das m.E. zu einem Gutteil wieder wett.

Für manche mag der Artikel vielleicht etwas gar zu ausgewogen daherkommen, doch ich finde grad deshalb gut, denn immerhin erhält Nella einen prominenten Platz, den sie nutzt für eine weitere Runde Klartext zum eigentlichen Thema – nicht zu unterschätzen gerade in der C-dominierten Zentral-CH-Politiklandschaft und in einem Quasi-Monopolblatt aus der NZZ-Verlagsgruppe.

Zwar werden einigen LeserInnen die nötigen Vorkenntnisse früherer Aussagen gefehlt haben, um das Lavieren von Chefchirurg PD Marcus-G. Schwöbel vom Luzerner Kinderspital in seiner Gänze zu erkennen. Doch auch so dürfte zumindest aufmerksamen LeserInnen nicht entgehen, wie Dr. Schwöbel sich laufend selber widerspricht:

So werde zwar inzwischen seit den "Siebziger- und Achtzigerjahren" angeblich in Luzern nicht mehr "möglichst rasch" operiert, obwohl medizinisch nicht notwendige OPs trotzdem nach wie vor die Regel seien, da für die "geistige Entwicklung des Kindes" angeblich von "grosser Bedeutung". Gleichzeitig weist Dr. Schwöbel aber jegliche Verantwortung schon mal pauschal von sich: "immer" seien es nämlich letztlich "die Eltern", welche solchen "Operationen [...] zugestimmt" hätten, laut Dr. Schwöbel jedes Mal "nach ausführlicher Information".

Zieht mensch dazu noch in Betracht, dass Chefarzt Dr. Marcus-G. Schwöbel im Vergleich zu früheren Aussagen das vorgebliche Ende der "möglichst rasch[en]" kosmetischen GenitalOPs in "seinem" Kinderspital plötzlich nochmals um gut 10 Jahre in die Vergangenheit schiebt (nämlich von "[b]is Mitte der Neunziger Jahre" zu den erwähnten seit den "Siebziger- und Achtzigerjahren") – was sozusagen einem Geständnis gleichkommt, wenn mensch bedenkt, dass die absolute Verjährung für Zwitter-Genitalverstümmelungen bei 30 Jahren liegt – sprich aktuell anfangs der Achtziger ... 

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> "Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10 
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

>>> Inselspital Bern 2009                   >>> Kinderspital Zürich 2008

Siehe auch:
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- "Genitalverstümmelung in der westlichen Welt" 
- "Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Friday, August 27 2010

Diskussionen über Zwitter @ Freigeisterhaus + Brigitte Young Miss

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Kann ein Zwitter Sünde sein?Offensichtlich brachte der Start von Mokgadi Caster Semenya am letzten Sonntag in Berlin das Thema wieder vermehrt ins öffentliche Interesse – das eine oder andere "übliche" Fettnäpfchen inklusive:

>>> Freigeisterhaus       >>> Brigitte Young Miss

Kommentar: Bemerkenswert, wie anscheinend auch unter "Normalos" bei diesem Thema mittlerweile relativ schnell nicht nur der Aspekt der genitalen Zwangsoperationen an sich, sondern gleichzeitig auch deren Fragwürdigkeit in die Diskussion Einzug halten.

Anscheinend waren die Bemühungen der letzten 14 Jahre zur Beendigung des Tabus um die an Zwittern systematisch begangenen medizynischen Verbrechen nicht ganz wirkungslos ...

Meine 2 Cent: Wenn erstmal mindestens 50% der Menschen auf der Strasse Bescheid wissen, was in "unseren" Kinderkliniken genau vor sich geht, sind die Tage der GenitalabschneiderInnen gezählt.

Siehe auch:
- Caster Semenya startet am Sonntag in Berlin – IOC und IAAF unterstützen GenitalverstümmlerInnen (XXIV)
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

Sunday, August 22 2010

Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Menschenrechte auch für Zwitter!

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden

Wie in Basel, Bern, Lausanne, Genf, St. Gallen und Zürich werden die Zwangsbehandlungen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen auch im Kinderspital Luzern experimentell durchgeführt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Offensichtlich sind es in auch Luzern nicht wenige. PD Dr. med. Marcus-G. Schwöbel, Chefarzt der Kinderchirurgie im Kantonsspital Luzern, nannte vor 2 1/2 Jahren die Zahl von "rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen", an denen er bisher "beteiligt" gewesen sei. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Eltern von Kindern, die an einem intersexuellen Genitale leiden, stehen vor einem Dilemma. Sie fragen sich, ob ihr Kind nun ein Bub oder ein Mädchen ist, und wollen ihrem Kind die Möglichkeit geben, eine bestimmte Richtung zu leben. Die Idee unserer Chirurgie ist, dass wir versuchen, dem Kind die äusseren Formen zu geben, die seiner Geschlechtsidentität am besten entsprechen. (Schweizer Familie 24.02.2005)

In der Regel [sind die Kinder bei diesen Eingriffen] etwa zwei Jahre alt. Bis Mitte der Neunzigerjahre war es üblich, noch früher zu operieren, da man Fälle von Intersexualität als Notfälle betrachtete. (Schweizer Familie 24.02.2005)

Kurz, für Dr. Schwöbel sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' Genitalien schlicht "der in Anführungszeichen normale Weg". (Rundschau 19.12.2007)

Weil die Gesellschaft so gebaut ist und weil jetzt aus der Evolution raus auch schon bei Wenigzellern ganz klar eine Geschlechtsbestimmung vorhanden ist. Bei Würmern, bei Fliegen, bei Mücken haben sie auch schon ganz klar Männchen und Weibchen und sie haben die sexuelle Fortpflanzung [...]. (Rundschau 19.12.2007)

Das sind Menschen, die mit zwei Möglichkeiten auf die Welt kommen. Und man entscheidet sich dann für die Möglichkeit, von der wir meinen, dass sie für den Menschen am Adäquatesten ist. (Rundschau 19.12.2007)

Die betroffenen Menschen selbst haben bei dieser "grossen Entscheidung" (Rundschau 19.12.2007) im Kinderspital Luzern allerdings bisher kein Mitbestimmungsrecht ...

Zwar deutete Dr. Schwöbel 2008 an, aufgrund juristischen Drucks allenfalls eine Änderung dieser menschenrechtswidrigen Praxis in Betracht zu ziehen:

Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Der angesprochene Kölner Chirurg wurde inzwischen letztinstanzlich verurteilt.

Trotzdem blieb die Praxis im Kinderspital Luzern bisher unverändert, sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern etwa bei "Störungen der Genitalentwicklung und der Geschlechtsdifferenzierung" oder "Hypospadie" nach wie vor im Angebot ...

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

 

Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- "Der Beschneidungsskandal": Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Beschneidungsexpertin: Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Offener Brief an das Kinderspital Luzern von Zwischengeschlecht.org

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10 

--> Der Offene Brief als PDF 

Zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
Postfach 2122
8031 Zürich
info_at_zwischengeschlecht.org


Kinderspital
Luzerner Kantonsspital
z.Hd. Kinderchirurgie
und Pädiatrische Endokrinologie
6000 Luzern 16


Zürich, 22. August 2010


Offener Brief von Zwischengeschlecht.org


Sehr geehrte Damen und Herren

Als sogenannt 'intersexuelle' Menschen und in diesem Zusammenhang auch Betroffene von nicht eingewilligten medizinischen Massnahmen sind wir sehr besorgt über öffentliche Äusserungen aus dem Kinderspital Luzern, worin ebensolche Zwangsmassnahmen öffentlich propagiert werden.

So empfiehlt zum Beispiel PD Dr. med. Marcus-G. Schwöbel, Chefarzt Kinderchirurgie, in der "Schweizer Familie" vom 24.2.2005 bei "Kindern, die an einem intersexuelle Genitale leiden", kosmetische Genitaloperationen im Alter von "[i]n der Regel etwa zwei Jahre[n]". (1)

(Obwohl Dr. Schwöbel es nicht namentlich erwähnt, müssen wir zudem davon ausgehen, dass die chirurgische Behandlung nebst kosmetischen Genitaloperationen auch medizinisch nicht notwendige Gonadektomien mit einschliesst.)

In der "Rundschau" vom 19.12.2007 bekräftigte Dr. Schwöbel erneut: "Weil die Gesellschaft so gebaut ist" und wegen der "Evolution" seien kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern "der in Anführungszeichen normale Weg". (2)

Auch im "Tages-Anzeiger" vom 5.2.2008 bestätigt Dr. Schwöbel wiederum implizit, dass kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern nach wie vor die Regel sind. (3)

Als Betroffene sowohl von nicht eingewilligten "Genitalkorrekturen" wie auch von nicht eingewilligten Gonadektomien sind wir über solche Aussagen entsetzt und halten fest:

Geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen ohne medizinische Indikation, wie sie offensichtlich auch im Kinderspital Luzern immer noch regelmässig an Kleinkindern durchgeführt werden, sind auch in der medizinischen Lehre alles andere als unumstritten. Nach wie vor gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, dass sie auf lange Sicht wirksam und sicher sind. Hingegen gibt es viele Indizien, welche ihre Wirksamkeit in Frage stellen.

Weder ist gesichert, dass Genitalkorrekturen langfristig zu besseren psychosozialen Resultaten führen, als wenn sie unterlassen werden. Noch kann garantiert werden, dass ein Kind sich entsprechend der ihm zugewiesenen Geschlechtsidentität entwickelt. Im Gegenteil, aktuelle Studien belegen:

"Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch. [...] Ein Drittel [der Patienten] bewertet geschlechtsangleichende Operationen als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend, ein weiteres Drittel ist unzufrieden bzw. sehr unzufrieden und das letzte Drittel ist z.T. zufrieden, z.T. unzufrieden." (4)

Die Behandlungszufriedenheit ist bei intersexuellen Erwachsenen und auch Eltern intersexueller Kinder "gering". Eltern beurteilen "die behandelnden Ärzte/Ärztinnen schlechter als Eltern von Kindern mit anderen chronischen Erkrankungen". (5) "Als Ergebnis zeigt sich, dass viele Erwachsene mit DSD mit der medizinischen Behandlung sehr unzufrieden sind." (6)

"The outcome of early genital vaginoplasty is poor and repeat procedures are common. Complications such as stenosis and persistent offensive vaginal discharge and bleeding are common. [...] It is also increasingly clear that clitoral surgery in childhood is detrimental to adult sexual function." (7

„Auch aus der Literatur ist bekannt, dass sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Menschen mit DSD im Lauf der Pubertät oder im Erwachsenenalter entschließt, das ihnen zugewiesene soziale Geschlecht zu wechseln.“ (8)

Flächendeckende prophylaktische Gonadektomien sind laut medizinischen Studien in den meisten Fällen medizinisch nicht notwendig, haben aber für die Betroffenen lebenslange, sehr schwerwiegende Folgen, insbesondere bei anschliessender contrachromosomaler Hormonersatztherapie. So beträgt beispielsweise bei CAIS das Krebsrisiko lediglich 0.8 %, bei PAIS 15 %. (9) Sogar Wünsch und Wessel halten in einer aktuellen Publikation fest: "Indikation und Zeitpunkt der Gonadenentfernung müssen dem individuellen Tumorrisiko angepasst werden. Der Schutz der Fertilität ist ein zentrales Anliegen." (10)

Auch aus ethischen und juristischen Gründen sind geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen und prophylaktische Gonadektomien an Kindern ohne deren informierte Zustimmung strikt abzulehnen.

So kritisiert zum Beispiel Dr. med. Nikola Biller-Andorno, Professorin für Biomedizinische Ethik an der Universität Zürich, in der "Schweizerischen Ärztezeitung" an einem konkreten Fallbeispiel, dass eine "Verschiebung der operativen 'Korrektur'" mit "Einbeziehung des dann Jugendlichen in den Entscheidungsprozess" von den behandelnden Ärzten lediglich als "'theoretische' Option", jedoch nie als praktische Möglichkeit erwogen wird.

Im Gegensatz zu den behandelnden Ärzten plädiert Biller-Andorno "angesichts des relativ geringen Schadens/Risikos im Falle des Aufschiebens einer Operation und angesichts der noch nicht zufriedenstellenden Datenlage bezüglich der Auswirkungen der jeweiligen Eingriffe auf die Lebensqualität der Betroffenen" für eine Aufschiebung und dagegen, "durch eine Operation bereits irreversible Fakten zu schaffen". (11)

Auch internationale Ethikgremien kommen zum Schluss:

"Our working group unanimously supported waiting for children to be old enough to participarte in decisions about risky and painful surgeries that might fail to reliably retain function and produce more normal appearance (for example, surgery for intersex and achondroplasia)." (12)

"Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation. [...] Die Verfügung über Organe und Strukturen, die für die körperliche Integrität oder Geschlechtsidentität wichtig sind (z.B. Keimdrüsen), sollten in der Regel – wenn keine gewichtigen, das Kindeswohl betreffenden Gründe entgegenstehen – dem Betroffenen selbst überlassen bleiben." (13)

Auch Prof. Dr. iur. Andrea Büchler, Professorin für Privatrecht an der Universität Zürich, stellt unmissverständlich klar:

"Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig." (14)

Nicht zuletzt verletzen medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern Grund- und Menschenrechte, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Namhafte Menschenrechtsorganisationen unterstreichen zudem die Parallelen zur weltweit geächteten Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.

In der Vernehmlassung zur parlamentarischen Initiative "Verbot von sexuellen Verstümmelungen" forderten Terre des Femmes Schweiz und die Schweizer Sektion von Amnesty International 2009 ausdrücklich die Ausdehnung des Tatbestandes auch auf kosmetische Genitaloperationen an Intersexuellen. (15)

Die Sektionen Schweiz und Deutschland von Amnesty International verabschiedeten 2010 an ihren Jahresversammlungen je eine Motion, worin sie Handlungsbedarf unterstrichen. Amnesty Schweiz führte dazu in der Begründung aus:

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen. Die Suizidrate bei operierten und hormonbehandelten Intersexuellen ist stark erhöht; auch verstösst die Zuweisung zum explizit männlichen oder weiblichen Geschlecht gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde, die nicht nur bei Female Genital Mutilation (FGM) in Entwicklungsländern, sondern weiterhin auch bei genitalen Zwangsoperationen in Industrieländern verletzt werden." (16)

Amnesty Deutschland wertete die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte":

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben." (17)

Terre des Femmes und internationale Expertinnen konstatieren seit Jahren, dass kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern eine Form von Genitalverstümmelung sind und für die Opfer vergleichbar schädlich wie die weibliche Genitalverstümmelung. (18)

Erwachsene, die als Kinder kosmetischen Genitaloperationen unterzogen wurden, beklagen seit den 1990er-Jahren öffentlich die "Zerstörung des sexuellen Empfindens" und der "körperlichen Unversehrtheit" (19) durch diese Eingriffe, welche sie als "Genitalverstümmelung" erfahren. (20)

Wir betroffene Menschen bitten Sie deshalb inständig, die offenbar auch im Kinderspital Luzern üblichen, fragwürdigen Praktiken im Zusammenhang mit Intersexualität zu überprüfen, und bitten um eine diesbezügliche Stellungnahme innert nützlicher Frist.

Ebenso bitten wir Sie inständig um Einbezug der Betroffenen und ihrer Organisationen beim Erarbeiten künftiger Behandlungsrichtlinien sowie in der Behandlung selbst (Anbieten von kontinuierlichem Peer Support sowohl für die betroffenen Kinder wie auch für ihre Eltern).

In der Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog zwischen verantwortlichen Ärzten und uns Betroffenen grüssen wir Sie freundlich

Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied XY-Frauen
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.


Quellen (alle Links Stand 22.8.2010)

(1) Nicole Tabanyi: "Das dritte Geschlecht". Schweizer Familie, 24.2.2005, Nummer 8/05, Seite 86
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/%22Das-dritte-Geschlecht%22-Schweizer-Familie-24.02.05

(2) Rundschau: "Weder Mann noch Frau". 19.12.2007
http://videoportal.sf.tv/video?id=b8c81a3e-91ea-4fe1-8509-d3500a60586f

(3) Zwar deutete Dr. Schwöbel gleichzeitig an, dass er aufgrund juristischen Drucks allenfalls eine Änderung dieser Praxis in Betracht zieht: «Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden». Der angesprochene Chirurg wurde inzwischen letztinstanzlich verurteilt. Trotzdem blieb die Praxis im Kinderspital Luzern unseres Wissens nach unverändert.
Katrin Hafner: "Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an". Tages-Anzeiger, 5.2.2008
http://sc.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(4) Christian Schäfer: "Intersexualität: Menschen zwischen den Geschlechtern".
http://www.springer.com/medicine/thema?SGWID=1-10092-2-513709-0

Lisa Brinkmann; Katinka Schweizer; Hertha Richter-Appelt: "Behandlungserfahrungen von Menschen mit Intersexualität. Ergebnisse der Hamburger Intersex-Studie". Gynäkologische Endokrinologie 04/2007, S. 235-242

(5) Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: "Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz Januar 2005 bis Dezember 2007", S. 18.
http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

(6) Ebd., S. 37

(7) Sarah M. Creighton: "Adult Outcomes of Feminizing Surgery". In: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Ethics and Intersex", Dordrecht: Springer, 2006, S. 207-214

(8) M. Jürgensen; O. Hiort; U. Thyen: "Kinder und Jugendliche mit Störungen der Geschlechtsentwicklung: Psychosexuelle und -soziale Entwicklung und Herausforderungen bei der Versorgung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3, March 2008, S. 226-233

(9) Martine Cools, Stenvert L. S. Drop, Katja P. Wolffenbuttel, J. Wolter Oosterhuis, and Leendert H. J. Looijenga: "Germ Cell Tumors in the Intersex Gonad: Old Paths, New Directions, Moving Frontiers". Endocrine Reviews 27(5), 2006: S. 468–484 (S. 481)

(10) L. Wünsch, L. Wessel: "Chirurgische Strategien bei Störungen der Geschlechtsentwicklung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3. Springer Berlin / Heidelberg 2008, S. 234-240

(11) Nikola Biller-Andorno: "Zum Umgang mit Intersex: Gibt es Wege jenseits der Zuordnung des 'richtigen Geschlechts'?". Schweizerische Ärztezeitung, 47/2007, S. 2047-2048

(12) Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006, S. xxix

(13) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(14) Katrin Hafner: "Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an". Tages-Anzeiger, 05.02.2008.
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(15) Genitalverstümmelung: Übersicht zur Vernehmlassung:
http://humanrights.ch/home/de/Fokus-Schweiz/Inneres/Gewalt/Genitalverstuemmelung/idcatart_9012-content.html?zur=300

Vernehmlassungsantwort von Terre des Femmes Schweiz:
http://www.terre-des-femmes.ch/files/TERRE_DES_FEMMES_Schweiz_Stellungnahme_Vernehmlassung_FGM.pdf

Vernehmlassungsantwort von Amnesty International:
http://humanrights.ch/home/upload/pdf/090504_PP_FGM.pdf

(16) Motion 6: "Position zu Intersexualität"
http://www.queeramnesty.ch/docs/QAI_Motion_GV2010_Intersex.pdf

(17) "Intersexualität und Menschenrechte", Mitteilung vom 26.5.2010
http://www.mersi-hamburg.de/Main/20100526001

(18) Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal". Orlanda 2003. Vgl. insbesondere Kapitel 3: "Intersex-Chirurgie – ein Segen für wen?", S. 49-58

Fana Asefaw, Daniela Hrzán: Genital Cutting – Eine Einführung. In: ZtG Bulletin 28, 2005, S. 8-21
Relevante Auszüge: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/08/07/Genitale-Zwangsoperationen-an-Zwittern-
Genitalverstuemmelung-Typ-IV-Fana-Asefaw%2C-Daniela-Hrzan%2C-2005

Ganzer Text: http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztgbulletintexte28/2artikel_asefaw_hrzan.pdf

Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen". In: TDF. Menschenrechte für die Frau, Nr. 3/4, 2004, S. 23-26
http://kastrationsspital.ch/public/Hulverscheidt_TDF_3-4-04.pdf

(19) Cheryl Chase: "Letters from Readers". In: The Sciences, July/August, 3, 1993
http://www.isna.org/articles/chase1995a

(20) Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Genitalverstuemmelungen-AGGPG-%281996%29

 

--> Der Offene Brief als PDF 

>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern 
>>> "Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10 
>>>
"Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- "Der Beschneidungsskandal": Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Beschneidungsexpertin: Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Friday, August 20 2010

22.8.2010: Protest gegen Genitalverstümmelungen im Kinderspital Luzern

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010
>>>
Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 19.8.2010:

Menschenrechte auch für Zwitter!

********************************************************
SPERRFRIST bis SONNTAG 22.08.10 15:00 h
********************************************************

Am nächsten Sonntag um 15:00 Uhr protestiert die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zum 3. Mal mit einer friedlichen Aktion gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern in Schweizer Kinderkliniken.

Nach Zürich 2008 und Bern 2009 dieses Jahr vor dem Kantonsspital Luzern, wo regelmässig kleine Kinder ohne ihre Einwilligung an ihren "uneindeutigen" Genitalien zwangsoperiert und "prophylaktisch" kastriert werden. Die meisten Opfer dieser kosmetischen Zwangsoperationen tragen lebenslängliche psychische und physische Schäden davon.

Leider tut es auch 2010 immer noch Not, gegen diese menschenrechtswidrige und verstümmelnde Praxis öffentlich zu protestieren. Öffentlichkeit und Politik dürfen bei diesen schwerwiegenden und systematischen Menschenrechtsverletzungen nicht mehr länger wegschauen!

Zwitter kommen so auf die Welt, wie sie sind, und das ist gut so. Kein Halbgott in Weiss hat das Recht, ihnen mit dem Skalpell zwischen den Beinen herumzupfuschen und an ihnen unkontrollierte Humanexperimente durchzuführen, ohne dass überhaupt eine medizinische Indikation vorliegt.

Es würde mich freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen würden, die Öffentlichkeit über diese meist im Verschwiegenen praktizierte menschenrechtswidrige Praxis an Kindern aufzuklären.

Unten stehend lasse ich Ihnen einige Informationen zum Thema zukommen. Für weitere Auskünfte bin ich jederzeit für Sie da.


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Natel 076 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

Hintergrundinformationen und Berichte von Opfern: http://zwischengeschlecht.org

Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info



LUZERN: KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden im Kinderspital Luzern und in anderen Schweizer Spitälern Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Buben und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Ärzten in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele solche Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinisches Verbrechen und westliche Form der Genitalverstümmelung.

Der Unsinn dieser medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach bekräftigt. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass sie ethische Grundsätze verletzen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoss gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit", und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika.

Trotzdem halten auch im Kantonsspital Luzern die Mediziner wider besseren Wissens unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Siehe zum Beispiel:

- Kinderchirurgie Luzern laut "Schweizer Familie"

- Kinderchirurgie Bern und Kinderchirurgie Luzern laut "Rundschau"

- Kinderspital Zürich laut "Landbote"

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10

>>>   Kispi St. Gallen 2011   >>> Inselspital Bern 2009   >>> Kispi Zürich 2008

Siehe auch:
- 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- "Genitalverstümmelung in der westlichen Welt" 
- "Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

Sunday, August 15 2010

Neue US-Medienberichte über die Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen (Updates 3)

>>> Nachtrag

Kann ein Zwitter Sünde sein?Die "Saure-Gurken-Zeit" macht's möglich – während der letzten Wochen erschienen weitere Medienberichte über die wegweisende US-Kampagne gegen Dexamethason-Zwangsbehandlungen, wenig überraschend meist mit speziellem Augenmerk auf die u.a. von Prof. Dr. Maria I. New und Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg propagierten "Nebeneffekte", wonach die "Behandlungen" (auch) hilfreich seien gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen":

Am 26.7.10 erschien auf >>> History News Network eine Übersicht zur Problematik aus der Feder von Elizabeth Reis, bekannt für ihre einschlägige Buchveröffentlichung "Bodies in Doubt. An American History of Intersex". Darin greift Reis auch die Kampagne gegen den Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas auf. Und unterstreicht einmal mehr das Faktum, dass seinerzeit nur die wenigsten erwachsenen Zwitter in OPs einwilligten, weshalb sich die Medizyner an den 1950ern auf Kleinkinder fokussierten. Reis zeigt sich "erschüttert" und "aufgewühlt" über beide Formen von Zwangsbehandlungen und hält abschliessend u.a. fest:

Solches Herumpfuschen mit Hormonen oder radikale anatomische Veränderungen können gefährlich sein für die individuelle Gesundheit. Pränatales Dexamethason wurde zum Beispiel in Zusammenhang gebracht mit kognitiven und Gedächtnisproblemen, und chirurgische Klitorisverkleinerungen reduziert die sexuelle Empfindlichkeit. Beide Behandlungen werden einzig durchgeführt, um Menschen an unsere engen Ideale von "Normal" anzupassen.

Am 6.8.10 erschien auf >>> Bloomberg Business Week unter der Rubrik "HealthDay News" ein Artikel von Dennis Thompson über pränatale Dexamthason Zwangs"therapien". Maria I. New verweigerte (wie mittlerweile gewohnt) jegliche Fragen zur Thematik, veröffentlichte jedoch ein schriftliches Statement, in dem sie pikanterweise jegliche Beteiligung an Zwangsbehandlungen "in den letzten sechs Jahren" rundheraus abstritt. Was es für Alice Dreger eine wirksame Entgegnung einfach machte, da doch Maria I. New auf der Homepage ihrer "Maria New Children's Hormone Foundation" mit der Behandlung von "600 schwangeren Frauen mit dem Risiko einer Geburt eines Kindes mit AGS/CAH" prahlt.

Weiter greift der Artikel die Ankündigung der kommenden US-Leitlinie auf, welche pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen zum ersten Mal ausdrücklich als "experimentelle Prozedur" einstuft, die nur im Rahmen bewilligter klinischer Tests durchgeführt werden dürfe (dieser Blog berichtete). Neben Alice Dreger kommen als Kritikerinnen auch Ellen K. Feder und Anne Tamar-Mattis (letztere von "Advocates for Informed Choice AIC") zu Wort.

Am 10.8.10 berichtete auch >>> aolhealth.com über die Kritik an Maria I. News "Behandlungen". Die Autorin Deborah Huso hält ihrerseits fest, Maria New habe "wiederholt abgelehnt, die Vorwürfe in den Medien zu kommentieren", und sei auch für AOL Health unerreichbar geblieben. Deborah Huso fährt deshalb den Endikrinologen Dr. Claude Migeon auf vom (ausgerechnet) Johns Hopkins Children's Center (wo bekanntlich u.a. Hugh H. Young, Lawson Wilkins und John Money die systematischen, menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern überhaupt erst begründeten):

"Dexamethason heilt die Krankheit nicht," sagte Migeon AOL Health. "Der Fötus wird immer noch AGS/CAH haben. Aber es verhindert die Vermännlichung, die für Mädchen schwierig sein kann."

U.a. wegen dieser "psychologischen Schwierigkeiten" seien laut Dr. Claude Migeon frühe und auch pränatale medizynische Zwangsbehandlungen "zu befürworten".

Abschliessend erweckt der Artikel dann noch den falschen Eindruck, pränatale Dexamthason-Zwangsbehandlungen würden auch gegen Salzverlust helfen – ein typisches Beispiel dafür, wie die Medizyner bei öffentlicher Kritik prompt in Bedrängnis geraten und sich nur noch mit immer dreisteren Lügen behaupten können.

Am 12.8.10 erschien der oben besprochene Artikel von Dennis Thompson auch auf >>> health24.com, allerdings ohne Autorenangabe.

Am 15.8.10 erschien ein erneuter Onlineartikel der >>> Los Angeles Times, diesmal von Shari Roan (Link zu einem früheren Artikel vom 2.7. siehe hier). Der Artikel zitiert wiederum Alice Dreger und Anne Tamar-Mattis zur Problematik, während zur Verteidigung der auch diesmal jeglichen Kommentar ablehnenden Maria I. New Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg und Dr. Phyllis Speiser auftreten, letztere in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Arbeitsgruppe für die bereits angesprochenen, kommenden EndokrinologInnen-Leitlinien.

Schon tags zuvor war der obige Artikel am 14.8.10 auch im >>> Lexington-Herald Reader erschienen.

Nachtrag: Der oben erwähnte Artikel in der Los Angeles Times wurde von weiteren Medien aufgegriffen für eigene Artikel, so u.a. noch gleichentags am 15.8.10 auf >>> rawstory.com, sowie am 16.8.10 auf >>> newser.com, vom >>> Sydney Morning Herald und der >>> Daily Mail (UK) plus der Daily Mail-Artikal am 18.8.10 auch auf >>> iol.co.za (Südafrika).

Kommentar: Zumindest in den USA müssen sich die Medizyner wohl oder übel damit abfinden, auch künftig immer mal wieder mit kritischen Fragen konfrontiert zu werden – ein Risiko, dem ihre deutschsprachigen KollegInnen noch viel zu wenig ausgesetzt sind. Um wirklich grundlegend etwas an den Zwangsbehandlungen zu ändern, ist jedoch überall noch ne Menge mehr öffentlicher und auch politischer Druck notwendig ...

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" 
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

Sunday, July 25 2010

"Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" - Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Es ist die zur Zeit wohl erfolgreichste Propaganda-Lüge der SeriengenitalverstümmlerInnen: "Ja, früher mag es vielleicht schlimm gewesen sein – aber heute ist längst alles gaaanz anders."

Seit Jahr und Tag verkünden die ZwangsoperateurInnen & Co. dieses Märchen einstimmig stets aufs neue – und die Medien und PolitikerInnen usw. (auch so genannt "kritische") plappern es bis heute jedes Mal unhinterfragt bis sichtlich erleichtert nach, siehe aktuell z.B. >>> Ethikrat Infobrief 02/10 (PDF --> S. 7):

Kritisch betrachtete Richter-Appelt die früheren Behandlungsmaßstäbe, die besonders durch den amerikanischen Psychologen John Money in den 1950er-Jahren geprägt worden waren.

(Hertha Richter-Appelt ist hauptberuflich Professorin am GenitalabschneiderInnen- "Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)". Beim Ethikrat trat sie auf als Vertreterin des "Netzwerk DSD/Intersexualität" der ZwangsoperateurInnen.)

Fazit: Und wenn sie nicht gestorben sind, so operieren / vertuschen sie noch heute ...

 
Tatsache ist:
Es gibt keinerlei Beweise, welche diese Lieblingsthese der in die öffentliche Kritik geratenen SerienverstümmlerInnen von der "heute ganz anderen Behandlung" belegen – im Gegenteil:

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert.
87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert.
91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert.
90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert.
(BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)
>>> Präsentation BMBF-Studie mit 434 Proband_innen (2009)

 
Noch die (frisierten) eigenen Studien der GenitalabschneiderInnen & Co. bestätigen selbst (PDF 2.3 Mb -> S. 3 "Beschreibung des Samples"):

  • HEUTE NOCH sind mehr als die Hälfte aller "Intersexuellen" Kinder bis 3 Jahre genitalverstümmelt, jedes 5. Kleinkind gar mehrfach.

  • Von den über 4-jährigen Zwittern sind durchgehend mindestens 87% verstümmelt.

  • Über ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen sind mehrfach verstümmelt.

  • Bei den Erwachsenen sind es gar fast die Hälfte.
     

Nach wie vor wird allein in Deutschlands Kinderkliniken JEDEN TAG mindestens 1 wehrloses Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt.

Sowie in Österreich und in der Schweiz JEDE WOCHE zusätzlich JE 1 weiteres.
 

Trotzdem behaupten die VerstümmlerInnen & Co. nicht nur vom "Netzwerk Intersexualität/DSD" bzw. "EuroD$D" mittlerweile einfach frech, heutzutage würden sie angeblich schon lange "keine Zwangsoperationen mehr" durchführen, das "alte Behandlungsparadigma nach John Money" wäre längst Vergangenheit, und sie würden auch "keine Zwangskastrationen mehr" praktizieren.

Gleichzeitig lehnen dieselben MedizynerInnen weiterhin nur schon ein Moratorium für kosmetische Genitaloperationen vor kategorisch ab, ebenso jegliches Monitoring.

Ja, laut den SeriengenitalverstümmlerInnen sollen angeblich noch nicht einmal exakte Zahlen darüber existieren, wie oft solche GenitalOPs in den Kinderkliniken stattfinden.

Alles aus ziemlich durchsichtigen Gründen.

Und in der Gewissheit, dass sie als TäterInnen kaum je für ihre Jahrzehnte andauernden medizinischen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Weil von den verantwortlichen PolitikerInnen, EthikerInnen usw. nach wie vor offiziell niemand etwas gemerkt haben will.

Wie lange noch?!

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Intersex-Genitalverstümmelungen: Eine Genealogie
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Krebslüge und Zwangskastrationen an Zwittern
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken
- Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik" 23.6.10
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10

Thursday, July 15 2010

Intersexuelle enttäuscht vom Ethikrat – "kein Handlungsbedarf" bei Genitalverstümmelung?!

>>> 1. Zwitter Demo Landgericht Köln 12.12.2007

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 15.7.2010

Tag für Tag wird in Deutschlands Kinderkliniken mindestens ein wehrloses Kleinkind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt.

Seit 14 Jahren gibt es als Reaktion auf die öffentlichen Klagen überlebender Erwachsener alle Jahre wieder ExpertInnenrunden, Fachgespräche, Foren, Publikationen, Absichtserklärungen, Versprechungen, Vertröstungen – während die Täter unbehelligt weiterverstümmeln.

Zahllose genitalverstümmelte "Intersexuelle", Hermaphroditen oder Zwitter und ihre Organsiationen setzten grosse Hoffnungen auf den Deutschen Ethikrat, als er nach Jahre langen Anfragen versprach, die Anliegen der Überlebenden an seinem "Forum Bioethik" vom 23.6.10 endlich aufzugreifen.

Diese Hoffnungen bewahrheiteten sich leider nicht: Nach einer Plenarsitzung am Folgetag des Forums gab der Ethikrat bekannt, er habe mit der Ermöglichung der Veranstaltung seine Schuldigkeit getan und sehe aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf – die Genitalabschneider danken.

Die konkreten Taten der Verstümmler und deren Folgen mochte der Ethikrat auch nach der Veranstaltung nicht beim Namen nennen, ja noch nicht einmal die Tatsache, dass es um chirurgische Eingriffe an Genitalien von Kleinkindern geht.

Noch in der anschliessenden Pressmitteilung frönte der Deutsche Ethikrat der Tätersprache; statt dem zentralen Anliegen der Überlebenden nach Beendigung der Verstümmelungen stellte er weiterhin schwulenpolitische Forderungen dritter Interessegruppen ins Zentrum.

Intersexuelle und ihre Interessegruppen verurteilten die Untätigkeit des Deutschen Ethikrates einhellig und zeigten sich enttäuscht vom tatenlosen Ausgang ihrer Bemühungen.

Intersexuelle Menschen e.V. hat dem Ethikrat gegenüber schriftlich sein "Bedauern darüber ausgedrückt, dass es den Vortragenenen offenbar nicht gelungen ist, die Dringlichkeit der Belange deutlich zu machen", wie der Verein auf seiner Homepage mitteilt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org hatte schon am "Forum Bioethik" in einem Diskussionsvotum kritisiert, der Deutsche Ethikrat wie auch die ebenfalls am Forum vertretene "Arbeitsgruppe Ethik" der Medizinerinteressengruppe "Netzwerk Intersexualität/DSD" würden bei den Genitalverstümmelungen beide "nur zuschauen", dies sei untragbar und "Ethik als Feigenblatt".

Der Ethikrat selbst nimmt's weiterhin gemächlich: Auch drei Wochen nach dem "Forum Bioethik" sind noch nicht einmal die Hälfte der versprochenen Wortprotokolle zur Veranstaltung online.

Hintergrundinformationen: http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot kosmetischer Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> (Audio-)Protokolle --> zu unterst     >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
--> Diskussion zum "Forum Bioethik" auf dem Hermaphroditforum
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

"Ethik als Feigenblatt?" - Diskussionsbeitrag von Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität", 23.6.10

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Da der Ethikrat nicht nur wie schon im Vorfeld befürchtet bei den chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken vorerst "keinen Handlungsbedarf" sieht, sondern es auch mit der versprochenen Veröffentlichung der schriftlichen Protokolle eher geruhsam nimmt, hier schon mal ein (grammatikalisch "leicht begradigtes") Transkript des Beitrags, den Seelenlos im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zur Diskussion beisteuerte:

Also, mein Name ist Seelenlos, ich bin von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org. Und ich finde es schön, dass anscheinend auf dem Podium ja Einigkeit herrscht, dass es keinen vernünftigen Grund gäbe, Kleinkinder zu gonadektomieren.

Aber die Tatsache ist: Es werden Kleinkinder gonadektomiert, und es macht niemand etwas dagegen. Wenn es ausnahmsweise einen Mediziner gibt, der sich weigert, das zu machen, dann findet sich bestimmt ein anderer. Die Selbsthilfegruppen wissen von diversen Kindern jedes Jahr, neunmonatigen, zweijährigen, die gonadektomiert werden.

Frau Plett hat gesagt, man sollte die Mediziner überwachen. Offensichtlich macht das niemand, und ich wollte mal fragen: Was sind da die Vorschläge, um solches zu verhindern, oder gucken wir alle nur zu?

Und das andere ist, die ethischen Grundsätze [des "Netzwerk Intersexualität/DSD"], die finde ich ja zum Teil ganz schön, gutwillige Menschen können da bestimmt was damit anfangen. Aber die Mediziner lesen die ganz anders. Zum Beispiel die aktuelle Leitlinie, die beruft sich auch auf dieses Ethikpapier und benutzt es zur Begründung, dass die Eltern bestimmen können, was immer sie wollen, und dass die Kinder keine Rechte haben. Und es hat dann da eine Fussnote und da ist das Ethikpapier dabei.

Und für mich stellt sich da die Frage: Wo ist dann da die Ethik, nur noch ein Feigenblatt?

Und auch zu dieser Veranstaltung: Was bringt das, was kommt konkret heraus? Oder reden wieder alle nur und schauen dann zu, wie weiter Kinder operiert werden? Danke.

Ohne weiteren Kommentar ... (Nachtrag: Transkript der Antwort der Ethikpapier-Verantwortlichen.)

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> (Audio-)Protokolle --> zu unterst     >>> Beitrag von Konstanze Plett (mp3, 19,3MB)
--> Diskussion zum "Forum Bioethik" auf dem Hermaphroditforum
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal", 2003)
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Wednesday, July 14 2010

Intersexuelle Menschen e.V. kritisiert Untätigkeit des Ethikrates

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Schon im Vorfeld des "Forum Bioethik" vom 23.6.10 hatte sich abgezeichnet, dass der Ethikrat wohl kaum an konkreten Taten interessiert sei. Am 24.6.10 beschloss er dann auch tatsächlich an einer Plenarsitzung, mit der Diskussionveranstaltung habe der Deutsche Ethikrat seine Schuldigkeit getan, und sehe vorderhand keinen weiteren Handlungsbedarf.
Die Medizyner operieren dankend weiter ...

Auch IMeV hatte sich offensichtlich etwas mehr erhofft und gab gestern auf der Vereinshomepage offiziell bekannt:

Der Vorstand des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. hat sich schriftlich beim Deutschen Ethikrat für die Veranstaltung bedankt und ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass es den Vortragenenen offenbar nicht gelungen ist, die Dringlichkeit der Belange deutlich zu machen.

Hört, hört!

Gleichzeitig hat der Vorstand eine Anhörung beantragt. Der Verein Intersexuelle Menschen scheut eine öffentliche Auseinandersetzung mit Vertretern der Medizin nicht!

Hört, hört!

Meine 2 Cent: Ethikdiskussionen über Genitalverstümmelungen ohne praktische Konsequenzen sind unethisch. Anhörungen gab's schon mehr als genug. Dieser Blog wünscht sich künftig mehr Taten als Reden!

Wir bleiben gespannt ...

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik 

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Tuesday, July 13 2010

Fetaldex.org Updates

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Menschenrechte auch für Zwitter!

Fetaldex.org, die englischsprachige Seite der US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen, erhielt soeben ein Update:

U.a. wurde der Text auf der Eingansseite überarbeitet und erweitert, es hat neu einen Link auf Alice Dregers FAQ für Medienschaffende zum Thema, und die Updates-Seite erhielt 11 neue Einträge, der letzte datierend vom 7.7.10. Yip, yip!

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" 
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

"Ethikrat diskutiert über Intersexualität" - BR 25./27.6.10 + "Leben zwischen den Geschlechtern" - Dradio 24.6.10

>>> Nachträge

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Der Bayerische Rundfunk berichtete vom "Forum Bioethik" des Ethikrates am 23.6.10 in Berlin zum Thema "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern".

Nachtrag: Zudem hatte Dradio Wissen schon am 24.6.10 über die Diskussion berichtet (siehe auch unten).

Der gelungener Beitrag von Andrea Heinze im Bayerischen Rundfunk wurde gleich im Doppelpack ausgestrahlt.

Mit Interviewbeiträgen zu Wort kamen (in chronologischer Reihenfolge): Claudia Kreuzer, Hertha Richter-Appelt, Claudia Wiesemann (ohne Credit) und Lucie Veith.

Die ursprüngliche Anmoderation sowie der Eingangsbeitrag von Claudia Kreuzer wurden allerdings in der 2. Sendung durch eine neue Einleitung ersetzt. Beide Versionen sind online erhältlich, ebenso Ankündigung und eine etwas durchmischte Infoseite:

BR 25.6.10 --> 05:56-11:28
"Weder Frau noch Mann? Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> IQ - Wissenschaft und Forschung

(Ankündigung mit Downloadlink)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören
(Mit zusätzlichem Eingangszitat von Claudia Kreuzer)

BR 27.6.10 --> 00:42-05:16
"Ethikrat diskutiert über Intersexualität"
>>> B5 aktuell - Aus Wissenschaft und Technik

(Beitrag zum live anhören mit neuer redaktioneller Einleitung)
>>> mp3 zum runterladen oder anhören

Weniger gelungen ist allerdings die zur IQ-Ethikrat-Sendung aufdatierte >>> Infopage zum Thema auf br-online. Zwar enthält sie viele gute Informationen, die noch vor 5 Jahren in Mainstreammedien so nicht Standard waren. Doch mit dem Zwischentitel "Grobe Fehler in der Vergangenheit" und dem darauf folgenden Abschnitt wird einmal mehr die Medizyner-Mär verbreitet, heute sei ja alles besser:

Wird heute ein Kind mit geschlechtlichen Besonderheiten geboren, hat es gute Chancen, menschenwürdig behandelt zu werden - sofern die Eltern an die richtigen Experten geraten.

Kein Wort davon, dass auch bei den empfohlenen "Netzwerk Intersexualität/DSD"- und "EuroDSD"-"ExpertInnen" medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an nicht zustimmungsfähigen Kindern nach wie vor die Regel sind!

Kein Wort, dass allein in Deutschland weiterhin JEDEN TAG mindestens 1 Kind irreversibel chirurgisch genitalverstümmelt wird!

Die Zwangsoperateure freut's ...

Nachtrag:

Für Dradio Wissen hatte Monika Ahrens schon am 24.6.10 berichtet. Im 8-minütigen Beitrag kamen Lucie Veith und Hertha Richter-Appelt zu Wort. 

dradio 24.6.10
"Biologie - Leben zwischen den Geschlechtern"
>>> Dradio Wissen - Kultur
(Seite zur Sendung inkl. Beitrag zum live anhören)
>>> mp3 zum runterladen und anhören

Leider hat Dradio die Prioritäten überhaupt nicht kapiert: In der Sendung gehts praktisch ausschliesslich um "Geschlechtskategorien", "Diskriminierung" "sexuelle Identität" und "Personenstandseintrag".

Zwar werden die Traumatisierungen durch das Medizyner-Schweigegebot gut verdeutlicht. Und immerhin wird kurz angetönt, dass auch "heute noch [...] intersexuelle Personen als Kleinkind operiert werden", und als Position von Intersexuelle Menschen e.V. wird kurz referiert: "Operationen erst ab dem 18. Lebensjahr [...], vorher sollte eine Operation nur stattfinden, wenn es lebensnotwendig ist." Und auf der Internetseite zur Sendung hat's gar noch einen Link auf die kritische Berichterstattung zum Ethikrat-Forum auf diesem Blog.

Bezüglich abschliessender praktischer Forderungen geht's dann aber in der Sendung selbst im Namen der "Intersexuellen" einmal mehr nur noch um "Personenstand", "Identität" und "Schända". Die zentrale Zwitter-Forderung "Recht auf körperliche Unversehrtheit" wird dagegen im ganzen Beitrag nicht ein einziges Mal erwähnt!

Es ist noch ein weiter Weg ...

(Dradio konnte es übrigens schon besser und brachte schon verschiedentlich sehr gute Beiträge mit O-Ton von Exponent_innen der Zwitterbewegung, z.B. 2005 mit der letztes Jahr verstorbenen >>> Katrin Ann Kunze oder 2006 mit >>> Elisabeth Müller. In den letzten 2 Jahren scheint es allerdings überhand zu nehmen, dass die BerichterstatterInnen wegen Tunnelblick durch die festgeleimte Genderbrille das eigentliche Kernproblem der andauernden chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern zusehends aus den Augen verlieren, vgl. z.B. die Kultursendung zur "Geschichte der Hermaphroditen" (29.4.09) oder der Bericht zum Deutschlandstart von XXY (25.6.08).)

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern"

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Monday, July 12 2010

"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien" (IGM)

»Die meisten Fälle sind medizinisch keine Notfälle« Professor Olaf Hiort, Kinder- und Jugendarzt am Universitätsklinikum Lübeck(Apotheken-Umschau, 1.6.11)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Wie oft chirurgische Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in deutschen Kinderkliniken durchgeführt werden, gehört zu den bestgehütetsten Medizynergeheimnissen.

Organisationen überlebender Zwitter rechnen mit kosmetischen Genitaloperationen in Kinderspitälern an weit über jedem 1000. Kind bzw. mit gegen 100'000 Opfern von meist mehrfachen, medizinisch nicht notwendigen, nicht-eingewilligten GenitalOPs allein in der Bundesrepublik.

58% aller Kinder von 0-3 Jahren sind zwangsoperiert.
87% aller Kinder von 4-12 Jahren sind zwangsoperiert.
91% aller Jugendlichen sind zwangsoperiert.
90% aller Erwachsenen sind zwangsoperiert.
(BMBF-Studie mit 434 Proband_innen, 2009)
>>> Internationale BMBF-Studie mit 434 Proband_innen (2009)

Wie die Medizyner (siehe Abbildung oben) selber zugeben, werden HEUTE NOCH Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsmerkmalen durchscnittlich gleich mehrfach zwangsoperiert. Auf den erste, gerne als "einzeitig" verkauften Eingriff im Kleinkindesalter folgen später mit unschöner Regelmässigkeit "Nachbesserungen".

Bereits Säuglinge werden HEUTE NOCH unverändert zu fast 60% genital zwangsoperiert. Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene sind dann zu 87%-91% (!!!) genital zwangsoperiert, von den Erwachsenen mehr als die Hälfte der Zwangsoperierten mehrfach, davon wiederum die Hälfte mindestens dreifach!

Oberhalb von >2 wird wohlweislich nicht mehr weiter aufgeschlüsselt: Oft muss nämlich mehr als ein Dutzend Mal "nachgebessert" werden, Selbsthilfegruppen berichten von Überlebenden, die als Kind 16 Zwangsoperationen durchmachen mussten!

Zwitterorganisationen gehen deshalb aus von fünf chirurgischen Genitalverstümmelungen JEDEN TAG in den USA, einer Verstümmelung JEDEN TAG in Deutschland und JE einer Verstümmelung JEDE WOCHE in Österreich und in der Schweiz.

Die Zwangsoperateure ihrerseits nennen ziemlich verschiedene Zahlen – je nach Bedarf:

• Wo die Medizyner für kosmetische GenitalOPs neue "PatientInnen" suchen, trifft's laut Lehrbuch jedes 1000. Neugeborene. Entsprechend werden Zahlen genannt von "80'000 bis 120'000 Intersexuellen" in Deutschland.

• Bei kritischen Fragen zu den Folgen der Genitalverstümmelungen sind's andrerseits plötzlich nur noch 1:5000–1:10'000 "schwere Fälle" bzw. "8.000 bis 10.000 Intersexuelle" in Deutschland; diese Zahlen gab auch die Bundesregierung zu Protokoll, unter Berufung auf die Zwangsoperateure & Co. des bundesfinanzierten "Netzwerk Intersexualität/DSD" (heute "EuroDSD").

Netzwerk DSD/Intersexualität und EuroDSD-Chef Prof. Dr. Olaf HiortAuch in einem ZDF-Interview vom 4.11.09 bei "Abenteuer Forschung" gab folgerichtig  >>> "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort zu Protokoll:

[...] Leichtere Fehlbildungen des Genitale sind relativ häufig, da mit dem Überleben des Menschen vereinbar. Hierzu gehört zum Beispiel die Hypospadie, eine Fehlöffnung der Harnröhre beim Jungen. Eine schwerwiegendere Abweichung der Geschlechtsentwicklung ist seltener und kommt wahrscheinlich auf etwa 1:5000 bis 1:10.000 Geburten vor. [...]"

Welche Zahlen genau unter "relativ häufig" für die "Leichtere[n] Fehlbildungen" zu verstehen sind, darüber schwiegt sich Prof. Dr. Hiort vornehm aus ...

Englischsprachige Urologen gehen allein für das von Hiort angegebene "Beispiel [...] Hypospadie" aus von Raten von "1:300", vgl. u.a. C. A. Sheldon und J. W. Duckett, Pediatric Clinics of North America, 34(5), S. 1559-72, oder Laurence S. Baskin und M. B. Ebbers, Journal of Pediatric Surgery 41(3), S. 463-67 (zitiert nach: Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f).

Das aktuelle Medizynerhandbuch von 2008, "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis", Hrsg. v. Martina Heinrich und Kathrin Schäfer, nennt für "Hypospadie" gar die lukrative Zahl von "zwischen 4,7 und 8 auf 1000 männliche Lebendgeburten" (S. 192) – d.h. von 1:212 bis 1:125 ...

Ausgeliefert!

Wie eine aktuelle Recherche in Baden-Württemberg einmal mehr bestätigt, werden noch 2010 auch bei den so genannten "Leichtere[n] Fehlbildungen" unverändert systematisch kosmetische GenitalOPs verordnet – an Kleinkindern, ohne medizinische Notwendigkeit, genau gleich wie bei den so genannten "schwerwiegendere[n] Abweichungen", und trotz erschreckender Komplikations- und "Nachbesserungs-OP"-Raten.

Bei den von den untersuchten Kinderkliniken öffentlich angepriesenen kosmetischen Genitaloperationen fand sich u.a. genau die von Olaf Hiort als stellvertretendes Beispiel erwähnte Diagnose "Hypospadie".

Dass "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort selbst öffentlich zu Protokoll gibt, dass diese "leichteren" Verstümmelungen "relativ häufig" vorkommen, und die "schweren Fälle" dann noch dazu zu addieren sind, bestätigt einmal mehr:

Die häufig genannte Zahl von 1:2000 Opfern von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ist eher noch tief gegriffen und schliesst nicht alle Genitalverstümmelungen ein, realistischer ist wohl mehr als 1:1000.

--> Zum Beispiel die Intersex Society of North America (ISNA) geht aufgrund von Analysen von Inzidenz-Statistiken davon aus, dass auf 1000 Geburten 1-2 Kinder kosmetisch genitaloperiert werden.)

Auch die Raten von 1 Verstümmelung JEDEN TAG in Deutschland, plus JE 1 Verstümmelung JEDE WOCHE in Österreich und in der Schweiz sind damit wohl eher zu niedrig angesetzt.

Und Kinderverstümmler-Chef Olaf Hiort fühlt sich sicher genug, das verklausuliert einmal mehr öffentlich herauszuposaunen.

Will's offiziell ja nach wie vor niemand gemerkt haben.

Wie lange noch?!

>>>
Olaf Hiort: "Genitalverstümmelung der übliche Weg - wegen den Eltern"
>>> Olaf Hiort: "Erwachsene Betroffene haben kein Recht zu kritisieren"
>>> Olaf Hiort: "Genitalverstümmelungen durchaus im Interesse der Betroffenen"
>>> Olaf Hiort: "Keine Qualitätskontrollen bei Genitalverstümmelungen"

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Siehe auch:
- alle Posts zu Olaf Hiort
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- "Verunsicherung und Ängste": Kommentare zur Kritik am "Netzwerk Intersexualität" / "Euro-DSD"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wie können die Täter gestoppt werden? 
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 23.6.10 
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert

Friday, July 2 2010

Pränatale Hormonbomben gegen "lesbische oder zu selbstbewusste Mädchen" (US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen UPDATES 2)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Kann ein Zwitter Sünde sein?Es tut sich was in der wegweisenden US-Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Hormonzwangstherapien:

Am 18.6.10 berichtete mit dem >>> Time Magazine (englisch) erstmal ein Mainstreammedium kritisch über Dr. Maria I. News unkontrollierte Menschenversuche mit pränatalem Dexamethason. Im Artikel kommt unter anderen eine betroffene Mutter zu Wort, die von Dr. Maria I. New nach bekanntem Muster NICHT darüber aufgeklärt wurde, dass es sich um eine umstrittene Off-Label-Anwendung handelt. Sowie namhafte Mediziner, Psychologen und Bioethiker, die u.a. bestätigen, dass weder Maria I. New noch ihre KollegInnen weltweit wirklich wissen, was sie genau (an-)tun, und dass es bei den pränatalen Behandlungen (wie auch bei den kosmetischen Genitaloperationen an Kleinkindern) nicht darum geht, dem Kind zu helfen, sondern die Eltern vor "psychologischem Stress" zu bewahren.

Der Time-Artikel hält weiter fest, dass die Dexamethason-Zwangsbehandlungen entgegen aktuellen Leitlinien grösstenteils völlig unkontrolliert und ohne zentrale Auswertung erfolgen (wie bekanntlich z.B. auch in Deutschland). Sowie nicht zuletzt, dass die Menschenversuche nie, wie in Amerika eigentlich vorgeschrieben, von einem Ethikkomitee (Institutional Review Board IRB) genehmigt wurden (auch im Rest der Welt werden sie hauptsächlich als unkontrollierte Feldversuche durchgeführt – und obwohl in Deutschland der Endokrinologenverband APE ebenfalls zentrale Erfassung und Kontrolle der Anwendungen befürwortet, gibt es keinerlei Konsequenzen für frei experimentierende Medizyner, was die APE zwar kritisiert, aber trotzdem keine konkreten Schritte dagegen unternimmt).

Kurz darauf liess der US-Endokrinologenverband "Endocrine Society" in seiner Zeitschrift >>> "ENDO Daily" durchsickern, in einem am 21.6.10 vorgestellten Entwurf für die künftige Leitlinie werde ausdrücklich festgehalten, dass Dexamethason eine "experimentelle Prozedur" darstelle und nur noch im Rahmen IRB-kontrollierter Studien zulässig sei. Die Kehrseite: Als "sichere" Alternative propagiert (wie ebenfalls deutsche "Netzwerk Intesexualität"/"Euro-DSD"-Medizyner) auch die neue Leitlinie chirurgische Genitalverstümmelungen an Säuglingen: "Die Leitlinie [...] empfiehlt frühe, einstufige chirurgische Reparatur für schwer vermännlichte Mädchen."  Auch hier in beklemmender Übereinstimmung mit der aktuellen Deutschen Leitlinie ...

Als nächstes legten die Iniatiatorinnen der Kampagne, Ellen K. Feder und Alice Dreger, zusammen mit Anne Tamar-Mattis, Präsidentin der Zwitter-Lobbyorganisation "Advocates for Informed Choice (AIC)", in einem am 29.6.10 auf dem >>> "Bioethics Forum" des Hastings Center veröffentlichten Artikel noch einen drauf:

Wohl unter Berücksichtigung der im Zusammenhang mit dem Outing des US-Seriengenitalverstümmlers Prof. Dr. Dix P. Poppas gemachten Erfahrungen, dass die öffentliche Meinung viel stärker auf Meldungen reagiert, in denen es vordergründig um illegitime Eingriffe an "Mädchen" geht und erst in zweiter Linie um Menschenrechtsverletzungen an Zwittern, stellt der Beitrag die (nicht nur) von Maria I. New und Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg verschiedentlich in Publikationen propagierten "Vorteile" ins Zentrum, wonach die pränatalen Zwangsbehandlungen verhindern sollen, dass die betreffenden "Mädchen" später lesbisch werden oder durch allzu selbstbewusstes Verhalten "auffallen", oder gar noch durch eine "entsprechende" Berufswahl – sondern stattdessen hoffentlich verstärkt heiraten und in der traditionellen Mutterrolle aufgehen würden ... Alice Dreger vertiefte diese Kritik in einem gleichentags veröffentlichten >>> Folgepost auf Psychology Today.

Zwar kam es nicht zu einem vergleichbaren öffentlichen Entrüstungssturm wie bei Dr. Poppas' Vibrator-Experimenten an genital zwangsoperierten "Mädchen", doch die öffentliche Beachtung der Kampagne verstärkte sich trotzdem deutlich: Mehrere prominente Blogs griffen den Hastings-Artikel sowie Dregers Post auf Psychology Today auf, u.a. >>> Huffington Post und >>> Slog, gefolgt von >>> Nature, >>> The Village Voice, >>> Los Angeles Times, >>> Jezebel, >>> ScienceBlogs und einem offiziellen und ebenfalls sehr positiv zu bewertendem >>> Artikel von Newsweek, deren Wissenschaftautorin auch Maria I. New und ihre Arbeitgeberin Mount Sinai Hospital um eine Stellungsnahme bat, jedoch beide Male vertröstet wurde ...

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist die Situation betreffend unkontrollierte Dexamethason-Zwangsbehandlungen wie auf diesem Blog berichtet durchaus vergleichbar – inkl. einer "AGS-Eltern- und Patienteninitiative e.V.", welche entsprechend dem Vorbild der US-"Cares Foundation" ebenfalls mit den ZwangsbehandlerInnen eng zusammenarbeitet und mit diesen zusammen die experimentellen Zwangsbehandlungen wiederholt als "erprobt und sicher" vermarktet.

Bisher sahen ausserhalb der USA jedoch weder EthikerInnen, noch Medien oder PolitikerInnen irgendwelchen Handlungsbedarf, weshalb die Zwangsbehandlungen dort überall unwidersprochen weiterpraktiziert werden ... Wie lange noch?!

Fortsetzung folgt ...

Siehe auch:
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen "auf Verdacht hin"
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken

Wednesday, June 23 2010

"Intersexualität": Anliegen an den Deutschen Ethikrat, 23.06.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Schreiben und Flugblatt von Zwischengeschlecht.org vom 23.6.2010:

Daniela Truffer, Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), 06.07.2008 Bild: © Dominik Huber
  

Anliegen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
an den Deutschen Ethikrat

Forum Bioethik vom 23. Juni 2010


Sehr geehrter Deutscher Ethikrat

Keine TäterInnensprache, bitte!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Seit 14 Jahren verurteilen überlebende Zwitter das, was ihnen von PädiaterInnen, EndokrinologInnen und ChirurgInnen angetan wird, öffentlich als Genitalverstümmelungen, Zwangskastrationen, genitale Zwangsoperationen, Hormonzwangsbehandlungen, sexualiserte Gewalt ("Kindesmissbrauch") und als medizinische Folter. Eine neutrale und objektive, aber trotzdem nicht beschönigende Bezeichnung ist zum Beispiel kosmetische Genitaloperationen an Kindern (mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen). Beschönigungen wie "korrigierende oder angleichende Eingriffe" entstammen dagegen der TäterInnensprache. Dass der Ethikrat solche unreflektiert benutzt, muss hoffentlich künftig nicht sein.

Körperliche Unversehrtheit ist das erste Gebot!

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern sind ein schwerwiegender Verstoss gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung (Grundgesetz Art. 2 Abs. 2).
Seit über 50 Jahren werden Zwitterkinder systematisch genitalen Zwangsoperationen unterzogen. Es handelt sich unbestritten um medizinisch nicht notwendige, kosmetische Eingriffe, die seit Jahrzehnten als unkontrollierte Menschenexperimente durchgeführt werden, ohne die informierte Einwilligung der Betroffenen und ohne jegliche Evidenz. 
Seit 1996 fordern überlebende Zwitter und ihre Organisationen an erster Stelle die schnellstmögliche Beendigung der Genitalverstümmelungen und die Durchsetzung des Grund- und Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Zwitter.
Seit 1997 prangern namhaften KulturwissenschafterInnen, BioethikerInnen und JuristInnen die Zwangsoperationen als unangemessen und menschenrechtswidrig an. Seit 2004 verurteilt Terre des Femmes genitale Zwangsoperationen an Zwittern als Verstümmelung und zieht Parallelen zwischen genitalen Zwangsoperationen in westlichen Kinderkliniken und den weiblichen Genitalverstümmelungen in Afrika.
2008 sah das OLG Köln das "Selbstbestimmungsrecht [...] in ganz erheblichem Maße verletzt" (5 U 51/08).
2009 rügt das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen der Zwangsoperationen und fordert "wirksame[...] Massnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte" (CEDAW/C/DEU/CO/6).
2010 verurteilt die Deutsche Sektion von Amnesty International die kosmetischen Genitaloperationen als "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte", nennt an erster Stelle das "Recht auf körperliche Unversehrtheit" und setzt die "Ächtung" der Zwangseingriffe in den "Mittelpunkt der Bemühungen".

Solidarität mit Zwittern statt VereinnahmungDass demgegenüber der Deutsche Ethikrat zum heutigen Forum Bioethik anstelle der Urforderung überlebender Zwitter nach Beendigung der Zwangsoperationen plötzlich Anliegen und Forderungen dritter Interessengruppen ins Zentrum rückt (Benachteiligung durch "das Personenstandsrecht, das Namensrecht sowie das Ehe- und Lebenspartnerschaftsrecht", Aufnahme des "Merkmal[s] der sexuellen Identität in das [...] Grundgesetz (Art. 3 Abs. 3 Satz 1)", die zudem politisch alles andere als unumstritten sind, wirft in der Tat Fragen auf.
Ebenso, dass der Ethikrat Artikel 2.2 des Grundgesetzes gar nicht erst erwähnt und obendrein zuerst noch einmal darüber diskutieren will, ob die Verstümmelungen überhaupt gegen "das Recht auf physische und psychische Unversehrtheit" verstossen – oder eventuell auch nicht?!
Konkrete Antworten und Ergebnisse innert nützlicher Frist wären hier hoch willkommen.

Es braucht ein gesetzliches Verbot der Verstümmelungen!

Seit 14 Jahren klagen Überlebende die Genitalverstümmelungen öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – vergeblich. Die Bundesregierung gab zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen, und sieht bis zum heutigen Tag keinen Handlungsbedarf.
Ähnlich wie bei Überlebenden von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für überlebende Zwitter ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen sowie wegen der damit verbundenen schweren Traumatisierungen haben erwachsene Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung zu klagen. Erst 2007 gelang es Christiane Völling als erster – und immer noch einziger! – praktisch in letzter Minute ihren früheren Chirurgen anzuzeigen, wenn auch nur zivilrechtlich. Wäre sie wie die meisten Zwitter schon als Kleinkind verstümmelt worden, wäre ihr Zwangsoperateur ebenfalls unbehelligt davongekommen.
Wie die potentiellen Opfer von sexualisierter Gewalt und weiblicher Genitalverstümmelung brauchen auch Zwitter besonderen rechtlichen Schutz vor genitalen Zwangsoperationen und zur Gewährleistung der vollständigen Umsetzung und Anwendung ihrer Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.
Ein explizites gesetzliches Verbot kosmetischer Genitaloperationen an Kindern ist unter Überlebenden eine der unbestrittensten Forderungen und hat auch realpolitisch gute Chancen.
Der Ethikrat könnte einen entscheidenden Beitrag leisten zu ihrer schnellstmöglichen Verwirklichung – ohne dass zuerst noch zahllose weitere Kinder einen lebenslangen Leidensweg durchlaufen müssen wie schon viele Tausende vor ihnen!

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Tag für Tag wird in Deutschland mindestens ein wehrloses Kind unwiederbringlich verstümmelt. Seit bald 10 Jahren gibt es dazu regelmässig ExpertInnenrunden, Fachgespräche, Foren – Worte, Publikationen, Absichtserklärungen, Versprechungen, Vertröstungen ...
Die TäterInnen operieren unkontrolliert weiter. Zu konkreten Schritten zur Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen kam es bisher nie.
Zahllose Zwangsoperierte setzen seit langem grosse Hoffnungen in den Deutschen Ethikrat. Dass endlich etwas geschieht. Dass das Unrecht und das Leid endlich aufhören. Dass nicht mehr länger vor der eigenen Haustüre tatenlos geduldet wird, was man gleichzeitig anderswo lautstark als unmenschlich verdammt. Dass endlich jemand die Messer und Spritzen stoppt.
Wir wünschen uns vom Ethikrat, dass diese Hoffnung nicht vergebens war.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_a_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet"
Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org), Anhörung 08.06.2011

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org zum Ethikrat-Forum 23.06.2010
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung
        abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik

>>> Übersichtsseite zur Ethikrat-Anhörung 2011
>>> Ethikrat-Online-Diskurs zensiert Betroffene

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>>
Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>>
Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>>
Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>>
Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer  

>>> Deutscher Ethikrat: "Verstümmeln ist OK,
        solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" 

Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

Ethikratstellungnahme 2012 als Freibrief zum Kinderverstümmeln:
>>> Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD")  
>>> Prof. Dr. Wieland Kiess (Dekan Medizinische Fakultät Leipzig) 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- EthikerInnen als MittäterInnen   

Tuesday, June 22 2010

23.6.10 - Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.2010:

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Gemäss einer aktuellen Recherche bieten allein in Baden-Württemberg mindestens 9 Kliniken öffentlich kosmetische Genitaloperationen an für Kinder mit "zu grosser Klitoris" oder anderweitig "auffälligen" inneren und/oder äusseren "Geschlechtsorganen".

Die Mediziner reden von "korrigierenden und angleichenden Eingriffen". Die Überlebenden nennen es Genitalverstümmelung, genitale Zwangsoperation, Zwangskastration und medizinische Folter.

Das kosmetisch-chirurgische Angebot umfasst "Klitorisverkleinerungen", "Peniskorrekturen", "Anlegen einer Neovagina", Kastrationen, Gebärmutterentfernungen, usw. usf.

Solche verstümmelnden Eingriffe werden weltweit aggressiv vermarktet unter Dutzenden von verschiedenen "Diagnosen" wie etwa "Hypospadie", "Epispadie", "AGS/CAH", "AIS", "Pseudohermaphroditismus", "Intersexualität", "Disorders of Sex Development (DSD)", "Swyer", "Turner", etc.

Die Eingriffe erfolgen seit Jahrzehnten als unkontrollierte Menschenexperimente ohne ethische Überwachung. Die behauptete Wirksamkeit wurde bisher nie klinisch bewiesen. Die einschlägigen AMWF-Leitlinien stehen seit  Beginn der Erfassung der Entwicklungsstufen unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe.

Seit 14 Jahren klagen zwangsoperierte Zwitter die Genitalverstümmelungen öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – vergeblich. Die Bundesregierung gab zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen, und sieht bis zum heutigen Tag keinen Handlungsbedarf.  

Nebst von den Überlebenden werden die Zwangseingriffe seit 1997 auch von namhaften KulturwissenschafterInnen, BioethikerInnen und JuristInnen öffentlich angeprangert. Seit 2004 prangern Frauen- und Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes und Amnesty International die Eingriffe an als schwere Menschenrechtsverletzung und ziehen Parallelen zwischen den Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken und den weiblichen Genitaverstümmelungen in Afrika.

Ähnlich wie bei Überlebenden von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für überlebende Zwitter ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen  in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen sowie wegen der damit verbundenen, schweren Traumatisierungen haben Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung gegen ihre Peiniger zu klagen. Erst 2007 gelang dies Christiane Völling als erster und bisher immer noch einziger. 2008 sah das OLG Köln das "Selbstbestimmungsrecht [...] in ganz erheblichem Maße verletzt" (5 U 51/08). 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen mangelnden "wirksamen Massnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte" (CEDAW/C/DEU/CO/6).

Allein in Deutschland wird weiterhin JEDEN TAG mindestens ein Kind einem solchen medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Zwangseingriff unterzogen.

In Amerika wurde letzte Woche der Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix P. Poppas von der Weill Cornell Universitätsklinik in New York City von zwei couragierten Ethikerinnen öffentlich geoutet. Anfang Jahr startete eine Aufsehen erregende Kampagne gegen pränatale Zwangshormontherapien "auf blossen Verdacht hin". Dutzende von BioethikerInnen meldeten ihre Bedenken an und forderten öffentlich eine Überprüfung prominenter ZwangsbehandlerInnen. Die US-Arzneimittelbehörde und die US-Überwachungsstelle für medizinische Experimente mit Menschen leiteten mittlerweile Untersuchungen ein.

In Deutschland will derweil der bundesfinanzierte Deutsche Ethikrat am kommenden Mittwoch, den 23. Juni 2010 in Berlin erst noch einmal diskutieren, ob diese Verstümmelungen eventuell möglicherweise gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit verstossen, oder vielleicht auch doch nicht ...

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern sind ein schwerer Verstoss gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung (GG Art. 2 Abs. 2). Durch die hohe Zahl der Opfer, das systematische Vorgehen, die Schwere und das Ausmass der körperlichen und seelischen Schäden sowie durch die Jahrzehnte lange Dauer sind die genitalen Zwangsoperationen an Zwittern die wohl gravierendste Menschenrechtsverletzung in den westlichen Demokratien seit dem 2. Weltkrieg.

Der Ethikrat ist gefordert.
Zwischengeschlecht.org würde sich sehr freuen, wenn der Ethikrat innert nützlicher Frist zu einem konkreten Ergebnis käme – und anschliessend auch entsprechend handeln würde ...

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Aufforderung um Unterstützung an Deutschen Ethikrat
- Erneute Anfrage um Unterstützung an Deutschen Ethikrat 
- Weitere Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Zwangskastrationen an Zwittern: "Keine Mutanten züchten"
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig
- "Netzwerk DSD"/"Euro DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert
- "Verunsicherung und Ängste": Reaktionen und Kommentare zur Kritik am "Netzwerk Intersexualität"/"Euro-DSD"
- Faule Eier für "die Bundesregierung"!
- 2009: Erste Antwort auf die kleinen Anfragen – Bundesregierung deckt ZwangsOPs wie üblich ... (16/13269)
- Antwort der Bundesregierung zur 2. Kleinen Anfrage – Leugnen, Wegschauen, Schweigen wie gehabt ... (16/13270)
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- Amnesty Deutschland: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß gege die Menschenrechte"
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 

Monday, June 21 2010

Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Nachtrag: Diakoniekrankenhaus/Frauenarztpraxis Mannheim
>>> Nachtrag:
Kommentar von Nella im Hermaphroditforum

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!kwhal hat in einem >>> Thread im Hermaphroditforum allein in Baden-Württemberg mindestens 9 Kliniken recherchiert, in denen ethisch, moralisch und menschlich gestörte Medizyner serienmässig wehrlose Kinder genital verstümmeln und mit ihren massiven Menschenrechtsverletzungen noch öffentlich prahlen.

Die meisten vermarkten aggressiv eine Vielzahl von medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Zwangseingriffen an Kleinkindern unter Dutzenden von verschiedenen "Diagnosen" wie etwa "Hypospadie", "Epispadie", "AGS/CAH", "AIS", "Pseudohermaphroditismus", "Intersexualität", "Disorders of Sex Development (DSD)", "Swyer", "Turner", etc.

Unter den angebotenen kosmetischen Verstümmelungspraktiken: "Klitorisverkleinerungen", "Peniskorrekturen", "Anlegen von Neovaginas", Kastrationen, Gebärmutterentfernungen, usw. usf.

Und das alles wie gesagt an wehrlosen Kleinkindern!

Nachfolgend eine kommentierte (Teil-)Zusammenfassung, ergänzt um einige (z.T. altbekannte) Namen der verantwortlichen TäterInnen. Der Hauptlink verweist jeweils auf die entsprechende Einzelrecherche inkl. weiterführenden Quellenlinks und zusätzlichen Zitaten:

>>> Universitätsklinikum Heidelberg: Möglicherweise der grösste lokale Anbieter von genitalen Zwangsoperationen, brüstet sich mit breit gefächertem Angebot (dieser Blog berichtete). Propagiert offensiv medizinisch nicht notwendige Eingriffe inkl. Zwangskastrationen: "Die Operation ist in den allermeisten Fällen des Intersex notwendig. (...) Bei Jungen mit einer Gebärmutter wird diese üblicherweise entfernt. Eine Vagina kann, wenn sie allzu groß ist, in der gleichen Sitzung ebenfalls entfernt werden. Obwohl andere gonadale rudimentäre Strukturen meistens keine Probleme verursachen, werden diese ebenfalls mit entfernt, da sie keine spezifischen Funktionen haben." Chefarzt: PD Dr. Stefan Holland-Cunz (weitere). Partner des Genitalverstümmler-Dachverbands "Netzwerk DSD/Intersexualität".

Nachtrag: Aus einem ansonsten eher durchmischt geschriebenen Artikel in der Südeutschen Zeitung vom 22.11.09: "Als die Eltern ihr Kind in die Uniklinik Heidelberg bringen, rückt der Professor gleich mit einer ganzen Schar von Assistenzärzten und Studenten an. In dem kleinen Untersuchungsraum drängen sich 15 Menschen in weißen Kitteln um das nackte, heulende Kind. [...] Die Ärzte raten den Eltern, dass sie dringend etwas unternehmen müssen. Als Lena 15 Monate alt ist, lassen sie die Klitoris verkürzen. Doch trotz Ballettunterricht, rosa Kleidchen und Barbiepuppen wird Lena kein normales Mädchen."

>>> Universitätsmedizin Mannheim: Ableger des Universitätsklinikums Heidelberg, ebenfalls mit breitem Spektrum. Führt kosmetische Genitaloperationen am liebsten an Kindern "um das erste Lebensjahr herum" durch. Chefarzt: Prof. Dr. Lucas Wessel (früher Lübeck, langjähriger Propagandist von Genitalverstümmelungen, dieser Blog berichteteweitere). Partner des Genitalverstümmler-Dachverbands "Netzwerk DSD/Intersexualität".

Nachtrag: >>> Diakoniekrankenhaus Mannheim / Frauenarztpraxis-Mannheim: Mindestens bis 2005 wurden unter der Rubrik "Sexualmedizin" >>> "Fehlbildungen der Geschlechtsorgane" auch in der Frauenklinik des "Diakoniekrankenhaus Mannheim" chirurgische Genitalverstümmelungen an Kindern angepriesen und durchgeführt: "Fetale Fehlbildungen der Frau mit Vermännlichung [...] sowie Verlagerung der Hoden können ein schweres Handicap darstellen, die eine operative und hormonelle Korrektur erfordern." Ebenso Zwangskastrationen an Jugendlichen und jungen Erwachsenen: "Frauen mit weiblichem Körperbild und in den Leisten liegenden Hoden, also genetische Männer, werden in der Regel bis zum 25. Lebensjahr operiert, wobei die Hoden entfernt, die Scheide, falls erforderlich verlängert wird und eine Östrogensubstitution angeschlossen wird." (Passenderweise in derselben Rubrik weiter im Angebot: "Korrekturen"zu großen oder ungleichförmigen Schamlippen".) Chefarzt: Prof. Dr. Wolf Eicher (Quelle) – verstümmelt mittlerweile selbstständig mit demselben Angebotskatalog in der "Frauenarztpraxis-Mannheim". (Gefunden via Living Intersex?!, dort zitierte frühere Version der Diakonie-Homepage --> Rubrik "Intersexualität".)

>>> Universitätsklinik Tübingen: Wiederum breites Spektrum, wohl die ambitionierteste Verstümmler- und Kastrationsklinik. "Die Kinderurologie stellt in der Abteilung Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Tübingen einen der zentralen Schwerpunkte dar. [...] Die meisten Kinder, die wir in unseren kinderurologischen Sprechstunden betreuen, sind Klein- und Schulkinder."  Chefarzt: PD Dr. Philipp Szavay. Die Universitätsklinik Tübingen organsiert zudem alle 2 Jahre ein >>> "Symposium Rekonstruktive Urologie"  (PDF) mit "Live-Operationen" durch ranghohe Tübinger Medizyner und weitere Serienverstümmler aus dem nahen In- und Ausland. Live-Operateure 2009: Prof. Dr. K.-D. Sievert (Stv. Direktor Urologie), Dr. J. Seibold (Oberarzt Urologie), Prof. Dr. Christian Radmayr (Innsbruck) (weitere, PDF).

>>> Universitätsfrauenklinik Tübingen: Operieren zwar laut Eigenwerbung bevorzugt erst ab 16 Jahren, Spezialität Neovaginas, sind aber offensichtlich unverbesserliche ZwangskastratorInnen und PropagandistInnen der "Krebslüge": "Der Leistenhoden wird in vielen Fällen entfernt, das er ein 30%iges malignes Entartungsrisiko besitzt, d.h. in 30% der Fälle zu einem Tumor entartet. [...] Wenn ein Karyotyp mit einem Y-Chromosom bekannt ist, ist in jedem Fall die prophylaktische Entfernung der Gonaden vorzunehmen."  Oberärztin: Dr. Sarah Bruckner.

Weitere Kliniken in B-W mit Genitalverstümmelungen im Angebot befinden sich in:

>>> Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim           >>> Freiburg, Ulm 

Kommentar:

Ich darf gar nicht daran denken, wieviele wehrlose Kinder diesen üblen Serienverstümmlern schon zum Opfer fielen – und weiterhin fallen, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr ...

Fettes Dankeschön an kwahl für diese kundige Recherche, die bestimmt nicht immer leicht fiel! Es braucht Nerven, sich mit der Präsenz und dem "Wirken" dieser Medizyner auseinanderzusetzen, die sich aufführen, als hätten sie weder ein Gewissen, noch je etwas von Ethik oder Menschenrechten gehört. Trotzdem bzw. gerade deshalb wären vertiefende Nachforschungen sowie lokale Recherchen auch in anderen Regionen wichtig und sehr zu begrüssen, die Machenschaften der Verstümmler gehören an die Öffentlichkeit!

Die Zeit wird kommen, wo diese Serienverstümmler dorthin "befördert" werden, wo sie hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Nachtrag: Kommentar von Nella im Hermaphroditforum

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Universitätsklinikum Heidelberg: Genitale Zwangsoperationen im Angebot 
- Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern! 
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Deutsche Urologen fordern genitale Zwangsoperationen an Säuglingen! 
- "Krebsgefahr!" - Teamwork zwischen Endokrinologen und Chirurgen im Kinderspital Zürich 
- Kinderspital Zürich: Genitale Zwangsoperationen angeblich nur "ganz selten" 
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Kindern 
- Inselspital Bern: Angeblich "keine Zwangsoperationen"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern 
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- Prof. Dr. Heino Meyer-Bahlburg: John Moneys Erbe 
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht
- "Netzwerk DSD"/"Euro DSD": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure 
- "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD": Zwangsoperationen klar unzulässig (Dr.med. Jörg Woweries)
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert 

Saturday, June 19 2010

USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen öffentlich geoutet

>>> Nachtrag: Facebook-Gruppe "End Female Genital Mutilation at Cornell University"

Realexistierender Genitalabschneider beim Anblick eines potentiellen Opfers ...

Dr. Dix P. Poppas vom Weill Cornell Universitätsspital in New York City ist einer der profiliertesten Seriengenitalverstümmler der USA. Die der deutschen "AGS Eltern- und Patienteninitiative e.V." vergleichbare, berüchtigte "CARES-Foundation", bei der er zusätzlich im Verwaltungsrat sitzt, ehrte ihn am 28.3.2009 offiziell "für seine Beiträge und seinen Einsatz für CARES und die CAH-Community".

Prof. Poppas' Spezialität: Die chirurgische "Klitorisreduktion" nach dem Motto "Was zu gross ist, bestimme ich!" als umfassendes, wenn auch unbeaufsichtigtes Humanexperiment.

Dr. Poppas schnippelt nicht nur zurecht, sondern "testet" seine angeblich besonders "nervenschonende" Verstümmelungsmethode anschliessend an seinen Patient_innen im Kleinkindesalter, indem er ihnen nach der "Operation" ab dem Alter von 5 Jahren 1x jährlich u.a. mittels Fingernägeln, Wattestäbchen und Vibratoren die Durchblutung und die Empfindlichkeit der "wiederhergestellten Klitoris" "prüft", worüber er seit Jahren belastendes Material publiziert (PDF) – und niemand von seinen sauberen MedizynerkollegInnen weltweit will irgendetwas bemerkt haben!

Kosmetische Genitaloperationen ausser Kontrolle

Den Eltern der verstümmelten Pastient_innen verkauft Prof. Dr. Dix P. Poppas seine menschenrechtswidrigen chirurgischen Menschenexperimente als erprobte Behandlung (wie deutsche, schweizer und österreichische Genitalabschneider auch). Für seine Publikationen hat der saubere Genitalverstümmelungsforscher Dr. Poppas zwar eine Bewilligung des Institutional Review Board (IRB) der US-amerikanischen Bewilligungsstelle für Humanexperimende, dem Office for Human Research Protections (OHRP) – jedoch nur als "retrospektive Aktenstudie". Die diese "Behandlungsakten" erst produzierenden, eigenen Menschenversuche meldete er jedoch wohlweislich nicht. Auch dies wollte kein einziger Medizynerkollege weltweit gemerkt haben, geschweige den das OHRP, oder ein Ethikkomitee.

Fazit: Business as usual – wie auch in zahllosen europäischen Kliniken, wo das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung von Zwitterkindern TÄGLICH von gewissenlosen Medizynern buchstäblich beschnitten, zerfetzt und anschliessend die Überreste in den Müll getreten werden. Das heisst, zumindest bis letzten Mittwoch, den 16.6.2010.

BioethikerInnen proben den Aufstand

An diesem Tag publizierten nämlich die Ethikerinnen Alice Dreger und Ellen K. Feder (beide auch aktiv in der wegweisenden Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangstherapien) im >>> Bioethics Forum (englisch) des Hastings Center einige kritische Fragen und Kommentare zum unbehelligten "Wirken" des offensichtlich ethisch, moralisch und menschlich schwer gestörten Seriengenitalverstümmlers, gefolgt von einem Follow-Up-Post Dregers auf >>> Psychology Today.

Seit da ist die Katze aus dem Sack, und täglich erscheinen weitere Artikel in verschiedensten englischsprachigen Onlinemedien. Eines ist allen gemeinsam: Sie verzichten (im Gegensatz zum Beispiel des Deutschen Ethikrates oder QueerGrün Berlin) auf jegliche TäterInnensprache, sondern nennen den Tatbestand beim Namen: Genitalverstümmelung! Einige empfehlenswerte Beispiele (mehr):

"Wie gross darf eine Klitoris sein?" (ScienceBlogs.com)
"Weibliche Genitalverstümmelung an der Cornell University" (theStranger.com)
"Doktor verstümmelt kleinen Mädchen die Genitalien: Grosse Zeitschrift veröffentlicht es als Forschung!" (gaia-health.com)
"Cornell Univerity genehmigt Genitalverstümmelung von Kindern" (feministing.com)
"Vor allem schade nicht" (thefword.org.uk)
"Cornell Chirurg benutzt Vibrator um 6-Jährige zu stimulieren" (jezebel.com)
"Genitaverstümmelung am Cornell Medical Center" (carnivaloftherandom.tumblr.com)

Kommentar:

Wir sagen hipp, hipp und allen Beteiligten von ganzem Herzen Danke!

Der 16.6.2010 wird in die Geschichte eingehen als grosser Tag im mittlerweile 17 Jahre dauernden Kampf verstümmelter Zwitter gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern und sonstige, medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige Humanexperimente an Zwittern.

Bleibt zu hoffen, dass der saubere Dr. Poppas gelegentlich dort landet, wo er und seinesgleichen korrekterweise hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Nachtrag: Facebook-Gruppe "End Female Genital Mutilation at Cornell University"

Siehe auch:
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Zwangskastrationen an "Intersexuellen": "Keine Mutanten züchten"
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- Deutscher Ethikrat: Kein Handlungsbedarf bei Genitalverstümmelungen an "Intersexuellen" 
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- USA: Weg weisende Kampagne gegen pränatale Dexamethason-Zwangsbehandlungen

- page 5 of 7 -